Silber und/oder Gold Querflöte - Institute of Music Acoustics (Wiener
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Silber und/oder Gold Querflöte - Institute of Music Acoustics (Wiener
Jadranka Korbel Silber und/oder Gold Querflöte Analyse der Unterschiede und Gemeinsamkeiten SCHRIFTLICHE PRÜFUNGSARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades Magistra artium Flöte für das Instrumentalstudium Institut für Wiener Klangstil Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Betreuer: Dr. phil. Sandra Carral Robles León Wien, August 2009 Seite 2 Vorwort Mein Dank für die große Hilfe und Unterstützung gilt den Mitarbeitern des Instituts für Wiener Klangstil. Ein ganz besonderer Dank gilt meiner Betreuerin Dr. phil. Sandra Carral Robles León, die mit ihrem fachlichem Wissen, ihrem Enthusiasmus, ihrem Interesse und ihrer persönlichen Betreuung diese Arbeit erst möglich gemacht hat. Im IWK wurden alle Klangaufnahmen, Klanganalysen und Blindtests durchgeführt, da die dafür benötigten Räumlichkeiten, Geräte und Programme nur dort zur Verfügung standen. Für die Bereitstellung der Instrumente und Unterlagen möchte ich mich bei Herrn Werner Tomasi und dem gesamten Team der Wiener Flötenwerkstatt bedanken. Auch meinem Mann Martin muss ich an dieser Stelle einen großen Dank für seine Geduld und Unterstützung aussprechen, ohne diese, speziell in der Endphase, diese Diplomarbeit nicht zustande gekommen wäre. Vielen herzlichen Dank! Seite 3 Seite 4 Einleitung Die heutige Querflöte hat mit den ersten Instrumenten dieser Art nicht mehr viel gemeinsam. Neben den verwendeten Materialen, wie zum Beispiel Knochen und Holz, werden Querflöten heutzutage zu großem Teil aus Metall hergestellt. Unzählige Menschen haben sich seit den Anfängen mit dem Bau, mit der Verbesserung der Handhabung und des Klanges beschäftigt und versucht die Querflöte kontinuierlich zu verbessern. Mit der Weiterentwicklung kam immer mehr die Frage auf, ob und inwieweit das Material beim Klang der Flöte eine Rolle spielt und zahlreiche Wissenschaftler und Musiker versuchten sich an der Auflösung dieser Thematik. Bis heute wurde kein eindeutiger Beweis gefunden, welche Komponenten den Ausschlag bzw. den Schwerpunkt, für den Klang einer Querflöte geben. Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit ist es diese Aspekte nochmals neu zu beleuchten und etwaige Unterschiede durch Tonaufnahmen und deren Analyse und Interpretation zu erklären. Weiters soll sie auch eine Entscheidungshilfe, hauptsächlich für Studenten, bei der Beschaffung des „richtigen und passenden“ Instruments sein, inwiefern sich eine so große Neuinvestition auf die Perfomance der Spielerin/des Spielers auswirkt/lohnt bzw. „rechnet“. Dieser Investitionsrahmen bewegt sich in der Größenordnung von zirka € 5.000,- bis € 100.000,-. Die praktische Ausarbeitung dieser Fragestellung wurde am Institut für Wiener Klangstil, kurz IWK genannt, durchgeführt und mit dem dortigen technischem Know-How von Frau Dr. phil. Sandra Carral Robles León, in den Räumlichkeiten und den dafür nötigen Geräten und Programmen analysiert, welche ausführlich weiter unten in dieser Arbeit genauer erläutert werden. Als Vergleichswerte werden auch einige ältere Arbeiten, Analysen und Artikel erwähnt und verglichen, ob sich die Ergebnisse und Tendenzen auch auf die heutige Zeit umsetzten lassen. Diese Arbeit soll eine Zusammenfassung aller Pro und Contras für alle Studenten und zukünftige, professionelle Musiker sein, um sie bei der wichtigen Entscheidung der Instrumentenauswahl in allen essentiellen Aspekten, in einer allgemein gut verständlichen Form, zu unterstützen. Seite 5 Seite 6 Inhaltsverzeichnis VORWORT .............................................................................................................................. 3 EINLEITUNG .......................................................................................................................... 5 1 DIE GESCHICHTE DER QUERFLÖTE ................................................................... 15 1.1 FRÜHZEIT ...................................................................................................................... 15 1.2 DAS MITTELALTER ........................................................................................................ 16 1.3 DIE RENAISSANCE ......................................................................................................... 17 1.4 DAS BAROCK ................................................................................................................ 18 1.5 DIE NEUZEIT ................................................................................................................. 20 2 DER QUERFLÖTEBAU ............................................................................................... 23 2.1 DIE BÖHM FLÖTE .......................................................................................................... 23 2.2 BEISPIEL: QUERFLÖTENBAU IN BOSTON/USA VON ALEXANDER HANSELMANN........... 25 2.2.1 Der Rohbau .......................................................................................................... 26 2.2.2 Das Querflötenrohr .............................................................................................. 27 2.2.3 Das Kopfstück ...................................................................................................... 28 2.2.4 Stege und Pfosten ................................................................................................. 28 2.2.5 Die Klappendeckel und die Klappenmechanik..................................................... 29 2.2.6 Das Polieren ......................................................................................................... 29 2.2.7 Der Zusammenbau ............................................................................................... 30 2.2.8 Das Polstern ......................................................................................................... 31 Seite 7 2.2.9 Schneiden/Schnitzen (Cutting) ............................................................................. 31 2.3 DIE METALLE ................................................................................................................ 33 2.3.1 Die Edelmetalle .................................................................................................... 33 2.3.2 Die Unedelmetalle ................................................................................................ 34 2.3.3 Silber- und Goldlegierungen ................................................................................ 36 2.3.4 Metallverwendung beim Querflötenbau ............................................................... 37 2.4 FLÖTENFIRMEN ............................................................................................................. 38 3 ANDERE VERSUCHE .................................................................................................. 41 3.1 JOHN W. COLTMAN – EFFECT OF MATERIAL ON FLUTE TONE QUALITY (1971) ........... 41 3.1.1 Erstes Experiment ................................................................................................ 41 3.1.2 Zweites Experiment .............................................................................................. 41 3.2 RENATE LINORTNER - SILBER, GOLD, PLATIN … DER MATERIALASPEKT BEI QUERFLÖTEN (2001) ............................................................................................................. 42 3.2.1 Die Analyse .......................................................................................................... 43 3.2.2 Umfrage und Hörtests .......................................................................................... 43 3.3 PUBLICATION NEVILLE FLETCHER: „MATERIALS FOR MUSICAL INSTRUMENTS“, ACOUSTICS AUSTRALIA 27, S 5 – 9 (1999) ............................................................................ 44 3.4 FLUTE MATERIAL – A QUESTION FOR SIR JAMES (2003, WWW.THEGALWAYNETWORK.COM) ...................................................................................... 45 3.5 DOES SCIENTISTS MATERIAL AFFECT TONE QUALITY IN WOODWIND INSTRUMENTS?: AND MUSICIANS JUST CAN’T SEEM TO WHY AGREE (HTTP://WWW.BRETPIMENTEL.COM, 2007) ............................................................................ 45 3.6 ANDERE VERSUCHE - ZUSAMMENFASSUNG .................................................................. 47 4 DIE AKUSTIK ............................................................................................................... 49 Seite 8 4.1 DER EINFLUSS DES SPIELERS AUF DEN KLANG .............................................................. 49 4.1.1 Der Anblasdruck .................................................................................................. 49 4.1.2 Die Lippenöffnung ................................................................................................ 49 4.1.3 Die Abdeckung des Mundlochs ............................................................................ 49 4.1.4 Der Einfluss der Anblasrichtung .......................................................................... 50 4.2 DIE PSYCHOAKUSTIK .................................................................................................... 50 4.2.1 Die Tonhöhe ......................................................................................................... 52 4.2.2 Die Lautstärke ...................................................................................................... 53 4.2.3 Die Klangfarbe ..................................................................................................... 54 4.3 DIE KLANGANLYSE ....................................................................................................... 55 4.3.1 Fourier Analyse .................................................................................................... 55 4.3.2 FFT (Fast-Fourier-Transformation) .................................................................... 56 4.3.3 Spektral Zentroid .................................................................................................. 56 4.3.4 RMS (Root Mean Square – Durchschnitt der quadrierten Werte) ....................... 56 4.3.5 SNDAN (Sound Analysis) ..................................................................................... 56 5 DAS EXPERIMENT ...................................................................................................... 59 5.1 DER VERSUCHSAUFBAU ................................................................................................ 59 5.1.1 Die Instrumente .................................................................................................... 59 5.1.2 Die Flötisten ......................................................................................................... 60 5.1.3 Das Programm und der Versuchsablauf .............................................................. 61 5.1.4 Klangaufnahme und Verarbeitung ....................................................................... 62 5.1.5 Statistik: Überprüfung von Hypothesen ............................................................... 64 Seite 9 5.2 DIE ERGEBNISSE............................................................................................................ 65 5.2.1 Grafische Analyse ................................................................................................ 65 5.2.2 Die Interviews ...................................................................................................... 78 5.2.3 Spektral Zentroid vs. RMS .................................................................................... 79 5.2.4 Impedanz .............................................................................................................. 84 5.3 DAS EXPERIMENT - ZUSAMMENFASSUNG...................................................................... 86 6 ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................... 91 7 LITERATURVERZEICHNIS ...................................................................................... 95 8 ANHANG ...................................................................................................................... 101 9 LEBENSLAUF ............................................................................................................. 109 Seite 10 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1.1 - Hortus deliciarum [78] ................................................................................... 16 Abbildung 1.2 - Manesse Handschrift [79] .............................................................................. 16 Abbildung 1.3 – Renaissance Flöte [80] .................................................................................. 18 Abbildung 1.4 - Flöte mit „Dis-Klappe“ [81] .......................................................................... 19 Abbildung 1.5 - Textbeispiel aus: „Kombinatorik und die Verbindungskünste der Zeichen in der Musik zwischen 1630 und 1780“ von Sebastian Klotz [82] .......................................... 20 Abbildung 1.6 - Ringklappenföten um 1860 [83] .................................................................... 21 Abbildung 2.1 - Curt Sachs – Reallexikon der Musikinstrumente, Seite 52 [23] .................... 24 Abbildung 2.2 – Pressling in der Form [14]............................................................................. 27 Abbildung 2.3 – Stationen eines Presslings [14]...................................................................... 27 Abbildung 2.4 - Arbeitsgang: Gezogene Tonlöcher [14]......................................................... 28 Abbildung 2.5 - Anlöten eines Tonlochkamins [14] ................................................................ 28 Abbildung 2.6 – Anlöten des Kamins an die Mundplatte [14] ................................................ 29 Abbildung 2.7 – Feilen eins Spitzenklappenarms [14] ............................................................ 29 Abbildung 2.8 – Das Polieren [14]........................................................................................... 30 Abbildung 2.9 – Die Mechanik [14] ........................................................................................ 31 Abbildung 2.10 – Anpassung an da Tonloch [14] ................................................................... 32 Abbildung 2.11 – dichtes & undichtes Polster [14] ................................................................. 32 Abbildung 2.12 – Das Cutting [14] .......................................................................................... 32 Abbildung 2.13 – Gravuren [14] .............................................................................................. 32 Abbildung 3.1 – Versuch von Coltman [8] .............................................................................. 42 Seite 11 Abbildung 4.1 – Das Innenohr [84] ......................................................................................... 51 Abbildug 5.1 – Muramatsu Silberflöte [32] ............................................................................. 60 Abbildung5.2 – Muramatsu 14K Goldflöte [34] ...................................................................... 60 Abbildung 5.3 – Das Aufnahmeprogramm .............................................................................. 61 Abbildung 5.4 – Anordnung der Spieler und Mikrophone ...................................................... 62 Abbildung 5.5 – BIAS [30] ...................................................................................................... 84 Seite 12 Tabellenverzeichnis Tabelle 3.1 - verwendete Querflöten im Raum Wien (2001) [17] ........................................... 43 Tabelle 3.2 - Verteilung – Berufsmusiker/Studenten [17] ....................................................... 44 Tabelle 4.1 - Empfindung und Reizgrösse [12] ....................................................................... 52 Tabelle 4.2 - Frequenzen der Töne der chromatischen Tonleiter [85] ..................................... 53 Tabelle 4.3 – Dynamik [6] ....................................................................................................... 55 Tabelle 5.1 - Interviews ............................................................................................................ 78 Seite 13 Seite 14 1 Die Geschichte der Querflöte Dieses Kapitel ist eine kurze Zusammenfassung der Querflötengeschichte. Als Quellen wurde die gängige Standardliteratur herangezogen. [5] [13] [19] [20] 1.1 Frühzeit Die Querflöte ist scheinbar als letzte von allen Flöten entstanden und wurde vermutlich von Nomaden in Zentralasien erfunden, und von dort nach Europa verbreitet. Sie tauchte wahrscheinlich gegen Ende der Steinzeit auf und war bis in die Antike eher eine seltene Ausnahme. Die ersten Funde stammen aus der prähistorischen Zeit und wurden aus Tierknochen hergestellt. Die Spielweise ist leider bei diesen Funden nicht mehr eindeutig nachzuweisen, da häufig nurmehr einzelne Bruchstücke vorhanden sind. In den ersten schriftlichen Aufzeichnungen aus der chinesischen Poesie (Schï-djing), heißt es, dass die Querflöte bereits im 1. Jahrtausend vor Christus existierte. Es wurden auch Reliefs auf einem indischen Grabmal (Stupa Sanchi) aus dem 1. Jahrtausend nach Christus entdeckt, auf deren Abbildungen sie allerdings nach links gespielt werden. Die ersten Reliefs rechts gespielter Flöten wurden an einem Tempel auf Java gefunden. Erst in der hellenistischen Epoche taucht eine neue Wortschöpfung namens „Photnix“ in Griechenland auf. Aus der Nähe von Perusa, aus dem ersten oder zweiten Jahrhundert vor Christus, stammt das früheste eindeutige Bild, welches sich auf einem etruskischen Relief befindet. Die Querflöte wurde von den Etruskern offensichtlich sehr geschätzt, da uns viele Abbildungen aus ihrer Kultur bis heute erhalten geblieben sind. Überliefert sind auch Münzen mit Abbildungen von Flötisten, wovon eine zum Beispiel aus der Ortschaft Baniyas, vormals Caesarea Panias, und ist auf das Jahr 169 n. Christus datiert. Die häufigen Darstellungen von Flöten in dieser Gegend ist vermutlich auf den Gott Pan zurückzuführen, welchem auch eine Grotte nahe der Stadt geweiht wurde. Seite 15 Abbildung 1.1 - Hortus deliciarum [78] Abbildung 1.2 - Manesse Handschrift [79] Danach übernahmen die Römer die Querflöte von den Etruskern und bezeichneten sie mit dem lateinischen Wort „tibia“, was sowohl Schienbein als auch Blasinstrument bedeutet und womit sich der Kreis zur Frühzeit interessanterweise wieder schließt. 1.2 Das Mittelalter Von abendländischen Querflöten gibt es archäologische Funde aus dem 12. bis 14. Jahrhundert. Die älteste bekannte Darstellung enthält die Klosterschrift Hortus deliciarum (Abbildung 1.1) aus Landsberg aus den Jahren 1175 – 1195. Ein interessanter Punkt hier ist, dass die mittelalterlichen europäischen Bildnisse, genau wie Bilder aus Asien, bis auf eine Ausnahme links gehaltene Flöten darstellen, wobei antike europäische Darstellungen hingegen rechts gehaltene Flöten zeigen. Daher ist die Vermutung naheliegend, dass die Querflöte in Europa vorübergehend in Vergessenheit geriet und dann über Byzanz, am Anfang des 2. Jahrhunderts, aus dem asiatischen Raum wieder eingeführt wurde. Die dazugehörenden Texte der Zeichnungen bezeichnen die Flöte als swegel. Noch heute lebt dieser Wortstamm im slowenischen (swégla) und im kroatischen (zvegla) weiter. Ähnlich der Frühzeit bezeichnet dieser Begriff das Seite 16 Instrument selbst sowie auch den Schienbeinknochen. Dies legt die Vermutung nahe, dass auch im Mittelalter noch Flöten aus Knochen gebaut wurden, was durch zahlreiche Funde untermauert wird. In der französischen Sprache taucht im 12. Jahrhundert erstmals das Wort „flûte“ auf, das sich möglicherweise aus dem lateinischen „flatus“ ableitete, wurde von anderen europäischen Sprachen lautähnlich übernommen und bezeichnete bis ins 13. Jahrhundert noch Block- und Querflöte. Eine aus heutiger Sicht ungewöhnliche Bauweise besitzt die Querflöte im 14. Jahrhundert in Deutschland. Eine Abbildung der „Manesse Handschrift“ (Abbildung 1.2) zeigt, dass sie zu dieser Zeit beinahe in der Mitte angeblasen wird, sowie ein zeitgenössischer Bericht über deutsche Flötisten. Leider existieren nur wenige Quellen über mittelalterliche Instrumentalmusik, aber es ist bekannt, dass die Querflöte in sogenannten „niedrigen Ensembles“ ihre Verwendung fand. Sie diente primär der Unterhaltung und dem Tanz und wurde nicht schriftlich niedergeschrieben sondern improvisiert und somit nicht überliefert. 1.3 Die Renaissance Zu Beginn des 16. Jahrhunderts fand auch allmählich die Technik des Buchdruckes ihre Verwendung in der Musik. Dieser verdanken wir, dass sich die Musik immer mehr zu einem verbreiteten Zeitvertreib entwickelte. Es wurden neue Techniken im Instrumentenbau benutzt und dadurch die Stimmungsprobleme langsam gelöst. Damals distanzierte sich die „Querflöte“ von den wesentlich schrilleren Volksinstrumenten und im Gegensatz zu den militärischen “Schweizerpfeifen“ hatte sie einen viel weicheren Klang. Auch dank einer weiteren Mensur entfaltete sie sich damit zu einem Kunstinstrument. Die „Renaissance-Flöten“ (Traversa, Fiffara, Schweizerpfiff, Fleuste d’Allemand) wurden meistens einteilig mit zylindrischer Bohrung gebaut. Diese Bohrung hat über die gesamte Länge denselben Durchmesser. Insgesamt hatte sie 6 Löcher für Zeige-, Mittel- und Ringfinger der beiden Hände (ca. 6 mm), aber keines für den Daumen und das Mundloch wurde kreisrund gebohrt (Abbildung 1.3). Seite 17 Abbildung 1.3 – Renaissance Flöte [80] Mit dieser üblichen Anordnung der Tonlöcher konnten keine Dur- oder Molltonleitern gespielt werden, sondern nur die mittelalterlichen Hexachorde. Zwei der wichtigsten Quellen der damaligen Zeit sind das „Synatagma Musicum“ von Michael Praetorius und die „Harmonie universelle“ von Père Marin Mersenne, in denen die zeitgenössische musikalische Praxis und alle damals gebräuchlichen Instrumente festgehalten sind. In Frankreich zu Beginn des 16. Jahrhunderts bildete sich ein wohlhabendes Bürgertum, durch die die weltliche Vokalmusik mit Instrumentalbegleitung in Form des Chansons aufblühte. 1.4 Das Barock In der Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert machte die Querflöte entscheidende Veränderungen durch. War anfangs die innere Bohrung noch zylindrisch so gab es im 18. Jahrhundert in Mittelstück und Fuß bereits konische Innenbohrungen. Diese Art der Bohrung unterscheidet sich im Vergleich mit der zylindrischen Bohrung durch eine vom Luftein- zum Luftaustritt immer größer und gleichmäßig (linear) werdende Öffnung. Dies zeichnete sich deutlich in den neuen Griffbildern der Lehrwerke ab. Die damaligen Flöten waren bereits dreiteilig und wurden dazu verwendet, sich an die, von Region zu Region, verändernde Stimmung anzupassen. Jedes Instrument verfügte hierzu über mehrere austauschbare Mittelstücke. Inzwischen ermöglichten die 6 Grifflöcher das Spielen von Dur-Tonleitern, wobei der Tonumfang vom d‘ bis zum a“‘ reichte. Seite 18 Abbildung 1.4 - Flöte mit „Dis-Klappe“ [81] Später wurde ein 7. Loch (dis) hinzugefügt (Abbildung 1.4), welches für neue Tonarten Später wurde ein 7. Loch (dis) hinzugefügt (Abbildung 1.4), welches für neue Tonarten erforderlich wurde. Dieses neue Loch war mit den Fingern auf herkömmliche Weise nicht zu erreichen und so wurde die erste Klappe angebracht. Die Folge dieser Veränderung war vor allem eine verbesserte Intonation und ein größerer Tonumfang. Im nächsten Schritt versuchte man um 1770 die Gabelgriffe durch zusätzliche Löcher und Klappen überflüssig zu machen. Als dies gelang, blieb nurmehr für das „C“ ein Gabelgriff, welcher schlussendlich von Johann Georg Tromlitz geschlossen wurde. Allerdings war die entstandene Mechanik sehr wackelig und unzuverlässig, wodurch ein sauberes und schnelles Spiel beinahe unmöglich war. Ein großer technischer Nachteil dieser Instrumente lag darin, dass die Grifflöcher nach der Spannweite der Finger gesetzt wurden und alle Maße nur der Erfahrung der damaligen Flötenbauer und keinen akustischen Erkenntnissen folgten. Ein weiteres Problem stellte Buchsbaum, das zu dieser Zeit verbreitetste Material, dar, der durch den feuchten Atem aufquoll und trotz aller technischen Innovationen und Verbesserungen immer noch zu einer ungenügenden Intonation führte. Ebenso verwendete man auch Ebenholz, Grenadill, Ahorn oder Elfenbein. Erst nach seinem Besuch der Oper in Dresden (1730) schrieb Johann Sebastian Bach Stücke für die Flöte. Er hatte dort wahrscheinlich jemanden spielen hören, der einen bleibenden Eindruck auf ihn gemacht hatte, denn ab diesem Zeitpunkt kamen in seinen Werken immer entweder Block- oder Querflöte vor. Vermutlich war dies der Fall, da beide Instrumente von den gleichen Musikern gespielt wurden. Er legte offensichtlich sehr viel Wert auf talentierte Flötisten, da in seinen Stücken mehrfach Töne über de f“‘ vorkommen. Seite 19 Abbildung 1.5 - Textbeispiel aus: „Kombinatorik und die Verbindungskünste der Zeichen in der Musik zwischen 1630 und 1780“ von Sebastian Klotz [82] Das Buch „Les Principes de la Flute Traversie“ von Jacques-Martin Hotteterre aus dem Jahr 1707 war ein Meilenstein der Flötengeschichte (Abbildung 1.5). Er ist Vertreter einer bedeutenden Flötisten- und Flötenbauerfamilie. 1.5 Die Neuzeit Theobald Böhm erfand im Jahr 1832 eine völlig neue Flöte. Sie war revolutionär und es blieb so gut wie nichts beim Alten. Er verwendete Metall statt Holz, er veränderte die Dicke der Rohrwand, die Anzahl, die Größe und die Anordnung der Löcher, und sogar das Mundloch blieb von Modifikationen nicht verschont. Mit dem Ergebnis dieser ersten Flöte war er aber noch nicht zufrieden und im Jahr 1847 erschien ein neues, verbessertes Modell. Diesmal lagen den Positionen und der Anordnung der Klappen exakten Berechnungen zu Grunde. Man könnte sagen, dass die Innenbohrung umgekehrt wurde. Zum Kork hin hatte sie einen parabolisch geformten Kopf, wobei Fuß- und Mittelstück zylindrisch geformt waren. Zu Anfang gab es natürlich kritische Stimmen, allen voran Tulou, was den Erfolg und den schlussendlichen Durchbruch aber nicht verhindern konnte, als im Jahr 1860 Dorus den Lehrstuhl am Pariser Konservatorium übernahm. Dieses „neu“ geschaffene Instrument war eine Ringklappenflöte (Abbildung 1.6). Sie zeichnete sich, im Vergleich zu den Vormodellen, dadurch aus, dass die Bohrungen für die Grifflöcher ausschließlich nach akustischen Experimenten angeordnet waren. Dadurch konnten zwar nicht mehr alle Löcher erreicht werden, er erfand aber ein völlig neu konstruiertes Klappensystem. Sie hatte aber immer noch einen zylindrischen Kopf und war erst ab dem Mittelstück konisch. Seite 20 Abbildung 1.6 - Ringklappenföten um 1860 [83] Im Jahr 1869 baute Louis Lot die erste Goldflöte. Heute werden im Flötenbau neben Silber und Gold auch vergoldetes Silber, Weißgold, Neusilber (eine Legierung aus Kupfer, Zink und Nickel), Platin und Palladium verwendet. Nach diesen entscheidenden Verbesserungen war die Verbreitung der Flöte nicht mehr aufzuhalten und die wesentlich bessere Intonation und flexiblere Fingertechnik veranlasste viele Komponisten für das neue Instrument Werke zu schreiben. Die musikalischen Leistungen wurden durch die neue Literatur gesteigert, aber auch Techniken wie die Flatterzunge hielten Einzug. Frankreich gewann zum Beispiel durch Lehrer wie Taffanel, Gaubert und allen voran Moyse gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Vormachtstellung in der Flötenwelt. An der modernen Querflöte wird natürlich heute noch immer geforscht und experimentiert, um sie noch weiter zu verbessern. Der Bereich der Polster zum Beispiel bietet heute neue Möglichkeiten, vor allem durch neue, künstliche Materialien. Entwicklungen im Rahmen neuer Spieltechniken führen zu zusätzlichen Bohrungen und Klappen. [5], [16], [17], [29] Seite 21 Seite 22 2 Der Querflötebau 2.1 Die Böhm Flöte Wie bereits im Kapitel 1 erwähnt, war Theobald Böhm der Vorreiter der heutigen, modernen Querflöte. Im Reallexikon der Musikinstrumente von Curt Sachs [23] befindet sich eine kurze Beschreibung über die revolutionären Neuerungen von Böhm (Abbildung 2.1). In Böhms, über 15 Jahre dauernden, Entwicklung beschäftigte er sich mit allen Aspekten des Flötenbaues. Den ersten Erfolg hatte er, mit der im Jahr 1831 fertiggestellten Flöte, welche bereits reges Interesse bei damaligen Musikern weckte. Theobald Böhm selbst war mit dieser „modernen Urflöte“ noch nicht zufrieden und arbeitete fieberhaft an weiteren Neuerungen und Verbesserungen. [3] Da er wegen der Unbeständigkeit des Holzes nie sichere Resultate erlangen konnte, entschloss er sich, nach unzähligen vergeblichen Anstrengungen, alle zu seinen Versuchen notwendige Modelle aus Metall zu fertigen. Überzeugt davon, dass die zylindrische Form bei der Querflöte nicht geeignet sei, konzentrierte er sich mit seinen Untersuchungen auf die konischen Verhältnisse. Weil er an der, seit langem verwendeten, nach unten hin konisch geformten Flöte, wenig verbessern konnte, versuchte er die festgefahrene Form einfach umzukehren. Dabei gingen ihm zahlreiche Gedanken durch den Kopf: „Ich konnte es nämlich nie recht begreifen, warum denn die Flöte allein nur am dicken Ende angeblasen werden soll, da doch alle übrigen Blasinstrumente mit konischen Verhältnissen am dünnen ende angeblasen werden, so wie es auch mehr naturgemäß ist, indem auf diese Weise die mit den wachsenden Tonhöhen immer kürzer werdenden Luftsäulen-abschnitte verhältnismäßig zugleich dünner werden, während bei der Flöte geradezu das umgekehrte Verhältnis eintritt, indem die Verjüngung des Rohres bis über sämtliche Löcher hinaufreicht.“ (Zitat nach Theobald Böhm, Über den Flötenbau und die neuesten Verbesserungen desselben, 1847 [3]) Seite 23 Abbildung 2.1 - Curt Sachs – Reallexikon der Musikinstrumente, Seite 52 [23] Seite 24 Durch Untersuchungen der Luftsäulen-Verhältnisse entstand so eine Flöte in einem Umfang von zirka zwei Oktaven, die bezüglich des Klanges, der Fülle, der Reinheit und leichten Ansprache der Töne, die für diese Zeit bestmögliche Lösung darstellte. Gemäß den damaligen Ansprüchen den Umfang der Flöte auf drei Oktaven zu erweitern, musste er das Rohr enger machen, was natürlich klangliche Nachteile in den ersten zwei Oktaven nach sich zog. Ein weiteres Problem stellte die Unmöglichkeit dar, bei einer Flöte die Entfernung des Stöpsels vom Mittelpunkt des Mundloches den verschiedenen Luftwellenlängen proportional zu machen. Dies wäre nur durch einen äußerst komplizierten Mechanismus zu lösen gewesen, der in der Praxis nicht durchführbar war. Die Lösung fand er, indem er im oberen sechstel den Zylinder (Kopfstück) bis auf 2 mm verjüngte und der Mittelpunkt der Embouchure zum Stöpsel 17 mm betrug. Damit stimmten alle Töne am reinsten und sprachen am besten an. Für das Mundloch verwendete er ein langes Viereck mit abgerundeten Ecken, wodurch ein breiter Luftpinsel einem ebenfalls breiten Rand entgegengesetzt war. Diese Lösung war mehr geeignet den meisten Wind aufzunehmen als etwa ein ovales oder rundes Loch von gleicher Größe. Durch zahlreiche Versuche stellte sich heraus, dass ein Winkel von 7 °, bei einer Höhe der Wände von 4,2 mm, einer Länge des Mundloches von 12 mm und einer Breite von 10 mm, den meisten Flötenspielern am besten zusagte. Nachdem dadurch die Brauchbarkeit des Rohres gewährleistet war, begann er sich mit den Tonlöchern zu beschäftigen. Die Größen, die optimalen Positionen und deren Entfernung zu den unterhalb liegenenden Tonlöchern sowie auch die Höhe ihrer Wände wurden durch komplizierte Berechnungen ermittelt. Infolge dieser konsequent und sehr zeitaufwendig durchgeführten Untersuchungen klag diese Flöte bei weitem voller und kräftiger als alle anderen damaligen Flöten, ohne dabei ihre Tonfarbe oder die Stimmung, auch im zartesten Piano, zu verlieren. [3] 2.2 Beispiel: Querflötenbau in Boston/USA von Alexander Hanselmann [14] Zuallererst soll hier erwähnt werden, dass es nicht einfach ist an Informationen über den genauen Ablauf der Produktion von Querflötenherstellern heranzukommen, da sie diese „Firmengeheimnisse“ natürlich nicht gerne an Dritte weitergeben. Schließlich war der Bericht eines Bildungsurlaubs aus dem Jahr 2000 in Boston von Alexander Hanselmann (Dipl. Musiklehrer und Flötist) aus Herisau in der Schweiz sehr Seite 25 hilfreich. Auch er hatte Schwierigkeiten detailliertere Auskünfte über den Herstellungsprozess zu erfahren, bekam aber die einmalige Gelegenheit bei der bekannten Flötenbauwerkstatt „S. Haynes Co.“ tieferen Einblick in den genauen Prozess der Fertigung eines solchen Instruments zu machen. Die Firma wurde im Jahr 1888 von William S. Haynes gegründet und ist somit eine der ältesten und renommiertesten Querflötenwerkstätten in Amerika. Dieser Betrieb besteht aus 19 Mitarbeitern, welche zirka 200 bis 250 Querflöten und Piccolos pro Jahr produzieren. 20 bis 30 davon sind Goldflöten und wiederum nur zirka 5 Vollgoldflöten. Wie schon erwähnt zeigte sich „Haynes“ sehr kooperativ und er durchlief alle, zur Herstellung notwendigen, Stationen zum Bau einer Querflöte. 2.2.1 Der Rohbau Es werden je nach Modell werden verschiedene Rohmaterialien verwendet. • Querflötenrohr: Silber, Gold, Weissgold, Platin, Grenadil- & Kokosholz • Mechanik: • Achsen & Schrauben: rostfreier Stahl • Rückhaltfedern: Silber oder Gold Weissgold Die Rohre, inklusive der geschliffenen Innenachsen und Schrauben werden von einer Spezialfirma gefertigt, da für diese präzise gezogenen Rohre unwahrscheinlich große, schwere und vor allem sehr teure Maschinen notwendig sind. Aus dem jeweiligen Rohmaterial werden dann alle Klappendeckel, Achsen der Klappen, die Mundplatte mit dem Tonlochkamin und alles andere Zubehör gefertigt. Dafür stehen unzählige alte Werkzeuge aus gehärtetem Stahl zur Verfügung, die über die Jahre immer wieder repariert, ersetzt, modifiziert werden und auf den neuesten Stand gebracht werden. Es sei noch zu erwähnen, dass „Haynes“, als eine der letzten Firmen, diese Teile in einem Pressvorgang herstellt (Abbildung 2.2), hingegen bei den meisten anderen Firmen gegossen wird. Seite 26 Abbildung 2.3 – Stationen eines Presslings [14] Abbildung 2.2 – Pressling in der Form [14] Dieses alte Verfahren zeichnet sich durch eine wesentlich höhere Festigkeit aus. Als Rohmaterial wird ein runder abgelängter Silberstift verwendet und in vier Pressvorgängen in seine endgültige Form gebracht wird (Abbildung 2.3). Nach jedem, Pressvorgang wird der Pressling stark erwärmt und anschließend im kalten Wasser abgeschreckt, damit sich das Material entspannt und wieder leichter weiterverarbeiten lässt. 2.2.2 Das Querflötenrohr Die genaue Positionierung derr Tonlöcher ist das Um und Auf einer gut gestimmten Querflöte. Die Grundpositionen gehen auf die bereits weiter oben beschriebenen Versuche und Berechnung von Theobald Böhm zurück und wurden von Albert Cooper um 1970 weiter perfektioniert. Da es keine allgemein emein gültige Lösung gibt hat jeder Querflötenbauer seine eigene, leicht modifizierte Skala. Dafür gibt es zwei unterschiedliche Methoden: Gezogene Tonlöcher Auf dem Rohr werden zuerst die Abstände und Positionen der Tonlöcher durch ein fein gebohrtes Loch markiert. Danach wird das kleine Loch durch Ausstanzen in ein größeres, ovales Loch gerändert. rändert. Mit einem Spezialwerkzeug wird dann ein Teil des Rohres herausgezogen, sodass ein Kamin entsteht. Dieser wird anschließend genau abgelängt und zum Schluss nach außen umgedreht (Abbildung 2.4). Seite 27 Abbildung 2.4 - Arbeitsgang: Gezogene Tonlöcher Abbildung 2.5 - Anlöten n eines Tonlochkamins [14] [14] Gelötete Tonlöcher Hier werden zuerst die Tonlochkamine aus einem anderen Rohr ausgeschnitten und danach dem Querflötenrohr-Radius Radius angepasst. Diese Kamine werden mit eine „Lehre“ am genau vorgesehenen Ort auf dem Rohr platziert und mit Draht arretiert (Abbildung 2.5). 2 Danach werden sie mit einem speziellen Lot aus dem jeweiligen Material angelötet, aufgefräst und sauber verputzt. 2.2.3 Das Kopfstück Das zylindrisch angelieferte ferte Rohr wird mit einer speziellen Presse ein parabolischer Konus aufgezogen. Der Tonlochkamin wird aus dem Rohmaterial ausgefräst. Danach werden Mundplatte, Kamin und Rohr durch Feilen und Polieren angepasst und schlussendlich mit dem Kopfstückrohr zusammengelötet (Abbildung 2.6).. Anschließend wird noch durch den Kamin das Blasloch gebohrt. 2.2.4 Stege und Pfosten An das vorgefertigte Querflötenrohr werden jetzt, die aus SilberSilber oder Goldblech bestehenden, Stege durch präzises Ausfeilen angepasst und danach die Pfosten angebracht, Seite 28 Abbildung 2.7 – Feilen eins Spitzenklappenarms [14] Abbildung 2.6 – Anlöten des Kamins an die Mundplatte [14] die wiederum die Mechanik tragen. Als letztes wird die ganze Konstruktion an das Querflötenrohr angelötet. 2.2.5 Die Klappendeckel und die Klappenmechanik In einem nächsten Arbeitsschritt werden die sogenannten „Spitzenklappenarme“ aus den gepressten Rohlingen ingen in die korrekte Form geschliffen um sie danach mit den Klappendeckeln zu verlöten. Zuletzt müssen noch die hinteren Teile der Klappenarme zurechtgebogen werden (Abbildung Abbildung 2.7), die später an der Querflöte die Funktion der Rückalter übernehmen. Nun lötet man die so hergestellten Klappendeckel an die Mechanik an und bohrt sehr feine Löcher an bestimmten Stellen der Mechanik die dann beim Zusammenbau mit winzigen Stiften verbunden werden können. 2.2.6 Das Polieren Beim Polieren (Abbildung 2.8) werden alle hergestellten Teile auf Hochglanz poliert, was ein hohes Maß an Erfahrung und Gefühl verlangt, da es etliche verschiedene Polierscheiben und Seite 29 Abbildung 2.8 – Das Polieren [14] Polierpasten gibt, welche zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle eingesetzt werden müssen, um nicht die vorherige Arbeit durch eine kleine Unkonzentriertheit wieder zu Nichte zu machen. 2.2.7 Der Zusammenbau Das vorgefertigte Rohr wird mit den Tonlöchern, dem Steg und den vorgebohrten Pfosten, sowie die gelöteten Klappen werden nun zusammengesetzt. Zuerst werden an allen Klappen und Klappenverbindungen (Tubing) die geschliffenen Stahlstifte (Steel) angepasst, zugeschliffen und nach dem Ablängen mit Gewinden versehen. Dies ist ein sehr wichtiger, heikler und nicht umkehrbarer Moment, da er entscheidend für die Qualität der Mechanik ist. Wie bei jedem Holzblasinstrument ist die Mechanik ein sehr komplizierter Teil und so müssen auch bei der Querflöte gewisse Teile durch winzig kleine Stahlstifte fix miteinander verbunden werden und wiederum bei anderen Verbindungen ist die perfekte Gleitfähigkeit entscheidend. Jetzt werden noch die Weißgoldfedern (Spring) angepasst und eingesetzt. Diese sind übrigens der wertvollste Teil einer Querflöte. Zuletzt werden noch an den verschiedenen Klappenrückhaltern entsprechende Korken oder Filze angeleimt (Abbildung 2.9). Nach einer letzten Kontrolle ist die Querflöte bereit für das Polstern. Seite 30 Abbildung 2.9 – Die Mechanik [14] 2.2.8 Das Polstern Das Polstern ist eine sehr aufwendige Arbeit. Das Polster (Pad) besteht aus einem Filz und ist mit einer zweilagigen Magenhaut eines Kalbes überzogen und nicht, wie meistens angenommen wird, mit einer Fischhaut. Mittels Mittels unterlegen feiner Papiersegmente im Klappendeckel müssen die Polster äußert präzise an den Tonlochkamin angepasst werden (auf den 1000stel mm genau), damit die Querflöte mit geringstem Druck dicht schließt ( Abbildung 2.10 und Abbildung 2.11). 2 2.2.9 Schneiden/Schnitzen (Cutting) Unter „Cutting“ versteht man das Ausschnitzen des Blasloches mit Spezialwerkzeugen und Schabern (Abbildung 2.12).. Dies erfordert ein hohes Maß an Genauigkeit und jahrelange Erfahrung. Man kann hier natürlich auch noch spezielle Feinabstimmungen vornehmen und auf Wünsche des Kunden eingehen. Da sich hier entscheidet wie die Querflöte klingen wird, kann man sagen, n, dass dieser Teil dem „Herzen der Flöte“ entspricht. Der Querflöte kann auch noch durch spezielle Gravuren (Abbildung 2.13)) eine ganz persönliche Note gegeben werden und dadurch einzigartig verschönert werden. werde Seite 31 Abbildung 2.11 – dichtes & undichtes Polster [14] Abbildung 2.10 – Anpassung an da Tonloch [14] Abbildung 2.13 – Gravuren [14] Abbildung 2.12 – Das Cutting [14 14] Seite 32 2.3 Die Metalle [9] 2.3.1 Die Edelmetalle Silber (Ag) Silber wird von Menschen etwa seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. verarbeitet. Es wird oft aus einem der wichtigsten Silbererze, dem Silberglanz (Argenit) gewonnen. Hauptsächlich fällt es aber als „Nebenprodukt“ bei der Verhüttung von Blei-, Zink-, Kupfer- und Nickelerzen an. Man findet heute noch große Silbervorkommen in Mexiko aber auch in Deutschland. Sein Schmelzpunkt liegt bei 960°C und sein Siedepunkt bei 2180°C. Silber verfügt über die beste Leitfähigkeit für Elektrizität und Wärme. Meistens wird es mit Kupfer legiert, da es sich sehr leicht mit Schwefel und Schwefelverbindungen verbindet und dadurch an der Luft durch flüchtige Sulfide anläuft. Wenn es mit schwefelhaltigem Eiweiß in Berührung kommt wird es schwarz. Gold (Au) Erstmals wurde Gold im 5. Jahrtausend v. Chr. gefunden und die ersten Gegenstände und Schmuck aus Gold stammen aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. Vor allem in Südafrika, Nordamerika und Russland befinden sich die ergiebigsten Lagerstätten. Es kommt als feine Körnchen und Flitter in anderen Gesteinen und Erzen vor, oder man findet es im Gemenge mit Kies. Der Schmelzpunkt dieses „gelblich glänzenden“ Metalls liegt bei 1063°C, der Siedepunkt bei ca. 2950°C. Da reines Gold sehr weich ist, wird es schon seit den Anfängen mit Kupfer oder Silber legiert, wodurch es härter wurde und seine Farbe veränderte. In Verbindung mit Kupfer wird es etwas dunkler und rötlich, mit Silber wird es blasser und heller. Platin (Pt) Platin kommt in der Natur meistens gediegen, mit den fünf anderen Platinmetallen Palladium, Rhodium, Iridium, Ruthenium und Osmium vor. Früher wurde es eher stiefmütterlich behandelt, da man es für eine wertlose Art von Silber hielt, gehört aber heute zum teuersten Werkstoff des Goldschmieds. Die Hauptvorkommen sind in Südafrika, Russland (nördlicher Ural) und Südamerika (Kolumbien). Der Schmelzpunkt liegt bei 1773°C, der Siedepunkt bei Seite 33 ca. 4400°C. Durch diesen hohen Schmelzpunkt ist eine besondere Schmelz- und Gießtechnik nötig. Dieses grau-weiße, ins bläulich gehende Metall, ist in reinem Zustand so weich wie Kupfer und kann daher zu dünnen Drähten gezogen, zu Folien ausgehämmert und zu dünnen Blechen gewalzt werden. Wie oben schon erwähnt gibt es neben dem metallischen Platin 5 weitere Platinmetalle: − Palladium (grau-weiß) ist das billigste Platinmetall und wird als Zusatz bei Weißgolden verwendet. − Rhodium (silber-weiß) ist säurebeständig und wird daher bei Silber gegen das „Anlaufen“ verwendet. − Iridium (hellgrau) ist das härteste der Platinmetalle und wird zur Steigerung der Härte als Zusatz zu Platin verwendet. − Osmium (grau-weiß, ins bläulich schimmernd) ist sehr spröde. Es wird für keine besonderen Zwecke verwendet. − Ruthenium (grau-weiß) ist hart und spröde. Es wird zum Beispiel bei Elektrischen Schaltkontakten aus Platin und Palladium zur Erhöhung der Verschleißfestigkeit zu legiert. 2.3.2 Die Unedelmetalle Kupfer (Cu) Kupfer ist das wichtigste Unedelmetall. Es wird vor allem aus den Kupfererzen Kupferkies, Kupferglanz und Rotkupfererz gewonnen und wird als Zusatz bei fast allen Gold- und Silberlegierungen verwendet. Durch seine rötliche Farbe beeinflusst es in Kombination mit anderen Metallen vor allem auch die Farbe, abhängig von dem jeweiligen Kupferanteil. Das Kupfer lässt sich aus einigen Erzen durch Reduktion mit Kohle gewinnen. Die am häufigsten verwendeten Kupferlegierungen sind − Messing (Kupfer und Zink) − Tombak (auch Kupfer und Zink jedoch ein viel geringerer Zinkgehalt) und Seite 34 − Bronze (Kupfer und Zinn), das weitgehend zur Herstellung von Waffen, Werkzeugen und Kirchenglocken verwendet wird. Der Schmelzpunkt von Kupfer liegt bei 1086°C und der Siedepunkt bei 2600°C. Nickel (Ni) Nickel hat eine weiß-gelbliche Farbe und zeichnet sich dadurch aus, dass es Gefüge härter macht. Es ist sehr häufig in Magnetkies enthalten und ergiebige Lagerstätten sind unter anderem in Kanada, Schweden, Norwegen und Italien. In reinem Zustand findet es kaum Verwendungszwecke, aber als Legierungsmetall bei der Stahlproduktion ist seine Bedeutung enorm. Die für den Goldschmied wichtigen und harten Weißgolde haben durch einen Nickelzusatz ihre charakteristische Farbe. Sein Schmelzpunkt liegt bei 1455°C und der Siedepunkt ist bei 2730°C. Zink (Zn) Dieses bläulich-weiße Metall schmilzt bei 419,5°C, sein Siedepunkt liegt bei 906°C. Es wird vor allem aus Zinkblende und Zinkspat gewonnen und oxidiert leicht an feuchter Luft unter Bildung von basischem Carbonat, das als festhaftende Schicht, weitere Veränderungen verhindert. Zink löst sich leicht in Säuren und Laugen auf und ist in der Kälte relativ spröde. Zwischen 120°C und 150°C kann man es leicht verformen und verarbeiten. Wenn es unter Luftzutritt stark erhitzt wird, verbrennt es zu Zinkoxid. Wie schon erwähnt, wird es als Legierungszusatz bei der Messing- und Tombak Produktion eingesetzt. Bei der Feuerverzinkung von Eisenblech wird es in großen Mengen verbraucht. Zink und Legierungen aus Zink werden auch im Spritzgußverfahren bei der Herstellung von unzähligen Maschinenteilen verwendet. Die meisten Silber- und Goldflöte beinhalten Zink und auch bei achtkarätigen Goldlegierungen ist Zink vorhanden. Eine Kombination aus Kupfer, Zink und Nickel ist auch unter dem Namen „Neusilber“ bekannt und dient als billigerer Silberersatz. Es ist extrem hart und korrosionsbeständig und findet seine Verwendung größtenteils in der Herstellung von Besteck, medizinischen Geräten und Musikinstrumenten. Oft wird es noch zusätzlich mit einer galvanischen Silberauflage veredelt. Seite 35 Zinn (Sn) Zinn zeichnet sich durch seinen silberweißen Glanz aus, den er auch in feuchter Luft nicht verliert. Es ist leicht verformbar und dadurch gut zu dünnen Folien zu Walzen oder zu Hämmern. Sein Schmelzpunkt liegt bei 232°C, der Siedepunkt bei 2270°C. Es wird hauptsächlich aus Zinnstein durch Reduktion mit Kohle gewonnen. Die größten Vorkommen dieses Erzes sind in Ostindien, Banka und Bolivien. Früher wurde aus Zinn alles mögliche Geschirr, wie zum Beispiel Teller, Krüge und Becher, hergestellt, aber es wurde auch in der Orgelpfeifenproduktion genutzt. Kadmium (Cd) Kadmium kommt in der Natur nur als „Begleiter“ von Zinkmineralien vor und hat eine weiße Farbe. Seine Materialeigenschaften sind ähnlich dem des Zinks und unter Erhitzen an der Luft verbrennt es unter braunem Rauch. Durch seinen ebenso niedrigen Schmelzpunkt wie Zinn, von 232°C und einem Siedepunkt von 2270°C, ist es bei Silber- und Goldloten sehr gebräuchlich. Bei Silberlegierungen, die für Tiefzieharbeiten benötigt werden, ist der Zusatz von Kadmium üblich. 2.3.3 Silber- und Goldlegierungen Feinsilber und Feingold (reine Metalle ohne Zusätze oder Verunreinigungen) sind nicht für die Verarbeitung geeignet, da ihre Festigkeit in diesem Zustand zu gering ist. Idem man sie mit anderen Metallen zusammenschmelzt steigert man deren Härtegrad, aber dieser Vorgang, der auch Legieren genannt wird, dient auch zur Veränderung der Farbe und zur Verbilligung der hergestellten Produkte. Das Mengenverhältnis bei Legierungen wird in hundert Teilen (Prozent) und bei Edelmetallen in tausend Teilen (Promille) angegeben. Den Edelmetallanteil in Legierungen nennt man Feingehalt, wobei aber zum Beispiel bei Goldlegierungen der Silbergehalt nicht berücksichtigt wird. Silberlegierungen Reines Silber ist aufgrund seiner geringen Härte nicht zur Produktion von Geräten, Schmuck und Instrumenten geeignet, da es sich bei der alltäglichen Verwendung zu stark abnützen Seite 36 würde. Durch die Legierung mit anderen unedlen Metallen im Instrumentenbau wird Kupfer als Zusatz verwendet, steigert die Festigkeit und die Härte beträchtlich. Goldlegierungen Da Reines Gold, ebenso wie Silber, relativ weich ist, ist auch hier die Legierung, vor allem aus Kupfer, Feinsilber und Feingold, gebräuchlich. Anders als beim Silber wird bei Goldlegierungen dadurch nicht nur der Härtegrad gesteigert, sonder es dient auch der Farbgebung, die sich aus dem jeweiligen Mischverhältnis ergibt. 2.3.4 Metallverwendung beim Querflötenbau [17] Kein Instrument besteht also aus 100 % reinem Metall. Sogar die 24 Karat Flöte besteht „nur“ aus 99,9 % Feingold. Die restlichen 0,01 % ist zum Beispiel Kalzium. Das Versilbern, Vergolden und Verplatinieren wird mit der sogenannten Galvanisation gemacht. Hier wird die entsprechende Metallschickt elektrolytisch auf einen Gegenstand aufgetragen. Die allgemein gebräuchlichen Legierungsvarianten sind (die ganz genauen Mischverhältnisse sind natürlich ein gut gehütetes Firmengeheimnis): • 925- oder Sterlingsilber besteht aus 92,5 % Feinsilber und 7,5 % Kupfer. • 9 Karat Gold besteht aus 37,5 % Feingold, 9 % Feinsilber und 49 % Kupfer • 14 Karat Gold besteht aus 58,5 % Feingold, 25 % Feinsilber und 15 % Kupfer. • 18 Karat Gold besteht aus 75 % Feingold, 12,5 % Feinsilber und 12,5 % Kupfer. • 24 Karat Gold besteht aus 99,9 % Feingold und 0,01 % Kalzium (Flötenfirmen geben häufig 100 % Feingold an). • Platin besteht aus 95 % Feinplatin und 5 % Wolfram, das die Härte erhöht, oder 5 % Kobalt, das die Gießbarkeit verbessert. Seite 37 2.4 Flötenfirmen Dieses Kapitel zeigt einen Überblick des Flötenangebots einiger Flötenfirmen: Muramatsu (www.muramatsuflute.com) • Nickel-Silber (Neusilber) [31] • Silber (925 Ag) [32] • Gold – 9 Karat [33], 14 Karat [34], 18 Karat [35], 24 Karat [36] • PTP Model – 925 Silber verplatiniert [37] • Platinum – mit Silber- oder Goldmechanik [38] Sankyo (www.sankyoflute.com) • Nickel-Silber (Neusilber) mit Silberauflage [39] • Silber - 925 Ag (Sterlingsilber) [40] [41] [42] [43], 950 Ag (Silber) [44] [45], 997 Ag (Super solid Silber) [46] • Gold – 5 Karat [47], 10 Karat [48], 14 Karat [49], 18 Karat [50], 24 Karat [51] • d’Amore – 925 Ag Vollsilber mit Silberauflage, Durchmesser 20 mm, Gesamtlänge 810 mm, Gewicht 536 g [52] • Holz – Grenadille mit Silbermechanik [53] Nagahara (www.nagaharaflutes.com) • Silber – 925 Ag Sterlingsilber, 950 Silber [54] • Gold – 10 Karat, 14 Karat, 18 Karat [55], 20 Karat [56] • Platin - mit Silber- oder 14 Karat Goldmechanik [57] Seite 38 Miyazawa (www.miyazawaflutes.com) • Silber – Neusilber, Silber/Kupfer-Legierung, Sterling Silber (925 Ag), Britannia Silber (958 Ag) • Gold-Silber-Legierung (2,4 Karat) • Gold – 9 Karat, 14 Karat, 18 Karat, 24 Karat • Platin – mit Silbermechanik [58] Powell (www.powellflutes.com) • Sterling Silber (925 Ag) [59] • Gold – 9 Karat Rot [60], 10 Karat Gelb [61], 14 Karat Rot (hängt vom Kupferanteil ab) oder Weiß [62], 19,5 Karat Rot [63] • Platin – mit Silber- oder 10K Goldmechanik [64] • Holz – Grenadille mit Silber- oder 14K Goldmechanik [65] • Arumite – Powells Bezeichnung für eine patentierte Verbindung zwischen Silber & Gold (seit 1987). Beide Metalle werden in einem Ofen unter Druck hartverlötet, bevor das Flötenrohr gezogen wird. − Die Aurumite 9K Flöte besteht aus äußeren 25 % des Flötenrohres (0,10 mm) aus 9 Karat Gold, und Inneren 75 % (0,30 mm) aus Sterling Silber. [66] − Bei der Aurumite 14K Flöte besteht das innere Flötenrohr aus 14K Rotgold und wird mit einem äußeren aus Silber laminiert. Die Schichtstärke des Goldes beträgt 1/3 der Wandstärke, oder 0,133 mm. [67] Altus (www.altusflutes.com) • Silber – Neusilber versilbert, Sterling Silber (925 Ag), Britannia Silber (958 Ag), Altus Silber (997 Ag) • Gold – 9 Karat, 14 Karat, 18 Karat • Platin – mit Silber-, Platin-, 18 Karat vergoldet-, oder Goldmechanik • Altus Metall – hart gelötetes Rohr aus mehr als 20 verschiedenen Metallen Seite 39 • d’Amour [70] Haynes (www.wmshaynes.com) • Silber – Nickel Silber, Coin Silber, Sterling Silber • Gold – 10 Karat, 14 Karat, 19,5 Karat • Platin – mit 14 Karat Goldmechanik • Haynes Materialien − 5 % Gold – Kombination 95,5 % Silber und 5 % Gold − Fusion I – Außenrohr: Kombination aus 95 % Silber und 5 % Platin; Innenrohr: 14 Karat Rotgold − Fusion O – Außenrohr: 14 Karat Rotgold; Innenrohr: Kombination aus 95 % Silber und 5 % Platin. [69] Yamaha (www.yahama.com) • Silber – Nickel Silber, Sterling Silber mit Weißgoldfedern • Gold – 9 Karat, 14 Karat • Grenadillholz mit Sterling Silbermechanik [70] Pearl Flutes (www.pearlflutes.com) • Silber – Sterling Silber (925) [71], Nickel Silber [72], Pristine Silber (970) [73] • Gold – 10 Karat [74], 14 Karat [75], 18 Karat [76], 20 Karat platiniert [77] Seite 40 3 Andere Versuche 3.1 John W. Coltman – Effect of Material on Flute Tone Quality (1971) [8] Mit seinem Versuch wollte John W. Coltman herausfinden, ob das verwendete Material tatsächlich einen Einfluss auf den Klang, wie allgemein angenommen wurde, von Flöten hat. Dazu dafür wurden 3 Flöten ohne Löcher hergestellt die alle einen inneren Durchmesser von 1,90 cm und eine Länge von 32,70 cm hatten und sich nur durch Material und ihre Wandstärke unterschieden. Die verwendeten Materialien waren Silber, Kupfer und Grenadillholz. Die Silberflöte hatte eine Wandstärke von 0,036 cm, die Kupferflöte 0,153 cm (4mal so schwer wie die Silberflöte) und die Grenadillflöte 0,41 cm (1,7mal schwerer als die Silberflöte). Alle drei Instrumente waren auf 398 Hz gestimmt und hatten identische Kopfstücke aus Delrin und ebenso identische Mundlöcher aus Epoxitharz, um für alle Flöten die gleichen Verhältnisse zu gewährleisten. 3.1.1 Erstes Experiment Im ersten Experiment, dem Hörtest, mussten 27 Testpersonen, 20 professionelle Musiker oder erfahrene Amateurmusiker, 13 davon Flötisten und 7 weniger erfahrene Musiker, die produzierten Flötenklänge dem jeweiligen Flötenmaterial zuordnen. Die Instrumente wurden von nur einer Person (dem Autor selbst), in einem akustisch optimalen Raum hinter einem Vorhang, gespielt. Es wurde ein kurzer und ein langer Grundton und eine Oktave und eine Oktavenbindung geblasen. Es gelang keiner Testperson, zumindest nicht entscheidend über den zufälligen Wert von 5 %, den Ton der jeweiligen Flöte zuzuordnen. 3.1.2 Zweites Experiment Die Aufgabe im zweiten Experiment, dem Spieltest, ging Coltman noch einen Schritt weiter. Vier professionelle Flötisten spielten auf den drei verschiedenen Flöten und mussten sich dann für die, ihrer Meinung nach, am besten klingende, oder am besten wiedererkennbare Flöte entscheiden, um diese später zu identifizieren. Hierfür war es notwendig, dass die Musiker nicht sehen konnten welche Flöte gerade gespielt wird, damit die absolute Objektivität gewährleistet ist. Coltman konstruierte dafür eine Halterung, in der alle drei Flöten festgemacht waren, beim Spielen aber nicht erkennbar war welche es ist, weder visuell noch sensorisch (Abbildung 3.1). Danach wurde diese Konstruktion gedreht, um das Merken der Position der gewählten Flöte zu verhindern, und sie mussten nur aufgrund des Klanges, Seite 41 Abbildung 3.1 – Versuch von Coltman [8] durch wiederholtes Probieren, entscheiden, welche ihr gewählter „Favorit“ ist. Das Ergebnis ähnelte dem des ersten Experiments. Einzig ein Flötist merkte den tieferen Klang bei einer der drei Flöten (der Kupferflöte), was auf die weitaus größere thermische Masse der Kupferflöte und deren langsamere Erwärmung zurückzuführen ist. Dieser Aspekt ist zum Beispiel ein Grund warum gewisses Material beim Flötenbau bevorzugt wird. Als Schlussfolgerung dieser Testergebnisse konnte darauf geschlossen werden, dass keine Verbindung zwischen Material, Wandstärke und Klang vorhanden ist. 3.2 Renate Linortner - Silber, Gold, Platin … Der Materialaspekt bei Querflöten (2001) [17] In dieser Arbeit wurde der Materialaspekt von Querflöten mit verschiedenen Test, Analysen und Umfragen beschrieben. Dazu spielten 7 Berufsflötisten im „schalltoten Raum“ am IWK ein vorgegebenes Programm auf 7 unterschiedlichen Querflöten von Muramatsu (Versilbert (EX), Silber (AD), verplatiniert (Silberflöte verplatiniert), 9K Gold, 14K Gold, 24K Gold, Platin). Das standardisierte Aufnahmeprogram war: • Chromatik C1 – C4 in Mezzoforte • fff & ppp (Töne g1, a2, f3) Seite 42 • crescendo (ppp < fff; Töne a1, f2, d3, b3) • 2 Probespielstellen - Bizet “Carmen” (cantabile, legato) - Brahms “1. Sinfonie“ (Lautstärke, Volumen) 3.2.1 Die Analyse • Dynamik: Mit der Chromatik konnten keinerlei bzw. nur minimale Unterschiede zwischen den verschiedenen Flöten festgestellt werden. Es kristallisierte sich ein spielerspezifisches Klangbild bei den einzelnen Flötisten heraus, das sich durch die gesamte Materialpalette zog. Auch beim „Crescendo-Versuch“ waren die Unterschiede zwischen den einzelnen Spielern weitaus höher (7 dB – 19,6 dB) als zwischen den Flöten (nur 1,5 dB). • Klang: Wie bei der Dynamik war auch hier kein signifikanter Unterschied der Flöten erkennbar. Die Minima und Maxima waren wiederrum spielerabhängig. Der Vergleich des gemittelten Spektrums aller Spieler und Flöten, ergab zwar eine geringe (max. 0,5 dB), vom Zuhörer aber nicht wahrnehmbare, Abweichung. 3.2.2 Umfrage und Hörtests Es wurden alle Flötisten im Raum Wien (111 professionelle Orchestermusiker und Flötenstudenten des Konservatoriums und der Musikuniversität) in Bezug auf Material und Flötenhersteller befragt (Tabelle 3.1. und Tabelle 3.2). Silber Gold Platin Holz 65 +9 versilbert 31 (5 – 24K) 1 + 3 verplatiniert 2 Tabelle 3.1 - verwendete Querflöten im Raum Wien (2001) [17] Seite 43 Berufsmusiker Studenten Silber 21 44 + 8 versilbert Gold 1 x 5K, 6 x 9K, 14 x 14K, 4 x 5K 2 x 18K, 3 x 24K 1 x 14K Platin 1 + 1 verplatiniert 2 verplatiniert Holz 2 0 Tabelle 3.2 - Verteilung – Berufsmusiker/Studenten [17] Bei der Häufigkeit der verwendeten Flötenmarken war Muramatsu (50) klar voran, gefolgt von Sankyo (21), Hammig Johannes (10), Yamaha (6), Mehnert (5), Altus, Mateki (je 3), Hanyes, Miazawa, Nagahara, Powell (je 2) und Pearl, Trevor J. James, Hammig Bernhard, Gemeinhardt, Brenon Cooper (je 1). Im Hörtest mussten die Probanden, anhand von den 2 oben erwähnten Probespielstellen, die jeweilige Flöte ihrem Klang nach, dem ihrer Meinung nach richtigem Material zuordnen. Die 24K Flöte und die Silberflöte wurden, zumindest vom Prozentanteil, am öftesten richtig zugeordnet, aber immer noch zu gering, um von einem eindeutigen „Erkennen“ des Instruments sprechen zu können. Die höchsten Fehleinschätzungen waren bei der Platin- und 14K Flöte. 3.3 Publication Neville Fletcher: „Materials for musical Instruments“, Acoustics Australia 27, S 5 – 9 (1999) [10] Neville Fletcher ist Professor an der „Australian National University“ und hat sich auch mit dem Materialaspekt bei Querflöten beschäftigt. Seiner Meinung nach liegen die Unterschiede Seite 44 von Silber- und Goldflöte vor allem in der Herstellung von Goldflöten, die nur den besten und erfahrensten Flötenbauern der produzierenden Firmen vorbehalten sind und dadurch der allgemeine Qualitätsstandard höher ist. Bei seinen Versuchen stellte sich heraus, dass bei zum Beispiel Silberflöten von verschiedenen Firmen der Unterschied in Dynamik und Klang wesentlich höher ist als bei Silber- und Goldflöten von ein und demselben Handwerker einer Firma. Somit kommt er zu dem Schluss, dass es keine Hinweise auf die Verbindung von Dynamik- und Klangunterschiede in Bezug auf das verwendete Material gibt, sondern eben die oben erwähnte handwerkliche Qualität und vor allem ist der psychologische Aspekt des einzelnen Flötisten nicht zu unterschätzen. 3.4 Flute Material – A question for Sir James (2003, www.thegalwaynetwork.com) [11] Der weltbekannte Flötist Sir James Galway “The man with the golden flute” schrieb auf seiner Homepage eine Antwort über die Frage des Materialaspekts bei Flöten. Auch seiner Meinung nach spielt dieser bei Querflöten eine untergeordnete bis gar keine Rolle, sondern die Individualität des einzelnen Flötisten den Ton angibt. “Listening to all these really fine players play I was impressed that they all sounded good no matter what they were playing upon. They ranged from student models to the top of the line professional flutes. Three of them were students and I cannot really remember what flutes they played. I began to think that no matter what they played they sounded like the individuals they were. Bulent Evcil from Turkey sounded fantastic on his silver flute, Davide Formisano, solo flutist la Scala Milan, sounded magnificent on his gold Muramatsu.” (Zitat nach Sir James Galway in www.thegalwaynetwork.com/notes/material.htm, 2003 [11]) 3.5 Does material affect tone quality in woodwind instruments?: Why scientists and musicians just can’t seem to agree (http://www.bretpimentel.com, 2007) [18] In diesem Artikel geht der Musiker Bret Pimentel auf die Diskussion zwischen Wissenschaftlern und Musikern ein, ob das Material, von Holzblasinstrumenten im allgemeinen, und Querflöten im speziellen, einen hörbaren Einfluss hat. Er beschreibt drei Denkansätze warum dies so sein könnte, obwohl wissenschaftliche Experimente das Gegenteil sagen. Seite 45 • Das Material beeinträchtigt den Klang schon, bevor das Instrument gespielt wird. Das soll heißen, dass zum Beispiel bestimmte Metalle durch ihre Eigenschaften besser zu Verarbeiten und so besser in die gewünschte Form zu bringen sind, oder dass bei der Verwendung teuerer Materialien, der bessere Klang aufgrund der höheren Sorgfalt und Vorsicht in der Herstellung entstehen. • Es ist auch möglich, dass die Vibration des Instrumentenkörpers durch die Knochenleitung des Flötisten zum Innenohr transportiert wird. Wenn das der Fall ist, ist die Vibration der Tonwellen exakt, vom Spielenden in seinem Innenohr, hörbar. Es gibt keine Gründe, dass dies einen direkten Einfluss auf den Klang hat, aber falls doch, ist es vorstellbar, dass es die Empfindung des Flötisten beeinflusst und so auch seinen Ansatz die Flöte zu spielen, was auch indirekt das Publikum hört (siehe auch 4.2 Die Psychoakustik). • Die überzeugendste Theorie, warum Flötisten so vom besseren Klang der Goldflöten überzeugt sind, ist, dass das Material in vielen Aspekten das Gefühl des Spielers beeinflusst, und wie jeder Musiker bestätigen kann, beeinflusst nichts mehr die Musik, als die Gefühle des Musikers. Seite 46 3.6 Andere Versuche - Zusammenfassung All diese Versuche und Artikel beschäftigen sich mit der Thematik des Einflusses von Material auf den Klang. Coltman zum Beispiel machte seine Hörtest mit drei gleichen Flötenrohren, die aber keine Tonlöcher hatten und noch dazu waren die Kopfstücke nicht aus dem jeweiligen Material, sondern aus Epoxitharz, was vielleicht die Ergebnisse hätte beeinflussen können, weil das Kopfstück bei einer Querflöte entscheidend für den Ton ist. Es wurden zwar Hörtests durchgeführt, um herauszufinden ob man das Material „heraushören“ kann, aber es wurden keine Aufnahmen und keine Klanganalysen gemacht. Es konnte keine signifikante Beziehung zwischen Material und Klang festgestellt werden. Einzig ein Flötist bemerkte Unterschiede bei der Kupferflöte, die sich durch ihre größere thermische Masse und daraus folgend durch langsamere Erwärmung von den anderen zwei unterschied. In der Studie von Renate Linortner wurden zu den Tests und Aufnahmen 7 professionelle Musiker herangezogen, die aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung sicherlich bereits ihre eigenen „Klangidendität“, das heißt ihre eigene Vorstellung vom „perfekten Klang“, haben, was die Ergebnisse unter Umständen auch beeinflusst hat. Gespielt wurde auf 7 verschiedenen Modellen, von versilbert bis Platin, des gleichen Herstellers (Muramatsu). Der Inhalt dieser Arbeit waren Spiel- und Hörtests, Umfragen und Klanganalysen, beinhaltete aber auch eine genaue Literaturrecherche betreffend der verwendeten Metalle und deren Legierungen. Mit der verwendeten Klanganalyse konnten keine Unterschiede bewiesen werden. Bei den Aufnahmen konnten alle Spieler sehen, welches Instrument sie spielten, da, der Meinung der Verfasserin nach, ein blindes Spielen der Flöten eine Art „Behinderung“ darstellte, was die Ergebnisse vielleicht beeinflussen könnte. Professor Neville Fletcher sieht den Unterschied zwischen den Materialien vor allem darin, dass bei Herstellung von Flöten, bei Verwendung von wertvolleren Metallen, die größere Sorgfalt und damit die bessere Verarbeitung die entscheidende Rolle spielt, die den Klang beeinflusst. Seite 47 Sir James Galways‘ Meinung nach spielt der Einfluss des Materials auf den Klang nur eine verschwindend geringe bis gar keine Rolle, sondern das Können und die Individualität des Flötisten als Individuum hier den Ausschlag gibt. Bret Pimentel meint, dass es drei verschiede Ansätze gibt, um auf den Einfluss des Material auf den Klang einzugehen. Erstens kann es sein, dass die Metalle aufgrund ihrer spezifischen Beschaffenheit sich schon in der Herstellung unterscheiden und somit den Klang indirekt beeinflussen. Zweitens kann die Psychoakustik eine Rolle für den Klang sein (siehe Kapitel 4.2), und drittens, dass das Gefühl, seiner Meinung nach die überzeugendste Theorie, des Spielers den entscheidenden Einfluss auf den Klang einer Querflöte hat. Diese Versuche, Arbeiten und Artikel dienten in dieser Arbeit als Grundlage für weiterführende Experimente und Analysen. Es wurden, im Gegensatz zu Coltmans‘ Versuch (mit speziell dafür gebauten Flöten) original Muramatsu Querflöten verwendet oder im Gegensatz zur Studie von Renate Linortner auch Blindtests durchgeführt. Ein weiterer Aspekt ist auch, dass in dieser Arbeit die Aufnahmen mit Studenten und nicht mit Berufsmusikern gemacht wurden und dies hinsichtlich der Klangvorstellungen einen Unterschied ausmachen könnte. Das soll heißen, dass Studenten unter Umständen „ihren individuellen Klang noch nicht ganz gefunden haben“. Seite 48 4 Die Akustik 4.1 Der Einfluss des Spielers auf den Klang [4] In einem Bericht von Ingolf Bork und Jürgen Meyer aus dem Jahr 1988 wird auf den Einfluss der Spieltechnik auf den Klang der Querflöte genauer eingegangen, in dem sie die Techniken die ein Flötist einsetzten kann um den Klang des Instruments zu beeinflussen untersuchen. • Der im Mund erzeugte Luftdruck (Anblasdruck), • die Form und Größe der Lippenöffnung, • der Grad der Abdeckung des Mundlochs und • die Richtung des auf die Mundlochkante geblasenen Luftstroms. Diese vier Punkte werden in dem Artikel, vereinfacht, wie folgt beschrieben: 4.1.1 Der Anblasdruck Darunter versteht man die Strömungsgeschwindigkeit des zwischen den Lippen des Bläsers auftretenden Luftstrahls. Die Veränderung des Anblasdrucks bzw. deren Erhöhung, erhöht auch gleichzeitig die Grundfrequenz des Tones und wirkt sich somit direkt auf die Klangfarbe der Querflöte aus. 4.1.2 Die Lippenöffnung Die Vergrößerung dieser, hat auch einen höheren Schallpegel zur Folge, erhöht aber gleichzeitig auch den Variationsbereich des Anblasdrucks. Mit einer kleineren Lippenöffnung wird der Klang heller wahrgenommen, wobei bei einer Vergrößerung dieser dunkler erscheint. Die Lippenöffnung wird für tiefe Töne, wie messtechnisch nachgewiesen wurde, breiter und für höhere Töne schmaler geformt. 4.1.3 Die Abdeckung des Mundlochs Die wohl wichtigste Technik der Flötisten zur Veränderung des Klanges ist die Drehung der Querflöte bzw. des Kopfstücks und zusätzlich kann das Instrument noch mehr oder weniger fest gegen die Unterlippe gepresst werden. Hierdurch variiert einerseits die Abdeckung des Seite 49 Mundlochs, wodurch die Rohrresonanzen verschoben werden und andererseits ändert sich auch der Abstand zwischen Lippenspalt und Mundlochkante. Dies wirkt sich hauptsächlich auf die Intonation aus und stellt daher die wichtigste Technik der Intonationskorrekturen dar. Die Dynamik des Tons wird mit zunehmender Abdeckung des Mundlochs schwächer. Wenn jedoch das Mundloch zu weit von der Lippenöffnung entfernt ist, steigen die Rauschanteile im Klang stark an. 4.1.4 Der Einfluss der Anblasrichtung Entscheidend für die Klangfarbe ist die Richtung in die der Luftstrahl gegen die Mundlochkante geblasen wird. Dies hat einen Einfluss, wie lange der Strahl während einer Schwingungsperiode in das Innere der Flöte und wie lange er nach außen strömt. Durch leichtes Drehen kann ein klanglich optimaler Ansatz für die jeweiligen Oktaven erreicht werden. Durch diese beschriebenen Punkte ist es dem Spieler möglich die Intonation, die Dynamik, die Artikulation und die Klangfarbe entscheidend zu beeinflussen. Diese Grenzen der Variationsbereiche für die spieltechnischen Parameter und das Ausmaß der klanglichen Beeinflussung sind somit wichtige Kriterien für die Qualität eines Instruments, und diese Ergebnisse der Untersuchung von Bork und Meyer geben auch die allgemeingültige Tendenz für Querflöten in klanglich spieltechnischer Hinsicht wieder. 4.2 Die Psychoakustik [12] [22] Bei der Psychoakustik spricht man von der Wissenschaft im Grenzgebiet zwischen Psychologie und Physik. Sie erforscht die Beziehungen zwischen akustischen Wellen und der räumlichen Wahrnehmung des Zuhörers. Folgende grundsätzliche Komponenten sind beim Zuhörer zu erwähnen: Das Trommelfell, das die Druckschwingungen aufnimmt und sie in mechanische Schwingungen umwandelt, die über eine Verbindung von Hammer, Amboss und Steigbügel weitergeleitet und zirka um das 22fache verstärkt werden (Abbildung 4.1). Diese werden dann an das Innenohr - die Schnecke - übertragen, wo die Schwingungen nach Frequenzbereichen, von der Information über die zeitliche Abfolge der Schwingungen Seite 50 Abbildung 4.1 – Das Innenohr [84] (Tonhöhe) in eine räumliche Position „codiert“ werden, sortiert und von Rezeptorzellen aufgenommen, die diese Information in elektrische Nervenimpulse umwandeln. Das Gehörsystem leitet die neuronalen Signale zu Gehirn weiter, wo die Informationen verarbeitet, an bestimmten Stellen des Cortexes abgebildet und in andere Gehirnzentren übertragen werden. Dieser Ablauf führt zur bewussten Wahrnehmung musikalischer Klänge. Die charakteristischen Eigenschaften dieser Klänge sind die Tonhöhe, die Lautstärke und die Klangfarbe. Dass diese Eigenschaften dem musikalischen Klang zugeordnet werden können, ist das Ergebnis der Verarbeitungsvorgänge von Ohr und Gehirn. Sie sind jedoch „nur“ subjektiv und nicht direkt physikalisch messbar. Jede dieser primären Empfindungen kann aber mit einer definierten Größe des ursprünglichen Reizes, sprich der Schallwelle, in Verbindung gebracht werden (Tabelle 4.1). Dadurch ist dieser Vorgang physikalisch messbar und in Zahlen ausdrückbar. Seite 51 Empfindung (Wahrnehmungsparameter ) Reizgrösse Lautstärke (dB) Pegel Tonhöhe (Hz) Frequenz Klangfarbe Spektrum Tabelle 4.1 - Empfindung und Reizgrösse [12] 4.2.1 Die Tonhöhe [12] [26] Die empfundene Tonhöhe eines Schallsignals entspricht normalerweise der Frequenz des Grundtons (des tiefsten Teiltons im Spektrum) und ist auch von der Lautstärke abhängig. Die menschliche Wahrnehmung arbeitet mit einer subjektiven Tonhöhe. Zwei Töne, die sich um den Faktor zwei in der Frequenzskala unterscheiden, entsprechen genau einer Oktave. Der maximale Frequenzumfang, oder die Bandbreite des Gehörs, beträgt etwa 10 Oktaven, von 16 Hz bis 16 kHz (Tabelle 4.1). In komplexen Schallsignalen kann das Gehör fehlende Grundtöne rekonstruieren, sofern ein ausgeprägtes Obertonspektrum vorhanden ist. Dies wird auch das Phänomen der „fehlenden Grundfrequenz“ genannt. Wenn dem Ohr zwei Schallsignale angeboten werden, so kann eines der beiden unhörbar sein, falls diese Signale in Zeit- und Frequenzbereich nahe beieinander liegen. Diesen Effekt nennt sich „Verdeckung“ oder „Maskierung. Seite 52 Notenname c' cis' d' es' e' f' fis' g' as' a' b' h' c'' Frequenzen der Töne der chromatischen Tonleiter Frequenzverhältnis reine Stimmung temperierte Stimmung zu c' 1/1 264 Hz 261,63 Hz 25/24 275 Hz 277,18 Hz 9/8 297 Hz 293,67 Hz 6/5 317 Hz 311, 13 Hz 5/4 330 Hz 329, 63 Hz 4/3 352 Hz 349,23 Hz 25/18 367 Hz 369,99 Hz 3/2 396 Hz 392,00 Hz 8/5 422 Hz 415,31 Hz 5/3 440 Hz 440,00 Hz 9/5 475 Hz 466,16 Hz 15/8 495 Hz 493,88 Hz 2/1 528 Hz 523,25 Hz Tabelle 4.2 - Frequenzen der Töne der chromatischen Tonleiter [85] 4.2.2 Die Lautstärke [2] [6] [25] [28] Die Lautstärke ist ein Maß für die subjektive Lautheitsempfindung durch einen Hörvergleich mit einem sogenannten Normalschall von 1000 Hz. Die subjektiv empfundene Lautstärke eines Tons hängt unter anderem vom Pegel und von der Frequenz ab. Zur Angabe der sogenannten Pegellautstärke wurde die Phon-Skala von Backhausen eingeführt, die den Schalldruckpegel beschreibt, die bei unterschiedlichen Frequenzen die gleiche Lautstärke haben. Bei der Phon-Skala bezieht man sich auf den Schalldruckpegel (dB) eines 1000 Hz Tones. Sprich ein 5 dB lauter 1000 Hz Ton hat einen Wert von 5 Phon. Die kleinste Änderung der Lautstärke, welche das menschliche Ohr bei zwei gleichhohen, hintereinander erklingenden Tönen noch wahrnehmen kann, liegt bei etwa 1 dB. Ein weiterer bekannter Effekt ist der der Abhängigkeit der Tonhöhe-Empfindung von der Lautstärke. Hier gilt grundsätzlich: Bei Tönen über 1 kHz nimmt die Tonhöhe mit der Lautstärke scheinbar zu, hingegen werden Töne unter 1 kHz mit zunehmender Lautstärke als tiefer empfunden (Tabelle 4.3). Seite 53 4.2.3 Die Klangfarbe [24] Die Klangfarbe ist eine multidimensionale Größe, die von mehreren Faktoren beeinflusst wird. Es unterscheiden sich nicht nur verschiedene Instrumente, sondern auch innerhalb desselben Instruments lassen sich Unterschiede je nach Spieler, Spielart, Lautstärke und Register feststellen. Die dafür verantwortlichen physikalisch messbaren Faktoren sind das Teiltonspektrum, die Formanten, die zeitlichen Komponenten (Transienten), wie Ein- und Ausschwingvorgänge, und die Lautstärke. Das Teiltonspektrum Ein Ton, der auf einem Musikinstrument gespielt wird, ist immer ein komplexer Ton, bestehend aus einer Grundfrequenz und mehreren Obertönen. Wenn die Obertöne in einem bestimmten Verhältnis zum Grundton stehen (einem vielfachen Ganzen des Grundtons), werden sie auch als „harmonisch“ bezeichnet. Die Transienten Dies sind kurzlebige, vorübergehende Komponenten am Anfang und am Ende eines Tons und während des quasistationären Klangs. Denn jeder Ton benötigt eine bestimmte Zeit, bis er einen stabilen Zustand erreicht hat und danach wieder abklingt. Auch die Lautstärke des gespielten Tons hat einen großen Einfluss auf die Klangfarbe, denn je lauter ein Ton gespielt wird, desto mehr Teiltöne hat er. Seite 54 Dynamik Intensität Intensitätslevel (dB) fff 10 100 ff 10 90 f 10 80 mf 10 70 mp 10 60 p 10 50 pp 10 40 ppp 10 30 Tabelle 4.3 – Dynamik [6] 4.3 Die Klanganlyse 4.3.1 Fourier Analyse [24] Mit Hilfe einer Fourier Analyse kann ein komplexer Ton in seine Teilschwingungen zerlegt werden. Das Ergebnis einer solchen Analyse ist ein Amplitudenspektrum, das neben der Anzahl der Teilschwingungen auch die Amplitudengröße bzw. die relative Intensität und die Frequenz der auftretenden Partialtöne zeigt. Seite 55 4.3.2 FFT (Fast-Fourier-Transformation) [28] Die FFT wird benutzt, um die Stärke und die Anzahl der in einem Klang enthaltenen Teiltöne zu errechnen, welche als Resultat ein Klangspektrum liefert. An der horizontalen Achse ist die Frequenz aufgetragen und an der vertikalen kann man die in dB angegebene Stärke der einzelnen Teiltöne ablesen. 4.3.3 Spektral Zentroid [29] Der Spektral Zentroid ist ein, auf der Fouriertransformation, basierendes Merkmal, bei dem das Zentrum des Spektrums, sprich der gewichtete Mittelwert, gebildet wird. Dafür werden die Magnituden einer Frequenz/eines Frequenzbereichs mit der Frequenz gewichtet. Anschließend wird dann die Summe durch die Summe der Magnituden geteilt. Mit dieser Methode wird die zentrale Frequenz ermittelt, bzw. wird ermittelt, welche Frequenzen dominieren (höhere oder tiefere Frequenzen). Ist dieser Wert hoch, kann man daraus schließen, dass der Klang höher und breiter ist. 4.3.4 RMS (Root Mean Square – Durchschnitt der quadrierten Werte) [21] [27] Der RMS berechnet wie folgt: Der Amplitudenwert (n) wird in gleichmäßigen Zeitabständen gemessen. Alle Werte werden quadriert und addiert und das Ergebnis durch „n“ geteilt. Daraus wird dann die Wurzel gezogen. Der RMS repräsentiert annäherungsweise die Lautstärke eines Signals. 4.3.5 SNDAN (Sound Analysis) [1] Das SNDAN ist ein Softwarepaket entwickelt zur Analyse von musikalischen Klängen (Analyse, Synthese, Anzeige und Verarbeitung). Es gibt zwei Ansätze der Analyse: Seite 56 Phase vocoder Analyse (pvan) Hier wird angenommen, dass der Klang (fast) harmonisch ist. Das Signal ist harmonisch und die Grundfrequenz darf nicht mehr als 2 % variieren. McAulay-Quatieri (MQ) Analyse Hier muss das Signal nicht unbedingt harmonisch sein, die Grundfrequenz darf aber um mehr als 2 % variieren. Seite 57 Seite 58 5 Das Experiment 5.1 Der Versuchsaufbau In diesem Kapitel wird im Detail beschrieben, welche Instrumente verwendet wurden, die Erfahrungen und Qualifikationen der Testpersonen, das Programm und der genaue Versuchsablauf und wie die Klangaufnahmen und die Verarbeitung derer erfolgte. 5.1.1 Die Instrumente Die Versuche wurden auf zwei Querflöten derselben Bauart der Firma Muramatsu gespielt und der einzige Unterschied in dem verwendeten Material lag. Es sei hier zu erwähnen, dass es natürlich keine zwei, vollkommen identische Querflöten gibt, da diese in Handarbeit hergestellt sind. Verwendet wurde eine Silberflöte Modell GX mit versilberter Mechanik und original Muramatsu Silber Kopfstück und ein 14K Goldflöte mit Silbermechanik und original Muramatsu Gold Kopfstück. „The GX model has the warm and mellow sound of a handmade flute with silver head and body. This is an all sterling silver flute except for the silver plated German silver key mechanism. This instrument will thrill those who have the opportunity to experience it. Yet, the price of this model is less than other professional flutes that do not offer the high quality and impeccable construction standards exemplified in all Muramatsu flutes (Abbildug 5.1).“ [32] „The Muramatsu 14K gold flute is a model perfect in all respects and is especially known for its excellent reliability. It has a brilliant tonal quality with a rich lustrous sonority. This flute enables smooth transition between notes while keeping its deep resonant tone throughout the scale. The Muramatsu 14K gold flute has been praised by professional flutists around the world for its beautiful craftsmanship (Abbildug 5.1).“ [34] Seite 59 Abbildug 5.1 – Muramatsu Silberflöte [32] Abbildung5.2 – Muramatsu 14K Goldflöte [34] 5.1.2 Die Flötisten Die Probanden waren drei Studenten der „Universität für Musik und darstellende Kunst Wien“ mit unterschiedlich langen und verschiedenen Erfahrungen auf Muramatsu Querflöten. • Spieler 1 spielt seit 18 Jahren Querflöte. 7 Jahre lang spielte sie auf einer Muramatsu Vollsilber Flöte Modell AD. Seit 2008 spielt sie eine 14K Muramatsu Flöte. • Spieler 2 spielt seit 20 Jahren Querflöte. 10 Jahre lang spielte sie auf einer Muramatsu Silberflöte verplatiniert Modell PTP. Seit 2006 spielt sie eine 14K Muramatsu mit 9K Goldmechanik. • Spieler 3 spielt seit 10 Jahren Querflöte. Seit 7 Jahren spielt sie eine Muramatsu Flöte Modell EX versilbert mit versilberter Mechanik. Vor dem Experiment hatte sie keinerlei Erfahrungen mit Goldflöten. Seite 60 Abbildung 5.3 – Das Aufnahmeprogramm 5.1.3 Das Programm und der Versuchsablauf Das Aufnahmeprogramm war aus dem Konzert für Flöte und Orchester in D Dur KV 314 von W. A. Mozart, 2. Satz (Abbildung 5.3). Davon wurden die ersten acht Takte mit Metronom gespielt, das den Takt durch ein Lichtsignal angab. Das Spielen mit Metronom war wichtig, damit das Analyseprogramm bei der Auswertung der Aufnahmen immer die gleichen Voraussetzungen hat und keine bzw. möglichst geringe Abweichungen der Spielproben entstehen. Nach dem Einspielen mit den Flöten musste das Programm jeweils 30mal auf der Silber- und Goldflöte gespielt werden. Die Aufnahmen wurden mit zwei Standard Aufnahmemikrophonen durchgeführt. Mikro 1 („Ohr“) war direkt links neben dem Spieler und hat das aufgenommen, was der Spieler selbst „hört“. Mikro 2 („Fern“) war in einer Entfernung von drei Metern und in einer Höhe von 1,15 Meter aufgestellt und simulierte das was das „Publikum hört“ (Abbildung 5.4). Danach wurde ein kurzes Interview, über die Klangbeschreibung, die Artikulation die Dynamik und ein Vergleich der beiden Flöten, mit den Testpersonen gemacht. Seite 61 Abbildung 5.4 – Anordnung der Spieler und Mikrophone Um einen neutralen Vergleichswert zu erlangen, wurde auch ein Blindtest gemacht. Die Spieler mussten, bei gleichen Versuchsbedingungen, mit verbundenen Augen auch hier die zwei Flöten jeweils 30 mal in unregelmäßiger Reihenfolge spielen und gleich danach sagen auf welchem Instrument sie ihrer Meinung nach gerade gespielt haben. Ein Helfer reichte die Flöten den Testpersonen in der vorher, vom Computer gewählten, zufälligen Reihenfolge. Auch beim Blindtest wurden natürlich alle Aufnahmen mit Metronom gespielt, wobei der Takt mittels akustischen Signals über Kopfhörer angegeben wurde, um auch hier möglichst genaue Vergleichswerte zu erhalten. Auch die Position der Spieler und der Mikrophone waren bei allen drei Probanden gleich. 5.1.4 Klangaufnahme und Verarbeitung [1] Die Aufnahmen wurden im reflexionsarmen Raum am Institut für Wiener Klangstil (IWK) gemacht und mit dem Programm SNDAN ausgewertet. • Dieses Programm basiert auf der McAulay-Quatieri Methode (MQ). Seite 62 • Die Minimalfrequenz ƒ muss die niedrigste abgeschätze Grundfrequenz sein und wird vom Benutzer eingegeben. Daher ist die Maximalperiode des Signales • . Die FFT benötigt für die Berechnung des Spekrums ein Fenster, in dem die Anzahl der Abtastwerte einer 2er-Potenz entsprechen. Die Fenstergröße wurde so gewählt, dass 2 > 3 ist. • Dieses Fenster wird mit einem „Kaiser-Fenster“ multipliziert, um die Frequenzspitzen besser aufzuzeigen, und danach „nullgesetzt“ bis sich seine Größe verdoppelt hat, um die Frequenzauflösung zu verbessern. • Der FFT wird berechnet. • Die FFT Magnitud-Spitzen werden berechnet. Die Amplitude !" und die Frequenz ƒ" dieser Spitzen, die größer als der gegebene Grenzbereich sind, werden errechnet und in deiner Datei gespeichert. • Die nachfolgenden Fenster werden versetzt übereinandergelegt, sodass die Frame Dauer ein Viertel der Fenstergröße ist (vor der „Nullsetzung“) • Die tiefste Note des ausgewählten Spielprogramms ist ein D‘‘ und hat eine Frequenz von 587,33 Hz auf der temperierten Skala (A‘ = 440 Hz). • Als untere Frequenzgrenze - ƒ - wurde daher 550 Hz gewählt. • Mit der abgetasteten Frequenz von ƒ# = 44,1 kHz soll die Frame Größe ungefähr 1,5 ms betragen. Es wurden zwei Klangparameter genauer untersucht: Der Spektral Zentroid zur Feststellung der Klangfarbe bzw. der Klangqualität berechnet sich wie folgt: $%&'= ∑ + -. " · *+ , ∑ + -. *+ , Seite 63 Die RMS Amplitude um die Dynamik aufzuzeigen wird mit folgender Formel berechnet: /0%'1234 20 · 5678 9:∑"; !" '< In beiden Gleichungen ist = die Anzahl der harmonischen Teile und !" ' ist die Amplitude des „k-ten“ harmonischen Teiles. 5.1.5 Statistik: Überprüfung von Hypothesen [15] Wenn eine Untersuchung durchgeführt wird, wird oft eine Idee aufgegriffen, der eine Theorie oder Beobachtungen zu Grunde liegen. Diese Aussage nennt man Hypothese und mit ihr wird versucht die Art der Beziehung von Merkmalen in einer vorher definierten Population aufzuzeigen. Um eine Hypothese zu überprüfen muss die Realität getestet werden und in Form von Stichproben, die die empirischen Daten liefern, ein Realitätsausschnitt der Hypothese gegenübergestellt werden. Überprüft werden immer zwei sich gegenseitig ausschließende statistische Hypothesen: Die Alternativhypothese (> ) und die Nullhypothese (>8 ). Die Alternativhypothese behauptet immer, dass die Unterschiede oder Veränderungen von Merkmalen in Zusammenhang mit der Population stehen, die Nullhypothese hingegen widerspricht ihr und behauptet, dass es keine Zusammenhänge gibt. Grundsätzlich kann man eine Hypothese mit Stichprobendaten nicht endgültig verifizieren, da sie nie die Realität der gesamten Population zeigen, sondern diese nur ausschnitthaft darstellt. Diese empirischen Daten können also nicht die Richtigkeit oder das Gegenteil beweisen, sondern stellen nur eine Entscheidungshilfe dar. Als Prüfkriterium für Hypothesen wird die Statistische Signifikanz verwendet. Um nun festzustellen wie gut ein Strichprobenergebnis mit der H8 vereinbar ist, wird ein statistischer Signifikanztest durchgeführt. Dieser ermittelt, mit welcher Wahrscheinlichkeit das gefundene Stichprobenergebnis auftreten kann, wenn H8 zutrifft. Wenn die Irrtumswahrscheinlichkeit, „p“ genannt, „kleiner oder gleich“ 5 % ist, spricht man von einem signifikanten Ergebnis. Die Wahrscheinlichkeitshöchstgrenze von 5 % wird auch Signifikanzniveau (significance level) genannt. Dieser Wert wird durch α symbolisiert und ist per Konvention auf @ 5 % bzw @ 0,05 fixiert, um Forschungsergebnisse vergleichbar zu machen. • In unserem konkreten Experiment besagt die H8 Hypothese, dass es keine Unterschiede zwischen Silber- und Goldflöte gibt. Seite 64 • Das Signifikanzniveau ist @ 0,05 und ist die Wahrscheinlichkeit H8 zu verwerfen, wenn sie zutrifft. • β hingegen ist die Wahrscheinlichkeit H8 als bestätigt zu sehen, obwohl sie falsch ist. Power (D 1 E F) ist die Wahrscheinlichkeit sich richtig für die Nullhypothese entschieden zu haben. • Der p-Wert ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis, in der Annahme, dass H8 richtig ist, gilt. • Das Konfidenzintervall ist das Intervall, in das 95 % der Unterschiede hineinfallen. • Es wurde ein zweiseitiger t-Test, mit zwei Spielproben gemacht, woraus „p“ und das Konfidenzintervall errechnet und mit dem definierten Signifikanzniveau (@ 0,05) verglichen wurden. • Wenn D G @ war, wurde H angenommen, (signifikant) und H8 wenn D H @. 5.2 Die Ergebnisse 5.2.1 Grafische Analyse In diesem Kapitel wird anhand der computergenerierten Grafiken versucht die Unterschiede der verwendeten Silber- und Goldflöte, in Hinsicht auf Klang und Dynamik, sichtbar zu machen und diese auch genauer zu erklären. Der Spektral Zentroid bzw der RMS mittelt die ± Standardabweichung für jeden Zeitpunkt. Da diese Unterschiede relativ klein sind, sind sie auf den grafischen Auswertungen von Spektral Zentroid und RMS kaum zu erkennen (siehe Kapitel 8). Aus diesem Grund wurden sie mit Hilfe statistischer Berechnungen visualisiert, um die erhaltenen Ergebnisse betrachtbar zu machen. Zur besseren Orientierung wurden in diesen Grafiken ein „Takt-Raster“ eingefügt, anhand dessen man die Position der Noten in der Zeitachse erkennen kann. Wenn das „Test Result“ (rot) eins ist, gibt es statistisch signifikante Unterschiede. Seite 65 Spieler 1 – SEHEN – Ohr Beim Spieler 1 findet man die Unterschiede im Spektral Zentroid zwischen SilberSilber und Goldflöte ganz am Anfang (Takt 1,Töne g‘‘, d‘‘, h‘‘), in Takt 5 (Ton e‘‘), in Takt 6 (Ton c‘‘). Hier hat die Silberflöte etwas heller geklungen. geklungen Dynamik ik Unterschiede sind klar geteilt: lange Töne und Crescendo (Takt Takt 3, Ton a‘‘, und Takt 5, Ton e‘‘) waren bei der Goldflöte lauter; Phrase-Anfang und -Ende Ende (Phrasierung) haben bei der er Silberflöte lauter geklungen. Seite 66 Spieler 1 – SEHEN – Fern In einer Entfernung von 3m (Mikro o 2 – Fern) findet man die Unterschiede in Takt 2, 4 (Töne ais‘‘ und h‘‘), und 5 (Ton e‘‘).Die Silberflöte hat in Takt 1 (Ton g‘‘ und d‘‘), 5 (Ton e‘‘) und 7 und 8 (Töne g‘‘ und fis‘‘) heller geklungen; die Goldflöte in Takt 2 und 4 (Töne ais‘‘ und h‘‘). Seite 67 Spieler 2 – SEHEN – Ohr Die Stellen, in denen der Spektral Zentroid Unterschiede beim Spieler 2 aufweist, sind zu klein, um hörbar zu sein (Takt 1 und 5).Die 5).D Silberflöte war fast die ganze Zeit lauter als die Goldflöte (Takt 7,Ton c‘‘). Seite 68 Spieler 2 – SEHEN – Fern In der Entfernung merkt man beim Spieler 2 sehr wenig Unterschiede zwischen SilberSilber und Goldflöte. Die Silberflöte ist lauter in Takt 1 (Ton d‘‘), 4 (Ton h‘‘) und in den Takten Takte 5 und 6 . Seite 69 Spieler 3 – SEHEN – Ohr Derr Spektral Zentroid zeigt wenig hörbare Unterschiede zwischen den zwei Flöten. Die Goldflöte hat in Takt 1, Ton d‘‘, und die Silberflöte in Takt 5, Ton e‘‘‘, heller geklungen. geklungen Die Dynamik Unterschiede sind noch kleiner: Die Silberflöte war in Takt 2, Töne a‘‘ und h‘‘, und die Goldflöte in Takt kt 4, Töne ais‘‘ und h‘‘, lauter. lauter Seite 70 Spieler 3 – SEHEN – Fern Beim Spieler 3 wurden fast keine Unterschiede gefunden,, weder in der Klangfarbe noch in der Dynamik, zwischen Silber- und Goldflöte. Goldflöte Seite 71 Spieler 1 – BLIND – Ohr Der Spektral Zentroid zeigt beim eim Spieler 1 wenig hörbare Unterschiede (Takt Takt 7, Töne g‘‘ und fis‘‘).. Hier klingt die Silberflöte heller. Die Goldflöte hat in Takt 3 und 4, und in Takt 5 und 6 lauter geklungen. Seite 72 Spieler 1 – BLIND – Fern In der Entfernung zeigte der Spektral Zentroid beim Spieler 2 Unterschiede zwischen den zwei Flöten. In Takt 5 (Ton e‘‘), ), und Takt 7 (Töne g‘‘ und fis‘‘) hat die Silberflöte heller geklungen. n. Dynamikunterschiede wurden in Takt 4 (Töne ais‘‘ und h‘‘), in Takt 5 (Ton e‘‘), und in Takt 7 (Töne g‘‘ und fis‘‘)gefunden )gefunden. Hier war die Goldflöte lauter Seite 73 Spieler 2 – BLIND – Ohr Beim Spieler 2 wurden im Spektral Zentroid keine Unterschiede zwischen den Flöten gefunden. Die Goldflöte hat aber ber oft lauter geklungen (Takt 3, Ton Ton a‘‘, Takt 5, und Takt 7). 7 Seite 74 Spieler 2 – BLIND – Fern Hier wurden fast keine Unterschiede im Spektral Zentroid in der Entfernung zwischen der Silber- und der Goldflöte bei Spieler 2 gefunden. ge Dynamikunterschiedee waren auch selten (Die Goldflöte wurde vielleicht in Takt 7 etwas lauter). Seite 75 Spieler 3 – BLIND – Ohr Bei Spieler 3 hat der Spektral Zentroid fast keine hörbaren Unterschiede nterschiede zwischen den zwei Flöten gefunden. In der Dynamik gibt es die Unterschiede de nur am Anfang, Takt 1, Ton g‘‘(die Goldflöte lauter), und in Takt 5,Ton e‘‘(Die Silberflöte lauter). lauter Seite 76 Spieler 3 – BLIND – Fern Der Spektral Zentroid hat beim Spieler 3 fast überhaupt keine Unterschiede zwischen SilberSilber und Goldflöten gefunden. Die Goldflöte hat in i Takt 6, Ton d‘‘‘ lauter geklungen. Seite 77 5.2.2 Die Interviews Zwischen den beiden Aufnahmen „Sehen“ und „Blind“ wurden jeweils die drei Testpersonen interviewt, um deren Meinung über Klang, Dynamik und Artikulation zu erfahren. In Tabelle 5.1 - Interviews sind die subjektiven Ergebnisse dieser Interviews beschrieben. SILBERFLÖTE Klang Dynamik Artikulation GOLDFLÖTE „männlich“, hell, dünn, „weiblich“, offen, klar, dunkel, schrill, direkt weich weniger Unterschiede große Dynamikbandbreite möglich, piano schwer scharf in der Ansprache, weiche Ansprache, gut tragend wenig schwingend und schwingend Tabelle 5.1 - Interviews Wie bereits in Kapitel 5.1.3 erwähnt, mussten die Probanden unmittelbar nach jeder „Blindaufnahme“ sagen, welches Instrument sie gerade gespielt haben. Die richtigen Antworten wurden gezählt und dann durch 60 (Anzahl der Aufnahmen) dividiert, um einen Prozentsatz zu erhalten. Es wurde auch ein „Chi-Quadrat-Test“ (I ) durchgeführt um die p-Werte zu erhalten. • Spieler 1: 90 % • Spieler 2: 42 % • Spieler 3: 57 % (J G 0,001) (J K 0,3) (J K 0,4) Seite 78 5.2.3 Spektral Zentroid vs. RMS Aus den geplotteten Ergebnissen des zeitabhängigen Verlaufs von Spektral Zentroid auf der x-Achse und RMS auf der y-Achse erhält man den gesamten „Spielbereich“ (Klangfarbe und Dynamik). Folgende Grafiken zeigen diesen „Spielbereich“ der Silber- und Goldflöte. Es sind beim jeweiligen Spieler kleine Unterschiede zwischen den zwei Instrumenten zu erkennen, hingegen ist beim Vergleich zwischen den Spielern eine deutliche Abweichung, wie schon in Kapitel 3 erwähnt, erkennbar. Daraus lässt sich schließen, dass diese Merkmale spielertypisch sind. Seite 79 Alle Spieler – SEHEN - Ohr GOLDFLÖTE Spieler 3 Spieler 2 Spieler 1 SILBERFLÖTE Seite 80 Alle Spieler – SEHEN – Fern GOLDFLÖTE Spieler 3 Spieler 2 Spieler 1 SILBERFLÖTE Seite 81 Alle Spieler – BLIND – Ohr GOLDFLÖTE Spieler 3 Spieler 2 Spieler 1 SILBERFLÖTE Seite 82 Alle Spieler – BLIND – Fern GOLDFLÖTE Spieler 3 Spieler 2 Spieler 1 SILBERFLÖTE Seite 83 Abbildung 5.5 – BIAS [30] 5.2.4 Impedanz [7] [30] Die Eingangsimpedanz (N ) beschreibt vollständig die Resonanzeingenschaften des Rohres. Sie kann gemessen (z.B. mit BIAS) oder berechnet werden. N = O P D ist der Druck und Q der Abfluss am oberen Ende des Instruments. Die Eingangsimpedanz wurde in dieser Studie mit BIAS (Blas Instrumenten Analyse System) gemessen, welches am IWK entwickelt wurde und verschiedene Möglichkeiten zu Analyse, Therapie und Optimierung von Blasinstrumenten bietet. Es besteht aus einer Analyse- und Optimierungssoftware und einem USB-Messkopf, mit dem alle Instrumente gemessen werden können. Hierzu wird das Instrument, oder ein Teil davon; über den Messkopf mit dem Computer verbunden und zwei Sekunden lang mit allen relevanten Frequenzen angeregt. Ein Spezialmikrofon misst die Reaktion des Instruments. Als Ergebnis erhält man eine komplexe Eingangsimpedanzkurve. Die Eingangsimpedanz zeigt generell die Eigenschaften des gesamten Instruments. Für jeden Tongriff steht eine farblich codierte Kurve. Je höher eine Spitze, desto leichter ist dieser Ton zu spielen. [14] Seite 84 G H D Seite 85 Bei den Aufnahmen (siehe auch Kapitel 5.2.1 und Kapitel 5.2.3) stellte sich heraus, dass es doch Unterschiede zwischen der Silber- und der Goldflöte gibt, deswegen stellt sich die Frage, ob beide Flöten wirklich identisch waren. Aus diesem Grund wurde auch eine Impedanzmessung mit den Tönen „G“, „H“ und „D“ durchgeführt -Aufnahmeprogramm: KV 314 Mozartkonzert in D-Dur (siehe auch Kapitel 5.1.3). Es wurden für Kopfstück und Flötenrohr pro Instrument jeweils 10 Messungen durchgeführt, Sprich pro Querflöte ergaben sich 100 mögliche Ergebnisse. Die Resultate zeigten kleine Unterschiede in den Resonanzen und somit auch mögliche Unterschiede zwischen den zwei Flöten. Die zwei Kurvenfarben (Zyan = Silber und Magenta = Gold) entsprechen dem Mittelwert der erhaltenen 100 Impedanzkurven pro Instrument. Die statistisch signifikanten Unterschiede sind auf fast allen Spitzen erkennbar (siehe Seite 85). 5.3 Das Experiment - Zusammenfassung Der Versuchsaufbau (siehe Kapitel 5.1.1 - Kapitel 5.1.3) Drei Studenten spielten auf zwei Muramatsu-Querflöten (Silber & Gold) die ersten 8 Takte des Mozartkonzerts für Flöte in D-Dur, KV 314, 2. Satz. Diese Stelle wurde jeweils 30mal mit der Silber- und der Goldflöte gespielt und von 2 Mikrophonen („Ohr“ und „Fern“) im reflexionsarmen Raum des IWK aufgenommen. Danach erfolgte ein Interview mit jedem Spieler über seine subjektive Meinung des Klanges der zwei Flöten. Auch beim Blindtest wurde jedes Instrument jeweils 30mal in unregelmäßiger Reihenfolge gespielt und nach jedem Mal musste der Spieler einschätzen, welche Flöte er gerade gespielt hatte. Klangaufnahme & Verarbeitung (siehe Kapitel 5.1.4) Die Aufnahmen erfolgten mit dem Programm SNDAN, mit dem zwei Parameter, der Spektral Zentroid und der RMS, berechnet wurde. Zur Darstellung der Unterschiede wurden diese Daten in statistischen Grafiken bearbeitet um sie sichtbar zu machen. Die Ergebnisse (siehe Kapitel 5.2) Um die in Kapitel 5.2 beschriebenen Unterschiede vereinfachter darzustellen werden die erhaltenen Ergebnisse nochmals anhand der Noten des Aufnahmeprogramms (siehe Seite 86 Abbildung 5.3) erläutert. Die rot umrandeten Noten zeigen die Unterschiede zwischen den zwei Flöten (Spektral Zentroid, RMS). Spieler 1 – SEHEN –Ohr Spieler 1 – SEHEN – Fern Spieler 2 – SEHEN – Ohr Spieler 2 – SEHEN – Fern Spieler 3 – SEHEN – Ohr Spieler 3 – SEHEN – Fern Seite 87 Spieler 1 – BLIND – Ohr Spieler 1 – BLIND – Fern Spieler 2 – BLIND – Ohr Spieler 2 – BLIND – Fern Spieler 3 – BLIND – Ohr Spieler 3 – BLIND – Fern Seite 88 Alle Spieler Bei diesen drei Stellen waren die meisten Unterschiede zwischen den Flöten bei allen drei Spielern im Spektral Zentroid oder im RMS zu erkennen. Sie kommen zwar nicht immer vor, was wahrscheinlich auf persönliche Interpretation der Spieler zurückzuführen ist, aber doch häufig an bestimmten Stellen. Der Spektral Zentroid vs RMS veranschaulicht die spielertypischen Merkmale und die kleinen Unterschiede zwischen der Silber- und der Goldflöte. Bei der Impedanzmessung konnten dennoch einige Unterschiede festgestellt werden. Seite 89 Seite 90 6 Zusammenfassung Aufnahme und Klanganalyse Ziel dieser Studie war es die Unterschiede zwischen einer Silber- und einer Goldflöte des Querflötenherstellers Muramatsu zu untersuchen. Um diese herauszufinden, wurden Tonaufnahmen und -analysen in den Räumlichkeiten des IWK durchgeführt und versucht durch grafische Darstellungen zu erklären. Als Ergebnis dieser Studie kann man sagen, dass es schon Unterschiede zwischen Silber- und Goldflöte gibt, aber die Unterschiede zwischen den Spielern wesentlich deutlicher waren. Weiters sei zu erwähnen, dass bei den jeweiligen Spielern auch verschieden große Unterschiede zwischen den beiden Flöten festgestellt werden konnten. Auch die Erfahrung mit dem verwendeten Instrument bzw. Material spielt dabei eine Rolle, da ein erfahrener Spieler, mit Erfahrungen auf mehreren verschieden Flöten mit unterschiedlichen Materialien, sich genau diese zu Nutze machen kann. Geschichte und Flötenbau In Kapitel 1 wird die Geschichte der Querflöte von den frühzeitlichen Knochenflöten über die Holzflöten des Mittelalters, der Renaissance und des Barocks bis zu den revolutionären Entwicklungen der neuzeitlichen Querflöten behandelt. Das Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Bau der modernen Querflöte, die auf die Forschung von Theobald Böhm zurückgeht (Kapitel 2.1), mit den einzelnen für die Herstellung nötigen Arbeitsschritten (Kaptiel 2.2), mit den für den Querflötenbau verwendeten Metalle und Legierungen (Kapitel 2.3) und gibt einen Materialüberblick einiger Flötenhersteller (Kapitel 2.4). Andere Versuche (Kapitel 3) und Akustik (Kapitel 4) In Kapitel 3 werden frühere Arbeiten und Artikel zusammengefasst und versucht die Unterschiede zu dieser Studie auszuarbeiten und Kapitel 4 widmet sich der Akustik in dem auf die verschiedenen Einflüsse des Flötenspielers auf den Klang und die Aspekte der Psychoakustik eingegangen wird. Seite 91 Fragen und Schlussfolgerungen Nach genauer Untersuchung und Interpretation der gewonnenen Ergebnisse kann man feststellen, dass es Unterschiede in den verschiedenen Spektren des Klanges und der Dynamik gibt, diese jedoch von Spieler zu Spieler variieren und wahrscheinlich auch von der Erfahrung des Musikers abhängen. In dem gemessenen „Spielbereich“ (RMS vs. Spektral Zentroid) zeigt sich pro Spieler ein ähnliches Muster, wobei sich diese Muster im Spielervergleich deutlich unterscheiden. Es kann auch vermutet werden, dass auch die individuelle Interpretation, wie zum Beispiel keine vorgeschriebene Dynamik, des Aufnahmeprogramms einen Einfluss auf die Ergebnisse hatte. Hier wäre ein interessanter Ansatz die Testpersonen zusätzlich ein „standardisiertes“ Aufnahmeprogramm, mit allen drei Registern und genau vorgegebener Dynamik und Artikulation, spielen zu lassen. Es wäre auch eine Überlegung wert, diese Art des Experiments mit einer größeren Testgruppe zu machen, was aufgrund zeitlicher und organisatorischer Faktoren leider nicht möglich war. Ein weiterer interessanter Ansatz wäre auch zu untersuchen, ob ähnliche Ergebnisse in der Klangaufnahme, der Klanganalyse und der Impedanz mit zwei oder mehreren gleichen Silber- oder Goldflöten desselben Modells eines Herstellers, erzielt werden. Höchstwahrscheinlich werden nie total identische Muster zu erhalten sein, da natürlich jede Flöte ein handgearbeitetes Einzelstück ist und sich dadurch in winzigen Details von anderen unterscheidet. Wie schon in Kapitel 2.3 und Kapitel 3.5 erwähnt, kann es auch sein, dass es Unterschiede hinsichtlich der Materialverarbeitung, in Bezug auf die optimalen Verarbeitungstemperaturen, der verschiedenen Metalle gibt, zum Beispiel bei den gezogenen Tonlöchern. Erstens die potentielle Materialveränderung beim Produktionsschritt „gezogene Tonlöcher“ und zweitens die Form der inneren Tonlochkanten (runder oder scharfkantiger). Interessant wäre auch inwieweit die unterschiedlichen thermischen Masseverhältnisse der Materialien zu Unterschieden führen können. Zu erwähnen sei auch, dass die, in diesem Experiment verwendeten Querflöten, eine unterschiedliche „Kategorie“ sind und es daher vielleicht auch Unterschiede in der Herstellung und Verarbeitung, hinsichtlich der handwerklichen Sorgfalt, geben könnte (siehe auch Kapitel 3.3). Alle diese, nicht oder nur teilweise in dieser Studie eingeflossenen Überlegungen, können ein Anreiz für weitere Versuche und Experimente dieser sehr komplexen und interessanten Thematik sein. Seite 92 Schlusswort Das „Institut für Wiener Klangstil“ der „Universität für Musik und darstellende Kunst Wien“ bietet interessierten Studenten unzählige Möglichkeiten ihre Ideen, Fragen und Interessen in Bezug auf akustische Aspekte der Instrumente, professionell zu untersuchen und dadurch objektive und neutrale Antworten oder Ergebnisse zu bekommen. Auch beim Kauf eines neuen Instruments, können im Zuge weiterer Arbeiten und Klanganalysen, wichtige Aspekte und mögliche Unterschiede zur Instrumentenwahl beitragen. Es hat keinen Sinn unbedingt eine Querflöte aus einem bestimmten Material, heutzutage geht die Tendenz in Richtung Goldflöte, eines bestimmten Herstellers spielen zu wollen oder zu müssen, nur weil man zum Beispiel seinem Idol nacheifern möchte oder einer Art „Gruppenzwang“ zu folgen. Bei Kaufentscheidung sollte man schon auch auf die Meinung und Empfehlung des Lehrers hören, sich aber natürlich nicht blind auf diese verlassen, sondern, bei diesem wichtigen und auch teuren Schritt, andere Aspekte einfließen zu lassen. Wichtig ist sich genügend Zeit für die Entscheidung zu lassen und so viele verschiedene Instrumente wie möglich auszuprobieren. Das Material und der Hersteller sollten dabei nebensächlich sein. Essentiell ist die Möglichkeit längere Zeit an dem Instrument zu arbeiten und es auch in verschiedenen Situationen zu „testen“ (beim Üben zu Hause, Solo, mit Klavierbegleitung, im Orchester, in der Kammermusik usw.). Auch sollte man sich die Meinungen anderer Lehrer, Kollegen und sogar Familie oder Freunden anhören, denn oft ist es interessant und erstaunlich was auch „Nicht-Musiker“ über einen Klang sagen können. Alle hier behandelten Punkte sollen ein Denkanstoß oder Hilfe für Studenten bei ihrer Suche nach dem passenden Instrument sein. Obwohl diese Thematik sicherlich noch viel Stoff für weitere Diskussionen liefert, kann man nicht sagen, dass eine Goldflöte undbedingt „besser“ als eine Silberflöte, ist. Sie ist einfach anders. Seite 93 Seite 94 7 Literaturverzeichnis [1] BEAUCHAMP, James W. - Unix workstation Software for Analysis, Graphics, Modification und Synthesis of Musical Sounds, AES, 1993 [2] BÖGE, Alfed / ECHER Jürgen - "Physik - Grundlagen, Versuche, Aufgaben, Lösungen", Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 2002 [3] BÖHM, Theobald - "Über den Flötenbau und die neusten Verbesserung desselben", Hofmusikhandlung von B. Schott`s und Soehnen, Mainz 1847 [4] BORK, Ingolf, MEYER Jürgen - "Zum Einfluss der Spieltechnik auf den Klang der Querflöte", in Tibia, Heft 3. 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Oktober 1980 in Zagreb, Kroatien § AUSBILDUNG: • 1988 Beginn des Blockflötenunterrichts • 1990 Beginn des Querflötenunterrichts • 1994-1998 Flötenunterricht an der Musikschule „Vatroslav Lisinski“ • 1998 Matura an der Musikschule „V. Lisinski“ in Zagreb • 1998-2002 Studium an der Musikakademie in Zagreb in der Klasse von Prof. Vesna Kosir • 2001 Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien in der Klasse von Prof. Hansgeorg Schmeiser • 2002 Diplomprüfung an der Musikakdemie in Zagreb • 2004 1. Diplomprüfung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien § WETTBEWERBE: • Kroatischer staatlicher Wettbewerb ( 1994 – 3. Preis, 1998 – 1. Preis ) • Finalistin beim Grand Prix des Lions Club ( 1999 ) • Internationaler Wettbewerb „AudiMozart“ ( 2002, 2004, 2006 – Semifinale, 2008 – 2. Preis ) • Teilnahme am internationalen Flötenwettbewerb „Jeunesse Musicales“ in Bucharest, Rumänien ( 2003 ) • Teilnahme am internationalen Flötenwettbewerb „Pacem in Terris“ in Bayreuth, Deutschland ( 2003 ) § SEMINARE: • Jeunesse Moderne in Chambery, Frankreich ( 2004 ) • Karl-Heinz Zöller, Michael M. Kofler, Walter Auer, Hansgeorg Schmeiser, Jean Claude Gerard, Karl-Heinz Schütz, Jan Ostry, Carin Levine, Luisa Sello, Aurele Nicolet § ORCHESTERERFAHRUNG: • Wiener Jeunesse Orchester ( 2002-2004 ) • European Philharmonic Orchestra ( 2003 ) • Junge Philharmonie Wien ( 2004 ) • Akademischer Orchesterverein Wien ( 2004 ) • Vienna Symphonie Orchestra ( 2004/5 ) • Gustav Mahler Jugend Orchester Akademie ( 2004 ) • Beethoven Sinfonieorchester Wien ( seit 2006 ) • Stadttheater Baden / Substitut ( seit 2004 ) Seite 109 • • • • Volksoper Wien / Substitut ( seit 2005 ) Solo Flöte bei den Tiroler Festspielen Erl ( 2005-2007 ) Ambassade Orchester Wien ( 2006 ) Opernballorchester Wien ( seit 2007 ) Seite 110