dogon welt kultur erbe
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DOGON WELT KULTUR ERBE AUS AFRIKA 14. OKTOBER 2011 BIS 22. JANUAR 2012 IN BONN TE xT E zU R AU SS TE LL UN G BUNDES KUNST hALLE.DE E i n E P u b l i k at i o n v o n Die Ausstellung wurde vom Musée du Quai Branly konzipiert und wird erstmalig vom 4. April bis 24. Juli 2011 in Paris gezeigt. IN KOOpERATION MIT ExKLUSIvER MOBILITäTSpARTNER KULTURpARTNER Mit frdl. Gen. von raffael ernst Dogon gesch ichte 22 Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd nd »Kinder der Sonne« Irgendwann in der Zeit zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert verließen die Dogon ihre Heimat in der heutigen Grenzregion von Mali und Guinea. Vielleicht flohen sie vor einer Dürre. Oder vor kriegerischen Reitern. Ihre neue Heimat fand die Volksgruppe in der unzugänglichen Felslandschaft im Südosten Malis. Den Ethnologen gibt sie bis heute Rätsel auf. Von Thomas Röbke Die »Falaise von Bandia gara« ist Heimat der Dogon. Sie leben bis heute in mehreren hundert Dörfern auf dem Sandsteinplateau, das sich über eine Länge von mehr als 150 Kilome tern durch Mali zieht. W estafrika ist noch immer ein weißer Fleck in unserer Vorstellungswelt, trotz Globalisierung. Was wissen wir wirklich über Gambia, Guinea, Benin oder den Senegal, jenseits der All-inclusive-Ferienklubs? Ganz besonders von Mythen und Legenden umrankt ist Mali; und hier vor allem Timbuktu, jene Wüstenstadt an der Schwelle zur Sahara, die zum Synonym für einen Ort der Sehnsucht, des Geheimnisvollen, Sagenumwobenen und Abenteuerlichen geworden ist. Ein Ort mit einer islamischen Universität, deren Wissen über Jahrhunderte dem der Europäer weit überlegen war. Faszinierend auch die im Mittelalter begründete Lehmarchitektur, deren bedeutendstes Bauwerk die Moschee der Stadt Djenné ist. Das Reich Mali erreichte seine Blütezeit im 14. Jahrhundert und gilt als das einflussreichste mittelalterliche Großreich in Westafrika. Das heutige Mali ist dreimal so groß wie Deutschland, seine Lebensader ist der Niger, mit 4200 Kilometern nach Nil und Kongo der drittlängste Fluss Afrikas. Die nicht ganz 15 Millionen Einwohner des Vielvölkerstaats, der als eines der ärmsten Länder der Welt gilt, setzen sich aus mehr als 20 Ethnien zusammen. Eine davon sind die etwa 300 000 bis 350 000 Dogon – die »Kinder der Sonne«, wie sie sich selbst nennen. Ihr Lebensraum ist einzigartig. Die mindestens 250 Dörfer – manche Forscher haben sogar 400 gezählt – konzentrieren sich auf ein gewaltiges Plateau aus rotem, eisenhaltigem Sandstein, das auf einer Länge von mehr als 150 Kilo- dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika DOGON metern nach Osten fast senkrecht zur GondoEbene abfällt, einem Teil des Sahel. Bis zu 500 Meter Höhe erreicht die »Falaise von Bandiagara«. Seit 1989 ist sie Teil des UNESCO-Weltkulturund Weltnaturerbes. Bandiagara, die größte Ortschaft, hat 12 000 Einwohner. Manche Siedlungen befinden sich auf dem Plateau, doch seit einigen Jahrzehnten werden neue Dörfer in der fruchtbareren Ebene gegründet, vor allem in Séno, östlich der Falaise. Die älteren Siedlungen kleben wie Schwalbennester an Geröllhalden, Felsspalten, Höhlen und auf kleinen Felsterrassen. Entsprechend eng sind die Wege. In jedem Dorf gibt es ein Haus für den Stammesältesten, einen Versammlungsort für die Männer, Getreidespeicher – und etwas außerhalb ein Haus, in dem die Frauen während ihrer Menstruation wohnen. Die Bauweise geht allerdings nicht auf die Dogon zurück; als sie ankamen, lebten hier bereits seit Jahrhunderten die Tellem – der Name bedeutet so viel wie »Die wir gefunden haben«. Was aus ihnen wurde, gehört zu den ungelösten Rätseln. Manche Forscher nehmen an, dass sie sich nach Südwesten zurückzogen, in den Norden des heutigen Burkina Faso, und zu den Vorfahren des Kurumba-Volks wurden. Vielleicht gingen sie aber auch unter oder verbanden sich mit den Dogon. Doch der Stil und die Symbole ihrer Kunst dürften die Dogon nachhaltig beeinflusst haben. Bis heute können nicht alle Figuren aus den Höhlen von Bandiagara eindeutig dem einen oder dem anderen Volk zugeordnet werden. Die Kunst der Dogon lässt sich in drei Phasen einteilen: 11. bis 15. Jahrhundert, 15. bis 18. Jahrhundert sowie die Zeit danach. Auch das Weben und Färben von Wolle und Baumwolle hat bei den Dogon eine bis ins 11. Jahrhundert zurückreichende Tradition. L AndwirtschAft Auf dürrem Boden Die Falaise von Bandiagara liegt in der Sahelzone – mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 30 Grad Celsius und einem Monatsniederschlag, der nur im Juli und August die 10-Millimeter-Marke erreicht – und auch das nicht immer. Zwischen November und April fällt praktisch überhaupt kein Regen. Die Felsen 33 auf eInen blick Eine lange und bewegte Geschichte 1 Nachdem die Dogon aus dem Westen Malis vertrieben wurden, fanden sie Schutz in den unwegsamen Felslandschaften von Bandiagara. 2 Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts inspirierte die Kunst der Dogon insbesondere französische und deutsche Künstler der Moderne. 3 Reisende und Forscher brachten damals einen großen Teil des kulturellen Erbes der Dogon in europäische Museen. Die perfekte Existenz ist, wenn Mann und Frau wieder eins werden Sinnspruch der Dogon 4 strahlen die Hitze bis weit in die Nacht ab. Der Baumbewuchs ist spärlich: Affenbrotbäume (Baobabs), Tamarinden und Akazien trotzen dem Sahelklima. Obwohl der karge Boden kaum etwas hergibt, leben die Dogon fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Heutzutage bauen sie vor allem Hirse und Zwiebeln an, aber auch Tomaten, Mais, Baumwolle und sogar Reis; sie halten Hühner, Ziegen und Schafe. Ende des 19. Jahrhunderts machte sich einer der ersten Europäer zu den Dogon auf: der deutsche Afrikaforscher Gottlob Adolf Krause. Sein Pech war, dass er sich nur der Wissenschaft verpflichtet fühlte und nicht den kolonialistischen Zielen europäischer Staaten – wohl aus diesem Grund erhielt er keine Forschungsgelder. Nicht einmal seine Sammlung zur Malikultur wollte das Berliner Völkerkundemuseum ankaufen. Krause konnte sie schließlich ins niederländische Leiden veräußern. Viele seiner Forschungsnotizen und Teile seiner Sammlung landeten nach seinem Tod jedoch schlicht auf dem Müll. Frankreich verleibte sich ab 1883 Stück für Stück das heutige Mali ein; die Region wurde Teil von Französisch-Sudan. Mit den Kolonien, mit der aufkommenden Jazzmusik und auch durch Showstars wie Sidney Bechet oder Josephine Baker, die mit ihrer revue nègre an den Champs-Élysées Begeisterungsstürme auslöste, wuchs in Europa die Neugier auf die Kulturen des Schwarzen Kontinents. Der französische Ethnologe Marcel Griaule traf daher mit seinen Forschungen im Land der Dogon zu Beginn der 1930er Jahre den Nerv der Zeit. Problemlos fand er die für eine Expedition nötigen Geldgeber. Seine Berichte über die Dogon, die wie in einem Afrikabilderbuch in Lehmhütten mit spitzen Strohdächern lebten, geheimnisvolle Riten feierten und bunte Masken trugen, wurden mit Staunen und Begeisterung gelesen. Schließlich bot ihre Kultur genügend Stoff für moderne Fantasiegeschichten. So spielt in der Mythologie der Dogon ein Sternsystem eine wichtige Rolle. Immer wenn Sirius A alle 50 Jahre mit dem ihn umkreisenden Weißen Zwerg Sirius B in einer Linie stand, wurde das Sigi-Fest gefeiert. Griaule war elektrisiert: Woher wussten sie so gut über Sirius B Bescheid, der doch in der westlichen Welt erst 1862 entdeckt wurde und nur mit modernen Instrumenten beobachtet werden konnte? Standen die Dogon womöglich mit Außerirdischen im Kontakt, wie es noch 1977 der amerikanische Autor Robert Temple behauptete? Zumal die Dogon als Quelle für ihr astronomisches Wissen ein kreisförmiges Wesen nannten, das unter großem Lärm und Staubentwicklung vom Himmel herabstieg. Doch diese Beschreibung kam höchstwahrscheinlich durch Suggestivfragen zu Stande. Amerikanische Paläoastronomen erklären das Phänomen jedenfalls damit, dass Sirius bis zum Jahr 50 v. Chr. mit bloßem Auge als Doppelstern sichtbar war. Die Dogon müssen ihn damals gesehen und das Phänomen über viele Generationen hinweg überliefert haben. Wie auch immer: Die Alientheorie brachte den Dogon erneut weltweite Aufmerksamkeit ein. Doch zurück ins Jahr 1931. Im Herbst notierte Griaules Expeditionskollege Marcel Larget: »Religiosität über alles! In jedem Winkel wabert das Heilige. Alles scheint weise und bedeutsam – das klassische Bild, das wir uns eigentlich von Asien machen.« Und später: »Bei jedem Schritt der Untersuchung öffnet sich ein neues Tor, das aber meistens eher einem Abgrund oder einem Sumpfloch gleicht. Doch alles fügt sich zusammen. Kommen wir da wieder raus?« Der Maskenkult und die damit verbundene Geheimsprache beschäftigten die Forscher ganz besonders. Mit mehr als 6000 Fotos kehrte die Expedition schließlich nach Paris zurück, mit Filmen und einer ganzen Fülle von Objekten. Im Schutz der Isolation Ein Volk, um das sich viele Mythen ranken, das an einem malerischen Schauplatz im geheimnisvollen Afrika lebt. Kein Wunder, dass Fundstücke aus der Region unter Sammlern in Europa und Nordamerika immer begehrter werden – und teurer. Die dramatische Folge: Die Felslandschaft der Dogon wurde regelrecht leer geräumt, das Volk nahezu seiner kulturellen Identität beraubt. Anfang des 20. Jahrhunderts füllten sich Europas Völkerkundemuseen mit Objekten aus Afrika. Die afrikanische Kunst inspirierte viele Künstler. Die Werke von Pablo Picasso, Georges Braque und anderen französischen Kubisten sind in ihrer Reduzierung auf einfache geometrische Formen, in der Anordnung und im Ausdruck eindeutig von westafrikanischen Holzmasken beeinflusst. Auch Ernst Ludwig Kirchner und andere Vertreter des deutschen Expressionismus waren fasziniert von der schlichten, aber lebendigen, ausdrucksstarken Gestaltung der Masken und Figuren. Mit den Werken der Naturvölker wollten sie die westliche Kunst erneuern. Griaules Anwesenheit war jedoch für die Dogon durchaus segensreich. So ließ er etwa Ende der 1940er Jahre im Gona-Fluss einen Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Epoc / EmdE-Grafik ALGER I EN A F R I K A MALI M A L I r Séno ge Falaise von Bandiagara Ni Timbuktu Bandiagara Ni g er N IGER Djenné BU R KI NA FASO GU I N EA Die Falaise von Bandia gara liegt in der Sahelzone. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 30 Grad Celsius. Meist regnet es nur im Juli und August ein wenig. Staudamm bauen, der es den Bauern seitdem ermöglicht, größere Flächen zu bestellen, Gemüse anzubauen und mitunter zweimal im Jahr zu ernten. Heute bauen die Dogon auch Chili, Tabak und Tomaten an, Salat und Karotten. Der Verkauf getrockneter Zwiebeln auf den umliegenden Märkten hat sich zu einem eigenen kleinen Wirtschaftszweig entwickelt. Durch die isolierte Lage konnten sich die Dogon ihre sozialen und religiösen Traditionen bewahren. Im Volk werden viele Dialekte gesprochen, die teilweise so unterschiedliche sind, dass sich Bewohner weit entfernter Dörfer nicht miteinander verständigen können. Üblich ist, dass ein Mann zwei Frauen hat. Die erste Frau suchen zumeist die Eltern aus, die zweite wählt der Mann selbst. Innerhalb der Ehe sind die Frauen einander gleichgestellt. Ihre grausame Beschneidung ist indes leider noch immer ein verbreiteter Brauch. Die Mythen der Dogon allgegenwärtig und spiegeln sich in vielen Alltagsgegenständen – von der Türschnitzerei bis zum Hirsekorb. Materiellen Dingen wohnt eine Seele inne, denn sie wurden von den Ahnen auf die Erde gebracht. Alles ist mit allem verbunden – so kann aber auch jede Störung der festgelegten Ordnung großes Unheil nach sich ziehen. Kaum etwas wird dem Zufall überlassen. Das Haus des Ältestenrats etwa muss auf acht Säulen ruhen – für die acht Stammesahnen. Die Acht wird zur magischen Zahl: Getreidespeicher haben acht Vorratsbehälter, die Schöpfungsgeschichte kennt acht Weltalter, ein Dogon hat dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika acht Zwiebelbeete. Und der Mensch besteht nach Auffassung der Dogon neben dem Körper aus einem achtteiligen Geist: je zwei denkende und zwei niedere Seelen für den Körper und das Geschlecht. Körper und Geist gelten als Einheit; sie in Harmonie zu bringen und zu halten, ist der Zweck unzähliger Rituale. Totenfeiern dauern mehrere Tage voller Zeremonien, Tänze und Kampfdarbietungen. Die Wahrsagerei nimmt großen Raum in den Traditionen der Dogon ein. Die Seher lesen etwa aus geworfenen Kaurischnecken oder aus den Spuren der Wüstenfüchse, die diese nachts auf sandigen Flächen hinterlassen, in die zuvor komplexe Symbolmuster gemalt wurden. eines der spAnnendsten VöLker Die Mythen berichten von der Erschaffung des Menschen, von der Erfindung der Sprache, den Anfängen des Ackerbaus und der sozialen Ordnung. Der Schöpfergott der Dogon heißt Amma, auch heute noch sind nur wenige Dogon Christen oder Moslems. Teil des umfassenden Systems von Schöpfungsmythen sind die legendären Masken. Als typische Beispiele traditioneller afrikanischer Kunst verraten sie viel über das Selbstbild der Dogon. Und machen sie nicht nur für Ethnologen zu einem der spannendsten Völker Afrikas. Rund 100 verschiedene Maskentypen sind bekannt, jeder hat seine eigene Tradition, Herstellungsweise und Bedeutung. Trotz eifrigen Bemühens haben die Ethnologen den kulturellen Kosmos, der sich in und hinter den Masken verbirgt, gerade mal ansatzweise enträtseln können. So tanzen etwa die Totemmasken, die die Seelen der Verstorbenen aus der sichtbaren Welt befreien, nur alle 50 Jahre zum Sigi-Fest. Die so genannten Etagen- oder Sirigemasken sind bis zu fünf Meter lang und bestehen aus 80 Abschnitten, die für die einzelnen Etagen des Hauses des Klangründers stehen – die sich wiederum auf die 80 Urahnen der Menschheit beziehen. Nicht nur Masken, auch Ahnenfiguren, Ritualstäbe, Türen und Gefäße werden kunstvoll geschnitzt. In den Werken finden sich Abbildungen von Krokodilen (einer Legende nach führten sie die Dogon auf ihrer Flucht vor feindlichen Reitern hierher), Schlangen und Schildkröten, die zu den heiligen Totemtieren zählen. Sich mit den Dogon zu beschäftigen, heißt in einen eigenen Kosmos einzutauchen – auch heute noch. Ÿ ThomasRöbke arbeitet als freier Journalist im Hamburger Medienbüro »freizeichen«. 5 Zwischen Tradition und Moderne Ein Urlaub im Land der Dogon ist eher anstrengend. Trotzdem ist der Tourismus bereits so weit ent wickelt, dass seine negativen Auswirkungen erkenn bar sind. Die Behörden in Mali bemühen sich, die einmalige Kultur vor dem Zerfall zu schützen – auch mit deutscher Unterstützung. Von Kerstin Viering auf eInen blick Die guten und die schlechten Seiten des Tourismus 1 Das Volk der Dogon lebt in einem kargen Land. Der Kampf ums tägliche Überleben lässt oft keine Zeit zur Pflege der eigenen Kultur. 2 Viele Kinder gehen weder zur Schule noch helfen sie auf dem Feld, sondern verdingen sich als Gepäckträger für die Touristen. 3 Auch deutsche Experten bemühen sich, den Tourismus für den Erhalt des Kulturerbes zu nutzen. 6 D as klingt viel versprechend: »Jeder, der den Boden des Dogonlandes betritt, wird ein Mitglied der Dogonfamilie. Er wird geliebt, verehrt und mit offenen Armen empfangen.« Ambaere-André Tembély lässt auf der Internetseite des Tourismusverbands Bandiagara keinen Zweifel daran, dass der entlegene Landstrich im Südosten Malis einen Besuch wert ist. Und tatsächlich lassen sich jedes Jahr etwa 75 000 Touristen davon überzeugen. Nicht nur in ihren Kameras, auch in ihren Köpfen nehmen sie spektakuläre Bilder mit nach Hause: die schwindelnd hohe Sandsteinklippe der Falaise, die wie eine gewaltige Fes tung aus der Savannenlandschaft ragt. Rötliche Sanddünen und feuchte, schattige Täler mit üppiger Vegetation. Pittoreske Lehmbauten mit spitzen Dächern und Tänzer mit geheimnisvollen Masken. Die meisten Gäste bleiben nur ein paar Tage, dann geht es schon weiter nach Timbuktu oder Djenné oder zu einem anderen Ziel ihrer Malirundreise. Doch das genügt vielen Besuchern, um unvergessliche Eindrücke zu sammeln. Und um Spuren im Leben ihrer Gastgeber zu hinterlassen. Positive oder negative. Oder auch beides. »Eine Reise ins Dogonland hat etwas von Abenteuerurlaub«, sagt Elke Proell von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die solche Unternehmun gen aus eigener Erfahrung kennt. Außer im Hauptort Bandiagara gibt es so gut wie keine Hotels, Restaurants oder Geschäfte, und mangels Orts- und Sprachkenntnissen kommen Ausländer in der Region kaum allein zurecht. Touristen buchen daher entweder organisierte Reisen oder engagieren einen eigenen einheimischen Führer. Beliebt sind vor allem Trekkingtouren – eine mühsame, aber intensive Art, die beeindruckenden Landschaften entlang der 200 Kilometer langen und zwischen 100 und 500 Meter hohen Klippe zu erfahren. Und wenn die Füße nicht mehr wollen oder die brennende Sonne die Wanderlust zu sehr bremst, kann man auf das Geländefahrzeug des Reiseveranstalters ausweichen. Oder wenigstens auf einen Ochsenkarren. Am Abend erwartet die Gäste dann meist eine jener kleinen Dorfherbergen, die in Mali campements heißen. »Das sind sehr einfache Quartiere in den typischen Lehmhäusern«, sagt Elke Proell. Zum Abendessen gibt es Huhn mit Tomatensoße, Reis oder Nudeln und Gemüse – oder was der Guide sonst für seine Gäste mitgebracht hat. Die Nacht verbringt man bei gutem Wetter gern auf dem Flachdach des Gebäudes – einen funkelnden Sternenhimmel gibt es gratis dazu. Kulturerbe der MEnschheit Sonnenhungriges Partyvolk dürfte diese Art des Reisens kaum anlocken. Vom Massentou rismus ist die Region daher verschont geblieben. Für Menschen mit einem Faible für Kultur und spektakuläre Landschaften dagegen gehört das Dogonland zu den touristischen Highlights in Westafrika. Schließlich hat die Weltkulturorganisation Unesco einen rund 4000 Quadratkilometer großen Teil des Gebiets gleich mit zwei Ehrentiteln ausgezeichnet: Seit 1989 gehört die »Falaise von Bandiagara« sowohl zum Weltnatur- als auch zum Weltkulturerbe der Menschheit. Beides lässt sich in diesem Fall nur schwer trennen. »Die Kultur der Dogon ist sehr eng mit dieser Landschaft verwoben«, erläutert Wolfger Stumpfe, der die Ausstellung »Dogon – Welt kulturerbe aus Afrika« in der Bonner Bundeskunsthalle leitet. Das zeigt sich schon an der traditionellen Architektur, deren rötliche und Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Mit frdl. Gen. von Martin Wegmann Dogon Tourismus Auch wenn die Touristen vor allem wegen der ursprünglichen Kultur nach Mali kommen, sind Radios und Gewehre aus dem Alltag der Dogon nicht mehr wegzudenken. ockerfarbene Lehmbauten sich perfekt in die Sandsteinwelt fügen. Die Orte sehen aus, als hätten sie einen Wettbewerb um den Titel »Malerischste Sandburg der Welt« gewonnen. Die kleinen Vorratshäuser mit den spitzen Strohdächern verleihen dem ganzen Ensemble den Charme eines »Hobbitdorfs«. Dabei hat diese Bauweise durchaus prakti sche Gründe. Der Lehm hält die Hitze viel besser aus den Wohnräumen fern als moderne Baumaterialien wie Beton und Wellblech. Die eng zusammenstehenden Häuser spenden sich gegenseitig Schatten. Auch an die Sicherheit der Bewohner haben die frühen Architekten gedacht: »Die alten Dörfer wurden zunächst DOGON – Weltkulturerbe aus Afrika direkt in die Klippe hineingebaut«, erklärt Wolfger Stumpfe. Einen besseren Schutz vor Sklavenjägern und islamischen Reitervölkern konnte es kaum geben. Erst in weniger gefährlichen Zeiten besiedelten die Dogon dann das Plateau und die Ebene. Die Toten werden allerdings immer noch in der Klippe bestattet, manche Grabstätten sind nur über Leitern zu er reichen. Traditionell betrachten die Dogon die spektakuläre Landschaft ihrer Heimat aber nicht nur unter praktischen Gesichtspunkten. Für sie hat die Sandsteinwelt zudem etwas Mystisches. Etliche der bizarren Felsen und malerischen Grotten, stillen Teiche und geheimnisvollen 7 Tr aditionen ger aten in Vergessenheit Doch in diesem Netz lösen sich die Maschen. Die Unesco sieht das Welterbe der Menschheit gleich aus mehreren Richtungen bedroht. Zum einen leidet das Gebiet immer wieder unter Dürren, die Wüste breitet sich aus. Vor allem während der katastrophalen Trockenheit in den 1970er Jahren mussten viele Menschen ihre Heimat verlassen, um zu überleben. Zurück blieben Geisterdörfer, in denen die tradi tionellen Gebäude verfielen – ein Prozess, der vor allem in den abgelegenen Orten nur schwer wieder rückgängig zu machen ist. Zum anderen hat ein Wandel in den Köpfen stattgefunden: Traditionen und altes Wissen drohen in Vergessenheit zu geraten. Und das ist nicht nur ein kultureller Verlust. So werden die Vorschriften zum Schutz der Naturheiligtümer mancherorts nicht mehr ernst genommen. Selbst die traditionell hoch angesehenen Heiler haben an Prestige und Einfluss verloren. Früher waren sie nicht nur für die medizinische Versorgung zuständig, sondern auch für die Erhal- 8 Lutz Gregor Wälder gelten bis heute als heilig. Und auch in manchen Tieren sehen die Anhänger des traditionellen Glaubens mehr als europäische Augen. »Die Klans der Region führen sich auf mythische Ahnen zurück und haben bestimmte Totemtiere zu ihrem Schutz«, erzählt Stumpfe. Einige setzen zum Beispiel auf die übernatürliche Hilfe des Chamäleons oder des Blassfuchses. Ein besonders beliebtes Schutztier aber ist das Krokodil. Für Touristen ist es ein Erlebnis, den heiligen Reptilien des Dorfs Borko beim Fressen zuzuschauen. Sie können einen Beutel Fleisch kaufen und dann Zeuge werden, wie der örtliche Krokodilbeauftragte einen speziellen Ruf ausstößt. Schon tauchen die Reptilien aus dem Wasser, um die angekündigte Mahlzeit abzuholen. Viele der Totemtiere finden sich als dekorative Schnitzereien auf Trögen und Gefäßen. Tatsächlich haben die Dogon-Kunstwerke, die europäische Forscher seit mehr als 100 Jahren faszinieren, größtenteils spirituelle Wurzeln. Ob es sich um Holzschnitzereien handelt oder um die spektakulären Tänze, bei denen aufwändiger Kopfschmuck und mehr als 70 verschiedene Maskentypen zum Einsatz kommen – alles steckt voller Symbolik und komplexer Vorstellungen. »Die Kultur der Dogon ist wie ein Netz aus vielen Maschen, es gibt noch viel zu entdecken«, meint der Kulturexperte AmbaereAndré Tembély. tung der Heilpflanzen. Mittlerweile ist die grüne Apotheke vielerorts geplündert, und der Zunft der Heiler fehlt es an Nachwuchs. Daher haben sich die Dogon-Mediziner inzwischen zu einem Verband zusammengeschlossen, um den Niedergang ihres Berufsstands zu stoppen und ihren Teil des Natur- und Kulturerbes zu erhalten. Dazu richten sie zum Beispiel spezielle Heilpflanzengärten ein. Die können dann wieder interessante Ziele für ausländische Besucher werden. Auch in anderen Bereichen könnte sich der Tourismus gut mit dem Erhalt von Naturschätzen und traditioneller Kultur verbinden lassen. Darauf setzt jedenfalls die Mission Culturelle de Bandiagara, die für den Schutz des Welterbes im Dogonland zuständig ist. Diese Behörde untersteht dem malischen Kulturminis terium und wird im Auftrag des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung von der GIZ beraten. Die Mitarbeiter sehen im Tourismus einen natürlichen Verbündeten. Denn was Besucher interessiert und Geld bringt, hat Zukunft. Allerdings ist das Dogonland kein reines Fremdenverkehrsidyll. Es gibt durchaus nega tive Entwicklungen, die mit dem Tourismus zusammenhängen. So trifft inzwischen wohl jeder Reisende auf bettelnde Kinder: »Geld, Plastikflaschen, Stifte, bitte!« Da fällt es oft nicht leicht, Nein zu sagen. Immer wenn sie nachgeben, werden die Besucher für den DogonNachwuchs noch ein bisschen attraktiver. Da trägt man den Fremden lieber mal das Gepäck, statt zur Schule zu gehen. »In manchen Orten wollen die Kinder nicht mehr bei der Feldarbeit helfen«, sagt GIZ-Mitarbeiterin Angelika FreiOldenburg, die derzeit bei der Mission Culturelle arbeitet. Von solchen Extratouren sind die Eltern natürlich wenig begeistert. Wer ins Land der Dogon kommt, sucht vergebens nach feinen Hotels. Die meisten Besucher nächtigen in einer der kleinen Dorfherbergen, die in Mali campements heißen. »Wir wollen eine Brücke schlagen zwischen Tourismus und Kultur« Angelika Frei-Oldenburg, GIZ-Mitarbeiterin Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Kulturerhalt mit dem Geld der Gäste Trotz allem stehen die meisten Dogon dem Tourismus sehr positiv gegenüber – schließlich müssten sie ihr Einkommen sonst einzig in der kargen Landwirtschaft verdienen. Vom traditionellen Anbau von Hirse, Dogonzwiebeln und anderem Gemüse zu leben, wird immer schwieriger. Die Chance, als Führer zu arbeiten oder Kunsthandwerk zu verkaufen, ist da hochwillkommen. Immerhin können auch die Bauern von den Besuchern profitieren – falls die Touristen nach ihren Produkten fragen. »Wenn Sie das nächste Mal ins Dogonland kommen, vergessen Sie die Coca-Cola in Flaschen oder die Spagetti mit Tomatensoße aus der Dose«, rät der Tourismusverband Bandiagara. Stattdessen sollten die Besucher lieber nach lokalen Produkten wie Obst und Gemüse, Kräutern und Nüssen fragen. Denn auf diese Weise kommt mehr Einkommen ins Dorf. Vielleicht kann das Geld der Gäste sogar dazu beitragen, das alte Kulturerbe zu erhalten. Darauf setzt jedenfalls die Mission Culturelle. »Wir wollen eine Brücke schlagen zwischen Tourismus und Kultur«, sagt Angelika Frei-Oldenburg. Wenn die Besucher zum Beispiel traditionelle Architektur sehen wollen, ist das ein Anreiz, verfallene Gebäude wieder in Stand zu setzen. Also unterstützt die Mission Culturelle Dorfbewohner beim Renovieren alter Sakral- DOGON – Weltkulturerbe aus Afrika Mit frdl. Gen. von Elke Proell Auch manche Erwachsene verhalten sich nicht mehr so, wie die Landsleute oder die Gäste es gerne hätten. »Im Prinzip sind die Dogon sehr freundliche und zurückhaltende Menschen«, schildert Angelika Frei-Oldenburg ihre Erfahrungen. Doch wie überall gibt es Geschäftemacher, die so schnell und einfach wie möglich an Geld kommen wollen und dabei wenig Rücksicht nehmen. Die Touristen treffen immer häufiger auf Händler, die ihnen ihre Waren förmlich aufdrängen. »Die Einheimischen beschweren sich hingegen mitunter über die Arroganz und Unhöflichkeit mancher Führer.« Der Tourismusverband Bandiagara beklagt sogar anarchische Zustände in diesem Berufsstand: Jeder könne sich als Guide verdingen, der gerade Lust dazu habe. Da geht es um Geld und Einfluss. Aber nicht nur. So gefällt vielen nicht, wenn die berühmten Maskentänze allein für die Touristen aufgeführt werden. »Viele Dogon fürchten, dass solche religiösen Rituale dann nicht mehr wirksam sind«, sagt Wolfger Stumpfe. bauten, wirbt für den Einsatz von lokalen Baumaterialien und lässt Handwerker in den traditionellen Bautechniken ausbilden. In drei Dörfern sind zudem kleine Museen entstanden – mit tatkräftiger Unterstützung der Bevölkerung. »Die Leute wurden gefragt, was sie dort gerne ausstellen würden«, sagt Wolfger Stumpfe. Von Masken über Skulpturen und Textilien bis zu Haushaltsgegenständen kam da allerhand zusammen. »Manche Frauen haben zum Beispiel einen alten Löffel gebracht, der schon lange in ihrer Familie im Einsatz war«, berichtet der Ausstellungsleiter. Der mag zwar die ausländischen Touristen weniger beeindrucken als die ausgefeilten Kunstwerke in der Bonner Ausstellung. Aber es geht schließlich nicht nur um die Gäste. »Auch die Menschen vor Ort bekommen durch solche Projekte eine neue Einstellung zu ihrer Kultur«, sagt Angelika Frei-Oldenburg. Was man für altmodisch oder bestenfalls für ganz alltäglich gehalten hat, scheint plötzlich wieder wertvoll, interessant und erhaltenswert. Diesen Gedanken sollen spezielle Führun gen vor allem in die Köpfe von Schulkindern pflanzen. Die werden ganz sicher nicht mehr leben wollen wie ihre Vorfahren vor 100 Jahren. Müssen sie ja auch nicht. »Jede Kultur wandelt sich«, betont GIZ-Mitarbeiterin Elke Proell. Doch wer Auto fährt und mit dem Handy telefoniert, muss darüber ja nicht gleich das ganze alte Kulturerbe seines Volkes vergessen. Ÿ Bei den spektakulären Tänzen der Dogon werden mehr als 70 verschiedene Maskentypen getragen. Kerstin Viering ist freie Wissenschafts journalistin in Lehnin, Brandenburg. 9 AusstellungsplAn Die Ausstellung »Dogon – Weltkulturerbe aus Afrika« gliedert sich in die drei Hauptbereiche Skulpturen, Masken und Alltagsgegenstände. Daneben informieren zwölf Themenboxen über die verschiedenen Begegnungen zwi- MASKEN schen Dogon und Europäern vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in unsere Zeit. Eine Audio-Inszenierung am Baobab-Baum und ein Filmprogramm im Kinosaal bilden weitere Höhepunkte der Ausstellung. SKULPTUREN KINO EINGANG ALLTAGSGEGENSTÄNDE impressum Leitung: Dr. Joachim Schüring Anschrift: Spektrum der Wissenschaft – Custom Publishing, Postfach 10 48 40, 69038 Heidelberg; Hausanschrift: Slevogtstraße 3–5, 69126 Heidelberg, Tel.: +49 6221 9126-612, Fax +49 06221 9126-5612 www.spektrum.com/cp Redaktion: Dr. Klaus-Dieter Linsmeier, Rabea Rentschler, Karin Schlott Layout: Claus Schäfer Schlussredaktion: Christina Meyberg (Ltg.), Sigrid Spies, Katharina Werle Bildredaktion: Alice Krüßmann (Ltg.), Anke Lingg, Gabriela Rabe Redaktionsassistenz: Petra Mers Intendant: Dr. Robert Fleck KaufmännischerGeschäftsführer: Dr. Bernhard Spies Ausstellungskuratorin:Hélène Leloup Ausstellungsleitung:Dr. Wolfger Stumpfe Anschrift: Museumsmeile Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn Tel.: +49 228 9171-200, E-Mail: [email protected] www.bundeskunsthalle.de Erscheinungstermin:10/2011 Gesamtherstellung: L. N. Schaffrath Druckmedien GmbH & Co. KG, Marktweg 42–50, 47608 Geldern Sämtliche Nutzungsrechte an dem vorliegenden Werk liegen bei Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH / Bundeskunsthalle. Jegliche Nutzung des Werks, insbesondere die Vervielfältigung, Verbreitung, öffentliche Wiedergabe oder öffentliche Zugänglichmachung, ist ohne die vorherige schriftliche Einwilligung durch Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH / Bundeskunsthalle unzulässig. Jegliche unautorisierte Nutzung des Werks berechtigt Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH / Bundeskunsthalle zum Schadensersatz gegen den oder die jeweiligen Nutzer. Bei jeder autorisierten (oder gesetzlich gestatteten) Nutzung des Werks ist die folgende Quellenangabe an branchenüblicher Stelle vorzunehmen: © 2011 (Autor), Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH / Bundeskunsthalle. Jegliche Nutzung ohne die Quellenangabe in der vorstehenden Form berechtigt Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH / Bundeskunsthalle zum Schadensersatz gegen den oder die jeweiligen Nutzer. Eine Publikation von 10 Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd Male figure, Djennenké sKulpturen S1 Maske »Etagenhaus« sirige Vor 1930 / Holz, Pigmente Paris, Musée du Quai Branly Diese Maske wird von den Dogon sirige genannt, was übersetzt »Etagenhaus« bedeutet. Hier bestehen die Etagen aus schwarzen Feldern mit vertikal verlaufenden Aussparungen, die mit bemalten Rhombenstrukturen abwechseln. Mit einer Höhe von über fünf Metern ist die Maske das größte Objekt der Ausstellung. Die steil nach oben aufstrebende Struktur wird dem männlichen Bereich zugerechnet. In den Festzeremonien wirbeln die Tänzer ihre Masken in schier unglaublichen Bewegungen durch die Lüfte. Mit der oberen Spitze des »Etagenhauses« berühren sie dabei manchmal sogar den Boden des Tanzplatzes. Sirige mask Before 1930 / Wood, pigments Paris, Musée du Quai Branly Sirige means ›storeyed house‹. Here the different storeys are represented by black fields with vertical cut-outs alternating with painted opposing triangles. More than five metres tall, the mask is the biggest object in the exhibition. The soaring mask is strongly associated with the male domain. During the ceremonies the dancer spins rapidly, whirling the sirige in breathtaking arcing motions, occasionally touching the ground with the tip of the long blade. S2 Faustkeil Feuerstein Paris, Privatsammlung Biface Flint Paris, private collection S3 S6 12th – 13th century / Wood France, private collection Many Dogon sculptures are hermaphroditic in character and exhibit both male and female characteristics. The figure here has a beard and the typical male topknot hairstyle, but it also features pendulous breasts and a distended pregnant belly. Scarification – ornamental scarring, here on the temple – was practiced by men and women alike. Hermaphrodites and male/ female pairs of twins play an important role in Dogon mythology. Tradition holds that children are born androgynous and circumcision allows each sex to assume its proper physical identity. It is a key initiation rite that allows boys and girls to leave their childhood behind and become fully-fledged members of the adult world. S7 S8 Holz, Patina New Orleans, The New Orleans Museum of Art dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika Männliche Figur, eine Hacke auf der Schulter tragend, Djennenké 15. – 17. Jahrhundert / Holz, Patina Houston, The Menil Collection Stein Paris, Privatsammlung Männliche Figur, Djennenké 15. Jahrhundert / Holz, Patina USA, Sammlung Daniel und Marian Malcolm 15th century / Wood, patina USA, Daniel and Marian Malcolm Collection Male figure, carrying a hoe on his shoulder, Djennenké 15th – 17th century / Wood, patina Houston, The Menil Collection Grinding stones S5 Figur (Hermaphrodit), Djennenké Figure (hermaphrodite), Djennenké Mahlsteine Stone Paris, private collection 12. – 13. Jahrhundert / Holz Frankreich, Privatsammlung Kneeling figure (hermaphrodite), Djennenké 2000 v. Chr. / Stein Paris, Privatsammlung 2000 BC / Stone Paris, private collection Kniende Figur (Hermaphrodit), Djennenké Viele Dogon-Skulpturen zeigen zweigeschlechtliche Wesen, so genannte Hermaphroditen. Die Figuren weisen sowohl männliche Charakteristika – hier einen Bart und den Haarknoten – als auch weibliche Kennzeichen, z. B. Brüste und einen schwangeren Leib auf. Die Skarifikationen, künstlerisch gestaltete Narben an der Schläfe, schmückten Männer und Frauen. In der Mythologie der Dogon spielen Zwitterwesen und Zwillingspaare, die aus einem männlichen und einem weiblichen Teil bestehen, eine bedeutende Rolle. In der traditionellen Vorstellung symbolisiert die Beschneidung die körperliche Entfernung des jeweiligen Überrestes des anderen Geschlechts. So verlässt man die kindliche Sphäre und tritt als vollgültiges Mitglied in die Gemeinschaft der Erwachsenen ein. Neolithische Figur Neolithic idol S4 Wood, patina New Orleans, The New Orleans Museum of Art S9 Männliche Figur, Djennenké 11. Jahrhundert / Holz, Patina Frankreich, Privatsammlung Male figure, Djennenké 11th century / Wood, patina France, private collection 11 S 14 S 10 Weibliche Figur, Djennenké 16. – 20. Jahrhundert / Kupfer New York, The Metropolitan Museum of Art 13. – 14. Jahrhundert / Holz, Patina Frankreich, Privatsammlung Diese Skulptur weist eine dicke Kruste auf, die oft als Opferpatina beschrieben wird. Dahinter steht die Vorstellung, dass die Kruste durch häufiges Übergießen der Skulptur mit Trankopfern aus Blut, Hirsebrei und mineralischen Bestandteilen entstanden sei. Tatsächlich erfüllten Dogon-Skulpturen in aller Regel religiöse Zwecke und fanden in verschiedenen Ritualen Verwendung. Neueste Forschungen zeigen jedoch, dass es große Unterschiede zwischen der Patina der alten Statuen und modernen Figuren des 19. und 20. Jahrhundert gibt. Während die modernen Krusten schichtweise aufgebaut sind, besteht die ältere Patina aus einer gleichmäßigen Schicht. Offenbar entstand die frühere Kruste nicht durch mehrfaches Übergießen, sondern wurde in einem einmaligen Akt auf die Figur aufgetragen. Scepter with male figure, Dogon or Bozo 16th– 20th century / Copper New York, The Metropolitan Museum of Art S 15 13th – 14th century / Wood, patina France, private collection S 16 14th – 19th century / Wood New York, Brooklyn Museum S 18 Figur mit erhobenen Armen, Djennenké 15. – 20. Jahrhundert / Holz San Francisco, Sammlung Robert T. Wall Family 15th – 20th century / Wood San Francisco, Robert T. Wall Family Collection Schalenträger (Hermaphrodit), Djennenké S 19 14. – 18. Jahrhundert / Holz und Eisen New York, Privatsammlung Figur mit erhobenen Armen, Djennenké 14. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung Figure with raised arms, Djennenké 14th century / Wood, patina Paris, private collection Cup carrier (hermaphrodite), Djennenké S 20 Reiter, Djennenké Figur (Fragment), Djennenké 16. – 20. Jahrhundert / Holz New York, The Metropolitan Museum of Art Figure (fragment), Djennenké 14. – 15. Jahrhundert / Holz New York, Privatsammlung 16th – 20th century / Wood New York, The Metropolitan Museum of Art Horseman, Djennenké 12 14. – 19. Jahrhundert / Holz New York, Brooklyn Museum Figure with raised arms, Djennenké 18. Jahrhundert / Holz, Patina Hamburg, Privatsammlung 14th – 15th century / Wood New York, private collection Figur mit erhobenen Armen, Djennenké Figure with raised arms, Djennenké 18th century / Wood, patina Hamburg, private collection S 13 10. – 11. Jahrhundert / Holz Paris, Privatsammlung 10th – 11th century / Wood Paris, private collection Weibliche Figur, Djennenké 14th – 18th century / Wood and iron New York, private collection Männliche Figur, Tombo Male figure, Tombo Female figure, Djennenké S 12 11. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung 11th century / Wood, patina Paris, private collection S 17 This sculpture is covered in a thick crust that is often described as a sacrificial patina. These patinas are believed to be the result of repeated libations with blood, millet gruel and mineral compounds. Dogon sculptures served predominantly religious purposes and were used in a wide variety of rituals. Recent research has shown that there is a marked difference between the patina of the old statues and that of 19th and 20th-century figures. While the modern crusts are built up in layers over time, the old patina consists of a single dense layer. This suggests that the early patinas were applied in a single ritual act. Büste mit erhobenem Arm, Djennenké Bust with raised arm, Djennenké Female figure, Djennenké S 11 Zepter mit sitzender männlicher Figur, Dogon oder Bozo S 21 Figur, Niongom 19. – 20. Jahrhundert / Holz New York, The Metropolitan Museum of Art Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd Figure, Niongom 19th – 20th century / Wood New York, The Metropolitan Museum of Art S 22 Figur, Niongom 16. – 17. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Musée du Quai Branly Deutlich lässt sich der ursprüngliche Ast erkennen, aus dem der Bildschnitzer das Werk gefertigt hat. Astlöcher und Holzstrukturen wurden in die Figurengestaltung einbezogen und verleihen dem Stück einen urtümlichen Charakter. Der lang gestreckte Körper mit den eng anliegenden Armen erscheint im Verhältnis zum Kopf zu groß. Die Figur wurde 1935 von zwei französischen Forscherinnen entdeckt. Sie war eingegraben bis zum Hals, umgeben von vier anderen Skulpturen und Schädeln geopferter Tiere. Die Dorfbewohner gaben an, dass sie bei ihrer Ankunft vor Ort die Figur bereits vorgefunden hätten. Nachdem die Wissenschaftlerinnen sie mit bloßen Händen ausgegraben hatten, wurde sie ihnen von den Dogon überlassen. Diese wagten jedoch selbst nicht, die Figur zu berühren. Figure, Niongom 16th – 17th century / Wood, patina Paris, Musée du Quai Branly A characteristic feature of Niongom sculptures is the use of the natural shape of the branch from which the sculptor carves his figure. Knotholes and the structure of the wood are incorporated into the design of the piece and infuse it with a sense of organic ruggedness. The elongated body, its arms pinned to its side, seems too large in relation to the head. The figure was discovered by two French researchers in 1935. It was buried up to its neck and surrounded by four other sculptures and the skulls of sacrificial animals. The inhabitants of the village reported that the figure had already been there when they first arrived. After the researchers had dug it up with their bare hands, the villagers gave them leave to keep it, but not one of them dared touch the figure. S 23 Was bedeuten die hochgereckten Arme vieler Dogon-Skulpturen? Sind die Figuren im Gebet an die Ahnen dargestellt? Bitten sie um den lebensnotwendigen Regen? Oder folgen sie ästhetischen Konventionen, die lang gestreckte Formen einfach als schön empfinden? Die Fragen bleiben unbeantwortet. Vielleicht spielt sogar ein bisschen von allem in die Darstellungen hinein. Die Skulptur wirkt beinahe abstrakt: Arme und Beine sind gerade noch zu erkennen, das Gesicht ist nahezu unkenntlich. Die Arme sind gelängt und verstärken den senkrecht nach oben strebenden Elan. Trotz – oder auf Grund – der zurückhaltenden Formen strahlt die Skulptur eine vornehme Würde aus. Figure with raised arms, Tellem 12th – 13th century (?) / Wood, patina Paris, private collection What is the meaning of the raised arms of so many Dogon sculptures? Are the figures praying to the ancestors? Are they begging for much-needed rain? Or do they simply follow aesthetic conventions that regard elongated forms as particularly beautiful? The questions remain unanswered – perhaps there is an element of all three. The sculpture seems almost abstract: arms and legs are just barely recognisable; the face is almost totally obliterated. The elongated arms reinforce the figure’s emphatic upward thrust. Despite – or perhaps because of – the extreme economy of form, the sculpture radiates a sense of solemn dignity. S 26 Figure with raised arms, Tellem Wood, patina Paris, private collection S 27 Figur, Tellem Holz, Patina Paris, Sammlung Guy Ladrière Figure, Tellem Wood, patina Paris, Guy Ladrière Collection 15. – 16. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung S 28 15th – 16th century / Wood, patina Paris, private collection Figur mit erhobenen Armen, Tellem 12. – 13. Jahrhundert (?) / Holz, Patina Paris, Privatsammlung dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika 14. – 15. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung 14th – 15th century / Wood, patina Paris, private collection Holz, Patina Antwerpen, Sammlung Su und Jan Calmeyn Wood, patina Antwerp, Su and Jan Calmeyn Collection Figur, Tellem Figure, Tellem Figur, Niongom Figure, Niongom S 25 Holz, Patina Paris, Privatsammlung Figur, Niongom Figure, Niongom S 24 Figur mit erhobenen Armen, Tellem S 29 Skulptur mit drei Figuren, Tellem Holz, Patina Paris, Sammlung Jean-Michel Huguenin Sculpture with three figures, Tellem Wood, patina Paris, Jean-Michel Huguenin Collection 13 S 30 Double figure, Tellem Weibliche Figur Wood, patina Paris, private collection Holz, Patina Paris, Privatsammlung Female figure S 38 Wood, patina Paris, private collection Doppelfigur, Tellem 15. Jahrhundert / Holz Zürich, Rietberg Museum Double figure, Tellem S 31 15th century / Wood Zurich, Rietberg Museum Figur mit erhobenen Armen, Tellem 15. – 16. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung S 39 Figure with raised arms, Tellem 15th – 16th century / Wood, patina Paris, private collection S 32 15th century / Wood, patina Paris, private collection Anthropomorphe Figur, Tellem Holz, Patina Paris, Privatsammlung S 40 Figure with raised arms, Tellem 16th century / Wood, patina Paris, private collection Figur mit erhobenen Armen, Tellem Holz New York, Sammlung Hermes Trust UK (courtesy Francesco Pellizzi) S 41 Figure with raised arms, Tellem Figur mit erhobenen Armen, Tellem S 42 Holz Paris, Privatsammlung Figure with raised arms, Tellem Holz, Patina Paris, Privatsammlung Female figure with raised arms, Tellem Wood, patina Paris, private collection Figur mit erhobenen Armen, Tellem Paris, Musée du Quai Branly S 37 14 14th – 15th century / Wood New York, Hermes Trust UK Collection (courtesy Francesco Pellizzi) Weibliche Figur mit erhobenen Armen, Tellem Figure with raised arms, Tellem Wood, patina Doppelfigur, Tellem Holz, Patina Paris, Privatsammlung Figur mit erhobenen Armen, Tellem 14. – 15. Jahrhundert / Holz New York, Sammlung Hermes Trust UK (courtesy Francesco Pellizzi) Wood Paris, private collection Holz, Patina Paris, Musée du Quai Branly Holz, Patina Paris, Privatsammlung Wood, patina Paris, private collection Figure with raised arms, Tellem S 36 Figur mit erhobenen Armen, Tellem Figure with raised arms, Tellem Wood New York, Hermes Trust Collection UK (courtesy Francesco Pellizzi) S 35 Figur mit erhobenen Armen, Tellem 16. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung Wood, patina Paris, private collection S 34 15. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung Double figure with raised arms, Tellem Anthropomorphic figure, Tellem S 33 Doppelfigur mit erhobenen Armen, Tellem S 43 Figur Prä-Tellem 1. Jahrhundert v. Chr. – 3. Jahrhundert n. Chr. Holz, Patina Paris, Privatsammlung C-14-Messungen an dieser Skulptur ergaben ein sehr hohes Alter. Dass das Holz so lange überdauern konnte, ist vor allem dem trockenen Klima der Sahelzone zu verdanken. Als Tellem, »wir haben sie gefunden«, bezeichneten die Dogon bei ihrer Ankunft die Bewohner der Falaise von Bandiagara. Archäologische Funde zeigen aber, dass die Tellem nicht die ersten Einwohner des Landes waren. Es wurden Terrakotta-Scherben aus dem 3./2. Jahrhundert v. Chr. geborgen, und einige der ältesten Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd Speicherbauten in den Höhlen der Felswand stammen eindeutig nicht von den Tellem. Reste von Holzkohlen an diesen Orten konnten auf das Jahr 540 n. Chr. (+/– 60 Jahre) datiert werden. S 49 Figure, Pre-Tellem 1st century BC – 3rd century AD / Wood, patina Paris, private collection The astonishing age of this sculpture has been determined by C-14 radiocarbon analysis. The preservation of the organic material is largely due to the extremely arid climate of the Sahel. When the Dogon arrived at the Bandiagara Escarpment, the region was not uninhabited. The new settlers named the old inhabitants Tellem – ›we have found them‹. However, archaeological finds, among them terracotta fragments dating to the 3rd or 2nd century BC, show that the Tellem were not the first people to inhabit the cliffs either. Some of the oldest storehouses in the caves were clearly not built by the Tellem. Remnants of charcoal found in their vicinity can be dated to 540 AD (+/– 60 years). S 44 Figur mit erhobenen Armen, Tellem Late 18th century / Wood, patina Paris, private collection S 50 S 51 S 52 S 47 S 48 S 53 S 54 Reiter, Mandé Vor 1935 / Holz Paris, Musée du Quai Branly Horseman, Mandé Before 1935 / Wood Paris, Musée du Quai Branly S 55 Figur mit erhobenen Armen, Tellem Reiter Holz New York, Sammlung Laura und James Ross Horseman 14. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung 14th century / Wood, patina Paris, private collection 20. Jahrhundert / Holz, Pigmente New York, The Metropolitan Museum of Art 20th century / Wood, pigments New York, The Metropolitan Museum of Art 19. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung Figure with raised arms, Tellem Reiter, Mandé Horseman, Mandé Figur mit erhobenen Armen, Tellem 19th century / Wood, patina Paris, private collection 16. – 17. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung 16th – 17th century / Wood, patina Paris, private collection Holz, Patina Paris, Privatsammlung Figure with raised arms, Tellem Hirsestampferin, N’duleri Woman pounding millet, N’duleri Weibliche Figur mit erhobenen Armen, Tellem Wood, patina Paris, private collection 15. – 16. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung 15th – 16th century / Wood, patina Paris, private collection Figure with raised arms, Tellem Female figure with raised arms, Tellem Balafon-Spieler, Mandé Balafon-player, Mandé 16. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung S 46 Bronze Paris, Privatsammlung Bronze Paris, private collection Wood, patina Paris, Jean-Michel Huguenin Collection 16th century / Wood, patina Paris, private collection Kette Necklace Holz, Patina Paris, Sammlung Jean-Michel Huguenin Figur mit erhobenen Armen, Tellem Ende 18. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung Mother and child Figure with raised arms, Tellem S 45 Mutter mit Kind Wood New York, Laura and James Ross Collection S 56 Reiter, Mandé 14. Jahrhundert / Holz Paris, Privatsammlung Horseman, Mandé 14th century / Wood Paris, private collection dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika 15 S 57 Reiter auf Krokodil, Mandé Holz Turin, Sammlung F. F. S 64 Crocodile rider, Mandé Wood Turin, F. F. Collection S 58 Doppelfigur, N’duleri 16th – 17th century / Wood Rome, Chantal Dandrieu and Fabrizio Giovagnoni Collection 16. – 20. Jahrhundert / Holz New York, The Metropolitan Museum of Art 16th – 20th century / Wood New York, The Metropolitan Museum of Art S 65 Mutter mit Kind, N’duleri S 66 S 67 Mother and child, N’duleri S 68 S 69 S 63 Trommelspieler Holz, Patina, Eisen New Orleans, The New Orleans Museum of Art Drum-player Wood, patina, iron New Orleans, The New Orleans Museum of Art 16 16. – 18. Jahrhundert / Holz New York, Privatsammlung 16th – 18th century / Wood New York, private collection Wood Dusseldorf, Simonis Archive 17th – 18th century / Wood, patina Paris, private collection Reiter, N’duleri Horseman, N’duleri Female cup carrier, N’duleri Female figure, N’duleri 19. Jahrhundert oder früher / Holz, Eisen Toronto, Art Gallery of Ontario 19th century or earlier / Wood, iron Toronto, Art Gallery of Ontario Holz Düsseldorf, Archiv Simonis 17. – 18. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung Reiter, N’duleri Horseman, N’duleri 20th century or earlier / Wood, patina Houston, The Menil Collection S 62 16. – 17. Jahrhundert / Holz, Patina New York, The Metropolitan Museum of Art 16th – 17th century / Wood, patina New York, The Metropolitan Museum of Art 20. Jahrhundert oder früher / Holz, Patina Houston, The Menil Collection Weibliche Figur, N’duleri Reiter, N’duleri Horseman, N’duleri Mutter mit Kind, N’duleri Schalenträgerin, N’duleri Holz Belgien, Privatsammlung Wood Belgium, private collection Wood New Orleans, The New Orleans Museum of Art S 61 Sitzende männliche Figur mit Halskette, N’duleri Seated male figure with necklace, N’duleri Holz New Orleans, The New Orleans Museum of Art Mother and child, N’duleri S 60 16. – 17. Jahrhundert / Holz Rom, Sammlung Chantal Dandrieu und Fabrizio Giovagnoni Woman pounding millet, N’duleri Double figure, N’duleri S 59 Hirsestampferin, N’duleri Pferdepfahl mit toguna-Darstellung Holz San Diego, Sammlung Richard und Susan Slesinger Ulevitch Die Spitze dieses Pfahls zeigt eine der wichtigsten Architekturen des Dogon-Dorfes in Miniaturform. Eine toguna ist ein Männerhaus, in dem sich die männlichen Bewohner zum Beraten, Abstimmen oder auch nur zur Unterhaltung zurückziehen können. Togunas bestehen aus Pfeilern, meistens aus Holz gefertigt und mit Schnitzereien verziert, und einem Dach aus Hirsestroh. Einige schöne Exemplare der verzierten Pfeiler sind am Ende des Rundgangs aufgestellt. Ungewöhnlich ist, dass die Miniaturausgabe auf der Spitze des Pfahls rund ist, obwohl togunas traditionell eine viereckige Form aufweisen. Der massive Pfahl diente ursprünglich zum Anbinden der selten anzutreffenden Pferde und muss aus einem vornehmen Haus stammen. Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd Hitching post with togu na Wood San Diego, Richard and Susan Slesinger Ulevitch Collection The top of this hitching post is decorated with a miniature version of a togu na, one of the most important buildings in any Dogon village. Open on all four sides, the togu na is a men’s hut that provides a shaded place for men to discuss village affairs and to gather socially. A togu na consists of a series of supports – usually made of wood and decorated with carvings – and a thick roof of millet stalks. Several examples of richly carved supports can be seen at the end of the exhibition. Although togu na were traditionally built on a rectilinear ground plan, the one shown here is round. The post was used to tether a horse, a highly prized and rare commodity among the Dogon, and must therefore have come from a wealthy house. S 70 Weibliche Figur, N’duleri Meister der schräg stehenden Augen 17. – 18. Jahrhundert / Holz, Metall Paris, Musée du Quai Branly Female figure, N’duleri Master of the slanting eyes 17th – 18th century / Wood, metal Paris, Musée du Quai Branly S 71 Weibliche Figur, N’duleri and earth, connected by means of the chair legs. This would also explain the carved lizards which, according to Dogon mythology, mediate between the two realms. Some scholars believe the figure to be a priest. S 73 Wood, patina, kaolin Seattle, The Seattle Art Museum S 74 Männliche Figur auf einem Hocker, Tintam 16. – 20. Jahrhundert / Holz, Patina, Eisen New York, The Metropolitan Museum of Art Leider wissen wir nichts über den ursprünglichen Aufstellungsort dieser imposanten Figur. Allgemein wird angenommen, dass es sich bei diesen Sitzfiguren um Ahnenporträts handelt, die das Gedenken an bedeutende Verstorbene wachhalten. Der Mann sitzt breitbeinig auf einem großen Hocker und hält in seinen Händen ein Schlaginstrument. Die Sitz- und Standfläche des Hockers können symbolisch als Himmel und Erde verstanden werden, die über die Stuhlbeine miteinander verbunden sind. So erklären sich auch die geschnitzten Eidechsen, die in der Mythologie der Dogon als Vermittler zwischen den beiden Sphären auftauchen. Einige Forscher glauben, dass es sich bei dem Dargestellten um einen Priester handeln muss. Male figure seated on a stool, Tintam 16th – 20th century / Wood, patina, iron New York, The Metropolitan Museum of Art Unfortunately we know nothing about the original location of this imposing figure. It is generally assumed that these seated figures are ancestor portraits that commemorate important forefathers. The man is seated on a large stool, his legs apart, a percussion instrument in his hands. The seat and base of the stool can be interpreted as symbolic representations of heaven dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika Schalenträgerin, Tintam Meister der roten Maternitas (?) 13. – 14. Jahrhundert / Holz, rote Patina, Ocker Zürich, Rietberg Museum Diese Figur und die benachbarte Mutter mit Kind aus dem Pariser Musée du Quai Branly stammen zweifelsohne von derselben Hand. Der Künstler, der die Werke vor gut 600 Jahren schuf, trägt seinen Notnamen nach der Pariser Skulptur. Beide Attribute der Schalenträgerin, die Wasserschale und der Hirsestampfer, gehören in die weibliche Arbeitswelt. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser sowie die Fürsorge um die Kinder: Der Meister resümiert in seinen Werken die vornehmsten Aufgaben der Dogon-Frau. Die intensive rote Färbung der Figuren aus dem Dorf Tintam ist auf Ablagerungen des eisenhaltigen Lateritgesteins der Umgebung zurückzuführen. Woman carrying a bowl on her head, Tintam Master of the red maternity (?) 13th – 14th century / Wood, red patina, ochre Zurich, Rietberg Museum Female figure, N’duleri S 72 Holz, Patina, Kaolin Seattle, The Seattle Art Museum Figure with caryatides Meister der schräg stehenden Augen 17. – 18. Jahrhundert / Holz, Patina Belgien, Privatsammlung Master of the slanting eyes 17th – 18th century / Wood, patina Belgium, private collection Figur mit Karyatiden This figure and the ›Mother and child‹ from the Musée du Quai Branly in Paris next to it were undoubtedly carved by the same hand. The unknown artist who created these works some 600 years ago is named for the Paris sculpture. The bowl and the millet pounder are items of daily use for Dogon women, whose duties include fetching water, the preparation of food and the care of children. The two works by the sculptor therefore encapsulate the foremost duties of any Dogon woman. The intense red that characterises sculptures from Tintam Village is due to deposits of the iron-rich lateritic soils of the area. S 75 Weibliche Figur mit erhobenen Armen, Tintam 14. – 15. Jahrhundert / Holz, rote Patina, Ocker Zürich, Rietberg Museum Female figure with raised arms, Tintam 14th – 15th century / Wood, red patina, ochre Zurich, Rietberg Museum S 76 Mutter mit Kind (Maternitas), Tintam Meister der roten Maternitas 14. Jahrhundert / Holz, rote Patina, Pigmente Paris, Musée du Quai Branly Mother and child (maternity), Tintam Master of the red maternity 14th century / Wood, red patina, pigments Paris, Musée du Quai Branly 17 S 77 Schalentragende Mutter mit Kind, Tintam Mother carrying a bowl, Tintam Mutter mit Zwillingen, Tintam S 87 Kniende Figur, Tintam S 88 Weibliche Figur Figur mit erhobenen Armen, Tellem 15. – 16. Jahrhundert / Holz Norwich, Sainsbury Collection University of East Anglia Figure with raised arms, Tellem 18. Jahrhundert / Holz Frankreich, Privatsammlung 15th – 16th century / Wood Norwich, Sainsbury Collection University of East Anglia Female figure S 89 18th century / Wood France, private collection Männliche Figur mit erhobenen Armen, Tintam 16th century (?) / Wood, patina Bloomington, Indiana University Museum S 90 Anthropomorphe Figur Holz, Patina Paris, Privatsammlung Anthropomorphic figure 15. – 17. Jahrhundert / Holz Brüssel, Privatsammlung Wood, patina Paris, private collection S 91 15th – 17th century / Wood Brussels, private collection 13. – 14. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung 13th – 14th century / Wood, patina Paris, private collection Figur mit erhobenen Armen, Tintam Figure with raised arms, Tintam Paar mit erhobenen Armen, Tellem Couple with raised arms, Tellem 16. Jahrhundert (?) / Holz, Patina Bloomington, Indiana University Museum Male figure with raised arms, Tintam S 83 19. – 20. Jahrhundert / Holz, Eisen New York, The Metropolitan Museum of Art 19th – 20th century / Wood, iron New York, The Metropolitan Museum of Art Late 18th century / Wood France, private collection S 82 Schloss in Form einer weiblichen Figur Lock in the shape of a female figure Ende 18. Jahrhundert / Holz Frankreich, Privatsammlung Kneeling figure, Tintam S 81 Holz, Patina Paris, Privatsammlung Wood, patina Paris, private collection Wood Cologne, Rumpf Collection S 80 Weibliche Figur Female figure Holz Köln, Sammlung Rumpf Mother and twins, Tintam S 79 Wood, patina Paris, private collection S 86 Wood Brussels, private collection S 78 Figure with raised arms Holz Brüssel, Privatsammlung Paar, Tellem Mutter mit Kind, N’duleri 16. – 20. Jahrhundert / Holz New York, The Metropolitan Museum of Art Mother and child, N’duleri 17. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung 16th – 20th century / Wood New York, The Metropolitan Museum of Art Couple, Tellem 17th century / Wood, patina Paris, private collection S 84 S 92 Zwei anthropomorphe Figuren, Tellem Holz, Patina Paris, Privatsammlung Wood Dusseldorf, Simonis Archive Wood, patina Paris, private collection 18 Figur mit erhobenen Armen Holz, Patina Paris, Privatsammlung Holz Düsseldorf, Archiv Simonis Mother and child, Tintam Two anthropomorphic figures, Tellem S 85 Mutter mit Kind, Tintam S 93 Sitzendes Paar, Bombou-Tegou 19. Jahrhundert oder früher / Holz, Pigmente, Metall Toronto, Art Gallery of Ontario Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd Seated couple, Bombou-Tegou Female figure holding a calabash, Bombou-Toro 19th century or earlier / Wood, pigments, metal Toronto, Art Gallery of Ontario S 94 Paar, Bombou-Toro 18. – 19. Jahrhundert / Holz Zürich, Rietberg Museum Couple, Bombou-Toro 18th – 19th century / Wood Zurich, Rietberg Museum S 95 Maternitas, Bombou-Toro Werkstatt des Meisters von Ogol (?) 17. – 18. Jahrhundert / Holz, Patina New York, Privatsammlung Maternity, Bombou-Toro Workshop of the Master of Ogol (?) 17th – 18th century / Wood, patina New York, private collection S 96 Weibliche Figur, Bombou-Toro 15. – 17. Jahrhundert / Holz, Patina New York, Sammlung Laura und James Ross Die sitzende Figur ist ein Paradebeispiel für die abstrakte Formensprache vieler Dogon-Skulpturen. Alle Körperteile sind verfremdet oder in geometrische Formen aufgelöst. Besonders typisch sind die pfeilförmige Nase und die spitzen Brüste. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgte afrikanische Kunst für großes Aufsehen in Europa. Picasso und viele seiner Künstlerkollegen fühlten sich durch die Arbeiten inspiriert und übertrugen die ästhetischen Ideen in ihre eigenen Werke. Einer dieser begeisterten Künstler war Jacob Epstein (1880 – 1959), in dessen Sammlung sich die Figur einst befand. Bereits vor dem ersten Weltkrieg schuf Epstein Zeichnungen, die sich auf Dogon-Werke zurückführen lassen. Female figure, Bombou-Toro 15th – 17th century / Wood, patina New York, Laura and James Ross Collection This seated figure is a prime example of the abstract formal language of many Dogon sculptures. All parts of the body are rigorously stylised or reduced to simple geometric shapes. The arrow-shaped nose and pointed breasts are typical of the Bombou-Toro style. At the beginning of the 20th century African art excited the imagination of Europe. Picasso and many of his artist colleagues felt inspired and channelled the aesthetic of African pieces into their own work. One of these early Africa enthusiasts was Jacob Epstein (1880 – 1959) who once owned this sculpture. Before the First World War he produced several drawings that can be traced back to Dogon sculptures. S 97 Weibliche Figur, eine Pfeife haltend, Bombou-Toro 18. Jahrhundert / Holz New York, Privatsammlung Female figure holding a pipe, Bombou-Toro 18th century / Wood New York, private collection S 98 Weibliche Figur, eine Kalebasse haltend, BombouToro 20. Jahrhundert oder früher / Holz, Patina, Eisen Houston, The Menil Collection dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika 20th century or earlier / Wood, patina, iron Houston, The Menil Collection S 99 Figur, Bombou-Toro 17. – 18. Jahrhundert / Holz New York, Privatsammlung Figure, Bombou-Toro 17th – 18th century / Wood New York, private collection S 100 Weibliche Figur Anfang 20. Jahrhundert / Holz Houston, The Museum of Fine Arts Female figure Early 20th century / Wood Houston, The Museum of Fine Arts S 101 Pferd und Reiter, Bombou-Toro Holz Frankreich, Sammlung Luc Franzoni Horse and horseman, Bombou-Toro Wood France, Luc Franzoni Collection S 102 Sitzende Figur, die Hände vor die Augen haltend, Kambari Holz, Patina Hamburg, Privatsammlung Seated figure holding hands to eyes, Kambari Wood, patina Hamburg, private collection S 103 Figur, die Hände vor das Gesicht haltend, Kambari Holz Düsseldorf, Archiv Simonis Figure holding hands to face, Kambari Wood Dusseldorf, Simonis Archive S 104 Sitzende Figur, die Hände vor die Augen haltend, Kambari 18. – 19. Jahrhundert / Holz, Patina New York, Privatsammlung Seated figure holding hands to eyes, Kambari 18th – 19th century / Wood, patina New York, private collection S 105 Sitzende Figur, die Hände vor die Augen haltend, Kambari Holz, Patina Belgien, Privatsammlung Seated figure holding hands to eyes, Kambari Wood, patina Belgium, private collection 19 Couple 19th – 20th century / Wood, patina Paris, private collection S 106 Sitzende Figur, Kambari 19. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung Seated figure, Kambari 19th century / Wood, patina Paris, private collection S 114 Figurenpaar Vor 1905 Holz Paris, Musée du Quai Branly Couple S 107 Sitzende Figur, die Wangen auf die Hände stützend, Kambari Before 1905 Wood Paris, Musée du Quai Branly Holz, Patina Paris, Privatsammlung Seated figure holding hands to cheeks, Kambari Wood, patina Paris, private collection S 115 Altarfigur mit fünf Gesichtern, Bombou-Toro 18. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Musée du Quai Branly S 108 Sitzende Figur, die Hände vor die Augen haltend, Kambari Holz Paris, Privatsammlung Altar figure with five faces, Bombou-Toro 18th century / Wood Paris, Musée du Quai Branly Seated figure holding hands to eyes, Kambari Wood Paris, private collection S 109 Figur mit erhobenen Armen, Komakan Holz, Patina Paris, Privatsammlung S 116 Doppelfigur, Bombou-Toro Holz, Patina New Orleans, The New Orleans Museum of Art Figure with raised arms, Komakan Wood, patina Paris, private collection Double figure, Bombou-Toro S 110 Figur mit erhobenen Armen, Komakan Wood, patina New Orleans, The New Orleans Museum of Art 15. – 17. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung Figure with raised arms, Komakan 15th – 17th century / Wood, patina Paris, private collection S 111 S 117 Figur mit erhobenen Armen, Komakan 16. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung S 112 Figur mit erhobenen Armen, Komakan 16. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung Figure with raised arms, Komakan 16th century / Wood, patina Paris, private collection S 113 Figurenpaar 19. – 20. Jahrhundert / Holz, Patina Paris, Privatsammlung 20. Jahrhundert / Holz, Patina Houston, The Menil Collection Altar figure, Bombou-Toro 20th century / Wood, patina Houston, The Menil Collection Figure with raised arms, Komakan 16th century / Wood, patina Paris, private collection Altarfigur, Bombou-Toro S 118 Stab mit anthropomorpher Figur, Bombou-Toro Holz Köln, Sammlung Rumpf Rod with anthropomorphic figure, Bombou-Toro Wood Cologne, Rumpf Collection S 119 Weibliche Figur, Bombou-Toro Meister von Ogol 18. Jahrhundert / Holz Paris, Musée du Quai Branly Female figure, Bombou-Toro Master of Ogol 18th century / Wood Paris, Musée du Quai Branly S 120 Maskenträger, Bombou-Toro 18. – 19. Jahrhundert / Holz Paris, Privatsammlung M3 Mask carrier, Bombou-Toro S 121 Wood Paris, private collection M4 19. Jahrhundert / Holz Schweiz, Privatsammlung Die Tradition der Dogon sieht für Frauen die Rolle der vielfachen Mutter vor. Erst mit vier eigenen Kindern wurden sie vollkommen in die Gemeinschaft der Frauen aufgenommen. Auf die Bedeutung der Schwangerschaft weisen in dieser Darstellung die vor dem Bauch gefalteten Hände. Der Lippenpflock und ein in den Nacken hängender Zopf sind ein häufig anzutreffender Schmuck der Frauen. Die Haltung der Figur ist sehr aufrecht. Brüste, Nabel und Knie sind in auffälliger Form zugespitzt. Es existieren mehrere sehr ähnlich gestaltete Figuren, die heute oft einem anonymen »Meister von Ogol« zugeschrieben werden. Sein Stil zeichnet sich durch starke Abstraktion aus. Dogon tradition holds that the most important role of women is to bear children. Only after having given birth to four children are they fully accepted into the female community. In the sculpture shown here the hands folded in front of the abdomen point to the significance of pregnancy. The lip plug and braided hair are a common form of female adornment. Of particular note are the figure’s emphatically erect pose and the strict angularity of the pointed breasts, belly button and knees. There are several figures of a very similar design that are often attributed to an unknown artist referred to as the ›Master of Ogol‹. His style is characterised by forceful abstraction. M1 Affen-Maske, schwarz Vor 1935 / Holz, Eisen Paris, Musée du Quai Branly Black monkey mask M2 Vor 1935 / Senge-Holz Paris, Musée du Quai Branly Before 1935 / Wood Paris, Musée du Quai Branly M5 Krokodil-Maske dia Holz Paris, Privatsammlung Crocodile mask dia Wood Paris, private collection M6 Maske Holz Brüssel, Privatsammlung Mask Wood Brussels, private collection M7 Affen-Maske Holz Paris, Privatsammlung Monkey mask Wood Paris, private collection M8 Saman-Maske Holz Paris, Privatsammlung Mask saman Wood Paris, private collection M9 mAsKen Krokodil-Maske dia Crocodile mask dia Female figure, Bombou-Toro 19th century / Wood Switzerland, private collection Holz Paris, Privatsammlung Mask 18th – 19th century / Wood Paris, private collection Weibliche Figur, Bombou-Toro Maske Maske Holz Paris, Privatsammlung Mask Wood Paris, private collection M 10 Maske und Brustgurt Before 1935 / Wood, iron Paris, Musée du Quai Branly Vor 1930 / Pflanzenfasern, Kaurischnecken, Früchte des Affenbrotbaums Paris, Musée du Quai Branly Maske satimbe Mask and chest strap Vor 1931 / Holz, Pigmente, Pflanzenfasern Paris, Musée du Quai Branly Before 1930 / Vegetal fibre, cowrie shell, baobab fruits Paris, Musée du Quai Branly Mask satimbe Before 1931 / Wood, pigments, vegetal fibre Paris, Musée du Quai Branly dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika 21 M 11 19. Jahrhundert oder früher / Holz, Pigmente San Francisco, Sammlung Robert T. Wall Family Satimbe-Masken bestehen aus einem Gesichtsstück und einer darauf sitzenden kleineren menschlichen Figur. Der Begriff satimbe bedeutet so viel wie »die Schwester auf dem Kopf«. Er spielt auf die Mädchen an, die während des zirka alle 60 Jahre stattfindenden sigi-Festes geboren werden und als yasigine, »Schwester der Masken« bezeichnet werden. Maskentänze sind bei den Dogon eine rein männliche Angelegenheit. Frauen ist die Teilnahme an den Zeremonien streng untersagt, und es gilt als gefährlich, wenn eine Frau durch Zufall oder mutwillig in Kontakt mit den Masken gerät. Die einzige Ausnahme bildet die yasigine: Sie nähert sich den Masken ohne Gefahr und darf die Männer während der Zeremonien mit Hirsebier bewirten. Mask with anthropomorphic figure 19th century or earlier / Wood, pigments San Francisco, Robert T. Wall Family Collection Satimbe masks consist of a headpiece surmounted by a small human figure. The term satimbe translates as ›sister on the head‹. It alludes to the yasigine, the ›sisters of the masks‹, i.e. girls born during the sigi festival which is celebrated roughly every sixty years. Masked dances are a purely male affair in Dogon country. Women are prohibited from taking part in the ceremonies, and any contact between a woman and a mask – accidental or otherwise – is viewed as dangerous. The only exception are the yasigine; they can safely approach the masks and serve the men refreshments and millet beer during the ceremonies. M 12 Maske mit stehender Figur 19th century / Wood Paris, private collection Maske Ende 19. – Anfang 20. Jahrhundert / Holz, Pigmente, Schnur San Francisco, Sammlung Robert T. Wall Family Mask End of 19th – beginning of 20th century / Wood, pigments, string San Francisco, Robert T. Wall Family Collection M 14 Hyänen-Maske Holz Paris, Privatsammlung 22 Wood Paris, private collection M 15 Pferdeantilopen-Maske ka Vor 1931 / Holz Paris, Musée du Quai Branly Die Dogon kennen verschiedene Antilopenund Gazellenmasken. Dieses Exemplar stammt aus dem Dorf Sanga und wird genauer als Pferdeantilope (Dogon: ka) beschrieben. Charakteristisch sind die lang gezogenen Ohren sowie das aus einer gemeinsamen Basis aufwachsende Paar Hörner. Der Tänzer dieser Maske hält manchmal einen Pfeil in der Hand, der auf die zugehörige Legende der Maske verweist: Zwei Jäger – der eine mit Bogen, der andere mit Gewehr – konnten sich nicht einigen, wer von ihnen der Antilope den tödlichen Schuss versetzt hatte. Als sie zur Klärung die Wunde betrachten wollten, stellten sie fest, dass diese sich nach Eintritt des Geschosses auf wunderbare Weise wieder verschlossen hatte. So blieb nur, den Bauch aufzuschneiden, um nachzusehen: Dort entdeckte man den Pfeil. Horse antelope mask ka Before 1931 / Wood Paris, Musée du Quai Branly The Dogon have several different antelope and gazelle masks. This example comes from the village of Sanga and portrays a horse antelope (Dogon: ka). It features the characteristic elongated ears and a pair of horns growing from a shared base. The dancer of this mask sometimes holds an arrow in his hand to allude to the underlying myth: two hunters – one armed with a bow and arrows, the other with a gun – could not agree which of them had killed the antelope they were pursuing. When they went to inspect the wound, it had miraculously closed. Only when they opened the antelope’s body, did they discover the arrow. 19. Jahrhundert / Holz Paris, Privatsammlung Mask with standing figure M 13 Hyena mask Maske mit stehender Figur M 16 Maske kanaga Vor 1931 / Holz, Pigmente, Pflanzenfasern Paris, Musée du Quai Branly Der Bedeutung der Maske kanaga variiert je nach Kenntnisstand des Betrachters: Während Nichteingeweihte einen Vogel erkennen, offenbart sich dem Eingeweihten das Bild des Schöpfers, der mit einer Hand zum Himmel weist und mit der anderen die Erde berührt. Die wirbelnden Bewegungen der Tänzer nehmen vielleicht die Idee wieder auf, dass Gott Amma die Welt tanzend erschaffen hat. Die Form der Maske erinnert auch an den Fuchs yurugu, der auf dem Rücken liegend seinen Schöpfer um Vergebung anfleht. Die ausgestellte Maske wurde von einem Mitglied der Dogon-Tanzgruppe getragen, die 1931 auf der Pariser Kolonialausstellung auftrat. Nach der Aufführung wurde sie für das Museum angekauft. Kanaga mask Rhinoceros mask gomitopo Before 1931 / Wood, pigments, plant fibres Paris, Musée du Quai Branly Kanaga masks can be interpreted in various ways: while non-initiates recognise a bird, the initiate will see an image of the Creator touching the earth with one hand while reaching for the heavens with the other. The whirling movements of the dancers may be an echo of the idea that the creator god Amma made the world while dancing. The shape of the mask also recalls the pale fox yurugu, lying on its back and imploring its creator’s forgiveness. The mask shown here was worn by a member of the Dogon dance troupe that performed at the 1931 Colonial Exhibition in Paris. After the performance it was acquired for the Musée de I’Homme. M 17 Before 1935 / Wood Paris, Musée du Quai Branly M 24 Geweihtragende Maske gomintogo Vor 1931 / Holz, Pigmente Paris, Musée du Quai Branly Antlered mask gomintogo Before 1931 / Wood, pigments Paris, Musée du Quai Branly M 25 Antilopen-Maske Holz, Pigmente New York, Sammlung Hermes Trust UK (courtesy Francesco Pelizzi) Maske (Darstellung der Tempelanlage von Arou?) Antelope mask Holz, Pigmente Turin, Sammlung F. F. Wood, pigments New York, Collection Hermes Trust UK (courtesy Francesco Pelizzi) Mask (representation of the temple of Arou?) Wood, pigments Turin, Collection F. F. M 18 Maske mit weiblicher Figur bekrönt 17. – 19. Jahrhundert / Holz New York, Privatsammlung Mask crested with female figure 17th – 19th century / Wood New York, private collection AlltAgsgegenstände A1 20th century / Wood Houston, The Menil Collection 19. Jahrhundert / Holz New York, Privatsammlung 19th century / Wood New York, private collection A2 M 21 A3 A4 M 23 Rhinozeros-Maske gomitopo Vor 1935 / Holz Paris, Musée du Quai Branly dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika 19. Jahrhundert / Holz Schweiz, Sammlung Fehlbaum 19th century / Wood Switzerland, Fehlbaum Collection Holz Houston, The Menil Collection Wood Houston, The Menil Collection Zoomorpher Sitz Zoomorphic seat M 22 Nashornvogel-Maske dyodyomini Mask representing a hornbill bird 18. Jahrhundert / Holz Paris, Privatsammlung 18th century / Wood Paris, private collection Holz, Pigmente Paris, Musée du Quai Branly Wood, pigments Paris, Musée du Quai Branly Hocker mit Karyatiden Stool with caryatides Nashornvogel-Maske dyodyomini Mask representing a hornbill bird 19. Jahrhundert / Holz Paris, Privatsammlung 19th century / Wood Paris, private collection 19.– 20. Jahrhundert / Holz, Pigmente New York, The Metropolitan Museum of Art 19th – 20th century / Wood, pigments New York, The Metropolitan Museum of Art Sitz für das sigi-Fest Stool M 20 Nashornvogel-Maske dyodyomini Mask representing a hornbill bird 20. Jahrhundert / Holz Houston, The Menil Collection Stool with caryatides M 19 Krokodil-Maske aieo Crocodile Mask aieo Hocker mit Karyatiden A5 Webrollenhalter Holz, Schnur, Glasperlen Paris, Musée du Quai Branly Pulley Wood, string, glass beads Paris, Musée du Quai Branly 23 A6 Webrollenhalter Um 1850 / Holz New York, Privatsammlung Pulley Ca. 1850 / Wood New York, private collection A7 Webrollenhalter Um 1860 / Holz, Perlen New York, Privatsammlung Pulley Ca. 1860 / Wood, beads New York, private collection A8 Zoomorphe Nackenstütze Wood Paris, Quentin and Marjolaine Blazy Collection Nackenstütze Holz Paris, Privatsammlung Headrest Wood Paris, private collection A 10 Lidded vessel of a hogon Holz Paris, Sammlung Quentin und Marjolaine Blazy Zoomorphic headrest A9 Größe und Schönheit des Deckelgefäßes verdeutlichen die vornehme Position eines hogon, eines obersten Priesters der Dogon. Der bedeutendste von ihnen ist der hogon von Arou, der verantwortlich ist für das Wohlergehen aller Dogon und die Aufrechterhaltung der Ordnung. Mit Hilfe seiner geistlichen Macht muss er z. B. dafür sorgen, dass genug Regen fällt und gesunder Nachwuchs das Fortbestehen der Bevölkerung sichert. Gefäße wie dieses spielten vermutlich bei der Inthronisation des hogon eine Rolle. Nicht immer ist es leicht, einen geeigneten Kandidaten zu küren: Zwar ist das Amt prestigeträchtig, aber es bedeutet für den Auserwählten auch viel Verantwortung. Zudem kommt es vor, dass der hogon auf mysteriöse Art ums Leben kommt – manche Kandidaten sollen sich ihrer Wahl durch Flucht entzogen haben. Deckelgefäß eines hogon-Priesters 16. – 20. Jahrhundert / Holz, Metall New York, The Metropolitan Museum of Art 18th century / Wood, metal Paris, Musée du Quai Branly The size and beauty of this lidded vessel attest to the exalted position of the hogon, one of the high priests of the Dogon. The most important hogon is the hogon of Arou. He is responsible for the well-being of all Dogon and the maintenance of order. He has to wield his spiritual power to ensure sufficient rainfall and the birth of healthy children to guarantee the continued existence of the population. Vessels such as this probably played a part in the enthronement ceremonies. It is not always easy to appoint a suitable candidate. The position is highly prestigious but fraught with responsibility. Hogon have been known to die under mysterious circumstances, and potential candidates have occasionally sought to avoid appointment by leaving their villages. Lidded vessel 16th – 20th century / Wood, metal New York, The Metropolitan Museum of Art A 11 A 15 Nackenstütze, Tellem 10. Jahrhundert / Holz Paris, Musée du Quai Branly A 12 11th – 12th century / Clay Turin, Collection F. F. A 16 Nackenstütze auf Elefanten-Sockel Holz Brüssel, Privatsammlung A 13 A 17 Holz Paris, Privatsammlung Deckelgefäß eines hogonPriesters 18. Jahrhundert / Holz, Metall Paris, Musée du Quai Branly Schatulle Holz Paris, Privatsammlung Box Wood Paris, private collection Headrest, Tellem A 14 19. Jahrhundert / Holz New York, Privatsammlung 19th century / Wood New York, private collection Kopfstütze, Tellem Wood Paris, private collection Zeremonieller Trog Ceremonial trough Headrest Wood Brussels, private collection 11.– 12. Jahrhundert / Terrakotta Turin, Sammlung F. F. Double cup, Tellem Headrest, Tellem 10th century / Wood Paris, Musée du Quai Branly Doppelschale, Tellem A 18 Hacke Metall, Holz Brüssel, Privatsammlung Hoe Metal, wood Brussels, private collection A 19 Hund mit anthropomorphen Figuren 16. – 20. Jahrhundert / Holz, Verbundmaterial New York, The Metropolitan Museum of Art A 23 Dog with anthropomorphic figures Zeremonieller Trog Ceremonial trough End of the 19th – beginning of the 20th century / Wood San Francisco, Robert T. Wall Family Collection The horse shape is typical of these large containers. Horses were expensive and rare and therefore highly prized. Ceremonial troughs were originally kept in the ginna, the house of the extended family lineage and a place of ancestral veneration. It was used to hold the meat of animals sacrificed during religious ceremonies, for example during the pegu ritual which was intended to ensure the fertility of a plot of land. The troughs are also interpreted as symbolic representations of the ›ark of the world‹, which, according to the Dogon cosmology, descended from heaven to populate the earth and make it bear fruit. The figures on the side of the trough could be the ancestors of humanity. In their midst is a lizard, one of the most important totemic animals of the Dogon. A 21 Riesenheuschrecke Metall Paris, Privatsammlung Giant grasshopper Metal Paris, private collection A 22 16th – 20th century / Wood, iron New York, The Metropolitan Museum of Art A 24 Ende 19. – Anfang 20. Jahrhundert / Holz San Francisco, Sammlung Robert T. Wall Family Die Pferdeform ist charakteristisch für diese großen Objekte. Pferde waren selten und teuer und wurden dementsprechend hoch geschätzt. Zeremonielle Tröge stammen ursprünglich aus der ginna, dem Haus des Familienklans und einer Verehrungsstätte der Ahnen. Sie dienten bei bestimmten Zeremonien, z. B. dem pegu-Ritual zur Fruchtbarmachung eines Ortes, als Behältnis für Opferfleisch. Die Tröge werden auch als symbolische Darstellungen der so genannten Arche der Welt interpretiert, die nach den alten Erzählungen vom Himmel herabkam, um die Erde fruchtbar zu machen. Bei den auf den Seitenwänden des Objekts dargestellten Figuren könnte es sich um die Urahnen der Menschheit handeln. In ihrer Mitte befindet sich eine Echse, eines der wichtigsten Totemtiere der Dogon. Hund Holz Paris, Privatsammlung Dog Wood Paris, private collection dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika 16. – 20. Jahrhundert / Holz, Eisen New York, The Metropolitan Museum of Art Ostrich 16th – 20th century / Wood, composite material New York, The Metropolitan Museum of Art A 20 Strauß Altar mit weiblichen Figuren 16. – 20. Jahrhundert / Holz, Ton New York, The Metropolitan Museum of Art Altar with female figures 16th – 20th century / Wood, clay New York, The Metropolitan Museum of Art A 25 Altarstatue mit sechs Figuren 18. Jahrhundert / Holz Paris, Musée du Quai Branly Altar with six figures 18th century / Wood Paris, Musée du Quai Branly A 26 Totendecke uldebe oder gamba Baumwollstoff Basel, Sammlung Gardi In diese großen Decken hüllt man die Verstorbenen, Männer wie Frauen, ein. Die Leichen werden in der Decke ausgestellt und später in den Felsspalten der Falaise bestattet. Anders als bei allen anderen westafrikanischen Völkern wird die Decke jedoch nicht mit dem Körper begraben. Man bringt sie zurück, wäscht sie und bewahrt sie bis zum nächsten Todesfall auf. Die uldebe werden nach strengen Regeln angefertigt, die Zahl Neun spielt dabei eine wesentliche Rolle: neun aneinander genähte Webstreifen, neun Motive, zweimal neun einfache Streifen als Begrenzung an den Rändern. Die Farben blau und weiß sind übrigens nicht nur die klassischen Farben der Totendecke. Die Dogon-Frauen sind berühmt für ihre mit Indigo gefärbten Textilien. Funerary blanket uldebe or gamba Cotton Basel, Gardi Collection Large blankets such as this one were used as shrouds for men and women alike. The bodies of the deceased are laid out wrapped in the blanket before burial in the crevices of the Bandiagara Cliff. In contrast to other West African peoples, the Dogon do not bury the blanket along with the body. It is brought back to the village, washed and put away until needed again. Uldebe are woven to strict specifications in which the number nine plays a key role. The blankets are composed of nine narrow strips of material sewn together; they feature nine motifs and two sets of nine simple stripes on the borders of the narrow sides. The blue and white colour scheme is typical of Dogon weaving – not just of funerary blankets – and Dogon women are famous for their indigo-dyed textiles. A 27 Schloss ohne Riegel Vor 1906 / Holz Paris, Musée du Quai Branly Lock Before 1906 / Wood Paris, Musée du Quai Branly 25 A 28 Schloss ohne Riegel Storehouses play a vital role in Dogon life, and their characteristic forms define the architectural aspect of Dogon villages. The most important stores are millet granaries; the grain stored in them ensures the survival of the community. To protect them from rodents they are lifted above the ground on wooden feet. The entrance is secured by a wooden door, some of which have locks and bolts while others are just simple shutters. Many doors feature elaborately carved figures and animals. Another popular decoration are abstracted female breasts, a symbolic reference to the function of the granary as a provider of nourishment. Vor 1930 / Holz Paris, Musée du Quai Branly Lock Before 1930 / Wood Paris, Musée du Quai Branly A 29 Anthropomorphe Figur Bronze Paris, Privatsammlung Anthropomorphic figure Bronze Paris, private collection A 30 A 35 Figur, die Hände vor die Augen haltend Bronze Brussels, private collection Figure with hands covering the face A 31 A 36 Speichertür A 37 Zoomorphe Figur A 38 Anthropomorphe Figur Metall Paris, Privatsammlung Metal Paris, private collection Anthropomorphic figure Bronze Paris, private collection A 39 Speichertür Reiter Metall Paris, Privatsammlung Horseman Holz Brüssel, Privatsammlung Speicherbauten nehmen in der Welt der Dogon einen wichtigen Platz ein. Ihre charakteristischen Formen sind ein fester Bestandteil des architektonischen Landschaftsbildes. Am wichtigsten sind die Hirsespeicher, denn ihr Inhalt sichert das Überleben der Menschen. Zum Schutz vor Nagetieren werden die Speicher auf hölzerne Füße gestellt. Der Eingang wird mit Holztüren gesichert, die manchmal Schloss und Riegel aufweisen, manchmal einfach zuklappen wie ein Fensterladen. Viele Türen sind mit aufwändigen Schnitzereien verziert, die oft Figuren oder Tiere darstellen. Teilweise werden auch weibliche Brüste abstrahiert. Die nährende Funktion der Speicher findet dann ein symbolisches Pendant im Schnitzdekor. 26 Reiter Horseman Bronze Paris, Privatsammlung Wood Brussels, private collection Holz Paris, Privatsammlung Wood Paris, private collection 1400 – 1600 / Bronze, stone New York, private collection Granary door Speichertür Granary door 1400–1600 / Bronze, Stein New York, Privatsammlung Zoomorphic figure A 34 Bronze Brüssel, Privatsammlung Bronze Brussels, private collection Before 1905 / Wood Paris, private collection A 33 Figur (Gefangener) Figure Vor 1905 / Holz Paris, Musée du Quai Branly Granary door A 32 Bronze Brüssel, Privatsammlung Male figure Ende 17. – Anfang 18. Jahrhundert / Bronze New York, Privatsammlung End of the 17th – beginning of the 18th century / Bronze New York, private collection Männliche Figur Metal Paris, private collection A 40 Speichertür mit Ahnendarstellung Holz Paris, Privatsammlung Granary door Wood Paris, private collection A 41 Glocken tragende Figur Metall Paris, Privatsammlung Figure with bells Metal Paris, private collection Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd A 42 Speichertür Granary door Ca. 1800 / Wood New York, private collection A 43 Lock Um 1800 / Holz New York, Privatsammlung Before 1930 / Wood Paris, Musée du Quai Branly A 51 Metall Paris, Privatsammlung Reiter Boat with figures Bronze Brüssel, Privatsammlung Metal Paris, private collection Horseman Bronze Brussels, private collection A 44 A 52 Reiter A 53 Reiter A 54 Pendant with anthropomorphic figure Vor 1905 / Holz, Eisen Paris, Musée du Quai Branly Bronze Paris, private collection Granary door A 47 A 49 Schloss ohne Riegel Vor 1930 / Holz Paris, Musée du Quai Branly dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika Metall Brüssel, Privatsammlung Metal Brussels, private collection A 57 Ring Metall Brüssel, Privatsammlung Ring Metal Brussels, private collection Metall Paris, Privatsammlung Metal Paris, private collection Anhänger in Kopfform Head-shaped pendant Vier Kähne Four boats A 50 A 56 Bronze Brüssel, Privatsammlung Bronze Brussels, private collection Metall Brüssel, Privatsammlung Metal Brussels, private collection Figur Figure Miniaturgesicht Miniature face Bronze Brüssel, Privatsammlung Bronze Brussels, private collection A 48 A 55 Figur Figure Anhänger mit anthropomorpher Figur und Tierdarstellung Bronze Paris, Privatsammlung Speichertür Before 1905 / Wood, iron Paris, Musée du Quai Branly Gold Paris, Privatsammlung Gold Paris, private collection Horseman A 46 Fünf Perlen Five beads Bronze Paris, Privatsammlung Bronze Paris, private collection Schnur, Perlen Paris, Privatsammlung String, beads Paris, private collection Horseman A 45 Kette mit blauen Perlen Necklace with blue beads Metall Brüssel, Privatsammlung Metal Brussels, private collection Kahn mit anthropomorphen und zoomorphen Figuren A 58 Ring (Reiterfigur mit frontalem Zopf) 19. Jahrhundert / Gelbguss Paris, Sammlung Max Itzikovitz Ring (horseman with braid) 19th century / Brass casting Paris, Max Itzikovitz Collection 27 A 59 Ring (Reiterfigur mit Schild) Knives 19. Jahrhundert / Gelbguss Paris, Sammlung Max Itzikovitz Metal Paris, private collection Ring (horseman with buckler) 19th century / Brass casting Paris, Max Itzikovitz Collection A 60 Ring menu so (Pferd) Vor 1931 / Kupfer Paris, Musée du Quai Branly Ring menu so (horse) Before 1931 / Copper Paris, Musée du Quai Branly A 61 Duguei-Ketten mit Quarzsteinen, Embleme des binu-Priesters Eisen, Stein Paris, Privatsammlung Although little-known in Europe, present-day Mali has a long and glorious history. From the 5th to the 16th century it was part of three successive West African empires – Ghana, Mali and Songhai – which controlled the trans-Saharan trade routes. The ancient cities of Timbuktu, Djenné and Gao were thriving centres of learning, culture and commerce. The fall of the Songhai empire was largely the result of the Moroccan invasion in the late 16th century. Armed conflict was the order of the day. Whether these knives were ever used as weapons, however, is questionable. Their elaborate design and workmanship suggest that they were status symbols. They were worn on the upper arm; the sheath was affixed to a metal armlet. A 63 Wenn ein Kind ungefähr im Alter von fünf bis sieben Jahren Auffälligkeiten zeigt, z. B. hyperaktiv ist oder von Weinkrämpfen geplagt wird, sucht es sich einen Stein, um sich zu beruhigen. Den Stein hält es ganz fest. Wenn die Krise vorüber ist, nimmt man ihm den Stein und versteckt ihn. Falls das Kind ihn wiederfindet – und zwar insgesamt dreimal –, ist dies die endgültige Bestätigung seiner besonderen Bestimmung: Mit 20 Jahren wird es zum binu-Priester ernannt. Der binu ist der Assistent des hogon, des obersten Priesters. Er ist zuständig für die Hirsebreiopfer, die über die Altäre gegossen werden, und übt manchmal auch die Funktion eines Heilers aus. Die Kette mit seinem Stein trägt er stets um den Hals. Duge necklaces with quartzes, emblems of binu priests Metal Paris, private collection A 64 Anthropomorpher Messergriff Holz Paris, Privatsammlung Anthropomorphic knife handle Wood Paris, private collection A 65 Armreif Metall Brüssel, Privatsammlung Bracelet If, between the age of five and seven, a boy exhibits conspicuous behaviour, such as hyperactivity or fits of crying, he finds himself a stone and holds it tight to calm himself down. When the episode is over, the stone is taken away from him and hidden. If the child finds it again – not just once, but three times – this is seen as confirmation of his special destiny: at the age of twenty he will be appointed as a binu priest. The binu assists the hogon, the high priest. He is responsible for the millet gruel libations at the altars and may also be called upon to act as a healer. He will always wear the necklace with ›his‹ stone around his neck. Metal Brussels, private collection A 66 Armreif Bronze Paris, Privatsammlung Bracelet Bronze Paris, private collection Messer Metall Paris, Privatsammlung A 67 Das Gebiet des heutigen Mali hat eine hier zu Lande wenig bekannte großartige Geschichte. Vom 5. bis zum 16. Jahrhundert war es Teil der riesigen westafrikanischen Reiche Ghana, Mali und Songhai. Die kulturelle und wirtschaftliche Blüte, die Städte wie Timbuktu, Djenné und Gao gedeihen ließ, wurde durch spätere Invasionen zunichtegemacht. Kriegerische Auseinandersetzungen waren in derart bewegten Zeiten an der Tagesordnung. Ob diese Messer jemals als Waffen eingesetzt wurden, ist jedoch fraglich. Ihre kunstvolle Ausarbeitung deutet eher darauf hin, dass es sich um Statussymbole handelte. Getragen wurden sie am Oberarm, die Scheide wurde mit Hilfe eines Metallreifens befestigt. 28 Metall Paris, Privatsammlung Knife Iron, stone Paris, private collection A 62 Messer Reif Kupferlegierung Paris, Musée du Quai Branly Ring Copper alloy Paris, Musée du Quai Branly A 68 Armreif Bronze Paris, Privatsammlung Bracelet Bronze Paris, private collection Kunst- und AusstellungshAlle der BundesrepuBliK deutschlAnd A 69 Armreif, Tellem Figure (hogon priest?) 11. – 12. Jahrhundert / Eisen Turin, Sammlung F. F. Bronze, iron Paris, private collection Bracelet, Tellem 11th – 12th century / Iron Turin, Collection F. F. A 70 A 78 Runder Anhänger Bronze Brüssel, Privatsammlung A 71 Metal Brussels, private collection A 79 Anhänger Metall Brüssel, Privatsammlung A 72 A 80 Figur mit langem Hals Eisen Paris, Privatsammlung Metall Brüssel, Privatsammlung Figure with long neck Iron Paris, private collection Anthropomorphic pendant A 73 Anhänger, kniende Figur Kupferlegierung Paris, Musée du Quai Branly Pendant (kneeling figure) Copper alloy Paris, Musée du Quai Branly A 74 Anthropomorphe Figur Bronze Paris, Privatsammlung Anthropomorphic figure Bronze Paris, private collection A 75 Anhänger, kauernder Mann Metall Brüssel, Privatsammlung Pendant, squatting man Metal Brussels, private collection A 76 Figur, auf den Fersen sitzend Metall Paris, Privatsammlung Figure, sitting on heels Metal Paris, private collection A 77 Figur (hogon-Priester?) Bronze, Eisen Paris, Privatsammlung dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika Ton, Eisen Paris, Privatsammlung Clay, iron Paris, private collection Anthropomorpher Anhänger Metal Brussels, private collection Kleiner Altar mit drei Figuren Small altar with three figures Pendant Metal Brussels, private collection Metall Brüssel, Privatsammlung Figure in chains Circular pendant Bronze Brussels, private collection Figur, in Ketten gelegt A 81 Figur mit großen Händen Eisen Belgien, Privatsammlung Eisenverhüttung hat im Dogon-Land eine über 1000 Jahre alte Tradition. Bis heute sind mehr als 20 Erzabbaustellen und 50 Schmelzöfen lokalisiert worden. Als in der Kolonialzeit Alteisen in die Region eingeführt wurde, stellten die Dogon in den 1950er Jahren ihre Eisenproduktion ein. Skulpturen wurden vor allem dann aus Metall gegossen, wenn ihr Aufbau ein besonders stabiles Material erforderte, was sich bei dieser Figur gut nachvollziehen lässt. Die Verbindung von fragilem Körperbau und ausladenden Händen wäre in Holz kaum realisierbar gewesen. Die Form ist typisch für so genannte Regen- oder Wolkenhaken, die z. B. auf Altäre gesetzt wurden: »[…] das Heiligtum ist auch eine Schmiede. […] Aber der wichtigste aller Gegenstände ist der eiserne Haken […] Meistens ist der Haken sogar doppelt, und jeder Spross endet in einer engen Windung […] Diese beiden Windungen werden auch als zwei Hände aufgefasst, die die Feuchtigkeit festhalten, die den Überfluss festhaken sollen.« (Marcel Griaule: Schwarze Genesis, Suhrkamp, 2008) Figure with large hands Iron Belgium, private collection Iron smelting has a tradition going back well over a thousand years in Dogon country. To this day, more than twenty iron ore mining sites and fifty smelting furnaces have been located. The Dogon stopped producing their own iron in the 1950s as a response to the import of scrap metal. Sculptures were cast in metal when their structural design demanded the strength and stability provided by the material, as it does in the figure shown here. The combination of slender body and large extended hands would have been impossible to create in wood. The shape is typical of the so-called ›cloud hooks‹ which are placed on village altars to catch clouds and make it rain. ›[…]the sanctuary is also a smithy […] But the most important of all these objects is 29 Serpent the iron hook […] The hook is most often a double one, each of its branches ending in a tight curl. […] The two curled ends are also thought of as two hands which will retain moisture and secure abundance.‹ (Marcel Griaule: Conversations with Ogotemmeli, Oxford University Press, 1965) A 82 Stab in anthropomorpher Form Eisen Houston, The Menil Collection Rod (anthropomorphic form) Iron Houston, The Menil Collection A 83 Ritualinstrumente des binu-Priesters: zwei Peitschen und eine Kette Schmiedeeisen, Leder Paris, Privatsammlung Ritual instruments of the binu priest: two whips and a chain Wrought iron, leather Paris, private collection A 84 Peitsche mit Schellen Iron Paris, private collection Ritualinstrument (Kette eines binu-Priesters) Metall Paris, Privatsammlung Ritual instrument (necklace of a binu priest) Metal Paris, private collection A 86 Musikinstrument (Schellen) Metall Paris, Privatsammlung Musical instrument (bells) Metal Paris, private collection A 87 A 90 Dachsbeil Holz, Eisen Houston, The Menil Collection Unter einem Dachsbeil oder einer Dechsel versteht man ein Querbeil, das bei der Holzverarbeitung, z. B. bei der Herstellung von Masken, Verwendung findet. Die aufwändige Verzierung des Griffs, die bei der Arbeit hinderlich wäre, zeigt, dass es sich bei dem Beil um ein Würdezeichen handelt. Bestimmte Masken der Dogon werden vom Schmied geschnitzt. Er bearbeitet das Metall, stellt also die Schneide des Beils her, und arbeitet nach Fertigstellung gleich mit der Dechsel weiter. Geschmiedetes Werkzeug ist essenziell für Ackerbau und Jagd. Auf Grund ihrer Fähigkeit, aus Stein Metall zu machen, genießen Schmiede besonderes Ansehen. Tatsächlich stehen sie ein wenig außerhalb des normalen Dorflebens, sind anders als die anderen. Wie überall bewirkt eine solche Position Bewunderung und Ablehnung zugleich. Adze Eisen Paris, Privatsammlung Whip with bells A 85 Iron Paris, private collection Wood, iron Houston, The Menil Collection An adze is a woodworking tool used, for example, by the makers of masks. The cutting edge of an adze is set at a right angle to the tool’s shaft, unlike the blade of an axe which is set in line with the shaft. The elaborate carved decoration of the handle would make this tool difficult to use and identifies it as a ceremonial or prestige object. Certain Dogon masks are carved by the blacksmith. It is he who works the metal and fashions the blade of the adze, which he then uses to produce the masks. Forged iron tools were essential for agriculture and the hunt, and the ability to use fire to transform one sort of matter into another earned blacksmiths a special position within Dogon society. And indeed, they keep aloof from ordinary village life. As everywhere, a position such as theirs arouses admiration and fear in equal measure. A 91 Drei Haken 1750 – 1800 / Wood, iron New York, private collection Three hooks A 88 A 92 Figur in Krötenform Schlange Eisen Paris, Privatsammlung Metall Paris, Privatsammlung Metal Paris, private collection Figure (toad) A 89 Helm Helmet Metall Paris, Privatsammlung Metal Paris, private collection 1750 – 1800 / Holz, Eisen New York, Privatsammlung Adze Eisen Turin, Sammlung F. F. Iron Turin, Collection F. F. Dachsbeil A 93 Miniaturleiter 1455 – 1500 / Holz Paris, Musée du Quai Branly Miniature ladder 1455 – 1500 / Wood Paris, Musée du Quai Branly A 94 Musikinstrument (Rassel) Vor 1931 / Flaschenkürbis, Holz Paris, Musée du Quai Branly Musical instrument (rattle) Before 1931 / Calabash, wood Paris, Musée du Quai Branly A 95 Toguna-Pfeiler 20. Jahrhundert / Holz Landshut, Stiftung Koenig, Skulpturenmuseum im Hofberg Pillar of a togu na 20th century / Wood Landshut, Stiftung Koenig, Skulpturenmuseum im Hofberg A 96 Toguna-Pfeiler Holz Brüssel, Privatsammlung Pillar of a togu na Wood Brussels, private collection A 97 Vestibül-Pfeiler Holz Paris, Privatsammlung Anders als die übrigen ausgestellten Pfeiler, die von togunas (Männerhäusern) stammen, befand sich dieser Pfeiler zusammen mit seinem Pendant in der Eingangshalle der Chefferie (Haus des Vorstehers) des Dorfes Bankass. Der Raum wurde auch als Empfangsort für Besucher genutzt. Unterhalb der männlichen Figur erkennt man die üblichen Statussymbole: den gebogenen Ritualstab, ein Schloss und Sandalen. Die weibliche Figur auf dem zweiten Pfeiler wird u. a. von einer Maske begleitet, was ungewöhnlich ist, da Frauen eigentlich nicht in Berührung mit dem Maskenkult geraten. Vermutlich handelt es sich bei der Frauenfigur um eine yasigine (Schwester der Masken), die als Einzige in der Nähe der Masken geduldet wird. Hall post Wood Paris, private collection Unlike the togu na posts shown in this exhibition, this post and its pendant came from the vestibule of the chefferie (house of the village chief) of the village of Bankass. The entry hall also served as a reception room for visitors. The male figure is accompanied by the standard status symbols – a crooked ceremonial staff, a lock and a pair of sandals. Unusually, the female figure on the second post is accompanied by a mask. She is most likely a yasigine (sister of the masks), since no other women were allowed anywhere near the cult masks. A 98 Vestibül-Pfeiler Holz Paris, Privatsammlung Hall post Wood Paris, private collection dOgOn – Weltkulturerbe aus Afrika A 99 Toguna-Pfeiler Holz Turin, Sammlung F. F. Pillar of a togu na Wood Turin, Collection F. F. A 100 Figur mit erhobenem Arm (Hermaphrodit), Djennenké 10. Jahrhundert / Holz Paris, Musée du Quai Branly Wenn es einen Star der Ausstellung gibt, dann ist es diese Figur. Sie ist eine der ältesten, größten und berühmtesten DogonSkulpturen. Zweifellos zählt sie zu den Meisterwerken der Weltkunst. Das Geschlecht des Wesens bleibt unbestimmt. Tief herunterhängende Brüste identifizieren eine nährende Urmutter, am Unterleib erscheinen zwei Figuren wie Zwillingskinder. Bart und Haarknoten hingegen sind männliche Attribute. Selbst der üppige Schmuck unterstreicht die Verschmelzung der Geschlechter: Sieben Armringe vereinen die weibliche (Vier) mit der männlichen Zahl (Drei). Die markanten Gesichtszüge, insbesondere die in die Ferne blickenden Augen, strahlen Erhabenheit, Weisheit und meditative Ruhe aus. Die heftige Geste des hochgereckten Arms stört die Ausgeglichenheit nicht, in der Brust findet er ein bildnerisches Gegengewicht. Es ist diese harmonische Vereinigung der Gegensätze, der die Skulptur ihren künstlerischen Stellenwert verdankt. Figure with raised arm (hermaphrodite), Djennenké 10th century / Wood Paris, Musée du Quai Branly If one had to pick the most outstanding piece of all the works shown in this exhibition, it would have to be this figure. It is one of the oldest, largest and most famous Dogon sculptures, and there can be no doubt that it is one of the masterpieces of world art. The gender of the figure remains indefinite. Long pendulous breasts identify a nurturing primordial mother, the lower abdomen supports two small figures that bring to mind a pair of twins. Beard and topknot, on the other hand, are male attributes. Even the opulent jewellery underlines the fusion of genders: seven bracelets bring together the numbers four and three, which are associated with femininity and masculinity respectively. The striking features and the far-away gaze radiate grandeur, wisdom and meditative calm. The upward thrust of the arm does not disturb the carefully poised equilibrium; it is visually counterbalanced by the breasts. And it is to this uniquely harmonious fusion of opposites that the sculpture owes its artistic significance. Bildnachweise s. 11–31 a14, a46, M16: Musée du Quai Branly / Thierry Ollivier, Michel Urtado; a20, M11, s18: Robert T. wall Family / don Tuttle; a66, a77, a89, s10, s22, s27, s28, s31, s40, s45, s49, s51, s64, s106: Musée du Quai Branly / hughes dubois; a93: Musée du Quai Branly; a95: skulpturenmuseum im hofberg landshut, stiftung Koenig / Toni Ott; a100, s115, s119: Musée du Quai Branly / Patrick Gries; M13: Robert T. wall Family / scott Mccue; M15, s1, s113: Musée du Quai Branly / claude Germain; M25: hermes Trust UK collection new York / eric Vigil; s5, s59, s63, s116: new Orleans Museum of art; s13: Private collection new York / Benjamin watkins; s33, s42: hermes Trust UK collection new York / steven sloman; s61, s92, s103: simonis archiv / J. schanze; s71: collection Freilich Bruxelles / Frédéric dehaen, studio asselberghs; s121: sammlung horstmann Titelmotiv: djennenke Figur, angekauft vom französischen staat dank des Mäzenats der aXa, mit Unterstützung von hélène und Philippe leloup, Fotograf: Patrick Gries, © Musée du Quai Branly 31 Geschichten aus der Vergangenheit. Nicht von gestern. Hier im Museumsshop erhältlich! epoc ist das moderne Wissensmagazin für alle, die an archäologischen und historischen Themen interessiert sind. Dabei geht epoc in die Tiefe und stellt überraschende Zusammenhänge her. epoc ist unterhaltsam und so vielfältig wie die Geschichte selbst. w w w. e p o c . d e WISSENSCHAF T AUS ERSTER HAND online: www.epoc.de E-Mail: [email protected] Tel.: +49 6221 9126-743 Fax: +49 6221 9126-751 Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH Slevogtstraße 3–5, 69126 Heidelberg