Programmheft Burn it down

Transcrição

Programmheft Burn it down
DANKE
für die großartige musik
!
hands-up excitement
für drehorte und unterstützung
!
jugendzentrum mergener hof
!
funky abbey
!
david lorscheid
!
familie henning
maybe you need
a little bit more
revolution
in your
life
.
.
.
.
.
burn it down .
für inspiration und zitate
!
ponambalam, siva, ferenc, einhorn-lisa, ceci,
!
gangtso, jana, sara, krishna, clemens,
!
stephanie, caroline, tenzin palmo und hilde
!
ohlmeier
für bedingungslose unterstützung, liebe,
herausforderung und fressehalten
!
julia, rahn und emmi
ein flackerfilm von .
BEDUINEN DES WESTENS .
burn it down
eine BEDUINEN DES WESTENS produktion
regie!
kolja malik
kamera! valentin henning
!
sandro mariotti
!
kolja malik
ton!
jonas vogel
musik!
!
hands up-excitement
valentin henning, elena lorscheid, jonas vogel
schnitt! kolja malik
!
jonas vogel
alice fiedler !(aurelie)
yvonne smokey griesinger (ruby)
ellie lorscheid (kati)
robert büttner (philipp)
kolja malik (lighter boy)
sonja koglin (maria)
leilah jätzold (mädchen mit wein)
moriz stangl (steffi)
sandro mariotti (capio, der pataphysiker)
eva elvers (prostituierte)
andrea krämer (andere prostituierte)
valentin henning (typ mit gitarre)
gregor dühr (sein kumpel)
jonas vogel (barkeeper, dandy)
lukas harig (freier mit alditüte)
premiere fr 23 03 12, mergener hof
dauer 45 min
fotos! valentin henning, luca schaan, jonas vogel
warum burn it down?
burn it down ist der versuch, einen film zu machen, der ohne das übliche
drama auskommt - es höchstens karikiert (wie im kati-handlungsstrang).
keiner stirbt, keiner landet im knast oder in der geschlossenen und kein
klischee von monogamer liebe wird bedient. also ein film ohne die
üblichen hollywoodmuster. wir haben uns gefragt, ob so ein film
funktioniert. und die frage hat uns getrieben - es blieb spannend bis
zur letzten schnittnacht.
warum pataphysik?
wegen des realitätsbruchs. filme sind filme, sie müssen nicht
überrealistisch sein, alles ist erlaubt.
in allen drei handlungssträngen gibt es den punkt, an dem man sich
fragt, ist das jetzt noch „real“ oder könnte es eine andere ebene sein.
der feuerzeugjunge zum beispiel – ist er jetzt eine reale figur oder die
phantasie aurelies oder aurelie selber oder einfach nur ein archetyp
oder oder...
und was ist überhaupt realität? genau da fängt die pataphysik an.
warum flackerfilm?
„flackerfilme“ nennen wir filme, die nicht sauber sind und auch nicht
sauber sein wollen. sowohl bild als auch inhalte sind verwaschen, erst
von weiter weg oder vielleicht nach einer nacht schlafen erkennt man,
was hinter dem geflacker steckt. ähnlich wie bei impressionistischen
bildern.
was wollt ihr damit erreichen?
mehr gemäßigte radikalität im alltag!
„follow the moonlight, don’t hide the madness!“ (allen ginsberg)
harder to stay
AURELIE
I love travelling not because of the countries, but because of the
people. They change us. And we change them.
sitting, waiting, hesitating
you didn‘t pass me by.
and all those little memories fading
dawdled away by time.
slipping through the cracks
cover all our tracks
is this really over?
if we made an effort
if we made a new start
but i can‘t find it in you eyes,
you don‘t want to fight.
LIGTHER BOY
Yes... everybody gives something and takes something. Afterwards we
are not the same anymore, we change our direction. Like Billiardballs...
AURELIE
Yeah. Billiardballs.
I wonder in which direction I’ll go now.
running in circles
wasting time trying to glue
together all the shattered pieces
of our forever
half-heartedly holding on to
something that is gone, that is gone.
aurelie (alice fiedler) hat ein perfektes, ordentliches leben - bis zu
der nacht, in der ihr freund sie nicht rechtzeitig vom flughafen abholt
und sie mit der impulsiven ruby (yvonne smokey griesinger) und der
depressiven kati (ellie lorscheid) aufbricht, um die stadt auf eigene
faust kennen zu lernen.
man begegnet sich und verliert sich und nichts bleibt, wie es war.
it‘s hard to walk away
but it‘s harder to stay.
there is not much more to say
can‘t deny the choice we‘ve made
if it‘s harder to stay
we‘ll walk away, we‘ll walk away.
we will walk away.
lying, faking, procrastinating
the words we need to speak.
and all the happy days are fading
not what we used to be.
tripping down the cracks
loosing all we‘ve had,
guess it‘s really over.
if we were stronger
if we held on longer.
but i can‘t look into your eyes,
i don‘t want to fight.
valentin henning / ellie lorscheid
RUBY
I have an idea. You and me,
we go out and make party.
La Pataphysique est la science des solutions imaginaires qui accorde
symboliquement aux linéaments les propiétés des objets décrits par
leur virtualité.
Die Pataphysik ist die Wissenschaft der imaginären Lösungen, die die
Denkskizzen symbolisch mit den Eigenheiten von Objekten, beschrieben
durch ihre Möglichkeit, in Zusammenklang bringt.
(sagt Alfred Jarry)
Wenn die Physik behauptet:
Du hast einen Bruder und er mag Käse,
dann erwidert die Metaphysik:
Wenn du einen Bruder hast, mag er Käse.
Aber die Pataphysik sagt:
Du hast keinen Bruder und er mag Käse.
(sagt Georges Perec)
BEDUINEN DES WESTENS nennt sich das junge Filmteam
und zitiert damit den „Lebensgefühl und Zeitgeist
atmenden“ (Jurybegründung) Kurzfilm von Kolja Malik,
der 2009 mit dem Deutschen Jugendvideopreis
ausgezeichnet wurde.
Die Pataphysik (epi meta ta physika) hat
präzise und ausdrücklich folgenden
Gegenstand: die große Kehre, die
Überwindung der Metaphysik (…). So dass
man das Werk Heideggers als eine
Entfaltung der Pataphysik begreifen
kann, und zwar in Übereinstimmung mit
den Prinzipien von Sophrotatos dem
Armenier und seinem ersten Schüler
Alfred Jarry.”
(sagt Gilles Deleuze)
wenn dein wald im wasser verschwindet,
klettere auf die oberste spitze des
höchsten baumes, bevor du zu schwimmen
anfängst.
(sagt tzu-sa-gen)
HAHA!
alfred jarry
(sagt Backenbuckel)
Quelle: pataphysik.org
beduinen des westens (2008) von kolja malik
LIGHTER
We have
society
Then we
free.
BOY
to lose our minds. Then we are not part of this suicide
anymore.
don’t believe in credits or winning or security, then we’re
the only people for me are the mad ones, the ones who are mad to
live, mad to talk, mad to be saved, desirous of everything at
the same time, the ones who never yawn or say a commonplace
thing, but burn, burn, burn like fabulous yellow roman candles
exploding like spiders across the stars and in the middle you
see the blue centerlight pop and everybody goes
"awww!"
(jack kerouac)
ein rätsel ohne lösung
loslösung
ist das eine
sicherheit
das andere
klar, dass du weg willst
wer will das nicht
umhergetrieben
aufgerieben
weg, immer nur weg
immer von neuem
in der fremde sein glück suchen
wer rastet, der rostet
ich mag rost nich
immer weiter
nur weg
die beduinen des westens
in der wüste des realen
wie zugvögel
immer weiter
immer weiter weg
meine heimat
nirgends
hotelzimmer
bahnwaggon
flugzeug
autobahnkreuz
überall
wo ich bin
ist heimat
immer woanders
nie zu lange
ein ort
warum ein zuhause
wenn man die ganze welt haben kann
irgendwann packts mich
und ich bin weg
weit weg
manchmal isses wie ne flucht
wie ne sucht
wie ne fluchtsucht
und man weiß nicht, wovor
alltag erwartungen einengung
nicht einengen lassen
nicht festlegen
das liegt mir nich
ich kann überall hin
das nenn ich freiheit
loslösung ist das eine
sicherheit das andere
ich weiß
ich brauch keine sicherheit
ich will spannung
kein mensch hat lebenslänglich
dasselbe t-shirt an
wieso sollte er an einem ort bleiben
ich zieh mich mal eben um und
ich zieh mal eben um
wo liegt da der unterschied
ein wort
ist kein wort
wer rastet, der rostet
das leben ruft mich
ich komme
Prometheus
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöh'n!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen steh'n,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.
AURELIE
I mean, it’s difficult. What is freedom. Most people say that they
are free when there is nobody to tell them what to do. But are
they? Even if there is nobody else there are still victims of their
hormons, emotions, thoughts, fears...
I think we are free when there are no dependences anymore and no
fears.
PHILIPP
Don’t think so much...
Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel verstanden als die
Möglichkeit, ohne innere oder äußere Zwänge zwischen verschiedenen
Möglichkeiten entscheiden zu können.
(wikipedia)
l'homme est condamné à être libre - der mensch ist verurteilt frei zu
sein.
(jean-paul sartre)
was bedeutet freiheit? dass wir die wahl haben, das eine auto zu kaufen
oder das andere. das ist eine schein-freiheit.
(jean baudrillard)
Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn' als euch Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.
Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrt' ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.
Wer half mir
Wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du's nicht alles selbst
vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden dadroben?
Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?
Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle KnabenmorgenBlütenträume reiften?
Hier sitz' ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!
(johann wolfgang von goethe)
Shiva (sans. śiva [ɕɪʋʌ]; 'Glückverheißender') ist einer der
wichtigsten Götter des Hinduismus. Im Shivaismus gilt er den Gläubigen
als die wichtigste Manifestation des Höchsten.
Als Bestandteil der „hinduistischen Trinität“ (Trimurti) mit den drei
Aspekten des Göttlichen als Brahma, der als Schöpfer gilt, und Vishnu,
dem Bewahrer, verkörpert Shiva das Prinzip der Zerstörung.
(wikipedia)
george hanson: they're not scared of you. they're scared of what you represent to
'em.
billy: hey, man. all we represent to them, man, is somebody who needs a haircut.
george hanson: oh, no. what you represent to them is freedom.
billy: what the hell is wrong with freedom? that's what it's all about.
george hanson: oh, yeah, that's right. that's what's it's all about, all right. but
talkin' about it and bein' it, that's two different things. i mean, it's real hard
to be free when you are bought and sold in the marketplace. of course, don't ever
tell anybody that they're not free, 'cause then they're gonna get real busy killin'
and maimin' to prove to you that they are. oh, yeah, they're gonna talk to you, and
talk to you, and talk to you about individual freedom. but they see a free
individual, it's gonna scare 'em.
billy: well, it don't make 'em runnin' scared.
george hanson: No, it makes 'em dangerous.
(easy rider)
dont follow leaders, watch the parking meters!
freedom is another word for nothing left to lose
(bob dylan)
(janis joplin)
She would never say where she came from
Yesterday don't matter if it's gone
While the sun is bright
Or in the darkest night
No one knows
She comes and goes
Don't question why she needs to be so free
Shell tell you it's the only way to be
She just can't be chained
To a life where nothings gained
And nothings lost
At such a cost
LIGHTER BOY
Do you know Prometheus? The guy who has stolen the fire from Olymp
and brought it to the humans?
He was a rebell. The first punk.
Fire is rebellion. You destroy the old and make space for something
new.
There's no time to lose, I heard her say
Catch your dreams before they slip away
Dying all the time
Lose your dreams
And you will lose your mind.
Aint life unkind?
Goodbye, ruby tuesday
Who could hang a name on you?
When you change with every new day
Still Im gonna miss you...
(ruby tuesday - the rolling stones)
!
!
!
!
!
!
!
!
RUBY
Hallo, Alte, hast du nen
Knall? Ins Kloster gehen
doch nur Leute, die keinen
Kerl abkriegen. Schau dich
mal an - mit deinen Titten
kriegst du jeden ab.
Stimmt ja, was die kleine Frau mit
dem raspelkurz gestutzten grauen
Haar und den blauen Augen sagt.
Alles im Leben ist vergänglich Jugend, Besitz, Beziehungen. Glück
kann nach buddhistischem
Verständnis daher nur erringen, wer
akzeptiert und loslässt, auch wenn
das nach Wellness-Wörtern klingt.
„Loslassen. Mit diesem einen Wort
lässt sich der buddhistische Pfad
zusammenfassen“, sagt Tenzin Palmo.
Geben – und sei es nur ein Lächeln,
etwas Zeit.
wichser! (ruby)
Geben und loslassen – Tenzin Palmo
weiß, was das bedeutet. Sie kam im
Juni 1943 als Diane Perry in einer
Bombennacht im Osten Londons zur
Welt. Ihr Vater, ein Fischhändler,
starb, als sie gerade mal zwei
Jahre alt war. Ihre Mutter brachte
sie und ihren älteren Bruder allein
durch. Von klein auf hatte sie die
Gewissheit, dass der Mensch
vollkommen ist – und sich nur dessen wieder bewusst werden (...) muss.
Den Weg dahin suchte sie in verschiedenen Religionen vergeblich, bis sie
schließlich im Buddhismus fündig wurde. Sie gab ihre Kleider weg und
ihrem Freund den Laufpass. In England brachten die Beatles 1963 die
Mädchen mit „Do you want to know a secret“ um den Verstand, aber Diane
war an solchen Geheimnissen nicht interessiert. Die Zwanzigjährige mit
den dunklen Locken brach im selben Jahr nach Nordindien auf, um einen
Lehrer zu finden. (...)
Die wichtigste Zeit der
Entsagung kam aber, als sie
sich 1976 entschied, sich ganz
von der Welt zurückzuziehen.
In mehr als 4000 Meter Höhe
lebte sie in einer Höhle, acht
Monate Eis und Schnee, wenig
bis nichts zu essen. Ganz
selten hatte sie Kontakt mit
Menschen, öfter mit Wölfen.
Ihre Behausung hatte zwar eine
Wand aus Lehm mit Tür und
Fenster, aber es war klamm,
gab kein Bad, nicht einmal ein
Bett: Tenzin Palmo schlief –
nur drei Stunden pro Nacht –
sitzend in einer
Meditationsbox. In all den
zwölf Jahren lag sie nie. Die
strenge Disziplin sah innere
Versenkung und nur kleine Pausen vor. Was sie dabei erlebte – darüber
spricht sie nicht. „Es ist zutiefst privat.“ Und es würde nur dazu
verführen, sich wichtig zu fühlen. Auch aus spirituellen Erfahrungen
können Egotrips werden: „Mein Lehrer ist besser, meine Erfahrungen sind
tiefer …“
(Andrea Freund, 27.5.09, FAZ)