- Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen eV

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- Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen eV
16. Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.
07. und 08. September 2012
in Münster
Die Therapie der Zwangsstörung
im Spiegel der S3-Leitlinien
Abstracts
Veranstalter:
Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.
in Kooperation mit der EOS-Klinik, Münster und
dem Alexianer Krankenhaus, Münster-Amelsbüren
Inhalt
Abstracts Vorträge .................................................................................................................................................. 4
Die AWMF S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Zwangsstörungen“ und ihre Auswirkungen für die
klinische Praxis
A. Wahl-Kordon, Lübeck...................................................................................................................................... 4
Systemische Aspekte in der Behandlung von Zwangspatienten und deren Angehörigen
I. Hand, Hamburg ................................................................................................................................................ 4
Methodenintegration in der Behandlung von Zwängen nach den S3-Leitlinien
W. Hauke, Windach ............................................................................................................................................. 4
Wie sollten wir den Zwang verstehen? Anmerkungen aus anthropologischer Sicht
M. Pawelzik, D. Lange, Münster.......................................................................................................................... 5
Stationäre Therapie von Zwangsstörungen: Erfolg, Misserfolg; Was gibt es Neues? U. Voderholzer, Prien ... 5
Exposition bei Zwangsgedanken
T. Hillebrand, Münster ......................................................................................................................................... 5
Pharmakotherapie der Zwangsstörung
B. Zurowski, Lübeck ............................................................................................................................................ 6
Achtsamkeit in der Behandlung von Zwangsstörungen
B. Osen, J. Schriefer , Bad Bramstedt ................................................................................................................ 6
Evaluation und Weiterentwicklung eines metakognitiven Selbsthilfeansatzes bei Zwangsstörungen
M. Hauschildt, Hamburg ...................................................................................................................................... 6
Abstracts Workshops ............................................................................................................................................. 8
Sonderworkshop
Exposition-Reaktions-Managment (ERM) bei Zwangsstörungen
I. Hand, Hamburg ................................................................................................................................................ 8
Workshop 1
Einführung in die Metakognitive Therapie bei Zwangsstörungen
O. Korn, B. Zurowski, Lübeck .............................................................................................................................. 8
Workshop 2
Schematherapie bei Zwangsstörungen
N. Stelzer, Freiburg ............................................................................................................................................. 9
Workshop 3
Möglichkeiten und Grenzen eines Konfrontationstrainings bei Zwangsstörungen im ambulanten Setting
N. Niedermeier, München.................................................................................................................................... 9
Workshop 4
Die praktische Anwendung eines Therapieprogramms zur Behandlung der Zwangsstörung - sowohl als
Gruppen- als auch als Einzeltherapieprogramm
C. Oelkers, C. Schink, Tübingen ......................................................................................................................... 9
Workshop 5
Zwangsstörungen - Motivation ist der Schlüssel
B. Ciupka-Schön, Krefeld .................................................................................................................................. 10
Workshop 6
Behandlung von Zwangsstörungen mit dem Therapieprogramm für Angst- und Zwangsstörungen bei Kindern
und Jugendlichen (THAZ)
H. Goletz, Köln................................................................................................................................................... 10
Workshop 7
Gesprächskreis für Angehörige von Zwangserkrankten
W. Hartmann, Hamburg..................................................................................................................................... 11
Workshop 8
Gesunde Ressourcen
A. Peters, Hamburg ........................................................................................................................................... 11
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Workshop 9
EMDR in der Behandlung der Zwangsstörung
K. Böhm, Friedenweiler ...................................................................................................................................... 11
Workshop 10
Achtsamkeit in der Expositionstherapie - inneres Erleben wertfrei annehmen
B. Osen, J. Schriefer, Bad Bramstedt ................................................................................................................ 12
Workshop 11
ACT-Therapie in der Behandlung von Zwangsstörungen
Dr. Martz, Winterthur (Schweiz) ......................................................................................................................... 12
Workshop 12
„...und wenn der rote Fleck doch Blut ist?“ – Komplikationen in der Durchführung von
Expositionsbehandlungen bei Handlungs- und Gedankenzwängen
T.Hillebrand, Münster ......................................................................................................................................... 12
Workshop 13
Mit Handy und PC gegen den Zwang
C. Wölk, Osnabrück ........................................................................................................................................... 13
Workshop 14
Bindungsstörung, Selbstentwicklung und die Macht der Rituale
M. Pawelzik, D. Lange, Münster ........................................................................................................................ 13
Workshop 15
Gegen die Zwangsstörung kämpfen – Der Weg aus dem Zwang
H. Müller, Hamburg ............................................................................................................................................ 13
Workshop 17
Möglichkeiten und Grenzen der Behandlung einer Zwangsstörung bei bestehender komorbider chronischer
Depression mit dem Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP)
H. O. Röttgers, Marburg ..................................................................................................................................... 14
Referenten .............................................................................................................................................................. 15
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Abstracts Vorträge
Die AWMF S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Zwangsstörungen“ und ihre
Auswirkungen für die klinische Praxis
A. Wahl-Kordon, Lübeck
Ein Gruppe anerkannter Experten zum Thema „Zwangsstörungen“ aus den verschiedensten Fachverbänden und
Berufsgruppen erarbeitete unter Leitung der Lübecker Projektgruppe die S3-Leitlinie, die unter Einbezug von
allen relevanten Fachverbänden, Berufsgruppen und von Betroffenen im Konsensusverfahren verabschiedet
wurde.
Als Ausgangsbasis wurde die britische NICE Leitlinie (Nationla Collaborating Centre for Mental Health, NICE,
2006) gewählt, da diese hohe methodische Standards setzt. An der Suchstrategie der NICE-Leitlinie orientiert,
die um zusätzliche Suchbegriffe (wie zum Beispiel neuere Psychopharmaka) erweitert wurde, führten wir eine
systematische Literatursuche in allen relevanten medizinischen und psychologischen Datenbanken durch. Die
gefundene wissenschaftliche Literatur wurde systematisch nach methodischen Aspekten bewertet und ging in
den Entwicklungsprozess der Leitlinie ein. Nach der Erarbeitung der Leitlinien-Empfehlungen in der
Expertengruppe wurde diese in einem weiteren Diskussionsprozess auf breiter Konsensusbasis verabschiedet.
Im Vortrag sollen die wichtigsten Leitlinien-Empfehlungen zum diagnostischen Vorgehen und zur Therapie
vorgestellt und deren Implikationen für die klinische Praxis diskutiert werden.
Systemische Aspekte in der Behandlung von Zwangspatienten und deren Angehörigen
I. Hand, Hamburg
Bei allen nicht allein lebenden Zwangskranken spielt – neben der intrapsychischen – die interaktionelle
Funktionalität des Zwangsverhaltens eine erhebliche, mitunter auch die entscheidende Rolle. Deshalb sollten
Angehörige – wenn vom Patienten akzeptiert – schon in der Probatorik zumindest zu einem gemeinsamen
Gespräch hinzugezogen werden. Die interaktionelle Funktionalität sollte gegebenenfalls auch durch eine in-vivo
Diagnostik vor Durchführung von in-vivo Expositionenen vertieft werden.
Der Vortrag beschreibt diese Sachverhalte fallbezogen und mit kurzen Videoausschnitten auf der Grundlage
einer strategisch-systemisch fundierten Verhaltenstherapie als wesentlichen motivationalen Prozess zur
Ermöglichung von Veränderung bei allen Beteiligten.
Literatur: Hand I (1988) Obsessive- compulsive patients and their families. In: Falloon I (Herg.) Handbook of
Behavioural Family Therapy. Guilford Press, New York
Hand I (2002) Systemische Aspekte in der Verhaltenstherapie von Zwangsstörungen. In: Ecker W (Hersg.) Die
Behnadlung von Zwängen. Hans Huber, Bern Göttingen
Hand I (2008) Strategisch-systemische Aspekte der Verhaltenstherapie. Springer, Wien New York
Methodenintegration in der Behandlung von Zwängen nach den S3-Leitlinien
W. Hauke, Windach
Die lange erwarteten S3-Leitlinien für die Zwangsstörung (s. Eröffnungsvortrag) schaffen die not-wendige
Klarheit über den Stand der gegenwärtig sicherbaren Erkenntnisse für die Behandlung. Zugleich werden damit
aber auch viele Fragen aufgeworfen, wie diese nun konkret aussehen soll. Viele bisher übliche
Therapiebausteine – darunter manche neuere „metakognitive“ Verfahren – haben in der S3-Diskussion keine
oder nur dürftige empirische Fundierung nachweisen können, sei es als alleine verwendetes Verfahren, sei es
als Komponente in einem multimodalen Design. Der Grund hierfür liegt im hohen Aufwand, welchen solche
Untersuchungen naturgemäß fordern. Für Kliniken, niedergelassene Therapeuten und nicht zuletzt die
Kostenträger, welche sich ja alle an den Leitlinien zu orientieren pflegen, ergibt sich damit beträchtliche
Unsicherheit über das konkrete Vorgehen. Die massiv untermauerte Position der Expositionsverfahren könnte –
wie in den USA schon länger üblich – zum Ruf nach deren alleiniger Anwendung führen. Dieser Weg wäre
unaufwändiger, für die Patienten aber härter und mit viel höheren Anforderungen an die Anfangs-motivation
verbunden, führt auch nachweislich zu höheren Abbrecherquoten.
Der Vortrag gibt einen kritischen Überblick über die verschiedenen möglichen Vorgehensweisen sowohl im
stationären als auch im ambulanten Sektor, und versucht ein Bild der künftigen Therapie von Zwängen zu
skizzieren.
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Wie sollten wir den Zwang verstehen? Anmerkungen aus anthropologischer Sicht
M. Pawelzik, D. Lange, Münster
Die Zwangsstörung gilt als ein distinkter Typ psychischer Störungen und wird auf der Grundlage des
„medizinischen Modells von Krankheit systematisch erforscht. Trotz reliablerer Diagnostik und vielfältiger
biopsycho-sozialer Korrelate des Syndroms mehren sich grundsätzliche Zweifel an den Erfolgsaussichten dieses
Ansatzes: denn der Phänotyp ist heterogen und wechselhaft, seine Abgrenzung und Gewichtung angesichts
hoher Komorbidität ist schwierig; das Scheitern der Versuche, störungsspezifische Risiko-Gene zu identifizieren
und die Uneindeutigkeit der neurobiologischen Befunde sprechen für heterogene Entwicklungspfade
(Äquifinalität) und damit gegen eine spezifische Ätiologie des Zwangsstörungs-Syndroms. Dies wirft die Frage
nach alternativen Deutungen häufiger psychopathologischer Syndrome wie der sogenannten „Zwangsstörung“
auf.
Die wichtigste Alternative zum medizinischen Modell ist die funktionale Analyse. Diese ist einerseits unerlässlich,
um eine Grenze eindeutiger pathologischer Ausprägungen obsessiven Verhaltens zu ziehen; sie versucht
andererseits, die Motivationen und Mechanismen des gestörten Verhaltens zu identifizieren. Insbesondere
evolutionspsychologische Deutungen, die „Vorsichts-, Gefahrenabwehr- und Handlungsmonitorierungs-Module“
am Werke sehen, haben den Vorzug einer relativ guten empirischen Übereinstimmung mit der Phänomenologie
zwanghaften Verhaltens weit über den klinischen Bereich hinaus. Wir werden versuchen, die orthodoxe
Konzeption paläoanthropologisch adaptiver Module (à la Cosmides & Tooby) im Lichte neuerer Interpretationen
der dramatischen kulturellen Evolution unserer Spezies weiter zu entwickeln und anhand eigener Daten zu
prüfen.
Stationäre Therapie von Zwangsstörungen: Erfolg, Misserfolg; Was gibt es Neues?
U. Voderholzer, Prien
Nach wie vor gilt, dass kognitive Verhaltenstherapie mit Reizkonfrontation sowie SerotoninWiederaufnahmehemmer die beiden am besten belegten Therapieformen bei Zwangsstörungen darstellen,
wobei die Verhaltenstherapie mit Exposition die wirksamere Methode und auch die Therapie der 1. Wahl
darstellt. Die Mehrzahl der durchgeführten Studien beziehen sich auf ein ambulantes Setting und die
Effektstärken lagen bei Metaanalysen etwa im Bereich 1,0 bis 1,2. Es gibt relativ wenige Studien mit intensiver
kognitiver Verhaltenstherapie mit Exposition im stationären Setting, die jedoch zumindest teilweise höhere
Effektstärken von 1,5 bis 2 berichtet haben. In dem Vortrag soll einerseits der gegenwärtige Kenntnisstand
anhand der Literatur zu den Effekten stationärer Therapie bei Zwangsstörungen dargestellt werden und
andererseits auf die noch ungelösten Fragen und Probleme eingegangen werden.
Welches sind die Prädiktoren für ein Ansprechen bei stationärer Behandlung?
Welche Faktoren sind häufig mit einem Misserfolg auch bei stationärer Behandlung assoziiert?
Wie nachhaltig sind die Effekte stationärer Behandlungen? Gibt es Erfahrungen mit RückfallprophylaxeProgrammen?
Welche zusätzlichen Therapiebausteine im Rahmen stationärer Behandlungen können den Erfolg steigern?
Hierbei soll insbesondere auf Erfahrungen mit Achtsamkeit, Körper- und Sport- und bewegungstherapeutischen
Ansätzen eingegangen werden.
Darüber hinaus werden Ergebnisse von Patientenbefragungen und Outcome-Messungen einer größeren
Stichprobe der Schön Klinik Roseneck präsentiert.
Exposition bei Zwangsgedanken
T. Hillebrand, Münster
Die Behandlung von aggressiven, sexuellen oder blasphemischen Zwangsgedanken stellt eine besondere
Herausforderung für Therapeut und Patient dar. Wird bei der Exposition zur Behandlung von Zwangshandlungen
gemeinsam daran gearbeitet, eine bestimmte Wasch- oder Kontrollhandlung zu unterlassen, um eine maximale
Konfrontation mit dem angstauslösendem Stimulus zu erreichen, kann dies bei der Behandlung von
Zwangsgedanken nur über eine verlängerte und andauernde Konfrontation mit dem angstauslösendem
Gedanken erreicht werden. In der praktischen Umsetzung erfolgt dies über die Erstellung einer „Geschichte“, in
der das gesamte befürchtete Szenario detailliert ausformuliert und schriftlich fixiert wird. Im nächsten Schritt wird
diese Geschichte im Rahmen der Therapie mehrfach laut gelesen und in einer weiteren Steigerung via MP3Player oder Handy aufgenommen. Der Patient hört nun diese Geschichte, ohne sich dabei abzulenken und
erlebt nach wiederholter Darbietung ein Nachlassen der Angst. Ein zentrales Wirkmoment ist das Erleben der
„schlimmsten Gedanken“ ohne Angst infolge der Habituation – der Patient hat in diesem Zu-stand wieder Zugriff
auf eine rationale Bewertung der Gedanken und kann das Ziel zahlreicher kognitiver Interventionen: „Es ist nur
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ein Gedanke, der nichts über meine moralische Integrität oder Handlungsabsichten aussagt“ auf einer tieferen
Ebene nachvollziehen. Im Rahmen des Vortrages werden anhand von Fallbeispielen Hinweise zur konkreten
Umsetzung im therapeutischen Setting gegeben.
Pharmakotherapie der Zwangsstörung
B. Zurowski, Lübeck
Prinzipiell ließe sich die evidenzbasierte Pharmakotherapie der Zwangsstörung auf den Satz reduzieren:
‚Serotoninwiederaufnahmehemmer, lange und hoch genug dosieren‘. Der vergleichsweise überschaubaren
Evidenzlage in der Pharmakotherapie der Zwangsstörung steht eine noch allzu oft davon abweichende Praxis
der Polypharmazie, insbesondere im Hinblick auf den Einsatz von Antipsychotika und Anxiol ytika. In diesem
Vortrag sollen etablierte, neue und sich abzeichnende pharmakologische Strategien in einen praxisorientierten
Behandlungs(stufen)plan münden. Dazu gehört eine differentielle Betrachtung von Antipsychotika unter
besonderer Berücksichtigung der potentiell obsessiogenen Effekte von Clozapin. Es wird eingegangen auf
Strategien bei Therapierefraktärität und Indikation für eine Kombination von Psychotherapie und
Pharmakotherapie sowie hierbei zu berücksichtigende Wechselwirkungen.
Achtsamkeit in der Behandlung von Zwangsstörungen
B. Osen, J. Schriefer , Bad Bramstedt
Achtsamkeit ist mittlerweile bei vielen psychischen Störungen integraler Bestandteil der psychotherapeutischen
Behandlung. Sie wird beschrieben als eine bestimmte Art der Aufmerksamkeit, nicht wertend, absichtsvoll und
auf den aktuellen Moment bezogen.
Im Vortrag wird zunächst ein Überblick über die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Konzept der
Achtsamkeit vorgestellt und die zentralen anwendungsbezogenen Aspekte dargestellt. Gemeinsamkeiten und
Unterschiede verhaltenstherapeutischer Standardmethoden und achtsamkeitsbasierter Interventionen werden
gegenübergestellt. Auf der Grundlage dieser theoretischen Einführung werden anhand der Phänomenologie der
Zwangserkrankung die besondere Relevanz achtsamkeitsbezogener Interventionen erläutert.
Evaluation und Weiterentwicklung eines metakognitiven Selbsthilfeansatzes bei
Zwangsstörungen
M. Hauschildt, Hamburg
Einleitung: Obwohl heute wirksame Verfahren zur Therapie von Zwangsstörungen zur Verfügung stehen, weist
die aktuelle Versorgungssituation noch immer erhebliche Lücken auf. Diese entstehen u.a. aufgrund mangelnder
spezialisierter Angebote sowie einer geringen Inanspruchnahme bestehender Angebote seitens der Betroffenen.
Ursächlich für das Fernbleiben vom Hilfesystem ist häufig die Angst vor Stigmatisierung sowie Scham- und
Schuldgefühle in Zusammenhang mit den Zwängen. Vor diesem Hintergrund wird Selbsthilfemaßnahmen immer
größere Bedeutung beigemessen. Bislang liegen jedoch nur wenige Studien vor, die deren Wirksamkeit
systematisch überprüfen.
Um der Versorgungslücke bei Zwangsstörungen entgegenzuwirken und insbesondere jene große Gruppe
Betroffener zu erreichen, die bislang nicht im psychologisch-psychiatrischen Hilfesystem angekommen ist, hat
unsere Arbeitsgruppe ein metakognitives Selbsthilfemanual entwickelt. Der Ansatz zielt darauf ab, bei den
Betroffenen das Bewusstsein für eine Reihe spezifischer Denkverzerrungen zu schärfen, die nach vorliegenden
Erkenntnissen an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Zwängen beteiligt sind (z.B. übertriebene
Verantwortung, Gedanken-Handlungs-Fusion), und diese durch gezielte Informationen und Übungen zu
modifizieren. Eine Pilotstudie lieferte bereits erste Hinweise für die Wirksamkeit des Selbsthilfeansatzes im
Vergleich mit einer Wartebedingung (Moritz, Jelinek, Hauschildt, & Naber, 2011).
Methode: In einer BMBF-geförderten Folgestudie soll anhand einer niedrigschwelligen Onlinebefragung die
nachhaltige Wirksamkeit des metakognitiven Selbsthilfemanuals gegenüber einer aktiven Kontrollbedingung
(Psychoedukation) untersucht werden. Die aktuelle Studie räumt zudem eine Reihe methodischer
Schwachpunkte der Pilotstudie aus: Zusätzlich zu einem Prä-Post-Untersuchungsintervall von 4 Wochen ist eine
Follow-up Untersuchung nach 6 Monaten vorgesehen. Über die Onlinebefragung anhand reliabler
Selbstbeurteilungsinstrumente hinaus erfolgt zu allen Untersuchungszeitpunkten eine Verifikation der
Zwangsdiagnose sowie der Symptomstärke durch telefonisch geführte strukturierte klinische Interviews. Den
primären Outcomeparameter stellt die Reduktion der Zwangsymptomatik nach 4 Wochen bzw. 6 Monaten dar.
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Als sekundäre Erfolgsparameter werden eine mögliche Verbesserung der Lebensqualität sowie Steigerung der
Therapiemotivation untersucht.
Ergebnisse: Erste wichtige Verlaufsergebnisse der aktuellen Studie werden vorgestellt und diskutiert.
7
Abstracts Workshops
Sonderworkshop
Exposition-Reaktions-Managment (ERM) bei Zwangsstörungen
I. Hand, Hamburg
ERM ist eine bereits in den 1980er Jahren in der VT-Ambulanz der Uniklinik Hamburg wesentlich
weiterentwickelte Variante der „Exposition-Reaktions-Verhinderung“ (ERP) – besonders für die Behandlung von
Zwangsstörungen, schweren Phobien und PTSD.
Es beinhaltet seit jeher Elemente des Focussing, der Emotionsregulation und des Achtsamkeitstrainings.Es kann
weit über Angstbewältigung hinausführen, da jede während der Exposition auftretende negative Emotion (mit
den zugehörigen Kognitionen) bearbeitet werden kann. Nicht selten ist es auch ein wertvolles DiagnostikInstrument, da unter hoher emotionaler Erregung Erlebnisse aus der Biographie wieder dem Bewusstsein
zugänglich werden, die dann entscheidende Bedeutung für den weiteren Behandlungsverlauf bekommen
können.
ERM ist erfahrungsabgeleitet und handlungsorientiert, ohne Rückgriff auf VT-externe theoretische oder
philosophische Konzepte (deren populärste im workshop aber kurz vorgestellt werden). Die Umsetzung erfordert
in der Regel:
Anfangs eine direkte Anleitung durch den Therapeuten, sowohl bei der in-vivo wie bei der in-vitro Variante.
In den ersten Sitzungen Blocks von mindestens 2, meist 3-4 Stunden (kein Problem in der Richtlinien-VT!).
Beachtung auch der interaktionellen Funktionalität des Symptomverhaltens.
Die Darstellung wird durch Video Beispiele aus Therapieverläufen ergänzt.
Therapeuten mit eingehender Erfahrung in der Durchführung von Expositionen sind besonders zur Diskussion
eingeladen.
Literatur: Hand I (1993) Exposition-Reaktions-Management in der strategisch-systemischen Verhaltenstherapie.
Verhaltenstherapie 3:61-65
Hand I (2011) Exposition und Konfrontation. In: Linden M, Hautzinger M (Hersg.) Verhaltenstherapiemanual, 7.
Vollst. Überarb. U. erw. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg New York
Wieben A, Hand I (2004) Exposition-Reaktins-Management in sensu bei einer spezifischen Phobie vor dem
Verschlucken und Ersticken, mit Pavor Nocturnus. Verhaltenstherapie (14)1:43-50
Workshop 1
Einführung in die Metakognitive Therapie bei Zwangsstörungen
O. Korn, B. Zurowski, Lübeck
Zu den neueren Entwicklungen der sog. ‚Dritten Welle‘ der Verhaltenstherapie zählt u.a. die Metakognitive
Therapie (MCT), die von Prof. A. Wells entwickelt worden ist. Sie geht davon aus, dass es nicht die Inhalte von
Kognitionen, sondern dysfunktionale und für den Patienten teils unreflektierte, teils schwer zu kontrollierende
Muster der Informationsverarbeitung und der Aufmerksamkeitslenkung sind, die psychische Störungen
aufrechterhalten und als kognitives Aufmerksamkeitssyndrom (CAS) bezeichnet werden. Bei den
Zwangsstörungen besteht das CAS aus Grübeln, Sich-Sorgen-machen und analytischem Denken,
unterschiedlichen Formen von Bedrohungsmonitoring sowie maladaptiven Bewältigungsstrategien in Form von
Gedankenunterdrückung und insbesondere offenen und verdeckten Zwangshandlungen. Den Hintergrund für
den Einsatz dieser Strategien stellen metakognitive Überzeugungen dar. Bei den Zwangsstörungen sind
Metakognitionen über die Bedeutung von Zwangsgedanken sowie über die Notwendigkeit von Ritualen
besonders wichtig. Erstere bestehen aus der Gedanken-Ereignis-, der Gedanken-Handlungs- oder der
Gedanken-Objekt-Fusion und führen zu einer Bewertung von Zwangsgedanken als Indikatoren von Gefahr.
Letztere haben den Einsatz von bestimmten Ritualen zur Folge, um diese Bedrohung zu vermindern.
Die metakognitive Therapie zielt auf eine Steigerung des metakognitiven Bewusstseins des Patienten und der
Wiedererlangung der flexiblen Kontrolle über kognitive Prozesse und Prozesse der Aufmerksamkeitslenkung.
Das CAS und dysfunktionale Bewältigungsstrategien werden abgebaut, die ihnen zugrunde liegenden
metakognitiven Überzeugungen verändert und alternative Pläne der kognitiven Verarbeitung generiert. Erste
Daten aus unkontrollierten Studien weisen darauf hin, dass ein großer Teil der Patienten auf diese Art der
Behandlung respondiert und eine vergleichsweise rasche, nachhaltige und klinisch bedeutsame Verbesserung
der Symptomatik erreicht.
Methode: Vortrag, Beispiele, Modellrollenspiele, Kennenlernen von einzelnen Behandlungstechniken in der
Gruppe
Ziel: Vermittlung eines theoretischen Grundverständnisses der MCT und eines Einblicks in zentrale
Behandlungselemente
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Zielgruppe: Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten mit Kenntnissen der
Verhaltenstherapie.
Literatur: Wells, A. (2011). Metakognitive Therapie bei Angststörungen und Depression. Beltz.
Kognitiven
Workshop 2
Schematherapie bei Zwangsstörungen
N. Stelzer, Freiburg
Die Schematherapie, ein integrativer Therapieansatz aus der Kognitiven Verhaltenstherapie weiterentwickelt,
bietet besondere Möglichkeiten, sich den individuellen Hintergründen der Zwangsstörungen zu widmen. Dieses
erscheint insbesondere bei Vorliegen von komorbiden Persönlichkeitsstörungen und bei besonders
ausgeprägten chronischen Erkrankungen sehr hilfreich. Nach neuerer Studienlage profitieren bis zu 50% der
Patienten nicht dauerhaft von einer reinen Expositionstherapie mit Reaktionsverhinderung (ERP). Ein
kombiniertes Vorgehen, ERP plus Modul aus der Schematherapie, bietet neue, vielversprechende
Möglichkeiten. Es zeigt sich, dass hierbei vor allem der Einsatz der Schemamodi geeignet ist. Ein
überschaubares, individuelles Fallkonzept kann transparent mit dem Patienten erarbeitet werden. Mithilfe
verschiedener schematherapeutischer Interventionen kann emotionsaktiviert an den beteiligten Modi gearbeitet
werden.
Ziel des Workshops ist, eine knapp skizzierte Einführung in die Schematherapie, insbesondere den
Modusansatz, zu geben. Besonderer Schwerpunkt soll auf die Fallkonzeptionen bei Zwangsstörungen, anhand
von Fallbeispielen demonstriert, gelegt werden. Die Teilnehmer sollen einen ersten Eindruck von den
besonderen Möglichkeiten der schematherapeutischen Stuhlarbeit, wie auch der Imaginationsverfahren
gewinnen.
Literatur: Jacob, G., Van Genderen, H. & Seebauer, L.(2011)Andere Wege gehen. Patientenbuch. Weinheim:
Beltz.
Jacob, G. & Arntz, A. (2011) Schematherapie in der Praxis. Weinheim: Beltz.
Young, J. E. & Klosko, S. (2006) Sein Leben neu erfinden. Paderborn, Junfermann.
Young, J. E., Klosko, S. & Weishaar, E. (2005) Schematherapie. Ein praxisorientiertes Handbuch. Paderborn:
Junfermann.
Workshop 3
Möglichkeiten und Grenzen eines Konfrontationstrainings bei Zwangsstörungen im
ambulanten Setting
N. Niedermeier, München
Dargestellt werden die Voraussetzungen (z.B. Therapiemotivation, Therapiekontrakt, Rollenklärung) die im
Rahmen einer Verhaltenstherapie erbracht werden müssen um eine Expositionsbehandlung im ambulanten
Setting vorzubereiten. Dann werden die verschiedenen Möglichkeiten der Reizkonfrontation (z.B. gestufte
Konfrontation versus massierte Reizüberflutung) im ambulanten Setting dargestellt. Ferner werden mittels
Videobeispielen und Rollenspielen "gute und schlechte Interventionstechniken" im Rahmen der praktischen
Durchführungen einer Expostionsbehandlung erklärt.
Workshop 4
Die praktische Anwendung eines Therapieprogramms zur Behandlung der Zwangsstörung sowohl als Gruppen- als auch als Einzeltherapieprogramm
C. Oelkers, C. Schink, Tübingen
Vorgestellt wird ein ambulantes Behandlungsprogramm, wie es am Psychologischen Institut der Universität
Tübingen seit 2005 regelmäßig durchgeführt wird. Über zwei Behandlungsmodule erfolgt zunächst die
symptomspezifische Therapie der Zwangsstörung u.a. mittels ausführlicher Psychoedukation, kognitiver
Intervention und therapeutenbegleiteten Einzel-Expositionen. In der Folge wird über kognitive Umstrukturierung,
Verhaltenstests und Rollenspiele an zwangstypischen sozialen Grundannahmen und Verhaltensdefiziten
gearbeitet.
Diskutiert werden kann die Bedeutung und Gestaltung spezifischer Elemente des Programms, dessen Vor- und
Nachteile sowie die Akzeptanz, Mitarbeit und Response seitens der Patienten. Ziel der Veranstaltung wird es
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sein, die direkte Anwendung dieses Gruppentherapieprogramms in der Praxis zu vermitteln. Dabei können wir
Ihnen auch unsere Erfahrungen hinsichtlich der Beantragung des angemessenen Sitzungsumfangs bei den
Krankenkassen weitergeben.
Selbstverständlich ist das komplette Therapieprogramm unseres Manuals auch auf die Einzeltherapie zu
übertragen.
Literatur: Oelkers, C., Hautzinger, M. &
Bleibel, M. (2007). Zwangsstörungen –
Ein kognitivverhaltenstherapeutisches Behandlungsmanual. Weinheim, Beltz.
Workshop 5
Zwangsstörungen - Motivation ist der Schlüssel
B. Ciupka-Schön, Krefeld
In der ambulanten Arbeit mit zwangserkrankten Menschen ist es wichtig, den Betroffenen in den
Therapiesitzungen möglichst viel Motivation zu vermitteln, damit diese den richtigen eigenständigen Umgang mit
ihren Zwangssymptomen erlernen.
Das Aufdecken zwanghafter Mythen, die Vermittlung Überzeugender Leitsätze zur Reizkonfrontation und das
Aufzeichnen des zwanghaften Teufelskreises helfen den Betroffenen, sich im Selbstmanagement erfolgreich mit
ihren Zwängen in den eigenen vier Wänden und am Arbeitsplatz zu konfrontieren.
Therapeutische Vermittlung von Entspannung, Problemlösung und Bekräftigung beim Zugang zu eigenen
Bedürfnissen und Fähigkeiten schaffen eine sinnvolle Alternative zum Zwang, der von den Betroffenen als
Reaktion auf Stress und Frustration als unangemessener Bewältigungsversuch entwickelt wurde.
Zum Zweck der Demonstration kommen Power-Point Präsentationen, Rollenspiele und Diskussionen zum
Einsatz.
Workshop 6
Behandlung von Zwangsstörungen mit dem Therapieprogramm für Angst- und
Zwangsstörungen bei Kindern und Jugendlichen (THAZ)
H. Goletz, Köln
Zwangsstörungen bei Kindern und Jugendlichen beinhalten meist multiple Zwangsgedanken und
Zwangshandlungen und sind häufig mit deutlichen Beeinträchtigungen bezüglich schulischer oder beruflicher
Leistungen, Gleichaltrigenbeziehungen und des Familiensystems verbunden.
Sowohl für die betroffenen Kinder und Jugendlichen als auch für deren Eltern und Geschwister erweisen sich
Zwangsstörungen häufig als extrem belastend. So können beispielsweise Wasch-, Reinigungs-, Kontroll-,
Wiederholungs-, Berührungs- oder Ordnungszwänge, die die einzelnen Familienmitglieder behindern bzw.
einschränken, sowie nicht enden wollende Frage- und Rückversicherungszwänge, aber auch Aggressionen die
Familie zur Verzweiflung bringen. In vielen Familien wird das alltägliche Leben völlig auf den Kopf gestellt. Alles
konzentriert sich auf das betroffene Kind, Geschwisterkinder fühlen sich häufig vernachlässigt, und ein
„zwangsfreies“ Familienleben ist kaum mehr möglich. Familien bemühen sich vorwiegend darum, sich an den
von der Zwangsstörung des Kindes dominierten Familienalltag anzupassen. Diese Anpassung erfolgt dadurch,
dass die Familien aus Hilflosigkeit heraus eigene Regeln entwickeln, wie z. B. die Zwangssymptome des Kindes
(passiv) zu „ertragen“ bzw. aktiv das Kind bei der Durchführung von Zwangssymptomen zu unterstützen.
Mögliche Bemühungen von Familienmitgliedern, sich der Einbindung in die Zwangssymptomatik zu widersetzen,
sind häufig mit endlosen Diskussionen und Aggressionen in der Familie verbunden.
Das Therapieprogramm für Kinder und Jugendliche mit Zwangsstörungen (THAZ – Zwangsstörungen) beinhaltet
ein multimodales verhaltenstherapeutisches Behandlungskonzept, das durch seinen Aufbau aus verschiedenen
Bausteinen einen individuellen Behandlungsansatz eines Kindes oder Jugendlichen mit einer Zwangsstörung
ermöglicht.
Der Workshop beinhaltet die Vermittlung der therapeutischen Ansätze gemäß dem „THAZ – Zwangsstörungen“,
insbesondere
Psychoedukation,
familienzentrierte
Interventionen,
Expositionsbehandlung
mit
Reaktionsverhinderung und kognitiv-therapeutische Interventionen.
Literatur: Döpfner, M. (1999). Zwangsstörungen. In: Steinhausen, H.-C.; von Aster, M. (Hrsg.).
Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin bei Kindern und Jugendlichen. 2. Auflage, Weinheim: Psychologie
Verlags Union, S. 271-326.
Döpfner, M. & Goletz, H. (2008). Zwangsstörungen. In F. Petermann (Hrsg.), Lehrbuch der klinischen
Kinderpsychologie (6. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
Döpfner, M., Breuer, U., Hastenrath, B. & Goletz, H. (2007). Wirksamkeit und Langzeitstabilität
verhaltenstherapeutischer Interventionen bei Jugendlichen mit Zwangsstörungen. Kindheit und Entwicklung 16,
129 - 138.
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Goletz, H.; Döpfner, M. (2009). Zwangsstörungen. In: Petermann, F. (Hrsg.). Fallbuch der Klinischen
Kinderpsychologie (S. 121-141). Göttingen: Hogrefe.
Kozak, M. J.; Foa, E. B. (2001). Zwangsstörungen bewältigen. Ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Manual.
Göttingen: Verlag Hans Huber.
Lakatos, A.; Reinecker, H. (2007). Kognitive Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen. Ein Therapiemanual. 3.
Auflage, Göttingen: Hogrefe Verlag für Psychologie.
Oelkers, C.; Hautzinger, M.; Bleibel, M. (2007). Zwangsstörungen. Ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches
Behandlungsmanual. Weinheim, Basel: Beltz Verlag.
Workshop 7
Gesprächskreis für Angehörige von Zwangserkrankten
W. Hartmann, Hamburg
Angehörige von Menschen mit Zwängen werden oft mit ihren Problemen allein gelassen. Der Leidensdruck ist
erheblich, weil sie nicht wissen, wie sie den Betroffenen bei der Bewältigung der Zwänge unterstützen können.
Auch kommt es vor, dass Angehörige in die Rituale der Betroffenen einbezogen werden und sie so zur
Festigung der Symptomatik beitragen.
Der Workshop bietet Gelegenheit zum moderierten Austausch untereinander. Ziel ist die Weitergabe von Tipps
zum Umgang mit Zwangserkrankten. Auch soll der Aufbau von Kontakten von Angehörigen untereinander
gefördert werden, um in schwierigen Situationen sich gegenseitig unterstützen zu können. Es werden auch
Fragen zu Arten, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Zwangsstörung beantwortet.
Workshop 8
Gesunde Ressourcen
A. Peters, Hamburg
Ein Verhaltenstherapeut wird mir vermitteln, wie ich den Impulsen des Zwangs widerstehen kann. Eine Therapie
sollte sich aber nicht nur auf die Bekämpfung der Zwänge beschränken, sondern auch vermitteln, wie ich
gesunde Ressourcen fördern kann, um den Zwängen den Raum zu nehmen und allgemein die Lebensqualität zu
steigern. Da dieser Baustein in der ambulanten Therapie oft zu kurz kommt, möchte dieser Workshop aufzeigen,
wie gesunde Anteile gefördert werden können.
Ziele sind das Kennen lernen von Ressourcen sowie der gemeinsame Austausch über eigene Erfahrungen und
die Erarbeitung von individuellen „Starkmachern“ anhand von praktischen Übungen.
Workshop 9
EMDR in der Behandlung der Zwangsstörung
K. Böhm, Friedenweiler
In diesem praxisorientierten Workshop wird der Einsatz von EMDR bei Zwangsstörungen vorgestellt und
eingeübt. Dabei wird auf Besonderheiten beim Einsatz von EMDR ebenso eingegangen wie auf die Kombination
mit Reizkonfrontationen (Expositionsübungen). Die Vorgehensweise von EMDR wird eingeführt, das
„Therapietiming“ von EMDR aufgezeigt und auf typische Probleme in der Emotionsregulation eingegangen.
Ein wichtiges Augenmerk richtet sich in der Therapie immer auf die Persönlichkeit und Lebensgeschichte des
Patienten. Sie lernen EMDR auf die jeweilige Persönlichkeit zuzuschneiden und auch die Art des Zwanges zu
berücksichtigen. Waschzwänge bedürfen zum Beispiel oft anderer Strategien als reine Zwangsgedanken.
Im Workshop werden Therapievideos gezeigt, das praktische Vorgehen eingeübt und die Theorie hierzu
anschaulich vermittelt. Er richtet sich sowohl an verhaltenstherapeutisch als auch an tiefenpsychologisch
arbeitende Kollegen.
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Workshop 10
Achtsamkeit in der Expositionstherapie - inneres Erleben wertfrei annehmen
B. Osen, J. Schriefer, Bad Bramstedt
„Achtsamkeit“ bedeutet, die Aufmerksamkeit absichtsvoll und ohne Bewertung auf die Erlebnisinhalte des
gegenwärtigen Augenblicks zu lenken. Dieses aus der buddhistischen Philosophie stammende Konzept hat in
den letzten 20 Jahren psychotherapeutisch stark an Bedeutung gewonnen. Erste Forschungsergebnisse weisen
auf die Wirksamkeit von Achtsamkeit als klinische Intervention hin. Behandlungskonzepte verschiedener
Erkrankungsbilder werden mehr und mehr um diesen Aspekt erweitert. Mittlerweile zeichnen sich auch
Tendenzen ab, achtsamkeitsbasierte Interventionen in der Therapie von Zwangserkrankungen gezielt zu nutzen.
Im Rahmen der Zwangserkrankung werden beispielsweise häufig unangenehme, oft schmerzliche Gefühls- und
Erlebenszustände über die Zwangshandlungen unbewusst reguliert oder vermieden (Erfahrungsvermeidung).
Ziel ist es hier über die Auseinandersetzung mit dem Konzept der Achtsamkeit, die eigenen Gefühle, Gedanken
und Körperreaktionen besser annehmen und bewältigen zu lernen.
Der Schwerpunkt dieses Workshops liegt auf der Anwendung von Achtsamkeitsstrategien innerhalb der
Exposition (Konfrontation mit zwangsauslösenden Reizen ohne das Zwangsverhalten auszuführen). Hilfen zur
Vorbereitung, Planung und Durchführung von achtsamkeitsgestützten Expositionen werden gegeben und
praktische alltagsnahe Achtsamkeitsübungen durchgeführt. Der Einsatz von Medien wie z.B. Telefon oder Video
als hilfreiche Unterstützung während der Exposition wird thematisiert. Video gestützte Fallbeispiele sollen den
Einsatz von Achtsamkeitsstrategien verdeutlichen und erfahrbar werden lassen.
Der Workshop bietet Gelegenheit eigene Erfahrungen, Beispiele und Fragen einzubringen. Ein aktiver,
neugieriger und offener Austausch sei es als Betroffener, Angehöriger oder Therapeut ist erwünscht.
Vorkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich.
Literatur:Berking, M. & Känel, von, M. (2007). Achtsamkeit als psychotherapeutische Interventionsmethode.
Konzeptklärung, klinische Anwendung und aktuelle empirische Befundlage. Psychother. Psych. Med., 57, 170177.
Didonna, F. (2009). Mindfulness and Obsessive-Compulsive Disorder: Developing a Way to Trust and Validate
One‘s Internal Experience. In Didonna, F. (2009). Clinical Handbook of Mindfulness, Springer Verlag, 189-219.
Grossman, P., Niemann, L., Schmidt, S. & Walch, H. (2004). Mindfulness-based stress reduction and health
benefits. A meta-analysis. Journal of Psychosomatic Research, 57, 35-43.
Heidenreich, T. & Michalak, J. (2003). Achtsamkeit (Mindfulness) als Therapieprinzip in Verhaltenstherapie und
Verhaltensmedizin. Verhaltentherapie, Vol. 13, No. 4, 264-274.
Heidenreich, T. & Michalak, J. (2009). Achtsamkeit und Akzeptanz in der Psychotherapie. Ein Handbuch, 3.,
überarbeitete und erweiterte Auflage, dgvt-Verlag.
Hoffmann, N. & Hofmann, B. (2004). Expositionen bei Ängsten und Zwängen. Praxishandbuch, Bletz Verlag,
Weinheim, Basel, Berlin.
Kabat-Zinn, J. (2006). Zur Besinnung kommen. Die Weisheit der Sinne und der Sinn der Achtsamkeit in einer
aus den Fugen geratenen Welt, Abor Verlag.
Workshop 11
ACT-Therapie in der Behandlung von Zwangsstörungen
Dr. Martz, Winterthur (Schweiz)
ACT (Akzeptanz- und Commitment-Therapie, „‚kt“ ausgesprochen) ist eine aktuelle Weiterentwicklung der
Verhaltenstherapie, die die Expositionsbehandlung in den Kontext eines wertegeleiteten Lebens stellt. Das
destruktive Potential gewisser Gedanken und Gefühle wird mit Hilfe von Metaphern, Defusions- und
Achtsamkeitsübungen vermindert. Nach einem kurzen …Überblick „über den wissenschaftlichen Hintergrund
und einer kleinen Einführung in das Konzept der ACT wird dargestellt und im Workshop geübt, wie dieser Ansatz
bei Zwangsstörungen praktisch eingesetzt werden kann. Es erfolgt eine Illustration anhand eigener Fallvignetten.
Literatur: Hayes, Wilson, Strosahl: Akzeptanz- und Commitment Therapie (…Übersetzung Rainer Sonntag)
Eifert: Akzeptanz- und Commitment-Therapie in der Reihe "Fortschritte der Psychotherapie" (2011)
Workshop 12
„...und wenn der rote Fleck doch Blut ist?“ – Komplikationen in der Durchführung von
Expositionsbehandlungen bei Handlungs- und Gedankenzwängen
T.Hillebrand, Münster
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Die Expositionsbehandlung von Zwängen z.B. im häuslichen Umfeld des Patienten stellt eine therapeutische
Herausforderung dar, da sich die Kontextbedingungen deutlich vom gewohnten Therapiealltag unterscheiden.
Trotzdem lohnt sich der Einsatz für den Patienten.
Im Workshop werden typische Komplikationen vorgestellt, die im Rahmen einer Expositionsbehandlung auftreten
können. Zögerliche Motivation, kognitives Flüchten, zu geringe oder überbordende emotionale Anspannung
sind nur einige Aspekte die den Patienten betreffen. Es gibt aber auch offene Fragen auf Seiten des
Therapeuten, z.B. ethische Skrupel bei Expositionen im Bereich sexuell-aggressiver Zwangsgedanken oder
Unsicherheiten, den Patienten im häuslichen Umfeld aufzusuchen.
Im Workshop werden
Bewältigungsmöglichkeiten erarbeitet. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der optimalen Vorbereitung, die das
Auftreten dieser Schwierigkeiten deutlich minimiert. Fallbeispiele der Teilnehmer sind willkommen.
Workshop 13
Mit Handy und PC gegen den Zwang
C. Wölk, Osnabrück
Bei der Überwindung von Zwangsstörungen ist ein regelmäßiges Training gegen den Zwang von größtem
Nutzen. Inzwischen stehen eine ganze Reihe "kleiner Helfer" gegen den Zwang auf dem PC oder dem
Smartphone zur Verfügung: Brainy, Talk to him, Gedankenmühle und Mind Washer. Betroffene können auf
diesem Wege, in eigener Regie oder auch in Ergänzung zu einer laufenden Psychotherapie, selber dazu
beitragen, dass die Zwangsstörung nicht mehr im Mittelpunkt ihres Lebens steht. Inhalt des Workshops ist es,
die Funktions- und therapeutische Wirkungsweise derartiger "kleiner Helfer" zu erläutern und zu demonstrieren.
Literatur: Wölk, C. & Seebeck, A. (2006). Einsatz von Computern in der ambulanten Verhaltenstherapie (S. 165182). In: S. Fricke, M. Rufer & I. Hand. (Hrsg.): Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen - Fallbasierte
Therapiekonzepte. München: Urban & Fischer.
Wölk C. (2007). Talk to him! CD-ROM. Ein interaktives PC-Programm zur Selbsthilfe bei Zwangsstörungen. Für
Windows 98, 2000, XP, Vista (In Anlehnung an das Buch “Zwangsstörungen verstehen und bewältigen. Hilfe zur
Selbsthilfe“ von S. Fricke und I. Hand.) Bonn: BALANCE Buch + Medien Verlag
Wölk, C., Raubart., G., Dörenkämper, B., Kalkhoff, R., Meyer, B., Seebeck, A. & Tepe, S. (2009)
Therapiebegleitende Interventionen bei der Behandlung von Zwangsstörungen -…was sonst noch gegen
Zwänge hilft. Notfall und Hausarztmedizin, 35 (2), 91-97.
Workshop 14
Bindungsstörung, Selbstentwicklung und die Macht der Rituale
M. Pawelzik, D. Lange, Münster
Wie lässt sich die Zwangsstörung entwicklungspsychopathologisch verstehen? Welche Funktionalitäten sind für
das
Zwangsverhalten
verantwortlich?
Warum
weisen
Zwangspatienten
häufig
erhebliche
Entwicklungsretardierungen auf? Um diese Fragen zu beantworten, wollen wir die Entwicklung zwanghaften
Verhaltens auf dem Hintergrund der Bindungstheorie und der Entwicklung eines kohärenten,
handlungsmächtigen Selbst untersuchen. Anhand videodokumentierter Fälle und diverser psychometrischer
Maße soll mit den Teilnehmern diskutiert werden, welche Entwicklungswege für Zwangspatienten typisch sind,
was die gedeihliche Entwicklung blockiert und welche therapeutischen Gesichtspunkte sich aus einer ‚breiter’
angelegten Verhaltensanalyse ergeben.
Workshop 15
Gegen die Zwangsstörung kämpfen – Der Weg aus dem Zwang
H. Müller, Hamburg
Dieser Workshop beschäftigt sich damit, was Betroffene tun können, um gegen die Zwangsstörung
„anzukämpfen“ und soll dazu Anregungen aber auch Motivation für die Betroffenen geben. Es werden
therapierelevante Phasen bei der Bewältigung der Zwangsstörung erläutert und dabei praxisnah Möglichkeiten
und Erfahrungen vermittelt und ausgetauscht, wie:
- Was hilft den Betroffenen in den einzelnen Phasen?
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- Vor- und Nachteile Ambulanter oder Stationärer Therapie?
- Was kann der Betroffene selbst dazu beitragen, um einen guten Therapieerfolg zu erzielen?
- Wie kann der Betroffene dem Zwang den „Nährboden“ nehmen?
Im Weiteren ist es wichtig nach beendigter Therapie, vor allem nach einer stationären Therapie, dafür zu sorgen
dass der Therapieerfolg gesichert und frühzeitig ein möglicher Rückfall verhindert wird. Wichtig ist dabei eine
Rückfallprophylaxe. In dem Workshop werden Möglichkeiten dazu aus der Erfahrung praxisnah dargelegt und
mit den Teilnehmern ausgetauscht.
Es werden dazu Hilfswerkzeuge erläutert wie u. a.:
- Einsatz des ABC-Modells zur Bewältigung belastender Situationen
- Ampelprinzip, insbesondere Früherkennungssignale und Bewältigungsstrategien
- Achtsamkeit
- Rolle der Selbsthilfegruppen
Workshop 17
Möglichkeiten und Grenzen der Behandlung einer Zwangsstörung bei bestehender
komorbider chronischer Depression mit dem Cognitive Behavioral Analysis System of
Psychotherapy (CBASP)
H. O. Röttgers, Marburg
Depression ist die häufigste komorbide Störung bei Zwangsstörungen - laut der National Comorbidity Survey
Replication (NCS-R; Ruscio et al. 2010) lag die Komorbidität zur unipolaren Major Depression (lifetime) bei 41%,
die zur Dysthymie bei 13%. Der Behandlung von Depressionen sollte also auch im Rahmen der Zwangstherapie
große Aufmerksamkeit geschenkt werden.
In den letzten Jahren hat das „Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy“ (CBASP) bei der
Behandlung chronisch depressiver Patientinnen und Patienten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dieser
Therapieansatz von James McCullough soll Patienten helfen, die Konsequenzen des eigenen Verhaltens zu
erkennen, authentische Empathie für andere zu entwickeln, Strategien zu lernen, um eigene Probleme
anzugehen und einen heilsamen Umgang mit früheren Traumata zu finden.
Dieser neue Behandlungsansatz soll im Workshop vorgestellt und am Beispiel einer Zwangspatientin mit
zusätzlicher chronischer Depression erläutert werden. In der Darstellung, den Übungen und der Diskussion soll
das Augenmerk besonders auf die Kombination der spezifischen CBASP-Techniken mit den etablierten
Methoden zur Zwangsbehandlung gerichtet werden.
Methoden: Darstellung der CBASP-Behandlung im Vortrag, Demonstration ausgewählter CBASP-Techniken im
Rollenspiel, Diskussion der Möglichkeiten, Probleme und Grenzen im Plenum
Ziel: Vermittlung eines theoretischen Grundverständnisses der CBASP-Behandlung und Kennenlernen zentraler
Behandlungselemente
Literatur:James P. McCullough, Jr.: Treatment for Chronic Depression, Cognitive Behavioral Analysis System of
Psychotherapy, 2000. Deutsche Übersetzung - Elisabeth Schramm, Ulrich Schweiger, Fritz Hohagen & Mathias
Berger: Psychotherapie der chronischen Depression, 2006.
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Referenten
Dipl.-Psych. Dr. Carsten Böhm
Klinik Friedenweiler
[email protected]
Dr. med. Nico Niedermeier
Praxis für Psychotherapie München
[email protected]
Dipl.-Psych. Burkhard Ciupka-Schön
Praxis für Psychotherapie Krefeld
[email protected]
Dipl.-Psych. Dr. Carmen Oelkers
Psychologisches Institut der Universität Tübingen
[email protected]
Dipl.-Psych. Peter Düsel
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Marburg
[email protected]
Dr. med. Bernhard Osen
Schön-Klinik Bad Bramstedt
[email protected]
Dipl.-Psych. Hildegard Goletz
Uniklinik Köln (AKiP)
[email protected]
Dr. med. Markus Pawelzik
EOS-Klinik für Psychotherapie Münster
[email protected]
Prof. Dr. med. Iver Hand
MVZ-Falkenried Hamburg
[email protected]
Antonia Peters
Vorsitzende DGZ e. V.
Hamburg
[email protected]
RA Wolf Hartmann
Geschäftsstelle, DGZ e. V.
Hamburg
[email protected]
Dipl.-Psych. Dr. Hans Onno Röttgers
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Marburg
[email protected]
Dipl.-Psych. Walter Hauke
Psychosomatische Klinik Windach
[email protected]
Dipl.-Psych. Christine Schink
Universität Tübingen - Fachbereich Psychologie,
Abteilung für Klinische und Entwicklungspsychologie
[email protected]
Dipl.-Psych. Marit Hauschildt
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie
[email protected]
Dipl.-Psych. Johanna Schriefer
Schön-Klinik Bad Bramstedt
[email protected]
Dipl.-Psych. Thomas Hillebrand
Psychotherapeutische Praxis Münster
[email protected]
Dipl.-Psych. Nicola Stelzer
Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des
Universitätsklinikums Freiburg
[email protected]
Dipl.-Psych. Dr. Oliver Korn
Zentrum für Integrative Psychiatrie, Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie, Lübeck
[email protected]
Prof. Dr. med. Ulrich Voderholzer
Schön-Klinik Roseneck Prien
[email protected]
Dipl.-Psych. Michaela Kühling
München
[email protected]
Dr. med. Andreas Wahl-Kordon
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
UKSH Lübeck
[email protected]
Dipl.-Psych. Dr. Diane Lange
EOS-Klinik für Psychotherapie Münster
[email protected]
Dipl.-Psych. Dr. Christoph Wölk
Institut für Psychologie, Universität Osnabrück
[email protected]
Dr. med. Jan Martz
Praxis Zum beherzten Leben & Bildungswerkstatt ACT
Winterthur, Schweiz
[email protected]
Dr. med. Bartosz Zurowski
Zentrum für Integrative Psychiatrie, Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie, Lübeck
[email protected]
Holger Müller
DGZ e. V., Hamburg
[email protected]
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