Neue Drogen - Harmlos oder gefährlich? Sicher

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Neue Drogen - Harmlos oder gefährlich? Sicher
Gefahren von alten und neuen
DrogenDr. med. Andreas Schaper
Giftinformationszentrum-Nord der
Länder Bremen, Hamburg,
Niedersachsen und Schleswig-Holstein
(GIZ-Nord)
Georg-August-Universität Göttingen
Universitätsmedizin Göttingen
Wilhelmshaven, 23. Oktober 2014
1
A. Schaper
Geschichte


Drogen

2
Napoleon I. (17691821)
Tod auf St. Helena
durch chronische
Arsen-Intoxikation?
Diskussion noch
nicht
abgeschlossen
1811: größte
Ausdehnung
des
Kaiserreiches
unter Napoleon
 War Köln war
Frankreich ?
 Départment 16
oder 24 ?
 Roer, Rhin-etMoselle
Drogen
A. Schaper

3
Napoleon
Drogen
A. Schaper
Drogen
Fokus auf:
 Kokain,
insbesondere
Body Packer
 Ecstasy und
Amphetamine
 Liquid Ecstasy,
GHB

4
Drogen
A. Schaper
Drogen
Ursprung des Wortes aus dem
Holländischen
 droog = trocken, getrocknete Ware
 dann nach Frankreich la drogue
 dann als Lehnwort „Droge“ nach
Deutschland
 im engeren Sinne, Substanz, die eine
berauschende Wirkung ausübt

5
Drogen
A. Schaper
Drogen
Einige legale Drogen, wie z. B. Alkohol
 Viele illegale, also verbotene, Drogen
 Haschisch, Kokain, Heroin, Ecstasy
 Somit enge Verbindung zum kriminellen
Milieu
 Herstellung, Transport (Schmuggel),
Verkauf („dealen“) sind verboten!!

6
Drogen
A. Schaper
Drogen
Praktisch allen Drogen gemeinsam ist
ihre berauschende Wirkung (auf das
Gehirn)
 Klar, was soll auch sonst berauscht
werden?
 Alle Drogen können zu ausgeprägten,
mitunter lebensbedrohlichen,
Gesundheitsschäden führen

7
Drogen
A. Schaper
Alkohol
Synonyme: Sprit, Stoff, Bölkstoff, Fusel,
Feuerwasser
 Natürlich in Bier, Wein, Wodka, etc.
 Auch in Medikamenten,
Reinigungsmitteln, Kosmetika

8
Drogen
A. Schaper
Alkohol - Vergiftungsbild
Leicht bis tötlich !
 Leicht: Euphorie, Torkeln
(Verletzungsgefahr!)
 Mittelschwer: Erbrechen, Eintrübung
des Gehirns
 Schwer bis lebensbedrohlich:
Kreislaufversagen, Atemstörung,
Dialyse (Blutwäsche) möglich
 Achtung: „Komasaufen“ !!!

9
A. Schaper
Designerdrogen


Drogen

10
Definition: synthetisch hergestellte
Rauschstoffe, deren Molekülstruktur auf der
Basis von Leitstrukturen schöpferisch
entworfen („designt“) wurde
mit der Absicht, ein Rauschmittel herzustellen
heute im allgemeinen Sprachgebrauch
deutlich weiter gefasst
Drogen
A. Schaper
Designerdrogen
Amphetamin und Amphetaminderivate
 wie z.B. Ecstasy
 „Street names“: u.a. Pep, XTC, Adam,
Eve, Mitsubishi, Dennis menace, Vint
(russisch = Schraube)
 Keine Designerdrogen im engeren
Sinne: Liquid ecstasy, Herbal ecstasy
 Kokain, Heroin

11
Drogen
A. Schaper
Geschichte
Synthese des Prototyps
Amphetaminsulphat Ende der 20er
Jahre des letzten Jahrhunderts
 1944 Synthese von Methylphenidat
durch Leandro Panizzon
 Ritalin nach „Rita“ dem Vornamen der
Ehefrau
 beeindruckt von der
Leistungssteigerung beim Tennis

12
Drogen
A. Schaper
Geschichte
Im 2. Weltkrieg als Aufputschmittel
 Kamikaze-Flieger
 seit 1960er Jahren Missbrauch von
Amphitaminen als Droge
 heute Bedeutung als „Tanzdroge“ z.B.
in der Techno-Szene

13
Drogen
A. Schaper
Ecstasy-Pillen
14
A. Schaper
Amphetamine



Drogen

15
Struktur ähnlich
Überträgerstoffen im
Zentralnervensystem
ZNS-Stimulans
als Medikament bei
AufmerksamkeitsDefizit-Syndrom (ADS)
„Zappel-Philipp-Kinder“
Drogen
A. Schaper
Amphetamine
16
A. Schaper
Drogen
Amphetamine: Vergiftungsbild
Überstimulation
des Sympathicus
 Therapie rein
symptomatisch
 cave: Volumen
 physikalisch
kühlen

17
Drogen
A. Schaper
Belgien

18
Nicht nur
Bier und
Pommes,
sondern
auch
Drogen!
Drogen
A. Schaper
Erfahrungen aus Gent
Van Sassenbroeck et al.
 „Medical problems related to
recreational drug use at nocturnal
dance parties“
 Analyse klinisch-toxikologischer Daten
von zwei Großveranstaltungen 2001
 „I love techno“ und „De Nacht“
 37.000 und 12.000 Teilnehmer

19
Drogen
A. Schaper
„De Nacht“ und „I love techno“
Medizinische Probleme bei ca. 60 -70 /
10.000 Teilnehmern
 Drogenassoziierte medizinische
Probleme bei ca. 15 / 10.000
 Insbesondere GHB und Ecstasy
 Anekdotisch: Schulterluxation
 Bemerkenswert: „Amnesty Box“

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A. Schaper
Mindestens 3 verschiedene
Ecstasies:
„normales Ecstasy“
 Liquid Ecstasy

GHB (Gamma Hydroxybutyrat), Somsanit
 GBL (Gammabutyrolacton)
 1,4 Butandiol

Drogen

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Herbal Ecstasy - aus Ephedra
Drogen
A. Schaper
Heroin
Spritzen = fixen
 Extrem gefährliche Droge!
 Sehr hohes Suchtpotential
 Droge ist sehr teuer
 Daher Beschaffungskriminalität (Raub,
Diebstahl, Prostitution)

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Drogen
A. Schaper
Heroin
Vergiftung lebensgefährlich
 Wegen Atemlähmung
 „Goldener Schuss“
 Vor mehreren Jahrzehnten
 „Kinder vom Bahnhof Zoo“

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Drogen
24
A. Schaper
Drogen
A. Schaper
KO-Tropfen
Viele verschiedene Drogen
 Oft liquid ecstasy
 Aufpassen in der Disco
 KO-Tropfen werden ins Getränk
gemischt
 Kann zu Filmriss führen
 Hintergrund: Diebstahl oder
Vergewaltigung

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Drogen
A. Schaper
Cannabis
Verwendung von Cannabis hat eine
Jahrtausende alte Tradition
 Älteste Hinweise aus China bereits
2737 v. Chr.
 Kaiser Shen Nung empfahl es bei:
Verstopfung, Gicht, Frauenkrankheiten,
Malaria und Geistesabwesenheit

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Drogen
A. Schaper
Cannabis
„Karriere“ als Droge
 Heutzutage Cannabis und
Cannabinoide in der Diskussion bzgl.
der Verwendung als Medikament
 Mögliche Indikationen: u. a. Schmerzen,
Spastiken bei MS, Anorexie, Kachexie,
Übelkeit, Erbrechen, Depression

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Drogen
A. Schaper
Cannabis
Synonyme: Hasch, Haschisch, Shit,
Pot, Gras, Joints, schwarzer Afghane,
grüner Libanese, Marihuana
 Produziert aus dem Harz der CannabisPflanze

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Drogen
A. Schaper
Vergiftungsbild
Angstzustände
 Hunger, Durst, Magen-Darm-Symptome
 Praktisch immer Konjunktivitis, d. h.
gerötete Augen
 Ataxie (Torkeligkeit) bis Koma
 Herz-Kreislaufstörungen

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Drogen
30
A. Schaper
A. Schaper
Neue Drogen




Drogen

Synthetische
Cannabinoide
Legal Highs
Krokodil aus
Russland
Desomorphin
GIZ-Nord 1 Fall
in Kiel
Quelle: Bild.de, Zugriff am
1.10.2012, 19 Uhr
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A. Schaper
Synthetische Cannabinoide
•
•
•
•
Drogen
•
•
32
Illegale Herstellung
Oft nach Informationen aus einer
Publikation eines J. W. Huffman
(JWH)
In Räuchermischungen
Z. B. Spice
Aus dem Internet und aus Headshops
Große Gefahr seit einigen Jahren
Drogen
A. Schaper
SPICE-Wirkstoff „JWH-018“
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Drogen
A. Schaper
Fallvorstellung – Patientin 1
w. 19 Jahre
 13 Stunden vor Aufnahme
Gewürzmischung „Jamaican Spirit“
geraucht
 Vorstellung Notaufnahme wegen
Myoklonien und V. a. generalisierten
Krampfanfall

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Drogen
A. Schaper
Fallvorstellung – Patient 1
Toxikologische Analytik ergibt Hinweis
auf JWH 250-Konsum
 Ausführliche neurologische Diagnostik
ohne pathologische Befunde
 Nach 4 Tagen beschwerdefrei aus der
stationären Behandlung entlassen

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A. Schaper
Fallvorstellung – Patient 2




Drogen

36
m. 23 Jahre
2 Stunden vor Aufnahme Gewürzmischung
„Monkeys go banana“ geraucht
Vorstellung wegen Angst und Tachycardie
Toxikologischer Nachweis synthetischer
Cannabinoide (lokal) nicht möglich
Entlassung beschwerdefrei nach 24 Stunden
Drogen
A. Schaper
Diskussion
Katz-und-Maus-Spiel
 Kaum ist eine Substanz verboten,
erscheint eine neue auf dem Markt
 Zentrale Rolle für diese Problematik
spielt eine Publikation von John W.
Huffman aus dem Jahre 2003

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Drogen
A. Schaper
Diskussion
Seit dem Nachweis synthetischer
Cannabinoide in Spice, z. B. JWH-018,
Handel in vielen Ländern verboten
 Mittlerweile Vielzahl von
Gewürzmischungen
 Aus Headshops oder über das Internet
 Wettrennen zwischen Anbietern und
Überwachungsbehörden

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A. Schaper
Drogen
Folgen
Symptomatik nach Konsum von diesen
zahlreichen synthetischen Cannabinoide
nicht vorhersehbar
 Siehe Patientin 1 mit V. a. Krampfanfall
 Es handelt sich nicht um Medikamente
 Somit vor Markteinführung keine Studien
 Praktisch alle Symptome möglich (Leber,
Lunge, Herz, etc. )

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A. Schaper
Die Büchse der Pandora


Drogen

„Geschenk“ von
Zeus an die
Menschheit
Rache für
Prometheus‘
Feuerdiebstahl
Das Öffnen brachte
Plagen und Unheil
über die Welt
Quelle: Wikipedia
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Drogen
A. Schaper
Kokain
Herstellung aus der Koka-Pflanze in
Südamerika
 Schmuggel nach Europa und in die
USA (dazu gleich mehr)
 Kokain wird normalerweise geschnupft
 Kokainvergiftung kann lebensgefährlich
sein
 Es gibt kein Gegengift

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A. Schaper
Vergiftungsbild Kokain

generalisierte Gefäßverengung
ZNS-Symptome (u.a. Krampfanfälle,
intracerebrale Blutungen)
 Herzinfarkt
 Perforationen im Magen-Darm-Trakt

Drogen

42
Lokal Schädigung der
Nasenscheidewand
Drogen
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A. Schaper
Drogen
A. Schaper
Inkorporation von Drogen
Bodypacker: „mules“; Drogenkuriere,
die mit Rauschgift gefüllte Behältnisse
verschlucken
 Bodypusher: Drogenkuriere, die sich
mit Drogen gefüllte Behältnisse rektal
oder vaginal einführen
 Bodystuffer: Dealer oder User, die mit
Drogen gefüllte Päckchen verschlucken
(Beweismittel)

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A. Schaper
Drogen
Rö-Bild
Bodypacker
45
Drogen
A. Schaper
Kokain Bodypacker
Leitsymptom der schweren Kokain-Intox.:
generalisierter Krampfanfall
 V. a. Kondomruptur bei Bodypacker
 notfallmäßige Laparotomie
 Entfernung der Behältnisse durch
Operation (“Bauch aufschneiden”)
 Schmuggler ohne SymptomeÜberwachung

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A. Schaper
Drogen
Glastoilette Flughafen FFM
47
A. Schaper
Drogen
mit Kokain gefüllte Kondome
48
A. Schaper
Rö-Bild Bodypusher
n = 280
i.d.R
unproblematischer
Verlauf
Drogen
1 Fall mit drohendem
Darmverschluss
49
A. Schaper
Body packer, n= 2880
Anzahl Fälle body packer (FFM, 1985 - 2001)
43
2817
63
Drogen
20
nicht symptomatisch
50
nicht operiert, verstorben
operiert, überlebt
A. Schaper
Drogen
Schmuggelrouten:
rot - Kokain / blau - Heroin
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Drogen
A. Schaper
Diskussion
 100
x 10g Kokain bei
einem Transport
 Wert 50.000 US $
 Entgelt für bodypacker:
3.000 US $
 Kondomruptur ist
lebensbedrohlich
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A. Schaper
Body packer






Drogen

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industriell gefertigte Behältnisse
Trainingscamps
Übungsobjekt Muskatellertrauben
meist 20-30 Bodypacker in einem Flugzeug
Bewachung durch „guards“
Schulungen der Flugbegleiter
verdächtig: Economy-class Passagiere, die
während Langstreckenflug weder Nahrung
noch Getränke konsumieren
Drogen
A. Schaper
Verunreinigungen
Können zur Gefahr der Drogen
hinzukommen
 Blei in Haschisch in Leipzig
 Anthrax in Heroin europaweit
 Methanol in Schnaps in der Türkei
 Großes Problem: Russland, Norwegen,
Estland, Tschechische Republik

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Drogen
A. Schaper
Internationaler
Terrorismus
55

GIZ-Nord in zahlreichen europäischen
Frühwarnsystemen, z. B. für Drogen

Jetzt „brandneu“: ECHEMNET

Aufbau eines EU-weiten Netzwerkes bei
grenzüberschreitende Gefahr oder Bedrohung
durch Chemikalien

Projektpartner: u. a. Public Health England,
schwedisches Verteidigungsministerium,
Niederlande, Spanien
A. Schaper
Zusammenfassung
 Alkohol
Drogen
 Designerdrogen,
Amphetamine,
Ecstasy
 Heroin, Kokain
 Cannabis und synthetische
Cannabinoide
 Kokain body packing
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A. Schaper
Herzlichen Dank !
Merci beaucoup !
Thank you very much !
СПАСИБО !
Muchas gracias !
Dziękuję bardzo !
¡ Muito obrigado !
Hartelijk dank voor Uw belangstelling!
Drogen
謝謝
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