Bericht und Empfehlungen zur Arbeit und Bildung in

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Bericht und Empfehlungen zur Arbeit und Bildung in
Bericht und Empfehlungen
zu Arbeit und Bildung in
beteiligten Justizvollzugsanstalten
H e ss e n
RheinlandPfalz
JVA Frankfurt III
JVA Frankfurt IV
JVA Weiterstadt
JVA Darmstadt
JVA Frankenthal
JVA Ludwigshafen
Saarland
JVA Schifferstadt
JVA Zweibrücken
JVA Saarbrücken
Nachqualifizierung
im Südwestverbund
Gefördert von:
Impressum
Die vorliegende Publikation wurde im Rahmen des Modellprojekts „Nachqualifizierung
im Südwestverbund – Eine Chance für Straffällige in Hessen, Rheinland-Pfalz und
Saarland“ erarbeitet.
Das der Publikation zugrunde liegende Vorhaben wurde gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (Förderkennzeichen: 01NT1006).
Der Europäische Sozialfonds ist das zentrale arbeitsmarktpolitische Förderinstrument der Europäischen
Union. Er leistet einen Beitrag zur Entwicklung der Beschäftigung, des Unternehmergeistes, der Anpassungsfähigkeit sowie der Chancengleichheit und der Investition in die Humanressourcen.
Projektleitung: Constanze Brucker (INBAS GmbH)
Autor: Dr. Maik Wagner (MW-Wissenskommunikation)
INBAS
Institut für berufliche Bildung,
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik GmbH
Herrnstraße 53
63065 Offenbach
Tel.: 0 69 / 2 72 24 – 0
Fax: 0 69 / 2 72 24 – 30
Email: [email protected]
Internet: http://www.inbas.com
September 2012
Layout: Petra Baumgardt
Druck: Berthold Druck GmbH, Offenbach
Die Verantwortung für den Inhalt liegt bei INBAS GmbH. Die von ihr vertretene Auffassung machen sich
die fördernden Institutionen nicht generell zu eigen.
Nachqualifizierung im Südwestverbund – Eine Chance für Straffällige in Hessen,
Rheinland-Pfalz und Saarland
© 2013 Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik GmbH, Offenbach am Main
nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
Inhalt
1. Einleitung
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2. Die Justizvollzugsanstalten in den Bundesländern
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2.1 Hessen 2.1.1 Darmstadt 2.1.2 Frankfurt III 2.1.3 Frankfurt IV 2.2 Rheinland-Pfalz 2.2.1 Zweibrücken 2.2.2 Frankenthal 2.2.3 Ludwigshafen 2.3 Saarland 2.3.1 Saarbrücken 8
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3. Arbeitsmarktsituation
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4. Ausgewählte Projektergebnisse
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4.1 Dokumentationsinstrumente 4.1.1 Bildungsdaten als Grundlage von Qualifizierungsberatung (JVA Saarbrücken) 4.1.2 Qualifizierungspass (JVAen Darmstadt, Frankfurt III, Frankfurt IV) 4.1.3 Tätigkeitsnachweis im Strafvollzug (JVAen Zweibrücken, Frankenthal) 4.2 Qualifizierungsmaßnahmen 4.2.1 Berufsperspektive Lagerlogistik mit Fallbeispiel (JVA Frankenthal) 4.2.2 Basiswissen Lagerlogistik (JVA Saarbrücken) 4.2.3 Gebäudereinigung/Nanotechnik mit Fallbeispiel (JVA Saarbrücken) 4.2.4. Qualifizierungsbausteine Köchin mit Fallbeispiel (JVA Frankfurt III) 4.2.5 Qualifizierungsbausteine Lagerlogistik (JVA Frankfurt IV) 4.2.6 Qualifizierung zum Tischler (JVA Darmstadt) 17
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5. Empfehlungen
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5.1 Justizvollzugsanstalten 5.1.1 Arbeits- und Werksbetriebe 5.1.2 Fachdienste (Sozialdienst, Pädagogischer Dienst, Entlassungs- und
Übergangsmanagement) 5.1.3 Anstaltsleitung 5.2 Justizministerien 5.3 Kammern 5.4 Agentur für Arbeit 22
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6. Zusammenfassung
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Quellen
Abkürzungsverzeichnis Anhang 27
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1. Einleitung
Nachqualifizierung im Südwestverbund – eine Chance für Straffällige in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland (September 2010 bis August 2013) ist ein Projekt der Förderinitiative „Abschlussorientierte modulare Nachqualifizierung“ im Programm „Perspektive Berufsabschluss“ des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung; es wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert. Mit der Förderinitiative sollen
nachhaltig geeignete Rahmenbedingungen für die nachträgliche Erlangung eines Berufsabschlusses geschaffen werden. Berufliche Nachqualifizierung kann einen Beitrag zur Verringerung des Anteils an- und
ungelernter (junger) Erwachsener mit und ohne Beschäftigung leisten. Das Projekt wird von der INBAS
GmbH in Abstimmung mit den Justizministerien der drei Länder sowie mit neun Justizvollzugsanstalten
(JVAen) durchgeführt (www.perspektive-berufsabschluss.de/de/105.php).
Zur Entwicklung von Nachqualifizierungsstrukturen sowie zur Verknüpfung von jva-internen mit externen
Strukturen in Regionen und auf Länderebene arbeiten fünf Nachqualifizierungs-Koordinatorinnen und Koordinatoren der INBAS GmbH in den JVAen an der Umsetzung des Projekts „vor Ort“.
Ziel des Projekts ist es, Anschlussperspektiven zu schaffen, an welche die Inhaftierten mit ihren Kompetenzen anknüpfen können, die sie vor und während der Haft erworben haben. Gemeinsam mit Justizministerien, Anstalts- und Betriebsleitungen werden Konzepte und Instrumente entwickelt, um vorhandene
Arbeitsangebote in den JVAen für Qualifizierungsprozesse nutzbar zu machen: Lernen im Arbeitsprozess
soll im Strafvollzug verstärkt in den Blick genommen werden. Damit sollen bestehende Arbeitsangebote
in einen über die Haft hinausgehenden Zusammenhang eingefügt werden (www.nq-suedwestverbund.
inbas.com). Dafür ist es erforderlich, in Arbeitsfeldern wie Vernetzung, Beratung, Koordinierung und Implementierung Aktivitäten zu initiieren, die im Strafvollzug bestehende Bildungswege verbessern bzw. neu
anlegen. Hierzu gehört auch die Verzahnung mit externen Arbeits- und Qualifizierungsmöglichkeiten. Bei
der Planung und Durchführung konkreter Arbeitsschritte ist es erforderlich, die unterschiedlichen Handlungsbedingungen, Akteure und Interessen zu berücksichtigen.
Der vorliegende Bericht basiert erstens auf einer umfangreichen Datenerhebung, die die Koordinatorinnen
und Koordinatoren in ausgewählten Justizvollzugsanstalten durchführten1. Im Jahr 2011 legten sie detaillierte Bestandsaufnahmen von Arbeits-, Ausbildungs- und Bildungsangeboten in den einzelnen JVAen vor2.
Damit lagen detaillierte Informationen über Qualifizierungsangebote und -potenziale vor, zusammen mit
Kurzdarstellungen von Berufsbildern, Arbeitsinhalten und Werkzeugeinsatz, Anzahl von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, Verweildauer der Inhaftierten und Lohnstufen. Zudem wurden Einschätzungen der Bediensteten hinsichtlich potenzieller Qualifizierungsmöglichkeiten aufgenommen. Die Bestandsaufnahme
zeigte, dass es unterschiedliche Anknüpfungspunkte für ein „Lernen im Arbeitsprozess“ gibt.
Der Bericht stützt sich zweitens auf Zahlenmaterial über die Arbeitsmarktsituation in den jeweiligen Bundesländern. Dieses Zahlenmaterial lässt Aussagen zu, ob und welche Qualifikationen die Beschäftigungsfähigkeit der Inhaftierten verbessern können. Dadurch lassen sich Aussagen für eine zielgerichtete Entwicklung der Bildungswege innerhalb der JVAen treffen.
In den Bericht gingen Daten folgender Anstalten ein: Darmstadt, Frankfurt III, Frankfurt IV, Zweibücken, Frankenthal, Ludwigshafen und Saarbrücken.
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Die Erstellung der Bestandsaufnahmen erstreckte sich etwa über die Zeit zwischen Frühjahr und Herbst 2011. Daher konnten nicht
alle Aktivitäten der NQ-Koordinatorinnen und Koordinatoren, die nach diesem Zeitraum anliefen, in den vorliegenden Bericht aufgenommen werden.
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Der vorliegende Bericht basiert drittens auf Erfahrungen der Koordinatorinnen und Koordinatoren, die
durch die Bestandsaufnahme sowie durch die Projekt- und Implementierungsarbeit profunde Einblicke
in Machbarkeit, Hemmnisse und Chancen für „berufliche Bildung hinter Gittern“ gewonnen haben. Die
Einschätzungen wurden unter Mitarbeit von JVA-Bediensteten in Workshops, Arbeitsgruppen, Expertengesprächen, Interviews etc. zusammengetragen und bilden die Substanz der im Bericht formulierten Empfehlungen.
Die Arbeits- und Bildungsprofile der JVAen fallen unterschiedlich aus. Die individuellen Profile ergeben sich
aus Faktoren wie den rechtlichen Vorschriften der Bundesländer, den speziellen vollzuglichen Aufgaben,
der Anstaltshistorie, den politischen Schwerpunktsetzungen etc. Es ist daher nicht möglich, ein generalisierendes Schema zur vergleichenden Darstellung der einzelnen JVAen anzuwenden.
Die Zusammenschau der JVA-Daten in Kapitel 2 beschränkt sich nicht auf eine Addition von Ist-Zuständen3.
Die vorliegenden Daten werden daher anhand bestimmter Gesichtspunkte gebündelt. Dadurch werden
die Daten einer Bewertung zugänglich und lassen sich bspw. für Handlungsempfehlungen nutzen. Gesichtspunkte zur Filterung der Daten sind:
• Herausarbeitung der Arbeitsbereiche mit einem hohen Leistungsniveau, da die Inhaftierten hier fundierte
Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben, die auf dem freien Arbeitsmarkt bzw. für Anschlussqualifizierungen
genutzt werden können.
• Hervorhebung von „Beispielen guter Bildungspraxis“, da sie Vorbildfunktion haben können, um jva-interne Qualifizierungsangebote weiterzuentwickeln.
• Einordnung der Arbeits- bzw. Bildungsangebote im Hinblick auf die Verwertbarkeit für den externen Arbeitsmarkt. (Die Arbeitsmarktsituation wird in Kapitel 3 aufgegriffen.)
Die Ergebnisse der Bestandsaufnahmen in Kapitel 2 werden in Kapitel 3 mit Arbeitsmarktzahlen (Ist-Zustand und Prognosen) konfrontiert. Dadurch können Aussagen über besonders arbeitsmarktrelevante
Qualifizierungen getroffen werden. Auch wenn insbesondere Prognosen mit Vorsicht zu begegnen ist, da
technisch-wirtschaftliche Innovationen nur bedingt vorhergesagt werden können, liefern die Zahlen Hinweise, die von den JVAen und dem Projekt bereits aufgegriffen wurden.
In Kapitel 4 werden ausgewählte Zwischenergebnisse der Projektarbeit präsentiert. Daran kann abgelesen werden, welche Herausforderungen sich ergeben, wenn das System Strafvollzug mit neuen Bildungsund Qualifizierungsstrukturen angereichert werden soll. Vor allem aber zeigen die Praxisbeispiele, was mit
Engagement, Kooperationen und systematischer Projektarbeit alles erreicht werden kann (Stand Herbst
2012). Zudem gewinnen die Praxisbeispiele durch die Schilderungen der Bildungswege einzelner Inhaftierter an Leben. Die anonymisierten Einzelbeispiele illustrieren, dass strukturelle und organisatorische Veränderungen in neuen beruflichen Perspektiven straffälliger Menschen münden.
Die Bestandsaufnahmen, die Arbeitsmarktsituation, aber vor allem die Praxiserfahrungen bilden die Grundlagen für Empfehlungen in Kapitel 5. Sie richten sich an jva-interne und ausgewählte externe Akteure, mit
denen das Projekt zusammenarbeitet. Die Empfehlungen beziehen sich weniger auf das „Was“, als auf das
„Wie“ von Veränderungsmaßnahmen. Sie behandeln vorwiegend Fragen wie Praktikabilität, Nachhaltigkeit
und Effizienz unter Anerkennung der Individualität der einzelnen Anstalten.
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Die umfassenden Ist-Zustände können aus den Bestandsaufnahmen entnommen werden.
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Eine kurze Zusammenfassung in Kapitel 6 beschließt den Bericht.
Zur Terminologie: Die Koordinatorinnen und Koordinatoren führten die Bestandsaufnahmen in den Arbeits-, Wirtschafts- und Unternehmerbetrieben der JVAen durch. Die Bezeichnungen für die Betriebsarten
sind jedoch nicht einheitlich. So werden Wirtschaftsbetriebe auch als Versorgungsbetriebe bezeichnet,
die z.B. Küche, Wäschekammer, Waschküche, Heizung, Bücherei, Hausarbeiten und kleine Werkstätten
umfassen.
Arbeits- oder Werkbetriebe (jva-eigene Betriebe) stellen mit Gefangenenarbeit Erzeugnisse her oder erbringen Leistungen, z.B. Metallwerkstätten/Schlosserei, Schreinerei, Elektrowerkstätten, Näherei, Bäckerei,
Gärtnerei u.a. In jva-eigenen Betrieben wird für den eigenen und für den Bedarf anderer Haftanstalten oder
Justizeinrichtungen gearbeitet sowie für private Dritte, in der Regel externe Unternehmen. Die jva-eigenen
Betriebe unterliegen betriebswirtschaftlichen Kennziffern (Kosten-Nutzen-Rechnung). Ein großer Teil der
(Berufs-) Ausbildung findet in den jva-eigenen Betrieben statt (z.B. Ausbildung zum Medientechnologen
Druck, Buchbinder, Anlagen- und Heizungsbauer) bzw. diese können für Ausbildungszwecke genutzt
werden.
Unternehmerbetriebe: Unternehmen der freien Wirtschaft haben mit JVAen Verträge darüber, Erzeugnisse
in der Anstalt herstellen oder Leistungen erbringen zu lassen. Unternehmen nutzen die Möglichkeit, auf
Anstaltsgelände produzieren zu lassen, (a) indem sie in einem eigenen kleinen Unternehmen Gefangene
für Arbeiten aus der laufenden Produktion einsetzen, oder (b) indem sie für Arbeiten, die nicht in die eigene
Produktion passen, jedoch für die laufende Fertigung erforderlich sind, z. B. Kugelschreiber-/Kleiderbügelmontage, Gefangene einsetzen. I.d.R. erhalten die Gefangenen in Unternehmen Akkordlohn.
Die Bestandsaufnahmen zeigten, dass die Arbeitsprozesse in den drei Betriebsarten für die Einführung von
Qualifizierungskonzepten grundsätzlich geeignet sind.
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2. Die Justizvollzugsanstalten in den Bundesländern
2.1 Hessen
Die Profile der beruflichen Bildung fallen von den am Projekt beteiligten hessischen JVAen (Frankfurt III,
Frankfurt IV und Darmstadt) unterschiedlich aus: Inhaftierte der JVA Darmstadt werden schwerpunktmäßig
im Bereich Medien/Druck ausgebildet, in der JVA Frankfurt III haben weibliche Gefangene die Chance, eine
Ausbildung zur Köchin zu beginnen bzw. fortzusetzen. In Frankfurt IV werden modularisierte Qualifizierungsangebote realisiert.
Gemeinsam ist den drei Anstalten, dass die Arbeitsprozesse der Versorgungsbetriebe i.d.R. anspruchsvoll
sind und daher als Grundlage für Qualifizierungsmaßnahmen dienen können. In den Anstalten Darmstadt
und Frankfurt IV sind die Bereiche Lagerlogistik und Gebäudereinigung hervorzuheben.
2.1.1 Darmstadt
Die JVA Darmstadt ist eine Anstalt der Sicherheitsstufe zwei, in der 475 männliche Häftlinge (Stand
30.04.2011) Freiheitsstrafen bis zu 2 Jahren verbüßen. In Darmstadt gibt es eine Zugangs- und Entlassungsabteilung. Die Anstalt zeichnet sich durch vielfältige Bildungs- und Qualifizierungsangebote aus. Neben
Bildungsmaßnahmen wie dem Europäischen Computerführerschein oder einem Gabelstaplerführerschein
sind hochwertige berufliche Qualifizierungsmöglichkeiten seit einigen Jahren eingeführt. Hervorzuheben
ist die Verbindung von Werkbetrieben und beruflicher Ausbildung. Neben der Herstellung von Produkten
können Inhaftierte in Werkbetrieben ausgebildet werden (Mediengestalter, Buchbinder), wodurch die Auszubildenden unter relativ „realistischen“ Arbeitsbedingungen lernen können.
Folgende Qualifizierungsmaßnahmen werden angeboten:
• Tischler (mit Gesellenprüfung) (auch modularisiert)
• Mediengestalter „Digital und Print“ (mit Gesellenprüfung)
• Drucker (mit Gesellenprüfung)
• Industriebuchbinder (mit Gesellenprüfung)
• Buchbinder „Druck- und Serienverarbeitung“ (mit Gesellenprüfung)
• Buchbinder „Einzel- und Sonderfertigung“ (mit Gesellenprüfung)
• Metallbau (Teilqualifizierung)
• Gebäudereinigung (Teilqualifizierung)
Mit Blick auf den Arbeitsmarkt ist festzustellen, dass die Situation für Drucker, Industriebuchbinder und
Buchbinder „Einzel- und Sonderfertigung“ nicht sonderlich gut ist4. In der Buchbinderei erwerben die Inhaftierten, die keine Ausbildung durchlaufen, berufliche Grundkenntnisse aus dem Bereich Lagerlogistik5.
Die Teilqualifizierung Gebäudereinigung trifft einen Bedarf des hessischen Arbeitsmarkts. Auch die Teilqualifizierung Metallbau, die in der Schlosserei angeboten wird, hilft den Inhaftierten, sich auf dem Arbeits-
Zu den einzelnen Zahlen und allen folgenden in Hessen vgl. Anhang I. In diesem Rahmen ist zudem anzumerken, dass in diesen Werkbetrieben ein erheblicher Teil der Aufträge vom Land Hessen stammt.
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Auch in der (Versorgungs-)Kammer der Anstalt werden gute Kenntnisse und Fertigkeiten aus diesem Bereich erworben.
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markt zu behaupten. Die Beschäftigungsaussichten für Helfer in der Gebäudereinigung sind allerdings
besser als im Metallbereich6. Eine externe Weiterbildungsmöglichkeit, die direkt an die jva-interne Metallqualifizierung anschließt, wäre sowohl eine sinnvolle als auch herausfordernde Maßnahme.
Die Tischlerausbildung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Ausbildungsinhalte entweder in 24 Monaten
oder in 4 Modulen zu je sechs Monaten vermittelt werden. Dadurch können Qualifizierungslösungen gefunden werden, die sich am Lernvermögen der Inhaftierten orientieren.
Wie bereits angedeutet, werden in den Versorgungsbetrieben der JVA Darmstadt teilweise hochwertige
Arbeiten verrichtet. In den Bereichen Elektrik, Maler/Weißbinder und Heizung etwa müssen die Tätigkeiten
von Fachkräften ausgeführt werden. Auch in der Küche werden neben Helfertätigkeiten Arbeiten verrichtet, die vorzugsweise von gelernten Köchen zu bewältigen sind. Bei diesen Arbeitsprozessen würde bereits
eine Dokumentation wie z.B. ein Tätigkeitsnachweis für die Inhaftierten einen Gewinn bei der Arbeitssuche
nach der Entlassung darstellen.
Als Beispiel guter Praxis für Hessen (und darüber hinaus) kann in jedem Fall die Organisation der vielfältigen
Bildungsaktivitäten unter dem Dach der JVA Darmstadt gelten. Aber auch die Kombination von kundenorientierten Werkbetrieben, die zugleich ausbilden, könnte beispielhaft sein. Ähnliches gilt für die Schlosserei,
die im Rahmen von wirtschaftlichen Arbeitsprozessen Teilqualifizierungen ermöglicht.
2.1.2 Frankfurt III
Die JVA Frankfurt III ist eine Anstalt der Sicherheitsstufe eins, in der 327 weibliche Gefangene (Ersatz-)Freiheitsstrafen, Untersuchungshaft, Ordnungshaft, Abschiebehaft und Sicherheitsverwahrung ohne Rücksicht
auf die Haftdauer verbüßen (Stand 30.04.2011). Es gibt eine Jugendabteilung und ein Mutter-Kind-Heim
sowohl für den offenen als auch den geschlossenen Vollzug. Die Anstalt ist die zentrale Straf- und Untersuchungshaftanstalt für Frauen in Hessen. Sie bietet eine berufliche Ausbildung zur Köchin. Für Inhaftierte,
die eine Zwischenprüfung mitbringen, besteht die Möglichkeit, die Ausbildung zur Köchin zu beenden.
Zudem können sich Inhaftierte zur Fachkraft im Gastgewerbe ausbilden lassen. Beide Abschlüsse eröffnen
den Inhaftierten einen guten Zugang zum Arbeitsmarkt.
Die JVA bietet darüber hinaus modulare Qualifizierungen bzw. zertifizierte Lehrgänge in folgenden Bereichen:
• Kaufmännischer Grundlehrgang
• Einzelhandel
• Friseurhandwerk
• Schneiderei
Dabei bestehen Kooperationen mit einem Bildungsträger, mit der Maßschneider-Innung und einer Friseurmeisterin. Die Inhaftierten erhalten auf unterschiedlichen Wegen Kenntnisse und Fertigkeiten für den Arbeitsmarkt.
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Zum Thema Gebäudereinigung vgl. auch Kapitel 3.
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Unter den Versorgungsbetrieben ist vor allem die Küche zu nennen: Dort sind im Rahmen der normalen
Arbeitsprozesse drei Qualifizierungsbausteine aus dem Berufsbild Köchin neu eingeführt worden (vgl. dazu
4.2.4). Diesem Beispiel folgend könnten weitere Qualifizierungsbausteine implementiert werden. So arbeiten etwa die Hausarbeiterinnen im geschlossenen Vollzug auf einem Niveau, das Qualifizierungsmaßnahmen aus dem Bereich Gebäudereinigung ermöglichen würde. Zudem sind im Unternehmerbetrieb einige
Arbeitsprozesse anspruchsvoll genug, um als Grundlage für Qualifizierungsmaßnahmen für Lagerlogistik
zu dienen.
2.1.3 Frankfurt IV
Die JVA Frankfurt IV ist eine Anstalt der Sicherheitsstufe zwei, in der 266 männliche Gefangene eine Freiheitsstrafe und 62 eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen (insgesamt 328 Inhaftierte bei Stand 30.04.2012). Die
Anstalt verfügt über eine Entlassungsabteilung. In der JVA Frankfurt IV sind Häftlinge sowohl im offenen
als auch im geschlossenen Vollzug untergebracht. Aufgrund der kurzen Haftstrafzeiten sind vollständige
berufliche Ausbildungen nicht möglich. Neben Weiterbildungsmöglichkeiten wie Sprach- und Computerkurse bietet die Entlassungsstation Beratungs- und Seminarangebote, die vom Anti-Gewalttraining über
Bewerbungstraining bis zur Schuldenberatung reichen.
Darüber hinaus wurden auf Initiative und unter Federführung der Anstaltsleitung seit 2011 neue berufliche
Bildungsmaßnahmen auf den Weg gebracht. Zum einen kann der Gabelstaplerführerschein in einem zweitägigen Kurs erworben werden. Zum anderen durchlaufen 8 - 10 Häftlinge eine modulare Qualifizierungsmaßnahme aus dem Bereich Glas- und Gebäudereinigung.
Die Anstaltsbedingungen erfordern es, „kreative“ Lösungen zu finden. Die Anstaltsleitung will daher in Zusammenarbeit mit der NQ-Koordinatorin Qualifizierungsmaßnahmen erproben, die an unterschiedlichen
Arbeitsbereichen ansetzen. Es sollen kleine Schritte gegangen werden, die die eingespielten Arbeitsprozesse nicht stören, sondern verbessern (Stichwort: Qualität durch Qualifikation). Hinsichtlich des Gabelstaplerführerscheins ist geplant, für ausgesuchte Häftlinge der Unternehmerbetriebe eine Qualifizierung
im Bereich Lagerlogistik einzuführen (vgl. dazu 4.2.5).
Auch die Gärtnerei und die Holzwerkstatt sind potenzielle Felder für Qualifizierungsbausteine. Nicht zuletzt
können dafür die Bereitschaft und die breite Fachkompetenz der Betriebsleiter genutzt werden. Was die Tätigkeitsdokumentation betrifft, so könnten in den Versorgungsbetrieben Metzgerei/Küche, Maler/Maurer,
aber auch im Bereich Elektrik und in der Schlosserei Häftlinge mit Gesellenbriefen Arbeits- bzw. Leistungsnachweise ausgestellt werden. Im Bereich Gas- und Wasserinstallation hält der Werkmeister es für möglich,
geeigneten Häftlingen „Auffrischungspraktika“ in externen Betrieben zu vermitteln.
Aufgrund der Rahmenbedingungen erscheint ein Bottom-up-Ansatz, der an den Erfahrungen und Ideen
der Bediensteten ansetzt, geeignet, um neue Bildungswege aus- und aufzubauen7. Zu überlegen wäre
auch, wie die Handlungsmöglichkeiten der Entlassungsstation auf weitere Häftlingsgruppen ausgedehnt
werden könnten.
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Vgl. dazu Kapitel 4.
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2.2
Rheinland-Pfalz
Für Rheinland-Pfalz sind Bestandsaufnahmen von drei Haftanstalten in den Synthesebericht eingegangen8.
Die JVA Zweibrücken verfügt dabei über ein differenziertes Ausbildungsangebot. Aber auch die beiden
anderen Anstalten, Frankenthal und Ludwigshafen, bauen ihre berufsbildenden Angebote aus9.
2.2.1 Zweibrücken
Die JVA Zweibrücken ist eine Anstalt der Sicherheitsstufe eins, in der 358 männliche und 121 weibliche
Inhaftierte (Stand 30.04.2011) mit (Ersatz-)Freiheitsstrafen und in Untersuchungshaft einsitzen. Es sind sowohl Frauen als auch Männer im offenen und geschlossenen Vollzug inhaftiert. Im Frauenvollzug gibt es
eine Zugangs- und eine Jugendabteilung. Die Haftdauer kann bei männlichen Inhaftierten bis zu acht Jahren betragen. Bei Frauen besteht in der Anstalt keine Beschränkung der Haftdauer. In der JVA Zweibrücken
befindet sich das Berufsbildungszentrum für Häftlinge aus Rheinland-Pfalz und Saarland.
In den Versorgungsbetrieben der Anstalt werden i.d.R. anspruchsvolle Tätigkeiten verrichtet. Beim Maurer- und Malerkommando werden den Inhaftierten auf informellem Weg berufliche Grundkenntnisse und
-fertigkeiten vermittelt. In der Küche sind männliche und weibliche Gefangene beschäftigt; hier reicht das
Arbeitsniveau von Helfertätigkeiten bis zu Facharbeiten. Nach einer Tätigkeit in der (Versorgungs-)Kammer und Wäscherei (Frauen) sind die Straffälligen nach der Entlassung „gut gerüstet“ für eine Tätigkeit im
Bereich Hauswirtschaft. Auch in der (Versorgungs-)Kammer für Männer werden logistisch anspruchsvolle
Tätigkeiten verrichtet. Die Wäscherei der Männer vermittelt Kenntnisse und Fertigkeiten, die z.B. Hygienevorschriften und die Bedienung von Industriemaschinen umfassen; Arbeitstugenden wie Gewissenhaftigkeit und Ordnungssinn werden dort verlangt. Nicht zuletzt werden auch den Hausarbeiterinnen und
Hausarbeitern in der Gebäudereinigung anspruchsvolle Leistungen abverlangt.
Vor dem Hintergrund dieser Arbeitsqualitäten stellt sich für die Versorgungsbetriebe die Frage, wie informelles Wissen in formale Qualifikationen übersetzt werden kann, ohne übermäßig in die Arbeitsprozesse
einzugreifen. Ein erster Schritt in diese Richtung wäre bspw. das Ausstellen von Tätigkeitsnachweisen.
Die Eigenbetriebe Schreinerei, Kfz-Werkstatt und Buchbinderei bilden aus. Neben der Bearbeitung von
externen Kundenaufträgen werden regelmäßig Häftlinge zu einem vollwertigen beruflichen Abschluss
geführt. Aber auch für die Gefangenen, die als normal Beschäftigte arbeiten, gilt, dass sie hochwertige
Arbeiten verrichten, durch die sie informell qualifiziert werden. So können beispielsweise die Beschäftigten
der Schreinerei nach der Entlassung durchaus Schreiner- und Montagearbeiten auf Helferniveau verrichten. In der Kfz-Werkstatt können vorgebildete Häftlinge ihre Kenntnisse auf den neuesten Stand bringen.
Auch die Schlosserei vermittelt ihren Gefangenen arbeitsmarktrelevantes Wissen. Für die Buchbinderei
gilt ähnliches, wobei einschränkend gesagt werden muss, dass es kaum Betriebe in der Region gibt und
die Arbeitsmarktsituation insgesamt in Rheinland-Pfalz nicht sonderlich gut ist. Auch die Häftlinge in der
Schuhmacherei erwerben gute berufliche Grundkenntnisse, die aber wegen schwacher Nachfrage kaum
für einen beruflichen Werdegang zu nutzen sind. Die Polsterei/Schneiderei der Männer bereitet aufgrund
der geringen Verwertbarkeit nicht ohne weiteres auf den Arbeitsmarkt vor. Obwohl die Tätigkeiten der
Die JSA Schifferstadt wurde aufgrund der besonderen (Bildungs-)Bedingungen für jugendliche Strafgefangene nicht berücksichtigt.
Zu den Arbeitsmarktzahlen für Rheinland-Pfalz s. Anhang II.
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Frauenschneiderei etwas anspruchsvoller als die der Männer sind, können auch deren Erfahrungen kaum
auf dem Arbeitsmarkt verwertet werden. In der Gärtnerei schließlich hängt die Vermittlung von Fachkenntnissen von der Motivation der Inhaftierten ab. Es können durchaus arbeitsmarktrelevante Kenntnisse erworben werden. Da die Gärtnerei im offenen Vollzug angesiedelt ist, haben die Freigänger sogar Kundenkontakt, was für eine Bewerbung auf dem freien Arbeitsmarkt von Bedeutung ist.
Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Eigenbetriebe in der JVA Zweibrücken nicht nur deshalb interessant sind, weil dort kundenorientierte Arbeit und Ausbildung parallel laufen. Auch die Arbeitsleistungen der beschäftigten Inhaftierten weisen häufig ein hohes Niveau auf. Da die Eigenbetriebe Orte sind, an
denen berufliche Bildung zum Alltag gehört, könnte die Einführung von kleinteiligeren Qualifikationen für
ungelernte Häftlinge möglich sein.
In dem Unternehmerbetrieb schließlich werden eher einfache Arbeiten ausgeführt. Anzumerken ist, dass
der Unternehmerbetrieb mit Eigenbetrieben zusammenarbeitet: Die Schuhmacherei hat einen Arbeitsplatz im Unternehmerbetrieb ausgelagert, Inhaftierte im Unternehmerbetrieb erledigen Aufträge für die
Schuhmacherei und Buchbinderei.
Neben den Ausbildungen in den Eigenbetrieben bietet die JVA Zweibrücken in ihren Lehrwerkstätten berufliche Qualifizierungsmaßnahmen an, wie der folgende Überblick zeigt:
Buchbinder FR Buchfertiger (Eigenbetrieb, s.o.)
Elektroanlagenmonteur
Elektroniker
FR Betriebstechnik
Fräser
Hochbaufacharbeiter/Maurer
Holzmechaniker (Männer) (Eigenbetrieb, s.o.)
Kfz-Servicemechaniker (Männer; Eigenbetrieb, s.o.)
Technische Zeichner
FR Maschinen- u. Anlagenbau
Werkzeugmechaniker
Zerspanungsmechaniker
Dreh- und Frästechnik
Hauswirtschafterin (Frauen)
Das berufsbildende Angebot wird noch durch weitere Bildungsmöglichkeiten erweitert. Dadurch entsteht
ein facettenreiches Bild, ähnlich dem eines Bildungsträgers: Vom Gesellen mit einem IHK-Facharbeiterbrief
über berufliche Schnupperkurse (TIP-Maßnahme) und Computerseminare bis zum Führerschein ist vieles
möglich. Um diese Bildungsangebote zu organisieren, benötigt es ein erhebliches Maß an Expertise.
In dieser komplexen Bildungslandschaft ist die Kooperation unterschiedlicher Bereiche der JVA hervorzuheben: Die Eigenbetriebe bilden aus. Die Schlosserei, die nicht ausbildet, nimmt ausgelernte Häftlinge aus
dem Metallbereich auf. Die Schreinerei engagiert sich in der TIP-Maßnahme, um berufliche Einblicke im
Holzbereich zu ermöglichen. Zudem arbeitet der Unternehmerbetrieb mit der Druckerei und der Schuhmacherei zusammen. Daher kann in Zweibrücken nicht nur die Organisation des umfassenden Bildungsangebots als Beispiel guter Bildungspraxis gelten, auch die jva-interne Kooperation kann beispielgebend
sein.
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2.2.2 Frankenthal
Die JVA Frankenthal ist eine Anstalt der Sicherheitsstufe eins, in der insgesamt 437 männliche Gefangene
(Ersatz-)Freiheitsstrafen bis max. 8 Jahren verbüßen oder in Untersuchungshaft (58 Inhaftierte) sowie in
Ordnungshaft (2 Inhaftierte) einsitzen (Stand 30.04.2011). Es gibt eine Aufnahmeabteilung für Neuinhaftierte und es besteht eine Tätertrennung durch eine separate Nord- bzw. Südseite.
Die Justizvollzugsanstalt in Frankenthal weist mehrere Arbeitsbereiche, aber keine beruflichen Ausbildungsmöglichkeiten auf, obwohl die Wirtschaftsbetriebe Orte sind, an denen vielfältige Arbeiten verrichtet werden: in der Küche, in der Innenreinigung und in der Wäscherei. Die Hausinstandsetzung „Metall“
bietet anspruchsvolle Tätigkeiten. Die JVA verfügt dort über umfangreiche Maschinen, ferner stehen drei
komplett ausgerüstete Werkbänke zur Verfügung, die auch für Qualifizierungsmaßnahmen genutzt werden
könnten. Auch Instandsetzung/Bau bieten Maler-/Lackierer-Arbeiten auf hohem Niveau. Die Elektrowerkstatt beschäftigt aufgrund der fachlichen Arbeitsanforderungen nur gelernte oder erfahrene Häftlinge.
Das Niveau dieser Tätigkeiten vermittelt informell gute berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten. Daher wurde ein einfacher, aber wirkungsvoller Schritt zur Verbesserung der beruflichen Chancen der Inhaftierten
gegangen, indem die von den Häftlingen verrichteten Arbeiten in einem Tätigkeitsnachweis dokumentiert
werden.
Ein weiterer Schritt wurde in einem Unternehmerbetrieb gegangen. Dort wird seit 2011 für ausgesuchte
Vorarbeiter eine Qualifizierungsmaßnahme im Bereich Lagerlogistik eingeführt, die im Rahmen der regulären Arbeitsprozesse abläuft. Die wirtschaftlichen Interessen werden dadurch nicht behindert, sondern
gefördert, da Qualifizierung für mehr Qualität sorgt. Diese Einführung von „Bildung-bei-der-Arbeit“ kann
sicherlich als Beispiel guter Praxis dienen, wie unter Wahrung der vollzuglichen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten arbeitsmarktrelevante Qualifizierung eingeführt werden kann (vgl. dazu 4.2.1).
Auch die Eigenbetriebe der JVA Frankenthal bieten informelle Bildung bei der Arbeit. So sind beim Fensterbau von ungelernten Häftlingen die hohen Ansprüche privater Kunden zu beachten. Die Schlosserei
vermittelt Schweißkenntnisse, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Die Tätigkeiten aus den Bereichen
Schreinerei und Druckerei erfordern ebenfalls gute Arbeitsleistungen und umfangreichen Maschineneinsatz.
Die Daten aus Frankenthal zeigen, dass es neben der „Bildungsanstalt Zweibrücken“ auch in anderen JVAen
genügend Möglichkeiten für Bildungsmaßnahmen gibt, wenn diese Maßnahmen an Bestehendem ansetzen und mit dem Anstaltsprofil übereinstimmen.
2.2.3 Ludwigshafen
Die JVA Ludwigshafen ist eine sozialtherapeutische Anstalt der Sicherheitsstufe eins, in der 58 männliche
Gefangene eine Freiheitsstrafe und 1 Inhaftierter eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen (Stand 30.04.2011). Es
gibt vier Wohngruppenabteilungen im geschlossenen Vollzug. Zudem gibt es eine Übergangsabteilung
im geschlossenen Vollzug, die auf die Entlassung bzw. den Freigang vorbereitet. Außerdem gibt es eine
Abteilung für Freigänger. Die Inhaftierten verbleiben mindestens 18 Monate in der Anstalt, wobei für die
sozialtherapeutische Behandlung idealerweise 2-4 Jahre anzusetzen sind.
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nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
Die Anstalt in Ludwigshafen hat aufgrund ihres sozialtherapeutischen Auftrags ein spezifisches Bildungsund Arbeitsprofil. Als einziger zertifizierter Bildungsabschluss kann ein von der DEKRA Ludwigshafen abgenommener Gabelstaplerführerschein erworben werden. Es gibt eine Metallwerkstatt, mit der vorwiegend therapeutische Zwecke verfolgt werden. In den Bereichen Hausarbeit, Küche und Reinigung werden
ansprechende Arbeitsleistungen erbracht. In der Haustechnik führen in der Regel zwei gelernte Häftlinge
anspruchsvolle Tätigkeiten aus; dabei werden Reparaturen und Instandhaltungen aus den Bereichen Bau,
Holz, Sanitär und teilweise Elektrik verrichtet.
Die besonderen Aufgaben der JVA Ludwigshafen werfen die Frage auf, ob niedrigschwellige Qualifizierungsmaßnahmen den sozialtherapeutischen Auftrag unterstützen könnten.
2.3 Saarland
Im Saarland ist die JVA Saarbrücken in das NQ-Projekt eingebunden. Sie ist für männliche Gefangene zuständig und hat die Sicherheitsstufe eins.
2.3.1 Saarbrücken
Die JVA Saarbrücken ist eine Anstalt der Sicherheitsstufe eins, in der insgesamt 670 Inhaftierte einsitzen
(Stand 30.04.2011). Die Anstalt verfügt über Wohngruppen sowie eine Sozialtherapie mit Wohngruppe.
In der JVA Saarbrücken wird in den Bereichen Schreinerei, Schlosserei/Metallbau, Malerei und Kfz-Werkbetrieb beruflich ausgebildet10. Die Schreinerei, die Schlosserei/Metallbau und der Kfz-Werkbetrieb arbeiten
für externe Kunden und beschäftigen (neben den Auszubildenden) Häftlinge, die anspruchsvolle Tätigkeiten verrichten. Lediglich der Bereich Malerei hat keine externen Kunden; außer den Auszubildenden sind
dort keine Inhaftierten beschäftigt.
Auch in den Versorgungsbetrieben Küche, Wäscherei, Anstaltskammer, Hausreinigung und Metzgerei
finden sich teilweise niveauvolle Tätigkeiten, wobei die Hausreinigung und die Küche mit ca. 50 bzw. 25
Häftlingen die größten Bereiche bilden. Hervorzuheben ist, dass die Arbeitsinhalte der Küche so dokumentiert sind, dass sie sich den Ordnungsmitteln der Berufsausbildung (Koch) zuordnen lassen. Eine solche
Dokumentation erleichtert es, auf operativer Ebene Qualifizierung bei der Arbeit einzuführen.
Eine vergleichbare Dokumentation liegt bei den Eigenbetrieben für die Druckerei vor. In der Druckerei
arbeiten Häftlinge u.a. für externe Kunden auf anspruchsvollem Niveau11. Die Elektrowerkstatt, das Bauamt
und der Bereich Heizungsbau nehmen jva-interne Reparaturen und Installationen vor.
In der JVA Saarbrücken lassen zudem sechs Firmen fertigen; die Arbeiten werden von ungelernten Häftlingen im Akkord geleistet.
Neben der beruflichen Ausbildung in den oben genannten Bereichen kann in einem zehnwöchigen Kurs
ein von einem überregionalen Bildungsträger durchgeführter Kurs in Lagerlogistik mit GabelstaplerführerZu den einzelnen Arbeitsmarktzahlen aus dem Saarland siehe Anhang III.
Der Arbeitsmarkt für Drucker bietet im Saarland nur wenige Stellen an.
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schein absolviert werden. Außerdem wurde eine neue Qualifizierungsmaßnahme eingeführt, bei der Häftlinge in 10 Wochen zur „Fachkraft für professionelle Reinigung mit Nanotechnik (IHK)“ geschult werden.
Hier kooperieren eine Gebäudereinigungsfirma, ein Unternehmen für Nanotechnologie und ein Bildungsträger, um eine zukunftsorientierte Bildungsmaßnahme in einer JVA zu entwickeln und durchzuführen.
Diese Kooperation zeigt beispielhaft, dass auch in Anstalten mit hohen Sicherheitsanforderungen kreative
und arbeitsmarktrelevante Qualifikationen eingeführt werden können (vgl. dazu 4.2.2 und 4.2.3).
3. Arbeitsmarktsituation
Der Arbeitsmarkt in den Bundesländern des Südwest-Verbundes stellt den Hintergrund dar, vor dem die
Bildungsmaßnahmen in den JVAen zu bewerten und weiterzuentwickeln sind. Auf Grundlage der Bestandsaufnahmen wurden daher aus sämtlichen Arbeits- und Bildungsbereichen der Anstalten (mögliche)
Berufe abgeleitet. Diese Berufe wurden nach Helfer- und Fachkräfteniveau differenziert, um den unterschiedlichen jva-internen Tätigkeitsprofilen gerecht zu werden. Anschließend wurden die offenen Stellen
im Monatsdurchschnitt des Zeitraumes von April 2011 bis März 2012 durch den Statistik-Service Südwest
der Bundesagentur für Arbeit ermittelt. Dadurch konnten belastbare Zahlen über den Bedarf an Arbeitskräften zusammengestellt werden (Ist-Zustand)12. Um dem Zahlenmaterial auch eine prognostische Kraft
zu verleihen, wurden zudem einzelne Berufe mit zugänglichen Prognosen über die Entwicklung des Arbeitsmarktes verglichen13. So können für Hessen mit dem Instrument „Regio Pro“ Prognosen über die Entwicklung einzelner Berufe bis ins Jahr 2014 vorgelegt werden14.
Einschränkend muss zu den Prognosen allerdings gesagt werden, dass diese relativ unspezifisch (v.a. für
das Saarland und Rheinland-Pfalz) sind, nicht weit genug in die Zukunft reichen und nicht nach Helfer und
Fachkraft differenzieren (für Hessen), um daraus verbindliche Empfehlungen für Justizvollzugsanstalten
abzuleiten. Es lassen sich jedoch Anhaltspunkte gewinnen, welche Bildungsmaßnahmen wahrscheinlich
besonders günstig oder ungünstig für den zukünftigen Arbeitsmarkt vorbereiten15.
Insgesamt bestätigt der Blick auf den für JVAen relevanten Arbeitsmarkt die gängige Einschätzung, dass
Höherqualifizierung die Chancen auf eine Anstellung verbessert16. Dies sollte als grundsätzlicher Appell
verstanden werden, auch für inhaftierte Arbeitskräfte möglichst viel für ihre Beschäftigungsfähigkeit zu
tun. Filtert man die vorliegenden Zahlen unter der Perspektive der Nachqualifizierung von Inhaftierten etwas genauer, dann zeigt sich ein interessanter Befund: Es gibt zwei jva-relevante Tätigkeitsbereiche, die von
dem Trend zur Höherqualifizierung abweichen: Die Bereiche Lagerlogistik und Gebäudereinigung bieten
Die Ermittlung dieser Zahlen hat sich operativ als sehr hilfreich erwiesen, da die Zahlen exakt sind und genau den Tätigkeitsbereichen der Anstalten entsprechen. Daher können sie als Argumentationshilfen für oder gegen die Einführung konkreter Maßnahmen herangezogen werden. Eine feinere Differenzierung der Zahlen z.B. hinsichtlich der Vakanzzeit einer Stelle oder dem Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitssuchenden wurde nach Rücksprache mit dem Statistik-Service Südwest nicht vorgenommen, da
das zu erwartende Zahlenmaterial dem Projektrahmen nicht angemessen gewesen wäre.
13
Vgl. dazu Elmas (2011); Knobel (2011); Nüchter (2011); Wagner (2011)
14
Unter http://www.regio-pro.eu können die Prognosen abgerufen werden.
15
In der Praxis werden Entscheidungen für oder gegen eine Bildungsmaßnahme sicherlich zum größeren Teil durch jva-spezifische
Faktoren bestimmt.
16
Vgl. dazu Nüchter (2010), S.15f.
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aktuell bei hohem Bedarf mehr offene Stellen für Helfer als für Fachkräfte17. Auch in der Prognose scheint
sich dieses Verhältnis (regional etwas unterschiedlich) fortzusetzen, zumindest soweit die Zahlen für das
Land Hessen in Betracht gezogen werden können18.
Auf Grundlage dieses Befundes wurden im NQ-Projekt direkte operative Konsequenzen gezogen. Es wurden u.a. folgende Qualifizierungen geplant bzw. eingerichtet19:
• In der JVA Darmstadt im Bereich Gebäudereinigung
• In der JVA Frankenthal im Bereich Lagerlogistik (Unternehmerbetrieb)
• In der JVA Saarbrücken im Bereich Lagerlogistik und Gebäudereinigung (mit Schwerpunkt Nano technologie)
• In der JVA Zweibrücken geplant im Bereich Gebäudereinigung
• In der JVA Frankfurt IV geplant im Bereich Lagerlogistik (2 Unternehmerbetriebe)
Der Vergleich der aus den Tätigkeitsbereichen der JVAen abgeleiteten Berufe mit den Arbeitsmarktzahlen
bzw. ein Vergleich dieser Berufe mit den 30 Berufsbereichen mit den meisten offenen Stellen20 zeigt, dass es
ernstzunehmende arbeitsmarktrelevante Qualifizierungspotenziale in den JVAen gibt. Das Qualifizierungspotenzial ist abhängig von den Rahmenbedingungen der jeweiligen Anstalten: ob, wie und auf welchem
Niveau das Potenzial in konkrete Bildungsmaßnahmen übersetzt werden kann. Mit Blick auf Bereiche wie
Lagerlogistik und Glas- und Gebäudereiniger bieten bereits kleinteiligere Qualifikationen (ggf. mit Spezialkenntnissen) gute Beschäftigungsmöglichkeiten.
Durch die Gegenüberstellung der jva-internen Tätigkeitsbereiche mit den Arbeitsmarktzahlen lässt sich die
Frage, ob die JVAen lohnende Qualifizierungspotenziale besitzen, anstaltsübergreifend bejahen. Die Frage,
wie diese Potenziale genutzt werden können, ist demgegenüber weniger einfach und anstaltsübergreifend
zu beantworten. Kapitel 5 enthält Ansätze zur Beantwortung in Form von Empfehlungen. Zuvor machen wir
deutlich, welche Leistungen erbracht werden können, wenn „Qualifizierung hinter Gittern“ systematisch bearbeitet wird.
Vgl. dazu Anlagen I-III, sowie Anlage IV und V.
Vgl. dazu Knobel (2011).
19
Diese Maßnahmen wurden bereits in Abschnitt 2 angesprochen und werden in Abschnitt 4 teilweise vertieft.
20
Vgl. dazu die Tabellen in Anhang IV und V.
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4. Ausgewählte Projektergebnisse
Im Folgenden werden ausgewählte Aktivitäten des NQ-Projektes vorgestellt. Auf Grundlage der Bestandsaufnahmen und der Arbeitsmarktsituation haben die Koordinatorinnen und Koordinatoren Maßnahmen
in ihren Anstalten initiiert. Die aufgeführten Beispiele beleuchten auch die komplexen Prozesse, die bei
Einführungsmaßnahmen gesteuert werden müssen21. Die Einzelfalldarstellungen demonstrieren, wie Qualifizierung im Vollzug begonnen und nach der Entlassung fortgesetzt werden kann. Anschlussfähigkeit von
(Berufs-) Bildungsmaßnahmen zu erreichen ist eine Zielsetzung des NQ-Projekts.
4.1 Dokumentationsinstrumente
4.1.1 Bildungsdaten als Grundlage von Qualifizierungsberatung (JVA Saarbrücken)
Die Erfassung berufsrelevanter Vorerfahrungen und Bildungsdaten stellt eine wichtige Grundlage für eine
Qualifizierungsberatung von Inhaftierten dar, die ein entsprechendes Erhebungsinstrument erfordert. Für
diesen Zweck entwickelte in der JVA Saarbrücken der NQ-Koordinator einen standardisierten Fragebogen,
der Daten zur Person, zur Bildung und zur Berufserfahrung, aber auch die Motivation der Inhaftierten für
Weiterbildung erfasst. Die Informationen fließen neben körperlichen, psychischen und kognitiven Merkmalen in die Vollzugsplanung ein. Es werden Qualifizierungswege in der Haft ermöglicht, bei denen die
Bildungsmaßnahmen aufeinander aufbauen.
Durch die Einführung des Qualifizierungspasses können diese Bildungsdaten zudem durch Schul-, Ausbildungs- und Arbeitsnachweise ergänzt werden.
4.1.2 Qualifizierungspass (JVAen Darmstadt, Frankfurt III, Frankfurt IV)
Die NQ-Koordinatorinnen der JVAen Darmstadt, Frankfurt III und Frankfurt IV waren an der Ausarbeitung
eines Qualifizierungspasses beteiligt, mit dem Fertigkeiten, Qualifikationen und berufsrelevante Erfahrungen von Straffälligen dokumentiert werden können.
Der Qualifizierungspass wird dem Gefangenen bei der Entlassung mitgegeben. Er legt den Schwerpunkt
auf berufliche Bildung und ist eine Dokumentationsgrundlage für alle am Integrationsprozess Beteiligten,
wie z.B. Entlassungs- und Übergangsmanagement, Arbeitsagenturen, Jobcenter, Betriebe, Kammern und
Bildungsträger. Für Kammern ist vor allem der Teil mit Ausführungen darüber, was der/die Gefangene bisher gemacht hat, von Interesse. Bildungsträger erhalten Informationen darüber, wie eine auf eine Prüfung
zugeschnittene Maßnahme zu konzipieren ist. Die Informationen liefern die Grundlage für ein wirkungsvolles Bewerbungstraining. Der Pass ist so aufgebaut, dass die einzelnen Akteure den Fokus auf den jeweiligen
Schwerpunkt verschieben können.
Weitere Projektinformationen vgl. Backes u.a. (2012). Vgl. Knobel (2011).
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Bei der Entwicklung des Qualifizierungspasses kooperierten die NQ-Koordinatorinnen mit den Projekten
„Qualifizierung nach Maß“ (Internationaler Bund, Darmstadt) und „Modulare Nachqualifizierung MoNa“
(Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft, Frankfurt)22. Zunächst wertete das Team bereits vorliegende
Qualifizierungsdokumente aus. Dabei einigte man sich darauf, den vom Internationalen Bund entwickelten Qualifizierungspass als Grundlage zu nehmen, der für die Nachqualifizierung modifiziert wurde. Die
Modifikationen wurden anschließend sowohl mit IHK und HWK als auch mit Verantwortlichen aus Justizvollzugsanstalten und lokalen Agenturen für Arbeit diskutiert. Das Ergebnis der Konzeptionsphase wurde
anschließend in den JVAen Darmstadt, Frankfurt III und IV drei Monate lang erprobt. Anhand der Erprobungserfahrungen wurde der Pass erneut überarbeitet und für den Einsatz im Strafvollzugsalltag optimiert.
An die erfolgreiche Testphase (Stand Juli 2012) schließen sich nun weitere Schritte an, um den Qualifizierungspass zu einem Regelinstrument zu machen. Die Nutzung des Qualifizierungspasses durch das Entlassungs- und Übergangsmanagement soll vorangetrieben werden. In diesem Rahmen ist zu fragen, ob
weitere Fachdienste wie der Pädagogische Dienst und/oder das Arbeitswesen nach Ende der NQ-Projektlaufzeit ebenfalls Verantwortung für den Qualifizierungspass übernehmen können.
4.1.3 Tätigkeitsnachweis im Strafvollzug (JVAen Zweibrücken, Frankenthal)
Der „Tätigkeitsnachweis im Strafvollzug“ (TNS) ist ein in den JVAen Zweibrücken und Frankenthal entwickeltes und erprobtes Instrument, mit dem das dokumentiert wird, was der Straffällige gearbeitet hat: Arbeitserfahrungen, die z.T. an anspruchsvollen Arbeitsinhalten gewonnen wurden, sollen sichtbar gemacht werden. Eine Leistungsbeurteilung erfolgt aus juristischen Gründen nicht. Die Dokumentation kann für eine
(Nach-)Qualifizierungsberatung, für die Arbeitsvermittlung und für künftige Arbeitgeber genutzt werden.
Sie orientiert sich, wenn möglich, an vergleichbaren Ausbildungsberufen und folgt der Struktur von Ausbildungsordnungen und -rahmenlehrplänen. Kernstück des TNS ist eine Datenbank, die in ein Programm
eingebettet ist, das von der zentralen Leitstelle in Rheinland-Pfalz entwickelt wurde.
Im Anschluss an die Bestandsaufnahme entwarfen die Koordinatorin und der Betriebsleiter in Abstimmung
mit der Anstaltsleitung prototypische Tätigkeitsbeschreibungen von den Gefangenen. Dabei bestand eine
Herausforderung darin, diese Beschreibung einerseits so zu formulieren, dass möglichst viele Arbeitsprozesse darunter gefasst werden können; andererseits sollten die Beschreibungen aussagekräftig und leicht
verständlich sein und zudem mit den betreffenden Ausbildungsordnungen korrespondieren.
Die angefertigten Prototypen wurden mit einem Ausbildungsberater der HWK abgestimmt, die IT-Leitstelle der JVA Frankenthal entwickelte ein Programm zur einheitlichen Erstellung der TNS. Durch Felder
zum Markieren kann der TNS in ca. zwei Minuten bearbeitet werden. Die NQ-Koordinatorin entwarf eine
Bedienungsanleitung und führte eine Schulung durch. Nach der Erprobungsphase und der Einarbeitung
von Verbesserungen ist geplant, den TNS allen Häftlingen in Rheinland-Pfalz, die mindestens drei Monate
Arbeitserfahrungen vorweisen können, während oder kurz nach der Entlassung auszuhändigen. Das Saarland und Hessen äußerten ebenfalls Interesse an einer Einführung des TNS.
Alle drei Projekte stehen bzw. standen unter dem Dach des Bundesprogrammes „Perspektive Berufsabschluss“.
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4.2 QualifizierungsmaSSnahmen
4.2.1 Berufsperspektive Lagerlogistik mit Fallbeispiel (JVA Frankenthal)
In der JVA Frankenthal wurde durch den NQ-Koordinator im Juni 2012 die Qualifizierung Berufsperspektive
Lagerlogistik initiiert, sie läuft über drei Monate und richtet sich an 15 Gefangene. Bei der Maßnahme handelt
es sich um eine Grundqualifizierung, die passgenau auf die Bedingungen der JVA Frankenthal zugeschnitten
ist. Gleichzeitig wird die Arbeitsmarktnähe durch die Kooperation mit einem Logistikunternehmen sichergestellt, das unter anderem einen Dozenten in der JVA zur Verfügung stellt. Die Agentur für Arbeit Ludwigshafen finanziert die Maßnahme.
Unter den Inhaftierten stieß bereits die Ankündigung der Qualifizierungsmöglichkeit auf großes Interesse,
nicht zuletzt, weil die Anschlussperspektive der Maßnahme gut ist. Die qualifizierten Straffälligen können
nach ihrer Entlassung entweder in der Lagerlogistik-Branche als Helfer Fuß fassen oder eine Ausbildung
zum Fachlagerist anschließen. Zudem wird durch die Maßnahme die Beschäftigungsfähigkeit der Inhaftierten dadurch verbessert, dass eine Ersthelferausbildung, der Gabelstaplerführerschein und der Schubmaststaplerschein integriert sind.
Fallbeispiel: Herr P., 36 Jahre, verbüßte in seinem Leben bereits mehrere Haftstrafen. Wiederholt beging er
Einbruchsdelikte, um Drogen finanzieren zu können. Herr P. verfügt über einen Hauptschulabschluss. Eine
Ausbildung zum Elektriker brach er nach zwei Jahren ab. Er ist geschieden und hat vier Kinder, für deren Unterhalt er aufkommen möchte.
Herr P. arbeitete während seiner Haftzeit in der JVA Frankenthal 1,5 Jahre in einem Unternehmerbetrieb im
Bereich Logistik. Dort wurde er von seinen Vorgesetzten aufgrund seines Fleißes und seiner kognitiven Fähigkeiten als Kontrolleur eingesetzt. Im April 2012 meldete er sich als einer der ersten Inhaftierten zur Qualifizierungsmaßnahme „Berufsperspektive Lagerlogistik“. Dadurch wollte er nach eigenen Aussagen seinem
Leben eine neue Richtung geben. Nachdem der Vollzugsabteilungsleiter die Eignung von Herrn P. festgestellt
hatte, besprachen der Inhaftierte und der Koordinator mögliche Bildungswege. Da Herr P. über umfassende
Arbeitserfahrungen und aussagekräftige Zeugnisse verfügte, kam man überein, dass bei der zuständigen
Stelle ein Antrag auf Zulassung zur Externenprüfung gestellt werden sollte. Tatsächlich erhielt Herr P. die Prüfungszulassung zum „Fachlageristen“ bei der IHK Pfalz.
Hochmotiviert absolvierte Herr P. die Qualifizierungsmaßnahme Berufsperspektive Lagerlogistik nicht nur
mit gutem Erfolg, sondern half auch Mithäftlingen, sich Lerninhalte anzueignen.
Im Anschluss an die Qualifizierungsmaßnahme wechselte Herr P. in eine Therapieeinrichtung, um sein Suchtverhalten zu bearbeiten. Sein erklärtes Ziel ist es, für die Firma xy in Worms zu arbeiten und seinen „Fachlageristen“ zu machen.
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4.2.2 Basiswissen Lagerlogistik (JVA Saarbrücken)
In der Justizvollzugsanstalt Saarbrücken läuft seit November 2011 die vom NQ-Koordinator initiierte Bildungsmaßnahme Basiswissen Lagerlogistik, die in Kooperation mit einem überregionalen Bildungsträger
durchgeführt wird. Die von der Agentur für Arbeit mittels Bildungsgutscheinen finanzierte Maßnahme
richtet sich an Straffällige, deren Haftzeit nicht länger als zehn Monate beträgt. Elf Teilnehmer werden in
360 Stunden in Theorie und Praxis geschult. Da die Qualifizierung von der IHK zertifiziert wird, ist der Abschluss für die Arbeitsplatzsuche aussagekräftig und verwertbar. Aber auch mit Blick auf das Nachholen
einer Berufsausbildung bildet das „Basiswissen Lagerlogistik“ eine gute Grundlage.
4.2.3 Gebäudereinigung/Nanotechnik mit Fallbeispiel (JVA Saarbrücken)
Der NQ-Koordinator in der JVA Saarbrücken initiierte in Kooperation mit einem lokalen Bildungsträger und
der Firma xy die bundesweit einzige Bildungsmaßnahme „Fachkraft für Gebäudereinigung/Anwendung
Nanotechnik“. Zwölf Inhaftierte können eine von der IHK Saarland zertifizierte Qualifizierung durchlaufen.
Dabei erhalten die Teilnehmer Kenntnisse und Fertigkeiten zu Reinigungsmethoden von nanotechnisch
behandelten Oberflächen. Nicht zuletzt die Arbeitsmarkt- und Zukunftsorientierung dieser Maßnahme
sorgte dafür, dass sich über fünfzig Inhaftierte bewarben. Die von der Agentur für Arbeit finanzierte Maßnahme fand erstmalig zwischen Dezember 2011 und April 2012 statt.
Fallbeispiel: Herr G., 33 Jahre, mehrfach vorbestraft, verbüßt in der JVA Saarbrücken eine dreijährige Freiheitsstrafe. Er hat die Hauptschule abgeschlossen und stand in einem Lehrverhältnis zum Elektriker, das aber
auf seinen Wunsch hin fünf Monate vor der Abschlussprüfung aufgelöst wurde. Auch eine Maurerlehre begann er, hat sie aber nicht beendet.
In der JVA Saarbrücken hatte sich Herr G. um die Aufnahme in die Sozialtherapie beworben, wo er seitdem
an Gruppen- und Einzeltherapien teilnimmt. Der Inhaftierte nahm zum NQ-Koordinator mit der Frage Kontakt auf, ob er seine Maurerausbildung in der JVA beenden könne. Der Koordinator musste die Anfrage zwar
verneinen, konnte dem Inhaftierten jedoch nach mehreren Gesprächen eine Teilnahme an der neu eingerichteten Qualifizierung „Fachkraft für Gebäudereinigung/Anwendung Nanotechnik“ anbieten. Nach einer
positiven jva-internen Eignungsprüfung bewilligte nach einem Gespräch auch der Berater der zuständigen
Agentur für Arbeit den erforderlichen Bildungsgutschein.
Herr G. absolvierte die Qualifizierung ohne Fehltage. Zusammen mit elf anderen Inhaftierten wurde ihm im
April 2012 in Anwesenheit der Geschäftsführung der IHK Saarbrücken, des Bildungsträgers, der kooperierenden Firma für Nanotechnologie, der Anstaltsleitung und des Koordinators das IHK-Zertifikat überreicht.
Herr G. befindet sich zurzeit (Stand November 2012) in der Vorbereitungsphase zur Haftentlassung. Er bewirbt sich bei Reinigungsfirmen und hat bereits eine Arbeitsplatzzusage für den Tag nach seinem Haftaustritt
im Februar 2013 in der Tasche.
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4.2.4. Qualifizierungsbausteine Köchin mit Fallbeispiel (JVA Frankfurt III)
Im Rahmen der Bestandsaufnahme in der JVA Frankfurt III schätzte die NQ-Koordinatorin die Zentralküche
als eine Arbeitsstätte ein, in der Qualifizierungsmaßnahmen (Berufsfeld „Köchin“) eingeführt werden können. Die Koordinatorin brachte daher die Leitung der Küche, des Versorgungswesens und der Anstalt mit
der IHK und einem lokalen Bildungsträger zusammen. Sie prüften die prinzipielle Machbarkeit und wählten drei von sechzehn Qualifizierungsbausteinen (QB) aus, die von der Werkstatt Frankfurt bereits erprobt
sowie von der IHK Frankfurt zertifiziert worden waren. Nachdem Zuständige der IHK bei einer Besichtigung
die Eignung der Großküche feststellen konnten, wurden im August 2012 zwei inhaftierte Frauen ausgewählt. Die Qualifizierungsinhalte wurden produktionsbegleitend vermittelt. Im November 2012 konnten
Vertreterinnen und Vertreter von IHK, der Anstalt sowie die Koordinatorin den beiden Teilnehmerinnen
zum Bestehen des ersten Qualifizierungsbausteines gratulieren. Nach der Haftentlassung besteht aufgrund
des modularen Aufbaus bei dem Bildungsträger die Möglichkeit, die Qualifizierung fortzusetzen und die
Externenprüfung zur Köchin abzulegen. Die Anschlussfähigkeit ist somit konzeptionell gegeben.
Fallbeispiel: Frau W., 37 Jahre, verfügt über einen Realschulabschluss. Eine Ausbildung als Reiseverkehrskauffrau konnte sie aufgrund von Betrugsdelikten ihres Ausbilders nicht abschließen. Vielmehr geriet sie dabei selber in Untersuchungshaft. Sie arbeitete anschließend für Reiseveranstalter bzw. an einem Flughafen,
heiratete und bekam ein Kind. Mit vierundzwanzig ließ sie sich scheiden und verlor ihre Arbeit. Sie nahm Drogen und musste ihr Kind in die Obhut ihrer Mutter geben. 2007 geriet Frau W. erneut in Untersuchungshaft.
Seit 2012 sitzt sie in der JVA Frankfurt III ein und wird voraussichtlich im November 2014 entlassen.
Von August bis November 2012 absolvierte Frau W. den ersten von drei Qualifizierungsbausteinen aus dem
Berufsfeld „Köchin“, die in der Anstaltsküche neu implementiert wurden. Bei der theoretischen Leistungsfeststellung erreichte sie 100 von 100 Punkten, bei der praktischen 95 von 100. Sie kann nahtlos die beiden anderen QBs angehen.
Nach der Entlassung plant Frau W., die restlichen Qualifizierungsbausteine bei dem lokalen Bildungsträger
zu absolvieren, um die Externenprüfung zur Köchin abzulegen.
4.2.5 Qualifizierungsbausteine Lagerlogistik (JVA Frankfurt IV)
Die NQ-Koordinatorin der JVA Frankfurt IV regte nach Gesprächen mit Bediensteten bei der Anstaltsleitung
an, das Arbeitsniveau in zwei Unternehmerbetrieben zu nutzen, um produktionsbegleitend Qualifizierungsbausteine im Bereich Lagerlogistik zu implementieren. Unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen
und der betroffenen Betriebe wurde ein Konzept für die Umsetzung des Vorhabens ausgearbeitet. Die Anstaltsleitung stimmte dem Vorhaben zu, so dass die Koordinatorin Kontakt mit der IHK und einem lokalen
Bildungsträger aufnahm. Nachdem Vertreterinnen und Vertreter von Kammern die Unternehmerbetriebe
positiv begutachtet hatten, konnte die Koordinatorin den Bildungsträger für die Auswahl, Einführung, Umsetzung und Überprüfung von Qualifizierungsbausteinen gewinnen. Die Kooperation gewährleistet eine
IHK-zertifizierte Qualität, die den Inhaftierten nach ihrer Haftentlassung einen Vorteil für ihre Beschäftigungsfähigkeit bzw. für Anschlussqualifizierungen bietet. Die Maßnahme wird zudem aufgewertet, indem
sie in Verbindung mit einem von der JVA organisierten Gabelstaplerführerschein durchgeführt wird. Die
Qualifizierung soll 2013 beginnen.
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4.2.6 Qualifizierung zum Tischler (JVA Darmstadt)
Das folgende Fallbeispiel bezieht sich auf die Tischlerausbildung, die in der JVA Darmstadt angeboten wird
(siehe Abschnitt 2.1.1).
Fallbeispiel: Herr G. ist 43 Jahre alt und verbüßte eine Strafzeit von 36 Monaten. Er hat einen Hauptschulabschluss und arbeitete vor seiner Inhaftierung im Bereich des Messehelfers, zum Zeitpunkt der Inhaftierung
besaß er keine abgeschlossene Berufsausbildung. In der JVA Darmstadt absolvierte Herr G. die Qualifizierung
zum Tischler innerhalb von 24 Monaten. Während der Qualifizierung nahm er an einem 5-tägigen Bewerbungstraining teil.
Nach einer erfolgreichen Prüfung zum Tischlergesellen nahm Herr G. an einer beruflichen Weiterbildung teil.
Die berufliche Weiterbildung umfasste die Vermittlung der elektrotechnischen Kenntnisse für eine Tätigkeit
im Möbel- und Umzugsgewerbe (EuP-Schein). Diese Weiterbildung wurde vom Projekt NQ im Südwestverbund initiiert.
Die Verlegung in den offenen Vollzug erfolgte nach Abschluss seiner beruflichen Weiterbildung. Herr G. nahm
an der Qualifizierungssprechstunde der zuständigen Koordinatorin teil. Sie händigte in mehreren Gesprächen Herrn G. Adressen von Betrieben und Stellenausschreibungen aus. Er erstellte selbstständig seine Bewerbungsunterlagen, stellte sich aus eigener Initiative bei Betrieben vor und wurde zu Vorstellungsgesprächen
eingeladen. Eine dreiwöchige Bewerbungszeit mündete in eine unbefristete Einstellung bei einem größeren
Küchenhaus.
5. Empfehlungen
Die von den Koordinatorinnen und Koordinatoren vorgelegten Bestandsaufnahmen bieten ein facettenreiches Bild mit vielfältigen Qualifizierungsangeboten und -potenzialen. Teilweise mussten an den Arbeitsprozessen nur leichte Veränderungen, teilweise tiefergehende Umgestaltungen vorgenommen werden,
um das vorhandene Potenzial zu erschließen. Die bisherigen Erfahrungen der Projektbeteiligten, die in
Workshops, Interviews und Veranstaltungen zusammengetragen wurden, weisen in einem Punkt in eine
Richtung: Jedes Bundesland, jede JVA und jeder einzelne Arbeitsbereich haben spezifische Kontexte. Daher
können Maßnahmen zur Verbesserung von Bildungsmöglichkeiten nur greifen, wenn diese an die jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst werden. Die folgenden adressatenorientierten Empfehlungen wurden aus den Erfahrungen eines noch laufenden Projektes gewonnen. Aufgrund ihres unabgeschlossenen
Charakters werden die Empfehlungen thesenartig formuliert.
5.1 Justizvollzugsanstalten
Die Strukturen und Traditionen der Justizvollzugsanstalten stellen ein Großteil der Rahmenbedingungen
für die Einführung von Maßnahmen zur Verbesserung der Kompetenzprofile der Inhaftierten dar. Ausgehend von den Bedingungen in den jeweiligen Arbeits- und Bildungsbereichen empfehlen wir, Veränderungsmaßnahmen möglichst bottom-up durchzuführen.
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5.1.1 Arbeits- und Werksbetriebe
Die Kompetenzen und insbesondere die Motivation der Bediensteten der Arbeitsbereiche sind ein entscheidender Hebel, um neue Bildungsmaßnahmen einzuführen. Ohne die Bereitschaft vor Ort können
insbesondere produktionsbegleitende Bildungsmaßnahmen schwerlich greifen. Daher ist sicherzustellen,
dass bei allen Veränderungsprozessen Unterstützung und Engagement der Bediensteten gegeben sind.
Häufig hat die Werksleitung selber Ideen, wie Inhaftierte niederschwellig qualifiziert werden können. Diese Ideen sollten aufgegriffen werden, um dann zu ermitteln, welche organisatorischen, vollzuglichen und
finanziellen Veränderungen für die Umsetzung notwendig sind.
Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung fällt es Bediensteten teilweise schwer, sich konstruktiv mit Neuerungen zu beschäftigen. Auch der Gedanke an mögliche Mehrbelastungen schreckt ab. Durch eine Verbesserung des informellen Austausches zwischen unterschiedlichen Bereichen einer Anstalt (aber auch
zwischen mehreren Anstalten) können Beispiele guter Bildungspraxis ausgetauscht werden. Die Bediensteten erhalten dadurch Anstöße von Kolleginnen und Kollegen, was machbar ist und welche Vorteile Qualifizierungsmaßnahmen bringen.
5.1.2 Fachdienste (Sozialdienst, Pädagogischer Dienst, Entlassungs- und
Übergangsmanagement)
Die Fachdienste können als Vermittler zwischen unterschiedlichen Bereichen der Anstalt aufgefasst werden. Sie sind daher als Motoren von Bildungsprozessen geeignet. Allerdings sind die Fachdienste häufig
aufgrund der hohen Arbeitsbelastung kaum noch in der Lage, weitere (organisatorische) Aufgaben im Rahmen eines systematischen Bildungsmanagements zu übernehmen.
Die berufliche Bildung im Strafvollzug gewinnt zunehmend an Bedeutung. Damit entstehen neue Aufgaben und Herausforderungen, denen man mit einer Aufstockung der Ressourcen beim pädagogischen
Dienst begegnen kann.
Durch „schlanke“ Instrumente wie den TNS oder dem Qualifizierungspass23 für Inhaftierte könnten die
Fachdienste von der Einweisung über die pädagogische Betreuung während der Haftzeit bis zum Entlassungsmanagement24 verzahnt werden. Der dabei anfallende Mehraufwand (bspw. bei der Ermittlung von
beruflicher Vorqualifizierung) kann durch standardisierte Datenverarbeitung gering gehalten werden.
5.1.3 Anstaltsleitung
Die Anstaltsleitung spielt bei einer Vorgehensweise „von unten nach oben“ eine wichtige Rolle, indem sie
Handlungsfelder identifiziert und anstaltsinterne Einführungsprozesse anstößt.
Die Anstaltsleitung hat den Überblick darüber, welche Abteilungen und Fachdienste von neuen Maßnahmen betroffen werden und welche JVA-Strukturen (Sicherheit, Besoldung, Personaleinsatz etc.) tangiert
Vgl. dazu 4.1.2.
Vgl. dazu Roos (2009) und Weilbächer (2009).
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werden. Die Anstaltsleitung kann einschätzen, welche organisatorischen Veränderungen sich aus neuen
Bildungsmaßnahmen für den betroffenen Bereich, für angrenzende Bereiche und für die Anstalt insgesamt
ergeben. Mögliche Mehrbelastungen der Bediensteten sind dabei zu berücksichtigen, um Widerstände gering zu halten.
Berufliche Bildung kann einen spürbaren Schub bekommen, wenn die Anstaltsleitung eine oder einen Verantwortlichen für das Thema einsetzt.
Die Sicherstellung der Finanzierung von Bildungsmaßnahmen ist in Zeiten knapper Mittel eine anspruchsvolle Aufgabe der Anstaltsleitung.
5.2 Justizministerien
Die politischen Entscheidungsträger der im Südwestverbund kooperierenden Justizministerien legen die
Rahmenbedingungen und Vorgaben fest, ohne die Qualifizierungsmaßnahmen nicht durchgeführt werden können.
Das neue Landesstrafvollzugsgesetz in Rheinland-Pfalz setzt neue Ziele bei arbeitstherapeutischen Maßnahmen, Arbeitstraining, schulischen und beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen und Arbeit. Es enthält
weitreichende Änderungen gegenüber dem bisher geltenden Strafvollzugsgesetz. Hessen stärkte durch
eine Kooperationsvereinbarung über die „Integration von Strafgefangenen“ (Oktober 2011) die Übergangsphase vor und nach der Entlassung, indem sie öffentliche Stellen der Grundsicherung und der Arbeitsvermittlung zur Zusammenarbeit aufforderte.
Die politische Ebene hat die Möglichkeit, top-down Rahmenbedingungen zu ändern, damit sich bottomup Qualifizierungsmaßnahmen entwickeln können. Zu diesen Bedingungen gehört eine verlässliche und
vorausschauende Finanzierung. Auch in Zeiten halbleerer Kassen kann durch gezielte Finanzierungen einiges bewegt werden. Durch eine Förderung von Maßnahmen wird nicht nur die Machbarkeit, sondern auch
der effiziente Mitteleinsatz gewährleistet.
Von den politischen Entscheidungsträgern sind klare Aussagen zu Bildung im Strafvollzug und ein ausdrücklicher Steuerungswille notwendig. Dadurch kann eine Kultur geschaffen werden, in der die einzelnen
Justizvollzugsanstalten ermutigt und gefördert werden, ihre eigenen Bildungspotenziale in strukturierte
Qualifizierungen zu übersetzen.
Es sollten landesweite Schulungen der Bediensteten initiiert werden, um vor Ort im Vollzugsalltag ein Bewusstsein sowie Fachkenntnisse zum Thema Qualifizierung zu verankern.
Die Politik könnte Standards für „Nachqualifizierung im Justizvollzugssystem“ anregen. Die Bediensteten
würden eine Richtschnur und Handlungshilfen erhalten und könnten dadurch leichter Eigeninitiative entfalten.
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5.3 Kammern
Es sollten verstärkt Anstaltsbesuche von Mitarbeitenden von IHK und HWK organisiert werden. Dadurch
rücken die für Bildung und Arbeit verantwortlichen Bediensteten näher an den Bedarf und die Anforderungen des freien Arbeitsmarkts heran. Im Gegenzug gewinnen die Vertreterinnen und Vertreter von Kammern ein Bewusstsein über die Qualität der Straffälligenarbeit.
Vertreterinnen und Vertreter von Kammern können aufgrund ihres Wissens Hinweise geben, in welchen
Arbeitsbereichen berufliche Bildungsmaßnahmen eingeführt werden könnten.
IHK und HWK können bei der Implementierung von Bildungsmaßnahmen maßgeblich unterstützen und
beraten. Insbesondere bei der Zertifizierung neuer Qualifizierungen ist die Kammer-Kompetenz unerlässlich.
5.4 Agentur für Arbeit
Agenturen für Arbeit sollten Kontakt zu JVAen in ihrem Bezirk pflegen und Mitarbeitende benennen, die
für die Beratung von Gefangenen in den jeweiligen JVAen zuständig sind: Die Mitarbeitenden stehen dort
regelmäßig in Sprechstunden als Ansprechpartner zur Verfügung, z.B. zu Themen der beruflichen (Weiter-)
Qualifizierung nach der Entlassung im Zusammenhang mit dem SGB III.
Agenturen für Arbeit sind wichtige Finanziers von Qualifizierungsmaßnahmen in JVAen. Lokale Arbeitsagenturen sollten zukünftig dafür Sorge tragen, dass Förderinstrumente (z.B. Bildungsgutschein) auch für
die Zielgruppe von männlichen und weiblichen Strafgefangenen eingesetzt werden.
© INBAS GmbH 2013
25
nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
6. Zusammenfassung
Die vergleichende Auswertung der Bestandsaufnahmen zeigt, dass es in Justizvollzugsanstalten Bereiche
mit teilweise erheblichen Qualifizierungspotenzialen gibt. Es gibt Arbeitsbereiche, in denen für externe
und interne Kunden gefertigt wird, in denen marktgängige Produkte hergestellt, in denen anspruchsvolle
Versorgungs- und Instandhaltungsleistungen erbracht werden und in denen neben der Arbeit ausgebildet
wird. Das Niveau erstreckt sich dabei von einer „Heranführung an einfache Beschäftigung“ bis zu Facharbeitertätigkeiten. Das bestehende Qualifizierungs- und Bildungsangebot ist je nach JVA weit gefächert
und reicht vom Gesellenbrief im Ausbildungszentrum über Sprachkurse bis zum Training von Sozialkompetenz.
Durch den Abgleich der Arbeits- und Bildungslandschaft mit der Arbeitsmarktsituation (Ist-Stand und
Prognosen) lassen sich die Qualifizierungspotenziale einordnen. Differenziert nach Berufen können die
Häftlinge durch (anschlussfähige) Teilqualifikationen oder Vollausbildung auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Aufgrund des durchschnittlich hohen Niveaus der meisten Arbeitsbereiche verschafft bereits
ein aussagekräftiger Tätigkeitsnachweis während der Haftstrafe einen Vorteil für die Bewerbung. „Bildung
bei der Arbeit“ erweist sich dabei als ein Weg, den die Anstalten gehen können. Bundeslandübergreifend
kann gesagt werden, dass in den Bereichen Lagerlogistik sowie Glas- und Gebäudereinigung innerhalb der
Anstalten hochwertig gearbeitet wird, zugleich besteht außerhalb des Vollzugs für diese Berufe auch auf
Helferniveau eine gute Nachfrage.
Ansonsten ist hinsichtlich Bundesländer und JVAen wenig verallgemeinerbar. Daher empfiehlt es sich, Qualifizierung bottom-up einzuführen. Dabei sollen die Ebenen „Anstaltsleitung“ und „Politik“ unterstützende
Rahmenbedingungen bieten. Individuelle Lösungen zu initiieren dient nicht allein der Praktikabilität und
Nachhaltigkeit, sondern auch einem effizienten Einsatz finanzieller und personaler Ressourcen.
Lernprozesse innerhalb und zwischen den Anstalten sollten als Beispiele guter Praxis weitergegeben werden. Externe Beratung schließlich kann, wie das NQ-Projekt zeigt, eine Katalysatorfunktion wahrnehmen,
wenn Anstalten ihre Bildungspotenziale organisieren und in Maßnahmen ummünzen.
26
© INBAS GmbH 2013
nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
Quellen
Backes, Margret/Brucker, Constanze/Wiegand, Regina: Perspektive Berufsabschluss: Nachqualifizierung in den Haftanstalten des Südwestverbundes. In: Forum Strafvollzug. Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe, 2012,
H. 4 (61. Jg.), S.211-214.
Elmas, Hadica/Wydra-Somaggio, Gabriele: Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in Rheinland-Pfalz vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. In: IAB Regional. Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz,
Nürnberg 02/2011.
Knobel, Claudia/Demireva, Lora et al.: Wichtigste Ergebnisse zur Beschäftigungsentwicklung in hessischen Regionen.
Kurzfassung zum Endbericht: regio pro – Etablierung eines Frühinformationssystems zur Qualifikations- und Beschäftigungsentwicklung in Hessen (Gefördert durch: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit). Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK),
Frankfurt am Main 2011.
Nüchter, Oliver/Schmid, Alfons: IAB Betriebspanel Hessen 2009 Abschlussbericht. (Gefördert durch: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung; Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit).
Projektlaufzeit: 01.07.2009 – 31.10.2010, Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK). Frankfurt am Main 2010.
Nüchter, Oliver/Schmid, Alfons: IAB Betriebspanel Hessen 2010 Abschlussbericht. (Gefördert durch: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung; Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit).
Projektlaufzeit: 01.07.2010 – 31.10.2011, Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK). Frankfurt am Main 2011.
regio pro Beschäftigungs- und Berufsprognosen
(http://www.regio-pro.eu/regio-pro-berufsprognosen/) (Zugriff: 26.11.12).
Rampeltshammer, Luitpold/Kurtz, Hans Peter (Hg.): Strukturwandel im Saarland – Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten, Saarbrücken 2011.
Roos, Helmut/Weber, Jörg: Übergangsmanagement. Die Entwicklung in den Ländern. In: Forum Strafvollzug. Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe, 2009, H. 2 (58. Jg.), S. 62-66.
Wagner, Birgit/Faik, Jürgen/Schmid, Alfons: IAB-Betriebspanel Rheinland-Pfalz 2009 Abschlussbericht. (Gefördert
durch: Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen). Projektlaufzeit: 01.07.2010 – 31.10.2010.
Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK), Frankfurt am Main 2010.
Weilbächer, Lutwin/Klein, Lutz: Zielgruppenorientiertes Übergangsmanagement im hessischen Justizvollzug.
In: Forum Strafvollzug. Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe, 2009, H. 2 (58. Jg.), S. 67-70.
www.mona-frankfurt.de (Zugriff: 03.12.12).
Abkürzungsverzeichnis
Da
Ffm
Ft
Lh
Zb
Sb
JVA Darmstadt
JVA Frankfurt
JVA Frankenthal
JVA Ludwigshafen
JVA Zweibrücken
JVA Saarbrücken
© INBAS GmbH 2013
27
nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
Anhang
Anhang I: JVA-relevante offene Stellen Hessen und Regierungsbezirk Darmstadt: Gleitender Jahresdurchschnitt der Monate April 2011 bis März 2012. Quelle: Statistik-Service Südwest der Bundesanstalt für Arbeit.
Stellen
HE
Stellen
Reg.-Bez.
Da
Beruf
Anstalt
1042
738
Helfer/in - Lagerwirtschaft, Transport
Da/Ffm III/Ffm IV
878
560
Servicekraft
Ffm III
624
408
Helfer/in Reinigung
Da/Ffm III/Ffm IV
560
383
Koch/Köchin
Da/Ffm III
527
353
Verkäufer/in
Ffm III
506
333
Anlagenmechaniker/in - Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Da/Ffm IV
417
272
Friseur/in
Ffm III
385
222
Maler/in und Lackierer/in
Da/Ffm IV
364
219
Helfer/in Küche
Da/Ffm III
273
149
Metallbauer/in
Da/Ffm IV
273
132
Tischler/in
Da Ffm IV
258
141
Elektroniker/in - Energie- und Gebäudetechnik
Da/Ffm IV
224
133
Helfer/in - Elektro
Da/ Ffm IV
222
157
Fachkraft - Lagerlogistik
Da/Ffm III/Ffm IV
150
57
Schweißer/in (geprüft)
Da/Ffm IV
145
102
Gebäudereiniger/in
Da/Ffm III/Ffm IV
131
82
Gärtner/in - Garten- und Landschaftsbau
Da
131
95
Kaufmann/-frau - Einzelhandel
Ffm III
127
96
Fachlagerist/in
Da/Ffm III/Ffm IV
126
75
Helfer/in - Lebensmittelherstellung
Ffm IV
122
75
Helfer/in - Verkauf
Ffm III
117
64
Helfer/in - Metallbau
Da/Ffm IV
116
85
Helfer/in Gastgewerbe
Ffm III
84
47
Hausmeister/in
Ffm IV
76
36
Maurer/in
Ffm IV
66
37
Helfer/in - Gartenbau
Da/Ffm IV
62
29
Helfer/in - Hochbau
Ffm IV
58
32
Fleischer/in
Ffm IV
48
15
Helfer/in - Holz, Flechtwaren
Da/Ffm III/Ffm IV
43
30
Montierer/in
Da/Ffm III/Ffm IV
41
33
Hauswart
Ffm IV
28
© INBAS GmbH 2013
nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
Stellen
HE
Stellen
Reg.-Bez.
Da
Beruf
Anstalt
36
23
Beikoch/Beiköchin
Da/Ffm III
36
17
Helfer/in - Ausbau
Ffm IV
36
20
Helfer/in - Malerei, Lackiererei
Da/Ffm IV
31
18
Mediengestalter/in Digital und Print
Da
28
17
Trockenbaumonteur/in
Ffm IV
25
17
Fachkraft Gastgewerbe
Ffm III
24
14
Helfer/in - Druck
Da
15
9
Helfer/in - Klempnerei, Installation
Da/Ffm IV
14
12
Textilreiniger/in
Da/Ffm III/Ffm IV
13
7
Änderungsschneider/in
Da/Ffm III
13
12
Helfer/in Friseurgewerbe
Ffm III
6
5
Bauten- und Objektbeschichter/in
Da/Ffm IV
6
5
Helfer/in - Textilverarbeitung
Da
6
2
Modenäher/in
Da/Ffm III
4
1
Hochbaufacharbeiter/in
Ffm IV
4
2
Holzmechaniker/in - Möbelbau und Innenausbau
Da/Ffm IV
3
2
Ausbaufacharbeiter/in
Ffm IV
3
3
Schuhmacher/in
Da
2
0
Buchbinder/in (Handwerk)
Da
1
1
Gärtner/in
Ffm IV
1
0
Helfer/in - Pelz, Leder, Schuhe
Da/Ffm III
1
0
Medientechnologe/-technologin Druck
Da
0
0
Schuhfertiger/in
Da
© INBAS GmbH 2013
29
nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
Anhang II: JVA-relevante offene Stellen Rheinland-Pfalz: Gleitender Jahresdurchschnitt der Monate April
2011 bis März 2012. Quelle: Statistik-Service Südwest der Bundesanstalt für Arbeit.
Stellen
Beruf
Anstalt
450
Helfer/in Lagerwirtschaft, Transport
Ft/Lh/Zb
393
Koch/Köchin
Ft/Lh/Zb
294
Anlagenmechaniker/in - Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
Ft/Lh
280
Metallbauer/in
Ft/Lh/Zb
273
Helfer/in Reinigung
Ft/Lh/Zb
272
Helfer/in Küche
Ft/Lh/Zb
236
Tischler/in
Ft/Lh/Zb
230
Maler/in und Lackierer/in
Ft/Lh/Zb
222
Kraftfahrzeugmechatroniker/in - PersonenkraftfahrtechnikZb
183
Elektroniker/in - Energie- und Gebäudetechnik
161
Helfer/in - MetallbearbeitungZb
135
Schweißer/in (geprüft)
134
Elektroniker/in - BetriebstechnikZb
118
Helfer/in - Elektro
Ft/Lh/Zb
95
Fachkraft - Lagerlogistik
Ft/Lh/Zb
89
Fahrzeuglackierer/inZb
86
Helfer/in - Metallbau
Ft/Lh/Ft
82
Gebäudereiniger/in
Ft/Lh/Zb
82
Maurer/inZb
72
Helfer/in - HochbauZb
Ft/Lh
Ft/Lh/Zb
67Zerspanungsmechaniker/inZb
62
Hauswirtschafter/inZb
50
Helfer/in - Holz, Flechtwaren
Ft/Lh/Zb
43
Fachlagerist/in
Ft/Lh/Zb
40
Helfer/in - Ausbau
Lh/Zb
39
Helfer/in - GartenbauZb
32
Helfer/in - Fahrzeugbau und -instandhaltungZb
32
Werkzeugmechaniker/inZb
26
Trockenbaumonteur/in
22
Elektroanlagenmonteur/inZb
20
Hochbaufacharbeiter/inZb
18
Beikoch/Beiköchin
Ft/Lh/Zb
18
Glaser/in - Fenster- und Glasfassadenbau
Ft
17
Montierer/in
Ft/Lh/Zb
30
Lh/Zb
© INBAS GmbH 2013
nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
Stellen
Beruf
Anstalt
16
Helfer/in - Klempnerei, Installation
Ft/Lh
14
Helfer/in - Malerei, Lackiererei
Ft/Lh/Zb
11
Helfer/in - HauswirtschaftZb
11
Kraftfahrzeugservicemechaniker/inZb
7
Helfer/in - Druck
Ft
7
Textilreiniger/in
Ft/Lh/Zb
5
Fräser/inZb
5
Helfer/in - TextilverarbeitungZb
5
Holzmechaniker/in - Möbelbau und Innenausbau
4
Änderungsschneider/inZb
4
Helfer/in - Pelz, Leder, SchuheZb
4
Modenäher/inZb
3
Mechaniker/in - KarosserieinstandhaltungstechnikZb
3
Polster- und Dekorationsnäher/inZb
2
Ausbaufacharbeiter/in
Lh/Zb
2
Bauten- und Objektbeschichter/in
Ft/Lh/Zb
2
Techn. Produktdesigner/in - Maschinen- u. Anlagenkonstrukt.Zb
1
Buchbinder/in (Handwerk)Zb
1
Fachangestellte/r für Medien- u. Infodienste - Bibliothek
Ft
1
Medientechnologe/-technologin Druck
Ft
1
Schuhfertiger/inZb
0
Gärtner/inZb
0
Schuhmacher/inZb
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Ft/Lh/Zb
31
nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
Anhang III: JVA-relevante offene Stellen Saarland: Gleitender Jahresdurchschnitt der Monate April 2011 bis
März 2012. Quelle: Statistik-Service Südwest der Bundesanstalt für Arbeit.
Stellen
Beruf
Anstalt
135
Schweißer/in (geprüft)
Sb
107
Helfer/in - Lagerwirtschaft, Transport
Sb
98
Metallbauer/in
Sb
66
Koch/Köchin
Sb
59
Helfer/in Küche
Sb
55
KfZ-Mechatroniker/in - Personenkraftfahrtechnik
Sb
53
Anlagenmechaniker/in - Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
Sb
52
Helfer/in Reinigung
Sb
46
Maler/in und Lackierer/in
Sb
45
Helfer/in - Metallbau
Sb
38
Tischler/in
Sb
31
Elektroniker/in - Energie- und Gebäudetechnik
Sb
26
Fachkraft - Lagerlogistik
Sb
23
Helfer/in - Elektro
Sb
19
Gebäudereiniger/in
Sb
17
Maurer/in
Sb
15
Helfer/in - Lebensmittelherstellung
Sb
14
Helfer/in - Hochbau
Sb
13
Bäcker/in
Sb
13
Helfer/in - Fahrzeugbau und -instandhaltung
Sb
12
Fahrzeuglackierer/in
Sb
10
Helfer/in - Ausbau
Sb
10
Helfer/in - Holz, Flechtwaren
Sb
9
Trockenbaumonteur/in
Sb
7
Fachlagerist/in
Sb
4
Fleischer/in
Sb
4
Helfer/in - Malerei, Lackiererei
Sb
4
Kraftfahrzeugservicemechaniker/in
Sb
3
Helfer/in - Druck
Sb
3
Helfer/in - Klempnerei, Installation
Sb
3
Textilreiniger/in
Sb
2
Beikoch/Beiköchin
Sb
1
Ausbaufacharbeiter/in
Sb
32
© INBAS GmbH 2013
nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
Stellen
Beruf
Anstalt
1
Mechaniker/in - Karosserieinstandhaltungstechnik
Sb
1
Montierer/in
Sb
0
Bauten- und Objektbeschichter/in
Sb
0
Hochbaufacharbeiter/in
Sb
0
Holzmechaniker/in - Möbelbau und Innenausbau
Sb
0
Medientechnologe/-technologin Druck
Sb
Anhang IV
TOP 30 des Bestands an gemeldeten Arbeitsstellen nach Berufen. Anforderungsniveau Fachkraft.
Gleitender Jahresdurchschnitt der Monate April 2011 bis März 2012
Rang Zielberuf 1
2
262 Energietechnik
HE Zielberuf 1.433 262 Energietechnik
SAL
931 921 Werbung und Marketing 233
521 Fahrzeugführung im
1.312 521 Fahrzeugführung im
859 262 Energietechnik
Straßenverkehr Straßenverkehr
3 633 Gastronomie
1.276 251 Maschinenbau- und
Betriebstechnik
4
RLP Zielberuf 791 242 Metallbearbeitung
251 Maschinenbau- und 1.109 633 Gastronomie
766 831 Erziehung, Sozialarbeit, Betriebstechnik Heilerziehungspflege
216
206
199
5 714 Büro und Sekretariat
1.070 252 Fahrzeug-, Luft-, Raum- 605 251 Maschinenbau- und fahrt-, Schiffbautechnik Betriebstechnik
196
6
621 Verkauf (ohne Produkt-
984 831 Erziehung, Sozialarbeit, 570 244 Metallbau und Schweiß-
spezialisierung) Heilerziehungspflege technik
181
7
531 Objekt-, Personen-, 935 244 Metallbau und Schweiß- 532 521 Fahrzeugführung im Brandschutz, Arbeits- technik Straßenverkehr
sicherheit 178
8 513 Lagerwirtschaft, Post, 844 821 Altenpflege
521 252 Fahrzeug-, Luft-, Raum-
Zustellung, Güterumschlag fahrt-, Schiffbautechnik
144
9
252 Fahrzeug-, Luft-, Raum-
fahrt-, Schiffbautechnik
482 821 Altenpflege
140
10
342 Klempnerei, Sanitär- ,
805 342 Klempnerei, Sanitär-, Heizung-, Klimatechnik Heizungs-, Klimatechnik
459 633 Gastronomie
135
449 714 Büro und Sekretariat
128
829 714 Büro und Sekretariat
11 242 Metallbearbeitung
782 513 Lagerwirtschaft, Post, Zustellung, Güterumschlag
12
831 Erziehung, Sozialarbeit, 715 621 Verkauf
444 621 Verkauf (ohne
Heilerziehungspflege Produktspezialisierung)
© INBAS GmbH 2013
116
33
nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
Rang Zielberuf HE Zielberuf RLP Zielberuf SAL
13 821 Altenpflege
682 242 Metallbearbeitung
427 342 Klempnerei, Sanitär-, Heizungs-, Klimatechnik
89
14
82
813 Gesundheit, Kranken- 640 293 Speisenzubereitung
418 813 Gesundheit, Kranken- pflege, Rettungsdienst, pflege, Rettungsdienst, Geburtshilfe Geburtshilfe
15 244 Metallbau u. Schweiß- 622
technik
813 Gesundheit, Kranken- 397 513 Lagerwirtschaft, Post, pflege, Rettungsdienst, Zustellung, Güterumschlag
Geburtshilfe
79
16
293 Speisenzubereitung
617
921 Werbung u. Marketing
72
17
921 Werbung u. Marketing
584
223 Holzbe- u. -verarbeitung 323 293 Speisenzubereitung
70
18
811 Arzt- und Praxishilfe
540
823 Körperpflege
70
19 823 Körperpflege
487
373 823 Körperpflege
313 811 Arzt- und Praxishilfe
332 Maler, Stuckateur, Bau- 286 332 Maler, Stuckateur, Bau-
werksabdichtung, Bauten- werksabdichtung, Bautenschutz schutz
66
20
721 Versicherungs- u. 462 811 Arzt- und Praxishilfe
278 321 Hochbau
Finanzdienstleistungen 61
21
622 Verkauf Bekleidung, 445 321 Hochbau
275 623 Verkauf von Lebens-
Elektro, Kfz, Hartwaren mitteln
54
22
332 Maler, Stuckateur, Bau- 416 622 Verkauf Bekleidung,
259 622 Verkauf Bekleidung, werksabdichtung, Bauten- Elektro, Kfz, Hartwaren Elektro, Kfz, Hartwaren
schutz
52
23
623 Verkauf von Lebens-
398
mitteln
48
531 Objekt-, Personen-, Brand- 239 343 Ver- und Entsorgung
schutz, Arbeitssicherheit
24 223 Holzbe- u. -verarbeitung 380
623 Verkauf von Lebens-
230 531 Objekt-, Personen-, Brand- 46
mitteln schutz, Arbeitssicherheit
25
632 Hotellerie
413 Chemie
26
261 Mechatronik und
374 343 Ver- und Entsorgung
188 541 Reinigung
Automatisierungstechnik 376
27 541 Reinigung
336
215 223 Holzbe- u. -verarbeitung 46
261 Mechatronik und
174 721 Versicherungs- und
Automatisierungstechnik Finanzdienstleistungen
45
43
28 516 Kaufleute - Verkehr 318 541 Reinigung
166 333 Aus-, Trockenbau, und Logistik Isolierung, Zimmer-, Glas-,
Rollladenbau
36
29 263 Elektrotechnik
305
333 Aus-, Trockenbau, 144 261 Mechatronik und Auto-
Isolierung, Zimmer-, Glas-, matisierungstechnik
Rollladenbau 36
30
292 Lebensmittel- und
130 322 Tiefbau
Genussmittelherstellung
34
221 Kunststoff-, Kautschuk- 242
herstellung,- verarbeitung
Die Zahlen vor Berufen geben die Kennziffern nach der Klassifikation der Berufe 2010 an.
© Statistik der Bundesagentur für Arbeit
34
© INBAS GmbH 2013
nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
Anhang V TOP 30 des Bestands an gemeldeten Arbeitsstellen nach Berufen. Anforderungsniveau Helfer.
Gleitender Jahresdurchschnitt der Monate April 2011 bis März 2012
Rang Zielberuf HE Zielberuf RLP Zielberuf SAL
1 513 Lagerwirtschaft, Post, 1.664 513 Lagerwirtschaft, Post, 644 242 Metallbearbeitung
Zustellung, Güterumschlag Zustellung, Güterumschlag 175
2 541 Reinigung
624
149
525 Bau- und Transport-
317 513 Lagerwirtschaft, Post, geräteführungZustellung, Güterumschlag
3
525 Bau- und Transport-
513 541 Reinigung
273 525 Bau- und Transport-
geräteführung geräteführung
73
4
293 Speisenzubereitung
364
293 Speisenzubereitung
272 293 Speisenzubereitung
59
5
242 Metallbearbeitung
361
821 Altenpflege
213 541 Reinigung
52
6
821 Altenpflege
322
242 Metallbearbeitung
161 821 Altenpflege
49
7 263 Elektrotechnik
224 263 Elektrotechnik
118 621 Verkauf (ohne Produkt-
spezialisierung)
48
8
45
221 Kunststoff-, Kautschuk- 218 632 Hotellerie
106 244 Metallbau und Schweiß-
herstellung, Verarbeitung technik
9 714 Büro- und Sekretariat 170
621 Verkauf (ohne Produkt-
spezialisierung)
10 632 Hotellerie
132
221 Kunststoff-, Kautschuk- 91 634 Veranstaltungsservice, herstellung, Verarbeitung -management
33
11
292 Lebensmittel- u. 126
Genussmittelherstellung
244 Metallbau und Schweiß- 86 221 Kunststoff, Kautschuk-
technik herstellung, Verarbeitung
27
12
621 Verkauf (ohne Produkt- 122
spezialisierung)
633 Gastronomie
84 263 Elektrotechnik
23
13
244 Metallbau und
Schweißtechnik
321 Hochbau
72 633 Gastronomie
15
117
92 714 Büro und Sekretariat
43
14 633 Gastronomie
116
292 Lebensmittel- u. Genuss- 72 292 Lebensmittel- u. Genuss-
mittelherstellung mittelherstellung
15
15
241 Metallerzeugung
714 Büro und Sekretariat
71 121 Gartenbau
15
16
832 Hauswirtschaft und
85
Verbraucherberatung
832 Hauswirtschaft und
Verbraucherberatung
71 321 Hochbau
14
93
17 413 Chemie
66
18
223 Holzbe- und 50 252 Fahrzeug-, Luft-, Raum-
-verarbeitung fahrt-, Schiffbautechnik
13
813 Gesundheit, Kranken-
66 413 Chemie
48 531 Objekt-, Personen-, pflege, Rettungsdienst, Brandschutz, Arbeitssicher-
Geburtshilfe heit
12
19 121 Gartenbau
66 251 Maschinenbau- und
43 813 Gesundheit, Kranken- Betriebstechnik pflege, Rettungsdienst,
Geburtshilfe
© INBAS GmbH 2013
11
35
nachqualifizierung im Südwestverbund – bericht und Empfehlungen
Rang Zielberuf HE Zielberuf RLP Zielberuf SAL
20 321 Hochbau
62 231 Papier- u. Verpackungs- 41
technik
333 Aus-, Trockenbau, Isolierung, Zimmer-, Glas-,
Rollladenbau
21 251 Maschinenbau- und
58
Betriebstechnik
333 Aus-, Trockenbau, Isolierung, Zimmer-, Glas-,
Rollladenbau
40
223 Holzbe- u. -verarbeitung 10
22
121 Gartenbau
39
632 Hotellerie
10
231 Papier- u. Verpackungs- 55
technik
10
23 634 Veranstaltungsservice, 48
-management
813 Gesundheit, Kranken-
38
pflege, Rettungsdienst, Geburtshilfe
832 Hauswirtschaft und Verbraucherberatung
10
24 223 Holzbe- u. -verarbeitung 48
252 Fahrzeug-, Luft-, Raum- 32
fahrt-, Schiffbautechnik
251 Maschinenbau- u. Betriebstechnik
9
25
531 Objekt-, Personen-,
47
Brandschutz, Arbeitssicher- heit
531 Objekt-, Personen-, 27
Brandschutz, Arbeitssicher- heit
831 Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege
8
26
343 Ver- und Entsorgung
111 Landwirtschaft
241 Metallerzeugung
8
27
252 Fahrzeug-, Luft-, Raum- 42
fahrt-, Schiffbautechnik
623 Verkauf von Lebens-
22
mitteln
913 Gesellschaftswissen-
schaften
7
28
332 Maler, Stuckateur, Bau- 36 322 Tiefbau
21
werksabdichtung, Bauten-
schutz
623 Verkauf von Lebens-
mitteln
7
29
333 Aus-, Trockenbau,
Isolierung, Zimmer-, Glas-,
Rollladenbau
35
343 Ver- und Entsorgung
19
413 Chemie
6
30
623 Verkauf von Lebens-
mitteln
35
241 Metallerzeugung
18
322 Tiefbau
5
46
26
Die Zahlen vor Berufen geben die Kennziffern nach der Klassifikation der Berufe 2010 an.
© Statistik der Bundesagentur für Arbeit
36
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