Erfahrungsbericht - Hessen

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Erfahrungsbericht - Hessen
Erfahrungsbericht University of Wisconsin – Green Bay im Wintersemester 2014 Behzad Alam Frankfurt University of Applied Sciences – International Finance (B.Sc.) – 7. Fachsemester Erfahrungsbericht UWGB – Behzad Alam 1 1. Wie sind Sie auf das Programm aufmerksam geworden? Auf das „Hessen-Wisconsin-Exchange Program“ aufmerksam bin ich durch einen Aushang
am International Office meiner Hochschule, der Frankfurt University of Applied Sciences,
geworden. Im Rahmen meines Studiengangs „International Finance (B.Sc.)“ ist nämlich ein
Semester an einer ausländischen Hochschule verpflichtend, wodurch ich dort zunächst
nähere Informationen aufsuchte und diesen interessanten Aushang vorfand. Da ich zuvor
noch nie in den USA war, hielt ich von Anfang an dieses Programm für die perfekte
Gelegenheit persönliche und akademische Interessen miteinander zu kombinieren.
2. Vorbereitungen Bei den Vorbereitungen werde ich im Folgenden auf die Punkte Visum, Anreise, Finanzen,
Reisestipendien und Urlaubssemester eingehen.
Visum Das Visum sollte mindestens zwei Monate vor dem Abflug beantragt werden, denn dann ist
es noch möglich, bei eventuellen Schwierigkeiten rechtzeitig einzugreifen und notfalls einen
erneuten Termin zu ersuchen. Zur Ausstellung eines J-1-Visums, welches für Studierende
aus Partnerprogrammen vergeben wird, werden folgende Dokumente beim USKonsulatstermin in Frankfurt am Main benötigt:
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das im Original vorzulegende (keine Kopie!) „DS-2019“-Dokument, welches die USGasthochschule zuschickt,
das „I-901“-Dokument, welches die Bezahlung der $180 SEVIS-Gebühren
bescheinigt,
das Formular der Terminbestätigung (durch das Konsulat) und
der Reisepass.
Folgende Links sind hierbei nützlich:
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Anleitung vom US-Konsulat für ein Non-Immigrant-Visum:
http://germany.usembassy.gov/visa/nonimmigrant/apply/
Link zur Konsulatsterminvereinbarung:
https://cgifederal.secure.force.com/?language=German&country=Germany
Link zur Bezahlung der SEVIS-Gebühr (und Erlangung des I-901-Dokuments):
https://www.fmjfee.com/i901fee/desktop/index.jsp?view=desktop
Link zur Ausfüllung des DS-160:
https://ceac.state.gov/genniv/
Das „DS-160“ sollte hierbei nicht mit dem „DS-2019“ verwechselt werden! Beim DS160 handelt es sich um ein Onlineformular, das vor dem Konsulatstermin ausgefüllt
werden muss. Ein Passfoto im j-peg-Format mit den US-Maßen ist dabei nötig. An
dieser Stellte sollte auch beachtet werden, dass die gewöhnlichen Maße eines
deutschen Passfotos andere sind, als die eines US-Passfotos.
Anreise Eine direkter Flug von Frankfurt am Main nach Green Bay ist grundsätzlich möglich, da
Green Bay mit dem „Austin Straubel International Airport“ über einen eigenen Flughafen
verfügt. Dieser direkte Weg erweist sich allerdings als recht teuer. Alternativ kann, was ich
gemacht habe, von Frankfurt am Main über Chicago nach Green Bay geflogen werden.
Hierbei sollte allerdings zwischen dem Flug Chicago – Green Bay mehrere Stunden als
Zeitpuffer eingeplant werden. Der Grund für diese Empfehlung liegt darin, dass es sogar im
August (wie in meinem Fall) zu Unwettern in Chicago kommen kann, wodurch der Flughafen
nicht angeflogen werden kann und beispielsweise in Detroit zwischengelandet muss. Ich
hatte leider nur knapp eine Stunde zwischen meiner Ankunft in Chicago und dem Weiterflug
Erfahrungsbericht UWGB – Behzad Alam 2 nach Green Bay eingeplant, was sich als Fehler herausgestellt hat. Mit über dreistündiger
Verspätung bin ich nämlich in Chicago gegen 21 Uhr an einem Samstag angekommen.
Anschlussflüge nach Green Bay gab es an dem Tag nicht mehr. Folglich durfte ich die Nacht
auf dem Flughafen in Chicago verbringen und konnte erst am Sonntagmorgen weiterfliegen.
Finanzen Bezüglich der Finanzen sind die groben Vorgaben der US-Gasthochschule recht hilfreich. Im
Nachfolgenden werde die einzelnen Ausgabenpunkte erklären und gegeben falls Tipps
geben, wobei ich zwischen direkten Ausgaben (an die UWGB) und indirekten Ausgaben
differenziere.
Direkte Ausgaben (an die UWGB):
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Miete: Ich habe auf dem Campus gelebt, was ich anderen auch raten würde, da die
Universität etwas außerhalb der Stadt liegt.
International Health Insurance: Dabei handelt es sich um die obligatorische
Krankenversicherung für internationale Studenten. Leider kann diese an der UWGB
nicht abgewendet („waived") werden, trotz eigener deutscher internationaler
Krankenversicherung.
Undergraduate Segregated Fees: Das sind die Gebühren, die nicht vom Programm
getragen werden und damit selbst beglichen werden müssen. Diese variieren zudem
auch von Semester zu Semester.
International Ed Programming Fee: Das ist Gebühr für die ganzen Ausflüge und
Veranstaltungen, die während der Einführungswoche vor dem offiziellen
Semesterstart unternommen werden.
Essen/Meals: Wenn man auf dem Campus lebt, dann ist die Zimmer- bzw.
Apartmentvariante das ausschlaggebende Kriterium dafür, ob ein Meal-Plan für das
gesamte Semester gekauft werden muss oder nicht. Da ich ein Einzelzimmer mit
Küche hatte, war ich nicht gezwungen einen Meal-Plan zu kaufen. Hat man kein
Einzelzimmer, was die Regel ist, so kann zwischen den drei Varianten des MealPlans „UWGB Plan“, „Green Plan“ und „Phoenix Plan“ ausgewählt werden.
Indirekte Ausgaben:
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SEVIS-Gebühr: Die SEVIS (Student and Exchange Visitor)-Gebühr ist eine Gebühr,
die vom US-„Department of Homeland Security“ eingefordert wird.
Visum: Der entsprechende Link zur Visumsgebühr ist auf Seite 2 zu finden.
Flug: Wenn von Frankfurt am Main über Chicago nach Green Bay geflogen wird, so
sollte man so schnell wie möglich buchen, da dann die Preise günstiger sind. Der
beste Zeitpunkt zum Buchen ist bei Erhalt des Visums, weil man dann genau weiß,
wann man einreisen darf.
Bücher: Welche Bücher gebraucht werden, können online unter der
Kursbeschreibung des jeweiligen Dozenten nachgesehen werden (Link:
http://sis.uwgb.edu/schedule/). Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit die Bücher
auf dem Campus im „Phoenix Book Store“ zu erwerben. Ich habe allerdings davon
nicht gebrauch gemacht, da ich die Preise für etwas überteuert hielt. Eine Alternative
dazu bietet Amazon. Hier können „international editions“ der US-Ausgabe des
jeweiligen Buches i.d.R. gekauft werden. Dabei sollte jedoch zuvor im Internet
nachgeprüft werden, ob die internationale Edition alle Kapitel der US-Edition abdeckt.
Zusatzversicherung: Es gibt unterschiedliche internationale Krankenversicherungen
für Deutsche Studenten. Hierbei sollte darauf geachtet werden, ob diese auch für
Nordamerika gültig ist. Eine relativ günstige Alternative bietet Mawista an. Hierbei
sollte bedacht werden, dass die Krankenversicherung der US-Hochschule i.d.R.
bedingt bis gar nicht Kosten eines Krankenhausaufenthaltes übernimmt.
Erfahrungsbericht UWGB – Behzad Alam 3 Reisestipendien Bei Reisestipendien speziell für Studienaufenthalte in den USA sind mir zwei bekannt:
- das Reisestipendium von Fulbright
(Link: http://www.fulbright.de/tousa/stipendien/studierende-reise/ ) und
- PROMOS vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst)
(Link: https://www.daad.de/hochschulen/programmeweltweit/mobilitaet/promos/de/23661-programm-zur-steigerung-der-mobilitaet-vondeutschen-studierenden-promos/ )
Urlaubssemester Ein Urlaubssemester habe mir nicht genommen, da mein Studiengang von der
Semesteranzahl her nicht beschränkt ist. Ob eines benötigt wird, kann im Prüfungsamt bzw.
im Student Support Center der Heimathochschule nachgefragt werden.
3. Studium Beim Studium werde ich auf die Punkte Kursangebot, Betreuung vor Ort, Prüfungen und
Laptops eingehen.
Kursangebot Das Kursangebot im Bereich Wirtschaft ist relativ reich dafür, dass man bedenkt, dass die
Universität ungefähr nur 6.000 Studenten aufweisen kann. Im Bereich Wirtschaft wird
zwischen den drei Gebieten Accounting, Business und Economics unterschieden. Ich habe
insgesamt vier Kurse belegt, wobei drei davon Business-Kurse waren und einer ein
Economics-Kurs.
Betreuung vor Ort Die Betreuung vor Ort war sehr gut. Das International Office in Green Bay hat sich stets
freundlich und hilfsbereit um die Belange und Nöte der internationalen Studenten
gekümmert. Dieses Office ist in allen Belangen der Nummer-1-Ansprechpartner, weil diese
einen guten Überblick über die Hochschule und Erfahrung mit den spezifischen Problemen
der ausländischen Studenten haben.
Prüfungen Die Prüfungsanmeldung erfolgt automatisch mit der Kursanmeldung. Diese kann vor dem
Antritt in den USA in Deutschland via Internet vorgenommen werden. Das Niveau der
Prüfungen empfand ich nicht höher als in Deutschland, allerdings aber den Arbeitsaufwand.
Während in Deutschland i.d.R. am Ende des Semesters eine Prüfung geschrieben wird,
teilen die Amerikaner diese durch drei und verlangen zusätzlich Hausaufgaben
(„Assignments“) und/oder Hausarbeiten („Paper“).
Laptops Laptops können von der Universität ausgeliehen werden. Die Arbeit vor Ort und Recherchen
haben mir allerdings gezeigt, dass es sehr empfehlenswert ist, seinen eigenen Laptop
mitzubringen. In Deutschland sollte vor der Abreise daher im Elektrofachhandel ein Adapter
gekauft werden. Diese kosten nicht mehr als fünf Euro.
4. Ambassador Funktion Aktivitäten / Teilnahme an Study Abroad Fair Meine Ambassador-Funktion habe ich versucht so gut wie möglich wahrzunehmen. Hierzu
habe ich nicht nur im Rahmen der Study Abroad Fair, sondern besonders auch in
Einzelgesprächen die amerikanischen Kommilitonen von den Vorzügen deutschen
Bildungssystems informiert. Deutschland gehört nämlich zu den wenigen europäischen
Ländern, die nicht nur von EU-Studenten, sondern auch nicht von internationalen Studenten
(wie den US-Amerikanischen) keine Studiengebühren erheben. Eine umfassende
Krankenversicherung, die auch für ausländische Studenten erhältlich ist, und relativ niedrige
Lebenshaltungskosten (im Vergleich zu Großbritannien z.B.) komplettieren dabei das ganze.
Erfahrungsbericht UWGB – Behzad Alam 4 5. Stadt Die Stadt Green Bay ist mit knapp über 100.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in
Wisconsin, nach der Großstadt Milwaukee und der Landeshauptstadt Madison. Der Campus
liegt jedoch einige Kilometer außerhalb der Stadt. Zu dem liegt auch die Infrastruktur mit
öffentlichen Verkehrsmitteln weit hinter dem, was man in Deutschland gewohnt ist. Es fährt
ein Bus mit zwei Bushaltestellen vom Campus aus im stündlichen Takt in die Stadt. Eine
Fahrt in die Innenstadt mit Hin- und Rückfahrt dauert rund zwei Stunden! Daher sollten
mindestens bei solchen „Ausflügen“ drei Stunden eingeplant werden. Der letzte Bus zurück
von der Stadt fährt um 21.00 werktags, Samstags bereits um 18.00 Uhr und Sonntags fährt
sogar gar keiner! Wenn man nicht das Glück hat (wie ich) amerikanische Kommilitonen mit
Autos zu kennen, so gestalten sich größere Einkäufe recht schwierig. Entschädigt wird man
auf dem Campus einigermaßen z.B. mit dem Kress-Center (Fitnessstudio), dem PhoenixClub (Studenten-Freizeittreff) und dem Kino „Cheap Seats“, indem eine Filmaufführung rund
zwei Dollar kostet. Da auf die Dauer solche Aktivitäten langweilig werden, sollten Kontakte
und Freundschaften zu amerikanischen und anderen internationalen Studenten so früh wie
möglich geknüpft werden. Es sind nämlich nicht Gebäude oder Klausuren, sondern die
Menschen, die das Land ausmachen und an die man sich erinnern wird!
6. Wohnen Zum Wohnen habe schon einiges gesagt. Hier noch einige zusätzliche Punkte: Wer der
Rommate ist bzw. die Rommates sind, erfährt man bereits vor dem Reiseantritt. Ich hatte,
wie gesagt, ein Einzelzimmer und einen amerikanischen Roommate, was einiges, wie z.B.
von Vereinbarungen bis zum Kennenlernen von Einheimischen, erleichtert hat.
Die Ausstattung der Wohnung war ok (siehe Bilder auf der Titelseite). Bei der Ankunft muss
allerdings vom Bettzeug bis zu Kochtöpfen alles eingekauft werden.
7. Wetter Das Wetter ist, sofern im Fall Semester der Studienaufenthalt angetreten wird, für einige
Monate recht schön. Von August bis Mitte/Ende Oktober waren die Temperaturen relativ
angenehm, also anfangs zwischen 25° und 30° Celsius und später zwischen 12° und 20°
Celsius. Ende Oktober/Anfang November kündigt sich schlagartig der Winter an. Der Herbst
ist relativ kurz, falls dieser überhaupt existiert hat, denn mitbekommen habe ich ihn nicht.
Wenn es kalt wird, dann wird es richtig kalt! Temperaturen von -10° oder -20° Celsius sind im
Dezember normal. Diese Temperaturen halten ungefähr bis Mitte/Ende März an.
8. Anerkennung der Kurse an der Heimatuniversität nach der Rückkehr Die Anerkennung meiner Studienleistungen an meiner Heimatuniversität, der Frankfurt
University of Applied Sciences, hat sich als recht unkompliziert erwiesen. Ein Learning
Agreement mit dem zuständigen Amt bzw. Dozenten der Hochschule erleichtert und
beschleunigt nämlich den Prozess bei der Rückkehr. Allgemein sollte vor dem Antritt des
Studienaufenthaltes bei der Anfertigung des Agreements bedacht werden, dass im
Undergraduate-Studium, also im Bachelor, mindestens Kurse in der Summe von 12 USCredits und im Postgraduate-Studium, also im Master, von 9 US-Credits belegt werden
müssen, um den J-1-Visumsstatus aufrecht zu erhalten.
9. Fazit Mein Fazit fällt relativ positiv aus. Auf fachlicher Ebene habe ich das US-Finanzsystem nicht
nur näher kennengelernt, sondern mich in einigen Bereichen auch noch darin vertieft.
Bedenkt man, dass die Finance-Welt von der Sprache und den Innovationen der US-Welt
dominiert wird, so hat sich allein schon deswegen der Aufenthalt gelohnt.
Gewöhnungsbedürftig waren die ständigen Hausaufgaben und Essays, die geschrieben
werden mussten.
Auf persönlicher Ebene konnte ich sehr viele Freunde gewinnen, mit denen ich interessante
Gespräche abseits der deutschen Klischeevorstellungen von „ungebildeten“ und
„patriotischen" US-Amerikanern geführt habe. Diese gab es zwar auch, aber nicht nur.
Erfahrungsbericht UWGB – Behzad Alam 5 Aufgeweckte und gebildete US-Studenten zeigten mir nicht nur das gastfreundliche und
warmherzige, sondern auch kritische Amerika. Gerade deswegen ist ein längerer Aufenthalt
wichtig, um zu sehen und zu erkennen, dass es unfair ist Menschen ohne sie zu kennen
pauschal zu verurteilen!
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