IKEA Gorm - „Der IKEA-Gnom ist bezwungen“ Hallo Bastler, 2,35

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IKEA Gorm - „Der IKEA-Gnom ist bezwungen“ Hallo Bastler, 2,35
IKEA Gorm -
„Der IKEA-Gnom ist bezwungen“
Hallo Bastler,
2,35 Meter hoch, 0,35 Meter tief und knapp 3,00 Meter breit – so soll es einmal werden,
IKEAs glanzvolle Regalkombination, die unseren Hauswirtschaftsraum in Zukunft zieren
und so manche Vorräte aufbewahren soll.
=== „Die Suche nach dem kompetenten Mitarbeiter hat sich rentiert…“ ===
Der Möbelschwede wirbt mit einer recht guten Idee: Preiswert, leicht aufgebaut, lange
haltbar und immer wieder in verschiedensten Varianten kombinierbar. Ist dies wirklich
so? Kann selbst ich, als miesester Handwerker der Neuzeit, diesen Aufbau bewältigen?
Ich bin Optimist und gehe die Sache an. Zuerst also der Einkauf.
Auf der Homepage von IKEA (www.ikea.de) kann man den sogenannten „Home-Planer“
herunterladen. Ein kleines Tool, mit dem man sein benötigtes Möbelstück anhand der
vorhandenen Maße zusammenstellen kann. Dank des integrierten Zeichenprogramms
wird der Schrank, das Regal oder die Kombination aus beidem fix und fertig dargestellt,
mitsamt der Auflistung von den benötigten Materialien und den Gesamtkosten. Vorteil:
Es geht relativ schnell und einfach, und man hat man im Vorhinein schon einmal einen
Überblick über die Kosten, die auf einen zukommen werden. Kleiner Nachteil: Damit es
wirklich schnell und einfach geht, muss man sich ein wenig durch die Materie fuchsen.
Hat man sein Möbelstück
„zusammengebaut“ druckt man sich alles
aus und fährt damit zum IKEA-Markt.
„Gorm“ ist zumindest schon mal auf dem
Papier fix und fertig!
Doch ganz so einfach ist es nun dann doch
nicht. Beim „Nachrechnen“ stellen wir fest,
dass der „Home-Planer“ offensichtlich
einen kleinen Rechenfehler begangen hat.
Uns kommt es so vor, dass das Tool ein
paar Teile zu viel eingeplant hat. Sehr sinnvoll also, man suche sich jemanden, der sich
mit „Gorm“ auskennt. Und tatsächlich: Auch der Gorm-Auskenner merkt, hier stimmt
etwas nicht! Der „IKEA Home-Planer“ hat offensichtlich jedes einzelne Regal und Board
als ein Einzelteil erstellt. Unsere benötigte Regal-Kombi besteht offiziell aus sieben
Regalgestellen, die zu einem Großen verknüpft wird. Der „Home-Planer“ hat alles
sozusagen nebeneinander gestellt, statt die Teile ineinander zu schrauben, was einige
Teile ersparen würde. Die vom Computer errechneten 38 Einzelteile minimieren sich
auf vierunddreißig. In Kosten ausgedrückt: Statt € 86,00 kostet das Regal nun € 73,00.
Die Suche nach dem kompetenten Mitarbeiter hat sich rentiert. Kleiner Tipp: Bittet den
Mitarbeiter eine Liste auszudrucken, mit der ihr die benötigten Materialien im SBBereich schneller findet. Glaubt mir, es spart Zeit, nicht viel, aber es spart immerhin!
Die SB-Abteilung ist gigantisch und mit einigem Umstand sammeln wir Stück für Stück,
Teil für Teil, Schraube für Schraube zusammen, kutschieren unseren voll beladenen
Einkaufswagen gen Kasse, bezahlen unseren Obolus und laden alles ins Auto. Passt!
=== „Somit würde „Gorm“ nun bis an die Decke reichen…“ ===
Und nun liegen sie vor mir, 34 kleine, große und gebogene Bretter, ein paar Schrauben,
Winkel und Muttern: Eine Zusammenstellung, die hoffentlich irgendwann die
Regalkombination namens „Gorm“ ergeben wird. Das Abenteuer „Gorm“ möge beginnen.
Wie schon oben erwähnt, besteht diese Kombination aus mehreren Regalstücken, die zu
einem integriert werden. Wie es so meistens ist, beginnt man mit dem Hauptboard, dem
Mittel- und größtem Part von Gorm.
Die Pfosten des Regales sind immer in einem
Doppelpack verbunden. Was heißt, dass sich
immer zwei Stützen in einem Paket befinden.
Ebenso verhält es sich mit den Regalbrettern,
an denen noch die passenden Schrauben,
sowie eine kleine Aufbaubeschreibung kleben.
Letztere beschreibt lediglich in angeordneten
Bildern und Pfeilen, wie die Kombination aus
insgesamt vier Pfosten, vier Regalbrettern,
sechzehn Schrauben und Muttern
aneinandergereiht werden. Und siehe da, es
geht wirklich einfach. Die Pfosten werden lediglich mit den großen Schrauben ohne
Wenn und Aber verbunden und festgezwirbelt. Nach knappen dreißig Minuten kann ich
verkünden: Regal 1 ist fertig!
Verblüffend einfach scheinen sich auch die linken und rechten Hälften des Hauptboardes
zu integrieren. Die Regalbretter werden lediglich an zwei Außenpfosten geschraubt,
anschließend dienen die Pfosten des bereits erbauten Mittelboardes als Halterung. Gut
gedacht! Auch hier sind die Einzelteile á zwei Stück integriert. Zwei Pfosten, sechzehn
Schrauben und Muttern. Doch der Schein trügt. Genau hier mache ich meinen ersten
Fehler. Ich passe nicht auf, bin mir zu selbstsicher und setze die Regalbretter verkehrt
herum auf. Schlimm: Ich bemerke dies erst, als ich beide Seiten festgezwirbelt habe und
die Kombi aufrecht stelle. Verdammt, sowas kostet Zeit! Das Ganze wieder abgeschraubt,
umgedreht fertig. Puh! Ich ärger mich über mich selbst, denn das schwerere Eindrehen
der Schrauben und die verzogenen Löcher hätten mich eigentlich stutzig werden lassen
müssen. Egal, es fällt halt nun mal auch kein fertiger Gorm-Erbauer vom Himmel.
Mein nächster Auftrag ist die Meisterung des Aufsatzes, die auf die drei Regale gesetzt
wird. Somit würde „Gorm“ nun bis an die Decke reichen. Hier bereue ich leicht, dass ich
nicht das berühmte Wissen eines Handwerkers habe, der höchstwahrscheinlich zehn
Bauabschnitte im Voraus denkt und somit unnötige Schritte vermeidet. Somit wäre mir
aufgefallen, dass ich den Aufsatz bereits im Vorwege auf das Mittelboard hätte
schrauben können, bevor die Seitenteile angesetzt wurden. Nun muss ich das komplette
Regal umständlich um eine Etage aufstocken. Gut, dass es sich hierbei um nicht ebenso
große Aufbauten handelt, sondern um „nur“ halb so große. Hätte ich tatsächlich nur
einen einzigen Schritt weiter gedacht, wäre es mir aufgefallen und ich hätte doch eine
dreiviertel Stunde gespart. Zumindest sind die Arbeiten in der Anschraubphase mit den
unteren Boarden absolut identisch, ich achte vorbildlich auf das korrekte Anschrauben
der Regalbretter. Bald sind auch die rechten und linken Seiten montiert. Gut gemacht!
=== „Auch hier wieder kommt mein nicht vorhandenes Handwerkerwissen zum
Vorschein…“ ===
Im Grunde genommen könnte ich mir selbst schon einmal auf die Schulter klopfen: Ich
habe über die Hälfte von „Gorm“ bezwungen. Sechs von sieben Teilen stehen. Trotzdem,
ich bin bescheiden und hebe mir den Schulterklatscher für später auf.
Der letzte Part der Regalkombination soll
die Ecke ausnutzen und sich unter dem
Fenster entlang schlängeln. Hierbei sind
jeweils vier Pfosten und je zwei
Regalbretter mit abgeschrägten
Seitenteilen mit von der Partie. Den
Zusammenbau kann ich auch ohne die
Bildbeschreibung, das weiß ich schon jetzt!
Schraub, dreh, klemm – alles passt, nur in
den Ecken bekomme ich leichte
Schwierigkeiten mit dem Anschrauben. Ich
habe einfach keinen Platz über den mein Drehmomentschlüssel verfügen könnte. Die
Idee, das bisher zu dreiviertel fertiggestellte Regal ein Stück nach vorn zu hieven
verdränge ich ganz schnell aus meinem Gehirn. Erstens zu schwer, zweitens sollte ich
auch an den Bodenbelag denken, den ich vielleicht nicht noch mit Schlieren oder gar
Rissen verschönern sollte. Auch hier wieder kommt mein nicht vorhandenes
Handwerkerwissen zum Vorschein. Ich montiere die ganze Eckgeschichte nochmals ab,
verbinde die Eckpfosten und anschließend setze ich alles wieder dran. Klappt nicht!
Irgendwie habe ich mich vertan. Mit leichtem Biegen und zerren kann ich alles dann
doch verschrauben und es hält sogar.
Als letztes verbinde ich also den vorderen Eckpfosten mit den Mittelregalen, damit diese
Seite nicht doch eine Biegung gen unten vollzieht. Bis auf eine Schelle und ein paar
Winkel habe ich alle mitgebrachten Materialien verbraucht. Die Winkel sollen das Bord
vor dem Umsturz bewahren und sollen eine Verbindung mit Regal und Wand ergeben.
Vorerst beschließe ich, dass ich auf Bohrungen in der Wand diesbezüglich verzichte.
„Gorm“ steht regelrecht felsenfest. Sollte es dies nicht mehr tun, kann ich die Winkel
noch nachträglich verarbeiten.
Einzig und allein die einsame Schelle bereitet mir Kopfzerbrechen. Was soll damit
geschehen? Eine Antwort erhalte ich auf der Bauanleitung. Statt des Mittelpfostens am
Eckregal sollten zwei Schellen angebracht werden. Somit wäre durch den fehlenden
Pfosten tatsächlich mehr Platz geschaffen. In der Tat, ich mir werden zwei Dinge klar:
Erstens: Clevere Geschichte! Zweitens: Ich Depp habe bei IKEA nicht aufgepasst und
habe nur eine Schelle am Brett vorgefunden! Dabei war ich doch so aufmerksam! Nun
gut, es hilft nichts, ich muss das Beste aus der Situation machen. Die Schelle tausche ich
gegen den Pfosten aus und beschließe, mir die fehlende Schelle beim nächsten IKEABesuch zu „organisieren“!
Ich kann aber stolz sein: „Gorm“ ist bezwungen und steht nun in vollem Glanze vor mir.
Bis auf die eine Schelle ist alles verarbeitet. Nun ist es Zeit für einen genüsslichen Klaps
auf die Schulter!
„Gorm“ steht! Gut so. Mittlerweile haben unzählige Lebensmittelvorräte,
Waschmittelboxen, Kartons, Werkzeuge und Flaschenkisten ihren Weg dorthin
gefunden. Und „Gorm“ steht bravourös seinen Mann. Ein mehrmaliges, vorsichtiges Hinund Herrütteln gibt mir die Sicherheit, dass ich die Winkel wirklich nicht brauche, das
Regal wird halten!
Ich muss gestehen, dass ich beeindruckt bin, was sich IKEA mit ihrem „Gorm“-Regal
haben einfallen lassen. Die Regalkombination besteht aus hellem, weichem Naturholz,
was allerdings nicht sonderlich gut verarbeitet wurde. Dass man auf das Schleifen und
Lackieren verzichtet hat, macht das Regal nicht sonderlich ansehnlich, doch für einen
Hauswirtschaftsraum genügt das Board allemal. Aufpassen sollte man bereits beim
Zusammensuchen der Materialien im IKEA-Markt. Die Bretter, Pfosten und so weiter
sind teilweise derart schlecht verarbeitet, dass man töricht wäre, würde man einfach so
die Hölzer aus dem SB-Regal nehmen. Risse, Äste, Brüche – alles Verarbeitungsfehler,
die zwar auf Naturholz hinweisen, dennoch wohl kaum in ein Regal gehören! Zudem
kommen noch fehlende Schrauben und Muttern, die sinnigerweise unter den
Regalbrettern befestigt wurden. Passt also gut auf, dass ihr saubere und vor allem alle
Materialien bekommt, ansonsten kann das Regal durch eine Hin-und Rückfahrt zum
Möbelschweden teurer und zeitintensiver werden wie geplant.
Der Aufbau ist wirklich easy. Die anbei befindliche Bild-Bauanleitung ist zwar nett
gemacht, muss man allerdings nicht wirklich studieren, um die Regalkombination
aufzubauen. Kommt man nicht zurecht, hilft sie einem allerdings ohne große Umstände
weiter. Selbst ein Angebot, dass man bei größeren Schwierigkeiten den IKEAKundendienst rufen kann ist vorhanden. Nur die dann benötigte Telefonnummer konnte
ich nicht finden.
Werkzeugtechnisch werdet ihr nicht großartig fündig, denn außer den Schrauben und
Muttern ist kein einziger Schraubendreher oder ähnliche Hilfsmittel im Sortiment
beigelegt, obwohl IKEA mit ihrer „Der Schlüssel zum Glück“-Kampagne offenbar diesen
Service verspricht. Um schnellstmöglich die
Einzelteile zusammenbauen zu können,
solltet ihr einen guten KreuzschlitzSchraubenzieher und eine „Knarre“ parat
haben. Hammer, Zange und Feuerzeug sollten
für den Notfall parat liegen, sind aber nicht
unbedingt von Nöten ;-)
Für einen ungeübten Handwerker wie
meinereiner ist der Aufbau doch noch mit
einem relativ hohen Zeitaufwand verbunden.
Zu sehr lässt man sich von einer Selbstsicherheit verleiten, die sich letztendlich in
Fehlwürfe verwandeln, die es anschließend auszubügeln gilt. Erfahrene Menschen
benötigen für „Gorm“ in diesem Maße allerhöchstens einen halben Tag, ich musste mit
etwas mehr an Stunden auskommen. Dennoch: Ich habe es geschafft, „Gorm“ steht und
hält!
Das Regal sieht vielleicht nicht nobel aus, dennoch ist es für Keller- oder Abstellräume
recht gut geeignet. Für die gute Idee, die doch recht einfache Bauweise und die
letztendliche Standhaftigkeit vom „Gorm-Regal vergebe ich die volle Punktzahl. Die
fehlenden Einzelteile und die ewige Suche nach gut verarbeitetem Zubehör kostet Zeit
und Nerven, hierfür muss ich leider einen Punkt abziehen. Dass sich im Baumaterial
nicht ein einziger Schraubendreher befindet ist nicht gerade von Vorteil, hätte aber auch
nichts genützt, denn es geht doch nichts über das eigene Werkzeug – wenn man´s hat.
Ansonsten kann ich euch (auch wenn ich IKEA-Produkten immer noch skeptisch
gegenüberstehe) die Regalkombination namens „Gorm“ guten Gewissens empfehlen. Ich
bin immer noch positiv über die Erweiterungsmöglichkeiten der Kombination und dem
Zubehör (z.B. ein Flaschenregal). Tja, wer wenige Ansprüche auf Design und Farbe stellt,
ist mit IKEA´s „Gorm“ bestens bedient!
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