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127 a r z n e i - t e l e g r a m m 2002; Jg. 33, Nr. 12 Warenzeichen in Österreich und Schweiz (Beispiele) Ethinylestradiol + Drospirenon: YASMIN (A, CH) Spironolakton: ALDACTONE (A, CH) ■ Eine postherpetische Neuralgie lässt sich mit systemischer antiviraler Therapie nicht verhindern. Die Dauer der Neuralgie scheint sich aber durch Kurzzeitbehandlung mit fünfmal täglich 800 mg Aciclovir (ZOVIRAX u.a.), dreimal täglich 500 mg Famciclovir (FAMVIR ZOSTER) oder 1.000 mg Valaciclovir (VALTREX) innerhalb von 72 Stunden nach Ausbruch des Zosters etwas verkürzen zu lassen. Famciclovir ist in dieser Dosierung hierfür jedoch nicht zugelassen. Einen klinisch relevanten Vorteil von Valaciclovir gegenüber Acivlovir sehen wir nicht. Bei stark gefährdeten Patienten, z.B. älteren Patienten mit starken akuten Schmerzen, kann im Frühstadium eine sieben- (nach Studien auch bis zehn-)tägige Behandlung mit Aciclovir erwogen werden. Bei unter 50Jährigen ist kein Effekt belegt. (R = randomisierte Studie, M = Metaanalyse) 1 WHITLEY, R.J. in: BRAUNWALD, E. et al. (Hrsg.): „HARRISON’s Principles of Internal Medicine”, 15. Aufl., McGraw-Hill, 2001, S. 1106-8 2 THOMAS, S.L. et al.: Lancet 2002; 360: 678-82 3 Robert KOCH-Institut: Epidemiol. Bull. 2000; Nr. 46: 368-9 4 HOPE-SIMPSON, R.E.: J. R. Coll. Gen. Pract. 1975; 25: 571-5 5 DONAHOE, J.G. et al.: Arch. Intern. Med. 1995; 155: 1605-9 6 GNANN, J.W., WHITLEY, R.J.: N. Engl. J. Med. 2002; 347: 340-6 7 WUTZLER, P., MEISTER, W.: Dt. Ärztebl. 1997; 94: C-848-52 8 HELGASON, S. et al.: BMJ 2000; 321: 794-6 9 CUNNINGHAM, A.L., DWORKIN, R.H.: BMJ 2000; 321: 778-9 10 CHOO, P.W. et al.: Arch. Intern. Med. 1997; 157: 1217-24 11 DWORKIN, R.H., PORTENOY, R.K.: Pain 1996; 67: 241-51 R 12 WOOD, M.J. et al.: Am. J. Med. 1988; 85: 79-83 R 13 HUFF, J.C. et al.: Am. J. Med. 1988; 85 (Suppl. 2A): 84-9 R 14 HARDING, S.P., PORTER, S.M.: Curr. Eye Res. 1991; 10 (Suppl.): 17782 R 15 MORTON, P., THOMSON, A.N.: N. Z. Med. J. 1989; 102: 93-5 16 British Society for the Study of Infection, Guidelines for the Management of Shingles: J. Infect. 1995; 30: 193-200 17 ALPER, B.S., LEWIS, P.R.: J. Fam. Pract. 2000; 49: 255-64 18 LANCASTER, T. et al. in: „Clinical Evidence”, 7. Aufl., BMJ Publishing Group, Juni 2002, Seite 738-46 19 Novartis: US-amerik. Produktinformation FAMVIR, Stand Febr. 2002; http://www.pharma.us.novartis.com/product/pi/pdf/Famvir_gsk.pdf R 20 TYRING, S. et al.: Ann. Intern. Med. 1995; 123: 89-96 R 21 DEGREEF, H. et al.: Int. J. Antimicrob. Agents 1994; 4: 241-6 22 GlaxoSmithKline (USA): Produktinformation VALTREX, Stand Sept. 2002 http://us.gsk.com/products/assets/us_valtrex.pdf R 23 BEUTNER, K.R. et al.: Antimicrob. Agents Chemother. 1995; 39: 154653 R 24 TYRING, S.K. et al.: Arch. Fam. Med. 2000; 9: 863-9 25 Deutsche Dermatologische Gesellschaft: Leitlinie Zoster und Zosterschmerzen, Erstellungsdatum 9. Dez. 2000; http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/derm-014.htm R 26 BOWSHER, D.: J. Pain Symptom Manage. 1997; 13: 327-31 R 27 WHITLEY, R.J. et al.: Ann. Intern. Med. 1996; 125: 376-83 M 28 LANCASTER, T. et al.: Brit. J. Gen. Pract. 1995; 45: 39-45 Als Prüfpräparat ist eine bislang nicht zugelassene Kombination aus Estradiol plus Drospirenon vorgesehen.2 Drospirenon ist ein nur spärlich erprobtes Gestagen, das sich vom Aldosteron-Antagonisten Spironolakton (ALDACTONE u.a.) ableitet. Die von Schering/Jenapharm vor zwei Jahren eingeführten Drospirenon-haltigen Kontrazeptiva YASMIN und PETIBELLE werden bereits als Lifestyle-Mittel beworben („Möglichkeit zur Gewichtsabnahme”; a-t 2000; 31: 103-4). Die jetzt geplante Studie zur Hormonersatztherapie scheint ebenfalls für Marketingzwecke konzipiert zu sein. Wir sehen keine Rechtfertigung, den Einfluss einer derart unzureichend dokumentierten Hormonkombination auf natürliche Veränderungen in den Wechseljahren zu prüfen. Die Genehmigung einer solchen Studie durch eine Ethik-Kommission ist unverständlich. Die Prüfung von Hormonen als Lifestyle-Medikation muss in Kenntnis der aktuellen Risikodaten gestoppt werden, –Red. 1 2 FELSENBERG, D.: Anschreiben an Berliner Frauen, Nov. 2002 Schering GmbH: Schreiben vom 28. Nov. 2002 !* JETZT GEGEN POCKEN IMPFEN? Sollte man in Anbetracht der aktuellen Drohung eines eventuellen Pockenanschlags auf Deutschland erwägen, wieder gegen Pocken zu impfen? Vorteil: Die per se nicht ganz unproblematische Impfung doch lieber in Ruhe rechtzeitig in gesundem Zustand vorzunehmen... Dr. med. R. GOLTERMANN (Facharzt für Allgemeinmedizin) D-60326 Frankfurt/M. Interessenkonflikt: Keiner Wenn nach Abbruch der großen Women Health Initiative (WHI)-Studie, die eine negative Nutzen-Schaden-Bilanz für Hormone nach den Wechseljahren bis zur Induktion von Brustkrebs erkennen lässt (a-t 2002; 33: 81-3), Frauen für eine weitere Hormonstudie angeworben werden, sind ethische Vertretbarkeit bei der Festlegung des Studienziels und sorgfältige Risikoaufklärung zwingende Voraussetzung. Eine „wissenschaftliche Studie zur Wirkung von Hormonen auf Haut und Haare”1 dient jedoch keinem therapeutischen Erfordernis und erscheint daher nicht vertretbar. In dem zweiseitigen Anwerbeschreiben aus einer Berliner Klinik werden die Risiken der Hormonersatztherapie nicht erwähnt. 1979 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Welt für pockenfrei erklärt. Zu Beginn der 80er Jahre wurde die Impfung mit der Lebendvakzine eingestellt, in vielen Ländern schon früher. Studienbelege zur Schutzdauer der damaligen Impfung finden wir nicht. Nach einmaliger Impfung soll ein zuverlässiger Schutz nur etwa drei bis fünf Jahre bestehen,1,2 nach erneuter Impfung auch beträchtlich länger. Resteffekte nach Jahrzehnten erscheinen möglich.3 Die Impfung geht mit hoher Komplikationsrate einher und kann schwere, auch bleibende Gesundheitsschäden auslösen. Betroffen ist meist das ZNS, insbesondere bei Erstimpflingen. Gefürchtet sind Meningitis, postvakzinale Enzephalomyelitis (auch tödlich endend) sowie generalisierte Hautreaktionen u.a. Die Entwicklung eines wahrscheinlich besser verträglichen Impfstoffes auf der Basis des modifizierten Vakzinevirus Ankara (MVA) wurde in den 70er und 80er Jahren nicht zur Marktreife gebracht, da sie mit dem Ende der Pockenära zusammenfiel.4 Pocken werden durch Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen (Inkubationszeit 7 bis 19 Tage; hohe Infektiosität ab erstem Fieberanstieg bis zum Abfallen der letzten Kruste). Die Infektion könnte sich bei weitgehend fehlendem Impfschutz rasch ausbreiten. Eine Pockenvakzine ist in Deutschland derzeit nicht zugelassen und daher nicht im Handel erhältlich. Individuelle Impfungen sind somit nicht möglich. Als rein präventive Maßnahme lassen sie sich mit der derzeitigen, z.B. auf Tierhaut hergestellten Vakzine nicht rechtfertigen: Ohne konkrete unmittelbare Infektionsgefahr erscheint uns die Abwägung von Nutzen und Schaden negativ. Dabei spricht nicht nur die schlechte Verträglichkeit, insbesondere bei Patienten mit atopischer Dermatitis oder Immunschwäche dagegen, sondern auch die Gefährdung durch Kontaktinfektion (contact vaccinia). Die Impfung wird heute insgesamt wahrscheinlich sogar schlechter als noch vor Jahrzehnten vertragen, da die Prävalenz von atopischen Dermatitiden und Erkrankungen mit Immunschwäche – also Risikofaktoren für schwere Reaktionen auf Pockenimpfung – beträchtlich zugenommen hat.5 Die Bundesregierung hat im November sechs Millionen Dosen eingekauft, die für 24 Millionen Menschen reichen sollen. Weitere 11 Millionen Vakzinen sind bestellt. Die eingelagerten Impfstoffe sollen im Bedarfsfall über spezielle Impfstellen für die Massenimpfung bzw. für Riegelimpfungen nach * * Korrespondenz 111111111111111111111111111111111111111 !* ZWEIFELHAFTE STUDIE ZU HORMONEN NACH DEN WECHSELJAHREN Vor wenigen Tagen erhielt meine Ehefrau einen Brief, mit dem sie zur Teilnahme an einer Studie zur Wirkung eines Estradiol-DrospirenonPräparates nach den Wechseljahren auf Haut und Haare aufgefordert wird. Daran kann man sehen, wie Personen zu Versuchsmenschen mit eventuell üblen Gesundheitsfolgen verführt werden. NN (Internist, Name und Anschrift der Redaktion bekannt) Interessenkonflikt: Keiner Vorversion als blitz-a-t am 27. Nov. 2002 veröffentlicht Vorversion am 21. Nov. 2002 als blitz-a-t veröffentlicht