Pressemeldung MaMo vom 01. August 2008

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Pressemeldung MaMo vom 01. August 2008
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MANNHEIMER
Freitag
MANNHEIM
MORGEN
1. AUGUST 2008
Auszeichnung: Firma Epyxs ist
Ort im „Land der Ideen“
Waldhof
Mahnungen für
Kulturhaus gestoppt
„Eine Arbeit
für das
Gemeinwohl“
Einige 1000 Euro Schulden hat das
Kulturhaus Waldhof inzwischen angehäuft, weil der Kulturverein die
stark angestiegenen Energiekosten
nicht mehr zahlen kann. Der Komplex aus Gaststätte und Sporthalle
trägt sich nicht mehr – auch darum
will sich der Kulturvereinsvorsitzende Klaus Schillinger zurückziehen
(wir berichteten). Stadt und MVV
verschaffen den Ehrenamtlichen
nun eine Verschnaufpause: „Die
Mahn- und Vollstreckungsverfahren
werden auf Eis gelegt, bis sich die
Verantwortlichen getroffen haben“,
erklärt Peter Triendl, Assistent von
Bürgermeister Christian Specht.
Specht wollte diese Woche einen
Runden Tisch ins Leben rufen, dies
muss aber auf September – nach der
Ferienzeit – verschoben werden. cos
Die Firma Epyxs ist von der Standortinitiative „Deutschland – Land
der Ideen“ als „Ausgewählter Ort“ im
Land der Ideen geehrt worden.
Epyxs kämpft gegen Produktpiraterie und entwickelt digitale Konzepte,
um Marken, Dokumente und Transaktionen vor Fälschern zu schützen.
Die Jury war überzeugt von der
„richtungsweisenden, zukunftsorientierten und dem Gemeinwohl verpflichtenden Arbeit“ des Unternehmens. Erst dieses Jahr wurde es gegründet; Leiter ist Professor Bernhard Wirnitzer von der Hochschule
Mannheim. Er nahm die Auszeichnung im neuen Mafinex-Technologiezentrum von Leiter Bernhard
John entgegen.
Bürgerbegehren
Abgeordnete aus
Karlsruhe hilft mit
Kampf gegen Produktpiraterie
Herzstücke bei Epyxs sind Datenspeicher und Signaturen. Zwei Beispiele: „DataGrid“ ist ein 2D-Code,
der auf Produkte gedruckt wird. Er
ermöglicht es, den Weg von Waren
zu verfolgen und sie vor Parallelimport zu schützen. „ClusterCode“ ist
eine digitale Signatur, die Fälschungen und Plagiate bei Massendruckerzeugnissen wie Verpackungen
verhindert. Bernhard Wirnitzer und
sein Team tüfteln schon seit 1998 –
damals noch als Forschungsgruppe
an der Hochschule. Produktpiraterie
ist brisant: Jährlich werden Waren,
Dokumente und Transaktionen im
Wert von rund 700 Milliarden Euro
gefälscht.
Die Bundesregierung und die
Wirtschaft tragen die Initiative
„Deutschland – Land der Ideen“ und
wollen damit die Stärken des Standortes hervorheben. Täglich wird ein
Unternehmen als einer von 365 „Orten der Ideen“ ausgezeichnet. 1500
hatten sich beworben.
jung
w
Mehr Infos zur Initiative auf
www.land-der-ideen.de
Freude: Bernhard Wirnitzer und
Mitarbeiter Slavi Bonev (r.).
BILD: JUNG
Expressives Gitarrenspiel: Jim Kahr bringt Bluesgefühl in seine Improvisationen. Morgen spielt er bei „Jazz im Quadrat“.
BILD: PROSSWITZ
Jazz im Quadrat: Bluesgitarrist Jim Kahr präsentiert am Samstag auf den Kapuzinerplanken ein Jazz-Projekt
Abenteuerliche Saiten-Wege
Von unserem Redaktionsmitglied
Georg Spindler
Von einer unbekannten Seite wird
sich der Bluesmusiker Jim Kahr beim
nächsten „Jazz im Quadrat“-Konzert
am Samstag, 2. August, 13 bis
16 Uhr, auf den Kapuzinerplanken
vorstellen: Der Gitarrist präsentiert –
eigens für unsere „MM“-Konzertreihe – ein Jazz-Projekt, bei dem er neben seinen Gesangsstücken auch
längere Improvisationen zum Besten geben wird.
Viele seiner Fans werden diese
Facette in Jim Kahrs vielfältigem
Schaffen nicht kennen. Der Mann
aus dem amerikanischen Chicago,
der einst mit John Lee Hooker den
Weg nach Deutschland fand, hat
sich als Meister des modernen Blues
einen Namen gemacht. Als einer, der
Boogies und Shuffles, Slide-Gitarren-Stücke und soulige Balladen,
Folk- und Rocksongs in seinem Repertoire hat, die er mit kurzen, knackigen Soli krönt.
Aber Kahr hat noch mehr zu bieten als scharfkantig geschliffenen
Chicago-Blues. Er besitzt auch eine
jazzige Seite, liebt etwa die Instrumentals des – zu Unrecht vergesse-
nenen – Gitarrenvirtuosen Earl Hooker, spielte selbst in der Band des
zwischen Blues und Jazz changierenden Gitarren-Pioniers T-Bone
Walker und hat ein Faible für Jazzgrößen wie Wes Montgomery und
George Benson.
Im Alltagsgeschäft als Bluesmusiker kann Jim Kahr diese Aspekte seines Gitarrenspiels nur andeuten;
dass er sehr wohl die Klasse, das
Formgefühl und die Spielfantasie
besitzt, um auch weit ausschwingende Improvisationen über mehrere Chorusse hinweg zu gestalten, das
wissen nur die eingefleischten Kenner seiner Musik. Bei seinem „Jazz
im Quadrat“ wird er diese Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Tenorsaxofon dabei
Seine Band – Ulf Lenske (Rhythmusgitarre), Alex Logel (Hammondorgel), Michael Heise (Bass), Denis
Bildstein (Schlagzeug) – hat Kahr für
dieses Konzert um den Tenorsaxofonisten Ralph Delgado erweitert. Der
gebürtige Puerto-Ricaner hat sich
durch seine Mitwirkung bei Popbands wie den No Angels und Me
And The Heat einen Namen gemacht, begann seine Karriere aber in
Jim Kahr
쮿 Der Gitarrist und Sänger, 1953 in
Chicago geboren, wurde mit 16 Jahren Berufsmusiker.
쮿 Er hatte Blues-Legenden als Lehrmeister: Hound Dog Taylor brachte
ihm die Slide-Gitarre bei, außerdem
Johnny Shines das Spiel auf der
Blues-Mandoline.
쮿 1971 nahm er seine erste Platte in
der Band von Jimmy Rogers auf. Kahr
hatte (oft als einziger Weißer) Engagements bei Junior Wells, Bobby
Bland und John Lee Hooker, mit dem
er 1978 nach Deutschland kam.
쮿 Seither veröffentlicht Kahr Soloal-
ben. Für seine CD „Incredibly Live!“
bekam er 1996 den Deutschen
Schallplattenpreis. gespi
Salsa- und Big Bands. Mit dieser
Truppe wird Kahr unter anderem
Stücke aus dem Repertoire von Wes
Montgomery, dessen swingende Akkordspielweise er selbst meisterhaft
beherrscht, und von George Benson
präsentieren. Seine bekannten Bühnenklassiker, wie etwa Marvin Gayes
„Inner City Blues“, stellt Kahr in jazzigen Versionen vor. Aber natürlich
gibt’s auch einige von Kahrs Publikumsfavoriten wie „Born To Boogie“
oder „Keep ’em Hot“. Sogar seine
Mandoline bringt der Gitarrist mit,
„denn die kann man auch swingend
spielen“, erklärt er. Unterstützt von
rollenden Orgel-Linien und im Dialog mit Delgados Saxofon, werden
aber auch Funk- und Soul-Elemente
nicht zu kurz kommen.
Dafür dass auch Kahrs Jazz-Ausflüge mit bezwingender Authentizität über die Bühne kommen, bürgt
der Mann aus Chicago durch seine
Biografie. „Weißt du, es gibt viele
Leute, die den Blues spielen“, sagt
der Gitarrist, der am Rand des
schwarzen Southside-Ghettos aufgewachsen ist. „Aber ich weiß, wie
der Blues riecht, wie er schmeckt,
wie die Gegenden aussehen, in denen er entstanden ist.“
Und Kahr kennt all die Geheimnisse und Doppeldeutigkeiten, den
„Double Talk“ des Genres, über die
nur der Bescheid weiß, der im BluesMilieu groß geworden ist.
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Der Eintritt zum „Jazz im Quadrat“-Konzert ist frei.
Kurz vor Schluss der Zeichungsfrist
leistete gestern die Karlsruher Bundestagsabgeordnete Karin Binder
von der Linkspartei Amtshilfe beim
Unterschriftensammeln für ein Bürgerbegehren. Die Initiative „Nein zu
Block 9“ möchte so ein Bebauungsplanverfahren für den neuen Steinkohleblock des Großkraftwerks erzwingen. Wie bereits angekündigt,
findet am Samstag, 2. August, 19 Uhr
eine Kulturveranstaltung im Capitol
statt, die Zeichnungsfrist läuft bis
Mittwoch, 6. August.
lang
KALENDERBLATT
Vor einem Jahr
Nach zehn Jahren Dienstzeit wird
Sozialdezernentin und Erste Bürgermeisterin Mechthild Fürst-Diery offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Die Politikerin erreicht am 24.
August die Altersgrenze von 65.
Vor zehn Jahren
Die neue „Polizeiverordnung über
das Halten und Führen gefährlicher
Hunde in Mannheim“ tritt in Kraft.
Besitzer von „Kampfhunden“ brauchen eine Erlaubnis für die Haltung
ihrer Tiere.
Vor 50 Jahren
Die in Mannheim stationierten Soldaten der siebten amerikanischen
Armee wollen insgesamt 21 000
Mark sammeln, damit eine schwer
herzkranke Schülerin von einem
Herzspezialisten in Minnesota operiert werden kann.
Kinder-Uni Medizin: Gestern weitere Vorlesungen
Historisches: Das erste Serienauto der Welt, das auf Vorrat gefertigt werden konnte
Hände waschen bitte schön
Vater des Benz-Velocipeds heißt Brecht
Eines dürften die Jung-Studis gestern beim zweiten Veranstaltungstag der Kinder-Uni Medizin gelernt
haben: Händewaschen nach dem
stillen Örtchen oder Spielen im
Dreck mag zwar als doof empfunden
werden, ist aber superwichtig – weil
mit Seife und Wasser 99,9 Prozent
der Keime einfach weg gespült werden. Was unsichtbare Winzlinge wie
Bakterien für große Folgen haben
können, erfuhren die Kinder von
Professor Dr. Herbert Hof, Spezialist
für medizinische Mikrobiologie und
(Lebensmittel-)Hygiene. Viele praktische Botschaften bekamen die
Für jeden Sprössling, der die Kinder-Uni Medizin – ein Gemeinschaftsprojekt von
Klinikum und „MM“ – besucht, gibt es ein Teilnahmediplom. BILD: KLINIKUM/RINDERSPACHER
Mädchen und Buben vermittelt: Beispielsweise, dass ein Apfel mit einer
Faulstelle komplett weggeworfen
werden sollte, weil das Gift auch dort
sitzt, wo die Frucht nicht braun ist.
Von einem besonderen Geschenk
des Lebens berichtete bei dem zweiten Vorlesungsthema Chirurg Dr.
Roderich Bönninghoff. Dass so viele
Menschen wie im Stadtteil Feudenheim leben, nämlich um die 12 000,
allein in Deutschland auf ein Organ
warten, machte den Kindern klar,
wie viele Kranke auf die Hilfsbereitschaft anderer Menschen angewiesen sind. Außerdem konnten die
jungen Hörsaal-Besucher eine Frau
befragen, die vor einigen Jahren von
ihrem Ehemann, ebenfalls als Gesprächspartner bei der Kinder-Uni,
eine Niere gespendet bekommen
hat.
Angesichts von Eltern-Nachfragen weisen wir noch einmal daraufhin: Die Karten sind so gut wie ausverkauft. Lediglich für die Nachmittag-Vorlesungen am Dienstag, 5. August, gibt es noch einige Resttickets
(je ein Euro) bei den „MM“-Kundenforen. Außerdem hat das Klinikum
vereinzelte Tickets, auch für den 7.
August – zu erfragen bei Stefanie
Müller (0621/3 83 40 98).
wam
Am Wochenende wird die BerthaBenz-Fahrt nach Pforzheim vor 120
Jahren gefeiert. Danach baute Carl
Benz seine Fahrzeuge mit ViktoriaKutschaufbau – allerdings heftig kritisiert vom Branchenblatt „Radmarkt“, um sie noch mehr dem damaligen Status-Symbol anzunähern, dem eigenen Pferdegespann
mit Kutsche, berichtet Experte Professor Hans-Erhard Lessing.
Doch das war offenbar nicht die
richtige Zielgruppe, wie Benz in einem späteren Interview sagte.
„Wenn ich erklärte, ein Wagen dieser
Art werde 2000 bis 3000 Mark kosten,
so wurde mir regelmäßig erwidert:
‚Bevor man sich auf einen Maschinenwagen setzt, kauft man sich doch
lieber Chaise und Pferde, das sieht
viel feiner aus, als solch ein Fuhrwerk.“ Die Kutschenfraktion war
eben gegen die Verlockungen eines
motorisierten Fuhrwerks immun,
denn das Pferdegespann sollte ja gerade demonstrieren, dass der Besitzer sich die Pferdehaltung leisten
konnte.
Der Durchbruch zum Serienauto,
das wegen der Nachfrage auf Vorrat
gefertigt werden konnte und rund
1200 mal verkauft wurde, kam erst
1893 mit dem Benz-Velociped, das
später mit Kindersitzbänkchen und
Josef Brecht und Carl Benz (li.) auf der Viktoria, hinten die verfehlte Zielgruppe. Erst
Brechts Benz-Velociped, hier mit Klara Benz, kam bei Radfahrern an.
BILD: ZG
Pneus Benz-Comfortable hieß. Man
hatte diesen Erfolg bisher Carl Benz
gutgeschrieben. Doch die zum Jubiläum der Mannheimer Benzwerke
wiederaufgelegte Firmenschrift „Die
Benzwagen“ enthält eine kleine Sensation. Das Benz-Velo - wie es das
Firmenarchiv abkürzt - war demnach das Konzept des Kaufmanns
Josef Brecht gewesen, der später als
Firmenchef nach Carl Benz’ Austritt
ebenfalls den Karlsruher Ehrendoktor erhielt. Brecht, dessen Bruder
Prokurist der Adler-Fahrradwerke in
Frankfurt war, hatte richtig erkannt,
dass die Radfahrer-Avantgarde die
richtige Zielgruppe war.
Dass das Benz-Velociped mit
Fahrrad-Anmutung nicht ein BenzBaby war, konnte man bisher nur indirekt aus dem Interview herauslesen, wo er es etwas geringschätzig als
„kleines Ding“ bezeichnete.
red
SIGNIERSTUNDE
Am Samstag, 2. August, steht Professor Hans-Erhard Lessing zwischen 10 und 13 Uhr am Start der
Bertha-Benz-Fahrt (Planken/
Wasserturm) zur Signierstunde des
Raritäten-Bandes des Wellhöferverlags „Der Benz-Wagen – vom
ersten Automobil zum Weltrekordwagen 1913“ bereit.