Rituale verschiedener Religionen am Lebensende

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Rituale verschiedener Religionen am Lebensende
Rituale verschiedener
Religionen am Lebensende
Interprofessioneller
Basislehrgang
Palliativ Care 2012/13
Projektbegleiterin:
Dr. Elisabeth Gierlinger-Czerny
DGKP Christine Tschinkl
DGKP Daniel Penz
DGKP Manuela Lenauer
DGKP Renate Fink
Inhalt
1
Vorwort...................................................................................................................... 4
2
Motivation .................................................................................................................. 5
3
4
2.1
Motivation Christine Tschinkl ............................................................................... 5
2.2
Motivation Daniel Penz ........................................................................................ 6
2.3
Motivation Manuela Lenauer ................................................................................ 7
2.4
Motivation Renate Fink ........................................................................................ 8
Ritual ......................................................................................................................... 10
3.1
Ritual allgemein: ................................................................................................ 10
3.2
Funktionen des Rituals: ..................................................................................... 10
3.3
Kennzeichen von Ritualen ................................................................................. 11
3.4
Rituale in der Sterbebegleitung: ......................................................................... 11
3.5
Trauerrituale im nichtkonvessionellen Kontext: .................................................. 12
Römisch- katholische und evangelische Religion ...................................................... 13
4.1
Glaubensgrundlage ........................................................................................... 13
4.2
Verbreitung ........................................................................................................ 15
4.3
Einstellung zum Tod .......................................................................................... 16
4.4
Rituale ............................................................................................................... 17
4.5
Situation im Krankenhaus .................................................................................. 18
4.5.1 Gespräch mit dem Seelsorger Herrn Bert Brottrager ................................ 18
4.5.2 Gespräch mit Mag.Thomas Moffat ............................................................ 19
4.5.3 Beitrag der Angehörigen ........................................................................... 20
5
6
4.6
Nach dem Tod ................................................................................................... 20
4.7
Persönliche Reflexion ........................................................................................ 21
Islam ......................................................................................................................... 22
5.1
Glaubensgrundlage ........................................................................................... 22
5.2
Verbreitung ........................................................................................................ 23
5.3
Einstellung zu Tod und Krankheit ...................................................................... 23
5.4
Rituale ............................................................................................................... 24
5.5
Situation im Krankenhaus .................................................................................. 25
5.6
Nach dem Tod ................................................................................................... 25
5.7
Persönliche Reflexion ........................................................................................ 26
Zeugen Jehovas........................................................................................................ 28
6.1
Glaubensgrundlage ........................................................................................... 29
7
6.2
Verbreitung ........................................................................................................ 29
6.3
Einstellung zum Tod .......................................................................................... 30
6.4
Rituale ............................................................................................................... 30
6.5
Situation im Krankenhaus .................................................................................. 31
6.6
Nach dem Tod ................................................................................................... 32
6.7
Gespräch mit einer Zeugin Jehovas .................................................................. 32
6.8
Persönliche Reflexion ........................................................................................ 34
Buddhismus .............................................................................................................. 35
7.1
Glaubensgrundlage ........................................................................................... 35
7.2
Verbreitung ........................................................................................................ 35
7.3
Einstellung zum Tod .......................................................................................... 36
7.4
Rituale zum Tod ................................................................................................ 37
7.5
Gespräch mit Frau Eva Stoiser .......................................................................... 37
7.6
Situation im Krankenhaus .................................................................................. 38
7.6.1 Körperpflege ............................................................................................. 38
7.6.2 Ernährung................................................................................................. 38
7.6.3 Kommunikation ......................................................................................... 38
7.6.4 Bewegung, Beschäftigung und Schlaf ...................................................... 39
7.6.5 Symptomkontrolle Schmerz ...................................................................... 39
7.7
Nach dem Tod ................................................................................................... 39
7.8
Bestattung ......................................................................................................... 39
7.9
Persönliche Reflexion ........................................................................................ 40
8
Gruppenfazit ............................................................................................................. 41
9
Literaturangaben ....................................................................................................... 43
10 Abbildungsverzeichnis: .............................................................................................. 44
11 Anhang...................................................................................................................... 44
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1 Vorwort
Unsere Gesellschaft befindet sich in einem ständigen Wandel.
Schlagwörter
wie
„Globalisierung“
sind
nicht
mehr
länger
eine
bloße
Aneinanderreihung von Buchstaben, die nur in Artikeln von sensationslüsternem
Zeitungsreportern Platz finden. Nein, es ist vielmehr eine gelebte Realität für uns alle
geworden. Eine Herausforderung, der wir uns täglich stellen müssen. Etwas, das
vielen Menschen sicherlich Angst macht, aber auch eine Situation darstellt, die so
viele Chancen und Möglichkeiten bietet, wenn wir mutig genug sind darauf
zuzugehen und sie auch als solche wahrzunehmen.
Auch das Alltagsleben in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen der Krankenhäuser
ist von dieser Globalisierung erfasst worden. Egal ob kulturell gemischtes Personal
auf der einen, oder Patienten mit ihren Sorgen und Ängsten auf der anderen Seite.
Wir müssen uns tagtäglich mit unterschiedlichen Religionen, ihren Werten und
Ritualen auseinandersetzen. Hier ist große Sensibilität gefragt. Doch was wissen wir
eigentlich voneinander? Wie gehen wir mit uns fremden Riten und Gebräuchen um?
Was wissen wir darüber? Trauen wir es uns zu, all diese Menschen umfassend zu
behandeln und zu pflegen, auch in besonders schwierigen Momenten wie dem Tod?
Speziell die letzte Phase des Lebens ist ein äußerst kultursensibler Bereich, dem es
mit Bedacht, Respekt und um das Wissen der individuellen Sterberituale der
unterschiedlichen Kulturen zu begegnen gilt. Daher haben wir es uns zur Aufgabe
gemacht, anhand der großen Religionen unserer Welt, einen Blick auf diese
unterschiedlichen, individuellen Sterberituale zu werfen, Unterschiede und vielleicht
auch Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Eines ist gewiss, mögen unsere Werte und
Rituale noch so unterschiedlich sein, die Liebe und Verbundenheit unseren
Angehörigen und Freunden gegenüber eint uns Menschen und bietet so viele
Möglichkeiten und Chancen die es einfach zu nutzen gilt.
Ziel dieser Arbeit ist ein Leitfaden als Unterstützungsmöglichkeit der Pflegenden, bei
der Umsetzung der Rituale am Lebensende.
Erarbeitet von der gesamten Projektgruppe
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2 Motivation
2.1 Motivation Christine Tschinkl
Mein Name ist Christine Tschinkl und mein Beruf ist diplomierte Gesundheits- und
Krankenschwester. Im Jahre 1988 habe ich an der Krankenpflegeschule am LKH
Leoben diplomiert. Anschließend sammelte ich Praxis auf einer Lungenheilanstalt in
Hochegg/Grimmenstein in Niederösterreich und im unfallchirurgischen OP in
Kalwang in der Steiermark. Mehr als 20 Jahre fand ich dann meinen Platz im LKH
Bruck an der Mur auf einer internen Station.
Einerseits in diesem System gefangen und doch auf der Suche nach einer neuen
Herausforderung ging ich 2011 für ein Jahr in Bildungskarenz. In diesem Jahr
erweiterte ich mein Wissen durch die Mitarbeit im mobilen Palliativteam Leoben. Von
dieser interessanten und für mich sehr zufriedenstellenden Arbeit überzeugt, fasste
ich den Entschluss mich ganz dieser Tätigkeit zu widmen. Seit Juli 2012 gehöre ich
zum mobilen Palliativteam Leoben – Volkshilfe Steiermark.
Privat begegnete mir Krankheit und Tod auf schmerzliche Weise im Jahr 2004.
Meine Mutter erhielt im April eine aus heiterem Himmel tödliche Diagnose. Am
Anfang noch hoffend, gingen wir gemeinsam durch alle Phasen. Im Juli 2008
verstarb meine Mutter. Obwohl das Thema Glauben anfangs keinen großen
Stellenwert hatte und wir kein aktives Kirchenleben führten, konnte ich in der Zeit der
Krankheit beobachten, dass meine Mutter und auch ich in gewissen röm.-kath.
Ritualen einen seelischen Trost fanden. Neben ihrem Bett lag ein Rosenkranz. Auch
die Mutter Maria fand in Form eines kleinen geweihten Anhängers neben ihr einen
festen Platz. Nach ihrem Ableben war ihr die Aufbahrung in einer Kirche
(Verabschiedungen finden bei uns in einer Zeremonienhalle statt) so wichtig, dass
sie es sogar schriftlich unter ihren Wünschen festhielt. Ich persönlich verspüre, dass
ein sonntäglicher Kirchgang mir durchaus Kraft spendet. Seitdem hat das Thema
Religion und Glaube bei mir Interesse geweckt.
Offen für alle Glaubensrichtungen und wohl auch Unwissenheit führte mich dazu
mich im Projektteam damit auseinanderzusetzen. Beruflich ist es für mich wichtig,
wertfrei und unabhängig vom Glauben gute Arbeit zu leisten.
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Um auf religiöse Bedürfnisse eingehen zu können, ist für mich wichtig, in den
verschiedenen
Glaubensrichtungen
ein
Grundwissen
zu
besitzen.
Mit
der
Überzeugung, dass man nicht immer und zu jeder Zeit alles wissen kann, finde ich
das Erstellen eines Nachschlagewerks besonders herausfordernd und interessant.
2.2 Motivation Daniel Penz
Mein Name ist Daniel Penz und seit dem Jahre 2005 ist die Palliativeinrichtung des
LKH Leoben mein fester Arbeitsplatz geworden. Diese Zeit hat sich bisher für mich
als sehr intensiv und auch als sehr prägend erwiesen. Ich muss mich im Rahmen
meiner Tätigkeit permanent mit der Frage des Glaubens und generell Fragen der
Religion auseinandersetzen. Sei es im professionellen Umgang mit Patienten und
deren Angehörigen, als auch auf einer rein persönlichen Auseinandersetzung und
einer damit verbundenen ständigen Neuprüfung und Einstellung zu diesem
komplexen Thema.
Meine Form des Glaubens ist stark mit dem Begriff der Familie verbunden. Am
besten kann ich es anhand einer Geschichte erklären.
Als ich meinen Beruf erlernt habe, habe ich kurz am LKH Klagenfurt gearbeitet. Die
Zeit dort war für mich alles andere als erfreulich und ich dachte schon daran meinen
Beruf aufzugeben. Besonders an einem Weihnachtstag hatte ich einen großen
persönlichen Tiefschlag erlebt der mich verzweifeln ließ. Zuhause angekommen
konnte ich einfach nicht an den Weihnachtsfeierlichkeiten teilnehmen und ging in
mein altes Zimmer und weinte verzweifelt im Dunklen in meinen Kopfpolster hinein,
in der Hoffnung er möge all meinen Schmerz aufsaugen. Mein Vater kam darauf ins
Zimmer, machte das Licht an und redete mit mir. Unter Tränen erklärte ich ihm, dass
ich einfach nicht mehr weiter weiß und es täte mir leid ihn so enttäuschen zu müssen
(mein Vater als Pflegehelfer war nämlich sehr stolz darauf, dass ich, sein Sohn, den
Beruf des Diplomkrankenpflegers erlernt habe).
Mein Vater nahm mich einfach in die Arme und sagte zu mir „Wenn du nicht mehr
kannst, hör einfach auf und kündige. Egal was du auch tust oder in weiterer Zukunft
vorhast, wir werden dich unterstützen, hab keine Angst“. Ich war so unendlich
erleichtert die absolute Freiheit zu spüren, ein Zuhause zu haben in dem ich
willkommen bin, ein Zuhause in dem ich geliebt und angenommen werde wie ich bin.
Ich habe danach noch einen schönen Weihnachtsabend mit meiner Familie
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verbracht und kurz darauf in Klagenfurt gekündigt und in Leoben mein Glück
wiedergefunden. Ich habe mich aus meinem Tief wieder heraus gekämpft, aber
immer in der Gewissheit, meine Familie bedingungslos hinter mir zu wissen. Das hat
mir die nötige Kraft gegeben.
Und genauso ist es auch mit meinem Glauben. Ich lebe in und mit dem Glauben,
genau wie ein Vater für seine Kinder, so hilft uns auch Gott und gibt uns den nötigen
Beistand um auf eigenen Beinen stehen zu können. Denn nur so können wir uns
weiterentwickeln und als Menschen wachsen. Der Glaube ist somit ein Platz an dem
man Stärke gewinnen kann, an den man sich immer wenden kann, ein Platz an dem
man verstanden wird und man sich so geben kann, wie man eben ist. Ein Platz an
dem man wieder Kraft schöpfen kann um den täglichen Herausforderungen zu
begegnen, genauso wie die Familie ein solcher Platz ist. Auf diesen Grundpfeilern ist
mein persönlicher Glauben aufgebaut und somit ist es für mich unerheblich wie eine
etwaige Gottesgestalt aussieht, welchen Geschlecht oder welcher irdischen
Religiosität sie letztendlich zuzuordnen ist.
2.3
Motivation Manuela Lenauer
Mein Name ist Manuela Lenauer und ich bin als DGKP an der Palliativstation am
LKH Fürstenfeld beschäftigt. Ich habe 1996 in Graz diplomiert und dann 13 Jahre an
der Universitätskinderklinik am LKH Graz auf der Abteilung Pulmonologie und
Allgemein Pädiatrie gearbeitet. Hier arbeitete ich vorwiegend mit chronisch kranken
Patienten und machte bereits Erfahrungen mit dem Sterben und Begleitung
Angehöriger. 2009 wollte ich mich verändern und bin auf der Palliativstation
gelandet. Die Arbeit auf der Palliativstation in diesen mittlerweile 3 Jahren hat mich in
meinem Berufsleben sowie auch in meinem Privatleben sehr geprägt, verändert und
auch bestärkt.
Da ich selbst schon den Verlust eines lieben Menschen erfahren habe, glaube ich,
den Schmerz eines Verlustes besser verstehen zu können.
Da ich mich jetzt intensiver mit dem Sterben, Sterbebegleitung und Begleitung
Angehöriger beschäftige und durch meine eigene Erfahrung, hat sich meine
Lebenseinstellung sehr geändert - „Ich lebe bewusster“!
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Da ich auf meiner Station bereits andere, neben katholisch und evangelisch, religiöse
Kulturen bzw. Rituale und auch Persönlichkeiten kennen lernen durfte, wie
Islam/Buddhismus und Zeugen Jehovas, habe ich mich für dieses Thema interessiert
und auch entschieden. Da wir immer wieder in unserem Berufsleben über
verschiedenste Kulturen und Rituale stolpern, glaube ich mit unserer Projektarbeit
ein besseres Verständnis für andere Kulturen zu erlangen und auch an andere
Kollegen/innen weiter geben zu können.
2.4
Motivation Renate Fink
Mein Name ist Renate Fink. Ich arbeite seit etwas mehr als zwei Jahren als DGKS
auf der Palliativstation im LKH Fürstenfeld. Im Zuge meiner Ausbildung absolvierte
ich verschiedene Praktika, darunter auch auf der Palliativstation in Fürstenfeld. Da
spürte ich gleich - auf dieser Station wird gelebt, mit allen Sinnen, da möchte ich
arbeiten und meine Energie einsetzen. Natürlich quälten mich auch Zweifel, ob ich
das auch schaffen könnte. Die Begegnung mit dem Leid macht den meisten
Menschen, natürlich auch mir, Angst. Ich bekomme immer wieder zu hören: „ Wie
kannst du nur auf einer Palliativstation arbeiten?“ Doch gerade diese Offenheit der
Patienten, sowie Gefühle jeder Art die gelebt werden, von herzlichem Lachen bis
herzzerreißendem Weinen, Verzweiflung wie auch Dankbarkeit und Freude, all dies
kann ich täglich in meiner Arbeit erleben. So schwierig auch manche Situationen zu
sein scheinen, so lehrt es mich doch auch, dass jeder Mensch einzigartig ist, und
jeder sein eigenes Leben leben und auch seinen eigenen Tod sterben muss.
Ich empfinde es immer wieder als große Ehre, Menschen auf diesem schwierigen
und letzten Lebensweg zu begleiten.
Meine erste Erfahrung mit Tod erlebte ich im Jugendalter, als mein geliebter
Großvater starb. Meine Eltern wollten meine Geschwister und mich, wahrscheinlich
aus Unwissenheit, komplett vom Sterben und Tod fernhalten.
So wollte ich auch Jahre nach seinem Tod noch nicht wahrhaben, dass er nicht mehr
da war. Mir fehlte eine wichtige Erfahrung. Ähnlich erging es mir, als mein kleiner
Bruder geboren wurde. Damals durfte man erst mit vierzehn Jahren auf die
Geburtenstation. Ich musste also draußen warten und konnte meinen Bruder das
erste Mal sehen, als meine Mutter das Krankenhaus verließ. Wieder passierte etwas
Einschneidendes, und wieder durfte ich nicht Dabeisein.
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Für mich sind Tod und Geburt ähnlich. Beides ist für mich unerklärlich, mit einer
unglaublichen Spannung und Ungewissheit behaftet und trotzdem meistens mit
einem zufriedenen Ausgang, wobei die Betonung auf Friede liegt. Aber gerade
dieses Nicht Dabeisein, dieses Ungewisse, hat mich neugierig gemacht. So begann
ich schon sehr früh Bücher über Leben und Sterben zu lesen und meine Angst vor
dem Tod minimieren.
Ich durfte heuer meinen Schwiegervater beim Sterben begleiten und versuchte
meine Kinder bestmöglich mit einzubeziehen. Bereits Wochen vor seinem Tod
konnte ich beobachten, dass wir unterschiedliche Rituale gebrauchten. Jeder vollzog
Rituale auf seiner individuellen Art und Weise. Auch nach seinem Tod werden noch
Rituale benützt, manche auch gemeinsam, wie zum Beispiel das Anzünden einer
Kerze vor seinem Foto, der Besuch auf dem Friedhof usw. Für mich und meine
Familie sind rituelle Handlungen ein Mittel, um Trauer, Schmerz und Abschied besser
verarbeiten zu können. Rituale sind für mich auch im Alltag gegenwärtig und sehr
beliebt und geben mir ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit.
Meine Motivation, diese Arbeit zu schreiben, bestand darin, Menschen in schwierigen
Stationen des Lebens rituelle Handlungen zu ermöglichen, wenn erwünscht
beizustehen und einen angemessenen Rahmens dafür zu schaffen. Da wir Patienten
mit unterschiedlichen Religionen, oder Patienten ohne Bekenntnis betreuen, wurde
im Team bereits über die Notwendigkeit einer genaueren Information über spezielle
Rituale gesprochen.
Ich habe mich für die Ausarbeitung der Rituale im Buddhismus entschlossen, da
mich dieses Thema auch persönlich sehr interessiert. Diese Arbeit, die ich mit
meinen
Kollegen
ausarbeite,
soll der Pflegepraxis
im
spitalsinternen
und
spitalexternen Bereich dienen. Es geht um Vermittlung, Vorbereitung und um die
Umsetzungsmöglichkeiten der Rituale für die Patienten und deren Angehörigen.
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3 Ritual
3.1 Ritual allgemein:
Definition:
Ein Ritual (von lateinisch ritualis, den Ritus betreffend) ist eine nach vorgegebenen
Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem
Symbolgehalt. Sie wird häufig von bestimmten Wortformeln und festgelegten Gesten
begleitet und kann religiöser oder westlicher Art sein (z.B. Gottesdienst, Begrüßung,
Hochzeit, Begräbnis, Aufnahmefeier usw.) Ein festgelegtes Zeremoniell (Ordnung)
von
Ritualen
oder
rituellen
Handlungen
bezeichnet
man
als
Ritus.
(zit.http://de.wikipedia.org/wiki/Ritual,12.10.2012)
„Wie die Seele durch Träume zum Bewusstsein spricht,
so spricht das Bewusstsein durch Rituale zur Seele.
So wie die Seele einen Körper braucht,
um in der endlichen Welt da sein zu können,
so braucht auch das Empfinden des Heiligen eine Verkörperung in der sichtbaren
Welt: das Ritual“
(Bettina Jakob)
3.2 Funktionen des Rituals:
Da
Rituale
auf
vorgefertigte
Handlungsabläufe
und
altbekannte
Symbole
zurückgreifen, können sie Halt und Orientierung vermitteln. Das Ritual hilft bei
Bewältigung lebensweltlicher Situationen, indem es krisenhafte Ereignisse in
routinierte Abläufe überführt. Sie erleichtern das Treffen von Entscheidungen und die
Kommunikation. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Ritual, 12.10.2012)
Der
symbolische
Ausdruck
von
Gefühlen
und
Gedanken
variiert
in
den
verschiedenen Kulturen. So verleihen religiös kulturelle Bewältigungsstrategien
Orientierung, unterliegen aber zugleich starken Normierungen. (vgl. Heller 2009
S.22)
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3.3 Kennzeichen von Ritualen
Rituale sind wiederholbar und werden dadurch, dass ich sie immer wieder tue, zu
einem Teil von mir selber. Rituale sollten möglichst alle Sinne miteinschließen:
Visuell: sehen
Auditiv: hören
Olfaktorisch: riechen
Kinästhetisch: berühren, tasten
Gustatorisch: etwas Schmecken
Es versteht sich von selbst, dass Rituale freiwillig und nicht aufgedrängt werden
dürfen und die Autonomie jederzeit und in allen Phasen respektiert werden muss.
In gleichen Lebensgemeinschaften wie z.B. Familie, Schule, Arbeitsort, können
Rituale verbinden. Sie zeichnen sich dadurch ab, dass sie mit einer klaren Zeitdauer,
einem Anfang und einem Ende eingegrenzt sind und einen besonderen Raum
brauchen. Je persönlicher und individueller ein Ritual gestaltet wird, desto hilfreicher
kann es in einer konkreten Situation wirken. (vgl. Meier 2004,S.18f)
Doch es gibt nicht nur ausdrücklich gesellschaftliche oder religiöse Rituale, sondern
auch alltagsweltliche kleine Rituale wie z.B. die Aufsteh-, Frühstücks- oder
Begrüßungsrituale. Sie sind nicht nur Gewohnheiten, sondern tragen dazu bei, dass
das Leben so für den jeweiligen in Ordnung ist. (vgl. Aulbert 2008, S.1193)
3.4
Rituale in der Sterbebegleitung:
Hier geht es um die Trauer der sterbenden Person und die Trauer der Angehörigen
und Freunde. Die Gefühle der Trauer werden mit einer Vielzahl anderer Gefühle wie
Wut oder Angst vermischt. Ein Vorgespräch zum Ritual kann genauso wichtig sein
wie das Ritual selbst. Durch die Fragen, was gebraucht wird, oder was mit dem
Ritual erreicht werden soll, werden den Beteiligten die eigenen Gefühle und
Bedürfnisse deutlich.
So hat man es meist mit einer Reihe von kleineren, anlassbezogenen Einzelritualen
zu tun, was wiederum den Fortgang des Trauerprozesses unterstützen, begleiten
und spiegeln kann. (vgl. Heller 2009,S.199)
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Rituale in der Sterbebegleitung widmen sich den spezifischen Übergängen des
Abschiednehmens:

Auf der körperlichen Ebene die Übergänge von der Gesundheit zur Krankheit,
in der Bettlägerigkeit, in die zunehmende Pflegebedürftigkeit und Hilflosigkeit

Auf der geistigen Ebene die Übergänge in der Realisierung des aktuellen
Geschehens

Auf der seelischen Ebene wird es immer darum gehen, wechselhafte
Gefühlszustände zu erden (zit.n. Heller 2009, S.199f)
3.5 Trauerrituale im nichtkonvessionellen Kontext:
Nichtkonfessionelle Rituale haben in den letzten Jahren zugenommen, sowohl von
Seiten kranker Menschen, als auch von Seiten ihrer Angehörigen und Personen, die
mit Trauersituationen in ihrer Profession zu tun haben, wie z.B. Ärzte,
Pflegepersonen, Seelsorger oder Psychologen.
Das
Bedürfnis
nach
spiritueller
Wegbegleitung
in
einschneidenden
Lebenssituationen, welche nicht durch Angebote von Kirchen, Beratungsstellen oder
anderen Institutionen abgedeckt werden kann, ist groß. Die positive Wirkung eines
Rituals, oder auch deren Sinnhaftigkeit, hängt nicht von der Befolgung feststehender
Glaubensmuster ab, sonder davon, ob das Ritual dazu beiträgt, Trost und Frieden zu
finden. ( vgl. Heller 2009,S.189ff)
Erarbeitet von DGKP Renate Fink
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4 Römisch- katholische und evangelische Religion
Abbildung 1
4.1 Glaubensgrundlage
Die Glaubensgrundlage der röm.- kath. Religion ist der Glaube an Jesus Christus. Er
wurde als Sohn Gottes von der Jungfrau Maria (menschlich, sterblich und auf Erden)
geboren. Gott der Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist bilden die
Dreifaltigkeit. Jesus Christus wurde in Palästina geboren. Nach historischer
Forschung in Nazareth, laut Lukasevangelium in Bethlehem als Sohn einer jüdischen
Familie. Die Römer beherrschten das Land und regiert wurde es vom römischen
Statthalter Pontius Pilatus. Die Anhänger Jesus sahen in ihm einen Erlöser. Die
Römer sahen durch die große Anhängerschaft die Gefahr eines Aufstands. Das
größte Gremium des damaligen Judentums bewirkte durch Pontius Pilatus die
Hinrichtung von Jesus am Kreuz. (vgl. Georg Schwikart, 2010, S. 39 ff)
Im
Glaubensbekenntnis
wird
die
Glaubensgrundlage
des
Christentums
zusammengefasst.
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn,
empfangen durch den heiligen Geist
geboren von der Jungfrau Maria,
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gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes, aufgefahren in den Himmel,
er sitzt zur rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
an die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten
und das ewige Leben. Amen
(zit.n.Julia Neuberger, 2009, S.32)
Das evangelische Glaubensbekenntnis unterscheidet sich nur durch ein Wort zum
katholischen Glaubensbekenntnis. Nämlich nicht der Glaube an eine katholische
Kirche, sondern der Glaube an eine christliche Kirche. Christen leben die
Nächstenliebe. Die Grundpfeiler sind die zehn Gebote, welche im Alten Testament
festgehalten sind. Die heilige Schrift der röm.-kath. und der evangelischen Religion
ist die Bibel, welche sich in ein Neues und Altes Testament gliedert.
Im evangelischen Glauben wird der Stellenwert der Bibel folgendermaßen erklärt:
Die Heilige Schrift sollte die Mitte sein, von der her immer wieder der persönliche und
kirchliche Alltag zu gestalten und zu hinterfragen ist.
(zit.n.Hans-Michael Uhl, 2009,S.13)
Das Oberhaupt der röm.- kath. Kirche ist der Papst. Ihm untergeordnet sind Bischöfe
und Priester. Im evangelischen Glauben gibt es keinen Papst. Der Pfarrer wird von
der Gemeinde gewählt. Pro Bundesland gibt es einen Superintendent. Jeder Pfarrer
leitet gemeinsam mit einem Laien (Kurator) die Gemeinde. Auf Bundesebene gibt es
den Bischof. Ihm zur Seite steht ein Laie, dieser wird als Landeskurator bezeichnet.
(vgl. Julia Neuberger, 2009, S. 34 und 35 und Mitschrift, Gespräch mit Mag. Moffat,
2013, Leoben)
Katholiken besuchen die Kirche, nehmen die Kommunion entgegen und beten
gemeinsam.
Die wichtigsten Feiertage der röm.- kath. Kirche sind Weihnachten, im Gedenken an
die Geburt Christi. An Ostern wird die Auferstehung gefeiert, dies ist das höchste
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christliche Fest. Voraus geht die 40tägige Fastenzeit mit der Karwoche und am
Karfreitag gedenkt man der Kreuzigung Jesu am Karsamstag der Grabesruhe Jesu.
An Christi Himmelfahrt wird der Aufnahme Jesu im Himmel gedacht. Fünfzig Tage
nach Ostern wird das Pfingstfest gefeiert, in Erinnerung an den heiligen Geist. Zu
Fronleichnam wird erinnert, dass Jesus sein Fleisch und Blut gab-Eucharistie.
Allerheiligen und Allerseelen gedenken die Katholiken an die Verstorbenen. Der
Sonntag gilt als „Tag des Herrn“ (vgl. Urban, 2011, S. 24ff)
Im Mittelpunkt der evangelischen Kirche wird Jesus Christus ebenfalls als Erlöser
aller Menschen gesehen. Die evangelische Kirche entwickelte sich aus einer
Erneuerungsbewegung
der
röm.-kath.
Kirche.
Dadurch
entstanden
viele
verschiedene Bewegungen. In Deutschland von Martin Luther, in der Schweiz von
Johannes Calvin und Ulrich Zwingli. Die Osterzeit wird im evangelischen Glauben als
Passionszeit bezeichnet. Als höchster Feiertag gilt in der evangelischen Kirche der
Karfreitag. Dieser ist arbeitsfrei. (vgl. Julia Neuberger, 2009, S. 9 und Mitschrift vom
Gespräch, Mag. Moffat, 2013, Leoben)
Hans – Michael Uhl schreibt in seinem Buch, das typisch evangelisch ist:
Evangelisch bedeutet, dass es in der Kirche kein Tabernakel gibt, in dem die Hostien
aufbewahrt werden, kein Weihwasserbecken, keine Heiligenstatuen, kein ewiges
Licht und keinen Beichtstuhl. Und evangelisch ist auch, dass wir keinen Papst haben,
die evangelischen Pfarrer nicht auf Ehe und Familie verzichten müssen und ein
evangelischer Christ nicht unbedingt sonntags zur Kirche gehen muss
(zit.n.Hans- Michael Uhl, 2009,S.9)
4.2 Verbreitung
Die Katholische Kirche ist in weiten Teilen der Erde verbreitet, vor allem in Mittel und
Südamerika und in weiten Teilen Europas. Auch in einigen Teilen Afrikas sowie in
wenigen Ländern Asiens ist der röm.-kath. Glauben verbreitet. Weltweit gibt es 1,181
Milliarden römisch-katholische Christen in 2.945 Diözesen. Den evangelischen
Glauben findet man hauptsächlich in Österreich, Deutschland und der Schweiz,
Schweden und Holland. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Christentum, 03.02.13
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4.3 Einstellung zum Tod
Christen glauben an ein Leben nach dem Tod (Auferstehung). Die Seele existiere in
einer anderen Form in der nächsten Welt weiter. Das frühe Christentum glaubte es
gäbe eine Hölle. Die Bibel beschreibt eine Unterwelt und ein Totenreich. Im
Mittelalter stellte man sich die Hölle als Ort der Bestrafung vor. Menschen, welche im
Leben dem Beispiel Jesu folgten, werden aber erlöst und gerettet.
Gläubige sehen im Leben eine Zeit der Vorbereitung für den bevorstehenden Tod.
Sie haben Vertrauen zu Gott und Hoffnung auf ein neues Leben nach dem Tod.
(vgl. Julia Neuberger, 2009, S. 35 und 43)
Im Kleinen Katechismus von Martin Luther heißt es zum Glaubensartikel der
Erlösung:
Ich glaube, dass Jesus Christus, der wahrhaftige Gott,
vom Vater in Ewigkeit geboren
und auch wahrhaftiger Mensch
von der Jungfrau Maria geboren,
sei mein Herr,
der mich verlorenen und verdammten Menschenerlöset hat,
erworben, gewonnen,
von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels;
nicht mit Silber oder Gold,
sondern mit seinem heiligen, goldenen Blut
und seinem unschuldigem Leiden und Sterben;
auf das ich sein sei
und in seinem Reich, unter ihm lebe und ihm diene
in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit,
gleichwie er ist auferstanden vom Tode,
lebet und regieret in Ewigkeit.
Dass ist gewisslich wahr.
(zit.n.Georg Schwikart, 2010, S. 41 und 42)
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4.4 Rituale
Im röm.- kath. Glauben sind sieben Sakramente beschrieben. Drei kommen in der
Sterbephase zu tragen. Diese sind die Beichte, Eucharistie (heilige Kommunion) und
die Krankensalbung.
Im evangelischen Glauben gibt es die Taufe und das Abendmahl. Ein Sakrament ist
ein Zeichen oder ein Symbol.
Jedes Zeichen ist Zeichen von einer Sache oder einem Wert für jemanden.
(zit.n.Leonardo Boff, 1976, S. 30)
Die Beichte dient dazu, dass der Sterbende seine Sünden bekennen kann und er
von
diesen
losgesprochen
wird.
Der
Pfarrer
erteilt
die
Lossprechung.
Auf Wunsch kann die Kommunion in Form des heiligen Brotes gespendet werden.
Die Krankensalbung, seit dem 2.Vatikanischen Konzil heißt diese nicht mehr „letzte
Ölung“ da sie mehrmals gespendet werden kann. Die Salbung darf nur am Lebenden
vollzogen werden. Diese kann auch ein Diakon spenden. Dabei wird dem
Sterbenden mit Öl die Stirn gesalbt, anschließend werden die Hände gesalbt und
dazu gebetet. (vgl. Georg Schwikart, 2010, S. 49 ff und vgl. Elke Urban, 2011,S. 27
ff)
Im evangelischen Glauben gibt es keine bestimmten Rituale. Beim evangelischen
Glauben muss nicht ein Geistlicher, sondern jeder Christ kann den evangelischen
Abschiedsglauben (Valetsegen) sprechen. Es wird die Hand auf die Stirn des
Sterbenden gelegt und frei formuliert.
Ein Beispiel dafür:
Es segne dich Gott der Vater, der dich nach seinem Ebenbild erschaffen hat.
Es segne dich Gott der Sohn, der dich durch sein Leiden und Sterben erlöst hat.
Es segne dich Gott der Heilige Geist, der dich zu seinem Tempel bereitet und
geheiligt hat.
Der treue und barmherzige Gott wollte dich durch seine Engel geleiten in das Reich,
da seine Auserwählten ihn ewiglich preisen.
Unser Herr Jesus Christus sei bei dir, dass er dich beschütze.
Der Heilige Geist sei in dir, dass er dich erquicke.
Der dreieinige Gott sei dir gnädig im Gericht und segne dich zum ewigen Leben.
(Katastrophenschutz Steiermark 2008 aus dem Buch Transkulturelle Pflege am
Lebensende)
Seite 17
4.5 Situation im Krankenhaus
Die Durchführung der Sterberituale wird nur auf Wunsch des Sterbenden
durchgeführt. Man sollte behutsam und einfühlsam nach den Wünschen und
Bedürfnissen fragen. Der Sterbende möchte vielleicht alleine sein, oder braucht die
Anwesenheit von Familie und Freunden. Man kann dem Sterbenden die Hand
halten, ihm auf Wunsch etwas vorlesen und gemeinsam beten. Katholiken kann die
Bibel oder das Gesangsbuch „Gotteslob“ angeboten werden.
Evangelische Christen können ebenfalls Trost in der Bibel oder im evangelischen
Gesangsbuch finden. Katholiken eventuell ein Kreuz oder einen Rosenkranz in die
Hände geben. Manche wünschen ein Bild von Heiligen, wie z.B. der Mutter Maria
oder dem Papst.
Der Pfarrer ist für den Wunsch der Beichte zu jeder Zeit zu verständigen. Es wird
gemeinsam gebetet wie z.B. das Vater unser oder das Glaubensbekenntnis.
Der Sterbende kann, wenn er möchte, seine Sünden beichten und somit um
Vergebung bitten. Zu dieser Zeit soll der Sterbende mit dem Pfarrer alleine sein.
Gemeinsam wird die heilige Kommunion entgegengenommen. Die Krankensalbung
wird
mit
Öl,
welches
der
Pfarrer
mitbringt,
durchgeführt.
(vgl. Julia Neuberger, 2009, S. 38)
4.5.1 Gespräch mit dem Seelsorger Herrn Bert Brottrager
(dipl.PA) am LKH Leoben
Um die Situation im Krankenhaus genauer zu erfragen, habe ich mich mit dem
Seelsorger auf ein Gespräch zusammengesetzt. Ich danke ihm auf diese Weise
nochmals für die Zeit die er sich für mich und mein Projekt genommen hat. Herr
Brottrager erzählte mir, dass er immer einen Auftrag braucht um tätig werden zu
können. Diesen erhält er vom Pflegepersonal, von den Angehörigen oder im besten
Fall vom Betroffenen selbst. Hat er nun die Bitte um Beistand erhalten, versucht er
ein Vorgespräch mit den behandelten Ärzten, den Pflegenden und den Angehörigen
zu führen. Diese Vorbereitung ist wichtig, um über die aktuelle Situation des
Erkrankten Informationen zu erhalten.
Wenn er nun zum Sterbenden ins Zimmer geht bezeichnet er dies folgendermaßen:
Nun betritt der Tod den Raum. Bezogen auf die Thematik sterben und nicht auf die
Seite 18
Person des Seelsorgers. Es beginnt das Vorbereiten - das Hinein begleiten - das
Durch begleiten und das Hinausbegleiten.
Herr Brottrager sagt:“Rituale sind ein Beziehungsgeschehen“. (Brottrager Bert,
Leoben, 30.01.2013)
Als „Werkzeug“ zeigte er mir ein kleines Täschchen. Darin befinden sich ein kleines
Tuch, ein Kreuz, eine Kerze, ein edles Gefäß zur Aufbewahrung der Hostie und ein
Weihwasser zur Segnung.
Wichtig ist laut Herrn Brottrager alles auf Wunsch und Nachfrage des Sterbenden
und wenn nicht möglich der Angehörigen zu gestalten. Herr Brottrager fragt z.B:“Darf
ich ein Kreuzzeichen auf ihre Stirn machen?“Der Seelsorger erzählt mir, dass die
Schaffung einer Intimsphäre für ihn ganz wichtig ist.
Es wird nach Absprache gemeinsam gebetet, Bibeltexte gelesen, Fürbitten
gesprochen und immer wieder Stille eingebaut. Die Segnung erfolgt zum Schluss.
Laut Herrn Brottrager wird in der Segnung Gutes zugesprochen. Wird der Seelsorger
zu einem bereits Verstorbenen gerufen, kommt es ausschließlich zur Segnung des
Verstorbenen und die Angehörigen stehen im Mittelpunkt. Ihre Wünsche und
Bedürfnisse werden im Gespräch erfasst und bestmöglich erfüllt. (Mitschrift eines
Interviews mit Herrn Brottrager Bert, Leoben, 30.01.2013)
4.5.2 Gespräch mit Mag.Thomas Moffat
(Pfarrer in der luther. ervangelischen Kirche in Leoben)
Nach einem Anruf und der spontanen Zusage von Mag. Moffat habe ich mich im
evang. Pfarramt in Leoben mit ihm zu einem Gespräch getroffen. Auch Herrn Mag.
Moffat möchte ich auf diese Weise danke für das interessante Gespräch und die
dafür aufgebrachte Zeit sagen. Gleich am Anfang erzählte er mir, dass es in der
evang. Gemeinde circa 30 Beerdigungen, aber nur circa 2 Sterbebegleitungen im
Jahr im Krankenhaus gibt.
Im evangelischen Glauben gibt es zwar keine speziellen Rituale die angeboten
werden, aber Umgang mit Salböl und gemeinsames beten wird als sehr positiv
empfunden. Es werden ebenfalls Bibeltexte oder Stellen aus dem Gesangsbuch
gelesen. Oft ist es lt. Mag. Moffat nur ein stilles Hände halten um Trost und Kraft zu
spenden. Kein Sakrament des evangelischen Glaubens ist an ein Amt gebunden.
Seite 19
Wie im Kapitel Rituale bereits beschrieben, kann jeder Christ einen Abschiedssegen
frei formulieren und sprechen.
Herr Mag. Moffat erzählt auch, dass keine Fürsprache vor Gott für den Verstorbenen
mehr notwendig ist, da man auf Gott vertraut, auf seine Güte und seine
Barmherzigkeit. Unterstützung und Anteilnahme gilt besonders den Angehörigen.
Auch in der Trauerfeier gilt der Zuspruch den Angehörigen und Trauernden, da
darauf vertraut wird, dass der Verstorbene in den Händen Gottes gut aufgehoben ist.
4.5.3 Beitrag der Angehörigen
Angehörige sollen bei der Durchführung der Krankensalbung und der Kommunion
mit einbezogen werden. Sie können biblische Texte vorlesen oder gemeinsam beten.
Im Sterbezimmer kann eine Kerze als Symbol an den Glauben der Auferstehung
angezündet werden. Um sich vom Verstorbenen verabschieden zu können, sollte
den Hinterbliebenen so viel Zeit wie diese benötigen gegeben werden. Eventuell
besteht der Wunsch der Angehörigen den Verstorbenen zu waschen. Die Hände
werden gefaltet und es kann auf Wunsch ein Kreuz oder ein Rosenkranz in die
gefalteten Hände gelegt werden. Für evangelische Christen gilt im Allgemeinen das
Gleiche.(vgl. Julia Neuberger, 2009, S. 39)
4.6 Nach dem Tod
Lange Zeit wurde unter Christen ausschließlich eine Erdbestattung durchgeführt.
Man glaubte, dass der vollkommene Körper auferstehe und eine Einäscherung aus
diesem Grunde nicht möglich ist.
In der röm.- kath. Kirche wurde erst im 20. Jahrhundert eine Feuerbestattung erlaubt.
Im städtischen Bereich nehmen Urnenbeisetzungen zu, im ländlichen Raum
überwiegen heute noch Erdbestattungen.
Eine kirchliche Bestattung besteht in der Regel aus einem Gottesdienst, einer
Andacht und die Beerdigung am Grab.
Bei einer Einäscherung wird die Urne meist im kleinen Kreis zu einem späteren
Zeitpunkt beigesetzt. Bei der Feuerbestattung findet die Verabschiedung auch häufig
in der Zeremonienhalle am Friedhof statt. Bei wenigen Hinterbliebenen eventuell
auch im Bestattungsinstitut.
Seite 20
Der Ablauf und die Form einer Bestattung variieren häufig und sind abhängig von
den regionalen Bräuchen. Nach der Bestattung wird üblicher Weise zum
Leichenschmaus (da gemeinsames Essen und Trinken trösten soll) geladen.
(vgl. Schwikart 2010,S. 52f)
Im evangelischen Glauben gibt es den Totensonntag. Einmal im Jahr wird an diesem
Sonntag allen Verstorbenen gedacht. Besondere Anteilnahme gilt den Verstorbenen
der letzten 12 Monate.
4.7 Persönliche Reflexion
Wie in meiner persönlichen Vorstellung bereits erwähnt, habe ich aus Interesse und
Neugierde dieses Thema gewählt.
Als persönlich große Herausforderung empfand ich das Arbeiten am Computer. Ich
zähle zu jenen Menschen, die das Arbeiten am Computer immer mit einer gewissen
Ablehnung verbinden. Doch dieses Mal konnte ich nicht entkommen.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten fing es aber auch mir an zu gefallen.
Das Recherchieren nach passender Literatur war wohl auch für den Verkäufer in
meiner Buchhandlung eine Herausforderung.
Und so wurde ich vor dem Kauf meines dritten Buches mit den Worten:“Was suchen
wir denn heute wieder Interessantes?“ begrüßt. Ich lese sehr gerne und so konnte
ich mich bald ganz im Thema finden. Meine Gespräche mit PA Herrn Brottrager und
Mag. Moffat machten die Arbeit noch interessanter und abwechslungsreicher. Die
Zusammenarbeit in der Gruppe war sehr gut und jeder hat gleichwertig seinen
Beitrag geleistet. Drei mir völlig fremde Menschen durfte ich näher kennenlernen und
vielleicht bleibt auch der eine oder andere Kontakt bestehen. Das Auseinandersetzen
mit verschiedenen Religionen hat mich in meinem eigenen Denken und Umgehen
mit fremden Kulturen wieder einen Schritt weitergebracht. Ich persönlich schließe
unsere Projektarbeit mit einem guten und zufriedenstellenden Gefühl ab.
Erarbeitet von DGKP Christine Tschinkl
Seite 21
5 Islam
Abbildung 2
„Ergebenheit in Gott“ (Wortwörtliche Übersetzung des Islams)
Der Islam wird mit rund 1,5 Milliarden geschätzten Mitgliedern weltweit angegeben.
(Stand 2009: Institut für Information über Islam und Dialog e.V.2009)
Er ist vor allem in Afghanistan, Ägypten, Algerien, Indonesien, Iran, Jordanien, den
Ländern des ehemaligen Jugoslawien, Libanon, Malaysia, Marokko, Pakistan,
Syrien, Tunesien, Türkei und zunehmend in Zentraleuropa verbreitet.
Der Islam ist auch die jüngste der großen Weltreligionen.
Die beiden großen Richtungen des Islams werden von den Sunniten und den
Schiiten gebildet. Als eine islamische Sondergemeinschaft werden z.B. die Aleviten
bezeichnet. All diese unterschiedlichen Gemeinschaften innerhalb des Islams leben
ihre Religion individuell und unterschiedlich aus.
(vgl. Urban Elke 2011, S.39f)
5.1 Glaubensgrundlage
Die Gläubigen des Islams berufen sich auf den Propheten Mohammed (571-632 n.
Chr.) und teilen sich mit dem Judentum und dem Christentum den gleichen
Ursprung. Unterschiede zeigen sich z.B. an der Person von Jesus Christus. Anders
als im Christentum wird er zwar als ein Prophet anerkannt, aber nicht als Gottes
Sohn.
Seite 22
Das Alte und das Neue Testament werden als authentische Offenbarungen Gottes
angesehen und anerkannt.
Der Islam beruft sich auf fünf Grundsäulen, an die sich gläubige Muslime auch
halten, diese wären (Institut für Information über Islam und Dialog e.V.2009)
1. Das Glaubensbekenntnis (die Shahada): „Es gibt keine Gottheit außer dem
einen Gott und Muhammad ist sein Gesandter.“
2. „Salat“. Wer regelmäßig (fünf Mal am Tag) betet, hat den halben Weg zu Gott
hinter sich.
3. „Saum“ (Fasten im Ramadan) Wer im Monat Ramadan fastet, kommt bis an
die Pforte des Paradieses.
4. „Zakat“ (Almosensteuer) Wer armen Menschen Almosen gibt, dem wird der
Eingang zum Paradies geöffnet.
5. .„Haddsch“ (Pilgerfahrt nach Mekka)Wer einmal im Leben nach Mekka pilgert,
wird nach dem Tod im Himmel leben.
Darüber hinaus sollen sich Muslime für ihren Glauben einsetzen.
(vgl. Urban Elke 2011,S.39)
5.2 Verbreitung
Die Situation des Islam in Österreich ist ein besondere, da sie den Status einer
„Körperschaft des öffentlichen Rechts“ innehält. Seit 1912 ist der Islam in Österreich
als Religionsgemeinschaft anerkannt.
Der ÖIF (Österreichische Integrationsfond, Stand 26. Februar 2010) geht von einer
Zahl von ca. 516.000 Muslimen in Österreich aus. (vgl. aus Wikipedia, der freien
Enzyklopädie, Artikel „Islam in Österreich“, Überschrift: Demografische Entwicklung,
http://de.wikipedia.org/wiki/Islam_in_%C3%96sterreich,22.10.2012
5.3 Einstellung zu Tod und Krankheit
„und wenn ich krank bin, heilt er mich“ (Koran, Sure 26,80)
Der gläubige Muslim sieht die Krankheit als eine Prüfung an, die die Möglichkeit
schafft sich persönlich zu entwickeln und zu reifen. Geduld wirkt sich in dieser Phase
sehr positiv aus. Denn sie begünstigt Sühne und Reinigung von Körper und Seele.
Seite 23
Muslime werden in dem Bewusstsein erzogen, den Tod in ihr Leben einzubinden,
anstatt ihn zu verdrängen.
Krankheit wird als Kollektiv und Ganzheitlich verstanden.
Kollektiv bedeutet dass die Krankheit eines Einzelnen, nicht alleine seine
Angelegenheit, sondern die gesamte Familie davon betroffen ist.
Während Ganzheitlich bedeutet, das nicht ein einzelner Körperteil, oder ein Organ
von einer Krankheit betroffen worden ist, sondern der Mensch „als Ganzes“. (vgl.
Bose/Terpstra 2012, S.22)
Heilung wird einzig und allein von Gott erwartet und nicht von der modernen Medizin
ausgehend. Gott wird in seinem Handeln und in seinen Entscheidungen nicht
hinterfragt, auch wenn das bedeutet nicht mehr geheilt werden zu können und der
Tod nicht mehr zu verhindern ist. Das Schicksal wird als „Gottes Wille“ angenommen.
Auch sehen Muslime dem Tod eher gelassen entgegen, da er als „Beginn“ einer
neuen Existenz und nicht als endgültiges „Ende“ angesehen und verstanden wird.
(vgl. Urban Elke 2011,S.44)
5.4 Rituale
Sterbebegleitung
beinhaltet
eine
Vielzahl
von
Ritualen,
die
vor
allem
Familienangehörige mit einbeziehen. Wenn es die Belegungssituation zulässt sollten
islamische Patienten in einem Einzelzimmer untergebracht werden. Abbildungen von
christlichen Religionen sollten aus dem Zimmer entfernt werden, da es im Islam
keine bildhaften religiösen Darstellungen gibt. Die nächsten Verwandten müssen
informiert werden, damit diese den Sterbenden begleiten und mit ihm beten können.
Wenn möglich sollte ein Koran im Zimmer sein.
Die Reinheit ist in dieser Phase ein besonders großes und auch wichtiges Thema,
damit der sogenannte „saubere Übergang ins Paradies“ sichergestellt werden kann.
Wenn der Patient z.B. seine Ausscheidungen nicht mehr kontrollieren kann, muss er
stets mit frischem Wasser sauber gehalten und gewaschen werden. Dieser Vorgang
ist von gleichgeschlechtlichen Personen durchzuführen. Da diese Tätigkeiten sehr
sensibel und zeitaufwändig sein können und sich manchmal nur sehr schwer in den
Stationsalltag integrieren lassen, kann sich hier das große Besuchsaufkommen der
Familie als große Hilfe und als beiderseitige Erleichterung erweisen.
Seite 24
Der Sterbende sollte mit dem Kopf in Richtung Mekka gebettet werden. Auch hier
bitte die Ressourcen nützen, die Angehörige in dieser Situation bilden können.
Die Familie übernimmt auch das Gebet mit dem Sterbenden als Vorbereitung auf
den Tod und dient der „Reinwerdung“. Es werden Stellen aus dem Koran gelesen
sowie auch das Glaubensbekenntnis.
Es kann auch ein Geistlicher, ein „Hodscha“, hinzugezogen werden. Dies ist
allerdings eine optionale Möglichkeit, aber keineswegs als eine Pflicht anzusehen.
(vgl. Bose/Terpstra 2012,S.34f)
5.5 Situation im Krankenhaus
Anders als bei uns wird das Thema Krankheit und Tod in den Ländern des Islam als
verbindendes Element angesehen. Dies ist z.B. an einer großen familiären
Anteilnahme festzumachen. Der Kranke steht für seine Familie also im Mittelpunkt.
Durch verstärkten Körperkontakt und erhöhte menschliche Zuwendung soll der
Körper des Kranken schnell wieder genesen. Das führt teilweise zu sehr intensiven
Familienbesuchen. Dadurch kommt es oft zu Problemen im Tagesablauf eines
Krankenhauses. Diese Situationen erfordern große Sensibilität und viele Gespräche
seitens aller Beteiligten.
Es kann aber auch ein großer Vorteil aus dieser Anteilnahme und Verbundenheit
untereinander
erwachsen.
Angehörige
können
eine
große,
unersetzliche
Informationsquelle sein, um den Umgang mit dem Patienten so optimal wie nur
möglich zu gestalten. Die islamische Pflicht einem Angehörigen in Krankheit und Tod
beizustehen und unsere Aufgabe und Anspruch, den Patienten optimal zu versorgen,
könnten den erfolgreichen Grundstein bilden für eine erfolgreiche Partnerschaft aus
Personal, Patient und Angehörigen, um den bestmöglichen Erfolg zu erzielen, von
dem alle Seiten profitieren können.
5.6 Nach dem Tod
Ein religiöser Führer, ein „Iman“ kann hinzugezogen werden, dies ist allerdings keine
Pflicht. Bei vorhandenen Ressourcen ist das allerdings eine denkbare Option. Tote
Muslime dürften normalerweise nicht von Ungläubigen berührt werden, bzw. von
nicht Muslimen. Sollte dies nicht möglich sein, bitte Einweghandschuhe tragen, um
Seite 25
einen direkten Kontakt mit der bloßen Haut des Verstorbenen zu verhindern.
(www.altenpflegeschueller.de/sonstige//Sterben-und-tod-im-Islam.php,22.10.2012)
Angehörige betrauern den Todesfall oftmals (anders als es bei uns üblich ist) sehr
lautstark. Es kommt auch vor das man sich dabei laut weinend auf den Boden wirft
und sich die Haare rauft. Dieses Verhalten wirkt auf uns oftmals befremdlich und
nimmt teilweise massiven Einfluss auf den Stationsablauf und verängstigt
Mitpatienten. Dies sollte man im Vorfeld schon versuchen abzuklären, räumliche
Gegebenheiten sollten nach Möglichkeit geschaffen werden und es muss sehr viel
und kultursensibel kommuniziert werden. Klare Regeln sollten angesprochen und
auch eingehalten werden. Die Augen des Verstorbenen werden von nahen
Verwandten geschlossen. Es erfolgt eine rituelle Waschung des Verstorbenen, wenn
möglich unter fließendem Wasser. Diese Reinigungsvorschriften gelten auch für
Totgeburten. Sollte der Verstorbene keine Verwandten haben, kann man sich an die
nächstgelegene Moschee, oder an eine islamische Einrichtung (Kultusgemeinde)
wenden.
Der Leichnam wird danach in weiße Baumwolltücher gehüllt, damit er für die
islamische Bestattung bereit ist. Hier wird das Krankenhauspersonal erneut mit einer
sehr delikaten und schwierigen Situation konfrontiert. Die Bestattung sollte nämlich
schnellst möglich (im Optimalfall, innerhalb von 24 Stunden) erfolgen. Es gibt hierfür
teilweise regionale Anbieter für muslimische Bestattungen, die in Absprache mit den
Verwandten direkt nach dem Tode kontaktiert werden können.
Obduktionen sind nach den islamischen Regeln nicht vorgesehen oder erlaubt, da
der Körper nur im unversehrten Zustand wiederauferstehen kann. Auch muss der
Wunsch beachtet werden, in heimatlicher Erde beerdigt zu werden. Hier gibt es
eigene Dienstleistungsunternehmen, die unter Rücksprache der Familien und des
jeweiligen
Konsulats
die
Rückführung
des
Leichnams
in
das
Heimatland
bewerkstelligen können. (vgl. Bose/Terpstra 2012,S.35f)
5.7 Persönliche Reflexion
Die Arbeit an diesem Projekt wurde durch eine persönliche Erfahrung an meinem
Arbeitsplatz untermauert.
Seite 26
Eine ältere Dame muslimischen Glaubens wurde an unsere Abteilung transferiert
und von uns und ihrer gesamten Familie begleitet. Ehrlich gesagt hatten wir am
Anfang ein wenig Angst ob der großen Anzahl an Familienmitgliedern und ihren
Erwartungen an uns. Die Patientin wurde von uns in ein Einzelzimmer verlegt und die
Angehörigen
bildeten
einen
24stündigen
Dienst
um
bei
ihrem
kranken
Familienmitglied bleiben zu können.
Dies entwickelte sich zu einem ungeahnten Vorteil für alle Beteiligten. Denn da die
Patientin kein Wort Deutsch sprechen konnte (ihre Angehörigen aber sehr wohl)
konnten wir so bestens auf die Bedürfnisse der schwer kranken Dame eingehen und
sie auch richtig verstehen und umsetzen.
Auch für die Angehörigen war es eine sichtbare Erleichterung jederzeit anwesend
sein zu können und ihren Glauben und ihre Liebe zu ihrer Angehörigen auch
Ausdruck verleihen zu können und somit fanden sie dann auch sehr schnell
Vertrauen in das Ärzte und Pflegepersonal und es entwickelte sich ein sehr
harmonischer, respektvoller Austausch und Miteinander der Kulturen. Und auf beiden
Seiten wurden Kompromisse eingegangen und auch akzeptiert.
So konnten wir, mit der Hilfe der Angehörigen, der Schwerstkranken Patientin noch
14 Tage lang bestmöglich Beistehen.
Unsere Ängste und auch wohl die Ängste der Angehörigen, die sicherlich auf beiden
Seiten am Anfang der Symptombehandlung vorhanden waren, lösten sich bald in
Luft auf und (so glaube ich zumindest) war es doch eine sehr wertvolle, lehrreiche,
aufschlussreiche und persönlich bereichernde Zeit für alle Beteiligten, denn wir
durften in eine uns noch sehr fremde Kultur eintauchen und uns austauschen.
Viele Vorurteile konnten in dieser Zeit abgebaut werden, was durch eine von beiden
Seiten geprägte, respektvolle Atmosphäre, erst möglich war.
Erarbeitet von DGKP Daniel Penz
Seite 27
6 Zeugen Jehovas
Abbildung 3
Zeugen Jehovas haben den Hauptsitz in New York Brooklyn und ist eine weltweit
tätige Religionsgemeinschaft.
(vgl. www.uni-protokolle.de/Lexikon/Zeugen_Jehovas.html, 02.11.2012)
Die Leitung oder geistliche Oberhaupt wird LK (=leitende Körperschaft) genannt und
besteht aus neun Männern und tagen in den Gebäuden der Watchtower Bible and
Tract Society Inc. (vgl. www.aspetos.at/news/index.php/ratgeber-fuer-bestattungund-trauer/633-zeugen..., 12.01.2013)
Die Gemeinschaft teilt sich in sechs Komitees und es unterstehen mehrere
Sonderbeauftragte. Weiterst wird in Zonen aufgeteilt, in denen sich Zweigbüros
befinden. Diese teilen sich zusätzlich in Bezirke auf, denen Aufsehern unterstellt
sind. In den Zweigbüros ist es auch möglich, dass man Frauen findet, die aber nicht
mit den Dingen betraut sind, die das Lehren betreffen, da die Frauen bei den Zeugen
Jehovas eine untergeordnete Rolle haben und keine Führungsposition einnehmen
dürfen.
(vgl. www.sonderpaed-online.de/wiss/jehov/jehov.htm, 31.10.2012)
Die Ehe hat einen großen Stellenwert und daher wird es nicht gerne gesehen wenn
ein Zeuge Jehovas einen Andersgläubigen heiraten möchte.
Die Kinder der Zeugen Jehovas sollten bzw. müssen sich von klein auf an die Regeln
halten und an Versammlungen teilnehmen. Diese Sitzungen finden in den
Seite 28
sogenannten Königreichssälen statt, in diesen sich nur Tische, Stühle, Lautsprecher
und Mikrofone, Sprechpult und eine Bibliothek befinden.
Die Mitglieder geben 17-29% ihres Einkommens an die Wachtturmgesellschaft ab.
Weiterst erfolgt die Finanzierung aus Spenden für Literatur von Mitgliedern, Kollekten
und
Schenkungen.
(vgl.
www.uni-protokolle.de/Lexikon/Zeugen_Jehovas.html,
02.11.2012).Besonders bekannt geworden sind die Zeugen Jehovas durch ihre stark
ausgeprägte Missionstätigkeit, bei der sie die Zeitschriften Der Wachtturm und
Erwachet anbringen wollen. (vgl. www.aspetos.at/news/index.php/ratgeber-fuerbestattung-und-trauer/633-zeugen..., 12.01.2013).
6.1 Glaubensgrundlage
Die Zeugen Jehovas leiten ihren Glauben nur von ihrem Verständnis der Bibel ab
und
verwenden
hauptsächlich
die
von
ihnen
herausgegebene
Neue-Welt-
Übersetzung. (Zitat: www.aspetos.at/news/index.php/ratgeber-fuer-bestattung-undtrauer/633-zeugen..., 12.01.2013)
Sie verneinen die Lehre auf der, der christliche Glauben basiert, die sogenannte
Trinitätslehre. Den heiligen Geist bezeichnen die Zeugen Jehovas als Gottes
wirksame Kraft.
Jehova ist der Vater Christi und wird angebetet. Der Name Jehova kommt von:
Jahwe (bzw. JHWH) war der hebräische Name des Gottes Israels, die Herkunft und
Bedeutung dieser Bezeichnung sind heute noch sehr umstritten. Wahrscheinlich hieß
Jahwe
ursprünglich:
er
ist,
er
erweist
sich.
(zit.n.
www.sonderpaed-
online.de/wiss/jehov/jehov.htm, 31.10.2012)
Wer bei den Zeugen Jehovas gläubig ist, ist in der Wahrheit, da bei den Zeugen
Jehovas der Glaube Wahrheit genannt wird. Da sie ihre Religion als Lebensweg
sehen und sie an keine Zweiteilung von Körper und Seele glauben, haben ihre
Ansichten meistens Auswirkungen auf ihr Leben.
6.2 Verbreitung
Gegründet 1879 von CharlezTaze Russel in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Bis zum Jahre 1931 waren sie als Russelliten, Ernste Bibelforscher, Internationale
Bibelforscher-Vereinigung oder als Bibelforscher bekannt. Ab 1931 hat die
Seite 29
Religionsgemeinschaft
den
Namen
Zeugen
Jehovas.
(vgl.
www.aspetos.at/news/index.php/ratgeber-fuer-bestattung-und-trauer/633zeugen...,12.01.2013)
Seit
1978
kämpften
die
Zeugen
Jehovas
für
die
Anerkennung
ihrer
Religionsgemeinschaft in Österreich. 1938 gab es bereits 550 aktive Zeugen
Jehovas in Österreich. Im Juli 1998 war es nun soweit und sie wurden als eine
staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft anerkannt und dann im Mai
2009 wurden die Zeugen Jehovas als Religionsgemeinschaft anerkannt. Somit
können sie jetzt mit klarem Rechtsstatus offen auftreten und haben auch das Recht
Religionsunterricht an Schulen anzubieten. Die Zahl der Mitglieder in Österreich
(Basis
Volkszählung
2001)
23.200
(Quelle:
APA,
Statistik
Austria).
(vgl.
http://diepresse.com/home/panorama/religion/477092/Zeugen-Jehovas_AnerkannteR..., 02.11.2012)
Die Zeugen Jehovas sind in Österreich die Fünft größte Religionsgemeinschaft.
Heute ist die Religionsgemeinschaft bereits auf der ganzen Welt verbreitet. Aktive
Zeugen Jehovas gab es lt. Stand 2003 ca. 6,4 Millionen. Die Aufteilung ergab sich
aus: 1,03
Mio. in den
260.796inNigeria,
USA, 607.000
232.981in
Italien
und
in Brasilien, 572.000
217.508
in
Japan
in
(vgl.
Mexiko,
www.uni-
protokolle.de/Lexikon/Zeugen_Jehovas.htm, 31.10.2012)
6.3 Einstellung zum Tod
Die Zeugen Jehovas glauben dass der Mensch eine Seele ist und die Seele des
Menschen weder in den Himmel und auch nicht in die Hölle kommt, sondern dass
der Mensch mit der körperlichen Hülle stirbt. Der Tod bedeutet nur Rückkehr zum
Staub. Sie glauben an die Auferstehungsprophezeiung der Bibel und sie leben in der
Hoffnung, dass sie wiederkehren bzw. als derselbe Mensch mit den gleichen
Charaktereigenschaften auferstehen.
(vgl. http://wundbehandlungszentrum.de/Zeugen_Jehovas_Pflege.htm, 25.10.2012)
6.4 Rituale
Bei den Zeugen Jehovas werden Taufe und das Abendmahl gefeiert. Jegliche
andere Feiertage werden nicht gefeiert, auch nicht der Geburtstag.
Seite 30
In der Sterbephase brauchen die Zeugen Jehovas keine besonderen Zeremonien.
Wichtig ist, dass ihr Glaube respektiert wird und dass es möglich ist, dass die
Mitglieder ihrer Glaubensgemeinschaft jederzeit den Sterbenden besuchen können
und für ihn bzw. mit ihm beten kann.
Viele Sterbende möchten den Besuch des Ältesten ihrer Gemeinschaft, jedoch keine
Geistlichen von anderen Religionsgemeinschaften. (vgl. Urban, Elke 2011,S.87ff)
6.5 Situation im Krankenhaus
Sie lehnen auch bei einer akuten Gefährdung ihres Lebens eine Bluttransfusion ab.
(zit.n.: http://wundbehandlungszentrum.de/Zeugen_Jehovas_Pflege.htm,
25.10.2012)
Sie sind der Meinung, dass sich im Blut die Seele befindet und dass es bei der
Verabreichung einer Blutkonserve zur Vermischung der Seelen kommt. Daher
bedeutet dies absolute Ablehnung von Blutkonserven.
Jeder Zeuge Jehovas hat eine notariell beglaubigte Erklärung bei sich, in der sich
z.B. folgender Text beinhalten kann:
Achtung bei jedem ärztlichen Eingriff:
Ich bestimme hiermit, dass mir keine Bluttransfusion (Vollblut, Blutfraktionen oder
andere Blutenthaltene Substanzen) gegeben werden, selbst wenn andere das zur
Erhaltung meines Lebens oder meiner Gesundheit für nötig erachten. Mit der
Infusion von Blutfreien Plasmaexpandern, die nicht auf Blutbestandteilen aufgebaut
sind, bin ich einverstanden. Diese Bestimmung treffe ich in Übereinstimmung mit
meinen Rechten als Patient und mit meinen Glaubensgrundsätzen als Zeuge
Jehovas. Ich befreie hiermit alle Ärzte und Krankenhäuser von jeglicher
Verantwortung für Schäden, die auf meine Ablehnung von Bluttransfusionen
zurückgeführt werden könnten. Dieses Dokument ist auch dann gültig, wenn ich
bewusstlos bin, und es ist für meine Erben oder gesetzliche Vertreter bindend.
(zit.n.http://www.sonderpaed-online.de/wiss/jehov/jehov.htm, 31.10.2012)
Um Ärzte über die blutlose Behandlungsalternativen zu informieren, haben Zeugen
Jehovas einen speziellen Krankenhausinformationsdienst gegründet. Sie sind aber
bereit, sich Behandlungen, die ihnen hilft am Leben zu bleiben, zu unterziehen. Die
Seite 31
Organtransplantation war früher bei den Zeugen Jehovas strikt verboten, jedoch
heute ist dies erlaubt.
6.6 Nach dem Tod
Es bedarf keiner besonderen Rituale beim Umgang mit verstorbenen Zeugen
Jehovas. Der Verstorbene kann auf die jeweilige Weise des Krankenhauses versorgt
werden. Es müssen im Zimmer auch auf keine Besonderheiten geachtet werden.
(vgl. Urban, Elke 2011, S.89)
6.7 Gespräch mit einer Zeugin Jehovas
(die namentlich nicht genannt werden möchte)
Bevor ich Zeuge Jehova wurde, hab ich immer nach einer anderen Religion gesucht.
Ich war bis 1966 evangelisch und ließ mich dann zum Zeugen Jehova taufen. Früher
habe ich oft Predigtdienst gemacht, heute kann ich es krankheitsbedingt nicht mehr.
Predigtdienst heißt, dass man von Haus zu Haus geht - entweder zu zweit, oder
auch allein. Bevor wir zum Predigtdienst gegangen sind, haben wir uns zu einer
kurzen Besprechung im Königreichsaal, oder bei jemand zu Hause getroffen. Es ist
bei diesen Diensten meistens vorgekommen, dass man an der Tür abgewiesen
wurde, aber man hatte schon auch oft gute Gespräche mit den Leuten – oft sind
Fragen gekommen, was mit den Toten ist. Wir sind der Meinung, dass man Gott
immer dienen sollte und nicht nur dann, wenn man in Todesgefahr ist.
Es gibt bei uns im Jahr immer wieder große Kongresse, die auch international
abgehalten werden. Bei schwerwiegenden Gründen, wie z.B. Ehebruch oder
vorehelicher Geschlechtsakt, kann es zur Ausschließung aus der Gemeinschaft
kommen. Es wird aber vorerst in Gesprächen versucht dies zu klären. Ist derjenige
einsichtig, so kann es sein, dass es die Gemeinschaft ertragen kann. Ist derjenige
nicht einsichtig, wird dieser von der Gemeinschaft ausgeschlossen.
Wir enthalten uns den Heidnischen Festen. Zu Ostern wird die Frühlingsgöttin
„Ostare“ verehrt und da wir keinen anderen Gott verehren, feiern wir Ostern nicht wir sind auch der Meinung, dass die Eier und der Osterhase nichts mit Gott zu tun
haben.
Seite 32
Geburtstag wird bei uns auch nicht gefeiert, da diese Person verehrt wird und wir
keine andere Person als Gott verehren.
Weihnachten feiern wir nicht, da Jesus Christus im Oktober geboren wurde und es
auf den 24.Dezember verlegt wurde, da hier die Sonnenwende ist und Gott „Licht der
Welt“ bedeutet.
Gefeiert wird allerdings das Abendmahl. Dieser Tag wird nach dem jüdischen
Mondkalender
errechnet
und
ist
immer
am
ersten
Samstag
nach
dem
Frühlingsvollmond – in dieser Woche wird Abendmahl gefeiert. An diesem Tag sitzen
wir tagsüber mit den Familien zusammen und abends kommen wir im Königreichsaal
zusammen. Die Hostie wird herum gereicht und wer möchte nimmt sich eine.
Die Kindertaufe gibt es bei uns nicht, da bei uns die Kinder wenn sie alt genug sind
selbst entscheiden können, ob sie zum Zeugen Jehova getauft werden möchten –
meine Tochter z.B. war so ungefähr 17 Jahre alt, als sie sich zur Zeugin Jehova
taufen ließ.
In der Schule kann es auch oft zu Problemen führen in Bezug auf den
Religionsunterricht, da es für Kinder der Zeugen Jehovas keinen eigenen Unterricht
gibt – wir finden dass dies auch nicht notwendig ist, da es Aufgabe der Eltern ist den
Kindern die Bibel zu lehren. Bei uns werden die Kinder schon früh mit der Bibel
vertraut gemacht, entweder durch Vorlesen oder anhand von Bilderbüchern.
Das Oberhaupt ist die leitende Körperschaft (=LK), die sich in den Vorsitz und
Aufsehern aufgliedert. Der „Älteste“ leitet oft die gesamte Zusammenkunft im
Königreichsaal. Diese Zusammenkunft besteht aus zweimal einer Dreiviertelstunde:
In der 1. Dreiviertelstunde ist ein öffentlicher Vortrag, der von jedem (auch nicht Z.J.)
besucht werden kann. Die 2.Dreiviertelstunde ist Wachtturmstudium, d.h. hier wird
ein Thema von LK vorgegeben z.B. über die Ehe, dann wird eine dreiviertel Stunde
über die Ehe diskutiert wie z.B: wie führt man eine glückliche Ehe, oder Einbringen
von eigenen Erfahrungen und auch Fragen werden andiskutiert.
Zwei Mal pro Woche finden Versammlungen statt: An einem Tag ist die
Theokratische (=Gottesglaube) Predigtdienstschule, hier werden 20 Verse aus der
Bibel vorgelesen, auch Kinder lesen diese vor. Dann kommt es zu Besprechungen
von Aufgaben/Fragen, welche im Predigtdienst vorgefallen ist/sind, wie z.B. die
Seele oder Wo sind die Toten? Am anderen Tag ist Bibelleseprogramm. Hier werden
Seite 33
wieder Verse vorgelesen, danach wird besprochen was man aus diesen Versen
gelernt hat.
6.8 Persönliche Reflexion
Ich bin sehr froh, dass ich mich für dieses Thema entschieden habe. Hätte
wahrscheinlich sonst nicht so viel über Zeugen Jehovas in so kurzer Zeit gelesen. Mit
meiner Arbeit habe ich versucht einen Einblick und somit ein besseres Verständnis
dafür zu vermitteln. Durch die Auseinandersetzung mit diesem Thema wurde mir
bewusst, dass sich die religiösen Kulturen immer mehr vermischen. Ich glaube, dass
das Thema „Religion und Rituale“ in der Pflege in Zukunft noch mehr an Bedeutung
gewinnen wird. Die Arbeit wuchs und wuchs je intensiver ich mich mit dem Thema
beschäftigt habe. Ich fühle mich durch die Arbeit bestärkt und hoffe somit eine
bessere Unterstützung für Angehörige, Patienten und Kollegen/Innen sein zu
können. Mit unserem Folder haben wir versucht für unsere Kollegen/Innen eine
Hilfestellung bzw. einen kleinen Ratgeber zu erstellen.
Ich habe mich in und mit meiner Gruppe sehr wohlgefühlt. Auch wenn uns das
Erstellen der Arbeit mit Motivationstiefs-und Hochs begleitet hat – eines haben wir
nicht verloren: Das Interesse am Thema! Wir haben uns immer wieder gegenseitig
motiviert und bestärkt und vor allem unsere Projektbegleiterin Dr. Elisabeth
Gierlinger-Czerny ist uns immer wieder mit Rat und Tat zur Seite gestanden und hat
uns immer wieder motiviert, dafür ein „Herzliches Dankeschön“!
Erarbeitet von DGKP Manuela Lenauer
Seite 34
7 Buddhismus
Abbildung 4
7.1 Glaubensgrundlage
Im Buddhismus wird kein Gott verehrt. Die Eigenverantwortung des Menschen wird
in den Fokus gestellt. Der endgültige Zustand des reinen Seins, dem Zustand
absoluten Friedens und völliger Freiheit (Nirwana) soll erreicht werden. Um dies zu
erreichen, setzt es die Entwicklung von Mitgefühl, Meditation und Weisheit voraus.
Buddhisten glauben an die Wiedergeburt. Durch den Tod geht der Geist in die
nächste Phase und wird sooft wiedergeboren, bis er zu wahrhaftiger Selbstlosigkeit
gefunden hat. So wird der Tod auch nicht als Befreiung vom Leiden erlebt, da sich
das irdische Leid durch die Wiedergeburt fortsetzt. (vgl. Urban 2011, S.14)
7.2 Verbreitung
Der Buddhismus hat ihren Ursprung in Indien. Mit weltweit etwa 230 bis 500
Millionen Gläubigen ist sie die viertgrößte Lehrtradition und Religion der Erde, die
hauptsächlich in Süd-, Südost- und Ostasien verbreitet ist. Ein Viertel aller
Buddhisten lebt in China.
Österreich war das erste Land in Europa, das den Buddhismus im Jahre 1983
offiziell als staatliche Religionsgemeinschaft anerkannte. Laut Österreichischer
Buddhistischer Religionsgesellschaft (ÖBR), gab es im Jahr 2008 in Österreich rund
Seite 35
20.000
Menschen,
die
sich
zum
Buddhismus
bekannten.
(vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus,13.10.2012)
7.3 Einstellung zum Tod
„Der Tod ist die Fortsetzung des Lebens: ein Szenenwechsel im kontinuierlichen
Prozess der Veränderung.“ (Gendün Rinpoche)
Der Tod wird in der buddhistischen Lehre nicht als Endpunkt gesehen, sondern als
Fortsetzung des Lebens. Es gibt konkrete Vorstellungen zu Tod, Zwischenzustand
und Wiedergeburt. Für die Würde im Sterben sind frühzeitige Informationen über
ihren bevorstehenden Tod sehr nützlich, um alle Gefühle von Rache und Schuld
bewusst loszulassen und auch sich selbst zu verzeihen, und somit innere Ruhe zu
finden und frei weiter gehen zu können.
Die physische Existenz (das Leben), besteht im Buddhismus aus den fünf
Elementen- Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum, die unsere physische Form
zusammenhalten. Im Sterben lösen sie sich wieder auf.
1. Erd-Element->Wasser-Element
Das äußere Zeichen dafür ist, dass der Körper seine Kraft verliert und ihn
nicht mehr aufrecht halten kann.
2. Wasser-Element->Feuer-Element Der Körper wird trocken. Ganz gleich wie
viel man trinkt, trocknen Mund und Zunge immer mehr aus.
3. Feuer-Element->Wind-Element
Die Körperwärme lässt nach, Der Atem wird kühl. Der Körper verliert langsam
von den Füßen ausgehend seine Wärme, bis er kühl geworden ist.
4. Wind-Element->Bewusstsein
Der Atem hört auf. Zuerst atmen wir schnell, dann atmen wir für lange Zeit aus
und haben Schwierigkeiten wieder einzuatmen, bis wir schließlich zum letzten
Mal ausatmen. (vgl.www.diamantweg-buddhismus-at,0513.10.2012)
Seite 36
7.4 Rituale zum Tod
Im Buddhismus tritt der körperliche Tod ein, wenn der Sterbende dreimal ausatmet
und nicht mehr einatmet. Der Tote soll die ersten Stunden nicht berührt werden, da
das Bewusstsein noch wach ist, und da seine Seele Ruhe und Zeit benötigt, um sich
vom Körper zu lösen. Oft wird von Sterbenden der Wunsch geäußert, ein Mönch
oder ein buddhistischen Lehrers möge mit ihm meditieren oder ihm aus dem
Tibetischen Totenbuch vorlesen. Gebete in Form von Meditationen werden so häufig
wie möglich praktiziert um den Loslösungsprozess leichter bewältigen zu können.
(vgl. Urban 2011, S.18)
7.5 Gespräch mit Frau Eva Stoiser
(einer seit 30 Jahren praktizierenden Buddhistin)
Gespräch mit Frau Stoiser über die Rituale am Lebensende im Buddhismus: Da es
verschiedene
buddhistische
Schulen
gibt,
gibt
es
auch
verschiedene
Herangehensweisen an Tod und Wiedergeburt.
Von sehr großer Bedeutung ist, dass der Pat. möglichst klar und ohne Schmerzen
sterben kann. Die Meditation ist für den Buddhisten zum Weiterleben und für die
Wiedergeburt sehr wichtig. Keinesfalls soll vertuscht werden, dass das Lebensende
naht. Die Patienten sollen auf ein bewusstes Sterben vorbereitet werden. Dazu
benötigen sie eine klare Aufklärung, damit die Möglichkeit zum Verabschieden
gegeben ist, und um wichtige Dinge noch zu erledigen, wie z.B. Entschuldigungen
auszusprechen, Geheimnisse klären, Vergebung in der Verwandtschaft oder für den
Kranken wichtige Sachen noch zu lösen. Besonders das Positive, dass der Pat.
geleistet hat, soll hervorgehoben werden. So soll auch betont werden, wo er Gutes
getan und Unterstützung und Hilfestellung gegeben hat, damit der Patient gut
weitergehen kann. Der Pat. sollte sich das Schönste, was er sich vorstellen kann, wie
z.B. einen schönen Platz oder Ort, oder ein schönes Bild oberhalb seines Kopfes
vorstellen- damit er ins Licht gehen kann. Da es je nach Kulturkreis verschiedene
Arten von Buddhismus gibt, werden auch unterschiedliche Bräuche angewandt.
Bevorzugt werden Buddhastatuen oder Bilder vom Buddha aufgestellt. Für
Meditationen kann entweder ein Buddhist aus der Gruppe, ein Angehöriger oder ein
Lehrer des Buddhismus hinzugezogen werden. Nach dem Tod soll der Pat. noch ca.
eine halbe Stunde in Ruhe liegen gelassen werden, da noch weitere innere Prozesse
Seite 37
ablaufen und die Herzgegend noch warm ist. In dieser Zeit sollen keine Berührungen
geschehen. Angehörige meditieren für den Geist des Verstorbenen noch bis zu 7
Wochen nach dem Tod.
Für die Angehörigen ist der Tod kein Grund zum Traurig sein. Obwohl die Person
stark vermisst wird, ist der Tod nur ein Wechsel in einen anderen Bewusstseinstand.
Die Begräbnisse sind so wie die verschiedenen Bräuche unterschiedlich. In unseren
Regionen sind Feuerbestattungen aber auch Erdbestattungen durchaus möglich.
(Mitschrift eines Interviews mit Frau Stoiser Eva, 15.4.2013)
7.6 Situation im Krankenhaus
7.6.1 Körperpflege
Die Füße eines Buddhisten sollten auf keinen Fall auf eine im Zimmer vorhandene
Buddhastatue oder Bildnis zeigen, da sie wie die natürlichen Körperöffnungen als
unrein betrachtet werden. Buddhisten legen meist Wert darauf, dass buddhistische
Frauen von weiblichen und buddhistische Männer von männlichem Pflegepersonal
gepflegt werden.
7.6.2 Ernährung
Die meisten Buddhisten sind Vegetarier oder Veganer. Außerdem wird dazu geraten,
nicht übermäßig zu essen, da dies Trägheit und Gesundheitsschäden hervorrufen
könnte. Auch auf Alkohol und Tabak wird meistens verzichtet.
7.6.3 Kommunikation
Meist wird ein Mönch oder buddhistischer Lehrer zur Meditation oder zum Vorlesen
aus dem tibetischen Totenbuch gewünscht. Es sollte vermieden werden, dass
jemand in die Nähe des Sterbenden kommt (ob Angehörige, Pflege- oder
Reinigungspersonal), der bei ihm Ärger auslöst, da es durch negative Eindrücke zu
einer ungünstigeren Wiedergeburt kommen kann.
Seite 38
7.6.4 Bewegung, Beschäftigung und Schlaf
Buddhisten schätzen es sehr, wenn ihnen Ruhe und Privatsphäre zum Meditieren
eingeräumt wird.
7.6.5 Symptomkontrolle Schmerz
Leiden und Schmerz mit Sedativa oder Schmerzmittel zu lindern gilt als positiv,
solange das Bewusstsein nicht beeinträchtigt wird, da ihnen ihre spirituelle Wachheit
und ungetrübtes Wahrnehmungsvermögen sehr wichtig ist. (Vgl. Urban 2011, S.15ff)
7.7 Nach dem Tod
„Was die Raupe das Ende des Lebens nennt, nennt der Meister einen
Schmetterling.“(Richard Bach)
Falls vom Sterbenden erwünscht, sollte er nach dem Tod auf die rechte Seite
gedreht werden, da angenommen wird, dass Buddha in dieser Stellung gestorben ist.
Der Körper des Verstorbenen soll für mehrere Stunden nicht berührt werden, um den
Sterbeprozess nicht zu stören. Meist bleiben Angehörige und Mitglieder der
buddhistischen Gemeinschaft in dieser Zeit bei ihm und meditieren.
Organspenden werde im Buddhismus als Akt des Großmuts gesehen, aber eine
Obduktion wird wahrscheinlich verweigert werden, da das Bewusstsein noch drei
Tage im Körper bleibt. Ausnahme ist der Unfalltod- hier verlässt das Bewusstsein
den Körper sofort. Daher ist stets die Erlaubnis der Familie einzuholen.
7.8 Bestattung
Es gibt ein Tempelritual mit Weihrauch, Glaubensbekenntnissen und der Anrufung
Buddhas und Totenwachen. Anschließend wird der Leichnam in aller Regel
feuerbestattet. Die Einäscherung soll die Vergänglichkeit der Existenz vor Augen
führen. Den Abschluss bildet die Ausstreuung der Asche in einen Fluss oder über die
Landschaft. (Vgl. Urban 2011, S. 17f)
Seite 39
„Zu der Zeit, wo ich dieses Leben verlasse,
möge ich frei sein von allen Arten von Leiden und Schmerzen,
und wiedergeboren werden im reinen Land des Buddha,
und möge ich dadurch fähig sein,
alle lebenden Wesen zu fördern und ihnen Glück zu bringen.“
(Deutsche Buddhistische Union 2009)
7.9 Persönliche Reflexion
Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Buddhismus gelang es mir,
fundiertes Wissen und persönliche Erfahrung anzueignen. Um mich nicht nur mit
Literaturrecherche zu befassen, durfte ich auch ein sehr interessantes Gespräch mit
einer seit 30 Jahren praktizierenden Buddhistin führen und besuchte außerdem
einen Vortrag in einem buddhistischen Zentrum in Graz, um einen besseren Einblick
in diese Religion zu erlangen. Schon die Räumlichkeiten in diesem Zentrum und der
achtsame Umgang miteinander, entführten mich in eine mir bis dahin fremde Welt.
Ich wurde sehr freundlich und herzlich aufgenommen. In dem Raum, wo der Vortrag
„Umgang mit Emotionen im Buddhismus“ stattfand, saßen bereits einige Personenaber nicht wie erwartet auf Sesseln- sondern auf kleine Pölster oder kleine
Bänkchen. Ich hatte leichte Schwierigkeiten, in dieser mir ungewohnten Position
auszuharren. Doch ich wurde mit einem sehr interessanten Vortrag belohnt.
Mitnehmen konnte ich die Erfahrung, dass die Achtsamkeit im Umgang mit
Menschen und die Meditation die wesentlichsten Eckpfeiler des Buddhismus sind.
Ich bin sehr froh, dass ich mir dieses Thema zum Projekt gewählt habe. Zum einen
lernte ich dadurch in der Projektgruppe sehr nette Kolleginnen kennen, und zum
anderen lernte ich, dass man Achtsamkeit überall einsetzen kann. Sei es der
Umgang mit anderen Kulturen, anderen Religionen und deren Menschen. So kann
man die Würde und Einzigartigkeit eines jeden Individuums schützen und schätzen.
Erarbeitet von DGKP Renate Fink
Seite 40
8 Gruppenfazit
Diese Arbeit mit den geschätzten Kollegen/Innen auf die Beine zu stellen und zu
präsentieren, entwickelte sich trotz so mancher Wellentäler zu einer richtigen
persönlichen Freude und Bereicherung.
Unsere Gruppe setzt sich zwar nicht aus den (erwünschten) unterschiedlichen
Professionen zusammen, allerdings entsprang unsere Arbeit aus vier total
unterschiedlichen und konträren Persönlichkeiten, die alle ihren eigenen und ganz
persönlichen Teil in dieses Thema einbrachten.
Natürlich kommt es dabei manchmal auch vor, dass man sich (gedanklich)
„verrennt“, feststeckt, sich in Kleinigkeiten zu verzetteln droht, oder kurzfristig „das
Ziel“ aus den Augen verschwindet, oder wenn es ganz schlimm kommt, sogar
(irgendwie zum Thema passend) „den Glauben“ an das Projekt an sich, aus den
unterschiedlichsten Gründen, komplett zu verlieren droht.
Das all dies nicht eingetreten ist, ist auch zu einem Großteil unserer
Projektbegleiterin, Fr. Dr. Gierlinger-Czerny, zu verdanken, die uns immer wieder auf
„das Ziel“ fokussierte, uns mit Rat und Tat zur Seite stand und uns in Zeiten der
Unsicherheit, einen sicheren Hafen bot, der auch bei wildestem Seegang, einen Ort
der Sicherheit, der (neuen) Motivation, des Verständnisses und der Gewissheit „das
alles Gut werden wird“, für uns darstellte.
Auch die Stimmung, die Aufgabenteilung und Herangehensweise an dieses Projekt
innerhalb unserer kleinen Gruppe, entwickelte sich sehr homogen, weitestgehend
konfliktfrei und in einem hohen Maß von gegenseitigen „Respekt“ geprägt.
Auch untereinander konnten wir uns immer und zu jeder Zeit sicher sein, einen
Ansprechpartner, Zuhörer, oder Helfer „in größter Not“ zu finden.
Wir haben anhand dieser Arbeit gelernt, dass Religion nicht so einfach vor der
Krankenhaustür, oder dem Krankenzimmer stehen bleibt, wie ein vergessener Koffer.
Religion durchströmt uns, formt uns und macht uns zu dem Menschen die wir sind.
Religion bietet einen Ort der Hoffnung, der Rettung und Zuversicht. Sie ist auch für
viele ein Ort an dem „Heimat“ gelebt werden kann (gerade in einem fremden Land).
Es ist die Aufgabe des gesamten Gesundheitspersonals, diese Ressource, die die
Religion bieten kann, zu erkennen und richtig zu nutzen. Wir hoffen, wir konnten mit
Seite 41
unserer Arbeit das Bewusstsein für diesen (oft unterschätzten) Bereich ein klein
wenig schärfen.
Erarbeitet von der gesamten Projektgruppe
Seite 42
9 Literaturangaben
Aulbert, Eberhard u.a.Hrg: Lehrbuch der Palliativmedizin, Stuttgart 2008,Verlag
Schattauer
Bose/Terpstra: Muslimische Patienten pflegen, Berlin Heidelberg, Deutschland 2012,
Springer Verlag
Heller, Birgit u.a. Hrg: Tod und Ritual, Interkulturelle Perspektiven zwischen Tradition
und Moderne, Wien, Berlin, 2009
Neuberger, Julia, Sterbende unterschiedlicher Glaubensrichtungen pflegen, 2.
Vollständige überarbeitete und ergänzte Auflage,Bern,2009,Verlag Hans Huber
Schwikart, Georg, Tod und Trauer in den Weltreligionen, Band 605,Kevelear,2010,
Verlagsgemeinschaft topos plus
Susanna, Meier: Rituale-Flügel oder Fesseln: Rituale-eine Brücke zwischen
Abschließen und Neubeginnen, in: Der Apfel,2004,Nr.70(2/2004)
Uhl, Hans- Micheal, Das ist evangelisch, 10 Merkmale des protestantischen Lebens,
Freiburg, 2009, Kreuz Verlag in der Verlag Herder GmbH
Urban, Elke, Transkulturelle Pflege am Lebensende, Umgang mit Sterbenden und
Verstorbenen unterschiedlicher Religionen und Kulturen, Stuttgart 2011, Verlag W.
Kohlhammer GmbH
http://de.wikipedia.org/wiki/Ritual,12.10.2012
http://diepresse.com/home/panorama/religion/477092/Zeugen-Jehovas_AnerkannteR....,2.11.2012
http://d-nb.info/gnd/4050164-4)
http://www.buddhismus-austria.at/Buddhismus-in-Oesterreich,12.11.2012
http://www.de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus,13.10.2012
http://www.de.wikipedia.org/wiki/Christentum, 03.02.13
www.altenpflegeschueller.de/sonstige//Sterben-und-tod-im-Islam.php
http://www.de.wikipedia.org/wiki/Islam_in_%C3%96sterrich
www.aspetos.at/news/index.php/ratgeber-fuer-bestattung-und-trauer/633zeugen...,12.1.2013
Seite 43
www.diamantweg-buddhismus-at,05_2010,13.10.2012
www.sonderpaed-online.de/wiss/jehov/jehov.htm,31.10.2012
www.uni-protokolle.de/Lexikon/Zeugen_Jehovas.html.,2.11.2012
Mitschrift eines Gesprächs mit dem Pfarrer Herrn Mag. Thomas Moffat am
05.02.2013 im Pfarramt Leoben, Martin Luther-Kai 2
Mitschrift eines Gesprächs mit dem Seelsorger des LKH Leobens Herrn Bert
Brottrager am 30.01.2013 im LKH Leoben, Vordernbergerstrasse 42
Mitschrift eines Gesprächs mit einer Zeugin Jehovas, Fürstenfeld, 16.3.2013
Mitschrift eines Gesprächs mit Frau Eva Stoiser, einer seit 30 Jahren praktizierenden
Buddhistin in Graz, 15.04.2013
10 Abbildungsverzeichnis:

Titelbild Abbildung: Sonnenblume
http://www.picstopin.com/1366/download-hd-sonnenblumen-1366x768kostenlos-hintergrundbilder/http:||de*flash-screen*com|free-wallpaper|blumeder-photoshop-blume-kunst|sonnenblumen1366x76833973*jpg/, 02.05.2013




Abbildung 1: Römisch Katholisch, Evangelisch
http://www.f1online.de/premid/004749000/4749347.jpg, 15.3.2013
Abbildung 2: Islam:
http://www.sacred-texts.com/isl/,13.3.2013
Abbildung 3: Königreichsaal
http://de.wikipedia.org./wiki/Datei:Karlsruhe_Königreichsaal.jpg,24.4.13
Abbildung 4: Buddhastatue
http://www.google.at/search?q=buddhismus&hl=de,13.10.2012
11 Anhang
Das Produkt unseres Projekts ist ein kleiner Folder, um bei Fragen im Pflegealltag
einen schnellen Überblick über die verschiedenen Bräuche und Rituale zu gewinnen.
Seite 44
Buddhismus:
 Buddhisten glauben an die
Wiedergeburt. Der Tod wird nicht als
Endpunkt, sondern als Fortsetzung des
Lebens gesehen
 Frühzeitige Information über ihren
bevorstehenden Tod, um Gefühle wie
Rache und Schuld loszulassen und um
frei weiter gehen zu können
 Leiden und Schmerzen mit
Medikamenten lindern, ohne dass das
Bewusstsein beeinträchtigt wird, da
spirituelle Wachheit und ungetrübtes
Wahrnehmungsvermögen wichtig sind
 Ruhe und Privatsphäre zum Meditieren
einräumen
 Ein Mönch oder buddhistischer Lehrer
möge mit ihm meditieren oder ihm aus
dem tibetischen Totenbuch vorlesen
 Einen ungestörten Raum für Gebete
und Meditationen zu Verfügung
stellen, um den Loslösungsprozess
bewältigen zu können
 Der Verstorbene soll die ersten
Stunden nicht berührt werden, da die
Seele Ruhe und Zeit benötigt, um sich
vom Körper zu lösen - meist bleiben
Angehörige bei ihm und meditieren
Dieser Leitfaden soll als
Unterstützung der
Pflegepersonen bei der
Umsetzung der Rituale am
Lebensende dienen.
Dennoch sollen an erster
Stelle die Intimsphäre
gewahrt und auf die
individuellen Wünsche und
Bedürfnisse eingegangen
werden.
Projektbegleiterin:
Dr. Elisabeth Gierlinger-Czerny
DGKP Christine Tschinkl
DGKP Daniel Penz
DGKP Manuela Lenauer
DGKP Renate Fink
Rituale
verschiedener
Religionen am
Lebensende
Interprofessioneller
Basislehrgang
Palliativ Care
2012/13
Röm.-kath. Religion
 Angehörige auf Wunsch informieren
 Für die Beichte jederzeit einen Priester
verständigen
 Priester oder Seelsorger zur Krankensalbung
auf Wunsch informieren
 Priester oder Seelsorger bringt die Hostie und
das Öl zur Salbung mit
 Heiligenbilder, ein Kreuz oder eine Kerze im
Zimmer auf Wunsch des Sterbenden
aufstellen
 Gesangs- oder Gebetsbuch bereitstellen um
auf Wunsch gemeinsam zu beten und zu
singen
Evangelische Religion
 Jeder Gläubige kann den Abschiedssegen
sprechen
 Die Bibel und das Gesangsbuch haben einen
hohen Stellenwert
 Unterstützung gilt besonders den
Angehörigen
 Für beide Religionen gelten nach dem
Versterben keine speziellen Rituale.
 Eventuell besteht der Wunsch den
Verstorbenen zu waschen
 Die Hände werden gefaltet und auf Wunsch
kann ein Kreuz oder ein Rosenkranz in die
gefalteten Hände gelegt werden
 Den Angehörigen Zeit geben um sich zu
verabschieden
Is la m
 Möglichkeit des Gebets und eventuelle
Gebetswaschungen einplanen
 An den Fastenmonat „Ramadan“ denken.
 Auf die Speisevorschriften achten ( z.B: kein
Schweinefleisch, keine Schweinefleisch haltigen
Medikamente usw.)
 Weibliche Muslime sind wenn möglich auch
von Frauen zu versorgen
 Schmerzen werden sowohl lautstark als auch
stoisch ruhig aufgenommen, dies in der
Pflegeplanung berücksichtigen
 In der Sterbebegleitung die Möglichkeit des
Gebets mit der Familie einplanen oder die
Zuhilfenahme eines örtlichen „Imam“ (Vorbeter,
Prediger des Islam) in Betracht ziehen
 Verstorbene Muslime bitte immer mit
Handschuhen berühren
 Auch Muslime leben ihren Glauben teils
individuell aus, daher eine gewissenhafte
ärztliche und pflegerische Anamnese
durchführen um dieser Individualität auch Raum
geben zu können
Zeuge Jehovas
 Jeder Zeuge Jehovas hat eine notariell
beglaubigte Erklärung
 Keine Blutkonserven verabreichen
 Organtransplantation ist erlaubt
 Geburtstage werden nicht gefeiert
 In der Sterbephase gibt es keine
besonderen Zeremonien
 Glaube soll respektiert werden
 Mitglieder der Glaubensgemeinschaft
sollen Patient jederzeit besuchen
können
 Keinen Geistlichen einer anderen
Religionsgemeinschaft hinzuziehen
 Nach dem Tod gibt es keine
besonderen Rituale
 Im Zimmer muss auf keine
Besonderheiten geachtet werden.
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