- Sternfreunde Münster

Transcrição

- Sternfreunde Münster
Zeitschrift der Sternfreunde Münster e. V.
24. Jahrgang
V
2011
V Nr. 2
Aus dem Inhalt:
Kugelsternhaufen am Frühlingshimmel
Der periodische Fehler - Teil 2
Mondfinsternis „über“ Brochterbeck
3.- Euro
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Andromeda
Inhalt
Editorial ......................................................................................................... 4
Mondfinsternis „über“ Brochterbeck ............................................................ 5
Kugelsternhaufen am Frühlingshimmel ........................................................
Beobachtung von Exoplaneten ......................................................................
Ein fotografischer Mondatlas der Sonderklasse ............................................
Sternfreunde Menden entdecken Supernova früher ......................................
Der periodische Fehler Teil 2 - Messung ......................................................
Buchbesprechung: Full Moon .......................................................................
Bildnachweise ...............................................................................................
Space Shuttle - eine Ära geht zu Ende ..........................................................
Was? Wann? Wo? ..........................................................................................
Für namentlich gekennzeichnete Artikel sind die Autoren verantwortlich.
Impressum
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Redaktion:
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Titelbild:
2. U-Seite:
Rückseite:
Sternfreunde Münster e. V.
Sentruper Straße 285, 48161 Münster
Wolfgang Domberger, Michael Dütting,
Ewald Segna (V.i.S.d.P.), Michael Seifert, Hermann Soester
Michael Dütting, Telemannstr. 26, 48147 Münster
02 51 98 746 68
Auflage: 200 / August 2011
l. M51 - Bernhard Roer, r. M51 mit SN 2011dh - Oliver Homberg,
Heiko Blödorn, Andreas Pietsch
o. Partielle Phase der Mondfinsternis - Andreas Göttker
u. Space Shuttle Atlantis landet mit Bremsfallschirm - NASA
Sternfeldaufnahme mit M51 - Bernhard Roer
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Andromeda
Editorial
...und hallo...
.... dranbleiben!
Es ist schon einige Zeit her: Prof. Dr.
Hilmar Duerbeck hielt einen Vortrag
über „Novae“, Sterne die plötzlich aufleuchten und somit teilweise sogar für
das bloße Auge sichtbar am Firmament
leuchten.
Sehr anschaulich erzählte er von der
Beobachtungsnacht in Chile auf La
Silla, wie er das große Teleskop auf die
Koordinaten fahren lies, erste Aufnahmen machte; weitere folgten im Laufe
der Nacht. Diese verabschiedete sich
dann auch; es dämmerte leicht. Er packte
seine Sachen, nahm die Datenträger mit
den Ergebnissen der Beobachtungssession mit. Er war müde und wollte nur noch
ins Bett. Aber da ist trotz der Müdigkeit
eine unbändige Neugier, die Fotoplatten
doch noch vor dem Schlafengehen zu
untersuchen. Gibt es etwas darauf zu
entdecken?
Er verglich die Aufnahmen mit früher
gemachten Platten und entdeckte einen
neuen Stern, eben wie sich später herausstellte, eine Novae. Hellwach meldete er den Fund per E-Mail an die entsprechende Stelle der Astronomischen
Community. Müde aber zufrieden fiel
er gegen 7:00 Uhr ins Bett.
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Drei Sternfreunde aus Menden testeten
eine CCD-Kamera. Sie nahmen als Testobjekt die Galaxie M51 im Sternbild der
Jagdhunde ins Visier. Die Kamera war
in Ordnung, die Bilder wanderten auf
die Festplatte. Bearbeitung für später
vorgesehen. Am nächsten Tag per email Eilmeldung: Supernova in M51
entdeckt. Oliver, Heiko und Andreas
holten darauf hin ihre Aufnahme von
M51 des Vorabends aus dem Archiv
und verglichen sie mit einer älteren
Aufnahme. Und siehe da: Die SN war
sehr schön zu sehen (siehe auch Titelbild). Und die Aufnahme war sogar zwei
Stunden früher gemacht worden, als die
der offiziellen Entdecker!
Schade, Schade!
....
Am 8. Juli machte sich zum letzten Mal
ein Spaceshuttle - Atlantis - auf in den
Weltraum, der ISS, der Internationalen
Weltraum-Station, einen Besuch abzustatten. Fünf Tonnen Nutzlast wurden
mitgenommen. Die nächsten Jahre sind
die Amerikaner auf die russischen Sojus-Raketen angewiesen, um weiterhin
die ISS anzusteuern.
....
Die Epsilon Aurigae-Kampagne der
Sternfreunde Münster ist beendet. Seit
ungefähr Anfang Juni leuchtet der Stern
wieder im „alten“, sprich maximalen
Licht. Über 53GB an Daten an ca. 150
Tagen, pardon, Nächten gewonnen,
warten auf die Auswertung.
....
Ewald
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Andromeda
Mondfinsternis „über“
Brochterbeck
oder Fernsehunterhaltung einmal ganz anders
Hermann Soester
„Ja, die Chiropraktiker, liebe Zuschauer, hatten heute wieder viel zu tun im
Land, Sie wissen schon, den Nacken
einrenken …..“ Thomas Bug, Moderator der „Aktuellen Stunde“ des WDR
hatte wohl vor seiner Anmoderation des
Berichtes über die Mondfinsternis seine
Hausaufgaben nicht richtig gemacht,
sonst hätte er gewusst, dass der Sommervollmond ungefähr dort steht wie
die Wintersonne ein halbes Jahr später,
nämlich verdammt niedrig am Horizont.
Außerdem wären wir, die Sternfreunde
Münster, bei drohender Nackenstarre
selbstverständlich unserer gemeinnützigen Pflicht nachgekommen, und
hätten eine öffentliche Beobachtung am
Naturkundemuseum durchgeführt.
„Stehung“ aus und Andreas Göttker,
Michael Dütting, Jochen Borgert, Björn
Voss und ich nutzten die so gewonnene
Zeit, um die am besten geeigneten
Standplätze am Hang hinterm Haus
für die Teleskope auszukundschaften.
Der 15“ Dobson war, genau wie der 8“
„Kinderdobson“ schon aufgebaut und
musste nur noch verschoben werden.
Jochen stellte seinen Refraktor auf,
der kleine 80mm Reiserefraktor war
auch mit von der Partie, genauso wie
ein weiteres Linsenfernrohr. Zu uns
und Veronika Böhm sowie Martina
Göttker gesellten sich dann nach und
nach Mirko Wienke mit seinem 76mmNewton sowie Wolfgang Domberger,
Für die Beobachtung einer totalen
Mondfinsternis sechs Tage vor der Sommersonnenwende braucht man vor allem
eine gute Horizontsicht von Osten nach
Süden. Deshalb lud Andreas uns in das
Göttkersche Anwesen mit Hanglage im
schönen Brochterbeck (dem phonetisch
wohl westfälischsten aller Orte, wenn
man es richtig ausspricht) ein. Die um Patrick Seelheim und Helmut Piel von
19.30 Uhr anberaumte Vorstandssit- den Sternfreunden dazu. Auch Andrezung artete jedoch zunehmend in eine as‘ Bruder Wigbert und Schwägerin
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Andromeda
Anne Göttker schlossen sich uns an.
Nachbar Klaus Aertker hatte den Grill
in Betrieb genommen, sodass wir uns
zwischendurch mit Rostbratwurst im
Brötchen stärken durften. Stärken, wofür? Für die Mondfinsternis, sollte man
eigentlich annehmen. Doch die drohte
den ganzen Abend hinter einer dichten
Wolkendecke verborgen zu bleiben.
Immerhin bot unser Standort einen
herrlichen Blick wohl über das gesamte
Münsterland, und wir konnten an den
sich entleerenden Wolken gut erkennen,
wo es gerade kräftig regnete. Außerdem
entschädigte uns zwischenzeitlich ein
prächtiger Sonnenuntergang, der ab und
zu aus den Lücken erstrahlte, ein wenig
für die trüben Aussichten. Dass es trotz-
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dem nie langweilig wurde, lag natürlich
in erster Linie am gemütlichen Beisammensein mit Würstchen und autofahrerfreundlichem alkoholfreiem oder mit
Limonade gemischtem Bier, gepaart
mit einem grenzenlosen Optimismus,
der vor allem von Björn ausging. Aber
auch andere Zeitgenossen haben es
verdient in diesem Zusammenhang erwähnt zu werden. Da ist zum Beispiel
Amphimallon solstitiale, (man beachte
die Astronomie im 2. Teil des wissenschaftlichen Namens) zu nennen. Der
gerippte Brachkäfer, auch „Junikäfer“
genannt, ist ein possierliches kleines
Tierchen aus der Familie der Blatthornkäfer, genau wie sein berühmter
Verwandter, der Maikäfer, von dem er
auch wie eine Miniaturausgabe daherkommt. Zwar ist diese Spezies größtenteils harmlos, schließlich verfügt
sie über kein kräftiges Gebiss oder gar
einen Stachel. Doch legt dieser Käfer
dem Menschen gegenüber ein Verhalten
an den Tag, das Psychologen gerne als
„distanzlos“ bezeichnen. Immer wieder schlugen Anwesende um sich oder
zappelten wild herum, mit dem Ziel,
sich diese Viecher vom Leib zu halten.
Als mir ein Exemplar direkt in den
Gehörgang kroch, hatte ich jedenfalls
endgültig die Nase voll.
Für die meiste Kurzweil sorgte allerdings WDR-Berichterstatterin Franziska („nennt mich doch einfach Franzi“)
Noriega, die mit Ton- und Kameramann extra aus Düsseldorf angereist
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Andromeda
kam, um unser Treiben rund um die
Mondfinsternis Fernsehzuschauern in
ganz Nordrhein-Westfalen zugänglich
werden zu lassen. Dass ihr Vater Südamerikaner, ihre Mutter Rheinländerin
ist, erklärt nicht nur die ungewöhnliche
Namenskombination, sondern auch ihr
bemerkenswertes Temperament, das
sich nicht nur bei Junikäferattacken
entfaltete. Andreas war ihrem Charme
dermaßen erlegen, dass er sich sogar
dazu hinreißen ließ, für die Fernsehkamera mit dem vereinseigenen 80mm
Reiserefraktor aus dem Spalt seiner
ansonsten noch immer optikfreien
Sternwartenkuppel herauszulugen.
Aber auch uns andere hatte sie ganz
gut im Griff. Als Björn das Wort „Regentropfen“ vernehmen ließ, wir alle
zu den Teleskopen eilten, um diese
abzudecken, das WDR-Team aber gerade nicht drehbereit war, stellten wir
brav die ganze Szene noch mal nach.
Zum Glück fiel diese Peinlichkeit dem
Schnitt zum Opfer.
Ansonsten sollten wir einfach das
tun, was wir immer tun, wenn wir so
beisammen sind und beim Befragen
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auf keinen Fall direkt in die Kamera
schauen, nur Franzi angucken.
Wir lernten auch eine Interviewform
kennen, deren Bezeichnung ich leider
vergessen habe: Mehreren Personen
wird hintereinander dieselbe Frage gestellt und die Antworten werden später
so zusammen geschnitten, dass diese
sich die Antwort scheinbar untereinander aufteilen (zu hören und sehen bei
Michael, Veronika und Mirko).
Gegen 21.30 Uhr (und nicht, wie im
WDR-Beitrag behauptet, eine Stunde
später) wollte ich von meinem ägyptischen Freund Aiman Hakim wenigstens seine sicherlich unbewölkten
Eindrücke vom Treiben des Erdschattens auf dem Mond schildern lassen und
griff zum Mobiltelefon. Der hatte von
Kairo aus (30° 03‘ n. B. und 31° 15‘ ö.
L.) auf seinem Weg zur Arbeit sogar
den Beginn der Totalität beobachten
können. Diese Handyaktion erschien
dem WDR dann auch ausstrahlungswürdig. Der einmontierte „Ägypter“ am
Newtonteleskop stammte aber wohl aus
dem WDR-Archiv, mir ist er jedenfalls
gänzlich unbekannt.
Inzwischen war der Mond auch bei uns
verfinstert aufgegangen, leider handelte
es sich dabei um eine doppelte Verfinsterung. Aber noch hatten wir Zeit
und Björn versprühte weiterhin seinen
schon erwähnten Optimismus. Auch als
um 22.13 Uhr die Mitte der Finsternis
erreicht war, änderte sich nichts an ihrer
wolkenbedingten Unbeobachtbarkeit.
Schließlich gab ich auf.
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Andromeda
Die grausame Vorstellung eines um
5.30 Uhr am nächsten Morgen anspringenden Weckers in Kombination mit
der Trostlosigkeit des Brochterbecker
Himmels ließ eine Viertelstunde vor
dem Ende der Totalität (23.03 Uhr)
in mir doch den Entschluss reifen, die
Szene zu verlassen. Schade! Als ich
schon eine Weile auf der A1 Richtung
Münster fuhr, passierte doch noch das
nicht mehr Erwartete: Am südlichen
Himmel tat sich eine Lücke auf und
der nicht mehr ganz verfinsterte Mond
trat deutlich hervor. Für ein paar Minuten kam ich in den seltenen, aber
auch etwas zweifelhaften Genuss einer
Windschutzscheibenmondfinsternis,
mit regelmäßigen Blicken auf den
fließenden Verkehr, versteht sich. Eine
gewisse Traurigkeit über das verpasste
Gemeinschaftserlebnis stellte sich
natürlich schon ein. Trotzdem durfte
ich die Begeisterung der Geduldigen
in Brochterbeck in gewisser Hinsicht
und im Nachhinein doch noch miterleben. Schließlich war ja das Fernsehen
dabei.
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Andromeda
Kugelsternhaufen am
Frühlingshimmel
klare Durchsicht gestatteten Vergrößerungen bis zum optischen Limit. Lautes
Vogelgezwitscher kündigte schließlich
den nahenden Morgen an, der eine
phantastische Beobachtungsnacht leider viel zu schnell beendete.
Beobachtungen mit hohen
Vergrößerungen
Hans-Georg Pellengahr
Nach durchgängigem Regen am Vortag bot sich mir in der Neumondnacht
vom 01./ 02.06.2011 ein Himmel mit
besten Beobachtungsbedingungen.
Eigentlich eine Nacht für Kattenvenne, aber selbst auf der recht gut gegen
Streulicht abgeschirmten häuslichen
Terrasse in Laer bot mir diese Nacht
Außergewöhnliches.
Ich wollte versuchen, mit meinem 10“
Newton (Galaxy-Dobson mit 254 mm
Pyrex-Spiegel, f= 1.250 mm, f/5) einige
Kugelsternhaufen des Frühlingshimmels so weit wie möglich bis in ihren
Kern hinein aufzulösen.
Die Zeit der um diese Jahreszeit besonders langen Dämmerung bis zum Eintritt weitgehender Dunkelheit nutzte ich
dazu, meine Zielobjekte mit Hilfe der
drehbaren Himmelskarte und dem Deep
Sky Reiseatlas aus dem Oculum Verlag
zu orten. Gegen Mitternacht - endlich
- wurden Detailbeobachtungen mit
ausreichendem Kontrast und höheren
Vergrößerungen möglich. Die ungewöhnlich ruhige Luft und die infolge
des Regens am Vortag außerordentlich
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Allen Kugelsternhaufen näherte ich
mich mit folgenden Okularen, die an
meinem 10“ Newton f/5 die nachfolgend angegebenen Vergrößerungen
liefern:
Televue Panoptic 35 mm
(68º Gesichtsfeld)
V = 36 x
Televue Ethos 13 mm
(100º Gesichtsfeld)
V = 96 x
Baader Hyperion Zoom 24 - 8 mm
(68º Gesichtsfeld)
V = 52 - 156 x
Televue Ethos 8 mm
(100º Gesichtsfeld)
V = 156 x,
2x Barlow = 313 x
Vixen LV 6 mm
(45º Gesichtsfeld)
V = 208 x,
2x Barlow = 417 x
Pentax S MC XW 5 mm
(70º Gesichtsfeld)
V = 250 x,
2x Barlow = 500 x
Televue Nagler Zoom 6 - 3 mm
(50º Gesichtsfeld)
V = 208 - 417 x
Televue Radian 10 mm
(60º Gesichtsfeld)
V = 125 x,
2x Barlow = 250 x
Kasai Ortho 12,5 mm
(43º Gesichtsfeld)
V = 100 x,
2x Barlow = 200 x
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M 3 / NGC 5232
Andromeda
Mit M 3 / NGC 5 232 im Sternbild
Canes Venatici eröffnete ich den Reigen. Dieser Kugelsternhaufen ist etwa
32.000 Lichtjahre (Lj.) von uns entfernt
und erstreckt sich über 18’, real über
ca. 180 Lj..
Im 8 x 50 Sucher zeigt er sich als
kleines, aber schon recht helles Fleckchen, das an einen unscharf eingestellten Stern erinnert und damit bereits
einen Kugelsternhaufen erahnen lässt.
Schon bei geringer Vergrößerung ist er
im Teleskop eindeutig als solcher zu
identifizieren.
Ab V = 100x werden in den Randbereichen Einzelsterne sichtbar. Bei
Höchstvergrößerung schließlich gelingt
die Auflösung von M 3 bis fast in den
Kern hinein. Bei indirektem Sehen
blitzen im Zentrum vor nebligem Hintergrund zahlreiche Einzelsterne auf.
Die hellsten Mitgliedssterne von M 3
leuchten mit 12,7 mag.
Der visuelle Eindruck ist durchaus mit
dem nachfolgenden Foto (das natürlich
noch mehr Sterne zeigt) vergleichbar.
M 3 (Wikipedia Commons)
M 53 / NGC 5024
Mit 61.270 Lj. ist das nächste Beobachtungsobjekt, der Kugelsternhaufen
M 53 / NGC 5024 im Sternbild Coma
Berenices, fast doppelt so weit von uns
entfernt wie M 3, zudem erreichen seine
hellsten Mitgliedssterne nur 13,8 mag.
M 53 erstreckt sich am Himmel über
ca. 13’ (M 3 demgegenüber 18’), real
ist M 53 mit 232 Lj. allerdings erheblich größer als M 3. Weiter entfernt und
mit weniger hellen Mitgliedssternen
ausgestattet, erscheint M 53 jedoch
deutlich lichtschwächer und kleiner.
Seine Kernregion bleibt neblig diffus,
lediglich im Randbereich sind Einzelsterne erkennbar.
Selbst bei hohen Vergrößerungen
gelingt keine vollständige Kernauflösung, jedoch verbreitern sich die
Randbereiche, d. h. es werden dort immer mehr Einzelsterne erkennbar. Bei
indirektem Sehen und nach längerer
Beobachtung blitzen vor dem neblig
diffus bleibenden Zentrum einige
Einzelsterne auf.
Südöstlich von M 53, nur 6,2’ entfernt,
steht der auffällige Doppelstern Struve
648 mit 9,5 mag Helligkeit und 87“
Abstand der verschiedenfarbigen Komponenten. Im 8 mm TV Ethos Okular
steht dieser - selbst beim Einsatz einer
2x Barlowlinse u. somit über 300-facher Vergrößerung - noch mit M 53 im
gemeinsamen Gesichtsfeld, ein schöner
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Anblick, auch wenn M 53 aufgrund
der größeren Entfernung und seiner
weniger hellen Mitgliedssterne nicht so
spektakulär erscheint wie M 3.
M 5 / NGC 5904
Im Sternbild Serpens Caput, dem
Kopf der Schlange, steht mein nächstes Zielobjekt: M 5 / NGC 5904, der
dritte Frühlings-Kugelsternhaufen. Mit
27.000 Lj. ist er uns näher als M 3 und
erstreckt sich über 23’, real entspricht
seine Ausdehnung mit 178 Lj. in etwa
der von M 3; seine hellsten Mitglieder
leuchten mit 12,2 mag und übertreffen
damit diejenigen von M 3.
Bereits im 8 x 50 Sucher gibt sich
M 5 als heller runder Nebelfleck zu
erkennen. Im 10“-Newton werden ab
V = 96 x in den Randbereichen Einzelsterne sichtbar. Da der Kern von
M 5 kompakter, also deutlich dichter
und zugleich heller ist als derjenige
von M 3, lässt er sich nicht gänzlich
auflösen. Mit zunehmender Vergrößerung werden die Außenbereiche jedoch
immer breiter und lassen interessante
Sternenketten und -muster erkennen.
Insofern sind hohe Vergrößerungen also
auch bei diesem Objekt unbedingt lohnenswert. Der visuelle Eindruck ähnelt
dem folgenden Foto aus dem Palomar
Observatory Sky Survey (POSS), zeigt
aber natürlich weniger Sterne.
M 5 (Palomar Observatory Sky Survey)
M 13 / NGC 6205
Inzwischen hat sich das Sternbild Herkules dem Zenit genähert und bietet
damit optimale Beobachtungsmöglichkeiten. Seine beiden Kugelsternhaufen
M 13 / NGC 6205 und M 92 / NGC
6341 sind meine nächsten Zielobjekte.
M 13 ist ca. 25.000 Lj. von uns entfernt
bei einem realen Durchmesser von
145 Lj., die Ausdehnung am Himmel
beträgt 20’. Aufgrund seiner Helligkeit
von 5,7 mag. vermag ich diesen wohl
bekanntesten Kugelsternhaufen des
Nordhimmels bereits mit bloßem Auge
als schwachen Nebelfleck zu erkennen.
Bereits der Anblick im 8 x 50 Sucher
lässt einen Kugelsternhaufen vermuten. Im 10“-Newton schließlich ist M
13 ein wirklich spektakuläres Objekt,
dessen hellste Sterne mit 11,9 mag
leuchten.
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Mit zunehmender Vergrößerung gelingt
die Auflösung bis in den Kern hinein,
ohne dass dafür indirektes Sehen
erforderlich wäre. Eine Vielzahl von
Sternketten tritt deutlich hervor, ein
Meer von Sonnen (Schätzungen gehen
von etwa 1 Mio. Mitgliedssternen aus),
die auch visuell bereits unterschiedliche
Farben erkennen lassen. Bei Vergrößerungen jenseits 200 x (probiert habe ich
bis V = 500 x) meint man durch den
Kugelsternhaufen hindurchzusehen.
Die Sternketten ähneln einem Spinnennetz.
entfernt, aber mit einer Ausdehnung
von 14’, real 108 Lj., kleiner als M
13. Seine hellsten Sterne leuchten mit
12,1 mag. etwas schwächer (M 13:
11,9 mag).
Die Gesamthelligkeit von M 92 liegt
mit 6,4 mag unterhalb der Sichtbarkeitsgrenze für das bloße Auge. Im 8 x
50 Sucher zeigt er sich als defokussierter Stern, was bereits seine wahre Natur
erahnen lässt.
M 92 (Palomar Observatory Sky Survey POSS)
M 13
www.stargazer-observatory.com
Im 10“-Newton löst das HyperionZoom 24 - 8 mm M 92 mit steigender
Die beiden hellen Vordergrundsterne Vergrößerung (52 x bis 156 x) vom
Rand aus zunehmend immer mehr
leuchten mit 7 mag.
auf.
- Wikipedia Commons - (Ausschnitt)
M 92 / NGC 6341
Ebenfalls im Sternbild Herkules und
keineswegs weniger interessant ist der
Kugelsternhaufen M 92 / NGC 6341.
Mit 27.000 Lj. nicht viel weiter von uns
Ein Vergleich mit dem uns nur 2.000
Lj. näheren M 13 lässt deutlich den mit
108 Lj. (gegenüber 145 Lj.), geringeren
Durchmesser von M 92 erkennen.
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Ab V = 156 x werden auch im Kern- grund nicht aufgelöster Haufenmitbereich von M 92 immer mehr Einzel- glieder Einzelsterne hervor.
sterne sichtbar, allerdings erscheinen
diese auch noch bei V 417 x vor dem
verschwommenen Schimmer weiterer
nicht aufgelöster „Hintergrundsterne“.
Dadurch wirkt das Zentrum von M 92
fast dreidimensional, ein phantastischer
Anblick, von dem ich mich nur schwer
losreißen konnte. Aber vor Anbruch
der Morgendämmerung wollte ich
zumindest noch ein weiteres Objekt
aufsuchen.
M 56 / NGC 6779
Diesen Kugelsternhaufen im Sternbild
Lyra hatte ich zuvor noch nie beobachtet. Er ist ca. 33.000 Lj. entfernt und
mit einem Durchmesser von nur 86 Lj.
relativ klein, so dass er sich nur über 9’
erstreckt. Die Mitgliedssterne von M
56 sind zwischen 13 und 16 mag hell
und somit relativ lichtschwach. Das
Auffinden dieses Kugelsternhaufens
im Sternenmeer der Milchstraße ist
demzufolge etwas anspruchsvoller. Im
Fernglas, aber auch im 8 x 50 Sucher,
hilft indirektes Sehen. Im Teleskop gibt
sich M 56 dann aber schon bei geringer
Vergrößerung als Kugelsternhaufen zu
erkennen. Zu seiner weiteren Auflösung
bedarf es auf jeden Fall einer Öffnung
von mind. 6 - 8“. Der 10“-Newton löst
M 56 weitgehend auf. Bei genauem
und geduldigem Hinschauen blitzen
im Zentrum bei indirektem Sehen vor
einem diffus schimmernden Hinter-
M 56 (Palomar Observatory Sky Survey POSS)
Das TV Ethos 8 mm mit 2x Barlow (V
= 313 x) zeigt aufgrund seines großen
Gesichtsfeldes M 56 hinter einem Vorhang schwächerer Vordergrundsterne.
Wir beobachten M 56 durch einen rund
12.000 Lj. entfernten Spiralarm unserer
Milchstraße hindurch.
Die mit 13 - 16 mag relativ lichtschwachen Mitgliedssterne von M 56
setzen der Vergrößerung im 10-Zöller
bei spätestens 400 x eine Grenze. Das
Bild wird einfach zu dunkel. Bereits
ab V = 200 x gelingt die Fokussierung
aufgrund der geringen „Tiefenschärfe“
nur noch mit dem 1 : 10 untersetzten
Okulartrieb. Wenn dann aber die
Scharfstellung gelungen ist: ein toller
Anblick.
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Fazit:
Diese Beobachtungsnacht hat gezeigt,
dass bei optimalem Seeing hohe und
höchste Vergrößerungen bis an die
optische Leistungsgrenze des vorhandenen Teleskops bei Kugelsternhaufen
unbedingt lohnenswert sind. Wenn das
Zielobjekt nicht gar zu lichtschwach
ist, erschließt Vmax (= Öffnung in mm
x 2) eine Menge zusätzlicher Informationen.
Probieren Sie’s einfach mal. Auch ich
habe die Beobachtung von Deep-SkyObjekten früher allzu oft schon bei
relativ geringer Vergrößerung beendet
und auch allzu schnell das nächste Objekt angesteuert. Heute nehme ich mir
für jede Einzelbeobachtung viel mehr
Zeit und probiere bei gutem Seeing
grundsätzlich auch in aller Ruhe die
Tauglichkeit und Wirkung höherer
Vergrößerungen aus. Ich bin immer
wieder verblüfft, was ich dabei zu sehen
bekomme.
ler. Sterne, also punktförmige Lichtquellen, erhalten dadurch einen immer
größeren Kontrast zum Hintergrund.
Schwache Sterne sind demzufolge
am besten bei hoher Vergrößerung zu
sehen. Je nach Beobachtungsbedingungen und natürlich dem vorhandenen Equipment wird das Limit mit
höchstem Informationsgewinn früher
oder später erreicht. Probieren Sie’s
wie ich einfach mal aus. Es lohnt sich.
Und Sie werden es künftig häufiger
tun.
Bezüglich der optischen Zusammenhänge sowie der optimalen Ausschöpfung des eigenen Equipments zur Erzielung bestmöglicher Beobachtungsergebnisse verweise ich auf meinen
in der Andromeda-Ausgabe 1/2010,
S. 16 ff. veröffentlichten Artikel „Die
Bedeutung der Austrittspupille und
der maximalen Pupillenweite des
Betrachters bei der teleskopischen
Himmelsbeobachtung.“
Besonders zu beachten ist hinsichtlich
der Scharfstellung allerdings, dass diese
am optischen Limit zumeist nur noch
mit untersetztem Okulartrieb gelingt.
Geben Sie auf keinen Fall zu schnell
auf, spielen Sie mit dem Feintrieb, ganz
langsam und vorsichtig, und auf einmal
ist doch was zu sehen.
Nach 30 Jahren ist das Shuttle-Programm der NASA nun eingestellt
worden. Dazu erzählte der Astronaut
Stan Love einen alten NASA-Witz:
Das Space Shuttle sollte erstens billig
und zweitens sicher sein und drittens
die Raumfahrt in eine solche Routine
verwandeln, dass es beinahe schon
Mit Steigerung der Vergrößerung wird langweilig ist.
der Himmelshintergrund immer dunk- Eins von dreien wäre gar nicht schlecht.
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Andromeda
Beobachtung von Exoplaneten im Rahmen
eines „Jugend forscht“
Projektes
Daniel Kuna
Ich hatte mich im Herbst 2010 dazu
entschlossen, bei der diesjährigen Wettbewerbsrunde von „Jugend forscht“
mitzumachen, hatte aber noch kein
Thema. Da fiel mir ein Artikel über die
Entdeckung des Exoplaneten Gliese
581g im Sternbild Waage in die Hände.
Dies war die Initialzündung für meine
Idee, ob es wohl möglich ist, einen
Exoplaneten mit Amateurmitteln zu
beobachten und nachzuweisen.
Zuerst verschaffte ich mir einen Überblick über die Methoden, die zur
Anwendung kommen, um einen Exoplaneten nachzuweisen zu können.
Bei meinen Recherchen fand ich drei
Methoden für einen indirekten Nachweis (eine direkte Beobachtung ist
aufgrund der Entfernung und Größe
des Exoplaneten nicht möglich), die
im professionellen Bereich häufig zur
Anwendung kommen.
Zum einen gibt es das Dopplereffektverfahren, bei dem die Rot- bzw.
Blauverschiebung des Sternenlichtes ausgelöst durch einen Exoplaneten, der
um den Stern kreist - gemessen wird.
Dann gibt es eine photometrische Methode, bei der man die Helligkeit des
Sternes während des vorhergesagten
Transits über mehrere Stunden hinweg
photometrisch dokumentiert. Dabei
kann der vorherziehende Exoplanet für
eine minimale Bedeckung des Sterns
sorgen und so die Helligkeit geringfügig verringern.
Zuletzt gibt es noch den Gravitationslinseneffekt. Darunter versteht
man die Verstärkung des Lichts eines
Hintergrundobjekts durch Gravitationslinseneinwirkung eines Vordergrundsterns. Die Verstärkung nimmt zu und
wieder ab, während sich der Stern vor
dem Hintergrundobjekt vorbeibewegt.
Dieser Helligkeitsverlauf kann durch
einen vorhandenen Planeten des Vordergrundsterns eine charakteristische
Spitze in der gemessenen Helligkeit
erhalten.
Nach weiteren Recherchen wurde
klar, dass - wenn überhaupt - nur die
Photometriemethode mit vertretbaren
Amateurmitteln realisierbar ist.
So setzte ich mich zunächst mit einem
Mitglied der Sternfreunde Münster
e.V., Gerd Neumann, in Verbindung
und erläuterte ihm mein Vorhaben. Da
in unserem Verein leider keinerlei technische Möglichkeiten für eine derartige
Beobachtung vorhanden sind, gab er
mir den Tipp, mich an die Fachgruppe
Spektroskopie der VdS (Vereinigung
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der Sternfreunde), an die Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft für veränderliche Sterne (BAV) und an die AAVSO
(American Association of Variable Star
Observers) zu wenden.
Nach einer Vielzahl von E-Mails,
Weiterempfehlungen und weiteren
möglichen Ansprechpartnern erhielt ich
eine E-Mail von Herrn Dr. Dieter Husar
(Mitglied der BAV), der sich bereit
erklärte, mich bei meinem Vorhaben
zu unterstützen. Als Mitbegründer der
Stiftung „Interaktive Astronomie und
Astrophysik“ hat er Zugriff auf ein
geeignetes, ambitioniertes Amateurteleskop. Hierbei handelt es sich um
das kürzlich von der Stiftung ins Leben gerufene SATINO-Projekt (Small
Automatic Telescope für INternet
Oberservations) in Südfrankreich, das
aus zwei Remoteteleskopen besteht, die
sich am OHP befinden (Observatoire de
Haute Provence, ca. 60km nord-östlich
von Aix-en-Provence entfernt).
SATINO-1, ein 20-cm Schmidt Cassegrain-Teleskop (reduced f = 0,95m)
wurde im April 2009 in einem renovierten Beobachtungsgebäude am OHP
installiert. Das zweite Teleskop, SATIONO-2, ein 30-cm Spiegelteleskop, ist
seit Ende März 2010 auf einer stabilen
Knicksäule montiert. Als Montierung
kommt hierbei eine ASA DDM-85 zum
Einsatz, eine Montierung mit „direct
drive“, mit der eine ausgezeichnete
Nachführgenauigkeit von besser als 0,2
Bogensekunden erzielt wird. Darüber
hinaus sind die Teleskope und die dazugehörigen Rechner für die Programmierung und Steuerung der Teleskope via
Internet über ein von Herrn Dr. Dieter
Husar entwickeltes, recht einfaches
System ansteuerbar.
Da dieses Projekt der Stiftung insbesondere für Schüler, Studenten und Amateurastronomen gedacht ist, stellte es
eine optimale Basis für mein geplantes
Projekt dar.
Um ein möglichst großes Verständnis
für das von mir ausgewählte Projekt zu
bekommen, legte ich sehr großen Wert
auf eine eigenständige Erarbeitung
der internetbasierten Steuerung der
Remote-Teleskope und die Auswertung
der bei den Beobachtungen anfallenden
Daten.
Viele Abende, z.T. bis weit in die
Nacht mit mehrstündigen Telefonkonferenzen waren notwendig, um sich
mit Hilfe von Herrn Dr. Dieter Husar
in die Steuerung des Teleskopes, die
Beobachtungsplanung und die Auswertungssoftware einzuarbeiten.
Die ersten Testauswertungen mittels
des Freeware-Programms Muniwin
beruhten auf schon vorhandenen Daten.
Hierfür verwendete ich eine Beobachtungsreihe des Exoplaneten HAT-P
19-b (Sternbild Andromeda), die am
16
2/11
Andromeda
23.10.2010 durchgeführt wurde. Trotz
kleiner Anfangsschwierigkeiten gelang es mir eine zufriedenstellende
Lichtkurve zu der Beobachtung zu
erstellen. Nach weiteren ähnlichen
Auswertungen hieß es dann, eine
erste, eigene Beobachtung zu planen.
Hierfür musste es in Südfrankreich
(am Teleskopstandort) wolkenloses,
trockenes Wetter geben. Auch sollte ein
geeigneter Exoplanet, der hoch genug
am Nordhimmel steht (> 30°), aus der
tschechischen Datenbank TRESCA,
der Variable Star and Exoplanet Section of Czech Astronomical Society,
zur Beobachtung ausgewählt werden.
Ebenso müssen möglichst gleich helle
Sterne in der Umgebung des Muttersterns des Exoplaneten sein, damit
man deren Helligkeit mit der des „Zielsterns“ bei der späteren Auswertung
abgleichen kann.
Und zu guter Letzt musste auch Herr
Dr. Dieter Husar Zeit haben, um alles
im Hintergrund überwachen zu können,
damit es nicht zu einer falschen Handhabung des Teleskopes kam.
Aufgrund all dieser Vorbedingungen
ergaben sich nur wenige mögliche Beobachtungstermine, was nicht zuletzt
auch am relativ schlechten Wetter im
Herbst 2010 in Südfrankreich lag.
Parallel zur Beobachtungsplanung
mussten die Vorbereitungen für meinen
Stand auf dem Regionalwettbewerb,
der am 25. Februar 2011 in Münster in
der Stadthalle Hiltrup stattfinden sollte,
vorangetrieben werden. Viele Stunden
flossen in die Erarbeitung des Gesamtlayouts und ansprechender Plakate für
die Standpräsentation.
Für die Konzeption eines interessanten
Demo-Experimentes blieb schließlich
nicht mehr viel Zeit, da auch die Erstellung der eigentlichen schriftlichen
Arbeit viel Zeit in Anspruch nahm.
So entschied ich mich für den Regionalwettbewerb den Dopplereffekt bei
Schallwellen als Analogieexperiment
zur Dopplereffektmethode zu zeigen.
Zwischenzeitlich hatte es noch technische Probleme mit dem Dach über
den Teleskopen gegeben, sodass schon
angesetzte Beobachtungstermine ausfallen mussten. Nach erfolgter Reparatur und Automatisierung wurde es dann
doch am Abend des 16.01.2011 ernst.
Um 19:30 Uhr begann ich via Internet
das Teleskop auf den Exoplaneten
WASP-12b, der im Sternbild Fuhrmann
vorzufinden ist, auszurichten und den
Ablauf für die Beobachtung festzulegen. Anschließend wurden automatisch
alle 120 Sekunden Aufnahmen für die
spätere Auswertung von dem umgebenden Ausschnitt des Sternenhimmels
gemacht. Der Transit des Exoplaneten
sollte um 0:13 MEZ (am 17.01.2011)
beginnen und um 3:19 Uhr MEZ (ebenfalls 17.01.2011) enden. Bis 21:35 Uhr
lief alles wie geplant, ca. 60 Aufnahmen
wurden bis dahin gemacht, aber dann
17
2/11
Andromeda
schob sich eine Wolke vor den entsprechenden Bereich des Sternenhimmels
und die Beobachtung musste leider
abgebrochen werden.
Da der 17. Januar aber gleichzeitig der Stichtag für die Abgabe der
schriftlichen Fassung meiner „Jugendforscht“-Arbeit im Online-Forum war,
konnte ich bis dahin nur von diesem
einen - leider gescheiterten - Versuch
berichten. Aber so schnell gab ich
nicht auf - es war ja noch mehr als
Zeit genug bis zum entscheidenden
Tag des Regionalwettbewerbes, den
25. Februar 2011.....
Der nächste Versuch fand dann gleich
am 24.01.2011 statt. Es herrschte gutes
Wetter in Südfrankreich, das SATINOTeleskop war nicht anderweitig reserviert und es gab einen Kandidaten, der
laut TRESCA gut beobachtbar sein
würde. Hierbei handelte es sich um den
Exoplaneten XO-2b, der alle 2,6 Tage
seinen Mutterstern (gelber Zwergstern)
umrundet und so vergleichsweise oft für
einen beobachtbaren Transit sorgt. Zu
finden ist er im Sternbild Luchs, also
in ausreichender Höhe am nördlichen
Sternenhimmel, um das Teleskop sauber nachführen zu können. Entdeckt
wurde dieser Exoplanet 2007 von
Christopher Burke, ebenfalls mittels
der Photometriemethode (!). Aufgrund
seiner extrem hohen Masse (180 Erdmassen) wird davon ausgegangen, dass
es sich hier um einen Gasplaneten, ähnlich Jupiter, handelt. Trotz dieser kurzen
Zeit der Bekanntheit ist XO2-b bis dato
einer der am meisten von Amateuren
beobachteten Exoplaneten. Damit sollte
er optimal geeignet sein für eine erste
eigenständige Beobachtung.
Am Beobachtungstag wurde spätnachmittags das Teleskop programmiert,
sodass es während des angekündigten
Transits dem Zielstern optimal nachgeführt werden konnte. Alle 2,5 min
ließ ich von der CCD-Kamera des Teleskopes eine Aufnahme machen, was
nachher zu insgesamt 245 Aufnahmen
führte.
Am nächsten Tag folgte dann die Auswertung dieser Beobachtung und diese
ergab eine sehr schöne Lichtkurve:
Die Datenpunkte der Auswertung zeigen die Differenzhelligkeit zwischen
dem Variable Star (Zielstern - mit
dem Exoplaneten XO2-b) und einem
möglichst gleich hellen, benachbarten
18
2/11
Andromeda
Vergleichsstern (Comparison Star).
Um das Gesamtergebnis zu verbessern,
wird dann ein Vergleich mit weiteren
Comparison Stars oder auch Check
Stars durchgeführt und anschließend
daraus eine Durchschnittslichtkurve
errechnet:
schen 7-8 Uhr musste der Stand aufgebaut werden. Anschließend gab es
eine Eröffnungsrede des Vorsitzenden
der IHK, Wieland Pieper, und im Anschluss daran begann für die Jury die
Arbeit. 117 Arbeiten (eingereicht in 7
verschiedenen Fachbereichen) mussten
besichtigt, hinterfragt und bewertet
werden.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erhielt
auch ich Besuch einer dreiköpfigen Jury,
die aus Dr. Heinz Albert Ott von der
Universität Münster, Dr. Bernd Tenbergen vom LWL Museum für Naturkunde und Kathrin Meier-Westhoff vom
Rats-Gymnasium Rheda-Wiedenbrück
bestand. Gut 20 Minuten bekam ich, um
mein Projekt zu präsentieren und offen
gebliebene Fragen zu beantworten.
Die Zeit vor und nach dem Transit ließ
ich außen vor und beschränkte mich
lediglich auf die Transitphase, die auch
hier gut zu erkennen ist.
Nach der Auswertung dieser Beobachtung wurde das Ergebnis noch für die
Präsentation am Wettbewerbsstand in
einem entsprechenden Plakat einge- Gegen 15 Uhr war es dann so weit
fügt.
- die Feierstunde des Regionalwettbewerbes stand bevor, einschließlich der
Bekanntgabe der Regionalsieger. Der
Regionalsieg in der Kategorie Geo- und
Raumwissenschaften berechtigte mich
zur Teilnahme am Landeswettbewerb
(11. - 14. April 2011) in Leverkusen.
Was für eine Belohnung für all die
Monate harter Arbeit!
Das „Abenteuer“ mit den Exoplaneten
sollte also weitergehen....
Als endlich der Tag des Regionalwettbewerbes gekommen war (25.02.2011), Die nächsten Wochen verbrachte ich
war ich doch ein bisschen aufgeregter mit weiteren Beobachtungen, dem Verals ich zunächst vermutet hätte. Zwi- bessern meiner schriftlichen Arbeit und
19
2/11
Andromeda
mit dem Erstellen eines neuen Layouts
für den Stand beim Landeswettbewerb
in Leverkusen. Gute und interessante
Ergebnisse konnten noch von den Exoplaneten XO-1b und HAT-P-3b in den
Sternbildern „Nördliche Krone“ und
„Großer Wagen“ bzw. „Großer Bär“
erzielt werden.
Ergebnisse zum Exoplaneten HAT-P-3b:
Auch das Analogieexperiment wurde
weiter verbessert. Wurde auf dem Regionalwettbewerb der Dopplereffekt
bei Schallwellen gezeigt, so wurde
auf Landesebene der Dopplereffekt
bei Mikrowellen demonstriert, der den
tatsächlichen Gegebenheiten bei Licht-
wellen schon erheblich näher kommt,
in seiner Ausführung allerdings noch
kompliziert ist.
Am 12.April war dann der Tag der
Wahrheit. Eine hochkarätig besetzte
Jury, bestehend aus Prof. Dr. Bernd
Dachwald vom DLR, Hermann-Michael Hahn als freier Wissenschaftsjournalist, Udo Fritz, der zur Zeit als Hydrogeologe und Leiter der Wasserwirtschaft
bei der Bayer AG tätig ist, Hans Barth
als Lehrer des Städtischen Gymnasium
Beverungen und Ortun Rol, die z. Zt.
beim deutschen Wetterdienst arbeitet,
waren für den Fachbereich Geo- und
Raumwissenschaften zuständig. Dabei
wurde es mir dann ein wenig anders
ums junge Forscherherz! Die Fragen
nach meinem Kurzvortrag gingen auch
sehr in die Tiefe (auch im Vergleich
zum Regionalwettbewerb), bis hin zu
Details zu den benutzten Programmen,
die sich ein Jurymitglied sogar zur
Vorbereitung aus dem Internet heruntergeladen hatte.
Die Siegerehrung endete dann mit
einem Sonderpreis für meine Arbeit -
20
2/11
Andromeda
wieder im Grunde ein toller Erfolg, der Im November 2010 ist im Oculum
mich ermutigt, nächstes Jahr wieder bei Verlag, Erlangen, ein großformatiger
„Jugend forscht“ mitzumachen.
hochauflösender fotografischer Mondatlas erschienen, der alle diesbezüglich
bisher verfügbaren Druckwerke weit
übertrifft.
Ein fotografischer Mond-
atlas der Sonderklasse
Hans-Georg Pellengahr
Digitale Aufnahme-, Video- und Bildbearbeitungstechnik haben nicht nur
die Planeten- und Deep-Sky-Fotografie,
sondern auch die fotografische Erfassung unseres nächsten Nachbarn im All,
des Mondes, revolutioniert.
Das Bildmaterial stammt von Alan Chu
aus Hongkong (10’- Newton), dem
unter Sternfreunden recht bekannten
Offenbacher Astrofotografen Mario
Weigand (11- und 14-zöllige SchmidtCassegrain-Teleskope) sowie dem
Hannoveraner Wolfgang Paech (6’
Refraktor und 14’ Schmidt-Cassegrain).
Ergänzt wurden die Aufnahmen dieser
drei Buchautoren durch einzelne Fotos
von Michael Theusner und Wolfgang
Sorgenfrey.
Die Texte basieren auf dem „PhotoAbb.: Fotografischer Mondatlas, 69 graphic Moon Book“ von Alan Chu.
Mondregionen in hochauflösenden Sie wurden übersetzt, aktualisiert und
wesentlich erweitert von Wolfgang
Fotos
Paech.
192 Seiten, 388 hochauflösende Fo- Die Autoren haben ihre besten Mondtos der Mondoberfläche, Hardcover, fotos zu einem beeindruckenden Atlas
34cm × 25cm, durchgehend farbig, unseres Nachbarn zusammengestellt.
ISBN 978-3-938469-41-5, November Die hochauflösenden Bilder erlauben
nicht nur die Identifikation der Mond2010 (1. Auflage)
21
2/11
Andromeda
formationen, sondern zeigen diese
in einer bisher nicht da gewesenen
Detailfülle.
Der „Fotografische Mondatlas“ teilt
die Mondoberfläche in 69 Regionen
auf und stellt diese in großformatigen
Aufnahmen dar.
Verschiedene Beleuchtungssituationen
machen die Mondlandschaften plastisch
erlebbar und erleichtern dem Teleskopbeobachter deren Nachvollziehbarkeit
und Identifizierung.
Die - von der Erde aus sichtbare Vorderseite des Mondes wird nahezu
vollständig wiedergegeben.
Die beiden hier exemplarisch wiedergegebenen Buchseiten mögen dies
verdeutlichen.
einzigartiges Werk, das ich sowohl dem
visuellen als auch dem fotografischen
Mondbeobachter allerwärmstens empfehlen kann. Dieser Mondatlas stellt alles bisher Verfügbare in den Schatten.
Sternfreunde Menden
entdecken Supernova
früher!
Andreas Pietsch, Ewald Segna
Eigentlich wollten Heiko und Oliver
und Andreas (Mitglieder der Sternfreunde Menden) „nur“ einen Test mit
einer möglicherweise defekten CCD
Der „Fotografische Mondatlas“ aus Kamera von Orion der Firma Teleskopdem Oculum Verlag ist ein wirklich systeme OSDV durchführen - und so ist
22
2/11
Andromeda
es wohl dem Zufall zu verdanken, dass
sie eines der ersten Fotos von einer SN
in M51 fotografierten. Das Foto ist sogar noch 2 Stunden jünger als das Entdeckungsfoto von Amedee Riou; and
Stephane Lamotte Bailey. Was lernen
wir daraus? Galaxie fotografieren und
sofort mit Vergleichsfotos vergleichen!
Eigentlich schade, da ein Vergleichsfoto
aus eigener Produktion vorlag.
Chronologie der Meldungen:
Die Meldung der Entdeckung kam per
Mail von CalcSky:
Magnitude 14.2; Am besten sichtbar
zwischen 23.7h - 2.8h Uhr
(htop=72° um 23.7h Uhr),
discovered 2011/05/31.893 by Tom
Reiland; Thomas Griga; Amedee Riou;
and Stephane Lamotte Bailey
Found in M51 at:
R.A. = 13h30m05s.12,
Decl. = 47°10‘11“.6
visible from local time, Höhe=71.5°
Azimut=273.5°
Located 138“ east and 92“ north of the
center of M51(Bailey discovery image)
(Dupouy discovery image) (Griga discovery image)
Mag 14.2, Type IIP (References: ATEL
3398,3399,3400,3401,3402,3405
CBAT TOCP,SN 2005cs,1994I) 2011dh
images sub-page (Source: supernovae.
net, CBET 2736)
Titelfoto rechts: M51 mit 14“ Newton,
Orion CCD Foto von Heiko Blödorn,
Oliver Homberg und Andreas Pietsch
Aufnahmedaten (aus FITS-Header):
DATE-OBS = 2011-06-01T22:50:56‘ /
YYYY-MM-DDThh:mm:ss
observation start, UT EXPTIME
300.00000000000000 /Exposure time
in seconds
Objekt: Supernova im M51
Belichtungszeit: 5 Min
Aufnahmemedium: Orion Starshoot
CCD Kamera
Optik: ED80 APO
Datum: 01.06.2011
Meldung im Forum der BAV:
Von: „Hans G. Diederich“
Betreff: Neue SN in M51
3. Juni 2011 12:42:40 MESZ
Hallo Liste, eben erst erfahren, neue
SN in M51“
http://www.astronomerstelegram.
org/?read=3398
http://www.astrosurf.com/ubb/Forum3/HTML/029886.html
http://twitpic.com/55xzuo
Weiterleitung:
Ewald Segna, gesendet: Freitag, 3. Juni
2011 15:08
Betreff: Fwd: BAV-Forum: neue SN
in M51
Hallo Sternfreunde, eine Supernova vor
der Haustür (Typ II wie es ausschaut
:)) in M51 ;-). Helligkeit ca. 13.5 mag.
Vielleicht interessant um mal eine Kamera draufzuhalten!! Ich gebe das mal
so weiter.
ES
23
2/11
Andromeda
Der periodische Fehler
Teil 2 - Messung
Jochen Borgert
Im vorangegangenen Artikel (siehe
„Andromeda“ 1/2011) wurde beschrieben, welche Ursachen der periodische
Fehler einer parallaktischen Montierung hat und wie er sich praktisch
auswirkt. In diesem Artikel soll nun
eine Anleitung gegeben werden, den
periodischen Fehler mit einer Webcam
selber zu messen und zu analysieren.
Grundsätzlich läuft die Messung so ab,
dass ein Stern bei eingenordeter Montierung (und natürlich eingeschalteter
Nachführung) in das Bildfeld der am
Teleskop montierten Webcam fokussiert eingestellt wird und die Position
des Sterns über eine oder mehrere
Schneckenumdrehungen in regelmäßigen Zeitabständen gemessen und
aufgezeichnet wird. Die Position des
Sterns im Bildfeld der Kamera wird
sich im Verlaufe einer Schneckenumdrehung mehr oder weniger vom
Startpunkt der Messung entfernen und
zum Ende der Schneckenumdrehung
wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren. Diese Abweichung stellt den
periodischen Fehler der verwendeten
Montierung dar. Es ist darauf zu achten, dass zur Erlangung realistischer
Ergebnisse die an vielen modernen
Steuerungen vorhandene PEC-Funkti-
on (PEC = Periodic Error Correction)
der Montierung ausgeschaltet ist. Die
PEC-Funktion beruht darauf, dass der
Benutzer in der Lernphase, die die
Dauer einer Schneckenumdrehung
hat, alle periodischen Fehler der Montierung per Handsteuerung korrigiert.
Die Korrekturen werden von der Steuerung gespeichert und für alle weiteren
Schneckenumdrehungen selbstständig
weitergeführt.
Da viele Nachführfehler der Montierung so automatisch korrigiert werden,
dürfte eine Messung des periodischen
Fehlers bei eingeschalteter PEC-Funktion eine hervorragende Montierungsqualität vortäuschen.
Für die Messung kann fast jedes Teleskop verwendet werden. Zwei Anmerkungen seien mir hier aber erlaubt:
1.) Die Brennweite des Teleskops sollte
nicht zu kurz sein.
Als Teleskop findet bei mir meistens ein
Refraktor mit 80mm Öffnung bei einer
Brennweite von 890mm Verwendung.
Die von mir verwendete Philips ToUCam hat eine Pixelgröße von 5,6 Mikrometer. Die Formel gibt mit P an,
P=
206 ⋅ p
f
p=Pixelgröße der verwendeten Kamera in Mikrometer, f=Brennweite
des verwendeten Teleskops in Millimeter
24
2/11
Andromeda
wie viele Bogensekunden das pro Pixel Teleskope neigen dazu, eigentlich
abgebildete Himmelsareal hat.
runde Sterne als kleine Kreuze, Striche
oder Ähnliches abzubilden. Dies kann,
Das bei einer Brennweite von 890mm wie ich aus eigener Erfahrung berichauf ein Pixel abgebildete Himmelsareal ten kann, die verwendete Software
beträgt etwa 1,3 Bogensekunden. Fin- durchaus verwirren und eine Messung
det ein Teleskop / Teleobjektiv mit z. B. ruinieren. Beispielsweise hatte der
nur 250mm Brennweite Verwendung, anfänglich von mir verwendete Offwerden schon 4,6 Bogensekunden auf Axis-Guider die Angewohnheit, alle
einem Pixel abgebildet. Damit kann Sterne als Doppelsterne darzustellen.
es, bei einer präzisen Montierung, Daher konnte sich die Nachführsoftvorkommen, dass sich große Teile des ware nicht entscheiden worauf sie
periodischen Fehlers der Montierung nachführen sollte. Sie entschied sich
innerhalb eines Pixels abspielen. In einfach zwischen den nebeneinander
einem solchen Fall ist es denkbar, liegenden Helligkeitszentren hin- und
dass die Genauigkeit der Messung her zu springen (und die Aufnahme zu
leidet, da fraglich ist, wie präzise die versauen).
Messung der Sternposition sozusagen
„innerhalb“ eines Pixels, also subpi- Als Software zur Messung des perixelgenau, funktioniert. Viele moderne odischen Fehlers verwende ich, wie
Nachführprogramme erlauben eine bereits gesagt, im ersten Schritt eine
subpixelgenaue Messung, sodass es Version von K3CCD-Tools, die unter
durchaus möglich ist, ein Fototeleskop http://www.pk3.org/Astro/index.
mit vielleicht 1000mm Brennweite htm?k3ccdtools.htm im Internet zu
mit einer Leitrohrbrennweite von nur finden ist.
200mm sauber fotografisch nachzu- Netterweise findet sich neben der akführen. Ich weiß aber leider nur nicht, tuellen Version zum Preis von 49,99
ob K3CCD-Tools, die Software die Dollar auf der Seite auch die alte
hier zur Bestimmung des periodischen Version 1.1.7.541, die für den eigenen
Fehlers herangezogen wird, diese Gebrauch kostenlos ist. Allerdings
Möglichkeit bei der Bestimmung eines muss hierzu alle 3 Monate ein neuer
periodischen Fehlers auch bietet. Des- Software-Schlüssel herunter geladen
halb meine Empfehlung, keine extrem werden. Dieser wird beim erstmaligen
geringe Brennweite zur Messung zu Starten der Version nach Ablauf der
verwenden.
Frist per „copy and paste“ wieder
2.) Das Teleskop sollte eine ordentliche eingegeben. Die kostenlose Version ist
Abbildungsleistung haben. Schlechte für unser Ziel, den periodischen Fehler
25
2/11
Andromeda
einer Montierung zu bestimmen, völlig Messung besondere Bedeutung hat, z.
ausreichend.
B. in einem Konflikt mit einem Händler,
eine gewisse Sorgfalt geboten.
Zur Durchführung der Messung baut Die Angabe zu „Barlow / Reducer“
man also die zu testende Montierung auf diesem Reiter bezieht sich auf
poljustiert mit einem Teleskop nicht verwendete Optiken zur Verlängerung
zu kurzer Brennweite auf und sucht oder Verkürzung der Brennweite des
sich einen Stern im Süden, der sich verwendeten Teleskops. Hätte beietwa in der Nähe des Himmeläquators spielsweise das Teleskop eine nur kurze
aufhält. Zur späteren Auswertung ist es Brennweite, könnte man diese z. B. mit
sinnvoll, sich die Deklination des Sterns einer 2fach Barlowlinse verdoppeln.
zu notieren. Um eine optimale Leistung Unter „Barlow/Reducer“ wäre dann
der Montierung zu gewährleisten wird „2,OOx“ einzutragen.
oft empfohlen, die Gegengewichte auf
der Gegengewichtsstange so zu positi- Den gesuchten Stern fokussiere man für
onieren, dass das Teleskop ein leichtes die Webcam und positioniere ihn, etwa
Übergewicht nach Osten hat, damit die unter Zuhilfenahme des unter K3CCD
Schnecke während der Nachführung einblendbaren Fadenkreuzes, in der
gut an das Schneckenrad angedrückt Mitte des Bildfeldes.
wird und nicht hin und her pendelt.
Als nächstes drehe man die Webcam
im Auszug, sodass der Stern bei ausUm schon während der Messung eine geschalteter Nachführung waagerecht
realistische Darstellung des Nach- aus dem Bildfeld der Kamera läuft.
führfehlers zu bekommen, sollte man Dies kann man gut mit dem Schnelllauf
in K3CCD vor Beginn der ersten der Steuerung und dem Fadenkreuz
Messung unter dem Punkt „Options“ bewerkstelligen. Ist das geschafft, gilt
und dem Unterpunkt „Telescope and es den Stern wieder in das Fadenkreuz
CCD Camera Settings“ Öffnung und zu holen. Dies ist nicht unbedingt notBrennweite des verwendeten Tele- wendig, gewährleistet aber, dass der
skops, wie auch die Pixelgröße der Stern auch bei großen Abweichungen
verwendeten Kamera angeben. Die nicht sofort aus dem Bildfeld der
Brennweitenangaben der Teleskopher- Kamera wandert. Jetzt wird der sogesteller sind oft nicht auf den Millimeter nannte „Drift Explorer“ interessant.
genau. Beispielsweise habe ich die Dieser Knopf findet sich rechts neben
Brennweite meines Vixen 80Mf, die dem Fadenkreuz. Hier anklicken und
mit 910mm angegeben ist, selber zu es erscheint das Fenster, in dem die
890mm bestimmt. Hier ist, falls die Abweichung des gewählten Sterns,
26
2/11
Andromeda
ausgedrückt in Bogensekunden, von der
Mitte in Rektaszension und Deklination
angegeben wird. Oben im Drift Explorer finden wir drei Knöpfe. Drückt man
den ganz linken Knopf (Target), so kann
man per Anklicken mit dem Mauszeiger
im Videobild einen zu messenden Stern
angeben. Dessen Position bzw. dessen
Abweichung wird dann im Fenster des
Drift-Explorers dargestellt.
Der ganze rechte Knopf (Log to file)
speichert die gemessenen Positionen
in einer .log-Datei im Programmordner
von K3CCD-Tools. Anhand dieser Datei kann der aufgenommene periodische
Fehler später noch genauer ausgewertet
werden.
Man hat in diesem Fenster ganz unten
die Möglichkeit das sog. „Intervall“
einzustellen. Dieses Intervall gibt
an, in welchen zeitlichen Abständen
die Abweichung des Sterns von der
Mittenposition gemessen wird. Die
Abstände sind beliebig. Man könnte
zur Orientierung etwa folgende Rechnung aufstellen: Das in K3CCD-Tools
angezeigte Fenster zur Darstellung des
Nachführfehlers hat eine Breite von
256 Pixel. Dauert eine Schneckenumdrehung meiner Montierung nun 10
Minuten (wie bei der Vixen GP, GPDX), also 600 Sekunden, sollte etwa
alle 600 Sekunden / 256 = 2,4 Sekunden
oder 2400 Millisekunden eine Messung der Sternposition vorgenommen
werden, damit würde dann genau eine
Schneckenumdrehung in dem Fenster
von K3CC-Tools dargestellt. Da ich
die Auswertung der Messung sowieso
erst später durchführe, mache ich alle
500 bis 1000 Millisekunden eine Messung, um auch schnelle Ausreißer der
Montierung aussagefähig „abtasten“
zu können.
Ist die Messung, etwa über zwei Schneckenumdrehungen, im Kasten, kann die
Messung beendet und das Teleskop wieder abgebaut werden. Zur Auswertung
der aufgenommenen Messung verwende
ich gerne „PEAS“ von Karel Siman.
Diese Software findet man unter http://
www.grecner.cz/astro/peas_a.htm.
Bei der Verwendung dieser Software
muss zuerst eine Quelle zur Auswertung angegeben werden. Bei dieser Abfrage wählen wir natürlich das von uns
verwendete K3CCD-Tools. Weiter geht
es mit einer Abfrage von Pixelgröße der
verwendeten Kamera, der Brennweite
des verwendeten Teleskops und der
Deklination des zur Messung verwendeten Sterns, die wir uns hoffentlich
notiert haben. Alle diese Angaben sind
notwendig, um den periodischen Fehler
korrekt in Bogensekunden angeben zu
können.
Ist das erledigt, gibt PEAS eine grafische Darstellung des periodischen
Verhaltens der getesteten Montierung
wieder. Wie eine solche Darstellung
zu interpretieren ist, wurde ja bereits
27
2/11
Andromeda
im ersten Artikel behandelt. Hier sei
nur auf eine weitere Anzeige in PEAS
verwiesen, die die Interpretation des periodischen Fehlers verfeinert. Unter der
grafischen Anzeige des periodischen
Fehlers finden wir eine mit „FFT“
bezeichnete Darstellung. „FFT“ ist die
Abkürzung für „Fast Fourier Transformation“, eine in weiten Bereichen der
Optik sehr wichtige mathematische
Operation. Die Idee hinter der FFT ist,
dass sich jede Schwingung, und nichts
anderes ist ein solcher periodischer
Fehler, aus einer Überlagerung von
sinusförmigen Schwingungen unterschiedlicher Wellenlänge und Wellenhöhe erzeugen lässt. Diese Operation
erlaubt es uns also zu untersuchen,
welche Einzelschwingungen sich in
einem solchen periodischen Fehler
verstecken. Ein idealer periodischer
Fehler, der völlig sinusförmig verlaufen würde, würde in der FFT-Analyse
nur eine Spitze bei der Dauer einer
Schneckenumdrehung zeigen. Je mehr
und größere Spitzen bei kurzen Zeiten
in der FFT-Analyse auftauchen, desto
unruhiger verläuft der periodische
Fehler und desto vorsichtiger sollte
man hinsichtlich der fotografischen
Tauglichkeit dieser Montierung sein.
Erläuterndes dazu wurde ja bereits im
ersten Artikel zum periodischen Fehler
geschrieben.
Buchbesprechung:
Full Moon
Werner Baumann
Das hier vorgestellte Buch hat es in
sich, angefangen von der Aufmachung
bis zur technischen Qualität der Bilder!
„FULL MOON“ von Michael Light
ist das einzige Buch, in dem Originalaufnahmen der NASA veröffentlicht
wurden; in bisher nicht gekannter
Brillanz. Das Buch ist quadratisch, es
gibt auch eine größere Version 30cm
x 30cm, die aber leider vergriffen ist;
das einzige deutschsprachige Exemplar ist bei Amazon erhältlich, ein
gelegentlicher Blick auf ebay macht
bei Kaufinteresse absolut Sinn; ich
habe es sehr preisgünstig bekommen
und bin restlos begeistert, würde es so
28
2/11
Andromeda
schnell nicht gegen ein anderes Buch „Schweickardt“ von Apollo 17; es
sind nämlich alle Apollo-Missionen
eintauschen wollen.
in einer Tabelle angeordnet. Blättert
Es ist eigentlich ein Bildband der be- man weiter, folgen Außenaufnahmen
sonderen Art; außer einer kurzen Ein- der Erde, absolut beeindruckend, bis
leitung auf der Umschlaginnenseite ist hin zum Mondflug und Landung der
Fähre. Einige Seiten sind aufklappbar;
so gut wie kein Text vorhanden.
sie zeigen Mondlandschaften, die man
In den Jahren 1969 - 1972 haben US- nie zuvor gesehen hat!
Astronauten den Mond fotografiert,
etwa 32000 Bilder, aufgenommen mit Ich bin jedenfalls froh, dass ich auf
Hasselblad ELM und einem entspre- dieses Buch gestoßen bin (per Zufall
chenden Spezialobjektiv (Zeiss Biogon im Astronomie - Forum) und kann es
5,6 / 60mm),wobei die Kamera über jedem weiterempfehlen!
motorischen Filmtransport verfügte,
sowie ein sogenanntes „Langfilmmagazin“ mit der Bezeichnung A70, das mit S. 2 o. Partielle Mondfinsternis ................ AG
u. Atlantis bei der Landung ............ NASA
speziellen Patronen gefüllt wurde. Mit
S. 5
o.+ u Gruppenbild der Sternfreunde . MD
einer solchen Patrone war es möglich, S. 6 Sternfreunde am Grill ....................... AG
auf quadratisch perforierten 70mm S. 7 Björn und der WDR III ..................... AG
Film bis zu 150 - 200 Aufnahmen an- S. 8 Partielle Mondfinsternis .................... MD
S. 10 M3 .................................................... WC
zufertigen.
S. 11 M5 ................................................. POSS
Bildnachweise:
Nun hatte 1999 Michael Light, ein
bekannter Fotograf und Fotokünstler,
Gelegenheit und Zugang zum Archiv
per Sondergenehmigung erhalten; das
Buch „FULL MOON“ ist dadurch erst
möglich geworden.
Die ersten Bilder widmen sich den
Startvorbereitungen, direkt beim Aufblättern der ersten Seite, sodass man
den Eindruck nicht los wird, irgendwie
dabeizusein.
Dann folgen einige überaus eindrucksvolle Innenaufnahmen mit Astronaut
S. 12
S. 13
S. 18
S. 19
S. 20
S. 21
S. 22
S. 28
29
l. M13 ............................................ WC
r. M92 ............................................ POSS
M56 ............................................... POSS
Lichtkurve Exoplanet ........................ DK
o. Geglättete Lichtkurve ................... DK
u. Regionalwettbewerb Jf. ................ DK
l.o. Lichtkurve von HAT-P-3b .......... DK
l.u. Landeswettbeweb Jf. .................. DK
r. o. Regionalwettbewerb Jf .............. DK
Fotografischer Mondatlas ................. OC
r. + l. Krater Plato + Kraterland ........ OC.
Full Moon ......................................... FT
MD - Michael Dütting, AG - Andreas Göttker,
DK - Daniel Kuna, NASA - Wikimedia Commons, OC - Oculum Verlag, POSS - Palomar
Observatory Sky Survey, FT - Frederking und
Thaler Verlag, WC - Wikipedia Commons
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Andromeda
Space Shuttle - eine Ära geht zu Ende
Ewald Segna
Name:
Jahr der Fertigstellung: 1. Flug ins All: Anzahl der Flüge:
Enterprise
1976
13.09.1977
1. Freiflug
Columbia
1980
12.04.1981
28
Challenger
1982
04.04.1983
10
Discovery
1983
30.08.1984
39
Atlantis
1985
03.10.1985
33
Endeavour
1991
07.05.1992
25
Als am 8. Juli in Cape Canaveral die
Raumfähre Atlantis zu ihrem letzten
Flug ins All abhob, war die vorläufig
letzte Seite des Buches „Bemannte
Raumfahrt in den USA“ aufgeschlagen.
Aus Sicherheits- und Kostengründen,
das technische Lebensalter der Shuttles
war erreicht und eine weitere Nutzung
nur durch einen immensen finanziellen
Kraftakt zu stemmen, wurde auf die
Fortführung des Programms notgedrungen verzichtet. Die nächsten Jahre
sind die Amerikaner, Japaner und auch
die Europäer auf die russischen Sojus-
Besonderheiten:
nicht raumflugfähig, diente
zu Testzwecken
mit der Columbia flog der
erste deutsche Astronaut
ins All - Ulf Merbold
Am 1.2.2003 zerbrach die
Raumfähre beim Eintritt in
die Atmosphäre.
Alle 7 Astronauten kamen
ums Leben
Am 18. Juni fliegt als erste
Frau Sally Ride ins All.
Am 28.1.1986 kurz nach
dem Start explodiert.
Alle 7 Astronauten kamen
ums Leben
Am 29.10.1998 fliegt der
Astronautenveteran John
Glenn im Alter von 77
Jahren zur ISS.
365 Tg im All
Weltraumteleskop Hubble
transportiert
Flüge zur MIR, ISS, Galileo
299 Tg im All
Kapseln für die Flüge zur ISS, der
„Internationalen Raumstation“, angewiesen, bis dann Privatfirmen nach dem
Willen des amerikanischen Kongresses
(und der NASA ) einspringen. Das wird
allerdings ein paar Jahre dauern - die
Rede ist von ca. dem Jahre 2014.
200 Milliarden Dollar, doppelt so viel
wie seinerzeit veranschlagt, kostete
das Unternehmen „Shuttle“. Jetzt ist
es Geschichte!
Atlantis, Endeavour und Discovery werden demnächst in verschiedenen Museen
in den USA zu bewundern sein. RIP!
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Was? Wann? Wo?
Andromeda
Astronomie - Unser Hobby:
Gemeinsame Beobachtung • Astrofotografie • Startergruppe •
Mond & Sonnenbeobachtung • Beratung beim Fernrohrkauf •
öffentliche Vorträge über astronomische Themen • Vereinszeitung
Wer sich mit dem faszinierenden Gebiet der Astronomie näher
beschäftigen möchte, ist herzlich eingeladen, zu einem unserer
öffentlichen Treffen zu kommen. Unsere Mitglieder beantworten
gerne Ihre Fragen.
Öffentliche Veranstaltungen
Wir veranstalten Vorträge über aktuelle astronomische Themen an jedem
2. Dienstag des Monats. Öffentliche Beobachtung vor dem Museum
für Naturkunde. Aktuelle Infos über unsere „Homepage“.
www.sternfreunde-muenster.de. Alle Veranstaltungen sind kostenlos!
Vortragsthemen:
(A): Anfänger
13. Sept.: Neutrino-Astronomie mit dem größten Eiswürfel der Welt (A) - Prof. Dr. Julia
Becker
Heute verwendet man eine Vielzahl unterschiedlicher Instrumente zur Ergründung des Universums.
Das IceCube Teleskop am Südpol soll hierzu ein
weiteres Puzzlestück beitragen: die Detektion von
hochenergetischen Neutrinos aus dem Weltall. Neutrinos sind Elementarteilchen, die unter anderem
bei radioaktiven Zerfällen entstehen. Sie werden
in astronomischen Objekten wie Supernovaresten
und fremden Galaxien erzeugt, sind aber schwer
nachzuweisen. Daher müssen Detektoren zum
Nachweis dieser Neutrinos möglichst groß gebaut
werden. Schließlich nehmen wir Sie mit auf eine
Reise zum Südpol, wo Sie den Aufbau des IceCube
Teleskops verfolgen können.
11. Okt.: Wer suchet der findet (A)
Michael Dütting
Wie findet man die Objekte am Himmel, was hat
es mit „Teilkreisen” auf sich und wie funktioniert
die Teleskopsteuerung per „GoTo”? Diese Fragen
(F): Fortgeschrittene
stehen im Mittelpunkt des Vortrags, der wie ein
kleiner Workshop gestaltet ist. Sie haben ein Teleskop und Probleme mit der Bedienung?- bringen
sie es einfach mit!
8. Nov.: Tipps zum Teleskopkauf (A)
Jochen Borgert
Jedes Jahr wieder landen Teleskope unterm Weihnachtsbaum oder auf dem Gabentisch, um den
lieben Verwandtem oder Bekannten den Einstieg
ins Hobby Astronomie zu ermöglichen. Damit
dieser Einstieg kein Reinfall wird, vermittelt
dieser Vortrag wichtige Grundlagen für einen
Teleskopkauf.
13. Dez.: Ausblick auf den Sternenhimmel 2012 (A)
Andreas Göttker, Jürgen Stockel
In diesem Vortrag bieten die Sternfreunde eine
Vorschau auf die interessanten Ereignisse am
Sternenhimmel des kommenden Jahres, Lauf
der Planeten, des Mondes und der Sonne. Die
Veranstaltung findet im Planetariums statt, der
Eintritt ist frei.
Ort und Zeit: Multifunktionsraum des LWL Museum für Naturkunde / 19.30 Uhr
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