Kaiserschnitt- Entbindung - MIC
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Kaiserschnitt- Entbindung - MIC
Geplante oder notfallmäßige KaiserschnittEntbindung Krankenhaus Sachsenhausen Gynäkologie und Geburtshilfe Primär sekundäre Sectio Ceasarea Chefarzt: Dr. med. P.- A. Hessler SCHULSTR.31 60594 FRANKFURT 069/6605-0 Aufklärungsbogen zu Ihrer Information Sehr geehrte Patientin ! werden, um sog. "stille Uterusrupturen" vor Erreichen des Termins rechtzeitig erkennen zu können. Bitte achten Sie bei dem Aufklärungsgespräch darauf, daß alle Ihre Fragen beantwortet werden. Nur wenn Sie sich mit dem Gefühl, über den geplanten Eingriff und dessen Risiken ausreichend aufgeklärt worden zu sein, in das Abenteuer Operation begeben, werden wir und letztendlich auch Sie zufrieden sein. Dr.med. Philipp-Andreas Hessler Chefarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe Die Geschichte des Kaiserschnittes Die Bezeichnung „Kaiserschnitt“ soll im Zusammenhang mit der Geburt des Kaisers Julius Ceasar (110-44 v.Chr.)stehen. Der Holzschnitt stammt von einem unbekannten Meisters aus dem Jahre 1506 und illustriert das Geschichtswerk des römischen Schriftsteller Suetonius Tranquillus (70-140 n.Chr.), Biograph der alten römischen Kaiser (Abb.1). Abbildung 2: Aeskulap wird durch Apollo aus dem Leib seiner Mutter geholt (ca. 1549) In 60.000 Doppelversen wird durch den großen epischen Dichter Firdausi (939-1020) in der Sage um den Helden Rusten seine Geburt durch Kaiserschnitt beschrieben: „Die Gemahlin des Königs Sal wurde schwanger, konnte aber das Kind, weil es zu groß war, nicht zur Welt bringen; sie war dem Tode nahe. Da erschien dem Sal die Simurg und rät ihm, seiner Gemahlin eine Medizin aus Hyoscyamus einzugeben. Dadurch fiel sie in einen tödlichen Schlaf und wurde gefühllos. Als dies geschehen war, wurde ihr Leib aufgeschnitten und der große kräftige Sohn herausgenommen, der den Namen Rustem erhielt. Darauf nähte man den Schnitt wieder zu. Simurg legte ihren Flügel darüber, und bald war die Wunde geheilt. Abbildung 1: Darstellung der Geburt Caesars (ca. 1507) Der ältere Plinius (23-79 n.Chr.) bemerkt, daß der erste der Caesaren nach dem aufgeschnittenen Leib seiner Mutter benannt wurde („caesus“ = „aufgeschnitten“). Ob historische Wahrheit oder idealisierende „Ausweichdarstellung“ in der Kunst um die Wiedergabe einer vaginalen Geburt zu vermeiden ist die rein äußerliche Ähnlichkeit mit der tatsächlichen Durchführung eines Kaiserschnittes auffällig. Auch Buddha soll „aus der rechten Flanke seiner Mutter getreten sein“, daher auch die Bezeichnung „BuddhaSchnitt“ durch den Berliner Gynäkologen A. Dührssen (1862-1933), der den Kaiserschnitt über einen sog. Flankenschnitt durchführte. So soll auch Aeskulap, Gott der Heilkunde, Sohn von Apollo und Koronis durch einen Kaiserschnitt zu Welt gekommen sein (Abb.2). Bildliche Darstellungen von Kaiserschnittentbindungen gibt es auch von 1473 zu einem Fabelbuch des griechischen Dichters Äsops oder als sog. Miniatur aus einer äthiopischen Handschrift aus dem Jahr 646. Der erste tatsächlich durchgeführte Kaiserschnitt wird einem Holzschnitt aus dem Jahre 1550 dokumentiert. Allerdings wurde dabei die Patientin („die Wirtin zum Goldenen Krebs“) von einem bereits vier Jahre totem Kind befreit. Operateur war der Wiener Stadtwundarzt Paul Dirlewang. Assistiert wurde er von Universitätsprofessor Matthias Cornax. Die Patientin überlebte, starb aber vier Jahre später bei einer erneuten Geburt (Abb.3) muß sich der Chirurg mit einer haltbaren Tinte gut vorzeichnen, damit sein Messer nicht abweiche. Ist die Kreißende aber schwach, soll man sie auf das Bett legen und Kissen unter ihren Rücken stapeln. Diese Position ist auch für Frauen gut, die sich vor viel Blut fürchten... Zu allererst soll man die Gebärende gut ansehen und prüfen, ob sie überhaupt dazu imstande ist, einen solchen Eingriff zu überstehen. Ist sie das nicht, so sollte man vor der Operation Abstand nehmen und sich mit ehrenvollen Entschuldigungen zurückziehen. Wenn nämlich die Frau während des Kaiserschnittes stirbt, so würde man dem Operateur die Schuld geben und nicht der traurigen Situation... Abbildung 3: Kaiserschnitt an der lebenden Mutter in Wien durch Stadtwundarzt Paul Dirlewang 1549. Wegen der hohen Sterblichkeit wurden Kaiserschnitte nur bei Toten vollzogen – ein Vorgehen, das seit der Antike gesetzlich vorgeschrieben war. In der Verfügung der Trierer Synode aus dem Jahre 1310 gab es dazu detaillierte Richtlinien. Der Eingriff durfte durch Chirurgen, Hebammen und sogar Priester durchgeführt werden. Die Geschichte des Kaiserschnittes an der lebenden Frau ist erfüllt von Hoffnungen und Zweifel, Mißgeschicken, Erfolgen und Tragödien. Bereits im 16.Jahrhundert muß ein Kaiserschnitt mehrfach geglückt sein. Dennoch enthielten viele Lehrbücher über den Kaiserschnitt ( z.B. von Francois Rousset 1535-1590) Unsinn, wie z.B. den Glauben auf eine Naht der Gebärmutter verzichten zu können. Abbildung 4: Beginnender und vollzogener Kaiserschnitt von Geronimo Scipione Mercurio ( Lehrbuch der Gynäkologie 1596) Ende des 16. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert hinein war es ein Wunder was Frauen damals auszuhalten vermochten. Die Medizinische Wochenzeitschrift berichtete 1880 ein Fall aus Belgrad: Unweit der serbischen Grenze... konnte eine Tagelöhnerfrau trotz dreitägiger qualvoller Wehen nicht gebären. In ihrer Verzweiflung ergriff sie das Rasiermesser ihres Mannes, führte bei sich selbst den Kaiserschnitt durch und ließ sich die Wunde durch eine Nachbarin wieder zunähen. ... nach einigen Monaten waren Mutter und Kind vollkommen gesund. 1610 wird erstmalig in Deutschland ein authentischer Fall eines erfolgreichen Kaiserschnittes berichtet bei dem Mutter und Kind am Leben blieben, der sog. „Wittenberger Kaiserschnitt“ ging in die Geschichte ein. Mutig und ohne Rücksicht auf die zahlreichen Mißerfolge beschreibt der Autor des ersten italienischen Lehrbuchs für Gynäkologie Geronimo Scipione Mercurio (1550-1616) dir Durchführung eines Kaiserschnittes (Abb.4) Falls die Patientin unerschrocken ist, so soll sie auf dem Rand des Bettes sitzen. Etwa vier begabte Jünglinge oder Jungfrauen sollen dem Operateur helfen. Drei derselben halten die Gebärende an Oberkörper und Armen fest, der vierte soll am Boden knien, um die Beine zu fixieren. Die Schnittlinie am Leib Abbildung 5: Kaiserschnittoperation aus dem 18. Jahrhundert (Jean Scullet, 1712) Im 18. Jahrhundert wagte man mehrfach den Kaiserschnitt an der Lebenden, im Lehrbuch von Pierre-Joseph van Bavegem (1745-1805) wird eindrucksvoll die Technik und die Wundversorgung beschrieben (Abb. 5). Im 18. Jahrhundert mehrten sich Veröffentlichung in Holland und Frankreich obwohl man sich über Schnittverfahren und Uterus-Naht noch immer nicht einig war. Im Jahre 1788 schließlich erschien eine viel beachtete Schrift des französischen Geburtshelfer Théodore-Étienne Lauverjat, die zwei Jahre Später ins Deutsche übersetzt wurde. Erst der Heidelberger Geburtshelfer Ferdinand Kehrer (1837-1914) setzte sich mit seiner Schnittmethode und Uterusnaht international durch. Die Erfolgsquoten von ca. 50% im 18.Jahrhundert blieben auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts so. Die nach dem Kaiserschnitt gefürchtete Bauchfellentzündung, die stets an der Gebärmutter begann versuchte man vorübergehend dadurch zu umgehen, daß man anläßlich eines Kaiserschnittes die Gebärmutter entfernte. eines Kaiserschnitt um ein Vielfaches gegenüber einer normalen Geburt erhöht. Daran ändert auch nichts der populär und gängig gewordene sog. „sanfte Kaiserschnitt“. Es war noch Anfang der 40er Jahre in unserem Haus üblich einen Kaiserschnitt nur bei lebensgefährlicher Erkrankung der Mutter durchzuführen (Abb.6). Abbildung 6: Art der Entbindungen 1941-1998 am Krankenhaus Sachsenhausen in Frankfurt Erst Ende der 60er Jahre setzte eine deutliche Trendwende ein. In Abhängigkeit des Anteils von Risikoschwangerschaften bzw. Geburt 25 % K a iser s ch n it t % Z ang en - E nt bin du n g 20 % S t e iß lage vag in al 15 10 5 Es war Ferdinand Kehrer, der um die Entfernung der Gebärmutter zu vermeiden, die dreischichtige Naht der Gebärmutter einführte. Diese Methode wurde von Max Sänger (1853-1903) Oberarzt an der Leipziger Universitätsklinik unter dem Ordinarius Franz Credo (1819-1892), bekannt durch die Augenprophylaxe beim Neugeborenen, weiterentwickelt. Letztlich ist es dem Gynäkologen Ignaz Philipp Semmelweis (1818-1865) mit der Entführung der „Keimfreiheit“ im Operationssaal und dem Chirurgen Joseph Lister (1827-1912) mit der Erforschung der Keimfreiheit in Wunden zu verdanken, daß mit den inzwischen neu entdeckten Narkosemethoden (Chloroform und Äther) die mütterliche Sterblichkeit drastisch sank. Der Chirurg und Gynäkologe Paul Zweifel (18481927) brachte es somit bei 100 Schnittentbindungen auf 98 geglückte Fälle. Der enorme technische Fortschritt (Narkose, Nahtmaterial, Antisepsis, Op-Techniken) führt heute eher dazu leichtsinnig mit dem Entschluß zu einem Kaiserschnitt umzugehen. Trotz aller medizinischen Errungenschaften bleibt die mütterliche Sterblichkeit anläßlich 0 41 43 45 47 49 51 53 55 57 59 61 63 65 67 69 71 73 75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 (z.B. in Perinatalzentren) liegt nun die Rate an Kaiserschnitt fast überall zwischen 18 und 22%. Es bleibt zu hoffen, daß die immer geringer werdenden Komplikationen im Rahmen einer Kaiserschnittentbindung und die schnellere Erholung danach nicht dazu verführen mit dem eigentlich als „Not-Operation“ gedachten medizinischen Eingriff allzu zu großzügig umzugehen. Nicht vergessen werden darf nämlich, daß es sich bei allem technischen Fortschritt um eine operativen Eingriff in die Bauchhöhle handelt mit nie ganz auszuschließen Frü- und Spätkomplikationen. In Anlehnung an den Text und Bildmaterial aus dem sehr zu empfehlenden Buch: Geburt und Kindbett im Spiegel der Kunst und Geschichte Friedrich von Zeglinicki, Unas Verlag, Aachen 1. Aufl. 1990 Einwilligung zum operativen Eingriff Bitte erst nach dem Lesen der Aufklärungsblätter und dem Aufklärungsgespräch unterschreiben ! Ich habe die Informationsblätter über die operative Behandlung von Myomen der Gebärmutter erhalten. Im Rahmen des Aufklärungsgespräches mit Dr. sind alle Fragen meinerseits beantwortet worden. Sinn und Zweck der Operation, Vorund Nachteile des geplanten Eingriffes, operative Methode sowie denkbare Komplikationen und mögliche Alternativen sind ausführlich mit mir besprochen worden. Geplante Eingriffe: Daher willige ich ein: Eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) mit den oben genannten Eingriffen bei mir durchführen zu lassen. Eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) mit den oben genannten Eingriffen bei mir durchführen zu lassen. Einen Bauchschnitt (Laparotomie) mit den oben genannten Eingriffen bei mir durchführen zu lassen. Ist aus technischen Gründen die Bauchspiegelung (Laparoskopie) nicht durchführbar, der abklärungsbedürftige Befund nicht mit dieser Methode zu finden oder treten überraschende Befunde auf, so bin ich mit einer Erweiterung des geplanten Eingriffes (insbesondere mit einem gegebenenfalls erforderlichen Bauchschnitt) einverstanden. Patientin bzw. Betreuer/in Sorgeberechtigte Datum Aufklärender Arzt/Ärztin