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DAS M AGA ZIN VON UND ÜBER ZUM GOLDENEN HIRSCHEN
Nr. 01/2013
Editorial
Als die Abderiten beschlossen hatten, ein Nationaltheater zu bauen, bekamen sie Ärger. Großen Ärger!
DAS MAGAZIN VON UND ÜBER ZUM GOLDENEN HIRSCHEN
Zum goldenen
Hirschen in Zahlen ......... 6
Die Pappenheimer ....... 26
Acht Kurzporträts.
Der aktuelle Zwischenstand.
Verblüffend, was seit 1995
aus sechs Leuten auf 30 m2
geworden ist.
Oder: Wenn man etwas kann,
ist es keine Kunst, wenn nicht,
auch.
Von Gerhard Waldherr
Campaigning .................. 44
Das Geheimnis ihres
Erfolges.
Zwei Journalisten wagen
eine Erklärung.
Von Harald Nebel, new
business, und Ruben
Karschnik, Zeit online
Dies & Das ....................... 80
Ein Werbewelten-Cocktail –
frisch remixed aus dem
Zum goldenen Hirschen
Portfolio.
Politik & Wirtschaft .............. 80
Energie & Verkehr ................ 82
Reich & Schön ..................... 84
Jung & Alt ............................. 86
S
80
Dies & Das
Ein Werbewelten-Cocktail –
frisch remixed aus dem
Zum goldenen Hirschen
Portfolio.
Kinder & Hunde .............. 88
... verkaufen am besten!
10 Top-GoldhirschenGründe ............................ 103
... warum das Leben ohne
Awards entspannter ist.
The Legends ................. 104
Was Raubkopierer, Joschka
Fischer und eine Schildkröte
gemeinsam haben. Sie sind
Legenden der Werbung.
Die Raubkopierer ............... 106
Mobilcom ........................... 108
Die Grünen ......................... 110
Günter Schild ..................... 112
Auch Werber haben ein
Leben. Und nicht nur das.
Deutschlandkarte ........... 8
Ein Name, ein Land, ein
Grafik-Programm. Oder:
„Weltherrschaft fängt
zu Hause an.“ (Philipp Keller)
Case-Studies .................. 46
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S
26
Die Pappenheimer
Standortporträts .......... 10
Die Reviere der Hirschen.
Expandierend.
• Hamburg ........................... 10
• Berlin .................................. 12
• Köln .................................... 14
• München ........................... 16
• Stuttgart ............................ 18
• New York ........................... 20
• International ...................... 22
• Pappenheim ..................... 24
Acht Kurzporträts.
Von Gerhard Waldherr
S
10
Standortporträts
Die Reviere der Hirschen.
Expandierend.
Damen und Herren ..... 114
Strategisch. Kreativ.
Erfolgreich. Hirschig: Acht
Beispiele für erfolgreiche
Kommunikation.
Baden-Württemberg ........... 46
KIND ..................................... 52
Berliner Philharmoniker ....... 58
New Yorker Fragrances ....... 62
Tabac Original ...................... 66
nutella ................................... 68
real,- ...................................... 72
Deutsche Fernsehlotterie .... 76
Von Carolin Lockstein,
Susanne Faust und
Philipp Keller
Impressum ..................... 116
S
Ich habe einen
Albtraum ........................... 90
Wenn der Hirsch das Träumen
anfängt, wird es bunt.
94
Hirschen-Style
Ein Look-Book.
Oder: Das Guide-Book
für Fashionistas.
Copytests ........................116
Der erste Schritt zur
Unsterblichkeit.
Neulich beim
Kunden ............................. 117
Die Geschichte der Werbung
ist eine Geschichte voller
Missverständnisse.
Es ändert sich nichts ... 78
Hirschen-Style ............... 92
E-Mail von
Richard .............................118
Ein Look-Book. Oder:
Das Guide-Book für
Fashionistas.
Sein Wort ist Gesetz. Die
graue Eminenz hinter all den
CEOs und Kreativgeschäftsführern sagt, wo es langgeht.
Denkpause ..................... 102
S
104
The Legends
Was Raubkopierer, Joschka
Fischer und eine Schildkröte
gemeinsam haben.
Sie sind Legenden der
Werbung.
4
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Mitarbeiter
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in Zahlen
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Tonnen Obst pro Jahr
verlorene Kunden in 2012
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vollgeschriebene Blöcke pro Jahr
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Aber Achtung: Nicht
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jeder ist ein Gasthof! Metzgerei
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Hamburg
Zum goldenen Hirschen
Non-established since 1995. Vom
Hinterzimmer am Ballindamm zur
Firmenzentrale mit Alsterblick in
15 Jahren. Direkt über dem Thailändischen Honorargeneralkonsulat
die Ideenlegebatterie der Kreativabteilung. Darüber die Hirschen
Group Führungsetage. Hier kann
man manchmal Marcel Loko, Klaus
Sielker oder Martin Blach antreffen.
Oder drüben auf dem Sonnendeck
der Dammtor-Filiale. Internationale
Kunden, große regionale Kunden.
Jetzt nicht zu viel quatschen beim
Mittagsmenü – jeder zweite hier ist
ein WettbeWerber. Wir sehen uns
dann beim nächsten Pitch wieder.
Berlin
Zum goldenen Hirschen
Cha-Cha-Cha 2000. Gute alte Fabriketage,
vier Meter fuffzig Deckenhöhe, im Osthafen so
viel Wasser wie in der Alster, aber anders, Kreuzberg. Drüben Friedrichshain, Eierkühlhaus, Joko
& Klaas; hüben Treptow, Badeschiff, Club der
Visionäre; die Spree hoch Dom, Museumsinsel,
Mitte-Mitte, Friedrichstraße, Bundestag, Kanzleramt, Westberlin und dann die vielen Seen. Deshalb entstehen hier im gleichen Raum aus den
gleichen Köpfen komplexe Kampagnen für Bundesministerien, freche für Erneuerbare-EnergienVerbreiter, schlaue für die wichtigsten Verbände,
schnelle für rockige Energiegetränke, edle für
Berliner Philharmoniker und wahrnehmungsverändernde für Harzer Käse aus leichtem Quark.
Und das Ganze mit nachhaltiger ökonomischer
Wirkung. Guten Appetit!
12
13
Köln
Zum goldenen Hirschen
Alaaf seit 2003. Im Post-industrial Chic
einer gentrifizierten Hinterhofwerkstatt arbeiten Philipp Keller und Jost Köllner an
der kreativen Weltherrschaft. „Einmal hin –
alles drin!“: Das war schon das Motto beim
Umzug von Hamburg hierher. Inzwischen:
überschäumende Fröhlichkeit in viel zu
kleinen Gläsern, Pernod Ricard im Portfolio, SB-Warenhäuser und Luftschlangen.
Tanzmariechen als Grafikpraktikantinnen,
eine Welt, in der links und rechts nicht
mehr Standpunkte sind, sondern Rheinufer. Viva Colonia! Tä-tä! Tä-tä! Tä-tä!
München
Zum goldenen Hirschen
„O’zapft is!“ seit 2011. Zwischen Hauptbahnhof
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und Oktoberfest schon wieder ein nagelneues Büroo
mit Goldhirsch im Flur. Die Neu-Hirschen Thomas Lissner, Stefan Rappel und Marcus Kikisch.
Gelebte Leidenschaft für Sport, disziplinenübergreifende Expertise für Multichannel-Unternehmen mit Online-Shop – aber auch für Felix Burda
Stiftung und BMW/MINI. München leuchtet.
Stuttgart
Zum goldenen Hirschen
Seit 2011: Hier, wo Neckar und Trollinger fließen, wo Spätzle geschabt und Maultaschen geschmälzt werden, wo man vor allem vor
seiner eigenen Haustür kehrt – hier befindet sich nicht nur die Heimat des anderswo nahezu unbekannten Relativpronomens „wo“,
sondern auch die – von Henrik Bunzendahl und Wolfgang Voggel geleitete – schwäbische Niederlassung von Zum goldenen Hirschen.
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Since
2001 A.D. From Central Park to a sprawling open artistic loft in the East Village of Manhattan. Kooky, crazy East Village. A place where the Golden Deers play and experience the city full of
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City full of cheap Converse sneakers. The Golden Deers hosts the proud, the few, the chosen. Call Mr. David Fuller. Really anyone who wants to go is welcome. A place to look back over the
ocean
and get the initial idea for the next great thing, or at the very least you might run into Jay Z or Lady Gaga.
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Zum goldenen Hirschen
Internat iona l
Zum goldenen Hirschen
Nicht ein Hirsch geht auf Reisen - sondern viele! Schon im Gründungsjahr 1995 die erste chinesische Broschüre der Hirschen für Thyssen,
1998 die erste australische Anzeige für BMW, 2004 die erste paneuropäische Wahlkampagne in der Geschichte der EU, 2008 Design und
Einführungskommunikation für den öffentlichen Nahverkehr in Dubai, seither sind verschiedenste Kunden in 37 weiteren Ländern sichtbar,
hörbar, spürbar gemacht. Und ab 2013 geht’s dann richtig rund ...
Pappenheim
Z um gol de ne n H irsche n
Anno 1708. Das ehemalige gräfliche Brauhaus ist ältester Gasthof der Region und bietet den stilvollen
Rahmen für Ihre Hochzeit, Familien- oder Firmenfeier. Möblierung und textile Ausgestaltung wurden
von der gräflichen Familie selbst vorgenommen.
24 Betten, 3 Hochzeitssuiten, heute Wildschweinbraten. Fast wie bei uns, nur ohne Werbung.
Und wenn Sie unsere Pappenheimer kennenlernen wollen, blättern Sie bitte um.
LOG MUZ
Die
Pappenheimer
Acht Kurzporträts.
Die Köpfe der Hirschen
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Bliick von außen auf die Leithirschen
Leithirs
wirft einen kritischen
des Rudels.
Oder:
Wenn man etwas kann, ist es keine Kunst, wenn nicht, auch.
Gerhard Waldherr
Von Gerhard Waldherr
Geboren 1960 in Bad Tölz, war Sportredakteur bei der Süddeutschen Zeitung, Reporter beim stern, freier Korrespondent und Buchautor in New York
und ist seit 2006 Chefreporter des Wirtschaftsmagazins brand eins.
Diverse Preise und Auszeichnungen,
nominiert für den Egon-Erwin-KischPreis und den Deutschen Reporterpreis.
26
Bücher u. a.: Amerika, du hast es
besser („New York ... wie wir es von
Woody Allen und aus den Romanen
von Philip Roth kennen: groß und frei,
verklemmt und neurotisch“, Süddeutsche Zeitung); Elvis ist tot („Dies ist ein
gutes Buch ... Meist traurig, oft bewegend, aber immer sehr wahr“ – Frankfurter Rundschau); Bruttoglobaltournee,
Salis („Der Globalisierungs-Erklärer“ –
Handelsblatt).
27
C E C I
N' E S T
PAS
nach dem italienischen Künstler Boccioni benennt; sie machen Musik, Ausstellungen, Super8-Filme („stilistisch irgendwas zwischen Achternbusch, Tarkowski und Godard“). Die Vision,
„unterschiedliche Medien zu verbinden und daraus etwas Neues zu kreieren“, sagt Loko, habe er
schon damals gehabt. „Eine verschwurbelte Deutungsfreiheit war, was mich interessierte.“
PUB L I C I T É
> Der Auftrag: Stelle die Macher einer Werbeagentur
dar, die sich nicht als Werber verstehen und deren
Erfolg selbst der Branche ein Rätsel ist.
> Die Recherche: Vier Termine in Hamburg, Berlin,
Köln und wieder Berlin; sieben Interviewversuche an
Konferenztischen und eine Plauderei auf einem roten Sofa.
> Das Ergebnis: Schlaue Köpfe, starke Charaktere.
Leute mit einem gesunden Ego. Und auch sonst alles da: Fantasie, Visionen, Ideen, Humor, Respekt,
Toleranz, Gelassenheit. Aber jeder ein anderer Kosmos. Völlig gegensätzliche Typen. Macht alles keinen
Sinn. Dass es gerade deswegen funktioniert, ist die
Geschichte.
Nach seinem Studium macht Loko eine Hospitanz bei der Tageszeitung Die Welt, darf dort
gleich redigieren und schreiben. „Die dachten
vielleicht: ‚Interessant, ein Schwarzer, der BWL
1 Der Visionär
Das Jackett elegant, das T-Shirt von Abercrombie
& Fitch, die Gürtelschnalle an der Jeans so groß
wie eine Postkarte. Schwarze Hornbrille, die Gläser eckig gefasst. Andere wandelten mit so einem
Outfit am Rande der Peinlichkeit. Er nicht. Jetzt
kommt er durch die Tür. Dunkle Haut, Rastalocken, ein großer, athletischer Mann. Gut sieht er
aus, mindestens zehn Jahre jünger als sein Alter.
Er legt sein iPhone auf sein iPad, sein iPad auf einen Stapel Zeitungen. Herzliche Begrüßung, einnehmender Typ.
Am Telefon hatte Marcel Loko gesagt, es ginge
um DIE WAHRHEIT. Wie die Zeitung, die die
Werbeagentur Zum goldenen Hirschen herausgegeben hat. Nun suchten sie für das Magazin DIE
WAHRHEIT einen Autor, der die Wahrheit über
sie erzählt. Wer sie sind, die Hirschen. Warum sie
machen, was sie machen. Loko: „Wir durch die
Augen eines Außenstehenden.“ Anders: „Sind wir
so, wie wir uns selbst denken?“
In Kinshasa wird Loko von anderen Kindern
gehänselt: „Madeso, madeso!“ Das heißt weiße
Bohne. In Berlin ist er der Schwarze. Auf dem
Deutsch-Französischen Gymnasium hadern die
Lehrer mit seinem Akzent.
Eine deutsche Kindheit und Jugend in den späten
siebziger, frühen achtziger Jahren? Kein Vergleich
zu heute. Es gibt drei öffentlich-rechtliche Fernsehprogramme, die Quotenkönige heißen Wim Thoelke und Hänschen Rosenthal („Dalli-Klick!“). Im
Radio spielen sie Abba. Die Jugend steht auf Opel
GT und Benetton-Hemden. Das Fenster zur Welt
sind doppelseitige Fotos im stern. Und das Faxgerät gilt als größte Errungenschaft der Telekommunikation. „Damals war Video noch Latein“, textet
Funny van Dannen über diese Ära, „und bei CD
wusste jeder, das kann nur Seife sein.“ In diese Zeit
muss man sich Loko denken. Multikulti? Hätte jeder für Vitamintabletten gehalten.
Die anderen über Loko:
Die Wahrheit. Sagt sich so leicht, erst recht bei jemandem mit Lokos Geschichte. Sie beginnt mit
einem jungen Kongolesen, der in Moskau studieren will, aber in Leipzig hängen bleibt. Dort triff t
er auf eine junge Deutsche, die im Nebenfach
afrikanische Geschichte studiert. 1964 wird Marcel geboren, 1965 dessen Bruder. Die Familie beantragt die Ausreise in den Kongo, fliegt aber von
Kinshasa umgehend nach Westdeutschland, nach
Köln. 1969 dann wieder nach Kinshasa. Diesmal
bleiben sie; der Vater arbeitet im Präsidialamt des
Dikators Joseph-Désiré Mobutu. 1974 überstürzte
Abreise aus Zaire. Wegen Mobutu. Nächste Station: Westberlin.
28
• der Visionärste unter uns
• ein extremer Möglichmacher
• ein irrer Sympathieträger
• wenn der durch eine Tür kommt, fragt
keiner mehr, ob diese Agentur kreativ ist
• hat ein Supergespür für die eigene Präsentation und die Präsentation der Firma
• versteht die Macht von Symbolen
• wird als unscharf wahrgenommen, ist in
den entscheidenden Dingen aber sehr klar
• sieht aus wie Xavier Naidoo, macht aber
1a Businesspläne
• kosmopolitischer Agenturphilosoph
• Spitzname in der Agentur: DJ Loko
„Heute“, sagt Loko, „sehe ich es als Vorteil, anders
zu sein, anders wahrgenommen zu werden.“ Damals musste er sich ständig auf neue Umstände
einstellen, die eigene Identität hinterfragen. „Heute“, sagt Loko, „leben wir in einer Welt, in der wir
nur noch einen Bruchteil von dem, was wir erleben, verstehen, jeder ist sich der Komplexität der
modernen Welt bewusst.“ Der Vorteil seines Aufwachsens? „Vielleicht durchblicke ich die moderne Welt aus meiner kulturellen Herkunft heraus
ein wenig besser.“ Loko, sagen sie, kann networken wie kein anderer. Kein Vorteil ohne Nachteil.
„Ich tue mich schwer, eindeutige, prägnante Urteile zu finden.“
studiert hat und schreiben kann‘“, sagt Loko: „Ich
dachte: ‚Cool, ich kann texten‘.“ 1990 wird er Texter bei Springer & Jacoby. Dort triff t er auf Bernd
Heusinger. 1995 gründen die beiden die Kreativagentur Zum goldenen Hirschen.
Loko: „Wir sagten: ‚Was die machen, können wir
selber auch – lass uns eine Firma machen, die anders ist‘.“
Warum mit Heusinger?
Loko: „Gute Frage, wir sind völlig gegensätzlich,
Bernd ist auf dem Land aufgewachsen, er hat einen sehr viel älteren Bruder, der ihn sehr beeinflusst hat. Wenn meine Freunde Bernd treffen,
wundern sie sich, dass ich mit dem eine Firma
mache. Seinen Freunden geht es genauso.“
2 Der Bessermacher
Herr Heusinger, stimmt es, dass Sie auf dem Land
aufgewachsen sind?
Heusinger: „Wo haben Sie das denn her? Ich komme aus der Großstadt Fürth, da wird BundesligaFußball gespielt, und die erste Eisenbahn der Welt
fuhr in den Vorort Nürnberg.“
Loko hat auch von einem älteren Bruder gesprochen.
Heusinger: „Ich habe zwar einen Bruder, aber er
meint wahrscheinlich meinen Cousin, der viel älter ist als ich und der mich in einem entscheidenden Moment sehr beeinflusst hat.“
Zum Beispiel?
Loko sagt: „Bernd und ich ergänzen uns total.“
Loko: „Putin. Der Euro. Julian Assange.“
Putin? „Man kann es sich in der Beurteilung einer
Person oder eines Themas einfach machen. Es ist
aber nicht so einfach, alles ist komplex.“
Klingt philosophisch.
Loko: „Ich bin stark französisch geprägt, in
Frankreich ist es ganz normal, dass Manager einen Schriftsteller oder Philosophen zitieren, um
etwas zu erklären. In Deutschland erkläre ich einem Kunden etwas mit einer Allegorie, sagen wir,
Hannibal überquert die Alpen. Da fallen die vom
Stuhl und fragen: ‚Was hat Hannibal mit meiner Firma zu tun?‘ Ich sage: Alles hängt mit allem zusammen.“
Loko studiert BWL, Geschichte und Kunst in
Köln und Paris. Er gründet einen Klub, den er
Heusinger: „Wir sind ausreichend unterschiedlich.“
Ganz andere Herkunft. Der Vater hatte eine Druckerei, arbeitete für Unternehmen wie Grundig
und Quelle. Die Mutter war Hausfrau und machte die Buchhaltung. Ganz anderer Typ. Heusinger trägt ein schwarzes Jackett, schwarzes Hemd.
Optisch eher strenge Erscheinung. Seitenscheitel. Loko, der Zapper, immer positiv, stets ein Lächeln. Heusinger? Einer, der genau hinschaut, der
scharf nachdenkt, der blitzschnell reagiert. Zack,
kommt ein Einwand. Knapp, kategorisch.
Schwer zu fassen als Person, wenn man ihm zum
ersten Mal begegnet. Er schaut einen nicht an, er
durchschaut einen. Er plaudert nicht, er choreografiert das Gespräch an den Punkt, den er haben
will. Dann: These, Analyse, Ansage. Loko kann
29
wunderbar schwadronieren, ohne dass man ein
Wort kapiert. Heusinger hingegen: „Ich brauche
h
30 Sekunden für eine Entscheidung oder um zu
erkennen, ob eine Doppelseite etwas taugt oder
nicht.“ Wenn er lächelt, dann eher verschmitzt.
Der eine sieht die Schlösser in den Wolken, der
andere, Heusinger, die Treppe, die in die Wolken
führt (oder besser den Aufzug, damit es schneller geht). 1995 kam die Idee für DIE WAHRHEIT, das erste Manifest der Hirschen, von Heusinger. Die Idee für die Neuauflage in 2012, die
als „Streitschrift“ deklariert wird, aber wie ein
Manifest der modernen Kommunikation in den
Zeiten der sozialen Medien wirkt, kam von Loko.
Wie auch der Plan, aus den Hirschen bis 2015 die
in der Werbung. Ob ich eine Geschichte für eine
Zeitung schreibe, ein Theaterstück erfinde oder
für einen Fernsehsender eine Serie entwickle, was
ist daran anders als an einer Einführungskampagne für ein Produkt? Für mich ist der kreative Prozess genau derselbe. Es geht um Kommunikation
und ums Erfinden einer guten Geschichte. Ich bin
bei den Hirschen, weil wir viele Disziplinen verbinden, ein breiteres Spektrum haben, eine viel
breitere Klaviatur als der Intendant eines Stadttheaters.“ Und: „ein wirklich großes Publikum“. Größer als alle Stadttheater zusammen. „Ideen ausbreiten, die Millionen erreichen“, sagt Heusinger,
„das hat mich immer interessiert.“
Heusinger wollte mit den Hirschen nie Werbung
machen wie die Branche mit ihrem Heldenkult
um die Gründer von inhabergeführten Agenturen, mit ihrem Irrglauben, der Kreativdirektor sei
die Lösung für jedes Problem, mit ihrem Schablonendenken in Netzwerkagenturen. „Was man
unter klassischer Werbung versteht, war, als wir
anfingen, schon nicht mehr wirklich relevant“, so
Heusinger, „Marcel und ich hatten eine innere Distanz zu diesem Geschäft, wir wollten uns unterscheiden, um relevant zu sein.“ Und, ganz wichtig: „Ohne ihn hätte ich das nicht gestartet − ich
mochte ihn, er war unternehmerisch, ungebremst
in seinem Eifer, der wollte etwas wirklich Eigenes
machen, das hat genau zusammengepasst.“
3 Der Job-Switcher
Darauf hatte die Werbewelt gewartet. Zwei junge
Typen, die nicht von einer Werbe-, sondern von
einer Ideenagentur sprechen, die ihr einen Namen
geben wie aus einem postmodernen Komödienstadel; zwei Newcomer, die sagen: „Auch wenn die
etablierten Agenturen um uns herum 100, 200,
500 Leute haben – warum sollen wir das nicht
auch schaffen?“
Für wen halten die sich?
„Das dauert“, höhnte die Branche, „nicht lange, in
einem halben Jahr sind die wieder weg.“
Nummer eins unter den inhabergeführten Agenturen in Deutschland zu machen (oder Europas,
so genau nimmt er es da nicht). Von Heusinger
kommt dazu, wie immer, die passende Inszenierung. „Marcel“, sagt Heusinger, „ist in wirtschaftlichen Dingen der Off ensivere, ich bin es bei
Kampagnen.“
Die anderen über Heusinger:
• der schnellste Kopf, der Schlaueste von uns
allen
• ein intellektueller Werber, ein theatermachender Verkäufer
• sehr fokussiert, willensstark, meinungsstark, aggressiv, mutig, gegen den Strich,
kein Weichgespülter
• absoluter Überzeugungstäter
• seine hervorstechendste Eigenschaft:
Machen!
• als Kommunikator ist er Handkantenschlag
• sein Spitzname in der Agentur: Outbound
• er hasst den bittstellenden Anruf
• wäre er Outbound in einem Callcenter,
würde er spätestens nach 30 Minuten das
Telefon aus dem Fenster werfen
30
Fürth also. Fürth bei Nürnberg. Von dort kommt
er, doch die entscheidende Episode in Heusingers
Leben spielt in Berlin. Womit wir beim viel älteren Cousin wären. Denn der war Journalist, hatte
eine Schauspielerin geheiratet und lebte in Berlin.
Nichts gegen Fürth, aber „für mich war das die große Welt“. Heusinger, damals 19, besucht die beiden.
Eines Abends sitzen sie im SchillerTheater, Shakespeare, super Plätze, dritte Reihe. „Und die Katharina Thalbach hat da gefühlte zwei Stunden genau
auf uns gespielt, dieses Erlebnis hat mich völlig umgehauen.“ Endlich weiß er, was er machen will.
Heusinger studiert Theaterwissenschaften, Publizistik und Germanistik. Er arbeitet als Journalist und Konzeptionist für die Nürnberger Abendzeitung und den Bayerischen Rundfunk, wobei
er verschreckte Bildungsbürger hinterlässt. Später wiederholt er das bei Tempo, Theater heute,
SAT.1 und RTL. Schließlich gerät er als Hospitant am Theater an Rainald Goetz, dessen „Irre“
ihn „total gerissen“ hat. Und so schreibt er irgendwann selbst zwei Theaterstücke, die er als Regisseur auf die Bühne bringt. In dem einen bricht
Claude-Oliver Rudolph mit einem Opel Kadett
durch eine präparierte Wand und läuft danach
Amok; das andere dreht sich um Lookalikes von
Klaus Maria Brandauer und Hanna Schygulla, die
geknebelt und gefesselt zuschauen, wie das Theaterstück als Video abläuft und sie nicht mitspielen
können. Method Acting mal anders. Detonator X,
das war Heusingers Künstlername.
Theater – das kann er. Wahlkampf 2002. Die Hirschen arbeiten für Die Grünen. Bei einer Veranstaltung von Guido Westerwelle stehen plötzlich
Dutzende von jungen Männern mit Perücken auf
und halten Schilder hoch, auf denen steht: „Ich
Möchtegern Kanzler werden“. Und wer kam auf
die Idee, Frauendemos vor Herrenmodehäusern
zu inszenieren, um am nächsten Tag Hauptthema der Lokalnachrichten und der Stammtischgespräche zu sein? Oder Fischer & Fischer – eine Art
Sitcom-Serie, bei der Ottfried Fischer und Joschka Fischer vor der Bundestagswahl 2005 mehrere Folgen lang über CDU und CSU witzelten?
Wenn der Filmemacher ausfällt, schreibt Heusinger nicht nur das Drehbuch, sondern führt auch
mal selbst Regie.
Wie landet ein Mann mit so vielen Talenten in
der Werbung? Heusinger, 48, sagt: „Ich bin nicht
Das halbe Jahr ist vorbei. Zum goldenen Hirschen
ist immer noch im Geschäft, da bekommt Heusinger einen Anruf. Ob er sich noch an ihn erinnere, fragte der Anrufer. Und ob man sich treffen
könne, er komme nach Hamburg.
Konnte Heusinger sich an ihn erinnern? Schon,
sie hatten zusammen Theaterwissenschaften studiert, Kurse belegt bei Regisseuren und Filmemachern. Doch danach hatte man sich aus den Augen verloren.
Julian Scholl, damals 31. Er hat eine Tischlerlehre absolviert, studiert, als Italienischlehrer und etliche Jahre als Kurator für zeitgenössische Kunst
gearbeitet, Ausstellungen und Messen betreut.
Metropolis. Der Riss im Raum. Giulio Paolini in
Mailand und Lissabon. Da wollte er noch Museumsdirektor werden.
Hat das Kuratieren Spaß gemacht?
Scholl: „Ja, sehr.“
Und dann?
31
Scholl: „Hat es keinen Spaß mehr gemacht.“
Davon hat er dann beim Abendessen mit Heusinger
erzählt. Dass er etwas anderes machen will, nicht
mehr Kunstvermittler sein, nicht mehr den aktuellen Trends in der Kunst hinterherrennen. „Der
Kunstmarkt“, sagt Scholl, „giert immer nach neuen
Künstlern, neuen Ideen, aber die Ideen sind nicht
neu, sie sind nur vermeintlich neu.“ Weil die Szene
mehr vom Klimbim um die Kunst lebt als von ihrem Inhalt. „Und dann machst du eine Wahnsinnsausstellung in Apolda, Arte Povera, und ein Politiker, aus dessen Etat das finanziert wird, kommt
und fragt: ‚Wie viele Leute haben es gesehen?‘ Die
Antwort: 4000. Worauf der Politiker sagt: ‚Das
hat sich nicht gelohnt.‘“ Scholl: „Die Kunst als reines Marketinginstrument zu nutzen, hat mich genervt.“ Und dann wird auch nichts aus der Kuratorenstelle im MoMA PS1 in New York, für die er
bereits einen Vertrag unterschrieben hatte.
Deshalb ist Scholl im Herbst 1996 in Deutschland unterwegs, triff t Freunde, alte Bekannte, will
herausfinden, „was ich noch mache mit meinem
Leben“. Heusinger erzählt von den Hirschen. Die
sind mit ihrem schrägen Namen gut ins Geschäft
gekommen, und zwar gerade nicht bei Firmen mit
den schrägen Namen. Scholl denkt: „Eine Firma
im Aufbau, formbar, dabei schon erfolgreich – da
gibt es auch Platz für mich.“
Scholl zu Heusinger: „Kann ich bei euch ein Praktikum machen?“
Heusinger zu Scholl: „Du hast einen Beruf, du
hast große Räder gedreht, Millionen bewegt,
okay, komm zu uns, aber du bist kein Praktikant,
du bist Job-Switcher.“
Er sitzt im Konferenzraum bei den Hirschen in
Berlin. Ein ruhiger, verbindlicher Mann. Höflich.
Feine, klare Artikulation mit einem feinen Gespür
für den richtigen Ton. Keine Spur von Eitelkeit.
Das hat geholfen für den Einstieg als Kundenberater. „Zuhören können, ein Gefühl für die Person,
die den Kunden vertritt – es hat mir nie geschadet,
dass ich das konnte.“ Und Scholl empfindet seine
neue Rolle auch als Befreiung. Scholl: „In der Kunst
ist Kreativität ein Egotrip, wenn du Künstler bist
und es aus dir heraus schaffen willst, ist es ein einsamer Job. In der Kommunikationsbranche hingegen ist Kreativität das Ergebnis von Teamwork.“
Die anderen über Scholl:
• der beste Organisator
• hat enormes Einfühlungsvermögen
• bei dem fühlt man sich aufgehoben
• guter Sozialisierer
• guter Typ
• hat seinen Krempel unter Kontrolle
Erst will Scholl nur zwei Jahre bei den Hirschen
bleiben. Vielleicht ist es doch nicht so leicht, sich
von der Kunst zu verabschieden. Vom Berater
wird er Leiter Produktion und Artbuying und
bleibt. Dann geht er nach Berlin, um den dortigen Laden („nach der Dotcom-Krise 2000 eine
wackelnde Firma“) aufzuräumen. Er muss Leute entlassen. Das setzt ihm zu. Er leidet darunter.
Aber natürlich bleibt er. Er hat seinen Platz gefunden. Er kann gut mit Leuten, er ist gut mit Zahlen, „ich weiß, wer gut ist für was“.
Sielker war nach Scholl der zweite Nichtgründer, der bei den Hirschen in leitender Funktion
einstieg. Das Spannende daran: Er war der erste, „der Werbung studiert hatte“. Gesellschaftsund Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin. Nicht, dass er unbedingt
Werber werden wollte. An der Uni bot man ihm
eine Doktorarbeit über Unterhaltung in Nachrichtensendungen an. Das Privatfernsehen war
noch jung. RTL hätte das Projekt finanziert. Sielker überlegte. Sielker zögerte. „Bis mir klar war,
ich mache das nicht, das Leben an der Uni hat
mir nicht gefallen, das Verbeamtete, der höfische
Umgang mit den Professoren.“ Mitte 1988. Sielker sagt sich: „Wenn ich bis Ende des Jahres einen Job in der Werbung habe, mache ich das, ich
weiß noch, wie ich von meinem letzten Geld die
Briefmarken für die Bewerbungen gekauft habe.“
Dazu kommt eine faszinierende Erkenntnis. Jeder kennt Joseph Beuys’ Axiom „Jeder Mensch
ist ein Künstler“. Scholl: „Beuys hat aber auch gesagt: ‚Geld ist Energie‘. Und das stimmt. Es war
spannend festzustellen, dass man mit ausreichend
Geld bessere Kreation realisieren kann.“ Das sagt
einer, der mit Subsidien Kunst organisiert hat, mit
kargen Budgets arbeiten musste. Heute, Filmaufnahmen mit Hubschrauberflug? Wird nicht lange darüber debattiert. Scholl: „Ich fühle mich kreativ in dem, was ich tue.“ Und: „Ich fühle mich
sehr richtig hier.“
Er landet bei Kath & Krapp in München. Als er sich
woanders bewirbt, mögen sie ihn, auch wenn sie ihn
nicht einstellen. Dafür bekommt er den Tipp, sich
bei DMB&B Worldwide in Hamburg zu bewerben.
„Mein Chef dort“, sagt Sielker, „hatte auch in Berlin
studiert, die Personalfrau mochte mein Zeugnis.“ Er
betreut Mars Inc. Tiernahrung, Agrarfrost, GEO.
Sielker: „Das passte.“ Wie kann er da zu den Hirschen passen? „Bei uns passt scheinbar alles nicht
zusammen“, sagt Sielker, „aber das wissen wir, das
macht einen großen Unterschied.“
Was ist das Hirschige, das den Erfolg ausmacht?
Scholl: „Das werden wir oft gefragt. Für mich
ist es ein Gen, das in dieser Firma von Beginn
an drinsteckte. Es wurden hier ganz viele Leute absorbiert und integriert, darunter relativ viele
Quereinsteiger, die Fremdkörper hätten sein können, aber es nicht wurden. Das hängt mit der Führung zusammen. Wir sind nicht von Vorurteilen
besetzt und unser Ego ist nicht so ausgestaltet,
dass wir nicht aushalten könnten, dass jemand etwas besser kann als die Chefs, wir wissen nicht alles und müssen nicht immer das letzte Wort haben. Aber wir wissen dafür genau, wer was kann.“
4 Hallo, Nachbar
Neulich saß Julian Scholl mit Klaus Sielker und
ihren beiden Frauen zusammen. Scholl und Sielker erzählten von den künftigen Plänen und Zielen der Hirschen. Die Frau von Sielker sagte: „Das
ist Größenwahn.“ Scholl sagte: „Damit haben wir
es weit gebracht.“
Er kommt aus Lingen an der Ems. „Lingen bei
Meppen, Aschendorf, Papenburg“, sagt er, „sehr
beschauliche Gegend, da wächst man prima auf,
ich hatte eine tolle Jugend.“ Immer gut in der
Schule. Abitur, die Leistungskurse Mathematik
und Physik. Mitglied im örtlichen Schwimmverein. 100 Meter Freistil in 57 Sekunden. Messdiener auch. Die Eltern gläubige Katholiken. MariaKönigin-Kirche, Lingen. Vaterunser. Rosenkranz.
Herr, ich bin nicht würdig, dass du eintrittst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird
meine Seele gesund. Als Kind wollte er Missionar
werden, „weil mir die armen Heidenkinder leidgetan haben“. Lingen an der Ems. Wo die Welt
noch in Ordnung ist.
32
Klaus Sielker. Hohe Stirn, kurz geschorenes Haar,
blaue Augen. Erster Gedanke: Den mag jeder.
Vielleicht weil er ausstrahlt: Meine Welt ist immer
noch in Ordnung. Jedenfalls ist Sielker so einer,
mit dem man im ICE ins Plaudern kommt, der
einen zum Reden bringt, zum Nachdenken und
einen verabschiedet mit dem Gefühl, anerkannt,
gewürdigt worden zu sein für das, was man ist.
Anders: ein Netter, der nicht doof ist. Scholl hatte
über Sielker und sich selbst gesagt: „Außer Klaus
und mir sind alle schon ein wenig eitel.“ Bescheidenheit strahlt er aus. Würde im ICE wohl nicht
erzählen, was er macht. Eher schon, was er als junger Mann gemacht hat: auf dem Bau gearbeitet,
Messebau gemacht, in einem Lokal am Grill gestanden. Tatsächlich: Er hat es weit gebracht.
33
Die anderen über Sielker:
• die gute Seele
• aufrichtig, bodenständig, integer
• kann sehr gut zuhören und gleichzeitig reden
• Supersozialisierer
• kann Leute fördern
• guter Typ
• hat seinen Krempel unter Kontrolle
Wie also kommt er 1998 zu den Hirschen?
Sielker: „DMB&B ist eine Netzwerkagentur, die
funktioniert wie alle Netzwerkagenturen.“
Das heißt?
Sielker: „Da sitzen Leute in London in der Zentrale, die den Leuten in den lokalen Büros sagen,
was sie zu tun und zu lassen haben.“
Blach hat sich die Sache mit den Hirschen lang
überlegt. Natürlich kannte er sie. Das mit der
Waldmeisterspritze hat jeder in der Branche mitgekriegt. Doch Blach sah es anders als Kollegen,
die gerne frotzelten: „Die Hirschen sind keine
Agentur, die machen keine Werbung.“ Blach sagt:
„Die Hirschen haben am Anfang superintelligent
in ihrem eigenen und im Interesse der Kunden
um Aufmerksamkeit gekämpft.“ Die Kampagne
für Mobilcom schaff te es als Erste in die Medien,
die Wahlkampfkampagne für die Grünen sorgte bundesweit für Aufsehen, und Blach wusste:
Wer das zustande bringt und gleichzeitig langfristig Kunden wie Thyssen Fahrtreppen, Axel Springer, Europcar oder das Bundespresseamt betreut,
macht Kommunikation. Und zwar gute. Blach:
„Das Einzige, was den Hirschen fehlte, war strategische Relevanz.“
Loko: „Unsere Währung sind nicht Awards, sondern der Euro, am Ende ist Kommunikation ein
Geschäft.“
Heusinger: „Wir brauchen keine Etiketten, die
uns als Kreativagentur ausweisen – entscheidend
ist, wie uns die Auftraggeber sehen, nicht die
Branche.“
Sielker: „Warum wie die anderen Agenturen jährlich 100.000 bis 200.000 Euro in Wettbewerbe
investieren, warum die eigenen Leute quälen, Filme schneiden, Kampagnen kreieren, die niemand
bestellt hat und niemand braucht − außer zum Beweis, dass sie doch auch mal kreativ sein können?
Entscheidend für den Erfolg der Hirschen ist, dass
sie ihren Gründungsimpuls immer verteidigt und
beibehalten haben: Ungewöhnlich sein.“
Ist er gläubig?
5 „Es geht eh‘“
ist nicht dasselbe
wie „Passt scho‘“
Was haben Sie Loko und Heusinger gesagt, als
dafür eine „sehr breite Allgemeinbildung, einen
soliden Grundstock an Wissen“. In Mathematik
schließt er mit 24 Punkten ab. Bestnote. In der
Abiturzeitung ist er der Einzige, der keinen Berufswunsch angibt. Ein Studium in Toronto, wo
ein Onkel lebt, verwirft er, beginnt ein Studium
der Wirtschaftswissenschaften, das er schnell abschließt. „Mein starker Antrieb“, sagt Blach, „war
Unabhängigkeit.“
Und dafür braucht man Geld. DJ. Barkeeper. Skilehrer in Bad Gastein, Zell am See, am Kitzsteinhorn. Für eine karitative Organisation sammelt er.
Passive Fördermitgliedschaften. Ein Viertel Provision. Was er dabei gelernt hat? Blach: „Mit dem
ersten Blick zu spüren, ob man eine Chance hat
an der Haustür.“ Einen Tag lang hat er getestet,
ob es egal ist, was man verkauft. „Ich habe zu den
Leuten gesagt: ‚Es geht um unser Ramasan, Sie
sind doch sicher dabei?‘“ Ramasan? Quatsch. „Die
Sielker: „Da sind noch viele religiöse Schwingungen.“
Das ist keine Antwort auf die Frage.
Sielker: „Gläubig im religiösen Sinne eher nicht,
aber inspiriert von der Macht des Glaubens. Mein
Großvater hat in einem Dorf mit 20 Einwohnern
gelebt und sich im Dritten Reich geweigert, das
Kruzifi x abzunehmen und dafür ein Bild des Führers aufzuhängen. Als die Polizei und die SS kamen, sagte er: ‚Der Mensch ist nicht wichtiger als
Gott‘.“
Sind die Hirschen eine Glaubensgemeinschaft?
Etwa welchen Praktikanten sie beschäftigen müssen ...
Sielker: „Ich wollte irgendwohin, wo es handfest
zugeht, wo etwas aufgebaut und gestaltet, wo eigenständig gearbeitet wird, wo möglichst wenig
Politik den Laden bestimmt. Ich wollte mithelfen, die Agentur groß zu machen.“
Was Sielker an den Hirschen besonders imponierte, war, dass sie mit völlig anderen Mitteln
groß werden wollten als die Konkurrenz. Mit einem schrägen Namen. Mit einer mutigen Personalpolitik. Mit verrückten Aktionen wie der
Präsentation der gerade gegründeten Firma bei
potenziellen Kunden, der eine Spritze mit Waldmeistersirup beilag.“ Einer der Adressaten konnte
mit so viel Witz nicht umgehen, vermutete eine
giftige Substanz und rief die Polizei. Sielker war
bei DMB&B, als das passierte. Die ganze Szene amüsierte sich. „Das Gute für die Hirschen
war“, so Sielker, „sie wurden in der Fachpresse
schon wahrgenommen, als sie noch keinen Kunden hatten.“ Und dann gibt es da von Beginn an
bei den Hirschen die Weigerung, an Wettbewerben teilzunehmen.
34
Sielker: „Insofern schon, als man an die Hirschen
glauben muss, wenn man hier arbeitet – bei aller Unterschiedlichkeit, die wir hier pflegen. Der
Impetus, wie man das Geschäft machen will,
muss passen. Und der darf durchaus religiösem
Eifer nahekommen. Die Leute glauben an uns,
wir glauben an die Leute. Außer im Münchner
Büro kommen alle Leitenden bei den Hirschen
aus dem eigenen Laden. So eine Entwicklung verlangt viel Aufmerksamkeit und Energie, aber genau das macht uns aus.“
2004. Aus einer Pressemitteilung: „Martin Blach,
zuletzt Chef der deutschen FCB-Gruppe, steigt
bei der inhabergeführten Agentur Zum goldenen
Hirschen, Hamburg/Berlin, ein. Der 41-Jährige
übernimmt den Posten des CEO und führt die
Agentur künftig zusammen mit den beiden Kreativchefs Bernd Heusinger und Marcel Loko. ...
Blach soll sich neben der Führung der Agentur um
weiteres Wachstum und die Verstärkung der Strategiekompetenz kümmern.“
Blach? Zu den Hirschen? Der coole Manager mit
dem Einstecktuch? Der Mann mit einem Lebenslauf wie aus dem Lehrbuch? Nur renommierte Adressen hinter sich. Young & Rubicam. BBDO.
Hat er nicht bei der FCB-Gruppe das Angebot
gehabt, Europachef in London zu werden? Blach
und die Hirschen. Blach: „Alle in der Szene sagten: ‚Das kann unmöglich gut gehen.‘“
Er sitzt im Konferenzraum des Hamburger Büros, An der Alster 85. Die Wand gold bemalt, auf
dem Tisch golden lackierte Hirschfiguren. Vor
dem Konferenzraum steht eine goldene E-Gitarre zwischen Umzugskartons und Stapeln von Altpapier. Sonja Schaub, die bei den Hirschen die
Pressearbeit macht, erzählt, sie sei mal mit dem
Taxi abends ins Büro gefahren. Als der Taxifahrer die roten Designerlampen in den Fenstern sah,
sagte er: „Ah, das ist doch ein Puff, oder?“ (Sielker
behauptet nicht völlig überzeugend, es sei „nicht
ganz so schlimm“.) Dunkles Haar, markantes Gesicht, Glencheck, wenngleich kein Einstecktuch
heute. Seriös sieht er aus, selbstsicher tritt er auf,
redet über Bertrand Russell, zitiert Karl Popper.
Zwischen all dem grandiosen Nippes und dem
Chaos bei den Hirschen. Und sagt: „Ich hätte mir
nicht vorstellen können, dass es so toll wird.“
Die anderen über Blach:
• der geborene Stratege
• die Diva im Hintergrund
• unser Mann für die Außendarstellung und
Repräsentation
• den nimmt jeder ernst
• schlau
• intellektuell
• witzig, mit einem Faible für schwarzen
Humor
• die Hirschen vor Blach und die Hirschen seit
Blach sind zwei Paar Stiefel
die Sie 2004 fragten, welche Zukunft Sie für die
Hirschen sehen?
Blach: „Ich habe gesagt, die Kundenliste muss
besser werden. Ich habe gesagt, sie müssen den
Umsatz innerhalb von drei Jahren verdoppeln
und Top 5 der inhabergeführten Agenturen in
Deutschland werden.“
So ist es gekommen.
Blach: „Wenn man irgendwo einsteigt, hat man
eine ideale Vorstellung. Triff t sie zu 70 Prozent
zu, kann man zufrieden sein. In diesem Fall wurde meine Vorstellung weit übertroffen. Hier sind
es 200 %.
Geboren 1964. Wie Loko. Wie Heusinger. Wie
Scholl. Aufgewachsen in Perchtoldsdorf bei Wien.
Der ältere von zwei Brüdern. Der Vater ist mittlerer Angestellter in einem Unternehmen mit 150
Mitarbeitern. Muss sehr schnell selbstständig
werden. Sein erster Satz als Kind: „Lass mich alleine, ich mach das schon.“ Geht auf ein humanistisches Gymnasium, das von Jesuiten geführt
wird. Acht Jahre Latein, sechs Jahre Griechisch.
Die Patrer regieren mit harter Hand, hinterlassen
35
Leute haben gesagt: ‚Ja, schon, ich bin dabei.‘“ Ein
Professor der Universität empfahl Blach bei Young
& Rubicam („Wenn ihr einen Schlauen sucht, ruft
den Blach an.“). Blach: „Wollte ich Werbung machen? Ich dachte, das ist basteln und reimen.“ Im
Vorstellungsgespräch wollte er sehen, wie weit er
gehen kann und forderte 25.000 Schilling Monatsgehalt. Sie nahmen ihn. Als Assistenten des
Hauptgeschäftsführers. Blach: „Mein Leitspruch:
A bisserl was geht immer.“
Er hat diesen Charme, den nur Österreicher haben. Wiener im Besonderen. Die reden können
wie eine Eisenfaust im Samthandschuh. Der
Schlag triff t, aber das Gefühl erinnert an ein Streicheln. Blach: „Man sagt mir häufiger: ‚Was du alles sagen kannst, aber keiner nimmt es dir übel.‘“
In Österreich, sagt Blach, gäbe es dieses Bonmot:
Es geht eh. „Es geht eh“, so Blach, „ist wie ein
Haken vom Andi Herzog.“ Herzog, ehemaliger
Fußballer, bekannt geworden als Alpenmaradona.
Soll heißen: Keiner versteht, wie er diesen Haken
machen konnte, aber er hat ihn gemacht. Blach
sagt: „Ganz anders dagegen ist, wenn der Österreicher sagt: ‚Passt scho‘.“ Kommt der Klempner,
schaut sich den Durchlauferhitzer an und sagt:
‚Passt scho‘.“ Hier wird verstanden, wie es geht,
deshalb, so Blach, „weiß der Klempner: Das Ding
fliegt gleich in die Luft“.
Warum er bei den Hirschen gelandet ist?
Was haben Sie gesagt, als Loko die Agenda 2015,
führende inhabergeführte Agentur Deutschlands,
ausgegeben hat?
Blach: „Machen wir, wir sind noch lange nicht fertig mit dieser Agentur, ich war immer ein Treiber.“
Um jeden Preis?
Blach: „Ich bin kein Werbenazi, ich bin kein Strategietaliban. Ich glaube, es gibt nicht nur einen
Weg. Ein anderer hätte gesagt, ich stelle die Hirschen auf den Kopf. Ich habe gesagt, ich stelle
mich auf die Agentur ein. Die sind alle schlau hier.
Die haben Humor. Ich glaube, wir sind erfolgreich, weil wir uns alle schätzen und mögen, weil
wir uns sein lassen, wie wir sind. In dieser Agentur
herrscht eine irre Lockerheit. Die Hamburger machen ihr Ding, die Berliner machen ihr Ding und
die Kölner sowieso. So was wie die Kölner wäre in
einer anderen Agentur undenkbar.“
Köllner fragt sich: „Will ich überhaupt noch Werbung machen? Arbeite ich nicht in einem in sich
erstarrten Laden? Es passieren so viele Dinge in
der Welt, in der Agenturwelt passiert nichts.“
lich. Was hatte Sielker gesagt? Mach was. Egal was,
Hauptsache, es ist erfolgreich. „Ich dachte: Da
kannst du was bewegen, kreieren, so viel Freiraum
hatte ich vorher nicht.“
Und: „In Hamburg und Düsseldorf gibt es Namen auf der Liste, die dich überall in der Welt hinschicken – Köln? Zu einem Team, das man nicht
kennt, bei dem man nicht weiß, was daraus wird?“
Köllner sagt zu. „Bei der Entscheidung war viel
Irrationales dabei“, sagt er, „aber ich dachte: Man
kann nur selbst scheitern.“
Köllner sagt Sielker ab.
„Ich bin Eifler“, sagt Köllner, gepflegter Vollbart,
treuherziger Blick, geboren in Andernach am
Rhein, „die Eifler sind ein kleinwüchsiges, verschlagenes, schratiges Bergvolk, über das man wenig
weiß.“ Und von dem man nicht viel erfährt. Der
Eifler redet nicht gern. Nach einer klassischen Ausbildung zum Typografen absolviert er ein Studium
zum Kommunikations- und Werbefachwirt. Wird
Werber, wollte nie Werber werden, sondern „etwas
mit Grafik machen, aber dann habe ich schnell
kapiert, dass es eine Welt jenseits der Grafik gibt“.
Und sagt: „Wie man in der Kommunikationsbranche landet, ist mir bis heute ein Rätsel.“
6 Jeder sein
eigener Hirsch
Aber wo es schon mal so gekommen ist, denkt
Köllner nach. Es wird schon einen Grund haben,
warum die Hirschen gerade ihn anrufen. Die Karriere der Hirschen als Agentur ist auch alles andere als gestreamlined. Er lebt gerne im Rheinland.
Offen. Herzlich. Verbindlich und doch oberfläch-
So fängt alles an in Köln. „Man hat uns gewähren lassen“, sagt Köllner, „dann haben wir ein paar
große Pitchs gewonnen, plötzlich hatten wir einen
anständigen Agenturbetrieb.“ Sie gewinnen weitere Kunden, bekommen Presse, Aufmerksamkeit,
„plötzlich war das Ding groß genug, um es innerhalb der Hirschen Group gesellschaftstechnisch
eigenständig zu machen.“
Die anderen über Köllner:
• ein super Kundenberater
• ein super Beobachter
• kann sich in jede Materie eindenken
• große Sozialkompetenz
• absolut vertrauenswürdig
• ambitioniert
• strebt zusammen mit Keller die kreative
Weltherrschaft an
Wenn es um Köllner und das Kölner Büro geht,
sagen die anderen Hirschen aber gerne, so viel
könnten sie gar nicht sagen. Die machen. So viel
Produkt, was wird über das Produkt gesagt, etwa
im Internet? Man muss sich die Menschen hinter
dem Produkt anschauen. Wie sieht die Firmenzentrale aus? Wo wird man empfangen? In einer
Abstellkammer? Ergo Platzoptimierer. Bilder von
Neo Rauch an den Wänden? Aha, ein Selbstdarsteller. Erst mal die Nuggets finden. Verpackung
ist wichtig, aber wir fragen uns zunächst: Gibt
es nicht einen schlauen Gedanken, eine bessere
Botschaft?“
Machen das nicht alle so?
Köllner: „Die anderen kümmern sich nicht um
das Problem, sondern um eine möglichst kreative
Kampagne, mit der sie Werberaum füllen können.
Wir sind eine Nussknackeragentur. Wir sagen:
‚Ihr habt ein Problem – wir helfen euch mit einer
kreativen Lösung.‘ Manchmal gibt es keine kreative Lösung, weil das Problem in der Produktentwicklung liegt oder im Vertrieb. Dann sagen wir
das denen auf den Kopf zu. Die Kunden schätzen
das.“
Und Berlin und Hamburg reden Ihnen dabei
nicht rein?
Köllner: „Wieso sollten sie? Es gibt nicht den Hirschen. Jeder ist sein eigener Hirsch. Das bringt
uns zusammen. Wenn es funktioniert, brauche ich
kein Dogma. In Werbeagenturen ist es doch nicht
anders als im richtigen Leben. Sagen wir wie in
Blach: „Wer in der Branche etwas erreichen will,
denkt immer über Selbstständigkeit nach. Das Leben hat mich immer dahin geführt, wo ich richtig bin; man muss dem Leben zuhören können.“
Loko, Heusinger und Sie – wie läuft das?
Blach: „Wir mögen uns, aber man muss wissen,
dass der DJ den Outbound manchmal wahnsinnig macht. Sagen wir, die beiden fahren mit dem
Zug zu einem Termin. Der Zug geht um zwölf.
Viertel vor zwölf steht Heusinger am Bahnsteig,
hat alles vorbereitet. Loko ist nicht da. Zehn vor
zwölf: Loko ist nicht da. Zwei vor zwölf: Loko ist
nicht da. Heusinger ist mit den Nerven am Ende.
Zwei nach zwölf kommt Loko und fragt, wo sie
eigentlich hinfahren. Aber es geht eh, weil der Zug
Verspätung hat. Meine Rolle ist auch, Ausgleich
zu schaffen.“
2006. Bei Jost Köllner klingelt das Telefon. Dran
ist Sielker. Die Hirschen wachsen und wachsen.
Inzwischen haben sie 70 Kunden betreut, 150 Angestellte. Sielker fragt, ob Köllner sich vorstellen
könne, ein Büro in Köln zu leiten. Zehn Angestellte, klein anfangen, dann weitersehen.
Köllner fragt sich: „Warum rufen die mich an?“
Sicher, er war Berater bei Barten & Barten, dann
bei Gramm Seniorberater, später als Management
Supervisor zuständig für nationale und teils internationale Betreuung von Land Rover, Toom
Baumärkte, Uniroyal und Friedrich Grohe AG.
Passabel. Doch: „Eine, gestreamlinte Karriere in
der Werbung sieht anders aus.“
36
Kontakt, Austausch gäbe es gar nicht. Wozu jetzt
wieder passt, dass Köllner sagt: „Wir wollen gar
nicht so viel mit der Branche zu tun haben.“ Beim
Bild des klassischen Werbers „kriege ich Pickel“.
Überhaupt: „Das muss alles cool sein, alles aussehen wie Berlin-Mitte, das geht mir so was von
auf den Sack.“ Marketingfloskeln. Exceltabellen.
Köllner: „Und damit manövriert man sich dann
in eine Seifenblase, schön verpackt, null Inhalt.“
einer Ehe. Man fängt grundverschieden an und
wird immer gleicher. Deshalb müssen wir schauen, dass die Unterschiede erhalten bleiben. Die
anderen tun das nicht, deshalb sind wir als Agentur unkopierbar. Die Unterschiedlichkeit und die
Unabhängigkeit der Charaktere und die Freiheit,
das auszuleben, ist unsere große Stärke.“
Und wie wird’s gemacht?
Köllner: „Man muss dem Kunden zuhören können, man muss sein Problem benennen können.
Dazu muss man sich alles genau anschauen, das
37
bestellungen von Ämtern und Firmen. Dann erfand Keller die Pizza Pornografica. Eine Calzone
in Penisform. Da waren die Stammkunden weg.
Dann hatte er einen Nachtclub. Den Namen hat
er noch parat. Titty Twister. Viereinhalb Jahre.
Pleite. Keller: „Dann musste ich was anderes machen.“
Keller: „Wissen Sie, was ich in der Gastronomie
gelernt habe?“
Und jetzt?
Keller: „Erstens: Zwölf Leute am Tresen und
alle bestellen gleichzeitig − wer bekommt seinen
Drink als Erster? Der am wenigsten lange warten
kann. Zweitens: Nachts um drei sind alle Katzen grau, auch der Vorstandsvorsitzende; die Frage
ist: Was bleibt von ihm übrig, wenn ich ihm seine 30.000-Euro-Uhr und seinen Mercedes wegnehme?“
Keller: „Man könnte sagen: ‚Wir geben dir einen
Armani, italienischen Chic.‘ Oder man könnte sagen: ‚Wir geben dir eine Lederjacke, Jeans, Biker
Boots, machen auf Midlife-Crisis, total cool.‘ Wir
sagen: ‚Du hast die falsche Frisurt‘ und gewinnen den Pitch.“
Warum Werbung?
7 Rosen für die Kunden
sagt: ‚Ich habe keine Frau.‘ Er glaubt, es liegt nicht
an seiner Körpergröße, seiner Augenfarbe oder
daran, ob er Kopfhaar hat oder nicht. Er glaubt,
es liegt am Anzug.“
Keller: „Bevor ich überhaupt wusste, was eine
Kampagne ist, habe ich eine gemacht mit der
Pornografica. Sie hat nicht funktioniert. Aber ich
habe verstanden: Werbung hat Kraft.“
Was?
Stimmt es, was Blach gesagt hat: „Alle Hirschen
sind schlau, alle Hirschen mögen sich.“?
Vorweg: Alle hatten gewarnt. Vor allem Köllner.
Köllner muss es wissen. Der verbringt mehr Zeit
mit ihm als mit seiner Frau. Köllner hatte gesagt:
„Philipp ist jemand, der Sachen extrem gut erfassen kann. Er schaff t es, mit ein paar Fragen
Nähe aufzubauen, er legt den Finger in die Wunde, ohne dass man sich bloßgestellt fühlt. Keine
Ahnung, wie er das macht, doch die Kunden lieben ihn dafür.“
Keller: „Ja.“
Stimmt es, wieder von Blach: „Angst hat von uns
keiner.“?
Keller: „Wovor sollte man Angst haben? Ich werde wahnsinnig, wenn ich fünf Minuten auf den
Bus warten muss.“
Philipp Keller.
Der Keller, der mit Köllner die kreative Weltherrschaft anstrebt.
Er trägt Jeanshemd, Jeans. Setzt sich an den Konferenztisch. Hallo. Der Reporter denkt noch über
die Einstiegsfrage des Gesprächs nach, da sagt
Keller: „Was ist eigentlich Ihr Hintergrund?“
um eine Aneinanderreihung von schnellen Momenten. Wie lange macht eine Gehaltserhöhung
glücklich? Vielleicht sechs Monate. Ein neues
Auto? So lange, bis es nicht mehr neu riecht.“
Was?
Eine Viertelstunde später hat der Reporter alles
durch. Großvater als Wilderer erschossen. Eishockey gespielt in Bayern, zweite Bundesliga. Sportjournalist bei der Süddeutschen, Reporter beim
stern. Becker und Beckenbauer, Business-Class
nach Australien, die Suite im Sheraton. Große
Sause, viel Geld, immer weniger Glück. Flucht.
Acht Jahre New York. Ein paar Preise, ein paar
Bücher. Keller fragt mal dazwischen, knapp, immer auf den Punkt. Der Reporter fühlt sich verstanden. Der Reporter fühlt sich verstanden. Wird
sentimental. Lechzt nach Kellers Anerkennung.
Lässt die Hose runter.
Keine Ahnung, wie er das gemacht hat.
Keller sagt: „Wollen wir eine Zigarette rauchen?“
Fenster auf. Kippe auf den Hof. Er habe, sagt Keller, das schon verstanden. Warum einer als Sportjournalist mehr will. „Erst ist dieses Leben neu,
dann ist es nicht mehr neu.“ stern? „Klar, erste Titelgeschichte, vom Chef gelobt, aber jetzt
kommt die Routine und es ist ausgelutscht.“ Woher weiß er das? Wieso versteht er, dass man trotz
des Geldes, der Reputation mit so was nicht leben
kann? Keller: „Neulich sagte mein Sohn: ‚Papa,
weißt du, dass langweilige Tage länger dauern?‘“
Der Sohn ist vier. Keller: „Der Sinn des Lebens
ist, dass es möglichst schnell vorbeigeht, es geht
38
Sie lieben ihn. Liebe ist ein großes Wort. Aber
man muss Keller mögen. Du gibst ihm Offenheit.
Er zahlt zurück.
Kellers Hintergrund im Stenogramm: Problemkind. Von diversen Schulen geflogen („Ich habe
nie verstanden, warum jemand Recht haben soll,
weil er eine Stellung hat, etwa als Lehrer, die Argumente müssen überzeugen.“). Schreibt als Teenager Texte für Wehrdienstverweigerer („Das hatte eine emotionale Qualität, außerdem konnte
man bei der Recherche Bier trinken.“). Nach einem Dutzend Aufträgen kommt es zu seiner Verweigerung („Es sollte mein Opus magnum werden.“). Seine Argumentation dreht sich nicht um
den Dienst an der Waffe („Soldaten sind Mörder
– das war mir zu schnöde.“). Er argumentiert mit
einem Hühnerstall („Fragt das Huhn auf Stange
8 das Huhn auf Stange 7...“) Es geht darum, dass
er seinen Willen nicht einer Befehlsgewalt unterstellen will. Der Lebenslauf zum Text umfasst 27
Seiten („Da stand etwa drin, warum ich das rote
Dreirad nicht bekommen habe.“). Die Verweigerung wird abgelehnt. Zum entscheidenden Gerichtstermin erscheint er nicht.
Werbung?
Anderes Beispiel?
Von wem kam die Idee: Günther, die Schildkröte,
Star der Hirschen-Kampagne für Bundesschatzbriefe – und die Idee, sie als Skulptur vor der
Frankfurter Börse neben Bulle und Bär zu stellen? Werbung? Nein, kam stattdessen groß in den
Nachrichtensendungen. Und der TV-Spot für die
Alzheimergesellschaft − mit Roberto Blanco auf
der Bühne der Metal-Band Sodom, ohne das Publikum vorher zu warnen? Werbung? Oder eine Intervention ins wahre Leben? In Talkshows wurde
zur besten Sendezeit darüber diskutiert.
Keller: „Schnittblumen. Eine Imagekampagne
für Schnittblumen. Blumen haben per se kein
schlechtes Image. Wir argumentieren nicht für
Rosen, sondern wider das Vergessen. Man muss
den Männern sagen: ‚Kauft euren Frauen Rosen.‘
Als Kommunikator musst du heute genau wissen,
was relevant ist. Beispiel Klopapier. Die Amerikaner haben dünnes, raues Klopapier, die Deutschen
mehrlagiges, flauschiges. Warum? Die Amerikaner
sind Knüller, die Deutschen Falter. Die Grundbedürfnisse und Emotionen haben sich nicht geändert, aber 45-jährige Männer kannst du heute nicht mehr über einen Kamm scheren. Früher
sagte man auf dem Pausenhof: ‚Vera ist eine blöde
Kuh.‘ Heute steht auf Facebook: ‚Vera ist eine blöde Kuh.‘ Die Inhalte sind nicht neu, aber die Plattformen haben sich geändert.“
Warum die Hirschen?
Keller: „Es war 2003 meine erste Agentur und
dann habe ich mich hochgeschlafen.“
Die anderen über Keller:
• der Topkreative
• ein beratender Kreativer, ein kreativer Berater
• ein Wilder, ein Chaot, aber kein Spinner
• hat das Büro in Köln auf sich fokussiert
• strebt zusammen mit Köllner die kreative
Weltherrschaft an
• besteht darauf, dass die Führung der kreativen Weltregierung ihm untersteht
Warum sind Sie gut in Ihrem Job?
Rauchen, Kippen auf den Hof. Parforceritt durch
ein wildes Leben. Er gründet mit einem Freund
einen Pizzaservice. Den Namen hat er vergessen.
War in Heilbronn. Lief gut wegen vieler Sammel-
Keller macht eine lange Pause, dann: „Das hört
sich jetzt abgedroschen an, aber vielleicht, weil ich
alles infrage stelle. Also: Es kommt ein Kunde und
Er ist jünger als die anderen Hirschen, geboren
1975 in Nürtingen, Einzelkind. Seine Eltern waren keine Handwerker, Kaufleute, Bildungsbürger
wie bei den anderen Hirschen. Vater Systemanalytiker, Mutter Galeristin. Als Kind saß er bis tief in
die Nacht unter dem Tisch und hörte zu, während
Künstler über das Universum elaborierten. Sein
Sohn heißt Rio. Nach Rio Reiser. Die Standesbeamtin, bei der er den Namen durchsetzen musste, weil sie das zunächst ablehnte, träumt heute
noch von Kellers Auftritten. Er zeigt seine Kunstsammlung auf seinem iPhone. Ein Schweinskopf,
morbid. Anderes Bild: Seine Bücher stehen umgekehrt im Regal.
39
40
Loko:
Nachdem die Gespräche mit den sieben Werbern
abgeschlossen sind, geht der Reporter nach rechts
und setzt sich zu dem Mann auf dem roten Sofa.
Blach:
Loko:
Blach:
entwickelt. Was wir 1995 schon gemacht und
gedacht haben, ist heute bei den anderen
Mainstream. The Trend ist our Friend.“
„Die klassische Werbung hat keine Durchdringung mehr, nur
wenn du es schaffst, Kommunikation zu machen, die den Werberaum überschreitet zur Realität, schaffst du Durchdringung.“
Köllner:
„Habe ich schon mal bei einer
Entscheidung gesagt: ‚Nicht mit mir.’?
Nö. Eher schon: ‚Ist mir egal.’”
Scholl:
„Es gibt hier keinen Platz für Diven, na ja,
der eine oder andere ist schwieriger.“
Sielker:
„Neulich habe ich mit einem Werber von einer anderen
Agentur gescherzt: Passt auf, wir machen jetzt auch bei den
Awards mit und wollen demnächst zwei Vorstände im Art
Directors Club besetzen.“
Blach:
„Die Kerngefahr ist, dass wir zu groß
werden, dass Außergewöhnlichkeit
und Kreativität auf der Strecke bleiben.“
Sielker:
„Also, es ist Karneval. Ich hole den Rio vom Kindergarten
ab. Die Kids hatten eine Aufführung, Theater mit Kostümen
und so. Alle haben mitgemacht. Ich frage: ‚Und wie fandest
du’s?‘ Rio sagt: ‚Ich fand’s langweilig, weißt du, Papa, ich
find’s nicht gut, wenn alle das Gleiche machen.‘ Ich dachte:
Das ist mein Junge.“
Keller:
„Ohne mich kann man es auch nicht
machen, sonst sagt der Kunde, du siehst genauso
spießig aus wie ich.“
Loko:
„Das machen wir im Leben nicht.“
Sielker:
„Wie geht man um mit einer Agentur,
die hundert Jahre alt werden kann?
Wenn wir nicht aufpassen, sind wir
irgendwann lauter 60-Jährige.”
Scholl:
„Wir sind wahnsinnig gut, weil wir
Geschäftsprobleme besser analysieren können, Loko:
wir sind eine unkopierbare Agentur.“ „Die Welt hat sich sehr in unsere Richtung
„Kommunikation heute? Enorme Herausforderungen,
enorme Chancen. Ständige Kommunikation auf allen
Plattformen. 365 Tage im Jahr, sieben Tage die Woche,
24 Stunden täglich. Wir machen die Kommunikation,
nicht nur den Werbespot.“
Alle reden durcheinander.
„Wer für uns arbeitet, muss vom Typ her zu
uns passen. Wir schauen uns an, welches
Potenzial da ist, dann lassen wir die Leute selbstständig arbeiten. Ich sehe das wie
Pflanzen züchten und Beete anlegen.“
Heusinger:
Heusinger sitzt an der Stirnseite des Tisches,
Scholl und Sielker sitzen links und rechts von
Heusinger. Blach sitzt an der anderen Stirnseite,
setzt sich, steht auf, setzt sich. Köllner sitzt neben
Blach. Keller steht in einer Ecke. Loko läuft um
den Tisch herum.
„Oder mit einer Idee, die vorher
keiner so im Kopf hatte.“
„Reigen“ ist ein Bühnenstück von Arthur Schnitzler. Es schildert in zehn erotischen Dialogen die
unerbittliche Mechanik des Beischlafs. Die Dirne,
der Soldat, das Stubenmädchen, der junge Herr,
die junge Frau, der Ehegatte, das süße Mädel, der
Dichter, die Schauspielerin, der Graf. Und immer
geht es um Macht, Verführung, Sehnsucht, Enttäuschung und das Verlangen nach Liebe.
„Bei uns kann jeder von allem etwas,
wenn wir in einem Raum zusammenkommen, kommen wir mit einer besseren Entscheidung raus.“
Alle – Loko, Heusinger, Scholl, Sielker, Blach,
Köllner, Keller − kommen zurück in den goldenen Raum mit Konferenztisch.
Blach:
Loko und Heusinger. Damit fingen die Hirschen
an. Dann kamen Scholl, Sielker, Blach. Schließlich Köllner und Keller.
Köllner:
Scholl:
„Es ist wie beim Film. Du hast
zehn Drehbuchschreiber, die machen ein tolles Skript und am
Schluss weiß keiner mehr, wer
welchen Satz geschrieben hat –
so ist das bei uns.”
Alles drin.
Wie in der Werbung.
Wie bei den Hirschen.
Großes Theater.
„Campaigning ist prädestiniert für
Leute mit vielseitigen Begabungen,
mich interessieren Leute mit gebrochenen Biografien, anders als bei
Leuten mit Grafikschule und Photoshop, die wissen, wie man ein Layout aufbaut und sonst nichts.“
Heusinger:
Wie müssen in der
Kommunikation heute arbeiten,
wie der FC Barcelona Fußball
spielt, total kreativer Approach.“
Sielker:
Vielleicht so: Zweigeteilte Bühne. Links ein goldener Raum mit Konferenztisch. Rechts ein abgedunkelter Raum mit einem roten Sofa. Am Konferenztisch links sitzt ein Reporter, ein Werber
kommt herein. Gespräch. Werber geht. Nächster
Werber. Gespräch. Und so weiter. Auf dem roten
Sofa rechts sitzt ein Mann, der nicht zu erkennen
ist und schweigend zuschaut.
„Die anderen denken, sie haben eine
zentrale Figur, einen Kreativen, einen
Mittelfeldregisseur, der alles richtet.
Ein Zehner richtet heute nichts mehr.“
„Vor 20 Jahren galt anders sein
als schräg, heute heißt Differenzierung anders sein. Heute ist ein
DAX-Vorstand mit den Dead
Kennedys aufgewachsen und
wenn wir dem was erklären,
sagt der: ‚Genau.‘“
REIGEN. Oder:
Wie alles mit allem
zusammenhängt
Alle ab.
Licht aus im linken Raum.
Licht an im rechten Raum.
Jetzt erkennt man den Mann auf dem
roten Sofa.
Es ist Langguth.
41
ders vorstellen. Hätte Scholl woanders Karriere
machen können? Scholl: „Ja.“ Warum? Scholl:
„Ich habe Qualität.“ Sie haben alle ihre sehr eigene Qualität. Und sie passt zu dem, was sie bei
den Hirschen machen. Langguth? Kann man sich
zunächst gar nicht bei den Hirschen vorstellen.
Was einem an ihm als Erstes auffällt: die Ruhe, die
er ausstrahlt; die Empathie, mit der er über Menschen spricht; die Bescheidenheit, mit der er über
sich selbst spricht. Er ist ein begabter Zuhörer,
ein aufmerksamer Beobachter, einer, der einem im
Gespräch entgegenkommen kann, ohne eine gesunde Distanz aufzugeben. Die braucht er. „Meine Stärke“, sagt Langguth, „ist es, in der zweiten
Reihe, im Hintergrund für die zu arbeiten, die
auf der Bühne stehen.“ Als er sich einmal in der
Tagesschau sah, fragte er sich irritiert: „Warst du
das wirklich, der eben durch die Tagesschau marschiert ist?“ Und da ist noch etwas. Es gibt viele,
die sagen: „Ich glaube an das Gute im Menschen.“
Langguth nimmt man es ab. Das will was heißen
für jemanden, der in der Politik war.
8 Das Ganze ist
mehr als die Summe
der Einzelteile
Geboren am 9.11.1965 in Eisfeld, Thüringen.
Wo der Reformator Justus Jonas gewirkt hat und
Wolfgang Thierse herkommt. Ein kleines Kaff
an der ehemaligen Zonengrenze. Heimat. Heute noch mehr als damals. Eisfeld-Rottenbach ist
der einzige deutsch-deutsche Grenzübergang, der
nicht an einer Autobahn liegt. Zwanzig Kilometer
entfernt von Coburg. Mit dem Großvater wandert
der kleine Hans oft zum Schlagbaum. Der Westen
ganz nah. „Es ist nicht die DDR, die das Klischee
der DDR produziert hat. In Eisfeld gibt es kei-
füßer auf Linksaußen stellen. Er entwickelt ein
Gefühl, „dass man aus eigener Kraft etwas schaffen kann, wo man zwei Jahre vorher gesagt hätte: ‚Vergiss es!‘“.
Das muss man wissen, um zu verstehen, was danach kommt. Weil man das, was kommt, nur machen kann, wenn man an sich glaubt.
Langguth macht das Abitur mit Auszeichnung,
Notendurchschnitt 1,1. Weil er Sportjournalist
werden will, nimmt er drei Jahre NVA in Kauf
(„Verdammt lang und öde, aber wenigstens ein
Trainingslager für Menschenkenntnis und Sozialkompetenz.“). Lokalredaktion, dann die ersehnte
Sportredaktion bei der Suhler Tageszeitung „Freies Wort“. Beginnt ausgerechnet 1989 ein Fernstudium an der Uni Leipzig. Irgendwann kippt
das Land. Neues Forum. Montagsdemos. Langguth hat das alles „direkt vor der Nase“. Ist mittendrin. Die Mauer fällt. Der Süddeutsche Verlag kauft „Freies Wort“. Langguth ist 25. Er wird
stellvertretender Chefredakteur und gilt als einer
der „jungen Wendewilden“.
Es ist eine schnelle Zeit. Machen, machen, wachsen. Langguth lernt, politisch zu denken. Entwickelt eine Affinität zu den Grünen. Als die im Mai
1999 einen Pressesprecher suchen, bewirbt er sich
(„Ich war der Einzige aus der Pampa, die anderen
Bewerber kamen meist vom Fernsehen oder von
etablierten Verlagen.“). Langguth bekommt den
Job. 2002 betreut Langguth den Wahlkampf. Die
Grünen beginnen mit vier Prozent in den Umfragen, bei der Wahl bekommen sie fast neun Pro-
zent. Joschka Fischer ist davor schon auf Langguth
aufmerksam geworden. Er wird stellvertretender
Regierungssprecher.
Der Kontakt geht zurück auf 2001. Langguth war
beteiligt an der Entscheidung, den Hirschen den
Wahlkampfetat zu übertragen. So lernte man sich
kennen. Langguth mochte die Hirschen: „Das sind
freie, liberale Geister. Die auch aus eigener Kraft
etwas geschaffen haben, wo man vorher gesagt hätte: ‚Vergiss es!‘“. Die Hirschen mögen Langguth.
Irgendwann sagen Loko und Heusinger: „Hans,
wenn du mal etwas anderes suchst, melde dich.“
Wann war es so weit?
Langguth: „Stellvertretender Chefredakteur,
stellvertretender Regierungssprecher, immer turbo, turbo, turbo. Dieses tagesaktuelle Geschäft
frisst dich irgendwann auf. Es wird immer schneller und schneller und gerade in der Politik ist der
Substanzverlust mörderisch. Es war klar, dass ich
das nicht ewig mache, schon wegen der Kinder.
Ich hatte wieder Sehnsucht nach einem Leben jenseits der Tagespolitik, Adrenalin ja, aber nicht als
Dauerdroge. 2006 war es so weit, die Gelegenheit
günstig nach der Abwahl von Rot-Grün.“
Und doch: Bei den Hirschen wandelt Langguth
weiter zwischen den Welten, betreut Verbände,
Parteien, Behörden, Ministerien, öffentliche Organisationen, aber auch Unternehmen schätzen
seinen strategischen Rat. „Ich bin Generalist“, sagt
Langguth, „mir liegt komplexe Kommunikation
sicher mehr als Waschmittelwerbung, als Spezia-
Was muss man lernen, wenn man erfolgreicher
Campaigner sein will?
Langguth: „Verknappung von Inhalten. Zuspitzung von Themen, knackige Botschaften − das
konnte ich schon ganz gut. Hier können es Leute noch besser. Ich habe viel über Farben, Bilder,
Design erfahren. Und ich habe endlich Rechnen
gelernt; ich wollte damals auch zur Zeitung, weil
ich in Mathe so schwach war. Vor allem habe ich
aber gelernt zu akzeptieren, dass es Menschen gibt,
die sind 15 Jahre jünger und so viel besser in dem,
was sie tun, als ich, die ganz viel wissen, was ich
nicht weiß. Da entwickelst du eine eigene Form
der Menschenführung.“
Wie die aussieht?
Langguth: „Du lässt die Leute machen, so wie sie
mich hier haben machen lassen. Das ist doch das
eigentliche Hirschen-Geheimnis. “
Die anderen über Langguth:
• der vielleicht beste Spindoctor Deutschlands
• aufgewachsen im fränkischen Teil der DDR,
ein Sturkopf mit Weitsicht
• ein Political Animal und extrem guter
Krisenkommunikationsstratege
• der steht 100 %ig zu seinem Wort
• eine einzigartige Mischung aus Matula,
Rainer Werner Fassbinder und Peter Lustig,
dessen Stimme sofort Bierdurst hervorruft
Er wäre nach 2005 leicht woanders untergekommen. Als Pressesprecher eines Verbandes. Lobbyist. Als Berater irgendwo. Ein Jahrzehnt in der
Politik trägt für den Rest eines Lebens. Er hätte
ein schönes Büro bekommen. Sich nicht noch mal
umstellen müssen. Das Geld wäre auch okay gewesen. Doch er ist lieber zu den Hirschen gegangen. Und es passt. Wieder einmal. So wie es bei
allen gepasst hat.
„Die größte Stärke und Anziehungskraft der Hirschen“, sagt Langguth, „ist die Unterschiedlichkeit und Unabhängigkeit der einzelnen Charaktere. Das ist polyfon und doch stimmig. Die
Kapelle klingt schräg, aber die Musik ist super.
Um es mal verknappt zu sagen: Das Ganze ist
mehr als die Summe der Einzelteile.“ • Ende
Nicht, dass sie nicht an ihn gedacht hätten. Wenn
der Name fiel, sprachen sie ausführlich über ihn.
Und auch wenn die Hirschen schon vor ihm medial präsent waren, - das, wofür sie 2002 medial
die meiste Aufmerksamkeit bekamen - ihre Arbeit für Bündnis 90/Die Grünen -, hängt mit ihm
zusammen. So einen kann man nicht übersehen.
Irgendwann aber sagte Heusinger: „Langguth ist
doch dabei, oder?“ Oh. War in Urlaub. Und dann
... Heusinger: „Langguth muss unbedingt rein.“
Hans-Hermann Langguth sitzt auf einem roten
Sofa im Foyer des Berliner Büros. Man kann sich
alle Macher der Hirschen beruflich auch woan42
ne Plattenbaukästen, stattdessen viele Eigenheime, die jemandem gehörten, das war ein im besten Sinne kleinbürgerlicher Platz, Hab und Gut
zählte noch was, dadurch ging es einigermaßen.“
Es ist auch so schon schwer genug. Zu Hause kein
Vater, dafür Prügel von der Mutter. Probleme in
der Schule. Wenig Kontakt zu Gleichaltrigen.
Asthma. Sportverbot. Nicht einfach, an sich zu
glauben. Doch Langguth kämpft. In der neunten
Klasse ist er noch der schlechteste Schüler, der es
gerade so ans Gymnasium schaff t, in der zwölften ist er einer der drei Besten. Er beginnt Fußball
zu spielen und er ist gut, obwohl sie den Rechts-
list für Familienautos wäre ich falsch.“ Intern hat
er das Campaigning-System mitentwickelt, dessen
Kern integrative Teams sind. „Leute, die in anderen Agenturen weit voneinander entfernt und in
gewollter Konkurrenz sitzen und die nicht miteinander reden - Beratung, Text, Strategie, Kreation,
PR -, sitzen und arbeiten und sprechen und kreieren bei uns zusammen. Es macht Spaß, da zuzusehen und mitzumischen.“ Er wollte, sagt Langguth,
„bei den Hirschen schon etwas beweisen jenseits
von Redaktions- und Amtsstube. Nicht, dass jemand sagt: ‚Der sitzt nur hier, weil er mal ihr Auftraggeber war.‘“
43
Was ist eigentlich Campaigning?
Das Geheimnis ihres Erfolges!
Zwei Journalisten wagen eine Erklärung:
Harald Nebel, new business
Ein Interview mit Bernd Heusinger, Gründer und
Geschäftsführer Kreation Zum goldenen Hirschen.
Nebel: Eine Idee, das Schaffen eines Anlasses, das Setzen eines Themas sind also der Ausgangspunkt des Campaignings,
geschickte PR der Teilchenbeschleuniger und ein Mediawert,
der deutlich über die Spendings des Kunden hinausgeht, das
Ziel – richtig?
Heusinger: Ich hätte es nicht schöner sagen können!
Ruben Karschnik, ZEIT ONLINE
Der erste warme Tag im Frühjahr. Sie schlendern über den
Wochenmarkt und haben einen wundervollen Obststand
entdeckt. Ob es wohl schon bezahlbare Erdbeeren gibt? Sie
recken den Hals. Doch auf der Angebotstafel steht: „Wintermantel: nur 99,95“. Komisch, nicht? Schließlich wollen Sie
hier und jetzt offensichtlich Obst kaufen und wüssten gerne,
was das kostet. Sie stehen ja auf dem Wochenmarkt und nicht
bei C&A. Außerdem ist Frühjahr.
Hier sieht man das Problem der meisten Werbekampagnen: Sie
sprechen die Menschen zur falschen Zeit am falschen Ort mit der
falschen Botschaft an. Das stört niemanden, hilft aber auch nicht.
So weit hergeholt ist das Beispiel übrigens gar nicht.
Campaigning dagegen ermittelt Botschaften, die für die Menschen tatsächlich relevant sind. In diesem Fall wäre das für
Sie ein tolles Angebot für Erdbeeren. Sollten die Märkte mal
unübersichtlicher und die Produkte komplexer werden: Das
Prinzip bleibt das gleiche. Was bis dahin alles unternommen
werden muss (man kann es sich nicht vorstellen) – das überlassen Sie einfach Zum goldenen Hirschen und freuen sich über
Ihre leckeren Erdbeeren. Guten Appetit!
Es folgen 20 Seiten Campaining!
44
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46
Baden-Württemberg
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47
Die Kampagne für das Land
Baden-Württemberg
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Es muss ein
Rock durch
Deutschland
gehen.
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Frauen haben heutzutage nicht nur zu Hause die
laut Studien am zufriedensten. Und haben zu ihrem Glück
Hosen an – nein, sie rocken auch die Arbeitswelt.
auch lange was davon – dank der höchsten Lebenserwartung
Besonders in Baden-Württemberg: Bei uns sind laut
in Deutschland. Es ist also Zeit für eine neue Frauen-
Statistischem Landesamt überdurchschnittlich viele Frauen
bewegung: in Richtung Baden-Württemberg. Nur einer von
berufstätig. Tendenz weiter steigend. Genau wie die
vielen Gründen, jetzt umzuziehen. Mehr erfahren Sie unter
Stimmung im Land: In Baden-Württemberg sind #Frauen
www.BW-jetzt.de
Imagekampagne lockt mit glücklichem Leben – und sorgt für Diskussionen. Von Susanne Faust
Das Glück ist zwar flüchtig. Scheint aber eine
Lieblingsregion zu haben. Eine Marktforschungsstudie hat ergeben, dass bundesweit die glücklichsten Menschen in Baden-Württemberg leben.
Davon möchte das Land noch mehr haben – und
beauftragte die Agentur Zum goldenen Hirschen
mit einer Imagekampagne, um Fach- und Führungskräfte mit ihren Familien in den Südwesten zu locken. Ausgewählt hatte die Stuttgarter
Landesregierung aus 18 europaweit eingereichten Agenturkonzepten. „Im Fokus stehen die
hohe Lebensqualität, das kulturelle Angebot und
die Schulbildung“, sagt Philipp Keller, gebürtiger Schwabe und Geschäftsführer Kreation der
Agentur in Köln.
Die Aussichten klingen gut: „Mit einem Umzug dorthin entwickelt sich auch Ihre Karriere positiv“, heißt es in der brandneuen Kampagne. Mit
„dorthin“ ist in diesem Fall Tuttlingen gemeint,
wo von rund 600 baden-württembergischen Medizintechnik-Unternehmen mehr als 300 angesiedelt sind. Das erfahren Interessierte auf der
Webseite www.bw-jetzt.de, dem Herzstück der
Kampagne. Entsprechend breit wird die Inter- che Wohnungen frei sind, wann welcher Künstler
netseite beworben. Anzeigen werden u. a. in Spie- auftritt ... „Die große inhaltliche und technische
gel, FAZ und der Süddeutschen Zeitung geschal- Herausforderung war es, die Vielfalt Baden-Württet, aber auch in Studentenmagazinen. Und da tembergs möglichst umfassend und aktuell abzubilden, für alle Lebensbereiche“,
das Leben nicht nur aus Karrisagt Philipp Keller. Infos gibt es
ere besteht, präsentiert sich das „Die große inhaltliche
zu mehr als 1000 Städten und
und technische
Bundesland auf www.bw-jetzt.
de auch als Genießerregion – mit Herausforderung war
Gemeinden in Baden-Württem180 Brauereien und der höchs- es, die Vielfalt Baden- berg. Und der Leser erfährt von
ten Dichte an Sterneköchen.
Württembergs mög- freien Jobs, Häusern & WohDer Slogan „Wann Sie nach Ba- lichst umfassend und
nungen, Kunst & Kultur, Kinden-Württemberg ziehen sollten? aktuell abzubilden, für derbetreuung & Ausbildung,
Spätestens im 9. Monat“ stellt alle Lebensbereiche.”
Kneipen & Restaurants.
die gute Kinderbetreuung in den
Vordergrund. Und der Satz „Es muss ein Rock
„Wir wollen den Menschen nicht nur sagen, ,Badurch Deutschland gehen“ steht für den hohen den-Württemberg ist toll‘, sondern wir wollen sie
Anteil berufstätiger Frauen.
davon überzeugen, dass das Land für sie persönlich interessant ist“, so Staatsministerin Silke Krebs.
Die Argumente für einen Umzug nach Baden- „Die Entscheidung für oder gegen einen Umzug
Württemberg sind ungezählt. Wer die Seite betritt wird meist von der ganzen Familie getroffen.“ Ein
und einen Standort seiner Wahl eingibt, kann die Grund, wirklich alle auf die Kampagne aufmerkunterschiedlichen Themen der Region nach und sam zu machen – in Fernsehspots, Printanzeigen,
nach selbst erkunden. Auf einen Klick erfährt Online-Werbung – und natürlich auch mit Auftritder User, wie viele Kindergärten es gibt, wo wel- ten auf Facebook, Twitter und YouTube.
BW-jetzt.de
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@BWjetzt
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Baden-Württemberg
Das Herz der Kampagne: ein Portal, das es so in Deutschland noch nie gegeben hat.
Tagesaktuell werden für über 1.100 Gemeinden freie Jobs, Wohnungen, Veranstaltungen,
Schulen, Kinderbetreuungsstätten etc. angezeigt.
Das hat funktioniert. Die Kampagne blieb
bundesweit niemandem verborgen. Und so entwickelte sich der Lockruf aus Baden-Württemberg
kurz nach dem Start zunächste zum Donnerhall
in Sachsen-Anhalt.
Beim Thema Sitzenbleiben verstehen einige dort nämlich
keinen Spaß. Die
dortige SPD-Fraktionschefin Katrin
Budde empörte sich,
sprach von der „Arroganz der Reichen“
und einem „intellektuellen Armutszeugnis für Baden-Württemberg“. Warum so kreiznarrad – wie
der Schwabe für wütend sagt?
Die ironische Anspielung „In Sachsen-Anhalt
steht man früher auf. Bei uns bleibt dafür niemand sitzen“ wirbelte den frühen Vogel auf. Der
Freistaat wirbt seit rund sechs Jahren mit: „Wir
stehen früher auf“. Ausgangspunkt für diesen Slogan ist eine Umfrage, nach der die Sachsen-Anhalter im Schnitt morgens um 6.39 Uhr aufstehen
– und damit früher als die anderen Deutschen.
Das mit dem Sitzenbleiben hören die Politiker allerdings nicht gern. Grund: Einer Studie zufolge
bleiben in Sachen-Anhalt bis zu sieben Prozent der
Sekundarschüler sitzen – Baden-Württemberg hat
dagegen die geringste Quote.
Ein Angriff auf Sachsen-Anhalt war natürlich nie beabsichtigt.
Ziel war es, die leistungsstarken Schulen
in Baden-Württemberg
in den Vordergrund zu stellen – und damit einen
Anreiz für die fehlenden Fachleute zu bieten. „Wir
wollen Lust auf Baden-Württemberg machen“,
sagt Silke Krebs. Und lobt den Erfolg der Landeswerbung: „Dass wir das so aufgegriffen haben,
adelt eigentlich eine solche Kampagne, denn dann
hat sie funktioniert.“ • Ende
„Wir wollen Lust
auf BadenWürttemberg
machen”
Susanne Faust machte sich nach Studium,
Volontariat und Anstellungen bei Tageszeitung und Frauen-Magazinen (Reportage, Politik, Kultur, Lifestyle) vor 15 Jahren
frei. Nach ihrem Job als klassische Reporterin
für Magazine und TV liegt ihr Fokus seit der Veröffentlichung des
Buches „Relax!“ (2001) auf Beauty, Wellness und Fitness.
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Die Kampagne für
KIND
DAS GANZE LEBEN HÖREN.
Ein Interview mit Martin Kind und Dr. Alexander Kind.
Von Susanne Faust
Ein stiller Konferenzraum. Leer und abwartend. Plötzlich öff net sich die Tür und die 40
Quadratmeter füllen sich mit Energie. Martin
Kind und Dr. Alexander Kind sind sofort präsent, strahlen sportliche Dynamik aus. Vater und
Sohn, Inhaber von KIND Hörgeräte, sind auf
dem Sprung: Mit rund 500 Geschäften sind sie
in Deutschland vertreten, haben sich mit mehr als
100 Filialen im Ausland etabliert – und das Unternehmen wächst erfolgreich. Angepeilt sind 800
Shops innerhalb der nächsten fünf Jahre. Martin Kind, 68, verwandelte den elterlichen Kleinbetrieb für Hörgeräte in Großburgwedel in den
deutschen Marktführer. Sein markantes Gesicht
kennt jeder, der sich auch nur ein bisschen für die
Bundesliga interessiert – durch seinen „Nebenjob“
als Präsident des Fußballclubs Hannover 96. Sein
Sohn Alexander, 38, der in St. Gallen Wirtschaft
studiert und promoviert hat, arbeitet in der Geschäftsführung des Familienunternehmens. Seine
Idee war es, die Bekanntheit der Marke KIND vor
zwei Jahren mit einer besonderen Werbekampagne voranzutreiben. Davor stand für ihn Überzeugungsarbeit – sein Vater war etwas skeptisch ob
der Investition.
KIND geht gern ungewöhnliche Wege, darin
sind sich Vater und Sohn einig. Und so verzichtete Alexander Kind, anders als viele andere Unternehmer, auf einen großen Agentur-Pitch. „Unsere
Grundidee kam gut an und wir entwickelten die
gesamte Strategie in gemeinsamen Workshops“,
erklärt Klaus Sielker, Geschäftsführer Beratung
der Agentur Zum goldenen Hirschen. Das Ergebnis stellte auch den Seniorchef mehr als zufrieden.
Das Besondere an der Kampagne: Offen und ohne
inhaltliche Vorgaben sprechen KIND Kunden
und Prominente wie z. B. die Schauspieler Michael
Degen und Herbert Knaup oder der Ich+Ich-Sänger Adel Tawil über ihre persönlichen Erfahrungen mit Hörgeräten und Hörschutz. Sympathisch
und natürlich kommt es rüber, wenn sie erzählen,
Wie häufig hören Sie „Ich hab ein KIND im
Ohr“?
MK: Überraschend oft, viel häufiger als erwartet.
Die Kampagne ist im deutschen Markt etabliert.
Spannend ist, dass gerade diese mutige Aussage so
unglaublich positiv aufgenommen wird.
"Dieser
Kunstgriff, das
Wort Hörgerät
durch KIND zu
ersetzen, der
funktioniert."
Was hat Ihnen an der Kampagne sofort gefallen?
AK: Der Spruch „Ich hab ein KIND im
Ohr“. Ich fand es gleich toll, dass er im
Zentrum steht neben dem zweiten Claim
„Das ganze Leben hören“. Die Slogans ergänzen sich sehr gut. Letztendlich ist es ein
einfacher Trick, das Wort Hörgerät durch KIND
zu ersetzen.
Verlangt das Produkt nach einem Trick?
wie gutes Hören ihr Leben bereichert und sie sich
mit dem Satz bekennen: „Ich hab ein Kind im
Ohr“. On top sensibilisiert der Slogan „Das ganze
Leben hören“ für die Bedeutung des Hörens und
räumt mit Klischees auf. Start der Kampagne war
September 2010, inzwischen sind KIND Hörgeräte
in aller Ohren angekommen.
AK: Von dem Begriff Hörgerät wissen wir, dass
es da eine gewisse Stigmatisierung gibt. Das hat
sich in der Vorbereitung der Kampagne und in
Gesprächen, die wir mit Kunden geführt haben,
deutlich gezeigt. Und dieser Kunstgriff, das Wort
Hörgerät durch KIND zu ersetzen, der funktio-
Die Zeit spielt für KIND. Die demografische
Entwicklung zeigt, dass der Anteil Schwerhöriger kontinuierlich steigt. Heute haben geschätzte 16 Millionen Deutsche Hörbehinderungen,
aber nur drei bis fünf Prozent tragen ein Hörgerät. Akustiker haben also in Zukunft gute Karten.
Zu KINDs Expansionsstrategie gehört die fundierte Ausbildung von zurzeit 500 zukünftigen
Hörgeräte-Akustikern.
Vor acht Jahren übernahmen die Kinds den
ostdeutschen Hörgerätehersteller audifon und
fahren mittlerweile schon zwei Schichten in der
Fertigung. Mit audifon deckt KIND die komplette Wertschöpfungskette ab und bietet zudem
eine Produktpalette, die komplett „Made in Germany“ ist.
Tempo kommt ebenfalls auf, wenn sich die
beiden ergebnisorientierten Herren Zeit nehmen,
über das Geheimnis ihres Erfolgs zu sprechen ...
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KIND
DAS GANZE LEBEN HÖREN.
"Der Spot mit den
Sympathieträgern
nimmt dem schwierigen Thema Hörgerät
das Stigma. Der Spruch
scheint sehr schnell abgespeichert zu werden
und er belebt die
Diskussion."
direkten Mitbewerbern. Das ist viel mehr, als
wir erwartet haben. Und das ist auch deutlich mehr, als Marketingfachleute vorhergesagt haben.
MK: Der Spot mit den Sympathieträgern
nimmt dem schwierigen Thema Hörgerät das
Stigma. Der Spruch scheint sehr schnell abgespeichert zu werden und er belebt die Diskussion. Ich werde unterwegs oft auf die Kampagne
angesprochen.
Um mein Gehör
zu schützen.
Wenn's mal knallt ...
Was erstaunt die Menschen denn am meisten an der Kampagne?
Wann darf es bei Ihnen mal richtig laut sein?
MK: Auf einem Rolling-Stones-Konzert. Da lass
ich mich gern mal zwei Stunden mit 105 Dezi-bel beschallen. Das macht auch nichts, davon er-holt sich das Ohr wieder. Es geht wirklich um
m
den Dauerlärm, gegen den wir etwas tun müssen..
MK: Dass sie keine Hörgeräte sehen. Und die sind
Ich will das ganze Leben hören...
Testen Sie Ihre Produkte auch selbst?
MK: Ich selber?
AK: Ja klar mache ich das.
MK: Also ich selber habe ausgesprochenes Glück.
Augen und Ohren funktionieren noch außergewöhnlich gut. Ich brauche auch noch keine Brille
zum Lesen und auch kein Hörgerät. Aber Berührungsängste habe ich natürlich keine, wenn’s mal
anders kommen sollte • Ende
... das Knirschen im Schnee ...
TV-SPOT
niert. Er löst die Assoziation „ich hab einen kleinen Mann im Ohr“ aus. Daran bleiben die Leute hängen und fragen sich: „Mensch, was wollen
die eigentlich von mir? Was soll das?“ Diese Idee
wird sehr stark aufgenommen von Kunden, aber
eben auch von Nichtkunden.
oft auch nicht zu sehen. Die Leute haben immer
noch diese Bilder im Kopf von diesen unattraktiven, beigen „Oschis“ mit diesem gelben Schlauch.
Diese Otoplastik mit ihren begrenzten Möglichkeiten hat das Bild des Hörgeräts geprägt. Dabei
haben wir in der Hörgerätetechnologie enorme
Fortschritte gemacht. Die heutigen Hightechprodukte sind kosmetisch attraktiv und von hoher audiologischer Qualität. Aber es wird noch
dauern, bis die Leute sagen: „Mensch, Hörgeräte
sind super und ich gehe zu KIND“.
Welches der Testimonials kommt besonders
gut an?
AK: Am besten vertritt uns unser Straßenbauarbeiter Tim aus Hannover. Er genießt die meisten
AK: Wir haben keine Nullmessung gemacht, aber Sympathien, wenn man dem Feedback der Kuneine Umfrage zur Bekanntheit im Herbst verganden glaubt. Er sagt, „weil in meinem Job
auch die Ohren zuverlässig argenen Jahres. Was ich sagen kann, ist, dass wir
meilenweit vor allen Wettbewerbern liegen.
beiten müssen, klack, klack,
In einem Markt, der dadurch gekenn"Am besten
klack ...“
zeichnet ist, dass sich die Leute sieben
MK: Sie kommen alle
vertritt uns unser
bis zehn Jahre zu spät mit dem Thesehr authentisch
Straßenbauarbeiter
ma Hören beschäftigen. Wir haben
rüber!
Tim aus Hannover. Er
es geschaff t, innerhalb von nur zwölf
genießt die meisten
Monaten eine sehr hohe Markenbe- Sympathien, wenn man
AK: Diese Mikanntheit innerhalb aller Altersklasschung aus Promidem Feedback der
sen zu erreichen.
nenten und normalen
Kunden glaubt."
Kunden, die macht’s.
Haben Sie Zahlen, wie sich Ihre Bekanntheit
entwickelt hat?
Also horchen nicht nur ältere
Hörgeschädigte auf ...
AK: ... das ist das Spannende. Es gibt nicht unbedingt eine Verschiebung zu älteren Gruppen. Die
Markenbekanntheit zieht sich fast wie ein gerader
Strich von jung bis alt. Das ist natürlich ein Superergebnis und wir liegen deutlich über unseren
56
... pff pff, das ist ein startender
Albatros...
Wie viele neue Filialen haben Sie vergangenes Jahr eröffnet?
AK: Um die 50.
IIc
ch ha
hab ein
K ND
KI
D im Oh
Ohr.
Ein fittes Unternehmen. Sie sehen selbst so
sportlich aus. Wie halten Sie sich fit?
AK: Ich laufe.
MK: Ich spiele regelmäßig Tennis mit meinem
Freund Dirk Rossmann und dann habe ich noch
einen Fitnesstrainer, der mich ein bisschen antreibt. Aber im Prinzip ist es eine positive Einstellung zur Arbeit, die mich fit hält.
Sie haben Hannover 96 aus der Insolvenz
und Bedeutungslosigkeit gerettet. Was
unterscheidet den Präsidenten eines
Bundesliga-Vereins von einem CEO eines
Hörgeräte-unternehmens?
MK: Die Produkte sind unterschiedlich. Und damit die Märkte. Und die Infrastruktur. Ansonsten
sind sie 1:1, Personalwesen, Finanzwesen, Marketing. Der Fußballmarkt ist Hochleistungssport im
Bereich Showgeschäft. Und man muss ihn sehr
plakativ vermarkten, dort gelten schon andere
Voraussetzungen.
... klack, klack, also, das zu
hören ...
Die Hörgeräte bringen mir eine
wahnsinnige Sicherheit .
Man nimmt Dinge wahr,
die so wunderbar sind!
Warum hab ich das nicht schon
viel früher gemacht?
Ich hab ein KIND im Ohr.
Was ist eigentlich der größte Ärger für die
Ohren?
MK: Dauerbeschallung, von der sich das Ohr
nicht erholen kann, ist das Problem. Permanentes Musikhören über Kopfhörer zum Beispiel.
Teenager haben in den Kopfhörern oft eine Ausgangsschaltung bis zu 120 Dezibel, das ist für
das Musikerlebnis natürlich super, führt aber zu
Schwerhörigkeit. Bei 100 bis maximal 105 Dezibel sollte Schluss sein.
Ich hab ein KIND im Ohr.
ICH HAB EIN KIND IM OHR –
vom Tabu zum Bekenntnis.
Niemand spricht gern über Hörgeräte. Nicht, bevor
er selbst eines braucht – und oft selbst dann nicht.
In Deutschland lebten zum Start der Kampagne ca.
16 Millionen Menschen mit einer Hörbehinderung. Von
den 8–10 Millionen, die ein Hörgerät brauchten, trugen nur ca. 3 Millionen wirklich eines. So ist es kein
Wunder, dass auch der deutsche Marktführer auf dem
Gebiet der Hörgeräte-Akustik KIND trotz seiner 570
Fachgeschäfte, seiner kundenorientierten Servicedienstleistungen, innovativen Produkte und höchsten
Qualitätsstandards kaum über seine Kundschaft
hinaus bekannt war.
Prominente Bekenner
Die Idee von Zum goldenen Hirschen war, das Thema
Hörgeräte insgesamt zu enttabuisieren. In der Kampagne bekennen sich echte Kunden zu ihren KIND
Produkten. Die Testimonials zeigen, dass Hörverlust
nicht sein muss. Sie machen Schwerhörigen Mut, zum
Hörtest zu gehen und verdeutlichen allen anderen, wie
wichtig es ist, das Gehör zu schützen. Auch Prominente
wie die Schauspieler Michael Degen und Herbert Knaup
oder Sänger Adel Tawil, selbst Kunden bei KIND, sprachen im TV-Spot über die Bedeutung des Hörens und
bekannten: „Ich hab ein KIND im Ohr.“ Der lockere
Spruch, das offene Bekenntnis zu Hörgerät und Hörschutz, macht den Zugang zum Thema für viele leichter. Zugleich verbessert die Kampagne so das Image
von Hörgeräten und Hörschutz.
Durchgehendes Konzept
Das Bekennerkonzept setzt sich auch in allen weiteren
Werbemitteln fort: In der Bekennerbroschüre stellen
sich die unterschiedlichsten Menschen vor, die bei
KIND eine für sie individuelle Lösung zum guten Hören
gefunden haben. Parallel dazu informiert eine umfangreiche Leistungsbroschüre über alle Bereiche und Produkte von KIND. Unsere Bekenner grüßen im gleichen
Kampagnenlook auch von Displays am POS und
wurden mit ganzheitlichen PR-Maßnahmen weiter
bekannt gemacht.
Deutliches Wachstum
Seit dem Einsatz der Kampagne wächst KIND flächenbereinigt deutlich schneller als der Markt. Sowohl nach
innen als auch beim Endverbraucher konnten deutliche Impulse gesetzt werden. So stieg nicht nur die
Mitarbeiteridentifikation und -motivation, sondern auch
die Kundenfrequenz in Fachgeschäften, die Anzahl
der Beratungsgespräche und durchgeführten Hörtests, der Geräteabsatz sowie die Visits auf der KIND
Homepage. Auch die Enttabuisierung des Themas, so
zeigen aktuelle Marktforschungsergebnisse, schreitet
inzwischen deutlich voran. Wer heute in die Verlegenheit kommt, ein Hörgerät zu brauchen, kann sich jederzeit mit einem lockeren „Ich hab ein KIND im Ohr“
dazu bekennen.
Zusätzlich zeigen Marktforschungsergebnisse, dass
die Enttabuisierung des Themas rasch voranschreitet.
Weil ich keine Lust mehr auf
Ausreden hab.
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Das Corporate Design für die
Berliner Philharmoniker
Die Aufgabe:
• Entwicklung eines neuen Corporate Designs für die Stiftung
Berliner Philharmoniker
• Entwicklung einer Kommunikationsidee, die für die nächsten
drei bis fünf Jahre angewendet
werden kann
Der Kern der Einzigartigkeit der Berliner Philharmoniker liegt in der Fähigkeit, starken Charakteren auch in einer großen Gemeinschaft eine
Heimat zu geben. 128 Stars in harmonischem Einklang – ein Kraftakt, der nur mit einer ganz besonderen Philosophie und Kultur zu meistern ist.
Wenn Individualität auf Offenheit triff t, wird in
der Gemeinschaft der Raum geschaffen, um Standards aufzulösen und Faszination voll entfalten
zu können. Und nur in der Verbindung von Unterschiedlichem entsteht das Spannungsfeld, um
Neues und Einzigartiges zu erzeugen.
Dieses Spannungsfeld hat der Architekt Hans
Scharoun auch in die Architektur der Berliner Philharmonie, Konzerthaus des Berliner Philharmonischen Orchesters, aufgegriffen. Nicht gleichförmig,
sondern asymmetrisch. Nicht vollendet, sondern
lebendig. Nicht abgrenzend, sondern verbindend.
Deshalb wurde die Anlehnung des Designs der
Philharmoniker an die Architektur der Philharmonie als sinnvoll angesehen und beibehalten. Das
Erscheinungsbild der Berliner Philharmoniker war
zu diesem Zeitpunkt nicht einheitlich. Der Absender war nicht immer deutlich genug zu erkennen.
Durch die Mischung verschiedener Kommunikationsstile und -sprachen war die Wiedererkennbarkeit der Institution als Einheit nicht stark genug.
Das lag wahrscheinlich daran, dass das Corporate
Design und die Kommunikation von unterschiedlichen Agenturen entworfen worden sind, die eher
konkurriert als harmoniert haben.
Ausgehend vom
Logo haben wir eine
neue grafische Aura
entwickelt, die die besondere (Klang-)Faszination, die vom Orchester ausgeht,
symbolisiert.
Ausgehend vom Logo
haben wir eine
neue grafische
Aura entwickelt,
die die besondere
(Klang-)Faszination, die vom
Orchester ausgeht, symbolisiert. Das zentrale Gestaltungselement
innerhalb der Kommunikation der Berliner Philharmoniker ist nun ein Mosaik, abgeleitet aus den
Achsen der Bildmarke, die auf dem Grundriss der
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Philharmonie basieren. In der Anwendung entstehen aus der Verlängerung der Achsen unterschiedliche Flächen. Diese Flächen sind die Grundlage
für das Layout. Die Kommunikationsmittel werden
aus dem Mosaik herausgelöst. Eine Fläche des herausgelösten Mosaiks wird gelb eingefärbt und dient
als Absenderbühne. So wird das Erlebnis zum zentralen Thema des Designs. Das formale Raster
des Designs ist so stark, dass es unterschiedlichste Inhalte, Bild- und Grafikwelten
klammern kann. Eine sehr große
Bandbreite von Visualisierungsmöglichkeiten entsteht, die
immer neue Inszenierungen mit klarer Absendermarkierung ermöglicht und
die Kontinuität im
Markenauftritt gewährleistet.
Seit September präsentieren
sich die Berliner
Philharmoniker mit
einem neuen Corporate Design, entwickelt
von der zur Hirschen
Group gehörenden Agentur My Deer. Diese Arbeit
hat nun den seit 1954 verliehenen „red dot award“ erhalten. My Deer hat für die Berliner Philharmoniker eine neue Bildsprache entwickelt, die einerseits
die individuelle Vielfalt innerhalb des Orchesters
und andererseits den Erlebnischarakter der Berliner Philharmoniker mit all ihren Unternehmungen visualisiert. Das Ergebnis überzeugte die
Jury aus 15 international renommierten Designexperten. Sie wählte das Corporate Design aus
6.468 Einsendungen für den „red dot award“ aus
und bescheinigt der Arbeit damit ein sehr hohes
Gestaltungsniveau • Ende
Das zentrale Gestaltungselement innerhalb der
Kommunikation der
Berliner Philharmoniker
ist nun ein Mosaik,
abgeleitet aus den
Achsen der Bildmarke, die auf dem
Grundriss der
Philharmonie
basieren.
Berliner
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Hirschen Group, Head of Design
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PHILHARMONIE
PHILHARMONIE
Zeit 20. Quipit 20 Uhr
Zeit 20. Quipit 20 Uhr
Zeit 20. Quipit 20 Uhr
Zeit 20. Quipit 20 Uhr
Zeit 20. Quipit 20 Uhr
Zeit 20. Quipit 20 Uhr
Einführungsveranstaltung 19 Uhr
Einführungsveranstaltung 19 Uhr
Karten: www.berliner-philharmoniker.de;
030/254 88 999 (täglich 9–18 Uhr) und an der
Kasse der Philharmonie (Mo bis Fr 15–18 Uhr,
Sa/So und Feiertage 11–14 Uhr)
Karten: www.berliner-philharmoniker.de;
030/254 88 999 (täglich 9–18 Uhr) und an der
Kasse der Philharmonie (Mo bis Fr 15–18 Uhr,
Sa/So und Feiertage 11–14 Uhr)
Diverse Stationen in nationalen
und internationalen Agenturen als
Executive Creative Director
• Scholz & Friends – Hamburg
• DDB – Düsseldorf
• TBWA\Group – Hamburg
Kunden: AIDA Cruises, Agfa, Adidas,
BMW, Porsche, Volkswagen, Blaupunkt,
Brau und Brunnen, Beiersdorf, British
American Tobacco, Castrol, Deutsche Bank,
Eduscho, Eurocar, Hapag-Lloyd, Heppinger,
Henkel, Krombacher, Lebensbaum,
Lekkerland, Margon, Montblanc, Reemtsma,
Sarotti, Sopexa, Spreequell, TK, Tchibo,
TWQ, Tom Tailor ...
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KAMMERMUSIKSAAL
Mo. 12. September 2012 20 Uhr
Freier Verkauf
KAMMERMUSIKSAAL
Mo. 12. September 2012 20 Uhr
Freier Verkauf
Mission. „Think positive!“
Berlin
Philhaer
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Progra
Saison mmheft 1 iker
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Di. 13. September 2012 20 Uhr
Di. 13. September 2012 20 Uhr
Freier Verkauf
Mi. 14. September 2012 20 Uhr
Abokonzert
KAMMERMUSIKSAAL
Mo. 12. September 2012 20 Uhr
Freier Verkauf
Di. 13. September 2012 20 Uhr
Freier Verkauf
Freier Verkauf
Mi. 14. September 2012 20 Uhr
Mi. 14. September 2012 20 Uhr
Abokonzert
Abokonzert
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Schneide deinen
eigenen Film: die
interaktive Kampagne
für das neue Parfum
von New Yorker.
Die Kampagne für
New Yorker Fragrances
Industrie. Kalt. Rau. Mittendrin: Er. Mittendrin: Sie. Erster Treff er. Zweiter Treff er. Der Blick. Der
kleine Finger unter Strom. Dann der Duft. Parfum. Haut. Der Mensch dahinter. Und mittendrin: Du.
Und ab in den Kopf:
Kusskopf, Farbkopf, Zweikopfwesen. Spiegelmenschen in Badewannen. Sanddünen. Farbexplosionen.
Schwarzlila Wolken. Rotlippige Verführung. Wo fängt der eigene Körper an?
Wo hört der andere Körper auf? Gemeinsam auf Duftreise. Das Traumland brennt. Das Traumland wabert, wächst, schreit und zieht an allen Ecken und Enden. Ausgezogen. Angezogen. Weitergezogen.
Die Ziege als Omen. Als Nachbild der Nacht. Machst du das? Darfst du das? War das nicht verboten?
Niemand liebt wie du. Niemand liebt Euch wie Ihr. Und mittendrin: Du.
Und dann raus! Raus aus dem Strudel. Rausrausraus! Getrennt und nicht getrennt. Was bleibt, wenn man
gemeinsam versinkt? Die Erinnerung an die Bilder des anderen. Erlebt ist erlebt. Im Kopf, auf den Lippen.
Die Schenkel noch warm von der unberührten Berührung. Das Nachzittern bleibt. Und die Möglichkeit
bleibt. Und die Ziege fragt Dich: Wo warst du? Und du sagst: Mittendrin.
Die Idee, dass der Duft eines Parfums Assoziationen
auslöst, funktioniert überall auf der Welt. Mit Düften
sind Erinnerungen verbunden: ein bestimmtes Erlebnis,
ein geliebter Mensch oder eine
aufregenden Nacht. Ganz individuell, ganz persönlich.
Deshalb haben wir nicht einfach einen Spot gedreht, sondern hunderte von Sequenzen, die je nach
Schnitt unterschiedliche Stimmungen zeigen.
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Unser Ziel war es, bereits während des Drehs genauso assoziativ zu arbeiten wie das Gehirn während eines Traumes. Es sollten Traum- und Sogbilder entstehen und keine linearen Geschichten.
Online konnten über eine Million Fans unter dem
Motto „How does it smell to you?“ ihre eigenen
Duftfilme schneiden. Dafür integrierten wir in
Facebook ein Schnittprogramm, mit dem man direkten Zugriff auf das gedrehte Material hatte. So
entstanden einzigartige Filme, die Teil der Kampagne wurden. Mein Dufterlebnis - mein Film!
Philipp Keller, GF Kreation ZgH Köln
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Der ultimative Charakter-Test für jeden Mann für
Tabac
Original
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Über 40 Millionen Facebook-Freunde können nicht irren.
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Die Kampagne für
nutella
DER MORGEN MACHT DEN TAG.
und 70 Prozent der Erwachsenen wählen nutella, wenn sie Nuss-Nougat-Creme konsumieren –
was 26 Prozent ein Mal pro Woche oder öfter tun.
Wer nutella liebt, hat ein Problem: „Alles unter einer Suppenkelle ist zu
klein – und die passt nicht ins Glas!”, spricht ein Heavy-User vielen aus
der Seele. Von Carolin Locksstein
Auf Facebook erscheint nutella täglich – in bis zu
14.500 Wallposts – als das, was es ist: „größer“ als
die Summe seiner Inhaltstoffe.
TV-SPOT „FALSCHE FAMILIE“
nutella ist ein Stück Kultur. Frühstückskultur. Trotz eines gewissen Establishments ist die
geschmeidige Nuss-Nougat-Creme schön unkonventionell geblieben und bringt ihre Fans dazu,
regelmäßig aus dem Rahmen zu fallen: Irgendwo
Es läuft also gut für nutella. Mittlerweile auch
wieder in der Werbung, die eine Zeitlang mit den
„Jungen Wilden“ etwas ins Abseits geraten war.
Benny Lauth, Tobias Weis, Jermaine Jones oder
Kevin Kuranyi – sie alle spielten als Jungstars im
DFB-Team in den Werbespots mit – aber schon
kurze Zeit später in der Nationalmannschaft keine Rolle mehr. Die Boulevardpresse suchte nach
Erklärungen und schloss messerscharf auf einen „nutella-Fluch“. Parallel dazu bemängelten
Kritiker, dass die durchtrainierten Werbeträger den Eindruck erweckten, nutella sei Teil ihres täglichen Fitnessprogramms. Ferrero reagierte
und entschied sich Mitte 2011, die Werbestrategie neu auszurichten. Das Unternehmen zog das
wie sein Vater. Das knackfrische Geräusch, das ein
neues nutella-Glas beim Öff nen macht, weckt die
beiden im Handumdrehen. In „Vertauscht“ fragt
sich die morgenmuffelige Tochter, ob sie – rein
biologisch betrachtet – wirklich Teil der fröhlichen, hellwachen Familie sein kann, die um sie
herumwuselt. Am Ende entdeckt sie dann doch
eine große Gemeinsamkeit: nutella.
Im dritten Spot stellt der Vater bedauernd fest,
wie groß seine „Kleine“ scheinbar über Nacht geworden ist. Mit gerunzelter Stirn registriert er
die hohen blauen Keilabsatzschuhe seiner Tochter, ihren türkisen Nagellack und ihre erwachsendistanzierte „Aura“. Zum Glück darf er wenigstens
noch das nutella-Brot mit ihr teilen … Und die
Zuschauer gehen mit. Mittlerweile „treffen“ mehr
als 670.000 Fans die nutella-Familie auf Facebook.
Kombination mit Vollkorn natürlich gesünder ist,
mögen tatsächlich viele nutella auf Schwarzbrot.
Und vielen fällt auf, dass nutella nicht überall
auf der Welt gleich schmeckt. Stimmt! In Europa
wird nutella nach zwei verschiedenen Rezepturen
hergestellt, der sogenannten Nord-nutella und der
Süd-nutella. Süd-nutella ist glänzender und weicher und nach dem in Südeuropa vorherrschenden Geschmack etwas süßer und nussiger. Die
Süd-Variante wird in Frankreich, Spanien, Italien, den Niederlanden sowie Teilen der Schweiz
verkauft. In Deutschland wird Nord-nutella vertrieben, die matt glänzend und streichfest ist und
einen etwas höheren Kakaogehalt hat – und pro
100 Gramm ca. 15 Kalorien weniger enthält. Das
entspricht sicherlich keiner Suppenkelle, aber ein
bisschen mehr darf dann bei deutschen nutellaFans doch aufs Brot...• Ende
„YOUNG LADY“
„SPÄTZÜNDER“
steckt immer jemand einen Löffel ins Glas. Garantiert auch in diesem Moment!
Nach ihrem Volontariat an der Axel Sprin-
In einer süßen Laune rührte 1940 der Konditor Pietro Ferrero aus Piemont Nüsse, Zucker
und Kuvertüre zur ersten Nougatcreme zusammen. 1951 veredelte er sie zur „Supercrema“, die
seit 1964 nutella (vermischt aus dem englischen
„nut“ und der italienischen Verkleinerungsform
„-ella“) heißt. Seit 1965 vertiefen sich die Deutschen ins nutella-Glas und fragen sich seitdem:
Heißt es der, die oder das nutella? Die einzig richtige Antwort darauf lautet: Das eingetragene Fantasiewort verlangt offiziell gar keinen Artikel. Wer
trotzdem darauf besteht, hat die freie Wahl.
ger Akademie hat Carolin Lockstein als
Redakteurin für unterschiedliche Zeitschriften gearbeitet und als freie Journalistin in
New York gelebt. Seit 1997 ist sie von Hamburg aus für alle großen Verlage aktiv. Ihre Schwerpunkte: Lifestyle, Wellness, Spa-Reisen.
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Der, die oder das nutella ist der beliebteste
Brotaufstrich der Deutschen und hat hier einen
Bekanntheitsgrad, von dem sogar ein Bundespräsident wie Joachim Gauck nur träumen kann: 99
Prozent kennen nutella. 74 Prozent der Kinder
Produkt vom Fußballplatz ab, wechselte die Spieler aus und überließ es Zum goldenen Hirschen,
das Glas neu zu plat„Fußballer sind
zieren – morgens auf
gut. Familien sind dem Frühstückstisch
der Familie. Denn: die
besser.”
Kernzielgruppe ist die
Familie. Ziel war es, Emotionen und positive Assoziationen zu wecken. Und Geschichten zu erzählen, in denen sich jeder wiedererkennt und
über die jeder schmunzeln kann.
Klar, es gibt nicht nur positive Stimmen. Einige fanden die Kicker lustiger. Aber viele mögen die neuen Spots gerade wegen ihrer Realitätsnähe: „Fußballer sind gut. Familien sind besser“.
Kalt lassen die Spots jedenfalls niemanden. Eine
Tierschützerin schaute ganz genau hin und postete: „Was mich total an dem Spot stört: WARUM
ist der Hund an der Treppe angebunden? Konntet
ihr keinen Hund finden, der lieb bleibt? Muss man
den im Haus anbinden? Also das war total sch...,
dicker Minuspunkt für die nutella-Werbung.“
Um mit Energie in den Tag zu starten, setzen 83 Prozent der Haushalte mit Kindern auf
das Frühstück. Die drei Clips, gedreht von Regisseur Simon Verhoeven, zeigen die nutella-Familie
morgens am Esstisch und schildern Situationen
jeweils aus der Sicht eines Familienmitglieds. In
dem Spot „Spätzünder“ kreisen die Gedanken der
Mutter um ihren Sohn, der – den Kopf gegen eine
Hand gestützt – am Tisch weiterschläft. Genau
„Wo gibt es die blauen Keilabsatzschuhe, die
das nutella-Mädchen trägt?“, war eine Frage, die
gleich mehrere weibliche nutella-Fans beschäftigte
– sie sind von H&M, leider aus einer Kollektion
vom vergangenen Jahr … Mehr als eine Antwort
gibt es auf die Frage „Wieso benutzen die in der
Werbung Schwarzbrot? Weißbrot schmeckt doch
viel besser …“ Also: Abgesehen davon, dass die
71
TV-SPOT
WARUM SOLL ICH 20 KM ZUM EINKAUFEN FAHREN?
Die Kampagne für
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EINMAL HIN. ALLES DRIN.
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Die Marke lag am Boden. Dann kamen Manfred Mandel und
die Hirschen. Ein Interview. Von Carolin Lockstein
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72
Sie wiegt knapp über 100 Gramm, ist für
genau 99 Cent zu haben und macht mit
den Idealmaßen 40 x 18 x 43 eine konstant
gute Figur beim Einkaufen. Die federleichte Kunststoff-Tasche von real,- trägt locker
das 40-Fache ihres Eigengewichts nach Hause. Sollten Nähte oder Henkel doch mal reißen, gibt’s Ersatz. Gratis und jederzeit. Damit sich die aufgedruckte Marken-Botschaft
schnell neu erfüllen und überallhin transportiert werden kann: Einmal hin. Alles drin.
Der Claim „arbeitet“ seit April 2008 für die
Einzelhandelskette, und das tut er gut. Zuvor war die Marke – nach Jahren vorbeiziehender Wettbewerber – ins Taumeln geraten
und eines der schwächsten Glieder innerhalb
der METRO Group. Dieser Trend sollte gestoppt und gedreht werden
Mandel war als Mitglied der Unternehmensleitung für das gesamte Marketing der
REWE national und international verantwortlich. Unter seiner Führung entstand
die REWE Group und alle Supermärkte der REWE wurden unter dem neuen
Logo REWE zusammengeführt und mit einem gewaltigen Big Bang an einem Tag in
Deutschland eingeführt. Diese strategische
Neuausrichtung beschert der REWE auch
heute noch nachhaltiges Wachstum.
Diese Erfolgsstory veranlasste die METRO
Verantwortlichen wohl, Mandel ein Angebot für real,- zu unterbreiten. Der erfolgreiche Marketing-Mann sollte als CMO International und Generalbevollmächtigter von
Köln nach Mönchengladbach kommen –
und er kam.
Als Erstes musste an einer Neupositionierung gearbeitet werden. Es wurde ein Briefing erstellt und sechs Agenturen zum Pitch
eingeladen, aus dem die Hirschen Köln als
klarer Sieger hervorgingen.
Im Interview spricht er über die erfolgreiche
Kampagne, Kommunikationsziele, bunte
Murmeln und seine gelegentliche Vorliebe
für Funklöcher.
Von real,- zur REWE und wieder zurück. Das
alles in knapp drei Jahren. Sind Sie von einer
Aufgabe immer so schnell gelangweilt?
Einmal hin. Alles drin. Was war Ihr spontaner
Eindruck, als die Agentur Zum goldenen
Hirschen ihr Konzept präsentierte?
Überhaupt nicht. Langeweile kam bei der Aufgabe
in Köln definitiv nicht auf. Im Gegenteil, das waren drei Jahre Vollgas und auf der linken Spur. Ich
weiß nicht, wie das Gerücht entstanden ist, dass
ich nur hin und her wechsle. Ich hab in 40 Jahren
drei Mal den Job gewechselt.
Den Spruch fand ich schlicht und einfach genial.
Insgesamt war mir die Kampagne aber im ersten
Ansatz nicht emotional genug. Zu wenig Feeling,
keine Emotionen,
kein Herz, keine
"Die Kampagne
Seele, kurz- um
startete am
die Hirschen hat28. April 2008 und
verwandelte Deutsch- ten einen Bock
land mit 13.983 Groß- geschossen. Wir
flächenplakaten und hatten eine sehr
542 Citylight-Postern harte Aussprache.
Den Erfolg sehen
über Nacht in realsie noch heute.
Land".
Was bewegte Sie zur Rückkehr?
Der Zeitpunkt passte. Ich gehe langsam auf ein hohes Marketing-Alter zu und ein Ende ist abzusehen.
Der Job bei REWE war erledigt und real,- in einer
schwierigen Situation. Aber schon damals war klar:
Es ist ein tolles Unternehmen mit Potenzial. Die Aufgabenstellung war spannend und die Messlatte hoch.
Worin bestand die besondere
Herausforderung?
real,- war angeschlagen. Um das Markenimage
stand es nicht zum Besten. Wettbewerber wie Edeka rüsteten kommunikativ massiv auf. Das Resultat: deutlicher Kundenschwund. Diesen Trend galt
es unter schwierigen Bedingungen zu stoppen und umzudrehen.
Die Kampagne startete am 28. April 2008 …
… und verwandelte Deutschland mit 13.983
Großflächenplakaten und 542 Citylight-Postern
über Nacht in real-Land. Vor den größten Bahnhöfen standen riesige Tüten, mit Headlines bedruckt,
Ist die Werbestrategie
rund um den Claim
„Besorg’s Dir doch
einfach“ vor oder nach
Ihrem Wechsel zur
REWE entstanden?
Den Slogan habe ich nicht
zu verantworten. Dieser
Ansatz entstand nach meinen Wechsel zur REWE.
Lief die Kampagne noch
bei Ihrer Rückkehr?
Nein. Eine meiner ersten Maßnahmen war es jedoch, eine Agentur zu finden, die mit mir einen
kommunikativen Neustart entwickelte. Es gibt keinen deutschen Händler, der ein vergleichbares Foodund Nonfood-Sortiment anbieten kann. Das macht
real,- einzigartig. Und das musste das Thema der
Kampagne sein, die Kernbotschaft. Mehr Auswahl.
Mehr Frische. Mehr Qualität. Mehr Convenience.
die auf die jeweilige Stadt zugeschnitten waren,
z. B. „Alles für Frankfurter: Vom Würstchen bis
zur Pfanne“. Parallel dazu liefen sechs unterschiedliche TV-Spots, die jeder deutsche Zuschauer in
der ersten Woche durchschnittlich zweimal verfolgte. Acht verschiedene Funkspots auf über 170
Sendern wurden sieben Mal am Tag geschaltet.
73
www.real.de
Von Mo., 11.07.
bis Sa., 20.08.2011
"Um unsere Imageposition weiter zu stärken, haben wir dann 2010
den Kommunikationsfokus auf Frische verlagert."
Wann spürten Sie die ersten Erfolge dieser
360-Grad-Kampagne?
TV-SPOT
Noch vor dem offiziellen Start. An den 50.000
Mitarbeitern. Wir haben ihnen die Kampagne vor
Ort in den Märkten präsentiert. Es gab viel Begeisterung dafür. Die Mitarbeiter haben sich komplett mit unserem neuen Auftritt identifiziert. Der
Claim bekam schon da Kultstatus. Das war der
erste, vielleicht wichtigste Erfolg - unsere Mitarbeiter für unseren Laden zu begeistern.
Eine riesige
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Fissch ...
Zugewinn an Sympathie
Nur solange der Vorrat reicht!
Mehr Infos unter
www.real.de/murmelfieber
™, ® + © 2011 Mindspark Interactive Network, Inc.
All rights reserved.
Facebook
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noch mehr
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33 Spots gipfelten in der Kernaussage: 100 Prozent
Frische oder 100 Prozent Geld zurück.
Image ist alles – falsch oder richtig?
Der Begriff Image ist mir zu kurz gesprungen.
Wenn wir Image aber durch den Begriff Marke
ersetzen, stimmt das. Ein differenzierendes und für
die Kunden relevantes Markenprofil zu besitzen ist
für ein Handelsunternehmen ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. In der Vielzahl der Möglichkeiten,
die Kunden heute haben, ist eine starke Marke ein
Leuchtturm. Sie bietet Orientierung, schaff t Vertrauen. Wir haben mit unserer Marken- und Kommunikationsstrategie real,- in den letzten Jahren
wieder zu solch einem Leuchtturm aufgebaut. Dabei sind die Er"In der Vielzahl der
folgsfaktoren
Möglichkeiten, die
Kontinuität
Kunden heute haben, und Konsistenz
im Markenaufist eine starke Marke
tritt und Kreaein Leuchtturm. Sie
tivität.
Wir
bietet Orientierung,
spielen immer
schafft Vertrauen."
wieder neue
Themen, die aber letztlich alle auf das Markenkonto bzw. auf das zentrale Markenversprechen
„Einmal hin. Alles drin.“ einzahlen. Wir stellen
fest, dass dieses klare Profil von unseren Kunden
honoriert wird. So hat uns erst kürzlich das Deutsche Institut für Service-Qualität bescheinigt, dass
wir im Wettbewerbsvergleich eine eklatant gestiegene Kundenzufriedenheit haben. Das ist das Ergebnis guter Markenarbeit.
Die Märkte müssen natürlich halten, was die Kampagne verspricht. Wir haben die Ladenausstattung
dem neuen Markenauftritt angepasst, Märkte, die
einen Investitionsstau hatten, renoviert und neue
Vertriebs-, Einkaufs- und Waren-Konzepte umgesetzt. Dazu zählen u. a. die Einführung der
neuen Eigenmarken real,-Quality, real,-Selection
und real,-Bio, neben der bereits bestehenden Preiseinstiegsmarke TIP. Sie tragen enorm zum Erfolg
von real,- bei. Denn viele Kunden sind mittlerweile gern bereit, die A-Marke gegen eine gute Alternative einzutauschen.
Durch Facebook als Kommunikationsplattform geben wir unseren Fans die
Möglichkeit sich auszutauschen über Aktionen, real,-Eigenmarken und Services. So erfahren wir z. B., dass unsere Fans die real,-QUALITY Marmelade
mögen und sich freuen, dass die Marmelade auch preiswert ist. Wir haben zudem die Möglichkeit, unsere Fans und Kunden zu informieren über Neuigkeiten bei real,- und Ihnen zu helfen bei Fragen und Problemen.
Und wenn die Leute schreiben, dass die Marmelade nicht schmeckt?
Dann ist das eine Information, die wir aufnehmen und im Unternehmen verarbeiten. Da uns die Meinung unserer Kunden besonders wichtig ist, haben wir
sogar ein Testportal eingerichtet. Unter www.real.de/Bewertung können Kunden ihre Meinung sagen zu unseren Eigenmarken-Produkten. Die real,-QUALITY Pommes frites haben wir aufgrund dieser Bewertungen schon verbessert.
TV
Inzwischen ist es etwas ruhiger um real,geworden. TV-Spots sind ausgesetzt …
Was können Sie in der Kommunikation noch besser machen?
Wir werden in Zukunft deutlich intensiver das ganze Geschäft der Umweltund Nachhaltigkeitsthemen begleiten und uns somit in diesen Bereichen viel
besser darstellen. Unser Credo lautet „Handeln aus Verantwortung“. Genau
das möchten wir nach innen und außen stärker kommunizieren. Hier haben
w
wir schon erste Erfolge zu verzeichnen.
Stimmt. Wir wollten uns …
… finanziell erholen?
… uns anderen Dingen zuwenden, die strategische
Wichtigkeit haben. Aber klar, das war und ist auch
eine Budget-Frage. Im Moment konzentrieren wir
uns auf Aktionen, die ebenfalls eine unglaublich
positive Resonanz beim Kunden bringen. Wir bauen derzeit massiv unsere Präsenz in Facebook aus
und lernen, wie wir mit den Kunden neu kommunizieren können. Wir entwickeln neue Ideen
und vernetzen diese Maßnahmen mit unseren anderen Marketingmaßnahmen. Wir haben derzeit
über 200.000 Fans, mit denen wir in einem kontinuierlichen Dialog stehen.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
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* 1 Funky-Bean gratis pro 15 € Einkaufswert. Ausgenommen sind Tabakwaren,
aren, Zei
Zeitungen,
itungen,
n), Präsentkörbe
Präse
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Zeitschriften, Bücher, Pfand, Guthabenkarten (z.B. Telefon-, iTunes-Karten),
und Service-Dienstleistungen. Maximal 10 Funky-Beans pro Einkauf.
nkauf.
Mehr Infos am Service-Center hier im Markt.
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W haben unser Sortiment inklusive aller Umweltkriterien genau im Blick.
Wir
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Wenn es ein Problem gibt, reagieren wir sofort. Das haben wir beispielsweise
in Bezug auf Überfischung bewiesen. Wir haben alle Rotbarsch-Produkte aus
d
dem Sortiment genommen, weil wir so dazu beitragen können, die Art zu erh
halten. Damit sind wir sehr offensiv umgegangen. Aber auch in vielen anderren Bereichen sind wir aktiv. Hierzu haben wir eine eigene Plattform erstellt,
d
die alle unsere Engagements in puncto Nachhaltigkeit bündelt.
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KW 01 – 06
Was mögen Sie eigentlich nicht an Ihrem Job?
W
Funky Beans Pokal
Murmelfieber. Ihre Idee?
Nee. Ich fand die Idee mit den Murmeln ehrlich
gesagt zuerst ein bisschen flach. Ich hab mich überzeugen lassen, dass wir das einfach mal tun sollten,
und muss zugeben, dass es die richtige Entscheidung war. Die Aktion hat unheimlich viele Menschen neu in unsere Märkte geholt. Quengelnde
Kids schickten ihre Eltern, Großeltern und Tanten, um ihnen fehlende Murmeln mitzubringen.
In vier Wochen haben wir 44 Millionen Murmeln
ausgegeben. Das war gigantisch. Der Kunde bekam pro 15 Euro Umsatz eine von insgesamt 20
unterschiedlichen Murmeln. Zum Sammeln, Tauschen, Spielen. So lief das auch mit den Nachfolgern der Murmeln, den Funky-Beans.
Das stimmt, auf der real,- Facebook-Seite ist dazu enorm viel gelaufen. Wir haben zu den jeweiligen Aktionen auch tolle Gewinnspiele bei Facebook gemacht.
Während der Murmel-Aktion gab es z. B. den Murmel-Creator, bei dem Fans ihre
eigene Murmel gestalten konnten. Die Aktionen wurden außerdem durch mehrere Posts begleitet. Durch Facebook haben wir auch ein sehr ehrliches Feedback
zu den Aktionen bekommen, das uns hilft die Zielgruppe besser zu verstehen.
Und was bringt Ihnen das?
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Welche Maßnahmen zählen dazu?
Claimzuordnung nach
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* 1 Murmel gratis pro 15 € Einkaufswert.
Ausgenommen sind Tabakwaren, Zeitungen,
Zeitschriften, Bücher, Pfand, Telefonkarten,
Präsentkörbe, Service-Dienstleistungen und
alle Artikel aus dem Tchibo-Programm.
Maximal 10 Murmeln pro Einkauf.
Mehr Infos am Service-Center hier im Markt.
Wie waren die Reaktionen der Konsumenten?
Am Starttag besuchten 69.000 User unsere neu
gestaltete Homepage. In der ersten KampagnenTagen kamen 4,5 Millionen Kunden in unsere
Märkte. Nach
"Innerhalb eines
nur vier KamJahres stieg die
pagnen-Monaten erzielMarkenbekanntschaft
te real,- beste
um neun Prozent.
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Insgesamt verbuchten
wir 2008 zwei Millionen Claim-Zuordnung und gezusätzliche Kundenwann deutlich
besuche. Die Kernan Sympathie.
botschaft war defnitiv
Innerhalb eiangekommen."
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Jahres
stieg die Markenbekanntschaft um neun Prozent.
Insgesamt verbuchten wir 2008 zwei Millionen zusätzliche Kundenbesuche. Die Kernbotschaft war
definitiv angekommen. Um unsere Imageposition weiter zu stärken, haben wir dann 2010 den
Kommunikationsfokus auf Frische verlagert. Die
Murmeln und Funky-Beans waren auch ein großes Thema auf Facebook.
Wie wichtig ist für real,- diese Kommunikationsplattform?
1
12-Stunden-Meetings.
Sonst bin ich genau dort, wo ich sein möchte. Und offfensichtlich auch zum richtigen Zeitpunkt.
Haben Sie neben Ihrem Job genug Zeit für andere Dinge?
H
I versuche, auf meinen Körper zu hören und hin und wieder zu sagen: Ich
Ich
bin dann mal weg. Ich schaue mir Kunst an, gehe auf Auktionen oder bewege meinen Oldtimer. Es muss aber keine Weltreise sein. Auf Sylt gibt es an bestimmten Orten Funklöcher, die ich immer wieder gerne aufsuche.
Einmal hin. Alles drin. Was darf in Ihrer real,Tüte nicht fehlen?
YouTube-Channel
TV
Ich brauche immer etwas Süßes. Schokolade und
Kekse. Dann Joghurt, Milch, Schwarzbrot, guten
Käse, eine gute Wurst und Tee. Und Coca-Cola. Die
trinke ich quasi schon mein Leben lang. Deshalb
habe ich auch meinen eigenen Kasten bekommen.
Manfred Mandel ist CMO International bei real,-
74
75
Ein Film für die
Deutsche Fernsehlotterie
TV-SPOT
... mit Millionen Helfern.
76
Stellen Sie sich vor ....
es gäbe ein Land ...
... in dem jeder,
der Hilfe braucht, ...
... Hilfe bekommt.
Ein Land, in dem ...
... sich jeder für jeden einsetzt.
Das ist unser Weg, ...
... den wir seit 1956 gehen.
Gemeinsam, ...sich jeder für jeden ein
Helfen auch Sie ...
... mit einem Los ...
... der Fernsehlotterie.
77
Es ändert sich nichts.
Es ändert sich alles.
Und was ändert sich für Sie? Der Leitfaden zur Kommunikation im postdigitalen Zeitalter: www.hirschen.de/wahrheit oder 040/28455-100
78
79
360°-Kampagne für
Hövels Original
• Kampagne für die Gesundheitsreform
• Kampagne für das Bundesministerium für
Arbeit und Soziales
Fachkräftekampagne
für die Bundesregierung
EIN GUTER
PL ATZ FÜR
Kampagne für das
Bundesministerium für
Arbeit und Soziales
TE
FACHKR ÄF
Kampagne für das
Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit
Politik
&
Werbekampagnen für
die Volkszählung/Zensus
Die Politik (griechisch Πολιτικά –
„Die politischen Dinge”) ist die
wichtigste staatsphilosophische
Schrift des Aristoteles.
80
Wirtschaft
Werbekampagne für
Duckstein
Die Wirtschaft oder Ökonomie ist die
Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Deckung des
menschlichen Bedarfs dienen.
81
Kampagne für
Rheinenergie
Edgar Cards für Billy Boy
Kampagne für den Bundesverband der
Energie- und Wasserwirtschaft
Lightcicle Regionalkampagne
Energie
Energie ist nötig, um einen Körper zu beschleunigen oder um ihn
entgegen einer Kraft zu bewegen.
&
Verkehr
Verkehr ist die Bewegung von
Personen, Gütern oder Nachrichten
in einem definierten System.
CI-Entwicklung und Plakate für
eins energie in sachsen
Werbekampagne für
Hamburg Energie
82
Kampagne für den HVV,
seit 1999 Hirschen-Kunde
83
Kampagne für die Bundeswertpapiere
TV-Spots für die Bank of Scotland
Promotion für Labello
Reich
Im Alltag wird als „schön” meist
etwas bezeichnet, was einen
besonders angenehmen Eindruck
hinterlässt.
Anzeigen für Yves Rocher
Heutzutage wird Reichtum häufig quantitativ auf Geld und Besitztümer bezogen, lässt sich aber grundsätzlich nicht
auf materielle Güter reduzieren.
&
Schön
84
85
Citylight-Motive für
ECE-Einkaufscenter
Virales Marketing für die
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V.
Plakatkampagne und Promotion
für die ECE-Einkaufscenter
Jung
In der westeuropäischen Kultur
und der deutschen Strafmündigkeit
die Zeit zwischen Kindheit und
Erwachsensein, also etwa zwischen
dem 13. und 21. Lebensjahr.
86
Alt
Imagekampagne, TV-Spot und Internetmaßnahmen für den Energydrink Schwarze Dose
&
In Japan ist der Tag der
Ehrung der Alten (⚸冾삧➊
seit 1966 ein amtlicher jährlicher Feiertag.
87
Kids
Kinder
e
Luke
Madz
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Familie Cuk
Emilia
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Hunde
Dogs
Ben
Kinder und Hunde verkaufen am
besten.
Paul & Emma
Deshalb an dieser Stelle echte Kinder
und Hunde von den echten HirschenMitarbeitern. Süß, oder?
Lorenzo
Emma
Carla
Maggie
Lio
Lotta
Greta
Neo
Helena
Pepe
Cato
Olli
Jan
Fabrice
88
89
91
Im dritten Traum stehe ich am Fenster in meiner Berliner
Wohnung. Ich schaue hinaus auf die Dachterrasse ein paar Häuser weiter. Auf der Brüstung sehe ich die Silhouette des Hamburger Hafens.
Die Kräne schauen mich an. Minutenlang. So als wollten sie mir etwas mitteilen, aber ich verstehe sie nicht. Dann bin ich plötzlich auf
der Straße, Menschen mit Narrenkappen laufen an mir vorbei und
ich bin mitten im Kölner Karneval. Die Leute rufen aber nicht Alaaf,
Ein paar Wochen später dann der zweite Traum: Ich lebe
auf dem Mars. Ich habe ein Verhältnis mit einem Mädchen mit mausgrauem Haar. Aber ihre Mutter schreit: Nein! Und ihr Vater sagt, sie
soll verschwinden. Und ihr Freund ist nirgends zu finden. Dann geht
sie durch ihren versunkenen Traum zum Platz mit der besten Aussicht. Sie starrt auf die Leinwand, aber der Film ist eine Flutwelle,
die sie einfach nur fertigmacht. Denn die Welle hat sie schon zehn-
17, gilt in Deutschland als großes, exzentrisches Talent unter den jungen Singer-Songwritern. Seine langerwarteten Kampagnen für das Land Baden-Württemberg, nutella und das Szenelabel New Yorker wurden von
Kritikern mit Lob überhäuft. Zurzeit ist Zum goldenen
Hirschen mit Band auf Europatournee.
Zum goldenen Hirschen
sondern sprechen alle von Fastnacht und Fasching. War das jetzt Köln
oder doch München? Oder Stuttgart? „Und was ist mit Frankfurt?“,
ruft mir eine Stimme aus dem Off zu. Ich warte jetzt einfach auf den
Tag, an dem ich kapiere, was mir die Träume sagen.
Aufgezeichnet von Sonja Schaub Foto: Alexander Blindtext
mal oder öfter selbst erlebt. Das macht sie so traurig, sie könnte in
die Augen eines Clowns spucken. Plötzlich kämpfen Matrosen in einem Tanzsaal. Eine richtige Machoveranstaltung. Oh Mann! Eine
total verrückte Show! Polizisten prügeln auf den Falschen ein. Ich
frage mich, ob sie je erfahren wird, dass sie Hauptdarstellerin in einer der populärsten Fernsehshows ist. Und plötzlich, ganz am Ende,
taucht David Bowie auf und fragt: „Gibt es Leben auf dem Mars?“
Ich träume sehr lebhaft, besonders in Zeiten, in denen ich blau
bin. So wie vor einem Jahr. Da hatte ich drei Tage hintereinander gefeiert. Ich sitze in meinem Kinderzimmer und schneide Tierbilder aus
Zeitungen aus. Plötzlich fragt mein Papa: „Hey, bist du schon wieder
blau? Für dich ist das Leben wohl eine einzige Party.“ „Aber ich tanze
doch gar nicht“, antworte ich. Mein Dad sieht erschrocken aus ob seiner Frage und sagt: „Ich mein, ich gönne es dir ja.“ Komischer Traum.
Zum goldenen Hirschen
„Manchmal bin ich einfach nur blau“
Ich habe einen Albtraum
Hirschen
Style
PATRIK SECHELMANN
HENRIK STEFANI
ANNA-LENA SCHMIDT
FRANK MÖRCHEN
Junior Beratung
Hamburg Alster
Hemd: Vom Dad aus den 70ern (nichts)
Kette: Accessorize (12 Euro)
Mini: Primark (5 Euro)
Schuhe: Roland (69 Euro)
Junior Text
Hamburg Dammtor
Hose: Tom Tailor (50 Euro)
Hemd: H&M (25 Euro)
Mütze: H&M (8 Euro)
Schuhe: Puma (50 Euro)
Kreativdirektion
Hamburg Dammtor
Oberteil: Gucci (490 Euro)
Hose: Dolce & Gabbana (280 Euro)
Schuhe: Louis Vuitton (430 Euro)
Schal: Burberry (295 Euro)
Sonnenbrille: Louis Vuitton (425 Euro)
Tasche: Louis Vouitton (1.190 Euro)
Senior Produktioner
Hamburg Dammtor
Sonnenbrille: aus dem Souvenirladen (4 Euro)
T-Shirt: Werbegeschenk von Fedrigoni
Hose: Closed (Geschenk vom Kumpel, 0 Euro)
Bauchtasche: Sankt Pauli (19 Euro)
Unterhose: KIK (2 Euro)
Socken von der Freundin (0 Euro)
Schuhe: Puma (Geschenk vom Kumpel, 0 Euro)
3 Fingerringe vom Straßenhändler
(zusammen 15 Euro)
DIETMAR ZIELKE
Leitung Produktion
Hamburg Alster
Pulli: Suit (100 Euro)
Hose: Hugo Boss (130 Euro)
Schuhe: Cox (180 Euro)
Schal: Weihnachtsgeschenk von
E+P Film, for free
PANJA PRIES
Kreativdirektion
Hamburg Alster
Pullover: Steffen Schraut (150 Euro)
Hose: 7 for all mankind (99 Euro)
Schuhe: Go Eppendorf (180 Euro)
Hirschen
chen
St
Style
KATHRIN BRAZEL
MARTHA EIERDANZ
Senior Beratung
Stuttgart
Strickjacke: Cos (50 Euro)
Shirt: H&M (10 Euro)
Hose: Hilfiger (119 Euro)
Gürtel: Boss (49 Euro)
Schuhe: spanische No-Name-Marke
(160 Euro)
Armband: Handarbeit aus Lappland
(60 Euro)
Brille: Berlin Eyewear (149 Euro)
HENRIK BUNZENDAHL
Standortleitung
Stuttgart
T-Shirt: Muji (10 Euro)
Hose: Ben Sherman (100 Euro)
Ausdruck: (10 Cent)
Helm: (20 Euro)
PRASANGA HAGAKAWA-WEERSINGHE
Praktikantin Beratung
Stuttgart
Jacke: H&M (20 Euro)
T-Shirt: H&M (20 Euro)
Shorts: H&M (15 Euro)
Schuhe: Zara (50 Euro)
Uhr: Nixon (180 Euro)
Armband: H&M (5 Euro)
Ohrringe: H&M, Bijou Brigitte (zusammen 7 Euro)
LYDIA KUHUIS
MARC ZINSER
Beratung
München
Jacke: Promod (35 Euro)
Shirt: H&M (30 Euro)
Hose: Promod (35 Euro)
Schuhe: Deichmann (90 Euro)
Uhr: Fossil (keine Angabe)
Armband: Pandora (keine Angabe)
Art Direktion
München
Hemd: H&M (20 Euro)
Hose: Levi’s Strauss 512 (90 Euro)
Schuhe: adidas Originals grey (90 Euro)
Uhr: Rolex Explorer (4.000 Euro)
Junior Art Direktion
München
Hemd: Coen Tokyo Japan (80 Euro)
Hose: Uniqlo (60 Euro)
Schuhe: Nike Air Jordan Limited Edition
Countdown Package (299,95 Euro)
Brille: Gianfranco Ferré (400 Euro)
Kette: Geschenk von den Eltern (aus Sri Lanka)
Hirschen
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Style
TOBIAS MARQUARDT
KATHRIN HAHNEMANN
MARCEL FLEINER
Produktion Print
Berlin
Jacke: Muubaa (550 Euro)
Shirts: Ichi (30 Euro), H&M (5 Euro)
Hose: Diesel (180 Euro)
Schuhe: Nike Air (90 Euro)
Schmuck: Calvin Klein
Schal: Springfield (20 Euro)
FELIX FRANZ VOGLER
Beratung Online
Berlin
Mütze: Troyer (16 Euro)
Pullover: Jens Fanslau (150 Euro)
Longsleeve: American Apparel (30 Euro)
Hose: mongrels in common (350 Euro)
Schuhe: Red Wing (270 Euro)
Art Direktion
Berlin
Hemd: H&M (24 Euro)
Jeans: H&M (20 Euro)
Schuhe: shoe 4 you (30 Euro)
Kamera: Lomography HP650 Diana (40 Euro)
Hund: Katjas Hundi „Neo“
Grafiker
Berlin
Hoodie: adidas (50 Euro)
Shirt: sublevel (15 Euro)
Hose: M.O.D. (70 Euro)
Schuhe: adidas (50 Euro)
EMA ZARIN
ELVIR OSMANKOVIC
Beratung
Berlin
Hemd: Abercrombie & Fitch (80 Euro)
Jeans: Miss Sixty (130 Euro)
Schuhe: Nike Blazer (100 Euro)
Schal: Asos (30 Euro)
Uhr: Swatch (keine Angabe)
Nagellack: O.P.I. (4 Euro)
Head of Art
Berlin
Hemd: Wrangler (65 Euro)
T-Shirt: G-Star (50 Euro)
Hose: Carhartt (75 Euro)
Schuhe: Nike Toki (85 Euro)
Hirschen
n
S
Style
PHILIPP KELLER
MAREN BIERMANN
Beratung
Köln
Cardigan: H&M (19 Euro)
Shirt: Only (9 Euro)
Hose: American Eagle (59 Euro)
Schuhe: adidas (49 Euro)
Brille: Michael Kors (89 Euro)
GF Kreation
Köln
Jacke: Cold Method (150 Euro)
T-Shirt: Calvin Klein (40 Euro)
Gürtel: Ted Baker (50 Euro)
Hose: 7 for all mankind (220 Euro)*
Schuhe: MOMA (300 Euro)*
Brille: Ray-Ban (130 Euro)
* 50 % Rabatt im Schlussverkauf, das freut den Schwaben.
DR. CHRISTIAN GRÜNWALD
SUSANNE WERTH
Senior Text
Köln
Hemd: keine Angabe
Hose: Scotch & Soda (100 Euro)
Schuhe: Lacoste (110 Euro)
Uhr: Ben Sherman (100 Euro)
Schirmmütze: Stetson (70 Euro)
Studentische Aushilfe
Köln
Strickjacke: One Teaspoon (120 Euro)
Kleid: Sweenie (80 Euro)
Schuhe: Ash (190 Euro)
Schal: Amorph (69 Euro)
Uhr: Fossil (keine Angabe)
Armband: Pandora (keine Angabe)
XENIA MINEER
EFTIMIA ETERIDOU
Junior Art Direktion
Köln
Strickjacke: H&M (19 Euro)
Kleid: Bench (40 Euro)
Schal: no name (9 Euro)
Kette: Accessorize (9 Euro)
Praktikantin
Köln
Hemd: keine Angabe (20 Euro)
Longsleeve: keine Angabe (20 Euro)
Jeans: Replay (140 Euro)
Schuhe: Converse (60 Euro)
Schal: no name (15 Euro)
10 TOP-GOLDHIRSCHEN-GRÜNDE,
WARUM DAS LEBEN OHNE AWARDS ENTSPANNTER IST:
10. Man muss nicht erst eine Tierschutzorganisation gründen, damit die
sensationelle Goldidee zur Einreichung zugelassen wird.
9. Man muss nicht mehr brasilianische Archive von 1973 durchwühlen,
weil man für die Goldrunden noch etwas schwach auf der Brust ist.
8. Mit der Einreichungsgebühr für die neue Kategorie „Best integrated
Visitenkarte“ hätte man einen schönen Teamabend machen können.
7. Es macht eh bald keiner mehr mit.
6. Man stellt schnell fest, dass die Filmfestspiele in Cannes doch
bedeutender sind.
Denkpause
5. Die Kreation muss sich nicht auch noch die Erfolgszahlen für
Case-Filme ausdenken.
4. Man kann plötzlich wieder über Amir Kassaeis Kommentare lachen.
3. Man muss sich nicht überlegen, welches schicke Outfit man sich zum
Titanium-Email-Newsletter-Award zulegen muss.
2. Der Kunde, der die Miete zahlt, freut sich, wenn zur Abwechslung
mal wieder für ihn gearbeitet wird.
1. Man muss sich nicht für Ideen entschuldigen, die man für einen Kunden hatte, den man eigentlich nicht hatte.
Nein, der Ausstieg aus den Kreativrankings führ t nicht unweigerlich zum Tod. Zum goldenen Hirschen
unterstützt ein Leben ohne Awards. Liebe Agenturen, traut euch! Es tut gar nicht weh.
www.hirschen.de
102
103
KINO-SPOT „HAPPY BIRTHDAY“
bewusstsein. Eine Kampagne von Zum goldenen
Hirschen soll die Notbremse ziehen und mit möglichst wenig Budget eine Verhaltensänderung erzeugen. Es wird der Beginn von dem, was heute
Campaigning heißt.
Die Kampagne für die
Raubkopierer
2002 – 2010
Initiative zum Schutz des Originals
Liebe Raubkopierer,
wir freuen uns auf Euch!
Zum goldenen Hirschen
Kaum eine Kampagne wird vom
Auftraggeber so geliebt – und von
der Zielgruppe so intensiv gehasst:
„Raubkopierer sind Verbrecher”
hat die Welt der Mediennutzung in
Deutschland massiv verändert.
Zum goldenen Hirschen hält sich nicht lange mit einer „vernünftigen“ Aufklärungskampagne auf, sondern setzt auf Kriminalisierung. Die
Drohung mit bis zu 5 Jahren Freiheitsentzug wird
fortan mit Kino- und TV-Spots, viralen Internetspots und Bannern sowie mit Printanzeigen und
-Plakaten pauschal allen Filmkonsumenten entgegengehalten. Eine Botschaft, der sich bald kaum
jemand mehr entziehen kann: Die Bekanntheit
der Kampagne stieg von Juli 2004 bis August
2005 von 18 auf 31 %, in der Kernzielgruppe der
20- bis 29-Jährigen sogar auf 64 % (2004: 41 %).
V.i.S.d.P.: Zukunft Kino Marketing GmbH · Dr. Elke Esser
Die Breitenwirkung der Abschreckungskampagne wird durch PR potenziert. MTV, VIVA,
Premiere, Tele5, GIGA und RTL unterstützen die
Kampagne mit Freischaltungen der Spots. Hinzu kommt die Berichterstattung im Radio und in
Online-Medien über das brisante Thema. Damit
erreicht die Kampagne zwischen 2005 und 2006
allein in TV- und Printmedien einen Anzeigenäquivalenzwert von rund 3.800.000 Euro und fast
115 Millionen Kontakte. Bei einem Budget von
nur 650.000 Euro inklusive Produktionskosten ist
das mehr als das Fünffache.
HART ABER GERECHT: Raubkopierer werden seit dem
13.09.03 mit Freiheitsentzug bis zu 5 Jahren bestraft.
Bodypainting-Aktion
106
Zurück zum Anfang: Im Frühjahr 2003
herrscht Krisenstimmung in der deutschen Filmindustrie. Nicht wegen sinkender Zuschauerzahlen oder mangelnder „Goldener Palmen“ in
Cannes – diesmal geht es ums Geld. 59 Millionen Film-CDs und -DVDs wurden im Vorjahr in Deutschland gebrannt, daraus errechnet
man einen virtuellen Verlust von rund 1 Milliarde Euro. Doch das könnte gerade erst der Anfang sein, denn zu jener Zeit wächst die Nutzerschaft des Internets gerade explosiv – und damit
auch der absehbare wirtschaftliche Schaden. Zudem wird das Vergehen gern als „Filmpiraterie“
verharmlost, es herrscht praktisch kein Unrechts-
w w w. h a r t a b e r g e r e c h t . d e
Parallel zur Abschreckungskampagne wurde
2004 mit RESPE©T COPYRIGHTS eine präventive Aufklärungskampagne gestartet, die insbesondere im edukativen Umfeld eingesetzt wird.
Seit Beginn haben ca. 1,5 Millionen Schüler aller
Altersgruppen mit Lehrmaterialien der Kampagne
gearbeitet. Mit PR-Aktionen und Werbemitteln
in Kinos und Videotheken wurde die Kampagne
auch in die Öffentlichkeit getragen.
Im Endeffekt aber zeigte vor allem die Drohung schnelle und kurzfristige Wirkung. In einem
Zeitraum, in dem die Verbreitung von Breitband/
DSL in Deutschland um 48 % zunahm, stieg die
Zahl der illegalen Downloads nur um 5,9 %.
KINO-SPOT „KNAST“
Probesitzen-Aktion
107
FREITAG
F
Manfred Krug telefoniert
M
Ma
mit
mi
t Mobilcom.
Die Kampagne für
Mobilcom
MONTAG
Geht Telecom Testimonial
Manfred Krug fremd?
Die Aufloesung: Architekt
Manfred Krug telefoniert
mit Mobilom. Er will ja
schliesslich Geld sparen.
1998 – 2000
Nach der Liberali-n
sierung des deutschen
Festnetz-Marktes stiegg
lss
die MobilCom als
llll-kleiner Call-by-Callkt
Anbieter in den Markt
ein. Um bekannt zu
werden, standen allerdings nur 1/100 des
damals 400 Millionen schweren Werbebudgets des Marktführers Deutsche Telekom zur
Verfügung. Die war gerade mit dem Berliner
Schauspieler Manfred Krug als Testimonial
praktisch in jedem Werbeblock auf Sendung.
Zum goldenen Hirschen machte den kleinen
Büdelsdorfer Telekommunikationsanbieter
mit einer aufsehenerregenden 3-Tages-Kampagne rund um den Sauerländer Architekten Manfred Krug innerhalb kürzester Zeit
deutschlandweit bekannt. Die Deutsche Telekom klagte, sendete Gegen-Spots, die Medien berichteten auf ihren Titelseiten über
das Kommunikationsgefecht David gegen
Goliath – und sowohl die Sympathiewerte als
auch die Telefonie-Umsätze von MobilCom
erreichten nachhaltig Rekordwerte.
Telekom Kunde Manfred Krug hat mit
T
01019 telefoniert. Sollte dies wahr sein,
0
ist das vermutlich die folgenschwerste
Nachricht in der Geschichte der Telekom.
Ich schalte zu den Reportern vor Ort:
Die Schlagzeile des Tages: Krug wählt bei
allen Ferngesprächen die günstige 01019
vor der Ortsvorwahl und zahlt dann nur
noch 19 Pfennig pro Minute, egal wann,
egal wohin. In Telekom-Kreisen rechnet
man damit, daß sich Millionen Bundesbürger Krug anschließen.
Und damit zurück ins Studio.
108
SAMSTAG
Seit 2 Tagen geht ein Ruck durch
Deutschland. Telekom-Kunde Manfred
Krug hat Millionen Menschen die Augen
geöffnet. Sie alle wählen jetzt bei Ferngesprächen die günstige 01019 vor der
Ortsvorwahl und zahlen nur 19 Pfennig
pro Minute. Mit Spannung erwartet die
ganze Nation die erste Stellungnahme
Krugs. Wir haben sie, exklusiv!
„Herr Krug, warum haben Sie das getan?“
Manfred Krug, Architekt: „Ich will doch nur
Geld sparen, ganz einfach, sonst nichts.“
109
Die Kampagnen für
Augmented Reality APP
Die Grünen
2002 – 2006 und seit 2009
Bundestagswahlkampf 2002
Wahlkampf, das hatte den Hirschen gerade noch gefehlt. Mit „Grün wirkt“
entstand 2002 eine der eindrucksvollsten und bis heute meistzitierten Kampagnen in dieser Königsdiziplin der politischen Kommunikation. Frisch,
frech, fröhlich und modern kamen die Grünen plötzlich wieder daher,
voller Selbstbewusstsein und -ironie. Die einstigen Öko-Paxe vom Strickstrumpf-Image zu befreien und als markante Polit-Marke zu positionieren,
das war und ist ganz nach dem Geschmack der Hirschen. Dass sie ihnen
so „ganz nebenbei“ die Farbe Grün als unverwechselbaren Trumpf zurückgaben, verdrießt die politische Konkurrenz noch heute.
Zwei Dutzend grüne Kampagnen für Europa-, Bundestags- und Landtagswahlen haben die Hirschen seither entwickelt – bis auf zwei endeten sie allesamt mit Stimmen-Zugewinnen für die Partei. Zwischen 2006 und 2009
gab es eine Pause mit einer erfolgreichen Kampagne für die hessische SPD,
dann erhörten die Hirschen erneut den Ruf der Grünen. Seither sind die
beiden Partner gemeinsam zu neuen Ufern aufgebrochen, übernahmen die
Vorreiterposition auch in der digitalen Wahlkampf-Kommunikation. Ihr
fulminantes Grünen-Comeback feierte die Agentur übrigens mit einer heiß
diskutierten Übersetzung des Green New Deal: „Wirtschaft & Umwelt,
menschlich & sozial“ texteten die Hirschen. Fast könnte die Abkürzung
dafür als Motto über allen Hirschen-Kampagnen für die Grünen stehen:
WUMS!
Bundestagswahl 2005 – TV-Spot mit Ottfried & Joschka Fischer
110
Bühnenbild Bundesdeligiertenkonferenz 2009
Bundestagswahl 2009
Legendär wurden damals vor allem
zwei Plakate: das offizielle von Joschka Fischer mit dem famosen Slogan
„Außen Minister, innen grün“ – und
das von einigen übervorsichtigen Parteigängerinnen gestoppte provokante
Gleichstellungs-Motiv „Schwänze an
die Macht!“. Letzteres fand aber doch
noch seinen Weg in die Öffentlichkeit,
denn Joschka Fischer war so begeistert, dass er zusammen mit Agenturchef Heusinger den Druck einer Kleinauflage sponserte. Jahre später erschien
es dann sogar noch in der EMMA – geschaltet vom einst so kritischen Bundesfrauenrat.
Europawahl 2009 – TV-Spot
Europaweite Europawahl 2004
Als Joschka Fischer 2002 mit einem kräftigen „Die sind’s!“ im wahrsten
Sinne des Wortes grünes Licht gab, war das der Beginn einer wunderbaren Erfolgsgeschichte. Zu Beginn der Zusammenarbeit mit Zum goldenen Hirschen lag Bündnis 90/Die Grünen in den bundesweiten Umfragen unter fünf Prozent, die parlamentarische Existenz war akut gefährdet.
Neun Monate und eine spektakuläre Hirschen-Kampagne später erzielte
die Partei nicht nur mit 8,6 Prozent ihr vorläufiges Rekordergebnis, sondern
rettete dem mit Herausforderer Stoiber nur gleichauf gelandeten Gerhard
Schröder die Kanzlerschaft und Rot-Grün die zweite Legislaturperiode.
111
Die Kampagne für
Günter Schild
2008 – 2012
Günter Schild steht für
Beständigkeit, Souveränität
und Sicherheit.
Wir erinnern uns: 2008 übertrumpften sich die
Geschäftsbanken gegenseitig im lautstarken Kommunizieren von renditestarken Angeboten. Und
genau in dieser Zeit beauftragte die Deutsche
Finanzagentur Zum goldenen Hirschen mit der
Kommunikation für ein damals doch etwas verstaubtes Produkt: die Bundeswertpapiere.
Der Auftrag an die Agentur: Die erfolgreiche Einführung eines neuen Anlageprodukts – einer Tagesanleihe – und einhergehend damit die Auff rischung des Images.
Beständigkeit vs. Hysterie
Zum goldenen Hirschen positionierte die Bundeswertpapiere als Gegenentwurf zum hysterischen
Zinswettbewerb der Geschäftsbanken. Und wer
könnte geeigneter sein, um Beständigkeit, Souveränität und Sicherheit zu verkörpern, als Finanzexperte Günther Schild. Der Einzige in ganz
Deutschland, der die Finanzkrise, die in 2008
begann, vorhergesehen hatte.
Als Testimonial war er in vielfältigen Below- und
Above-The-Line Werbemitteln im Einsatz und
bekam natürlich sein eigenes Facebook-Profil.
Das ist Campaigning!
Bereits vier Tage vor dem Start des TV-Spots stattete Günther Schild seinen Kollegen Bulle und
Bär vor der Frankfurter Börse einen Besuch ab.
Dieses Bild war der ideale Aufhänger für redaktionelle Beiträge. Indem die Medien über seine charakterlichen Attribute berichteten, transportierten
sie die Markenwerte der Bundeswertpapiere 1:1 in
Presse und TV.
Der Erfolg spricht für sich.
Die Finanzagentur machte
eine ganz neue Erfahrung: einen Run auf die neue Tagesanleihe. Zwischenzeitlich musste
die Kampagne off-air genommen werden, da die Finanzagentur die Kontoeröff nungsanträge nicht mehr zeitnah
abarbeiten konnte. Das von
der Finanzagentur formulierte Einlageziel wurde statt in sechs Monaten schon
nach drei Monaten erreicht.
112
Vier Tage vor dem TVKampagnenstart bekommen Bulle und Bär
Besuch. Ein mediales
Großereignis!
Die Anzeige zum
Renteneintritt von
Günter Schild.
113
Wer der Wahrheit auf die
Spur kommen möchte,
geht bei Zum goldenen
Hirschen auf die Toilette.
Originalauszug aus: Die besten Klosprüche Deutschlands
114
115
Herausgeber
Marcel Loko
Bernd Heusinger
Martin Blach
Chefredakteur
Marcel Loko
Stellvertr. Chefredakteurin
Sonja Schaub
(distanziert sich von Teilen des Inhaltes)
Chef vom Dienst
Natalie Riedel
Art Director
Esther Gummig
Textchef
Gerhard Heimrath
Produktion
Dietmar Zielke
Mediengestaltung
Dennis Hendrik Adriaan van Leeuwen
Creative Consultants
Panja Pries
Ric Schröder
Ruben Karschnick
Gastautoren
Gerhard Waldherr
Ruben Karschnick
Harald Nebel
Carolin Lockstein
Susanne Faust
Neulich
Kunden
Copytest
beim
Impressum
Herr Berater, haben Sie vielleicht irgendwelche persönlichen
Beziehungen zu Google? Die schreiben unsere Adresse
falsch! Unser Leiter IT hat auch schon mehrere BeschwerdeMails geschrieben, bekommt aber keine Antwort.
Das läuft schon seit Monaten, eine Frechheit!
Die Adresse war auf der eigenen Firmenwebsite falsch geschrieben ...
Frau Beraterin, die Blow-ups sind so schlecht
zu erkennen. Können Sie bitte prüfen,
ob man die Bäume dort fällen kann?
Das soll neu sein?
Das hab ich ja noch nie gesehen!
Ich hab die Präsentation zwar noch nicht gelesen.
Aber ich finds auch scheiße!
Im nächsten Heft:
1
2
3
Sie können ja gerne integriert nachdenken,
aber mich interessiert eigentlich nur der TV-Spot.
Kundenkommentar im März 2011
Ab Januar 2013:
All things digital – Anmelden bei
Zum goldenen Hirschen Social Media
Trend Monitor: Der Hochsitz.
Ich kann die Fresse von der Darstellerin jetzt
schon nicht mehr sehen.
Ab Februar 2013 downloaden:
Die Zum goldenen Hirschen App
Kundenkommentar beim Dreh
Ab März 2013: Zum goldenen
Hirschen goes international
Auf unsere Anfrage, dass wir ein druckfähiges Logo
go
benötigen, bekamen wir per E-Mail die Antwort,
dass man das Logo gerade durchgefaxt hätte.
Hirschen werden nicht geboren, sondern gemacht. Trauen Sie sich zu,
einen Platz im Rudel zu ergattern? Dann versuchen Sie es mit unseren
Einstellungstests auf www.hirschen.de/copytest
Könnten Sie mit bitte das PDF mehrmals
senden. Ich muss es nämlich an
verschiedene Personen weiterleiten.
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E-Mail von Richard
xx
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