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Tageszeitungen investieren ihre Petrodollars
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Medienmekka Dubai
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Zum Glück der Druckmaschinenhersteller gibt es noch Regionen, die von der weltweiten
Wirtschaftsflaute ziemlich unberührt blieben. Eine davon, unweit vom Krisenherd Irak, ist
die »Boomtown« Dubai. Die englischsprachigen Zeitungen aus dem Emirat am Persischen
Golf bieten ihren Anzeigenkunden »glänzende« Insertionsmöglichkeiten, denn sie mischen
Heatset- und Coldset-Papierbahnen.
ike Ziegler, für den arabischen Raum
verantwortlicher Deputy Vice President Sales von MAN Roland, hat seit
über zehn Jahren den Aufstieg des ehemals
verschlafenen Emirats zu einer Millionenstadt mit Goldgräbermentalität hautnah verfolgen können. Seit einem Jahr lebt er nun
als »Resident« des Augsburger beziehungsweise Plauener Druckmaschinenherstellers
ständig in Dubai, das sich zum Handels- und
Medienzentrum des Nahen Ostens gemausert hat – und zu einem Touristenziel ersten
Ranges. Dahinter steckt cleveres Management des Regenten von Dubai, Shaikh Maktoum bin Rashid Al Maktoum, der schon vor
Jahren erkannt hatte, dass Öl allein nicht die
Zukunft seines Landes sichern kann – zumal
Dubai keineswegs zu den wirklich ölreichen Ländern der Region zählt. Von etwa einer Million Einwohner sind kaum 20 Prozent Staatsbürger des zu den Vereinigten
Arabischen Emiraten gehörenden Landes,
den riesigen Rest machen Gastarbeiter aus –
vorwiegend Pakistani und Inder – sowie in
steigendem Maße Touristen aus Europa und
Russland.
Diese Entwicklung hat bereits vor gut 25
Jahren eingesetzt. Zwei Verlage haben damals, 1978, den Markt für englischsprachige Tageszeitungen besetzt und liefern sich
bis heute einen heftigen Konkurrenzkampf:
auf der einen Seite die Gulf News des Verlags Al Nisr Publishing mit einer täglichen
Auflage von rund 90 000 Stück und auf der
anderen die Khaleej Times der Unternehmensgruppe Galadari Brothers, die 70 000
Exemplare absetzt. Beide bedienen sich
derselben Drucktechnologie – Coldset/Heatset-Hybridmaschinen der CROMOMAN-Baureihe aus dem MAN Roland-
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Werk Plauen, die Gulf News schon seit
1992 (damals auf einer CROMOSET, die
aktuelle Maschinenkonfiguration wurde ab
1999 installiert), die Khaleej Times ganz aktuell: Vor wenigen Wochen nahm dort die
neue Druckerei und Zeitungsrotation die
Produktion auf.
Gulf News
it Blick auf die nachziehende Konkurrenz hat Gulf News vor kurzem
seinem Blatt ein neues, sehr modernes Design gegeben. Der Entwurf stammt
vom renommierten US-Zeitungsdesigner
Mario Garcia.
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Erstaunliche
Produktpalette
qbal A. Durrani ist der Production und
Procurement Manager bei Gulf News
und als solcher nicht nur Chef der Technik, sondern auch verantwortlich für den
Verkauf freier Kapazität auf seinen Maschinen. Dazu gehören auch eine POLYMAN
von MAN Roland und eine FünffarbenROLAND 700. Damit und vor allem mit der
CROMOMAN-Anlage, die aus sechs parallel aufgestellten Hybrid-Maschinen be-
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steht, produziert das Verlagshaus eine erstaunliche Palette an Zeitungs-, Selected
Commercial- und Magazinprodukten. Mal
gemischt aus Heatset- und Coldsetbahnen –
eben die Gulf News –, mal ein Tabloid mit
Heatsetfarben und Trocknung auf Standardzeitungspapier, mal ein Magazin mit dem
Inhalt aus der CROMOMAN und dem Umschlag aus der POLYMAN, die mit einem
Vits-Rotocut-Querschneider ausgerüstet
ist. Neben den eigenen Publikationen entstehen in der Gulf-News-Druckerei auch
Teilauflagen der Financial Times und einer
arabischsprachigen Zeitung sowie Anzeigenblätter und Telefonbücher.
Die Rotation der Gulf News, entstanden in
mehreren Ausbaustufen zwischen 1999 und
2003, ist hochkomplex: Insgesamt sind 2 x
36 Seiten Broadsheet 4/4-farbig möglich,
davon 2 x 12 Seiten im Heatset-Verfahren.
Zwar sind alle Druckwerke nur einfachbreit
mit einfachem Umfang – das heißt vier Broadsheet-Seiten pro Bahn –, doch auf jeder
Drucklinie können eine Heatset- und zwei
Coldsetbahnen produziert werden. Diese
gehen dann direkt in den Falz oder werden
über Baywindow-Wendeeinrichtungen in
den Falz der benachbarten Linie überführt.
Dadurch ergeben sich immens viele Produktionsmöglichkeiten.
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Papiermischung
schafft Probleme
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och der Umgang mit solchen Mischprodukten ist nicht einfach. Probleme
gibt es – dank nur vierseitiger Formen
– weniger mit dem Passer der zahlreichen
großen Vierfarbanzeigen, sondern vor allem beim gemeinsamen Handling von verschiedenen Papiersorten im Wendestangenbereich und im Falz. Da spielt zum Beispiel die unterschiedliche Bahnspannung
eine Rolle. Durrani räumt ein, dass es
„schwierig ist, bei einer Zeitung nach diesem Konzept gleichmäßige Qualität zu ge-
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(Megtec) und eine Weiterverarbeitungsanlage von Ferag mit vier Pickup- Stationen,
Greiferketten sowie zwei Kreuzlegern geliefert. Die automatische Farbniveauregelung stammt von Technotrans. Die Maschinen von Khaleej Times haben eine Gesamtkapazität von 44 Seiten Broadsheet, davon
28 Seiten vierfarbig mit Heatset-Möglichkeit auf 12 Seiten. Alle Bahnen verfügen über eine Presstech-Schnittregisterregelung. Im Gegensatz zu Gulf News, wo
die Rollenwechsler in Parterreanordnung
installiert sind, stehen die elf manuell beschickten Rollenwechsler der Khaleej Times im Untergeschoss, wo auch der Versandraum angesiedelt ist.
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Dank des
Ölreichtums
eine Oase des
Wohlstandes:
Dubai.
Im Bild links
Dubai-City bei
Nacht.
Entsprechend
gut geht es auch
den Medien.
Und das
erwirtschaftete
Geld wird in
neueste
Technologien
investiert
währleisten“. Auch weil es „eine Katastrophe« sei, geeignetes Fachpersonal zur Bedienung der Rotation zu finden.“ Doch die
Nachfrage nach Insertionsmöglichkeiten
auf den Heatset-Seiten (56-g-SC-Papier)
ist enorm, trotz ebenso enormer Aufpreise:
60 bis 80 Prozent Aufpreis verlangt Gulf
News für die Glanz-Seiten im Vergleich
zur Platzierung auf Seiten aus 45-gStandard-Zeitungsdruckpapier. Insgesamt
bedruckt Gulf News pro Jahr rund 15 000
Tonnen Papier der verschiedenen Spezifikationen, das zumeist aus Nordeuropa per
Schiff geliefert wird. Um für alle Krisensituationen gewappnet zu sein, hat Iqbal A.
Durrani den Bedarf an Zeitungspapier für
zwei Monate Produktion bevorratet.
Khaleej Times
ie die Konkurrenz setzt auch die
Khaleej Times auf die vielfältigen
Kombinationsmöglichkeiten der
CROMOMAN in Verbindung mit Megtec-Trocknern, in diesem Fall der Baureihe
Dual Dry III 80. Für das neue Druckhaus
hat MAN Roland nicht nur die Rotation,
sondern im Zuge eines Systemgeschäfts
auch zwei CtP-Linien (Fujifilm Luxel
Vx-9000), die zentrale Nachverbrennung
W
Auflage wächst
beständig
er Print- und Publishing-Bereich der
insgesamt 4 000 Mitarbeiter zählenden Galadari-Gruppe beschäftigt
etwa 400 Personen, darunter eine rund
100-köpfige Redaktion. Und die sind
gerade dabei in den neuen Druckereikomplex einzieht,
Chefredakteur ist der Verleger und Konzernchef Mohammed A. K. Galadari persönlich. Sein Group General Manager
Naeem Shakir, verantwortlich für Spezialaufgaben und Unternehmensentwicklung,
kann von stetig steigenden Auflagenzahlen
berichten, rund fünf bis sechs Prozent pro
Jahr. Grund dafür dürfte vor allem das kräftige Bevölkerungswachstum in Dubai sein,
seit 1995 geschätzte rund 50 Prozent.
Shakir ist nicht der Meinung, dass die
Hochglanz-Tageszeitungen in direkter
Konkurrenz zu den Zeitschriften vor Ort
stehen: „Das sind zwei völlig unterschiedliche Marketingkanäle“. Während in Zeitschriften eher Imagewerbung betrieben
werde, würden die Tageszeitungen eher für
kurzfristige Aktionswerbung genutzt,
meint er.
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