Praktikumsbericht 1

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Praktikumsbericht 1
Inhaltsverzeichnis
1. Intention des Berichts ...............................................................................................................2
2. Vorbereitung auf das Praktikum ...............................................................................................3
2.1 Anleitung und Tipps aus Erfurt ......................................................................................3
2.2 Medizinische Vorbereitungen .........................................................................................3
2.3 Meine Packliste ..............................................................................................................3
2.4 Thematische Vorbereitungen ..........................................................................................5
3. An- und Abreise .......................................................................................................................7
4. Erste Eindrücke vor Ort ............................................................................................................8
5. Meine Unterkunft .....................................................................................................................9
5.1 Die Unterkunft beim Schuldirektor ................................................................................9
5.2 Die Unterkunft beim Projektkoordinator ........................................................................9
6. Die ersten Tage in Gambia .....................................................................................................11
7. Land und Leute ......................................................................................................................12
7.1 Land .............................................................................................................................12
7.2 Leute ............................................................................................................................14
8. Der dindingo e.V. Kindergarten Erfurt ...................................................................................15
9. Abschließende Bemerkungen .................................................................................................17
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1. Intention des Berichts
Dieser Praktikumsbericht soll Eindrücke und Einblicke in meine Erfahrungen ermöglichen, die
ich in den drei Monaten meines Aufenthalts in Gambia gemacht habe. Außerdem möchte ich
einen kleinen Einblick in meine Arbeit im Kindergarten Erfurt in Mandinaba geben. Für
kommende Praktikanten mag dies einige Fragen vorab beantworten oder auch neue Ideen
aufwerfen. Die Schilderungen beruhen auf subjektiven Wahrnehmungen und sollten daher auch
unter diesem Aspekt gelesen werden, da jeder Mensch Dinge anders wahrnimmt, interpretiert
und für sich erlebt.
Da mir der Praktikumsbericht von Daniel Diegmann (einsehbar auf der Homepage des dindingo
e.V.) in vielen Fragen Antworten gegeben hat und meines Erachtens eine sinnvolle Schilderung
der Gegebenheiten und Besonderheiten des Lebens in Gambia darstellt, beziehe ich mich in
meinen Ausführungen manches Mal auf seine Darlegungen. Das erspart mir das erneute
Beschreiben und gibt mir die Möglichkeit seine Schilderungen mit meinen Eindrücken zu
ergänzen.
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2. Vorbereitung auf das Praktikum
2.1 Anleitung und Tipps aus Erfurt
Zur ersten Vorbereitung auf mein Praktikum habe ich den Praktikantenkatalog des Vereins
sowie den Praktikumsbericht von Daniel Diegmann durchgelesen, die beide auf der Homepage
des Vereins zu finden sind. Meines Erachtens geben beide Berichte einen guten ersten Eindruck
über das Leben in Gambia und das Praktikum im Kindergarten Erfurt.
Zur weiteren Vorbereitung bin ich nach Erfurt gefahren, um die Mitglieder des Vereins kennen
zu lernen. Praktischerweise war auch die vorherige Praktikantin anwesend, sodass ich eine
Vielzahl von Leuten über das Land, die Leute und alles Wissenswerte fragen konnte. Diese
Antworten haben mir sehr viele Informationen vermittelt und erste Erwartungshaltungen
ermöglicht. Den Kontakt zu vorherigen PraktikantInnen halte ich für sinnvoll, da so hilfreiche
Informationen über den Aufenthalt als PraktikantIn ausgetauscht werden können.
2.2 Medizinische Vorbereitungen
Zum Zeitpunkt meiner Reisevorbereitungen habe ich in Braunschweig gewohnt, wo das
Gesundheitsamt über eine Tropenärztin verfügt, die mich zu den Reiseimpfungen und der
Malariaprophylaxe beraten hat. Aufgrund dieser Beratung habe ich mich neben der
unabdingbaren Gelbfieberimpfung gegen Hepatitis A und B, Typhus und Meningokokken
impfen lassen. Als Malariaprophylaxe nahm ich Lariam, das mir empfohlen wurde, da es nur
einmal wöchentlich eingenommen werden muss und man somit nicht mehrere Monate täglich
Tabletten nehmen muss. Von den beschriebenen Nebenwirkungen, die viele Menschen vom
Gebrauch der Lariam abschrecken, hatte ich keine.
Als Reiseapotheke nahm ich Mittel gegen (Kopf-)Schmerzen, Übelkeit, Magenprobleme
(sowohl gegen Erbrechen als auch gegen Durchfall), Halsschmerzen und Husten mit. Außerdem
kamen fiebersenkende Medikamente, Salben gegen Wunden und Entzündungen, Fenistil für die
Behandlung von Mückenstichen und Sonnenbrand, Pflaster und Verbandsmaterial (im Erste
Hilfe Set) sowie Augensalbe und Augentropfen mit.
2.3 Meine Packliste
Kleidung:
-
1 Jeans, 3 leichte (Leinen-)Hosen
3 ¾-Hosen
1 Rock (sinnvoll für Hochzeiten, Taufen etc., wenn sich alle in ihre besten Kleider
werfen)
3
-
T-Shirts und Tops (schulterfrei zu tragen ist in Gambia nicht anstößig)
2 Tuniken
2 Sweatshirts und 1 Mikrofleecejacke (für die kühleren Abende Ende Dezember und im
Januar)
Unterwäsche, Socken
Badeanzug (ich habe manches Mal am Strand ein leichtes Kleid zum Überziehen
vermisst, das vielleicht als Ergänzung und Anregung)
Schlafklamotten
Tuch (sinnvoll bei den Fahrten im Buschtaxi, wenn der Fahrtwind zieht oder am Strand
als Kopfbedeckung)
Schuhe:
-
Sneakers
Flipflops und Sandalen (die meistgenutzten Schuhe)
Ballerinas
Laufschuhe (habe ich nicht einmal genutzt, zum Laufen war es mir zu warm und für
alles andere haben die anderen Schuhe vollkommen gereicht)
Handtücher und zum Schlafen:
-
Handtücher (ich hatte eines für den Strand, ein Duschhandtuch und ein normales
Handtuch dabei und mir hat das völlig ausgereicht)
Moskitonetz (und einen Haken, den man an der Decke befestigen kann ± sowie etwas
Schnur, die ich allerdings nicht brauchte)
das Inlay eines Schlafsackes oder ein Laken als Decke (ein Schlafsack wäre viel zu
warm)
Drogerieartikel:
-
Sonnencreme
Autan
Taschentücher
für Praktikantinnen empfiehlt sich die ausreichende Mitnahme von Tampons/Binden
Kernseife zum Waschen (meines Erachtens sinnvoller als Rei in der Tube oder
dergleichen)
Desinfektionsgel für die Hände (ist manches Mal auf Ausflügen angenehm gewesen,
welches dabei gehabt zu haben)
Pinzette, Nagelschere, Fieberthermometer
und alles, was man für die tägliche Köperhygiene braucht (Duschgel, Shampoo, Creme,
Seife, Zahnbürste und Zahnpasta, Deo ± dazu kann ich sagen, dass es aber auch vieles
in Gambia zu kaufen gibt: in Serekunda in den Drogeriemärkten gibt es Nivea- und
Dove-Artikel, Zahnpasta und einfache (Dusch-)Seife gibt es in Brikama auf dem Markt
usw.)
Sonstiges:
-
Sonnenbrille
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-
-
Fotos von der Familie und von Freunden (haben sich gefreut, als ich meine Familie so
vorstellen konnte)
Kerzen und Streichhölzer
Taschenlampe und ggf. Batterien (gambische halten nicht so lange)
Taschenmesser
Wecker
Steckdosenadapter (ist zu empfehlen, geht aber auch ohne)
Lektüre
Reiseführer (Ich hatte im Vorfeld den englischsprachigen Lonely Planet (2009) gelesen,
sowie das deutschsprachige Werk Ä*DPELD.OHLQHV8UODXEVSDUDGLHVLQ:HVWDIULND0LW
Ausflügen in den Senegal. Der anspruchsvolle Begleiter für ihre Reise nach Gambia³
von Ilona Hupe und Manfred Vachal (2007), beide Bücher versorgen mit sinnvollen
und praktischen Informationen im Bezug auf die Reisevorbereitung, über das Land, die
Leute und das Leben in Gambia sowie mögliche und interessante Reise- und
Ausflugsziele vor Ort.)
Reisewörterbuch
Schreibutensilien (sehr zu empfehlen ist eine leere Kladde, die als Reisetagebuch gute
Dienste erweist, sei es zum späteren Erinnern der Besonderheiten (denn das, was am
Anfang ungewohnt, aufregend und neu ist, verliert schnell an Besonderheit, je länger
man vor Ort ist) oder aber zum Abschalten und sortieren der Gedanken und Eindrücke.
Dokumente:
-
-
Reisepass (es empfiehlt sich, in Gambia nur mit Kopien des Reisepasses unterwegs zu
sein und das Original wie auch das Geld oder die Travellerschecks beim
Projektkoordinator Pa Jagana zu deponieren ± im Falle des Verlustes erspart man sich
so manche Unannehmlichkeit, allerdings sollte beim Kopieren darauf geachtet werden,
dass auch der Visastempel vom Flughafen bzw. vom Migration Office mit kopiert wird)
Impfausweis (auch hier hatte ich ein Kopie dabei und das Original weggeschlossen)
Auslandskrankenversicherungsnachweis
Flugtickets
2.4 Thematische Vorbereitungen
An dieser Stelle kann ich empfehlen, mit dem Verein einige Aufgaben und mögliche
Arbeitsfelder vorab zu klären und abzusprechen. Sicher findet man immer vor Ort noch das ein
oder andere Betätigungsfeld, aber wenn man schon mal mit ersten Ideen und Aufgaben
ausgestattet die Reise antritt, dann weiß man ungefähr, was man machen kann und kann dies
auch gleich beginnen umzusetzen. Geht man mit dem Vorhaben nach Gambia als unterstützende
Lehrkraft tätig zu sein, sind genaue Überlegungen über Unterrichtsgestaltung und ±inhalte
meines
Erachtens
unbedingt
notwendig.
Dementsprechend
lassen
sich
die
Unterrichtsvorbereitungen in Deutschland machen und je nach Vorhaben die Materialien
besorgen usw.
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Des Weiteren unterstütze ich die Anmerkung von Daniel Diegmann im Vorfeld ein geklärtes
Rollenverständnis zu entwickeln, da weder die LehrerInnen noch anderweitig am Projekt
Beteiligte zur Rollen-, Funktions- und Aufgabenfindung beitragen können. Auch wird man als
PraktikantIn oftmals von den Lehrern auf alle vermeintlichen Mängel (zu wenig Kinder in den
Klassen, zu wenig Klassenräume, schwieriges Aufnahmeverfahren der Schüler am Anfang des
Jahres usw.) hingewiesen ± mit der Erwartung, dass die PraktikantInnen dann etwas ändern
werden, was außerhalb deren Verantwortungsbereiches liegt und den Lehrern und
PraktikantInnen auch klar gemacht werden sollte. Ich habe dann immer gesagt, ich könne
diesbezüglich keine Entscheidungen treffen, aber ich würde mir anhören, was sie als
Verbesserungsvorschläge haben und diese dann ggf. an den Verein weitergeben. Bei mir war es
auch so, dass die Lehrer sich bei mir beklagt haben, dass zu wenig Zahnpasta gekauft wird oder
die Materialien im First Aid Room aufgebraucht sind usw. In dem Fall halte ich es für sinnvoll
Strukturen mit den Lehrern zu erschaffen, die eine eigenverantwortliche Selbstverwaltung
ermöglichen, da es sowohl Zahnpasta als auch Verbandsmaterialien usw. in Gambia zu kaufen
gibt. Den Lehrern fehlt momentan noch der Blick dafür, sodass sie glauben, auf PraktikantInnen
oder Besucher warten zu müssen, da diese dann die fehlenden Sachen aus Deutschland
mitbringen. Diesbezüglich habe ich bereits versucht, ihnen die Selbstverwaltung beim
Organisieren der Zahnpasta und des Verbandszeugs näher zu bringen. Dabei ist es auch sinnvoll
den Schuldirektor mehr mit in die Abläufe einzubinden, was in meiner Zeit nur selten der Fall
war, da dieser häufig der Schule fern geblieben ist, sodass ich den LehrerInnen meistens als
Ansprechpartner für die oben genannten Themen galt.
Weiterhin erscheint mir das Erfragen und Diskutieren der gewünschten Abläufe in der Schule
zur Vorbereitung als angemessen, z.B. wie das Zahnputzprojekt oder das Schulessen oder die
Unterrichtszeiten ablaufen sollten. Herrscht da bei den Praktikanten Klarheit, können
Mängel/Abweichungen von den Strukturen zügig besprochen und ggf. behoben werden. Auch
Vorbereitungen in Erste Hilfe- Fragen oder zum Thema der Hygiene sind sinnvoll, da die
Lehrer über medizinische Versorgung wenig Wissen haben. Dieses kann durch Praktikanten (in
Form von kleinen Workshops) regelmäßig aufgefrischt werden und kommt dann sicher auch
den Kindern in der Schule zugute.
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3. An- und Abreise
Ich habe mit dem Reisebüro African World Touristik GmbH aus Düsseldorf meine Flüge
gebucht. Frau Badje ist in dem Reisebüro die richtige Ansprechpartnerin für Reisen nach
Gambia und ich war sowohl mit dem Service als auch mit dem Preis schlussendlich zufrieden.
Mehr Informationen über das Reisebüro oder die Reise nach Gambia gibt es im Internet
(http://www.africanworld.de) oder am Telefon (0211-302069220). Geflogen bin ich mit
Brussels Airlines von Hamburg über Brüssel nach Banjul und auf gleichem Wege in
umgekehrter Städtefolge zurück. Am Flughafen bin ich vom Schuldirektor, seinem Sohn und
einem Sohn des Projektkoordinators abgeholt worden. Vom Flughafen fährt man dann noch
eine halbe Stunde nach Brikama. Am Flughafen lässt sich das erste Geld wechseln, da dort eine
Wechselstube ist.
Bei der Abreise ist zu beachten, dass man noch 20 Euro oder ca. 800 Dalasi übrig hat, da diese
als Ausreisesteuer seit Januar 2011 von jedem Passagier verlangt werden.
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4. Erste Eindrücke vor Ort
Das erste, was mir in Gambia auffiel, war die unglaubliche Hitze, die mich am Flughafen
empfing und die im Vergleich zum kalten Deutschland mich förmlich zu erschlagen schien.
Und als ich dann im Flughafengebäude ankam, musste ich etwas länger auf mein Gepäck
warten, weil der Strom ausgefallen ist und das Gepäckband somit nicht funktionierte. Mein
Aufenthalt in Gambia fing also sehr amüsant an.
Da ich während meiner Zeit in Gambia meine Familie und Freunde über einen Blog mit
Informationen versorgt habe, kann ich hier nun auch daraus zitieren und meine ersten
Nachrichten lasen sich folgendermaßen:
29. Oktober 2010: Ä(VJHKWPLUJXWLFKKDEHGHQ)OXJJXWüberstanden und bin nun die
nächsten drei Monate damit beschäftigt, mich an all dies hier zu gewöhnen! Es ist echt
eine Menge, die auf mich einprasselt, ich weiß noch nicht mal, was ich gut und was
nicht gut finde... Aber es ist alles super aufregend und ich bin froh, hier zu sein und bin
gespannt, was noch so alles kommt! [..] Es ist so unglaublich heiß hier, 35 Grad, selbst
nachts wird es nicht wirklich kalt... Und dann ist hier alles so entschleunigt, das ist
sicher neu für mich und auch ungewohnt! Und ohne fließend Wasser... nun ja, wir
hätten alle zu kämpfen. ;) Es ist also sehr beeindruckend«³.
30. Oktober 2010: Ä>«@ $QVRQVWHQ LVW DOOHV QRFK VXSHU DXIUHJHQG XQG VSDQQHQG XQG
das Wetter ist viel zu warm für PLFK>«@%LVKHUELQLFKYLHOGXUFKGLH6WDGWXQGGLH
Umgebung gefahren und zu Fuß geführt worden und manchmal wie in Deutschland
Neugeborene gezeigt werden, jedem vorgestellt worden! Nicht immer angenehm, aber
doch sehr spannend. Ich bin gespannt, wie die Zeit so voranschreiten wird, manche
Stunden verfliegen förmlich und andere ziehen sich wie Kaugummi und enden nie...
Aber die Hauptsache ist: Ich bin noch gerne hier! :)«³.
1. November 2010: Ä'LHHUVWHQEindrücke waren sehr überwältigend und so schwer zu
erfassen, dass ich im Kopf ein bisschen gaga war und so überhaupt nicht wusste, was
das jetzt alles eigentlich mit mir macht... Nun bin ich ja noch nicht so lange hier, aber in
Gambia hat man viel Zeit, die man überwiegend mit Warten und Nachdenken verbringt.
Was soll man sonst auch machen. Aber es ist nicht unangenehm, jedenfalls noch nicht,
dauernd zu warten«³
Es ist immer schwierig, seine ersten Eindrücke in Worte zu fassen, die das Ausmaß der
Erfahrungen Außenstehenden klar machen, daher werde ich hier gar nicht so viel schreiben. Mir
ist aber sofort die unermessliche Gastfreundschaft überall aufgefallen. Und ansonsten hat Daniel
'LHJPDQQ LQ VHLQHQ $XVIKUXQJHQ Ä$OV WXEDE LQ *DPELD³ VHKU JXW GDUJHOHJW ZLH HV
europäischen Besuchern in Gambia ergeht und das ist auch mir gleich in den ersten Tagen
aufgefallen und hat meine ersten Eindrücke im Wesentlichen vervollständigt.
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5. Meine Unterkunft
5.1 Die Unterkunft beim Schuldirektor
Ich wohnte in den ersten anderthalb Monaten beim Head-Teacher des Kindergartens, Ousman
Trawally und seiner Familie in Brikama-Jeddah. In dem Compound wohnten neben Trawally
seine Frau Nday, der Sohn Modou Lamin (9 Jahre), die Töchter Bintou (7) und Jattu (4) sowie
Ameniada (die 16jährige Nichte) und Karim (der 17jährige Neffe). Das ist normal in Gambia
und fast überall so, dass andere Familienangehörige mit im Haus wohnen. Es war von Beginn
an sehr nett mit der Familie und ich habe mich schnell wohlgefühlt! Das Haus hatte einen living
room, mit Stühlen und einem Sofa und der Matratze auf der Trawally und seine Frau schliefen.
Dann ein Zimmer wo alle anderen schliefen und mir wurde das Elternschlafzimmer überlassen.
So hatte ich mein eigenes Zimmer und damit auch einen Rückzugsort, wenn ich mal alleine sein
wollte. Ansonsten gab es hinter dem Haus ein Toilettenzimmer mit einem Plumpsklo mit einem
Loch im Boden sowie einen Duschraum, wo einfach ein Abfluss war und man sich dann, wenn
man das Wasser aus dem Brunnen gezogen hatte, einen Eimer reinstellte und dann mit einer
Dose Wasser überschüttete.
Das Leben in der Familie Trawally habe ich sehr genossen, ich habe mich von Anfang an
willkommen und wohl gefühlt. Die ganze Familie hat mir die Eingewöhnung sehr leicht
gemacht und mir geduldig meine ganzen Fragen beantwortet, mir Brikama gezeigt, alle Wege
erklärt und in vielerlei Hinsicht für mein Wohlergehen gesorgt. Und auf der anderen Seite
waren sie ihrerseits auch sehr interessiert, mehr über das Leben in Deutschland und Europa und
die Menschen dort zu erfahren.
5.2 Die Unterkunft beim Projektkoordinator
Mitte Dezember bin ich dann in den Compound vom Projektkoordinator Pa Jagana und seiner
Familie in Brikama-Berewuleng umgezogen. Dort wohnten insgesamt 17 Leute und es war
immer viel los, was ich sehr genossen habe. Auch dort hatte ich mein eigenes Zimmer, da aber
in dem Zimmer der Schrank von Pa und seiner Frau sowie zwei der Kinder steht, kommt immer
mal wieder jemand ins Zimmer.
'LH (LQJHZ|KQXQJ LQ GLH ÄQHXH³ )DPLOLH JHVWDOWHWH VLFK IU PLFK UHFKW HLQfach, da ich zuvor
schon sehr viel Zeit dort verbracht habe. Wie in der ersten Familie waren alle super nett zu mir
und ich genoss es, dort zu wohnen. Ein bisschen war es auch ein Umzug in etwas mehr
Komfort, da bei Pa eine Dusche, eine westliche Toilette und Strom vorhanden sind, was auch
die Nutzung von Kühlschränken und einem Wasserkocher und Fernseher ermöglicht. Dennoch
sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass dies nicht der Grund meines Umzuges war, da ich
PLWGHPYHUJOHLFKVZHLVHÄHLQIDFKHQ³/HEen in der Familie Trawally keinerlei Probleme hatte!
Während in der Familie von Trawally nur die Eltern englisch sprechen, spricht bei Pa fast jeder
englisch, was sicher dazu beiträgt, dass nochmal ganz anders Beziehungen aufgebaut werden.
Da zudem auch viele der bei Pa wohnenden Menschen in meinem Alter waren, haben wir auch
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viel zusammen unternommen, was auch noch dazu beigetragen hat, dass die Einbindung in die
Familie eine ganz andere war, als in der Familie zuvor. In der ersten Familie habe ich mich als
Gast auch stets willkommen gefühlt, aber in der zweiten Familie fühlte ich mich dann in die
Familie integriert und was ein schönes Gefühl war. Dennoch war mir auch dort stets bewusst,
dass ich nur vorübergehend zu Gast bin und habe versucht, dementsprechend auch mit den
Menschen zu interagieren.
Der Versuch eines Familienfotos mit mehreren deutschen Gästen.
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6. Die ersten Tage in Gambia
Die ersten Tage in Gambia waren geprägt vom Kennenlernen von Menschen, Einrichtungen und
dem Leben in dieser merklichen anderen Kultur/Welt.
Ich bin viel herumgeführt worden, damit ich Brikama kennen lernen konnte sowie die
Menschen, mit denen ich in den nächsten drei Monaten zu tun haben sollte. Dazu gehörte ein
Besuch beim Projektkoordinator und seiner Familie, bei den Lehrern der Schule in Mandinaba,
das Kennenlernen der Kindergärten Erfurt und Bottrop, die Vorstellung bei der Polizei in
Mandinaba und natürlich wurde ich Freunden und Nachbarn der Familie vorgestellt. Dabei
wurde versucht, mir so schnell wie möglich so viele Vokabeln wie möglich in den jeweiligen
gambischen local languages beizubringen. Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass es ein
WöUWHUEXFK Ä'HXWVFK ± 0DQGLQND³ JLEW LFK JODXEH GDV KlWWH PLU PDQFKHV 0DO 9LHOHV
erleichtert (sowohl das Lernen der gängigen Vokabeln für den allgemeinen Sprachgebrauch als
auch der Vokabeln zum Gebrauch im Unterricht).
Dann habe ich in den ersten Tagen meinen Pass kopiert, ein Internetcafé gesucht, eine
gambische SIM-Karte (von Africell) sowie ein Fahrrad und eine Matratze gekauft. In den ersten
Tagen sieht irgendwie noch alles gleich aus und ich hatte das Gefühl, ich würde nie in der Lage
sein, mich alleine in Brikama zu orientieren ± das legt sich aber mit der Zeit und es ist echt nicht
schwer, sich in Brikama zurecht zu finden.
Als Internetcafé für die Kommunikation mit Familie und Freunden sowie dem Verein kann ich
das NICE-,QWHUQHWFDIpLQGHU1lKHYRQ3D¶s Compound empfehlen. Dort gibt es viele PC-Plätze
und man eröffnet einen Account mit Benutzername und Passwort und kann jederzeit darauf
zurückgreifen (und nur man selbst). Das ermöglicht das Erhalten bereits gekaufter
Internetminuten, die nicht verfallen, sondern bei erneuter Anmeldung einfach weiterlaufen.
Besonders gegen 14 Uhr und am Sonntag gegen 16 Uhr liefen die PCs aufgrund der relativen
Leere des Internetcafés auch nicht allzu langsam. Für 3 Stunden Internet habe ich im NICEInternetcafé 40 Dalasi bezahlt. Allerdings funktioniert bei denen Skype nur bedingt, sodass zum
Nutzen von Skype-Telefonie sich das Internetcafé in der Elton-Tankstelle anbietet, die auch mit
Headsets und Webcams ausgestattet sind. Die Preise dort sind mit jedoch nicht bekannt.
Das Telefonieren mit der Africell-SIM-Karte funktioniert eigentlich problemlos ± abgesehen
von kleinen Störungen im Betriebssystem, bei denen man einfach mal für ein paar Stunden
niemanden erreichen kann. Sowohl nach Deutschland als auch in Gambia konnte ich
telefonieren und SMS versenden. (Internationale SMS kosten 3 Dalasi.) Für den telefonischen
Kontakt in die Heimat haben meine Familie und Freunde über billigertelefonieren.de mit einer
dort angezeigten Vorwahl etwas günstiger in Gambia anrufen können. Da leidet dann die
Gesprächsqualität im Vergleich zum Telefonieren ohne Vorwahl, aber das Konto bedankt
VLFK«
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7. Land und Leute
Interessante und zutreffende Informationen über Land und Leute bietet der Bericht von Daniel
Diegmann. Sowohl was seine AusIKUXQJHQ]XÄ*HGXOGLVWHLQH7XJHQG³DOVDXFKÄ$OVWXEDELQ
*DPELD³RGHUEHUGHQÄ9RUUDQJSULPlUHU%H]LHKXQJHQ³DQJHKWVFKUHLEWHUEHU
Gegebenheiten, die ich auch so beobachten konnte. Gerade was den Aspekt der Geduld angeht,
das Warten oder die großzügige Zeitbemessung findet man nicht nur im Kontakt mit Behörden
oder anderen öffentlichen Einrichtungen wieder, sondern auch im privaten Kontakt. Ist man zu
um zehn verabredet, erwarten die wenigsten, dass man wirklich um zehn loskommt. Demnach
sollte man wirklich etwaige Vorhaben großzügig planen und bei Verabredungen Geduld walten
lassen.
7.1 Land
Ich habe mich in Gambia vor allem in Brikama, Mandinaba und Sanyang aufgehalten, aber auch
Banjul, Gunjur, Kotu und die Senegambia-Region besucht. Ich werde ein paar dieser Orte etwas
vorstellen und mit einigen Hinweisen und Tipps für etwaige Vorhaben kommender
PraktikantInnen versehen. Weiterführende Informationen finden sich sicher in jedem
Reiseführer, daher gehe ich auf Touristenattraktionen wie den Crocodilepool oder den BijiloAffenwald nicht weiter ein, empfehle jedoch an dieser Stelle einen Besuch dort.
Brikama
In Brikama ist der große Markt der Dreh- und Angelpunkt der Stadt und ich glaube es gibt
nichts, was man nicht dort bekommt: von Nahrungsmitteln über
Kleidung und Drogerieartikeln bis hin zu Schmuck gibt es
eigentlich alles. Natürlich ist der Preis Verhandlungssache und es
macht großen Sinn, sich vorher bei den Einheimischen über die
Preise genauestens zu informieren, da die Händler zunächst immer
deutlich teurere Preise verlangen und der Handlungsspielraum
oftmals immens ist. Häufig habe ich auch einfach jemanden auf
den Markt mitgenommen, wenn ich etwas kaufen wollte, sodass ich dann jemanden mit dem
Wissen um die angemessenen Preise dabei hatte. Die Kinder von Pa sind da auf jeden Fall sehr
hilfsbereit. In Brikama auf dem Markt lassen sich besonders schöne Stoffe kaufen, ich habe mir
YRQ3D¶V7RFKWHU$EVDHLQHQZLUNOLFKWROOHQ6WDQGRUW]HLJHQODVVHQDQGHPHV6WRIIHJLEWGLH
mir immer noch große Freude bereiten (vor allem bezüglich der Qualität und der Farben) und
wo der Preis pro Meter zwischen 15 und 30 Dalassi liegt.
Ansonsten gibt es in Brikama noch einen beeindruckenden Craftmarket, aber auch da ist es
besser, Einheimische zum Erwerb von Andenken und Mitbringsel mitzunehmen, da auch hier
die Preise Verhandlungssache sind.
:HLWHUKLQ ILQGHW PDQ LQ %ULNDPD HLQLJH NOHLQH 6XSHUPlUNWH JDQ] LQ GHU 1lKH YRQ 3D¶V
Compound ist der Hamza Supermarket (auf dem Highway an der Elton-Tankstelle vorbei und
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dann gegenüber von der Post), in dem es sehr leckeren Joghurt mit Couscous zu kaufen gibt,
sowie andere Lebensmittel und einige wenige Hygieneartikel wie Toilettenpapier.
Ein weiterer wichtiger Platz in Brikama ist der Carpark, von dem die Buschtaxis in sämtliche
Richtungen sowohl in die Küstenregionen als auch in die Provinzen
und die Städte Serrekunda und Banjul fahren. Eine Buschtaxifahrt
nach Sanyang kostet 10 Dalassi, zu den Turntables (von denen man
dann mit einem normalen Taxi nach Senegambia fahren kann) sowie
nach Serrekunda kostet es 12 Dalassi, nach Banjul 15 Dalassi und
nach Mandinaba zahlt man mit dem Buschtaxi 10 und mit dem
normalen Taxi 12 Dalassi. Der Carpark ist ein unglaublich wuseliger Platz, bei dem es ratsam
ist, auf seine Wertsachen zu achten und sich vehement gegen die ständigen Ansprachen zu
wehren, in dem man deutlich betont, zu wissen, wo man hin müsse und wo die jeweiligen Taxis
abfahren.
Sanyang
Sanyang ist ein kleiner Fischerort mit einem paradiesischen Strand fernab von den ganzen
Touristen. Ab und an trifft man auf kleinere Reisegruppen und
Individual- und Rucksackreisende und ansonsten ist in Sanyang
selbst zur Hochsaison um Weihnachten herum wenig los.
Gerade am Wochenende nutzen viele Einheimische den Strand
in Sanyang für Familienpicknicks und Barbecues, was dem
Ganzen nochmal einen besonderen Charme gibt. Mit dem
Buschtaxi kommt man problemlos nach Sanyang und vom
dortigen Carpark fahren vereinzelt Buschtaxis für 5 Dalassi an den Strand ± man kann aber auch
laufen oder für 50 Dalassi ein normales Taxi nehmen. Ich war oft am Jungle Beach Resort, dort
kann man nach dem Schwimmen dann auch mal eine Cola trinken und dann dafür die Liegen
nutzen und unter Palmen entspannen. Für Muschelsammler ist Sanyang auch empfehlenswert,
da man kilometerweit im Sand laufen kann und unzählige Muscheln finden wird! Neben dem
Jungle Beach Resort liegt übrigens der Rainbow Beach, wo es gutes und preiswertes Essen gibt.
Banjul
In Banjul empfiehlt sich ein Besuch auf dem Albert Market, wo man sehr viel und sehr guten
Schmuck kaufen kann. Auch hier ist der Preis
Verhandlungssache und man kann davon ausgehen, dass der
erstgenannte Preis weit über dem eigentlichen Verkaufspreis
angesetzt wird. In Banjul gibt es zudem kleine Läden mit
Kleidung europäischer Art ± gerade als Frau findet man dort
manches Mal ein schönes Kleid zu günstigen Preisen. Von
Brikama kommt man entweder über Serrekunda oder über
Senegambia in die Hauptstadt. Ersteres ist oftmals mit einem Umstieg in Serrekunda verbunden,
geht aber schneller ± der Weg über Senegambia führt ohne Umsteigen nach Banjul, dauert aber
merklich länger.
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Gunjur und Kotu
Gunjur und Kotu haben auch schöne Strände. Während Kotu im Touristengebiet liegt und man
zur Reisezeit viele Touristen antrifft, es wuselig ist und eine Strandbar sich an die nächste reiht,
hat man in Gunjur fast eine Strandidylle: Meist ist kaum jemand dort
und die wenigen Strandspaziergänger genießen die Ruhe. Die
Pflanzen- und Vogelwelt ist in Gunjur wirklich schön und wenn man
mal seine Ruhe haben möchte, ist Gunjur ein geeigneter Ort dazu.
Buschtaxis fahren allerdings eher selten dorthin und dann hat man
auch keine Garantie, dass man wieder zurück kommt, daher empfiehlt
es sich, sich fahren zu lassen. Nach Kotu kommt man mit den Buschtaxis zu den Turntables (12
Dalassi) und dann weiter mit den normalen Taxis an Senegambia vorbei bis nach Kotu (10-15
Dalassi).
Senegambia
Senegambia ist aus vielerlei Gründen einen oder mehrere Besuche wert: zum Pizza essen in
einer der vielzähligen Restaurants, zum Eintauchen in die Touristenatmosphäre Gambias, zum
Feiern in einem der Clubs (z.B. Wow oder Duplex) oder zum Besuch im Senegambia-Hotel,
dem ältesten und bekanntesten Hotel in Gambia, in dem man mal in Ruhe einen Kaffee trinken,
den Tag am Pool verbringen und/oder ungestört in einem der Hotelshops schauen oder kaufen
kann. Für die Poolnutzung zahlt man einmalig 300 Dalassi, hat dann einen freien Verzehr von
150 Dalassi und hat für den ganzen Tag eine Liege am Pool und ein wunderbares
Urlaubsfeeling. Im Senegambia-Hotel erhalten allerdings Einheimische keinen Einlass, da so
versucht wird, die Bumpster vom Hotel fern zu halten ± will man also das Hotel nutzen, sollte
man ohne Begleitung aus der Familie dorthin fahren.
7.2 Leute
Über die Leute lässt sich schwer etwas schreiben, da man sich dann schnell in
Verallgemeinerungen und Pauschalisierungen verliert und den Gambier gibt es ebenso wenig,
wie den Deutschen. Dass dennoch in Gambia vieles sehr viel entschleunigter läuft, lässt sich
vielleicht auf eine gewisse Ruhe und Gemütlichkeit der Menschen dort zurückführen.
Eine Auffälligkeit lässt sich über die Leute in Gambia jedoch sagen und das trägt sich zumeist
auf den Märkten zu und vor allem, wenn man allein unterwegs ist: Es möchte fast jeder mit
einem sprechen, am besten gleich Freundschaft schließen und Nummern austauschen, der
Familie vorstellen, über den Markt führen und dergleichen. So kommt es, dass man ständig (und
das ist keine Übertreibung) von Fremden angesprochen und begleitet wird und das kann
manchmal sehr nervig sein. Hier ist es dann wirklich angemessen, den Leuten direkt zu sagen,
dass man sich gestört fühlt und lieber alleine weitergeht. Nun kann es natürlich sein, dass mir
das oft passiert ist, weil ich immer mal wieder allein als Frau unterwegs war. Inwiefern auch
Männer so häufig und so penetrant angesprochen werden, weiß ich nicht.
Darüber hinaus kann ich nur nochmal die stets vorhandene Gastfreundlichkeit hervorheben.
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8. Der dindingo e.V. Kindergarten Erfurt
Der Kindergarten Erfurt in Mandinaba hat vier Klassen mit insgesamt 137 SchülerInnen (Level
1 bis Level 4). In jeder der Klassen sind zwischen 32 und 37 SchülerInnen und die jüngsten sind
etwas über drei Jahre in der ersten Klasse, die ältesten sind sieben Jahre in der Level 4-Klasse.
Die Schule hat 6 Lehrer, wovon einer der Head Teacher ist und keine eigene Klasse hat und
neben den vier Klassenlehrern (Sirreh Gibba ± Level 1, Amie Touray ± Level 2, Sarata Jammeh
± Level 3 und Hassan Bah ± Level 4) gibt es noch einen Koranlehrer (Bubacarr Sanyang). Des
Weiteren arbeitet Sedia Kujabi als Hausmeister in der Schule.
Die Unterrichtszeiten sind montags bis donnerstags von 9:00 Uhr bis 13:00 Uhr und freitags
von 9:00 Uhr bis 11 Uhr, da der Freitag im islamischen Glauben ein Feiertag ist.
Ich habe im Kindergarten zunächst vor allem bei der Instandhaltung geholfen, manches Mal
unterrichtet, das Zahnputzprojekt und das Schulessen unterstützt und viel mit den SchülerInnen
gespielt.
Instandhaltung
Dabei habe ich die Schulmauer angemalt und an den Gebäuden Malereien vorgenommen, die
die Klassenräume und die Dining Hall als solche ausweisen und
ersichtlich machen, dass es sich bei den Gebäuden um den dindingo
e.V. Kindergarten handelt. Zudem habe ich gemeinsam mit dem
Hausmeister und einem Lehrer die ausgehängten Schultore wieder
funktionstüchtig gemacht. Die Weihnachtsferien habe ich dann dazu
genutzt, um in den Klassenräumen Tiere, Formen, Farben usw. an die
Wände zu malen, damit die LehrerInnen diese als Unterrichtsmaterialien verwenden können.
Unterricht
Manches Mal habe ich als Vertretungslehrerin agiert, wenn eine/r der LehrerInnen nicht zum
Unterricht erschienen ist und seine/ihre Klasse somit teilweise
unbeaufsichtigt war. Bei den älteren Klassen (Level 3 und 4) ist das
problemlos möglich, da diese schon ein wenig Englisch sprechen, bei
den jüngeren ist viel Kreativität in der Kommunikation gefragt, aber
dennoch habe ich gerade mit den SchülerInnen aus der ersten Klasse
besonders viel Spaß gehabt.
Neben der eigenen Lehrertätigkeit habe ich ab und zu den Unterricht der LehrerInnen
beobachtet, damit diese Beobachtungen dann mit dem Verein diskutiert werden können, gerade
was Unterrichtsmaterialien und die Unterrichtsgestaltung angeht. Bei letzteren wird oftmals auf
Frontalunterricht zurückgegriffen und den Kindern durch monotones Vorsagen-Nachsagen
versucht, Buchstaben, Zahlen und Wörter beizubringen. Über Hinweise zu ihrem Unterricht
zeigten sich die LehrerInnen stets dankbar und nutzen konstruktive Kritik auch zur
Verbesserung ihres Unterrichts. Zum Ende meines Aufenthalts haben die LehrerInnen sich
häufig bemüht, spielerische Lehrmethoden zu nutzen, was den Kindern merklich mehr Spaß
bereitet hat, als das ausschließliche vorherige Auswendiglernen.
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Zahnputzprojekt
Das Zahnputzprojekt ist von den LehrerInnen längere Zeit ausgesetzt worden und wurde mit
meiner Unterstützung dann wieder aufgenommen. Ich habe die
Vermutung, dass es oftmals an den PraktikantInnen liegt, das
Zahnputzprojekt immer wieder neu zu beleben, da die LehrerInnen
sich diesbezüglich zurückhalten und wenig engagieren. Den
Informationsaustausch zu und die Diskussion über (Folgen
mangelnder) Zahnhygiene haben vermutlich schon einige
PraktikantInnen vor mir mit den LehrerInnen geführt und ich gehe davon aus, dass dies ein sich
wiederholender Prozess auch für kommende PraktikantInnen sein wird. Im Rahmen des
Zahnputzprojektes ist es möglich, einen Besuch des Dentisten vom Kindergarten Wattenscheid
zu vereinbaren. Das habe ich während meines Aufenthaltes mehrfach über den Head Teacher zu
erreichen versucht, was schließlich für Februar ausgemacht wurde. Zu dem Zeitpunkt war ich
dann aber leider schon wieder in Deutschland, daher kann ich die Durchführung dessen nicht
bestätigen.
Schulessen
Obwohl das Schulessen das ganze Jahr über durchgeführt werden soll, hat auch dieses zu
Beginn meines Aufenthaltes nicht stattgefunden. Nach Gesprächen
mit einigen der LehrerInnen ergab sich, dass das Schulessen im
Schuljahr 2010/2011 sehr unregelmäßig abgehalten wurde. Wie
beim Zähne putzen mussten auch hier erst wieder Strukturen
geschaffen und aufgenommen werden, sodass sich das Kochen und
Organisieren der Lebensmittel einpendeln konnten und schließlich
wieder in den Schulalltag integriert waren. Der Einfachheit halber haben die Mütter oft Brot und
Tee gemacht und nur in seltenen Fällen Reis gekocht. Im Bereich und der Organisation des
Schulessens können zukünftige PraktikantInnen und gerade welche, die über einen längeren
Zeitraum in Gambia sind, noch viel bewirken und vielleicht das Bewusstsein der LehrerInnen
und Mütter für die Sinnhaftigkeit das Essens und ihre Verantwortlichkeit für den Ablauf des
Kochens stärken.
Pausenbetreuung
In der Regel sitzen die LehrerInnen in den Pausen in der Dining Hall und unterhalten sich. Das
gibt PraktikantInnen die Möglichkeit im Rahmen der Pausenbetreuung mit den SchülerInnen
spielerisch zu interagieren. Ich habe oftmals mit den Mädchen und Jungs in den Pausen gespielt
oder einfach nur dafür gesorgt, dass weinende Kinder ein bisschen getröstet werden und
streitende Kinder wieder zur Ruhe kommen.
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9. Abschließende Bemerkungen
Mir hat der Aufenthalt in Gambia sehr gut gefallen, die Arbeit im Kindergarten hat mir sehr viel
Spaß gemacht und ich habe die drei Monate in Afrika sehr genossen. Das Lehrerkollegium hat
mich weitestgehend in allen meinen Vorhaben unterstützt und die Zusammenarbeit mit ihnen
lief problemlos und konstruktiv für beide Seiten ab. Die Familie Jagana hat auch sehr zu
meinem Wohlbefinden in Gambia und Brikama beigetragen und besonders Pa stand mir als
Ansprechpartner immer zur Verfügung und hat mir sehr geholfen mit größeren oder kleineren
Problemen fertig zu werden. Jaganakunda erscheint mir als Unterbringung für PraktikantInnen
eine gute Wahl.
Auch die Erreichbarkeit des Vereins in Deutschland war stets sichergestellt und egal ob per
Mail oder Telefon ± ich hatte immer das Gefühl, jederzeit jemanden um Hilfe bitten oder
Unklarheiten abklären zu können. Auch die Informationen vorab haben mich sehr auf den
Aufenthalt und die Gegebenheiten vor Ort vorbereitet, sodass mich in Gambia nichts besonders
überrascht oder geschockt hat.
Ich kann dem Verein nur danken, dass sie mir diese schöne Zeit ermöglicht haben und wünsche
dem dindingo e.V. für sein weiteres Wirken in Gambia viel Erfolg und weiterhin viele
engagierte und motivierte PraktikantInnen!
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