Kinostudie Hamburg 2000

Transcrição

Kinostudie Hamburg 2000
Kinostudie
Hamburg 2000
erstellt im Auftrag der
Stadtentwicklungsbehörde Hamburg
rmc medien consult GmbH
Wall 39
42103 Wuppertal
Juni 2000
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
RMC MEDIEN CONSULT
Inhaltsverzeichnis
1
Allgemeine Einführung.......................................................................................1
1.1 Ausgangssituation und Ziele der Untersuchung .......................................................................1
1.2 Methodik ...................................................................................................................................1
1.3 Kernergebnisse der Studie von 1998........................................................................................2
2
Arbeitsergebnisse...............................................................................................4
2.1 Darstellung der Entwicklung 1998-2000 ...................................................................................4
2.1.1 Betriebstypen ..................................................................................................................4
2.1.1.1 Bestandsveränderungen seit 1998 ....................................................................4
2.1.1.2 Einteilung des Kinoparks ...................................................................................7
2.1.2 Betreiberstruktur ...........................................................................................................12
2.1.3 Besucherentwicklung....................................................................................................14
2.1.3.1 Besucherentwicklung der Stadt Hamburg .......................................................14
2.1.3.2 Besucherentwicklung nach Kinotypen und Standort........................................15
2.1.3.3 Auslastung .......................................................................................................16
2.1.4 Umsatzentwicklung nach Kinotypen und Standort .......................................................19
2.1.5 Marktanteile der einzelnen Kinotypen...........................................................................20
2.1.6 Besuchsentwicklung im Großraum Hamburg...............................................................22
2.2 Vergleich der Entwicklung in Hamburg und Berlin..................................................................23
2.3 Die künftige Entwicklung der Kinolandschaft in Hamburg ......................................................24
2.3.1 Pläne für Kinoneubauten ..............................................................................................24
2.3.2 Besuchsprognose .........................................................................................................27
2.3.2.1 Vorbemerkung .................................................................................................27
2.3.2.2 Prognose-Modell..............................................................................................30
2.3.2.3 Prognose Multiplexe ........................................................................................30
2.3.2.4 Prognose Arthouse-Neubauten .......................................................................32
2.3.2.5 Gesamtbesuchsprognose................................................................................34
2.3.2.6 Auswirkungen auf den Kinobestand ................................................................34
2.3.2.7 Exkurs Megaplexe ...........................................................................................36
2.3.2.8 Overscreening..................................................................................................37
2.4 Der IMAX-Markt ......................................................................................................................38
2.4.1 Abgrenzung IMAX zu Multiplexen.................................................................................38
2.4.2 Erfolg bisheriger IMAX-Kinos........................................................................................39
2.4.3 Beschreibung der in Hamburg geplanten Projekte.......................................................40
2.4.4 Besucherpotenzial IMAX-Kino ......................................................................................43
2.4.4.1 Einzugsgebiet ..................................................................................................43
2.4.4.2 Ableitung des Besucherpotenzials...................................................................45
2.5 Zusammenfassung .................................................................................................................46
Anhang .....................................................................................................................49
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
I
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Kartenverzeichnis
Karte 1: Bestand und Planung von Kinostandorten in Hamburg ..........................................................11
Karte 2: Geplante IMAX-Standorte in Hamburg ...................................................................................41
Karte 3: Einzugsgebiet IMAX Hamburg................................................................................................44
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1:
Entwicklung des Leinwandbestandes nach Kinotypen 1995 - 5/2000 ......................................6
Abb. 2:
Entwicklung des Sitzplatzbestandes nach Kinotypen 1995 bis 5/2000.....................................7
Abb. 3:
Anzahl der Spielstätten mit verschiedenen Leinwandzahlen (1995, 1997 und 2000)...............7
Abb. 4:
Anzahl der Spielstätten mit verschiedenen Platzzahlen (1995, 1997 und 2000) ......................8
Abb. 5:
Marktanteile der Hamburger Kinounternehmer Mai 2000 (bezogen auf Sitzplätze) ...............13
Abb. 6:
Besucher und Auslastung in Hamburg 1990 bis 1999............................................................14
Abb. 7:
Entwicklung der Besucherzahlen in Hamburg nach Kinotypen 1996 bis 1999.......................15
Abb. 8:
Auslastung pro Sitzplatz der Hamburger Kinos nach Kinotypen 1996 bis 2000 .....................17
Abb. 9:
Besucher pro Leinwand nach Kinotypen.................................................................................19
Abb. 10: Marktanteile der einzelnen Kinotypen an Sitzplätzen, Besuchern und Umsatz 1999 .............22
Abb. 11: Vergleich des Besucherzahlenindexes zwischen Multiplexen mit und ohne Konkurrenz.......29
Abb. 12: Besuch seit 1995, Hochrechnung mit max. Wachstum und Vergleich zur Prognose 1998 ...47
Tabellenverzeichnis
Tab. 1:
Hamburger Multiplexkinos ........................................................................................................5
Tab. 2:
Entwicklung der Anzahl der Hamburger Spielstätten 1995 bis 5/2000 .....................................5
Tab. 3:
Entwicklung des Leinwandbestandes nach Kinotypen 1995 - 5/2000 ......................................5
Tab. 4:
Entwicklung des Sitzplatzbestandes nach Kinotypen 1995 bis 5/2000.....................................6
Tab. 5:
Hamburger Kinos, Stand April 2000 (In Klammern: Im Zeitraum 1996-2000
geschlossen).............................................................................................................................9
Tab. 6:
Kinos und Betreiber in Hamburg (Stand 5/00) ........................................................................12
Tab. 7:
Wirtschaftlichkeit nach Besuchen pro Platz bei Multiplexen nach Baukosten........................17
Tab. 8:
Veränderung der Besucherzahlen in Indexdarstellung ...........................................................18
Tab. 9:
Durchschnittliche Eintrittspreise in Hamburg und Westdeutschland ......................................20
Tab. 10: Markanteile nach Plätzen, Besuchern und Kartenumsätzen ..................................................21
Tab. 11: Städtevergleich Hamburg-Berlin .............................................................................................24
Tab. 12: Neubauvorhaben in Hamburg.................................................................................................25
Tab. 13: Besucherschätzung für die Neubauvorhaben.........................................................................30
Tab. 14: Besuchsschätzung verschiedener Szenarien im Multiplex-Bereich........................................31
Tab. 15: Gesamtbesuchsprognose verschiedener Szenarien im Multiplex-Bereich.............................32
Tab. 16: Besuchsschätzung verschiedener Szenarien im Arthouse-Bereich .......................................33
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
II
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Tab. 17: Gesamtbesuchsprognose verschiedener Szenarien im Arthouse-Bereich ............................33
Tab. 18: Gesamtbesuchsprognose für Hamburg..................................................................................34
Tab. 19: Abgrenzung Multiplex vs. IMAX ..............................................................................................39
Tab. 20: Deutsche IMAX-Kinos.............................................................................................................40
Tab. 21: Geplante oder mögliche IMAX-Standorte in Hamburg ...........................................................42
Tab. 22: Ableitung von Besucherquotienten in Berlin und München.....................................................45
Tab. 23: Besuchsentwicklung nach Kinotypen 1996 bis 1999 ..............................................................47
Tab. 24: Gesamtbesuch der Hamburger Kinos nach Kinotypen 1996 bis 2000 ...................................49
Tab. 25: Auslastung pro Sitzplatz der Hamburger Kinos nach Kinotypen 1996 bis 2000 .....................49
Tab. 26: Auslastung pro Leinwand der Hamburger Kinos nach Kinotypen 1996 bis 2000 ...................50
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III
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1 Allgemeine Einführung
1.1
Ausgangssituation und Ziele der Untersuchung
Die vorliegende Untersuchung wurde von der Stadtentwicklungsbehörde der Freien
Hansestadt Hamburg in Auftrag gegeben. Die verantwortliche Projektleitung seitens der
medien consult GmbH lag bei Herrn Kim Ludolf Koch sowie Herrn Thomas Pintzke. An
zelnen Ausarbeitungen haben ferner Frau Claudia Knobloch und Herr Gregor Steimel
gewirkt.
und
rmc
einmit-
Im September 1998 wurden die Ergebnisse einer Kinostudie vorgestellt, die die strukturellen
Veränderungen in der Hamburger Filmtheaterlandschaft vor dem Hintergrund der MultiplexEntwicklung darstellte. Mit dem Wissen über den damaligen Planungsstand der Multiplexe
wurde von den Gutachtern eine Entwicklung dargestellt, die sowohl die Perspektiven der
Großkinos wie auch des traditionellen Kinobestands berücksichtigten. Wesentliche Teile der
Studie und der daraus abgeleiteten, auch für die Stadtentwicklung relevanten Erkenntnisse,
basierten auf prognostischen Einschätzungen. Diese reflektierten einerseits den Stand des
Erfahrungswissens von Anfang 1998, andererseits wurde auf die seinerzeit für die Freie und
Hansestadt Hamburg absehbaren Projekte abgestellt. Inzwischen ist die Entwicklung in
Hamburg (Verdoppelung der Anzahl im Markt befindlicher Multiplexe), jedoch auch im
gesamten deutschen Kinomarkt weiter voran geschritten.
Im September 1999 hat die Arbeitsgemeinschaft Kino e.V. als Interessenvertretung der Programm- und Filmkunsttheater auf die schwierige Entwicklung der Hamburger Filmkunsttheater hingewiesen. Die AG Kino spricht im Multiplex-Markt von einer Entwicklung, die zu
einem Preisdumping führen würde und Multiplex-Betreiber dazu veranlassen würde, ihr Heil
in potentiellen Hits aus dem Filmkunstbereich zu suchen. Hierdurch gingen den Programmkinos bei diesen Filmen ca. 40% der Besucher verloren. Multiplexe können nach Angaben
der AG Kino aufgrund ihrer Marktmacht einerseits und den Begehrlichkeiten auf eine flächendeckende Auswertung der Verleiher andererseits jeden gewünschten Film beziehen, so
dass eine erfolgreiche exklusive Auswertung in Programmkinos die Ausnahme bildet.
Gleichzeitig ist es sinnvoll, für die künftigen Planungen aus Sicht aller Betreiber eine Prognose über die Marktentwicklungen vorzunehmen, um vorhersehbare negative Effekte zu
vermeiden.
Nicht zuletzt deshalb erscheint es sinnvoll, eine Überprüfung zentraler Studienergebnisse
vorzunehmen, um im Lichte der aktuellen Entwicklungen hieraus eventuell modifizierte
Schlussfolgerungen für die Politik und die Entscheidungsfindung der Stadtentwicklungsbehörde zu ziehen. Neue Aspekte betreffen z. B. das stärkere Aufkommen von IMAX-Theater und die in Hamburg, wie auch in anderen Großstädten, anzutreffende Diskussion über
Megaplexe, d. h. Filmtheater mit mehreren tausend Plätzen und mindestens 20 Leinwänden.
1.2
Methodik
Die Untersuchung beruht im Wesentlichen auf der Auswertung der Veränderungen im
Besuch der Filmtheater nach verschiedenen Kinotypen. Dazu haben wir an alle Hamburger
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1
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und im Hamburger Umland befindlichen Filmtheater einen Fragebogen gesandt, der die
Besucherdaten und Kartenumsätze erfassen sollte. Der Rücklauf für die Filmtheater in
Hamburg verlief befriedigend, da alle wesentlichen Marktteilnehmer ihre Daten zur Verfügung gestellt haben. Die Besucherdaten der Kinos, die ihre Daten nicht zur Verfügung stellen wollten, wurden anhand von Vorjahreszahlen, Kapazitäten und Vorstellungen, Programmprofil und nicht zuletzt auf Basis von Werbemittlerschätzungen eingeordnet. Die
Filmtheater im Umland von Hamburg waren bezüglich ihrer Freigabe zurückhaltender. Da
die Filmförderungsanstalt in Berlin eine aggregierte Darstellung nicht bereitstellen konnte,
beruhen die Ergebnisse für das Umland ebenfalls auf Schätzungen.
Aufgrund des zugesicherten Vertrauensschutzes erfolgt die Darstellung der Ergebnisse in
kumulierter Form, d. h. dass keine Einzelergebnisse hinsichtlich absoluter Besucher- und
Umsatzzahlen veröffentlicht werden. Neben der Erhebung von quantitativen Daten wurden
zahlreiche persönliche Gespräche mit den relevanten Marktteilnehmern geführt.
Wir danken allen Unternehmen, die uns bei der Aufbereitung des Datenmaterials behilflich
waren und für weitere Auskünfte zur Verfügung standen. Dies waren insbesondere Mathias
Elwardt, Jens Thomsen, Arndt Eggers, Sabine Matthiesen, Stefan Scholz, Arne Schmidt,
Rainer Krisp, Jens Meyer und Maren Hagemeister.
1.3
Kernergebnisse der Studie von 1998
Die rmc medien consult wurde 1997 von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, der FilmFörderung Hamburg, der Stadtentwicklungsbehörde Hamburg, der Filmförderungsanstalt Berlin
sowie des Hauptverbandes Deutscher Filmtheater beauftragt, eine Studie über den Strukturwandel und die Perspektiven der Filmtheaterbranche am Beispiel von Nordrhein-Westfalen und Hamburg zu erarbeiten. Neben der von allen Auftraggebern finanzierten Hauptstudie
wurde für den Hauptverband Deutscher Filmtheater, die FilmFörderung Hamburg sowie der
Stadtentwicklungsbehörde eine separate Ergänzung für den Kinomarkt Hamburg angefertigt. Neben einer ausführlichen Programmbeobachtung und -auswertung wurde eine Bestandsaufnahme des Kinomarktes, eine kritische Würdigung der in Bau und Planung befindlichen Multiplexvorhaben sowie eine Prognose des Hamburger Gesamtbesuchs nach Vollendung aller Baumaßnahmen erstellt. Die Kernergebnisse, so sie für die vorliegende Studie
relevant sind, werden im folgenden stichpunktartig wiedergegeben.
•
Im Vergleich zu den Metropolen Berlin und München, aber auch zu anderen Großstädten, war die Kinoversorgung und der Pro-Kopf-Besuch in Hamburg relativ gering (Basisjahr 1997).
•
In den relativen Erfolgsgrößen 'Besucher pro Leinwand' und 'Besucher pro Platz' hingegen nahmen die Kinos in Hamburg einen Wert im oberen Drittel ein.
•
1997 konnten die ersten Effekte des Strukturwandels festgestellt werden. Als erster multiplexähnlicher Bau wurde 1995 nach einer Modernisierung das GRINDEL wieder eröffnet.
1996 eröffnete das CINEMAXX am Dammtor, und 1997 erfolgte die Eröffnung des UFAPALASTES am Gänsemarkt. Damit waren drei innerstädtische Multiplex marktwirksam, die
zu deutlichen Besuchersteigerungen führten. Gleichzeitig wurden die ersten vom Wettbewerb betroffenen traditionellen Filmtheater geschlossen.
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2
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•
Der Planungsstand für Multiplexvorhaben zum März 1998 sah insgesamt 70 Leinwände
in 9 Neubauten mit knapp 16.000 Plätzen vor. Hinzu kam 5 weitere, aber eher unwahrscheinliche Standorte mit 33 Leinwänden und etwa 6.600 Plätzen. Von den sicheren
bzw. wahrscheinlichen Neubauten sind bereits vier in den Markt eingetreten (UCI
Othmarschen, UCI Wandsbek, VILLAGE Mundsburg und CINEMAXX Harburg), zwei Projekte hingegen werden aus unterschiedlichen Gründen (Langenhorn, CINESTAR Wandsbek) nicht mehr realisiert. Zwei Projekte befinden sich nach wie vor in Planung (Kampnagel und Bergedorf) und ein seinerzeit unwahrscheinliches Projekt ersetzt ein sicheres
im gleichen Bezirk (CinemAXX statt CINESTAR (Kieft & Kieft) in Wandsbek).
•
Der für die Besuchsprognose wichtige Trend in der Bevölkerungsentwicklung wies einen
leichten Bevölkerungsrückgang für Hamburg und eine dezentrale Bevölkerungsbewegung von der Innenstadt in die Stadtrandbezirke auf. Die Bevölkerung im Hamburger
Umland steigt, so dass in der Metropolenregion Hamburg insgesamt ein Zuwachs von
110.000 Einwohnern prognostiziert wird. Die heute noch für das Kino wichtigen Altersgruppen nehmen zugunsten der älteren Bevölkerungsgruppen ab.
•
Der Kinoendbestand wurde in zwei Szenarien unterteilt, deren wesentlicher Unterschied
im Rückgang der komplementären Kinoangebote lag. Unter komplementären Angeboten
wurden solche verstanden, die sich entweder hinsichtlich ihres Programms oder aber
ihres dezentralen Standortes wegen von Multiplexen abgrenzen. Insgesamt wurde ein
Kinobestand zwischen 110 und 121 Leinwänden und 27.400 bzw. 29.200 Sitzplätzen
unterstellt.
•
Die darauf aufbauende Besuchsprognose basierte auf einem für die Kinostudie erstellten
Modell, welches einen Besuch von maximal 7,9 Mio. im Jahr prognostizierte. Dieser
Besuch ging von dem avisierten Kinobestand, einer vielfältigen Kinolandschaft sowie eines veränderten Besucherverhaltens in den älteren Bevölkerungsgruppen aus. Der
Besuch der Filmtheater im Hamburger Umland wurde auf rd. 1 Mio. geschätzt, so dass
ein Pro-Kopf-Besuch in der Metropolenregion von rd. 3,4 im Jahr erreicht würde.
•
Für das Marktsegment der Multiplexe wurde festgestellt, dass die durchschnittliche Sitzplatzbelegung in der Summe als unbefriedigend angesehen werden muss. Mit einer
durchschnittlichen Auslastung von 290 bis 300 Besuchen pro Platz kann bei den vergleichsweise teuren Objekten bestenfalls eine Kostendeckung erreicht werden. Die
damals schon festzustellende und heute noch stärker werdende Streuung um diesen
Durchschnittswert führt zu einem defizitären Betrieb eines Teiles der Multiplexe.
•
Die Effekte auf die anderen Kinotypen können dahin beschrieben werden, dass traditionelle Umfeldkinos vollständig vom Markt verschwinden werden und einzelne Filmtheater
im komplementären Bereich auch starke Besucherrückgänge hinzunehmen haben. In
Abhängigkeit von den Eigentumsverhältnissen wird auch ein großer Teil der komplementären Angebote nur bedingt profitabel betrieben werden können.
•
Eine Unterstützung von komplementären Kinoangeboten wurde empfohlen, um diese für
den nicht ausbleibenden Wettbewerb mit den Multiplexen zu stärken.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
3
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2 Arbeitsergebnisse
2.1
Darstellung der Entwicklung 1998-2000
2.1.1 Betriebstypen
2.1.1.1 Bestandsveränderungen seit 1998
Die Hamburger Filmtheaterlandschaft ist seit 1996 von zwei Trends gekennzeichnet: von der
Schließung herkömmlicher Kinos und der Neueröffnung von Multiplexen. Die Betriebsaufgabe traditioneller Umfeldtheater zeichnete sich schon während der Erstellung der ersten
Hamburger Kinostudie ab, in den letzten drei Jahren waren jedoch zunehmend auch Stadtteil- und Programmkinos zur Schließung gezwungen.
Klassische Umfeldkinos, die der Konkurrenz von Multiplexen nicht mehr standhalten konnten, waren das ALADIN (4/98), das SAVOY (1/99), das GLORIA in Harburg (11/99) und das
OASE auf der Reeperbahn (4/2000). Alle diese Filmtheater wurden von der UFA betrieben.
Wegen rückläufiger Besucher- und Umsatzzahlen schloss die CinemaxX AG im März 2000
das Vorstadtkino MOVIE in Rahlstedt. Dem KORALLE in Volksdorf wurde hingegen keine
1
Verlängerung seines Mietvertrages gewährt. Mit dem KORALLE, dem DOCKS und dem
NEUES CINEMA gaben somit im Jahr 2000 erstmals Programmkinos den Betrieb auf.
Die alte MUNDSBURG wurde hingegen 1997 nur vorübergehend geschlossen, um 1998 von
Village Cinemas Germany als Multiplex wiedereröffnet zu werden. Die geplante Wiedereröffnung des ALABAMA in der Kulturfabrik Kampnagel als Arthouse ist derzeit noch ungewiss. Nachdem die Kinobetreiber Kieft & Kieft ihre Beteiligung an dem Projekt aufgegeben
haben, engagiert sich seit kurzem die CinemaxX AG auf Kampnagel.
Auch das SAVOY, das 1998 von der UFA geschlossen wurde, soll wiederbelebt werden.
Einmal pro Woche werden dort klassische amerikanische oder indische Filme auf Breitleinwand gezeigt. Es ist geplant, das Kino als De-Luxe-Theater in seiner ursprünglichen Pracht
wiederzustellen. Derzeit spielt es für die Hamburger Kinolandschaft noch keine entscheidende Rolle und soll daher aus der Untersuchung ausgeklammert werden. Gleiches gilt für
das B-MOVIE, das sein Programm vor allem aus Filmreihen zusammenstellt, das UNIKINO im
Audimax und das LICHTMESZ.
Die Hamburger Neueröffnungen fanden auf den Multiplexsektor statt: Neben dem bereits
erwähnten VILLAGE-Theater in der Mundsburg wurden zwei UCI-Kinos in Othmarschen und
Wandsbek (Mai bzw. August 1999) sowie ein weiteres CINEMAXX in Harburg (Oktober 1999)
in Betrieb genommen.
Auch im Hamburger Umland sind rege Bautätigkeiten festzustellen: In Elmshorn eröffnete im
Januar 2000 ein CINEPLEX mit 7 Sälen, in Norderstedt das SPECTRUM mit 3 Leinwänden im
August 1997. Im weiteren Umland nahm ein CINESTAR (Kieft & Kieft) in Stade (1999) den
1
Das DOCKS hatte allerdings nur eine Vorstellung pro Woche.
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4
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Spielbetrieb auf. Ein weiteres Multiplex der Kieft & Kieft-Gruppe in Lüneburg befindet sich
derzeit im Bau.
Multiplex
Grindel
CinemaxX Dammtor
Ufa-Palast
Village
UCI Othmarschen
UCI Wandsbek
CinemaxX Harburg
Summe
Tab. 1:
Betreiber
Ufa
Flebbe
Ufa
Village
UCI
UCI
Flebbe
-
Leinwände
6
8
10
8
9
9
7
57
Sitzplätze
1.910
2.728
3.250
2.040
2.680
2.500
1.700
16.808
Stadtteil
Harvestehude
Neustadt
Neustadt
Uhlenhorst
Othmarschen
Wandsbek
Harburg
-
Eröffnung
1995
Okt 96
Feb 97
Dez 98
Mai 99
Aug 99
Okt 99
-
Hamburger Multiplexkinos
Als Folge des Baus von Multiplexkinos war die Hamburger Kinolandschaft bis 1999 von einer
stagnierenden Spielstellenzahl und ständigen Erweiterungen der Sitzplatz- und Leinwandkapazitäten geprägt. Allerdings waren die Verschiebungen innerhalb der Kinotypen erheblich. Zu einer deutlichen Reduzierung der Spielstellen kam es erst im Verlauf dieses Jahres.
Jahr
´95
´96
´97
´98
´99
5'00
Spielstellen Veränd. davon Multiplex Veränd. davon sonstige Kinos Veränd.
30
1
29
30
0%
2
100%
28
-3%
30
0%
3
50%
27
-4%
29
-3%
4
33%
25
-7%
30
3%
7
75%
23
-8%
25
-17%
7
0%
18
-22%
Veränd. 00/95
Tab. 2:
-17%
600%
-38%
Entwicklung der Anzahl der Hamburger Spielstätten 1995 bis 5/2000
Eine rückläufige Entwicklung des Saalbestandes machte sich erstmals zu Beginn des Jahres 2000 aufgrund der Schließungen zahlreicher traditioneller Kinos bemerkbar. So zählte
man im Mai 2000 25 Spielstellen (1999 existierten noch 30 Spielstellen) mit 93 Leinwänden
2
(1999: 103 Leinwände).
Jahr
´95
´96
´97
´98
´99
5 '00
Leinwände Veränd. davon Multiplexe Veränd. davon sonstige Kinos
75
6
69
76
1,3%
14
133,3%
62
82
7,9%
24
71,4%
58
85
3,7%
32
33,3%
53
103
21,2%
57
78,1%
46
93
-9,7%
57
0,0%
36
Veränd. 00/95
Tab. 3:
2
24%
850%
Veränd.
-10,1%
-6,5%
-8,6%
-13,2%
-21,7%
-48%
Entwicklung des Leinwandbestandes nach Kinotypen 1995 - 5/2000
Der Bestand an Sitzplätzen und Leinwänden wird hier jeweils zum Jahresende betrachtet.
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5
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RMC MEDIEN CONSULT
120
Multiplexe
100
sonstige Kinos
80
46
60
58
20
14
6
0
´95
Abb. 1:
53
62
69
40
36
´96
24
´97
57
57
´99
5 '00
32
´98
Entwicklung des Leinwandbestandes nach Kinotypen 1995 - 5/2000
Beim Leinwandbestand war in Hamburg von 1995 bis 2000 ein Plus von insgesamt 24% zu
verzeichnen, wobei der Bestand an Multiplexleinwänden um 850% wuchs, der an herkömmlichen Kinos jedoch um 48% abnahm. Vor allem 1999 und 2000 wurden zahlreiche Kinosäle
traditioneller und Programmkinos geschlossen.
Jahr
´95
´96
´97
´98
´99
5'00
Plätze
15.032
17.473
20.223
21.500
26.787
25.045
Veränd. 00/95
Tab. 4:
Veränd.
16,2%
15,7%
6,3%
24,6%
-6,5%
67%
davon Multiplex Veränd. davon sonstige Kinos Veränd.
1.910
13.122
4.638
142,8%
12.835
-2,2%
7.888
70,1%
12.335
-3,9%
9.928
25,9%
11.572
-6,2%
16.808
69,3%
9.979
-13,8%
16.808
0,0%
8.237
-17,5%
780%
-37%
Entwicklung des Sitzplatzbestandes nach Kinotypen 1995 bis 5/2000
Noch ausgeprägter ist die Verschiebung des Sitzplatzbestandes. So stieg das gesamte Sitzplatzangebot in Hamburg von 1995 bis 2000 um rund 67%. Betrachtet man im gleichen Zeitraum nur das Segment der Multiplexe, so zeigt sich hier eine Zunahme von 780%, die Gruppe der restlichen Kinos zusammengenommen verlor etwa 37% ihrer Sitzplätze.
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RMC MEDIEN CONSULT
30000
25000
Multiplexe
sonstige Kinos
9.979
8.237
20000
11.572
15000
12.335
12.835
10000
13.122
5000
´99
5 '00
4.638
1.910
´95
Abb. 2:
16.808
9.928
7.888
0
16.808
´96
´97
´98
Entwicklung des Sitzplatzbestandes nach Kinotypen 1995 bis 5/2000
2.1.1.2 Einteilung des Kinoparks
Um die strukturellen Veränderungen in der Hamburger Kinolandschaft bewerten zu können,
ist es sinnvoll, die bestehenden Kinos in quantitativer und qualitativer Hinsicht zu klassifizieren.
12
11
1995
10
10
1997
8
2000
7
6
6
5
6
6
5
4
5
3
3
2
2
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
0
0
1 LW
Abb. 3:
2 LW
3 LW
4 LW
5 LW
6/7 LW
8 + LW
Autokino
Anzahl der Spielstätten mit verschiedenen Leinwandzahlen (1995, 1997 und 2000)
Wesentliches Merkmal ist zum einen die Anzahl der Leinwände pro Filmtheater (Centergröße). In Hamburg finden sich neben den großen Multiplexen noch eine Reihe von Angeboten mit geringer Leinwandzahl. Außer dem HANSA KINOCENTER und dem HANSA KINOSTUDIO engagieren sich diese Filmtheater im Bereich der Filmkunst oder des anspruchsvollen Mainstreams. Die meisten traditionellen Kinos, die in unmittelbarer geographischer Nähe
der Multiplexe lagen oder deren Programm Überschneidungen mit dem der Großkinos aufwies, haben inzwischen den Betrieb aufgegeben. Diese Kinos besaßen meist zwei bis vier
Leinwände und bildeten damit die Centergrößen, die in den letzten Jahren deutlich zurück-
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gegangen sind. Die Gegenüberstellung der Verteilung nach Centergrößen von 1995 bis
2000 in Abb. 3 macht diese Verschiebung hin zu großen Kinocentern deutlich.
Zählte man 1995 noch 16 Kinos mit ein oder zwei Sälen, so hat sich die Zahl im Jahr 2000
auf 10 reduziert. Die Zahl der 3er-Center blieb konstant, während sich von den Kinos mittlerer Größe (4 – 5 Leinwände) nur das CITY behaupten konnte. Zunahmen sind bei den Kinos
mit sechs und mehr Leinwänden zu verzeichnen. In allen Fällen handelt es sich hierbei um
Multiplexkinos.
Die durchschnittliche Größe der Filmtheater steigt durch die zunehmende Versorgung mit
Multiplexkinos ständig. Im Mittel entfallen somit auf eine Abspielstätte immer mehr Leinwände: 1995 hatte ein Hamburger Kino durchschnittlich noch 2,5 Leinwände, im Jahr 2000
waren es schon 3,4 Säle pro Filmtheater.
Eine weitere quantitative Größe zur Klassifizierung von Kinos ist die Saalgrößenklasse. Ähnlich dem Rückgang an Spielstellen mit einer oder wenigen Leinwänden ist auch der Bestand
an kleinen Sälen rückläufig.
Abb. 4 zeigt, dass in Hamburg kaum mehr kleine Säle bestehen. Von den 85 Kinosälen
(ohne Berücksichtigung des UNIKINOS) haben nur noch neun weniger als hundert Plätze.
Unter ihnen befindet sich lediglich ein Einzelhaus (3001).
40
35
35
1995
30
24
25
20
1997
25
22
17
16
15
10
5
9
8
10
2000
18
14
14
8
4
4
5
6
1
0
0-74
Abb. 4:
75-99
100-199
200-299
300-499
500+
Anzahl der Spielstätten mit verschiedenen Platzzahlen (1995, 1997 und 2000)
Der Vergleich des momentanen Leinwandbestands (5/00) mit dem von 1995 macht ebenfalls
die Verschiebung zu mittleren und großen Sälen (200 bis 499 Sitzplätze) deutlich. Dies ist
mit der Bautätigkeit auf dem Multiplexsektor zu begründen, weil die Mehrzahl der Multiplexsäle in dieser Kategorie zu finden ist. Der bundesdeutsche Durchschnitt liegt bei 242 Plätzen
pro Multiplexsaal, ein durchschnittlicher Multiplexsaal in Hamburg hat 295 Plätze (Stand
12/1999). Die Differenz liegt darin begründet, dass Kinosäle in Großstädten tendenziell
geräumiger gebaut werden. Die Dimensionen eines traditionellen Umfeldkinos weisen dagegen nur 150 Plätze pro Saal auf. Auch bei den größten Sälen konnten sich die Multiplexe
3
durchsetzen. Nach Schließung des SAVOY (größter Saal: 588 Plätze) sowie der Renovie-
3
Das Savoy wurde zwar wiedereröffnet, allerdings finden dort nur unregelmäßig Filmvorführungen statt.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
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rung des PASSAGE und des STREIT'S - die Plätze in den großen Sälen beider Kinos wurden
auf unter 500 reduziert - befinden sich alle Säle über 500 Sitzplätzen in Multiplexen.
Es ist jedoch festzustellen, dass die Saalgröße bei den Multiplexen im Durchschnitt
abnimmt. Die ersten Hamburger Multiplexe wie der UFA-Palast am Gänsemarkt oder das
CINEMAXX am Dammtor hatten noch eine durchschnittliche Saalgröße von 325 bzw. 341
Plätzen pro Leinwand. Das UCI Theater in Wandsbek oder das CINEMAXX in Harburg weisen
mit nur 276 (UCI) und 242 (CINEMAXX) schon erheblich geringere Werte auf.
Zudem ist eine Betrachtung der Hamburger Kinolandschaft nach Gesichtspunkten wie Programmausrichtung, geographischer Lage und Ausstattung sinnvoll. Danach ergibt sich folgendes Bild in Tab. 5.
Eine Kategorisierung nach Standorten sowie nach Ausrichtung des Programms soll helfen,
die Wettbewerbsresistenz und die Akzeptanz der einzelnen Standort- und Betriebstypen
beurteilen zu können. So können auch die Auswirkungen von Kinoneubauten auf bestehende Theater detaillierter untersucht werden.
Lage
Art des Kinos
Programmkino
gehobener Mainstream
traditionelle Kinos
Multiplexe
Tab. 5:
zentral
dezentral
3001
ABATON
CITY
ELBE
MAGAZIN
ZEISE
METROPOLIS
NEUES BROADWAY
UNIKINO
(DOCKS)
(NEUES CINEMA)
HOLI
PASSAGE
STREIT'S
STUDIO
SAVOY
(ALADIN)
(ALTE MUNDSBURG)
(OASE)
(UFA KINOCENTER)
CINEMAXX DAMMTOR
GRINDEL
UFA GÄNSEMARKT
VILLAGE MUNDSBURG
(ALABAMA)
(KORALLE)
BLANKENESE
FAMA
(MOVIE)
AUTOKINO
HANSA FILMSTUDIO
HANSA KINOCENTER
(GLORIA)
CINEMAXX HARBURG
UCI OTHMARSCHEN
UCI WANDSBEK
Hamburger Kinos, Stand April 2000 (In Klammern: Im Zeitraum 1996-2000 geschlossen)
Zum einen soll eine Klassifizierung der Filmtheater nach Art des Programms, bzw. der Ausstattung erfolgen.
Hier lassen sich vier Gruppen identifizieren:
1. Multiplexkinos, die sich durch aufwendige Neubauten und ein am Mainstream orientiertes Programm auszeichnen, das mit dem der traditionellen Kinos meist deckungsgleich ist.
2. Traditionelle Umfeldkinos, die normalerweise in älterer Bausubstanz untergebracht
sind und deren Programm sich aus Blockbustern und (amerikanischem) Mainstream zusammensetzt.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
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3. Kinos, die gehobenen Mainstream spielen, aber nicht die Vielfalt eines klassischen
Programmkinos aufweisen. Meist handelt es sich hier um Einzel- oder Doppelhäuser, die
sich durch ein qualitativ hochwertiges Programm der Konkurrenz der Multiplexe entziehen.
4. Programmkinos, deren Programm sich vor allem durch Filmkunst und Programmreihen
auszeichnet. Diese Kinos spielen pro Woche durchschnittlich die meisten Filme pro
Leinwand.
Die Einteilung der einzelnen Kinos in die verschiedenen Kategorien ist nicht immer ganz
trennscharf. Gerade die Abgrenzung zwischen Programmkinos und Kinos, die anspruchsvollen Mainstream spielen, fällt aufgrund von Überschneidungen des Programms nicht
immer leicht. Programmkinos zeichnen sich im Allgemeinen jedoch durch eine größere Vielzahl an gespielten Filmen pro Woche aus. Auf der anderen Seite versuchen auch traditionelle Umfeldkinos ihr Programm qualitativ hochwertiger zu gestalten, um sich so gegen die
Multiplexe abzusetzen und neue Besuchergruppen zu gewinnen, was auch hier eine Trennung zu den Kinos, die gehobenen Mainstream spielen, schwierig macht.
Als Sonderformen können das CITY-Kino, das METROPOLIS, das AUTOKINO in Billbrock und
das UNIKINO im Audimax betrachtet werden. Das CITY-Kino wird als Fremdsprachenkino
betrieben. Es zeigt zwar meist die Originalversionen von amerikanischen/englischen Mainstream-Produktionen, kann aber aufgrund seiner Programmierung als konkurrenzlos gewertet werden. Das METROPOLIS wird als kommunales Kino von der Stadt Hamburg betrieben
und ist aufgrund der eklektischen Programmauswahl ebenfalls ohne Konkurrenz, gleichwohl
ist es auch wirtschaftlich auf eine Grundauslastung angewiesen. Sein Auftrag ist jedoch kulturpolitischer Natur und nicht primär das Erwirtschaften von Gewinn. Im UNIKINO gibt es nur
unregelmäßig Vorstellungen von Repertoirefilmen, die sich dann hauptsächlich an ein studentisches Publikum richten.
Die Unterteilung erfolgt zum anderen in geographischer Hinsicht nach zentral gelegenen
Kinos (Hamburger Innenstadt) und nach in Außenbezirken angesiedelten Filmtheatern
(gesamtes Stadtgebiet Hamburg). Karte 1 zeigt die Standorte Hamburger Kinos.
Die älteren Hamburger Multiplexkinos (GRINDEL, UFA-PALAST und CINEMAXX Dammtor)
befinden sich alle in der Innenstadt. Dieser unmittelbaren Konkurrenz konnten die zentralen
traditionellen Umfeldkinos nicht trotzen, wodurch dieser Kinotyp im Zentrum im Jahr 2000
völlig ausgestorben ist. Nur Kinos mit komplementärem Programm konnten sich ihre
Nischen am Markt erhalten.
Seit 1998 zeichnet sich in Hamburg der Trend ab, Multiplexe außerhalb der City zu erbauen,
da die Innenstadt mit Großkinos weitgehend versorgt ist. Mit dem 1998 eröffneten VILLAGE in
der Mundsburg wurde ein Standort am Rand der City eröffnet. Es folgten zwei dezentrale
UCI-Multiplexe am Othmarschen-Park und in Wandsbek sowie ein CINEMAXX in Harburg.
Dies hat zur Folge, dass sich auch dezentral gelegene Umfeldkinos nicht mehr am Markt
behaupten können, wenn sie - wie das GLORIA in Harburg - der direkten Konkurrenz zu
einem Multiplextheater ausgesetzt werden. Das Kinoangebot in der Peripherie wird durch
Stadtteilkinos ergänzt, die sich wie das ELBE oder ZEISEKINO im Filmkunstbereich oder wie
das FAMA und BLANKENESE im Bereich des anspruchsvollen Mainstreams engagieren.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
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Karte 1:
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Bestand und Planung von Kinostandorten in Hamburg
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
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2.1.2 Betreiberstruktur
Betreiber
Ufa-Theater
CinemaxX AG
CinemaxX AG & Stübs FTB
UCI Multiplex GmbH
Village Cinemas Germany
Tontarra FTB
FTB Jansen / Matern
Zeise Hallen Kinobetriebs GmbH
Abaton-Kino-Betriebs-GmbH
Walter H. Jann, Werbe- & Filmbetriebs GmbH
Arndt Eggers
Kinemathek Hamburg
3001 Kino Betriebs-GmbH
Summe
Tab. 6:
Kino-Center
GRINDEL
UFA-PALAST
CITY-KINO
STREIT´S
STUDIO
CINEMAXX DAMMTOR
CINEMAXX HARBURG
PASSAGE
HOLI
NEUES BROADWAY
UCI OTHMARSCHEN
UCI WANDSBEK
VILLAGE
HANSA FILMSTUDIO
HANSA KINOCENTER
ELBE
FAMA
BLANKENESE
ZEISE
ABATON
AUTOKINO
Säle
6
10
4
1
2
8
7
3
2
3
9
9
8
3
3
1
1
2
3
3
1
Plätze
1.910
3.250
780
463
385
2.728
1.700
840
610
300
2.680
2.500
2.040
520
385
260
280
196
532
520
490
MAGAZIN
1
1
1
92
400
280
96
24.145
METROPOLIS
3001
Kinos und Betreiber in Hamburg (Stand 5/00)
Auch in der Betreiberstruktur in Hamburg spiegelt sich der Strukturwandel der Filmtheaterlandschaft wider. Die Liste der Filmtheaterbetreiber ist seit 1997 kürzer geworden: Die Filmtheaterbetreiber Alabama Kino-GmbH (ALABAMA), Union Krugmann GmbH (BLANKENESE)
und M.t.M. (DOCKS) verschwanden aus der Hamburger Kinolandschaft. Auf der anderen
Seite können die Betreiber der Multiplexkinos immer größere Marktanteile auf sich vereinen.
Die UFA-Theater GmbH, die 1997 noch den Hamburger Kinomarkt dominierte, hat durch die
Schließung ihrer traditionellen Kinos ALADIN, GLORIA, SAVOY und OASE stark an Marktanteilen
verloren. Bezogen auf Sitzplätze sank ihr Marktanteil von rund 50% (1997) auf 28% (2000).
Die UFA besitzt jetzt noch zwei Multiplexe und drei Kinos mit komplementärem Programm.
Die Neueröffnung eines CINEMAXX und die Schließung von zwei herkömmlichen Kinos zeigt
die Linie der Unternehmenspolitik der CinemaxX AG von H.J. Flebbe. Sie konzentriert sich
zunehmend auf die Multiplexkinos. Im Moment hält sie - neben zwei Multiplexen - noch die
Kinos mit gehobenen Mainstream HOLI und PASSAGE und in Kooperation mit den Stübs FTB
das Programmkino NEUES BROADWAY. Diese Kinos machen rund ein Viertel des Sitzplatzbestandes aus.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
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Die Neulinge auf dem Hamburger Kinomarkt sind die australische Kinokette Village Cinemas
Germany und das amerikanische Unternehmen United Cinemas International Multiplex
GmbH, die sich ausschließlich im Multiplexsegment betätigen. Mit der Eröffnung von zwei
Multiplexen konnte sich UCI 21% der Marktanteile nach Plätzen sichern, Village kontrolliert
etwa 8% des Marktes.
2% 2%
2%
2%1%
UFA
3%
Flebbe
29%
4%
UCI
Village
8%
Tontarra
Jansen
Abaton
Zeise
Walter Jann
Eggers
21%
Kinemathek
26%
Abb. 5:
3001
Marktanteile der Hamburger Kinounternehmer Mai 2000 (bezogen auf Sitzplätze)
Neben den großen Kinoketten ist der Hamburger Kinomarkt weiterhin durch eine Menge von
Einzelbetreibern gekennzeichnet, die vor allem im Filmkunst-/Programmkinobereich angesiedelt sind. Traditionelle Häuser betreibt nur noch die Familie Tontarra, die zwei DreierCenter in Bergedorf besitzt, wo sie (noch) eine lokale Monopolstellung einnimmt. Die Jansen/Matern FTB (FAMA, ELBE) konnten mit der Übernahme des BLANKENESE Marktanteile
gewinnen und besitzen rund 3% des Sitzplatzbestandes. Jeweils rund 2% entfallen auf die
Zeise Hallen Betriebs GmbH, die ABATON GmbH und die Walter H. Jann Werbe- und Filmbetriebs GmbH (AUTOKINO). Nur jeweils einen Saal - und damit Marktanteile um 1% - besitzen die 3001 Kino-Betriebs GmbH, die Kinemathek Hamburg e.V. (METROPOLIS) und die
Arndt Eggers FTB (MAGAZIN).
Insgesamt gibt es in Hamburg 12 Betreiber, wobei die vier Multiplex-Betreiber UFA, CINEMAXX AG, VILLAGE und UCI rund 83% des Marktes kontrollieren (Multiplexe und sonstige
Kinos zusammengenommen).
Im April 2000 wurde der erste Schritt in Richtung Fusion von CinemaxX und UFA vollzogen.
Damit wird die bereits im Herbst letzten Jahres angekündigte Zusammenarbeit mit Leben
gefüllt. Zunächst ist ein Management-Vertrag zwischen den beiden Unternehmen
geschlossen worden, was letztlich die Aufgabe der Selbständigkeit der UFA zur Folge hat,
da alle relevanten Entscheidungen nunmehr von der CinemaxX AG getroffen werden.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
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Gleichzeitig übernahm die CinemaxX AG 10% der Anteile der UFA, mit einer Option weitere
kontinuierlich zu übernehmen. Damit verfügt die CinemaxX/UFA-Gruppe über rund ein
Viertel des deutschen Leinwandbestandes. In Hamburg liegt der Marktanteil schon heute
über 50%. Mit der Zusammenarbeit der beiden Kinounternehmen einher ging die Beteiligung
des börsennotierten Verleih- und Produktionsunternehmen Senator AG an der CinemaxXGruppe.
2.1.3 Besucherentwicklung
Eine detaillierte Analyse der Besucherzahlen in Hamburg soll darstellen, wie sich die Veränderungen am Filmtheatermarkt auf die der einzelnen Kinotypen auswirken.
2.1.3.1 Besucherentwicklung der Stadt Hamburg
Alle Kinos der Stadt Hamburg zusammen genommen weisen im Zeitraum von 1996 bis 1999
eine Steigerung der Besucherzahlen von 19,6% auf. Die jährlichen Zuwachsraten waren
1996 (+10%) und 1997 (+16%) am höchsten. 1998 wurde vorübergehend ein Rückgang von
1% verzeichnet, dem 1999 dann eine geringe Zunahme der verkauften Kinokarten um 4%
folgte. Die allgemeine Euphorie, die 1998 - zur Zeit der Erstellung der ersten Hamburger
Kinostudie - den Kinomarkt beherrschte, ist durch nicht erfüllte Erwartungen bezüglich der
Besucherzahlen vorerst gedämpft worden.
6.000.000
300
5.000.000
250
4.000.000
200
3.000.000
150
2.000.000
100
1.000.000
50
0
0
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999
Besucher
Abb. 6:
Auslastung (Bes./Pl.)
Besucher und Auslastung in Hamburg 1990 bis 1999
Es fand zudem eine geographische Verschiebung der 'Wachstumszentren' statt. Bis 1998
wurde das Wachstum der Besucherzahlen noch durch zentral gelegene Kinos geschaffen,
1999 hat sich die Situation gewendet. Die innerstädtischen Filmtheater mussten Besucherrückgänge von 6% hinnehmen, während dezentrale Standorte 57% mehr Zuschauer verzeichnen konnten (siehe hierzu auch die detaillierte Auswertung im Anhang). Grund für diesen Zuwachs an Zuschauern ist die Verdoppelung der Sitzplatzkapazitäten an dezentralen
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
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Standorten durch den Bau von Multiplexkinos (UCI Othmarschen, UCI Wandsbek,
CINEMAXX Harburg). 1998 standen dort nur rund 4.450 Sitzplätze zur Verfügung, 1999
bereits 10.450. Dieses Angebot konnte nicht nur neue Besucher gewinnen, sondern auch
einen Teil der Gäste von zentralen Kinos abwerben.
Allgemein lässt sich sagen, dass in Hamburg nur durch eine Ausweitung der Kapazitäten
Wachstum generiert wurde. Diese Tendenz lässt sich auch auf andere deutsche Städte
übertragen. So nahm in München der Kinobesuch 1999 um 1% ab, da hier keine neuen
Kinos gebaut wurden, der Bestand hier also nicht ausweitet wurde. In Berlin dagegen gingen
5% mehr Besucher ins Kino, wobei der Kinobestand in Berlin 1999 um drei Multiplexe anwuchs.
2.1.3.2 Besucherentwicklung nach Kinotypen und Standort
Aus einer Betrachtung der Besucherzahlen nach Kinotypen und ihren Standorten lässt sich
die Wettbewerbsresistenz der einzelnen Betriebsformen ablesen.
Der Zuwachs der Hamburger Kinobesucherzahlen lässt sich in erster Linie auf die sieben
Hamburger Multiplexe zurückführen. Dieser Kinotyp konnte über die letzten Jahre hinweg
zunehmend Besucheranteile auf sich vereinen. 1997 spielten das CINEMAXX und der UFAPALAST erstmals ganzjährig, was zu einer Verdoppelung der Multiplexbesucher führte. 1998
eröffnete erst im Dezember mit dem VILLAGE-Theater ein weiteres Multiplex, so dass für dieses Jahr lediglich ein Plus von 9% auf dem Multiplexsektor zu verzeichnen war. Im Jahre
1999 nahmen drei neue Multiplexe den Betrieb auf, die vier ‘alten’ Großkinos waren das
ganze Jahr geöffnet, was zu einem Zuwachs von 17% führte. Eine Steigerung war 1999
allerdings nur bei den dezentral gelegenen (neuen) Multiplexen zu verzeichnen, die innerstädtischen Multiplexe verloren im Vergleich zum Vorjahr 3% ihrer Zuschauer.
6.000.000
5.000.000
887.725
949.911
950.126
710.655
651.084
4.000.000
1.098.394
3.000.000
2.000.000
827.600
607.394
545.026
246.432
386.992
1.086.700
1.000.000
1.318.800
2.735.480
1996
1997
2.988.175
3.502.371
0
Multiplexe
Abb. 7:
trad. Umfeldkinos
1998
gehobene Mainstream-Kinos
1999
Programmkinos
Entwicklung der Besucherzahlen in Hamburg nach Kinotypen 1996 bis 1999
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
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Die Verlierer des Strukturwandels auf dem Kinomarkt sind die traditionellen Umfeldkinos. Sie
verzeichnen seit Eintritt der Multiplexkinos in die Hamburger Kinolandschaft Besucherverluste im zweistelligen Bereich. So wählten 1998 und 1999 je ein Drittel weniger Gäste ein
herkömmliches Kino als im jeweiligen Vorjahr. Große Unterschiede sind hier bei dezentralen
und zentralen Standorten festzustellen. Die in den Randbezirken gelegenen traditionellen
Kinos haben zwischen 1997 und 1999 ‘nur’ 41% ihrer Zuschauer verloren, die zentralen
dagegen 81%. Bei den innerstädtischen Kinos sind die Verluste bei den Besucherzahlen auf
die Nachbarschaft zu den Multiplexen zurückzuführen. Zudem muss man in Betracht ziehen,
dass die Besucherzahlen aufgrund der reduzierten Kapazitäten dieses Kinotyps geringer
ausfallen.
Die traditionellen Kinos der Familie Tontarra in Bergedorf, die ihre Monopolstellung bisher
bewahren konnten, sind die letzten Betriebstätten dieses Kinotyps.
Die Besucherzahlen der Kinos, die vor allem anspruchsvollen Mainstream zeigen, und die
der Programmkinos sind relativ konstant geblieben. Die Programmkinos verzeichneten lediglich ein Minus von 7%, die Häuser mit gehobenem Mainstream eines von 16%. Bei beiden
Kinotypen sind die Besucherzahlen in den zentralen Quartieren stabiler als in den Filmtheatern in den Außenbezirken, was wohl nicht zuletzt an der Attraktivität der innerstädtischen
Häuser wie dem ABATON oder an den sehr zentralen Standorten wie beispielsweise beim
NEUES BROADWAY (Hauptbahnhof) liegt.
Für das laufende Jahr 2000 dürften jedoch Besucherrückgänge zu verzeichnen sein, da zum
Ende letzten Jahres bzw. Anfang 2000 mit dem MOVIE, dem KORALLE, dem DOCKS und dem
NEUEN CINEMA mehrere komplementäre Kinoangebote ihren Betrieb eingestellt haben.
2.1.3.3 Auslastung
Bei der Steigerung der Gesamtbesucherzahl darf man jedoch nicht außer Acht lassen, dass
der relativ geringe Zuwachs an verkauften Kinokarten nur durch eine überproportionale
Ausweitung des Kinobestandes erreicht werden konnte. Als Kennzahl soll hier zum einen die
Belegung pro Sitzplatz und Jahr, zum anderen die Besucher pro Leinwand und Jahr herangezogen werden. Um möglichst genaue Werte für die Auslastung zu bekommen, wurden die
Besucherzahlen von im Laufe des Jahres eröffneten oder geschlossenen Kinos jeweils für
4
das ganze Kalenderjahr hochgerechnet.
Die Auslastung bezogen auf die Leinwände ist geeignet, traditionelle Kinos hinsichtlich ihrer
wirtschaftlichen Perspektiven zu beurteilen - insbesondere wenn es sich um Einzel- oder
Doppelhäuser handelt. Da die Platzkapazitäten nicht immer der Nachfrage entsprechen,
würde die Auslastung auf dieser Basis ein verzerrtes Bild geben. Bei Multiplexen hingegen,
wo Investitionskosten und Miete pro Sitzplatz berechnet werden und die Bandbreite der
Saalgrößen in einem Haus sehr groß ist, liefert der Koeffizient Besucher pro Platz und Jahr
aussagekräftigere Werte.
Die Multiplexkinos, die als einziger Kinotyp Besuchersteigerungen verzeichnen, sind aufgrund der regen Bautätigkeit von rückgängigen Auslastungen betroffen (siehe hierzu auch
4
Das Village Kino in der Mundsburg wurde 1998 noch gar nicht berücksichtig, da es nur zwei Spielwochen hatte.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
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die Tabelle im Anhang). Das Besucherwachstum blieb hinter dem Zuwachs an Plätzen und
Sälen weit zurück. 1997 sank die Auslastung der zentral gelegenen Multiplexe um 18%,
1999 um 3%. Nur 1998, als erst im Dezember ein Multiplex eröffnet wurde, konnte eine
geringe Steigerung der Auslastung um 5% verzeichnet werden. Für die dezentralen Kinos,
die erst im Laufe des Jahres 1999 eröffnet wurden, liegen noch keine Vergleichszahlen vor.
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
1996
Multiplexe
Abb. 8:
1997
trad. Umfeldkinos
1998
1999
gehobene Mainstream Kinos
Programmkinos
Auslastung pro Sitzplatz der Hamburger Kinos nach Kinotypen 1996 bis 2000
Absolut gesehen weisen die (zentralen) Multiplexe mit 291 Besuchern pro Platz zwar noch
die höchste Auslastungszahl auf, je nach Höhe der Investitionskosten sind jedoch weit
höhere Auslastungen nötig, um ein Multiplex rentabel zu betreiben.
Kosten / Platz
Bis 8 TDM
Bis 10 TDM
Bis 12 TDM
Bis 15 TDM
Tab. 7:
Break-Even
220 - 250
240 - 275
270 – 300
290 – 320
Angemessen
260 - 280
280 - 300
310 - 340
330 - 350
Gut
300
320
350
360
Wirtschaftlichkeit nach Besuchen pro Platz bei Multiplexen nach Baukosten
Bei der Auslastung der traditionellen Kinos wurden in den Jahren 1997 (-26%) und 1998
(-41%) starke Verluste verzeichnet. 1999 ging der Koeffizient 'Besucher pro Sitzplatz' nur
leicht zurück, was aber vor allem auf die Reduzierung der Kapazitäten durch die Schließung
zahlreicher Filmtheater dieses Kinotyps zurückzuführen ist. Generell lässt sich sagen, dass
die Auslastung der traditionellen Kinos mit 88 Besuchern pro Sitzplatz (1999) weit unter die
Grenze der Wirtschaftlichkeit gefallen ist.
Die Auslastung von Programmkinos und Kinos, die gehobenen Mainstream spielen, sank
parallel zu den fallenden Besucherzahlen, da sich der Bestand an Sitzplätzen dieser beiden
Kinotypen bis 1999 nur unwesentlich veränderte. So ging 1999 die Auslastung pro Sitzplatz
der Programmkinos um 4%, die der Kinos mit anspruchsvollen Mainstream um 16% zurück.
In absoluten Zahlen bedeutete das 1999 für die zentralen Programmkinos eine Auslastung
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
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von 167 Besuchern pro Platz, bei zentralen Kinos, die ihr Programm aus gehobenem
Mainstream zusammenstellen, lag diese Zahl bei 183 Besuchern je Platz. Bei den dezentralen Programmkinos liegt die (ebenfalls sinkende) Auslastung bei wesentlich höheren 225
Besuchern je Platz, was sich wohl mit der geographischen Monopolstellung erklären lässt,
die diese Kinos einnehmen.
Bei allen Kinotypen ist hier zu bedenken, dass es sich um Durchschnittswerte handelt. Nicht
alle Programmkinos haben beispielsweise im gleichen Maß an Besuchern verloren. So zeigen sich die Besucherzahlen des ABATON oder des 3001 relativ konstant, die von MAGAZIN
oder ELBE haben in den letzten Jahren große Einbrüche erlebt. Die Besucherzahlen des
(inzwischen geschlossene) KORALLE und des METROPOLIS hatten sogar ein Wachstum zu
verzeichnen.
Kino-Center
Metropolis
Index 1999 bezogen auf 1996
138
Koralle
109
3001
100
Abaton
97
Neues Broadway
78
City-Kino
76
Zeise
76
Magazin
61
Elbe
58
Tab. 8:
Veränderung der Besucherzahlen in Indexdarstellung
Für die Multiplexkinos ist der Besuch je Platz eine recht aussagekräftige Kennzahl, für die
Bewertung von traditionellen Kinos, Programmkinos oder Kinos, die gehobenen Mainstream
spielen, ist es jedoch sinnvoll, auch die Auslastung je Leinwand heranzuziehen. Wenn die
Kinos günstig gepachtet sind oder im Eigentum der Betreiber sind, kann der Betrieb eines
Filmtheaters schon ab einer Auslastung von 20.000 Besuchern je Leinwand aufrecht erhalten werden. 30.000 - 40.000 Besucher pro Leinwand sind bei einem herkömmlichen Kino in
den meisten Fällen ausreichend, um rentabel wirtschaften zu können.
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150.000
125.000
100.000
75.000
50.000
25.000
0
1996
Multiplexe
Abb. 9:
1997
trad. Umfeldkinos
1998
gehobene Mainstream Kinos
1999
Programmkinos
Besucher pro Leinwand nach Kinotypen
In Hamburg stellt sich die Situation der herkömmlichen Kinos demnach wie folgt dar:
Die traditionellen Kinos zeigen mit Auslastungen von 17.224 (an peripheren Standorten) und
10.787 Besuchern pro Leinwand (an zentralen Standorten) auch bei dieser Betrachtung kein
sehr positives Bild. Die Belegung pro Leinwand ist über die letzten Jahre stetig gefallen, liegt
1999 bei zentralen Kinos nur noch bei einem Viertel des Wertes von 1997.
Die anspruchsvollen Mainstream-Kinos in zentraler Lage sind mit durchschnittlich 52.628
Besuchern pro Leinwand noch relativ gut ausgelastet, das dezentrale Angebot dieses Kinotyps zählt nur 24.800 Besucher je Saal.
Bei den Programmkinos zeigt sich die Auslastung genau umgekehrt. Hier sind die Kinos in
der Peripherie mit 53.271 Besuchern pro Leinwand viel besser ausgelastet als in der Innenstadt (37.873 Besucher/Leinwand). An allen Standorten kann hier jedoch davon ausgegangen werden, dass die Auslastung ausreicht, um die Kinos wirtschaftlich zu betreiben (siehe
auch die Tabelle im Anhang).
2.1.4 Umsatzentwicklung nach Kinotypen und Standort
Bei der Entwicklung des Umsatzes zeigt sich naturgemäß ein ähnliches Bild wie bei den
Besucherzahlen. Interessanter erscheint somit die Entwicklung der durchschnittlichen Eintrittspreise. Die Darstellung ist allerdings nur eingeschränkt möglich, da nur von einem kleinen Teil der Kinos die Umsätze mitgeteilt wurden.
Die Multiplexkinos, die 1999 ein Zuschauerplus von 17% zu melden hatten, blieben in der
Summe trotzdem unter den Einnahmen von 1998. Die Erklärung liegt hier in den gesunkenen Kartenpreisen. Kostete eine Kinokarte im Multiplex 1998 durchschnittlich noch
13,51 DM, so konnte sich der Kinogänger 1999 pro Besuch rund 0,89 DM sparen. Die Ursachen für den Preisrückgang sind einerseits auf den Wettbewerb der Multiplexe untereinan-
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
19
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RMC MEDIEN CONSULT
der und andererseits auf das überproportional hohe Preisniveau des Films 'Titanic' (wegen
Überlänge) zurückzuführen.
Bei allen anderen Kinotypen blieben die Preise über die letzten Jahre hinweg konstant. Die
Häuser mit anspruchsvollem Mainstream verteuerten 1999 ihre Karten leicht um 1%, die
Programmkinos (-1%) und die traditionellen Kinos (-0,5%) senkten die Preise minimal.
Der Trend zu sinkenden Kinopreisen zeichnete sich allerdings auch in ganz Deutschland ab.
Der durchschnittliche Preis für ein Kinokarte fiel von 11,01 DM auf 10,86 DM. Begründet
liegt dies – neben dem Titanic-Effekt – zum einen in dem Versuch traditioneller Kinos, mit
günstigen Preisen Kunden von Multiplexkinos zurückzugewinnen, zum anderen drückt die
Konkurrenz der Multiplexe untereinander das Preisniveau. Massive Preisnachlässe an Kinotagen, für Nachmittagsvorstellungen und Paketpreise lassen auch künftig die Preissteigerungsraten gering ausfallen.
Das allgemeine Preisniveau Hamburgs liegt über dem Bundesdurchschnitt, was sich zum
einen mit der Dominanz von Multiplexen auf dem Hamburger Kinomarkt, zum anderen mit
der überproportionalen Kaufkraft der Hansestadt erklären lässt.
gehobener Mainstream
1997
12,01
1998
12,02
1999
12,16
Veränd. 99/97
1%
Multiplex
13,26
13,51
12,62
-5%
Programmkino
10,00
10,31
10,17
2%
traditionelle Umfeldkino
11,11
10,88
10,83
-3%
Durchschnitt aller Kinotypen
12,20
12,50
12,07
-1%
Alte Bundesländer
10,58
11,01
10,86
3%
Tab. 9:
Durchschnittliche Eintrittspreise in Hamburg und Westdeutschland
2.1.5 Marktanteile der einzelnen Kinotypen
Eine ergänzende Betrachtung der Marktanteile nach Sitzplätzen, Besuchern und Umsatz
unterstreicht die bisher gewonnenen Erkenntnisse.
Die größten Marktanteile konnten 1999 die Multiplexkinos verbuchen: 63% des Sitzplatzbestandes, 68% der Besucher und 71% des Umsatzes. Die Multiplexkinos schafften es somit
als einziger Kinotyp, mit ihrem Sitzplatzbestand größere Marktanteil an Besuchern und Umsätzen zu gewinnen. Dies liegt vor allem in der höheren Auslastung von Multiplexen gegenüber den anderen Kinotypen und in den teureren Eintrittskarten begründet.
Diese Anteile am Sitzplatzbestand sind aufgrund zahlreicher Neueröffnungen in den letzen
drei Jahren stetig gestiegen: von 1997 bis 1999 um 24 Prozentpunkte von 39% auf 63% der
Sitzplatzkapazitäten. Die Zunahme der Marktanteile bei Besuchern und Umsatz, die auch
stets anstiegen, war jedoch unterproportional: Es konnten nur 13 Prozentpunkte mehr Besucheranteile gewonnen werden; bei den Umsätzen belief sich das Wachstum sogar nur auf
12 Prozentpunkte.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
20
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
Multiplex
gehobener Mainstream
Programmkino
tradition. Umfeldkino
Multiplex
gehobener Mainstream
Programmkino
tradition. Umfeldkino
Multiplex
gehobener Mainstream
Programmkino
tradition. Umfeldkino
Tab. 10:
Marktanteile 1997
Marktanteile1998
bezogen auf Plätze
39%
46%
15%
14%
25%
22%
21%
17%
bezogen auf Besucherzahlen
55%
60%
14%
13%
19%
19%
12%
8%
bezogen auf Karten-Umsätze
59%
65%
14%
13%
16%
16%
11%
7%
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Marktanteile 1999
63%
11%
18%
8%
68%
11%
17%
5%
71%
11%
14%
4%
Markanteile nach Plätzen, Besuchern und Kartenumsätzen
Die traditionellen Kinos mussten auch in Bezug auf die Marktanteile die größten Verluste
hinnehmen. Ihr Anteil am Sitzplatzbestand fiel über die letzten drei Jahre hinweg von 21%
auf 8%, bei den Besuchern von 12% auf 5% und beim Umsatz von 11% auf 4%. Bei diesem
Kinotyp war die Reihe Bestands-, Besucher- und Umsatzanteile abnehmend, d. h. die erwirtschafteten Anteile an Besucher- und Umsatzzahlen lagen proportional unter dem Sitzplatzanteil.
Die Kinos, die gehobenen Mainstream spielen, hielten 1999 11% der Marktanteile sowohl in
Bezug auf den Sitzplatzbestand als auch hinsichtlich der Besucher und des Umsatzes. Diese Übereinstimmung der Marktanteile zeigt sich über die letzten drei Jahre hinweg, wobei
die absoluten Marktanteile jedoch gesunken sind. Zwar hat sich der Bestand nicht verändert,
während die Besucherzahlen und der Umsatz zurückgegangen sind. Aufgrund der Verschiebungen auf dem Gesamtmarkt wirkte sich dies jedoch in fallenden Marktanteilen aus.
Die Programmkinos konnten 1999 ihren Anteil am Sitzplatzbestand (Marktanteil 18%) nicht
ohne ‘Verluste’ in Besucher (17%) und Umsatz (14%) umsetzen. Der Bestand dieses Kinotyps war minimal rückläufig, der Verlust an Marktanteilen in Bezug auf die Sitzplätze von
25% (1997) auf 18% (1999) über die letzten Jahre lässt sich auch hier mit dem Wachstum
auf dem Multiplexsektor begründen. Besucher und Umsätze dieses Kinotyps sind dagegen
relativ konstant, sowohl in absoluten Zahlen als auch in Marktanteilen.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
21
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
RMC MEDIEN CONSULT
100%
4.814
90%
887.725
9.032.167
6.628.195
80%
545.026
246.432
3.064
70%
2.101
2.668.889
60%
50%
40%
3.502.371
16.808
30%
44.204.520
20%
10%
0%
Plätze
Multiplexe
Besucher
trad. Umfeldkinos
gehobender Mainstream
Umsatz
Programmkinos
Abb. 10: Marktanteile der einzelnen Kinotypen an Sitzplätzen, Besuchern und Umsatz 1999
2.1.6 Besuchsentwicklung im Großraum Hamburg
Das Einzugsgebiet für Hamburger Kinoangebote wurde 1998 auf Basis der Besucherbefragung und den Erfahrungen hinsichtlich akzeptierter Fahrzeiten und möglicher Wettbewerbsbeziehungen definiert. Trotz leichter Überschneidungen zu den Projekten in Stade und
Lüneburg haben wir die definierte Region aus Gründen der Vergleichbarkeit beibehalten.
Das Umland von Hamburg ist geprägt von kleinen Gemeinden, die mit wenigen Ausnahmen
(Elmshorn und Norderstedt) nicht mehr als 35.000 Einwohner haben. Dies spiegelt sich auch
im Kinoangebot wider, das (außer in den größeren Orten) drei Leinwände nicht überschreitet. Aufgrund der lückenhaften Datenlage im Bezug auf Umsatz- und Besucherzahlen kann
die wirtschaftliche Entwicklung der Kinos im Hamburger Umland nur geschätzt werden.
Daher sollen lediglich die groben Entwicklungstendenzen dargestellt werden.
Der Bestand an Leinwänden im Hamburger Umland hat in den letzten drei Jahre um drei
Leinwände in traditionellen Kinos (1997; Norderstedt) und sieben Multiplexleinwänden (2000;
Elmshorn) zugenommen. Im Elmshorn wurde mit dem dortigen SAVOY ein Kino mit einer
Leinwand geschlossen.
Die vorliegenden Zahlen lassen die Annahme zu, dass die Besucherzahlen im Hamburger
Umland zwischen 1997 und 1999 leicht rückläufig waren. Einige der Filmtheater meldeten
konstante Zahlen, Zunahmen konnten vor allem die Kinos in Norderstedt (Neubau) verzeichnen. Ein Teil der Besucherrückgänge im Hamburger Umland lässt sich mit den zunehmenden Eröffnungen von dezentralen Multiplexen beispielsweise in Harburg oder Othmarschen erklären, da diese aus dem Umland leichter zu erreichen sind als zentrale Angebote.
Ab dem Jahr 2000 werden aufgrund des neueröffneten CINEPLEX in Elmshorn die Besucherzahlen für das Umland in der Summe wohl steigen, einzelne Kinos gerade in der Nähe von
Elmshorn werden weiterhin sinkende Besucherzahlen hinnehmen müssen. Das Besucherpotenzial wird somit auch künftig rund 1 - 1,2 Mio. Besucher aufweisen.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
22
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
2.2
RMC MEDIEN CONSULT
Vergleich der Entwicklung in Hamburg und Berlin
Im Mai 2000 veröffentlichte die Filmförderungsanstalt eine Auswertung über die Kinoversorgungs- und Besuchsentwicklung in Berlin und richtete ihr Augenmerk besonders auf das
Marktsegment der Multiplexe. Damit lässt sich Hamburg nunmehr mit einer Stadt vergleichen, die zwar hinsichtlich der Einwohnerzahl doppelt so groß ist, jedoch vor dem Hintergrund der dort festzustellenden Marktentwicklungen Parallelen aufweist. Das von der FFA
dargestellte Datenmaterial für die Multiplexe beruht auf der Definition 'Neubau mit wenigstens 7 Leinwänden und 1.500 Sitzplätzen'. Damit werden der ZOOPALAST als modernisiertes
großes Kino ebenso wenig berücksichtigt wie das Multiplex von UCI in Neukölln, welches nur
6 Leinwände, allerdings über 1.700 Plätze aufweist. Somit haben wir die Daten der FFA um
die dieser beiden Häuser ergänzt, um somit einen echten Vergleich anstellen zu können.
Galt Berlin bislang als die Stadt, in der der Wettbewerb der Multiplexe am weitesten vorangeschritten war, zeigt die Auswertung, dass Hamburg hier schon einen Schritt weiter ist. Der
Marktanteil der Multiplexleinwände liegt in Berlin bei 40%, während er in Hamburg zum Jahresende 1999 die 50%-Marke bereits überschritten hat. Die gleiche Differenz findet sich
auch bei den Sitzplätzen, wo knapp 50% der Sitzplätze in Berlin und knapp 63% in Hamburg
in Multiplexen zu finden ist. Das Wachstum von Leinwänden und Sitzplätzen gegenüber dem
Bestand 1995 war in Hamburg ebenfalls deutlich stärker, was u. a. auch auf die Neubauaktivitäten im traditionellen Kinobereich Berlins zurückzuführen ist. Die Versorgungskennziffern
„Einwohner pro Leinwand“ und „Plätze pro 1.000 Einwohner“ weisen in Berlin – aus Sicht der
Besucher – bessere Relationen auf: In Hamburg müssen sich etwa 3.400 Einwohner mehr
als in Berlin eine Leinwand teilen.
Der Gesamtbesuch in beiden Städten ist gegenüber 1995 stark gestiegen, wobei Hamburg
mit 32% knapp 5 Prozentpunkte vor Berlin liegt. Der höhere Marktanteil in den MultiplexKapazitäten führt in Hamburg auch zu einem Besuchermarktanteil von knapp 68% gegenüber 50% in der Bundeshauptstadt. Gleichwohl liegt der Pro-Kopf-Besuch Berlins etwa 10%
über der Hansestadt.
Hinsichtlich der Auslastung beider Kinotypen liegen die Berliner Multiplexe leicht vorn. Da die
in 1999 eröffneten Häuser nur unterjährige Besucherzahlen zur Verfügung stellen, ist dieser
Wert nur bedingt aussagekräftig. Er liegt in beiden Städten höher. Die sonstigen Filmtheater
in Berlin sind gegenüber Hamburg deutlich besser gestellt, da sie trotz der vielfältigen Konkurrenz durchschnittlich über 200 Besucher pro Sitzplatz erreichen konnten. Dieser Wert
liegt in Hamburg auf einem Niveau von 155.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
23
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
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Jahr 1999
Leinwände gesamt
davon Multiplex
MA Multiplex
Veränderung 99 zu 95
Einwohner pro Leinwand
Berlin
276
109
39,5%
70,0%
12.381
Hamburg
108
57
52,8%
44,0%
15.778
Sitzplätze gesamt
davon Multiplex
MA Multiplex
Veränderung 99 zu 95
Plätze pro 1.000 Einwohner
55.854
27.160
48,6%
56,0%
16,3
26.787
16.808
62,7%
78,0%
15,7
11.561.927
5.777.500
50,0%
27,4%
5.181.554
3.502.371
67,6%
32,0%
3,38
212
202
3,04
208
155
Besucher gesamt
davon Multiplex
MA Multiplex
Veränderung 99 zu 95
Besuch pro Kopf
Besucher pro Platz Multiplex
Besucher pro Platz sonstige
Tab. 11:
Städtevergleich Hamburg-Berlin
Die Multiplexansiedlung in Berlin fand wesentlich früher in den Bezirken statt, so dass teilweise gar nicht erschlossene Regionen mit Kinos versorgt wurden. Dezentrale Standorte wie
Hellersdorf, Tegel und Neukölln, aber auch Hohenschönhausen und Reinickendorf wurden
hier früher erschlossen als die dezentralen Standorte in Hamburg. Die Besucherrückgänge
der traditionellen Filmtheater, die im Falle von West-Berlin vornehmlich in Charlottenburg
anzutreffen waren, hielten sich bei dieser Ansiedlungspolitik noch in Grenzen. Allerdings
dürften die Schließungen traditioneller Häuser nunmehr vor allem in den kommenden beiden
Jahren eintreten, ein Stadium, welches Hamburg zum großen Teil schon hinter sich hat.
Danach wird auch der Marktanteil der Kapazitäten und des Besuchs von Multiplexen ein
ähnliches Niveau wie in Hamburg erreichen.
2.3
Die künftige Entwicklung der Kinolandschaft in Hamburg
2.3.1 Pläne für Kinoneubauten
In Hamburg zeichnet sich - wie schon erwähnt - der Trend ab, Multiplexe außerhalb der City
zu erbauen. Die Favorisierung dezentraler Standorte ist auch aus der Liste der noch
geplanten Neubauten ersichtlich. Mit Ausnahme des Standortes Reeperbahn und St. Pauli
befinden sich die Projekte in Bereichen, die im Vergleich zum Hamburger Stadtkern eine
nachgeordnete Zentralität aufweisen. Aufgrund der fehlenden komplementären Freizeiteinrichtungen in den dezentralen Lagen der geplanten Multiplexe werden diese Kinos meist im
Verbund mit großen Einkaufs-, Unterhaltungs- und Freizeitzentren konzipiert.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
24
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RMC MEDIEN CONSULT
Im folgenden werden kurz die in Bau oder Planung befindlichen Neubauvorhaben vorgestellt. Die Projekte werden so beschrieben, wie sie sich nach dem Stand der Informationen
im Mai 2000 darstellten (vgl. auch Karte 1).
Kino
1. MaxX Wandsbek
2. CinemaxX Nobistor
3. CinemaxX Millerntor/
4. Billstedter Bahnhof
5. Multiplex Bergedorf
6. Megaplex Volksparkstadion
7. Multiplex Wilhelmsburg
Betreiber
CinemaxX AG
CinemaxX AG
CinemaxX AG
Spean Bridge Company
Flebbe/Ufa
N.N.
N.N.
8. 4001
9. Abaton Erweiterung
10. Kampnagel / Alabama
3001 Kino-Betriebs GmbH/Kinowelt Medien AG
Abaton-Kino-Betriebs-GmbH
CinemaxX AG
Tab. 12:
Säle
5
7
8
8
8
20
Plätze
1.300
2.000
1.800
2.100
1.600
5.000
3
2
4
500
220
800
Neubauvorhaben in Hamburg
1. MaxX Wandsbek
Die CinemaxX AG baut derzeit ein Miniplex mit 5 Leinwänden und 1.300 Sitzplätzen im
Wandsbeker Quarré. Das Filmtheater, das im Herbst 2000 eröffnet werden soll, wird in
direkter Konkurrenz zu dem UCI Wandsbek stehen und das Einzugsgebiet des VILLAGEMultiplexes in der Mundsburg tangieren.
2. und 3. Reeperbahn
Weiterhin plant die CinemaxX AG ein Urban Entertainment Center am östlichen Ende der
Reeperbahn (Millerntor). Der Verbund von einem Multiplexkino mit 8 Sälen und 1.800 Sitzplätzen, einem IMAX-Theater, einem Hotel, Erlebnisgastronomie und Einzelhandel soll Zuschauer locken. Alternativ zum Standort am Millerntor ist ein Multiplex am Nobistor – am
anderen Ende der Reeperbahn – im Gespräch. Trotz Widerständen aus der Bevölkerung
und großer Konkurrenz in angrenzenden Stadtteilen scheint H.-J. Flebbe entschlossen,
eines der Projekte zu realisieren: "Auf der Reeperbahn würde ich gern noch ein großes Kino
bauen. Und wenn es das letzte ist, das wir in Deutschland eröffnen." (Hamburger Abendblatt, 20.04.00). Konkrete Pläne für Baubeginn oder Eröffnung liegen jedoch nicht vor.
4. Bahnhof Billstedt
Eine auffällige Glaskonstruktion - 'Das Auge von Billstedt' - soll das erste Multiplex des USamerikanischen Betreibers Spean Bridge Company beherbergen. Die Entwicklung dieses
Projektes mit 8 Sälen und rund 2.100 Sitzplätzen scheint schon weit fortgeschritten. Mit der
Überbauung des Bahnhofes will das Auge von Billstedt einen städtebaulichen und architektonischen Akzent setzen und die Nachbarschaft zu einem Einkaufscenters nutzen.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
25
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5. Bergedorf
Als Teil eines großen Einkaufs- und Freizeitcenters soll ein Multiplex mit 8 Sälen und 1.600
Sitzplätzen am Bergedorfer Bahnhof realisiert werden. Durch einen Bürgerentscheid, der
sich gegen die bestehenden Entwürfe zur Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes aussprach,
wurde das ganze Projekt im April 2000 vorerst gestoppt. Es ist derzeit fraglich, ob in neuen
Entwürfen überhaupt noch ein Kino enthalten sein wird. Bei den ehemals interessierten
Betreibern CinemaxX AG, bzw. UFA GmbH gilt dieses Projekt jetzt als langfristig blockiert.
6. Wilhelmsburg
Als potentieller Standort gilt der im Süden von Hamburg gelegene Stadtteil Wilhelmsburg.
Zur Aufwertung des wenig attraktiven Quartiers wünscht sich die Stadt Hamburg ein Freizeitzentrum mit Kino, um die Gegend zu revitalisieren und für die Bewohner attraktiver zu
gestalten. Bislang konnte jedoch noch kein Betreiber für das Projekt gewonnen werden, da
ein Wilhelmsburger Multiplex im Einzugsbereich des Harburger CINEMAXX liegen würde und
es - aufgrund der peripheren Lage - vieler zusätzlicher Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten
bedürfte, um eine ausreichende Anziehungskraft zu entfalten.
Die drei Projekte in Billstedt, Bergedorf und Wilhelmsburg können als alternative Vorschläge
für die Realisierung eines Multiplexes im Hamburger Süden/Südosten angesehen werden.
7. Volksparkstadion
Das Volksparkstadion im Stadtteil Bahrenfeld soll zu einer Riesenarena mit 13.000 Sitzplätzen ausgebaut werden. Neben Einkaufszentrum, Groß-Disco und Konzerthalle soll auch ein
Megaplex die Besucher anziehen. Nach Einschätzung des Projektentwicklers Deuteron Holding GmbH & Co. KG kann an diesem Standort - aufgrund der intensiven Wettbewerbssituation - nur ein Kino überproportionaler Dimensionierung (mit etwa 5.000 Sitzplätzen) rentabel betrieben werden. Diesem Projekt wird viel Widerstand aus Bürgerschaft und Senat entgegengebracht.
8. 4001
Die Betreiber des Programmkinos 3001 planen in Kooperation mit der Kinowelt Medien AG
die Errichtung eines Filmtheaters im Schanzenviertel (Ecke Kamp-/Sternstraße). Auf drei
Leinwänden sollen Erstaufführungen gezeigt werden, die sich qualitativ deutlich vom Programm der Multiplexe abheben. Die Projektentwicklung ist bereits abgeschlossen, die
Genehmigung des Bauantrags hängt jedoch noch von Details wie zum Beispiel der Klärung
der Stellplatzfrage ab. Die gleichzeitige Schließung des 3001 ist nicht geplant.
9. ABATON-Erweiterung
Das Programmkino ABATON plant eine Erweiterung um zwei neue Säle mit insgesamt 220
Plätzen. Der Bauantrag ist bereits genehmigt worden, einzig die Stellplatzfrage behindert die
schnelle Realisierung des Umbaus.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
26
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RMC MEDIEN CONSULT
10. Kampnagel / Alabama
Als Teil der Kulturfabrik Kampnagel soll das 1998 geschlossene ALABAMA als Arthouse-Kino
wiedereröffnet werden. Nachdem Kieft & Kieft aus dem Projekt ausgestiegen ist, plant nun
die CinemaxX AG die Erweiterung des bestehenden Kinos um drei Leinwände. Auf dem
Firmengelände der ehemaligen Kranfabrik soll ein Konzept des Nebeneinanders von bildender Kunst, Theater und Kino realisiert werden. Im gemeinsamen Foyer von Kino und Theater
soll zudem Gastronomie untergebacht werden. Das Kinoprojekt soll nach Wunsch der
Kampnagelbetreiber so schnell wie möglich realisiert werden, da die Kulturfabrik das Filmtheater als Frequenzbringer und Ergänzung benötigt.
Ob für die angedachten Projekte, die noch keinen Betreiber haben, Unternehmen gefunden
werden können, ist noch nicht abzusehen. Da der Hamburger Kinomarkt inzwischen weitgehend gesättigt ist, schränken die bisher tätigen Kinobetreiber ihre Aktivitäten tendenziell
eher ein (z. B. Kieft & Kieft). In den letzten Jahre sind jedoch weitere ausländische Betreiber
auf den deutschen Multiplexmarkt getreten: So u. a. die amerikanische Gruppe Cinemark,
die derzeit in Herne ein Multiplex baut und die bereits erwähnte Spean Bridge Company.
Diese Unternehmen zeigen sich offenbar aufgrund der geplanten Größe und der damit
unterstellten Anziehungskraft ihrer Projekte relativ unbeeindruckt vom intensiven Wettbewerb an den von ihnen gewählten Standorten (wie zum Beispiel im Ruhrgebiet). Es ist
durchaus anzunehmen, dass sich ein Unternehmen wie Cinemark auch nicht von der Konkurrenz am Standort Hamburg abschrecken lässt. An dezentralen Standorten kann auch in
Hamburg noch Wachstum generiert werden, vor allem wenn die Kinos so attraktiv sind, dass
sie auch viele Besucher aus dem Umland anziehen.
2.3.2 Besuchsprognose
2.3.2.1 Vorbemerkung
Die Studie vom September 1998 vollzog die Besuchsprognose anhand eines Prognosemodells, welches auf Basis der Regionstypisierungen der Bundesanstalt für Landeskunde
und Raumordnung basierte. Für die drei Metropolen Deutschland, Berlin, Hamburg und
München wurde damals ein maximaler Pro-Kopf-Besuch von 3,5 geschätzt. Diese Einschätzung wurde zu einer Zeit vorgenommen, als die Verdrängungseffekte, die Multiplexe untereinander in Ballungsgebieten auslösen, noch nicht hinreichend untersucht werden konnten.
Mit den Erfahrungen, die bis zum Mai 2000 vorliegen, kann nunmehr eine Reihe von Ballungsräumen untersucht werden, in denen eine Vielzahl von Multiplexen in einem regionalen
Markt um die Besuchergunst wetteifern. Prägnante Beispiele hierfür sind neben Hamburg in
Berlin und in der Rhein-Neckar-Region zu finden. In allen drei Regionen ist festzustellen,
dass das Besucherwachstum in einem stark unterproportionalen Verhältnis zur Kapazitätszunahme steht. Weiterhin kann festgestellt werden, dass die zuerst gebauten Projekte, die
sich in der Regel an den attraktivsten Standorten befinden, zwar Besucher in nennenswertem Umfang abgeben mussten, jedoch im Vergleich zu den neueren Projekten, die vergleichsweise schwächere Standorte besetzten, immer noch erfolgreicher sind. In Berlin sind
dies beispielsweise das CINEMAXX Colosseum am Prenzlauer Berg, das CINEMAXX am PotsKINOSTUDIE HAMBURG 2000
27
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RMC MEDIEN CONSULT
damer Platz sowie der UFA PALAST KOSMOS in Berlin Mitte. Hingegen sind die neueren Projekte – insbesondere in den Bezirken – gemessen an ihrer Kapazität deutlich weniger erfolgreich. In der Rhein-Neckar-Region konnten sich die beiden ersten Projekte, KINOPOLIS im
Rhein-Neckar-Zentrum und das CINEPLEX in Mannheim, auch mit Markteintritt des CINEMAXX
in Mannheim und des VILLAGE Kinos in Ludwigshafen behaupten, wenngleich Besucherrückgänge zu verzeichnen waren.
Der gleiche Befund lässt sich für Hamburg feststellen, da das CINEMAXX Dammtor und der
UFA-PALAST am Gänsemarkt als frühe Projekte zwar Besucherverluste durch den Markteintritt weiterer Multiplexe hinnehmen mussten, gemessen an der Kapazität jedoch noch
immer deutlich erfolgreicher als die Nachahmer sind. Die Besuchsentwicklung in 1998 und
1999 macht ferner deutlich, dass erzeugte Wachstumseffekte (Neubesucher und Frequenzerhöhung bestehender Besucher) von Verdrängungseffekten überlagert wurden. Hinzu
kommen Realverluste durch geschlossene Filmtheater, da ein Teil des noch vorhandenen
Restbesuches aufgrund persönlicher Prioritäten und Veränderungen in der Erreichbarkeit zu
einem negativen Besuchsverhalten führen. So werden beispielsweise die Besucher des
Kinos KORALLE in Volksdorf ihre bisherige Frequenz nur zu einem – vermutlich geringen –
Teil in die Innenstadtkinos verlagern. Die lokale Versorgungsfunktion einerseits und das stabile Besucheraufkommen in den vergangen Jahren andererseits legt nahe, dass mit Wegfall
eines solchen Filmtheaters der Besuch von weit entfernten Kinos kaum übernommen werden kann.
Die unbefriedigende Besuchsentwicklung in Hamburg wurde aber auch durch eine filmkonjunkturelle Schwäche erzeugt, die unmittelbar nach der Auswertung des in Deutschland seit
1945 erfolgreichsten Films („Titanic“ mit ca. 18 Mio. Besucher) begann. Gelang es diesem
Film, völlig neue Besucherschichten für das Kino zu erschließen, waren die Filmproduktionen der darauf folgenden Monate nicht in der Lage, bei dieser Klientel einen erneuten Besuch auszulösen. Jedoch sind es gerade die älteren Besucherschichten, deren Besuch erzeugt bzw. gesteigert werden muss, will man lokale bzw. bundesweite Wachstumsziele erreichen.
Um die Auswirkungen hinzukommender Multiplexkinos in Hamburg besser beurteilen zu
können, haben wir einen Vergleich zwischen den beiden ersten Projekten mit solchen Kinostandorten vorgenommen, die bislang in einer Monopolstellung ihr Marktpotenzial entfalten
können. Dazu haben wir die Besucherzahlen des CINEMAXX am Dammtor und des UFAPalastes am Gänsemarkt zusammengefasst und ausgehend vom Januar 1998 an indexiert.
Parallel dazu haben wir die Besucherzahlen des CINEMAXX in Hannover, des MAXX in München und des CINECITTÁ in Nürnberg zusammengefasst und ebenfalls indexiert. Den Vergleich zeigt Abb. 11.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
28
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
100
RMC MEDIEN CONSULT
100
92
89
91
87
80
78
75
90
81
80
80
71
68
73
70
69
69
65
60
60
64
61
64
62
62
60
57 55
61
62
62
54
51
47
48
70
68
63
60
58
60
53
49
48
43
42
40
68
64
48
46
42
38
39
32
31
Apr 00
Mrz 00
Jan 00
Feb 00
Dez 99
Okt 99
Nov 99
Sep 99
Jul 99
Aug 99
Jun 99
Apr 99
Mai 99
Mrz 99
Jan 99
Feb 99
Dez 98
Okt 98
Nov 98
Sep 98
Jul 98
Aug 98
Jun 98
Apr 98
Mai 98
Mrz 98
Jan 98
0
Feb 98
20
-20
Index mit Konkurr.
Index ohne Konkurr.
Diff.
Linear (Diff.)
-40
Abb. 11: Vergleich des Besucherzahlenindexes zwischen Multiplexen mit und ohne Konkurrenz
Vom Januar 1998 bis zum Januar 1999 ist ein nahezu deckungsgleicher Verlauf zu erkennen, der nur in wenigen Monaten der Zeitreihe Abweichungen aufweist, die möglicherweise
auf wetterbedingte oder örtliche Ereignisse zurückzuführen sind. Mit dem Markteintritt
zusätzlicher Multiplexe in Hamburg wird eine gegenüber der Vergleichsgruppe deutlich
negativere Indexierung erkennbar. Der Markteintritt der vier neuen Multiplexe in Hamburg
(Mundsburg, Othmarschen, Wandsbek und Harburg) führt zu einem kontinuierlichen Rückgang der Besucher im CINEMAXX Dammtor und UFA PALAST am Gänsemarkt. Die Abweichung der beiden Besuchsentwicklungen wird durch die rote Linie dargestellt, die bis zum
November 1998 geringe Schwankungen um den Nullpunkt aufweist und mit dem Markteintritt des Village-Kinos in der Mundsburg bis zum April 2000 auf etwa 20 Punkte nach
unten von der Vergleichsgruppe abweicht. Die fallende Tendenz wird in der linearen Trendlinie zusätzlich deutlich gemacht. Insgesamt wird dadurch die These bestätigt, dass sich
jedes hinzukommende Kino - und sei es auch in einem dezentralen Stadtteil gelegen –
negativ auf die anderen Multiplexe auswirkt. Ferner ist zu erkennen, dass ausgehend vom
Januar 1998, dem Filmstart von 'Titanic', nie wieder ein ähnliches Besucherhoch erreicht
wurde und damit die filmkonjunkturelle Schwankung, die das Jahr 1998 und 1999 geprägt
hat, bestätigt wird.
Nicht zuletzt ist festzustellen, dass Multiplexe der großen Kinokonzerne nur in Ausnahmefällen in der Lage sind, die vorhandenen Potenziale in einem hohen Maß auszuschöpfen. Bei
einem regelmäßig von der rmc medien consult durchgeführten Vergleich des Erfolgs von
Multiplexen, die nach dem Kriterium Zugehörigkeit zu großen Ketten unterschieden werden,
ist festzustellen, dass die Multiplexe von Betreibern, die sich vor Ort um das Objekt kümmern und in der Regel auch bessere, weil längere Kontakte zu der entsprechenden
Gemeinde haben, deutlich erfolgreicher sind. Bei einer Hochrechnung für das Jahr 2000
weist die Kennziffer Besucher pro Platz bei den Multiplexen der unabhängigen Unternehmen
einen Wert von 334 Besuchen pro Platz auf (10 Objekte) und bei den zu den Ketten gehörenden Multiplexen einen Wert von 236 Besuchen pro Platz (94 Projekte).
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
29
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2.3.2.2 Prognose-Modell
Die Besuchsprognose für die Stadt Hamburg wird im folgenden auf Basis von Verdrängungs- und Wachstumseffekten der geplanten Neubau bzw. Erweiterungsvorhaben vorgenommen. Sie basiert auf der Prämisse, dass kein weiterer Ausbau von Multi- oder Miniplexen in unmittelbarer Hamburger Nähe erfolgt.
Die Liste der sicheren und möglichen Projekte bzw. Standorte kann in Multiplex- und in Arthouse-Neubauten, die vom Typus zwischen Programmkinos und gehobenem Mainstream
angesiedelt werden können, unterschieden werden. Folgende Abbildung führt alle Projekte
mit ihren Kapazitäten auf. Weiterhin wurde eine grobe optimistische Schätzung des Besucherpotenzials vorgenommen, welche den Standort, den lokalen Wettbewerb, die bisherige
Betreiberkompetenz und eine erfolgreiche Umsetzung zugrunde legt. Basierend auf den
Verdrängungseffekten von neu in den Markt getretenen Multiplexen in Hamburg und anderen Regionen haben wir individuell für jedes Projekt die Verdrängungs- und Wachstumseffekte prognostiziert. Als Ergebnis wird das von den einzelnen Projekten ausgelöste Realwachstum in Besuchern ausgewiesen. Hier wurden die gleichen Kriterien wie bei der
Gesamtbesuchsschätzung des jeweiligen Hauses herangezogen.
Projekt
MaxX
Reeperbahn
Südosten
Volksstadion
Abaton
4001
Kampnagel
Summe / Mittelwert
Tab. 13:
Säle
5
8
8
20
2
3
4
50
Plätze
1.300
1.800
1.800
5.000
200
500
800
11.400
Schätzung
320.000
460.000
400.000
1.000.000
60.000
150.000
220.000
2.610.000
Verdrängung Wachstum Realwachstum
85%
15%
48.000
65%
35%
161.000
55%
45%
180.000
85%
15%
150.000
80%
20%
12.000
70%
30%
45.000
70%
30%
66.000
75%
25%
662.000
Besucherschätzung für die Neubauvorhaben
2.3.2.3 Prognose Multiplexe
Während das MAXX durch seine Nähe zum UCI-Kino mit einem geschätzten Verdrängungsanteil von 85% nur zu einem bescheidenen Realwachstum führt, dürfte das Projekt an der
Reeperbahn etwa ein Drittel seines möglichen Besuchpotenzials als Wachstum ausweisen.
Dabei ist der Standort Millerntor gegenüber dem Nobistor aufgrund seiner stadtzugewandten
Seite, der Nähe zum Heiligengeistfeld sowie der möglichen Integration von IMAX, Gastronomie etc. als erfolgversprechender anzusehen. Das Projekt an der Reeperbahn hat die
Chance, sich aus dem großen Anteil der Touristen zu speisen und somit ein Wachstum zu
erzeugen, welches an einem nur 2 km weiter entfernten Standort nicht mehr möglich wäre.
Für den Hamburger Süden bzw. Südosten ist neben dem CINEMAXX Harburg nach unserer
Ansicht nur noch ein Projekt sinnvoll, so dass die möglichen Standorte in Billstedt, Bergedorf
oder Wilhelmsburg als Alternative anzusehen sind. Da alle drei Standorte dezentral liegen,
dürfte das Verdrängungs-Wachstumsverhältnis von 55 : 45 die günstigste Relation aufweisen.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
30
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Das Projekt am Volksparkstadion ist hinsichtlich der möglichen Nachfrage deutlich überdimensioniert. Gleichwohl hat es die Chance, durch ausreichend freie Parkplätze ein punktuell anzutreffendes Potenzial an ortsfremden Besuchern und nicht zuletzt durch die große
Filmvielfalt ein nennenswertes Besuchspotenzial zu binden. Dies wird jedoch zum überwiegenden Teil aus einer Verdrängung herrühren, von der vor allem das UCI in Otmarschen,
das Projekt an der Reeperbahn sowie die Innenstandorte betroffen sind.
Sollten all diese Projekte realisiert werden, ist bei einem Leinwandzuwachs von 41 Leinwänden und knapp 10.000 Plätzen lediglich ein Realwachstum von 500.000 bis 550.000 Besuchern zu erwarten. Dass alle Projekte realisiert werden, scheint vor dem Hintergrund der erreichten Besucherzahlen in der Vergangenheit eher unwahrscheinlich. Dies berücksichtigend haben wir neben dem Szenario 1 (alle Multiplexe werden errichtet) zwei weitere Szenarien hinzugefügt, die einerseits nur das MAXX und ein Projekt auf der Reeperbahn und andererseits ein zusätzliches im Südosten berücksichtigt. Insbesondere das Megaplex am Volksparkstadion erscheint uns wegen seiner überdimensionalen Größe als am wenigsten sinnvoll.
Säle
Plätze
MaxX
Reeperbahn
Südosten
Volksstadion
5
8
8
20
1.300
1.800
1.800
5.000
Summe/Mittelwert
41
9.900
MaxX
Reeperbahn
5
8
1.300
1.800
Summe/Mittelwert
13
3.100
MaxX
Reeperbahn
Südosten
5
8
8
Summe/Mittelwert
21
Tab. 14:
Schätzung Verdrängung
Szenario 1
320.000
85%
460.000
65%
400.000
55%
1.000.000
85%
2.180.000
Szenario 2
320.000
460.000
Wachstum
Realwachstum
15%
35%
45%
15%
48.000
161.000
180.000
150.000
75%
25%
539.000
85%
65%
15%
35%
48.000
161.000
73%
27%
209.000
1.300
1.800
1.800
780.000
Szenario 3
320.000
460.000
400.000
85%
65%
55%
15%
35%
45%
48.000
161.000
180.000
4.900
1.180.000
67%
33%
389.000
Besuchsschätzung verschiedener Szenarien im Multiplex-Bereich
Die Prognose über künftig eintretende Marktteilnehmer wird ergänzt um eine Hochrechnung
der Besucherzahlen der bestehenden Multiplexe in den ersten fünf Monaten des Jahres
2000. Diese haben gegenüber 1999 in der Summe rd. 12 % zulegen können und werden,
wenn keine filmkonjunkturellen Tiefen das Ergebnis nachhaltig beeinflussen, etwa 4,13 Mio.
Besucher erreichen. Folgende Abbildung zeigt neben dieser Prognose das von den geplanten Neubauten erzeugte Realwachstum und bezieht den Gesamterfolg der Multiplexe auf die
entsprechende Kapazität.
Es wird erkennbar, dass schon heute mit 246 Besuchern pro Platz vielfach ein defizitärer
Betrieb anzutreffen ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn nicht nur der isolierte Kinobetrieb
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
31
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betrachtet wird, sondern die Overhead-Kosten der Verwaltung den einzelnen Projekten
zugeordnet werden.
Die Bandbreite der drei Szenarien weist ein Spektrum von 175 bis 218 Besuchen pro Platz
auf. Damit kann – auch ohne Berücksichtigung der Overhead-Kosten – ein über alle Projekte hinweg defizitärer Betrieb als sicher angesehen werden. Inwieweit die einzelnen Multiplexe von der alten und neuen Konkurrenz nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen werden, kann
nur vermutet werden. Es liegt auf Basis der bisherigen Erfahrung nahe, dass die zentralen
und eingeführten Standorte Gänsemarkt und Dammtor einerseits und Projekte mit außerordentlichen geografischen wie wettbewerbsbedingten Standortvorteilen (Reeperbahn,
MAXX Wandsbek) erfolgreicher als die Konkurrenz sind.
LW
Plätze
Besuch
Besuch pro Platz
Tab. 15:
Prognose 2000
57
16.808
4.130.000
246
Szenario 1
98
26.708
4.669.000
175
Szenario 2
70
19.908
4.339.000
218
Szenario 3
78
21.708
4.519.000
208
Gesamtbesuchsprognose verschiedener Szenarien im Multiplex-Bereich
2.3.2.4 Prognose Arthouse-Neubauten
Die Besuchsprognosen für die geplanten Neubauten bzw. die Erweiterung des ABATON im
Arthousebereich basiert auf dem gleichen Prognosemodell. Die Realisierungswahrscheinlichkeit der einzelnen Projekte kann derzeit nicht abschließend bestimmt werden. Matthias
Elwardt vom Abaton Kino beispielsweise wird die Erweiterung um zwei Leinwände nur dann
vornehmen, wenn nicht beide Arthouseneubauten errichtet werden. Insofern ist das Szenario
1 vergleichsweise unwahrscheinlich. Die übrigen Kombinationen werden in den Szenarien 2
bis 4 dargestellt.
Die Besucherschätzungen berücksichtigen wiederum die gleichen Kriterien wie bei der
Schätzung für die Multiplexe. Das geringste Wachstum wird vermutlich von der ABATONErweiterung ausgehen, da hier eher kleine Säle geschaffen werden, die vor allem ein längeres Ausspielen der Filme ermöglichen. Das Projekt auf dem Kampnagel-Gelände weist
einen schon dezentralen Standort auf und kann von flankierenden Kulturangeboten profitieren. Weiterhin ist es für den mit Kinos schwach versorgten Norden sehr gut zu erreichen.
Dieses Projekt wird allerdings sehr starke Auswirkungen auf das benachbarte Kino MAGAZIN
haben. Die Wachstumseffekte vom 4001 liegen zwischen ABATON und KAMPNAGEL. Die Verdrängung wird vor allem das 3001 sowie das STUDIO und möglicherweise das ZEISE betreffen.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
32
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Säle
Plätze
Abaton
Kampnagel
4001
2
4
3
200
800
500
Summe/Mittelwert
9
1.500
Abaton
4001
2
3
200
500
Summe/Mittelwert
5
700
Abaton
Kampnagel
2
4
200
800
Summe/Mittelwert
6
1.000
4001
Kampnagel
3
4
500
800
280.000
Szenario 4
150.000
220.000
Summe/Mittelwert
7
1.300
370.000
Tab. 16:
Schätzung
Szenario 1
60.000
220.000
150.000
Verdrängung Wachstum Realwachstum
430.000
Szenario 2
60.000
150.000
210.000
Szenario 3
60.000
220.000
80%
60%
70%
20%
40%
30%
12.000
88.000
45.000
145.000
80%
70%
20%
30%
12.000
45.000
57.000
80%
60%
20%
40%
12.000
88.000
100.000
70%
60%
30%
40%
45.000
88.000
133.000
Besuchsschätzung verschiedener Szenarien im Arthouse-Bereich
In Abhängigkeit vom Szenario beläuft sich das Realwachstum auf 57.000 Besucher in Szenario 2 bis zu 145.000 Besuchern in Szenario 1, welches vermutlich nur dann zum Tragen
kommt, wenn die Entscheidung für die ABATON-Erweiterung vor der Realisierung der beiden
anderen Häuser gefällt wird. Der Gesamtbesuch, der dann auf das innerstädtische Arthousesegment entfällt, berücksichtigt bereits die Schließung einiger Programmkinos, die
entweder in unmittelbarer Nähe liegen (wie MAGAZIN bzw. 3001) oder aber bereits heute
aufgrund ihrer Auslastung keine weiteren Besucherrückgänge verkraften würden. Die Auslastung aller dann noch verbleibenden Kino mit den dargestellten Kapazitätsergänzungen
weist eine relativ enge Bandbreite zwischen 180 und 192 Besuchen pro Platz auf. Für Kinoneubauten im Arthousebereich, die prinzipiell mit einer ähnlichen Kostenstruktur wie Multiplexe belastet sind, dürfte sie bereits knapp unterhalb der Break-Even-Grenze liegen.
Hinzu kommt der Aspekt, dass beide „echten“ Arthouseneubauten von Unternehmen
errichtet werden, die bereits zu den Marktführern gehören und darüber hinaus durch ihre
Börsennotierung und ihre vertikale Integration von Verleihunternehmen zu einem verzerrten
Wettbewerb führen.
Prognose 2000
LW
21
Plätze
5.225
Besuch
1.066.056
Besuch pro Platz
204
Tab. 17:
Sz. 1
30
6.725
1.211.056
180
Sz. 2
26
5.925
1.123.056
190
Sz. 3
27
6.225
1.166.056
187
Sz. 4
28
6.525
1.199.056
184
Gesamtbesuchsprognose verschiedener Szenarien im Arthouse-Bereich
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
33
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2.3.2.5 Gesamtbesuchsprognose
Die Prognose für das Jahr 2000 beruht einerseits auf der Hochrechnung der ersten 4½
Monate für die Multiplexe in Hamburg (ca. 4,13 Mio. Besucher) und auf der konstanten
Besuchsentwicklung der noch im Mai 2000 bestehenden anderen Kinotypen. Danach dürfte
in diesem Jahr - wenn keine nennenswerten filmkonjunkturellen Besuchsschwankungen
eintreten - zwischen 5,5 und 5,6 Mio. Besucher in den Hamburger Filmtheatern gezählt werden. Gegenüber 1999 würde dies einem Zuwachs von 11 % entsprechen.
Bandbreite
Prognose 2000
Hochrechnung
Multiplex
4.130.000
Arthouse
1.066.056
sonstige
370.760
Summe
5.566.816
Steigerung gegenüber 2000
Steigerung gegenüber 1999
Tab. 18:
gering
4.339.000
1.123.056
501.760
5.963.816
Prognose 2003 bis 2004
hoch
4.669.000
1.211.056
501.760
6.381.816
Mittelwert
4.504.000
1.167.056
501.760
6.172.816
7,1%
15,1%
14,6%
23,2%
10,9%
19,1%
Gesamtbesuchsprognose für Hamburg
Da eine Verknüpfung der Multiplexneubauten mit den Arthouseneubauten eine Vielzahl von
Kombinationsmöglichkeiten ergeben würde, sind lediglich die Kombinationen ausgewiesen,
die zu dem geringsten oder zum größten Wachstum führen würden. Dabei reicht die Bandbreite von knapp 6 Mio. bis 6,4 Mio. Besucher p. a. bzw. zu einem Mittelwert von knapp
6,2 Mio. Besuchern. Gegenüber 1999 wären die Steigerungen zwischen 15,1 und 23,2 %.
2.3.2.6 Auswirkungen auf den Kinobestand
Die Auswirkungen des künftigen Kinostandes auf den bestehenden Kinopark sind naturgemäß abhängig von der lokalen Wettbewerbssituation einzelner Neubaumaßnahmen. Insgesamt kann jedoch festgestellt werden, dass selbst bei einer maximalen Ausbaustufe des
Multiplexmarktsegmentes eine Schließung anderer Großkinos zunächst als nicht wahrscheinlich angesehen werden kann. Sollte sich - was wahrscheinlich ist - ein nachhaltig defizitärer Betrieb in den besucherschwachen Multiplexen einstellen, so ist - wie dies bei Hotelbauten auch häufig anzutreffen ist - ein Betreiberwechsel mit neuem Konzept, neuem Marketing und wahrscheinlich auch günstigeren Pachtkonditionen die Folge. Aufgrund der
eigens für die Kinonutzung errichtete Immobilie ist eine andere Verwendung ohne größere
Umbauten oder gar Abriss nicht denkbar.
Für den Bestand der traditionellen Umfeldkinos, zu deren Gruppe lediglich noch die beiden
HANSA-Häuser in Bergedorf gehören, haben die ähnlichen Objekte das vermutliche Schicksal bereits angezeigt. Sollte es zu einem Kinoneubau in dieser Region kommen, werden voraussichtlich diese Häuser nicht mehr wettbewerbsfähig sein. Eine gute Chance, auch ein
Overscreening zu überdauern, haben die Kinos an dezentralen Standorten insbesondere
dann, wenn sie ein höherwertiges Programm auswerten, wie ELBE, FAMA und BLANKENESE.
Die Neubauaktivitäten im Arthousebereich werden - ähnlich wie im Multiplexsegment - Opfer
des gleichen Programmtyps fordern. So werden insbesondere die den beiden Neubauten
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
34
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nahegelegenen Häuser 3001 und MAGAZIN deutliche Besucherrückgänge zu verzeichnen
haben. Weiterhin werden Kinos wie das STUDIO, die schon heute eine relativ schwache
Auslastung aufweisen und mit 2 Leinwänden nur eine geringe Vielfalt haben, künftig kaum
mehr existieren können. Die von der CinemaxX AG angekündigte Schließung aller unrentablen UFA-Häuser wird dieses Haus somit relativ schnell ereilen, zumal mit dem HOLI und
der PASSAGE ähnlich positionierte Häuser damit gestützt werden. Das Schicksal der
PASSAGE könnte aufgrund des exzellenten Standortes im Stadtzentrum als hochwertiges
Center überleben, wenn keine weiteren Besucherrückgänge eintreten. Die relativ hohe Mietbelastung lässt ausgehend vom Besucherniveau 1999 nur noch geringen Spielraum zu. Das
STREIT´S als ehemaliges Flaggschiff des Hamburger Kinoparks hat neben seiner regulären
Einnahmequelle noch die Besonderheit, dass in einem separaten Vorführraum im Haus
regelmäßig Pressevorstellungen stattfinden, die mutmaßlich zu einem wesentlichen Teil die
Wirtschaftlichkeit des Hauses stützen. Sollte es anderen Filmtheatern gelingen, die Pressevorstellungen in ihr Haus zu holen, dürfte auch das Schicksal des STREIT´S fraglich sein.
Andererseits bietet sich das Premierenhaus durchaus an, hier ein hochwertiges De-LuxeKino zu etablieren, da der Standort am Jungfernstieg als exzellent anzusehen ist.
Nahezu unbeeindruckt von den Multiplexen zeigte sich in der Vergangenheit das CITY, das
durch die Vorführung von amerikanisch- oder englischsprachigen Originalfassungen ein konstantes Potenzial an sich binden konnte. Versuche anderer Programmkinos, nicht untertitelte
Originalfassungen aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum zur Vorführung zu bringen,
scheiterten stets an der Bevorzugung des CITY-Kinos. Inwieweit sich mittelfristig die Multiplexe Zugriff auf diese Ware verschaffen, kann nicht abschließend geklärt werden. Sollte
jedoch die Situation eintreten, dass eines der Multiplexe sein unternehmerisches Heil u. a.
darin sucht, das Besucherpotenzial für diese Filme an sich zu binden, dürfte das CITY diesem Wettbewerb nur wenig entgegenzusetzen haben.
Die Zukunftsaussichten des NEUEN BROADWAY am Hamburger Hauptbahnhof sind schwer
zu beurteilen, da derzeit weder die exakte Besucherzahl noch die Eigentumsverhältnisse zur
Beurteilung der Wirtschaftlichkeit vorliegen und weiterhin durch die Disposition der CinemaxX AG eine andere Marktstellung gegeben ist. Andererseits werden die im gleichen Programmsegment arbeitenden Arthäuser 4001, KAMPNAGEL, ZEISE und ABATON durch bessere
Standorte, besseres Marketing und nicht zuletzt eine bessere wirtschaftliche Ausgangslage
zu einer problematischen Situation des NEUEN BROADWAY führen können.
Sollten beide Arthouse-Neubauten realisiert werden, wird das ABATON nach Aussagen von
Herrn Elwardt nicht um zwei weitere Leinwände erweitert. Somit wird das ABATON und vermutlich auch das ZEISE durch den Markteintritt strategischer Wettbewerber einen ähnlichen
Besuchsverlauf nehmen wie die beiden ersten Multiplexe Dammtor und Gänsemarkt nach
dem Eintritt anderer Multiplexe: Sie werden sich nach wie vor am Markt behaupten können,
jedoch wird die wirtschaftliche Profitabilität nur noch eingeschränkt gegeben sein. Somit wird
es im Arthousebereich zu einer ähnlichen Entwicklung kommen wie im Mainstreambereich.
Die im Multiplexbereich agierenden Marktführer entdecken diesen Kinotyp für sich und werden einen starken Wettbewerb nun auch im Programmkino/Arthousesegment auslösen. Da
Programmkinos jedoch deutlich stärker als Multiplex- oder Mainstreamkinos von der indivi-
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
35
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duellen Führung abhängen, haben erfahrene Betreiber wie Matthias Elwardt oder Sabine
Matthiesen bessere Chancen als die Betreiber traditioneller Umfeldkinos.
2.3.2.7 Exkurs Megaplexe
Für die Definition des Kinotyps „Megaplex“ gibt es keine quantitative Richtgröße. Im allgemeinen werden jedoch Multiplexe als Megaplexe bezeichnet, wenn sie etwa 20 Leinwände
und 5.000 Sitzplätze aufweisen. Danach gibt es in Deutschland bislang kein echtes
Megaplex. Lediglich das UCI in Bochum mit 18 Leinwänden und ca. 4.200 Sitzplätzen und
das CINEMAXX in Essen mit 16 Leinwänden und 5.300 Sitzplätzen kommen diesem Kinotyp
schon recht nahe. Weiterhin gibt es diverse Megaplex-Planungen in Deutschland, von denen
die meisten ein ähnliches Realisierungsstadium wie das Projekt am Volksparkstadion aufweisen.
In Amerika entwickelte sich dieser Kinotyp Mitte der 90er Jahre und diente vornehmlich
dazu, in unmittelbarer Nähe von älteren Multiplexen einen in jeder Hinsicht ausgeprägten
Wettbewerb auszulösen. Der Erfolg, der diesen Kinos zuteil wurde - die unter Konkurrenzdruck geratenen Multiplexe wurden teilweise geschlossen -, führte dazu, dass vornehmlich
amerikanische Unternehmen wie UCI, Cinemark, AMC und andere diese Art von Kinos auch
in Deutschland oder Europa als vielversprechend ansehen. Übertragbar ist mit Sicherheit
der starke Verdrängungseffekt, der von einem solchen Kino ausgeht. Dies gilt insbesondere
dann, wenn ein Megaplex in einem von Multiplexen gut versorgten Markt eindringt. Die
schiere Größe und die damit verbundene Filmvielfalt und nicht zuletzt die dort häufig anzutreffenden großzügigen und kostenlosen Parkplatzmöglichkeiten begünstigen diesen Verdrängungseffekt.
Die derzeit in Deutschland konkreten Megaplexvorhaben (Frankfurt und Ruhrgebiet) sind
Bestandteil sogenannter Urban-Entertainment-Center, die neben dem Kino eine Vielzahl von
Freizeitaktivitäten anbieten. Bei entsprechender Einzigartigkeit in einer größeren Region
kann somit unterstellt werden, dass Teile der Besucher dieser Freizeitangebote, die in der
Regel sportliche Aktivitäten wie Skifahren, Mountain-Climbing, Bowling, Skateboard sowie
große Gastronomielandschaften und Diskotheken umfassen, auch für das Kino gewonnen
werden können. Doch auch hier gilt, dass die Besucher aus diesem dann größeren Einzugsgebiet auf entsprechende Kinobesuche in ihrer Heimatstadt verzichten und somit letzten
Endes die Verdrängung nicht auf beispielsweise Hamburg begrenzt bleibt.
In einer Standortanalyse für ein Megaplex, welche die rmc medien consult für einen ausländischen Betreiber für die Ansiedlung im Ruhrgebiet angefertigt hat, konnte festgestellt werden, dass von dem avisierten Besucherpotenzial etwa 20% aus dem Wachstum und etwa
80% aus der Verdrängung herrührt. Dieser Effekt wird aufgrund der räumlichen Nähe der
konkurrierenden Multiplexe in Hamburg zweifellos nicht geringer, sondern tendenziell höher
ausfallen. Unabhängig von diesen Wachstums- und Verdrängungseffekten haben wir bei
dem oben genannten Projekt ein Besucherpotenzial ermittelt, welches nur knapp die BreakEven-Grenze überschreitet. Eine nur 10-prozentige Besucherabweichung, wie sie in filmkonjunkturell schwachen Jahren ohne weiteres hingenommen werden muss, führt bereits zu
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
36
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einem defizitären Betrieb. Somit sind aufgrund des hohen Investments die Risiken noch
höher zu bewerten als bei Neubauten, die deutlich kleinere Dimensionen aufweisen.
2.3.2.8 Overscreening
Nach wie vor gibt es keine klassische Definition für den Tatbestand des Overscreening. In
der Regel ist er jedoch immer dann zu konstatieren, wenn folgende Merkmale auf einen
lokalen oder regionalen Gesamtkinomarkt zutreffen:
!
!
!
!
Besuchsentwicklung folgt nicht den Kapazitätszunahmen
Drastische Rückgänge im Eintrittspreisgefüge
Deutliche Auslastungsdefizite auch neuerer Multiplex-Projekte
Übermäßige Kopienanzahl in allen Programmsegementen
Mit Ausnahme des drastischen Preisverfalls sind bereits alle Merkmale in unterschiedlich
starker Ausprägung in Hamburg festzustellen. Wie ausgeführt liegt das Wachstum der
Besucherzahlen hinter den Kapazitätszuwächsen zurück. Damit geht eine sinkende Auslastung der Multiplexe einher, die im Falle von Hamburg teilweise bereits die Grenze der
Unwirtschaftlichkeit überschritten hat. In der Regel folgt solchen Entwicklungen der Wettbewerb über den Preis. In Chemnitz beispielsweise gingen die Eintrittspreise in zwei
miteinander konkurrierenden Multiplexe teilweise auf rund 6 DM zurück. Die Folgen für die
Wirtschaftlichkeit solcher ruinösen Praktiken liegen auf der Hand.
Die übermäßige Kopienanzahl einzelner Filme ist ein Problem, welches in alle Kinotypen
hineinreicht. Die Schraube beginnt bei den großen Blockbustern, die von allen Multiplexen
und den traditionellen Kinos ausgewertet werden. Infolge schwacher Nachfrage versucht
dieser Kinotyp, Filme auszuwerten, die eigentlich zum Repertoire von anderen Kinos gehören. Klassische Beispiele hierfür waren in jüngster Vergangenheit die Filme, die zeitgleich in
folgenden Hamburger Kinos zu sehen waren:
!
!
!
!
„Der talentierte Mr. Ripley“ mit 13 Kopien im ABATON, BLANKENESE, CINEMAXX DAMMTOR,
CINEMAXX HARBURG, GRINDEL, HANSA, PASSAGE, UCI OTHMARSCHEN, UCI W ANDSBEK,
UFA-PALAST, VILLAGE, ZEISE (Besucher deutschlandweit bis Ende Mai: 970.000)
„Gottes Werk und Teufels Beitrag“ mit 10 Kopien im ABATON, CINEMAXX DAMMTOR,
CINEMAXX HARBURG, ELBE, GRINDEL, HANSA, PASSAGE, UCI W ANDSBEK, UFA-PALAST,
VILLAGE, ZEISE (Besucher deutschlandweit bis Ende Mai: 870.000)
„Crazy“ mit 9 Kopien im ABATON, CINEMAXX DAMMTOR, CINEMAXX HARBURG, GRINDEL,
HANSA, PASSAGE, UCI OTHMARSCHEN, UCI W ANDSBEK, VILLAGE, ZEISE
„Magnolia“ mit 5 Kopien im ABATON, CINEMAXX DAMMTOR, GRINDEL, PASSAGE, ZEISE
Teilweise handelt es sich um Crossover-Filme, die unterschiedliche Publikumsschichten ansprechen; gleichwohl ist das Geschäft gering, das bei dieser Kopienanzahl von den einzelnen Kinos noch gemacht werden kann. Während für die Multiplexe diese Filme bestenfalls
zur Abrundung des Programms dienen – häufig in Ermangelung attraktiver andere Filme –,
ist diese Praxis für die Arthäuser und Kinos mit gehobenem Mainstream problematisch.
Der relative Erfolg der Multiplexe bei diesen Filmen ist eher bescheiden, da bei echten
Blockbustern die Gesamtbesucherzahlen deutlich höher liegen und in der Regel weniger
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
37
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oder maximal genauso viele Kopien auf den Markt kommen wie bei den oben erwähnten
Crossover-Filmen des gehobenen Mainstreams. So lief beispielsweise „Gladiator“ „nur“ in
allen sieben Multiplexen sowie im HANSA und CITY und wird dabei die Grenze von 3 Mio.
Besuchern sicherlich erreichen.
2.4
Der IMAX-Markt
In Hamburg sollen neben den normalen Multiplexen auch IMAX-Kinos gebaut werden. Diesem relativ jungen Kinotyp soll daher ebenfalls ein Kapitel gewidmet werden und speziell die
für Hamburg geplanten Projekte vorgestellt werden.
2.4.1 Abgrenzung IMAX zu Multiplexen
IMAX-Filmtheater sind durch die Art der Filmpräsentation als Kinos einzustufen. Gleichwohl
führen die Unterschiede bezüglich der Filminhalte, der Filmlänge, der Zielgruppe und nicht
zuletzt die technischen Voraussetzungen dazu, dass IMAX-Kinos grundsätzlich anders
betrachtet werden müssen als herkömmliche Kinos oder Multiplexe.
Unter IMAX-Kinos versteht man Filmtheater, die sogenannte IMAX-Filme zur Vorführung
bringen. IMAX-Kinos sind nicht in der Lage, übliche 35 mm-Kopien zu spielen (es sei denn,
eine dafür notwendige Projektionsanlage wird installiert), und traditionelle Kinos können keine IMAX-Filme auswerten.
Zwar handelt es sich bei IMAX-Filmen auch um ein belichtetes Negativ bzw. projiziertes
Positiv, allerdings weist das einzelne Filmbild eine etwa zehnmal größere Fläche als ein herkömmlicher 35 mm-Film auf. Die dadurch erzielte Brillanz und Schärfe der Projektion führt
zu einem unübertroffenen Bildeindruck. Flankiert wird der optische Eindruck durch ein
eigens konzipiertes Tonsystem, welches zahlreiche Effektlautsprecher bedient. Diese Art der
Tontechnik war in IMAX-Kinos schon seit vielen Jahren Standard, während sie in herkömmlichen Kinos erst seit rund 8 Jahren üblich ist.
Das IMAX-System ist 1967 in Kanada entwickelt worden und wurde auf der EXPO 1970 in
Osaka/Japan erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Weiterentwicklung IMAX-Dome
hatte sein Debüt 1973. 1986 wurde auf der EXPO in Vancouver erstmals die dreidimensionale Variante IMAX 3D präsentiert.
Seit ihrer kommerziellen Einführung im Jahr 1976 fanden sich die ersten IMAX-Kinos vor
allem in technischen Museen oder aber in Freizeitparks. Da bislang primär naturwissenschaftliche Themen in Filmen mit relativ kurzer Spieldauer produziert wurden, genügten
diese zum einem den Freizeitparks hinsichtlich optischer Schauwerte und schneller Abwicklung, aber auch den flankierenden didaktischen Konzepten technischer Museen. Auch das
erste IMAX-Kino in Deutschland im Forum der Technik in München ist dem Deutschen
Museum angegliedert. Das von dem Unternehmen Big Screen (Dr. Buchwald) geführte Haus
gehört zu den erfolgreichsten IMAX-Kinos weltweit. Auch die anderen Mitte der 90er Jahre
eröffneten Häuser rundeten Angebote technischer Museen ab (Sinsheim und Speyer). Mit
den IMAX-Kinos der UFA/Rehs Kooperation N.e.U.e Theater wurden IMAX-Kinos erstmals
in Multiplexe integriert (Düsseldorf) oder werden als Solitär betrieben (Bochum, Frankfurt).
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
38
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
RMC MEDIEN CONSULT
Die Firma IMAX in Kanada hält eine Reihe von verschiedenen Verfahren bereit, von denen
sich jedoch das „normale“ IMAX und IMAX 3-D als die üblichen durchgesetzt haben.
Tab. 19 zeigt die wesentlichen Unterschiede zwischen Multiplexen und IMAX-Kinos. Grundlage dieser Einschätzungen sind Erfahrungen erfolgreich betriebener Großstadt-Multiplexe
sowie Recherchen auf dem IMAX-Markt.
Kriterium
Größe
Einzugsgebiet
Standortvorteile beim Umfeld
Investitionskosten / Sitzplatz (ohne
Grundstück)
Flächenbedarf pro Platz incl. aller
Nebenflächen
Besucherzahl p.a.
Pro-Kopf-Besuch bezogen auf das
Einzugsgebiet
Auslastung in %
Tägliche Vorstellungszahl
Vorstellungsdauer
Spielweise
Eintrittspreise (ohne Kinotag)
Nebenumsätze (netto)
Wichtige Kostenarten
Hauptzielgruppe
Auslastung
Anfälligkeit bei Konkurrenz
Kosten einer Filmkopie
Anteil Stammpublikum
Tab. 19:
Multiplex
8 bis 12 Leinwände
2.500 bis 3.500 Sitzplätze
300.000 bis 450.000 Einwohner
Gastronomie, Parkplätze, Diskothek,
Einkaufen
10.000 bis 15.000 DM
2,2 bis 2,8 qm
IMAX
1 Leinwand
400 bis 500 Plätze
2,5 bis 3 Mio. Einwohner
Technische Museen, Freizeitparks,
Multiplex, Messe
50.000 bis 60.000 DM für 2D, 3D und
Dome kombiniert
7 bis 8 qm
800.000 bis 1,3 Mio.
2,5 bis 3,5
1 Mio. bis 1,3 Mio.
0,3 bis 0,5
25% bis 35%
60% bis 80%
4 bis 5 täglich
10 bis 15 täglich
2 bis 2,5 Stunden
1 bis 1,5 Stunden
Aktuelle Mainstreamfilme Rd. 130 Filme weltweit verfügbar, in der
Regel 10 bis 15 Filme p.a.
10 bis 16 DM
12 bis 17 DM
3 bis 4 DM Concessions
1,5 bis 2 DM Concessions
1,50 bis 2 DM Werbung
0,50 – 0,80 DM Werbung
ggfs. 3 – 5 DM Gastronomie
1 DM Merchandising
Personal: 1,80 – 2,20 DM pro Besucher Personal: 1,60 – 1,80 DM pro Besucher
Energie: 150.000 DM/Saal
Energie: 25.000 DM/Saal
Marketing: ca. 1,00 DM/Bes.
Marketing: ca. 0,50 DM/Bes.
Filmmiete: ca. 30%
Filmmiete: ca. 50%
70% der Besucher unter 30 Jahre
Gleichmäßige Verteilung aller Altersklassen, Schwerpunkt Schüler
Nach Vorstellungen: 25 – 30%
Nach Vorstellungen: 50 – 70%
nach Besuch/Platz: bis 400
nach Besuch/Platz: 1.500 bis 3.500
Mittel
Hoch
1.500 bis 2.500 DM
40.000 DM
Hoch
Niedrig
Abgrenzung Multiplex vs. IMAX
2.4.2 Erfolg bisheriger IMAX-Kinos
Die bislang in der Bundesrepublik betriebenen IMAX-Kinos sind hinsichtlich ihrer Standortqualitäten sehr unterschiedlich. Die dort gemachten Erfahrungen sind weiterhin nur bedingt
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
39
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
RMC MEDIEN CONSULT
in der Lage, Prognosen über neue Standorte zuzulassen. Die bisherige Ansiedlung lässt
jedoch drei wichtige Merkmale erkennen:
!
!
!
Anbindung an eine technisch-museale Einrichtung
Anbindung an Standorte mit einer hohen (vermuteten) Publikumsfrequenz
Standorte mit einer hohen Zentralität bzw. großem Einzugsgebiet
Die Auswertung in Tab. 20 macht deutlich, dass die verschiedenen Angebote sehr unterschiedlich in ihrem Erfolg sind. Die Kinos von Dr. Buchwald rangieren mit ihrer Auslastung
deutlich über, die anderen deutlich unter der Auslastung aller IMAX-Kinos weltweit. Als
Erfolgsfaktoren für die IMAX-Kinos in Berlin und München lassen sich feststellen:
!
!
!
Großstadt mit hoher Zentralität und hohem Touristenaufkommen
Außerordentliche Betreiberkompetenz
Integration in ein frequenzstarkes Umfeld.
Standort
München
(1992)
Vorstel- Besucher
lungen pro Jahr
326
13 1.200.000
Plätze
AuslasBes./Platz
tung
78%
3.681
Berlin Potsdamer
Pl. (Okt. 98)
440
13
1.400.000
67%
3.182
Bochum
(Dez. 97)
500
11
350.000
17%
700
Düsseldorf
(Juli 98)
350
11
200.000
14%
571
Frankfurt
(1999)
350
11
480.000
34%
1.371
Sinsheim
350
Speyer 2 Säle
680
Auslastung IMAX weltweit
8
8
180.000
350.000
18%
18%
58%
514
515
Standortbeschreibung
Innenstadtrandlage,
Deutsches Museum, Planetarium
Zentrum, 2 Multiplexe,
Shopping, Musical
Solitär, Grüne Wiese, Musical, Stadion,
Planetarium, Museen in der Nähe
Hauptbahnhof,
Integration in ein Multiplex
Innenstadt Fußgängerzone,
Obergeschoss in Galerie
Kleinstadt, Autobahnlage, Museum
Kleinstadt, Autobahnlage, Museum
Quelle: Besucherzahlen (teilweise Hochrechnung) nach Angaben der Presse, Internet, eigene Recherchen
Tab. 20: Deutsche IMAX-Kinos
2.4.3 Beschreibung der in Hamburg geplanten Projekte
Der Markt für IMAX-Kinos befindet sich seit etwa zwei Jahren in einer starken Wachstumsphase. Für den Betrieb von IMAX-Kinos wird gegenüber Multiplexen ein deutlich größeres
Einzugsgebiet benötigt. Somit stellen größere Ballungsgebiete die interessantesten Standorte für diesen Kinotyp dar. Während in München bereits seit vielen Jahren und in Berlin seit
1999 zwei IMAX-Kinos erfolgreich betrieben werden, hat sich die Entwicklung in Hamburg
deutlich länger hingezogen. Derzeit befinden sich eine Reihe von Standorten in der Diskussion.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
40
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
Karte 2:
RMC MEDIEN CONSULT
Geplante IMAX-Standorte in Hamburg
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
41
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
Standort
1. Wasserturm / Sternschanze
2. Reeperbahn
3. HafenCity / Kreuzfahrtterminal
4. Heiligengeistfeld
5. Volksparkstadion
6. Studio Hamburg
Tab. 21:
RMC MEDIEN CONSULT
Betreiber
Storr
Flebbe
N.N.
N.e.U.e. Theater
N.N.
N.N.
Geplante oder mögliche IMAX-Standorte in Hamburg
1. Wasserturm an der Sternschanze
Der denkmalgeschützte und seit 1961 ungenutzte Wasserturm an der Sternschanze soll
zum IMAX-Kino umgebaut werden. Nachdem Pläne zur Umnutzung des historischen Bauwerks als Hotel gescheitert sind, ist eine Kombination aus 4 Kinosälen (2D-IMAX, 3D-IMAX,
herkömmlicher Kinosaal und Simulationskino) sowie vielfältiger Gastronomie geplant. Obwohl die Betreiber das Kino und den umliegenden Park weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen und das Kino auch für gemeinschaftliche Zwecke kostenlos zur Verfügung stellen wollen, sind die Anwohner des Schanzenviertels nicht von dem Projekt begeistert. Ein Bürgerbegehren scheiterte jedoch an zu geringer Beteiligung. Die Genehmigung
der Stadt liegt vor; einzig Probleme bei der Finanzierung lassen die Entwicklung im Moment
ruhen. Der Eigentümer des Wasserturms, der Münchener Architekt Ernest-Joachim Storr
würde mit kompetenten Partnern auch die künftige Betriebsgesellschaft bilden.
2. Millerntor / Spielbudenplatz
In das am Millerntor geplanten Urban Entertainment Center mit reichhaltigem Unterhaltungsangebot soll - neben einem Multiplexkino - auch ein IMAX-Theater integriert werden. Man
erhofft sich von dem Projekt eine Imageverbesserung der Reeperbahn, von Seiten der Bürgerschaft wurden jedoch Bedenken aufgrund der Größe des Komplexes und des zusätzlichen Verkehrsaufkommens laut. Als Problem wird hier auch ein Zielgruppenkonflikt
genannt, der sich zwischen den Besuchern eines IMAX-Theaters (v.a. Schüler und ältere
Menschen) und dem Angebot der Reeperbahn (Rotlichtmilieu) ergibt. Sollte die CinemaxX
AG ihr Multiplexprojekt am Millerntor realisieren können, würde auch das IMAX errichtet
werden. Als Betreiber würde dann ebenfalls die CinemaxX AG auftreten.
3. HafenCity / Kreuzfahrtterminal
Im Hamburger Hafen sollen ehemalige Hafenflächen zu einer HafenCity entwickelt und mit
Attraktionen wie Gastronomie und Freizeiteinrichtungen aufgewertet werden. Die HafenCity
soll nach den Vorstellungen unter anderem der Stadtentwicklungsbehörde auch ein IMAXKino aufnehmen. Die Realisierung dieses Projekts liegt jedoch noch in weiter Ferne. Derzeit
ist nicht bekannt, ob sich ein Betreiber für diesen Standort interessiert.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
42
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
RMC MEDIEN CONSULT
4. Feldeck /Heiliggeistfeld
An diesem Standort will die N.e.U.e. Theater (eine Kooperation von UFA und Rehs) ein
IMAX-Kino errichten. Andere Auffassungen bevorzugen jedoch die Nutzung des Geländes
durch die Messegesellschaft als zusätzliche Außenfläche für den Messebetrieb.
5. Arena / Volksparkstadion
In das bereits beschriebenen Vergnügungscenter um das Volksparkstadion soll auch ein
IMAX-Kino integriert werden. Dieses Kino kann nur realisiert werden, wenn der ganze Komplex mit Stadion, Konzerthalle, Megaplex etc. tatsächlich in Betrieb genommen wird.
6. Studio Hamburg
In Verbindung mit einem Erlebnispark „TV-World“ soll auf dem Gelände des Studio Hamburg
ebenfalls ein IMAX-Kino entstehen. Konkrete Pläne auch hinsichtlich des Betreibers liegen
nicht vor.
Die Chancen für die Realisierung der einzelnen Projekte sind relativ schwierig einzuschätzen, da die Auskünfte über den Stand der Entwicklungen sehr divergieren. Die IMAX Ltd. als
Europa-Vertretung mit Sitz in Kempten/Allgäu, die die Lizenzen zum Betrieb der Kinos vertreibt, schätzt die Standorte Botanisches Institut, Hafencity und Studio Hamburg als realistisch ein. Einem IMAX im Wasserturm, am Heiligengeistfeld oder am Millerntor räumt sie nur
geringe beziehungsweise gar keine Chancen ein. Für den Standort Wasserturm liegt jedoch
bereits eine Nutzungsgenehmigung vor. Zudem wird hier positiv bewertet, dass die Projektentwicklung in einem sehr fortgeschrittenem Stadium ist. Der von der Stadtentwicklungsbehörde bevorzugte Standort liegt in der HafenCity.
2.4.4 Besucherpotenzial IMAX-Kino
2.4.4.1 Einzugsgebiet
Bislang liegen nur fragmentarische Karten über die Einzugsgebiete von IMAX-Kinos vor. Die
Einzugsgebiete von Multiplexen werden durch konkurrierende Objekte sowie die zu überwindende Zeit für die Anfahrt definiert. Diese beträgt in der Regel nicht mehr als 30 Minuten,
da zwischen 85 und 95 % der Besucher eines Multiplexes keine Anfahrtszeit von über 30
Minuten in Kauf nehmen.
Grundsätzlich können diese beiden Kriterien auch für die Einzugsgebiete von IMAX-Kinos
herangezogen werden. Allerdings kann aufgrund des besonderen Ereignischarakters sowie
der Verbindung des IMAX-Besuches mit anderen Aktivitäten eine etwas längere Anfahrtszeit
unterstellt werden.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
43
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
Karte 3:
RMC MEDIEN CONSULT
Einzugsgebiet IMAX Hamburg
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
44
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RMC MEDIEN CONSULT
Durch die gute Verkehrsanbindung sowie kaum vorhandene topographische Grenzen kann
das Einzugsgebiet für ein IMAX-Kino in Hamburg recht groß definiert werden. Im Minimum
ist dies die ehemalige Metropolenregion in seinen Grenzen von 1996, die vier nördlichen
(Schleswig-Holstein) und vier südlichen (Niedersachsen) Landkreise umfasst.
Derzeit befindet sich der IMAX-Markt in einer starken Wachstumsphase. Allerdings kann
nicht davon ausgegangen werden, dass im unmittelbaren Umland von Hamburg weitere
IMAX-Kinos errichtet werden. Bereits in der Diskussion befindlich sind IMAX-Kinos in den
Städten Bremen und Hannover, die bei einer Berücksichtigung der erweiterten Metropolenregion Hamburgs Überschneidungen zu seinem Einzugsgebiet aufweisen würden. Somit
haben wir in der Einzugsgebietskarte (Karte 3) eine Region definiert, die ausschließlich die
Erreichbarkeit bzw. die Konkurrenzsituation zu möglichen IMAX-Kinos in Bremen und
Hannover berücksichtigt.
Das realistische Einzugsgebiet für das IMAX Hamburg reicht im Norden ungefähr bis Itzehoe
und Neumünster, im Westen bis Bremervörde, Zeven und Rotenburg, im Süden etwa bis
Wisselhövede, Soltau und Uelzen und im Osten bis Ratzeburg und Bleckede. Insgesamt
leben in diesem Gebiet rund 3,7 Mio. Einwohner.
2.4.4.2 Ableitung des Besucherpotenzials
Grundlage der Ableitung ist in erster Linie ein Vergleich mit IMAX-Kinos in anderen Metropolen. Für die Standorte Berlin und München wurde ebenfalls ein Einzugsgebiet definiert,
welches für Berlin auf der Regionstypisierung der Bundesanstalt für Landeskunde und
Raumordnung (heute Bundesbaudirektion), im Falle von München auf einer spezifischen
Analyse analog zur Behandlung von Hamburg basiert. Gleiches gilt für das Objekt im Ruhrgebiet.
Danach weist die Region München mit 2,5 Mio. Einwohnern das kleinste und die Region
Berlin mit 4,5 Mio. Einwohnern das größte Einzugsgebiet auf. Für das IMAX in München
kann man die reale Besucherzahl von 1,2 Mio. in Relation zur Einwohnerschaft setzen. Das
IMAX in Berlin wird nach internen Prognosen der Flebbe AG und Dr. Buchwald auf
1,4 -1,5 Mio. Besucher geschätzt. Durch die Eröffnung des Sony-IMAX am Potsdamer Platz
kann man von einem Anstieg des IMAX-Gesamtbesuches auf 1,8 Mio. ausgehen. Die
Region Ruhrgebiet umfasst eine enge Region, in deren Kern im Wesentlichen die Städte
Oberhausen, Essen, Duisburg und Bochum und deren Umland liegen. Hier existiert bereits
das IMAX in Bochum. Ein weiteres ist in der Region geplant.
Region
Einwohner
Berlin
München
Ruhrgebiet (eng)
Hamburg
Summe/Mittelw.
4.511.000
2.456.000
4.000.000
3.713.949
14.153.123
Tab. 22:
IMAX-Besu- Pro-KopfAnteil regionscher
Besuch fremder Besucher
1.800.000
0,40
40%
1.200.000
0,49
40%
1.300.000
0,33
15%
1.700.000
0,46
40%
5.900.000
0,42
32%
Bereinigter ProKopf-Besuch
0,24
0,29
0,28
0,27
0,28
Ableitung von Besucherquotienten in Berlin und München
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
45
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Nach diesen Erfahrungen kann der Pro-Kopf-Besuch für IMAX-Kinos zwischen 0,4 und 0,5
angesiedelt werden. Die Ergebnisse für Berlin und München dürften durch das hier atypisch
hohe Aufkommen an Geschäftsreisenden und Tagestouristen positiv beeinflusst werden.
Der Anteil regionsfremder Besucher liegt aber keinesfalls bei über 40%.
Da Hamburg sowohl hinsichtlich der Größe als auch in Bezug auf Tourismus und Geschäftsreisende mit den Metropolen München und Berlin zu vergleichen ist, ergibt sich bei analoger
Berechnungsweise ein bereinigter Pro-Kopf-Besuch zwischen 0,24 und 0,3. Somit ist von
einem Besucherpotenzial für IMAX-Angebote zwischen 1,5 und 1,85 Mio. Besuchern auszugehen.
Das gesamte Besucherpotenzial wird voraussichtlich von einem IMAX allein nicht erschlossen werden können. Trotz dieser Tatsache lassen sich jedoch zwei IMAX-Kinos nicht sicher
wirtschaftlich betreiben. In Abhängigkeit von den Erstellungskosten benötigen IMAX-Kinos
bis zu 1 Mio. Besucher, um wirtschaftlich betrieben zu werden. Preiswerteren Bauten genügen rund 600.000 Besucher. Die Erreichung bzw. die Ausschöpfung des vorhandenen
Potenzials ist in der Vergangenheit nicht allen Betreibern in ausreichendem Maße gelungen.
Nach Einschätzung der rmc medien consult gilt dies – selbst unter Berücksichtigung der
noch anhaltenden Anlaufphase – für die möglichen Potenziale in Frankfurt, Bochum und
Düsseldorf.
Sollte ein Standort in der Innenstadt Hamburgs realisiert werden und sollten dort alle möglichen IMAX-Filme gezeigt werden können (2D, 3D und Dome), halten wir eine Ansiedlung
eines zweiten Objektes für wenig sinnvoll. Da heute die meisten Neubauten mehrere Systeme unter einem Dach anbieten, sollte lediglich ein innerstädtisches Angebot bereitgehalten
werden.
2.5
Zusammenfassung
In der vorliegenden Untersuchung wurde die Entwicklung im Hamburger Kinomarkt seit 1998
qualitativ und quantitativ analysiert. Die strukturelle Entwicklung des Marktes für die verschiedene Kinotypen entspricht sehr weitgehend den Erwartungen, die in der Studie von
1998 zum Ausdruck gebracht worden sind. Die Multiplexe drängen traditionelle Kinos vom
Markt, wobei sich auch im Bereich der Filmkunst- und Programmkinos negative Auswirkungen feststellen lassen, die zum Teil Einfluss auf den Bestand genommen haben. Für den
Typus Multiplex-Kino wurde seinerzeit ein Marktanteil von bis zu 75% prognostiziert. In 1999
wurden bereits mehr als 67% der Besucher in Multiplexen gezählt. Deshalb ist davon auszugehen, dass perspektivisch und wahrscheinlich noch schneller als gedacht der Marktanteil
der Multiplexe den Zielkorridor erreichen bzw. überschreiten wird.
Die Entwicklung des Gesamtbesuchs und damit das Marktwachstum blieb indes deutlich
hinter den Erwartungen zurück. Dieser Befund stellt keinen Sonderfall für Hamburg dar,
sondern entspricht im wesentlichen auch dem Verlauf an anderen Standorten und Regionen,
wie etwa anhand des Vergleichs mit Berlin gezeigt werden konnte. Die Ursachen dieser
Entwicklung sind noch nicht hinreichend durchleuchtet. Demographische Entwicklungen
können hier ebenso eine Rolle spielen wie die insgesamt noch zu schwache Diversifizierung
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
46
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RMC MEDIEN CONSULT
der Angebote. Aus heutiger Sicht ist zu konstatieren, dass die Entwicklungsmöglichkeiten
des Marktes überschätzt worden sind.
Multiplexe
trad. Umfeldkinos
gehobene Mainstream-Kinos
Programmkinos
Tab. 23:
1996
1.318.800
1.086.700
827.600
1.098.394
1997
2.735.480
607.394
710.655
949.911
1998
2.988.175
386.992
651.084
950.126
1999
Veränd. 99/96
3.502.371
+ 166%
246.432
-77%
545.026
-34%
887.725
-19%
Besuchsentwicklung nach Kinotypen 1996 bis 1999
Umso gravierender ist die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation der Kinos. Das
Overscreening in Hamburg ist bereits heute stärker ausgeprägt als in Berlin. Neue MultiplexAngebote erzielen ihr Besucheraufkommen zum weit überwiegenden Teil aus einer Verdrängung zu Lasten bestehender Anbieter. Die Wachstumsimpulse bleiben begrenzt. Dies
wird sich auch in Zukunft kaum ändern. Mehr oder weniger weit hinter den Erwartungen
zurück blieben vor allem die neuen Objekte. Ihre Auslastung ist zum Teil so gering, dass
fraglich erscheint, ob die laufenden Betriebskosten ohne jeden Kapitaldienstanteil gedeckt
werden können.
8.000.000
7.900.000
7.000.000
6.000.000
6.381.816
5.000.000
4.000.000
3.000.000
Prognose alt
2.000.000
Prognose neu
1.000.000
0
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
Abb. 12: Besuch seit 1995, Hochrechnung mit max. Wachstum und Vergleich zur Prognose 1998
In der Untersuchung wurde eine Einschätzung der künftigen Besuchsentwicklung anhand einer Bewertung der als wahrscheinlich anzusehenden Projekte vorgenommen, getrennt nach
den Bereichen Multiplex und Arthouse. Wir kommen zum Ergebnis, dass für das laufende
Jahr ein Besucheraufkommen von 5,5 bis 5,6 Mio. erreicht werden dürfte. Basis hierfür sind
die aktuellen Hochrechnungen aufgrund der erreichten Besucherzahlen bis Ende Mai 2000.
Ausgehend von dieser Grundlage dürfte in den kommenden Jahren ein weiterer Anstieg auf
bis zu 6,2 Mio. Besucher pro Jahr möglich sein. Dieser Wert bleibt deutlich, nämlich rd. 20%
hinter der Prognose von bis zu 7,9 Mio. Besuchern aus dem Jahre 1998 zurück. Gleichzeitig
wird sich der Besuch im Hamburger Umland nicht wesentlich gegenüber unserer früheren
Prognose ändern. Wir gehen hier von einem Besucheraufkommen von rd. 1,2 Mio. aus. Die
reduzierten Erwartungen gehen in voller Höhe zu Lasten der Stadt Hamburg.
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
47
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
RMC MEDIEN CONSULT
Aufgrund der geplanten Projekte ist als Trend zu erkennen, dass sich der heftige Wettbewerb auch auf das Arthouse-Segment ausdehnen wird. Da sich hier verstärkt die Kinoketten
engagieren, gleichzeitig aber bereits die Entwicklung im Multiplexsegment ein Defizit in der
Betriebsführung ferngesteuerter Kinos erkennen lässt, ist eine positive Auswirkung auf die
Qualität und Vielfalt des Filmkunstmarktes eher fraglich. Die vertikale Integration von Verleih- und Kinounternehmen, wie sie bei Kinowelt und CinemaxX anzutreffen ist, wird darüber
hinaus zu einer Verschärfung der Belieferung der kleinen Betreiber führen.
Sollten, was derzeit aufgrund hoher Risiken als offen gelten muss, sogenannte Megaplexe
mit einer Kapazität von rd. 20 Leinwänden und ca. 5.000 Plätzen als Bestandteil von Urban
Entertainment Centern zusätzlich in den Markt drängen, wären die Folgen für den Bestand
vermutlich katastrophal. Spätestens dann wären entweder ein nicht funktionierendes
Megaplex oder aber Leerstände bestehender Multiplexe zu erwarten.
Ein für die Zukunft aussichtsreiches Potenzial ist lediglich für IMAX-Kinos zu erkennen. Das
Marktpotenzial siedeln wir bei ca. 1,7 Mio. Besuchern an. Ähnlich wie im Multiplex-Markt wird
hier jedoch ein Dilemma erkennbar. Ein einzelnes Projekt wird nicht in der Lage sein, diesen
Markt auszuschöpfen, gleichzeitig lassen sich jedoch zwei IMAX-Kinos nicht sicher wirtschaftlich betreiben. Ausschlaggebend hierfür sind die immensen Investitionskosten.
Für die Freie und Hansestadt Hamburg lässt sich insgesamt aus der Untersuchung nur der
Schluss ziehen, im Rahmen der planungsrechtlichen Möglichkeiten die Entwicklung zu
dämpfen. Dies gilt in erster Linie für den Multiplex-Markt und hier für zentrale Standorte. Die
zahlreichen Parallelentwicklungen für IMAX-Kinos beinhalten die Gefahr, auch in diesem
Bereich im Ergebnis ungesunde Strukturen zu entwickeln.
rmc medien consult
Wuppertal im Juni 2000
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
48
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Anhang
Kategorie
gehobener
Mainstream
Jahr
1996
1997
1998
1999
Multiplex
1996
1997
1998
1999
Programmkino 1996
1997
1998
1999
traditionelles
1996
Umfeldkino
1997
1998
1999
Gesamt - Besucher 96
Gesamt - Besucher 97
Gesamt - Besucher 98
Gesamt - Besucher 99
Tab. 24:
dezentral
191300
168800
167000
124000
0
0
0
610757
448000
380616
353272
319628
407000
323594
271543
192495
1046300
873010
791815
1246880
dezentral
Veränderung
zentral
gesamt
-12%
-1%
-26%
-15%
-11%
-13%
-14%
-8%
-16%
107%
9%
-3%
107%
9%
17%
-15%
-7%
-10%
-12%
5%
-5%
-14%
0%
-7%
-20%
-16%
-29%
-58%
-59%
-53%
-17%
-9%
57%
26%
1%
-6%
-44%
-36%
-36%
10,43%
15,51%
-0,54%
4,12%
Veränderungen
dezentral
zentral
gesamt
Gesamtbesuch der Hamburger Kinos nach Kinotypen 1996 bis 2000
Kategorie
gehobener
Mainstream
Jahr
1996
1997
1998
1999
Multiplex
1996
1997
1998
1999
Programmkino
1996
1997
1998
1999
traditionelles
1996
Umfeldkino
1997
1998
1999
Gesamt - Besucher 96
Gesamt - Besucher 97
Gesamt - Besucher 98
Gesamt - Besucher 99
Tab. 25:
Lage
zentral Gesamtergebnis
636300
827600
541855
710655
484084
651084
421026
545026
1318800
1318800
2735480
2735480
2988175
2988175
2891614
3502371
650394
1098394
569295
949911
596854
950126
568097
887725
679700
1086700
283800
607394
115449
386992
53937
246432
3285194
4331494
4130430
5003440
4184562
4976377
3934674
5181554
Besucher pro Platz
dezentral
zentral
250
277
220
236
218
211
162
183
431
355
374
212
291
282
192
240
168
228
176
225
167
180
263
143
184
120
71
91
76
227
352
189
272
173
239
186
241
gesamt
270
232
212
178
431
355
374
259
220
191
193
184
223
164
97
88
319
253
225
219
-12%
-1%
-26%
-15%
-11%
-13%
-14%
-8%
-16%
-18%
5%
-3%
-18%
5%
-15%
-5%
-1%
-12%
5%
-5%
-14%
1%
-4%
-20%
-16%
-24%
-30%
-61%
8%
-26%
-41%
-9%
-17%
-8%
8%
-23%
-12%
1%
-21%
-11%
-3%
Auslastung pro Sitzplatz der Hamburger Kinos nach Kinotypen 1996 bis 2000
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
49
STADTENTWICKLUNGSBEHÖRDE HAMBURG
RMC MEDIEN CONSULT
Besucher pro Leinwand
Veränderung
Kategorie
Jahr
dezentral
zentral
gesamt
dezentral
zentral
gesamt
gehobener
Mainstream
1996
1997
1998
1999
38.260
33.760
33.400
24.800
79.538
67.732
60.511
52.628
63.662
54.666
50.083
41.925
-12%
-1%
-26%
-15%
-11%
-13%
-14%
-8%
-16%
Multiplex
1996
1997
1998
1999
58.400
142.857
116.645
122.863
90.363
142.857
116.645
122.863
76.344
-18%
5%
-3%
-18%
5%
-18%
1996
1997
1998
1999
64.000
54.374
51.753
53.271
43.360
37.953
39.790
37.873
49.927
43.178
43.597
42.273
-15%
-5%
3%
-12%
5%
-5%
-14%
1%
-3%
1996
1997
1998
1999
33.917
26.966
22.629
17.224
44.180
30.920
12.969
10.787
39.619
29.163
18.009
15.331
-20%
-16%
-24%
-30%
-58%
-17%
-26%
-38%
-15%
43.596
36.375
33.367
43.965
87.065
70.555
63.815
65.578
73.338
61.017
55.695
55.972
-17%
-8%
32%
-19%
-10%
3%
-17%
-9%
0%
Programmkino
traditionelles
Umfeldkino
Gesamt - Besucher 96
Gesamt - Besucher 97
Gesamt - Besucher 98
Gesamt - Besucher 99
Tab. 26:
Auslastung pro Leinwand der Hamburger Kinos nach Kinotypen 1996 bis 2000
KINOSTUDIE HAMBURG 2000
50

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