GEH Symposium Erhaltung Gefügelrassen

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GEH Symposium Erhaltung Gefügelrassen
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Annika Bromberg
Am 22. Januar 2012 trafen sich Geflügelzüchter
und Interessierte zu einem gut besuchten Symposium mit dem Titel „Erhaltung gefährdeter
Geflügelrassen“ im ICC Berlin.
Eingeladen zu der Veranstaltung hatte die GEH
zusammen mit Herrn Dr. Weigend (FLI, Mariensee) im Rahmen des Projektes „Infrastrukturaufbau für die bundesweite Zucht bestandsgefährdeter Nutztierrassen“.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (BMELV) über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
gefördert (Förderkennzeichen 2809 BM006).
Das Symposium begann mit einem Vortrag
zur gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2012
„Deutsche Sperber“ von GEH-Rassebetreuer
Heinrich Thomas. Herr Thomas berichtete über
die Entstehungsgeschichte der Rasse und den
heutigen Stand der Zucht und den diversen
Vorhaben, die sich für diese Rasse als Gefährdete Rasse des Jahres 2012 ergeben. Interessant waren auch besonders die detaillierten
Aufzeichnungen zur Jahres-Legeleistung von
insgesamt 28 Sperberhennen. Die durchschnittliche Eierleistung der Alttiere lag bei 160,5 Eiern,
bei den Jungtieren bei 154,7 Eiern. Die beste
Henne legte 218 Eier mit 60,5 g durchschnittlichem Eigewicht. Zu einer Besichtigung der
drei Zuchtstämme in der Tierhalle der Internationalen Grünen Woche am GEH-Stand lud Herr
Thomas anschließend alle Anwesenden ein.
Frau Dr. Inga Tiemann vom wissenschaftlichen
Geflügelhof (WGH) des BDRG stellte die Arbeit
und die Möglichkeiten des Geflügelhofes dar.
Der Geflügelhof wurde im Jahr 2004 offiziell
eröffnet und er verfolgt das Ziel, Kenntnisse zur
Biologie des Rassegeflügels zu erarbeiten, die
sowohl der biologischen Grundlagenforschung,
als auch dem wissenschaftlich begründeten Tierschutz dienen. Aktuelle Forschungsprojekte
zur Biodiversität beim Hausgeflügel und zur
Tierschutzthematik wurden vorgestellt.
Anschließend erhielten die Zuhörer Einblick in
die Erhaltungszucht beim Geflügel durch Herrn
Dr. Steffen Weigend. So wurden die verschiedenen Möglichkeiten wie die Rotationszucht, die
Herden-Zufallspaarung oder das regelmäßige
„Mischen“ verschiedener Subpopulationen für
die Erhaltungszucht erläutert.
Herr Wolfgang Oxe vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt referierte
über die Möglichkeiten staatlicher Maßnahmen
zur Förderung von Erhaltungszuchtprogrammen.
Ein grundlegendes Problem zeigt sich hier beim
Geflügel, da dieses nicht unter das Tierzuchtgesetzt fällt, auch das Nationale Fachprogramm
Tiergentische Ressourcen und die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und
des Küstenschutzes“(GAK) gelten nur für die
Tierartengruppen Rind, Pferd, Schwein, Schaf
und Ziege.
Sehr praxisnah berichtete anschließend Frau
Dr. Katrin Stricker über den aktuellen Stand
der Erhaltungszucht beim Vorwerkhuhn. Der
Vorwerkzuchtring existiert seit 15 Jahren und
hat mit seiner angewandten Hahnenrotation die
Inzuchtsituation bei dieser Hühnerrasse maßgeblich verbessert. Die dem Ring angeschlossenen
Züchter/innen pflegen einen sehr intensiven Erfahrungsaustausch untereinander, auch dank
der intensiven Tierbesprechungen, die alljährlich auf einem Zuchtbetrieb durchgeführt werden.
der Erhaltungszucht zu etablieren. Zwischen
den Vorträgen fand sich Zeit zum Erfahrungsaustausch und zur Diskussion. Es wurde der
Wunsch geäußert, die Thematik langfristig
weiter fortzuführen und so hoffen wir, im Januar 2013 wieder im ICC-Berlin, zum nächsten
Geflügelsymposium zusammen kommen zu
können. Interessante Links zum Thema unter:
Wissenschaftlicher Geflügelhof:
www.wissenschaftlicher-gefluegelhof.de
Erhaltungszuchtring Vorwerkhuhn:
Sachsenhuhn und Verein Initiative zur Erhaltung
alter Geflügelrassen:
www.erhaltungszucht-vorwerkhuhn.de
Erhaltungs-Zuchtring Ostfriesische Möwen:
www.ostfriesische-moewen.de
Herdbuch Leinegans: www.leinegans.de
Hier die Logos der beiden Zuchtringe von
Vorwerkhuhn und Sachsenhuhn in schwarz
Herr Dr. Heinz Müller befasst sich entsprechend
dem Vorbild der Vorwerkhühner mit dem Aufbau eines Erhaltungszuchtrings für das Sachsenhuhn in schwarz. Dieser Zuchtring wird
über den Verein „Initiative zur Erhaltung alter
und gefährdeter Geflügelrassen“ mit Sitz in
Deersheim initiiert.
Über den Zuchtring Ostfriesische Möwen informierte der GEH-Rassebetreuer Michael Ruhnau.
Auch hier werden Zuchttiere innerhalb einer
feststehenden Züchterschaft ausgetauscht um
Inzucht zu vermindern und es werden spezielle
Tierbewertungen durchgeführt.
Ein weiteres Beispiel zur Durchführung von Erhaltungszuchtprogrammen im Geflügelbereich
stellte Cord Schumann über die Zucht im Herdbuch Leinegans e.V. vor. Auch hier konnte die
Population im Laufe der letzten Jahre gesichert
und zahlenmäßig vergrößert werden. Tenor
aller Zuchtringverantwortlichen war, dass sich
gerne noch weitere Züchter/innen dieser wichtigen Arbeit der Zuchtringe anschließen können, bzw. diese Erfahrungen sich auch auf weitere Rassen übertragen ließen.
Eine wichtige Unterstützung für die Zuchtringe
entsteht derzeit im Rahmen des Zuchtprojektes
der GEH für die beiden Erhaltungszuchtringe
des Vorwerkhuhnes und des schwarzen Sachsenhuhnes. Derzeit wird an einer computergestützten Zuchtbuchführung für Geflügel gearbeitet.
Dieses Vorhaben wird gemeinsam mit der Firma Biobserve umgesetzt. Herr Stephan Schwarz
war angereist um einen Einblick in die Möglichkeiten dieses Programmes zu geben. Im Frühjahr diesen Jahres, soll die erste Testphase für
das Programm beginnen und dann langfristig
auch anderen Geflügelrassen zur Verfügung
stehen. Zum Abschluss des Symposiums berichtete Antje Feldmann (Geschäftsführerin der GEH)
von der Geflügelzucht im Arche-Projekt der GEH.
Im Rahmen des Arche-Hof Projektes werden
derzeit über 200 Zuchtgruppen verschiedenster
Geflügelrassen gehalten. Es wird eine intensivere Beratung und Koordination der Züchter
angestrebt, um den Bereich der aktiven Geflügelzucht noch gezielter unter dem Gesichtspunkt
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GEH
Bericht vom GEH-Symposium – Erhaltung gefährdeter Geflügelrassen