franziskus-bote März 2011 (PDF 1,2 MB)

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franziskus-bote März 2011 (PDF 1,2 MB)
Zeitschrift der stiftung
st. franziskus heiligenbronn
Ausgabe 1, März 2011
franziskus-bote
Sozialstation für die Region Trossingen-Spaichingen-Heuberg
Häusliche Pflege wichtiger
Baustein zur Ergänzung
Trossingen. Vorreiter in der Altenhilfe bei
der Gesamtversorgung altersbedingt hilfebedürftiger Menschen „aus einer Hand“ ist
die Stiftungs-Region Trossingen-SpaichingenHeuberg. Anfang Februar wurde die Sozialstation st. franziskus Trossingen mit Sitz im
Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim gestartet, die die bisherigen stationären und teilstationären, Beratungs- und Hilfeleistungen
in dieser Region auf die häusliche Pflege als
wichtigen letzten Baustein ausweitet.
„Mit so einem Ansturm hatten wir nicht
gerechnet“, ist Geschäftsführer Boris Strehle
erfreut über den gelungenen Start des
zunächst vierköpfigen Teams mit Markus
Bonserio als Pflegedienstleiter und drei erfahrenen Pflegefachkräften. Sämtliche Stellen wurden intern besetzt, wobei Markus
Bonserio auch weiterhin die Hausleitung
des Hohner-Heims wahrnimmt.
Kunden von Weigheim bis Wehingen
Nach zweimonatigem Betrieb hat die Sozialstation st. franziskus inzwischen zehn
Kunden, die zum Teil mehrfach angefahren
werden, von Weigheim bis Wehingen.
Ein motiviertes, eingespieltes Team
Wirtschafts- und Investitionsplan
Bei 65 Millionen Euro Jahresumsatz und
21 Millionen Euro Investitionen hat die
stiftung st. franziskus heiligenbronn eine
große finanzwirtschaftliche Verantwortung zu meistern.
Seite 6
Qualitätsarbeit in der Werkstatt
für behinderte Menschen
Die Werkstatt für behinderte Menschen
und die Blindenwerkstatt wurden einer neuerlichen Zertifizierung auch in der Betreuung
unterzogen.
Seite 12
Neu gebautes Luise-Poloni-Heim
ist in Betrieb gegangen
Das Altenzentrum Luise-Poloni-Heim in
Tübingen wurde nach seinem Neubau
wieder eröffnet und sucht die Vernetzung
mit der Kirchengemeinde und dem
ganzen Stadtteil Lustnau.
Seite 15
Tolle närrische Tage in St. Josef
Mit originellen Beiträgen bei der Hausfasnet
im Altenzentrum St. Josef und einer Premiere
beim Fasnetsumzug erlebte die Spaichinger
Einrichtung tolle närrische Tage.
Seite 22
Lions-Clubs ermöglichen Projekte
Eine Freizeitwerkstatt des Kinder- und
Familienzentrums Villingen-Schwenningen
zur Projekt-Förderung von Jugendlichen
haben die Lions-Clubs ermöglicht. Seite 26
Mit diesem Team ist die neu eröffnete Sozialstation st. franziskus für die Region Trossingen-SpaichingenHeuberg gestartet: (von links) Elena Wiens, Angela Bisser, Elisabeth-Gabriela Marosi, Pflegedienstleiter
Markus Bonserio und Regionalleiter Boris Strehle.
Fotos: Graf
Inhaltsverzeichnis
Titelgeschichte: Eröffnung der Sozialstation st. franziskus Trossingen
S. 1
Altenhilfe baut ambulante Angebote weiter aus
S. 4
STIFTUNGSKALENDER
S. 5
Stiftung allgemein
Wirtschaftsplan 2011 und Investitionsplan 2012 ff. und die
finanzwirtschaftliche Strategie der Stiftung
S. 6
Neue Internetseiten des Förderzentrums Hören und Sprechen Heiligenbronn
und der Blindenschule Baindt
S. 7
Ehrenamtlicher Hans Heiler mit Martinus-Medaille geehrt
S. 8
Behindertenhilfe Heiligenbronn
Benefizkonzert in St. Georgen für die Heiligenbronner Trommelgruppe
S. 9
Mitarbeiterehrungen in der Behindertenhilfe
S. 10
CHARGE-Familientreffen am Förderzentrum Sehen
S. 11
Neuzertifizierung der Heiligenbronner Werkstätten
S. 12
Berlin-Studienfahrt mit Bewohnern aus der Stiftung
S. 13
Spendenaktion „Wir machen Schule“ überschreitet halbe Million
S. 14
Altenhilfe
Neu gebautes Altenzentrum Luise-Poloni-Heim in Tübingen wieder in Betrieb
S. 15
Lauter „sehr gut“ vom MDK für die Stiftungs-Altenzentren
S. 17
Vernissage und Autorenlesung im Rottweiler Altenzentrum St. Elisabeth
S. 18
Kampagne „Schüler werben Schüler“ angelaufen
S. 19
Weihnachten auch in Tuttlinger Altenzentren ein besonderes Erlebnis
S. 20
Fantasie und Stimmung bei der Hausfasnet im Spaichinger St. Josef
S. 22
Meine Tages-Schau: „Fotomodell“ Leokardia Lesiecki
im Mühlheimer Altenzentrum St. Antonius
S. 24
Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen
Freizeitwerkstatt mit Unterstützung der Lionsclubs fördert
Kinder und Jugendliche
S. 26
Kindertagesstätte David-Fuchs-Haus ist ein „Haus der kleinen Forscher“
S. 27
Kloster Heiligenbronn
125. Todestag von Klostergründer David Fuchs
S. 28
Werk von David Fuchs Thema in Ausstellung und Buch
S. 29
Bulgarisch-Deutsches Sozialwerk
Spendenkonto für neue Förderstiftung eingerichtet
S. 29
POST AN DEN FRANZISKUS-BOTE
S. 30
DAS IST JA DAS VORLETZTE!
S. 31
Impressum
S. 27
Rückseite: Fasnetsparty in Heiligenbronn
S. 32
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„mit guten Ideen“ hat sich gefunden.
Markus Bonserio, der selbst schon fünf Jahre
in einem ambulanten Dienst Erfahrung gesammelt hat, führt die Erstgespräche mit
den Patienten oder Angehörigen und kommt
dazu auch bei Bedarf in die Wohnung.
Dabei gibt er auch klare Auskunft über die
Kosten. Die Pflegefachkräfte mit Angela Bisser als stellvertretender Pflegedienstleiterin
übernehmen die pflegerischen Leistungen
und medizinischen Behandlungen in der
Wohnung, je nach Befund und Notwendigkeit. Die Sozialstation kümmert sich auch
um die Meldekarte, Termine usw.
„Wir leben Bezugspflege“
Die Patienten werden in der Regel immer
von derselben Mitarbeiterin versorgt, der
„Hauptschwester“. „Wir leben Bezugspflege“,
sagt Markus Bonserio. Sollte sie nicht kommen können, vertritt sie eine bestimmte
Kollegin. Dabei stehen die Mitarbeiterinnen
auch für kurzfristige Einsätze bereit – die
Sozialstations-Nummer 07425 / 222 222 ist
über wechselnde Bereitschaften rund um
die Uhr besetzt. Viele Kunden sind auch über
den Haus-Notruf abgesichert.
Das Sozialstations-Team bemüht sich um
schnelle Hilfe, wenn es sein muss. So erhielt
Pflegedienstleiter Bonserio an einem Freitagmittag einen Anruf: „Ich brauche Ihre
Hilfe!“ Eine halbe Stunde später war er zum
Gespräch in der Wohnung, am Samstagmorgen erfolgte der erste Pflegeeinsatz.
Vernetzung mit anderen Angeboten
Das neue Angebot der Stiftung hat sich
schnell herumgesprochen. „Die Stiftung
hat einen guten Namen“, ist Boris Strehle
überzeugt. Zudem hat sie im ambulanten,
ehrenamtlich unterstützten Angebot des
„Betreuten Wohnens zu Hause“ rund 40
Kunden in der Region, die oft auch ambulante Pflege brauchen.
Die Vernetzung zwischen Einrichtung und
Sozialstation ist auch ein Vorteil, wenn etwa
Hilfsmittel oder ein rollstuhlgerechter Bus
gebraucht werden. Im Dr.-Karl-Hohner-Heim
wurde ein Apotheken-Briefkasten eingerichtet, so dass auf schnellem Wege die
Medikamente für die ambulant betreuten
Senioren besorgt werden können. Auch die
Zusammenarbeit mit den Ärzten ist gut.
Wirtschaftlich sind Altenzentrum und Sozialstation aber getrennt geführt, doch trotzdem ergeben sich viele Synergieeffekte
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Nicht „ambulant vor stationär“
müsse der Grundsatz lauten,
befindet Regionalleiter Strehle,
sondern „ambulant und stationär“. Die Begleitung gehe
in beide Richtungen.
„Wir haben alles in einer Hand“ – das sei
der große Vorteil des Gesamtversorgungsvertrages der Stiftung mit den Krankenkassen für die Altenhilfe-Region TrossingenSpaichingen-Heuberg.
Ein Blickfang in den Straßen sind die beiden Pkw der Sozialstation st. franziskus, die im Raum TrossingenSpaichingen-Heuberg seit Februar unterwegs sind. Das Bildmotiv aus der Foto-Serie der Altenhilfe unter dem
Motto „Bleib, wer du bist“ mit Bewohnern der Stiftungs-Altenzentren rückt die individuelle Lebensqualität
auch in der häuslichen Altenpflege in den Vordergrund.
zwischen Sozialstation und Altenzentrum,
in dem bestehende Räume durch Umbau
für die Sozialstation frei gemacht wurden.
Auch personell kann die Stiftung ihren Mitarbeitern damit einen Arbeitsplatz je nach
Wunsch anbieten. Die Pflege und Betreuung der Bewohner in den drei Altenzentren
der Region ist trotzdem in unverminderter
Qualität garantiert.
Umbau für eine Betreuungsgruppe
Ein Umbau ist noch im Gange, der im Erdgeschoss des Dr.-Karl-Hohner-Heims die
Einrichtung einer Betreuungsgruppe der
Sozialstation für demenzkranke Menschen
ermöglicht. Stundenweise können sie dort
betreut und gefördert und damit zugleich
auch die Angehörigen entlastet werden.
Sie geht im April in Betrieb.
Mit Spannung erwarteter Start
So eingespielt das Sozialstations-Team nach
zwei Monaten schon ist – die ersten Tage,
bis alles anlief, wurden doch mit Spannung
erwartet. So wurde kurzfristig noch Ersatz
für eine ausgefallene Pflegekraft gefunden
und auch der streikende Motor eines Sozialstations-Fahrzeugs morgens um sechs
brachte das Team nicht aus der Bahn. Als
dann die ersten Touren zu den Kunden gefahren und alles gut gelaufen war, fiel Pflegedienstleiter Markus Bonserio aber doch ein
großer Stein vom Herzen. Die beiden Pkw,
mit denen die Pflegeschwestern unterwegs
sind und die mit einem Bildmotiv aus der
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Foto-Reihe „Bleib, wer du bist“ gestaltet
sind, stellen im übrigen einen gelungenen
Blickfang dar.
Flexible Unterstützung für Senioren
Als neuer Anbieter von ambulanter Pflege
im häuslichen Umfeld möchte die Sozialstation st. franziskus Trossingen flexible Unterstützung der Seniorinnen und Senioren bieten sowie eine stärkere Kundenorientierung. Oberstes Ziel ist, die Selbständigkeit
älter werdender Menschen so lange wie
möglich zu erhalten. Die häusliche Pflege
umfasst dabei die medizinische Versorgung
und die pflegerischen Leistungen, Angebote zur Vorbeugung sowie zur Entlastung für
pflegende Angehörige. Bei Bedarf werden
weitere Alten- und Krankenpfleger und
-pflegerinnen zum Team der Sozialstation
st. franziskus dazustoßen.
Auch hauswirtschaftliche Leistungen, Notruf
sowie Fahr- und Begleitdienste können von
der Sozialstation angefordert werden. „Wir
kommen dann, wenn die Leute es wünschen“, sagt Markus Bonserio. Er hat in den
Gesprächen auch schon Beratung geleistet
zum Wohnungsumbau, so dass jetzt sogar
eine Bewohnerin des Hohner-Heims wieder
in ihre Wohnung zurückziehen kann.
Nicht „ambulant vor stationär“ müsse der
Grundsatz lauten, befindet Regionalleiter
Strehle, sondern „ambulant und stationär“.
Die Begleitung gehe in beide Richtungen.
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Erst das Pflegeweiterentwicklungsgesetz hat
eine solche Gesamtversorgung ermöglicht.
Doch nicht nur die Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen waren für die
Stiftungs-Altenhilfe der Anlass, mit einer eigenen Sozialstation auf den Markt zu gehen.
„Grund war auch der vermehrte Bedarf“,
berichtet Strehle. Kunden der Beratungsstelle
und des Betreuten Wohnens fragten nach
einem solchen Angebot der Stiftung.
„Das Netzwerk kann nur funktionieren,
wenn alle Anbieter der Altenhilfe zusammenarbeiten,“ sagt Regionalleiter Strehle.
In Schramberg hat die stiftung st. franziskus
heiligenbronn 2007 die Geschäftsführung
der Kirchlichen Sozialstation Schramberg
übernommen und dort bereits Erfahrungen
gesammelt. In Trossingen und Umgebung
hat sie nun aber auch den Sprung von der
stationären zur ambulanten Altenhilfe ganz
vollzogen (siehe auch Artikel Seite 4).
Ewald Graf
Sozialstation rund um
die Uhr erreichbar
Die Telefonnummer der Sozialstation
st. franziskus Trossingen ist rund um die Uhr
besetzt. Ihr Einsatzgebiet für die häusliche
Pflege umfasst Trossingen und Umgebung,
Spaichingen und Umgebung sowie die Heuberggemeinden. Auf der Stiftungs-Website
gibt es eine eigene Seite zur Sozialstation
in Trossingen.
Telefon: 07425 / 222 222
Fax: 07425 / 222 203
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bleib-wer-du-bist.de
Das Aufgabenfeld Altenhilfe baut Angebote weiter aus
Alles aus einer Hand,
alles unter einem Dach
Heiligenbronn. Die Altenhilfe der stiftung
st. franziskus heiligenbronn hat den Anspruch, altersbedingt hilfebedürftige Menschen dabei zu unterstützen, ihr Leben, so
weit es möglich ist, selbstbestimmt zu gestalten, ihren individuellen Bedürfnissen, den
Eigenheiten ihrer Persönlichkeit und ihren
Lebensgewohnheiten entsprechend.
Viele alte Menschen wünschen sich heutzutage, möglichst lange in der eigenen Häuslichkeit und im vertrauten Wohnquartier
verbleiben zu können. Um diesen Wunsch
erfüllen zu können, muss das bereits bestehende Angebot der Altenhilfe um niederschwellige und ambulante Angebote erweitert und ausgebaut werden.
Vernetzung im Wohnquartier
Eine Voraussetzung für die Befriedigung
der differenzierten Bedürfnisse alter Menschen ist ein funktionierendes Netzwerk
unterschiedlicher Angebote. Die Altenhilfeangebote müssen zudem mit den Aufgaben und Angeboten der Gemeinden und
mit den Bürgern und ehrenamtlichen Helfern vernetzt sein.
Wiederherstellung einer selbstständigen
Lebensführung in der vertrauten Umgebung
sowie die Entlastung und Sicherheit für
Senioren und deren Angehörige stehen im
Mittelpunkt des niederschwelligen Angebots.
Neben den Grundleistungen werden je nach
Bedarf und Wunsch ebenso Leistungen wie
handwerkliche Hilfen für Haus und Garten,
Einkaufsservice, Wohnungsbetreuung bei
Abwesenheit oder Begleit- und Fahrdienste
angeboten. Dadurch werden Sozialkontakte
im Gemeinwesen ermöglicht, gefördert und
erhalten.
Vertraglich unter einem Dach
Ein weiterer wichtiger Bereich der Altenhilfe
ist die ambulante Pflege. Seit dem PflegeWeiterentwicklungsgesetz 2008 besteht die
Möglichkeit, einen Gesamtversorgungsvertrag abzuschließen. Damit können sta-tionäre, teilstationäre und ambulante Angebote eines Altenzentrums von einem Träger
im Verbund geführt werden.
Ende Januar diesen Jahres wurde der erste
Gesamtversorgungsvertrag für die Stiftung
abgeschlossen und die Sozialstation st.
franziskus Trossingen eröffnet. Das Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim in Trossingen
wird seitdem im Verbund mit dem neuen
ambulanten Dienst geführt. Die örtliche und
organisatorische Verbindung der stationären
und ambulanten Hilfe ermöglicht es nun, in
der Region Spaichingen den Kunden noch
schneller und flexibler passgenaue Hilfe
anzubieten.
Zukünftige Weiterentwicklung
Die Angebote und gesammelten Erfahrungen aus der Region Spaichingen werden
nach und nach auch in den anderen Regionen der Altenhilfe umgesetzt und etabliert.
Seit Februar 2011 bietet die Region Rottweil
Betreutes Wohnen zu Hause an und auch
die Region Tuttlingen folgt im April.
Stationäre Altenhilfe wird ergänzt
Diese kontinuierliche Weiterentwicklung der
Angebotsstruktur ersetzt jedoch keinesfalls
die stationäre Altenhilfe mit den Altenzentren. Vielmehr wird das bestehende Angebot
in den Wohnquartieren ergänzt und ein vertrauensvoller Ansprechpartner für sämtliche
Fragen im Bereich Altenhilfe etabliert.
Nur eine optimal vernetzte Struktur kann
den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen in den unterschiedlichsten Lebenswelten und Lebenslagen gerecht werden.
Jessica Dold
Ebenso wichtig ist das Vorhandensein eines
vertrauensvollen und verlässlichen Ansprechpartners im Wohnquartier, der entsprechend
der individuellen Lebenswelt berät, unterstützt und begleitet. Das niederschwellige
Angebot Betreutes Wohnen zu Hause ermöglicht eine solche Vernetzung sowie ein solches Vertrauensverhältnis im Gemeinwesen.
Betreutes Wohnen zu Hause
Das Angebot Betreutes Wohnen zu Hause
wurde erstmals 2009/2010 mit integrierter
Beratungsstelle in der Region Spaichingen
umgesetzt. Es bietet die individuell bedürfnisgerechte Betreuung altersbedingt hilfebedürftiger Menschen in der eigenen Häuslichkeit durch ehrenamtliche Helfer sowie
die Vermittlung und Organisation von passenden Hilfsangeboten durch die Koordinationsstelle. Dadurch kann die Ganzheitlichkeit der Menschen ins Blickfeld genommen
werden. Der Erhalt, die Förderung und
Koordinatorin Nadja Merkle von der Region Spaichingen im Beratungsgespräch. Sie hat das erste Angebot
des „Betreuten Wohnens zu Hause“ aufgebaut.
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Stiftungskalender
Wann?
Was?
Wo?
Sonntag, 3. April, 14.30 Uhr
Musik zur Kaffeestunde: Studenten des
Hohner-Konservatoriums
Trossingen, Altenzentrum
Dr.-Karl-Hohner-Heim
Montag, 4. April, 19 Uhr
Info-Vortrag „So lange wie möglich zu Hause“
mit Nadja Merkle, Betreutes Wohnen zu Hause
Spaichingen, Realschule
Dienstag, 5. April, 19 Uhr
Interview zum Kinder- und Familienzentrum
Villingen-Schwenningen mit Klaus Heß
Radio Neckarburg,
Sendung „Kirche live zu Gast“
Mittwoch, 6. April, 15 Uhr
Frühlingsfest mit Bilderausstellung, kleinem
Basar, Gartenfreunde-Chor und Schülergruppe
Trossingen, Altenzentrum
Dr.-Karl-Hohner-Heim
Donnerstag, 7. April, 14 Uhr
Seniorengruppe „Alter-nativ“:
Vortrag „Hören im Alter“ von Wolfgang Ulmer
Heiligenbronn, Konferenzraum
Donnerstag, 14. April, 10 Uhr
Stille Stunde für Mitarbeiter
Heiligenbronn, Hauskapelle des Klosters
Freitag, 15. April, 14.30 Uhr
Seniorenmodenschau im Foyer und
Wohnbereich Neckartäle
Rottweil, Altenzentrum St. Elisabeth
Sonntag, 17. April, 14 Uhr
Tag der Begegnung
Mühlheim, Altenzentrum St. Antonius
Sonntag, 24. April, 10.30 Uhr
Osterfestgottesdienst mit Diakon Keinert
Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim
Montag, 25. April, 10.30 Uhr
Osterfestgottesdienst mit Diakon Keinert
Tuttlingen, Altenzentrum St. Anna
Sonntag, 1. Mai, 14.30 Uhr
Musik zur Kaffeestunde: Blockflötenkreis
der Evangelischen Kirchengemeinde
Trossingen, Altenzentrum
Dr.-Karl-Hohner-Heim
Donnerstag, 5. Mai, 15 Uhr
Grundsteinlegung im Schulzentrum St. Benedikt
Heiligenbronn, Schulbaustelle
Freitag, 6. Mai, 9 bis 16 Uhr
Berufsinformationsmesse jams
Sulgen, Turn- und Festhalle
Samstag, 7. Mai, 10 bis 15 Uhr
Berufsinformationsmesse jams
Sulgen, Turn- und Festhalle
Sonntag, 8. Mai, 15 Uhr
Muttertagskaffee im Foyer mit
musikalischer Begleitung am Flügel
Trossingen, Altenzentrum
Dr.-Karl-Hohner-Heim
Dienstag, 10. Mai, 13.30 Uhr
Führungskräftetag für leitende Mitarbeiter
der stiftung st. franziskus heiligenbronn
Rottweil, Haus St. Antonius
Dienstag, 10. Mai, 17 Uhr
Kinder-Uni Schramberg mit Professor Müther:
„Warum ist der Himmel blau?“
Schramberg, Gymnasium
Dienstag, 17. Mai, 17 Uhr
Kinder-Uni Schramberg mit Professor Wharam:
„Was ist Energie? Was ist Entropie?“
Schramberg, Gymnasium
Dienstag, 17. Mai, 19 Uhr
Interview zum Schulneubau und der
Spendenaktion „Wir machen Schule“
Radio Neckarburg,
Sendung „Kirche live zu Gast“
Mittwoch, 18. Mai, 19 Uhr
Vortrag von Behindertensportler Frank Höfle:
„Alles ist möglich dem, der da glaubt“
Schönbronn, Bibelerlebniswelt
Donnerstag, 19. Mai, 10 Uhr
Stille Stunde für Mitarbeiter
Heiligenbronn, Hauskapelle des Klosters
Donnerstag, 19. Mai, 20 Uhr
Marktplatz Kirche: Dialog „Schritte zum Frieden“
mit Wolfgang Huber und Volker Kauder
Schramberg, Aula des Gymnasiums
Donnerstag, 19. Mai, 15 Uhr,
bis Samstag, 21. Mai
Tagung der AG Hörsehbehindert/Taubblind
im Verb. der Blinden- u. Sehbehindertenpädagogen
Rottweil, Haus St. Antonius und
Heiligenbronn, Elisabetha-Glöckler-Saal
Freitag, 27. Mai, 13.30 Uhr
Infoveranstaltung der Debeka zur betrieblichen
Altersversorgung in der Stiftung
Baindt, Blindenschul-Turnhalle
Sonntag, 29. Mai, 11 bis 17 Uhr
Tag der Begegnung des Behindertenbeirats
im Kreis Rottweil
Waldmössingen, Gaststätte „Frieder“
Dienstag, 31. Mai, 13 Uhr
Seniorengruppe „Alter-nativ“: Besichtigung
der Polizeidirektion und Besuch in St. Elisabeth
Heiligenbronn, Korbmacherei,
Abfahrt nach Rottweil
Mittwoch, 8. Juni, 14 Uhr
Besuch der St. Elisabeth-Bewohner in der Schule
Rottweil, Achert-Schule
Donnerstag, 9. Juni, 17 Uhr
Kinder-Uni Schramberg mit Professorin Triebskorn:
„Warum haben auch Schnecken Stress?“
Schramberg, Gymnasium
Sonntag, 26. Juni, ab 11.30 Uhr
Antoniusfest mit Mittagessen u. Kinderaktionen
Rottweil, Haus St. Antonius
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Neuer Wirtschafts- und Investitionsplan der Stiftung für 2011 ff.
Gesellschaftliche Entwicklungen
als unternehmerische Herausforderung
Heiligenbronn. Die Sozialwirtschaft ist
eine der zentralen Wachstumsbranchen in
Deutschland. Nach einer Phase eindrucksvollen Wachstums steht sie allerdings vor
neuen Herausforderungen, die eine strategische und organisatorische Neuausrichtung erfordern. Damit die Chancen künftig
weiterhin genutzt werden können, hat die
stiftung st. franziskus heiligenbronn die
gesellschaftlichen Entwicklungen zu berücksichtigen und in den Blick zu nehmen: insbesondere die demografische Entwicklung,
den Arbeitskräftemangel bzw. die Personalgewinnung, rückläufige öffentliche Refinanzierung, der Trend zur wirkungsorientierten
Finanzierung und das selbstbewusste und
aufgeklärte Auftreten der Kunden und ihrer
Angehörigen.
40 Prozent des laufenden Betriebs umfassen
die elf Altenzentren der Stiftung, welche
von der Pflegeversicherung, der Sozialhilfe
und Eigenanteilen der Bewohner getragen
sind. Der Rest des Gesamtumsatzes entfällt
auf die Kinder- und Jugendhilfe, die über
kommunale Entgelte refinanziert wird.
Durch diese gesellschaftlichen Entwicklungen werden soziale Organisationen wie die
Stiftung viel stärker als in den letzten Jahrzehnten als innovative soziale Unternehmen
gefragt sein.
Zu den vorgesehenen Investitionen im
einzelnen:
Die Generalsanierung des Altenzentrums St. Josef Spaichingen mit
einem Investitionsvolumen von über
4 Millionen Euro beginnt im April 2011
und ist mit einer Platzzahlreduzierung
verbunden, da künftig nur noch Einzelzimmer angeboten werden.
Das Haus St. Benedikt für das Förderzentrum Sehen und das Förderzentrum
Hören und Sprechen in Heiligenbronn
mit einem Investitionsvolumen von
11,8 Millionen Euro wird im Sommer
2012 bezugsfertig und bietet Platz für
mehr als 150 Schüler.
Eine weitere Investition in Höhe von
2 Millionen Euro ist geplant für den
Neubau des Förder- und Betreuungsbereichs St. Gabriel in Heiligenbronn.
65 Millionen Euro Jahresumsatz
Der Stiftungsrat, das Beschluss-, Aufsichtsund Kontrollorgan der stiftung st. franziskus
heiligenbronn, hat in seiner Sitzung im
Dezember 2010 den Wirtschaftsplan 2011
und den Investitionsplan ab 2012 einstimmig
genehmigt. Insgesamt ist für das Jahr 2011
ein Umsatzvolumen von über 65 Millionen
Euro und ein Investitionsvolumen von knapp
14 Millionen Euro vorgesehen.
Die Hälfte des Umsatzes entfällt auf die
Einrichtungen der Behindertenhilfe. Deren
Ausgaben sind mit 61 Prozent über die
Eingliederungshilfe finanziert, mit 25 Prozent über schulische Maßnahmen und mit
14 Prozent über die Agentur für Arbeit.
Die Hälfte des Umsatzes entfällt auf die Einrichtungen der
Behindertenhilfe, 40 Prozent
auf die elf Altenzentren.
49 Prozent der Investitionskosten
über Zuschüsse finanziert
In den nächsten drei Jahren sind von der
stiftung st. franziskus heiligenbronn insgesamt Investitionen von knapp 21 Millionen
Euro vorgesehen. Sie werden zu 49 Prozent
über Zuschüsse finanziert, zu 42 Prozent über
Kapitalmarktmittel und zu 9 Prozent aus
dem erwirtschafteten Cash-flow 2011 bzw.
aus dem Finanzvermögen der Stiftung.
Betriebswirtschaftliche Grundsätze
Wie in jedem anderen gemeinnützigen
Unternehmen orientiert sich der Vorstand
der Stiftung an betriebswirtschaftlichen
Grundsätzen. Aufgrund der Abhängigkeit
von öffentlichen Mitteln und angesichts
zunehmender Knappheit dieser Mittel hat
sich die Verpflichtung zu wirtschaftlichem
Handeln noch verstärkt. Wesentliches Ziel
ist es, im Interesse des langfristigen Bestan-
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Innovative soziale Unternehmen werden viel stärker als
in den letzten Jahrzehnten
gefragt sein.
des der Stiftung das Stiftungsvermögen
ungeschmälert in seinem Wert zu erhalten.
Damit dieses Ziel erreicht werden kann,
wurde in der Stiftung neben der strategischen finanzwirtschaftlichen Zielvorgabe
ein umfassendes Risikomanagement- und
Überwachungssystem eingeführt und
Grundsätze für wirtschaftliches Handeln
verabschiedet.
Finanzwirtschaftliche Zielvorgaben
Der Umgang mit den finanziellen Ressourcen ist fester Bestandteil der ganzheitlichen
Unternehmensführung der Stiftung, die verschiedene Perspektiven und Managementinstrumente zusammen bringt. Als finanzwirtschaftliche Zielvorgabe ist darin formuliert, dass in allen Einrichtungen der Stiftung
über den Cash-flow die Nettoabschreibungen und ein Deckungsbeitrag zur Zukunftssicherung erwirtschaftet werden soll – „im
Kontext zu einer bestmöglichen Begleitung,
Erziehung und Pflege“.
Um die Risiken der Stiftung als sozialwirtschaftliches Unternehmen vermeiden, erkennen, vermindern oder abfedern zu können, wurde ein Risikohandbuch erarbeitet,
in welchem Inhalte und Umsetzung des
Risikomanagement- und Überwachungssystems konkretisiert werden. Darin werden
Beobachtungsbereiche und Frühwarnindikatoren definiert, die den Überblick über
die komplexe Struktur der Stiftung vereinfachen.
Durch das Controlling wird die Planung,
Steuerung und die Informationsversorgung
optimiert. Ein internes Überwachungssystem
unterstützt dabei wesentliche Entwicklungen in den Beobachtungsbereichen. Das
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Basis für eine gute soziale
Arbeit ist ein gesunder
wirtschaftlicher Betrieb.
Im Spaichinger Altenzentrum St. Josef (im Vordergrund) beginnt im April eine grundlegende Sanierung
zeitnahe periodische Berichterstattung mit
Stellungnahme und Analyse zur Situation,
Stellungnahme und Analyse zu den Risikofeldern und Darstellung der eingeleiteten
Gegensteuerungsmaßnahmen, belegungsabhängige Personalsteuerung, Beachtung
des inneren Zusammenhangs zwischen
Fachlichkeit und Wirtschaftlichkeit oder aber
auch die Berücksichtigung des ökonomischen Handelns in den Zielvereinbarungsund Entwicklungsgesprächen.
mit dem Ziel, lauter Bewohner-Einzelzimmer einzurichten. Das gelbe Gebäude im Hintergrund ist das
Risikomanagementsystem schafft so die
Grundlagen für eine bessere Verarbeitung
der vielfältigen Daten und gewährleistet
eine strategische Steuerung, die dazu beiträgt, Risiken für die Stiftung zu minimieren.
wie finanziellen Ressourcen adäquat versorgt werden müssen. Daher ist auch eine
gründliche und fachkompetente betriebswirtschaftliche Kenntnis auf den unterschiedlichen Ebenen der Stiftung notwendig.
Managementinstrumente als
Bausteine für die Zukunft
Die erwähnten Managementinstrumente
sind wesentliche Bausteine, um die langfristige Existenz der Stiftung zu sichern und
das Stiftungsvermögen im Sinne der Satzung zu erhalten.
Betriebswirschaftliche Kenntnis nötig
Neue und innovative Modelle von sozialer
Unterstützung orientieren sich an den Kriterien der Personenorientierung, Selbstbestimmung, Teilhabe und dem Leben in der
Gemeinde. Die Herausforderung besteht
darin, dass mehr Menschen mit Behinderung
eher mit weniger als mit mehr personellen
Basis für eine gute soziale Arbeit ist ein
gesunder wirtschaftlicher Betrieb. Wirtschaftliches Handeln ist kein Selbstzweck. Es ist
ein notwendiges Mittel, um unseren Auftrag
und daher die originären Unternehmensziele zu verwirklichen. Aus diesem Grund
wurden Grundsätze für wirtschaftliches
Handeln in der Stiftung vereinbart, wie z. B.
Dies alles wäre nicht möglich ohne das persönliche Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Betreuung und
Begleitung der uns anvertrauten Menschen,
für das wir uns an dieser Stelle herzlich
bedanken möchten.
Hubert Bernhard, Norbert Rapp
Vorstand
Einrichtungen mit neuer
Homepage im Internet
auftritt überarbeitet und füllen ihn künftig
auch mit neuen Inhalten. Zwei von ihnen sind
auch bereits im Netz: das Förderzentrum
Hören und Sprechen Heiligenbronn unter der
neuen Adresse www.fz-hoeren.de sowie
die Schule für Blinde und Sehbehinderte Baindt unter
www.blindenschule-baindt.de.
auftritt der Stiftung angepasst, der zugleich
vielfältige Möglichkeiten auch in Sachen
Barrierearmut bietet: komfortable Suchfunktionen, Kontrastschaltung, Schriftvergrößerung, übersichtliche Navigation, schnelle
Kontaktmöglichkeiten und aktuelle Berichte.
2009 eingeweihte Haus St. Agnes der Stiftung für Menschen mit Behinderung.
Heiligenbronn. Die Stiftungs-Einrichtungen
mit eigener Homepage haben ihren Internet-
Foto: Heli-Photo
Barrierearmut
beachtet
Die Seiten wurden
an das weiter entwickelte Corporate
Design der stiftung
st. franziskus heiligenbronn und den
Ende 2009 freigeschalteten Internet-
Die neue Startseite der eigenen Homepage des Förderzentrums Hören und
Sprechen in Heiligenbronn unter www.fz-hoeren.de.
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Diese werden von eigenen „Internet-Redakteuren“ der Einrichtungen gepflegt. So
finden die Besucher im Internet beispielsweise auch die aktuellen Ferienpläne und
sonstigen schulischen Termine, Berichte aus
dem Schulleben und Bildergalerien.
Natürlich ist auch das Angebot der Einrichtungen übersichtlich dargestellt und deutlich
gemacht, dass sie bereits in der Beratung
und Frühförderung aktiv sind, Fördervereine
haben, internationale Partnerschaften betreiben oder kostenlose Höruntersuchungen
anbieten.
Martinusmedaille für Ehrenamtlichen Hans Heiler
Anderen Menschen Freude bereiten
Lauterbach/Rottenburg. Auf Antrag des
Vorstands der stiftung st. franziskus heiligenbronn und auf Empfehlung des Ortspfarrers
Rüdiger Kocholl hat Bischof Dr. Gebhard
Fürst im November die Martinusmedaille
an den ehrenamtlich tätigen Hans Heiler
aus Lauterbach verliehen, den ehemaligen
Küchenchef der Stiftung in Heiligenbronn.
Jedes Jahr wird zum Fest des heiligen
Martin, dem Diözesanpatron der katholischen
Diözese Rottenburg-Stuttgart, einer Reihe
von Frauen und Männern die Martinusmedaille verliehen. Es werden Persönlichkeiten geehrt, die mit ihrem herausragenden
ehrenamtlichen Engagement und ihrer
Nächstenliebe im Sinne des heiligen Martin
Zeit und Kraft mit anderen geteilt haben.
Der 72-jährige Hans Heiler engagiert sich
als Wortgottesdienstleiter in der Seelsorgeeinheit Schramberg-Lauterbach. Er gestaltet
aber auch sonntägliche Wort-Gottes-Feiern
und Marienandachten in Kirchen und Alten-
heimen und beteiligt sich an ökumenischen
Andachten im Kreiskrankenhaus Schramberg. Er ist Mitglied im Liturgieausschuss
und kandidierte für den Kirchengemeinderat Lauterbach.
Zeugnis vom Glauben geben
Über den Bereich der Gemeinde hinaus ist
Hans Heiler sehr aktiv für die stiftung st.
franziskus heiligenbronn und gibt unbefangen Zeugnis von seinem Glauben in der
Begegnung mit behinderten und nichtbehinderten Menschen. In den Altenzentren
der Stiftung im Raum Tuttlingen ist der ehemalige Heiligenbronner Küchenchef regelmäßig in Wortgottesdiensten und Maiandachten engagiert.
Auch Seniorenclub gegründet
Er hat aber auch den Seniorenclub „St. Franziskus Alter-nativ“ für Ruheständler aus der
stiftung st. franziskus heiligenbronn initiiert
und leitet ihn zusammen mit Schwester
Maria Gratia Horn. Heiler engagiert sich zu-
Hans Heiler, hier im Andachtsraum des Altenzentrums St. Anna in Tuttlingen, gestaltet regelmäßig
in den Stiftungs-Altenzentren Wortgottesdienstfeiern und Andachten.
Foto: Eberhard
dem in der Ausbildung junger Menschen und
betreut selbst mehrere Koch-Klubs. Er ist
Mitglied im Prüfungsausschuss der IHK und
war über lange Jahre Schöffe bei Gericht.
Vom Vorbild des Franziskus geprägt
Hans Heiler ist darüber hinaus Distriktvorsteher der Franziskanischen Gemeinschaft
Rottweil. Ganz vom Vorbild des heiligen
Franziskus geprägt, erklärt Heiler sein außerordentliches Engagement für den Glauben
und die katholische Kirche in unserer Gesellschaft in einfachen Worten: „Ich will etwas
machen, mit dem ich vielen Menschen eine
Freude bereiten kann.“ Dies beschränkt sich
längst nicht mehr auf die Gaumenfreuden,
die er in seinem früheren Beruf und als
Club-Koch stets im Blick hatte.
Der Wortgottesdienstleiter und ehemalige Küchenchef Hans Heiler aus Lauterbach erhielt durch Bischof
Dr. Gebhard Fürst die Martinusmedaille der Diözese überreicht. Unser Bild zeigt bei der Ehrung in Rottenburg
(von links) Stiftungs-Vorstand Norbert Rapp, Bischof Gebhard Fürst, Hans Heiler und den Lauterbacher
Die Martinus-Medaille der
Diözese wird jedes Jahr an
Frauen und Männer mit
herausragendem ehrenamtlichen Engagement und
Nächstenliebe im Sinne des
heiligen Martin verliehen.
Pfarrer Rüdiger Kocholl.
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franziskus-bote 1/11
Benefizkonzert mit Trommelgruppen
Neue Basstrommeln dank Spendenerlös
St. Georgen. Das Benefizkonzert „Schlag
auf Schlag“ der Realschule St. Georgen mit
drei Percussiongruppen erbrachte ein Spendenergebnis von 900 Euro, die der Trommelgruppe der stiftung st. franziskus heiligenbronn übergeben wurden. 360 Zuschauer
erlebten dabei im Januar in der Stadthalle
St. Georgen eine große Bandbreite der
Schlagzeugkunst.
Im Rahmen ihrer sozialen Projekte war
dieses Benefizkonzert von der Klassenstufe
7 der Realschule organisiert worden. Die
Projektgruppe „Kennenlernen von Menschen
mit Behinderung“ unter Leitung von Lehrerin
Barbara Schneider knüpfte über Musiklehrer Stephan Higler Kontakt zur Heiligenbronner Trommelgruppe und lud sie zu einem
Benefizkonzert nach St. Georgen ein.
Erster Auftritt außerhalb der Stiftung
Die Trommelgruppe der stiftung st. franziskus
heiligenbronn wurde von Korbmacherin Gabi
Higler vor zwei Jahren ins Leben gerufen
und hat einen regen Zulauf bei behinderten
Bewohnern und Beschäftigten wie auch bei
Mitarbeitern. Einsteiger und Fortgeschrittene
bilden jetzt schon zwei Gruppen. Zum
Konzert in St. Georgen, dem ersten Auftritt
außerhalb der Stiftung, trommelten Mitglieder aus beiden Gruppen erstmals zusammen auf den afrikanischen Djemben und
Basstrommeln, die teilweise geliehen sind.
Die Trommelgruppe aus Heiligenbronn mit behinderten und nichtbehinderten Menschen rief in der
Stadthalle St. Georgen große Begeisterung hervor.
Japanische Trommelkunst
Die mitreißenden afrikanischen Rhythmen
bildeten in der Stadthalle aber nur den Auftakt für weitere Ausflüge in die Welt der
Percussion. Die Gruppe „Wadaiko Rindo“
unter Leitung von James Tann bot kraftvolle
japanische Rhythmen auf fassähnlichen
Trommeln, dargeboten mit rituellen Bewegungen in großer Präzision, die das Publikum
in ihren Bann zogen.
Virtuoses Schlagzeug-Duo
Den zweiten Teil des Konzerts bestritt das
ambitionierte Schlagzeug-Duo Raphael
Löffler und Daniel Higler, das schon erste
Preise beim Bundeswettbewerb „Jugend
musiziert“ gewann. Mit Snare-Drums,
Marimbaphon, Vibraphon, Schlagzeugsets
Fotos: Graf
und anderen Percussioninstrumenten interpretierten sie mit atemberaubender Virtuosität und höchster Konzentration moderne
Schlagwerk-Literatur. Kleine Show-Elemente
wie bei dem Stück „Spaghetti-Junction“,
das den Straßenlärm auch mit Hupe und
Autoradio simulierte, bauten sie ebenfalls
in ihr kurzweiliges und anspruchsvolles
Programm ein.
Die beiden jungen Musiker stehen ebenfalls in besonderer Beziehung zu Heiligenbronn, ist doch Daniel Higler aus Villingen
der Sohn von Gabi und Stephan Higler und
Raphael Löffler aus Winzeln arbeitete als
Zivildienstleistender in der Technikabteilung
in Heiligenbronn.
Die Spendengelder der Zuschauer abzüglich der Unkosten erbrachten die Spendensumme. Die beiden Lehrer Barbara Schneider
und Stephan Higler und die Schülerinnen
Carolin Jäkle und Rebekka Schneider von
der Realschule überreichten den Erlös bei
einem Besuch in den Blindenwerkstätten
Heiligenbronn. „Das ist gigantisch – damit
habe ich nicht gerechnet“, freute sich Gabi
Higler über diese Unterstützung.
Die beiden Nachwuchstalente Daniel Higler (links) und Raphael Löffler brillierten beim Benefizkonzert
an einer Vielzahl von Schlaginstrumenten, wobei selbst ein Geigenbogen zum Einsatz kam.
franziskus-bote 1/11
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Auch Verwaltung spendet für Gruppe
Eine weitere Spende erhielt die Trommelgruppe von der Verwaltung der Stiftung
aus dem Erlös ihres Adventsmarkt-Standes
mit Basteleien und Winzerwecken. Mit diesen
Spenden war es der Trommelgruppe jetzt
möglich, drei Basstrommeln mit Ständern
und noch einige andere Instrumente anzuschaffen.
Ewald Graf
Mitarbeiterehrungen in Heiligenbronn
40 Jubilare in der Behindertenhilfe
Heiligenbronn. 40 Dienstjubilare der Heiligenbronner Einrichtungen ehrte die Behindertenhilfe der stiftung st. franziskus mit
Urkunden und Geschenken, darunter langjährige Mitarbeiter mit 25 und 35 Jahren
Zugehörigkeit im Rahmen der Mitarbeiterversammlung im Elisabetha-Glöckler-Saal.
Die weiteren Jubilare erhielten für ihre
Diensttreue im Rahmen der jeweiligen
Adventsfeiern Dank und Anerkennung ausgesprochen.
Als Mitarbeiter mit dem „flächenmäßig
größten Arbeitsplatz“, nämlich über 100
Hektar, stellte Dieter Ohnmacht, Leiter des
Referats Personalwesen, den Landwirtschaftsmeister und Verwalter des Aussiedlerhofs
St. Wendelin, Franz Schneider, vor, der seit
1991 die Leitung der Landwirtschaft innehat.
Ebenfalls für 35-jährige Mitarbeit wurden
die Sonderschullehrer Franziska Bernhard
und Edgar Kränzler geehrt.
Für 30 Jahre Dienst wurden gewürdigt:
die Sonderschullehrerinnen Rosemarie Fraß
und Sieglinde King, Werkstatt-Gruppenleiterin Dorothea Härle, Sozialpädagogin
Anneliese Seeck und Heilpädagogin
Monika Faist.
Seit 25 Jahren im Dienst ist Erzieherin
Hermine Waizmann, Leiterin der Familiengruppe Haus Marienberg in Sulgen. Ihren
Weg und ihr Engagement würdigte Heike
Händel, Leiterin der Behindertenhilfe Erwachsene. Ebenfalls ein Vierteljahrhundert in Kloster und Stiftung tätig sind nun Margarethe
Neudeck, Leiterin der Schule für Hörgeschädigte, und Udo Neudeck, Leiter der
Berufsschule der Stiftung, die durch Roland
Flaig von der Leitung Behindertenhilfe geehrt wurden. Gleichfalls für 25 Dienstjahre
gewürdigt wurden auch die Sonderschul-
Günter Seger hielt auch Rückblick auf ein lebendiges Jahr.
Die Qualität der Arbeit wurde
verbessert, aber auch Baustellen
auf den Weg gebracht.
Langjährige Heiligenbronner Dienstjubilare der Stiftung bei der Ehrung in der Mitarbeiterversammlung:
(von links) Günter Seger, Leitung Behindertenhilfe, Heike Händel, Leiterin Erwachsenenbereich, die Jubilare
Hermine Waizmann, Margarethe Neudeck, Udo Neudeck und Franz Schneider, Dieter Ohnmacht, Leiter
des Referats Personalwesen, und Roland Flaig, Leitung Behindertenhilfe.
lehrerinnen Christa Brodmann und
Renate Höllerer sowie Gärtnergeselle
Werner Keck.
Für 20 Jahre Mitarbeit wurden im Rahmen der Adventsfeiern der Bereiche in persönlichen Ansprachen geehrt: Renate Ott
(Abteilung Wirtschaft), Irmgard Ott (Behindertenhilfe Erwachsene), Angelika Glaser
(Internat) und Birgit Züfle (Verwaltung).
Für 10 Jahre Dienst in der Stiftung wurden ausgezeichnet: Beate Fischer, Oksana
Gerich, Annemarie Jauch, Petra Kopp,
Monika Reuter, Roselinde Seckinger, Elvira
Sonntag (Abteilung Wirtschaft), Ute Graf
und Irina Rapp (Verwaltung), Rita Glatthaar,
Elvira Knaak, Gabriele Kunz, Svenja Lewandowski, Svetlana Sciascia, Stefanie Ziegler,
Germana Zimmermann (Behindertenhilfe
Erwachsene), Hans-Michael Benzing (Werkstätten), Elfriede Bantle, Waltraud Kuner,
Stefanie Langer (Internat), Kerstin Graf und
Susanne Moosmann (Förderzentrum Hören
und Sprechen).
In dem bei der Mitarbeiterversammlung der
Einrichtung Heiligenbronn voll besetzten
Elisabetha-Glöckler-Saal hielt Günter Seger
von der Leitung Behindertenhilfe auch Rück-
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Foto: Ronecker
blick auf ein lebendiges Jahr. Trotz nicht
einfacher Rahmenbedingungen habe es die
Stiftung geschafft, die Qualität ihrer Arbeit
zu verbessern etwa durch das Qualitätsmanagement. Aber auch Baustellen seien auf
den Weg gebracht worden. Nach der Einweihung des Werkhofs St. Josef begannen
die Bauarbeiten für das Schulzentrum St.
Benedikt, das nicht nur Schulen beherbergen,
sondern ein Bildungs- und Beratungszentrum sein werde. Hautnah miterlebt wurde
von Mitarbeitern, Schülern und Bewohnern
die Klosterhofgestaltung und Sanierung des
Kanalnetzes.
Neubau mit Förderplätzen geplant
Abgeschlossen seien die Planungen für das
Haus St. Gabriel mit 32 Förder- und Betreuungsplätzen für schwerstmehrfachbehinderte Menschen. Hier hofft Seger auf einen
Baubeginn im Frühjahr 2011.
Neue Außenklasse und neuer Beruf
Bewegt hat sich aber auch inhaltlich einiges.
Seger erwähnte etwa die neue Außenklasse
des Förderzentrums Hören und Sprechen in
Wurmlingen bei Tuttlingen und das neue
Berufsbild der personalen Dienstleistung, in
dem an der Sonderberufsschule der Stiftung
ausgebildet wird.
Ewald Graf
franziskus-bote 1/11
Zweites landesweites Treffen für Familien mit CHARGE-Kindern
Erfahrungsaustausch gibt neuen Rückhalt
Heiligenbronn. Raum für Begegnung, Information und Austausch bot das zum zweiten
Mal von der stiftung st. franziskus heiligenbronn veranstaltete Treffen für Familien von
CHARGE-Kindern aus ganz Baden-Württemberg. Das CHARGE-Syndrom ist eine Form
von Hör-Seh-Behinderung in Verbindung
mit weiteren Beeinträchtigungen wie Herzfehlern und Verengung der Atemwege.
Das Förderzentrum Sehen der Stiftung, das
über seine Beratungsstelle für taubblinde
Kinder Kontakt zu den Eltern hat, organisierte das Treffen. Zu diesem waren auch
Familien mit hörsehbehinderten und taubblinden Kindern außerhalb des CHARGESyndroms sowie Mitarbeiter anderer Einrichtungen eingeladen. Die Teilnehmer
kamen von Mannheim bis Radolfzell her
angereist, sogar aus Bayern.
Ein erstes Referat hielt Andrea Scheele von
der Pädagogischen Hochschule Heidelberg
zu Hilfsmitteln im Alltag von Menschen mit
CHARGE-Syndrom. Dabei trug der Austausch
der Eltern untereinander zur Klärung bei,
welche Hilfsmittel sich bewährt haben und
welche wünschenswert wären. In einem
Workshop zu den vorgestellten Hilfsmitteln
konnten die Eltern unter Anleitung von
Andrea Scheele und Beate Schork, Leiterin
der Heiligenbronner Abteilung für Taubblinde und Hörsehbehinderte, Verschiedenes
ausprobieren, u.a.
Materialien zur
visuellen Wahrnehmung und zur
unterstützten
Kommunikation.
Ein weiteres Referat
hielt Anna Wolff
von der Medizinischen Universität
Heidelberg zur
zahnmedizinischen
Betreuung von
Menschen mit
CHARGE-Syndrom,
die durch SpaltbilWährend die Eltern sich austauschen und informieren konnten, wurden die
dungen, VerengunKinder in den Internatsräumen des Förderzentrums von geschulten Mitarbeigen der Atemwege
terinnen betreut: hier Nike Sutterer mit Schülerin Leonie.
Fotos: Rudolf
oder Beeinträchtigung der Gesichtsgute Atmosphäre und Organisation gelobt
nerven große Schwierigkeiten bei der Zahnwurden, gab den Eltern wieder neuen Rückpflege haben. Logopädin Ulrike Roch vom
halt für ihren Alltag.
Dysphagie-Zentrum Gailingen stellte MögBeate Schork/Ewald Graf
lichkeiten bei Essstörungen sowie Chancen
und Probleme bei der Versorgung mit einer
Auch die zahnärztliche BeraMagensonde vor.
Die Kinder mit CHARGE-Syndrom und ihre
Geschwister wurden derweil durch geschultes Fachpersonal der Stiftung betreut. Sportangebote und eine Bewegungslandschaft
im Psychomotorikraum luden zur Aktivität
ein, bei Mal- und Bastelangeboten konnten
die Kinder kreativ werden. Es gab auch
Möglichkeiten zu Spiel und Entspannnung.
Gerne angenommen wurde von den Eltern
auch das Angebot einer zahnärztlichen Beratung und eine Führung durch die Schule
für Blinde, Sehbehinderte und Taubblinde.
Auch erste Erfahrungen beim therapeutischen Reiten wurden gesammelt, bei dem
sich ein 18-jähriger Jugendlicher zum ersten
Mal aufs Pferd traute. Ein anderes Kind, das
sonst nur selten etwas mitteilt, gebärdete
von sich aus „weißes Pferd“.
tung wurde bei dem Elterntreffen gerne angenommen,
da CHARGE-Kinder durch
Spaltbildungen, Verengungen
der Atemwege oder Beeinträchtigung der Gesichtsnerven
große Schwierigkeiten bei
ihrer Zahnpflege haben.
Den Eltern von Kindern mit CHARGE-Syndrom
mit einer Teilnehmerin.
Der Erfahrungsaustausch mit den anderen
Eltern nahm ebenfalls breiten Raum ein.
Durch die Vorträge und Gesprächsrunden
konnten manche Fragen geklärt und neue
Ideen entwickelt werden. Das Treffen, dessen
franziskus-bote 1/11
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wurden auch weitere Hilfsmittel für die Kommunikation mit ihren hör-seh-behinderten Kindern
vorgestellt: hier ist Helga Wagner (rechts), Leiterin
der Mehrfachbehindertenabteilung, im Gespräch
Auch das Angebot des therapeutischen Reitens
wurde gut angenommen.
Foto: Jergens
Werkstatt für behinderte Menschen neu zertifiziert
Hochwertige Qualität und Zufriedenheit
entwickelt. Auch der verbindliche Umgang
mit Rückmeldungen der behinderten Mitarbeiter wurde festgemacht, was seinen
Teil zur Zufriedenheit der Beschäftigten beitrug. Ihre Zufriedenheit wird jedes Jahr im
Rahmen des individuellen Entwicklungsgesprächs erfragt und fließt in die weitere Planung mit ein. Hier kann schnell und gezielt
auf mögliche Unzufriedenheiten reagiert
werden oder sie können schon im Vorfeld
vermieden werden.
Heiligenbronn. Die Werkstatt für behinderte Menschen im Haus Teresa in Heiligenbronn sowie die Blindenwerkstätten sind
nun seit sechs Jahren nach ISO 9001 zertifiziert. Das Ziel der gemeinsamen Anstrengungen ist es, die wesentlichen Abläufe
und Prozesse zu optimieren und die Arbeit
und ihre Rahmenbedingungen laufend zu
verbessern. „Wir werden immer besser“,
fasste es Heike Händel, Leiterin der Behindertenhilfe Erwachsene, bei der kleinen
Feierstunde zur Neuzertifizierung im Januar
zusammen.
Alle drei Jahre muss das Zertifikat komplett
erneuert werden. Hierzu findet jeweils ein
großes externes Audit statt. Dazu hat die
Stiftung die Firma Procumcert in Frankfurt
beauftragt, ein von Caritas und Diakonie
gegründetes Unternehmen. Zwischen den
großen Audits gibt es im Jahreszyklus jeweils
interne Audits.
WfbM als verlässlicher Partner
Warum überhaupt solche Anstrengungen?
In der Produktion wurden einige Aufträge
für die Behindertenwerkstatt erst durch die
Zertifizierung möglich. Weiterhin stärkt es die
Für die individuelle Entwicklungsplanung der
Menschen mit Behinderung in den Stiftungs-Werkstätten wird gemeinsam über die Zielsetzung
gesprochen: Beratungsgespräch mit Mitarbeiterin
Angelika Hullmann.
Position der WfbM als verlässlicher Partner
der Auftraggeber aus der Industrie. „Wir
können eine hochwertige Qualität auf Dauer
garantieren“, schildert Werkstattleiter Hugo
Keller den Nutzen der Zertifizierung. „Auch
hat unser Partner die Sicherheit, dass sich
unsere Abläufe ständig weiter entwickeln.“
Die Zertifizierung der Stiftungs-Werkstätten
umfasste von Beginn an nicht nur Abläufe
der Produktion, sondern auch alle wichtigen
Punkte in Bezug auf Betreuung und Förderung der Menschen mit Behinderung.
Dies unterscheidet diese Zertifizierung von
den in der Industrie gewohnten und war
zunächst auch für Werkstätten nicht üblich.
Alle Bereiche der Werkstätten haben an
der Weiterentwicklung teilgenommen und
davon profitiert. Das gilt für die Prozesse
der Produktion – von der Auftragsgewinnung über den Wareneingang, die eigentliche Produktion und den Warenausgang
bis hin zu regelmäßigen Rückmeldungen
der Kunden.
Die Arbeit der Landwirtschaftsgruppe wurde
ebenfalls mit in das Qualitätsmanagement
der Werkstätten integriert.
Fotos: Bormann
Betreuung und Förderung im Blick
Das gilt aber auch für die Betreuung und
Förderung der Menschen mit Behinderung.
Hier wurden die arbeitsbegleitenden Maßnahmen, die individuelle Entwicklungsplanung sowie die Abläufe von der Aufnahme
bis zur Entlassung beschrieben und weiter
12
Beispiel Aufnahmeverfahren
Ein Beispiel für die ständige Überprüfung
und Weiterentwicklung durch die Audits ist
auch das überarbeitete Aufnahmeverfahren,
das für die Zukunft der Werkstatt von eminenter Bedeutung ist. Hier galt es, die Schnittstellen zwischen Wohn- und Arbeitsbereich
reibungslos miteinander zu verzahnen, Kontakte zu den Kostenträgern aufzubauen
und die Eltern zuverlässig und umfassend
zu informieren. Bei Interesse an einer Aufnahme kann ein Praktikum vereinbart werden,
was auch bedeuten kann, einen Wohnplatz
für eine Woche zu finden und dies mit den
Terminen der Schule zu verbinden. Am
Ende des Praktikums folgen Berichte und
ein Auswertungsgespräch.
Dies alles und noch einiges mehr muss
verbindlich, zuverlässig und unabhängig
von der betreuuenden Person abgearbeitet
werden, auch wenn viele verschiedene
Menschen und Institutionen beteiligt sind.
Konzept für Berufsbildungsbereich
Ein anderes aktuelles Projekt ist die Umsetzung eines Fachkonzeptes für den Berufsbildungsbereich für Werkstatt-Einsteiger. Bei
der Außenarbeitsgruppe in der Landwirtschaft, bei deren Auditierung der Schwerpunkt zunächst auf Sicherheitsaspekten lag,
stand jetzt ihre konzeptionelle Verankerung
im Mittelpunkt. Erstmals ausprobiert wurden
bei der individuellen Entwicklungsplanung
Zielerreichungsgrade mit Prozentzahlen.
„Wir brauchen uns nicht vor den Herausforderungen der Zukunft zu scheuen“, konnte
denn auch Werkstattleiter Hugo Keller bei
der Feierstunde resümieren.
Wolfgang Winterhalder
franziskus-bote 1/11
Berlin-Studienfahrt von sinnesbehinderten Bewohnern
Keine Scheu vor politischen Diskussionen
Berlin. An einer Studienfahrt nach Berlin
mit politischen Diskussionen nahmen fünf
Bewohner mit Sinnesbehinderung und eine
Betreuerin der stiftung st. franziskus heiligenbronn teil. Sie hoffen, dass Berlin auch hinsichtlich ihrer vorgebrachten Probleme eine
Reise wert war.
Von SPD-Abgeordnetem eingeladen
Die fünf Bewohner aus dem AmbulantBetreuten Wohnen der Stiftung, die in eigenen Wohnungen in Schramberg und Sulgen
bzw. im Haus Schönblick leben und in den
Werkstätten der Stiftung beschäftigt sind,
konnten sich gemeinsam mit Sabine Schell,
Fachleiterin des Ambulant-Betreuten Wohnens, einer Reisegruppe der Lebenshilfe
anschließen, die auf Einladung des SPDBundestagsabgeordneten Christian Lange
aus dem Wahlkreis Waiblingen vier Tage in
Berlin weilte. Die Teilnehmer absolvierten
ein straffes Programm mit vielen behindertenpolitischen Diskussionen, bekamen aber
auch viel von Berlin zu sehen.
Die Schramberger Teilnehmer an der Berlin-Studienfahrt für Menschen mit Behinderung vor dem Plenar-
Gespräche auch im Ministerium
Gesprächspartner der Besucher aus BadenWürttemberg waren Jan Busch, persönlicher Referent der SPD-Generalsekretärin
Andrea Nahles, Andreas Schlüter vom Ministerium für Arbeit und Soziales, Leiter des
Referats Gleichstellung behinderter Menschen und zuständig für Barrierefreiheit,
sowie Abgeordneter Christian Lange, der
auch Parlamentarischer Geschäftsführer
der SPD-Fraktion ist.
Die Schramberger Teilnehmer brachten in
diesen Gesprächen etwa ihren Kummer über
die Weihnachtsgeld- und SonderzahlungsRegelung in Behindertenwerkstätten vor.
Diese Gelder nämlich werden bei ihnen als
selbständig Wohnenden – im Unterschied
zu den stationär untergebrachten Arbeits-
„Ich bin von der Stadt beeindruckt und hoffe, dass einigen
Polikern in Berlin ein Licht
aufgegangen ist und sie sich
den Problemen behinderter
Menschen annehmen.“
franziskus-bote 1/11
saal des Deutschen Bundestags: (hinten von links) Ingo Feldt, Sabine Schell von der Stiftung, Sabine Kast,
(vorne von links) Erich Fischer, Stefanie Schleuning, Anthony Sohi und Andreas Grau.
kollegen – komplett auf die Grundsicherung
angerechnet, verringern also wiederum die
bezahlten Betreuungsgelder. Referatsleiter
Andreas Schlüter konnte darauf auch keine
direkte Antwort geben, versprach aber, dies
in einer Konferenz zu besprechen.
Probeweise am Rednerpult
Weitere Themen waren etwa das Persönliche Budget oder die UN-Konvention für die
Rechte von Menschen mit Behinderungen.
Die Referenten und der Bundestagsabgeordnete gaben sich recht viel Mühe, die
Belange der Menschen mit Behinderung
aufzugreifen, berichten die Schramberger
Teilnehmer. Diese wiederum hatten sich
auch intensiv auf die Gespräche vorbereitet
und machten sich auch während der Diskussionen eifrig Notizen. Im Bundesrat
konnten die Teilnehmer sogar im Plenarsaal
Platz nehmen und auch probeweise ans
Rednerpult stehen.
Zu den weiteren Zielen der Berlin-Reise
gehörte der Bundestagssaal im Reichstags-
13
gebäude, das Willy-Brandt-Haus der SPD,
das Kleist-Haus des Arbeitsministeriums,
das Denkmal für die ermordeten Juden
Europas, aber auch der Kudamm und das
Olympiastadion.
Im 14. Stock über den Dächern
der Hauptstadt
Eine große Stadtrundfahrt mit politisch interessanten Punkten führte die Reisegruppe
durch die ganze Bundeshauptstadt. Der
Zusammenhalt der Reisegruppe war sehr
gut. Auch die Unterkunft im Hotel wird von
den Berlin-Fahrern gelobt. Dort suchten sie
auch regelmäßig die „sky-Bar“ im 14. Stock
auf – über den Dächern der Hauptstadt.
„Ich bin von der Stadt beeindruckt“, berichtet
Andreas Grau. Er hofft jedoch auch, „dass
einigen Politikern in Berlin ein Licht aufgegangen ist“ und sie sich den Problemen
behinderter Menschen annehmen. „Die
Fahrt nach Berlin war für uns schon ein
sehr besonderes Erlebnis“, fasst Ingo Feldt
zusammen.
Ewald Graf
Spendenaktion „Wir machen Schule“ schreitet voran
Schon über 600 000 Euro Spenden für
die neue Schule in Heiligenbronn
Heiligenbronn. Schon kurz vor Weihnachten freuten sich die Schüler der stiftung
st. franziskus heiligenbronn über ein großes
Etappenziel: Die Spendenaktion Wir machen
Schule. Machen Sie mit überschritt die magische Marke von einer halben Million Euro
Spenden. Bis zum März stieg die Spendensumme noch kräftig weiter auf 612 000 Euro.
Und das ganz ohne die Hilfe von Günther
Jauch und seiner bekannten Fernseh-Show.
Vielmehr wurde die Summe durch eine
Vielzahl von kleinen und großen Spenden
vor allem aus der Region aufgebracht. Die
Stiftung nimmt diese Summe zum Anlass,
sich erneut auch an dieser Stelle bei allen
Spenderinnen und Spendern zu bedanken.
Mit den ersten wärmeren Temperaturen des Jahres gingen die Arbeiten am Rohbau des Schulzentrums
St. Benedikt in Heiligenbronn gleich weiter. Das zweite Obergeschoss für die sinnesbehinderten Schüler
wird bald fertig gestellt sein. Am rechten Bildrand das Haus Lebensquell, links oben der im vergangenen
Jahr eingeweihte neue Werkhof St. Josef
In Heiligenbronn bei Schramberg entsteht
derzeit ein neues Schulgebäude für sinnesbehinderte Kinder. Bereits im Juni 2010
wurde mit dem Bau begonnen. Voraussichtlich im Sommer 2012 werden die Schüler
in das neue Gebäude umziehen können.
In den Förderzentren der Stiftung erhalten
blinde, sehbehinderte, hörgeschädigte und
taubblinde Kinder optimale Förderung
und Unterstützung.
Jetzige Schulgebäude 100 Jahre alt
Allerdings sind die bestehenden Schulgebäude annähernd hundert Jahre alt und
entsprechen nicht mehr modernen pädagogischen Anforderungen. Zudem sind sie
für den stark zunehmenden Kreis schwerst
Spenden-Stichwort „Wir
machen das Glas voll“
Weitere Spenden für den Schulneubau erbittet die Stiftung unter dem Stichwort
„Wir machen das Glas voll“ auf das Konto
540 340 bei der Kreisparkasse Rottweil
(Bankleitzahl 642 500 40).
Weitere Informationen zur Aktion finden sich
im Internet unter www.spenden-machenschule.de. Dort kann auch die Single-CD
Wohin mein Herz mich zieht zum „Pro
Bono-Preis“ von 15 Euro bestellt werden.
mehrfachbehinderter Kinder schlecht zugänglich. Aus diesem Grund baut die Stiftung ein neues Schulzentrum und benötigt
für dieses Zwölf-Millionen-Euro-Projekt jede
erdenkliche Hilfe. Mit der Spendenaktion
soll eine Million Euro Spendengelder aufgebracht werden.
„Das Glas ist nun halb voll. Doch die Finanzund Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr
hatte auch Folgen für die Spendenbereitschaft“, erläutert Andreas Precht, der für die
Spendenaktion verantwortlich zeichnet.
Precht zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass
die Unternehmen in der Region sich schon
bald wieder spendenfreudiger zeigen werden, da auch deren Umsätze wieder stiegen.
Erste Anzeichen seien bereits sichtbar.
Firmen halten Stiftung die Treue
Eine ganze Reihe von Unternehmen hielt
der Stiftung aber auch gerade in der Weihnachtszeit die Treue und spendete wieder
größere Summen für das Schulzentrum St.
Benedikt und damit die Lebensperspektiven
von Kindern und Jugendlichen mit Sinnesbehinderungen. So überreichte das Bonner
Telekommunikationsunternehmen Next ID
erneut 3500 Euro für Wir machen Schule
und unterstützt die Stiftung auch mit einer
kostenlosen Spendenhotline im Festnetz
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Foto: Heli-Photo
(09001 250 280). Die Gruner AG in
Wehingen auf dem Heuberg überreichte
Andreas Precht ebenfalls wieder einen
Scheck über 3000 Euro. „Soziales Engagement ist für uns als Unternehmen wichtig
und ein selbstverständlicher Teil unserer
Philosophie“, sagte Firmenchef Eduard
Spreitzer. Und auch die Apotheke Haller
in Dunningen unterstützte wieder das
Schulbauprojekt in Heiligenbronn mit 2500
Euro anstelle von Weihnachtsgeschenken
für die Kunden und mit dem Aufstellen
eines Spendenhäuschens.
Dass die Spendenbereitschaft immer weitere Kreise ziehen kann, zeigt das Beispiel
von Professor Dr. Bernd Schwien von der
Fachhochschule Nordhausen, der sich schon
in einer Publikation mit der Unternehmensführung der Stiftung auseinandergesetzt
hat. Als er den Spendenbrief der Stiftung
erhielt, spendete nicht nur er selbst 100
Euro, sondern reichte ihn auch der Firma
HEWI in Bad Arolsen weiter, mit der er
wegen der Konstruktion eines behindertengerechten Duschsitzes in Kontakt stand, und
die Geschäftsführung von HEWI entschloss
sich spontan, ebenfalls 100 Euro zu spenden. So können Spenden Schule machen.
Andreas Precht/Ewald Graf
franziskus-bote 1/11
Luise-Poloni-Heim in Tübingen wieder eröffnet
Neu gebautes Altenzentrum wird zum
Treffpunkt für den ganzen Stadtteil
Tübingen. Das Altenzentrum Luise-PoloniHeim im Tübinger Stadtteil Lustnau hat nach
zweieinhalbjähriger Pause wieder seinen
Betrieb aufgenommen. Im Januar zogen die
ersten Bewohner in das Pflegeheim ein bzw.
auch wieder zurück, denn darunter waren
auch sieben Seniorinnen und ein Senior, die
schon vor der Bauphase hier lebten und
aus anderen Pflegeheimen wieder zurück
wechselten.
Haus zur Hälfte schon belegt
Bis zur Einweihung Ende März sind es 30
Menschen mit Pflege- und Hilfebedarf im
fortgeschrittenen Alter, die im neuen LuisePoloni-Heim leben werden. Und für April
sind schon weitere Bewohner angemeldet.
Es gab auch schon die ersten Kurzzeitpflegegäste mit vorübergehendem Aufenthalt
und die ersten Tagespflegegäste, die tagsüber im Altenzentrum betreut werden –
beides neue Angebote in dieser StiftungsEinrichtung.
Schrittweise bis zur vollen Belegung der insgesamt 59 vollstationären Plätze, allesamt
in Einzelzimmern, wird auch die Mitarbeiterzahl erhöht. Gestartet hat das Altenzentrum mit 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, überwiegend in Teilzeit oder auch als
Aushilfen. Doch die Suche nach Fachkräften
ist mittlerweile schwieriger als die Aufnahme neuer Bewohner. Die Altenhilfe der Stiftung bemüht sich daher bewusst darum,
ihren Mitarbeitern auch familienfreundliche
Arbeitsplätze anbieten zu können.
Den Bewohnern wird bereits
eine Vielzahl an Angeboten gemacht: es gibt eine Singgruppe
mit Ehrenamtlichen, „Tanzen
und Bewegung“, Kegeln oder
Sturzprophylaxe-Übungen.
„Es ist jeden Tag was los.“
franziskus-bote 1/11
Bis zum Festwochenende im neu gebauten Altenzentrum Luise-Poloni-Heim in Tübingen-Lustnau ist die
Hälfte der Bewohnerplätze bereits belegt. Auf unserem Bild von einem der Gemeinschaftsbereiche haben
einige Seniorinnen zu den Liederbüchern gegriffen, in der Mitte Hausleiterin Carmen Conrad.
Zimmer vor Einzug eingerichtet
Bevor die ersten Bewohner in ihre neue Heimat einzogen, war es den Angehörigen
schon in den Tagen und dem Wochenende
davor möglich, das neue Zimmer mit den
Möbeln und persönlichen Dingen einzurichten, so dass die Bewohner sich auch gleich
heimisch fühlen konnten. „Die Bewohner
sollen sich wohl fühlen und ein Stück weit
wie zu Hause“, schildert Ursula Bacher die
Zielsetzung. Am ersten Betriebstag gab
es dann auch in großer Runde mit allen Helfern ein gemeinsames Abendessen.
Aber auch sonst sind die Aktivitäten im
neuen Haus bereits rasch angelaufen. Den
Bewohnern wird bereits eine Vielzahl an Angeboten gemacht: es gibt eine Singgruppe
mit Ehrenamtlichen, „Tanzen und Bewegung“ wird regelmäßig angeboten, freitags
wird gekegelt, Sturzprophylaxe-Übungen
gehören ebenfalls zum Programm. „Es ist
jeden Tag was los“, fasst Regionalleiterin
Ursula Bacher zusammen. In den wohnlich
gestalteten Aufenthaltsbereichen, zu denen
auch eine Küche gehört, werden Alltagsbegleiterinnen mit den Seniorinnen und Senioren zusammen aktiv, beispielsweise auch
bei der Zubereitung einfacher Mahlzeiten.
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Seniorenwohnanlage jetzt nebenan
Bewohner der neu gebauten betreuten
Seniorenwohnanlage des Siedlungswerks
nebenan, die bereits seit November bezogen
wurde, besichtigten gemeinsam mit Sozialdienstmitarbeiterin Martina Winter-Kaufmann
das Luise-Poloni-Heim und gehören nun
auch zu den Gästen des offenen Mittagstischs, der täglich im Foyer angeboten wird
und auch von Senioren aus dem Stadtteil
und Angehörigen von Bewohnern angenommen wird. Gekocht wird für das Haus
wie für die Gäste in der eigenen Küche
unter Leitung des neuen Heimkochs Markus Baier.
Kirchengemeinde auch im Haus
Das Foyer des neuen Luise-Poloni-Heims
kann mit der von der katholischen Kirchengemeinde finanzierten Begegnungsstätte
direkt neben der Petrus-Kirche zu einem
gemeinsamen Saal geöffnet werden. Hier
haben schon etliche Treffen stattgefunden.
Die Kirchengemeinde hat ihren neuen Saal
ebenfalls schon eifrig benützt, auch für das
Kirchencafé nach dem Sonntagsgottesdienst.
Die Bewohner des Luise-Poloni-Heims, die
direkte Verbindungstüren zur Kirche haben
wie schon im Altbau, werden von Gemein-
genauso wie der beschützte Garten zwischen Altenzentrum und Seniorenwohnungen das Bedürfnis nach frischer Luft und
Anteilnahme am Geschehen ums Haus.
Das Luise-Poloni-Heim, das auf die italienischen Carlo-Steeb-Schwestern zurückgeht
und seit 2000 von der stiftung st. franziskus
heiligenbronn geführt wird, bietet Bewohnern,
Kurzzeit- und Tagespflegegästen eine individuelle Betreuung nach modernem Konzept.
Elfriede Schaupp gehörte zu den ersten Bewohnern im neu eröffneten Luise-Poloni-Heim in Tübingen.
Ihr helles Zimmer mit Blick ins Grüne war auch schnell wohnlich eingerichtet.
demitgliedern zum Gottesdienst abgeholt
und wieder zurück gebracht. Evangelische
Gottesdienste werden aber auch gefeiert –
direkt in den Wohnbereichen.
Ehrenamtliche betreiben Hauscafé
Das Poloni-Heim will im Rahmen des Quartiersprojekt „Alter hat Zukunft“ auch Treffpunkt für alle alten Menschen im Stadtteil
sein. So hat der ökumenische Seniorenkreis
Lustnau seine Zusammenkünfte auch
bereits ins Altenzentrum verlegt. Im Februar
startete auch das von einer großen Gruppe
von Ehrenamtlichen aus dem Quartiersprojekt getragene Hauscafé im Foyer des
Quartiersprojekt bringt
Menschen in Kontakt
Das Quartiersprojekt „Alter hat Zukunft“
(siehe auch franziskus-bote 3/2010) für
den Tübinger Stadtteil Lustnau reagiert auf
die zunehmend älter werdende Bevölkerung und die Notwendigkeit der Vernetzung,
um Senioren auch im fortgeschrittenen Alter
den Erhalt ihrer Lebensqualität zu ermöglichen. Dazu haben sich Altenzentrum LuisePoloni-Heim, Kirchengemeinde St. Petrus
und Siedlungswerk zusammen getan. Eine
Projektgruppe will verschiedene Dinge wie
Besuchsdienst und Betrieb der Cafeteria
voranbringen.
„Zunächst geht es darum“, sagt Pfarrer
Dominik Weiß im Interview, „Menschen und
Generationen miteinander in Kontakt zu
bringen.“ Deshalb soll das Poloni-Heim ein
Ort der Begegnung werden. In die Veranstaltungen in den gemeinsamen Räumen
sollen auch Menschen aus dem Stadtteil
einbezogen werden.
Fotos: Graf
Luise-Poloni-Heims, das nun jeden Sonntag
öffnet und auch zum Anlaufpunkt für Menschen und Familien aus dem Stadtteil werden soll. „Wir sind ein offenes Haus“, betont
Regionalleiterin Bacher und freut sich auf
Gäste, Besucher und Treffs. Auch waren
schon die ersten Gruppen zu Auftritten für
die Bewohner im Haus, so etwa das „Studentische Salonorchester“ oder die evangelische Kinderkirche.
„Das ist hier ja wie im Hotel“
Was Besucher am neuen Luise-Poloni-Heim
immer wieder auffällt und von ihnen gelobt
wird, sind die hellen und freundlichen Räume,
die wohnliche Ausstattung und auch die
Lage inmitten von viel Grün und Natur, sogar mit Blick auf den Österberg. „Das ist
hier ja wie im Hotel“, bekam Ursula Bacher
schon öfters zu hören. Die großen Balkone
auf den Wohnbereichen wurden bei den
ersten wärmeren Sonnentagen des Jahres
auch gleich ausgenutzt und befriedigen
Sechs Wohngruppen
In sechs kleinen und überschaubaren Wohngruppen auf zwei Stockwerken stehen
jeweils Einzelzimmer mit Bad und großzügige Gemeinschaftsbereiche mit Küche zur
Verfügung. Menschen mit Demenz haben
eigene Wohnbereiche. Die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sind immer präsent durch
die Integration der Pflegestützpunkte und
die hauswirtschaftliche Alltagsbegleitung.
„Wenn die Menschen hier einziehen, sollen
sie so selbständig wie möglich leben“,
unterstreicht Regionalleiterin Ursula Bacher.
Zwei Jahre Bauzeit
Das vom Rottweiler Architekturbüro ktl
geplante Altenzentrum wurde gemeinsam
mit den Betreuten Wohnungen des Siedlungswerks und dem Gemeindesaal der
Petrusgemeinde in zwei Jahren erbaut. Im
März 2009 war die Grundsteinlegung, im
November 2009 wurde schon Richtfest
gefeiert. Finanziert wurde das 6,2 Millionen
Euro-Projekt des neuen Luise-Poloni-Heims
mit Hilfe von Zuschüssen des Landes, des
Kreises und der ARD-Fernsehlotterie Ein
Platz an der Sonne sowie mit Eigenmitteln
der Stiftung.
Ewald Graf
Ein großes Team an Ehrenamtlichen hat sich bereits für das Hauscafé im neuen Luise-Poloni-Heim gefunden,
das zunächst sonntags geöffnet hat und für die Begegnung von jung und alt, Bewohnern und Spaziergängern sorgen will.
Foto: Bacher
16
franziskus-bote 1/11
Stiftungs-Altenzentren mit „sehr gut“ bewertet
Qualität der Häuser wird
laufend geprüft
Heiligenbronn. Alle zehn Altenzentren
der stiftung st. franziskus heiligenbronn in
den Landkreisen Tuttlingen, Rottweil und
Zollernalb erhielten bei den turnusmäßigen
Überprüfungen des Medizinischen Dienstes
der Krankenkassen (MDK) eine Einser-Note
nach dem neuen Bewertungssystem für
die Qualität stationärer Pflegeeinrichtungen,
was also einer „sehr gut“ entspricht.
Alle Bereiche wurden bewertet
Bewertet werden bei der MDK-Prüfung,
die inzwischen wieder in der politischen Diskussion steht, die Pflege und medizinische
Versorgung, der Umgang mit demenzkranken Bewohnern, die soziale Betreuung
und Alltagsgestaltung sowie die Themen
Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und
Hygiene. Auch Bewohner werden stichprobenartig befragt. „Das sehr gute Ergebnis
dieser Prüfungen überrascht uns aber nicht
und ist auch kein Zufall“, betont Martin
Volz-Neidlinger, Leiter der Altenhilfe in der
Stiftung. „Wir haben ein umfangreiches
Qualitätsmanagement aufgebaut und dieses im Rahmen eines eigenen Qualitätsberichts schon im Vorfeld dargestellt“, berichtet Volz-Neidlinger.
Im Qualitätsmanagement der StiftungsAltenhilfe werden die Individualität und
Selbstbestimmung der Bewohner als
wesentliches Element betont, wie dies
auch im gemeinsamen Slogan Bleib, wer
du bist zum Ausdruck kommt.
Bedürfnisse regelmäßig erfragt
Die Bedürfnisse der betreuten Menschen
werden regelmäßig erfragt und in verschiedensten Konzepten praktisch umgesetzt.
Dazu gehören etwa die familiäre, alltagsorientierte Atmosphäre der Wohngruppen
mit hoher Präsenz der Mitarbeiter oder
auch etwa das Schüsselsystem bei den
Mahlzeiten, bei dem die Bewohner ihr
Essen selbst schöpfen können. Bestandteil
des Pflegekonzeptes ist eine individuelle
Pflegeplanung, die Fähigkeit und Wohlbefinden der Bewohner fördert. Feste Pflegeund Betreuungspersonen ermöglichen
eine ganzheitliche Pflege.
Eigener Qualitätsbericht im Internet
Weitere Konzepte der Stiftungs-Altenzentren gehen auf die Bedürfnisse von
Demenzkranken, Schwerstpflegebedürftigen, Angehörigen, Mitarbeitern und Ehrenamtlichen ein. Für den eigenen Qualitätsbericht der Stiftung wurden auch externe
Gutachter einbezogen, die Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter befragten.
Aus den Ergebnissen dieser Evaluation
wurden einrichtungsbezogene Folgerungen
gezogen. Der jüngste interne Qualitätsbericht von 2009 kann auch auf der Internetseite der Stiftungs-Altenhilfe auf der Seite
„Anspruch und Ziele“ heruntergeladen
werden (www.bleib-wer-du-bist.de).
Die MDK-Prüfungen haben nun die gute
Vorarbeit bestätigt. „Sie bestätigen die durchweg hohe Qualität der in unseren Einrichtungen erbrachten Leistungen“, resümiert
Martin Volz-Neidlinger. Die einzelnen beanstandeten Punkte wurden umgehend aufgearbeitet.
Gemeinsames Plätzchenbacken steht im Advent natürlich auch auf dem Programm. Die Pflege und
Betreuung im Tuttlinger Altenzentrum Bürgerheim wie in den anderen Häusern der stiftung st. franziskus
heiligenbronn erhielt bei den Prüfungen durchwegs sehr gute Noten.
franziskus-bote 1/11
17
Überall „Einser“ erhalten
Die einzelnen Gesamtnoten für die Stiftungs-Altenzentren lauteten: 1,0 für St. Anna
Tuttlingen, 1,2 für das Bürgerheim Tuttlingen, 1,4 für St. Antonius Mühlheim, 1,2 für
St. Josef Spaichingen, 1,1 für St. Elisabeth
Rottweil, 1,2 für St. Konrad Zimmern, 1,3
für St. Veronika Dunningen und 1,0 für
St. Martin Geislingen. Das Dr.-Karl-HohnerHeim Trossingen und St. Ulrich Wehingen
wurden vom MDK kurz vor Einführung der
Noten geprüft, ebenfalls mit einem sehr
guten Ergebnis.
Ewald Graf
Vernissage und Autorenlesung im Altenzentrum St. Elisabeth
Raimund Selinka und Egon Rieble geben
Einblicke in ihr künstlerisches Schaffen
Rottweil. Freunde der Literatur, Kunst und
Musik erwartete im Januar im Altenzentrum
St. Elisabeth in Rottweil eine besondere Veranstaltung. Im überfüllten Wohnbereich
„Neckartäle“ erlebten die zahlreichen Besucher und Bewohner die mittlerweile bereits
dritte Vernissage im neuen St. Elisabeth,
einen bunten Blumenstrauß aus Literatur,
Bildender Kunst und Musik.
Meister des Aquarells
Raimund Selinka, ein Meister der Aquarellmalerei, zeigte an diesem Abend einen repräsentativen Querschnitt seiner Arbeiten.
In seiner Begrüßung ging Regionalleiter Dietmar Zisterer von der stiftung st. franziskus
heiligenbronn auf die besondere Beziehung
von Künstler Selinka zum Altenzentrum St.
Elisabeth ein. So freute sich insbesondere
eine Bewohnerin der Einrichtung auf ein
Wiedersehen mit dem Maler und Zeichner,
der ihr vor vielen Jahren die Sensibilität des
Aquarells in seinen Kursen an der Volkshochschule näherbrachte.
Selinkas Schaffen
hat seinen Ursprung
in der Natur, wie
der Kunsthistoriker
Egon Rieble in seiner
Laudatio ausführte:
„Mit Wurzel- und
Baumbildern hat er
sich schon früh über
Rottweil hinaus eiEines der Gemälde von
nen Namen gemacht. Die GegenRaimund Selinka.
ständlichkeit wird
mehr und mehr reduziert, ins Abstrakte verfremdet. Dies reicht von lyrischen Abstraktionen, die rein aus der Farbe leben, zu
Farbrhythmen von bestechender Bildkraft,“
so Rieble.
Ein Buch nicht nur für Kinder
Und so war es dann auch Selinkas Freund
Egon Rieble, der den zweiten Teil des
Abends gestaltete mit Texten aus seinem
Buch „Heraus aus der Spielzeugkiste“,
wobei die Spielzeugkiste ein Buch nicht
nur für Kinder ist. „Die ganze Welt in ein
Vernissage im Wohnbereich des Rottweiler Altenzentrums St. Elisabeth mit Musik durch Astrid Blobel am
Cello (Mitte) und Künstler Raimund Selinka am Klavier (rechts).
paar Versen – launige Litaneien und kurze
Szenen von Spielzeugkisten und Naturwundern“, beschreibt Bodo Schnekenburger
vom „Schwarzwälder Boten“ Riebles Buch.
Vertonte Gedichte vorgetragen
Dass dies ein ganz wunderbares Buch ist,
fand auch Selinka und nahm dies bereits
vor geraumer Zeit zum Anlass, Gedichte
daraus zu vertonen. Raimund Selinka, der
an der Hochschule für Musik in Trossingen
Foto: Marchfeld
Musik studierte, liess es sich dann auch nicht
nehmen, seine Vertonungen der Besucherschar in St. Elisabeth zu präsentieren. Mit
viel Gespür und Feinsinn trug er Riebles
Gedichte, sich selbst begleitend am Klavier,
dem aufmerksamen Publikum vor, wobei
sich so manch einer der Zuhörer in seine
Kindheit zurückversetzt fühlte. Damit hatte
der Abend auch seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht, jedoch ans Auseinandergehen war noch lange nicht zu denken.
Beide Künstler mischten sich unters interessierte Publikum, gaben weitere Einblicke
in ihr künstlerisches Schaffen und die eine
oder andere Bekanntschaft aus früheren
Zeiten wurde bei einem Glas Sekt wieder
neu belebt.
Autor Egon Rieble bei der Lesung aus seinem Buch
„Heraus aus der Spielzeugkiste“.
18
Foto: Thiele
Öffnung ins Gemeinwesen hinein
Bis in die späten Abendstunden blieb man
noch beieinander und somit war dieser
Abend wiederum ein Beispiel dafür, wie
sich das Altenzentrum St. Elisabeth mehr
und mehr öffnet ins Gemeinwesen hinein
und damit zum echten und erlebbaren Zuhause für seine Bewohner wird. Die Bilder
Selinkas waren noch bis nach Fasnacht zu
sehen.
Dietmar Zisterer
franziskus-bote 1/11
Schüler werben Schüler zur Ausbildung in der Altenpflege
Aktion lenkt den Blick auf positive Seiten
der Arbeit mit älteren Menschen
Heiligenbronn. Um dem Fachkraftmangel
in der Altenpflege zu begegnen, sind nicht
nur Maßnahmen zum Gewinnen und Halten
von ausgebildeten Fachkräften notwendig.
Ein weiterer Ansatzpunkt ist es, die Ausbildung zu intensivieren. Dass die Altenhilfe
der stiftung st. franziskus heiligenbronn hier
bereits sehr aktiv ist, zeigt die große Anzahl
von Schülern in den Altenzentren: Rund 45
Schülerinnen und Schüler in verschiedenen
Ausbildungsjahren sind derzeit in allen elf
Altenzentren gleichzeitig in Ausbildung.
Doch auch die Besetzung der Ausbildungsstellen mit für den Altenpflegeberuf
geeigneten Schülerinnen und Schülern ist
angesichts der demografischen Entwicklung
längst keine Selbstverständlichkeit mehr.
Neben der geringer werdenden Anzahl
junger Menschen, die Ausbildungsplätze
suchen, spielt hier das häufig negative Image
von Pflegeberufen eine entscheidende
Rolle. Nach einer Studie von Professor Stefan
Görres von der Universität Bremen können
sich nur knapp 4 Prozent der Schüler einen
Beruf in der Altenpflege vorstellen. Dem
gegenüber steht das Ergebnis einer Befragung von bereits in der Ausbildung befindlichen Pflegekräften: hier würden mehr als
94 Prozent der Befragten wieder den Pflegeberuf ergreifen.
Donau-Oberschwaben mit Mühlheim, die
Gruppe Tübingen und Rottweil sowie die
Gruppe Tuttlingen. Begleitet werden die Projektgruppen jeweils von den Hausleitungen
der Altenzentren.
Ziel des Projektes ist es, durch verschiedene
Aktionen mit jungen Menschen, die noch
vor der Berufswahl stehen, ins Gespräch zu
kommen und einen Einblick in den Pflegeberuf zu ermöglichen. So soll die Aufmerksamkeit auch auf die positiven Seiten der
Pflege gerichtet werden. So wird dabei etwa
die Arbeit mit und für Menschen in den Vordergrund gerückt und die Gewissheit, dass
die geleistete Arbeit „einen Sinn“ hat, da sie
hilfebedürftigen Menschen zugute kommt.
Öffentlichkeit aufmerksam machen
Weiterhin soll mit dem im Herbst angelaufenen Projekt eine positive Aufmerksamkeit
in der Öffentlichkeit geschaffen werden,
wozu öffentlichkeitswirksame Aktionen
durchgeführt werden sollen. Zur Durchführung der Aktionen steht den einzelnen
Gruppen auch ein kleines Budget zur Verfügung. Zielgruppe des Projektes sind darüber
hinaus auch die aktuellen Auszubildenden.
Denn nicht zuletzt sollen die Aktionen den
teilnehmenden Altenpflegeschülerinnen
und -schülern Spaß machen und ein Highlight in der Ausbildung darstellen.
Kleiner Wettbewerb
Da das Projekt als Wettbewerb angelegt ist,
gibt es natürlich auch etwas zu gewinnen.
Um zu entscheiden, welche Gruppe einen
Preis gewinnt, werden für jede Aktion und
für jede besetzte Praktikums- oder Ausbildungsstelle, die auf das Projekt zurückzuführen ist, Punkte vergeben. Die Gruppe mit
den meisten Punkten gewinnt den Wettbewerb. Daneben gibt es für die spektakulärste
Aktion einen Sonderpreis. Was es jeweils
zu gewinnen gibt, ist allerdings eine Überraschung und wird noch nicht verraten.
Die Aktionen werden bis Ende April abgeschlossen sein, so dass die Präsentation der
Ergebnisse, also der durchgeführten Aktionen, Mitte des Jahres stattfinden kann. Dazu
werden die Ergebnisse im Rahmen einer
Regionalleiterkonferenz vorgestellt. Der Abschluss des Projektes einschließlich der Preisverleihung ist für Juli/August 2011 geplant.
Manuel Jahnel
Projekt als Wettbewerb konzipiert
Vor diesem Hintergrund hat sich das Aufgabenfeld Altenhilfe in der stiftung st. franziskus heiligenbronn dazu entschlossen, unter
dem Motto „Schüler werben Schüler“ ein
Projekt zur Gewinnung von Auszubildenden zu starten. Das Projekt ist dabei als
Wettbewerb konzipiert, bei welchem drei
Gruppen von Auszubildenden unterschiedlicher Altenhilferegionen gegeneinander
antreten, indem sie verschiedene Aktionen
durchführen.
Die Aufteilung der Regionen erfolgte nach
der Anzahl der aktuellen Schülerinnen und
Schüler, damit die drei Projektgruppen zahlenmäßig eine vergleichbare Größe aufweisen.
So gibt es die Gruppe Spaichingen und
franziskus-bote 1/11
Die von den Altenpflegeschülerinnen gestaltete Beteiligung am Spaichinger Fasnetsumzug als „Blumenkinder“
(siehe auch Artikel Seite 22) bürstet das Altenpflege-Image gegen den Strich und war eine der ersten
Aktionen im Rahmen des Projekts „Schüler werben Schüler“.
19
Foto: Rubbel
Advent und Weihnachten in den Tuttlinger Altenzentren
Das individuell ausgesuchte Geschenk
bringt ein Lachen auf die Gesichter
Tuttlingen. Die ersten Schneeflocken sind
angekündigt und der erste Advent steht
vor der Tür. Schon heißt es in St. Anna und
Bürgerheim: „Advent, Advent, ein Lichtlein
brennt, erst eins, dann zwei, dann drei,
dann vier, ... dann steht das Christkind vor
der Tür.“
Advent und Weihnachten sollen für die
Bewohner der Altenzentren ein genauso
festliches und freudiges Erlebnis werden,
wie sie das auch in ihren Familien erlebt
haben. Keine Frage, dass dies für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch mit
großem Einsatz und Engagement verbunden ist.
Duft des Reisigs gehört zum Advent
Wo sollen die Adventskränze hingestellt
werden? Welche Kerzen kommen darauf?
Wer macht die Kränze? Diese Fragen stellen
sich wie jedes Jahr auch bei den Bewohnern
der Altenzentren. Die Fragen sind schnell
geklärt, dann geht es an die Aufgabenverteilung.
Die Bastelgruppe übernimmt mit den Betreuungskräften das Richten der Adventskränze. Viele Bewohner lassen es sich nicht
nehmen und helfen mit. Dabei erzählen
sie gern, wie sie das früher zu Hause auch
immer gemacht haben und wie es am
Besten geht: Welches Reisig hält am längsten
und was kann man tun, damit die Nadeln
nicht so schnell fallen? Schnell ist klar, dass
die traditionellen Farben am Besten gefallen
und so werden die Kränze in den Farben
rot und gold dekoriert. Der Duft des Reisigs
stimmt schon auf den Advent ein.
Bei den Ausstecherle helfen alle mit
Ein weiterer Duft darf ebenfalls nicht fehlen:
Das Backen der Plätzchen ist gemeinsam
immer ein besonderes Erlebnis. Das war
schon zu Hause ein fester Bestandteil in der
Adventszeit und ist es hier im Altenzentrum
ebenso. Die verschiedensten Rezepte werden ausgetauscht und das eine oder andere
miteinander ausprobiert. Beim Ausstecherlebacken können alle mithelfen und sind mit
Freude dabei.
Krippenbauer Peter König mit seiner großen Krippe im Eingangsbereich des Tuttlinger Altenzentrums
Bürgerheim. Gerade mit Krippenwegen und passenden Geschichten wird der Advent als Vorbereitung auf
Weihnachten bewusst gestaltet.
Foto: Liebermann
20
Beim Adventskaffee auf den Wohnbereichen werden die ersten Plätzchen schon
verzehrt und alle sind sich einig, dass die
ersten halt doch die besten sind. Angehörige
kommen gerne zu den Kaffeenachmittagen
und die ersten Adventslieder werden zusammen gesungen.
Ein Päckchen vom Nikolaus
Zum Nikolaustag gehört der Besuch des
Nikolaus mit seinem Knecht Ruprecht in
St. Anna und Bürgerheim schon selbstverständlich dazu. Jeder Bewohner bekommt
ein kleines Päckchen mit Nüssen, einer
Orange und etwas Süßem dazu. Die Freude
darüber ist sehr groß und auch hier tauchen
Erinnerungen an frühere Zeiten auf: Was
hat der Nikolaus damals mitgebracht, wie
oft hat der Ruprecht seine Rute benutzt und
warum? Das traditionelle Nikolauslied wird
zusammen von der ersten bis zur letzten
Strophe gesungen.
Besuch von Jugendlichen
Die Mitglieder des Leo-Clubs haben im
vergangenen Advent eine Aktion gestartet
und Schokoladen-Nikoläuse gesammelt.
Unter anderem verteilten sie die gespendeten Süßigkeiten in den Altenzentren
St. Anna und Bürgerheim – ebenfalls am
Nikolaustag. Viele strahlende Gesichter
waren zu sehen. Doch für die Bewohner
standen hier nicht die Geschenke im Vordergrund, sondern ein kurzes Gespräch,
ein Austausch mit den Jugendlichen. Diese
wiederum freuten sich sehr, zu erleben,
welche Freude sie den Bewohnern machen
konnten.
Jeden Tag ein Stern weiter
Um die Zeit bis Weihnachten auch in Gedanken mitzuerleben, gibt es im Altenzentrum Bürgerheim auf jedem Wohnbereich
einen Weg zur Krippe. Für jeden Tag im
Dezember wird ein Stern ausgeschnitten
und mit einer Zahl versehen. Josef und
Maria auf dem Esel gehen jeden Tag einen
Stern weiter zur Krippe. Dazu liest täglich
ein Bewohner oder ein Mitarbeiter eine
passende Adventsgeschichte vor.
franziskus-bote 1/11
Auch Tränen fließen an diesen
Tagen, da viele Menschen
auch traurige Erlebnisse mit
Weihnachten verbinden:
In den Kriegsjahren und danach war Weihnachten nicht
immer ein Fest der Freude
und des Friedens. Aber auch
diese Erfahrungen dürfen
ihren Platz haben.
Sowohl im Eingangsbereich als auch auf
den einzelnen Wohnbereichen steht ebenfalls eine Krippe mit den passenden Figuren,
so dass überall die Geburt Jesu auch sichtbar dargestellt wird.
Mit Flohmarkt-Erlös Krippe gekauft
Da im neuen Bürgerheim mehrere Krippen
aufgestellt werden können, wurden Krippen
leihweise oder als Spenden gesucht. Auf
diesem Wege wurden mehrere Krippen gespendet. Eine große Krippe für den Eingangsbereich wurde von Peter König aus Aixheim
zunächst leihweise zur Verfügung gestellt,
Über den Erlös des Flohmarktes und eine
weitere Spende konnte sie gekauft werden.
Peter König hat das Bauen von Krippen
zu seinem Hobby gemacht und ist auch
bekannt durch die große Krippe, die er alljährlich in der Wallfahrtskapelle Palmbühl
bei Schömberg aufbaut.
Mitarbeiterin Gerda Röther verkündet bei der Heiligabendfeier im Altenzentrum St. Anna die frohe Botschaft
des Engels.
Fotos: Eberhard
Sind genügend Stühle da?
Schnell vergeht die Zeit bis Weihnachten.
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Die Christbäume werden aufgestellt, die
Bewohner helfen den Betreuungskräften,
die Bäume zu schmücken, es wird überlegt
und geplant, welche Angehörigen wann zu
Besuch kommen oder wann die Bewohner
zu den Angehörigen nach Hause gehen.
Zum Gottesdienst und zum Fest muss die
Kleidung stimmen. Sind genügend Stühle
für die Familie da?
Familien in den Altenzentren
Schön ist es zu sehen, dass viele Angehörige in die Altenzentren kommen, um
hier gemeinsam zu feiern. Bei der Andacht
am Heiligabend, bei den Feiern auf den
Wohnbereichen bis hin zur Bescherung begleiten die Familien die Bewohner in den
Altenzentren. Auch zum Mittagessen an
den Feiertagen kommen die Verwandten
zu Besuch.
Große Gemeinschaft
Es ist spürbar, dass alle zu einer großen
Gemeinschaft zusammenwachsen und die
Bewohner auch hier ihr Weihnachten feiern
wollen. Weihnachtslieder werden gesungen
und Erinnerungen ausgetauscht.
Auch Tränen fließen an diesen Tagen, da
viele Menschen auch traurige Erlebnisse
mit Weihnachten verbinden: In den Kriegsjahren und auch danach war Weihnachten
nicht immer ein Fest der Freude und des
Friedens. Aber auch diese Erfahrungen dürfen ihren Platz haben und ausgetauscht
werden.
Viele Angehörige feiern an Weihnachten gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der
Altenzentren die Festtage und kommen auch zu den Mittagessen.
franziskus-bote 1/11
21
Umso schöner ist es dann, zu sehen, dass
heute die Freude überwiegt und das persönliche Geschenk, das individuell von den
jeweiligen Mitarbeitern ausgesucht wurde,
ein Lachen auf die Gesichter bringt. Diese
Freude ist noch lange nach Weihnachten
zu sehen und zu erfahren.
Christine Liebermann
Fantasie und Stimmung bei der Hausfasnet in St. Josef
Großes „Oho“ bei den Bühnenauftritten
und beim Spaichinger Fasnetsumzug
Spaichingen. Die Schlager und Blumenkinder der 70er Jahre erlebten bei der Hausfasnet im Altenzentrum St. Josef in Spaichingen am Schmotzigen ihre Wiederauferstehung. Den Seniorinnen und Senioren
begegnete bei den kunterbunten Darbietungen auf der Bühne im Speisesaal vieles
Altbekannte wieder.
Der närrische Tag in St. Josef hatte schon
mit einem fröhlichen Mitarbeiterfrühstück
begonnen. Nachmittags bei der Hausfasnet
stemmten dann die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter unter musikalischer Beihilfe von
Hausmusikant Eugen Maier am Keyboard
ein kurzweiliges Programm aus eigener
Kraft und sorgten für närrische Stimmung
im Saal. Die Küche verwöhnte die närrischen Gaumen mit Berlinern und gebackenen „Mäusen“.
Chor singt vom Gummiboot
Der vielköpfige Potpourri-Chor, der den
Auftakt und den Abschluss des Programms
übernahm, natürlich in „blumiger“ Aufmachung mit Stirnbändern, Blumenhüten und
Sonnenbrillen, Puschen, Rasseln und Kastagnetten, sang sich vom einen Schlager
zum andern, vom „knallroten Gummiboot“
über „Eviva Espagna“ bis hin zu „Wir
machen durch“.
Die Blumenkinder der 70er Jahre wurden bei der Hausfasnet im Altenzentrum St. Josef Spaichingen am
Schmotzigen Donnerstag wieder lebendig – hier der Chor mit bekannten Schlagern aus dieser Zeit.
Die Auszubildenden und Pflegeschülerinnen
von St. Josef trugen allein drei Punkte zum
Fasnetsprogramm bei: einen vielbeinigen
Tanz von Dreibeinern, eine Hüte-Modenschau passend zum Motto der Blumenkinder und eine Darbietung zum Schlager
„Ti amo“, zu dessen Herzschmerz-Zeilen
wie „Aber dich gibt's nur einmal für mich“
die Schülerinnen aus ihren Koffern passendunpassende Utensilien hervorkramten wie
Einsen, Herzen oder Sterne.
Mitsingen und Mitklatschen machte die Hausfasnet in St. Josef auch für die närrischen Seniorinnen und
Senioren zur kurzweiligen Angelegenheit.
Fotos: Graf
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Moderatorin Annelie Verse sorgte immer
wieder für Zusatzapplaus für die Akteure
und Musikant Eugen Maier brachte mit
Schunkelliedern zwischendurch auch die
Zuschauerreihen in Bewegung, so dass
die Bewohner ihren Spaß hatten und mitsangen oder -summten: „Nach Hause
geh’n wir nicht“.
Tanzballett der Hauswirtschaft
Ein Hit der Gruppe „Abba“ durfte bei dem
70er-Jahre-Revival nicht fehlen und dazu
wirbelte das Hauswirtschaftsteam als Ballett
über die Bühne. Beim munteren „Kosakentanz“ des „Chefs mit seinem Gefolge“ wurden dank optischem Trick zur Erheiterung
der Zuschauer die Arme anstelle der Beine
geschwungen.
Gut in Stimmung gebracht, erwarteten
Bewohner und Mitarbeiter gespannt den
Einzug der Spaichinger Zunft. Angeführt
von den Jungmusikern der Stadtkapelle,
zogen kleine und große Deichelmäuse und
andere Kleidlesträger mitsamt Prinzenpaar
und Elferrat zum Takt des nicht zum ersten
Mal erklingenden Narrenmarsches in den
Saal und wurden mit vielstimmigen „Oho“Rufen von allen begrüßt. Hausleiterin Ilona
Rubbel hieß die Gäste willkommen.
franziskus-bote 1/11
Auch Prinzenpaar gibt sich die Ehre
Zunftpräsident Jürgen Köhler sprach ein
„Hoch auf die Fasnet“ und aufmunternde
Worte. Er wünschte den Senioren „Humor
und Stimmung und das an allen Tagen“ –
dies sei die beste Medizin. Auch Prinz Markus I. mit seiner Prinzessin Kerstin I. überbrachte der frohgelaunten Gemeinschaft im
Altenzentrum die närrische Botschaft und
das Motto des Paars: „A Städtle lustig, frei
und froh – an der Fasnet isch’s halt so!“
Narrenorden für Mitarbeiterin
Der Präsident nahm im Rahmen der Hausfasnet aber auch eine besondere Ehrung
vor. Jürgen Köhler würdigte das närrische
Engagement von St. Josef-Mitarbeiterin
Birgit Kaufmann, die sich schon lange für
die Denkinger Fasnet engagiert und nun
auch seit ihrem Eintritt bei der Hausfasnet
von St. Josef aktiv ist. Köhler überreichte
ihr unter großem Beifall den Spaichinger
Narrenorden.
Der Elferrats-Präsident freute sich aber auch
darüber, dass das Altenzentrum St. Josef
am Fasnetssonntag zum ersten Mal mit
einem Wagen am großen Umzug beteiligt
sein werde. Dies zeige das hohe Narrenpotential in Spaichingen „vom Kindergarten
bis ins Altenheim“.
Zunftpräsident Jürgen Kohler
wünschte den Senioren
„Humor und Stimmung und
das an allen Tagen“ – das sei
die beste Medizin.
Erstmals gestaltete das Altenzentrum St. Josef einen Umzugswagen für den großen Fasnetsumzug von
Spaichingen. Als „Blumenkinder“ geschmückt, zeigten sich Schüler, Mitarbeiter und Bewohner lebenslustig
und machten zugleich Werbung für den Pflegeberuf – hier vor dem Haus St. Agnes.
Unter den Klängen der Jungmusiker zog
die Deichelmauszunft wieder aus dem Saal
aus. Musiker und Narren wurden noch im
Hauscafé bewirtet. Auch die Hausfasnet
klang mit beschwingten Melodien allmählich
aus. Nach so viel Trubel im Haus musste
auch mal wieder etwas Ruhe einkehren.
Premiere beim Fasnetsumzug
Doch am Fasnetssonntag ging es weiter.
Diesmal war das Altenzentrum nicht nur
unter den Zuschauern, sondern mit einem
im Rahmen des Projekts „Schüler werben
Schüler“ entwickelten Fasnetswagen auch
Umzugsteilnehmer – unter demselben
Motto wie die Hausfasnet: „70er Jahre
Blumenkinder“.
Von den Pflegeschülerinnen und ehrenamtlichen Helfern erbaut, versammelte sich eine
40-köpfige Schar aus den Schülerinnen,
aus Mitarbeitern, Bewohnern und Ehrenamtlichen im oder um den Umzugswagen
und marschierte im großen Fasnetszug mit.
Die Sonne lachte dabei durch die Wolkendecke und erwärmte die Tausende von
Zuschauern wie die Umzugsteilnehmer.
Lebensfreude entgegen der Klischees
Mit ihrem fröhlichen Hippie-Outfit, mit Popcorn und Lutschern, die freigebig unters
Narrenvolk geworfen wurden, und ihrem
Fasnetsruf „Alten-heim“ versinnbildlichte die
Umzugstruppe entgegen aller Klischees
die Verbindung von Lebensfreude und Altenzentrum. Dazu warb der Umzugswagen
für die Zukunftschancen des Pflegeberufs
mit der Aufschrift „Nach d’ Ausbildung bei
dena Seniora heit, no häsch für d’ Zukunft
echt was gscheits“ (siehe auch Artikel Seite
19). Allen Beteiligten machte diese Aktion
großen Spaß.
Ewald Graf
Der Kosakentanz einmal anders: mit verkürztem
Die Auszubildenden und Pflegeschülerinnen zeigten vielseitige närrische Talente bei der Hausfasnet –
Rumpf und wendigen Armen.
hier bei der Hüte-Modenschau zu den 70er-Jahren.
franziskus-bote 1/11
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Meine Tages-Schau:
„So lebe ich“
Mühlheim an der Donau. „Langeweile
habe ich nicht – ich suche mir immer
Arbeit“, sagt Leokardia Lesiecki. Dabei ist
die Altenzentrums-Bewohnerin, die im Juli
ihren 102. Geburtstag feiert, ja nicht zum
Arbeiten in St. Antonius in Mühlheim, sondern um ihren Lebensabend hier zu verbringen. Doch ihr Schaffensgeist hält sie
immer noch auf Trab. Puzzeln und MandalaMalen sind ihre Lieblingsbeschäftigungen, in
die sie sich stundenlang versenken kann –
manchmal auch nachts.
Puzzeln im Altenzentrum intensiviert
Das Puzzle-Legen habe sie schon früher
gern gemacht, aber intensiviert, seit sie in
St. Antonius eingezogen sei – vor zwei
Jahren. Nach einem arbeitsreichen Leben
könne sie sich nicht hinsetzen und nichts
tun, erklärt sie: „Ich muss immer etwas tun.“
Also baute sie im Altenzentrum das Puzzeln
aus und legt dabei große Ausdauer und
Geduld an den Tag. Ihre Familie versorgt
sie mit immer wieder neuen Puzzle-Aufgaben. Und ihre Bezugs-Pflegeschwester
Alexandra Klöpper war anfangs erstaunt,
wie schnell sie eine neue Schachtel PuzzleTeile wieder zum kompletten Bild zusammengesetzt hatte.
Leokardia Lesiecki im Altenzentrum Mühlheim
„Ich kann mir den Tag so
einteilen, wie ich will“
Mit dieser Lieblingsbeschäftigung wurde
Leokardia Lesiecki im vergangenen Jahr
beim Foto-Wettbewerb zum „Gesicht des
Hauses“ auch vom Fotografen porträtiert.
Ihr Foto als „Geduldsspielerin“ unter dem
Motto „Bleib, wer du bist“ wurde zum Siegerfoto für St. Antonius gekürt und ziert
jetzt nicht nur den Hauseingang, sondern
auch Plakate, Anzeigen und andere Veröffentlichungen. Bescheiden, wie sie ist, verzichtete das „Fotomodell“ jedoch auf einen
angebotenen Preis.
„Mich nennt jeder Frau Lotte“
„Mich nennt jeder Frau Lotte“, berichtet Leokardia Lesiecki. So möchte sie es ihren Mitmenschen leichter machen, ihren polnischen
Namen auszusprechen. Wie sie überhaupt
als umgänglicher und hilfsbereiter Mensch
von sich sagen kann: „Ich versteh’ mich mit
allen!“ Sie ist im ganzen Haus beliebt und
verträgt sich mit Bewohnern und Mitarbeitern
bestens. „Ich nehm’s Leben, wie’s kommt“,
schildert Frau Lotte ihr Lebensmotto.
An Leokardia Lesiecki führt kein Weg vorbei im
Altenzentrum St. Antonius in Mühlheim. Als
„Gesicht des Hauses“ ist sie am Eingang aufgestellt,
einträchtig neben der mit Bewohnern gestalteten
Hexe zur Fasnetszeit.
Gerne Hausfrau und Mutter gewesen
Dabei war dieses Leben oft alles andere
als einfach. Sie wuchs in dem heute polnischen Lodz auf, heiratete ihren Mann Felix,
wurde dann aber nach dem Krieg vertrieben. Die Familie baute sich in Mühlheim,
wo Felix Lesiecki als Weber in einer Fabrik
arbeitete, eine neue Existenz auf. Ihre Eltern
waren übrigens einst umgekehrt aus dem
Schwabenland nach Polen gekommen.
Leokardia Lesiecki kümmerte sich um die
Hausarbeit und die drei Kinder, die sie
großzog. „Ich war gerne Hausfrau und
Mutter“, erzählt sie.
Neun Enkel hat Oma Lotte
und schon drei kleine Urenkel.
Und so ist immer wieder was
los in ihrem Zimmer über dem
Donautal, in das sie einzog, als
es in der eigenen Wohnung
alleine doch zu mühsam wurde.
„Frau Lotte“ in ihrem Zimmer mit ihrer Bezugspflegekraft Alexandra Klöpper, die ihr hier beim Aufstehen hilft.
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franziskus-bote 1/11
„Ich bin ein ernstes Weib“,
behauptet sie. Und lacht dabei
verschmitzt. Kein Wunder,
dass Schwiegersohn Hans
immer wieder zu ihr sagt:
„Oma, du bleib, wie du bist!“
Das Puzzeln ist für die älteste Bewohnerin von St. Antonius ebenso wie das Malen zur Lieblingsbeschäftigung geworden, seitdem sie vor zwei Jahren ins Altenzentrum einzog.
Ihre Tochter Hedwig ist ebenfalls in Mühlheim geblieben und besucht sie sehr oft
genauso wie der Schwiegersohn und die
Enkel. Immer wieder überraschen sie die
Großmutter oder holen sie zu ihnen nach
Hause ab. Neun Enkel hat Oma Lotte und
schon drei kleine Urenkel. Und so ist immer
wieder was los in ihrem Zimmer über dem
Donautal, in das sie einzog, nachdem es in
der eigenen Wohnung nur wenige Schritte
entfernt in der Mühlheimer Vorstadt alleine
doch zu mühsam geworden war.
Fotos: Graf
Gekocht hat sie schon als Hausfrau gern.
Das weiß auch ihre Familie und überrascht
sie manchmal mit einer Spezialität wie Kutteln oder Knoblauchwurst, worüber sie sich
besonders freut. Aber auch selbst hat sie
im Altenzentrum schon mitgeholfen beim
Marmelademachen oder beim Zubereiten
des Obstsalats.
Tagsüber ruht sie sich aber auch mal gern
auf dem Sofa in ihrem Zimmer aus oder zieht
sich an ihren „Arbeitsplatz“ zurück – eben
zum Puzzeln oder Malen. Den Rollator in
ihrem Zimmer läßt sie meist links liegen –
und geht lieber am Arm einer Pflegerin.
Aber krank war sie bisher fast nie – wie in
ihrem ganzen Leben hat sie selten mal
einen Arzt gebraucht. Befragt nach einem
Geheimrezept, wie man so alt wird wie sie
und dabei noch so fit bleibt, kann sie auch
nicht helfen: „Ich habe immer gearbeitet –
wir waren solche Arbeitsochsen“, ist ihre
einzige Erklärung für ihre robuste Natur.
Humor ist ihr geblieben
Ihr Humor ist jedoch genauso kennzeichnend für Leokardia Lesiecki. Auch wenn
sie trotz der Fasnachtshochburg Mühlheim
nicht besonders fasnetsverrückt ist. „Ich
bin ein ernstes Weib“, behauptet sie. Und
lacht dabei verschmitzt. Kein Wunder, dass
Schwiegersohn Hans immer wieder zu ihr
sagt: „Oma, du bleib, wie du bist!“
Ewald Graf
Mit 101 Jahren noch viel Energie
Ihr Tagesablauf ist ganz unterschiedlich. Mal
schläft Frau Lotte gern aus, mal steht sie
schon um halb acht auf. Die Pflegemitarbeiterinnen richten sich da nach den Wünschen
der Bewohner. Nach dem Frühstück im Gemeinschaftsraum wird sie geduscht. „Ich
kann mir den Tag so einteilen, wie ich will“,
erzählt Leokardia Lesiecki. „Mir sagt niemand, was ich machen soll.“ Das wäre bei
ihr auch gar nicht drin, denn auch mit 101
Jahren zeigt sie noch Energie: „Ich lasse mir
meinen Willen nicht nehmen.“
Immer gern bei Aktivitäten dabei
Aus freien Stücken sucht die älteste Bewohnerin von St. Antonius gerne den Anschluss,
wenn gemeinsame Aktivitäten oder Feste im
Haus stattfinden. „Frau Lotte ist überall dabei“, bestätigt die stellvertretende Hausleiterin Alexandra Klöpper. Außer bei den Bewegungsangeboten macht sie immer gern mit
und besucht auch die Gottesdienste im Haus,
ob katholisch oder evangelisch. „Man muss
nicht evangelisch oder katholisch sein, man
muß gläubig sein“, ist ihre Überzeugung.
franziskus-bote 1/11
Die Foto-Collage an der Wand hält nicht nur die Erinnerung an die Enkel und Urenkel wach, sondern
auch an ihren Mann Felix: das Bild rechts zeigt Leokardia Lesiecki mit ihrem vor über 20 Jahren verstorbenen
Gatten Felix in jungen Jahren.
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Lionsclubs unterstützen KiFaz-Kinder und -Jugendliche
Fünfjährige lernen schwimmen,
Schüler bauen und spielen Instrumente
Villingen-Schwenningen. Mit einem
Startkapital von 10.000 Euro von den LionsClub Schwenningen und Villingen wurde im
Juli 2010 die Initiative „Freizeitwerkstatt“ ins
Leben gerufen, um Kinder und Jugendliche
der Doppelstadt Villingen-Schwenningen
nachhaltig und tatkräftig zu unterstützen.
In Zusammenarbeit mit dem Kinder- und
Familienzentrum (KiFaz) konnten bisher fünf
verschiedene Projekte erfolgreich gestartet
werden.
Sich über Wasser halten können
Mitarbeiterinnen der Kindertagesstätten in
Villingen-Schwenningen haben festgestellt,
dass viele Kinder im schwimmfähigen Alter
nicht schwimmen können. Sich im Ernstfall
aber nicht über Wasser halten zu können,
ist lebensgefährlich. Das Projekt „Seepferdchen für alle“ soll deshalb allen fünfjährigen
Kindern der Stadt, die sonst keine Chance
hierfür haben, die Möglichkeit geben, das
Schwimmen zu lernen. Die Lions übernehmen für diese Kinder die Kosten.
Das Projekt ist im Oktober 2010 sehr erfolgreich in sechs Kindergärten und Kindertagesstätten angelaufen, darunter auch der
Kita des KiFaz im David-Fuchs-Haus. Die
Kinder werden, begleitet von zwei ihrer Erzieherinnen, mit Bussen zu den Hallenbädern gebracht und nach dem Schwimmkurs
gemeinsam wieder in die Kindergärten
Mit dem Projekt „Seepferdchen für alle“ wurde es mit Mithilfe der Lionsclubs möglich gemacht, dass
Fünfjährige aus Villingen-Schwenningen, die sonst keine Chanche hierfür haben, schwimmen lernen.
zurückgefahren. Die ersten Seepferdchenabzeichen konnten bereits Kindern übergeben
werden, weil sie gelernt haben, 25 Meter
zu schwimmen, vom Beckenrand ins tiefe
Wasser zu springen und aus schultertiefem
Wasser einen Gegenstand herauszuholen.
Von diesem Projekt sollen sukzessive alle
Kindergärten und -tagesstätten in VillingenSchwenningen profitieren.
Cajons auch im Unterricht im Einsatz
Im „Cajon-Projekt“ wurden 50 CajonBausätze beschafft und an der Villinger
Bickebergschule von dortigen Schülern
im Werkunterricht zusammengebaut. Ein
Cajon ist eine aus Südamerika stammende
Kistentrommel aus Holz, auf der man sitzt.
In mehreren Cajon-Workshops erlernten
LehrerInnen und MitarbeiterInnen des KiFaz
Grundkenntnisse dieses attraktiven Musikinstruments. Diese Cajons werden im Musikunterricht vielfältig eingesetzt, aber auch
erfolgreich im normalen Unterricht zur Leseund Schreibförderung. Über 100 Kinder haben voller Begeisterung bereits mit diesen
Cajons gelernt umzugehen und Musik zu
machen – im Unterricht, in der Ganztagesbetreuung, der Schule für Erziehungshilfe
und im Kindergarten.
Gemüse und Obst statt Brachland
Des weiteren gibt es das Projekt „Sinnesgarten“. Hier wurde bei einem brachliegenden Grünstreifen des Kindergartens im
David-Fuchs-Haus ein Garten mit Gemüse,
Obst und Gewürzen angelegt. 82 Kindergartenkinder und Grundschüler lernen beim
Pflanzen, Pflegen und Ernten des Gartens
mit der Natur umzugehen.
Schüler der Bickebergschule Villingen bauten im Rahmen der „Freizeitwerkstatt“ 50 Cajons zusammen,
die jetzt erfolgreich im Unterricht und zum Musikmachen eingesetzt werden.
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Im „Backhaus-Projekt“ wurde ein Backhaus
an der Schule für Erziehungshilfe des Kinderund Familienzentrums reaktiviert. Schüler
der Klassen 5 und 6 backen bereits zweimal
franziskus-bote 1/11
Kita des KiFaz ist „Haus
der kleinen Forscher“
Stuttgart. Mit mehr als 80 anderen Kindertagesstätten in Baden-Württemberg wurde im
Januar die Kindertagesstätte des KiFaz im DavidFuchs-Haus Villingen-Schwenningen bei einer
Feier in Stuttgart mit der Plakette „Haus der
kleinen Forscher“ prämiert, die die gleichnamige
Stiftung verliehen hat. Professorin Marion Schick,
Kultusministerin von Baden-Württemberg,
würdigte die Bildungsarbeit der Kitas: „Kinder
sind von Geburt an Forscher, sie wollen den
Dingen auf den Grund gehen, sie fragen und
experimentieren gerne. Diesen Wissensdrang
greifen die Kindergärten im Land auf und
vermitteln nicht einfach nur Wissen, sondern
lassen die Kinder selbst entdecken.“
Aus einem brachliegenden Grünstreifen vor dem David-Fuchs-Haus wurde dank der Hilfe von Kindergartenkindern und Grundschülern des Kinder- und Familienzentrums ein Sinnesgarten.
Ein Backhaus an der Schule
wurde reaktiviert. Schüler
der Klassen 5 und 6 backen
bereits zweimal in der Woche
für das Mittagessen.
umzugehen, diese zu pflegen und auch
Bike-Ausflüge zu machen.
in der Woche für das Mittagessen, meist
Pizza, Brot, Muffins und ähnliches. Eine
Schülerfirma der Klasse 8 ist in Planung.
Und wie geht’s weiter? Die beiden LionsClubs in Villingen-Schwenningen haben bereits beschlossen, die Freizeitwerkstatt und
damit die Kinder und Jugendlichen auch
2011 weiter mit etwa 20.000 Euro zu unterstützen. Mit dieser großzügigen Spende
sollen die bestehenden Projekte weitergeführt und teilweise ausgeweitet werden.
Umgang mit Mountainbikes
Schließlich wird im Projekt „Bike-Pool“ Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, unter
Anleitung von erfahrenen Betreuungspersonen des KiFaz im Ganztagsbereich der
Bickebergschule mit Mountainbikes richtig
Und im Steuerungskreis werden permanent
Ideen aus den verschiedenen Abteilungen
des KiFaz mit den Lionsfreunden besprochen
und entschieden, welche neuen Projekte
entwickelt und gefördert werden sollen.
Jürgen Muff
Bei einem Cajon-Workshop erlernten Lehrer und Mitarbeiter des KiFaz die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten
dieses südamerikanischen Instruments.
franziskus-bote 1/11
Fotos: KiFaz
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Die ausgezeichneten Kindergärten fördern
auf eine besonders spielerische und alle Sinne
ansprechende Art das Interesse an Naturwissenschaften und Technik. Marion Schick
lobte auch den Elan und das Engagement
der Erzieherinnen und Erzieher. Die Stiftung
„Haus der kleinen Forscher“ arbeitet in BadenWürttemberg mit der Initiative „Technolino“
von Südwestmetall zusammen und bildet die
Kita-Fachkräfte in Workshops weiter.
Impressum
der franziskus-bote Zeitschrift der
stiftung st. franziskus heiligenbronn
Herausgeber: Vorstand der stiftung
st. franziskus heiligenbronn
Erscheinungsweise: vierteljährlich
Auflage: 4500
Redaktion: Ewald Graf (verantwortlich),
Oliver Avemaria, Sylvia Bender, Manuel
Jahnel, Astrid Jergens, Edgar Kränzler,
Felix Ronecker, Günter Seger, Sr. Dorothea Thomalla (alle Heiligenbronn), Hans
Sturm (Baindt), Boris Strehle (Spaichingen), Ralf Eberhard (Tuttlingen), Martin
Heller (Villingen-Schwenningen).
Gestaltung und Satz:
Linkdesign GmbH, Schramberg
Druck:
Straub Druck + Medien AG, Schramberg
Postanschrift:
Redaktion franziskus-bote, Kloster 2,
78713 Schramberg-Heiligenbronn
Tel.: 074 22 569-306, Fax: 569-300
E-Mail:
[email protected]
Internet: www.stiftung-st-franziskus.de
125. Todestag von Klostergründer David Fuchs
Beispielhafter Glauben und Mut, sich der
Not der Zeit zu stellen und zu handeln
Heiligenbronn. An seinem 125. Todestag,
dem 5. Dezember 2010, gedachte das Kloster Heiligenbronn während der sonntäglichen Eucharistiefeier ihres Gründers David
Fuchs, der die Hälfte seines Lebens hier am
Ort verbrachte und sich mit seiner ganzen
Kraft für die Wallfahrt, den Aufbau der Franziskanerinnen-Kongregation und der Erziehungsanstalten eingesetzt hatte.
In Bihlafingen geboren
Am 2. April 1825 wurde David Fuchs in
Bihlafingen bei Laupheim geboren und kam
nach entbehrungsreicher Jugend, Theologiestudium in Tübingen und mehreren Stationen
als Vikar 1855 nach Heiligenbronn. 1857
gründete er das Kloster der Franziskanerinnen von Heiligenbronn sowie eine soziale
Einrichtung für Waisenkinder – heute die
stiftung st. franziskus heiligenbronn. In diese
Einrichtung wurden 1860 die ersten gehörlosen Kinder – die Gehörlosenschule feierte
2010 ihr 150-jähriges Bestehen – und 1868
die ersten blinden Kinder aufgenommen.
Ganz im Vertrauen auf Gottes Schutz und
Fürsorge begann David Fuchs 1857 in Heiligenbronn zusammen mit fünf jungen Frauen,
die seine Vision teilten. Aus den bescheidenen Anfängen wuchs eine große soziale
Einrichtung für sinnesbehinderte Menschen,
die 1993 vom Kloster in die stiftung st.
franziskus heiligenbronn übergeben wurde.
Das einzige Portrait von David Fuchs (1825 – 1885).
Am Grab des Klostergründers auf dem Heiligenbronner Gemeindefriedhof hielt Superior Oster gemeinsam mit Schwestern und Gemeinde eine kleine Gebetsfeier ab.
Inzwischen ist die Stiftung u. a. Träger des
Kinder- und Familienzentrums in VillingenSchwenningen – dessen Neubau nach David
Fuchs benannt ist – und von insgesamt elf
Altenzentren und weiteren Diensten für alte
und pflegebedürftige Menschen.
Einsatz für Waisenkinder
In seiner Predigt am Gedenktag schilderte
Superior Rolf Oster den Weg von David
Fuchs, seine eigene Heimatlosigkeit, die ihn
motiviert hat, für Waisenkinder einzutreten,
ihnen Heimat und Bildung zu geben. „Ohne
David Fuchs wäre Heiligenbronn heute nicht,
was es ist“, sagte Oster. Ohne die Wallfahrt
zum Heiligen Bronnen mit der Schmerzensmutter wiederum wäre David Fuchs nicht
nach Heiligenbronn gekommen mit dem
Auftrag, die Wallfahrt neu zu beleben.
„Unverschämtes Gottvertrauen“
Von 1870 bis 1873 bauten David Fuchs und
die Schwesterngemeinschaft die heutige
Kirche St. Gallus. Immer fehlten ihm vorab die
nötigen finanziellen und materiellen Mittel
und doch konnten seine baulichen Vorhaben
durchgeführt werden mit Spenden, die zur
rechten Zeit kamen. In der Chronik wird sein
„unverschämtes Gottvertrauen“ an verschie-
28
Foto: Sr. Dorothea Thomalla
denen Stellen besonders hervorgehoben.
Mit 60 Jahren verstarb David Fuchs. Er hatte
sich vollständig verausgabt und sein Leben
ganz in den Dienst der Wallfahrt und der
Kinder gestellt.
Nach der Eucharistiefeier gingen die Schwestern und weitere Gottesdienstbesucher in
einer Prozession ans Grab von David Fuchs
zu einer kleinen Gebetsfeier. Superior Oster,
Generaloberin Schwester Judith Kaupp und
die Schwestern vom Generalrat stellten ein
Licht aufs schneebedeckte Grab als Dank
für seinen Glauben und seinen Mut, sich
der Not der Zeit zu stellen und zu handeln.
So ist er heute für uns ein Vorbild und eine
Herausforderung.
Schwester Dorothea Thomalla
Ohne David Fuchs wäre
Heiligenbronn heute nicht,
was es ist. Und ohne die Wallfahrt zum Heiligen Bronnen
mit der Schmerzensmutter
wäre David Fuchs nicht nach
Heiligenbronn gekommen.
franziskus-bote 1/11
Werk und Wirkung
von David Fuchs
Heiligenbronn. Anlässlich des 150-jährigen
Klosterjubiläums 2007 sind aus der Feder
bzw. unter Leitung des Historikers Ulrich
Windhab einige geschichtliche Materialien
zur Orts- und Klostergeschichte erarbeitet
worden, die auch Werk und Wirkung von
Klostergründer und Beichvater David Fuchs
(1825 – 1885) beinhalten.
In der Dauerausstellung „Von der Quelle
bewegt“, die in historischen Räumen im
Klosterhof aufgebaut ist und nach Vereinbarung besichtigt werden kann, stellt das
Leben und die Gründungszeit von David
Fuchs einen Abschnitt dar, da mit ihm die
Ortsgeschichte eine entscheidende Wende
erlebte. Die Ausstellung zeigt einige persönliche Gegenstände zur Erinnerung an
diese Persönlichkeit, die ihr Leben ganz in
den Dienst der Schwesterngemeinschaft,
der Erziehungsanstalt und des Gemeindelebens stellte. Die einzigen „Reichtümer“,
die er hinterließ, waren Messbücher, Bibeln
sowie ein Bierglas mit Gravur und ein
Messkännchen, die beide heute in der Ausstellung zu sehen sind. Wie der Ausschnitt
aus dem Heiligenbronner Totenbuch belegt,
hatte David Fuchs seine Mutter Susanne
Fuchs, geborene Vonier, nach Heiligenbronn
geholt und mitversorgt. Sie starb ein Jahr
nach ihm.
In der Ausstellung zu sehen ist auch das
einzige Porträt von David Fuchs, auf dem
er bereits von seiner Herzwassersucht
gezeichnet ist, sowie das älteste Foto aus
der Klostergeschichte von 1880.
Ein in der Ausstellung erhältliches Faltblatt
leitet zu einem geschichtlichen Spaziergang durch Heiligenbronn an, der auch auf
den Gemeindefriedhof mit dem Grab von
David Fuchs führt genauso wie auf den später angelegten Schwesternfriedhof, auf dem
auch einige Superioren begraben sind.
Dieses Bierglas mit seiner Gravur – möglicherweise
ein Geschenk zu seinem Priesterjubiläum – ist schon
fast die einzige persönliche Hinterlassenschaft des
Klostergründers von Heiligenbronn – zu sehen in
der Geschichtsausstellung „Von der Quelle bewegt“.
Buch von Ulrich Windhab
Ulrich Windhab würdigt Person, Werk und
Wirkung von David Fuchs ausführlich in
seinem Buch „Wallfahrt und Wohlfahrt“,
erschienen 2007 im Schwaben-Verlag,
Foto: Ronecker
lebendig erzählt und reichhaltig illustriert.
Es ist noch erhältlich im Heiligenbronner
Wallfahrtsladen.
Spendenkonto für
St. Andreas-Stiftung
Heiligenbronn/Varna. Die St. AndreasStiftung für soziale Arbeit in Bulgarien, die
im vergangenen Jahr in München gegründet
wurde (siehe franziskus-bote Nr. 4/2010),
ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz
in Meckenbeuren. Stiftungszweck ist die
Unterstützung des gemeinnützigen Vereins
Bulgarisch-Deutsches Sozialwerk St. Andreas
mit Sitz in Varna, dessen Mitglied die stiftung
st. franziskus heiligenbronn ist.
Von Heiligenbronn aus wird die St. Andreas-Stiftung zur Förderung des Sozialwerks
verwaltet. Die Stiftung hat ein eigenes
Spendenkonto eingerichtet:
Konto Nr. 649 86 80 bei der Liga-Bank,
Bankleitzahl 750 903 00.
Mit ambulanten medizinischen und pflegerischen Leistungen sowie auch mit Lebensmitteln werden in
der Region Varna alte, kranke und hilfsbedürftige Menschen durch das Bulgarisch-Deutsche Sozialwerk
unterstützt. Unser Bild zeigt Fahrer und Sozialarbeiter Prodan Eutschev beim Besuch einer Klientin.
Langfristige Hilfe
Die St. Andreas-Stiftung soll durch steuerlich
geförderte Zuwendungen und Zustiftungen
die soziale Arbeit des Bulgarisch-Deutschen
Sozialwerks langfristig absichern helfen.
franziskus-bote 1/11
Foto: Sozialwerk
Ansprechpartner für die St. AndreasStiftung sind die Vorstandsmitglieder
Norbert Rapp (Vorsitzender), Jakob Bichler
(stellvertretender Vorsitzender) und
Dr. Markus Nachbaur.
29
Kontaktadresse für die St.-AndreasStiftung: Kloster 2, 78713 Schramberg,
Telefon 049-(0)7422-569 314,
Fax 049-(0)7422-569 300, E-Mail:
[email protected].
✃
Bitte ausschneiden oder kopieren und faxen an 074 22 569-300
Oder per Post an stiftung st. franziskus heiligenbronn,
Redaktion franziskus-bote, Kloster 2, 78713 Schramberg-Heiligenbronn,
Telefax: 074 22 569-300, E-Mail: [email protected]
franziskus-bote
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Wenn Sie den franziskus-bote abbestellen, sagen Sie uns warum?
Unterschrift
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Ausgabe in Blindenschrift
Bitte schicken Sie mir eine Ausgabe des
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stiftung st. franziskus heiligenbronn
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Ja, ich möchte die sozialen Einrichtungen und Dienste der stiftung st. franziskus heiligenbronn dauerhaft unterstützen. Daher helfe ich mit einer regelmäßigen Spende!
Bitte buchen Sie ab dem
|
monatlich
jährlich
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25 Euro
| 20
bis auf Widerruf
_________ Euro von meinem Konto ab.
Vor- und Nachname:
Straße / Hausnummer:
PLZ / Ort:
Diese Einzugsermächtigung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen.
Ein Anruf genügt (Telefon: 074 22 569-388)
Die Stiftung verfolgt ausschließlich gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Zwecke. Spenden sind steuerlich absetzbar.
Sie erhalten nach Ablauf eines Kalenderjahres unaufgefordert eine Zuwendungsbestätigung.
Kontonummer:
BLZ:
Zwei neue Schulen für Kinder und Jugendliche mit
Hör- und Sehschädigungen schaffen Lebensper-
Bank:
spektiven. Die Bauarbeiten für das Schulgebäude
Kontoinhaber:
St. Benedikt in Heiligenbronn sind im Gange.
Wenn Sie diese große Investition in die Zukunft
junger Menschen unterstützen wollen, können Sie
die Stiftung mit einer Spende für „Wir machen
Datum / Unterschrift des Kontoinhabers
Schule“ oder der nebenstehenden Einzugsermäch-
Spendenkonto der Stiftung: 540 340 bei der Kreissparkasse Rottweil, BLZ 642 500 40
30
tigung helfen.
franziskus-bote 1/11
Das ist ja das Vorletzte!
Schnelle Truppe schickt
Glückwünsche im voraus
Heiligenbronn. Das Technikteam in
Heiligenbronn ist bekanntlich eine schnelle
Truppe, die auch gewohnt ist, kurzfristig zu
reagieren. Als nun Georg Müller, Mitarbekter im Referat Gebäudemanagement,
Ende November bei Hausmeister Martin
Schneiderhan angekündigt hatte, dass er
am darauffolgenden Tag auf einen Geburtstag gehe, machte im Werkhof St. Josef daraufhin das Gerücht die Runde, Herr Müller
hätte selbst am 1. Dezember Geburtstag.
Am 2. Dezember, schon in aller Frühe um
8.11 Uhr, erreichte Georg Müller eine Mail
des Technikteams mit angehängter Glückwunschkarte (siehe Foto). Diese war kurzfristig erstellt und von allen Anwesenden
eiligst unterschrieben worden, da alle davon
ausgingen, dass sie jetzt den Geburtstag
des Kollegen doch vergessen hätten.
„War ganz lustig, als ich dann klargestellt
habe, dass ich wirklich erst im Januar Geburtstag habe“, erzählt Georg Müller von
der folgenden Aussprache. Ist ja nur gut,
wenn die Hausmeister immer fleißig vorausdenken.
Wer hat den besseren
Daimler?
Heiligenbronn. Der Schnee schlug auch
diesen Winter wieder kräftig zu in Heiligenbronn und machte den Autofahrern oftmals
das Leben oder vielmehr das Starten schwer.
So auch eines Dezembermorgens beim Haus
St. Konrad, auf dessen Parkplatz ein Daimler-Fahrer so seine Schwierigkeiten hatte. Er
kurvte immer ein kurzes Stück hin und her
im Schnee zwischen den Parkplätzen.
Schwester Bonifatia Abberger vom
Kloster war zugleich mit ihrem Leiterwagen
an der Hand unterwegs in Richtung Bäckerei, Gnadenwasser und Backwaren transportierend. Sie schaute sich die verzweifelten Fahrversuche des Autofahrers an und
bemerkte nur ganz trocken, als sie ihr
Wägelchen am wartenden Auto vorbeizog:
„Mei Daimler isch besser!“
franziskus-bote 1/11
Schnelle Glückwunschkarte: sie kam einen
Monat zu früh.
Alter Rechner
soll ins Postfach
Heiligenbronn. Der Jahrespraktikant im
Sozialdienst für die Behindertenhilfe Erwachsene, Pierre Pulter, meldete dem Referat IT
in Person von Sven Zipperle: „Wir haben
einen Rechner übrig!“ Er war tatsächlich bei
einer Aufräumaktion im Praktikantenbüro
unter dem Waschbecken (!) unerwarteterweise aufgetaucht. Da aber der befürchtete
Notfall, dass die eigentlichen Dienstgeräte
ihren Geist aufgaben, seit Jahren doch nicht
eingetreten war, sollte der Praktikant den
Rechner zurückgeben.
Allerdings war IT-Mitarbeiter Sven Zipperle
so verdutzt über die ungewöhnliche Aussage, dass ein Rechner zu viel sei, dass er erst
nicht recht wusste, wass Pierre Pulter wollte. Schließlich gab er ihm aber Bescheid: er
solle ihn halt in den Postrücklauf tun! Dem
nun seinerseits verdutzten Sozialdienstteam
schwebte schon das Bild eines in die Postfächer gequetschten Rechners vor Augen,
aus dem womöglich nach mehreren Pressversuchen Kabel und Laufwerke raushängen.
Doch schließlich hatte Sven Zipperle ein Einsehen und holte den PC persönlich ab und
trug ihn ohne Umweg über die Hauspost
direkt zurück ins Referat IT.
Eselsbrücke für
Trainerin gefunden
Heiligenbronn. Die auswärtige Trainerin
Petra Ziegler kam zu einer Sprech- und
Stimmschulung nach Heiligenbronn und ließ
zu Beginn des Kurses die Teilnehmer sich
kurz vorstellen. Hierbei bemühte sie sich
31
auch gleich, sich deren Namen einzuprägen. Gedächtnisschwierigkeiten hatte sie
aber beim Namen der Abteilungsleiterin
Wirtschaft in der Einrichtung Heiligenbronn,
Elke Nachtsheim. Fachbereichsleiter Frank
King aus der Behindertenhilfe Erwachsene
wusste ihr da aber schnelle Abhilfe und
schuf eine einprägsame Eselsbrücke: „Frau
Nachtsheim ist die, die immer erst nachts
heim kommt – ganz einfach“. Das half
der Trainerin denn auch, auch wenn Elke
Nachtsheim die anderen aufklärte, dass die
Behauptung nicht wirklich zutreffe.
Kontroverse Diskussion
statt Strafgebühr
Varna/Burgas. Weil das Sozialwerk
St. Andreas in Varna/Bulgarien und das Kinderzentrum Roncalli in Burgas künftig eng
zusammenarbeiten sollen, bringt der Kleinbus des Sozialwerks das Leitungsteam mit
Margarita Dragneva, Vjara Koltscheva
und Jakob Bichler, der derzeit Geschäftsführungsaufgaben wahrnimmt, ins südlich
gelegene Burgas. Kurz vor der Stadt wird
der Bus von der Polizei gestoppt. Fahrer
Plamen war mit dem St. Andreas-Bus 20
Stundenkilometer zu schnell gefahren.
Schuldbewusst und mit einigen Schimpfwörtern auf den Lippen hält er an, steigt
aus und geht auf das Polizistenduo zu,
das ihn zur Seite winkt.
Es dauert ungewöhnlich lange, bis der
Fahrer wieder zum Bus zurückkommt.
Schließlich aber ist es so weit und es stellt
sich heraus, dass das Thema Geschwindigkeitsüberschreitung auf bulgarische Weise
behandelt wurde. Weil unter den Polizisten
ein Bekannter des Verkehrssünders war,
wurde die Geldstrafe erlassen. Stattdessen
wurde – in diesem Fall nur theoretisch –
die beiderseits interessierende Frage kontrovers diskutiert, ob nun unter den vielen
Schnapssorten der Pflaumen- oder der
Aprikosenschnaps besser schmeckt. Der
Wartezeit im Bus nach zu schließen, gingen
die Meinungen hierüber lange Zeit auseinander, bis schließlich der Kompromiss gefunden war: der hieß Traubenschnaps! Mit
einem solchen wird dann später auf die
Ankunft in Burgas und den glücklichen Ausgang des Polizeistopps angestoßen.
Foto: Ronecker
Auch an ihrem 100. Geburtstag besuchte die Narrenzunft Schramberg
gemeinsam mit der Stadtmusik Anfang
März die große närrische Schar der Stiftung im Elisabetha-Glöckler-Saal Heiligenbronn. Mit einem Hanselsprung
zu den Klängen des Schramberger
Narrenmarsches ziehen jedes Jahr die
Kleidlesträger der Zunft in den Saal
und erfreuen das bunt kostümierte
närrische Stiftungs-Volk mit einem
Brezelsegen. Hansel, Brüele, Narro und
Bach-na-Fahrer beschenken unter
ohrenbetäubendem Lärm die fleißig
singenden, springenden und winkenden Narren aus den Wohngruppen und
Förderzentren, die reichlich Brezeln,
Würstle und Schokolädle erhalten.
Im flotten Takt der Kapelle tanzen
schließlich groß und klein, behinderte
und nichtbehinderte Menschen, zünftig
und unzünftig Gekleidete miteinander,
bevor Maskenträger, Elferräte und
Musiker wieder winkend ausziehen
und die Fasnetsparty mit eigenem Programm fortgesetzt wird.
stiftung st. franziskus heiligenbronn
Kloster 2
78713 Schramberg-Heiligenbronn
Telefon: 0 74 22 569-0
Telefax: 0 74 22 569-300
E-Mail: [email protected]
Internet: www.stiftung-st-franziskus.de
Spendenkonto: 540 340
BLZ: 642 500 40, Kreissparkasse Rottweil