Warndienst Baumschulen 16/2014
Transcrição
Warndienst Baumschulen 16/2014
PFLANZENSCHUTZ-WARNDIENST für die Baumschulen Abteilung Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt Ausgabe 16 23.10.2014 Thiensen 22 25373 Ellerhoop Telefon: 04120/7068-200 Telefax: 04120/7068-212 Sitkafichtenlaus Liosomaphis abietinum Der zu warme Oktober hat dazu geführt, dass die Laus sich bereits vermehrt. Bei Kontrollen in dieser Woche an Blaufichten in Weihnachtsbaumbeständen verschiedener Altersstufen konnte nesterweise oder an Einzelbäumen z. T. starker Befall festgestellt werden, der Bekämpfungsmaßnahmen erforderlich macht. In Baumschulen und Weihnachtsbaumquartieren sollten alle Fichtenarten durch Klopfproben auf Befall kontrolliert werden. Dazu wird eine helle, feste Unterlage unter die Zweige im Inneren eines Baumes geführt und auf die Zweige geklopft. Auf der Unterlage sind dann gegebenenfalls die grünen Sitkafichtenläuse mit bloßem Auge oder mit einer Lupe gut zu erkennen. Aber auch Spinnen, Käfer, Wanzen und auffällig bewegliche, springende graubraune, wenige Millimeter lange Springschwänze können beim Klopfen auf die Unterlage herabfallen. Gerade die Springschwänze werden immer wieder mit der Laus verwechselt, sie sind jedoch nicht schädigend. Bekämpfung bei festgestelltem Befall: Bulldock 0,3 l/ha (§ 22), Decis flüssig 0,3 l/ha (§ 22), Karate Forst Flüssig 75 ml/ha, Karate Zeon 75 ml/ha (§ 22), Micula (WS: Rapsöl) 10 l/ha je Meter Baumhöhe, Plenum 50 WG 240 – 480 g/ha (je nach Baumhöhe), Pirimor Granulat 250 - 500 g/ha (je nach Baumhöhe), Spruzit NEU (WS: Pyrethrine + Rapsöl) 6-12 l/ha je nach Baumhöhe. Blaufichten, die in diesem Jahr als Topfpflanzen oder als geschlagene Weihnachtsbäume zum Verkauf kommen, sollten mit Micula oder Spruzit NEU behandelt werden. Beide gehören keiner Gefahrstoffklasse an und sind auch bei niedrigen Temperaturen wirksam. Herbstanwendung Glyphosat-haltiger Herbizide in Nadelgehölzen Zurzeit sind über 90 verschiedene Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosat zugelassen. Der Wirkstoffanteil liegt zwischen 7,2 g/l bei gebrauchsfertigen Präparaten zur unverdünnten Anwendung im Haus- und Kleingarten und bis zu 720 g/kg in Präparaten für Landwirtschaft, Gartenbau, Forst und Weinbau. Der überwiegende Teil der Präparate sind wasserlösliche Konzentrate (SL) mit 360 g/l Wirkstoff. Einige sind wasserlösliche Granulate (SG), wie z.B. Roundup TURBO plus mit 680 g/kg Wirkstoff. Der unterschiedlich hohe Wirkstoffanteil und insbesondere verschiedene Zusatzstoffe erhöhen Regenstabilität und Wirksamkeit, können aber auch die Gehölzverträglichkeit bei Überkopfanwendungen mindern. Zur Beseitigung vorhandener Unkräuter und Gräser ist in Weihnachtsbaum- und Baumschulquartieren sowie Verschulbeeten von Nadelgehölzen wie Abies nordmanniana, Picea pungens „Glauca“ und Picea abies die Überkopfanwendung Roundup Ultra möglich. Die Aufwandmenge sollte bei einem Produkt mit 360 g/l Wirkstoff, wie z.B. Roundup Ultra, 1 – 2 l/ha betragen. Blühende und samentragende Unkräuter können mit den geringen Aufwandmengen allerdings nicht bekämpft, sondern häufig nur geschädigt werden. Sie sind dann im Zwischenreihenverfahren mit höherer Dosierung zu behandeln oder mechanisch zu entfernen. Empfehlenswert sind die Behandlungen ab Mitte Oktober bis Ende November, wobei Verkaufsquartiere auszunehmen sind. Die Wirkung tritt auch bei niedrigen Temperaturen ein, allerdings ist die Wirkungsgeschwindigkeit geringer. Bei zu früher Herbstanwendung und bei milden Witterungsperioden im Winter oder zeitigen Frühjahr kann es zu Neuauflauf von Unkräutern und Gräsern kommen. Wirkungsspektrum Glyphosat-haltiger Herbizide mit 360 g/l Wirkstoff Aufwandmenge/ha 1,0 - 2,0 l/ha Gut bekämpfbar u.a. Einjährige Rispe andere einjährige Gräser Amarant Gemeines Kreuzkraut Hirtentäschelkraut Kanadisches Berufkraut Klettenlabkraut Vogelmiere Weidenröschen, Neuauflauf Weißer Gänsefuß Windender Knöterich Ausfallraps Keine Wirkung oder nur Schädigung Ackerstiefmütterchen Breitwegerich Gemeine Quecke Kamille-Arten Kleine Brennnessel Löwenzahn Schmalblättriges Weidenröschen, mehrjährig Schwarzer Nachtschatten Storchenschnabel-Arten (Geranium) Taubnessel Brombeere, Himbeere, Laubgehölze (Ahorn, Birke, Esche, Pappel, Weide) Bei der Anwendung von Glyphosat-haltigen Herbiziden mit Feldspritzen über Pflanzen und Bäume ist folgendes zu beachten: Die Überkopfanwendung erfolgt in eigener Verantwortung des Anwenders. Die Pflanzen müssen zur Zeit der Anwendung ausgereift sein. Bei Präparaten mit 360 g/l Wirkstoff Glyphosat sollte die Aufwandmenge nicht mehr als 2,0 l/ha betragen. Höhere Aufwandmengen sind zwar wirksamer und können bei einmaliger Anwendung verträglich sein, führen aber bei wiederholter, mehrjähriger Behandlung einer Kultur zu Schäden. Diese äußern sich durch Knospendeformationen, verzögerten oder ausbleibenden Austrieb, auffälliger Kurznadeligkeit und Kurztriebigkeit sowie Trieb- und Knospendeformationen. Glyphosat dringt bei Frühjahrsanwendung leichter in die Nadeln der Bäume ein als bei einer Herbstanwendung. Die Wasseraufwandmenge sollte 400 - 500 l/ha betragen. Durch geringere Wassermengen erhöht sich die Wirkstoffkonzentration der Spritzbrühe und somit die Aufnahmefähigkeit über die Nadeln. Empfindliche Baumarten nicht überkopf behandeln. Hierzu gehören u.a. Abies concolor, Abies procera (A. nobilis), Abies koreana, Abies lasiocarpa, Chamaecyparis, Larix, Pinus silvestris, Pinus strobus, Pseudotsuga und Thuja. Wühlmaus oder Schermaus Arvicola terrestris In Laub- und Nadelholzquartieren in Baumschulen sowie in Weihnachtsbaumkulturen fallen zum Herbst hin wieder abgestorbene oder geschädigte Pflanzen auf, deren Wurzeln von Wühlmäusen abgefressen wurden. An geschädigten Laubgehölzen verfärben sich die Blätter frühzeitig, die Pflanzen sind meistens kleiner. Da die Seitenwurzeln und auch teilweise die Hauptwurzeln abgefressen sind, lassen sie sich leicht aus dem Boden ziehen. Die Nadeln geschädigter Koniferen werden erst gelb, dann rot oder braun. Die Körperlänge der Maus beträgt etwa 12-23 cm bei einem Gewicht von 120-150 g. Ihr Fell ist braun bis schwarz-braun. Sie hat große, kräftige Hinterfüße und vorstehende Nagezähne. Die Vermehrungsrate ist hoch, bereits nach zwei Monaten ist die Maus geschlechtsreif. Es werden 5 Generationen im Jahr gebildet, in Jahren mit milden Wintern auch mehr. Sie ist ein reiner Pflanzenfresser und bevorzugt Wurzeln von Klee, Löwenzahn, Ampfer, Wegerich und Quecke. Im Herbst ist die Fraßtätigkeit besonders intensiv, weil unterirdische Vorratskammern für den Winter angelegt werden. Somit ist auch das verstärkte Auftreten der Schäden an Gehölzen zu erklären. 2 Die Gänge der Wühlmaus sind hochoval, ca. 7 cm hoch und 5 cm breit. Sie verlaufen dicht unter der Erdoberfläche und sind am aufgewölbten Boden erkennbar. Zum Herbst hin werden neben den Gängen Erdhügel aufgeworfen. Maulwurfgänge sind im Vergleich breitoval. Das Gangsystem der Schermaus hat eine Länge von durchschnittlich 25 m, kann aber auch bis zu 40 m betragen. Häufig folgen die Gänge den Pflanzenreihen, weil die Wühlmaus lockeren Boden liebt. Zur erfolgreichen Dezimierung sind die natürlichen Feinde oft nicht in genügender Zahl vorhanden. Hierzu zählen neben Fuchs, Katze und Wiesel auch Greifvögel wie Eule, Mäusebussard und Turmfalke. Die Bekämpfung kann mit Fallen oder zugelassenen Rodentiziden erfolgen. Es stehen eine Vielzahl von Präparaten aus mehreren Wirkstoffgruppen zur Verfügung, von denen einige beispielhaftt in der folgenden Tabelle aufgeführt sind. Zum Schutz anderer Tiere sind die Präparate versdeckt in Tonröhren, Köderstationen oder tief in die Gänge zu plazieren. Wirkstoff Präparat (Beispiele) Dosierung geg. Schermaus Besondere Hinweise/ Bemerkungen/ Calciumcarbid -Detia Wühlmausgas -Wühlmaus-Gas Arrex -Prontox-Wühlmausgas 5 g/Bau 5 g/Bau 6 g/Gang C (ätzend), F, B3 C, F (leichtentzündlich), B3 C, F, B3 Calciumphosphid -Polytanol -Polytanol P Zinkphosphid 8 g je 8-10m Ganglänge F, N, T, B3, NW 702 5 Stck. je 8-10m Gangl. N, T+, B3, NW 704 -Delicia Wühlmaus-Riegel 1 Stück je 3-5 m Gangl. N, B3, NW 704 oder je Köderstelle -Wühlmausköder Arrex 5 g je 8-10m Ganglänge N, Xn, B3, NW 704 -Ratron Schermaus-Sticks 1 Stck je 3-5m Gangl. N, B3, NW 704 oder je Köderstelle Von Wühlmäusen abgefressene Wurzeln an Abies nordmanniana in einem Weihnachtsbaumquartier Nesterweise gelbnadelige Abies nordmanniana durch Wurzelfraß von Wühlmäusen in einem Weihnachtsbaumquartier Dieser Hinweis entbindet den Anwender nicht, die jeweilige Zulassungssituation und die Gebrauchsanleitung genau zu beachten. Die Vervielfältigung oder ungekürzte oder unveränderte Veröffentlichung dieses Warndienstes ist genehmigungs- und gebührenpflichtig. 3