SEPI ein Konzept zur sozial-emotionalen Prävention und Intervention

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SEPI ein Konzept zur sozial-emotionalen Prävention und Intervention
SEPI
ein Konzept zur
sozial-emotionalen Prävention und Intervention
an der
Albert-Schweitzer-Schule
Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen
Stammschule für Integrierte Förderung
53567 Asbach
Sozial-emotionale
Prävention und Intervention
an der Albert-Schweitzer-Schule
Prävention
Stufenübergreifend
 Klassenübergreifende
gemeinschaftsbildende
Aktivitäten
 Strukturierung
und
Rhythmisierung
 Einheitliches
Verstärkersystem
 Schulordnung
und
Klassenregeln
Intervention
Oberstufe
 PIT
 „Alle Tage wieder“
 Coolnesstraining
 Anti-MobbingTraining
Mittelstufe
 PROPP
 Coolnesstraining
Unterstufe
 ICH-DU-WIR
 Schulpatenschaften
 Klassenübergreifende
Bastelangebote
 Therapeutisches
Reiten
Ampelsystem
1x
Pausenausschluss
2x
Querversetzung
3x
Konfliktgespräch
Streitschlichtung
Impressum:
Herausgeber:
Albert-Schweitzer-Schule
Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen
Stammschule für Integrierte Förderung
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Stand:
September 2013
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Inhaltsverzeichnis
A. Einleitende Gedanken zur sozial-emotionalen Prävention und Intervention
B. Das SEPI-Konzept der Albert-Schweitzer-Schule
1. Vorwort
2. Rechtsgrundlage nach § 3 SchulG und § 48 SoSchO
3. Theoretische Grundlagen
4. Maßnahmen
4.1. Sozial-emotionale Prävention
4.1.1 Unterstufe
4.2.2 Mittel- und Oberstufe
4.2. Sozial-emotionale Intervention
4.2.1 Das Ampelsystem
4.2.2 Der Verhaltensplan
4.2.3 Die Sozial-AG
5. Projekte
5.1. Streitschlichtung
5.2. Programme zur Primärprävention
5.2.1 PIT
5.2.2 PROPP
5.3. Befristete Projekte
5.3.1 Anti-Mobbing-Projekt
5.3.2 Coolnesstraining
6. Erfahrungsbericht zum Ampelsystem aus den Schuljahren 2011/12 und 2012/13
6.1 Die Pilotphase im Schuljahr 2011/12
6.1.1 Schülerrückmeldung zur Pilotphase
6.1.2 Elternrückmeldung zur Pilotphase
6.1.3 Lehrerrückmeldung zur Pilotphase
6.2. Evaluation für das Schuljahr 2012/13
6.2.1 Darstellung von Pro- und Contra-Argumenten
6.2.2 Offene Fragen
7. Maßnahmen zur Qualitätssicherung
7.1. Fortbildungen
7.2. Arbeitskreis SEPI
C. Literaturverzeichnis
*Zur besseren Lesbarkeit wird das generische Maskulinum verwendet.
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A. Einleitende Gedanken zur sozial-emotionalen Prävention
und Intervention
Unterrichtsstörungen gehören zum pädagogischen Alltag. Sie belasten Schüler
und Lehrer gleichermaßen. Die Schüler – auch die Verursacher der Störungen –
werden in ihrem Lernprozess unterbrochen, der Lehrer muss seine
Aufmerksamkeit
der
Störung
und
ihrer
Beseitigung
widmen.
Kurz gesagt: die Schüler lernen nichts, der Lehrer ist genervt!
Die Ursachen von Unterrichtsstörungen sind häufig ein unangemessenes
Sozialverhalten sowie eine inadäquate Emotionalität. Beide werden gemeinsam als
sozial-emotionaler Bereich bezeichnet und stellen in der Förderschule Lernen
zentrale Entwicklungsaufgaben für die Schüler dar. Konkrete Beispiele sind z.B.
die Einhaltung der Klassenregeln, die Fähigkeit, mit seinen Mitschülern
zusammen
zu
arbeiten
oder
das
Zurückstellen
der
eigenen
Bedürfnisbefriedigung zugunsten der Gemeinschaftsziele. Der natürliche
Lernort für die Aneignung dieser Fähigkeiten ist die Familie. Aufgrund
gesellschaftlicher Entwicklungen (mangelhafte oder fehlende Sozialisation) hat
sich der schulische Auftrag in den letzten Jahren gewandelt.
B. Das SEPI-Konzept der Albert-Schweitzer-Schule
1. Vorwort
Das nachfolgende Konzept wurde im Auftrag der Schulleitung der AlbertSchweitzer-Schule von Ulrike Löffler, Dorothea Gajewski, Sabine Braun-Axer,
Raphael Wienigk, Marita Seifert und Wiebke Höttges im Rahmen des
Arbeitskreises SEPI (Sozial-emotionale Prävention und Intervention) im
Schuljahr 2012/2013 erarbeitet.
2. Rechtsgrundlage nach § 3 SchulG und § 78 SoSchO
Nach § 3 des Schulgesetzes von Rheinland-Pfalz (SchulG) vom 30. März 2004
hat die Schule die Schüler in ihrer persönlichen Entwicklung zu fördern. Die
Schüler sind verpflichtet, vom schulischen Bildungs- und Erziehungsangebot
verantwortlich Gebrauch zu machen. Unterricht und Erziehung erfordern von
Seiten der Schüler Mitarbeit und Leistung.
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Darüber hinaus finden sich in der Schulordnung für die öffentlichen
Sonderschulen in Rheinland-Pfalz (SoSchO) vom 29. Mai 2000 im § 78
erzieherische Maßnahmen bei Verstößen gegen die Ordnung, die vor einer
Ordnungsmaßnahme greifen. Diese Maßnahmen gehören zu den erzieherischen
Aufgaben der Lehrkräfte. Dazu gehören z.B. das Nacharbeiten von Versäumtem,
Entschuldigungen für zugefügtes Unrecht und die Überweisung in eine andere
Klasse.
Diese erzieherischen Maßnahmen sollen im Rahmen des folgenden Konzeptes für
die gesamte Albert-Schweitzer-Schule vereinheitlicht und konkretisiert werden.
3. Theoretische Grundlagen
Verhaltensauffällige Kinder stellen im schulischen Alltag auch an der Schule mit
dem Förderschwerpunkt Lernen eine besondere Herausforderung dar.
Erklärungsmodelle für die Ursache von Verhaltensschwierigkeiten (z.B.
lerntheoretischer oder tiefenpsychologischer Ansatz) werden in der aktuellen
Literatur mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen in eigene Darstellungen
integriert. Bezugnehmend auf Modelle zur Prävention und Intervention (z.B. „Die
Förderung sozialer Beziehungen/ Kompetenzen im Unterricht“ (vgl. Klicpera/
Gasteiger- Klicpera), „Die Förderung realistischer Attributionen mit Hilfe des
Trainingsprogramms von Julius und Goetze“ usw.) sollten im Unterricht folgende
Punkte beachtet werden:
 Positive Bekräftigung/ soziales Feedback und Benennung des
gewünschten positiven Modells an Mitschülern bei gleichzeitigem
Ignorieren des negativen Verhaltens
 Mit Hilfe von Token Systemen (Verstärkerplänen) können oppositionelle
und hyperkinetische Verhaltensweisen in definierten Situationen
vermieden werden (als Voraussetzung dafür sollte das Kind für eine
gewisse Zeit angemessenes Verhalten zeigen können)
 Verstärker-Entzugs-Systeme
sind
dann
angebracht,
wenn
Verhaltensauffälligkeiten sehr häufig auftreten
 Time-out, was beinhaltet, dass der betroffene Schüler die Klasse bei
einer erheblichen Unterrichtsstörung verlässt
 Systematische Desensibilisierung, z.B. durch Übertragung von positiver
Verantwortung
 Verminderung der Anforderungen
 Bewegungs- und Lateralitätsübungen
 Stille- und Sensibilitätsübungen
 Kommunikationsübungen oder die Schaffung einer Gesprächskultur
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4. Maßnahmen
4.1. Sozial-emotionale Prävention
4.1.1 Unterstufe
An der Albert-Schweitzer-Schule wird frühzeitig im Unterstufenbereich –
teilweise auch kombiniert mit einer Mittelstufenklasse – versucht, die sozialen
Kompetenzen der Schüler zu fördern, auszubauen und zu stärken.
Dies geschieht u.a. durch:
1. Schulpatenschaften (Schulneulinge erhalten einen älteren Paten, der
besonders in den Pausen ein Ansprechpartner und eine Unterstützung bei
Problemen sein soll).
2. Klassenübergreifende gemeinschaftsbildende Aktivitäten sollen helfen,
dass die Schüler ein „Wir-Gefühl“ entwickeln, Verantwortung übernehmen
und Aktivitäten selbst mitgestalten (z.B. durch regelmäßige Herbst- und
Weihnachtsfeste, ein Oster-Brunch für die Eltern und Schüler, den
Besuch des Nikolauses, die Teilnahme am Waldquiz u.v.m.).
3. Klassenübergreifende Bastelangebote in Form eines „Tages der offenen
Tür“, wo die Schüler verschiedene Angebote in unterschiedlichen
Schwierigkeiten bearbeiten können.
4. Klassenübergreifendes
Verstärkersystem
(Verstärkung
positiven
Verhaltens als Verhaltensanreiz). Jeden Monat wird mit der Unterstufe
der „Schüler“ und „Aufsteiger“ des Monats gewählt, der bestimmte
Verhaltensvorgaben erfüllt hat und mit einer Urkunde sowie einem kleinen
Geschenk belohnt wird.
5. Therapeutisches Reiten. Innerhalb der Unterstufe nahmen im Schuljahr
2012/13 sechs Schüler am Therapeutischen Reiten teil. Dies wurde von
einer Studentin im Rahmen ihrer Staatsexamensarbeit wissenschaftlich
begleitet und ausgewertet. Neben kognitiven Lernanreizen wurden die
Schüler hier gezielt in ihrer sozialen und emotionalen Kompetenz
gefördert, was entsprechend evaluiert wurde.
6. Programm „Ich, Du, Wir“ zur Einübung sozialer Kompetenzen.
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7. Strukturierung und Rhythmisierung des Unterrichts und vor allem
konsistentes Lehrerverhalten als eine wesentliche Komponente zur sozialemotionalen Prävention.
Hierzu gehört auch die Anbahnung und Ermöglichung einer
Gesprächskultur in Form von Morgen- und Abschlusskreisen, sowohl einer
visuellen Darstellung, Reflexion und Verstärkung des gewünschten
Verhaltens an Hand eines Pinboards und klassenspezifischer
Verstärkersysteme. Wesentlich ist aber auch, das Selbstbewusstsein der
Schüler über ihre Leistungsfähigkeit zu fördern, was verbunden sein muss
mit individuellen fördernden und fordernden Lernanreizen auf
unterschiedlichen Niveaus.
4.1.2 Mittel- und Oberstufe
Aufbauend auf den in der Unterstufe vermittelten sozial-emotionalen Inhalten
(präventiven, interventiven Maßnahmen) stehen hier nun primär die Lerninhalte
und die Berufsorientierung im Fokus:
 Hier können sich die Schüler durch grüne Karten des Ampelsystems
Ausflüge und Wandertage verdienen – z.B. zum Bowling oder in das
Phantasialand in Brühl
 Klassenfahrten zur Stärkung der Sozialkompetenz
 Klassenregeln und die Hausordnung der Schule
 PIT-Programm (siehe 5.2.1)
 PROPP- Programm (siehe 5.2.2)
 Anti-Mobbing Training (siehe 5.3.1)
 Coolness-Training (siehe 5.3.2)
 „Alle Tage wieder“ (Projekt zum Thema Mobbing in der Klasse 8)
4.2. Sozial-emotionale Intervention
An der Albert-Schweitzer-Schule werden jahrgangsübergreifend in allen
Klassen zur sozial- emotionalen Intervention das „Ampelsystem“ (siehe 4.2.1)
und die „Streitschlichtung“ (siehe 5.1) durchgeführt.
Durch das Ampelsystem wird den Schülern ihr Verhalten an der Tafel
visualisiert. Die Konsequenzen für negatives Verhalten sind klar festgelegt und
werden von den Lehrkräften umgesetzt.
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Die Intervention in Konfliktfällen erfolgt außerdem durch Schüler mit einer
Streitschlichterausbildung. Dadurch wird allen Beteiligten die Möglichkeit und
der Raum gegeben, bestehende Konflikte zu lösen. Dies fördert wiederum die
Schaffung einer Gesprächskultur.
Wichtig ist hier auch der enge Elternkontakt in Form von Elterngesprächen, wo
Erziehungsmaßnahmen und Konsequenzen gemeinsam besprochen und getragen
werden.
4.2.1 Das Ampelsystem
Rückmeldesystem nach Ampelfarben
In allen Bereichen des Schulalltags (Unterricht, Pausen, Essen, Betreute
Freizeit, Lernzeit, AG) wird das Verhalten der Schüler reflektiert und in einem
einheitlichen Verhaltensplan für jeden Schüler festgehalten (siehe Anlage
„Verhaltensplan“). Dieser wird von den Klassenleitern archiviert.
•
•
•
Grün bedeutet gutes Verhalten
Gelb bedeutet nicht so gutes Verhalten
Rot bedeutet unangemessenes Verhalten
Nach jeder Doppelstunde wird die jeweilige Farbe in den Verhaltensplan
eingetragen und alle Schüler starten wieder mit Grün.
Prävention
Mit Hilfe des Verhaltensplans erhalten die Lehrkräfte eine Übersicht über das
Verhalten der Schüler und können dementsprechend individuell oder
klassenweise positives Verhalten verstärken, indem Belohnungen mit den
Schülern vereinbart werden (z.B. Ausflüge, Wandertage, ein Griff in die
Schatzkiste, etc.).
Intervention
Durch die Farbe Gelb wird den Schülern signalisiert, dass sie auf angemessenes
Verhalten achten sollen. Ansonsten gibt es keine weiteren Konsequenzen (reine
Verwarnung).
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Erhält ein Schüler Rot, ergehen folgende Konsequenzen:
1.Rot
1. Betreute Pause, d.h. Pausenausschluss
2. danach wird der Schüler wieder auf Grün gesetzt
2.Rot (am selben Tag)
1. Vorfall wird auf dem Meldebogen (siehe Anlage „Meldebogen“) von
der jeweiligen Lehrkraft festgehalten und an die Schulleitung
weitergegeben.
2. Schulleitung
leitet
die
Querversetzung
in
die
Brückenklasse/Parallelklasse für den nächsten Vormittag in die
Wege.
3. Schüler erhält von der Klassenleitung Arbeitsmaterial für die
Querversetzung und reflektiert sein Fehlverhalten mit Hilfe der
Lehrkraft der Brückenklasse (siehe Anlage „QuerversetzungsPlan“).
4. Nach der Querversetzung bearbeitet der Schüler mit der
Klassenleitung oder dem betreffenden Fachlehrer Seite 3 des
„Querversetzungs-Plans“, um in die Klasse zurückzukehren.
3.Rot (am selben Tag oder in der Querversetzung)
 Vorfälle werden auf dem Meldebogen festgehalten und direkt an die
Schulleitung weitergegeben
 Schulleitung führt ein Konfliktgespräch mit dem Schüler
 Schulleitung informiert bei Bedarf die Eltern
 Schüler nimmt für eine, von der Schulleitung bestimmte, Zeit
mittwochs an der Sozial-AG teil
 Darüber hinaus können zusätzlich Ordnungsmaßnahmen nach § 79
SoSchO ausgesprochen werden
Notfälle (Krisensituationen in der Klasse)
Kommt es aufgrund massiver Vorfälle dazu, dass ein Schüler in der Situation
nicht mehr in der Unterrichtsgemeinschaft tragbar ist, wird folgendermaßen
vorgegangen:
1. Lehrkraft schickt den Klassensprecher zur Schulleitung und die Lehrkraft
wahrt die Aufsicht
2. Schüler wird in der Klasse abgeholt
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3. Über die weiteren Betreuung bzw. Ausschluss des Schülers entscheidet
die Schulleitung
4.2.2 Der Verhaltensplan
Die Ergebnisse der oben beschriebenen Interventionen werden im
Verhaltensplan eingetragen. Wichtig ist die Vernetzung aller beteiligten
Lehrkräfte und Personen. Weiterhin bedarf es einer Transparenz für Schüler
und Lehrer. Jeder Schüler erhält pro Woche einen Verhaltensplan, der auch den
Eltern über das Wochenende zur Kenntnisnahme mitgegeben werden kann.
Die Verhaltenspläne werden bei der Erstellung der Förderpläne zu Rate gezogen.
Bei der Zeugniserstellung werden die Verhaltenspläne im Rahmen der Kopfnote
„Verhalten“ berücksichtigt.
4.2.3 Die Sozial-AG
Die Sozial-AG ist ebenfalls an das Ampelsystem gekoppelt. Nach dreimal Rot am
selben Tag erfolgt ein Konfliktgespräch mit der Schulleitung. Der Schüler wird
gem. § 80 (2) SoSchO angehört. Neben der ausgesprochenen
Ordnungsmaßnahme nach § 79 SoSchO muss der Schüler Sozialstunden für die
Schulgemeinschaft im Rahmen der mittwochs stattfindende Sozial-AG ableisten.
Die Schulleitung entscheidet über den Umfang dieser Wiedergutmachung. Die
Sozial-AG wird unter der Leitung der Schulleitung durch einen FSJ-ler betreut.
Hier können u.a. Hofdienste, Klassendienste oder Küchendienste auferlegt
werden.
5. Projekte
Neben den bereits beschriebenen Maßnahmen zur sozial-emotionalen Prävention
und Intervention werden an der Albert-Schweitzer-Schule verschiedene andere
Projekte durchgeführt. Es gibt schulübergreifende Projekte (Streitschlichtung),
Projekte innerhalb von Klassengemeinschaften (PIT, PROPP) und Projekte mit
außerschulischen Kooperationspartnern für spezielle Schülergruppen (AntiMobbing- und Coolnesstraining). Im Folgenden werden diese Projekte vorgestellt.
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5.1. Streitschlichtung
Das Konzept „Streitschlichtung“ ist seit 2005/2006 ein fester Bestandteil
unseres
Schulprogramms.
Dieses
Angebot
sozial-emotionaler
Entwicklungsmöglichkeiten und Erfahrungen von Selbstwirksamkeit ist ein
wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer aktiven Lebensbewältigung und zur
Teilhabe
am
gesellschaftlichen
Leben.
Darüber
hinaus
tragen
Streitschlichtungen erheblich zur Verbesserung des Schulklimas bei.
Was ist Streitschlichtung?
„Dass man streitet ist normal – doch wichtig ist, wie man mit einem Streit
umgeht.“ So lautet das Motto der Streitschlichtung an der Albert-SchweitzerSchule. Unser Streitschlichterprogramm möchte einen Beitrag zur
Verbesserung des Umgangs der Schüler untereinander (soziale Kompetenz)
und somit zum Schulklima leisten.
Was versteht man unter „Streitschlichtung“?
Die Streitschlichtung versteht sich als Angebot für Schüler,
 die in einen Konflikt oder Streit verstrickt sind, den sie alleine nicht lösen
können.
 die nicht auf eine Ausweitung des Konfliktes aus sind.
 die möglichst selbst, d.h. ohne Erwachsene/Lehrer eine Lösung finden
wollen.
 die gerne mit ihrem Konfliktpartner wieder etwas gemeinsam anfangen
wollen.
Welche Kompetenzen werden gefördert?




Ermöglichung sozialen Lernens
Förderung der Konfliktfähigkeit
Stärkung der Eigenverantwortung
Förderung gewaltfreier Auseinandersetzung
Wie sieht die Rolle der Streitschlichter aus?
Streitschlichter sind Schüler, die eingreifen, wenn ihre Mitschüler sich in die
Haare kriegen. Ihr Motto lautet: Helfen statt wegschauen!
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3 Regeln sind besonders wichtig für Streitschlichter:
1. Jeder lässt jeden aussprechen, Schimpfwörter sind verboten.
2. Streitschlichter sind immer neutral, sie halten nicht zu einem der
Streitenden.
3. Das Gespräch ist vertraulich, die Streitschlichter dürfen niemandem
etwas von der Schlichtung erzählen.
Welche Inhalte?
Inhalte der Ausbildung sind:
 Nonverbale Kommunikation, verbale Kommunikation
 Ich-Botschaften und aktives Zuhören, Empathie verwirklichen
 Einübung eines strukturierten Schlichtungsgespräches
 Organisation von Streitschlichtung an der Schule
 Erwerb dieser Inhalte geschieht durch unterschiedliche Methoden und
Sozialformen (z.B. Gruppenarbeiten, v.a. die Durchführung von Rollenspielen,
Beobachtung und Bewertung von Rollenspielen, Gespräche nach dem
Grundsatz „learning by doing“, Reflexion der eigenen Arbeit)
Wie wird Streitschlichtung an der Albert-Schweitzer-Schule praktiziert?
Ausbildung
 3 Projekttage, sowie eine wöchentlich 2 Unterrichtsstunden umfassende
Ausbildung (Doppelbesetzung, Gruppenstärke maximal 12 Schüler)
 Streitschlichterbüro wöchentlich geöffnet (fester Termin mit
Lehrermediator und Team)
 Evaluation durch Fragebogen
 Ausbildungsfahrt mit Intensivphase
 1. Halbjahr: 1x wöchentlich eine 2-stündige Ausbildung: Inhalte waren
u.a. Übungen zum Thema „Gefühle”, Gesprächsführung, Teambildung,
Fallbeispiele im Rollenspiel: Üben der Kurzintervention (Begrüßung und
Einleitung der Schlichtung, Sachverhalt klären und (Streit-)Anteile
finden, Lösungssuche und – Findung durch die Kontrahenten selbst,
Vertrag (schriftliche Vereinbarung mit Termin für Nachbesprechung)
 praktischer Streitschlichterdienst in 2er-Teams entsprechend einem
Dienstplan in der 1. oder 2. großen Pause auf dem Schulhof bzw. im
Schlichtungsraum (Kurzintervention)
 Supervision durch den Lehrer in Teamsitzungen
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5.2. Programme zur Primärprävention
5.2.1 PIT
PIT ist ein Programm zur Primärprävention und bedeutet: Prävention im Team.
Dieses Programm wurde in vergangenen Jahren in der Oberstufe der AlbertSchweitzer-Schule durchgeführt. Es geht um Ursachen/Auslöser von SUCHT,
GEWALT und FREMDENFEINDLICHKEIT. PIT vermittelt den Schülern
Sachkenntnisse und gibt Hilfen bei der Bewältigung von Problemen, falschem
Verhalten und Regelverstößen.
Hier sollen die Schüler (Mindestalter 14 Jahre = strafmündig) gemeinsam mit
der Polizei in Unterrichtssequenzen Fallbeispiele aus dem Jugendstrafrecht
besprechen, die rechtliche Informationen und polizeispezifisches Wissen
beinhalten. Weitere Teampartner sind z.B. Mitarbeiter vom Jugendamt, Gericht
und Justizvollzugsanstalten.
5.2.2 PROPP
Durchgeführt wird diese Programm in der Mittelstufe und ist die Fortführung
von „ICH-DU-WIR“ der Unterstufe. Vorrangiges Ziel ist die Förderung der
Selbst- und Fremdwahrnehmung der Schüler und die Verbesserung des
Klassenklimas. Das Programm setzt sich aus drei aufeinander aufbauenden
Teilbereichen zusammen.
Selbstkonzept (ICH)
steht das ICH im Vordergrund. Es geht um das Erfahren der eigenen Person und
die Darstellung in der Gruppe. Hierzu werden Übungen in den Bereichen
Selbstwahrnehmung,
Selbstbewertung,
Selbstwertschätzung
und
Selbstverantwortung durchgeführt.
Sozialkompetenz (DU)
Beim DU geht es um das gemeinsame Handeln in der Gruppe, das Einfühlen in die
Mitschüler und die Thematisierung dessen. Dazu werden Übungen in den
Bereichen soziale Wahrnehmung, soziale Beziehungen, Kommunikation, Probleme
bearbeiten und bewältigen und soziale Verantwortung durchgeführt.
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Konfliktbewältigung (WIR)
Im dritten Teilbereich geht es um die Konfliktbewältigung durch eine gründliche
Konfliktanalyse
und
konstruktive
Lösungsfindung
(vgl.
Punkt
5.1
Streitschlichtung).
5.3. Befristete Projekte
Über einen bestimmten Zeitraum werden für Schülergruppen mit speziellen
Ausgangslagen, z.B. Schüler mit hohem Aggressionspotential, einzelne Projekte
in Kooperation mit außerschulischen Partnern angeboten. Exemplarisch werden
hier zwei Projekte, die in Zusammenarbeit mit dem Probsthof entstanden sind,
dargestellt.
5.3.1 AMT – Anti-Mobbing-Training
Vom 01.06.2012 bis zum 15.03.2013 fand an der Albert-Schweitzer-Schule ein
Gruppenkompetenztraining zum Thema Mobbing statt. Es wurde im Rahmen des
Bildungs- und Teilhabepakets nach dem Sozialgesetzbuch II vom Kreisjugendamt
Neuwied finanziert, um die Jugendsozialarbeit, gezielt an die Bedürfnisse von
bestimmten Schülergruppen angepasst, auszubauen.
Das Projekt wurde von Seiten der Schule initiiert und von Frau Montag und Frau
Amthor, Schulsozialarbeiterinnen des Probsthofes, durchgeführt. Die Gruppe
bestand aus neun Schülern der Klassen 6 und 7. Diese erwarben im Rahmen des
Trainings Kenntnisse über Kommunikation, Selbst- und Fremdwahrnehmung,
Freundschaften, Beziehungen und den Umgang mit Konflikten und konnten diese
praktisch erproben. Zum Abschluss des Projektes sind die Schüler gemeinsam
mit den Schulsozialarbeiterinnen in eine Kletterhalle gefahren, wo sie sich
gegenseitig sicherten und aufeinander verlassen konnten.
5.3.2 Coolnesstraining
Am
26.10.2012
startete
an
der
Albert-Schweitzer-Schule
ein
Gruppenkompetenztraining zum Thema Coolness und endete vorerst am
30.04.2013. Auch dieses Projekt wurde im Rahmen des Bildungs- und
Teilhabepakets nach dem Sozialgesetzbuch II vom Kreisjugendamt Neuwied
finanziert.
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Das Projekt wurde von Herrn Schupp und Frau Link von Kompetenz für Pänz
zweimal in der Woche angeboten. Die zwei Jungendgruppen waren aus den
Klassen 5-8 zusammengesetzt. In diesem Projekt wurden Übungen zur sozialen
Kompetenz in spielerischer Form durchgeführt. Die Schüler konnten so zum
Beispiel lernen, wie man sich in Gruppen selbstbewusst integriert ohne Gewalt zu
nutzen. Hierzu wurden auch viele praktische Übungen durchgeführt, in denen die
Schüler sich aktiv erproben konnten.
6. Erfahrungsbericht zum Ampelsystem aus den Schuljahren
2011/12 und 2012/13
6.1 Die Pilotphase im Schuljahr 2011/12
Zu Beginn des Schuljahres 2011/2012 startete eine sechsmonatige Pilotphase
des Ampelsystems in zwei Klassen der Orientierungsstufe. Während der
Pilotphase nahm bereits auch eine Oberstufenklasse spontan an dem Projekt teil.
Aufgrund der positiven Erfahrungen der Lehrkräfte der drei teilnehmenden
Klassen, wurde im Rahmen der Februar-Gesamtkonferenz beschlossen, das
„Ampelsystem“ auch in der Unter- und Oberstufe probeweise bis zum Ende des
Schuljahres zu etablieren.
6.1.1 Schülerrückmeldung zur Pilotphase
 Akzeptanz des Konzeptes aufgrund der transparenten Gestaltung von
Regeln, Belohnungen und Rückmeldungen
 Motivation durch das positive Verstärkersystem, da sie bei Einhaltung der
Regeln Belohnungen in Form von kleinen Geschenken, Hausaufgabenfrei
oder einen Klassenausflug erhielten
 Individuelle Maßnahmen, wie z.B. begrenzter Unterrichtsausschluss bei
einzelnen Schülern
6.1.2 Elternrückmeldung zur Pilotphase
Die Rückmeldung der Eltern war positiv, da sie täglich oder wöchentlich eine
Rückmeldung über das Verhalten ihrer Kinder erhielten. Damit konnten sie
detailliert den Schulalltag ihrer Kinder nachvollziehen und Probleme oder
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Konflikte auch zu Hause aufarbeiten.
6.1.3 Lehrerrückmeldung zur Pilotphase
Besonders die Fachlehrer profitierten von der Konzeption. Aufgrund der fächerund klassenübergreifenden Anwendbarkeit der Belohnungen, Regeln und
Interventionen konnten sie angemessenes Verhalten klar einfordern oder
unerwünschtes Verhalten sanktionieren.
6.2 Evaluation des Ampelsystems für das Schuljahr 2012/13
Nach der Pilotphase wurde am Ende des Schuljahres 2011/12 in der
Gesamtkonferenz das Ampelsystem im SEPI-Konzept der Albert-SchweitzerSchule verankert.
6.2.1 Darstellung von Pro- und Contra-Argumenten
Positives Feedback (Das läuft gut):
Unterstufe
Allgemeine Gültigkeit
Sofortige Rückmeldung für den Lehrer
Sofortige Rückmeldung für den
Schüler
Eindeutigkeit
Für Fachlehrer ist es eine
Hilfestellung
Gute Visualisierung
Transparenz
Oberstufe
Probleme werden vom Kollegium
gemeinsam aufgefangen (Entlastung
einzelner Lehrkräfte)
Unmittelbare Maßnahme bei
Regelverstößen
Für alle Lehrkräfte einsehbar
Maßnahme greift bei der Mehrheit der
Schüler
Einsetzbar für verspätete Schüler
Konfliktprävention (Schüler können in
den Pausen voneinander getrennt
werden)
Gutes Instrument bei Fehlverhalten in
den Pausen
Transparentes und allgemeingültiges
System (trotz geringfügiger
Unterschiede)
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Neutrale Kritikpunkte (Darüber denken wir nach):
Unterstufe
Keine Querversetzungen in der
Unterstufe
Alleine unzureichend (wird kombiniert
mit individuellen Systemen)
Konsequenz ist verzögert
Positive Verstärkung sollte im
Vordergrund stehen
Oberstufe
Schüler reagieren je nach Lehrer
unterschiedlich auffällig
Entwicklungspunkte (Das wollen wir verbessern):
Unterstufe
Gewöhnungseffekt
Self-fulfilling-prophecy
Teilziele können nicht verstärkt
werden
Oberstufe
Bei manchen Schülern entsteht ein
Gewöhnungseffekt
Einige Schüler kommen nur selten in
die Pause
Konflikte können während der Pause
nicht aufgearbeitet werden
Arbeitsaufträge sind unübersichtlich
für die betreuenden Lehrkräfte
Sozial AG als Konsequenz nach drei
roten Karten zu starr
6.2.2 Offene Fragen/ Sonderfälle
Im Rahmen der Evaluation ergaben sich folgende offenen Fragen:

Wie geht man mit unterschiedlichen Bewertungen von Fehlverhalten durch
verschiedene Kollegen um?

Wie kann das System stärker systematisiert werden, damit für
Fachlehrer in verschiedenen Stufen weniger Schwierigkeiten entstehen?

Welche Maßnahmen kommen für Einzelfälle in Frage, bei denen das
System nicht greift?

Wie kann man die Aufarbeitung in der Pause durch gezielte Arbeitsblätter
pädagogisch sinnvoll gestalten?
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Diese offenen Fragen sollen im Rahmen der Stufenkonferenzen und des
Arbeitskreises „sozial-emotionale Prävention und Intervention“ besprochen und
geklärt werden, um das System den gegebenen und sich im Lauf der Zeit
ändernden Anforderungen anzupassen.
7. Maßnahmen zur Qualitätssicherung
Ein wesentlicher Bestandteil zur Qualitätssicherung des SEPI-Systems ist der
gegenseitige Austausch der beteiligten Lehrer und pädagogischen Fachkräfte,
u.a. im Arbeitskreis „sozial-emotionale Prävention und Intervention“ hinsichtlich
einer kontinuierlichen Anpassung an die schulischen Erfordernisse. Außerdem
sollen durch Fortbildungen externe Impulse zur Weiterentwicklung genutzt
werden.
7.1 Fortbildungen
In externen Fortbildungen werden unsere Förderschullehrer, Fachlehrer und
pädagogischen Fachkräfte über relevante Themen in Bezug auf das SEPIKonzept weiterqualifiziert.
Diese Fortbildungen finden in regelmäßigen Abständen statt. Die dort erhaltenen
Informationen werden innerhalb des Kollegiums, bzw. in Konferenzen,
ausgetauscht. Somit dienen die Teilnehmer dieser Fortbildungen als
Multiplikatoren für unser gesamtes Team.
7.2. Arbeitskreis „sozial-emotionale Prävention und Intervention“
Diverse Förderschullehrer und pädagogische Fachkräfte der Albert-SchweitzerSchule haben sich zu einem Arbeitskreis, dem sogenannten Arbeitskreis SEPI
(sozial-emotionale Prävention und Intervention) zusammengeschlossen. Dieser
dient dem Austausch von Informationen, der Beratung und der
Weiterqualifizierung aller Teilnehmer.
Die dort entstandenen Informationen werden wiederum in der Konferenz an das
gesamte Kollegium und die Schulleitung weitergeleitet.
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C. Literaturverzeichnis
 Schulgesetz in der vom Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz
verkündeten Fassung vom 30. März 2004
 Schulordnung für die öffentlichen Sonderschulen vom 29. Mai 2000
 Barbara Gasteiger-Klicpera/ Henri Julius/ Christian Klicpera (Hrsg.):
Handbuch der Sonderpädagogik Band 3- Sonderpädagogik der sozialen und
emotionalen Entwicklung. Göttingen 2008
Anlage “Meldebogen”
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Anlage „Verhaltensplan“
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Anlage „Querversetzungsplan“
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