„Steckbrief“ Bad Bramstedt und Umgebung Ein Netz für Kinder im

Transcrição

„Steckbrief“ Bad Bramstedt und Umgebung Ein Netz für Kinder im
F -X C h a n ge
F -X C h a n ge
c u -tr a c k
N
y
bu
to
k
lic
„Steckbrief“ Bad Bramstedt und Umgebung
Ein Netz für Kinder im Holsteiner Auenland
Teil 1: Kurzprofil *
Die Stadt Bad Bramstedt liegt als Unterzentrum im strukturschwachen nordwestlichen Teil des Kreises Segeberg
und damit am nördlichen Rand der Metropolregion Hamburg. Wichtige Arbeitgeber sind u.a. zwei große
Fachkliniken, Handel und Dienstleistung. Den Schulverband Bad Bramstedt – auf dessen Gebiet sich Lebenswelt
Schule derzeit bezieht –bilden die Nachbargemeinden Bimöhlen, Föhrden-Barl, Fuhlendorf, Hagen, Heidmoor,
Hitzhusen, Mönkloh, Weddelbrook, Wiemersdorf zusammen mit der Stadt Bad Bramstedt. Damit bildet dieses
Gebiet das Zentrum der Aktivregion Holsteiner Auenland (als Region nach dem ELER-Programm der EU
anerkannt), die sich „Bildung, Soziales, Familienfreundlichkeit“ als Schwerpunkt gewählt hat. Bad Bramstedt
hatte zum Jahreswechsel 13.569 Einwohner, davon 2.841 unter 18 Jahren. Die weiteren Gemeinden des
Schulverbandes haben 6.409 Einwohner.
Der Rückgang der Geburtenzahlen bedeutet einen Rückgang der Schüler/innen/zahlen um mehr als ein Viertel in
den nächsten sechs Jahren. Diese Entwicklung ist schon jetzt in den Kindertagesstätten und Grundschulen
spürbar und wird entsprechend um vier Jahre zeitversetzt in den weiterführenden Schulen sichtbar werden. In
Wiemersdorf gibt es bereits heute nur noch eine Eingangsklasse. Damit werden Grundschulen, die sich in ihrer
Konzeption nicht verändern, zukünftig in ihrer Existenz bedroht sein. Besonders stark betroffen ist in diesem
Fall auch die Grundschule am Bahnhof, die im Schuljahr 2012/2013 eine Schüler/innen/zahl von nur noch 153
haben wird, was eine Verringerung gegenüber der Zahl von 2006/2007 um 42 % darstellt. Grundsätzlich
gegenläufig zur Abnahme der Jugendeinwohner von unter 21 Jahren verhält sich die Zunahme der älteren
Einwohner von über 60 Jahren. Die Altersschere, d.h. ein zahlenmäßiges Überschreiten der Populationskurve der
Alten gegenüber den Jungen wird sich in Bad Bramstedt vor 2010 und im Amt Bad Bramstedt Land vor 2015
öffnen. Auf Kreisebene nimmt die Zahl der unter 21-Jährigen im Zeitraum 2007 – 2025 um 25 % ab.
Mitte 2009 entsteht aus Haupt- und Realschule, bei denen seit Ende 2006 eine gemeinsame und vom Deutschen
Kinderschutzbunde betriebene offene Ganztagsschule besteht, eine Gemeinschaftsschule in der Trägerschaft des
Schulverbandes und die Trägerschaft des Gymnasiums geht auf die Stadt oder den Schulverband über. Beides ist
Folge des neuen Schulgesetzes in Schleswig-Holstein. In der Gemeinde Hitzhusen – also unmittelbar an der
Grenze zur Stadt und in der Nachbarschaft einer der Grundschulen – hat 2008 eine Privatschule (Außenstelle
einer Elmshorner Privatschule) ihre Arbeit aufgenommen.
Die Arbeitslosenquote (Stadt) von 8,6% entspricht einer durchschnittlichen Quote in Schleswig - Holstein. Die
Bevölkerungszahl weist im Bad Bramstedt 2007 auf Grund von Zuzügen einen geringfügig positiven Saldo aus.
Ca. 400 Kinder aus Bad Bramstedt, ab 3 Jahren bis zur Einschulung, werden in acht Kindertageseinrichtungen in
der Stadt Bad Bramstedt betreut und gebildet. Die Sozialstaffel des Kreises Segeberg, welche die Eigenbeiträge
der Eltern für den Kindergartenplatz ihrer Kinder fördert, ist seit 2005 jährlich konstant. Von ihr wird in ca. 135
Fällen insgesamt Gebraucht gemacht. Dies entspricht rund einem Drittel aller Kinder in den Einrichtungen. Von
den 135 Fällen nehmen ca. 100 eine Ermäßigung von 85 % in Anspruch. Ca. 1.500 Personen im Gebiet des
Schulverbandes leben in Bedarfsgemeinschaften gem. SGB II („Hartz IV“). Der Anteil von Kindern mit
Migrationshintergrund in den fünf Grundschulen schwankt zwischen ca. 5 und 20 %.
Im Jahr 2008 waren 1585 Kinder und Jugendliche über 3 Jahre Mitglieder in Bad Bramstedter Sportvereinen.
Hinzu kommen weitere „klassische“ Angebote der verbandlichen Jugendarbeit einschl. der Kreismusikschule.
Damit liegt der Organisationsgrad aller Kinder und Jugendlichen bei ca. zwei Drittel. Dies ist ein für den Westen
Deutschlands durchschnittlicher Organisationsgrad. Dieser hohe Organisationsgrad von zwei Dritteln darf jedoch
nicht den Eindruck erwecken, es handele sich um ein flächendeckendes Nachmittagsangebot für Kinder und
Jugendliche. Das Jugendzentrum (offene Jugendarbeit) besuchen 30 bis 60 junge Menschen pro Tag, wobei sich
ein hoher Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zeigt, sowie ein hoher Anteil von
männlichen Besuchern. Lediglich in der Altersgruppe der 12 – 16jährigen zeigt sich eine Ausgewogenheit der
Geschlechter.
Im Stadtgebiet stehen 15 Spiel- und Bolzplätze zur Verfügung, 10 Sporthallen im Gebiet des Schulverbandes
Bad Bramstedt insgesamt sowie wenige Außensportflächen. Die Sporthallen werden am Vormittag und zum Teil
auch am frühen Nachmittag von den Schulen, am Nachmittag von den Vereinen benutzt. Ein unorganisierter
Zugang ist bislang nicht vorgesehen. Dies gilt auch für die Außensportanlagen der Schulen, die bis auf
Ausnahmen nicht allgemein zugänglich sind. In der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen spielen über die
.d o
o
.c
m
C
m
w
o
.d o
w
w
w
w
w
C
lic
k
to
bu
y
N
O
W
!
PD
O
W
!
PD
c u -tr a c k
.c
F -X C h a n ge
F -X C h a n ge
c u -tr a c k
N
y
bu
to
k
lic
genannten Orte hinaus weitere „selbstgewählte“ Orte und Treffpunkte eine Rolle im Prozess der PeerKommunikation und des informellen Lernens. Zu diesen Orten lassen sich in Bad Bramstedt u.a. zählen: Das
öffentliche Freibad, die Skaterramp, sowie die Treffpunkte Kirchenmauer und der Parkplatz auf dem Bleeck
(Marktplatz).
Teil 2: Bildungslandschaft
Herausforderung / Auslöser
Zu Beginn des Jahrzehnts war Bad Bramstedt und die unmittelbare Umgebung von einer nach wie vor
steigenden Schülerzahl geprägt. Die Schulen verteilen/verteilten sich auf drei Träger, nämlich die Stadt
(Realschule), den Kreis Segeberg (Gymnasium) und den Schulverband Bad Bramstedt (Hauptschule, fünf
Grundschulen sowie Förderschule bzw. -zentrum). 2001/2 wurde eine gemeinsame, trägerübergreifende
Schulentwicklungsplanung durchgeführt, die durch eine von Elternseite ausgelöste Gesamtschuldiskussion
bereichert wurde. Ein Ergebnis war die Schaffung eines institutionenübergreifenden örtlichen Bildungsrates, der
u.a. maßgeblich die Entstehung der offenen Ganztagsschule gefördert hat. Diese hatte in dem seit etwa 10 Jahren
ebenfalls in Trägerschaft des Deutschen Kinderschutzbundes bestehenden "pädagogischen Mittagstisch" einen
kleinen Vorläufer. 2006 wurde eine Kooperationsvereinbarung zwischen den Grundschulen und den
Kindertagesstätten in Bad Bramstedt geschlossen.
Arbeits-/Lenkungs-/Vernetzungsstrukturen
Über mehrere Jahre bildet der örtliche Bildungsrat die inhaltliche/fachliche Klammer zwischen den Beteiligten
an den Schulen, Schulträgern, freien Vereinigungen, Verwaltungen und Kommunalpolitik. Die formellen
Beschlussgremien, wie Schulkonferenzen und kommunale Ausschüsse wurden dadurch in ihrer Zuständigkeit
nicht angetastet. Durch mehrere Informationsveranstaltungen und breit angelegte Workshops zum Modell des
Regionalen Bildungsbüros (Herford), zu lokalen Bildungslandschaften und zuletzt zum Projekt Lebenswelt
Schule ist ein Lenkungskreis entstanden. Er stellt gewissermaßen ein verkleinertes Abbild des örtlichen
Bildungsrats dar; ihm obliegt auch die Projektsteuerung. Durch ein ABM-Projekt konnte die ehren- und
hauptamtliche Arbeitskraft bei der Koordinierung dieser Strukturen verstärkt werden.
Ziele / inhaltliche Schwerpunkte
Im Rahmen der lokalen Bildungslandschaft haben sich – mit Unterstützung im Rahmen des Kinder- und
Jugendaktionsplans des Landes Schleswig-Holstein – drei Arbeitsgruppen gebildet, die weitgehend eigenständig
arbeiten. Schwerpunktthemen sind die Kooperation von Kindertagesstätten und Grundschulen, der Übergang von
den weiterführenden Schulen ins Berufsleben und die Förderung der ehrenamtlichen Tätigkeit. Hieraus ist auch
die Bewerbung als Projektregion für Lebenswelt Schule entstanden.
In einem Zielfindungsworkshop am 2.10.2008 wurden Meilensteine und Handlungsziele in drei Arbeitsgruppen
zu den Oberthemen „Ganztägig Lernen“, „Kooperation“ und „Partizipation“ fixiert, die derzeit durch den
Lenkungskreis ausformuliert werden. Kurzprotokoll dieser Veranstaltung steht zur Verfügung.
Teil 3: Thema des Forums
Hier: „Das ist unsere Welt. Kinder, Jugendliche und Erwachsene gestalten ihre lokalen
Bildungslandschaften“
Erfahrungen
§ 47 f der Schleswig-Holsteinischen Gemeindeordnung *) verpflichtet die Städte und Gemeinden zur
Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Im Bereich der weiterführenden Schulen normiert das Schulgesetz
die sog. "Drittel-Parität" von Lehrerschaft, Elternschaft und Schüler/innen/vertretung in der Schulkonferenz. Für
den Bereich der Jugendarbeit wird durch Landesverordnung die Anerkennung als förderungswürdiger Träger der
Jugendhilfe nur gewährt, wenn die Jugend des Vereins satzungsgemäß ihre eigenen Belange selbst regeln kann
und ihre/n Vertreter/in in den Vereinsvorstand entsenden kann.
Wie in den meisten Kommunen in Schleswig-Holstein fehlt in Bad Bramstedt noch ein Instrumentarium für die
systematische Einbindung (im Sinne von § 47 f GO) in die Bauleitplanung. Anders im Bereich der
.d o
o
.c
m
C
m
w
o
.d o
w
w
w
w
w
C
lic
k
to
bu
y
N
O
W
!
PD
O
W
!
PD
c u -tr a c k
.c
F -X C h a n ge
F -X C h a n ge
c u -tr a c k
N
y
bu
to
k
lic
Bildungsangelegenheiten: Das Konzept für die gemeinsame offene Ganztagsschule von Realschule und
Hauptschule wurde auch mit zwei Workshops für Kinder und Jugendliche aus den beiden Schulen begleitet.
Schüler/innen/vertretungen bestehen auch de facto an allen weiterführenden Schulen einschl. des
Förderzentrums. Mit deren "Vorständen" findet im Abstand von vier bis sechs Wochen ein Jour Fixe mit dem
Bürgermeister statt, an dem auch ein weiterer Mitarbeiter der Verwaltung sowie die Leitungen von
Jugendzentrum und offener Ganztagsschule teilnehmen. An mindestens einer Grundschule besteht - quasi als
Vorstufe einer Schüler/innen/vertretung ein "Kinderrat", der von der Schulleitung in kindgerechter Weise vor
Entscheidungen gehört wird. Ferner bietet der Bürgermeister eine monatliche Sprechstunde im Jugendzentrum
an.
Die vor ca. sechs Jahren eingeführte Jugendeinwohnerversammlung wird wegen der sehr unterschiedlichen
Beteiligung (2007 = "0") derzeit konzeptionell überdacht. Hierzu gehört auch, dass der Ort vom Sitzungssaal der
Stadtverordnetenversammlung in das Schulzentrum Schäferberg verlegt werden soll. Schülerinnen und Schüler
aus Bad Bramstedt nehmen an der jährlichen Veranstaltung "Jugend im Kreistag" teil.
Als "Jugendvertreter" in den Lenkungskreis von Lebenswelt Schule wurde ein älterer Schülervertreter des
Gymnasiums aufgenommen. Ein förmlicher Jugendbeirat oder ein "Jugendparlament" - mit Urwahl analog zum
Seniorenbeirat - wurde in Bad Bramstedt nicht gebildet. Bislang besteht im städtischen Fachausschuss und auch
verwaltungsseitig Einvernehmen, dass weitere formelle Gremien nur zu einer nicht nachhaltigen "ScheinPartizipation" führen würden.
Projektbezogene und gelungene Beispiele von Beteiligung der jüngeren Vergangenheit sind: Naturnahe
Umgestaltung eines Spielplatzes in einem "alten" Baugebiet (pädagogisch von der damaligen Leitung des
Jugendzentrums begleitet); Umgestaltung des Schulhofs der Schulen am Maienbeeck (Grundschule und
Förderzentrum); Kinderredaktion zur Erstellung der Festschrift "10 Jahre Grundschule am Storchennest";
Gestaltung der Skaterramp am Warmwasserfreibad Roland-Oase; Mitgestaltung der Berufsinformationsmesse
(Evaluation durch ein Schüler/innen/team).
Im Rahmen des Lebenswelt-Schule-Prozesses erarbeitet eine Arbeitsgruppe Handlungsziele im Bereich der
„Demokratiepädagogik“.
Erkenntnisse
Die regelmäßigen Runden (Schüler/innen/vertretungen, Sprechstunden) haben erwiesen, dass sich daraus eine
deutliche Absenkung der "Kommunikationsschwellen" ergibt. Je formeller die Anlässe wirken ("Kinder und
Jugendliche spielen Stadtverordnetenversammlung"), desto weniger werden sie aus eigenem Antrieb
wahrgenommen. In diesen Fällen bedufte es stets eines pädagogischen Anstosses von außen (durch interessierte
Lehrer/innen, Jugendzentrumsleitung u.a.).
Zu erwähnen ist noch das Engagement der Elternvertretungen innerhalb und außerhalb des öffentlichen
Schulsystems. Die o.a. Privatschule geht auch auf Aktivitäten Bad Bramstedter Eltern zurück, denen die
Veränderungsprozesse „nicht schnell genug gingen“ oder die nicht auf die Nachhaltigkeit des Prozesses setzen.
Fragen ans Forum / Diskussionsaspekte
Welche Erfahrungen wurden in anderen Orten mit formellen "Beteiligungsgremien" - z.B.
Jugendbeiräte - gemacht?
Wie können Jugendliche in den Prozess von Lebenswelt Schule einbezogen werden, ohne dass es zu
einem "Wissenschaftsschock" kommt (Sprachebene und Denkweise von Pädagog/inn/en und
Politiker/inne/n versus Kommunikationsverhalten von Jugendlichen)?
Bad Bramstedt, im November 2008
Hans-Jürgen Kütbach
www.bl-bb.de
www.bad-bramstedt.de
www.holsteiner-auenland.de
* Unter Mitwirkung von Herrn Marius Neuhaus entstanden.
.d o
o
.c
m
C
m
w
o
.d o
w
w
w
w
w
C
lic
k
to
bu
y
N
O
W
!
PD
O
W
!
PD
c u -tr a c k
.c