Bayerische Schule 6/7 2010

Transcrição

Bayerische Schule 6/7 2010
6/7
29. Juni 2010
63. Jahrgang
BAYERISCHE SCHULE
Zeitschrift des BAYERISCHEN LEHRER- UND LEHRERINNENVERBANDS e.V., BLLV im VBE
Thema ADHS
Kaum zu fassen
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Lehrerinnen und Lehrer klagen immer häufiger über schwierige
Schüler. In manchen Klassen ist nur noch mit größter Mühe geregelter Unterricht möglich. Aktuelle Studien nennen einen wichtigen
Grund: Fast ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland zwischen sieben und siebzehn Jahren sind psychisch auffällig.
Vor allem ADHS wird immer öfter diagnostiziert. Für die vorliegende Ausgabe der „Bayerischen Schule” haben wir deshalb Experten
erklären lassen, warum es sich beim Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit oder ohne Hyperaktivität keineswegs um eine Modekrankheit handelt, und wie man sich dem Phänomen als Lehrer
am Besten stellt.
Ein Aufmerksamkeitsdefizit ganz anderer Art müssen wir in dieser letzten Nummer vor den Sommerferien in Bezug auf die Politik
der Regierung konstatieren: Kultusminister Spaenle verkündete
zunächst überraschend via Rundfunk, dass die im Koalitionsvertrag
festgeschriebenen 1.000 Lehrerplanstellen nun doch nicht umgesetzt werden sollen – und beteuerte nach massivem öffentlichen
Protest sogleich, es nicht so gemeint zu haben. Besorgniserregend
ist auch eine ausgeprägte Hyperaktivität des Ministeriums: Seinem
neu eingeführten Probenplan gemäß sind die Grundschüler der
vierten Jahrgangsstufe gezwungen, über Monate hinweg nur noch
zu lernen, was für den Übertritt relevant ist, Lehrer lehren nur noch
prüfungsrelevanten Stoff. Die Bedürfnisse der Kinder und ihre
berechtigten Interessen bleiben unberücksichtigt. In ihrem Kommentar auf Seite 7 kritisiert Simone Fleischmann dieses „bulimische Lehren“ – eine Wortschöpfung, die aus der Praxis gegriffen
ist: So manche Kollegin sagt im Pausengespräch unverhohlen,
dass sie diese Art des Lehrens zum Kotzen findet.
ADHS-Expertin Dr. Maria Krause weist im Gespräch auf S. 23
darauf hin, dass übermäßiger Leistungsdruck und Schulstress die
ADHS-Symptomatik verschärft. Doch für solche Beobachtungen
zeigen sich die verantwortlichen Politiker bislang blind. „Das
Bildungssystem bleibt, solange die Koalition bleibt“, ließ die CSUAbgeordnete Kerstin Schreyer-Stäblein in einer Aktuellen Stunde
zum Thema Schulstruktur wissen, das Bewährte müsse sich nicht
vor dem Neuen, sondern das Neue sich vor dem Bewährten beweisen. Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom wird Bayerns Lehrerinnen und Lehrer noch längere Zeit beschäftigen. In jeder Hinsicht.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Tomi Neckov
[email protected]
Inhalt
6/7
2010
04
Bildungsticker
Politik
06
Übertritt
„Probenplan“ verschärft Übertrittsdruck
10
Kurz berichtet, kurz kommentiert
11
Gespräche
14
Akzente
Viel zu tun
15
Aus dem Landtag
Thema
16
ADHS
Leitfaden von Facharzt Martin Linder
21
Diagnostik
Eltern richtig aufklären
22
Hilfestellung
Was ADHS-Kinder im Unterricht weiter bringt
23
Interview
Gespräch mit den Experten Alfred und Krause
26
Leitartikel
Allein mit dem Zappelphilipp
Service
27
Recht
Wenn Lehrkräfte Krankenschwester spielen sollen
29
Dienstrecht
Borreliose-Infektion als Dienstunfall
34
BIWAK
Akademie des BLLV wird 100
International
36
Kinderhilfe
Peru: Spenden ermöglichen Lehrbäckerei
40
Verband
43
Unsere Jugendzeitschriften
45
Kleinanzeigen
47
Impressum
Kinder mit ADHS sind für Außenstehende kaum zu fassen
Bildungsticker
Filmen in der
Mädchenumkleide
Kleve (dpa) - Mit versteckter Kamera soll
ein Lehrer in Kleve Schülerinnen in der
Umkleidekabine für den Sportunterricht
gefilmt haben, um ein Mobbing-Komplott
aufzudecken. Die Schülerinnen hätten die
Kamera entdeckt und mitgenommen. Gegen den Pädagogen sei ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, es gebe aber
bisher keine Anhaltspunkte für einen sexuellen, pädophilen oder pornografischen
Hintergrund der Aufnahmen. Es gebe
dagegen in der Tat ein Mobbing-Problem
unter Mädchen an der Schule und der
Lehrer habe die Absicht gehabt, das
Komplott aufzudecken. Der Einsatz der
Kamera sei allerdings eine Verletzung der
Persönlichkeitsrechte der Kinder.
Unbekannter
bayerischer Wald
Grünwald (dpa/lby - Bayerische Schulkinder haben einer Studie zufolge oft nur
mangelhaftes Wissen über den Wald. „Sie
wissen erschreckend wenig über die
Pflanzen und Tiere. Nur jedes vierte Kind
hat eine Fichte erkannt“, sagte der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher
Wald (SDW), Josef Miller. Der Computer
habe den Waldspaziergang ersetzt.
„Besonders junge Leute schützen nur das,
was sie schätzen“, sagte Miller, „und sie
schätzen nur das, was sie kennen.“
2009 weniger
Ausbildungsverträge
Wiesbaden (dpa) - Im Krisenjahr 2009 ist
die Zahl der Ausbildungsverträge in
Deutschland deutlich gesunken. Es unterschrieben 561.300 Jugendliche einen
Lehrvertrag, 7,6 Prozent weniger als im
Vorjahr. Den stärksten Rückgang gab es im
Bereich Industrie und Handel inklusive
Banken und Versicherungen.
4
Amokläufer sind nicht
herauszufiltern
Ansbach/Hannover (dpa/lby) - Potenzielle Amokläufer an Schulen herauszufiltern,
ist nach Einschätzung des Kriminologen
Christian Pfeiffer nicht möglich. Ein Amoklauf sei nicht vorhersehbar. Der Direktor
des Kriminologischen Forschungsinstituts
Niedersachsen rät zudem davon ab,
Außenseiter zu stigmatisieren, indem man
sie unter einen Generalverdacht stellt.
„Die Schulen sollten sich nicht nur um
Außenseiter kümmern, um dadurch einen
Amoklauf zu verhindern“, erklärte Pfeiffer.
Den Betroffenen müsste viel mehr um
ihrer Selbst willen geholfen werden.
Islamwissenschaftler kein
Muslim mehr
Münster (dpa) - Der umstrittene Islamwissenschaftler Muhammad Kalisch (44) von
der Universität Münster ist kein Muslim
mehr. Zu den Gründen für seinen erneuten Wandel habe Kalisch, der als Jugendlicher vom Protestantismus zum Islam
konvertiert war, sich nicht geäußert. In
Münster werden an dem Lehrstuhl islamische Religionslehrer für staatliche Schulen ausgebildet – es ist einer der bisher
wenigen Ansätze für die vom Wissenschaftsrat jüngst geforderte stärkere
Islam-Lehrerausbildung in Deutschland.
Kalisch hat bereits wiederholt für Schlagzeilen gesorgt. Er bezweifelte in seinen
Thesen die Existenz des Propheten Mohammed und den Koran als Wort Gottes.
Islamische Verbände rieten deshalb vom
Studium bei Kalisch ab.
Bueb: Körperkontakt
vermeiden
Überlingen (dpa) - Der Pädagoge Bernhard Bueb „Lob der Disziplin“ rät angesichts der Missbrauchsfälle in Bildungseinrichtungen männlichen Lehrkräften zu
einem vorsichtigen Umgang mit Schülern.
„Lehrer sollten sich jeglicher körperlicher
Berührung von Kindern enthalten“, empfahl der ehemalige Leiter der Internatsschule Schloss Salem in einem Gespräch
mit der Nachrichtenagentur dpa. „Emotionale Nähe muss überhaupt nicht körperlicher Natur sein“, sagte der 71-Jährige, der
von 1974 bis 2005 an der Spitze des privaten Internats stand, in dem Jungen und
Mädchen unterrichtet werden. Etwas anderes sei es, wenn eine Lehrerin ein kleineres Kind oder selbst einen Jugendlichen in den Arm nimmt, etwa um zu trösten. Da denke „niemand etwas Schlechtes“. Pädophilie muss nach Buebs Meinung scharf von Homosexualität getrennt
werden. „Man darf nicht sagen, ein Homosexueller darf nichts mit Kindern zu tun
haben.“ Homoerotisch orientierte Lehrer
seien oft ganz hervorragende Pädagogen,
weil sie ein besonders großes Einfühlungsvermögen für andere Menschen und
auch für Kinder und Jugendliche haben.
Bayerische Schule 6/7 2010
Bildungsticker
Führungszeugnis-Plan
für Lehrer
Hannover/Berlin (dpa) - Mehrere Bundesländer wollen Lehrern, zum Schutz der
Schüler vor Missbrauch, ein erweitertes
polizeiliches Führungszeugnis abverlangen. Nach bisher geltendem Recht werden Strafen im Bundeszentralregister nur
festgehalten, wenn der Betroffene zu mehr
als 90 Tagessätzen oder zu mehr als drei
Monaten Gefängnis verurteilt worden ist.
Im Gegensatz zu einem einfachen Führungszeugnis werden in einem erweiterten
auch geringfügigere Strafen wegen Sexualdelikten wie der Besitz von Kinderpornografie oder Misshandlungen vermerkt.
„HaLT“ für Jugendliche
mit Alkoholproblemen
München (dpa/lby) - Mit dem neuen Projekt «Hart am Limit» (HaLT) soll Jugendlichen mit Alkoholproblemen geholfen werden. Gesundheitsstaatssekretär Marcel
Huber (CSU) stellte das vom bayerischen
Gesundheitsministerium mit 200.000 Euro
geförderte Projekt vor. Bei «HaLT» sollen
Jugendliche beraten werden, die wegen
Alkoholmissbrauchs oder einer -vergiftung
aufgefallen sind.
zende Heike Hein. „Es ist vollkommen unverständlich, warum nicht noch mindestens
zwei weitere gemeinsame Jahre zusammen
gelernt wird.“
Bayern auf dem Weg
der Inklusion
München (BLLV) - Pädagogen aus allen
Schularten in Bayern haben auf Initiative
von Kultusminister Ludwig Spaenle Möglichkeiten diskutiert, Kinder mit und ohne
Behinderung verstärkt gemeinsam zu beschulen. Die UN-Behindertenrechtekonvention will die volle und gleichberechtigte
Teilhabe an allen Menschenrechten und
Grundfreiheiten für alle Menschen mit Behinderungen fördern, schützen und gewährleisten. Lehrerinnen und Lehrer gaben
Best-Practice-Beispiele aus den Bereichen
Kooperationsklasse, Außenklasse und Einzelintegration. BLLV-Vizepräsidentin Waltraud Lučić forderte mehr Zeit- und Personalressourcen und machte darauf aufmerksam, dass schon jetzt Mangel am Mobilen
sonderpädagogischen Dienst bestehe.
Eltern für verlängerte
gemeinsame Schulzeit
Lauf (BEV) - Wie der BLLV plädiert auch
der Bayerische Elternverband (BEV) für
eine verlängerte gemeinsame Schulzeit
über die vierte Klasse hinaus. Seitdem das
Kultusministerium eine Richtzahl für Proben einfordere und noch vor den Übertrittszeugnissen möglichst viele Proben
geschrieben werden sollen, seien die Kinder in der Schule maßlos überfordert, hieß
es in einer Meldung des Verbands. „Unsere Kinder sind schließlich erst neun oder
zehn Jahre alt und machen große Entwicklungsschritte“, betonte die BEV-VorsitBayerische Schule 6/7 2010
5
„Probenplan“ verschärft Übertrittsdruck
Der Probenplan in der vierten Jahrgangsstufe soll angeblich dazu beitragen, den Übertrittsdruck zu vermindern. Mit einer Online-Abfrage
des Kultusministeriums wurde nun
auch noch die Akzeptanz der Beteiligten gemessen und gewogen. Die
Erfahrung vieler Grundschullehrkräfte aber zeigt, dass jetzt erst recht
der gesamte Schulalltag auf die
Übertrittsnoten zugeschnitten ist.
6
Die zu Beginn des laufenden Schuljahres eingeführten Übertrittsregelungen haben zu keiner Entspannung an den Grundschulen
geführt. Grundschullehrerinnen und -lehrer berichten vielmehr,
dass der Druck, der auf den Kindern lastet, dramatisch gestiegen
ist. Sie selbst leiden darunter, dass Bedürfnisse und Interessen
der Kinder nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Gelehrt
wird nur noch, was für Proben und Übertritt relevant ist. Dies
betrifft vor allem die Kernfächer Mathematik (fünf Proben),
Deutsch (sieben Proben), Heimat- und Sachkunde (je fünf
Proben). Der Plan schreibt in diesen Fächern ein vereinheitlichendes inhaltliches und zeitliches Vorgehen für alle vierten Klassen
vor. Das führt dazu, dass bis Ende April ein Stoffgebiet nach dem
anderen durchgepeitscht werden muss. Der Unterricht hat sich an
das Diktat der Vorschrift zu halten.
Doch nicht nur der Unterricht in den Vorrückungsfächern ist
betroffen: Viele Lehrerinnen und Lehrer berichten, dass sie keine
Projekte mehr durchführen können, Musik- und Sportunterricht
geopfert werden muss. Kein Wunder bei insgesamt 22 Prüfungen. Belastend ist es auch für die Eltern, wenn ihre in der Regel
zehnjährigen Kinder über Wochen hinweg einen Prüfungsmarathon durchlaufen müssen, bei dem es nur um die beste Note für
den Übertritt geht.
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Politik_Übertritt
Kommentar von Simone Fleischmann
Bulimisches Lehren
Früher sprach man vom „bulimischen Lernen“ der
Kinder. Jetzt greift diese Krankheit auf die Lehrer über.
Die Grundschulen sind in der 4. Klasse befallen vom
„bulimischen Lehren“. „Learning to the test“ und
„Teaching for the test“, das passt wie die Faust auf’s
Auge. All das zum Zweck, die vermeintliche Objektivität
der Leistungsfeststellungen in den 4. Klassen zu
erhöhen und den Übertritt an die weiterführenden
Schulen juristisch einwandfrei zu regeln.
Prüfungsstress – für manche ist der Zug schnell abgefahren
„Es wäre am vernünftigsten, wenn alle Kinder wesentlich länger
gemeinsam lernen dürften“, sagt dazu der Präsident des BLLV,
Klaus Wenzel. Solange jedoch neun- und zehnjährige Kinder der
Verteilung auf verschiedene Schultypen ausgesetzt seien, sollte
die Übertrittsentscheidung nach eingehender Beratung in der Verantwortung der Eltern liegen. Grundlage sollte eine Empfehlung
der abgebenden Schule sein, die auf Leistungsmessungen und
der Diagnose der Lernkompetenzen basiert. In die Entscheidung
der Eltern müssten laut Wenzel auch die aufnehmenden Schulen
einbezogen werden.
Auch müssten die jeweils abgebenden und die jeweils aufnehmenden Schulen besser miteinander kooperieren und besser
übereinander Bescheid wissen. Die qualifizierten Beratungslehrkräfte könnten verstärkt ihre Kompetenz einbringen, müssten ihren
Aufwand dafür aber angemessen angerechnet bekommen. Die
Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen tragen derzeit die
Verantwortung für den Übertritt jedenfalls allein, und das im
Bewusstsein, dass die Übertrittsentscheidung pädagogisch nicht
zu rechtfertigen ist und kaum verlässliche Prognosen für die spätere Schullaufbahn zu stellen sind. Umso mehr leiden sie nun darunter, dass sie ihren gesamten Unterricht auf die Übertrittsnote
fixieren müssen. BS
Bayerische Schule 6/7 2010
Der ach so tolle und für alle transparente Probenplan
in der 4. Klasse war eigentlich als Medizin gegen die
Krankheit „Übertrittsstress“ gedacht. Jetzt zeigt sich,
dass diese Medizin eine fatale Nebenwirkung hat: Es
wird nur mehr gelehrt, was auf dem Plan steht. Lernen
funktioniert programmiert, Lehrer arrangieren Unterricht
nach Plan, damit der Probenplan eingehalten werden
kann. So müssen sich alle Kinder zur selben Zeit die
selben Inhalte reinziehen und in den Proben wiedergeben. Lerninhalte werden abgearbeitet und so aufbereitet, dass alle Parallelklassen zur selben Zeit die
selbe Probe schreiben können.
Das ist Gleichmacherei unter dem Deckmäntelchen
der Teamarbeit. Leistungsfeststellungen sollten dazu
dienen, dem Kind ein Feedback über seinen Leistungsstand zu geben. Unsere Proben aber dienen dazu,
Kinder zu sortieren und sie auf ein System auszurichten, anstatt sie aufzurichten und zu motivieren. Es
ist längst kein Geheimnis mehr, dass Noten eben nicht
objektiv sein können. Ein bayernweites Konzept zur
Vereinheitlichung der Ermittlung von Noten kann das
überholte Sortier-System nicht rechtfertigen. Alle
Anstrengungen dieser Art werden ins Leere laufen.
Kinder werden noch mehr bulimisch lernen und Lehrer
immer mehr bulimisch unterrichten. Das Ende jeder
Individualität bei Kind und bei Lehrer. Von wegen:
das Kind steht im Mittelpunkt.
7
Schiebung: Das Hin- und Herrechnen von Schülerzahlen und Lehrerstunden bringt per Saldo immerhin ein bisschen was
Klassenbildung 2010/11 leicht verbessert
Dezent mehr Lehrerstunden – viele Grund- und Hauptschulen vor dem Aus
Das Kultusministerielle Schreiben (KMS) zur Klassenbildung an Grund- und Hauptschulen für das
Schuljahr 2010/11 lässt Verbesserungen in der Unterrichtssituation erwarten. Nach der „Schüler- und
Absolventenprognose 2010" werden an Bayerns Schulen im Schuljahr 2010/11 in den Jahrgangsstufen eins bis vier 18.700 Schüler weniger als im Vorjahr unterrichtet, in den Jahrgangsstufen fünf bis
zehn werden 10.000 weniger erwartet. Die Zahl der Schulanfänger wird um rund 4.600 zurückgehen.
Die Zuweisung der Lehrerstunden erfolgt auf der Grundlage der jeweiligen Schülerzahlen für die
Grundschule (jetzt 1,2739 h pro Schüler) und für die Hauptschule (jetzt 1,7790 h pro Schüler). Der
Multiplikator ist im Vergleich zum Vorjahr leicht erhöht worden, was einer Grundschule mit 180
Schülern etwa vier Lehrerwochenstunden mehr bringt. Allerdings gelten diese Werte für die Personalplanungen der Staatlichen Schulämter und der Unterrichtsversorgung in ihrem Schulaufsichtsbezirk.
Auch die Klassengrößen sind neu begrenzt worden. In der Grundschule dürfen in Jahrgangsstufe 1 nicht mehr als 28 Kinder sitzen, in Jahrgangsstufe 2 sind es 29, in den Jahrgangsstufen
3 und 4 sind maximal 30 zulässig. In der Hauptschule gilt weiterhin die Höchstschülerzahl 30.
Verbesserungen bei der Stundentafel ergeben sich für die Jahrgangsstufe 4 der Grundschule. Die
Förderstunde darf bei mehr als 25 Schülern geteilt werden. Auch in der Jahrgangsstufe 6 der Hauptschule wird die Stundentafel um eine Förderstunde (30. Stunde) erweitert. Die Lehrerkapazitäten für
die Mobile Reserve werden im selben Umfang wie 2009/10 zur Verfügung gestellt. Unterschiedliche
Zahlen ergeben sich nur bei den regionalen Zuweisungen.
Neben diesen kleinen Verbesserungen zeichnen sich beängstigende Tendenzen für den Bestand
von Grund- und Hauptschulen ab: In den nächsten fünf Jahren werden in der Grundschule 32.000
Schüler, in der Hauptschule 48.000 Schüler fehlen. gn
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Bayerische Schule 6/7 2010
Politik_Kurz berichtet, kurz kommentiert
Kommentar von Gerd Nitschke
Winzige Schritte bei der Klassengröße
Die positiven Entwicklungen im KMS zur Klassenbildung liegen auf der Hand: Die Mobile
Reserve bleibt trotz massiv zurückgehender Schülerzahlen voll erhalten, die Lehrerstundenzuweisung pro Schüler wurde wieder leicht erhöht, die Stundentafel in der Jahrgangsstufe 6
der Hauptschule bekommt endlich die 30. Stunde. Die positiven Entwicklungen relativieren sich
indes, misst man sie an der Koalitionsvereinbarung 2008 bis 2013 zwischen CSU und FDP
für die 16. Wahlperiode des Bayerischen Landtags. Darin hatte es geheißen: „Wir wollen bis
zum Ende der Legislaturperiode Klassenhöchstzahlen von 25 an den Grund- und Hauptschulen
beziehungsweise 30 an den übrigen Schulen erreichen.“ Die winzigen Schritte, die in diese
Richtung gemacht wurden, sind kaum mehr als Willensbekundungen. Wie hatte es in der Koalitionsvereinbarung so schön geheißen: „Dazu ist pro Schuljahr (gemeint sind die Schuljahre
08/09 bis 13/14; gn) die Schaffung von mindestens 1.000 zusätzlichen Lehrerstellen erforderlich.“ Diese sind nach einem Interview mit Kultusminister Ludwig Spaenle akut gefährdet –
oder gar schon gestrichen?
Verglichen mit den Rückgängen der Schülerzahlen innerhalb der vergangenen fünf Jahre wirkt
das Schreiben vollends ernüchternd: Wenn an Grundschulen in den nächsten fünf Jahren weitere 32.000 Schüler fehlen werden, gilt es, die freiwerdenden Lehrerstellen für die Senkung der
Klassenhöchststärken und weitere Verbesserungen zu nutzen. Den Hauptschulen wiederum geht
der enorme Schülerrückgang an die Existenz. Die neue Mittelschule wird den Trend nicht aufhalten können. Trotzdem muss erst einmal eine bessere Versorgung der neuen Mittelschulen her.
Zudem ist bei der Planung von Schulverbünden den Entwicklungen Rechnung zu tragen. Zu
befürchten bleibt, dass das Hauptschulsterben trotz allem nicht aufzuhalten ist und in zwei, drei
Jahren wieder neue Rettungsversuche unternommen werden müssen.
Kommentar von Dr. Fritz Schäffer
Schritt in die richtige Richtung
Ende Mai gab das Kultusministerium (KM) ergänzend zum allgemeinen KMS zur Klassen- und
Gruppenbildung die Richtlinien für die Lehrerversorgung an Haupt- und Mittelschulen heraus
(die wichtigsten Inhalte unter www.bllv.de/bs/2010/06). Dieses KMS zeigt, dass sich das
Ministerium mit großen Schritten in die richtige Richtung bewegt. Wesentliche Anregungen und
Befürchtungen des BLLV wurden aufgegriffen. Die direkte Zuweisung der Lehrerstunden an die
Einzelschule leistet einen wichtigen Beitrag zu mehr Eigenverantwortung der Schulen. In der
jüngsten Eingabe des BLLV war genau solch eine flexible und differenzierte Form der Budgetierung gefordert worden. Allerdings wünscht der BLLV darüber hinaus eine Differenzierung nach
dem Sozialindex der Schülerschaft. Besonders positiv ist zu bewerten, dass nicht pauschal nach
dem gleichen Faktor zugeteilt wird. So kann zum Beispiel eine Mittelschule mit 500 Schülern bei
drei Standorten mit circa 50 Lehrerstunden mehr rechnen, als wenn sie nur einen Standort aufweisen würde. Diese Differenzierung macht es eindeutig wahrscheinlicher, dass durch einen
Schulverbund auch kleinere Schulstandorte zumindest mittelfristig länger erhalten werden können. Hier hat das KM schnell auf die Kritik des BLLV reagiert, dass ansonsten die Verantwortung
für Schulschließungen auf die einzelnen Schulverbünde abgeladen worden wäre. Sicherlich
bleibt zu bemängeln, dass die Lehrerversorgung für die Mittelschulen mit 1,779 Stunden je
Schüler insgesamt schmal ausfällt. Doch richtet sich diese Kritik an den Landtag, der die
Planstellen bereitstellt. Das KM hat deren Verteilung vernünftig geregelt.
Bayerische Schule 6/7 2010
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Politik_Kurz berichtet, kurz kommentiert
Einstellungspolitik absurd
Große Grundschulklassen – aber die Hälfte der Anwärter steht auf der Straße
Vor einem Jahr haben 100.000 bayerische Bürger mit ihrer Unterschrift eine Petition im Rahmen der
Grundschulaktion des BLLV unterstützt. Eine der Forderungen war: „Mehr Lehrer für kleinere Klassen und Gruppen!“ Die Staatsregierung nahm die Forderungen entgegen – und beließ es dabei. Die
sogenannte demografische Rendite werde dafür sorgen, dass die Klassenstärken an allen Schularten weiter sinken werden.
Doch diese Rendite lässt auf sich warten. Und die Kinder, die nun in großen Klassen sitzen,
haben nichts davon, dass es irgendwann von allein besser wird. Dabei wären die benötigten Lehrer
da: 1.350 Grundschullehrer, 560 Gymnasiallehrer, 430 Sonderschullehrer, 24 Förderlehrer und
200 Realschullehrer stehen auf der Warteliste. Dazu kommen die Prüflinge des Jahrgangs 2010.
Prognosen deuten auf eine verheerende Einstellungssituation im Grundschulbereich hin, im Förderschulbereich und im Bereich der Fachlehrer E/G ist die Situation ohnehin notorisch schlecht. In
den vergangenen Jahren kamen die arbeitslosen Grundschullehrer relativ gut an Gymnasien auf
Arbeitsvertrag unter, wo sie sehr gerne genommen wurden, aber mit der Verschärfung der Einstellungssituation auch in diesem Bereich wird das spätestens im nächsten Jahr aufhören. Und der bayerische Staat leistet es sich wieder, in die Ausbildung junger Menschen zu investieren, nur um sie
dann in die freie Wirtschaft zu entlassen.
In den kommenden Jahren wird sich die Situation noch verschärfen: Die Abschaffung der besonderen Lehreraltersgrenze ab 2012 führt dazu, dass alle Lehrer später in Pension gehen. Das spart
Planstellen und treibt junge Menschen auf die Straße. Wenn die Kolleginnen und Kollegen während
des laufenden Schuljahres in Pension gehen, kann es sein, dass ein junger Kollege den Ausgeschiedenen für den Rest des Schuljahres ersetzt und statt der Planstelle, die ja erst später frei wird, auf
Arbeitsvertrag aushilft. Eine sparsame Lösung ist das schon. Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit
bis zum 67. Lebensjahr trägt also dazu bei, dass immer mehr junge Kolleginnen und Kollegen auf der
Straße stehen.
Eine absurde Situation: Junge Lehrer warten auf eine Planstelle und in 18 Prozent aller Grundschulklassen sitzen mehr als 25 Kinder, von Gymnasien und Realschulen gar nicht zu sprechen.
Bestens ausgebildete Kolleginnen und Kollegen hangeln sich von Arbeitsvertrag zu Arbeitsvertrag,
und in der Politik wird über den Begriff der Inklusion philosophiert – ohne den erforderlichen Personalbedarf zu benennen. Die Arbeitsgemeinschaft bayerischer Junglehrer im BLLV wird im Juli auf ihre
Art auf die Einstellungspolitik aufmerksam machen. Wir als Solidargemeinschaft dürfen nicht müde
werden zu sagen, was Kinder brauchen und darauf hinzuwirken, dass sie es bekommen. kl
Zukunftschancen gemopst: Viele Junglehrer stehen auf der Straße
Politik_Gespräche
BLLV-Präsident Wenzel mit FDP-Bildungsexpertin Will, Justizministerin Merk und Finanzminister Fahrenschon (beide CSU) ...
Will für Gleichwertigkeit
der Lehrämter
Merk: Forum gegen
Gewalt- und Sexualdelikte
Fahrenschon: „Kraftakt“
neues Dienstrecht
„Die Gleichwertigkeit der Lehrämter
gehört zu meinem Programm, und
deshalb werde ich eine Diskriminierung
einzelner Lehrämter nicht akzeptieren.“
Dies war eine der Kernaussagen der
FDP-Bildungspolitikerin und Landtagsabgeordneten Renate Will in einem
Gespräch mit BLLV-Präsident Klaus
Wenzel. Will bezog sich auf den Entwurf
des Besoldungsgesetzes, der für alle
Lehrämter die gleiche Qualifikationsebene vorsieht, den Lehrkräften an Grundund Hauptschulen allerdings lediglich
die Eingangsbesoldung A 12 zugesteht.
Wenzel bezeichnete dieses Vorhaben
als „Anachronismus“, der zwar historisch zu erklären, aber keinesfalls sachlich zu begründen sei, und sprach sich
für ein modernes Dienstrecht aus, das
mit den Entwicklungen des 21. Jahrhunderts in Einklang steht. Große Übereinstimmung gab es bei den Themen
„Inklusion“ und „Schule in Eigenverantwortung“. Inklusion und Eigenverantwortung würden die schul- und bildungspolitische Diskussion der nächsten Monate prägen. Angestrebt werden
dürfe allerdings nicht „ein schneller und
billiger Modellversuch“, was man brauche, seien „inhaltlich durchdachte und
finanziell bestens ausgestattete
Konzepte“. BS
Unmittelbar nach Bekanntwerden der
ersten Fälle von Gewalt- und Sexualdelikten in bayerischen Internaten wandte
sich Justizministerin Dr. Beate Merk an
die Öffentlichkeit und forderte schonungslose Aufklärung. Außerdem schlug
sie eine Meldepflicht vor und bat die
schulischen Einrichtungen um optimale
Kooperation. BLLV-Präsident Klaus
Wenzel sicherte der Ministerin nun im
Rahmen eines ausführlichen Gesprächs
diese Kooperation zu. Er stellte fest,
dass es in der Bewertung der konkreten
Fälle und in den Forderungen nach
Opferschutz und Prävention große
Übereinstimmung zwischen dem BLLV
und der CSU-Politikerin gebe. Merk
informierte den BLLV-Präsidenten über
die Einrichtung eines „Forums zur
Aufarbeitung der Gewalt- und Sexualdelikte in Erziehungseinrichtungen in
Bayern“. Ziel des Forums müsse es
sein, eine gemeinsame Linie für die
angemessene Aufarbeitung der Missbrauchsfälle sowie für die erforderlichen
präventiven Maßnahmen zu entwickeln.
Merk und Wenzel vereinbarten, dass
sie bei diesem wichtigen Thema weiterhin in gutem Kontakt bleiben werden,
um zu Lösungen im Interesse der
Kinder und Jugendlichen aber auch der
Lehrerinnen und Lehrer zu kommen. BS
Das neue Dienstrecht stand im Mittelpunkt eines ausführlichen Gesprächs, zu
dem Finanzminister Georg Fahrenschon
den BLLV-Präsident Klaus Wenzel eingeladen hatte. Wenzel bedankte sich
zunächst für die enorme Arbeit, die bei
der Erstellung des umfangreichen Gesetzeswerks geleistet wurde und für
die zahlreichen positiven Aspekte, von
denen viele Beschäftigte profitieren werden. Insbesondere bedankte sich der
BLLV-Präsident dafür, dass es nun zahlreiche Beförderungsmöglichkeiten für
Grund-, Haupt- und Realschullehrer
gebe. Fahrenschon sprach von einem
„Kraftakt“ und freute sich, dass der BLLV
die Anstrengungen der Beteiligten
positiv würdige. Bei den „strukturellen
Konsequenzen“ machte Wenzel darauf
aufmerksam, dass einige Gruppen noch
nicht berücksichtigt seien, so zum Beispiel Seminarleiter, Beratungsrektoren
und Vertreter der Schulaufsicht. Breiten
Raum nahm die Frage nach der Gleichwertigkeit der Lehrämter ein. Als Vater
eines Schulanfängers sehe er sehr wohl,
was Grundschullehrerinnen leisten,
meinte der Finanzminister und deshalb
sei es richtig, alle Lehrämter in die vierte
Qualifikationsebene aufzunehmen. Dies
bedeute aber nicht automatisch die
gleiche Eingangsbesoldung. BS
Bayerische Schule 6/7 2010
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Politik_Gespräche
… mit MdL Piazolo (Freie Wähler), MdL Sprinkart (Bündnis 90/Die Grünen) und Kultusminister Spaenle (CSU)
FW wollen Lehrerbildung
grundlegend reformieren
Sprinkart für Eingangsbesoldung A 13
Spaenle: Ja zu Master
für alle Lehrer
Die Zukunft der Lehrerbildung stand
im Mittelpunkt eines ausführlichen
Gesprächs, zu dem Prof. Dr. Michael
Piazolo (Freie Wähler/FW) den BLLVPräsident Klaus Wenzel in den Landtag
eingeladen hatte. Die FW wollen die
Lehrerbildung grundlegend reformieren
und die Differenzierung nach Schularten
auflösen. Sinnvoller und im Schulalltag
besser zu organisieren seien Lehrämter,
die sich an Altersstufen orientieren,
etwa ein Lehramt für den Primarbereich,
eines für den Sekundarbereich I und
eines für die „Oberstufe“ des Schulsystems. Was die Eingangsbesoldung der
verschiedenen Lehrergruppen betrifft,
gibt es nach Auffassung der FW bereits
jetzt gute Gründe, auf eine Differenzierung zu verzichten. Alle Lehrämter
(mit Ausnahme der Fachlehrer) beteiligen sich an einem akademischen Studium und schließen es mit einem Staatsexamen ab. Damit sind die Voraussetzungen für die vierte Qualifikationsebene und für dieselbe Eingangsbesoldung gegeben. Piazolo und Wenzel
waren sich einig, dass auch die Fachlehrerinnen und -lehrer die Möglichkeit
bekommen müssen, ihre beruflichen
Kompetenzen im Rahmen eines Hochschulstudiums zu erwerben. BS
Zu Beginn des Gesprächs, zu dem
der Abgeordnete Adi Sprinkart BLLVPräsident Klaus Wenzel in den Landtag
geladen hatte, stand ein Dank: Bündnis
90/Die Grünen haben, ebenso wie SPD
und Freie Wähler, vor den Beratungen
im Landtag einen Antrag gestellt, der für
Grund- und Hauptschullehrer die Eingangsbesoldung A 13 fordert. Sprinkart
und Wenzel waren sich einig, dass es
kein vernünftiges Argument gegen die
gleiche Eingangsbesoldung gebe, sehr
wohl aber viele gute Gründe dafür. Der
im „Neuen Dienstrecht“ besonders hervorgehobene Leistungsgedanke sei
wichtig und richtig, müsse aber konsequent zur Anwendung kommen. Und
wer die besonderen und wachsenden
Herausforderungen und Leistungen der
Grund- und Hauptschullehrer in Sonntagsreden lobe, dürfe diese Lehrergruppe dann bei der Besoldung nicht diskriminieren. Ein weiterer Punkt war die
schwierige Lage der Schulleitungen.
„Wer den Schulleitungen ständig mehr
Arbeit und Zuständigkeiten zumutet,
muss auch für anständige Arbeitsbedingungen sorgen“ – betonten Sprinkart
und Wenzel. Dies betreffe die Präsenz
der Verwaltungsangestellten und die Unterrichtsverpflichtung der Schulleiter. BS
Inklusion, selbstständige Schule und
Lehrerbildung waren zentrale Themen
eines Gesprächs zwischen Kultusminister Ludwig Spaenle und BLLV-Präsident Klaus Wenzel. In allen drei
Bereichen gibt es viel Einvernehmen
zwischen dem Minister und dem BLLV.
Die UN-Konvention über die Rechte
von Menschen mit Behinderung dürfe
– darin waren sich beide Gesprächspartner einig – auf keinen Fall überstürzt umgesetzt werden. Spaenle
berichtete, dass die Amtchefs der Kultusministerien aller Bundesländer eine
Vorlage zum Thema Inklusion erarbeiten, die die Grundlage eines Beschlusses der Kultusministerkonferenz werden soll. Ebenfalls in Arbeit sei eine
Positionierung des bayerischen Kabinetts zu dem Thema selbstständige
Schule. Wann genau mit Ergebnissen
zu rechnen ist, konnte Spaenle noch
nicht sagen. Aus BLLV-Sicht erfreulich
waren die Aussagen des Ministers
zum Thema Lehrerbildung. Er sprach
sich für einen Masterabschluss für alle
Lehrämter und für eine stärkere Verzahnung von erster und zweiter Phase
der Lehrerbildung aus. Damit stimmte
er zentralen Forderungen des Verbandes zu. dvs
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Bayerische Schule 6/7 2010
Politik_Gespräche
Frauen der CSU-Fraktion und des BLLV im Meinungsaustausch. MdL Dettenhöfer (CSU/Kinderkommission)
Bayerische Schule 6/7 2010
CSU und BLLV:
Weibliche Perspektiven
MdL Dettenhöfer: Koop
mit Kinderkommission
Die Frauen des CSU-Arbeitskreises
und des BLLV-Landesvorstandes haben
sich zu einem Gedankenaustausch über
Verbands- und Parteiarbeit getroffen.
Die Teilnehmerinnen waren sich einig
darüber, wie wichtig und grundlegend
die frühkindliche Bildung im Bildungsprozess ist. BLLV-Vizepräsidentin Waltraud Lučić wies darauf hin, dass dieser
Erkenntnis allerdings in der Ausbildung
der Erzieherinnen Rechnung getragen
werden müsse. Beim Punkt Pilotprojekte
bestand Konsens, dass diese durchaus
zeitlich und personell fachgerecht ausgestattet seien. Sie würden aber unter
meist weniger guten Rahmenbedingungen flächendeckend eingeführt und
seien dann nicht mehr auf hohem Niveau durchzuführen. Man solle mit der
Einführung das Ende einer Evaluation
abwarten. Des Weiteren stellte die Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Gudrun
Brendel-Fischer, ihren Landtagsantrag
zur Diskussion, das Fach „Verbraucherbildung“ an allen Schularten anzubieten.
Lučić sicherte eine fachliche Stellungnahme des BLLV zu. MdL Angelika
Schorer versprach, sich dafür einzusetzen, dass an allen Grundschulen
Schulsozialarbeiter beschäftigt werden,
mit mindestens einer halben Stelle. BS
Um eine möglichst gute Zusammenarbeit der Kinderkommission des Bayerischen Landtags mit dem BLLV ging es
bei einem Gespräch zwischen der Landtagsabgeordneten Petra Dettenhöfer
(CSU) und BLLV-Präsident Klaus Wenzel. Dettenhöfer, seit Herbst Vorsitzende
der Kommission, informierte über Arbeitsschwerpunkte der nächsten Monate:
Kinder und Alltag, Kinder und Medien,
Kinder und frühes Lernen. In allen drei
Bereichen erkannten die Gesprächspartner gemeinsame Perspektiven und vereinbarten vor allem beim letzten Thema
eine Kooperation. Einig waren sie sich,
dass einerseits die Grundlage für eine
positive Entwicklung unserer Kinder bereits in der Familie gelegt werden müsse,
und dass andererseits immer mehr
Familien mit der Kindererziehung überfordert seien. Wenzel nannte als mögliche Lösungsansätze Kurse für angehende Eltern und die Einführung des Faches
Erziehungskunde in allen Schularten.
Als Mitglied des Hochschulausschusses
kam Dettenhöfer auch auf das Thema
Lehrerbildung zu sprechen. Wenzel plädierte für eine intensivere Zusammenarbeit der drei Phasen und mahnte an,
die Seminarleiter bei den Stellenhebungen nicht zu vergessen. BS
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Politik_Akzente
Thomas H. ist Studiendirektor an einem bayerischen Gymnasium. Er unterrichtet nicht
nur in den Fächern Deutsch und Geschichte, sondern war in den letzten Jahren auch
Kollegstufenbetreuer. Trotz seiner 34 Dienstjahre will er im Zusammenhang mit seinem
beruflichen Alltag nicht von „Routine“ sprechen. Sein Vorbereitungsaufwand ist nach wie
vor sehr hoch, die Korrekturarbeiten sind gewaltig. Und dann die regelmäßigen kleinen
und größeren Veränderungen beim Lehrplan, bei den Unterrichtsmethoden, bei der
Organisation des Schul- und Unterrichtsbetriebs: Viel zu tun.
Birgitta Sch. ist seit zwölf Jahren Grundschullehrerin. Das bedeutet: Abdecken eines großen Fächerspektrums, intensive Erziehungs- und Beziehungsarbeit, aufwändige Kommunikation mit Eltern und Erziehungsberechtigten. Der professionelle Umgang mit einer ausgeprägten Leistungsheterogenität verlangt methodische Vielfalt und qualifiziertes didaktisches Handlungswissen. Die intensive und individuelle Förderung aller Kinder erfordert
nicht nur hohe diagnostische Kompetenz sondern starken persönlichen Einsatz beim konsequenten Eingehen auf die jeweilige Diagnose: Viel zu tun.
Viel zu tun
Von Klaus Wenzel
Christa D. ist Lehrerin an einer Realschule im ländlichen Raum. Die Fächer Geografie
und Englisch unterrichtet sie in den Jahrgangsstufen fünf bis zehn. Die Schule hat einen
guten Ruf, die Aufnahmequote liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt. In sechzig
Prozent aller ihrer Einsatzklassen sind 30 und mehr Jugendliche. Das stört sie weniger
beim Unterrichten, aber am Nachmittag beim Korrigieren. Vor allem in den zwei fünften
Klassen hat sie Schüler mit großen Lernproblemen. Die Lehrerfortbildung hilft beim
Erwerb zusätzlicher Kompetenzen: Viel zu tun.
Dieter P. unterrichtet seit 23 Jahren an einer Hauptschule. Er ist Klassleiter einer achten
Klasse mit 26 Schülerinnen und Schülern, die aus acht verschiedenen Nationen kommen. Im Rahmen einer Zusatzausbildung hat er sich wertvolle interkulturelle Kompetenzen angeeignet. Seine Vorbereitungsarbeiten sind auch deswegen so umfangreich, weil
er Lernarrangements für unterschiedliche Niveaus und Interessen gestalten muss. Es ist
sehr schwierig, die jungen Menschen zu motivieren, weil viele keine ermutigenden
Perspektiven für ihr weiteres Leben sehen: Viel zu tun.
Silke G. hat sich bewusst für ein sonderpädagogisches Studium entschieden. Seit vier
Jahren arbeitet sie in einem Förderzentrum, das aus allen Nähten platzt. Die Koordination
und Kooperation mit anderen Fachkräften kostet viel Zeit und manchmal auch Nerven.
Die Schülerzahl liegt in vielen Klassen über der Messgrenze. Das erschwert ein individuelles Eingehen auf jede Schülerin und jeden Schüler. Dass sie dennoch mit großem
Erfolg arbeitet, liegt an ihren vielfältigen, passgenauen Methoden und den zahlreichen
von ihr erstellten Lernmaterialien: Viel zu tun.
Wenn Politikerinnen und Politiker mehr Zeit hätten, sich an Ort und Stelle über die
Herausforderungen und Belastungen der Pädagoginnen und Pädagogen zu informieren,
könnten sie sich von der Vielfalt und Farbigkeit in unseren Schul- und Bildungseinrichtungen überzeugen. Auch von der Andersartigkeit der jeweiligen Arbeitsplätze. Und auf
jeden Fall vom gleichen Wert der jeweiligen Tätigkeit. Sie würden merken, dass die pädagogischen Anstrengungen in unserer von Orientierungslosigkeit bedrohten Welt immer wichtiger werden. Sie würden erkennen, dass fundamentale Bildungs- und Erziehungsarbeit mit Kindern ebenso wertvoll ist wie kognitive Hochleistungsarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Und sie würden einsehen, dass es gute Gründe
gibt, die hohe Würde und den gleichen Wert aller pädagogischen Professionen anzuerkennen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. In den nächsten Tagen wird das
„Neue Dienstrecht in Bayern“ abschließend beraten und beschlossen. Für die
Politikerinnen und Politiker eine hohe Verantwortung und eine anstrengende Herausforderung: Viel zu tun.
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Bayerische Schule 6/7 2010
PPolitik_Aus dem Landtag
Umstrittener Übertritt
urch die jüngste Reform des Übertrittsverfahrens zählt der Elternwille
beim Übertritt etwas mehr. Trotzdem
stößt es bei den Oppositionsfraktionen
auf erhebliche Kritik. Im Rahmen einer
Aktuellen Stunde im Plenum wurde nicht
nur über das Verfahren gestritten, sondern auch eine grundsätzliche Debatte
über die Schulstruktur geführt.
Bündnis 90/Die Grünen hatten das
Thema auf die Tagesordnung gesetzt.
Ihr Bildungspolitischer Sprecher Thomas Gehring bezeichnete die Probleme,
die durch die äußere Differenzierung
nach der vierten Klasse entstehen, als
hausgemacht. Er forderte die Regierungsfraktionen auf, Ressourcen nicht
länger in das Sortieren, sondern in die
individuelle Förderung von Schülern zu
investieren. Martin Güll stimmte dieser
Kritik im Namen der SPD ausdrücklich
D
zu. Bei Zehnjährigen könnten keine verlässlichen Prognosen über ihre weitere
Entwicklung gestellt werden. Längeres
gemeinsames Lernen sei keineswegs
„Einheitsbrei“. Er wolle keine ideologische Debatte führen, sondern Kinder
bestmöglich individuell fördern.
Eva Gottsein (FW) äußerte keine
Kritik an der Schulstruktur. Sortieren sei
nicht per se negativ und Auslese früher
oder später unvermeidlich. Sie warf den
Regierungsfraktionen aber vor, die Übertrittsbedingungen aufzuweichen ohne die
Rahmenbedingungen zu verbessern. Sie
verwies in diesem Zusammenhang auf
abgelehnte Anträge ihrer Fraktion, in
denen mehr unterstützendes Personal an
Schulen gefordert wurde.
Von Seiten der Regierungsfraktionen
wurden sowohl das Übertrittsverfahren
als auch das gegliederte Schulsystem
gelobt. Kerstin Schreyer-Stäblein (CSU)
machte dies in ihrer Rede besonders
deutlich als sie sagte: „Das Bildungssystem bleibt, solange die Koalition
bleibt.“ Sie habe „keine Lust“ das Übertrittsverfahren schon wieder zu erklären
und betonte, das Bewährte müsse sich
nicht vor dem Neuen, sondern das Neue
vor dem Bewährten beweisen. Renate
Will (FDP) lobte das bayerische
Bildungssystem, da es Schüler gemäß
ihrer Begabung fördere und durchlässig
sei. Allerdings seien die Liberalen für
eine Verlängerung der Grundschulzeit
um ein Jahr. Eltern, so Will weiter, würden zwar immer das Beste aber nicht
immer das Richtige für ihre Kinder wollen. Deshalb sei die von der FDP durchgesetzte intensivierte Beratung von
Eltern so zentral.
Dorothee von Stieglitz
Lernmittelfreiheit
Schulbauverordnung
Überstunden
Die SPD-Fraktion fordert erneut eine Verankerung der Lernmittelfreiheit in der Bayerischen Verfassung. Näheres soll in
einem Gesetz geregelt werden (Drs.
16/4614 und 16/4615). Trotz Wieder-Abschaffung des Büchergelds müssten
Eltern jährlich bis zu 1.000 Euro zahlen.
Künftig sollen deshalb auch Atlanten und
Formelsammlungen sowie die übrigen
Lernmittel an den Schulen ausgeliehen
beziehungsweise verfügbar sein. Die Kosten, die nicht genau zu beziffern seien,
müsse der Freistaat tragen. 2008 war die
SPD mit dem gleichen Vorstoß bereits
einmal an der damals noch allein regierenden CSU gescheitert. „Wir wollen
wissen, ob die neue CSU/FDP-Koalition
das noch mal ablehnt“, sagte SPD-Bildungssprecher Hans-Ulrich Pfaffmann. ff
Die Erfordernisse von Ganztagsschulen
und moderne pädagogische Erkenntnisse
sollen in die Schulbauverordnung eingepasst werden. Das fordert ein von Gerhard Wägemann (CSU) initiierter Antrag
der Regierungsfraktionen (Drs. 16/4685).
Die Staatsregierung soll einen Bericht
abgeben, inwieweit dies bereits berücksichtigt ist, und ob damit eine staatliche
Förderung von Bauinvestitionen für Ganztagsschulen ermöglicht wird. Der Bericht
soll auch die voraussichtliche Entwicklung
der Schülerströme aufzeigen. Wägemann
hat sich zu diesem Antrag nach eigenen
Angaben entschlossen, nachdem er erfahren habe, bei den Regierungen würden
die seit 1994 nicht mehr gültigen Schulbaurichtlinien immer wieder „intern“ verwendet. ff
Seit Jahren stehe die Bildungspolitik im
„Fokus der Öffentlichkeit“. So beantworte
das Kultusministerium allein 50 Prozent
aller Bürgeranfragen an die Bayerische
Staatsregierung. Dies sei eine wesentliche Ursache für erhebliche Überstunden
des Kultusministeriums, ließ das Amt im
Bildungsausschuss des Landtags wissen.
Von den 447 Beschäftigten hätten 397 im
vergangenen Jahr insgesamt 36.443
Überstunden angesammelt. Davon könnten sie allerdings nur einen Teil durch
Gleittage ausgleichen. Durch diese
Kappung seien allein 2009 rund 14.000
Überstunden verfallen. Dies entspreche
7,3 Stellen. Ausdrücklich erklärte das
Ministerium, es sei für eine oberste
Dienstbehörde „selbstverständlich“, dass
eine „höhere Arbeitsbelastung“ bestehe. ff
Bayerische Schule 6/7 2010
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Thema_ADHS
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Bayerische Schule 6/7 2010
Thema_ADHS
< Schwer zu fassen – ADHS wird oft nicht richtig erkannt und häufig falsch therapiert
Unaufmerksam, überaktiv, impulsiv
Bis zu zehn Prozent der Kinder in deutschen Schulen leiden an der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ADHS – und mit ihnen ihre Umgebung. Wer die Symptome jedoch erkennt und ihnen richtig begegnet, kann
dem Kind helfen – und allen anderen. Ein fachärztlicher Leitfaden.
Text: Martin Linder*
M
artin, ein zehn Jahre alter Viertklässler, fällt wegen seiner
dauernden Unruhe und Aggressivität auf. Seine Mutter
bringt ihn in unsere Ambulanz. Ihr Bericht ergibt: Die Lehrerin ist
hilflos und denkt über einen Schulausschluss nach. Schon im
Kindergarten hatte Martin auf kleine Misserfolge mit heftigen Wutanfällen reagiert und geringe Ausdauer gezeigt. Seit Schuleintritt
nehmen die Schwierigkeiten rapide zu: Unruhe, geringe Leistungsbereitschaft, schlechte Konzentrationsfähigkeit, hohe Ablenkbarkeit. Schon die kleinste Kritik führt zu Tränen, Wut und Aggression. Rechtschreibung und Lesefähigkeit lassen sehr zu wünschen.
Andererseits ist Martin aufgeschlossen für alles Neue, interessiert
an Technik und Natur, in Heimat- und Sachkunde ist er dementsprechend gut. Zu Hause aber leiden alle unter seiner Impulsivität,
die Hausaufgaben arten regelmäßig in reinste Tragödien aus.
Wie bei Martin sind bei vielen Kindern, die unter der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leiden, die Störungen nach außen gerichtet und ähneln einander auffällig: Es
sind Störungen der Aufmerksamkeit, stark erhöhter Bewegungsbedarf (Hyperaktivität) und eine deutlich erhöhte Impulsivität. Die
drei Störungsbilder treten einzeln oder auch in Mischformen auf.
Lehrer können zwar keine Diagnose stellen, doch um den unmittelbar und mittelbar Betroffenen helfen zu können, sollten sie Bescheid wissen über die Erscheinungsformen, die Ursachen, Therapieformen und Möglichkeiten, im Alltag mit diesen Kindern
umzugehen.
Bayerische Schule 6/7 2010
Kernkriterium I: Unaufmerksamkeit
Die Kinder sind in der Regel leicht ablenkbar, sie scheinen oft
nicht zuzuhören, machen Sorgfaltsfehler, können die Aufmerksamkeit beim Spielen oder bei den Hausaufgaben nicht ausreichend
aufrechterhalten, hören scheinbar nicht, was man ihnen sagt, können Erklärungen nicht folgen und dadurch auch Aufgaben im
Unterricht nicht erfüllen. Sie sind häufig beeinträchtigt bei der
Organisation ihrer Aufgaben und Aktivitäten. Schultasche und
Materialien sind zumeist unordentlich, sie verlieren oder vergessen häufig Gegenstände, die sie für Schularbeiten und dergleichen bräuchten. Sie sind vergesslich, verlieren Zielsetzungen aus
dem Auge, versuchen von vornherein Arbeiten zu vermeiden, die
kognitives Durchhaltevermögen erfordern.
Kernkriterium II: Überaktivität
Kinder mit ADHS können nicht auf dem Platz sitzen, fuchteln häufig mit Händen und Füßen, wollen sich dauernd bewegen, laufen
herum, klettern herum, was in Schulsituationen natürlich sehr
unangemessen erscheint. Beim Spielen sind sie oft unnötig laut,
ihre exzessive motorische Aktivität ist durch soziale Regeln oft
nicht einzudämmen.
Kernkriterium III: Impulsivität
Kinder platzen häufig mit den Antworten heraus, bevor die Frage
beendet ist oder bevor sie an der Reihe sind. Sie können nicht
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Thema_ADHS
warten, bis sie drankommen und stören andere häufig, mischen
sich in Gespräche ein, ohne einbezogen zu sein, reden häufig
exzessiv, ohne angemessen auf soziale Beschränkungen zu reagieren.
Natürlich werden einzelne Verhaltensweisen auch gesunde
Kinder hin und wieder an den Tag legen. Um einer Fehldiagnose
vorzubeugen, sollte man daher herausfinden, ob die beschriebene Symptomatik wie im Fall von Martin schon vor dem siebten
Lebensjahr aufgetreten ist und ob sich die Symptome nicht nur in
einer Situation zeigen sondern zu Hause und in der Schule ebenso wie im Freizeitbereich. Die drei genannten Kernsymptome müssen stark ausgeprägt sein und deutliches Leiden verursachen
oder die sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsfähigkeiten beeinträchtigen. Psychotherapeutische Fachärzte diagnostizieren dann nochmals differenzierter. In einer Familienanamnese
und einem psychischen Befund sammeln sie sämtliche Daten, die
sie dann auf einer Skala mit sieben Achsen einordnen.
Familiäre Einflüsse
Bei Martin zeigte sich eine gewisse Prädisposition für ADHS
durch die schwierige familiäre Situation: Die Mutter, dominant wirkend und wenig feinfühlig, adipös, starke Raucherin, hat keinen
Beruf erlernt und ist ohne Beschäftigung. Das hat ihrer eigenen
Schilderung nach damit zu tun, dass sie ähnliche Symptome
hatte, wie ihr Sohn. Wenn Martin die schulischen Anforderungen
verweigere, gerate sie selbst unter Druck. Sie beklagt selbst ihr
impulsives Erziehungsverhalten. Der Vater, Hauptschulabschluss,
Schichtarbeiter in der Automobilindustrie, ist eine zurückhaltende,
nachgiebige Persönlichkeit, taucht erst im weiteren Verlauf der
Diagnostik auf und hat Vorbehalte gegen die Untersuchung.
Martin hat eine ältere Schwester, die die Hauptschule ohne größere Schwierigkeiten besucht und eine jüngere Schwester, die
den Erzieherinnen im Kindergarten ähnliche Probleme bereitet wie
damals Martin.
Psychischer Befund
Der unmittelbare psychische Befund bestätigt und erweitert die
Schilderungen der Mutter: Der Zehnjährige wirkt körperlich altersgemäß entwickelt, ist wenig ängstlich, initial kaum gehemmt,
rasch explorierend. Er kann sich aber auf einzelne Spiele kaum
einlassen, berichtet im Gespräch offen vom Leidensdruck durch
die schulische Situation aber auch durch die Vorwurfshaltung der
Mutter. Gelegentlich tauchen Blinzeltics auf. Eine Sprachentwicklungsstörung aus früher Kindheit wurde logopädisch behandelt,
es besteht Verdacht auf eine Lese-Rechtschreib-Störung.
Die Symptome werden in das sogenannten Multiaxiale Diagnosesystem (MAS) gemäß der International Classification of
Diseases (ICD) eingeordnet und abgestuft. Bei Martin ergaben
sich eine Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens sowie Anpassungsstörung mit Depression und oppositionellem Verhalten.
Vorübergehende Ticstörung. Bindungsstörung (Achse I/klinischpsychiatrisches Syndrom), vor allem eine Lese-RechtschreibStörung (Achse II/umschriebene Entwicklungsstörungen), durchschnittliche Intelligenz (Achse III/Intelligenzniveau), keine körperli18
che Symptomatik (Achse IV/körperliche Symptomatik), abweichende psychosoziale Umstände im Erziehungsverhalten, bei der
intrafamiliären Kommunikation (Achse V/assoziierte aktuelle abnorme psychosoziale Zustände) und eine mäßige Beeinträchtigung in den meisten Bereichen wie Schule, Familie, Freizeit,
Freunde (Achse VI/globale Beurteilung des psychosozialen
Funktionsniveaus).
Häufig gehen mit der ADHS auch Begleiterkrankungen oder
-erscheinungen einher, die für sich gesehen ebenfalls nicht krankhaft sein müssen. Ein Wutausbruch bei einem Dreijährigen ist
eben altersentsprechend, andererseits sind Regelübertretungen
bei einem Siebenjährigen nicht mit Regelübertretungen von einem
17-Jährigen zu vergleichen. Ängste, depressive Störungen, Lernstörungen, Teilleistungsschwächen wie Legasthenie sind relativ
häufig. Bis zu einem Drittel der Kinder zeigt eine Ticsymptomatik.
Ursachen
Heutzutage nimmt man an, dass genetische Faktoren eine erhöhte Bereitschaft bedingen, ADHS zu entwickeln. Die psychosozialen Faktoren sind in den Hintergrund getreten, sind allerdings für
die Bewältigung der Störung und damit für den Verlauf der
Störung im Einzelfall häufig ausschlaggebend. Zu den biologischen Ursachen zählen auch Schäden am ungeborenen Kind
Bayerische Schule 6/7 2010
Die vergessene Variante des Syndroms: Der Träumer
durch Alkohol, die häufig ein stark ausgeprägtes ADHS-Bild ergeben. Ebenso kann Nikotinkonsum der schwangeren Mutter das
Risiko erhöhen. Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten sind dagegen
nicht verifizierbar. Pharmakologische Studien haben zudem ergeben, dass unterschiedliche Ausprägungen der Überträgersubstanzen Dopamin und Serotonin im Gehirn Ursache sein können.
Die Wirkung von Substanzen wie Methylphenidat oder Amphetamin hat diese Vermutung nahegelegt, Vererbung ist inzwischen
ebenfalls wissenschaftlich nachgewiesen.
Kernsymptome des Störungsbildes
1. Hyperaktivität:
• Läuft ständig herum und klettert auf Gegenstände
• Schwierigkeiten still zu sein, sitzen zu bleiben, zappelt
extrem herum
• Ist immer in Bewegung, handelt getrieben
2. Unaufmerksamkeit:
Therapieformen
Um Kindern wie Martin und ihrem Umfeld das Leben zu erleichtern, kann man in zwei Richtungen arbeiten: verhaltenstherapeutisch und medikamentös. Studien in den USA und in Deutschland
haben nachgewiesen, dass die Kombination beider Methoden die
Verhaltensauffälligkeiten in der Schule besser vermindern als
jeweils eine allein. Wer Medikamente einsetzt, greift in der Regel
zu der Psychostimulanz Methylphenidat. Es hat die Tendenz, nur
kurz zu wirken, und muss mehrmals am Tag eingenommen werden. Seit 2004 sind in Deutschland jedoch auch retardierende
Präparate zugelassen, die bis in den Abend hinein wirken. Mittel
der zweiten Wahl ist Atomoxetin. Seine Wirkung hält den ganzen
Tag an und ist nicht rezeptpflichtig.
Bayerische Schule 6/7 2010
•
•
•
•
Beendet angefangene Dinge häufig nicht
Scheint oft nicht zuzuhören
Leicht abgelenkt
Konzentrationsschwierigkeiten bei strukturierten
Aufgaben
• Kann schlecht bei einer Spielaktivität bleiben
3. Impulsivität:
•
•
•
•
Platzt häufig mit Antworten heraus
Kann nicht warten, der Reihe nach dranzukommen
Häufiges Stören und unterbrechen anderer
Häufiges exzessives Reden ohne angemessen
auf soziale Beschränkungen zu reagieren.
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Wenn alle Spaß haben, bleibt er für sich: Der Träumer
Verlauf hyperkinetischer Störungen
Säuglings- und Kleinkindesalter:
a. Unausgeglichen („Schreikinder“)
b. Ess- und Schlafprobleme
c. Schwierige Temperamentsmerkmale
Kindergarten und Vorschulalter:
a.
b.
c.
d.
e.
Motorische Hyperaktivität
Erhöhte Unfallgefährdung
Mangelnde soziale Integrierbarkeit
Aggressives Verhalten
Risikofaktoren: Entwicklungsstörungen im motorischen
Bereich, der Sprache und der visuellen Wahrnehmung
Schulalter:
a.
b.
c.
d.
e.
Problematik im Lern- und Leistungsbereich
Schlechte Arbeits- und Handlungsstruktur
Klassenwiederholungen
Ausschluss vom Unterricht
Schulverweise, Schulabbruch
Neben den oben genannten Kernsymptomen können sich
bei vielen Kindern einzelne der folgenden Begleiterscheinungen zeigen: (in Klammern: Angabe der Häufigkeit)
• Oppositionelles, aggressives, dissoziales Verhalten (50 %)
• Depressive Störungen (10-40 %)
• Angststörungen (20-25 %)
• „Tic“-Verhalten (10-25 %)
• Lernstörungen, Teilleistungsschwächen, wie LRS/Dyskalkulie (10-25 %)
20
Zur Verhaltenstherapie gehören sowohl Elterntrainings als auch
familienzentrierte sowie kindergarten- oder schulzentrierte Interventionen mit Therapieprogrammen für Kinder. Dadurch lassen
sich die Verhaltensauffälligkeiten an den jeweiligen Orten zu einem hohen Prozentsatz reduzieren. Beim patientenzentrierten Verfahren baut man etwa durch Spieltraining ein intensives, ausdauerndes Spielverhalten auf. Ein Selbstinstruktionstraining hilft, ein
reflektiertes Arbeitsverhalten zu entwickeln. Durch ein Selbstmanagementverfahren vor allem für ältere Kinder und Jugendliche
lassen sich eigenständige Verhaltensänderungen vor allem in sozialen und in anderen Kontexten erreichen.
Literatur- und Linkhinweise:
• E. Aust-Claus et al, Das A.D.S.-Buch, ObersteBrink, Ratingen, 2000
• G. Hüter, Neues vom Zappelphilipp, Walter-Verlag, Düsseldorf 2002
• C. Neuhaus, Das hyperaktive Kind und seine Probleme, Ravensburger, 2008
• Dr. J. Krause, Überleben mit hyperaktiven Kindern, BV-AH, 2002
• Dr. A. Alfred et al, MYADHS.COM, ADHS-Zentrum München GmbH (AZM), 2010
• www.ads-hyperaktivitaet.de
• www.hyperkids.at
• www.adhs.de
• www.info-adhs.de
* Der Autor ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie
Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und ist seit 1992
Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie in Regensburg. Der Text ist
im Praxis-Heft ,P’ wie psychische Probleme im Kindes- und
Jugendalter – Auffälligkeiten in der Schule erkennen und verstehen“ im Dominoverlag erschienen (Januar 2010) und wurde
für diese Ausgabe der Bayerischen Schule redaktionell bearbeitet.
Bayerische Schule 6/7 2010
Thema_Diagnstik
Wenn der Arbeitsspeicher abstürzt
So motivieren Sie Eltern eines ADHS-Kindes, einen Facharzt aufzusuchen
Haben Sie den Verdacht, dass eines der Kinder aus Ihrer Klasse
an ADHS leidet? Dann sollten Sie den Eltern dringend eine diagnostische Abklärung bei einem Kinderarzt, besser einem Kinderund Jugendpsychiater, anraten. Selbst eine Diagnose zu stellen,
verbietet sich: Als Lehrer kann man lediglich eigene Beobachtungen schildern und die Eltern motivieren, eine fachärztliche Diagnose einzuholen. Dazu allerdings ist es durchaus nötig, die diagnostischen Kriterien für ADHS zu kennen und den Eltern im Gespräch vermitteln zu können.
ADHS liegt mit großer Wahrscheinlichkeit vor, wenn ...
… das Kind Symptome zeigt, die dem altersgemäßen Entwicklungsstand in keiner Weise entsprechen
… die Symptome länger als sechs Monate lang aufgetreten sind
… die Störung überwiegend schon vor dem 7. Lebensjahr aufgetreten ist
… die Beeinträchtigungen in mindestens zwei Lebensbereichen
zu beobachten sind
… deutliche Hinweise auf Beeinträchtigungen im sozialen, schulischen und familiären Umfeld vorliegen.
Fachärzte diagnostizieren dann eingehend mittels medizinischpsychologischer Untersuchung (EEG, IQ-Testung, Konzentra-
tionstest), Entwicklungsdiagnostik (Lern- und Teilleistungsstörungen), Überprüfung der Motorik (Feinmotorik), Befragung der
Eltern, Lehrer (zum Beispiel Conners-Skala), Betrachtung von
Zeugnissen, Schulheften, Familienanamnese.
Um die Eltern zu einer solchen, doch recht aufwändigen fachärztlichen Diagnose zu motivieren, kann man als Lehrkraft auch
die Ursachen einer ADHS erklären. Unter den zahlreichen Modellen ist das für diesen Zweck am besten geeignete wohl das Ursachenmodell von E. Aust-Claus.
In der Elternberatung ist dieses Modell leicht anzuwenden und
mit konkreten Beobachtungen zu belegen. Der Absturz des
Arbeitsspeichers ist den Eltern bestimmt selbst öfter bei ihrem
Kind aufgefallen. Die betroffenen Kinder wiederum denken meist,
sie seien dumm. Schließlich ist ihr Handeln nicht eindeutig und
zielgerichtet, sondern impulsiv und unkontrolliert auf mehreren
Ebenen. Wenn man die Dinge nun beim Namen nennt, sehen Eltern eher ein, dass ihrem Kind geholfen werden kann. Sie sind
dann nicht mehr so sehr von Schuldgefühlen oder Ärger geplagt,
sondern können eine mögliche objektive Tatsache wie fehlerhafte
Informationsverarbeitung als Grund allen Übels erkennen. Der
Facharzt wiederum kann dann per Ausschlussdiagnostik feststellen, ob wirklich die beschriebene Störung der Informationsverarbeitung vorliegt, oder ob doch andere Basisstörungen für die Verhaltensauffälligkeiten verantwortlich sind. sf
Informationsverarbeitung bei ADHS-Kindern
Reiz
InformationsReiz-/Informationsaufnahme
Reizverarbeitung/
Handlungsvorbereitung
Selektion: funktioniert nic
nicht so gut
Scharfstellen
harfstellen funktioniert nur begrenzt
Arbeitsspeic
her kkann
ann überlastet werden und abstür
zen
Arbeitsspeicher
abstürzen
Fac
habteilungen verstehen die
Fachabteilungen
Nac
hricht nic
ht immer genau
Nachricht
nicht
Reaktion
Bayerische Schule 6/7 2010
Erinnerung kkann
ann nic
ht immer
nicht
ric
htig aktiviert werden
richtig
Impulsive Handlungen
ADHS-Kinder sind nicht in der
Lage, „scharf zu stellen“, sie nehmen über alle fünf Sinne gleichzeitig Informationen auf. So ist
der Arbeitsspeicher im Gehirn mit
der Reizverarbeitung überlastet
und stürzt ständig ab. Die Kinder
können dann nicht mehr abrufen,
was sie schon mal gewusst
haben. Die Fachabteilungen sind
eben nicht entsprechend aktiviert
und Informationen können nicht
klar eingeordnet werden. Die
Erinnerung funktioniert nicht,
Muster werden nicht erkannt.
Grafik: Simone Fleischmann
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Thema_Hilfestellung
Was ADHS-Kindern im Unterricht hilft
Auf Kinder mit einer diagnostizierten ADHS muss man individuell
eingehen. Allgemein gilt, dass ADHS-Kinder eine starke Strukturierung und eindeutige Regeln benötigen – insbesondere im Unterricht. Den meisten ADHS-Kindern helfen folgende Maßnahmen:
• Eine starke Gliederung der Anforderungen: umschriebene Aufgabenstellungen, die sowohl zeitlich, als auch inhaltlich überschaubar und somit erreichbar sind. Zum Beispiel Teilziele, die
der individuellen Aufmerksamkeits- und Leistungsspanne des
Kindes entsprechen.
• Das Kind allein in die erste Reihe setzen. Man sollte allerdings
gut auf sich selbst als Lehrer achten: Nicht jeder kann ein
ADHS-Kind jeden Tag durch alle Stunden hindurch immer direkt
vor sich ertragen.
• Zwischen auditivem und visuellem Schwerpunkt der Unterrichtsgestaltung wechseln. So kann die Aufmerksamkeitsspanne erweitert werden.
• Methodenvielfalt. So können die Kinder Freiräume erfahren.
Auch bei Offenen Unterrichtsmethoden wie Freiarbeit, Wochenplanarbeit, Stationentraining, Marktplatz, Plakatarbeit müssen
klare Regeln („Autobahnen“) vorgegeben sein.
• Das Klassenzimmer reizarm machen. Natürlich müssen sich auch
die übrigen Kinder wohl fühlen, es gilt, einen Mittelweg zu finden.
• Zeichen mit den Kindern vereinbaren, die sie wieder zurückholen aus der Phase der Träumerei oder Zappeligkeit: Daumen
nach oben, Antippen, eine Murmel an den Platz legen ...
• Ein individuelles Token-System zur Verstärkung erwünschter
Wieder typisch! Das Zappelkind als ewiger Außenseiter
•
•
•
•
•
•
Verhaltensweisen einführen. Die zu erreichenden Ziele müssen
kleinschrittig und somit erreichbar sein. Eine Zusammenarbeit
mit den Eltern im Bereich der Verstärkersysteme ist hilfreich.
Die vielen positiven Eigenschaften der ADHS-Kinder anerkennen. Ihre Offenheit, ihre Zähigkeit, den Gerechtigkeitssinn oder
ihre Schaffenskraft.
Betroffene Kinder für besondere Dienste einsetzen. Büro-, Tafel- oder Botendienst.
Entspannungs- und Bewegungsphasen in den Unterricht integrieren. Aber Achtung: Nicht jedes ADHS-Kind kann Entspannungsübungen annehmen. Deswegen mit dem Therapeuten
engen Kontakt pflegen, um zu erfahren, was beim einzelnen
Kind wirkt.
Das Überschreiten von Grenzen sofort und konsequent sanktionieren. Auch Auszeiten helfen diesen Kindern mehr, als aufgeregtes Schimpfen.
Rituale in den Unterricht einführen. So weiß das Kind , was es
jeden Tag erwartet. Gerade in Vertretungssituationen haben es
ADHS-Kinder schwer.
Dem ADHS-Kind in persönlichen Gesprächen immer wieder
signalisieren, dass der Lehrer es verstehen und annehmen
kann, dass er um seine Schwierigkeiten weiß und sie akzeptiert.
Grundsätzlich gilt: ADHS-Kinder wollen angenommen und zum
Durchhalten motiviert werden. Sie brauchen unsere Hilfe, wir müssen sie stärken. Sie haben, wie das Kürzel sagt, ein Defizit an Aufmerksamkeit. Was sie vor allem brauchen, ist: Aufmerksamkeit. sf
Thema_Interview
Simone Fleischmann (r.) und Chris Bleher (l.) im Gespräch mit Dr. med. Adam Alfred und Dr. med. Johanna Krause
„Ein Lehrer kann nicht immer
alles im Griff haben“
Gespräch mit ADHS-Experten über Psychopharmaka, Vererbbarkeit
der Krankheit und geeigneten Unterricht
Angesichts sprunghaft gestiegener Zahlen von
ADHS-Diagnosen könnte man annehmen, es
handele sich um eine Modekrankheit. Die Fachärzte Adam Alfred und Johanna Krause indes
machen im Gespräch mit dem BLLV klar, dass es
sich tatsächlich um eine Jahrhunderte alte
Symptomatik handelt – die durchaus genau diagnostiziert und in gewissem Maß behandelt werden kann. In welcher Form, darüber differieren die
Meinungen der beiden Experten.
Bayerische Schule 6/7 2010
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Thema_Interview
„Eine Medikation
steht am Ende der Skala
von Maßnahmen.“
Dr. med. Adam Alfred ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Facharzt für Kinderheilkunde sowie Arzt für Homöopathie.
Er steht dem Einsatz von Psychopharmaka zurückhaltend gegenüber. Zum Thema: „MYADHS.COM“
Bayerische Schule: Bis zu acht Prozent der Schulkinder leiden
nach Studienlage an der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Bei einer derart großen Menge könnte man
skeptisch werden, ob die Diagnose denn immer wirklich trifft.
Krause: Man kann sehr wohl eine klare Diagnose stellen. Es ist ja
nachzuweisen, dass beispielsweise der Dopaminstoffwechsel im
Gehirn betroffen ist. Das ist ein Grund, warum bei jemandem der
hyperaktiv ist, die gleiche Therapie hilft, wie bei jemandem, der
hypoaktiv ist, also nicht motorisch unruhig, sondern nur aufmerksamkeitsgestört.
BS: Die Krankheit lässt sich nur durch die Medikation als solche
diagnostizieren?
Krause: Wir machen nicht die Diagnose mit der Medikation. Bei
Dreiviertel der Betroffenen ist die Aktivität der Dopamin-Transporter im Gehirn erhöht, bei denen wirkt MPH, also der Wirkstoff Methylphenidat, als hemmende Substanz. Die anderen haben einen
anderen Defekt, sie kommen auch mit dieser Medikation meist
nicht zurecht. Aber das heißt nicht, dass sie nicht ADHS haben.
ADHS ist wie ein riesiger Korb mit Puzzle-Teilen: Wer diagnostiziert, muss dessen Inhalt kennen, um das jeweilige Bild zusammenzufügen. Jeder Mensch hat seine eigene ADHS mit sehr unterschiedlichen Symptomen.
Alfred: Puzzle ist das richtige Stichwort. Wir sammeln einzelne
Teile, die das Gesamtbild ergeben: Wir haben keine Beweise, es
gibt keinen klaren Laborbefund wie etwa bei Diabetes. Man kann
aber einen Indizienprozess führen und am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, ob jemand ADHS hat. Dazu informiere ich
mich bei den Eltern über die Lebensgewohnheiten des Kindes,
ich gebe einen Fragebogen an die Lehrer. Zum Spektrum der
Indizienforschung gehört psychologische Diagnostik ebenso wie
Videoaufnahmen.
BS: Wie halten Sie es mit der Medikation, Herr Alfred?
Alfred: Bei jedem Patienten, der wegen ADHS ein Medikament
bekommen soll, machen wir eine komplette Labordiagnostik, um
auch Nebenwirkungen auszuschließen. Eine Medikation durch
Methylphenidat steht aber erst am Ende der Skala von möglichen
Maßnahmen.
BS: Die Gmünder Ersatzkasse hat festgestellt, dass sich die
Menge der Methylphenidat-Verordnungen in den Jahren zwischen
1996 und 2007 verzehnfacht hat. Gibt es auf einmal so viel mehr
24
ADHS-Fälle, oder greift man nicht doch vorschnell zum Psychopharmakon?
Krause: Es ist ein Prozess der Bewusstwerdung. Anfang der 90er
hat kein Mensch über diese Diagnose geredet. Als die Brille erfunden wurde, haben nur wenige Menschen eine Brille tragen können, sie war ja sehr teuer. Heute lässt jeder seine Sehstärke korrigieren, entsprechend viele Brillenträger gibt es. Es gibt aber
auch regional extreme Unterschiede.
BS: Apropos Regionen: Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts weist nach, dass Kinder aus armen
Haushalten doppelt so häufig von ADHS betroffen sind wie Kinder aus der Oberschicht. Hat das Kind aus dem Brennpunktviertel
ein größeres Risiko, als ADHS-Kind eingestuft zu werden als das
aus der Villengegend?
Krause: Die Bildungsmöglichkeiten der Eltern spielen sicher eine
Rolle. Diejenigen, die an ADHS leiden, sind in der Regel nicht so
gebildet, wie es ihrem Intellekt entspricht. Sie haben niedrigere
Abschlüsse und neigen zur Selbstmedikation, konsumieren also
verstärkt Suchtmittel wie Nikotin, Alkohol und andere Substanzen, um ihren Dopaminhaushalt in Ordnung zu bringen. Aber auch
die Genetik spielt eine Rolle.
BS: Die Eltern von ADHS-Kindern sind selbst von ADHS betroffen?
Krause: Die Bundeskassenärztliche Vereinigung gibt ein Programm zur diagnostischen Behandlung im Kindesalter heraus, darin werden dummerweise Eltern nie als Betroffene angesprochen – dabei ist es häufig so, dass sie es ihren Kindern weitergegeben haben.
BS: Die rasante Zunahme ist damit noch nicht wirklich erklärt.
Krause: Es hat schon zu Struwwelpeters Zeiten viele ADHSKinder gegeben, den Autor Hoffmann eingeschlossen, wie man
aus seiner Biographie weiß. Nur ist man mit denen anders umgegangen als man es heute tut. Eine Familie hatte in der Regel viele
Kinder, und wenn eines irgendwie anders war, nahm man das
nicht so wichtig. Heute ist man fokussiert auf das eine Kind, von
dem man unheimlich viel erwartet. In den vergangenen 50 Jahren
hat sich aber auch das Erziehungsverhalten drastisch gewandelt,
viele Kinder finden keinen Halt mehr. Und sie geraten unheimlich
unter Druck, schon in der dritten Klasse.
Bayerische Schule 6/7 2010
Thema_Interview
„Wenn ein Kind eine
Medikation braucht, dann
braucht es eben eine.“
Dr. med. Johanna Krause ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologin und Psychoanalytikerin. Sie versucht, die Akzeptanz gegenüber
dem Wirkstoff Methylphenidat (MPH) zu erhöhen. Zum Thema: „Überleben mit hyperaktiven Kindern“ und „ADHS im Erwachsenenalter“.
BS: Der Münchner Psychologe Johannes Streif bietet für diese
ADHS-Kinder im Altmühltal das so genannte Jägerlager an – für
950 Euro pro Woche.
Alfred: Es ist ärgerlich, dass die gesetzlichen Krankenkassen
kein Problem mit der Medikamentenverordnung haben, aber
nicht in der Lage sind, sinnvolle Dinge wie solche Lager oder
Elterntrainings zu finanzieren. Wer Geld hat, kann bestimmte
Probleme einfach besser kompensieren.
Krause: Das Lager wird auch von der Jugendhilfe unterstützt, es
sind immer auch Kinder aus ärmeren Verhältnissen dabei. Ein
Lager des Neurobiologen Gerald Hüther allerdings kostet sogar
über 2000 Euro. Es steht unter dem Motto: Wir zeigen euch, wie
es auch ohne Medikamente geht.
BS: Dieses Motto gefällt Ihnen offensichtlich nicht, Frau Krause?
Krause: Absolut nicht. Wer eine Medikation braucht, braucht eben
eine. Es ist nun mal eine Stoffwechselerkrankung.
Alfred: Bei schwerem ADHS wird man auch mit so einem Trainingslager nicht zurecht kommen und ein Medikament brauchen,
aber das gilt ja nicht für die Gesamtheit der ADHS-Patienten.
Krause: Es geht auch nicht darum, eine Therapieform gegen eine
andere auszuspielen.
BS: Der Trend jedenfalls geht zur verstärkten Verordnung von
Medikamenten. Und jeder Arzt kann doch Mittel wie Ritalin verordnen. An einer bestimmten Schule war es der Zahnarzt.
Alfred: Von so etwas habe ich noch nie gehört.
Krause: Jeder approbierte Arzt kann es verordnen, ja. Allerdings
unterliegt MPH als amphetaminähnlicher Wirkstoff seit 1971 dem
Betäubungsmittelgesetz. Wer es verschreiben will, muss sich an
die Bundesopiumstelle in Bonn wenden. Es kann jederzeit nachvollzogen werden, wer wieviel verordnet hat.
BS: Es gibt auch eine Menge nicht-medikamentöser Therapien
wie Moto- und Ergotherapie über spezielle ADHS-Diät bis zur
Homöopathie. Gute Alternativen?
Alfred: Egal was man selbst für gut hält, man kann keine Therapie
gegen die Eltern durchführen. Die bleiben sonst einfach weg.
Wenn jemand etwa Globuli will, dann sage ich: „Das finde ich
auch gut, aber wenn sich auch nach drei Monaten nichts geändert hat, sollten Sie lieber aufhören damit.“ Elternworkshops,
Medikamente, das ist erprobt.
Bayerische Schule 6/7 2010
Krause: Wenn Diät wirklich zielführend wäre, dann würde ich mich
darauf spezialisieren und wäre reich.
Alfred: Direkt bewirkt eine Diät sicher nichts, aber indirekt: Sie
führt zu einer Strukturierung des Tagesablaufs. Das wiederum hilft.
BS: Zurück zum Unterricht: Welche Rolle spielen die Lehrer in der
Problematik?
Alfred: Noch vor einigen Jahren waren Lehrer einfach nicht aufgeklärt genug. Heute sind leider noch immer nicht alle gleich
interessiert.
Krause: Wenn eine Lehrkraft davon ausgeht, dass ein Kind es darauf angelegt hat, den Unterricht zu zerstören, dann wird sie mit
dem Kind nicht zurecht kommen. Man müsste in einer Supervision
vermitteln, dass die Kinder zunächst mal sicher willig sind.
BS: Supervision – das heißt denn doch, besser sich an die eigene Nase greifen als in die Tabletten-Packung?
Alfred: Wünschenswert wäre das. Die psychologisch-pädagogischen Maßnahmen reichen in vielen Fällen. Außer eben in ein
paar schwerwiegenden.
Krause: Natürlich ist in jedem Fall eine liebevolle, wohlwollende
und vor allem konsequente Haltung wichtig.
BS: Viele Kolleginnen und Kollegen gehen liebevoll und wohlwollend mit dem ADHS-Kind in ihrer Klasse um, und doch hört man
immer wieder mal einen sagen: Ich könnte die oder den an die
Wand klatschen.
Krause: Nur keine Schuldgefühle entwickeln! Man muss wissen,
dass man auch mal an seine Grenze kommen darf, dass man nicht
immer alles jeden Tag voll im Griff haben kann.
BS: Was wäre der ideale Lehrer, die ideale Lehrerin in Bezug auf
ein ADHS-Kind?
Krause: Er oder sie muss Ruhe haben und Humor. Wer den nicht
hat, ist verloren. Man muss das Kind ernst nehmen, sich auf seine
Eigenheiten einlassen, im persönlichen Kontakt vereinbaren, was
man von ihm erwartet.
Alfred: Der ideale Lehrer, die ideale Lehrerin ist experimentierfreudig. Wenn man merkt, die bisher angewandten Methoden reichen nicht, sollte man auch mal was lesen, zum Beispiel ein
Buch des Schulpsychologen Dieter Krowatschek. Der hat gute
Ratgeber gerade für Lehrer geschrieben.
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Thema_Leitartikel
Allein mit dem Zappelphilipp
Von Simone Fleischmann*
und Auffälligkeiten, die etwa auf eine ADHS hindeuten, zunächst die Eltern informieren und vor allem
motivieren, sich eine fachärztliche Diagnose einzuholen. Dazu gehört sicherlich auch ein Stück Mut.
Eltern nehmen es in der Regel nicht gelassen hin,
wenn man ihnen erklärt, dass das Kind wahrscheinlich psychisch krank ist und womöglich einer langwierigen und unter Umständen teuren Therapie
bedarf. Damit wir zu einem derart schweren Schritt
raten können, müssen wir Lehrer mögliche Symptome erkennen, uns dem Krankheitsbild offen nähern
und ADHS nicht als einen „Modehype“ abtun. Nur
wenn wir die Symptome der Krankheit genau erfassen, sind wir imstande, den Eltern und damit den
Kindern kompetent beratend zur Seite zu stehen.
Bildungspolitische Forderungen
D
ie Zahl der Kinder mit psychischen Auffälligkeiten nimmt immer mehr zu. Nach den Ergebnissen des Kinder- und Jugendsurveys, der von der
Bundesregierung beauftragt wurde, liegen bei rund
22 Prozent aller Kinder und Jugendlichen zwischen
sieben und siebzehn Jahren in Deutschland psychische Auffälligkeiten vor. Weniger als die Hälfte dieser Kinder sind in angemessener fachlicher Behandlung. All diese Kinder und Jugendlichen sind auch
Schülerinnen und Schüler und erleben ihre Erkrankung damit im Schulalltag und zeigen diese in vielfältiger Art und Weise. All diese Kinder sitzen in Schulklassen mit meist über 20 Kindern – und nur einem
Lehrer, der sich manchmal der Symptomatik regelrecht ausgeliefert sieht.
Manche neigen dazu, sich über die Auffälligkeiten der Schüler zu ärgern. Sie versuchen die Auffälligkeiten mit den verschiedensten Sanktionen in den
Griff zu kriegen und resignieren am Ende doch.
Zwangsläufig: In zahlreichen Fällen handelt es sich
schließlich um eine pathologische Symptomatik.
Andere Lehrkräfte erkennen, dass es sich um eine
Erkrankung handelt diagnostizieren selbst – und
belassen es dabei.
Richtig wäre, sich der eigenen Rolle als Lehrkräfte bewusst zu werden, und sich professionell zu
verhalten. Das bedeutet: Zunächst mal sorgfältig beobachten, statt aus dem Bauch heraus zu diagnostizieren oder gar zu sanktionieren. Bei Problemen
26
Viele fragen sich dennoch: Wie können wir als Lehrer diesen Kindern vermitteln, dass auch sie es
schaffen, wenn in der 3. und 4. Klasse der Leistungsdruck so steigt, dass gerade die von ADHS
Betroffenen immer unerträglicher werden? Wie
kann ein Lehrer, der drei oder gar mehr schwierige
Kinder in der Klasse hat, individuell und effektiv
reagieren, wenn er seine Klasse immer alleine unterrichtet und alle Kraft aufbringen muss, den Zappelphilipp im Zaum zu halten, der mitunter seinerseits
im Alleingang eine ganze Klasse aufmischen kann?
Das bayerische Schulsystem ist nicht darauf angelegt psychisch auffällige Kinder im Sinne der Inklusion in Regelklassen nachhaltig zu fördern. Der
BLLV fordert daher eine deutlich verbesserte Schüler-Lehrer-Relation an allen Schularten, um Kinder
individueller zu betreuen. Zudem benötigen wir deutlich mehr Experten, wie Schulpsychologen, Heilpädagogen, Therapeuten, Ergotherapeuten, Schulsozialarbeiter in den Klassen, um schneller und flexibler
auf Auffälligkeiten von Kindern reagieren zu können.
Vor allem aber benötigen wir Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, dass Kinder ohne Druck
ihre Potentiale entfalten können, zum Beispiel durch
eine längere gemeinsame Schulzeit, die Entwicklungschancen für alle Kinder eröffnet und einen
Lernbegriff leben lässt, der die Individualität in den
Mittelpunkt stellt.
*Simone Fleischmann, Leiterin der Abteilung
Berufswissenschaft im BLLV
Bayerische Schule 6/7 2010
Service_Recht
Wenn Lehrkräfte Krankenschwester spielen sollen
Immer wieder fordern Erziehungsberechtigte Lehrkräfte auf oder bitten darum, ihrem
Kind in der Schule Medikamente oder Spritzen zu verabreichen. Darauf müssen und
sollten Sie sich nur unter klar definierten Voraussetzungen einlassen.
Eine Lehrkraft sollte nur dann einem Schüler oder einer Schülerin
Medikamente verabreichen, wenn er oder sie nicht dazu in der
Lage ist oder kein Pflegepersonal zur Verfügung steht. Das wird
häufiger an Förder- und Grundschulen der Fall sein, und dort wiederum nur bei chronisch erkrankten Kindern oder in Notfallsituationen. Dann allerdings wird die Hilfeleistung zur Pflicht, wie in
zwei einschlägigen Kultusministeriellen Schreiben festgelegt ist:
„Soweit die Verabreichung von Medikamenten oder die Überwachung der Medikamenteneinnahme durch den Schüler seitens der
Lehrkraft notwendig und zumutbar ist, handelt es sich um eine
schulische Aufgabe und damit Dienstpflicht der Lehrkraft.“
Checkliste
Notfälle
In Notsituationen, etwa einem Krampfanfall, ist die Lehrkraft verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten. Jede Lehrkraft sollte daher einen
Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben. Im Rahmen von SchiLF wären
bestimmte Maßnahmen durch das Rote Kreuz oder andere Institutionen aufzufrischen. In einer Notfallsituation sind nach den ersten
Maßnahmen, etwa den Betroffenen in die stabile Seitenlage zu
bringen, unverzüglich der Notarzt und die Eltern zu benachrichtigen. Bis zum Eintreffen des Notarztes oder der Eltern hat die
Lehrkraft jedoch alles ihr Zumutbare und Mögliche zu unternehmen, um eine akut bestehende, lebensbedrohliche Gefahr abzuwenden.
Keine medizinischen Maßnahmen ergreifen
Die Schule hat für die ihr anvertrauten Schülerinnen und Schüler
eine Fürsorgepflicht. Diese hat jedoch Grenzen: Lehrkräfte sind
eben keine ausgebildeten Mediziner. Von daher ist es ihnen
grundsätzlich untersagt, medizinische Maßnahmen zu ergreifen.
Selbst das Entfernen einer Zecke sollte ein Arzt ausführen.
Um sich als Lehrkraft abzusichern, sind unbedingt folgende Punkte einzuhalten:
• Der Schule muss eine schriftliche Einverständniserklärung mit
genauen Anweisungen der Erziehungsberechtigten vorliegen.
• Die Schule sollte vom behandelnden Arzt präzise Handlungsanweisungen hinsichtlich Verabreichung, Medikamentenbezeichnung und Dosierung schriftlich einfordern.
Hans-Peter Etter
• Die Lehrkraft sollte sich von den Erziehungsberechtigten Verbandspolitischer Leiter der Rechtsabteilung im BLLV
schriftlich einen Haftungsausschluss (Haftungsfreistellung) geben lassen, um zivilrechtliche Folge einer falschen Anwendung
zu vermeiden.
Pille des Anstoßes
• Unterschiedliche Dosierungen, die vom akuten Gesundheitszustand des Kindes abhängig sind, können von der Schule
nicht verlangt werden.
• Die Schulleitung muss organisieren, dass bei Abwesenheit der
zuständigen Lehrkraft eine Notversorgung durch die Schulleitung oder eine andere Lehrkraft sicher gestellt ist.
• Es kann nicht verlangt werden, dass eine Lehrkraft Spritzen
verabreicht.
Lagerung von Medikamenten in der Schule
Die Lagerung von Medikamenten hat so zu erfolgen, dass andere Personen, insbesondere Schülerinnen und Schüler, keinen
Zugang dazu haben.
Schullandheimaufenthalt
Bei einem Schullandheimaufenthalt sollte man vorher mit den
Erziehungsberechtigten Kontakt aufnehmen und abklären, inwieweit medizinisch notwendige Maßnahmen zu ergreifen sind. In
besonderen Fällen sollte die Schule darauf bestehen, dass ein
Erziehungsberechtigter oder eine Pflegeperson das Kind begleitet,
die auch für das Verabreichen der Medikamente verantwortlich ist.
Bayerische Schule 6/7 2010
Schlichten oder nicht schlichten? Lehrkräfte landen schnell vor Gericht, wenn sie selbst Gewalt anwenden
Lehrerin greift körperlich ein – Klage abgewiesen
An einer Schulbushaltestelle auf dem Schulgelände eines Förderzentrums kam es zu folgendem Vorfall: Ein zehnjähriger Schüler
war „außer Rand und Band“, wie die Lehrerin schilderte. Er bespritzte seine Mitschülerinnen und Mitschüler mit Dreck, er stieß
einige Mitschüler in eine Hecke und er versuchte immer wieder,
aus der Sicherheitszone herauszurennen. Die Lehrerin wusste
sich nicht anders zu helfen, packte den Schüler fest am Arm und
zog ihn zurück ins Bushäuschen. Die Lehrkraft wollte einfach die
Mitschüler und den Schüler vor Gefahren schützen.
Es ist davon auszugehen, dass die Pädagogin den Schüler
sehr kräftig am Arm gepackt hat, denn ein Arzt hat im Auftrag der
Eltern ein kleines Hämatom und eine längliche Rötung attestiert.
Der Richter befand diese Verletzungen als „geringfügig“ und wies
die Schmerzensgeldansprüche der Eltern zurück. Die Handlung
der Lehrkraft sei nicht rechtswidrig gewesen.
In der Urteilsbegründung führte der Richter aus, dass der
Schüler absichtlich andere Kinder bespritzt habe. Von daher sei
die Lehrkraft verpflichtet gewesen, im Rahmen ihrer Aufsichtspflicht das Eigentum der anderen Schülerinnen und Schüler zu
28
schützen. Im Rahmen der Fürsorge- und Verkehrssicherungspflicht habe eine Lehrkraft Schaden von den ihr anvertrauten
Schülerinnen und Schüler abzuwenden. Hierzu kann „auch das
Recht und die Pflicht zu einem angemessenen körperlichen Eingreifen gehören.“ Der Richter betonte ausdrücklich, dass aber
selbstverständlich „kein körperliches Züchtigungsrecht bestehe“.
Aus Sicht des Zivilrichters sei die Lehrerin berechtigt gewesen, den Jungen am Oberarm zu packen und ihn in das Bushäuschen zu ziehen. Der Zehnjährige sei für Belehrungen und Ermahnungen nicht empfänglich gewesen. Eine zusätzliche Gefährdung
habe durch den Umstand bestanden, dass jeder Zeit der Schulbus hätte kommen können. Die Maßnahme der Lehrerin war „angemessen und verhältnismäßig“, die ungewollt geringfügige Verletzung habe der Kläger (Schüler) hinzunehmen.
Grundsätzlich dürfen Lehrkräfte nur in ganz besonderen
Fällen körperlich eingreifen, insbesondere wenn eine Notwehroder Notstandssituation vorliegt. Dies ist vor allem der Fall bei
rechtswidrigen Angriffen oder bei sonstigen Gefahren für Leben,
Leib, Freiheit, Eigentum. hpe
Bayerische Schule 6/7 2010
Service_Dienstrecht
Dienstunfall Zecke
Wird ein Lehrer in Ausübung seines Dienstes von einer Zecke
gebissen und infiziert sich mit
Borreliose, wird dies als Dienstunfall anerkannt – sofern Tag und
Ort des Zeckenbisses festgestellt
werden können.
Ein Zeckenbiss und die darauf zurückzuführende Borreliose-Infektion können ausnahmsweise als Dienstunfall anerkannt werden.
Voraussetzung ist, dass Tag und Ort des Zeckenbisses hinreichend genau festgestellt werden können. Außerdem muss der
Beamte in Ausübung seines Dienstes infiziert worden sein.
Dies hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschieden
(BVerwG Az. 2 C 81.08).
Die Klägerin, eine Lehrerin, begleitete Grundschüler bei einer
mehrtägigen Schulveranstaltung auf einen Bauernhof. Auch während der Pausen, in denen sich die Kinder in der bewaldeten Umgebung des Hofes aufhielten, hatte die Klägerin die Schüler zu
beaufsichtigen und zu betreuen. Während einer solchen Pausenaufsicht wurde sie von einer Zecke gebissen. Einige Monate später wurde eine auf einen Zeckenbiss zurückzuführende Borreliose-Infektion festgestellt, die Klägerin musste für einige Tage
lang in einem Krankenhaus behandelt werden.
Das Verwaltungsgericht hat der Klage auf Anerkennung des
Zeckenbisses und der daraus resultierenden Erkrankung als Dienstunfall stattgegeben. Das Berufungsgericht hat die Klage dagegen
mit der Begründung abgewiesen, mit dem Zeckenbiss habe sich
lediglich ein allgemeines Risiko verwirklicht, dem der spezifische
Zusammenhang zum Dienst der Klägerin als Lehrerin fehle.
Das Bundesverwaltungsgericht hat im Revisionsverfahren die
Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts aufgehoben und die
Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts zurückgewiesen. Nach den bindenden tatsächlichen Feststellungen der Vorinstanzen seien das Datum und der Ort des Zeckenbisses hinreichend bestimmt. Damit seien die Anforderungen der gesetzlichen
Regelung erfüllt, die sicherstellen sollen, dass über die Zurechnung eines Ereignisses zum dienstlichen oder persönlichen Bereich eines Beamten eindeutig entschieden werden könne. Zwar
habe sich die Klägerin zum Zeitpunkt des Bisses in der bewaldeten Umgebung des Bauernhofes aufgehalten. Diesem Umstand
komme jedoch keine Bedeutung zu. Denn die Klägerin habe die
Schulkinder auch während der Unterrichtspausen betreuen müssen. Damit habe sie sich aus dienstlichen Gründen im natürlichen
Lebensraum von Zecken aufgehalten. ds
Selbst richtiges Werkzeug hilft nicht immer, Prozesse zu vermeiden
Bayerische Schule 6/7 2010
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Service_Dienstrecht
Laufbahngruppen: Fortschrittliches Bayern
Ein Blick über die Landesgrenzen kann aufschlussreich sein.
Soweit ersichtlich, ist in der Dienstrechtsgesetzgebung lediglich
der Bund weiter als der bayerische Gesetzgeber, ohne jedoch viel
„Reformerisches“ zu bieten. Manche Länder fangen mit ihren
Dienstrechtsreformen erst jetzt an. Andere sind in unterschiedlichen Stadien unterwegs. Wenn man eines der Kernstücke der bisherigen Reformbemühungen herausgreift, nämlich die Neugestaltung des Laufbahnrechts, insbesondere die Neuordnung der Laufbahngruppen, dann ergibt sich ein wenig einheitliches Bild.
Der Bund und einige wenige Länder halten – wenigstens
zunächst – an den traditionellen vier Laufbahngruppen einfacher,
mittlerer, gehobener und höherer Dienst fest. Drei Länder wollen
auf eine eigene Laufbahngruppe des einfachen Dienstes verzichten, also auf drei Laufbahngruppen gehen. Dazu gehören unsere
Nachbarn Baden-Württemberg und Hessen. Die Nordlichter,
zusammengeschlossen in der Arbeitsgemeinschaft norddeutscher
Küstenländer, haben sich auf zwei Laufbahngruppen verständigt.
Es gibt eine Laufbahngruppe 2 (Hochschulabschluss oder gleichwertiger Bildungsstand) und eine Laufbahngruppe 1, in der sich
alle anderen Beamten wiederfinden. Diesem Modell haben sich
noch einige andere Länder angeschlossen.
Dem bayerischen Modell einer einzigen Laufbahngruppe mit
unterschiedlichen Einstiegsebenen ist bislang nur ein Land, nämlich Rheinland-Pfalz, gefolgt. An dieser Minderheitensituation
kann sich allerdings noch einiges ändern, weil der Entwicklungsprozess noch nicht abgeschlossen ist. Es mag Außenstehende
überraschen, dass ausgerechnet die bayerische Politik, der man
In Bayern geht es in Sachen Laufbahn gut voran
im Allgemeinen ausgeprägte Fortschrittsgläubigkeit nicht nachsagen kann, sich mit dieser reformorientierten Lösung an die Spitze
gesetzt hat. Allerdings muss sich erst beweisen, dass hier wirklich
Neuland betreten wird. Prägend für die Laufbahngruppen ist ja
insbesondere, dass sie Schwellen für den Aufstieg setzen. Dass
diese künftig deutlich niedriger sein müssen, versteht sich von
selbst. Nach dem bayerischen Neuen Dienstrecht gibt es neben
dem regulären Prüfungsaufstieg nur die sogenannte modulare
Qualifizierung.
Wie diese am Ende aussehen wird, wissen wir noch nicht. Die
nähere Ausgestaltung legt das Gesetz in die Hände der Ressorts
und des Landespersonalausschusses. Das ist sehr sinnvoll. Der
Bayerische Beamtenbund (BBB) wird sich mit Nachdruck für eine
Gestaltung des neuen Aufstiegs einsetzen, die leistungsstarken
Beamtinnen und Beamten den Weg nach „oben“ eröffnet. Es ist
unter allen Umständen zu vermeiden, dass dem neuen Recht mit
seinen vier Qualifikationsebenen nachgesagt werden könnte, es
sei nichts anderes, als alter Wein in neuen Schläuchen.
Eine Interessenabwägung ist in der Aufstiegsfrage immer geboten. Es geht stets auch um die berechtigten Anliegen derer, die
sich einer entsprechenden Vorbildung für den Einstieg in eine
höhere Qualifikationsebene unterzogen haben. Auf der anderen
Seite würde das Neue Dienstrecht seine Zielsetzung einer verstärkten Leistungsorientierung verfehlen, wenn in Sachen Aufstieg alles beim Alten bliebe. Die Verbesserung der Fortkommensmöglichkeiten ist als leistungsförderndes Moment unverzichtbar. BBB/ds
Service_Dienstrecht
Beendigung des Beamtenverhältnisses bei Missbrauch
Sexueller Missbrauch eines Kindes (§ 176 Abs. 1 StGB) durch
einen Beamten ist ein besonders schweres Dienstvergehen, das
in der Regel die disziplinare Höchstmaßnahme (Entfernung aus
dem Dienst beziehungsweise Aberkennung des Ruhegehalts)
rechtfertigt. Das hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig im
Fall eines Justizvollzugsbeamten entschieden.
Maßgebendes Bemessungskriterium für die Bestimmung einer
Disziplinarmaßnahme ist die Schwere des Dienstvergehens. Der
strafbare sexuelle Missbrauch eines Kindes verletzt in besonders
schwerem Maße dessen Menschenwürde und Persönlichkeitsrecht. Ein sexueller Missbrauch greift in den Reifeprozess des Kindes ein und gefährdet die Entwicklung seiner Persönlichkeit, da
ein Kind wegen seiner fehlenden Reife das Erlebte intellektuell
und gefühlsmäßig nicht oder nur sehr schwer verarbeiten kann.
Demgegenüber benutzt der Täter sein Opfer als Mittel zur Befriedigung seines Geschlechtstriebs. Angesichts dessen kann auch
ein außerhalb des Dienstes begangener sexueller Missbrauch
eines Kindes durch einen Beamten das Vertrauen in die Integrität
des Beamtentums unzumutbar belasten.
Für die Disziplinarmaßnahme im Einzelfall müssen die gesetzlichen Bemessungskriterien mit dem ihnen konkret zukommenden
Gewicht ermittelt und gewürdigt werden. Die Disziplinarmaßnahme muss unter Berücksichtigung aller belastenden und entlastenden Umstände des Einzelfalls in einem gerechten Verhältnis zur
Schwere des Dienstvergehens und zum Verschulden des
Beamten stehen. ds
BVerwG 2 C 83.08 – Urteil vom 25. März 2010
Sexueller Missbrauch verletzt Menschenwürde und
Persönlichkeitsrecht des Kindes
Neues Dienstrecht
Vor Kurzem wurde das Neue Dienstrecht im mitberatenden Ausschuss für Kommunale Fragen und Innere Sicherheit behandelt.
Über alle Fraktionen hinweg wurde der Gesetzentwurf grundsätzlich begrüßt. Dem Ausschuss lagen auch neue Änderungsanträge
der Fraktionen vor. Für die Beförderungsämter der Fachlehrer und
Fachlehrerinnen wurde unter anderem die Dienstbezeichnung
„Fachoberlehrer“ beziehungsweise „Fachoberlehrerin“ beschlossen. Besonders hervorzuheben ist ein Beschluss aufgrund eines
Antrags von CSU und FDP, durch den der berücksichtigungsfähige Umfang von Kindererziehungszeiten bei den laufbahnrechtlichen Dienstzeiten sowie zum Ausgleich von beruflichen Verzögerungen von 24 auf 36 Monate erhöht wird. Damit wird dem familienpolitischen Auftrag in verstärkter Weise Rechnung getragen.
Es stehen jetzt nur noch wenige Beratungen aus. Aufgrund der
Bundespräsidentenwahl wurde die für den 1. Juli 2010 anberaumte Endberatung des Neuen Dienstrechts im Bayerischen Landtag
auf Mitte Juli verlegt. BBB
Bayerische Schule 6/7 2010
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Service_Dienstrecht
Erneute Hetzkampagne gegen
Beamtenversorgung geht ins Leere
Kommentar von Rolf Habermann*
Während der Landtagsausschuss für Fragen des Öffentlichen
Dienstes in vorbildlicher Sachbezogenheit das neue bayerische
Versorgungsrecht abhandelt, bleibt es einer bundesweit
erscheinenden Boulevardzeitung vorbehalten, mittels gezielter
Desinformation in zwei Ausgaben hintereinander eine
Kampagne gegen das Beamtenversorgungsrecht zu fahren. Es
mögen andere darüber befinden, ob es ein legitimes journalistisches Mittel ist, zum Zwecke der Auflagensteigerung mit durchsichtigen Zahlenspielen Sozialneid zu schüren und einen nicht
ganz unbedeutenden Berufsstand als Nutznießer ungerechtfertigter Privilegien zu diskreditieren.
Was soll etwa die bedrohlich wirkende Feststellung, dass
wegen dieser Versorgung Kosten von einer Billion Euro auf den
Steuerzahler zukommen? Diese Prognose bezieht sich auf 40
Jahre und erfasst die diesbezügliche Ausgaben aller
Gebietskörperschaften; die Rede ist jedoch nur von Bund und
Ländern. Auch bleibt wohlweislich unerwähnt, dass die
Gesetzgeber von Bund und Ländern gerade in diesem Punkt
schon vor Jahren Vorsorgemaßnahmen auf den Weg gebracht
haben. Gleichermaßen wird verschwiegen, dass der
Steuerzahler Jahr für Jahr der gesetzlichen Rentenversicherung
Milliarden zuschießen muss und welcher Betrag sich bei einer
Hochrechnung auf 40 Jahre ergeben würde. Zugegeben: Solche
Vergleiche sind unsinnig – genauso unsinnig wie jeder Vergleich
dieser beiden grundverschiedenen Versorgungssysteme.
Dennoch wird dieser Vergleich immer wieder bemüht, um die
Privilegierung der Beamtenversorgung zu geißeln.
Auch kann es nicht einer auch nur halbwegs sachgerechten
Leserinformation dienen, die Versorgungsbezüge eines
Staatssekretärs ins Spiel zu bringen, ein Spitzenamt, das es
nur in begrenzter Zahl und nur beim Bund gibt. Dieses in
Relation zur Rente eines Durchschnittsverdieners zu setzen ist
schlicht abwegig. Die daraus abgeleitete Aussage, dieser
müsse 301 Jahre arbeiten, um zu einer entsprechenden
Versorgung zu kommen, ist mithin reine Polemik. Sie entlarvt
die Absicht der Verfasser, Neidgefühle zu aktivieren.
Ich gestehe einem Massenblatt notwendige Verkürzungen
gerne zu. Die hier gewählten Gegenüberstellungen belegen
jedoch, dass es nicht um Information, sondern um gezielte
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Desinformation geht, um die Leser ob dieser „groben
Ungerechtigkeiten“ gegen die bestehende Rechtsordnung in
Stellung zu bringen. Sonst hätte wenigstens andeutungsweise erwähnt werden müssen, dass
• die Personalstruktur im Beamtenbereich sich deutlich von
der des Rentenbereichs unterscheidet (weit größerer Anteil
der höheren Bildungsabschlüsse),
• die Rentenversicherung nur eine Grundversorgung, die
Beamtenversorgung eine Vollversorgung mit
Betriebsrentenanteil ist,
• die Beamtenversorgung voll der Besteuerung unterliegt,
während die Rente an diese aufgrund einer Entscheidung
des Bundesverfassungsgerichts in einem langen Prozess
erst herangeführt wird,
• die Bezieher von Beamtenversorgung überwiegend mit
weit höheren Krankenversicherungsbeiträgen belastet sind,
um nur einige gravierende Unterscheidungen zu nennen.
Es ist auch kein Nachweis von Gewicht, wenn die Verfasser
dieses Machwerks einen Bundestagsabgeordneten der Grünen
bemühen, der sich erwartungsgemäß dafür ausspricht, die
Beamten in das Rentenversicherungssystem zu übernehmen,
allerdings ohne den Ansatz einer Erklärung, wie das im
Wege der Nachversicherung finanziert werden sollte.
All diese sich ständig wiederholenden Hetztiraden ändern
nichts an der Tatsache, dass wir ein leistungsgerechtes Versorgungssystem brauchen, um qualifizierten Beamtennachwuchs zu gewinnen. Das sollten sich gerade die Presseorgane
hinter die Ohren schreiben, die geradezu vor Empörung
aufjaulen, wenn es, was selten genug vorkommt, im öffentlichen Dienst zu Fehlleistungen kommt.
Diese immer wiederkehrenden Kampagnen gegen die
Beamtenversorgung könnten die Politik in Versuchung führen,
„dem Volk nach dem Maul zu reden“. Wie das hier laufende
Gesetzgebungsverfahren zeigt, tut sie das nicht. Das verdient
unsere Anerkennung!
*Der Autor leitet die Abteilung Dienstrecht und Besoldung im
BLLV und ist Vorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes
Bayerische Schule 6/7 2010
Schloss Fürstenstein
BLLV-Ferienwohnungen in Berchtesgaden
ausspannen, entspannen, zu sich kommen in idyllischer Berglandschaft!
Anmeldung und Information: BLLV, Postfach 150209, 80042 München, Tel 089 72 10 01 32 (Mo bis Do, 9 – 16 Uhr)
Leserbrief
Zusammensetzung der M10-Klassen
BS 3/2010, Akzente, „Erfolg – was ist das?“, Dr. Peter Müller, Ministerialdirigent
Sehr geehrter Herr Präsident, in dem Artikel „Erfolg – was ist das?“, schreiben Sie, dass in vielen M10-Klassen mehr als 50 Prozent ehemaliger Gymnasiasten und Realschüler sitzen. Ich darf
darauf hinweisen, dass diese Zahlen eine Vorstellung erzeugen, die mit der Schulstatistik kaum in
Einklang zu bringen ist. Nach einer Erhebung bei den Schülerinnen und Schülern der M10-Klasse
zum 1. Oktober 2009 zeigt sich, dass im Vorjahr circa 80 Prozent dieser Schüler die M9-Klasse,
circa 11 Prozent die Regelklasse 9 der Hauptschule und nur circa 2,5 Prozent die Realschule
und circa 1,6 Prozent das Gymnasium besucht haben.
Um einer falschen Schlussfolgerung vorzubeugen, dass die Schüler bereits in die Mittlere-ReifeKlasse der Jahrgangsstufe 9 aus den weiterführenden Schulen, wie Realschule und Gymnasium
gewechselt sind, wurde auch die Herkunft der Schülerinnen und Schüler der M9-Klasse erhoben.
Dabei kann festgestellt werden, dass im Vorjahr circa 84,5 Prozent dieser Schüler die MittlereReife-Klasse 8, circa 8,5 Prozent die Regelklasse 8 der Hauptschule und nur circa 3,8 Prozent
die Realschule und 0,85 Prozent ein Gymnasium besucht haben. Ich glaube, diese Statistik
spricht für sich. Es würde mich freuen, wenn solche Fakten von Ihrer Seite gewürdigt und auch
publiziert werden.
Liebe Leserinnen und Leser, wir freuen uns über Ihre Meinung, behalten uns jedoch vor, Leserbriefe gekürzt zu
veröffentlichen. Für Inhalt und Aussage verantwortlich ist die jeweilige Verfasserin bzw. der Verfasser. Es besteht
kein Anspruch auf Veröffentlichung.
Bayerische Schule 6/7 2010
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Es war ein kurvenreicher Weg bis zur modernen Akademie
Das Institut der Pioniere
Die Akademie des BLLV hat auch nach 100 Jahren die Zukunft vor sich
Bewegte Geschichte: Die Akademie des BLLV wurde von Reformpädagogen gegründet, von den
Nazis aufgelöst, mit dem Schwerpunkt Testpsychologie wiederbegründet, 1992 inhaltlich neu ausgerichtet und 2003 um das „Institut für Gesundheit in pädagogischen Berufen“ erweitert. Auch im
Jubiläumsjahr ist das professionelle Unterstützungsangebot außerordentlich breit gefächert.
Die Münchner Lehrer sollten Zugang zu den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Psychologie und der Pädagogik
bekommen. Zu diesem Zweck wollte der Münchner Lehrerverband ein eigenes Institut gründen und bat um Spenden. Die
Lehrer waren so begeistert von der Idee, dass 14.000 Mark zusammen kamen. Mit diesem Startkapital konnte der Münchner
Lehrerverein im Oktober 1910 wie geplant das PädagogischPsychologische Institut gründen. Fortan forschten und lehrten
zahlreiche Professoren der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) und andere Wissenschaftler aus Pädagogik und
Psychologie in enger Beziehung zur schulischen Praxis und das
Institut entwickelte sich bald zum Zentrum der Reformpädagogik
in Bayern.
Wissenschaftlicher Leiter des Instituts von der Gründung bis
1937 war Aloys Fischer, Professor für Philosophie und Pädagogik
34
an der LMU. Zahlreiche renommierte Pädagogen gingen ein und
aus, unter ihnen der Münchner Stadtschuldirektor und Professor
Georg Kerschensteiner. Kerschensteiner entwickelte das reformpädagogische Konzept der Arbeitsschule, das die Idee des praktischen Lernens zum Mittelpunkt hatte und das berufliche Schulwesen nachhaltig beeinflusste.
17 Jahre nach der Gründung der Akademie bereiteten die
Nazis dem Institut ein Ende. Es wurde dem Nationalsozialistischen Lehrerbund einverleibt, der Pädagogischen Hochschule in
München-Pasing zugeordnet und schließlich aufgelöst. Vorangegangen war ein jahrelanger Konflikt mit dem Stadtschulrat und
Vorsitzenden des Bayerischen Lehrervereins, Josef Bauer. Bauer
war glühender Antisemit und schikanierte den wissenschaftlichen
Leiter Aloys Fischer, weil der mit einer Jüdin verheiratet war. 1937
wurde Fischer zwangsemeritiert. Er starb im selben Jahr.
Bayerische Schule 6/7 2010
Service_BIWAK
Testdiagnostik als neue Aufgabe
Schon ein Jahr nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde die Tradition des PädagogischPsychologischen Instituts wieder aufgegriffen – noch vor der offiziellen Wiederbegründung des Bayerischen Lehrervereins. Das
Pädagogisch-Psychologische Institut wurde nun wiederbegründet als eine Einrichtung, die landesweit aktiv werden sollte. Es
arbeitete eng mit der Pädagogischen Hochschule in MünchenPasing zusammen und spezialisierte sich in den 50er und 60er
Jahren auf pädagogische und psychologische Testverfahren.
Lange vor der Existenz von Schulpsychologen und Beratungslehrern bot das Institut Lehrern und Eltern die Möglichkeit an, die
kognitive und emotionale Entwicklung ihrer Kinder zu analysieren
und gemeinsam Interventionsmöglichkeiten zu erarbeiten.
heit im Lehrerberuf sensibilisiert. Der BLLV übernahm bundesweit
eine Führungsrolle, indem er nicht nur über Belastungen sprach,
sondern aktiv wurde.
Zusammen mit Experten wie Prof. Dr. Joachim Bauer (Universität Freiburg), Prof. Dr. Jürgen Schaarschmidt (Universität Potsdam) sowie Prof. Dr. Andreas Weber und mit Unterstützung der
Bayerischen Beamtenkrankenkasse wurde das Gesundheitsinstitut aus der Taufe gehoben. Im Rahmen der Akademie konnte es
sich als wichtiges Instrument der professionellen Unterstützung
der Lehrerschaft etablieren. Schnell machte sich das Institut mit
den jährlich in allen Regierungsbezirken stattfindenden Gesundheitstagen, mit dem Angebot schulhausinterner Fortbildungen
(SchiLF) und den Beratungsgesprächen einen Namen. 2009
übernahm Klaus Wenzel als neuer Präsident des BLLV den Vorsitz
der Akademie. Er wollte damit unterstreichen, dass dem BLLV die
Zukunft der Akademie ein besonderes Anliegen ist. BS
Seit 1992 „Lehrerpersönlichkeit“ im Fokus
Als sich der Staat dann zunehmend selbst der Lehrerfortbildung
annahm und auch die Schulpsychologie ausbaute, ließ die Bedeutung des Instituts nach. 1992 stand der Landesvorstand des
BLLV vor der Entscheidung, das Pädagogisch-Psychologische
Institut zu schließen, oder es mit einer neuen Aufgabenbeschreibung und einer neuen Leitung neu auszurichten. Der damalige
Präsident des BLLV, Albin Dannhäuser, plädierte für eine Neuausrichtung. Die Frage, welche Rolle die Persönlichkeit des Lehrers im Rahmen der Lehrtätigkeit spielt, fand in diesen Jahren
mehr und mehr Beachtung auch in der Welt der Wissenschaft. So
sollte sich das Institut der Themen rund um die Stärkung der persönlichkeitsorientierten Qualifikationen und sozialen Kompetenzen
annehmen. Berater waren Prof. Dr. Hans Schiefele, Prof. Dr. HeinzJürgen Ipfling und zeitweise auch Prof. Dr. Manfred Prenzel. Mit der
Neuausrichtung wurde die Diplom-Pädagogin Hildegard RiederAigner betraut, die die neuen Aufgaben kompetent und nachhaltig
in konkrete Fortbildungsangebote umsetzte. Sie blieb bis 2002
Geschäftsführerin.
1997 beschloss der BLLV-Landesvorstand, das PädagogischPsychologische Institut zu einer eigenständigen Akademie weiterzuentwickeln. Damit sollte die Bedeutung dieser Einrichtung für
den BLLV als Berufsverband aller Pädagogen unterstrichen werden: Mit der Akademie leistet der BLLV einen Beitrag zur Professionalisierung der Lehrerinnen und Lehrer und unterstützt sie bei
ihrer immer schwieriger werdenden Aufgabe in der Schule.
Vorsitzender der Akademie war von 1992 bis 2009 der
Regensburger Pädagoge Prof. Dr. Heinz-Jürgen Ipfling.
Gesundheitsprävention als neue Aufgabe
Als folgerichtig erwies sich die Gründung des Instituts für Gesundheit in pädagogischen Berufen (IGP) unter dem Dach der
BLLV-Akademie im Jahr 2003. Untersuchungen über die hohe
psychische Belastung der Lehrerinnen und Lehrer, die überdurchschnittlich hohe Burnout-Gefahr und die enormen finanziellen
Auswirkungen von Krankheit und krankheitsbedingten Zwangspensionierungen hatten die Öffentlichkeit für Fragen der Gesund-
Bayerische Schule 6/7 2010
Akademie-Vorsitzender Wenzel
„Fortbildungsstätte und
Forum der Zukunft“
„Wir beobachten bereits jetzt ein zunehmendes Engagement
nicht-staatlicher Anbieter auf dem Lehrerfortbildungsmarkt:
Schulbuchverlage, verschiedene Wirtschaftsverbände und
kommerzielle Unternehmen haben den Bildungsmarkt Schule
entdeckt. Das Einfallstor ist natürlich der Lehrer. Diese Entwicklung wird aufgrund der klammen Kassen des Staates
weiter an Bedeutung gewinnen.
Der BLLV sieht eine Diversifizierung der Lehrerfortbildung
durch weitere Anbieter als Bereicherung an. Es kann aber
nicht sein, dass am Schluss die Lehrerschaft von allen nur
denkbaren Unternehmen und Verbänden fortgebildet wird,
die kommerzielle oder politische Ziele verfolgen. Deshalb ist
es unsere originäre Aufgabe als größter Bildungs- und
Berufsverband von Pädagogen in Bayern, eigene qualitativ
hochstehende, anwendungsorientierte Fortbildungsangebote zu machen. Besonders wichtig werden hierbei die
Angebote für schulhausinterne Fortbildungen werden. Sie
werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Darüber hinaus brauchen wir als Praktiker aber auch den
Dialog mit der Wissenschaft. Dazu stellt die Akademie das
ideale Forum dar. Die BLLV-Akademie mit ihrer großen
Tradition, ihrer Unabhängigkeit und ihrer Sensibilität für die
Probleme der Praxis hat trotz 100 Jahre Geschichte ihre
Zukunft noch vor sich.“
Infos und Seminarangebote unter www.akademie.bllv.de
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BLLV-Ehrenpräsident Albin Dannhäuser zusammen mit den Verantwortlichen des Kinderhauses Casadeni
Frisches Brot für Ayacucho
Gute Nachricht aus dem BLLV- Kinderhaus in Ayacucho/Peru: Die Lehrbäckerei für Jugendliche
aus den Armutsvierteln der Provinzhauptstadt kann eingerichtet werden. Die Kosten für einen
qualifizierten Bäcker und das pädagogische Personal zur Betreuung der etwa 180 Kinder sind
Dank der Spenden von Kolleginnen und Kollegen, vieler Schulen und einiger Unternehmen für
ein weiteres Jahr gedeckt.
Im Jahr 2009 wurden insgesamt 110.000 Euro für unser Kinderhilfswerk gespendet – verwendet wird das Geld für Projekte in
Peru und Ruanda. Für die Einrichtung der Lehrbäckerei in Ayacucho, der 150.000 Einwohner zählenden Provinzhauptstadt, haben die „STERNSTUNDEN“ des Bayerischen Rundfunks 25.000
Euro zur Verfügung gestellt. Der Vorsitzende der BLLV-Kinderhilfe,
Manfred Schreiner, stellte bei einem Treffen der Botschafterinnen
und Botschafter mit Dankbarkeit und Stolz fest:
„Es gereicht dem BLLV zur Ehre, dass er sich über seine verbandspolitischen Kernaufgaben hinaus weltweit für die ärmsten
und schwächsten Kinder engagiert.“
Die Leiterin des Kinderhauses in Ayacucho, Mariela Molinari,
hat sich in ihrem jüngsten Schreiben an den BLLV erneut sehr
herzlich für die lebensnotwendige und ermutigende Hilfe aus
36
Text: Albin Dannhäuser
Bayern bedankt. Sie ist vom Erfolg der Lehrbäckerei absolut überzeugt. Es gibt zwar in Peru eine Reihe ähnlicher Projekte, die
erfolgreich arbeiten, aber in Ayacucho ist die Lehrbäckerei in
unserem Kinderhaus einmalig und eröffnet sehr gute Perspektiven: Der Bedarf an Nahrungsmitteln steigt enorm. Allein in den
letzten sieben Jahren hat sich die Bevölkerungszahl in der Provinz
Huamanga durch die Zuwanderung aus den hoch gelegenen Dörfern der Anden verdoppelt. Viele Menschen – nicht nur in Ayacucho, sondern auch in den Provinzgemeinden – müssen vor allem
Brot kaufen.
Mariela Molinari hat mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bereits eine erfolgversprechende Konzeption entwickelt, die
sowohl eine gesunde Ernährung als auch eine regional-stimmige
ökonomische Logistik zum Ziel hat.
Bayerische Schule 6/7 2010
International_Kinderhilfe
In der Lehrbäckerei sollen insbesondere traditionelle Backwaren
aus der Provinz produziert werden. Speziell in Lima gibt es eine
deutsche Bäckerei, die die Backtradition Perus fortführt. Von dort
aus können junge Menschen angeleitet werden, den Bäckerberuf
zu erlernen. Der Markt mit gutem und gesundem Brot in der
Tradition Perus habe, so Mariela Molinari, in Ayacucho eine große
Chance. Vor allem ausländische Restaurants müssen beliefert
werden. „Wir könnten also dort potentielle Kunden gewinnen und
sind nicht nur auf den Straßenverkauf angewiesen.“ Das
Kinderhaus werde den Markt in Ayachucho gezielt beobachten
und lokal stimmige Lösungen suchen.
Innovativ ist auch das Vorhaben, eine Produktionskette innerhalb der Provinz aufzubauen. „Speziell die Qualität des Mehls und
anderer Zutaten muss sichergestellt sein“, sagt Mariela Molinari,
„das gelingt am besten, wenn wir das Getreide bei den Landwirten der Umgebung kaufen“. Dazu wolle man gegenüber den
Landwirten aktuelles Wissen über den Anbau von Getreide auf
natürlichem Boden verwerten. „Wir möchten sie motivieren, gesunde Lebensmittel ohne chemischen Dünger zu produzieren.“
Durch den unmittelbaren Einkauf bei den Landwirten kann zum
einen der Zwischenhandel entfallen, zum anderen werden auch
die Verdienst- und Absatzmöglichkeiten der Landwirte erhöht und
damit deren Lebensqualität verbessert.
Zunächst sollen in der Lehrbäckerei zehn Jugendliche von
einem fachlich qualifizierten und pädagogisch geeigneten
Fachmann ausgebildet werden. Dazu ist es auch notwendig, das
entsprechende Unterrichtsmaterial bereit zu stellen. Die
Jugendlichen sollen aber nicht nur lernen, Backwaren herzustellen, sondern auch durch den Verkauf ihrer Produkte unternehmerisch zu handeln. Ziel ist es, dass sich die Bäckerei nach etwa
drei Jahren finanziell selbst trägt und mittelfristig auch zu einer
Einkommensquelle für das Kinderhaus wird.
Willkommensgruß für Geschäftsführer und Ehrenpräsidenten
Bayerische Schule 6/7 2010
Dieter Reithmeier und Albin Dannhäuser zu Besuch im Unterricht
Botschaftersystem wirkt engagiert und erfolgreich
Das deutlich gestiegene Spendenaufkommen im vergangenen
Jahr ist ein Indiz für das große soziale, kontinentübergreifende
Engagement der Lehrerschaft. Es ist auch ein Beweis für das
Vertrauen in die Solidität des BLLV und für die Überzeugungskraft
der Botschafterinnen und Botschafter der BLLV-Kinderhilfe.
Inzwischen engagieren sich in jedem BLLV-Bezirk Kolleginnen
und Kollegen, die aus ihrer aktiven Verbandsarbeit viel Erfahrung
und Einfühlungsvermögen einbringen. Die Botschafterinnen und
Botschafter haben sich zum Ziel gesetzt, die Hilfe für Kinder, die
in bitterer Armut leben, nachhaltig zu sichern. Dazu braucht es
nicht nur eigene Kinderhäuser, sondern auch qualifiziertes pädagogisches Personal an Ort und Stelle.
Im BLLV-Kinderhaus wird diese kontinuierliche Arbeit seit über
15 Jahren von Lehrern, Sozialpädagogen, Kinderpsychologen und
Helfern geleistet. Für die verlässliche Finanzierung dieser Arbeit
werben unsere Botschafterinnen und Botschafter bei Schülern,
Eltern, Kolleginnen und Kollegen sowie in regionalen Unternehmen um Unterstützung. Auf Wunsch stellen sie in Versammlungen
unsere Kinderhilfe und einzelne Projekte vor. Einzelne Berichte
können auch auf der Homepage des BLLV (www.kinderhilfe.bllv.de)
abgerufen werden.
Im Blick auf die nachhaltige Betreuung der Projekte kann die
BLLV-Kinderhilfe auf eine Besonderheit verweisen: Seit vielen
Jahren organisiert das Hochschulreferat den Austausch von
Praktikantinnen und Praktikanten. Diese arbeiten innerhalb ihres
Lehramtsstudiums mehrere Wochen oder Monate ehrenamtlich in
den Häusern. „Durch diesen permanenten Kontakt und Austausch“, sagt Landesgeschäftsführer Dieter Reithmeier, „ist Kontinuität, Innovation und Kommunikation zwischen den Einrichtungen und dem BLLV gewährleistet“. Für die Lehramtsstudentinnen
und -studenten bleibe der soziale Dienst für arme und oft allein
gelassene Kinder in Ländern der Dritten Welt eine berufliche und
menschlich prägende Erfahrung.
Die humane Hilfe spürbar und verlässlich fortzusetzen, liegt in
unserer Verantwortung.
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Ehrung unter der Schirmherrschaft des Kultusministers (hinten, 2. v. l.): Die Kranzberger Grundschüler waren die eifrigsten Leser
Erster Preis für das Schulprojekt „Leseherbst“
Die Stiftung LERNEN und der BLLV haben erstmals in Bayern
den Förderpreis „Hauptsache Lesen“ vergeben. Ausgezeichnet
werden drei Grundschulen mit Projekten zur Leseförderung. Den
ersten Preis erhielt die Grundschule Kranzberg (Oberbayern) für
das Projekt „Leseherbst“. Mit der Aktion „Hahnbach liest – ein
Lesejahr mit Lesefest als Höhepunkt“, überzeugte die dortige
Grundschule die Jury und wurde dafür mit dem zweiten Preis auszeichnet. Dritter im Wettbewerb um nachhaltige Leseprojekte
wurde die Grundschule Hohenkammern.
Den Förderpreis vergeben erstmals in Bayern die Stiftung
LERNEN der Schul-Jugendzeitschriften FLOHKISTE/floh! sowie
der BLLV. Ausländer- und Elternbeirat unterstützen den Förderpreis, der nach Leseprojekten in Grundschulen sucht, die Kindern
Lust auf Lesen machen. Die Verleihung der Preise in der Grundschule Kranzberg übernahm Kultusminister Ludwig Spaenle als
Schirmherr des Wettbewerbes.
Grundschullehrerinnen und -lehrer waren aufgerufen, sich an
der Ausschreibung zu beteiligen. Die Aufgabenstellung war klar
umrissen: Die Bewerber sollten langfristige Leseaktivitäten in der
Klasse oder an der Schule darstellen. Ausgezeichnet wurden bereits verwirklichte, laufende oder im Ausschreibungszeitraum begonnene Projekte. Die einzige Bedingung: Sie sollen Lust auf
Lesen machen. Das Besondere: Erstmals saßen in der Jury auch
die bildungspolitischen Sprecher sämtlicher Faktionen.
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„Lesen lernt man nur durch Lesen“, erklärte der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung LERNEN, Günther Brinek, bei der Preisverleihung in der Grundschule Kranzberg. Es komme aber auch noch
auf das „wie“ an. Hier setze der Förderpreis an, denn er wolle
Pädagogen dazu ermuntern, sich Konzepte auszudenken, die
Kinder zum Lesen animieren. „Unser Ziel ist es, die Leseerziehung an Grundschulen nachhaltig zu fördern. Die Schulen sollen
angeregt werden, kreative Leseprozesse in Klassen sowie eine
Gesamtidee für die ganze Schule zu entwickeln, in die auch Eltern
eingebunden werden.“
„Die eingereichten 52 Bewerbungen zeigen eindrucksvoll, wie
kreativ an den Schulen gearbeitet wird und wie sehr sich Pädagoginnen und Pädagogen an Grundschulen bemühen, Kindern
Lesefreude zu vermitteln“, betonte die Vizepräsidentin des BLLV,
Waltraud Lučić. Die Leselust von Schülerinnen und Schülern zu
wecken und zu fördern, sei keine leichte Aufgabe.
Lučić und Brinek hoben den herausragenden Stellenwert des
Lesens für die Persönlichkeitsbildung eines Kindes und für seine
seelische und geistige Entwicklung hervor. Weil Lesekompetenz
ein Gradmesser für die Chance auf Bildung und gesellschaftliche
Teilhabe sei, müssten alle Kinder so früh wie möglich zum Lesen
verlockt werden und Lesen lernen. „Es ist erfreulich, dass viele
bayerische Grundschulen die Leseerziehung sehr ernst nehmen
und pädagogisch einfallsreiche Konzepte anbieten“, sagte Lučić.
Bayerische Schule 6/7 2010
Verband
Trotzdem gebe es noch viel zu tun, vor allem sei auch die Politik
gefordert: Die von internationalen Studien wie PISA aufgedeckten
Mängel beim Lesen und Textverständnis seien erschreckend. „Vor
allem Jungen lesen nicht gern, viele ausländische Schülerinnen
und Schüler sind wegen mangelnder Sprach- und Lesekompetenz
beim Übertritt benachteiligt. Viele von ihnen sind auch mit 15 oder
16 Jahren nicht in der Lage, sinnentnehmend deutsch zu lesen.“
Die BLLV-Vizepräsidentin sprach sich daher für weitere spezielle Förderangebote aus – „zumal nur sehr mühsam aufgeholt
werden kann, was Kinder während der Grundschulzeit versäumen.“ Grundschullehrerinnen und -lehrer bräuchten zudem mehr
Zeit und personelle Unterstützung, um sich noch intensiver um
jedes einzelne Kind kümmern zu können. Mit der Vergabe des
Förderpreises wollen die Initiatoren nicht zuletzt auch ein Zeichen
für die Notwendigkeit einer neuen Lesekultur setzen. „Wir brauchen mehr davon“, erklärten Lučić und Brinek. Die drei Preisträgerschulen hätten die Jury überzeugt, „weil sie auf besonders
kreative und weit über das rein textbezogene Lesen aufzeigen,
welche Potentiale das Lesen und Verstehen von Texten eröffnet.“
So entstand die Idee zu dem mit dem ersten Preis ausgezeichneten Projekt „Leseherbst“ der Grundschule Kranzberg in Anlehnung an eine Aktion des Freisinger Kulturvereins, der seit vielen
Jahren den „Literarischen Herbst“ initiiert. Im Schulprojekt wurden
Aktivitäten im Bereich Literatur, Malerei und Theater aufgegriffen
und Ideen umgesetzt. Im Mittelpunkt stand der Gedanke des „vernetzten Lesens“. Über unterschiedliche Sinneswahrnehmungen
entdeckten die Schülerinnen und Schüler neue Zugänge zum
Lesen: Geschichten erzählt bekommen und selber erzählen, Texte
illustrieren, mit Autoren und Illustratoren sprechen, eine eigene
Märchenzeitung drucken, im Radio über Bücher sprechen – um
nur wenige Beispiele zu nennen. Auf diese Weise wurde über die
wechselseitige Verschränkung von Text, Ton und Bild ein überzeugender Leseunterricht praktiziert, der weit über rein textbezogene
Formen hinausreicht. BS
Mit innerem Feuer
K
orbinian Huber prägte 15 Jahre lang
das Gesicht der „Bayerischen Schule“. Als Schriftleiter von 1969 bis 1984
profilierte er sie als unüberhörbare Stimme
der bayerischen Lehrerschaft. Scharfsinnig-brillant analysierte er die aktuelle Bildungs- und Berufspolitik. Ärgerliche Tatsachen unterzog er seiner zupackend-nadelspitzen Kritik. Uns, seinen Kolleginnen
und Kollegen, sprach er als furchtloser Interpret befreiend aus der Seele. Bei
selbstgefälligen Politikmachern und realitätsfernen Bürokraten war sein unbestechlicher Blick gefürchtet. In hitzigen Landtagsdebatten wurden seine prägnanten
Kommentierungen immer wieder zitiert.
Von den einen, um Positionen des BLLV
Bayerische Schule 6/7 2010
abzuqualifizieren. Von den anderen, um
überfällige Reformen zu unterstreichen.
Korbinian Huber bildete in „seiner“
Bayerischen Schule sehr bewegte Jahre
der Bildungs- und Berufspolitik ab. In den
ausgehenden 60er bis Mitte der 70er Jahre war es vor allem der bildungspolitische
Aufbruch mit seinen Leitideen Chancengleichheit, Demokratisierung, Gleichwertigkeit der Lehrämter in Ausbildung und
Besoldung, pädagogische Freiheit. Ab
Mitte der 70er war es die bildungspolitische Reaktion und Finanzknappheit, die zur
pädagogischen Stagnation und Zementierung überholter Strukturen führte: Hierarchisierung der Schularten, der Lehrerbildung und -besoldung, Verwaltungszentralismus, Arbeitslosigkeit junger Lehrer.
Korbinian Huber begleitete sowohl die
Jahre des Aufbruchs wie die der Rückschläge mit innerem Feuer und Herzblut.
Dies erwuchs aus seinem Werdegang und
seiner Überzeugung: Als Bauernbub bodenständig. Als Jahrgangsbester im Lehrerexamen glänzend qualifiziert. Als Lehrer
an acht verschiedenen Schulorten Oberbayerns praxiserfahren. Als jüngster Schulleiter Bayerns ein Vorbild an kollegialer
Souveränität. Als ABJ-Bezirksvorsitzender,
Kreisvorsitzender, Schriftleiter der Oberbayerischen Schulzeitung und Bayerischen Schule mit der Schulentwicklung
vertraut. Als Personalrat auf der Ebene des
Schulamtes und Kultusministeriums ein
verlässlicher Anwalt.
Korbinian Huber dachte in großen gesellschafts- und bildungspolitischen Zusammenhängen. Er verstand Bildung und
die pädagogischen Berufe als Schlüssel
für eine humane Zukunft. Deshalb kämpfte
er leidenschaftlich gegen alles, was bis
heute Chancengleichheit behindert, Schüler wie Lehrer diskriminiert und die pädagogische Alltagsarbeit unnötig erschwert.
Es gelang ihm, Visionen durch die
Macht seiner Sprache zu vermitteln, meinungsbildend zu wirken und Identität mit
der Ideengeschichte des BLLV zu stiften.
Viele Jahre hat er uns reich gemacht
durch seinen kritischen Geist, durch seine
selbstverständliche Loyalität, seinen offenen Umgang, durch sein feinsinniges und
humorvolles Wesen. Korbinian Huber ist
im April 2010 im Alter von 77 Jahren
gestorben. Der BLLV schuldet ihm, seinem verdienten Ehrenmitglied, großen
Dank und ehrendes Gedenken.
Albin Dannhäuser
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Verband
Ehrungen
Der BLLV lebt von der Stärke und Solidarität seiner Mitglieder. Er kann dabei auf eine
langjährige Tradition verweisen. Zu besonderem Dank ist er seinen langjährigen Mitgliedern
verpflichtet. Wir gratulieren:
Für 75-jährige Mitgliedschaft:
Anton Schmaderer
KV Hilpoltstein: Gerhard Faber, Helga Gilch
KV Weißenburg: Maria Hörmann
KV Coburg-Stadt: Roland Eckstein, Irmingard Stock
KV Höchstadt/Aisch: Christine Grau, Heinz Hübner
KV München-Land: Emilie Hinkofer
KV Markt Erlbach: Hans Hartmut Karg,
Für 70-jährige Mitgliedschaft:
KV Landau: Hans Hahling
Charlotte Romer
KV Roth: Elisabeth Meyer
KV Aschaffenburg-Land: Matthäus Withelm
KV Schwabach: Jürgen Distler, Angelika Ensser,
KV Fürth-Stadt: Erhard Ettrich, Irene Kuch,
Dagmar Goller, Elke van Jindelt
Für 65-jährige Mitgliedschaft:
Herbert Weigel, Edith Weißhuhn
KV Uffenheim: Angelika Arlt, Hermann Bertlein,
KV Schwabach: Otto Humpenöder
KV Bechhofen: Herbert Pamler
Elsa März
KV Wassertrüdingen: Ursula Finkbeiner,
Für 60-jährige Mitgliedschaft:
Für 50-jährige Mitgliedschaft:
Monika Wöcker
KV Ansbach-Land: Hiltraud Görcke, Rudolf Hake,
KV Ansbach-Land: Ernst Arneth, Klara Dreßler,
KV Weißenburg: Peter Beyer, Dieter Glaab,
Marianne Kern, Else Moll
Helga Jodl, Elisabeth Richter, Helmut Richter
Katharina Hossinger, Manfred Karrer, Hermann Kreß,
KV Bad Windsheim: Friederike Ott
KV Bad Windsheim: Johann Albert
Uwe Kunstmann, Klaus Langer, Günther Mödl,
KV Dinkelsbühl: Rosamunde Hammerich
KV Dinkelsbühl: Walter Lehnberger
Werner Salomon
KV Erlangen-Oberland: Erwin Dix, Hildegard Eibert
KV Erlangen-Oberland: Gerhard Hahn, Georg
KV Cham: Karl-Heinz Altmann, Raimund Bergler,
KV Feuchtwangen: Johann Unger
Müller, Günter Rosenbauer, Katharina Schöffel
Walter Köppel, Lucia Mahal, Erna Multerer,
KV Rothenburg: Erwin Döppert, Werner Lorenz,
KV Feuchtwangen: Christa Schröppel
Hans-Georg Nistler, Ingeborg Rohse, Klara Salzl
Richard Schmidt, Ruth Weid
KV Höchstadt/Aisch: Regina Hicke
KV Griesbach: Josef Bertl, Christine Birner, Manfred
KV Schwabach: Inge Folda, Hans Fulda,
KV Rothenburg: Karl Grimm
Grießler, Eva Maria Leeb
Josefine Weigl, Erika Wieser
KV Schwabach: Helga Kraus
KV Coburg-Stadt: Ingeborg Blume, Alfred Kolenda
KV Wassertrüdingen: Hans Kapp
KV Uffenheim: Gerhard Heinlein, Franz Möhring,
KV München-Land: Volker Dobiasch,
KV Cham: Frieda Frischmann, Rudolf Hammer,
Gerhart Rüger, Gretchen Strauß, Ladislaus Szabo
Hildegard Durner
Marianne Muggenthaler, Gisela Schichoa,
KV Wassertrüdingen: Barbara Bauer, Frieder Bauer,
KV Landau: Günter Beck, Bert Hausladen,
Anna Wachs
Elsbeth Schweininger, Armin Volk
Willi Heckmeier, Hans Kagerbauer, Maria Roßbach,
KV Griesbach: Kurt Kaiser
KV Weißenburg: Hans Gagsteiger, Brigitta
Nik Söltl
KV Coburg-Stadt: Martha-Elisabeth Czygan
Martini-Yilmaz, Hermann Meyer
KV Neustadt/WN: German Beer, Carola Beran,
KV Neustadt/WN: Richard Bergmann,
KV Cham: Rüdiger Meißner, Georg Schnabl
Gotthard Betz, Udo Fellmann, Anton Sammet,
Arthur Meyer, Johann Zahn
KV Griesbach: Ingeborg Kaiser, Wilhelm Wölfel
Werner Schmola, Ferdinand Schönberger,
KV Aschaffenburg-Land: Albert Lippert,
KV Coburg-Stadt: Gudrun Reeg
Werner Ullrich
Elisabeth Roth
KV Landau: Sabine Apfelbeck, Anna Gräf
KV Aschaffenburg-Land: Sybille Brunner, Fritz
KV Fürth-Stadt: Hildegard Kefeder, Erna Kohleisen,
KV Neustadt/WN: Barbara Heindl, Max Raß
Dörhöfer, Roswitha Fleischmann, Klaus Gehlert,
Leo Lörner, Helga Ott, Georg Pfeiffer, Erich
KV Aschaffenburg-Land: Artur Geis
Stefanie Hanser, Erwin Hegmann, Marlies Hock,
Reinhardt, Helmut Rieder, Margot Siebenländer,
KV Fürth-Stadt: Helmut Spaeth
Hiltrud Horn, Edith Magin, Barbara Maier, Marie-
Luise Thürach, Willi Wilde
KV Bechhofen: Eugen Korzeniowski
louise Nolte, Angelika Rheinwald, Erich Seuffert
KV Bechhofen: Edith Hertwig, Gottfried Hertwig
KV Lauf: Rudolf Lindner
KV Vohenstrauß: Günther Balk, Christa Bauridl,
KV Lauf: Theo Dürr, Georg Gsänger,
KV Altdorf: Friederike Cornelius, Helene Neumeier
Marga Fojtik, Christa Doyum, Friedrich Möstl, Hubert
Richard Rögner
KV Roth: Ulrike Loos, Ruperta Weigel
Schuller, Hildegard Senft, Josef Scherm
KV Altdorf: Friedrich Merz
KV Fürth-Stadt: Rudolf Adamczik, Christl Fiola,
Für 40-jährige Mitgliedschaft:
Roland Geiß, Werner Gietl, Hildegunde Glaser,
Für 55-jährige Mitgliedschaft:
KV Ansbach-Land: Ulrich Nitsch
Margit Hopperdietzel, Norbert Krauß, Waltraut
KV Ansbach-Land: Friedemann Schäfer
KV Bad Windsheim: Renate Kasseckert,
Lieret, Karin Ritter-Wirth, Dagmar Sandhöfer,
KV Dinkelsbühl: Gisela Schweininger
Peter Mayer
Gisela Schlaffer, Heinz Selgrath, Christa Stingl,
KV Erlangen-Oberland: Fritz Wittmann
KV Dinkelsbühl: Grete Geißler, Jutta Vogel
Rosemarie Venturi, Edmund Weiß
KV Hilpoltstein: Hans Schwandner
KV Erlangen-Oberland: Gisela Albert, Reinhard
KV Bechhofen: Franz Graf, Sigrid Lettenmeier,
KV Rothenburg: Walter Osti
Drost, Klaus Ehrhardt, Gertrud Miederer,
Ludwig Sand, Helmut Schimmer
KV Schwabach: Gudrun Babel, Dorothea Bessert
Werner Petsch, Horst Seibold
KV Hersbruck: Marianne Blos, Klaus Gatterer,
KV Cham: Hans Fischer, Alfons Schenkl,
KV Feuchtwangen: Georg Borries
Georg Gradl, Dagmar Graf, Ger Wittich Hahn,
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Bayerische Schule 6/7 2010
Verband
Ingrid Jakobi, Brigitte Pötzsch, Walter Reimer,
Waltraut Reiner, Ralf-Uwe Schimera,
Roland Wehrstedt
KV Lauf: Karl-Heinz Hausdorf, Ulrike Kellner, Hugo
Pohl, Karin Pohl, Friedrich Schmidt,
Dagmar Steffen v. H.-Huene
Programmvorschau Juli
KV Altdorf: Klaudia Graf, Susanne Schobert,
Helmut Wilimsky
KV Roth: Reinhard Kalisch, Helga Riffelmacher
KV Wassertrüdingen: Friedrich Held
Weitere Ehrungen finden Sie
in der nächsten Ausgabe.
Gedenken
Der BLLV trauert um treue und
verdiente Mitglieder. Er wird ihnen ein
ehrendes Gedenken bewahren.
KV Marktheidenfeld: Günter Kampa, 71 Jahre,
2010/15
Reden und Überzeugen / Politik + Sprache
02.-04.07.2010 / Kochel, Toni Gschrei
2010/16
Kunstwerke im öffentlichen Raum
17.07.2010 / Augsburg, Jessica Freuntsch, Dr. Oliver Reuter
Rudolf Ludwig, 96 Jahre
KV Aschaffenburg-Land: Theo Blum, 76 Jahre,
Friedrich Lichtblau, 88 Jahre
KV Neuburg-Schrobenhausen: Fritz Ecker, 87 Jahre
2010/17
Führung und Verantwortung
23.-25.07.2010 / Kochel, Florian Fischer
KV Würzburg-Land: Wilfried Röllich, 91 Jahre
KV Regensburg-Stadt: Erna Bauer, 69 Jahre, Ernst
Maier, 98 Jahre
KV Weiden: Lilly Gross, 85 Jahre,
Lothar Liedl, 84 Jahre
Hinweis:
Für die Anerkennung als eine die staatliche Lehrerbildung
ergänzende Maßnahme ist der Dienstvorgesetzte verantwortlich. Dienstbefreiung kann beantragt werden.
KV Nabburg: Maria Pösl, 98 Jahre
KV Neustadt/WN: Sieglinde Kaiser, 68 Jahre
KV Regensburg-Land: Erich Güttinger, 86 Jahre,
Claudia Männer, 57 Jahre
Einzelheiten / Anmeldung:
www.akademie.bllv.de oder www.fortbildung.bllv.de
Telefon: 089 721001-46
KV Deggendorf: Heleene Stadler, 89 Jahre
KV Ansbach-Stadt: Max Fischer, 97 Jahre,
Christine Wagner, 61 Jahre
KV Ansbach-Land: Sieglinde Gagel, 75 Jahre
KV Gunzenhausen: Käthe Warnick, 86 Jahre
KV Hersbruck: Erich Kroner, 73 Jahre
Appell des Kassiers
KV Lauf: Linda Müller, 57 Jahre, Richard Rögner,
81 Jahre
KV Neustadt/Aisch: Walter Spranger, 85 Jahre
KV Schwabach: Hans Fulda, 83 Jahre,
Hermann Wolfermann, 90 Jahre
KV Roth: Therese Schmid, 94 Jahre
KV Spalt: Horst Hauck, 70 Jahre
Bayerische Schule 6/7 2010
Bitte teilen Sie dem Kassier in Ihrem Kreisverband jede
Änderung Ihres Stundenmaßes, Ihrer Bankverbindung, Ihrer
Besoldungsstufe, Ihrer Adresse oder über beginnende oder
zu Ende gehende Beurlaubungen mit. Bei der Berechnung
Ihres Verbandsbeitrages kann dies auch zu Ihrem Vorteil
sein. BS
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Verband
Schon eine Dämmung an der Decke kann den Lärmpegel senken und so das Lernklima verbessern
Eine Million Euro jährlich für Lärmschutz
Der BLLV-Arbeitskreis Lärm setzt sich seit drei
Jahren dafür ein, dass gute Akustik Schule macht.
Ihm gehören Experten wie der Diplom-Ingenieur
Peter Hammelbacher an; er ist Mitglied im INQAArbeitskreis „Lärm in Bildungsstätten“. Als ersten
Erfolg des BLLV-Arbeitskreises verbucht Waltraud
Lučić, Vizepräsidentin des BLLV, den Münchner interfraktionellen Stadtratsbeschluss, in den kommenden
zehn Jahren eine Million Euro jährlich für
Lärmschutzmaßnahmen an Bildungseinrichtungen
zur Verfügung zu stellen. Der Bayerische Städtetag
hat Arbeitskreismitglieder zu einem Expertengespräch eingeladen.
Lärm im Klassenzimmer und auf dem Schulgelände ist ein noch vielfach ungelöstes Problem,
obwohl er nachweislich die Lern- und Arbeitsbedingungen von Schülern und Lehrern massiv beeinträchtigt. Lärmimmissionen im Klassenzimmer werden nicht nur als akustische Signale wahrgenommen,
sie setzen vielmehr indirekt einen Folgeprozess in
Gang, der zu psychoemotionalen und psychosozialen Belastungen von Lehrern und Schülern führt.
Diese haben besonders negative Auswirkungen auf
Arbeitsbereitschaft, Konzentration, Ausdauer, auf das
kommunikative Verhalten und Beziehungen im zwischenmenschlichen Verhältnis.
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Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Lärmemissionen auch gesundheitliche Probleme verursachen
können. Sie wirken sich aber auch negativ auf den
Lernerfolg der Schüler aus. Bei der Fachanhörung
„Gute Akustik macht Schule“ haben die BLLV-Akustikexperten Ulrike Girardet und Peter Hammelbacher
auf die Auswirkungen von Lärm aufmerksam gemacht und praktische Lösungen aufgezeigt. In der
Grundschule an der Stielerstraße zeigten sie die
Wirkung der Akustiksanierung auf.
In München werden nun aufgrund eines interfraktionellen Stadtratsbeschlusses jährlich eine Million
Euro für die Akustiksanierung von Bildungseinrichtungen investiert. Die Stadtratsvorlage von HansJürgen Stein und Thomas Gerbet ist auf der BLLVHomepage (www.bllv.de) einzusehen und als
Grundlage für bayernweite Akustiksanierungen zu
verwenden. „Es entsteht die zwingende Notwendigkeit, schallschutztechnische Maßnahmen neben
sicherheits- und substanzerhaltenden Maßnahmen in
den Mittelpunkt der baulichen Verbesserungen in
Schulen und Kindertagesstätten der Landeshauptstadt München zu stellen. […] Akustikmaßnahmen
gehören daher zu den Baumaßnahmen mit der
höchsten Priorität, welche sukzessive in den nächsten Jahren abgearbeitet werden müssen.“ BS
Bayerische Schule 6/7 2010
Unsere Jugendzeitschriften
Das erwartet Sie im Juni und Juli
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Generationen von Schulkindern forderten von ihrer Lehrerin, ihrem Lehrer mit diesem Spruch zum
Schuljahresende ein gemeinsames Leseerlebnis ein: „Es ist schon immer Brauch gewesen, zum
Schulschluss da wird vorgelesen!“ Lassen Sie uns diesen alten Brauch, da, wo er in Vergessenheit
geraten ist, wieder aufleben. Es gibt – auch für ältere Kinder – nichts Schöneres, als vorgelesen zu
bekommen. Die Geschichten in den FLOHKISTE/floh!-Heften sind dazu eine wahre Fundgrube. Sie
haben doch einige der Hefte griffbereit?!
Christian Marek, Schulleiter und vom BLLV bestellter pädagogischer Schriftleiter
FLOHKISTE für die 1. Klasse:
Nr. 14 (erscheint
am 14. Juni):
Unsere Sinne
Nr. 15 (erscheint
am 28. Juni):
Materialien
Auch ein derber Klotz
kann mit den Zehen
fühlen – wie wir Menschen auch. In dieser
Ausgabe testen wir mit
kleinen Experimenten
unsere Sinne.
Die Inhalte sind
Lesefitness-Check.
Das Spiel „Stein-ScherePapier“ ist ein lustiger
Einstieg in dieses Lehrplanthema. Wir finden
heraus, welche Dinge
aus welchen Materialien
sind, wie sie sich anfühlen, und welche Eigenschaften sie haben.
FLOHKISTE,
Ausgabe für die
1. Schulstufe,
erscheint erst wieder
mit Heft Nr. 22 am
20. September 2010
FLOHKISTE für die 2. Klasse:
Nr. 14 (erscheint
am 14. Juni):
Wasser ist ein Zaubersaft
Nr. 15 (erscheint
am 28. Juni):
Gefahren in der Natur
Nr. 16/17 (erscheint
am 12. Juli):
Verreisen in alter Zeit
Wir testen etliche seiner
Eigenschaften, spüren
auf, wo es sich versteckt
und gehen mit ihm auf
Rundreise 1 x Himmel
und zurück. Die Geschichte „Der eingesperrte
Regentropfen“ ist Lesefitness-Verständnis-Check.
Ein Schluck aus der
Limoflasche? Es könnte
eine Wespe unbemerkt
hineingeschlüpft sein
und im Mund stechen.
In der Natur lauern aber
noch andere Gefahren.
Das Wissen darum ist
der beste Schutz.
Die alte Dampflok steht im
Museum, aber auch das
erste Automobil, das noch
ganz wie eine Kutsche
aussah. Einmal mussten
Pferde sogar die
Straßenbahn ziehen!
Nr. 14 (erscheint
am 14. Juni)
Jeder macht mal Fehler
Nr. 15 (erscheint
am 28. Juni)
Die Meere der Welt
Nr. 16/17 (erscheint
am 12. Juli):
Das Licht der Sonne
Weil Menschen keine
Maschinen sind, unterlaufen jedem von uns
Fehler. Halb so schlimm,
denn aus Fehlern wird
man bekanntlich klug.
In manchen Berufen
können sie allerdings
fatale Folgen haben.
Der „blaue Planet“:
Mehr als zwei Drittel der
Erdoberfläche sind von
Wasser bedeckt. Alle
Meere hängen miteinander zusammen und bilden einen einzigartigen
Lebensraum für unzählige Tierarten.
Was wäre, wenn der
Sonne das Licht ausginge? Diese Vorstellung
wird bei einer Sonnenfinsternis richtig „anschaulich“. Aber zum
Glück reicht der Brennstoff noch mindestens
fünf Milliarden Jahre.
floh! für die 3. und 4. Klasse:
ich TU WAS! – die WISSENszeitschrift für Mensch – Natur – Technik – Umwelt
Ausgabe 1 für die 1. bis 3. Schulstufe
O!KAY! – Go on with English
Ausgabe 2 ab der 4. Schulstufe
Juli:
Wasser als Lebensraum
Juli:
Hörsinn
Nr. 7
Family
Im Aquarium wie in der
Natur leben Tiere und
Pflanzen in einer Gemeinschaft. Mit dem
Lebensraumposter entdecken die Kinder, dass
Fischarten nur in ganz
bestimmten Gewässerabschnitten leben.
Immer ganz Ohr – das
Gehör ist unser wichtigster Alarmsinn. Wie funktionieren unsere Ohren?
Wie können wir sie
schützen? Wie hören
Fische im Wasser?
Es gibt Tiere, die haben
ihre Ohren am Knie!
Alle Familienmitglieder
aufzählen? Auf Englisch? Für unsere Schüler
kein Problem! In der
Juli-Ausgabe kommen
sie alle vor: mum, dad,
parents, grandparents,
sister, brother, aunt,
uncle.
Bayerische Schule 6/7 2010
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(Italien, Malta, Spanien, Portugal, Marokko, Tunesien, Libyen)
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Östliche Mittelmeerländer
(Griechenland, Kroatien, Zypern, Türkei, Ägypten, Israel,
Syrien, Jordanien)
S3
Mittel-, Nord- und Osteuropa
(Frankreich, Benelux, Großbritannien, Irland, Skandinavien,
Island, Mitteleuropa, Osteuropa, Polen, Baltikum, Russland)
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Fernreisen Afrika und Amerika
(Nord-, Mittel- und Südamerika, Ost- und Westafrika, Südliches Afrika)
S4b
Fernreisen Asien und Australien
(Asien, Arabische Halbinsel, Australien, Neuseeland)
S5
CityLights
(Städtereisen individuell und in der Gruppe)
S6
Sprachreisen
(Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch,
Russisch, Polnisch)
S7
Wander- und FahrradStudienreisen
S8
me & more
(Reisen für Singles und Alleinreisende)
S9
FamilienStudienreisen
S13
kultimer
(Events und Kulturtrips weltweit)
Events und Kulturtrips
Teatro Real in Madrid
Karneval in Venedig
Ostern in Armenien
Winter in St. Petersburg
Intensiverleben
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Bayerische Schule 6/7 2010
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Dermatologie,
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Pädiatrie
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Bayerische Schule 6/7 2010
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Kinder und Jugendliche,
sinnesbehinderten und
alten Menschen.
An der privaten Heimsonderschule für HörgeschädigteFörderzentrum Hören und Sprechen – in Schramberg –
Heiligenbronn ist ab dem kommenden Schuljahr oder
nach Vereinbarung folgende Stelle zu besetzen:
Direktorin / Direktor
Internationaler Lehrgang in
Montessori-Pädagogik und
Montessori-Heilpädagogik
für Lehrerinnen und Lehrer
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#$ %" &'"( )*+, -. +-/-
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5! Das Förderzentrum verfügt über folgende Abteilungen:
•
•
•
•
•
Grund-, Haupt- und Förderschule mit Außenklassen
Internat und Tagesgruppen
Beratungsstelle für hör- und sprachbehinderte
Kinder und Jugendliche
Schulkindergarten für hör- und sprachbehinderte Kinder
Sonderberufsschule (mit Berufsvorbereitungsjahr) für
hör-, seh- und lernbehinderte Jugendliche
Wir betreuen derzeit am Standort Heiligenbronn 230
Kinder und Jugendliche in den Schulen, im Internat, den
Tagesgruppen und in den Gruppen des Schulkindergartens
und in verschiedenen Aussenklassen. Das Kollegium
besteht aus über 40 Lehrkräften und weiteren 20 Mitarbeiter/innen im Internat, den Tagesgruppen und dem Schulkindergarten.
Zusatzausbildung
Erfahrungsfeld Theater
… theatrale Kompetenzen erwerben
Berufsbegleitende Zusatzausbildung an sechs Wochenenden
Die Zusatzausbildung befähigt zur selbständigen Durchführung
von Theaterprojekten mit unterschiedlichen Zielgruppen und
Altersstufen. Dieses Modul ist gleichzeitig Teil 1 der Theaterpädagogik-Ausbildung nach Richtlinien des BuT (beantragt).
Leitung: Marion Beyer, Hermann Vief
Beginn: 29. Oktober 2010 • Beitrag: 1.390 Euro
Institut für Jugendarbeit des BJR in Gauting bei München
Informationen: www.institutgauting.de • Tel. 089/89 32 33-16
Wir wünschen uns:
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eine Persönlichkeit, die menschlich und fachlich
überzeugend ist
• die Ausgestaltung der Ziele einer Schule in
katholischer Trägerschaft
• einschlägige Berufserfahrungen im Bereich der
Hörgeschädigtenpädagogik
• einen kooperativen Führungsstil mit Führungsqualitäten
• die Bereitschaft, an der konzeptionellen Weiterentwicklung der Schule federführend mitzuwirken in
enger Verzahnung mit den sonstigen Angeboten der
Einrichtung
• die Zugehörigkeit zu einer christlichen Amtskirche
Wir bieten Ihnen:
•
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Freiräume, um Ihre innovativen und kreativen
Fähigkeiten einzubringen
ein aufgeschlossenes und engagiertes Kollegium
Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten
BewerberInnen für diese Stelle, welche Beamte
des Landes Baden-Württemberg sind, können
vom Landesdienst unter Anrechnung auf das
Besoldungsdienstalter und die ruhegehaltsfähige
Dienstzeit beurlaubt werden. Die Besoldung richtet
sich nach den landesrechtlichen Bestimmungen.
Auskunft erteilt Ihnen gerne Herr Roland Flaig. Ihre Bewerbung mit den üblichen Unterlagen richten Sie bitte an:
•
Herrn Roland Flaig (Leitung Behindertenhilfe)
stiftung st. franziskus heiligenbronn
Kloster 2 · 78713 Schramberg-Heiligenbronn
Telefon: 07422 569-307
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Autorenkürzel:
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Bavariaring 37, 80336 München
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für Dorothee von Stiegliz, ff für Florian Fischer,
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Fotos:
Telefon 089 7210 01-0, Fax 089 721001-90
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Die Bayerische Schule erscheint acht- bis neunmal pro
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stellen die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die
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Die Bayerische Schule 8/9 erscheint
am 11. September 2010, Das neue Dienstrecht
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