whisky, wodka und co.
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INHALT S.3 S.4-5 S.6 Heimatgefühl Zukunftsforscher Andreas Steinle über Hausbrauereien „Wir sind Uerige“ 13 Mitarbeiter im Porträt Der Hausmeister Josef Schnitzler ist morgens immer noch der erste im Büro S.7 Das Uerige-ABC S.8-9 Ein-Blick ins Uerige S.10 S.12 S.13 Von Alt bis Zwiebel Vom Keller bis zum Dach Filmreif Studenten animieren das Uerige Runde Sache Das Uerige und die Holzfässer Was hängt denn da? Kunst und Kultur S.14 Architektur und Technik S.15 Whisky, Wodka und Co. Moderne Braukunst im Stickum Was sonst noch gebraut und gebrannt wird IMPRESSUM Geschäftsführer Dr. Karl Hans Arnold, Patrick Ludwig, Hans Peter Bork, Johannes Werle Chefredakteur Sven Gösmann Stellvertretender Chefredakteur Horst Thoren Konzept und Redaktion Hans Onkelbach, Anke Kronemeyer Koordination: Jörg Mehl, Rheinland Presse Service GmbH Texte: Dorothee Achenbach, Michael Brockerhoff, Anke Kronemeyer, Nicole Lange, Arne Lieb, Hans Onkelbach, Semiha Ünlü Fotos: Andreas Bretz Layout: Sarah Möller, Verlagsproduktion Rheinische Post Verlagsleitung Anzeigen (verantwortlich) Oliver Nothelfer Ansprechpartner für Anzeigen Anne Spiegel, Tel. 0211 505-2292, E-Mail: [email protected] Verlag Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH Sitz von Verlag, Redaktion und Technik Pressehaus, 40196 Düsseldorf, Tel. 0211 505-0 Druck Rheinisch-Bergische Druckerei GmbH & Co. KG „BEIM LECKEREN DRÖPPKE KOMMT JEDER ZUM ZUG“ Hans Onkelbach im Gespräch mit Herrn und Frau Doosch Ihr Nachname – Doosch= Durst klingt zwar nach Düsseldorfer Platt, aber Sie sprechen auch Hochdeutsch? Sie: Aber ja. Ist uns auch lieber, dann versteht uns auch jeder. Er: Genau Aber Doosch heißt Durst, oder? Sie: Ja, das stimmt. Als seinerzeit nach einer Besetzung für unseren Job gesucht wurde, war der Name wohl entscheidend. Das passt doch in eine Brauerei. Er: Genau. Sie sitzen hier seit Jahren im Innenhof des Uerige. Ihr Fazit: Sie: Hier, beim leckeren Dröppke, kommt jeder zum Zuge. Wir haben schon so viele Prominente gesehen – Ex-Kanzler Schröder, Campino von den Toten Hosen, und alle trinken gern unser Lieblingsbier. Das finden wir schön. Aber auch die vielen anderen Menschen. Im Uerige gelten keine Klassengrenzen – hier sind alle gleich, weil sie das gleiche wolEinfach, aber erstklassig. len: ein Bier (oder auch mehrere). Er: Genau (zieht an seiner Zigarre!). Er: Genau (nimmt einen Schluck!) . zu strahlen und immer wieder von den Leuten gestreichelt zu werden, ist anstrengend. Das hält auf Dauer der härteste Beton nicht aus. Dann muss nachgebessert werden. Er: Genau. Sie: Sag doch auch mal was. Er: Mmmpfftzttzt. Werden Sie eigentlich immer sofort als lebensgroße, aber künstliche Figuren identifiziert? Sie: Nein. Viele kommen rein, sehen uns aus den Augenwinkeln, schauen nicht genauer hin und denken – ach guck mal, das freundliche alte Pärchen. Wir sehen ja auch so nett und gemütlich aus. Und ziemlich lebensecht. Er: Genau Was halten Sie eigentlich vom Rauchverbot in Kneipen? Sie: Na ja. Aber hier darf man ja rauchen, wir sind ja im Innenhof Er: Nix (zieht an seiner Zigarre) Glauben Sie, dass es den Uerigen in 50 Jahren noch gibt? Sie: Klar, wir haben einen unbefristeten Vertrag, wer uns hier Was ist das Besondere am Uerige? Sie beide kommen ja regelmäßig raushaben will, muss uns rausSie: Die Atmosphäre, das gute Bier, zur Renovierung in die Werkstatt. tragen. Und das fällt schwer. Wir wiegen schließlich jeder ein paar Vermissen Sie dann Ihren Job? die wunderbare Erbsensuppe, die Sie: Aber ja. Werkstatt ist doof. Aber Zentner. tollen Frikadellen – eben alles. Er: Genau Unsere Gäste wissen das zu schätzen: Monate lang da sitzen, zufrieden 150 jahre uerige Seite 03 „HEIMATGEFÜHL IST BEI DEN BRAUEREIEN WICHTIG“ Interview mit Zukunftsforscher Andreas Steinle über die Zukunftsfähigkeit der Hausbrauereien Herr Steinle, warum sind Hausbrauereien wie das Uerige noch immer so erfolgreich? Steinle: Es gibt eine große Sehnsucht nach vertrauensvollen und damit nach regionalen Produkten. Gerade die Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre haben den Wunsch nach einer größeren Nähe zur Natur geschürt und zu Firmen und Betrieben, die für regionale Produkte stehen. Die Brauereien mit ihrem Altbier gehören zweifellos dazu. Wie können sich die Brauereien das Vertrauen der Kunden weiterhin sichern? Steinle: Transparenz und die Nähe zwischen Verbraucher und Unternehmen sind wichtig. Kunden durch die Hausbrauerei zu führen, ihnen den Produktionsprozess und auch die Verarbeitung und Zubereitung von Lebensmitteln zu zeigen, könnte das stärken. Welchem Gastronomie-Unternehmen ist das besonders gut gelungen? Steinle: McDonald’s. Das Unternehmen hat sein Ernährungskonzept rechtzeitig um leichte, kalorienarme Speisen erweitert, ist inzwischen der weltweit größte Verbreiter von Salaten. Kunden bekommen ihren Salat, aber ganz wichtig: auch ihren Burger. Inzwischen steht McDonald’s nicht nur für Fleisch, sondern auch für leichtere Gerichte. Das Unternehmen ist sich treu geblieben. Wenn sich die Hausbrauereien an solchen Beispielen orientieren, werden sie sicher auch noch länger bestehen. Brauereien noch immer so erfolgreich. Und sollten alles dafür tun, dass das auch weiterhin so bleibt. Für viele Düsseldorfer stehen die Brauereien für ein Stück Heimat. Steinle: Gerade in der globalisierten Welt mit der extremen Mobilität wächst das Heimatgefühl, das Wissen um die Kostbarkeit der Heimat. Auch deswegen sind die Semiha Ünlü führte das Gespräch. Andreas Steinle ist Geschäftsführer des Zukunftsinstituts in Kelkheim bei Frankfurt. „ICH TRINKE UERIGE,WEIL ... Foto: Bruskamp 150 jahre uerige Seite 02 ... ICH IN ZEITEN DES VERPACKUNGSWAHNS AUF DEN INHALT ACHTE – UND DER STIMMT BEI DEM PRODUKT UERIGE. ICH HABE ES VOM ERSTEN TAG AN GUT GEFUNDEN – UND TRINKE ES SEIT FAST 40 JAHREN. ICH FÜHLE MICH ALS UERIGE-TYP. DIESES BITTERE BIER, DIESER DICHTE SCHAUM, DIESES KUPFERFARBENE – DAS IST IRGENDWIE GEMÜTLICHKEIT. UND KERNIG VOR ALLEM. UND DANN DIESE RÄUMLICHKEIT: FÜR MICH IST SIE IMMER WIEDER EIN ORT DER KOMMUNIKATION. ICH HABE DORT VIELE TOLLE GESPRÄCHE GEFÜHRT. ACH JA, UND DANN NOCH DIESE FRIKADELLEN ... Gerade beim Thema Ernährung gibt es immer wieder neue Trends. Wie wirkt sich das auf die Brauereien aus? Steinle: Es ist wichtig, dass die Unternehmen an ihrer Identität festhalten. Die Ursprünglichkeit muss bewahrt werden. Das bedeutet aber nicht, dass etwa Getränke- und Speisekarten immer gleich bleiben sollen. “ MANNI BREUCKMANN JOURNALIST 1738 UERIGE: DIE HISTORIE 1755 1802 1862 Im Haus Bergerstraße/ taucht der Der Getreidehändler Johann Bender übernimmt das Die Witwe Bender verkauft das Haus an den Bäcker und Rheinstraße unterhält Name „Zum Haus, seine Witwe lässt es 35 Jahre später viergeBierbrauer Wilhelm Cürten (1830-1896, Foto). 20 Jahre Philipp Hermann Pfeil- Heydelberger schossig neu errichten. Erst ist es der Berliner Hof, später gibt es dann schon 80 Hausbrauereien in Düsseldorf. sticker eine Kaiserliche Faß“ auf dann der Bergische Hof, im Stall des Hinterhauses Cürten, oft schlecht gelaunt, erarbeitet sich mit seinem Bier Reichs-Fahrpost mit Kost sind gegen ein paar Pfennig „Elephanten, Dromedare einen guten Ruf. Schon bald heißt es: „Wir gehen zum uerige und Logis und andere exotische Tiere“ zu bestaunen. Willem. Darum heißt das Haus nur noch „de Uerige“. 1949 Nach der Zerstörung im Krieg ist das Uerige wieder aufgebaut. Baas ist Rudi Arnold, er kauft die Nachbargrundstücke und erweitert die Brauerei nach und nach. 1976 Josef Schnitzler und seine Frau Christa übernehmen die Brauerei. 1993 stellen sie ihre erste Produktinnovation nach 131 Jahren Uerige Classic und Uerige Sticke vor: das Uerige Weizen. 1999 Josef Schnitzler übergibt die Geschäftsführung an seinen Sohn Michael, seitdem ist er der „Baas“. 2012 2008 Das Technologiezentrum Stickum mit neuer Brauerei und Destille wird eröffnet. Zum Jubiläumsjahr gibt es vier neue Flaschen-Etiketten. Eines davon ist ganz besonderes: Es zeigt Wilhelm Cürten, den aus Köln importierten Braumeister Johann (Jean) Keller, Rudi Arnold und Josef Schnitzler. 2010 Im Uerige wird zum ersten Mal auch ein Whisky gebrannt: der Baas. 150 jahre uerige Seite 04 WIR SIND UERIGE Seite 05 Janosch Spruhs (40) Der Oberschlesier lebt seit 1988 in Düsseldorf und war arbeitslos, als ihn die Agentur für Arbeit ins Uerige vermittelte. Dort gehört der unverheiratete Mann jetzt seit 2005 zum Reinigungs-Team, faßt aber überall an, wo er gebraucht wird. So muss er auch schon mal die Fässer waschen oder mit dem Besen durch die Räume fegen. Seine Arbeitszeit fängt um 5 Uhr an und endet um 13 Uhr. „Mich macht es richtig stolz, hier zu arbeiten,“ sagt er. Es sei vor allem das Arbeitsklima, das ihm gefällt. „Und das Essen ist auch gut.“ Janosch Spruhs Annalena Berghoff (56), seit 2005 im Haus. Erst war sie freiberuflich als Bilanzbuchhalterin tätig, seit 2009 ist sie festangestellt. „Und jetzt bin ich Mädchen für alles.“ Morgens um 6 Uhr macht die Mutter von drei Kindern (34, 32, 24) die Abrechnungen von der Tageskasse für die Köbesse, regelt Bestellungen und kümmert sich um die Personal-Organisation. Vor allem die Vielseitigkeit macht ihr Spaß. „Entweder man mag das Unternehmen oder nicht“, hat sie festgestellt. Besonders stolz ist sie, wenn sie aus ihrem Büro auf die Straße f f guckt und denkt: „Mensch, das sind alles o h g Ber unsere Gäste, die da unten stehen.“ Sie a n e l braucht auch die Geräuschkulisse, hat Anna meistens das Fenster offen und stellt immer wieder fest: „Hier ist das Leben.“ 150 jahre uerige Reiner Jochum (47), seit zweieinhalb Jahren einer von 40 Köbessen. Der gelernte Ingenieur und Fluglotse stieg irgendwann in die Gastronomie um, arbeitete erst im Sassafras in Oberkassel, bevor er ins Uerige wechselte. Hier ist er für eine von zwei Schichten eingeteilt: Entweder von 9.30 bis 15.30 Uhr oder von 15.30 bis Mitternacht. Jochum ist super zufrieden mit seiner Arbeit in der Altstadt: „Das macht richtig Spaß.“ Maximilian Völklinghaus (21) war fast ein halbes Jahr Praktikant im Uerige. „Den würde ich sofort übernehmen“, sagte sein Chef Michael Schnitzler schon nach den ersten Tagen. Aber: Max, der im letzten Jahr sein Abi am Comeniusgymnasium gemacht hat, will Volkswirtschaftslehre studieren. Ob er, wie sein Vater, Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater wird, weiß er noch nicht. Lieber wäre ihm was Kreatives. Im Uerige hat er Umgang mit Menschen gelernt, wie der Betrieb läuft, was man ernst nehmen soll oder dass man seine eigene Fehler ausbügeln und dafür Verantwortung tragen muss. „Praktische Tipps habe ich von Michael Schnitzler, Weisheiten von seinem Vater erfahren.“ Yu Jung Kwak (30), Brau- ingenieurin. Die Südkoreanerin arbeitet seit März im Uerige. Sie sei schon immer ein Bierfan gewesen und habe bei einer Messe in Seoul von dem Studium Brauwesen und Getränketechnologie an der TU München gehört. Seit zehn Jahren lebt sie in Deutschland Yu Jung Kwak und hat jetzt, nach dem Studium, ihren ersten Job in einer Brauerei. Hier muss sie das Bier jeden Tag verkosten und freut sich darauf, vielleicht ein neues Getränk mit zu entwickeln. Reiner Jochum Micky (59) heißt eigentlich Dragica Emmanuilidis – Deolinda Resende (50) kam vor 22 Jahren aus Portugal nach Deutschland, weil ihr Vater hier einen Job gefunden hatte. Im Uerige arbeitet die Mutter eines 24-jährigen Sohnes und einer 18-jährigen Tochter seit elf Jahren. Als Hausdame ist sie vor allem für die Dekoration bei allen Veranstaltungen und Reservierungen zuständig. Egal, ob es nur ein Blumenstrauß für eine gesellige e d en es R Runde an einem Tisch ist oder für eine a d n Deoli geschlossene Gesellschaft im Stickum oder in der Handwerkerstube. Aber auch Karneval schmückt sie das Haus genauso liebevoll wie an Ostern oder Weihnachten. Mitterweile sei das Uerige „ein Stück von mir“ geworden, sagt sie, die übrigens auch in einer portugiesischen Folkloregruppe auftritt. Detlef Kaatz (52), seit 23 Jahren im Uerige, war schon vor der Wende in Westdeutschland. Nachdem er „in Ungarn über die Grenze gekrabbelt war“, zog es ihn 1989 nach Düsseldorf. Hier hatte er Bekannte, die dann mit ihm ins Uerige gingen und ihm den Job als Köbes vermittelten. Seit 2008, ist er der Leiter für die Gastronomie und damit Chef der 40 Köbesse, schreibt ihre DienstDetlef K pläne und setzt gemeinsam mit Küche aatz gastronomische Akzente. „Der Job ist nicht einfach, macht aber richtig Spaß“, ist seine Bilanz nach fast einem Vierteljahrhundert. Meistens fängt er mit dem Spätdienst um 14 Uhr an, wenn Not am Mann ist, steht er auch selbst am Faß und zapft die Biere oder bringt Essen an den Tisch. aber alle nennen sie nur mit ihrem Spitznamen. Die Mutter von zwei Kindern arbeitet seit 21 Jahren in der kalten Küche des Uerige. Montags und dienstags macht sie Reibekuchen, mittwochs die kalten Platten, die Käsebrötchen und Leberkäse, donnerstags Krüstchen-Gulasch. „Alles immer ganz frisch“, sagt sie. 1969 kam sie aus dem früheren Jugoslawien nach Düsseldorf, arbeitete erst in der Schumacher Brauerei und wechselte dann mit einer Freundin ins Uerige. Micky Ralph Schweers (56) arbeitet seit elf Jahren im Uerige. Er ist verantwortlich für den kaufmännischen Bereich, kümmert sich um das tägliche Controlling, in der Disposition und Materialwirtschaft um die Bestellung von Gläsern, Schirmen oder Bierdeckeln. Der Vater von drei Kindern lebt in Ratingen, ist seit 20 Jahren Fußball-Jugendtrainer und ein ausgesprochener Fortuna-Fan. Ralph Schweers Marie Tetzlaff (25) Marius Iven (22) hat gerade seine Lehre als Brauer und Mälzer abgeschlossen – und die Prüfung natürlich bestanden. Jetzt will er in München seinen Meister machen, danach zieht es ihn ins Ausland. Wie er zum Beruf gekommen ist? „Eine Schnapsidee“, Marius Iven grinst er. Ein Freund habe erzählt, dass er in der Brauerei Bolten in Korschenbroich arbeite – dann habe er dort zwei Praktika gemacht und sei sofort begeistert vom Beruf gewesen. Vor allem die Vielseitigkeit sei es, die ihn fasziniere. Maximilia n Völklingh aus Rico Pütz (47), Leiter Brauerei, arbeitet seit 20 Jahren im Rico Pütz Uerige. Schon in seiner Heimatstadt Stralsund hat er als Brauer gearbeitet, sich dabei aber nur mit Pils beschäftigt. Jetzt kann er auch obergärig brauen. Er lebt mit Frau und Tochter (12) in Mülheim und fängt jeden Morgen um 6 Uhr seinen Dienst an. Morgens werden als erstes Bestände geprüft, Bestellungen abgewickelt. Anfang der Woche werden Flaschen gefüllt – dann holen auch die Stammgäste das ganz frische Bier direkt in der Brauerei ab. Pütz muss auch kontrollieren, wenn Rohstoffe wie Malz oder Hopfen angeliefert werden. arbeitet seit Jahresbeginn als Assistentin von Michael Schnitzler. Vorher hatte sie im „Kontor“ von Münstermann als Kellnerin gearbeitet, war durch Marie Tetzlaff einen Paris-Aufenthalt und ihr Studium der französischen Kulturwirtschaft aber schon auf einen Beruf geprägt, der mit Frankreich zu tun hatte. Jetzt ist sie Expertin für den Export nach Frankreich oder Brasilien. Sie schätzt vor allem das Betriebsklima im Haus: „Der Senior ist oft mein Ratgeber.“ Wie im Uerige gearbeitet wird, wie groß es ist, was dort alles gemacht wird – „das hatte ich vorher nicht gedacht und das hat mich überrascht.“ Nina Zehnpfennig (22) ist seit März für die Reser- vierungen im Haus zuständig. Nach einer Ausbildung zur Hotelfachfrau und vier Monaten in Australien kümmert sie sich nun im Herzen der Altstadt um alle Gäste, die nur einen Tisch, einen Saal oder das ganze Uerige reservieren wollen. „Das sind oft vier bis fünf Reservierungen am Tag, einige haben wir auch schon für 2014“. Wie viele Plätze es im Haus gibt? Das kommt wie aus der Pistole geschossen: 82 im Rittersaal, 72 im Stickum (mit Empore 85), unten noch mal 35, in der Sauna 40, in der Schlösser-Stube 30, im Brauhaus 150. „Am Anfang war die Arbeit echt ungewohnt, aber jetzt macht es richtig Spaß.“ Nina Ze hnpfenni g Texte: Anke Kronemeyer I Fotos: Andreas Bretz, Seite 06 150 jahre uerige Tradition und Treffpunkt im Herzen Düsseldorfs Die Rheinische Post gratuliert herzlich zu 150 Jahren A B C und strahlt. Darum hat er bei der IHK auch einen Computerkursus besucht. „Ich bin aber schon ruhiger geworden“, gibt Schnitzler zu. Trinkt er eigentlich noch jeden Tag ein Uerige? Wieder strahlen die blauen Augen. „Vor allem, wenn ich aus dem Urlaub komme. Dann sind es auch gleich zwei Flaschen.“ mit sich im Reinen, freut sich an Genuss ist ihm sowieso wichtig: Seinen Lieblingskäse lässt er sich Kommunikation, auch wenn die am Ostseestrand in Warnemünde aus der Backensholzer Käserei nahe Husum schicken („bestell ich passiert. Dort sei er entlang geradelt und plötzlich habe ein anderer im Internet“), sein Lieblingsbrot Radfahrer gerufen: „Guck ma, da wird aus Franken geliefert, und ist ja der Uerige.“ An solchen dort wächst übrigens auch einer Begegnungen hat Schnitzler Spaß. seiner liebsten Weine. Ansonsten ist Josef Schnitzler Anke Kronemeyer „ICH TRINKE UERIGE,WEIL ... “ … DAS ALTBIER WIE DER „ALDE“ BAAS IST: HERB, DIREKT, VOLLMUNDIG UND EHRLICH. MECHTHILD TEUPEN D E F G wie Alt. Das Bier der Düsseldorfer. Uerige gehört dazu, grenzt sich aber bewusst ab – Motto: Uerige, alles andere ist Alt. wie Brauer. Wichtiger Fachmann in der Hausbrauerei. Der Uerige hat mehrere Brauer, sie sind verantwortlich für die Produktion des Bieres. wie Chemie. Spielt bei deutschem Bier keine Rolle, denn hinein dürfen nur Wasser, Gerste, Hopfen und Malz. wie Doosch. Familienname der beiden Betonfiguren im Innenhof – Herr und Frau Doosch. (Düsseldorfer Platt für Durst) wie Erbsensuppe. Gibt es im Uerige jeden Samstag. wie Frikadelle. Noch eine Spezialität des Hauses – sehr begehrt. wie Gerste. Wichtiger Bestandteil des Bieres. Nur ausgesucht gute Sorten werden akzeptiert. H I J K L M wie Halve Hahn. Harzer Käse (Roller, zerlaufen) mit Kümmel, Senf und einem Röggelchen. wie Immie. Düsseldorfer Platt für Nicht-Düsseldorfer. Leicht zu erkennen: Bestellen Cola im Uerige. wie Josef. Vorname vom Senior-Baas. wie Köbes. Name der Kellner. Im Uerige sind sie ausschließlich männlich. wie Liptauer. Selbst angemachter, sehr pikanter Creme-Käse im Uerige. wie Mostert. Düsseldorfer Name für Senf. Im Uerige gibt es ausschließlich den von der Witwe Bergrath, mittelscharf. Foto: Endermann 5.30 Uhr am Schreibtisch“, erzählt Schnitzler. Dann werden Zeitungen gelesen, Briefe geschrieben, Faxe geschickt. Telefoniert wird zwar noch nicht so früh, aber der Tag ist ja noch lang. Schnitzler ist auch immer Ratgeber: Zum einen, wenn es um die Technologie in der Brauerei geht. Da ist er Experte und immer auf dem aktuellen Wissensstand. Er fühlt sich aber auch als Ratgeber für viele junge Mitarbeiter, denen man halt eben ab und zu mal was erklären muss aus der großen weiten Welt. „Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich noch gefordert werde.“ Ansonsten macht er Radtouren, geht in Lörick schwimmen oder versucht, seine grauen Gehirnzellen aktiv zu halten. „Das ist doch wichtig, dass man hier oben noch fit ist“, klopft er an seinen Kopf Seite 07 DAS UERIGE- DER HAUSMEISTER „Hier ist der Uerige. Guten Tag.“ Wer früh am Morgen die Nummer 866990 wählt, hat gute Chancen, einen gut gelaunten Mann zu sprechen. Egal, um welches Problem es sich handelt, warum man die Nummer wählt: Dieser Mann hilft immer. Denn er ist der Hausmeister. So nennt er sich zumindest selbst. Josef Schnitzler, 74 Jahre alt, ist der Senior-Chef der Hausbrauerei. Auch wenn er exakt zu seinem 60. Geburtstag die Geschäfte an seinen Sohn Michael übergeben hat, ist er nach wie vor an zwei Tagen in der Woche zum Dienst eingeteilt. Das kann mal Donnerstag und Freitag in der einen Woche und Montag/Dienstag in der nächsten Woche sein, oder einfach mal so zwei Tage. „Ich sitze dann um 150 jahre uerige ABC N O P Q S T wie Newean. Einer der Räume im Uerige. Newean = Nebenan. wie obergärig. Das Uerige ist ein obergäriges Bier. (Kölsch auch!) wie Pärchen. Gängiger Name für zwei Bockwürstchen mit Röggelchen. wie Qualität. Maßstab des Uerigen: Was wir machen, machen wir gut. wie Sauna. Interner Name für einen kleinen Gastraum mitten in der Brauerei. wie Touristen. Gern und oft gesehene Gäste. Staunen über Köbesse, Bier und das Haus an sich. U V wie uerig. Düsseldorfer Platt für grantig, schlecht gelaunt – so war ein früherer Eigner der Brauerei. Und gab ihr damit den heutigen Namen. wie Verschluss. Auf den Flaschen der traditionelle Schnapp- oder Plopp-Verschluss. Sehr beliebt, weil sehr pfiffig. Die Karte des Uerige enthält „traditionelle Bier begleitende Speisen, über Jahrzehnte perfektioniert“, wie es das Brauhaus selbst ausdrückt. An diese traditionsreiche Karte ist auch der neue Küchenchef Detlef Klöpfer gebunden. „Hier geht es darum, den Geschmack genau zu treffen, wie er schon immer ist.“ Viele Besucher seien Stammgäste und hätten sich über die Jahre an die ganz bestimmte Gewürzmischungen und kleine Feinheiten gewöhnt: „Deshalb musste ich am Anfang lernen, das genau hinzubekommen.“ Die Auswahl der Speisen enthält Bodenständiges wie Blutwurst mit Zwiebeln und Brot, die in zwei Größen erhältliche UerigePlatte (Brotscheiben mit Leberwurst, Jagdwurst, Schweinskopfsülze und Gouda-Käse), Bockwürstchen oder hausgemachten Kartoffelsalat. Das seien genau die Gerichte, die die Gäste wollen, wenn sie in ein Brauhaus kämen. Das große Highlight sind aber mit Abstand die Mettbrötchen. „Die sind der Klassiker“, sagt der Koch, der dieses Gericht auch als seinen persönlichen Favoriten bezeichnet. Auch die Spezialität des Hauses, die Uerige-Haxe, ist beliebt. Eine kleine Änderung möchte Klöpfer aber in Angriff nehmen. Auf der Mittagskarte könne man im Sommer ein oder zwei Gerichte gegen etwas leichtere Küche austauschen. Ansonsten ist er aber zufrieden mit dem, was er in dem Brauhaus servieren kann: „Ich vermisse das Chi-Chi nicht.“ Nicole Lange Uerige auch, selbst gebrannt, gelagert und gepflegt. Weil: Wer Bier brauen kann, kann auch Whisky brennen. Z wie Zwiebel. Unabdingbare Zutat zu Flöns mit Röggelchen – eine weitere Uerige-Leckerei. „ICH TRINKE UERIGE,WEIL ... “ JOSEF HINKEL … WENN ICH ES RICHTIG BEDENKE, HABE ICH IM UERIGE GELERNT, ALTBIER ZU TRINKEN. DAS VERBINDET FÜR DEN REST DES LEBENS. ALTSTADT-BÄCKER UND CC-PRÄSIDENT GESCHÄFTSFÜHRERIN DER IHK DEFTIGES ZUM ALTBIER W wie Whisky. Den gibt es im Alles Liebe zum 150. ManThei sushibar sushitaxi catering Ein-B lick ins u ErigE 150 jahre uerige Seite 10 STUDENTEN 150 jahre uerige Verlosung Paris im Advent DAS UERIGE Uerige-Altbier in Paris? Das gibt’s: Gezapft wird es in der Bierbar „La Fine Mousse“ an der Avenue Jean Aicard, und auch der Bier-Shop „La cave à bulles“ neben dem Centre Pompidou bietet UerigeProdukte an. Der Kontakt entstand im Juni bei der Veranstaltungsreihe „Les soirées maltées“: Fünf deutsche Brauereien durften sich auf einem Hausboot den rund 300 Gästen präsentieren. Das Uerige stellte sein Alt, Sticke und Doppelsticke sowie die Fassbrause, die Bierbrände und den Whisky vor. Die Organisatoren um Laurent Cicurel waren so begeistert, dass sie die Getränke aus der Düsseldorfer Altstadt geordert haben. In ihrem Animationsfilm „Expedition Ueriversum“ nehmen die Studenten Roman Tönjes und Lukas Loss die Zuschauer mit auf einen spannenden und amüsanten Rundgang durch die Brauerei. Dabei begegnet man vertrauten Gesichtern: Mitarbeiter, Gäste und auch Uerige-Baas Michael Schnitzler wurden gefilmt und mit aufwendiger Technik in den Film „eingefügt“. Das Reisebüro Alt & Jung aus der Altstadt und die Rheinische Post verlosen unter allen Lesern eine Busreise nach Paris. Der Gewinner kann mit einer Begleitperson an die Seine reisen. Der Reisetermin steht fest: 23. bis 25. November. Eingeschlossen sind Fahrt, zwei Übernachtungen, Abendessen, eine Schifffahrt, Museums-Besuche – und ein Abend in der Bierbar von Laurent Cicurel. Foto: Endermann Wer unter 0137 9 88 67 11 (50 Cent/Anruf aus dem dt. Festnetz) anruft, kann gewinnen. Oder senden Sie eine SMS mit dem Kennwort „rp3“, Leerzeichen, Ihrem Namen, Adresse und Geburtsdatum an 1111 (ohne Vorwahl, 50 Cent/SMS). Teilnahmeschluss: 26. August um Mitternacht. Als Roman Tönjes und Lukas Loss Haus ist, als sie sich verlaufen. Als sie im Obergeschoss angelangt sind, zum ersten Mal in das Uerige wo „dat leckere Dröppke“ hergegehen, fühlen sie sich wie Kinder stellt wird, wissen sie, dass es eine auf Entdeckungstour an einem magischen Ort. Kaum, dass sie drin Herausforderung sein wird, all ihre sind, bekommen die Studenten ein Eindrücke in einem kurzen Film Glas Altbier in die Hand gedrückt. einzufangen. „Das ist nicht einfach Köbesse nehmen sie auf die Schippe. eine Kneipe“, sagt Roman Tönjes, „das Uerige ist eine Welt für sich.“ Bei ihrem Streifzug von einem Raum zum nächsten sehen die In ihrem elf Minuten langen AnimaStudenten, wie unterschiedlich und tionsfilm „Expedition Ueriversum“ faszinierend jeder Raum für sich zeigen die Studenten Roman Tönjes ist. Sie sehen die geheimnisvolle und Lukas Loss ihre Eindrücke von Zubereitung einer Eierspeise und und ihre Gefühle zu dem Haus – bemerken, wie verschachtelt das und das in berauschenden, märchen- haften Bildern. So sieht man in einer kalten, kargen Landschaft das Uerige aus der Ferne als einen Ort, der Wärme und Geborgenheit ausstrahlt. Auf Düsseldorfer Platt beginnt ein Sprecher die Geschichte des Ueirge zu erzählen: „In einer feinen Stadt am Rhein, net zu groß und net zu klein, da gibbet einen Ort, ja wie soll ich et beschreiben ... ich sach mal, um jenau zu sein ... ein Brauhaus isset, alljemein.“ Dass der Film märchenhaft, aber zugleich auch sehr real erscheint, liegt an der besonderen Technik der „ICH TRINKE UERIGE ... … ERST MAL WEIL ICH DA NICHT BEZAHLEN MUSS (LACHT LAUT). NE EHRLICH: ICH TRINKE NATÜRLICH JEDES BIER AUS EINER DÜSSELDORFER HAUSBRAUEREI GERN, ABER DAS UERIGE IST EBEN BESONDERS WÜRZIG. DABEI MUSS MAN WISSEN: DAS ERSTE UND DAS ZWEITE BIER SCHMECKEN NICHT – ABER AB DEM DRITTEN ... “ HERMANN SCHMITZ KARNEVALIST Seite 11 Studenten. So haben die Kommunikationsdesigner zum Beispiel jeden Raum aus verschiedenen Perspektiven gefilmt und dann in einem Fotoprogramm einzelne Elemente wie Tische, Wände oder Stühle in eine neue und fantasievolle Umgebung eingefügt und digital bearbeitet. „Das macht die besondere Ästhetik unseres Films aus“, sagt Lukas Loss, „der Film ist wie ein Rundgang durch ein Computerspiel, aber was man sieht, ist nicht nur am Computer entstanden, sondern auch vor Ort.“ In der Brauerei haben die Studenten deswegen auch sehr viel Zeit verbracht. Alleine zwei Tage haben sie vor einer „grünen Wand“ Gäste des Hauses nacheinander dabei gefilmt, wie sie ein Glas Alt trinken oder sich unterhalten und später die Personen dann am Computer „ausgeschnitten“ und in den Film „eingefügt“. Auch ein Großteil der Mitarbeiter sowie Uerige-Baas Michael Schnitzler wurden so gefilmt und nachträglich in den Film eingebaut. So sieht man Schnitzler etwa am Ende der Produktionskette sitzend, wie er Flaschen putzt. Aus dem anfänglichen Auftrag von Uerige-Chef Michael Schnitzler, einen Film über die Brauerei zu drehen, ist es den Studenten gelungen, ein künstlerisch herausragendes und liebevolles Porträt der Hausbrauerei und der Menschen, die damit verbunden sind, zu schaffen und bewegende Einblicke in das das „Ueriversum“ zu geben. Semiha Ünlü Bevor der Film Ende September öffentlich gezeigt wird, ist bis dahin ein 20-Sekunden-Teaser auf der Internetseite der Studenten www.expedition-ueriversum.de zu sehen. Gut für Düsseldorfer. Tradition und frische Ideen sind kein Widerspruch Wir sagen: . . . 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Durch den Gastraum und den engen Flur rollt er das 90 Kilo schwere Holzfass zur Theke vor dem Eingang, wo es von den Kellnern aufgebockt wird. Erst dann fließt wieder frisches Alt – was für ein Aufwand. An einem geschäftigen Abend werden 60 bis 70 solcher Holzfässer durch den Brauereiausschank des Uerige an der Berger Straße gerollt. Dabei liegt die Brauerei im Gebäude gleich nebenan. Eigentlich könnte man das Alt viel einfacher über eine Leitung zu den Besuchern bekommen. Das würde Geld sparen und den Rücken der Mitarbeiter schonen. Die aber beschweren sich nicht. „Das Holzfass gehört einfach dazu“, meint Bierbrauer André Meurer. Die großen Fässer sind eine Tradition in der Hausbrauerei. Warum genau sie immer noch verwendet werden, weiß auch der Bierbrauer ganz genau. Ob das Alt aus dem Holzgefäß wirklich besser schmeckt als aus Kunststoff-Fässern, ist eine Glaubensfrage, meint er. „Aber die Holzfässer stehen für Tradition und Authentizität, und das gefällt den Besuchern“, sagt Meurer. Wer ins Uerige kommt, will die echten Fässer aus Holz. Die Hausbrauerei ist deshalb ein Holzfass-Großbesitzer. Rund 800 Stück in verschiedenen Größen lagern im Keller. Wenn neue Fässer gebraucht werden, werden sie in einer der beiden verbliebenen Fass-Büttnereien in Deutschland bestellt, wo sie aus dem Holz von deutschen Eichen gefertigt werden. Ein Holzfass ist nicht billig, aber es ist eine Anschaffung für eine lange Zeit: 20 bis 30 Jahre halten die Fässer den Brauerei-Alltag durch. Und der ist hart. Wenn die Fässer leer sind, werden sie sofort per Hand ausgespült und dann zügig wieder mit Altbier aufgefüllt. Sie lagern im gekühlten Keller, bis die Mitarbeiter sie schließlich in den Aufzug zum Gastraum wuchten – an belebten Tagen gibt es für diese Tätigkeit einen eigenen Fass-Roller. Im Gastraum wird das Fass angestochen und geleert, dann kehrt es in den Keller zurück, wo der nächste Zyklus beginnt. In die Getränkemärkte geraten die großen Holzfässer aus dem Uerige hingegen nicht. Niemand würde sich für die Gartenparty diese Schlepperei antun. Dazu sind die Kassensysteme der Märkte nicht auf das Naturprodukt Holz eingestellt. Denn ein großes Fass im Uerige fasst zwischen 45 bis 59 Liter, und keines so viel wie das andere. Das Holz arbeitet, und wenn es mal ein Leck gibt, wird der Metallkranz ein bisschen enger geschnürt. So ändert sich ständig das Volumen. Jedes Fass hat deshalb eine eigene Eichplakette, die alle fünf Jahre erneuert wird. Beim Verkauf außer Haus ist das Uerige experimentierfreudiger. Seit diesem Jahr gibt es sogar ein FünfLiter-Partyfass aus Weißblech. Für Köbes Reiner Jochum und seine Kollegen im Ausschank wäre so eine Spielerei undenkbar – sie werden weiter die schweren Holzfässer durch die Hausbrauerei rollen, weil das im Uerige dazu gehört. Arne Lieb „ICH TRINKE UERIGE,WEIL ... … DAS UERIGE ALT FÜR MICH DIE HERBE ALTERNATIVE ZU ALLEN ALTBIEREN IST– UND DAHER GEHT VOM UERIGE IMMER AUCH EIN ZWEITES, DAS EBENSO ERFRISCHEND SCHMECKT! CYRUS HEYDARIAN GENERAL MANAGER IM BREIDENBACHER HOF “ Ein genauerer Blick an die Fassade und Wände des Uerige lohnt sich viel Kunst ist dort zu entdecken. Schon von Ferne grüßt ein munterer Herr von der Wetterfahne auf dem Dach: Es ist Baas Rudi Arnold, der sein Glas triumphierend gen Himmel hebt. An der Fassade an der Rheinstrasse schmücken er und Gattin Hilde die Fassade in plastischen Büsten, kupferne Inschriften erklären dem Vorbeigehenden den Werdegang des Uerige unter dem Baas Arnold. Ein lebendiges, von Otto Pankoks Meisterschüler Ulrich Grenrheuser geschaffenes Bronzerelief an der Fassade (Foto oben) mag manchen überraschen, trägt es doch den Titel „Millowitsch-Dynastie“: Neben Theaterszenen zeigt es das Konterfei des legendären Kölner Komikers und Schauspielers Willi Millowitsch. Von wegen Köln: Die Wurzeln der Familie liegen in Düsseldorf - Vater Peter Wilhelm wurde 1880 in der Rheinstrasse 11 geboren, und die MillowitschPuppenbühne spielte zunächst in Düsseldorf. Beachtenswert sind die Flügeltüren am ältesten Eingang der Brauerei an der Bergerstr. 1, die die Ingredenzien der Braukunst von der Hopfendolde über die Schöpfkelle bis zur Ähre darstellen und 1995 von Manfred van Eick restauriert wurden. Wer eintritt, sieht gleich an der Wand um die Ecke ein unscheinbares Foto hängen. Es zeigt den Eingang noch mit schwerem Samtvorhang: Niemand geringeres als der Foto-Weltstar Andreas Gursky (Foto oben rechts) machte die Aufnahme während seiner Studienzeit an der Düsseldorfer Kunstakademie und schenkte das Bild Baas Schnitzler. Die Müller Schlösser-Stube wurde zum 100. Geburtstag des Schneider-WibbelErfinders Hans Müller-Schlösser mit Erinnerungsstücken an den Düsseldorfer Dichter ausgestattet und 1984 eingeweiht. Schließlich erblickte der Poet 1884 gegenüber dem heutigen Uerige in der Rheinstraße 10 das Licht der Welt. Der Bildhauer Rudolf Christian Baisch schuf realistische Bronzebüsten von Müller-Schlösser (Foto oben Mitte) und von den beiden Schauspielern, die im Theater den Wibbel und seine Frau Tin verkörperten: Paul Henckels und Thea Grodtczinski. KABARETT, JAZZ UND KARNEVAL Der Uerige ist übers ganze Jahr auch immer wieder Ort von vielen Veranstaltungen: t Der Brauhaus Jazz findet etwa hat auch seinen festen Termin: darf: Der „Reine Tisch“, zu dem einmal im Monat sonntags ab t Es findet immer am 12.12. statt – der Kabarettist Frank Küster an 12 Uhr statt. egal, welcher Wochentag ist. Und jedem ersten Montag im Monat – t Zum traditionellen Weihnachtsnur an diesem Tag werden dann außer in der Sommerpausejazz wird immer am Dienstag vor die Eintrittskarten für die Schrotteinlädt. Weihnachten eingeladen. gala verkauft – meist sind sie t Und dann ist da noch der Sticke t Kult ist bereits die Schrottgala, die binnen weniger Minuten vergeben. Ausschank an jedem dritten unter Regie von Hermann Schmitz t Zum Nikolaus-Posaunen wird Dienstag im Januar und im am Karnevalsfreitag die Gäste vier am Nikolaustag (6. Dezember) Oktober, außerdem ist der Uerige Stunden zum Lachen bringt. eingeladen. bei der Jazz Rally über Pfingsten t Dort treten nur die Künstler auf, t Und noch etwas Besonderes, ebenfalls eine von vielen Bühnen die sich zuvor beim Schrottgaladas ebenfalls schon mit dem Wort mitten in der Altstadt. Casting behaupten konnten. Das „Tradition“ verbunden werden Dazu passen in die Holzvertäfelungen eingelassene Zeichnungen von Gerda Zintek mit Szenen aus Müller-Schlösser´schen Erzählungen und historische Fotografien kostümierter Bühnen-Schauspieler. Wer genau hinschaut, sieht über der Eingangstür ein schneeweißes Objekt: Es wurde vom international Thomas Weidemann EDV-Sachverständiger bekannten Düsseldorfer Künstler Imi Knoebel gestiftet, als der Künstlerstammtisch noch regelmäßig in der Stube tagte. Imi wollte wissen, ob sein weißes Kunstwerk in all dem Zigarettenrauch wohl eben so schnell vergilben würde wie die Wände. Das war allerdings vor dem Rauchverbot ... Dorothee Achenbach Mer e jrateleer n! e t s 0 5 1 zom Mitglied im Verband der Sachverständigen und Datenschutzbeauftragten e.V. !"#$%&'()'%*(#+,-. 0-11+,CDD,EDF%,0 (T) /0-11,23445$6)#7 0-11+,CDD,EDF%,-E (F) -/@,A)($9'5B !"!!#$%$%$$$$ 85#(#95:;<=49'544>28+65 ???+<=49'544>28+65 150 Jahre Uerige Glückwünsche vom schärfsten Laden in der Altstadt! Schneidwaren Börgermann Berger Strasse 15 40213 Düsseldorf/Altstadt Tel. 02 11 - 13 12 55 Fax 02 11 - 32 40 01 [email protected] www.boergermann.de Blumen Brüning F LORISTMEISTERBETRIEB Wir gratulieren zu 150 Jahren „dat leckere Dröppke“ und bedanken uns für die gute Zusammenarbeit. Blumen Brüning Carlsplatz C 10 · 40213 Düsseldorf · 0211 326278 150 jahre uerige Seite 14 150 jahre uerige Seite 15 WHISKY, WODKA UND CO. „Mach mal einen Wodka.“ Wenn der Chef - in diesem Fall Baas Michael Schnitzler – seinem Brenn-Meister André Meurer (beide Foto rechts) einen solchen Auftrag gibt, ist doch alles klar: Meurer muss einen Wodka machen. „War am Ende gar nicht so schwer“, meint er nun, wo die ersten Flaschen abgefüllt sind. Mit diesem neuen Wodka – der erst mal nur für die Toten Hosen als Geschenk zum 30-jährigen Band-Jubiläum gedacht war – erweitert der Uerige seine Bar, sein Portfolio, wirtschaftlich gesprochen. Angefangen hat es 2007 mit dem Stickum, einem Bierbrand. Weiter ging es mit dem Stickum Plus, der MODERNE BRAUKUNST IM STICKUM Der Uerige wächst mit seiner Beliebtheit und der Zahl seiner Gäste. Die Entwicklung ist an den Fassaden der Hausbrauerei abzulesen. Sie stammen aus verschiedenen Epochen: an der Ecke zur Bergerstraße die alte Gaststätte, die Keimzelle der Brauerei, daneben an der Straße Rheinort das Brauhaus aus den 1960er Jahren, an das sich dann das moderne Stickum anschließt. Es entspricht mit dem Wechsel von Ziegeln, Beton und Stahl und seinen großen Fenstern der modernen Auffassung von Gast- und Feierräumen und steht im Kontrast zu dem alten Haus mit seinen gemütlichen, liebevoll eingerichteten Stuben, die Tradition atmen. „In diesem alten Haus ist keine Wand gerade, wurden im Lauf der Jahre die unterschiedlichsten Materialien verbaut“, erzählt Uerige-Baas Michael Schnitzler. Es habe entsprechend viel Mühe gekostet, die alten Räume auf den erforderlichen Stand der Technik und Sicherheit zu bringen, ohne die gemütliche Atmosphäre, wie sie etwa in der Müller-Schlösser- Stube herrscht, zu zerstören. Das Wachstum des Uerige war immer mit einer Verjüngung der Brautechnik und der Produktionsanlagen verbunden. „Die grundsätzlichen Prinzipien des Brauens bleiben natürlich bestehen, sie werden nur durch moderne Methoden und Anlagen verfeinert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht“, erklärt Schnitzler. Ein großer Einschnitt in den 1970er Jahren war die Umstellung von Öl auf Gas als Energieträger für die Braugeräte. Die Emissionen waren geringer, die Brenner konnten genauer eingestellt werden. Im Sudhaus wird zudem mit Dampfkesseln gearbeitet, „das ist schonender für Produkt und spart auch Energie“, erklärt Schnitzler. Wie sein Vater Josef Schnitzler hat Schnitzler Umweltschutz und schonenden Umgang mit Ressourcen zum Programm des Uerige gemacht. Denn Bier, das nach dem Reinheitsgebot gebraut werde, müsse auch in einem umweltfreundlichen Betrieb produziert werden, so die Überzeugung von Josef und Michael Schnitzler. Diese Einstellung zeigt sich auch beim Wasserverbrauch: Bei der Sudpfanne wird heißes Wasser zurückgewonnen, in der Flaschenund Fassabfüllung kann das Wasser für mehrere Reinigungsgänge genutzt werden, bei denen Fässer und Flaschen vollautomatisch über Fließbänder laufen. Bei der komplexen Technik ist es kaum vorstellbar, dass die Flaschen bis in die 1980er Jahre noch im Handbetrieb abgefüllt wurden. „Der Bügelverschluss wurde noch per Hand an jeder Flasche geschlossen“, erzählt Schnitzler. Da diese Technik auf Dauer nicht mehr konkurrenzfähig war, mussten größere, leistungsfähigere Anlagen gebaut werden. Sie brauchten Platz. „Und in der Altstadt ist eigentlich nie genug Platz“, sagt Schnitzler. Aber die Produktion aus der Altstadt, aus dem Stammhaus auszulagern, kam für ihn nicht infrage. „Es ist ein gutes Gefühl, als Bierbrauer immer alles unter Kontrolle zu haben“, weiß Schnitzler aus Erfahrung. Und so schuf er etwas höheren Alkoholgehalt (46,8 statt 42,5 Volumenprozent) gebrannt. Die 4,5-Liter-Flasche, die Ende Februar ins Hotel gebracht wurde, ist schon einmal leer getrunken worden. Sie soll jetzt noch einmal aufgefüllt werden. Und dann ist das noch die Fassbrause, das nächste Getränk aus dem Uerige. Sie ist alkoholfrei, schmeckt – vor allem, wenn sie gekühlt ist – erfrischend und soll eine Alternative für Nicht-Biertrinker in der Brauerei sein. Wie auch der Schnaps und der Brand besteht die Fassbrause aus den gleichen Zutaten wie Bier. In diesem Fall aus Teilen des Weizenbieres – ohne Hefe und Alkohol. Diese Weizenwürze wird mit Limonade gemischt, die ebenfalls im Uerige hergestellt wird. „Aus Wasser, Holunderaromen und Vitamin C“, erklärt der Brenn-Meister. In diesen Tagen wird sogar an einer neuen Variante einer Fassbrause gebastelt – aber das ist im Moment noch ein Geheimnis der Brauer und Brenner. Anke Kronemeyer Burgplatz 29 Tel: 0211 - 500 800 0 40213 Düsseldorf - Altstadt Fax: 0211 - 500 800 22 Donaukreuzfahrt zum Schwarzen Meer Erleben Sie 9 Länder entlang der Donau 15-tägige Kreuzfahrt mit Vollpension an Bord eines luxuriösen 4*+ Schiffes ab € 1895,00 pro Person! ausreichend Platz in der Altstadt durch ausgeklügelte Anordnungen der Maschinen und Geräte, durch Ausnutzen der Keller und durch doppelte Nutzung. Wo im Stickum an Werktagen die „ICH TRINKE UERIGE,WEIL ... ... DAS UERIGE - WIE ALLE ANDEREN DÜSSELDORFER BRAUHÄUSER AUCH – EINFACH EIN STÜCK HEIMAT FÜR MICH IST. IN DIESEM FALL IST ES ABER AUCH DIE FAMILIE SCHNITZLER, DIE DIE ATMOSPHÄRE DORT PRÄGT. “ HEINZ-RICHARD HEINEMANN CHOCOLATIER aus Doppelsticke gebrannt und in Eichenfässern gelagert wird. Schnell war die Idee zum Whisky geboren, der ebenfalls in alten Fässern im Uerige reift. „Unsere 30 Fässer sind zurzeit voll“, so Meurer. Das heißt: Für die nächsten fünf oder sieben Jahre gibt es genug Whisky, der dort „Baas“ heißt. Die Lagerzeit beträgt mindestens drei Jahre, soll aber jetzt bei einigen Fässern auch auf fünf Jahre ausgedehnt werden. Wenn das Stickum am Wochenende seine Pforten öffnet, wird der Whisky dort auch ausgeschenkt. Zwei Centiliter kosten dann 8,15 Euro – und finden immer wieder reißenden Absatz. Ebenso im Breidenbacher Hof: Für das FünfSterne-Hotel an der Königsallee wurde eine extra Edition mit einem Lieferwagen anrollen, Fässer befüllt und ausgeliefert werden, genießen am Wochenende Gäste das Uerige. Das Nützliche verband Schnitzler dabei mit dem Besonderen – mit einer Brauerei, die ohne große Probleme besichtigt werden kann. „Bierbrauen ist kein geheimnisvoller Vorgang im dunklen Keller, sondern es bringt Freude beim Beobachten der einzelnen Schritte“, sagt Schnitzler. So ist im Stickum beispielsweise der Gärkeller zu sehen oder die Abfüllanlage – kurz: der Uerige ist eine gläserne Brauerei. Und zu sehen, wie das leckere Dröpke entsteht, macht das Uerige noch beliebter. Michael Brockerhoff „ICH TRINKE UERIGE,WEIL ... ... ICH ET UERIGE SEIT MEINER FRÜHESTEN KINDHEIT KENN - NOCH MIT RESOPAL-TISCHEN UND DEN ALTEN KLOS. MEIN OPA WAR DORT KÖBES, ICH MUSSTE IHN ABHOLEN, UND FÜR MICH WAR ES IMMER WIE UP D´R KIRMES: LAUT UND RÖMMELIG - NUR DIE BUNTEN LICHTER FEHLTEN. ICH FIND´S SCHÖN, DASS SICH ET UERIGE DIESE URSPRÜNGLICHKEIT ERHALTEN HAT: HIER SIND ALLE DÜSSELDORFER GLEICH, WO HÄT MER DAT SÖNS? “ MANES MECKENSTOCK KABARETTIST 03.10. - 17.10.2013 Passau - Wien - Esztergom - Budapest - Vokuvar - Belgrad - Svistov - Giurgiu St. Gheorge (Donaudelta) - Chiciu - Novi Sad - Fajsz - Ordas - Komarno Bratislava - Dürnstein - Melk - Passau Reisepreis pro Person: 2-Bett, außen Aufpreis Doppel- als Einzelkabine Haydn-Deck auf allen Decks ab € 1895,00 60% Eingeschlossene Leistungen: Kreuzfahrt ab/bis Passau ! Hafen- & Liegegebühren ! Begrüßungscocktail Vollpension ! „Budapest by night“ ! Besuch von St. Gheorge ! Bordreiseleitung ! Sonderreise an die Romantische Straße zum Last-Minute Preis ROTHENBURG O. D. TAUBER 07.10. - 10.10.2012 Busreise ! 3 Nächte im „Gasthof Rappen“ in Rothenburg ! Halbpension ! Besuch der Creglinger Feyerey ! Eintritt Herrgottskirche ! Stadtführung Rothenburg ! Eintritt St. Jakobuskirche ! Ausflug „Romantische Straße“ ! 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