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thun!_2010_winter_Layout 1
thun dasmagazin
spezialwinter
Wintersportaktivitäten: Schneezauber in der Region Thun 14
Wintertauchen im Thunersee: Still ist es unter der Oberfläche 38
Kulinarisches: René Schudel dampft in allen Gassen 44
3
EDITORIAL
Die Region Thun lebt. Auch im Winter!
Region Thun auskosten. Schneeschuhwandern in der Stille der
Zettenalp, Wintertauchen im Thunersee, Vögel beobachten im
Gwattlischenmoss, Lamas bestaunen in Aeschiried, die Muskeln
entspannen im Solbad, einen Racletteabend im eingeschneiten
Spycher geniessen …
Mit der Sonderausgabe «winter» von «thun! das magazin» präsentieren wir Ihnen eine Auswahl möglicher Alternativen zum
Verbleib auf dem Sofa und bringen Ihnen damit die Schönheiten
unserer bezaubernden Region näher.
Kennen Sie diese Situation: Es ist tiefer Winter, man sitzt zu
Hause auf dem gemütlich warmen Sofa und überlegt sich, was
man mit dem freien Tag anfangen könnte. Eigentlich würde man
sich gerne etwas bewegen – aber als Preis dafür zum Schluss
noch im Stau zu stehen – dazu hat man dann doch keine Lust.
Wer meint, das Leben im Winter finde nur in den grossen Wintersportregionen statt, der irrt sich. Ob unter kundiger Führung oder
im Alleingang – der Winter lässt sich auch in der Stadt und der
Wir wünschen Ihnen einen erlebnisreichen Winter in der Stadt
Thun und der Region rund um den Thunersee!
Philippe Haeberli
Leiter Stadtmarketing Thun
Natürliche Energie.
Freuen Sie sich über einen
schadstoffarmen Winter.
Winterzauber: Blick auf die Stockhornkette.
www.energiethun.ch
Bild: Marco Oswald
IMPRESSUM ISSN 1662-0992 HERAUSGEBER: Stadtmarketing der Stadt Thun, Thunerhof, Postfach, 3602 Thun, Tel. 033 225 82 24, E-Mail [email protected] VERLAG, KONZEPT, REALISATION: Weber AG, Werbeagentur und Verlag, Gwattstrasse 125,
3645 Gwatt, Tel. 033 336 55 55, Fax 033 336 55 56, E-Mail [email protected] LEITUNG: Alexandra Jäggi, Stadt Thun; Fabienne Meister, Weber AG. INSERATE: Bernhard Hunziker, Weber AG. REDAKTION: Alexandra Jäggi, Stadt Thun; Marco Oswald,
Textcube; Jürg Alder, Stadt Thun; Beat Straubhaar, Weber AG und Fabienne Meister, Weber AG. TITELBILD: Beat Straubhaar. AUFLAGE: 57000 Exemplare DRUCK: Jost AG, 3626 Hünibach PAPIER: 100gm2, holzfrei ungestrichen VERTEILUNG: Stadt Thun,
Aeschlen, Allmendingen, Amsoldingen, Bleiken, Blumenstein, Buchen, Eriz, Fahrni, Forst, Gunten, Gwatt, Heiligenschwendi, Heimberg, Heimenschwand, Hilterfingen, Höfen, Homberg, Horrenbach-Buchen, Hünibach, Innereriz, Längenbühl, Merligen, Oberhofen,
Pohlern, Ringoldswil, Schwanden Sigriswil, Schwarzenegg, Schwendibach, Sigriswil, Steffisburg, Süderen, Teuffenthal, Thierachern, Tschingel, Uebeschi, Uetendorf, Unterlangenegg und Zwieselberg.
4
Inhaltsverzeichnis
Schneeschuhwandern: Auf leisen Sohlen zur Zettenalp
Doldenhor n
3643 m
Balmhor n Altel s
3709 m 3629 m
W ildstr ubel
3243 m
ARNOLD LUGINBÜHL
Lauberhor n
2472 m
Kleine Scheidegg
Lawinen: Vorsorgliche Massnahmen zum Schutz vor
Lawinen
23
Lamas in Aeschiried: Exotisches Paradies für Lamas
und Alpakas
26
30
Winterzauber: Impressionen
Stechelberg
Wengen
Ausflugsziele: Ägelsee, Hubelhof Reust, Alte Elsighütte
und Skihütte Faltschen
Winterbesuch im exotischen Aeschiried
Mürren
Im Berner Oberland gibts den Winter auch
exotisch: bei Arnold Luginbühl und seinen 400
Wooley-Lamas und Huacaya-Alpakas. Die
Familien Arnold und Toni Luginbühl betreiben
in Aeschiried die grösste Farm und Zuchtstätte
Kontinentaleuropas.
MSeite
orgenberghor
n
23
Kiental
Winter am See: Das Ufer lebt – auch im Winter
RENÉ SCHUDEL
Tipps für den Winter: Gesund durch die kalte Jahreszeit
Winterstreifzug durchs «Benacus» Zweilütschinen
Im Herz von Unterseen hat der Schrittmacher
einen Namen: René Schudel. Sein Restaurant
ist Kult – das Benacus ist mehr als ein Geheimtipp. Hier ist Schudel nicht nur Gastgeber,
hier ist er auch Tüftler und TV-Koch für den
Wilderswil
Funky Kitchen Club.
Bönigen
Seite 44
Winterstadt Thun: Zu Hause bleiben ist keine
Alternative!
Winterangebot auf dem Thunersee: Fondue, Chinoise
oder Krimiduell: Nichts wie los!
Kulinarisches: René Schudel dampft in allen Gassen
Schlusspunkt: Das Wort hat Heinrich Gartentor
Schynige Platte
2100 m
Reichenbach
Suldtal
Mülenen
Aeschiried
Därligen
Hondrich
Golf
18h
Interlaken
MARTIN GERBER
Segelschul e
Neuhaus
Gemmenalphor n Niederhor n
1950 m
tthor n
m
Ju
st
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ist
Beatenberg
Sigriswiler Rothor n
2050 m
Habkern
Am See unterwegs mitSpiez
dem Ornithologen
Reutigen
Schloss Spiez
Spiezberg
Ein Winterspaziergang
durchs Gwattlischenmoos
bringt es ans Tageslicht: Das Seeufer ist auch
Einigen
Segelschule
im Winter ein Vogelparadies – Schell-Enten,
Rost-Gänse und Eisvögel sind nur ein paar der
Vogelarten, die sich an einem frostigen WinterThunersee
Gwatt Zentrum
tag am Ufer des Thunersees beobachten lassen.
Seite 34
Gwatt
Beatushöhlen
Sundlauenen
Unterseen
Harder Kulm
Ringgenberg
Wimmis
Faulensee
Matten
Goldswil
Erlenbach
Aeschi
Krattigen
Leissigen
Heimwehfluh
Te ll-Spiel e
Uns finden Sie auch im Internet unter www.thun-winter.ch.
Niesen
2362 m
tig
Wintertauchen: Still ist es unter der Oberfläche
Frutigen
2249 m
Lauterbrunnen
Wellnessoasen: Entspannung und Genuss pur
Adelboden
Kandersteg
l
Karte: Wintersportregionen rund um den Thunersee
Schilthor n
2970 m
ta
18
20
44
46
Blümlisalp
3664 m
Jungfraujoch
3454 m
Felix Maurhofer: Lawinen- und Bergretter aus
Leidenschaft
Wintersportaktivitäten: Schneezauber in der Region
Thun
42
Breithor n
3782 m
EDITORIAL / IMPRESSUM
14
33
34
37
38
41
Jungfrau
4158 m
em
6
10
M önch
4099 m
Di
3
Eiger
3970 m
O berbergl i
Beatenbucht
Merligen
Gunten
Aeschlen
Längenschachen
Hohgant
2197 m
Schloss Oberhofen
Segelschule Schloss Schadau
Wocher Panoram a
Oberhofen
Sigriswil
Hilter fingen
Schloss Hünegg Hünibach
Tschingel
Heiligenschwendi
Ringoldswil
Schloss Thun
Goldiwil
Sternwar te
Schwanden
Thun
Blueme
Teuf fenthal
Inner-Eriz
Homberg
Äusser-Eriz
Steffisburg
Buchen
Schwarzenegg
mbach
Fahrni
Süderen
Heimenschwand
Schangnau
Schallenberg
Heimberg
Ni
7
SCHNEESCHUHWANDERN
Auf leisen Sohlen zur Zettenalp
Das Wandern auf Schneeschuhen durch winterliche Landschaften wird immer beliebter. Das Thuner Ostamt bietet wunderbare
Möglichkeiten, auch für Einsteiger.
Beim Schnabel weitet sich das Panorama mit Niesen und Stockhorn.
Brrrr… die Kälte auf dem Parkplatz bei der Schwanden-Säge geht
durch und durch, die Lust auf Bewegung nimmt ständig zu. Ein
herrlich strahlender Tag steht einigen Schneeschuh-Greenhörnern
bevor. Sie wollen sich in die Geheimnisse der winterlichen Natur
und ins Laufen mit Schneeschuhen einweihen lassen. Einer, der
dies in unserer Region für den Thunersee Tourismus macht, ist
Bergführer Ueli Bühler aus Schwanden. Er, der in den 80er-Jahren
die Heckmair-Route in der Eigernordwand solo in einem Tag
durchstieg und am Ost-Gipfel des Nanga Parpat auf über 8000
Meter um sein Leben kämpfte, zeigt heute einigen «Städtern» mit
grossem Respekt das tief verschneite Hinterland der Thunerseeregion. Auf der gegenüberliegenden Seeseite, im Diemtigtal, ist
es Hans von Allmen, der ebenfalls Schneeschuhtouren anbietet.
Bergführer Ueli Bühler zieht die Spur am Obere Mäscher. Im Hintergrund der Sigriswilergrat mit dem Bluemehorn.
Erste Schritte auf dem Pulverschnee
Tief verschneit präsentieren sich die Wälder im Gebiet der Oberen
Matte, ab hier gilt es ernst. Schneeschuhe werden an den Schuhen montiert und Skistöcke verteilt. Instruktionen braucht es
keine, ab gehts Richtung Schnabel. Der ortskundige Leiter der
Tour vorne weg, um die Spurarbeit beneidet ihn heute niemand.
Die Landschaft ist tief verschneit. Traumhaft, wie die Sonne durch
den Wald blinzelt. Die ersten ungewohnten Schritte hinter sich
gebracht, stellt man schnell fest, dass das Gehen mit Schneeschuhen in der Ebene kinderleicht ist.
Gäste in unberührter Landschaft
Eine der Teilnehmerinnen nutzt den ersten Halt, um sich bei Ueli
Bühler nach dem Wild zu erkundigen, und will wissen, ob die
Gruppe nicht eventuell Tiere aufscheuchen könnte. Der Bergführer gibt Auskunft, weshalb er in diesem Gebiet ohne Bedenken
unterwegs ist. Aufgrund von Trittsiegeln und Fährten, aber auch
anhand von Kot, Frass- und Scheuerspuren weiss er, in welche
Gebiete er Gäste führt. Deshalb ist er sicher, dass wir uns hier
nicht im Lebensraum von Huftieren aufhalten, die gestört werden
und deren Energieverbrauch durch die Flucht im tiefen Schnee
unnötig erhöht würde. Der Konflikt zwischen rücksichtslos durch
den Wald stapfenden Schneeschuhläufern und dem Wild ist auch
ihm präsent, die Aussage «Wir sind Gäste in der Bergnatur und
verhalten uns entsprechend achtsam und rücksichtsvoll» kennt
Ueli Bühler bestens.
Seine Botschaft an uns Schneeschuhläufer ist klar: Entweder
bewegt man sich auf offiziellen Routen, schliesst sich einem ortskundigen Führer an oder befasst sich selber intensiv mit der Natur
und den Lebensräumen der Tiere. Beim Studium von Fachliteratur
erfährt man zum Beispiel, welches der Rauhfusshühner in welcher Höhe überwintert: das Schneehuhn auf über 2550 m ü. M.,
das Birkhuhn über 2000 und das Auerhuhn zwischen 1000 und
1800 m ü. M.
9
SCHNEESCHUHWANDERN
Tag der offenen Tür:
Am letzten Samstag im
November 9 bis 14 Uhr
Gratis: Fussanalyse
Unter kundiger Führung
Frisch gestärkt stapft die Gruppe weiter. Die Anforderungen an
die Schneeschuhläufer steigen. Erstmals gilt es, das Gehen auf
gefrorener Oberfläche zu testen und auch steilere Hänge zu begehen. Ueli Bühler passt das Tempo an und führt die Gruppe über
Obere Mäscher in Richtung Zettenalp. Der erfahrene Bergführer
bemerkt in der Gruppe erste Ermüdungserscheinungen und beschliesst, eine Abkürzung über den etwas sanfteren Waldweg
einzuschlagen.
Schneeschuhwandern soll vor allem den Einsteigern in erster
Linie Freude bereiten und nicht in einen Härtetest ausarten. So
erreicht die Gruppe glücklich über das Erfahrene und zufrieden
über das Geleistete den Ausgangspunkt Schwanden-Säge – im
Wissen, dass diese Art von Winteraktivität für alle nicht mit dem
soeben absolvierten Schnupperkurs zu Ende gehen wird.
K a n d a h a r
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Das Erklären der Gegend gehört zum Beruf des Bergführers.
Mäusespuren und atemberaubende Aussicht
Wir befinden uns mittlerweile im Tönismoos auf gut 1300 m ü. M.
vor dem Aufstieg zum Schnabel. Ueli Bühler zeigt den interessierten Gästen im glitzernden Pulverschnee die feine Spur, welche
eine Maus gezogen hat. Mäuse machen keinen Winterschlaf, sind
aber kälteempfindlich und produzieren so genügend Bewegungswärme. Mit ihrem Verhalten sorgen sie zudem dafür, dass einer
ihrer Feinde auch im Winter zu Mahlzeiten kommt. «Ein Fuchs
benötigt pro Tag gegen 20 Mäuse», weiss der Naturkenner Bühler. Über der Alp Schnabel ist Zeit für einen ersten Halt. Ein
Schluck heisser Tee, eine Kleinigkeit für den Zuckerhaushalt im
Körper und wärmende Sonnenstrahlen im Gesicht. Die Psyche
meldet sich mit einem lang gezogenen «Aaah» … der Blick gegen
Westen ist traumhaft. Eingerahmt von tief verschneiten Tannen
links der Niesen, rechts das Stockhorn. Im Osten der Sigriswilergrat und die tief verschneiten Alpen beim Übergang ins Eriz.
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Text und Bilder: Beat Straubhaar
VERHALTENS-TIPPS FÜR SCHNEESCHUHLÄUFER
Der SAC empfiehlt:
– Wir verhalten uns möglichst ruhig
– Wir halten beim Betreten neuer Geländekammern nach
Tieren Ausschau
– Wir weichen Tieren und ihren Einstandsplätzen nach
Möglichkeit aus
– Wir wählen unsere Route möglichst nicht entlang der
Waldgrenze
– In der Dämmerung verhalten wir uns besonders rücksichtsvoll
– Wir respektieren Wildruhe- und Schutzgebiete
– Wir schonen die Grenzbereiche Schneedecke–Gras
– Wir lassen den Hund besser zu Hause
Die Gruppe im offenen Gelände Richtung Zettenalp.
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FELIX MAURHOFER
Lawinen- und Bergretter aus Leidenschaft
Felix Maurhofer ist seit einem Jahr Rettungschef der SAC-Sektion Blümlisalp und dadurch Mitglied der Alpinen Rettung Schweiz. Als
Bergführer kennt er die Schönheiten und Gefahren der Bergwelt bestens.
Wie haben Sie die Natur kennengelernt – wie sahen die ersten
Erfahrungen in den Bergen aus?
Mit meinen Eltern gingen wir schon früh in die Berge wandern
oder auf Skitouren. Sie haben mir die Augen für die Schönheit der
Natur und insbesondere der Berge geöffnet. Zum eigentlichen
Extrembergsteigen verführten mich dann aber die heldenhaften
Bergbücher der grossen Bergsteiger wie Walter Bonatti, Gaston
Rebuffat oder Reinhold Messner.
War Bergführer schon früh Ihr Traumberuf?
Daran habe ich lange nicht gedacht. Für mich wars eine Art Mythos. Der Wunsch, selber als Bergführer unterwegs zu sein,
keimte erst, als ich als Alpinist die Sturm- und Drangjahre hinter
mir hatte.
Die SAC-Sektion «Blümlisalp» zählt schon bald 2000 Mitglieder.
Wo liegen die Gründe für den boomenden Bergsport?
Ich glaube, in unserer von Technik und Materialismus geprägten
Gesellschaft suchen die Menschen das Ursprüngliche, Echte und
Wahre noch viel stärker. Am Berg sind Mut, Entschlossenheit,
Besonnenheit, Vertrauen, Kameradschaft, Charakter und Kraft
gefragt – Eigenschaften, die unserem archaischen Wesen entsprechen.
GPS-Geräte sind bei Freizeitsportlern heute Teil der Standardausrüstung. Besteht nicht die Gefahr, dass vor lauter Elektronik die Natur zu kurz kommt …
Es stimmt schon, heute prägt die Hightech-Ausrüstung viele
Sportarten. Man braucht für jede Disziplin, vom Eisklettern bis zu
Skitouren, eine Spezialausrüstung. Da besteht schon die Gefahr,
dass man sich stärker auf die Ausrüstung als auf die Natur konzentriert.
… oder die Bergsportler sich zu stark in (technischer) Sicherheit fühlen, ohne die Gefahrensituation selber beurteilen zu
können?
Die Annäherung an die Berge geht heute oft sehr schnell, weil mit
den vielseitigen Trainingsmöglichkeiten das sportliche Niveau bei
vielen sehr hoch ist. Meine Generation hat sich viel behutsamer
an die grossen Herausforderungen gewagt.
Felix Maurhofer im Rettungsmagazin der Station Gesigen.
Einheimische im Diemtigtal sagen, kein Hang oder Couloir sei
vor Tourenfahrern mehr sicher. Gehen Tourenfahrer gerne mal
zu weit?
Es ist manchmal schon bedenklich, was man da alles so beobachtet. Es erstaunt mich ehrlich gesagt, dass nicht mehr Unfälle
passieren.
Der Rettungschef steht mit den Suchtrupps im Gelände über Funk in Kontakt.
Wie erfolgt die Alarmierung der Bergretter bei Unfällen?
Wo trifft man sich?
Unsere Einsatzleiter sind alle mit Pager ausgerüstet und werden
so von der Rega direkt alarmiert. Nach dem Alarm können dann
alle notwendigen Retter und Spezialisten aufgeboten werden.
Man besammelt sich dann entweder im Rettungsmagazin in Gesigen oder in der Nähe des Einsatzortes.
So auch beim tragischen Lawinenunglück am Drümännler vor
knapp einem Jahr?
Ja, damals waren drei Retter von unserer Station im Einsatz.
Wie schulen Sie Ihr Rettungsteam für Sommer- und Wintereinsätze?
Wir halten regelmässig Einsatzübungen ab und bieten Weiterbildungskurse an. Die Retter sind verpflichtet, regelmässig solche
Kurse zu besuchen.
Wird die Zunahme der objektiven Gefahren durch die Veränderungen der Umwelt zu einem Problem?
Ja, tendenziell steigen die objektiven Gefahren wie Eis- und
Steinschlag. Insbesondere das Abschmelzen der Gletscher und
das Auftauen des Permafrosts führen vor allem im Sommer zu
mehr Steinschlag und Erdrutschen. Dadurch werden gerade im
Hochgebirge Übergänge und Zustiege problematisch.
13
FELIX MAURHOFER
«Kulinarisches Thun»
Adventsbummel
Stadtführung und Gastroerlebnis!
Ein gemütlicher Abend für Gruppen in
der attraktiven Thuner Altstadt. Stadtführung
und kulinarische Genüsse aus regionaler
Produktion in vier traditionsreichen Thuner
Gaststätten.
Geführte vorweihnachtliche Spaziergänge
durch die in weihnachtlichen Glanz
getauchte Thuner Altstadt. Sie hören
Geschichten und Legenden zu Weihnachtsund Adventsbräuchen.
Ab 8 Personen auf Bestellung.
Daten: Mittwoch, 1.,8. + 15. Dezember 2010
jeweils 17.30 – 19.30 Uhr
Dauer: 3–4 Std.
Kosten: Führung mit 4-Gang-Menu
inkl. Getränke (ausser beim Hauptgang):
CHF 115.– p.P.
Dauer: ca. 2 Std.
Kosten: CHF 25.– pro Person
(inkl. Glühwein)
Gruppen: Auch ausserhalb der öffentlichen
Führungen buchbar. CHF 200.–
(bis 20 Personen)
Auskünfte und Anmeldungen:
Thun Tourismus, Welcome-Center
im Bahnhof, CH-3600 Thun
Telefon +41 (0)33 225 90 00
[email protected] · www.thun.ch
Ein Schneeprofil zeigt die Schneehöhe und die verschiedenen Schneeschichten. Daraus lässt sich die Lawinengefahr ablesen.
Schützen und nutzen – das grosse Thema in den SAC-Sektionen.
Wie viel Mensch verträgt die Natur aus Ihrer Sicht?
Besonders auf Modetouren ist schon sehr viel los. Leider verhalten sich viele rücksichtslos, werfen Abfall achtlos weg und ignorieren die Bedürfnisse der Natur. Wenn sich jeder an die Regeln
hält, sollten die Massen hingegen kein Problem sein.
Schätzen Ihre Frau und die Kinder die Bergwelt trotzdem
gleich wie Sie?
Ja sicher, denn bevor wir Kinder hatten, waren meine Frau und
ich oft in den Bergen unterwegs. Mir ist es ein wichtiges Anliegen,
meinen Kindern die Berge näherzubringen – Bergsteigen ist eine
der besten Lebensschulen.
Hauptberuflich sind Sie Chefredaktor der Zeitschrift «Touring».
Wie viel Zeit bleibt Ihnen für das Führen von Gästen?
Im Moment sehr wenig, vor allem auch, weil ich möglichst viel
Zeit mit meinen zwei Töchtern verbringen möchte.
Wachsen da ambitionierte Alpinisten heran?
Das wird man sehen. Die ältere Tochter jedenfalls hat Spass am
Klettern und will ab und zu mit mir in die Kletterhalle. Dabei
staune ich, wie selbstverständlich sie die Wände hochsteigt.
Und was meint die Familie zur möglichen Alarmierung rund
um die Uhr?
Sie kann gut damit umgehen, weil sie versteht, dass es wichtig
ist, Menschen in Not zu helfen. Zudem müssen wir glücklicherweise in unserem Rettungsgebiet nicht sehr oft in den Ernsteinsatz.
Was gönnen Sie sich nach einem anstrengenden Bürotag, wenn
alles nach Plan verläuft und kein Rettungseinsatz ansteht …
Wenns die Zeit erlaubt, bin ich gerne auf dem See am Fischen
oder unter der Wasseroberfläche am Tauchen. Das Wasser ist
zwar nicht ganz so aufregend wie die Berge, doch kann ich dabei
die Alltagslasten sehr gut abschütteln.
Interview und Bilder: Beat Straubhaar
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WINTERSPORTAKTIVITÄTEN
Schneezauber in der Region Thun
Abseits des grossen Rummels hat die Region rund um den Thunersee vielfältige Skigebiete, Langlaufmöglichkeiten, Schlittelwege und
Winterwanderwege anzubieten.
Skipisten in der Region
Sigriswil und Schwanden haben je rund zehn Kilometer präparierte
Pisten zu bieten. In Schwanden hat es neben dem langen Skilift auch
einen Tellerlilift – ein ideales Skigebiet für Einsteiger und Kinder.
Im Gebiet Beatenberg-Niederhorn vergnügen sich Skifahrer,
Snowboardfahrer, Winterwanderer und Schlittler, ohne sich gegenseitig im Weg zu stehen. Erschlossen mit einer Gruppenumlaufbahn, vier Skiliften und einem Kinderskilift, stehen den Wintersportlern 22 Kilometer Pisten zur Verfügung.
Mit seinen drei Skiliften und den 12 Kilometern Piste ist Krattigen
ein Geheimtipp. – Die Aussicht von der Aeschiallmend und dem
Allmispitz auf den Thuner- und Brienzersee ist einmalig. Der spezielle Trainingslift bietet Anfängern die perfekte Übungsanlage.
In Heimenschwand werden jeden Winter rund sechs Kilometer
Pisten präpariert, den Ski- und Snowboardfahrern steht ein Skilift
zur Verfügung. Von Montag bis Freitag gibts zudem Abendskifahrten (19.30 bis 22.00 Uhr).
Der Reiz des Winters: Eisklettern in der Wand.
Im Eriz hats zwei Skilifte und sechs Kilometer Piste. Für die kleinen Skihasen gibts den SnowPark «Schneechutzli Kinderland»
mit zwei Kinderskiliften, einem Schneekarussell, einem Zauberteppich, Hüpfburg und Indianerzelt sowie einer Wellenbahn und
einem Parcours.
Wer für das totale Wintersportvergnügen oder den Gesamtweltcup
noch etwas üben will, kann dies auch in Heiligenschwendi tun.
Hier erwartet die Ski- und Snowboardfahrer, aber auch Schlittler,
ein Übungslift mit 500 Metern Piste. Bei der Multenegg hat es zudem einen Kinderskilift.
SCHNEE- UND PISTENBERICHTE REGION THUNERSEE
Sigriswil-Schwanden: Telefon 033 251 22 00,
www.str-tourismus.ch
Beatenberg-Niederhorn: Telefon 033 841 18 41,
www.niederhorn.ch
Krattigen: Telefon 033 654 14 10, www.krattigen.ch
Heimenschwand: Telefon 033 453 18 74,
www.heimenschwand.ch
Eriz: Telefon 033 453 24 00, www.snowparkeriz.ch
Heiligenschwendi: Telefon 033 243 52 33,
www.heiligenschwenditourismus.ch
17
WINTERSPORTAKTIVITÄTEN
Eislauf oder Hockey-Kunst auf der Thuner Eisbahn
Die Kunsteisbahn Thun lädt den ganzen Winter durch zum gemütlichen Rundenlaufen oder zum Eishockeyspielen, dem so
genannten «Chneble». Für Gruppen besteht die Möglichkeit, zu
bestimmten Zeiten einzelne Eisfelder für Plauschhockey zu mieten. Auf allen Anlagen werden Schlittschuhe und zum Teil auch
Eishockey-Material günstig zur Miete angeboten.
Curler können in der Curling-Halle Thun ihrem Sport frönen.
Mehr unter www.kunsteisbahnthun.ch
Stille Schönheit in früher Morgenstunde: Langlaufen in Heimenschwand.
Ab auf die Loipe – und den Wintertraum (er)leben
Die beliebtesten Langlaufgebiete sind Schwanden ob Sigriswil,
das Justistal, Heiligenschwendi und die Region Heimenschwand.
horn nach Vorsass: In knapp 40 Minuten gehts von 1950 Metern
über Meer auf 1450 Meter hinunter – rund 500 Höhenmeter auf
drei Kilometern.
Die verschiedenen Loipen werden jeden Winter mit viel Liebe,
Herzblut und Aufwand von den lokalen Organisationen präpariert.
Wer ein richtiger Langläufer ist – und den Grundsatz Fairplay und
Fairen Sport lebt – kauft sich zu Saisonbeginn den nationalen
Loipenpass (100 Franken). Dieser ist während eines Jahres in der
ganzen Schweiz gültig. Der Loipenpass ist in diversen Sportfachgeschäften und bei den Tourismusorganisationen erhältlich.
Kinder laufen natürlich gratis über die Langlaufpisten …
Wer seinen Niederhorn-Schlitteltrip mit Winterwandern kombinieren will, wählt eine von vier Varianten: Niederhorn – Vorsass,
Vorsass – Bodenalp – Beatenberg, Niederhorn – Hohwald – Waldegg oder Beatenberg Station – Riedboden – Bodenalp Rischeren –
Waldegg. Wichtig für Winterwanderungen: gutes Schuhwerk,
warme Kleidung und richtigen Sonnenschutz. Die Routen sind
problemlos zu begehen und gut gekennzeichnet. Wichtig ist, die
Pfade nicht zu verlassen. Wegen den Wildtieren wird darum gebeten, Hunde an der Leine zu führen.
LANGLAUF-TIPPS
Schwanden ob Sigriswil und Justistal: Höhenlage: 1000 bis
1200 Meter über Meer, 25 Kilometer klassisch und Skating.
Mehr Informationen unter 033 251 11 72, www.str-tourismus.ch
Heiligenschwendi: Zwei gespurte Langlauf-Loipen, klassisch
(zwei und drei Kilometer), kein Skating. Mehr Informationen
unter 033 243 52 33, www.heiligenschwenditourismus.ch
Heimenschwand: Rund 25 Kilometer Langlauf-Loipen,
klassisch und Skating. Eine Nachtloipe (2 Kilometer, von
17.00–22.00 Uhr), klassisch und Skating. Mehr Informationen
unter 033 453 22 53, www.llch.ch
Eriz: Insgesamt stehen 23 Kilometer Langlauf-Loipen,
klassisch und Skating, zur Verfügung. Loipen-Bericht unter
033 453 24 00, www.snowparkeriz.ch
Rasante Talfahrt mit dem Schlitten
Schlittelspass gibts am Niederhorn in zahlreichen Variationen:
Klassisch und beliebt ist der Schlittelweg ab Bergstation Nieder-
Winter- und Schneeschuhwanderungen am Stockhorn
Abgelegene Hänge, einzigartiges Bergpanorama, perfekte
Routen: Das Stockhorn ist ein wahres Winterparadies. Wer 45 Minuten Schnee und Winterzauber geniessen will, macht sich von
der Mittelstation Chrindi auf und umläuft den Hinterstockensee.
Eine zweite Route führt von der Mittelstation Chrindi zum Oberbärgli am Lasenberg – diese Winterwanderung (mit Aufstieg)
dauert ebenfalls 45 Minuten. Wer sich etwas mehr auspowern
will, geht auf Schneeschuhwanderung. Die Schneeschuhwege
am Stockhorn führen entlang der markierten Winterwanderwege
– das Gebiet kann jedoch auch eigenständig erkundet werden (auf
eigene Gefahr). Wichtig ist: Wetterentwicklung beobachten,
Schneedeckenaufbau prüfen, Lawinengefahr nachfragen. Schneeschuhe inkl. Stöcke können bei der Talstation für 25 Franken gemietet werden.
Wer zu neuen Horizonten aufbrechen will, bucht am Stockhorn
eine Mondschein- oder Sternen-Schneeschuh-Tour inkl. Fondue-
Von Mitte Dezember bis März ist der nächtliche Schlittelplausch
wieder im Programm. Immer freitags und samstags kann entweder Sternschlitteln (Bahnfahrt und Schlitteln) oder Sternschlitteln PLUS (Bahnfahrt und Schlitteln inkl. Fondue im Berghaus
Niederhorn plus ein Glühwein im Bärgrestaurant Vorsass) gebucht werden.
SCHLITTELSPASS
Niederhorn: Telefon 033 841 08 41 für Reservationen und
Preisauskünfte oder www.niederhorn.ch. Schlitten können bei
der Bergstation Niederhorn gemietet werden.
Eriz: 2 Schlittelpisten à je 300 Meter. Weitere Informationen
unter www.eriztal-tourismus.ch
Heiligenschwendi: 2,5 km Schlittelweg, Start in der Nähe
vom Brätliplatz Hüniboden. Mehr Informationen unter
Telefon 033 243 52 33, www.heiligenschwenditourismus.ch
Traumhafte Winterlandschaft mit Blick auf den Niesen.
plausch. Die geführte Wanderung mit Bergführern der Alpinschule Bergfalke führt durch die vom Mondlicht oder von Sternen
beleuchtete Schneelandschaft des Stockhorngebietes. Zum Abschluss gibts eine gemütliche Fondue-Runde im Restaurant
Chrindi. Für die Schneeschuhwanderungen sind keine Vorkenntnisse nötig, die Wanderung dauert ca. 90 Minuten.
WINTER- UND SCHNEESCHUHWANDERUNGEN
Stockhorn: Infos zu geführten Touren gibts bei der Alpinschule
Bergfalke unter www.bergfalke.ch oder Telefon 079 502 50 80.
Aeschlen: Winterwanderwege mit prächtiger Aussicht auf den
Thunersee und die Alpen. www.thunersee.ch
Heiligenschwendi-Schwanden: Speziell gekennzeichnete
Winterwanderwege. Vom ½ stündigen, gemütlichen
Spaziergang bis zur 2½-stündigen Wanderung. Eine Karte
mit den Winterwanderwegen gibts zum Herunterladen auf
www.heiligenschwenditourismus.ch
Eriz: Rund 20 Kilometer Wanderwege in einer traumhaften,
fast unberührten Landschaft. Für mehr Informationen siehe
auch www.eriztal-tourismus.ch
Goldiwil: 6 Kilometer ob Thun, in sonniger Höhenlage,
mit idealen Wandermöglichkeiten auch im Winter.
www.thunersee.ch
Text: Marco Oswald Bilder: Christof Sonderegger, Schweiz Tourismus / zvg
WINTERSPORTAKTIVITÄTEN
insteraarhor n
4274 m
Eiger
3970 m
M önch
4099 m
Jungfrau
4158 m
Breithor n
3782 m
Blümlisalp
3664 m
Doldenhor n
3643 m
Balmhor n Altel s
3709 m 3629 m
W ildstr ubel
3243 m
Jungfraujoch
3454 m
Schilthor n
2970 m
Lauberhor n
2472 m
Kleine Scheidegg
Mürren
Wengen
Grindelwald
Lenk
Lauterbrunnen
Kiental
St. Steph
Niesen
2362 m
Zweilütschinen
Reichenbach
Di
em
tig
Suldtal
l
Schynige Platte
2100 m
Frutigen
M orgenberghor n
2249 m
ta
lhor n
81 m
Adelboden
Kandersteg
Stechelberg
Mülenen
Aeschiried
Wilderswil
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Därligen
Golf
18h
Interlaken
Niederried
Segelschul e
Neuhaus
Gemmenalphor n Niederhor n
1950 m
Harder Kulm
Augstmatthor n
2137 m
Ju
sti
s
tal
Spiez
Beatushöhlen
Sundlauenen
Unterseen
Schloss Spiez
Beatenberg
Sigriswiler Rothor n
2050 m
O berbergl i
Thunersee
Beatenbucht
Gunten
Aeschlen
Längenschachen
Hohgant
2197 m
Niederstocken
Schloss Oberhofen
Segelschule Schloss Schadau
Wocher Panoram a
Hilter fingen
Schloss Hünegg Hünibach
Tschingel
Heiligenschwendi
Ringoldswil
Schloss Thun
Goldiwil
Sternwar te
Schwanden
Thun
Amsoldingersee
Golf
9h
Uebeschisee
Blumenstein
Blueme
Teuf fenthal
Inner-Eriz
Homberg
Äusser-Eriz
Steffisburg
Buchen
S
Fahrni
Süderen
Heimenschwand
Schallenberg
Gwatt Zentrum
Oberhofen
Sigriswil
Schwarzenegg
Schangnau
Einigen
Segelschule
Merligen
Bumbach
Reutigen
Spiezberg
Gwatt
Habkern
Sigriswil / Schwanden: Ski, Langlauf, Winter- und Schneeschuhwandern
Beatenberg / Niederhorn: Ski, Schlitteln, Winterwandern
Krattigen /Aeschiried: Ski, Langlauf
Heimenschwand: Ski, Langlauf
Eriz: Ski, Langlauf, Schlitteln, Winter- und Schneeschuhwandern
Heiligenschwendi: Ski, Langlauf, Schlitteln, Winter- und Schneeschuhwandern
Stockhorn: Winter- und Schneeschuhwandern
Kemmeriboden
Aeschlen: Winter- und Schneeschuhwandern
Bad
Goldiwil: Winter- und Schneeschuhwandern
Thun: Eislauf, Hockey, Curling
Boltige
Faulensee
Matten
Ringgenberg
Stockhor n
2190 m
Hondrich
Te ll-Spiel e
Goldswil
Wimmis
Krattigen
Leissigen
Heimwehfluh
Bönigen
Erlenbach
Aeschi
Heimberg
Uetendor f
O
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N
20
21
LAWINEN
Vorsorgliche Massnahmen zum Schutz vor Lawinen
In den letzten 20 Wintern verloren im Berner Oberland 63 Menschen ihr Leben in Lawinen. Das letzte grosse Unglück betraf anfangs
Jahr eine Gruppe Tourenfahrer und Helfer im Diemtigtal.
Lawinenverbauungen an der Marchegg. Schutzbauten sind ein wichtiges Element im integralen Schutz vor Naturgefahren.
Jeden Winter gehen im Berner Oberland Lawinen nieder, je nach
Schneefällen unterschiedlich viele. Neben dem Schneedeckenaufbau stellen die Zuwachsraten an Neuschnee den wichtigsten
Faktor für die Lawinenbildung dar. Gefährliche Lawinensituationen
entstehen im Berner Oberland meistens bei Staulagen mit kräftigen Winden aus Nordwesten mit intensiven Schneefällen. In
solchen Situationen wird der Schneesportler mit dem Lawinenbulletin gewarnt – für Menschen in gefährdeten Gebieten und auf
Verkehrswegen muss aber vorgesorgt werden. So wurden beispielsweise im Februar 1999 im Berner Oberland vorsorglich
1722 Personen aus ihren gefährdeten Häusern evakuiert.
Teure Schutzbauten
In früheren Jahrhunderten wurde bei der Besiedelung aufgrund
von Beobachtungen und Erfahrungen gebührend auf die Lawinensicherheit der Standorte Rücksicht genommen. Die heutige Besiedlungsstruktur und Erschliessung im Berner Oberland führen
aber zwangsläufig zu Konflikten mit Lawinen. Die Gemeinden
verfügen heute ausnahmslos über Lawinengefahrenkarten im
Bereich der besiedelten Gebiete. Unterschieden wird dabei zwischen Gebieten unterschiedlicher Gefährdung: von rot (erheblich), über blau (mittel) und gelb (gering). Gelb-weiss bedeutet
eine Restgefährdung, weiss «keine Gefährdung». Diese Gefahrenkarten werden von der Abteilung Naturgefahren im Amt für
Wald des Kantons Bern in Interlaken für Fachberichte zu Ortsplanungen und Baugesuchen beigezogen. Dem integralen Schutz
vor Naturgefahren wird dabei grosse Beachtung geschenkt
(s. Kasten). In diesem Prozess sind Schutzbauten ein wichtiges
Element, wenngleich auch ein sehr teures. «Erfahrungsgemäss
kostet eine Lawinenverbauung pro Hektare eine Million Franken»,
erklärt Ueli Ryter von der Abteilung Naturgefahren. So würden
nur dort Verbauungen erstellt, wo ein entsprechender Gegenwert
bestehe (Kosten / Nutzen-Verhältnis). «Zudem kann man nicht
jedes Problem technisch lösen», meint er. Im Berner Oberland
sind fast alle grossen Verbauungen abgeschlossen. Diese müssen
aber laufend funktionstüchtig gehalten werden. Doch der Objektschutz für einzelne exponierte Häuser ist immer wieder ein
Thema.
Lawinenkataster gibt Auskunft
Beim Lawinendienst der Forstinspektion Oberland wurde Mitte
der Fünfzigerjahre auf Initiative und unter Leitung des damaligen
Oberförsters Walter Schwarz mit dem Aufbau des Lawinenkatasters Berner Oberland begonnen. Zu Beginn der Siebzigerjahre
wurden in sämtlichen Gemeinden mit Lawinenproblemen durch
systematische Befragungen vor Ort und Recherchen in schriftlichen Quellen alte Ereignisse in Erfahrung gebracht. Dies bildete
die Grundlage zum heutigen Lawinenkataster, der laufend mit
den aktuellen Ereignissen ergänzt wird. Das Werk wird seit 1989
in einer Datenbank elektronisch verwaltet und mit den digitalisierten Prozessräumen in einem geografischen Informationssystem
(GIS) verknüpft. Der Lawinenkataster dient den Verantwortlichen
heute als wichtiges Arbeitsinstrument, er beinhaltet aber auch
für Laien interessante Daten. Ueli Ryter hat den Lawinenkataster
systematisch ausgewertet und 2009 in einem Bericht zusammengefasst.
Auch tiefer gelegene Gemeinden
Insgesamt sind im Lawinenkataster 4500 Lawinenniedergänge
registriert, der älteste ereignete sich im Jahr 1336 in der Gemeinde
Gadmen. Die räumliche Darstellung der über 4000 bekannten
Lawinenschäden zeigt, dass diese über das ganze Berner Oberland verteilt sind. Seit 1900 mussten im Berner Oberland 207 Personen in Lawinen ihr Leben lassen, seit 1336 sind es deren 340.
Die tödlichen Lawinenunfälle verteilen sich auf 130 Lawinenzüge
in 37 Gemeinden, und dies nicht nur im inneren Oberland. Überraschend erscheinen auch Gemeinden wie Eriz, Pohlern, Reutigen
und Unterseen mit je einem Todesfall in der Statistik. Dass der
Anteil der «touristischen Todesopfer» in den letzten hundert Jahren
zugenommen hat, sieht Ueli Ryter in der markanten Zunahme
der Schneesportler ausserhalb der markierten und gesicherten
Pisten. Erfreulich sind aber die Rückgänge der Todesfälle im
Damit die Lawinenverbauungen im Winter ihre Funktion erfüllen können, werden…
Siedlungsgebiet und auf Verkehrswegen – ein gutes Zeichen für
die wesentlichen Fortschritte im integralen Schutz vor Lawinen.
Schutzwald pflegen
Der Wald ist nicht nur als Erholungsgebiet für den Menschen
wichtig, sondern auch für dessen Schutz. Schutzwälder brauchts
gegen Steinschlag, Erosion, Rutschungen, Hangmuren, Verrüfung, Hochwasser und Lawinen. In den Gebirgslagen übernimmt
der Wald an steilen Hängen den Schutz vor Lawinenbildung. Es
ist anerkannt, dass der Wald sowohl den besten wie auch den billigsten Lawinenschutz darstellt. «Doch damit er dem Anspruch
von dauerndem Schutz genügen kann, braucht der Schutzwald
Pflege», betont Ueli Ryter.
Sowohl am Brienzer- wie am Thunersee reichen die Anrissgebiete der Lawinen meist hoch über die dortige Waldgrenze von
1800 bis 1900 m ü. M. hinauf. Zum Glück wird der Verlauf der
meisten Lawinen unterhalb der Waldgrenze durch Runsen und
Gräben bestimmt. Damit wird der Schutzwaldgürtel in den Steilhängen oberhalb der Dörfer vor Lawinen bewahrt.
Text: Beat Straubhaar Bilder: Abteilung Naturgefahren / Beat Straubhaar
INTEGRALER SCHUTZ VOR NATURGEFAHREN
Raumplanung
Organisation
Operationell
Schutzwälder
Schutzbauten
Konflikte vermeiden
Evakuationen, Sperrungen
Künstliche Auslösungen
Verhinderung gefährlicher Naturprozesse
Technische Verbauungsprojekte
Mehr zum Thema Naturgefahren finden Sie unter
www.be.ch/naturgefahren. Gefahrenkarte: www.be.ch/geoportal
… sie in der schneefreien Zeit kontrolliert, wie hier am Niesen durch Ueli Ryter.
23
LAMAS IN AESCHIRIED
Aeschi: Exotisches Paradies für Lamas und Alpakas
Seine Welt sind die Lamas, die Alpakas und neu die Rentiere. In Aeschi betreibt er die grösste Farm und Zuchtstätte Kontinentaleuropas.
Arnold Luginbühl (42): Als Bauernsohn aufgewachsen, lebt er heute für seine Herde. Ein Besuch im Winterparadies Aeschi und Aeschiried…
Solar-Hightech aus dem Berner Oberland
Meyer Burger Technology AG ist eine weltweit führende Anbieterin von
innovativen Systemen und Produktionsanlagen für die Photovoltaik
in der Solarindustrie. Die Technologiegruppe mit Hauptsitz in Thun
beschäftigt weltweit über 1'000 Mitarbeitende auf 3 Kontinenten und
bekennt sich zum Standort Berner Oberland.
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www.meyerburger.com
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Weltweites Service-Netzwerk
Die Herde bahnt sich ihren Weg: die Lamas im tiefen Schnee von Aeschiried.
Aeschi liegt auf dem Bergrücken zwischen Morgenberghorn und
Hondrichhügel. Von Aeschi-Allmend aus geniessen Besucher und
Wanderer ein fantastisches Panorama. Nicht zuletzt deshalb ist
Aeschi eine beliebte Tourismusregion: Die Gemeinde verfügt über
sechs klassische Hotelbetriebe mit rund 260 Betten, in Ferienwohnungen stehen weitere 185 Betten bereit – 2009 verbuchte
Aeschi knapp 70 000 Logiernächte. Drei Berghütten, drei Gruppenunterkünfte und ein Campingplatz runden das Angebot ab.
Das Winterangebot ist top: Den Gästen stehen zwei Skilifte, zwei
Trainingslifte, über 20 Kilometer Winterwanderwege und 30 Kilometer Langlaufloipen zur Verfügung. Das Dorf sieht sich als
Feriendestination und Naherholungsgebiet für Gäste, die Ruhe
und Erholung in intakter Natur suchen.
Was tummelt sich denn da auf verschneiten Feldern?
Wer dem Winterwanderweg von Aeschi Richtung Aeschiried folgt,
erlebt ein besonderes Highlight – und läuft mitten in eine Herde:
Rund 400 Wooley-Lamas und Huacaya-Alpakas hausen bei den
Ein Rentier-Schlittengespann vor ungewohnter Kulisse.
LAMAS IN AESCHIRIED
Querfeldein durchs weisse Gelände: Familie Luginbühl auf Reise.
Luginbühls. Mit rund 400 Tieren betreiben die Familien Arnold
und Toni Luginbühl die grösste Farm und Zuchtstätte Kontinentaleuropas. Nur in England hat es noch eine etwas grössere
Farm. Seit 16 Jahren wird in Aeschi gezüchtet. Die putzigen Tiere
unterscheiden sich durch Grösse und Ohrenlänge: Alpakas sind
gegenüber Lamas kleiner und haben auch kleinere Ohren.
Arnold Luginbühl lacht: Er ist glücklich mit seinem heutigen
Leben. Den Forstwart-Job hat er an den Nagel gehängt. Zu gross
war der Körperverschleiss. Die Lama-Geschichte begann 1990,
als er am kanadischen 100-Mile-House als Holzfäller tätig war.
Luginbühl kam zurück in die Schweiz und schlug 1994 zu: «Zehn
Lamas habe ich gekauft, via Grossimporteur.» Und weil er keine
Ahnung von den Tieren hatte, besuchte er in der Folge 25 LamaFarmen in den USA. Nach drei Wochen wusste er, um was es
geht.
Heute hat er neben seinen Lamas und Alpakas auch sieben Rentiere. Die drei, die draussen in der Wintersonne stehen, heissen
Herold, Sultan und Cosmos – Letzteres sorgte Anfang 2009 auf
der Melchsee-Frutt schweizweit für Furore, nachdem es ausgerissen war und 14 Tage frei herumwilderte. Jetzt weidet das Tier
bei Arnold Luginbühl – und geniesst das verschneite Berner
Oberländer Alpenpanorama.
Lamas und Alpakas aus Aeschiried – ein Exportschlager
In den Anden wurden Lamas und Alpakas bereits vor 7000 Jahren
als Nutztiere gehalten. Lamas dienten als Allzwecktiere, trugen
Lasten, lieferten Nahrung, Dünger und Wolle. Alpakas wurden zu
wandelnden Wollknäueln getrimmt. Luginbühl züchtet die Tiere
für Liebhaber, sie kosten zwischen 1500 und 20 000 Franken, je
nach Qualität der Wolle und der Farbe des Tieres. Die Tiere liefern
Qualitätswolle – das Kilogramm verkauft sich für zehn Franken.
Geschoren wird nach der Schneeschmelze. Sie sollen ja im Sommer nicht schwitzen.
Vor zwanzig Jahren boomte das Geschäft mit den Lamas: Reiche
Amerikaner zahlten für Spitzenhengste bis 200 000 Dollar. Heute
sieht es anders aus, doch zum Überleben reicht es: Lama-Hengste
gibt es ab 2000 Franken, Alpaca-Hengste ab 1500 Franken. Die
Stuten kosten ab 4000 Franken aufwärts – bis 20 000 Franken ist
alles möglich.
Ein Familienunternehmen mit internationalen Kontakten
Züchter Luginbühls Frau kommt: Uli Lippl Luginbühl – die beiden
lernten sich 1996 kennen. Für den Lama- und Alpaca-Farmer ein
Glücksfall: Sie ist Tierärztin und arbeitete früher in München.
Dann gab sie Bayern auf und farmt nun mit ihrem Mann und den
drei Kindern im Berner Oberland.
Über 100 Alpakas, die in Aeschi geboren wurden, leben heute im
Ausland. Abnehmer sind gut betuchte Leute aus der Schweiz,
Frankreich, Deutschland, Österreich, Finnland und Schweden.
Selbst Alinghi-Besitzer Ernesto Bertarelli und Ehefrau Kirsty sind
mit den Kindern schon in Aeschi eingeflogen. Als der Heli des
zweifachen America’s Cup-Siegers wieder abhob, waren vier
Lamas und zwei Alpacas verkauft. Luginbühl sorgt sich am
Genfersee persönlich um die Tiere und schert sie auch jedes
Jahr. Bertarellis Ehefrau hat mittlerweile einen Kleinzoo: Nebst
Schafen, Ziegen, Schweinen, Ponys, Schildkröten und Hunden
leben auch die sechs Oberländer Exoten im Garten der Milliardärs-Familie.
Luginbühl sagt: «Die Haltung ist unkompliziert, die Tagesration
verkraftbar.» Rund 1,5 Kilogramm Heu verschlingt ein Alpaka pro
Wintertag – im Vergleich zu einer Kuh mit 15 Kilogramm pro Tag
fällt das nicht wirklich ins Gewicht.
Wer in Aeschi im Winter an der Farm auf der Seewenegg vorbeispaziert, sieht sie alle. Den Sommer verbringen die Tiere auf der
Alp: Die Lamas sind von Ende Mai bis Ende September auf dem
Ahorni im Niesengebiet, die Alpacas auf der Griesalp im Kiental.
Im alpinen Gebiet werden die nach Farben in Herden eingeteilten
Stuten mit speziell auserwählten Deckhengsten zusammengeführt, zwischen Mai und August kommt dann jeweils der Nachwuchs zur Welt.
Nur Tiere mit edlem Stammbaum
Arnold Luginbühl, der Aussteiger, der Exot, der Lama- und
Alpaka-Züchter: Aeschi ist seine Welt, die Tiere sein Leben. Mit
seiner Frau und seiner Familie lebt er seinen Beruf und liefert
interessierten Kunden vom Freizeittier bis zum exklusiven Zuchtund Showtier alles. Alle Alpakas stammen aus renommierten
Farmen in Peru, Chile, Bolivien und den USA – alle Tiere verfügen
über die nötigen Attests. Bei den Wooly-Lamas bilden hervorragende Blutlinien die Basis – aus den USA, Argentinien und Chile.
Alle Kameliden sind mit einem implantierten Chip identifiziert
und haben einen Stammbaum – mit registrierten Daten im europäischen Verband.
Aeschi lockt nicht nur als Winterwandergebiet, als Skiregion, als
Langlauf- oder Schlittelparadies: Auch die Lama- und AlpakaFarm verzaubert jeden Winter tausende von Spaziergängern. Die
Tiere mit dem Teddybären-Syndrom lassen auch in der eisigen
Jahreszeit niemanden kalt – im Gegenteil …
Mehr Informationen unter
www.alpacas-of-switzerland.com
www.lama1.ch
Text: Marco Oswald Bilder: Marco Oswald/zvg
Licht und Nebelmeer
Blick ins Frutigland. Der Winter zeigt sich hoch über Aeschiried von seiner goldenen Seite. Stimmungsvoller Moment und einzigartige
Weitsicht zur winterlichen Abendstunde.
Schnee- und Teezauber
Schloss Thun
Rote Hagebutten mit dem Morgengebet. Der Reif zeigt Spuren, die Rosenäpfel bleiben meist den ganzen Winter über am Strauch.
So auch vor der Kirche Aeschi, an einem winterlichen Sonntagmorgen.
Einige Zentimeter Neuschnee verwandeln das Wahrzeichen in ein Märchenschloss. Doch leider nur für kurze Zeit – die steilen Turmdächer lassen die weisse Pracht nur kurz verweilen.
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31
AUSFLUGSZIELE
Raclette im altehrwürdigen Keller
Skipause bei Haris in der Alten Elsighütte
Die zauberhafte Winterwanderung zum Ägelsee oberhalb Diemtigen lässt sich ideal mit einem Racletteabend im Haus Styg bei der
Familie Küng verbinden. Auf Voranmeldung gibts dort «Chees bis gnue» im gemütlichen Ambiente.
Sie liegt auf exakt 2000 Meter über Meer – und ist mehr als ein Millenniums-Geheimtipp: die Alte Elsighütte, mit dem Wirteehepaar
Therese und Hans Hari.
Das Dorf Diemtigen ist per Auto oder zu Fuss von der Bahnstation
Oey-Diemtigen erreichbar. Schon alleine das Dorfbild ist sehenswert. Es wurde 1986 vom Heimatschutz mit dem Wakkerpreis
ausgezeichnet. Wer sich in der winterlichen Natur ausleben will,
wandert eine gute halbe Stunde weiter bis zum Diemtigbergli, wo
das gleichnamige Restaurant als ideale Zwischenstation mit
Speis und Trank aufwartet. Von hier gehts noch rund einen Kilometer zum Ägelsee. Je nach Schneemenge und Jahreszeit ist
eine Umrundung möglich.
Danach gehts auf dem gleichen Weg zurück ins Dorf Diemtigen.
Von oben kommend am Ende des Dorfes befindet sich im altehrwürdigen Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert der Bio-Hof «Styg».
Dort hat die Familie Küng einen Kellerraum für gediegene Feste
und als gemütliches Gruppen-Wanderziel eingerichtet. Sabine
und Peter Küng produzieren während des Sommers auf der Alp
Selbezenweid neben herrlichem Alpkäse auch Alpraclette-Käse,
der hier zu eigenen Beilagen aus Feld und Garten «bis gnue» angeboten wird.
Die Elsigenalp: Wer sich vom Alltagsstress so richtig erholen will,
fährt ins Skigebiet Frutigen – und dann hoch ins Skizentrum Elsigen-Metsch (1300 bis 2300 Meter über Meer). Das ganze Skigebiet
verfügt über sieben Gross- und zwei Kleinskilifte. 7000 Personen
können pro Stunde befördert werden. Insgesamt finden die Wintersportler 28 Kilometer präparierte Pisten vor. Zwölf Kilometer werden beschneit – die Region bietet alles, für Anfänger und Könner.
Bei guten Schneeverhältnissen bildet am Schluss des Tages die
Abfahrt ins Tal den Höhepunkt. Die Alternative, 3,5 Kilometer ab
Elsigenalp nach Elsigbach, ist auch nicht schlecht! Diese Strecke
ist bis nachmittags um 15.30 Uhr auch für Schlittler geöffnet.
Wer Kraft tanken will, um den Ski- oder Wintertag durchzustehen, ist bei Familie Hari in der Alten Elsighütte richtig. Die sympathische Bergbeiz mit toller Sonnenterrasse bietet mehr als nur
sensationelle Verpflegung. Beim Wirteehepaar Hari ist der Gast
so richtig zu Hause und fühlt sich dabei wie ein König. Scheint die
Sonne, dauerts nach der Mittagssuppe oder dem Hobelkäse mit
dem Anschnallen der Skis meist etwas länger. – Ein gemütliches
Winterhaus verlässt man eben nur ungern …
Anmeldungen unter Tel. 033 681 25 83, Auskünfte über Wanderungen bei Diemtigtal Tourismus, Tel. 033 681 26 06
Blick auf den Ägelsee.
Text und Bild: Beat Straubhaar
Heisse Suppe: die Küche ist Klasse.
Text: Marco Oswald Bild: Weber AG
Währschafte Kost im heimeligen Spycher
Mit Durtschis geht in Aeschi-Allmend nichts «faltsch»
Bergbauern entwickeln oft Initiativen, die für Unterländer sehr angenehm sind. Ein entsprechendes Beispiel liefert die Familie Tschanz
auf dem Hubelhof in Reust: Währschaftes aus der Bauernküche, serviert im tief eingeschneiten, heimelig warmen Spycher.
Die Skihütte Faltschen in Aeschi-Allmend: Im Winter ein beliebter Treffpunkt für Skifahrer und Winterwanderer. Dass in der Faltschen
alles rund läuft, dafür sorgt die gute Seele des Hauses, Barbara Durtschi.
Hart an der Grenze zwischen Horrenbach und Reust, im Thuner
Ostamt, liegt der Hubelhof, ein kleiner Bergbauernbetrieb, der
von der Familie Tschanz bewirtschaftet wird. Im Jahr 2005 haben
Sohn Roland und Schwiegertochter Brigitte Brunner Tschanz mit
den Eltern Hanni und Hans Tschanz den Spycher für die Bewirtung von Gästen ausgebaut. Eine professionelle Küche und die
heimelige Stube, die bis zu 30 Personen Platz bietet, hauchen
dem Slogan «Im Spycher lässt sich fröhlich sein» Leben ein. Auf
Anmeldung werden Gruppen ab zehn Personen aus der Bauernküche mit vorwiegend eigenen Produkten vom Hof verwöhnt. Zur
Auswahl stehen sechs Menüvorschläge – zu allen gibts obendrauf ein Dessertbuffet, wie man es sich in dieser Gegend gerne
gefallen lässt: unter anderem gebrannte Creme, Meringues,
Fruchtsalat mit «viu Nidle» und «zum Kafi es Brätzeli» …
Wer mit dem ÖV reisen will, gelangt per Postauto ins Teuffenthal.
Der Hof ist von der Endstation «Post» zu Fuss in einer Dreiviertelstunde erreichbar. Während der Winterwanderung geht der Blick
im Osten übers Eriz zum Hohgant, im Westen grüsst zum Schluss
die Stockhornkette.
Anmeldungen unter Tel. 033 442 17 61
Geöffnet ist die Skihütte Faltschen mit prächtiger Aussichtsterrasse immer von Anfang Dezember bis Ostern. Ist die Schweizer
Fahne gehisst, dann ist die Beiz in Aeschi-Allmend offen. Das
wissen mittlerweile nicht nur die Stammgäste. Auf 1132 Metern
über Meer wirtet Barbara Durtschi. Sie wohnt selber in Aeschiried und ist seit zwei Jahren Wirtin hoch über dem Thunersee.
Ihre Gäste: Winterwanderer, Ski- und Snowboardfahrer sowie
Schlittler. Täglich wartet sie mit einer neuen, hausgemachten
Suppe auf. Weiter auf dem Speiseplan: Wurst und Kartoffelsalat.
Wer in der Skihütte übernachten will, muss sich voranmelden.
Wer abends mit Kollegen (Gruppe) länger bleiben will, kann einen
Fondueabend buchen (Vorreservation). Während der Sommermonate ist die Skihütte geschlossen und dient als Lagerhaus. Im
Winter ist sie in der Region Aeschiried der Geheimtipp …
Roland Tschanz beim Anbraten von Steaks aus eigener Tierhaltung.
Anmeldung für Übernachtung unter Tel. 033 654 56 89
Treffpunkt: die Skihütte in Aeschi-Allmend.
Text und Bild: Beat Straubhaar
Text und Bild: Marco Oswald
33
WELLNESSOASEN
Nach der Loipe ins Solbad Sigriswil
Die 25 Kilometer langen Langlaufloipen in Schwanden und im Justistal bieten Laufvergnügen für Skater und Läufer im klassischen Stil.
Nach dem genussvollen Gleiten durch die winterliche Natur liegt Erholung im Solbad Sigriswil auf der Hand.
Die Langlaufloipe in Schwanden befindet sich im Dorf und ist von
der Strasse her gut erreichbar. Wer aber zum Langlaufen die
Abgeschiedenheit eines traumhaften Bergtales sucht, fährt von
Sigriswil ins Justistal. Nach dem aktiven Sport im Schnee ist im
Solbad Sigriswil Erholung für Körper und Geist angesagt. Die
Entspannung im 35 Grad warmen Wasser des wunderschönen
Bades ist eine Wohltat, die Aussicht von hier auf den See und
die Berner Alpen einmalig. Ein Whirlpool löst die angespannten
Muskeln und das Kneippbecken weckt die Lebensgeister.
Das Solbad Hotel bietet den Gästen seit letztem Winter eine
erweiterte Wellness-Oase mit einer grösseren finnischen Sauna,
einer Kräuter-Bio-Sauna sowie einer Aroma-Dampfbad-Grotte
mit Lichtspiel. Dazu kommen ein neues Alpen-Hamambad,
Erlebnisduschen, ein neuer Aussenbereich mit Heissluft-Sauna,
Kaltwasser-Tauchbecken und einer Felsendusche. Für alle, die
sich beim Langlaufen oder Winterwandern etwas übernommen
haben, gibts vielseitige Massagen und Beauty-Anwendungen.
Auskünfte: Solbad Hotel Sigriswil, Tel. 033 252 25 25
Schneebericht Schwanden / Sigriswil, Tel. 033 251 22 00
AUS ERFAHRUNG
IN DIE ZUKUNFT.
Aus Erfahrung
Zauberhaft: das Solbadhotel in Sigriswil.
Text: Beat Straubhaar Bild: zvg
Hotel Beatus Merligen: die Winter-Oase
Winterzauber heisst auch entspannen, relaxen und geniessen. Sei es nach einem anstrengenden Tag an der frischen Luft – oder einfach
so an einem grauen Wintertag, wenn sich Körper, Geist und Seele nach Wärme sehnen.
Wer etwas Gutes für Körper, Geist und Seele tun will, ist im Hotel
Beatus in Merligen goldrichtig. Das Wellness- & Spa-Hotel am
Thunersee bietet Erholung pur. Wer von der Kraft des Wassers
schöpfen will, entspannt sich in den kalten Wintermonaten im
Freiluft-Erlebnis-Solbad. Entspannung finden die Gäste auf ergonomisch geformten Sprudel-Liegen und -Bänken oder gezielt an
den verschiedenen Nacken- und Massagedüsen. Das Eintauchen
in das heilkräftige Wasser lohnt sich: Dem Merliger Quellwasser
wird neun Prozent Natur-Sole aus den Rheinsalinen beigemischt.
Durch unsere individuellen Lösungen haben
Sie mehr Zeit für unbezahlbare Momente.
Winterwanderungen bei Thunersee Tourismus, Info-Center Gunten, Tel. 033 251 04 00
Wer es lieber heisser mag, geniesst finnische Momente in der
Blockhaus-Sauna oder der Bio-Sauna, je nach Lust und Laune.
Sauna-Gänge sind gesund: Das Sauna-Erlebnis hilft nicht nur
beim Entschlacken – es stärkt auch die Abwehrkräfte. Wer im
Hotel Beatus die Seele baumeln lassen und seine Erholung mit
Schönheit verbinden will, dem sei der Beauty-Bereich empfohlen.
Dieser bietet mehr als nur Verschönerung – und gepflegt sein
schmeichelt ja bekanntlich der Seele. Kurz: Nicht nur für Hotelgäste – auch für Leute, die auf Gesundheit setzen – ist das Hotel
Beatus in Merligen die perfekte Oase. Tauchen Sie ab – Ihrer Gesundheit zuliebe.
Paradiesisch: das Solbad im Beatus.
Text: Marco Oswald Bild: Hotel Beatus
34
35
WINTER AM SEE
Das Ufer des Thunersees lebt – auch im Winter
Tot und starr scheinen die Ufer des Thunersees im tiefen Winter. Doch eine Wanderung mit Experte Martin Gerber zeigt: Von Möwen
über Ringelnattern, Libellen und Eisvögel bis zu Rehen bereiten sich im Gwatt bei Thun verschiedenste Tiere auf den Frühling vor.
Ringelnattern warten auf Frösche
Links und rechts mit unsern Feldstechern herumspähend, sind
wir mittlerweile an den mit Schneehäubchen verzierten Spielgeräten des Bonstettenparks vorbei und über den kleinen Zierkanal
in ein Wäldchen vorgedrungen. Ein älterer Mann steht auf dem
Uferweg und blickt gebannt zum Wasser hinunter. Vor ihm steht
ein auf-geplustertes Vögelchen auf einem Kiesel. «Ein Rotbrüstchen», murmelt Martin. Der Spaziergänger nickt andächtig.
Vogelfans unter sich. Schweigend beobachten wir das kleine Tier,
marschieren dann weiter durch raschelndes Laub. «Hier ist das
Reich der Ringelnattern, die hier in Mauselöchern und Asthaufen
den Winter verschlafen und im Frühling auf die ersten Frösche
warten», weiss der Experte. Gerhard Bieri, ein lokaler Kenner der
Fauna, habe im Winter schon beobachtet, wie sich ein halbes
Dutzend der ungiftigen Schlangen an der Sonne wärmte.
Entfernung rattert ein Dumper vorbei, beladen mit moorigschwarzer Erde. «Wir baggern hier den Bach aus, sonst verlandet
er total. Ein Lebensraum für verschiedenste Tiere ginge verloren.» Martin Gerber ist Projektleiter der vom Kanton geleiteten
«Aufwertung» des Gwattlischenmooses. Eigens für diese Arbeiten
wurden die Fische, vor allem Hechte, mit einem Elektrofanggerät
betäubt und vorübergehend in ein Bassin umquartiert. Die rund
380 000 Franken kostende Aufwertung, finanziert durch Kanton,
Bund, Energie Thun AG und Lotteriefonds, ist umfassend: In Ufernähe befreit ein schwimmender Saugbagger einen grossen Teich,
der mit dem See verbunden ist, von jahrelang angesammeltem
Schlamm. So soll der Lebensraum von Wasservögeln, Libellen
und Amphibien erhalten bleiben. Über eine Pipeline wird der
Schlick in ein temporäres Auffangbecken, eigens an der Hauptstrasse nach Spiez eingerichtet, geleitet.
Aufwertung durch Ausbaggern und Aussaugen
Als wir wieder ins offene Gelände treten, sind wir, nun bei etwas
aufklarendem Himmel, im Naturschutzgebiet Gwattlischenmoos
angekommen: Schilf soweit das Auge reicht, auf der, neben der
Weissenau bei Interlaken, einzigen natürlich gebliebenen Uferfläche am Thunersee. Der Uferweg führt hier über einen breiten
Holzsteg zu einer kleinen Plattform mit Infotafeln. In 50 Metern
«Salü Markus, salü Heinz.» Martin Gerber grüsst zwei Vertreter
des Spiezer Tiefbauamtes und bespricht mit ihnen gleich einige
Details der laufenden Arbeiten. Wir sind nun auf Spiezer Boden.
Wir verlassen den offiziellen Uferweg, schreiten am Bachufer den
schlammigen Spuren des Dumpers entlang, nähern uns auf einem
schmalen Gitterrost dem weit herum sichtbaren, gemauerten
Beobachtungsturm. Der rhythmische Zwitschergesang einer
Der Eisvogel: sein Name macht dem Winter alle Ehre – sein buntes Federkleid jedoch erinnert an die Tropen.
Gegenüber dem Schlösschen Bellerive im Gwatt bei Thun stapfen
wir auf knirschendem Schnee durch den winterlich starren Bonstettenpark. Bleiern grau schimmert der Thunersee zwischen
den Parkbäumen hervor, Möwenschreie vermitteln einen Eindruck
von Weite und Einsamkeit. Ob hier etwas lebt, sich etwas regt?
Bei minus drei Grad? Wohl kaum. Doch Martin Gerber aus Heimenschwand ist gekommen, um mir das Gegenteil zu beweisen.
Dies gelingt ihm rasch – es beginnt schon bei den Möwen: «Fünf
Möwenarten kurven hier auf dem Wasser und in der Luft herum»,
stellt der Ornithologe und Bergführer am See vorne fest. Ein
gräulicher Eisstreifen haftet an den groben Kieseln des flachen
Ufers. Lachmöwen mit weissen, im Sommer dunkelbraunen Köpfen, paddeln zwischen Schwänen, schwarz-weissen Schell-Enten
und zimtfarbenen Rost-Gänsen. Nur die Schwäne hätte ich selbst
erkannt. Sturmmöwen mit schwarzen Flügelenden, eigentlich in
Nordeuropa zu Hause, pfeilen tief über die Wasserfläche. Und
diese ganz grossen? «Das sind Mittelmeermöwen, sie stammen
aus einer Kolonie am Neuenburgersee», weiss Martin auf Anhieb.
Und die mit dem ganz feinen Schnabel? «Steppenmöwen – etwas
für Spezialisten.» Am häufigsten sind hier die Silbermöwen, ein
vertrauter Anblick.
«In allen Jahreszeiten läuft etwas»
Es gebe «noch viel mehr Möwenarten, viel mehr!», hat Martin gesagt. Längst hat er aber seinen Feldstecher ins Park-Innere gerichtet. «Siehst du den Erlenzeisig, der da an einem Föhrenzäpfli
hängt? Der mit dem Gelb auf dem Flügel und dem Häubchen auf
dem Kopf!» Das sei ein Weibchen, «und die Männchen sind noch
schöner». Nach all den Hinweisen Martins ist der anfängliche
Eindruck der Winterstarre wie ausradiert. «Das ist ja das Schöne
an der Vogelkunde», schwärmt mein Begleiter, «in allen Jahreszeiten läuft etwas, auch im Winter.»
Seevögel am vereisten Ufer des Bonstettenparks.
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WINTER AM SEE
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TIPPS FÜR DEN WINTER
Gesund durch die kalte Jahreszeit
Wer die Wintermonate durch oft friert oder gar kränkelt, muss nicht in den Süden fliehen: Die richtige Kleidung, Ernährung und Körperpflege helfen genauso.
Kleidung
– Sich schön warm anziehen – am besten mit Materialien wie
Kaschmir, Wolle oder modernem High-Tech-Gewebe.
– Mehrere Schichten übereinander zu tragen ist sinnvoll. Das
Zwiebelprinzip ist eine gute Warmhalte-Methode.
– Ein grosser Teil der Körperwärme geht über den Kopf verloren,
deshalb immer eine Mütze aufsetzen.
– Winterschuhe sollte man nie zu fest zuschnüren, sonst kann
sich kein wärmendes Luftpolster bilden.
Getränke
– Auch im Winter sollte man möglichst viel Flüssigkeit zu sich
nehmen.
– Tee, Wasser und Fruchtsäfte helfen dem Körper von innen, mit
der niedrigen Luftfeuchtigkeit besser klar zu kommen.
– Auf alkoholische Getränke sollte man zum Aufwärmen wenn möglich verzichten. Sie sorgen zwar für eine bessere Durchblutung,
geben aber die Wärme schneller wieder an die Umgebung ab.
Text: Fabienne Meister Bild: zvg
Auch im Winter ein Paradies für Tiere: das Gwattlischenmoos.
Auf dem Beobachtungsturm: Martin Gerber freut sich an der winterlichen Natur.
Kohlmeise geht allmählich unter im Lärm des Saugbaggers, dem
wir uns nähern. Auf einer Teichfläche rechts unter uns schwimmt
er dröhnend hin und her, saugt mit seinem Rüssel den Rand ab.
Aus der Ferne blinken Niederhorn, Eiger und Leissiggrat durch
den Dunst herüber. Wir steigen die Wendeltreppe des Turms
hoch, erreichen eine heimelige, kleine Stube mit alten Fotos an
holzgetäfelten Wänden. Vom Beobachtungsbalkon zeigt Martin
über die Schilffläche Richtung Spiez. «Hier leben sogar – gut versteckt – ein halbes Dutzend Rehe.»
gung, dass sie brüten.» In einiger Entfernung ist der Schilf deutlich niedriger als sonst, elegante Rohrkolben wachsen daraus
hervor. «Rohrkolben wachsen fast nur dort, wo gemäht wird»,
erläutert mein Winterwanderführer. Der Kanton mähe einen
grossen Teil des Gwattlischenmooses jährlich einmal, um die
ökologisch wertvollen Pfeifengraswiesen vor dem Überwachsen
durch Schilf zu schützen.
Brutwand für den Eisvogel
Und er weist auf eine mannshohe Wand mitten im Schilf; sie gemahnt an eine Kletterwand. «Eine künstliche Brutwand für den
Eisvogel.» Der faszinierende Vogel mit dem metallisch blauen
Rücken und dem orangen Bauch sei zwar in Europa nicht mehr
direkt bedroht, finde aber in der freien Natur zu wenig Steilwände,
um zu brüten. Die Wand aus Sand- und Lehmgemisch, abgefüllt
in Steinkörbe, sei ein guter Ersatz. Ob das Angebot funktioniert,
werde sich bald weisen. Die beste Sicht auf die Brutwand gewinnt
man vom «Hide» aus – einer weiteren Einrichtung, die als Teil des
Aufwertungsprojektes neu erstellt wurde.
Sehschlitz auf die Schilffläche
Das nagelneue Holzhüttchen, entworfen von Martin Gerber, steht
ganz am südlichen Rand des Naturschutzgebietes. Eine Handvoll
Leute findet darin Platz, um durch einen Sehschlitz auf die Schilffläche hinauszuschauen. Errichtet hat es der Schreiner und Imker Walter Gasser, der wie Martin Gerber aus Heimenschwand
östlich von Thun stammt. Vom Hide aus ist zu erkennen, dass die
Eisvogel-Brutwand an einem Teich steht. «Das ist eine Bedin-
Plötzlich setzt ganz nahe Vogelgesang ein. «Ein erstes feines
Anzeichen, dass der Frühling naht», freut sich Martin. Doch auch
der Winter lebt, wie ich heute erfahren habe. Und selbst ein
gewiefter Ornithologe freut sich noch über etwas, das wir alle
kennen: das Lied der häufigsten Drosselart, der Turdus Merula –
der ganz gewöhnlichen Amsel.
Text und Bilder: Jürg Alder
WEITERE INFOS
Martin Gerber, Projektleiter für die Aufwertung des
Naturschutzgebietes Gwattlischenmoos im Grenzgebiet von
Thun und Spiez, ist Exkursionsleiter der Schweizerischen
Vogelwarte Sempach und Vorstandsmitglied der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Thun. Nähere Auskünfte:
[email protected]/Tel. 033 453 12 71.
Weitere Angaben im Internet
– www.ngt.scnatweb.ch
– www.u-t-b.ch , «Projekte», «aktuelle Projekte»
– www.de.wikipedia.org/wiki/Gwatt
Bewegung
– Winter und frostige Temperaturen sollten nicht vom Sport abhalten. Joggen, walken oder einfach den Bus früher verlassen
und eine Haltestelle zu Fuss gehen.
– Aktivitäten an der frischen Luft füllen auch im Winter die Energiereserven.
– Schon durch einfaches Recken und Strecken kann die Durchblutung angeregt werden.
– Wer draussen fröstelt, kann sich mit einfachem Hüpfen, Wippen
oder Auf- und Abrollen der Füsse helfen.
Gesicht
– Die Haut leidet sehr stark im Winter. Durch die geringe Luftfeuchtigkeit fehlt ihr oft der nötige Fettanteil. Vor allem das Gesicht ist ständig schutzlos der Kälte ausgesetzt. Deshalb sollten
gegen Risse oder Jucken fetthaltige Cremen mit Vitamin E und
Aloe Vera aufgetragen werden.
Hände und Lippen
– In der kalten Jahreszeit sind die Hände und Lippen oft rau. Auch
wenn es gut tut: Spröde Lippen nie mit der Zunge anfeuchten!
So werden sie nur noch trockener. Besser mit einem Lippenbalsam oder Vaseline eincremen.
– Raue Hände am besten mit seifenfreien Pflegeprodukten waschen und regelmässig mit feuchtigkeitsspendender Handcreme eincremen.
Ernährung
– Das Immunsystem kann mit dem Verzehr von viel Gemüse und
Obst gestärkt werden. Durch die darin enthaltenen Vitamine
und Nährstoffe wird die Körperabwehr fit gehalten.
– Speisen wie Suppen und Eintöpfe verbreiten schnell eine innere
Wärme. Andere wärmende Lebensmittel sind Lamm, Fenchel,
Nüsse und Samen, Ziegenkäse und Rotwein.
– Auch Gewürze können wärmen. So sind Zimt, Chili oder Ingwer
wahre Heizöfen.
ABTAUCHEN
Winterliches Abtauchen in den Thunersee.
Wintertauchen im Thunersee. Still und klar
Malediven, farbige Korallenriffe und bunte Fische – das ist Tauchen. Mit verschneiten Bergen, Eiskristallen am Ufer und Aussentemperaturen unter der Nullgradgrenze hat Tauchen nichts zu tun! Oder etwa doch?
Der Thunersee ist von einer dicken Nebelschicht überzogen, die
Sonne scheint für immer verschwunden. Schwer und nass fallen
die Flocken vom Himmel. Die Bise bläst eisig kalt über den See.
Die meisten Menschen bevorzugen während dieser Jahreszeit
einen heissen Becher Tee in der warmen Stube, am liebsten vor
einem gemütlichen Cheminéefeuer. Nach draussen geht man
nur, wenn es unbedingt sein muss.
Aber es gibt auch die anderen. Man trifft sie ab und zu an ausgewählten Plätzen am rechten Thunerseeufer. Sie sehen aus, als
würden sie in ihren Anzügen nächstens auf den Mond fliegen.
Und für sie gibt es nichts Schöneres, als in dieser Jahreszeit in
den kalten Thunersee abzutauchen, um sich in der Unterwasserwelt treiben zu lassen.
So klar wie im Winter ist die Sicht sonst nie
Das Wintertauchen im Thunersee erscheint allen Nicht-Tauchern
als Verrücktheit, doch es hat durchaus seine Berechtigung und
ist sogar beliebter als das Tauchen im Sommer. Auch Daniel
König, Inhaber der Tauchschule Scubaqua in Thun-Gwatt, ist ein
leidenschaftlicher Taucher und erklärt die Vorteile des Wintertauchens im Thunersee: «Die Sicht unter Wasser ist nie besser
als im Winter. Mit dem Schmelzwasser, das die Bäche im Frühling und Sommer in den Thunersee transportieren, ist die Sicht in
diesen Jahreszeiten ziemlich vertrübt. Man muss schon bis auf
20 Meter runtertauchen, um unter diese so genannte Sprungschicht zu kommen. Im Winter ist die Sprungschicht wesentlich
höher und so hat man schon in geringen Tiefen eine wunderbar
klare Sicht.»
Die richtige Kleidung ist auch hier entscheidend
Früher mussten Taucher, die auch im Winter nicht auf ihr Hobby
verzichten wollten, riesige Strapazen auf sich nehmen. Trotz
Anzügen gelangte immer wieder etwas Wasser an den Körper,
und die Kälte war ein ständiger Begleiter. Die Folgen konnten
gravierend sein. Bei einer Unterkühlung kommt es zu Unruhegefühl, Konzentrationsstörungen und Verminderung der manuellen
Fähigkeiten. Sinkt die Körpertemperatur sogar unter 34 °C, sind
Muskelstarre und -Lähmung, Bewusstseinsverlust, Minderung
von Herzfrequenz und Blutdruck und schliesslich Herz-KreislaufStillstand die Folgen.
Dank den gut entwickelten Trockenanzügen sind Kälte und Nässe
heute kein grosses Problem mehr. Doch sollte es trotzdem kalt
werden, lautet die Faustregel «nie weiter als bis zur Gänsehaut».
In diesem Stadium kann der Tauchgang noch sicher zu Ende gebracht, bzw. abgebrochen werden.
In einen Trockenanzug steigt man mitsamt allen Kleidern. Meistens werden diese Anzüge schon an einem warmen Ort übergestreift, so dass man, einmal am Tauchplatz angekommen, nicht
noch lange in der Kälte herumstehen muss. Daniel König meint
sogar: «Der Aufwand, um überhaupt in den Anzug rein zu kommen, ist im Winter geringer als im Sommer bei warmen Temperaturen. Da taucht man nämlich in Nassanzügen, die auf der Haut
kleben und nur unter grossen Anstrengungen an- und abgestreift
werden können.»
Wintertauchen will geübt sein
Natürlich sollte das Tauchen im Winter genau so wenig unterschätzt werden wie das Tauchen im Sommer. Es braucht eine
gute Ausbildung und eine angepasste Ausrüstung, damit das Vergnügen nicht zu einem Risiko wird. Die meisten Taucher machen
ihre Tauchausbildung im Meer bei warmen Temperaturen und
gänzlich anderen Begebenheiten. Auch im Thunersee werden die
meisten Anfängerkurse nur im Sommer durchgeführt. Bevor
man dann zum ersten Mal mit einem Trockenanzug im Winter untertaucht, empfiehlt es sich, einen entsprechenden Kurs zu besuchen, der auf die Besonderheiten des Wintertauchens eingeht.
Der Thunersee ist in Taucherkreisen berühmt für die optimalen
Bedingungen, die er im Winter bietet. So kommt es immer wieder
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WINTERSTADT THUN
Zu Hause bleiben ist keine Alternative!
Wenn sich ein weisses Schneekleid über die Stadt legt und alles ein bisschen leiser und langsamer wird, lockt Thun mit erlesenen
winterlichen Angeboten, welche auch die hartgesottensten Wintermuffel weich werden lassen.
Ein seriöses Briefing ist sehr wichtig.
Winterzauber auf dem Thuner Schlossberg, mit dem Glockenturm der Stadtkirche. Ein Ruhepunkt über der weihnächtlich pulsierenden Stadt.
vor, dass deutsche oder französische Touristen an einem Wochenende den weiten Weg für einen oder zwei Tauchgänge auf
sich nehmen.
Das Besondere am Thunersee sind seine Tiefe und die imposanten Steilwände, die ins Unendliche zu sinken scheinen. Die Flanken der umliegenden Berge ziehen sich im See fort und reichen in
die schier unergründlichen Tiefen bis 217 Meter unter die Oberfläche. So unterscheiden sich die Taucher dann praktisch überhaupt nicht mehr von ihren «Gegenteil-Sportlern», den Bergstei-
gern. «Die Ruhe unter der Wasseroberfläche und die Aussicht
runter über eine Steilwand bieten das höchste der Gefühle», so
Daniel König. Auch wenn das Leben im See nicht ganz so spektakulär ist wie im Meer: «Tauchen im Thunersee tut man, um zu
tauchen.»
Text: Fabienne Meister Bilder: zvg /Angelina Lehmann
Adventsmarkt Thun
Der Markt, der alles rund um den Advent bietet.
Am 27. November 2010 von 9 bis 17 Uhr in der Altstadt.
Weihnachtsmarkt Thun
Hier gibts originelle Weihnachtsgeschenke für die kleinen und
grossen Verwandten und Freunde: Kunsthandwerk, Holzspielsachen, Schmuck und Lebensmittel.
Vom 8. bis 23. Dezember 2010 auf dem Waisenhausplatz.
INFOS ZUM TAUCHEN IM THUNERSEE
Tauchkurse, Shops, Füllstationen, Schnuppertauchen
und Tauchclubs – hier finden Sie alles:
Christbaummarkt
Zur Auswahl stehen Christbäume in allen Grössen.
Der Markt findet jedes Jahr vom 15. bis 24. Dezember im Bälliz
statt.
Scubaqua
Frutigenstrasse 78, 3600 Thun
Telefon 033 335 18 00
www.scubaqua.ch, [email protected]
Adventskalender
Auch im 2010 werden in der Adventszeit 24 Türchen mit musikalischen und anderen künstlerischen Darbietungen geöffnet. Das
jeweilige Programm ist eine Überraschung. Die Veranstaltungen
dauern von 18.00 Uhr bis 18.30 Uhr und finden im Chalet de
Réunion im Tertianum Bellevue-Park statt.
Altstadtbummel
Auf einem geführten vorweihnächtlichen Spaziergang durch die
Thuner Altstadt erfährt man dank spannenden Geschichten und
Legenden mehr über die Weihnachts- und Adventsbräuche aus
der Region.
1. / 8. /15.12. 2010, jeweils ab 17.30 Uhr. Treffpunkt: Welcome-Center beim Bahnhof.
Mehr Infos unter Tel. 033 225 90 00 oder www.thuntourismus.ch
Mehr Infos zu den Märkten unter www.thun.ch
Tauch Treff Thunersee
Hübelistrasse 1, Postfach, 3652 Hilterfingen
Telefon 033 243 33 33
www.tt-thunersee.ch, [email protected]
Die Sicht ist im Winter am besten.
Winterzauber auf dem Mühleplatz
Eine wunderbare Alternative zum gemütlichen Abend zu Hause
ist der Besuch der Winterzauber-Theateraufführung auf dem
Mühleplatz. Mit «Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer» von
Michael Ende wird der Abend für Gross und Klein zum Märchen.
Mehr Infos unter www.winterzauberthun.ch
Kaffeegenuss in Thun
Nach einem Winterspaziergang gemeinsam mit Freunden eine
Tasse aromatischen Kaffee geniessen oder die Finger an einem
Glas Latte Macchiato aufwärmen: Thun hat dafür einige stilvolle
Orte zu bieten: beispielsweise das Café Mani’s, das Ristorante
Waisenhaus, die Confiserie Steinmann, die konzepthalle6, das
Café Thunerhof, das AEK Kaffee, die Shishabar, etc.
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43
WINTERANGEBOT AUF DEM THUNERSEE
Fondue oder Krimiduell: Nichts wie los aufs Schiff!
Die Schifffahrt Berner Oberland wartet auch im Winter 2010 wieder mit Klassikern auf: Nicht nur das Fondueschiff sticht in See, auf dem
«Schilthorn» gibts auch Fondue Chinoise. Und wer auf Verbrecherjagd will, bucht gleich das Krimischiff.
viert wird der Winterhit mit Rind, Truthahn, Pferdefleisch, vier
verschiedenen Saucen, gemischtem Essiggemüse, diversen
Beilagen sowie Pommes frites und Trockenreis. Die ChinoiseSchifffahrtsdaten im Winter 2010: 29. Oktober, 5. November,
12. November, 19. November, 26. November, 3. Dezember und
10. Dezember 2010. Abfahrt ab Schiffländte Thun ist jeweils
19.00 Uhr, Rückkehr ist um 21.30 Uhr. Das Fondue Chinoise à
discrétion kostet pro Person 39 Franken, die Schifffahrt (GA und
Halbtax-Abos nicht gültig) kostet 29 Franken (Erwachsene) bzw.
14.50 Franken (Kinder). Auch hier ist die Platzzahl beschränkt,
Reservationen sind empfehlenswert. Chinoise-Tische können bei
SV (Schweiz) AG, Schiffcatering Thunersee, unter 033 334 52 34
gebucht werden – oder online via BLS-Website.
Mehr unter www.bls.ch
Das Duell: der Kriminaltango auf dem Thunersee
Es muss nicht immer Tatort, Ein Fall für zwei oder Der Alte sein.
Auch auf dem Thunersee gibts spannende Krimi-Unterhaltung.
Dieses Jahr steigt auf dem Krimischiff «Das Duell» – immer
samstags zwischen 23. Oktober und 4. Dezember sowie am
18. Dezember 2010. Das Krimi-Spektakel lässt niemanden kalt.
«Das Duell» von Tilo Ahmels verspricht Spannung von der ersten
Minute an – mit einem ganz besonderen Kräftemessen und
einem schrecklichen Unfall. Oder war es Mord? Die Kriminacht
auf dem Thunersee mit Schifffahrt, Abendessen und Verbrecherjagd gibts zum Preis von 98 Franken (Schifffahrt, Theater und
Menü). Türöffnung ist jeweils um 19.00 Uhr (inkl. Apéro), Abfahrt
ab Thun um 19.30 Uhr. Das Krimischiff legt um 22.00 Uhr wieder
an der Thuner Ländte an, der Krimi endet um 22.30 Uhr. GA und
Fondue isch guet u git e gueti Luune: auch auf dem See.
Kein Käse: Fondueplausch auf dem Thunersee
Zur ersten Fonduefahrt auf dem Thunersee wird am Samstag,
30. Oktober 2010 gestartet. Die weiteren Daten, immer samstags:
6. November, 13. November, 27. November, 4. Dezember und 11.
Dezember 2010. Das Schiff verlässt die Schiffländte Thun jeweils
um 19.00 Uhr, um 21.30 Uhr legt das Fondueschiff wieder an. Die
Schifffahrt kostet 29 Franken (Erwachsene), Kinder bezahlen
14.50 Franken. GA und Halbtax-Abos sind auf dem Fondueschiff
nicht gültig. Dafür gibts Fondue à discrétion: Den Klassiker, das
Moitié-Moitié, gibts für 28 Franken pro Person, das Kräuterfondue kostet 30 Franken und ein Steinpilz-Fondue 32 Franken pro
Person. Das Fondueschiff ist jedes Jahr ein Hit – und ist immer
gut besucht. Da die Platzzahl beschränkt ist, empfiehlt sich eine
frühzeitige Reservation. Fondue-Tische können bei SV (Schweiz)
AG, Schiffcatering Thunersee, unter 033 334 52 34 gebucht werden – oder online via BLS-Website.
Mehr unter www.bls.ch
Ein Hit: Auf dem «Schilthorn» ein Chinoise geniessen
Auf dem Thunersee gibts nicht nur Käse, es gibt auch Chinoise:
Das Fondue-Chinoise-Schiff legt dieses Jahr sieben Mal ab –
immer freitags, vom 29. Oktober bis 10. Dezember 2010. Der
Chinoise-Plausch steigt auf dem Motorschiff «Schilthorn» – ser-
Winterschiff: beliebt und ein Hit.
Krimischiff: Spannung pur.
Halbtax-Abos sind nicht gültig. Das Krimischiff zirkuliert an folgenden Samstagen:
23. Oktober, 30. Oktober, 6. November, 13. November, 20. November, 27. November, 4. Dezember und 18. Dezember 2010. Platzreservationen für das Krimischiff können bei SV (Schweiz) AG,
Schiffcatering Thunersee, unter 033 334 52 34 vorgenommen
werden – oder online via BLS-Website.
Mehr unter www.bls.ch
Text: Marco Oswald Bilder: Marco Oswald/zvg
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KULINARISCHES
René Schudel dampft in allen Gassen
Er ist Oscar-Preisträger, Club-Besitzer und TV-Koch. Seine Leidenschaften: die Küche, sein alpiner Garten und die Feuerwehr. Seine
Vorbilder heissen Jamie Oliver und Robert Speth. Wer ihn kennenlernen will, muss nach Unterseen, zu René Schudel.
meine Wurzeln. Es ist eine Art Tankstelle: Hier kann ich immer
wieder die Batterien aufladen.» Damit meint er: Hier ist er einer
von vielen. Keine Gourmet-Ikone, kein TV-Star, kein kulinarischer
Überflieger. Hier geniesst er alle Freiheiten, hier ist alles echt.
Hier ist er der «Geerdete». Das Berner Oberland ist sein Atelier.
«Hier kann ich Rezepte entwickeln, sie auskosten», erzählts und
schwärmt von seinen Kollegen wie Robert Speth von der Chesery
Gstaad – er sei etwas vom Besten, was es gebe. Oder auch Beat
Caduff von der Wine Loft in Zürich sei grosse Klasse. «Beide sind
bodenständig, sie leben und praktizieren ihren Beruf selber.»
Am liebsten streift René durch seinen «alpinen Garten», jene
grossartige Landschaft zwischen Thunersee, Jungfraujoch und
Grimselpass. Hier stöbert er Leckerbissen auf, besucht Produzenten und andere Genuss-Profis – um schliesslich mit seinen
Trouvaillen in die Küche des benacus zurückzukehren. Der Berner Oberländer hat einen exzellenten Riecher für Unverfälschtes,
in seinen Töpfen mischt sich Altbackenes mit «Neumödigem»,
gut Bürgerliches mit Exotischem – alles grundehrlich und marktfrisch. Eben genau so, wie es der Gast liebt und erwartet.
mer Sterneküche sein. René geniesst gerne auch mal ein Faustbrot oder einen Hamburger.
Und dann steht er wieder auf der Matte, täglich um 07.30 Uhr. «In
der Gastro-Szene ist das die Prime-Time, die wichtigste Zeit des
Tages. Wer die verschläft, kanns vergessen», so René Schudel.
Dann verschwindet er in seine Küche. Und ordnet sich unter.
Denn Küchenchef im benacus ist Daniel Reichenpfader. «Was er
sagt, wird gemacht, er ist der Chef.» Lacht und kehrt dem
Medientreiben den Rücken.
Der heisse Wintertipp für kulinarischen Zauber:
Restaurant benacus – Gaumenfreuden in der Altstadt
Stadthausplatz, 3800 Unterseen/Interlaken
Tel. 033 821 20 20, Online-Tischreservation www.benacus.ch
Text: Marco Oswald Bilder: zvg / René Schudel, Marco Oswald
René Schudel ist in der Schweizer Gastro- und Musikszene omnipräsent, geschätzt und bestens vernetzt. Er arbeitete unter anderem bei Hitsch Leu im Eden in Arosa, in Beat Caduffs Wine Loft in
Zürich oder auch als DJ auf Ibiza. Die Schweizer House-Ikone DJ
Antoine nennt das benacus eines seiner Lieblingslokale. Angefangen hat René Schudel im Victoria-Jungfrau in Interlaken, bei
Erwin Stocker in der Kochlehre. Dann musste er auch unten
durch: «Ich war nur kreativ. Erfolgreich wirtschaften war nicht
mein Ding», erzählt er. Doch dieser «Box a d Schnurre» kam zur
richtigen Zeit – Schudel ging über die Bücher und kam wieder
zurück. «Umfallen darf man immer – wichtig ist es, wieder aufzustehen», sagt er heute.
René Schudel: Mit Leidenschaft, Kreativität und Herzblut an den Kochtöpfen.
In der Kategorie Newcomer holte er 2006 den Swiss Gastro Award
– den Oscar der Gastro-Szene. Der Funky Kitchen Club steht unter dem Motto: Die Essenz des Kochens. Auf ProSieben schwenkt
er wöchentlich die Kelle. Seine Kochkünste überzeugen – das
Publikum ist begeistert. Doch zu Hause ist er in Unterseen, die
Jungfrau-Region ist seine Welt. Hier tüftelt, erkundet und experimentiert er, oft tage- und nächtelang. Das Resultat sehen seine
Gäste auf dem Teller: Im Restaurant benacus läufts rund – das
Lokal hat verdienten Kult-Charakter, denn die Küche überzeugt
und das Ambiente passt. Das Lokal ist mit seinem urbanen und
doch irgendwie archaischen Charakter sowohl Gaststätte als
auch Schauplatz der Funky Kitchen Club Produktion. Hier trifft
urtümlich Oberländisches auf internationale Gesellschaft, fast so
wie auch René Schudel alpine Wurzeln und urbanen Lifestyle in
einer Person vereint.
Kürbis: Die Suppe ist ein Geheimtipp.
Renés Team im benacus zählt eine Schweizerin und einen
Schweizer, eine Französin, eine Deutsche und einen Inder. Sie
verwöhnen unter seiner Leitung die Gäste täglich mit frischen
Speisen – und halten den Laden am Laufen, auch wenn René
Schudel auf kulinarischer Mission unterwegs ist. Die Winterzeit
ist die aktivste im Jahr, da wird richtig gekocht: üppig, währschaft, wild – und mit viel Kohlenhydraten. Jeden Tag gibts eine
neue Speisekarte – drauf ist nicht überzählig viel, drin umso
mehr. Die Qualität stimmt, das Angebot überzeugt: immer mit
Geflügel, immer traditionell oder auch wild-asiatisch. Auch die
Wildzeit ist wichtig: Wildsauschinken, Hirschwürste, hauseigene
Terrinen und Pilzgerichte – es fehlt an nichts. «Doch unser Klassiker ist die Kürbissuppe», so René Schudel. «Mit Kokosmilch,
Zitronengras, Waldpilzen – leicht karamellisiert und mit Soja.»
René Schudel lebt seinen Beruf – ein Prophet im eigenen Land.
«Ja, hier in Unterseen auf dem Bödeli bin ich zu Hause. Hier sind
Die zweite grosse Leidenschaft von René Schudel ist neben dem
Kochen die Feuerwehr. Er ist aktives Mitglied der freiwilligen
Feuerwehr Bödeli. Auf Einladung von Feuerwehr-Kommandant
John Vigiano besuchte er 2008 die FDNY-Brigaden in Brooklyn,
New York City. Diese Freundschaft zur Grossstadt-Feuerwehr ist
im dreiteiligen New York Special des Funky Kitchen Clubs dokumentiert. Ob Feuerwehrauto, Vierzig-Tönner, Hubstapler oder
Pisten-Bully – alles was rattert und brummt, lässt René Schudels
Herz höher schlagen. «Ja, ich mag brachiales Zeug. Richtige
Maschinen und Geräte machen mir Spass.»
Kochen kann er wie ein grosser Punktekoch, aber sein Leben
findet in Einstern-Klasse statt, in einem einfachen Zweizimmerlogis in Interlaken. «Ach – ich habe alles, was ich brauche.
Sonntags einen Kaffee, dazu ein Gipfeli und Reeto von Gunten auf
DRS 3, das reicht doch völlig aus. Aber ich probiere gerne alles
aus. Und weil ich kein Wohntyp bin, gehe ich oft auswärts essen.»
Isst er dann ausserhalb seines benacus, muss es gar nicht im-
TV-Koch: Filmaufnahmen für den Funky Kitchen Club.
SCHLUSSPUNKT
Der Niesen: Die Pyramide aller Pyramiden spiegelt sich im eiskalten Thunersee – ein Wintermärchen in Blau.
Heinrich Gartentor: Das Stockhorn
Von mir zu Hause aus sah ich immer das Stockhorn, immer
dieses Stockhorn, unverwechselbar und grandios. 2190 Meter
hoch; der Berg der Berge der Alpen, seit 1969 erschlossen mit
einer Luftseilbahn vom Simmental her. Das Stockhorn, berühmt,
weil es einer der einzigen Gipfel ist, der sowohl Stock wie Horn
ist. Hörner spitz, Stöcke rund. Matterhorn und Mythenstock in
einem. Von Thun aus Stock, von Interlaken aus Horn. Doch mir
fehlte die Pyramide aller Pyramiden, der Niesen, bis ich merkte,
dass – je nach Jahreszeit und Wetter – das Stockhorn auch der
Niesen ist.
Von mir zu Hause aus ging ich immer auf den Niesen. Das erste
Mal im November. Vom Simmental her, vom Bahnhof Oey aus.
Um 14 Uhr zog ich los, ohne Essen, ohne Trinken. Oben gibts eine
Beiz und dann mit der Bahn runter, dachte ich. Knapp nach 16
Uhr war ich oben. Die Beiz geschlossen, die Bahn still. Saisonende. Ich wankte zurück ins Simmental, die Nacht brach ein und
im Wald ging ich dort, wo die Bäume am weitesten auseinanderstanden. Ich brauchte abwärts deutlich länger, als ich aufwärts
gebraucht hatte. Auch Johannes Brahms war auf dem Niesen.
Auch zu Fuss. 1886. Sie sollen ihm nicht gefallen haben, die Stra-
pazen. Der Rundblick aber, der soll ihn schier umgehauen haben.
Seit 1910 fährt die Bahn. Ich ging später immer wieder auf den
Niesen und kenne mitterweile alle Wege – und auch die Bahn.
Der Niesen ist ein feiner Berg.
Von mir zu Hause sah ich immer das Stockhorn, nie den Niesen.
So dachte ich wenigstens. Als ich jedoch eines Winters zum verschneiten Stockhorn hochblickte, entdeckte ich auch den Niesen
– am Stockhorn. Wer winters nämlich genau hinschaut, wird feststellen, dass unterhalb des Gipfels ein Tal liegt; ein Tal, das der
Feissibach in Jahrtausenden aus dem Stockhorn herausgearbeitet hat, und dieses Tal ist ein exakt auf dem Kopf stehender
Niesen.
Und nun gehe ich ab und zu aufs Stockhorn. Es ist wild am Feissibach und wild und beschwerlich ist der Weg zum Stockhorn hoch,
und Herrn Brahms, dem hätte schon der Weg dort hoch gefallen.
Text: Heinrich Gartentor, Künstler und Autor
Bild: Christof Sonderegger
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