1 1) Emotionsarbeit - Kinderspital Zürich

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1 1) Emotionsarbeit - Kinderspital Zürich
Kompetenzzentrum
Pädiatrische Palliative Care
Psychohygienische Aspekte in der
palliativen Betreuung
Psychohygienische Aspekte in der
palliativen Betreuung
1. Emotionsarbeit
2. Unterstützende Interventionen in der
Palliativbegleitung
Schulungstag PPC
Zürich, 18. September 2014
3. Belastung und Coping-Strategien
Judith Wieland / Claudia Dobbert / Rosanna Abbruzzese Monteagudo
Schulungstag PPC / JW/CD/RA / 18.09.2014
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Emotionsarbeit
– Emotionsarbeit (emotional labour) ist das
Management von Gefühlen der
Angestellten als Teil der bezahlten Arbeit.
– Theorie entstand durch A. Hochschild
(80-er Jahren) am Beispiel der Flight
Attendants.
– „Emotional work“ bezieht sich auf das
Gefühlsmanagement im privaten Bereich.
1) Emotionsarbeit
Hochschild Arlie R (2012) The Managed Heart: Commercialization of Human Feeling.
(3rd edn. Kindle Edition) Berkeley: University of California Press.
Smith P (2012) The Emotional Labour of Nursing Revisited. Can Nurses Still Care?
(2nd edn.) Hampshire: Palgrave Macmillan.
Theodosius C (2009) Emotional Labour in Health Care: The Unmanaged Heart of
Nursing. (Kindle Edition) Abingdon: Routledge.
Grandey, A., Dieffendorff, J.M. & Rupp, D.E. (2013). Emotional Labor in the 21st Century.
Diverse Perspectives on Emotion Regulation at Work. New York: Routledge
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Emotionsarbeit beinhaltet:
– Feeling rule (Gefühlsregel): soziale Norm =
erwartetes Gefühl
– Display rule (Äussere Darstellung): soziale
Norm = erwartetes gezeigtes Gefühl
– Surface acting (Oberflächenhandeln):
gezeigtes Gefühl wird vorgetäuscht
– Deep acting (Tiefenhandeln): Gefühl wird
innerlich verändert
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Z.B. Streben nach Perfektion/
Qualität, Beziehungsarbeit,
umgebungs- und organisatorische
Faktoren, Team-Zusammenarbeit
=> positive und negative Gefühle
Emotionsarbeit in der PPC
Emotionale
Herausforderungen
Unterstützende
Massnahmen
Emotionsarbeit
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Strategien der
Emotionsregulation
Z.B. „Uniform anziehen“,
Distanzieren, Vermenschlichen,
Abschluss finden, Grenzen
anpassen, Sinn finden, Selbstpflege
http://careers.bmj.com/careers/advice/view-article.html?id=394
Pos. & neg.
Konsequenzen
Pos: Z.B. Arbeitszufriedenheit/
Wachstum (persönlich & professionell).
Neg: Z.B. Vermeidungsverhalten,
Ausstieg aus dem Beruf, Burnout
Z.B. Wertschätzung, sichtbar machen
der Emotionsarbeit, Empfehlungen zur
Selbstpflege
=>Innere Distanzierung => beeinträchtigte Authentizität => Negative
Konsequenzen
Wieland, J. (2013) Children‘s nurses emotional labour while caring for children with life-liomiting
conditions. MScN Thesis, Cardiff University, Übersetzt aus dem Englischen
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Emotionsarbeit…
“The day we stop feeling is the day we
need to quit…if we don’t get affected by a
child’s death, that’s when you need to
rethink your profession (S.e15) .”
Cook K A, Mott S, Lawrence P, Jablonski J, Grady M R, Norton D, Liner K P, Cioffi J,
Hickey P, Reidy S and Connor J A (2012) Coping while caring for the dying child:
nurses' experiences in an acute care setting. Journal of Pediatric Nursing. 27 e11–
e21.
“You need to be supported . . . and
you need to support people when
other people need to be supported and
I think that just kind of goes with the
job. And if you don’t, if you can’t do
one and you can’t receive the other, I
don’t think you’ll make it in there very
long” (S. 988).
– ist ein integraler Teil der Arbeit im
Gesundheitswesen (speziell in der
PPC)
– ist noch wenig anerkannt
– soll auf organisatorischer Ebene
unterstützt werden
– ist noch wenig erforscht
Lee, K & Dupree, C. (2008), Staff Experiences with End-of-Life Care in the
Pediatric Intensive Care Unit. Journal of Palliative Medicine. 11;7
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Ablauf in drei Phasen
2) Unterstützende Interventionen
in der Palliativbegleitung
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Kontaktaufnahme
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Haltung
• Empathie
• Wertschätzung
• Da sein…
• „Man muss nicht viel reden, nicht viel trösten…“
(Freya v. Stülpnagel, betroffene Mutter)
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Begleitung
Abschluss
Handlungsangebote
Lösungsorientierte
Gespräche
Vermittlung
Team/Familie
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Belastung und Coping-Strategien
3) Belastung und CopingStrategien
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Woran erkennen wir, dass wir in unserem
Berufsalltag belastet sind?
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Belastung und Coping-Strategien
Belastung und Coping-Strategien
Schlafschwierigkeiten:
Konzentrationsprobleme:
Erhöhte Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit, Strukturierungsprobleme
Ein- und Durchschlafstörungen
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Belastung und Coping-Strategien
Belastung und Coping-Strategien
Stimmungsschwankungen I:
Stimmungsschwankungen II:
„Dünnhäutigkeit“, Bedrücktheit, Lustlosigkeit, Rückzug
Nervosität, Innere Unruhe, Ungeduld, Gehässigkeit, Aggression
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Belastung und Coping-Strategien
Belastung und Coping-Strategien
– Schlafprobleme
– Konzentrationsprobleme
– Stimmungsschwankungen I
Î HYPERAROUSAL
Vegetative Übererregtheit
– mit Tendenz zu Rückzug
Wie kommen wir vom Zustand
erhöhter Erregung (Hyperarousal)
wieder in die Entspannung?
– Stimmungsschwankungen II
– mit Tendenz zu Impulsivität
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Belastung und Coping-Strategien
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Belastung und Coping-Strategien
Bewegung
Gespräch
Entspannung und Verarbeitung
des Erlebten durch körperliche
Tätigkeiten
Entspannung durch verbale
Entlastung und Verarbeitung
des Erlebten
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Belastung und Coping-Strategien
Belastung und Coping-Strategien
Ablenkung
Kreativität
Entspannung durch innere
Distanzierung vom Erlebten und
Fokussierung auf unbelastete
Themen/Tätigkeiten
Entspannung und Verarbeitung
durch das Aktivieren non-verbaler
Ressourcen
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Belastung und Coping-Strategien
Belastung und Coping-Strategien
PTBS: Posttraumatische Belastungsreaktion/-störung
Gespräch
– Hyperarousal
Î GLEICHWERTIGKEIT
Bewegung
Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Lustlosigkeit, innere
Unruhe, Nervosität, Reizbarkeit, Hypervigilanz, Schreckhaftigkeit
Jede Coping-Strategie ist
gleichwertig. Wir Menschen greifen
intuitiv zu den für uns
entspannendsten Methoden.
– Intrusionen
Unkontrollierbares Wiedererleben belastender Bilder, Geräusche, Gedanken
oder Handlungen, wiederkehrende Albträume
Jede Coping-Strategie soll deshalb
respektiert und gewürdigt werden.
– Vermeidung
Vermeiden von Orten, Menschen, Gedanken, welche einen an die traumatisch
erlebte Situation erinnern, Gefühle von Entfremdung
Kreativität
Î
Männer und Frauen unterscheiden
sich oft wesentlich bezüglich ihrer
Coping-Strategien
Ablenkung
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Belastung und Coping-Strategien
Belastung und Coping-Strategien
PTBS: Posttraumatische Belastungsreaktion/-störung
„Verdrängung“ als Schutz:
a
Alltagsnetzwerk und Traumanetzwerk
Verdrängung ist ein wichtiger
Abwehr- und Schutzmechanismus,
der einsetzt, wenn eine Person von
einem stark belastenden Ereignis
überwältigt wird.
Verdrängung hilft, ein Trauma zu
distanzieren, bis es nach und nach
verarbeitet werden kann (im Alltag
oder mit therapeutischer Hilfe).
PTBS ist eine „normale Reaktion“ auf eine aussergewöhnlich
belastende Situation
PTBS ist traumatherapeutisch behandelbar
Trigger
vis.
akk.
olfakt.
unkontrolliert
b
Heute werden auch in der
Traumatherapie bewusst
Distanzierungsstechniken zur
Stabilisierung eingesetzt.
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taktil
Alltagsnetzwerk mit integrierter Erinnerung
Im Bereich der palliativen Begleitung ist die Wahrscheinlichkeit erhöht,
im Berufsalltag mit stark belastenden Ereignissen konfrontiert zu
werden.
Das PPC-Team am Kinderspital Zürich bietet deshalb betroffenen
Mitarbeitern die Möglichkeit, 2-3 Sitzungen mit trauma-therapeutischen
Interventionen in Anspruch zu nehmen. Erfordert die Belastungsreduktion eine längerfristige Begleitung, werden externe Traumatherapeuten vermittelt.
Anmeldung: Sekretariat PPC
kontrolliert
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Kompetenzzentrum
Pädiatrische Palliative Care
Mische Tun mit Nichtstun und du bleibst gesund
Russisches Sprichwort
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Judith Wieland, Claudia Dobbert, Rosanna Abbruzzese Monteagudo
Schulungstag PPC
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