Anleitung - DENTSPLY Implants Austria

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Anleitung - DENTSPLY Implants Austria
Prophylaxe in der
dentalen Implantologie
2
Inhalt
Um einen langfristigen ImplantatBehandlungserfolg zu erreichen,
muss die Prophylaxe als integrierter
Prohylaxe
– ein Schlüssel zum Implantat-Behandlungserfolg
4
ASTRA TECH Implant System BioManagement Complex
™
Weich- und Hartgewebsintegration
5
Periimplantäre Schleimhaut und Gingiva
6
Untersuchung von periimplantären Geweben
7
Aus diesem Grund hat Dentsply
Definition und Diagnose der periimplantären Erkrankung
8
Implants dieses Handbuch in
Histopathologie der periimplantären Erkrankung
Zusammenarbeit mit Professor Dr.
Mucositis (Schleimhautentzündung)
Tord Berglundh herausgegeben,
Periimplantitis
ein anerkannter Experte auf
Stellung der Periimplantitis
12
diesem Fachgebiet. Professor Dr.
Risikofaktoren für Periimplantitis
12
Berglundh ist Leiter der Abteilung
Behandlung der periimplantären Erkrankung
13
Akademie der Universität Göteborg,
Empfehlungen für Nachsorgeuntersuchungen implantatbehandelter Patienten
15
Schweden.
Prophylaxe – Infektionskontrolle
Bestandteil der Behandlung
angesehen werden.
Parodontologie an der Sahlgrenska-
10
Radiologische Untersuchung
Anmerkung:
Klinische Untersuchung
Bei diesem Handbuch handelt es
Literaturangaben
18
sich lediglich um eine
Therapieempfehlung für die
Nachsorge- und Erhaltungsphase
bei implantatbehandelten Patienten.
Die hier gemachten Angaben
sollen nicht als Richtlinie verstanden
werden.
3
Prophylaxe
– ein Schlüssel zum
Implantat-Behandlungserfolg
Ein erfolgreiches Ergebnis der Implantattherapie
hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Die Einheilung nach der Implantatinsertion wird durch
chirurgische Technik und Biokompatibilität der
Implantatkomponenten bestimmt. Der langfristige
Erfolg der Implantattherapie erfordert jedoch die
Erhaltung der erreichten Integration zwischen
dem Implantat und dem umliegenden Hart- und
Weichgewebe. Mikrobielle Herausforderungen im
Mundmilieu können zu pathologischen Reaktionen
in periimplantären Geweben führen und dadurch
die Gewebeintegration beeinträchtigen. Darum
ist Prävention ein Schlüsselfaktor für das Ziel, die
unterstützenden Gewebe um Implantate herum
zu erhalten. Für den Zahnarzt bedeutet dies,
dass nicht nur geeignete chirurgische und
prothetische Verfahren erforderlich sind,
sondern auch eine ausreichende
Prophylaxe während der Nachsorge,
um optimale Resultate in der
Implantatzahnheilkunde zu
erreichen.
Dieses Handbuch liefert Informationen
über die Untersuchung von Implantatpatienten während der Nachsorgeund Erhaltungsphase.
Es werden diagnostische Methoden
vorgestellt als Anleitung für den
Zahnarzt zur Feststellung pathologischer
Befunde in periimplantären Geweben, wie
etwa einer Periimplantitis. Außerdem werden
Empfehlungen für Prävention und Behandlung
solcher Erkrankungen gegeben.
4
ASTRA TECH Implant System
BioManagement Complex™
Das Design und andere Merkmale eines
Zahnimplantats können zur Schaffung und Erhaltung
der Gewebeintegration beitragen und grundlegend
für das Ziel der unterstützenden Therapie sein.
Das ASTRA TECH Implant System™ besitzt eine Reihe
von Schlüsselmerkmalen, deren wichtige Rolle bei
diesen Prozessen nachgewiesen wurde und die unter
dem Begriff Astra Tech Implant System
BioManagement Complex™ zusammengefasst werden.
OsseoSpeed™
—m
ehr Knochen
in kürzerer Zeit
MicroThread™
—b
iomechanische
Knochenstimulation
Conical Seal Design™
— ein fester und stabiler Sitz
Connective Contour™
— vergrößerte Weichgewebe-Kontaktzone
und mehr Weichgewebevolumen
Hart- und Weichgewebsintegration
Die vollständige Hart- und Weichgewebsintegration von
Implantaten ist das Resultat eines Wundheilungsprozesses.
Zu den Gewebereaktionen, die nach der Implantatinsertion an
Empfängerstellen auftreten, gehört die Bildung eines Blutkoagels,
das innerhalb weniger Tage von vaskulären Strukturen und
zahlreichen Entzündungszellen infiltriert wird, wodurch ein
frühes Granulationsgewebe entsteht. Im weiteren Ablauf des
Heilungsprozesses kommt es zum Ersatz des Granulationsgewebes
durch Bindegewebe, aus dem die Knochenbildung stattfindet, die
schließlich zur Osseointegration führt.
•D
ie Gewebeintegration eines
Zahnimplantats ist ein Wundheilungsprozess.
• Osseointegration ist die Bildung von
Knochen an einem Implantat.
•B
iologische Breite ist die
vertikale Dimension der Verbindung
zwischen dem Implantat und der
periimplantären Schleimhaut
(Grenzepithel und Bindegewebe).
Zum Heilungsprozess im Schleimhautbereich gehört die Bildung
eines an das Implantat angrenzenden Grenzepithels. Apikal dazu
verbindet sich eine Bindegewebszone mit der Titanoberfläche und
verhindert so einen Weichgewebsrückgang. Zusammen spielen
Grenzepithel und Bindegewebe eine wichtige Rolle bei der Bildung
der biologischen Breite (Berglundh & Lindhe 1996). Die Hart- und
Weichgewebsintegration des Implantats ist ein dynamischer
Prozess, der mehrere Wochen Einheilzeit benötigt.
5
• Die Gingiva ist das die Zähne
umgebende Weichgewebe.
•D
ie periimplantäre Schleimhaut
ist das Weichgewebe, welches
das Implantat umgibt.
Abb. 1
6
Periimplantäre Schleimhaut und
Gingiva
Das Weichgewebe, welches den transmukosalen Anteil des
Implantats umgibt, wird als periimplantäre Schleimhaut
bezeichnet. Die Struktur und die Ausmaße dieser Schleimhaut
haben viele Merkmale mit der Gingiva um die Zähne herum
gemeinsam. Neben dem Konzept der biologischen Breite, welche
die Dicke des, sowohl an Zähne als auch Implantate angrenzenden,
Weichgewebes steuert, gibt es auch grundlegende Unterschiede
zwischen den beiden Gewebetypen. So ist die Wurzel des Zahns
von einem Wurzelzement bedeckt, aus welchem Kollagenfasern
in senkrechter Richtung zur Längsachse des Zahns verlaufen und
an den umgebenden Hart- und Weichgeweben anhaften (Abb. 1).
Das Implantat besitzt keinen Wurzelzement, und daher können
Kollagenfasern sich nicht genauso an die Implantatoberfläche
anlagern wie das biologische und mechanische Attachment von
Zähnen. In der periimplantären Schleimhaut sind die Kollagenfasern in unterschiedlichen Richtungen angeordnet und im Gewebe
direkt neben der Implantatoberfläche parallel zur Längsachse
des Implantats ausgerichtet (Abb. 2). Ungeachtet dessen liefert
das durch das Grenzepithel und den Bindegewebsanteil der
periimplantären Schleimhaut gebildete Attachment eine
wirksame Weichgewebeabdichtung zur Mundhöhle.
Abb. 2
Untersuchung von periimplantären
Geweben
Die Untersuchung der periimplantären Gewebe ist die Grundlage
bei der Nachsorge von implantatbehandelten Patienten. Die anzuwendenden Methoden bei der klinischen Untersuchung des Gewebes,
welches das Implantat umgibt, ähneln denen der Untersuchung von
parodontalem Gewebe an Zähnen. Demnach stellt das Sondieren
eines der entscheidenden Untersuchungsverfahren dar und umfasst
nicht nur die Feststellung der Taschentiefe bei Sondierung (probing
pocket depth, PPD), sondern auch den wichtigeren Nachweis einer
Blutung bei Sondierung (bleeding on probing, BoP). Das Sondieren
von periimplantären und parodontalen Geweben ist sehr ähnlich
und wird als vorhersagbares und zuverlässiges Verfahren zur
Unterscheidung von gesundem und erkranktem Gewebe betrachtet,
vorausgesetzt, es wird eine normale Kraft appliziert. Beim Sondieren
von gesundem Gewebe, welches Implantate und Zähne umgibt, trifft
die Sonde auf den Widerstand der periimplantären Schleimhaut/
Gingiva, wobei die apikale Eindringtiefe der Sonde in die Tasche
der vertikalen Ausdehnung des Saumepithels entspricht (Abb. 3-4).
Das Eindringen der Sonde bei entzündetem Gewebe unterscheidet
sich jedoch dahingehend, dass die Sonde eine Position apikal der
Epithelausdehnung erreicht, abhängig vom Grad der Entzündung
(Schou et al. 2002).
Abb. 3
•E
in gesundes periimplantäres
Weichgewebe ist entscheidend für
das langfristige Überleben und die
ästhetische Stabilität von Implantaten.
•B
lutung bei Sondierung (Bleeding
on Probing, BoP) und Taschentiefe
bei Sondierung (Probing Pocket
Depth, PPD) sind wichtige Untersuchungsverfahren zur Unterscheidung von gesunden und erkrankten
Geweben.
Abb. 4
7
Definition und Diagnose der
periimplantären Erkrankung
Parodontale Erkrankungen an Zähnen werden in Gingivitis
und Parodontitis unterteilt. Gingivitis bezeichnet eine gingivale
Entzündung ohne Anzeichen eines Verlusts von stützendem
Gewebe. Hingegen ist eine Parodontitis zusätzlich zur gingivalen
Entzündung durch einen Verlust von Attachment und Knochen
charakterisiert. Entzündliche Veränderungen, die sich in
periimplantären Geweben entwickeln, werden zusammenfassend
als periimplantäre Erkrankung bezeichnet. In Übereinstimmung
mit der Klassifikation von parodontalen Erkrankungen umfasst
die periimplantäre Erkrankung zwei spezifische Krankheitsbilder:
periimplantäre Mucositis (Schleimhautentzündung), die der
Gingivitis entspricht und Periimplantitis, also dem Gegenstück
zur Parodontitis. Demzufolge ist die periimplantäre Mucositis eine
Erkrankung, die eine Entzündung in der Schleimhaut beschreibt,
während die Periimplantitis zusätzlich auch den stützenden
Knochen betrifft (Lindhe & Meyle 2008).
Der Nachweis einer Entzündung in der periimplantären Schleimhaut erfordert ein Sondieren, um Blutung und/oder Eiterbildung
festzustellen. Da die Taschentiefe (PPD) um Implantate herum
variieren kann, sind solche Beurteilungen der Blutung bei
Sondierung (BoP) untergeordnet. Stellen mit PPD ≥ 6 mm können
jedoch eine Erkrankung anzeigen und sollten demnach genau
untersucht werden (Abb 5). Für die Beurteilung einer Periimplantitis
wird auch der Nachweis von marginalem Knochenverlust
auf Röntgenbildern benötigt. In diesem Zusammenhang ist es
wichtig, zwischen der Knochenremodellierung, die früh nach
der Implantatinsertion auftritt, und dem Verlust von stützendem
Knochen zu unterscheiden, der während der Funktion um
Implantate herum stattfinden kann. Demnach ist für eine korrekte
Beurteilung von Veränderungen der Knochenhöhe um das Implantat
ein Referenz-Röntgenbild erforderlich, welches direkt nach der
Eingliederung des Zahnersatzes aufgenommen wurde.
8
Krankheitsgebiet
Entzündung, aber kein
Verlust von unterstützenden Geweben
Entzündung und Verlust
von unterstützenden
Geweben
Parodontal
Gingivitis
Parodontitis
Periimplantär
Periimplantäre Mucositis
Periimplantitis
Abb. 5
9
Histopathologie der periimplantären
Erkrankung
Mucositis (Schleimhautentzündung)
Befunde aus Tierexperimenten und Analysen von humanem
Biopsiematerial haben ergeben, dass die entzündlichen
Läsionen bei periimplantärer Mucositis und Gingivitis ähnlich
sind. Die Entwicklung von entzündlichen Veränderungen im
Bindegewebe, innerhalb des marginalen Anteils der Gingiva oder
der periimplantären Schleimhaut, als Antwort auf mikrobielle
Angriffe, folgt dem gleichen Muster. Die Zusammensetzung der
Entzündungszellen in den beiden Läsionen ist ebenfalls ähnlich
(Abb. 6–7). Gingivitis und Mucositis sind reversible Erkrankungen,
da die entzündliche Läsion nach Anwendung geeigneter
Maßnahmen vollständig ausgeheilt werden kann.
•P
eriimplantäre Mucositis und
Gingivitis haben viele gemeinsame
Merkmale.
• Beide Erkrankungen sind reversibel
(heilbar).
Abb. 6
10
Abb. 7
Periimplantitis
Periimplantitis-Läsionen zeigen im Gegensatz zu MucositisLäsionen Charakteristika, die sich deutlich von ihren parodontalen
Erkrankungen unterscheiden (Abb. 8–9). Die entzündliche Läsion
bei Parodontitis an Zähnen ist begrenzt auf den subepithelialen
Bindegewebebereich der Gingiva und vom Alveolarknochen
durch eine 1 mm breite Zone aus dichtem Bindegewebe getrennt.
Außerdem ist der Taschenbereich durch ein Taschenepithel
ausgekleidet, das im apikalen Anteil Kontakt mit der
Wurzeloberfläche hat und dadurch den Biofilm aus Bakterien in der
Tasche wirkungsvoll abhält.
Abb. 8
Abb. 9
Bei der Periimplantitis-Läsion zeigt sich ebenfalls eine Tasche,
die Bakterien enthält. Im Gegensatz zum Taschenepithel bei der
Parodontitis, bedeckt das entsprechende Epithel der PeriimplantitisLäsion nicht die gesamte Ausdehnung der Tasche. Infolgedessen
ist das apikale Drittel des entzündeten Gewebes in der Tasche nicht
abgedeckt und in direktem Kontakt mit dem Biofilm. Ein weiterer
Unterschied im Vergleich zur Parodontitis ist die Ausdehnung
der entzündlichen Läsion bei der Periimplantitis. Während
die Läsion bei Parodontitis vom krestalen Knochen durch eine
Zone von Bindegewebe getrennt ist, erstreckt sich die Läsion bei
Periimplantitis bis zu einer Position nahe der Knochenoberfläche.
Das Verständnis dieser Unterschiede zwischen Parodontitis und
Periimplantitis ist wichtig bei der Auswahl von Strategien zur
Behandlung der Erkrankung.
•P
eriimplantitis- und Parodontitis-Läsionen zeigen mehrere
histopathologische Unterschiede.
Während die Läsion bei Parodontitis vom krestalen Knochen durch
eine Zone von Bindegewebe
getrennt ist, erstreckt sich die
Läsion bei Periimplantitis bis zu
einer Position nahe der Knochenoberfläche.
•D
ie Unterschiede zwischen Periimplantitis und Parodontitis müssen
bei der Auswahl von Strategien
zur Behandlung der Erkrankung
berücksichtigt werden.
11
Stellung der Periimplantitis
Nur wenige Studien haben etwas über die Stellung von
periimplantären Erkrankungen berichtet (Zitzmann & Berglundh
2008). In den verfügbaren Studien variierte der Anteil der Patienten,
die eine Periimplantitis um eines oder mehrere Implantate herum
aufwiesen, zwischen 28 und 56 %. Das Ausmaß und die Schwere der
Erkrankung variieren jedoch zwischen einzelnen Patienten. Bei etwa
10-15 % der Patienten zeigte sich offensichtlich eine ausgeprägte
Periimplantitis mit deutlichem Knochenverlust an mehreren
Implantaten. Wenngleich der größte Teil der aktuellen Informationen
über die Prävalenz von Periimplantitis von Patienten stammt, die
mit nur einem Implantatsystem behandelt wurden, muss man sich
auf jeden Fall darüber im Klaren sein, dass diese Erkrankung
typisch ist und bei allen Implantattypen auftreten kann.
Risikofaktoren für Periimplantitis
Bei Patienten mit einer hohen Anfälligkeit für Parodontitis wird
auch ein höheres Risiko für Periimplantitis angenommen (HeitzMayfield 2008). Auch wenn alle Implantatpatienten ausreichende
Nachkontrollen und Prohylaxe während der Erhaltungsphase
benötigen, sollte bei Patienten die anfällig für Parodontitis sind, bei
jeder Nachkontrolle eine umfassende Infektionskontrolle erfolgen,
Abb. 10
12
um eine periimplantäre Erkrankung zu vermeiden.
Periimplantitis ist ebenso wie Parodontitis bei Rauchern häufiger als
bei Nichtrauchern.
Wie in klinischen und experimentellen Studien berichtet, sind die
Eigenschaften der Implantatoberfläche ein zusätzlicher Risikofaktor
für Periimplantitis. Nicht nur die Oberflächenrauigkeit, sondern
auch die Oberflächenzusammensetzung scheinen das Auftreten
und Fortschreiten der Periimplantitis zu beeinflussen.
Die Gestaltung des implantatgestützten Zahnersatzes kann ein
weiterer Risikofaktor für eine periimplantäre Erkrankung sein.
Es müssen Maßnahmen zur Infektionskontrolle getroffen werden,
die vom Patienten und dem Zahnarzt und/oder der Dentalhygienikerin durchgeführt werden, um eine Entzündung in
den periimplantären Geweben zu verhindern (Abb. 10).
Zu berücksichtigende Risikofaktoren
in Bezug auf Entstehung und Fortschreiten der Periimplantitis:
• Vorausgegangene ausgeprägte
Parodontitis
• Rauchen
• Eigenschaften der Implantatoberfläche
• Gestaltung des Zahnersatzes –
Zugänglichkeit für Infektionskontrolle
Behandlung der periimplantären
Erkrankung
Periimplantäre Mucositis und Periimplantitis sind infektiöse
Erkrankungen und infolgedessen müssen die Behandlungsverfahren
darauf abzielen, die Infektion zu beseitigen, damit entzündliche
Läsionen in periimplantären Geweben ausheilen können. Demnach
ist das Ziel bei der Behandlung dieser Erkrankungen ein Verschluss
der Taschen sowie keine Blutung beim Sondieren. Die Behandlung
sollte außerdem einem Verlust von stützendem Gewebe vorbeugen,
was durch eine adäquate Prophylaxe erreicht wird. Grundlage all
dieser Ziele ist die Infektionskontrolle.
Alle Patienten, die Symptome einer periimplantären Erkrankung
zeigen, sollten umfassend über die Erkrankung aufgeklärt
werden und darüber, wie sie selbst geeignete Maßnahmen zur
Infektionsprävention durchführen können. Unabhängig davon,
ob es sich bei der Erkrankung um Mucositis oder Periimplantitis
handelt, muss die anfängliche Phase der Therapie stets Verfahren zur
Infektionskontrolle beinhalten. Zu den professionellen Maßnahmen
der Infektionskontrolle gehören die Entfernung harter und weicher
bakterieller Ablagerungen an Implantaten und Suprastrukturen
mit Scalern oder Küretten. Die dabei verwendeten Instrumente
dürfen die Implantatkomponenten oder die umgebenden Gewebe
nicht beschädigen. In diesem Zusammenhang ist unbedingt zu
betonen, dass eine tiefe, geschlossene Instrumentierung, wie etwa
eine “subgingivale Reinigung”, welche normalerweise an Zähnen
durchgeführt wird, bei der Behandlung der periimplantären
Erkrankung nicht empfohlen wird. Der Grund für diesen
Unterschied bei der Behandlungsstrategie hängt mit der Geometrie
des Implantats zusammen, dessen Gewindeanteil und andere
Hindernisse den Zugang erschweren. Die Gefahr einer Verletzung
der entzündeten Gewebe bei Durchführung einer geschlossenen
Instrumentierung muss ebenfalls hervorgehoben werden.
13
Die Behandlung der Periimplantitis erfordert häufig, aber nicht
immer, einen chirurgischen Eingriff. Der Zweck der chirurgischen
Therapie ist die Schaffung eines Zugangs für die Wundreinigung
und Dekontamination der Implantatoberfläche. Nach der Eröffnung
wird eine sorgfältige mechanische Reinigung der freigelegten
Implantatoberfläche durchgeführt (Abb. 11). Gegenwärtig gibt es
keine Dokumentation zur Unterstützung irgendeines bestimmten
antiseptischen Wirkstoffs, der bei der Reinigung wirksamer ist
als andere. Da Periimplantitis-Läsionen mit Knochenverlust
verbunden sind, welcher zu Defekten unterschiedlicher Größe und
Morphologie führt, umfassen chirurgische Behandlungsverfahren
auch Strategien für das Management der Hartgewebekomponenten.
Das verbreitete Problem der fehlenden Knochenunterstützung
an den labialen/bukkalen und/oder palatinal/lingualen Seiten
von Knochendefekten bei Periimplantitis erfordert augmentative
Verfahren. Hierbei wird eine Rekonstruktion des Knochens
durchgeführt, um die Knochenmorphologie klar zu umreißen und
so die Weichgewebeadaptation zu fördern und die Taschentiefe
zu verringern (Abb. 12). In anderen Situationen, in denen die
Defektmorphologie rekonstruktive Verfahren erlaubt, kann die
Verwendung von zum Beispiel Knochentransplantaten und
gesteuerter Knochenregeneration erwogen werden, vorausgesetzt
es werden geeignete anti-infektiöse Maßnahmen ergriffen, um eine
Ausheilung der Periimplantitis-Läsion zu erreichen.
Abb. 11
Abb. 12
•D
as Ziel bei der Behandlung der periimplantären Erkrankung ist ein Verschluss der Taschen sowie keine Blutung beim Sondieren. Die Behandlung
sollte außerdem einem Verlust von stützenden Geweben vorbeugen, was
durch eine adäquate Prophylaxe erreicht wird.
•G
rundlegend für diese Ziele ist eine professionell durchgeführte Infektionskontrolle.
•Z
u den professionellen Maßnahmen der Infektionskontrolle gehören die
Entfernung harter und weicher bakterieller Ablagerungen an Implantaten und
Suprakonstruktionen.
•D
as Ziel der chirurgischen Therapie bei der Behandlung der Periimplantitis
ist die Schaffung eines Zugangs für die Wundreinigung und die Dekontamination der Implantatoberfläche.
14
Empfehlungen für
Nachsorgeuntersuchungen
implantatbehandelter Patienten
Prophylaxe – Infektionskontrolle
Nach Abschluss der chirurgischen und prothetischen Verfahren in
der Implantattherapie ist es unerlässlich, den Patienten über die
Durchführung eigener Maßnahmen zur Infektionsprävention zu
informieren. So sollten, je nach Gestaltung der prothetischen
Rekonstruktion, verschiedene Typen von Zahnbürsten und/
oder Zahnseide zur richtigen Reinigung des Implantats und der
angrenzenden Teile des Zahnersatzes zweimal täglich verwendet
werden (Abb. 13). Bei der Gestaltung der prothetischen Versorgung
muss auf eine gute Reinigungsmöglichkeit geachtet werden.
Abb. 13
15
Radiologische Untersuchung
Eine radiologische Untersuchung der Implantate kann zum Beispiel
zum Zeitpunkt der Eingliederung des Zahnersatzes und bei der
Nachkontrolle nach einem Jahr durchgeführt werden. Mögliche
Veränderungen des marginalen Knochenniveaus, die während des
ersten Jahres dokumentiert werden, in dem ein Implantat funktionell
belastet wird, können mit der Knochenremodellierung nach der
Implantatinsertion zusammenhängen. Die so erhaltenen Informationen
bilden einen Ausgangspunkt für die nachfolgende Beurteilung des
Knochenniveaus. (Abb. 14).
Abb. 14
16
Klinische Untersuchung
Eine klinische Untersuchung sollte bei allen jährlichen
Nachkontrollen durchgeführt werden. Neben der Funktionsprüfung
des Zahnersatzes sollte diese Untersuchung auch Beurteilungen
von BoP, PPD und Plaque umfassen. Wenn die Sondierung eine
periimplantäre Erkrankung anzeigt (BoP positiv) und der PPDWert ≥ 6 mm ist, verlangen diese Befunde nach einer radiologischen
Untersuchung, um einen möglichen Knochenverlust in Relation zu
den Ausgangsröntgenbildern festzustellen. Bei fehlenden klinischen
Hinweisen auf pathologische Veränderungen in periimplantärem
Gewebe sollte eine Röntgenuntersuchung vermieden werden.
Nach der Diagnose von entweder Mucositis oder Periimplantitis
sollten jedoch geeignete Maßnahmen zur Infektionskontrolle, wie
oben beschrieben, eingeleitet werden.
Das Recallsystem für die Nachsorge von implantatbehandelten
Patienten sollte entsprechend der Beurteilung von Risikofaktoren
für eine periimplantäre Erkrankung gestaltet werden. So benötigen
Patienten bei einer anamnestisch vorliegenden Parodontitis einen
Recallintervall, bei dem Untersuchungen und Prophylaxe alle 2-6
Monate nach Eingliederung des Zahnersatzes durchgeführt werden.
ie radiologische Dokumentation bei der Eingliederung des ZahnerD
satzes und bei der Nachkontrolle nach einem Jahr bildet den Ausgangspunkt für die Beurteilung des Knochenniveaus.
Eigene Maßnahmen zur Infektionsprävention mit geeigneten Zahnbürsten und/oder Zahnseide sollten zweimal täglich durch den
Patienten durchgeführt werden.
as Recallsystem für die Nachsorge von implantatbehandelten
D
Patienten sollte entsprechend der Beurteilung von Risikofaktoren für
eine periimplantäre Erkrankung gestaltet werden.
indestens einmal jährlich sollten klinische Untersuchungen und eine
M
Prophylaxe durchgeführt werden.
efunde von BoP und PPD > 6 mm indizieren eine radiologische
B
Untersuchung.
Werden keine klinischen Symptome einer pathologischen Veränderung
festgestellt, sollte eine Röntgenuntersuchung vermieden werden.
17
Literaturangaben
Berglundh, T. & Lindhe, J. (1996). Dimensions of the periimplant mucosa.
Biological width revisited. Journal of Clinical Periodontology, 23, 971-973.
Schou S, Holmstrup P, Stoltze K, Hjørting-Hansen E, Fiehn NE & Skovgaard
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Lindhe J & Meyle J. (2008) Peri-implant diseases: Consensus Report of
the Sixth European Workshop on Periodontology. Group D of European
Workshop on Periodontology. Journal of Clinical Periodontology,
(Suppl), 35, 282-285.
18
Zitzmann, NU & Berglundh, T. (2008) Definition and prevalence of
peri-implant diseases. Proceedings from the 6th European Workshop on
Periodontology. Journal of Clinical Periodontology, (Suppl), 35, 286-291.
Heitz-Mayfield LJ. (2008) Peri-implant diseases: diagnosis and
risk indicators. Proceedings from the 6th European Workshop on
Periodontology. Journal of Clinical Periodontology,
(Suppl), 35, 292-304.
19
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