ASCHAFFENBURG 15 - am Hanns-Seidel

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ASCHAFFENBURG 15 - am Hanns-Seidel
ASCHAFFENBURG
Nachrichten
Vermisster Haibacher
wieder daheim
ASCHAFFENBURG/HAIBACH. Ein am
Dienstagvormittag als vermisst gemeldeter 54-jähriger Mann aus
Haibach ist am Nachmittag wohlbehalten zu seiner Familie zurückgebracht worden. Laut Polizei
war der gesundheitlich eingeschränkte Mann seit Montag nicht
mehr gesehen worden. Eine großangelegte Suchaktion mit Hubschrauber, Bereitschaftspolizei und
Hundestaffel wurde eingeleitet.
Durch Hinweise aus der Bevölkerung wurde der erschöpfte Mann
schließlich am Dienstag um 13.20
Uhr in der Aschaffenburger Innenstadt entdeckt und zu seiner
Familie zurückgebracht. jos
Einbrecher öffnen Tresor
in Autowerkstatt
ASCHAFFENBURG. Einbrecher sind in
der Nacht zum Dienstag in eine
Autowerkstatt in der Hanauer
Straße eingestiegen. Sie öffneten
gewaltsam einen Tresor und
türmten mit wenigen Hundert Euro
Bargeld. Wie die Kriminalpolizei
gestern berichtete, sind die Einbrecher zwischen 18 und 7 Uhr
vermutlich über das Dach in die
Werkstatt gelangt. Neben dem Geld
fehlt noch ein Laptop. Den angerichteten Sachschaden schätzt die
Kripo auf etwa 2000 Euro. joe
b
Hinweise an die Kriminalpolizei
Tel. 0 60 21 / 8 57-17 32
Heute im Kalender
Besucher des Aschaffenburger
Irish Pub können heute ihr sängerisches Talent unter Beweis
stellen. Lieder werden ab 20 Uhr
bei der Karaoke-Party geträllert.
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MITTWOCH, 25. JANUAR 2012
Politik hält am Bayern-Abi fest
BUMM
Schule: Landtagsabgeordnete stellen sich am Seidel-Gymnasium aktuellen Bildungsfragen – Von Schülern organisiert
ASCHAFFENBURG/HÖSBACH. Wenn sich am
Streit um
mitgehörte
Telefonate
Gericht: Beweisen sie
den Kokainschmuggel?
Die Nähe zu Hessen – ein Vorteil
ASCHAFFENBURG. Im Prozess wegen Ko-
»Jetzt fragen wir« – Hanns-Seidel-Gymnasiasten haben mit Helge Blanke (hinten) die Bildungsdiskussion mit Landtagsabgeordneten organisiert
(von links, vorne): Laura Georg, Julia Sauer, Christoph Endres, Andreas Bauer, Alexander Grünewald, Barbara Klinger und Hannah Lorenz sowie
(hinten) Leon Häfner, Simon Donath, Alexander Gitter, Arkus Höflich, Jannis Hahn, Jan Hodai und Benjamin Eisert.
Foto: Harald Schreiber
Einem Zentralabitur erteilen alle vier
eine Absage. Auch ein einheitliches
Abitur in Kernfächern sei nicht machbar, schon aus logistischen Gründen,
bezieht sich König auf die unterschiedlichen Ferienzeiten. Die Zulassungsbedingungen der Hochschulen
nach Bundesländern zu variieren – das
lehnten ebenfalls alle vier ab.
G 8: Weniger Qualität und Zeit
lasse sich aber nicht durch einen Neustart korrigieren, so Mütze, sondern nur
durch Reformen im laufenden Betrieb.
Er plädiert für das Ganztagsgymnasium, das durch rhythmisierten Unterricht die Schüler entlaste.
Weiter geht die SPD laut Pranghofer: Statt am 45-Minuten-Takt des Unterrichts festhalten zu müssen, sollten
die Schulen frei über das Stundenkontingent der einzelnen Fächer entscheiden dürfen, also auch mehrstündige Blöcke bilden können. Die FDP
habe einen ähnlichen Ansatz, berichtet Klein. Doch bei keinem Modell kämen die Schüler ohne zusätzliche
Hausaufgaben aus.
nicht von Politikern, sondern von Lehrern gemacht.
Ein Hemmschuh sind die großen
Klassen mit 27,5 Schüler im Durchschnitt am HSG. Das ist zu viel für ein
effektives Lernen, sagen 91 Prozent der
Lehrer. Ob das Kultusministerium jetzt
die Stellen geschaffen hat, um die
Klassen zu verkleinern, das ließ sich
(auch) an diesem Abend nicht klären.
Reformen nur von unten
Sind die Anforderungen in anderen
Bundesländern leichter? Mütze bezweifelt das. Es werde nur unterschiedlich gewichtet, etwa bei mündlichen oder schriftlichen Leistungen,
erläutert er am Beispiel Hessen. Karin
Pranghofer fügt hinzu: »In den Chefetagen sitzen keineswegs nur Bayern.«
König, der nicht in Hessen wohnt,
räumt Unterschiede ein. Die Kultusministerkonferenz arbeite bereits auf
vergleichbare Anforderungen für das
Abitur hin. Er hält aber fest: »Dann bitte auf bayerischem Niveau.«
Ein zweiter Schwerpunkt: das achtjährige Gymnasium. Auch nach dem
ersten Durchlauf will die Kritik nicht
verstummen, wie die Schüler mit repräsentativen Umfragen unter Lehrern und Schülern belegen.
71 Prozent der HSG-Lehrer sagen,
die Lehrplanqualität sei am G 8 gesunken und die Schüler hätten zu wenig Zeit. Die Schülerumfrage bestätigt
das: Im Durchschnitt verbringen die
Jahrgänge der Oberstufe deutlich mehr
als zwölf Stunden in der Schule und mit
Hausaufgaben.
Für Karin Pranghofer ist klar: Das
G 8 leide bis heute am »Geburtsfehler«
seiner überhasteten Einführung. Der
» Der Bildungsföderalismus
in Deutschland
ist kein Luxus. «
» Vergleichbares Abitur?
Dann bitte
auf bayerischem Niveau. «
» In den Chefetagen
sitzen
keineswegs nur Bayern. «
» In Hessen war wichtiger,
was ich gesagt habe, als das,
was ich geschrieben habe. «
Karsten Klein, FDP
Alexander König, CSU
Karin Pranghofer, SPD
Thomas Mütze, Grüne
Absage an Zentralabitur
Für die . . .
… Einführung des achtjährigen
Gymnasiums habe es auch demografische Gründe gegeben, sagt der
FDP-Landtagsabgeordnete Karsten
Klein: Die Jugendlichen zahlten
früher Beiträge in die Sozialkassen.
Dann sei das Rentenproblem ja
gelöst, gibt der Moderator der Bildungsdiskussion schlagfertig zurück. »Wir müssen nur die Schulzeit immer weiter verkürzen.«
bayerischen Schulsystem etwas ändern soll, kommt der Anstoß eher vom
Zwang der Demografie als vom politischen Reformwillen, der sich an den
Bedürfnissen von Lehrern und Schülern orientiert: Deutlich gemacht hat
das die Podiumsdiskussion zum Thema Bildung am Montagabend im Hösbacher Hanns-Seidel-Gymnasium.
15 Schüler des zwölften Jahrgangs
hatten die Diskussionsrunde optimal
vorbereitet. Die Fragen an die Landtagsabgeordneten Karin Pranghofer
(SPD), Karsten Klein (FDP) und Thomas Mütze (Grüne) aus Aschaffenburg
sowie Alexander König (CSU) aus Hof
folgten lebensnah den Interessen und
Problemen der Schüler. Beim Publikum fand der Abend große Resonanz,
die HSG-Mensa war voll besetzt. Doch
das Podium entpuppte sich als eine
große Koalition des Festhaltens.
Das zeigt sich schon bei der Frage nach
dem Bildungsföderalismus, einem
Schwerpunkt des Abends. »Wie lange
will sich Deutschland diesen Luxus
noch leisten«, verweist Moderator
Benjamin Eisert auf den Flickenteppich der Schulsysteme und Lehrpläne
der Bundesländer bis hin zu den Anforderungen an das Abitur: Um Studienplätze konkurrieren die bayerischen
Schüler mit Abiturienten, die mit weniger Aufwand dieselben oder bessere
Schnitte erreichen.
»Bildungsföderalismus ist kein Luxus«, sagt Klein, wenngleich er Probleme für Schüler aus Familien sieht, die
in andere Bundesländer wechseln.
Schüler aus dem bayerischen Grenzgebiet profitierten sogar davon, so
Klein. Mütze bestätigt das, ihm habe
der Wechsel nach Hessen den Weg von
der Realschule zum Abitur geebnet.
15
Klassenstärke und Lehrerzahl
König zeigt für die Klagen über Zeitmangel wenig Verständnis. Während
Pranghofer anerkennt, dass Schüler
mit einer Unterrichts- und Lernzeit von
13 bis 14 Stunden am Tag mehr leisten
als normale Arbeitnehmer, sieht der
CSU-Mann keinen Unterschied zu
gleichaltrigen Lehrlingen. Kritik am
Lehrplan weist er zurück: Der werde
Gibt es einen Willen, das Schulsystem
zu verändern? Der Wille sei da, selbst
bei der CSU: Mütze verweist auf deren
Einführung der Mittelschule, um
Schulstandorte zu erhalten. Grüne (und
SPD) verfolgen das Modell der Gemeinschaftsschule, das auch weiterführende Zweige wohnortnah vorsieht. Die Grünen hätten aber aus
Hamburg gelernt: Dort scheiterte die
Gemeinschaftsschule im Bürgerentscheid. Mützes Fazit: Reformen ließen
sich nicht von der Politik anordnen, sie
müssten von unten ausgehen.
Da war der Abend in Hösbach also
richtig.
Peter Freudenberger
kainschmuggels von Mittelamerika
nach Rumänien hat Uwe Jander, der
Vorsitzende Richter der Großen Strafkammer des Landgerichts Aschaffenburg, gestern die Mitschnitte von Telefonaten der angeblichen Beteiligten
verlesen. Wie diese einzuschätzen sind
– darüber sind Staatsanwalt und Verteidiger unterschiedlicher Meinung.
Vor Gericht müssen sich seit November vier Rumänen verantworten,
die im April des vergangenen Jahres
angeblich 177 Fingerlinge mit Kokain
von Nicaragua über Deutschland nach
Bukarest schmuggeln wollten: Ein 23und ein 24-Jähriger hatten die heiße
Fracht im Magen, fungierten also als
»Bodypacker«. Die beiden anderen – 24
und 30 Jahre alt – sollen die Kuriere in
Frankfurt abgeholt haben, um sie nach
Bukarest zu bringen.
Dass der Drogenschmuggel vereinbart wurde, sollen die Telefonate beweisen. In einem gestern vorgelegten
Gespräch ging es beispielsweise um
etwas, was in den drei Tagen nach dem
10. passieren soll. Die Rede war von einem Ticket und der Zahl 3200. Möglich, dass es sich dabei um den Flug der
»Bodypacker« von Mexiko nach
Frankfurt und den Preis dafür gehandelt haben könnte. Erwischt wurden die
Angeklagten am 12. April.
Verteidiger Christoph Jahrsdörfer
hält den Wert solcher Beweise für gering: Zum einen sei nicht klar, ob die
Gespräche seinem Mandanten zuzuordnen sind. Zum anderen hätten die
rumänischen Behörden die Mitschnitte willkürlich ausgewählt. Für
ein schlüssiges Gesamtbild müssten
nach Ansicht des Anwalts alle Telefonate seines Mandanten vorgelegt
werden. Staatsanwalt Thorsten Kemmerer hält dagegen: Für die Schuld
der Angeklagten gebe es genug andere
Beweise. Was die Männer am Telefon
gesagt haben, runde das Bild nur noch
weiter ab.
Gescheitert ist der Versuch, die im
rumänischen Gefängnis sitzenden angeblichen Komplizen der Angeklagten
zur Vernehmung nach Deutschland zu
holen: Diese wollen hier nicht aussagen und können dazu auch nicht gezwungen werden, teilten die rumänischen Behörden dem Aschaffenburger
Gericht mit.
Der Prozess wird am 6. Februar
fortgesetzt.
wdr