Informationen zur 2. Bekleidungsschicht

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Informationen zur 2. Bekleidungsschicht
Informationen zur 2. Bekleidungsschicht
Einleitung
In der modernen Bekleidungstechnologie gibt es inzwischen für
fast jedes Wetter auch die passende Art der Kleidung. Egal ob
Wüstentour, Städtereise, Radtour, Wanderung in den Bergen, Expedition im alpinen Bereich oder
Wintertour mit Schneeschuhen, für nahezu jeden Einsatzzweck gibt es spezielle funktionelle
Bekleidung mit den notwendigen Details und Fähigkeiten.
Das körperliche Wohlbefinden hängt unter anderem von der richtigen Temperatur der Haut ab. Ein
starker Wärmeverlust oder ein Wärmestau, also Frieren oder Schwitzen, führen zu Unbehagen und
können damit den Spaß an Outdooraktivitäten extrem reduzieren.
Der entscheidende Faktor für körperliches Wohlbefinden, welches durch die Kleidung bestimmt
wird, ist eine Art Mikroklima, welches sich zwischen der Haut und der äußeren Bekleidungsschicht
befindet. Der Körper regelt seinen Wärmehaushalt durch minimale Muskelbewegungen (Zittern, um
durch die Bewegung Wärme zu erzeugen) oder durch Schweißabgabe (Feuchtigkeit zum abkühlen
der Hautoberfläche).
Um jedoch weder bei schweißtreibenden Aktivitäten unter einem Wärmestau zu leiden noch in den
Ruhepausen oder bei größerer Kälte zu sehr auszukühlen, muss dieses Mikroklima stabil gehalten
werden. Um den verschiedenen Anforderungen gerecht werden zu können ist eine möglichst
flexibel einzusetzende Ausrüstung erforderlich. Und hier kommt besonders die für solche
Anforderungen entwickelte Outdoorbekleidung zum Einsatz, welche in erster Linie die technisch
sehr funktionellen Materialien aus dem Sportbereich mit einer für Outdooraktivitäten benötigten
Strapazierfähigkeit kombiniert.
Die folgenden Informationen sollen helfen, Unterschiede, Vor- und Nachteile, Einsatzzwecke und
Möglichkeiten etwas genauer zu kennen zu lernen.
Zwiebelprinzip
Der Begriff Zwiebelprinzip beinhaltet, dass je nach Einsatz verschiedene, aufeinander abgestimmte
Bekleidungsschichten mit verschiedenen „Aufgaben“ übereinander getragen werden.
Ziel des Ganzen ist es, bei jedem Wetter ein angenehmes Klima für den Körper zu erhalten um
somit die eigene Leistungsfähigkeit zu bewahren und das Wohlbefinden zu gewährleisten. Je nach
Außenbedingungen lassen sich die einzelnen Schichten natürlich auch einzeln oder nur teilweise
zusammen tragen.
Bei Outdooraktivitäten, egal ob bei längeren Trekkingtouren, einem Spaziergang oder dem
sportlichen Einsatz, ist dieses Zwiebelprinzip eine gute Möglichkeit, auch bei kleinerem Packmaß
und weniger Gewicht für jede mögliche Wetterlage die richtige Kombination dabei zu haben.
Es macht immer mehr Sinn, statt einer sehr dicken Jacke oder einem einzigen dicken Pullover
mehrere dünnere Teile mitzunehmen. Hat man de dicke Jacke dabei, so muss man auch eine
ungefütterte Jacke mitnehmen, zusätzlich zum dicken Pullover muss ein dünneres Teil mit ins
Gepäck.
Stattdessen ist es oft besser, eine robuste, wasserdichte Außenjacke, eventuell eine Fleecejacke
(mit einer Kombijacke hat man diese beiden Möglichkeiten schon abgedeckt), einen dünneren
Fleecepullover und ein Funktionsshirt als erste Schicht auf der Haut mitzunehmen. Dann kann das
Wetter werden wie es will, man ist immer für jede Temperatur ausgerüstet.
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2. Bekleidungsschicht:
Isolationsschicht
Die zweite Schicht, welche je nach Wetterbedingungen auch aus
mehreren Lagen bestehen kann, soll bei kühleren Temperaturen
warm halten, die Körperfeuchtigkeit von der ersten Schicht übernehmen, diese nach außen weiterleiten und dabei ein isolierendes
Luftpolster bilden.
Isolationsschichten wärmen aber niemals aktiv, ihre Wirkung hängt einzig und allein von der
Luftspeichereigenschaft des Materials ab, das heißt von der Fähigkeit, die natürliche Körperenergie
möglichst lange zurückzuhalten.
Als Isolationsschicht ist gebundene Luft der beste Isolator, Luft isoliert rund 20mal besser als
Baumwolle und fast 12mal besser als Wolle. Allerdings darf sie nicht bewegt werden, denn
Luftbewegungen führen zur Ableitung von Wärme, bei Wind kühlt man sehr viel schneller aus als
bei Windstille. Möglichst viel gebundene unbewegte Luft in der Bekleidung erreicht man mit
feinfaserigen, leichten Textilien und Füllungen.
Auch bei dieser Schicht kommen in erster Linie wieder Kunstfasergewebe zum Einsatz. Am
häufigsten wird als Zwischenschicht mit guter Isolationsfähigkeit noch immer Fleece genutzt.
Fleece ist ein sehr weiches, manchmal aus Plastikflaschen recyceltes Material auf Polyesterbasis
und besteht aus einem Gestrick aus extrem dünnen Fasern, welche im Extremfall (MicrofaserFleece) unterhalb von 1 dtex (zehn Kilometer wiegen weniger als ein Gramm) liegen.
Aus den Ausgangsfasern wird ein Rohling gestrickt, das Zwischenprodukt ähnelt einem Frotteehandtuch mit einer rauen und knotigen Oberfläche und einem recht rustikalen Griff – diese
Ausgangsmaterial hat noch wenig mit dem zu tun, was man unter dem Begriff „Fleece“ versteht.
Die allgemein bekannte flauschige Fleeceoberfläche entsteht durch das Aufreißen der Frotteeschlingen, wobei diese mit rotierenden, mit Haken versehenen Rollen regelrecht zerrupft werden.
Dadurch entsteht ein dichter, kuscheliger Flor, in welchem sich ein dickes Luftpolster bilden kann.
Die Vorteile von Fleece sind bestechend. Es ist bei gleicher Wärmeleistung deutlich leichter als ein
vergleichbarer Wollpulli, hat ein geringeres Packmaß und ist in den meisten Fällen robuster. Vor
allem aber nimmt das Material extrem wenig Feuchtigkeit auf, leitet sie an die Wetterschutzschicht
weiter und trocknet entsprechend schnell.
Die fein verschlungenen Fleecefasern können sehr viel Luft binden, halten die Wärme also gut –
übrigens auch bei Feuchtigkeit. Während Wolle rund 45% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit
halten kann, sind es beim Fleece gerade noch 3-5% und Feuchtigkeit in der Kleidung reduziert die
Isolationsleistung beträchtlich.
Fleece wird in verschiedensten Formen und Varianten verarbeitet und ist somit für die
unterschiedlichsten Ansprüche einsetzbar. Fleecejacken in dickeren Varianten werden im Winter
auch gerne als Jackenersatz getragen, dabei ist jedoch immer zu beachten, das Fleece an sich
nicht winddicht ist und dadurch wirklich nur bedingt als Jackenersatz Verwendung finden kann.
Allen gemeinsam sind wieder ähnliche Vorteile wie bei der Funktionswäsche: Schnelles Trocknen,
geringes Gewicht, Isolation auch noch im feuchten Zustand, haltbar, kuschelig weich (kein Kratzen
wie bei Wolle), sehr pflegeleicht und recht unempfindlich.
Es existieren noch weitere „Sonderformen“ wie zum Beispiel dehnbares Fleece (Stretch),
wasserabweisend behandeltes Fleece mit extra eingearbeiteter Ausrüstung (DWR: Durable Water
Repellency) und Bipolares Fleece bei dem die Innen- und die Außenseite unterschiedlich
verarbeitet sind (innen flauschig weich, außen dichter und fester).
Die bekanntesten Fleecehersteller sind z. Bsp. die amerikanische
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Firma Malden (Polartec-Fleece) oder die italienische Firma Pontetorto (Tecnopile-Fleece).
Anhand des Polartec Systems von Malden lassen sich Fleecematerialien recht anschaulich einteilen.
Es gibt 100er (auch als Microfleece bezeichnet), 150er, 200er und
300er Fleece. Hierbei bezieht sich die Zahl jeweils auf das Gewicht pro m². Ein 100er Fleece wiegt zwischen 100g und 150g pro m², ein 150er zwischen 150g und
200 g pro m², ein 200er zwischen 200g und 299 g und ein 300er über 300g pro m².
Die sehr leichte Variante ist z. Bsp. das Tecnopile-Micro-Fleece der Firma Pontetorto, ein 100erFleece aus feinen Polyester-Microfasergarnen. Es hat einen besonders weichen Griff und bietet den
richtigen Wärmerückhalt bei sommerlichen Outdoortouren, als Kälteschutz bei Wanderpausen oder
abends am Lagerfeuer, aber auch als Zwischenschicht bei sehr schweißtreibenden, aktiven
sportlichen Einsätzen bei kühleren Temperaturen (z. Bsp. zum joggen oder nordic walking im
Winter). Schweiß und Feuchtigkeit werden sehr schnell nach außen transportiert (natürlich nur
direkt auf der Haut getragen oder mit entsprechender Funktionswäsche darunter), das Material ist
besonders pflegeleicht und trocknet von allen Fleecematerialien am schnellsten.
Der Polartec Classic-Fleece, das Fleecematerial in der 150er-Qualität, bietet die besten
Universaleigenschaften. Er verfügt über eine Wärmeisolation, die auch einstellige Temperaturen
verträgt und ist trotzdem leicht und kompakt zu verstauen.
Der Polartec 200er oder sogar 300er-Fleece ist eher für die kältere Jahreszeit oder für
Hochgebirgstouren bzw. Touren im hohen Norden geeignet, wo man auch im Sommer mit
Minusgraden rechnen muss. Das Material ist pillresistent, pflegeleicht und trocknet sehr schnell.
Der Polartec Classic 300 Bipolar-Fleece ist ein so dickes Material, das er nur bedingt für den
Einsatz unter einer Jacke geeignet ist. Die bipolare Verarbeitung unterscheidet sich nicht nur
optisch von einem klassischen Fleece, die sehr eng gewebte und kurzflorige Außenseite führt zu
einer etwas höheren Winddichtigkeit und die lockere und sehr flauschige Innenseite hält die Wärme
am Körper. Daher eignet sich ein dicker, bipolarer Fleece auch gut als Jackenersatz an kalten, nicht
zu windigen Tagen.
In den letzten Jahren sieht man immer mehr sogenannte Silkloft- oder Highloftvariationen auf dem
Markt. Dabei handelt es sich um ein sehr langfloriges Fleecematerial, welches sich extrem weich
und „teddymäßig“ anfühlt und sehr warm hält. Diese neuen und ganz weichen Fleecematerialien
sind allerdings aufgrund ihrer eher lockeren Webstruktur sehr winddurchlässig. Aber unter einer
Jacke getragen bieten sie eine enorm hohe Wärmeleistung.
Generell lässt sich sagen: Je langfloriger der Fleece ist, desto stärker verändert sich nach häufigem
Waschen die Oberfläche, da sich die einzelnen Fasern durch das Waschen entsprechend stärker
verzwirbeln können.
Die Details der einzelnen Modelle variieren sehr stark, es gibt Pullover, Jacken, Hemden, Hosen,
Westen.... mit Taschen, Kragen, verstärkten Schultern, Kapuze, Schnürzug,... in fast allen Farbund Designmöglichkeiten.
Alternativen im Bereich der Isolationsschicht sind mit Daunen oder Kunstfasern gefüllte
Bekleidungsstücke, welche häufig in der Lage sind sehr viel warme Luft zu speichern, aber oftmals
auch etwas dicker auftragen und für viele Zwecke eventuell schon zu warm sein können.
Tips zum Kauf - Fleecebekleidung
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 Eine dickere Fleecejacke ist vergleichbar mit einer dicken
Strickjacke (so ist es leichter vorstellbar), bei Wind wird die Körperwärme sozusagen „weggeblasen“ und es kann auch in einem
dickeren Fleece schnell empfindlich kalt werden. Und auch wenn
es sich um einen bipolaren Fleece handelt, die fehlende Winddichtigkeit macht einen Fleece generell nur bedingt als Jackenersatz einsetzbar.
 Ein Fleece, egal ob Jacke oder Pulli, braucht je nach Fleecestärke relativ viel Platz unter der
Jacke, dies sollte man beim Kauf immer berücksichtigen und die Außenjacke über den Fleece
ziehen, um zu testen, ob noch ausreichend viel Bewegungsfreiheit da ist.
 Der Fleece darf auch als Unterziehteil nicht zu sehr gequetscht werden. Fleece hält warm, weil
sich in dem lockeren flauschigen Flor die Luft als Isolationspolster hält, zu sehr gequetscht hält er
auch nicht mehr richtig warm.
 Für den sportlichen Einsatz (joggen, nordic walking usw.) sollte man eher einen dünneren Fleece
nehmen, ein 100er Micro-Fleece als dünner Pulli ist besonders gut dafür geeignet. Sucht man einen
richtig schönen Winterpullover oder eine kuschelige warme Jacke, dann ist der 200er-Fleece die
richtige Wahl.
 Trägt man einen neuen Fleece direkt längere Zeit ohne ihn zu waschen, kommt es häufig zu
„platten“ Druckstellen, besonders im Ellenbogenbereich. Deshalb sollte der neu erworbene Fleece
möglichst bald einfach in der 30°C-Wäsche mitgewaschen werden, dadurch wir die
Fleeceoberfläche zwar etwas rauer, aber das Material wird in sich selber stabiler.
 Das so genannte „pilling“ (Knötchenbildung auf der Oberfläche, sieht sehr unschön aus) entsteht
eigentlich nur bei qualitativ schlechtem Fleecematerial und ist ein Grund für eine Reklamation.
Ist die Fleecequalität gut, wird die Oberfläche mit der Zeit zwar rauer und die Optik etwas
„teddymäßiger“, aber es entsteht außer an den typischen Reibungsstellen kein pilling.
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