Kammer-Report - Brandenburgische Ingenieurkammer
Transcrição
Kammer-Report - Brandenburgische Ingenieurkammer
DEUTSCHES INGENIEURBLATT – BRANDENBURG Mai 2012 Kammer-Report Offizielle Bekanntmachungen, Nachrichten und Informationen der Ingenieurkammer www.bbik.de Ingenieurbaukunst und Baukultur Welchen Beitrag leisten Ingenieurinnen und Ingenieure? sität das Erscheinungsbild unserer Städte und Gemeinden bzw. der Landschaft. Jedes Einzelbauwerk ist somit immer auch Teil der Bau- und Stadtkultur. Während bei besonderen Ingenieurbauten der maßgebliche Einfluss der Ingenieurinnen und Ingenieure auf das Erscheinungsbild weitgehend anerkannt ist, sieht es bei „normalen“ Bauwerken meist anders aus. Keiner wird bei Brücken, Türmen oder exponierten Hochhäusern den maßgeblichen Einfluss der Ingenieure an der Gestaltung, die sich bei Der Ingenieurbau umfasst Planung, Konstruktion und Errichtung von technischen Bauwerken. Handelt es sich um besonders komplexe Bauwerke, spricht man von Ingenieurbauten. Gemeint sind damit meist große Bauwerke, für die besondere technischkonstruktive Berechnungen erforderlich oder besondere Baustoffe verwendet werden. Doch wie sieht es in diesem Zusammenhang mit der Baukultur aus? Ist diese nur Teil der Architektur, also einer Aufgabe, die sich dem wirken der Ingenieurinnen und Ingenieuren entzieht? Alle Bauwerke, egal ob große oder kleine, prägen in unterschiedlicher IntenFoto: Benjamin Thorn Inhalt VV, Vorstand, Geschäftsstelle Wahlvorschläge Seite 2 Alles was Recht ist WIA informiert: BauFordSiG gilt auch für Leistungen von Planern Seite 6 Kammer aktuell Ungewöhnliche Einblicke in Brandenburger Baukultur Grenzüberschreitende Ingenieurkooperationen Ingenieure feiern auf Frühlingsfest Der Ingenieurrechtstag 2012 Ein voller Erfolg! Aktuelle Entwicklungen des Bauordnungsrechts in Brandenburg Seite 3 Seite 3 Menschen, Daten, Fakten Die Kammer gratuliert Seite 7 Termine 17. Ingenieurkammertag: Eurocodes – Fluch oder Segen ? Seminare und Termine Seite 7 Seite 8 Seite 4 Seite 5 Seite 6 Weitere Informationen zu ingenieurrelevanten Themen erhalten Sie unter www.bbik.de. 1 solchen Gebäudetypen im Wesentlichen aus der Tragkonstruktion entwickelt, negieren. Gleiches gilt für den Bau und die Umgestaltung von Straßen und Plätzen. Anders verhält es sich im Geschosswohnungsbau und bei anderen, kleineren Bauvorhaben. In aller Regel arbeiten Architekten und Ingenieure gemeinsam an der technisch- konstruktiven und der gestalterischen Lösung der Bauaufgaben. Die Vorteile dieses „gemeinsamen Bauens“ sind grundsätzlich unbestritten. Dennoch sind die Ingenieure, soweit sie als Bauvorlageberechtigte tätig sind, im Einzelfall auch allein für Gestaltungsfragen verantwortlich. Es sind die unspektakulären und kleineren Bauaufgaben, die aufgrund ihrer großen Zahl das Bild unserer Städte prägen. Hier ist die öffentliche Meinung geneigt, allein Architekten die Verantwortung für die Gestaltung zuzuschreiben, die Ingenieure hingegen aus der Verantwortung weitgehend zu entlassen. Und allzu gerne wird dies von Ingenieuren billigend in Kauf genommen, erspart es doch einen breiten Diskurs mit an der Planung beteiligten Akteuren und der Bevölkerung. Hier liegt aber ein weit verbreiteter Trugschluss vor: Planung enthält immer signifikante Ingenieur- und Architektenleistungen (vielleicht mit einer Ausnahme: im Brückenbau wird ein Großteil der Planungen allein von Ingenieuren durchgeführt.) Es kann also nur heißen: Ingenieurbaukunst ist Bau- DEUTSCHES INGENIEURBLATT – BRANDENBURG Mai 2012 Fortsetzung von Seite 1 kultur! Mit ihrem Wirken leisten Ingenieurinnen und Ingenieure genauso wie Architekten, durch ihre tägliche Arbeit immer auch einen Beitrag zur Entwicklung unser Städte und Gemeinden. Hieraus ergibt sich auch die Verpflichtung, den gesellschaftlichen Diskurs aktiv zu begleiten. Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist es folgerichtig, dass die zuständigen Kammern bereits vor drei Jahren die bisher getrennt ausgelobten Preise für Architektur und Ingenieurwesen in einem Baukulturpreis zusammengeführt haben und bei der Auslobung vom Land unterstützt werden. Durch die gleichberechtigte Konkurrenz der Fachsparten wird anerkannt, dass Architekten und Ingenieure einen gleichermaßen wichtigen Beitrag zur Gestaltung des umbauten Raumes beisteuern. Vor diesem Hintergrund sollten Ingenieurinnen und Ingenieure stärker aus ihrer eigenen Arbeit heraus den gesellschaftlichen Diskurs bezüglich einer zukunftsorientierten Stadtentwicklungspolitik aktiv begleiten und Position beziehen! Bei Straßenbauvorhaben haben sich die Anforderungen an Nutzbarkeit und Gestaltung in den vergangenen Jahren immer weiter differenziert. In immer mehr Fällen steht hier nicht mehr die technisch optimierte Lösung einer Bauaufgabe im Vordergrund, sondern die Suche nach Lösungen im Spannungsfeld zwischen städtebaulichen, ästhetischen, sozialen und ökologischen Anforderungen des Umfelds. Auch bei der fortschreitenden Sanierung der historischen Stadtkerne Brandenburgs wachsen die Anforderungen, um durch innovative (ingenieurmäßige) Vorschläge bisher noch unsanierte Bauwerke zu erhalten. Hohe Anforderungen im Hinblick auf den Erhalt der historischen Fassaden und der Originalsubstanz sind hier mit den subjektiven und objektiven Ansprüchen der künftigen Nutzungen in Einklang zu bringen. Gesichtspunkte der Energieeffizienz sowie die Möglichkeiten zum Einsatz Erneuerbarer Energien müssen im Sinne einer individuellen Abwägung zwischen den jeweiligen Erhaltungs- und Erneuerungszielen berücksichtigt werden. Ingenieure sind gefordert, hierauf Antworten zu geben. Beispielhaft für die maßgebliche und für alle sichtbare Entwicklung kann hier auch der insbesondere durch die Energiewende weiter forcierte Bau von Windenergieanlagen betrachtet werden. Windenergieanlagen sind reine Ingenieurbauten und werden in der öffentlichen Wahrnehmung sehr differenziert bewertet. Unbestreitbar handelt es sich hier um einen baukulturellen Beitrag, der zu einer wahrnehmbaren Veränderung der Landschaft führt. Es sind moderne Ingenieurbauwerke, die Brandenburg und zunehmend alle Länder prägen werden! Während der Bedarf an Windenergiegewinnung, also der Funktion der Anlagen, weitgehend anerkannt sind, wird die „Verspargelung“ der Landschaft von Teilen der Bevölkerung kritisiert. Auch hier können Ingenieure einen wichtigen Beitrag leisten, den Veränderungsprozess zu erklären. Baukunst wird also ganz wesentlich von Ingenieurinnen und Ingenieuren mit gestaltet. Der Berufsstand muss sich dem bewusst sein und entsprechend an der gesellschaftlichen Diskussion teilnehmen. Hier gibt es noch viel zu tun! Rolf Deking, Hans-Joachim Stricker, Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft VERTRETERVERSAMMLUNG VORSTAND GESCHÄFTSSTELLE Wahlvorschläge In einer gemeinsamen Sonderbeilage der Ingenieurverbände und –vereine sowie weiterer Kandidatenverzeichnisse stellen sich die Mitglieder mit Kurzportrait zur Kandidatur zur 5. Vertreterversammlung vor. Die Sonderbeilage liegt dem aktuellen Deutschen Ingenieurblatt bei. Die Frist zur Einreichung der Wahlvorschläge beim Wahlausschuss der BBIK endete am 15. Mai. Auf- grund des Termins zur Druckfreigabe der Sonderbeilage werden darin nur die Kandidaten vorgestellt, die bis zum 20. April ihre Kandidatur bei der Geschäftsstelle schriftlich bekundeten. Zur Wahl ist auf der BBIK-Homepage ein Extra-Menüpunkt „Wahlen“ eingerichtet. Dort erhalten Sie aktuelle Informationen zu den Kandidaten, auch zu den bisherigen ehrenamtlichen Tätigkeiten, zu 2 den Aufgaben und Schwerpunkten, die sich die Liste bzw. der/die jeweilige Kandidat/in für seine/ihre Amtszeit setzt. Über weitere Einzelheiten zur Wahl informieren wir Sie regelmäßig. Für Rückfragen stehen auch die Mitarbeiter der BBIK Geschäftsstelle telefonisch unter 03 31/ 743 18 0 oder per E-Mail: [email protected] zur Verfügung. DEUTSCHES INGENIEURBLATT – BRANDENBURG Mai 2012 KAMMER AKTUELL Ungewöhnliche Einblicke in Brandenburger Baukultur Hochzufrieden zeigten sich die Brandenburgische Ingenieurkammer und die Brandenburgische Architektenkammer mit dem 1. Öffentlichen Baukulturgespräch, das am 3. April 2012 unter gemeinsamer Federführung stattfand. Es widmete sich dem ausgezeichneten Projekt „Lange Brücke Potsdam“. Kurzweilig stellten die Preisträger Dipl.-Ing. Henry Ripke und Dr.-Ing. Thomas Klähne das dialogische und konstruktiv innovative Arbeiten von Ingenieur- und Architekturwesen dar. Dabei hoben sie im Rahmen der Ortsbesichtigung und einer anschließendem Podiumsdiskussion die Verbindung von Ästhetik und Funktionalität im Rahmen der Gestaltung der historischen Potsdamer Innenstadt inklusive einer verkehrlichen Umorganisierung besonders anschaulich hervor. So ist ein mit Recht ausgezeichnetes Bauwerk entstanden, das die Erweiterung des vorhandenen Brückenbauwerkes berücksichtigt, insgesamt keinen ästhetischen Bruch entstehen lässt und sich harmonisch in das Potsdamer Stadtbild als Ensemble einfügt. Die Kammerpräsidenten, Dipl.-Ing. Bernhard Schuster (BA) und Dipl.Ing. (FH) Wieland Sommer (BBIK) gingen in ihren Grußworten nochmals verstärkt auf die Gemeinsamkeit von Architekten und Ingenieuren ein und stellten den Fokus der Veranstaltungsreihe – Gemeinsam Bauen - in den Vordergrund. Im Podiumsgespräch, geleitet durch Jurymitglied des Baukulturpreises 2011 Prof. Dr.-Ing. Stefan Polonyi, stellten die Preisträger die Besonderheiten der Langen Brücke und der damit verbundenen Zusammenarbeit von Architekt und Ingenieur auch am Bild noch einmal detailliert dar. Die entspannte und an Fakten sehr inhaltsreiche Gesprächsrunde kam bei den zahlreichen Gästen sehr gut an. Viele Fragen aus dem Publikum zeigten das große Interesse am Bauwerk und an der Veranstaltung. Das öffentliche Gespräch „Baukultur vor Ort“ wählte mit den Potsdamer Bahnhofspassagen bewusst einen Raum, der nah an den Menschen und dem Alltag ist. Hier wurden auch im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Baukultur vor Ort“ die Wettbewerbsarbeiten zum Brandenburgischen Baukulturpreis 2011 präsentiert. Dieser zentrale Ort ermöglicht auch, dass ein breites Publikum die Leistungen von Architekten und Ingenieure wahrnehmen können. Über die genauen Termine der nächsten Gespräche "Baukultur vor Ort" informieren wir zeitnah. Vor-Ort-Projektvorstellung der Langen Brücke Potsdam. Foto: weitermann BBIK unterstreicht Vorreiterrolle für grenzüberschreitende Ingenieurkooperationen Am 26. März 2012 fand in Poznanń ein erster Kontakt zur Wielkopolska Okregowa IZBA Inzynierów Budownictwa (Großpolnische Bauingenieurkammer – WOIIB) – statt. Hier wurde Interesse an einer Kooperation mit der Brandenburgischen Ingenieurkammer signalisiert. Für die ca. 10.000 Kammermitglieder sollen durch eine solche Ko3 operation Möglichkeiten entwickelt werden, grenzüberschreitend zusammen zu arbeiten. Neben den Bauingenieurkammern in Szczecin/Stettin, Gorzów/Lands- DEUTSCHES INGENIEURBLATT – BRANDENBURG Mai 2012 Fortsetzung von Seite 3 berg und Wrocław/Breslau besteht damit zu einer 4. Wojewodschaftskammer eine Kooperationsbeziehung. Eine förmliche Vereinbarung soll auf unserem Ingenieurkammertag im Juni 2012 abgeschlossen werden. Die BBIK unterstreicht damit ihren Ruf, hinsichtlich ingenieurgemäßer Kontakte nach Polen eine gewisse Vorreiterrolle zu spielen. Vorrangiges Ziel für die BBIK ist die Ermöglichung und Begleitung zusätzlicher Tätigkeitsfelder jenseits der formellen Staatsgrenze an Oder und Neiße. Nicht zuletzt durch die zumeist bestehende Sprachbarriere wird ein solches Tätigwerden aber nur durch partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Ingenieurbüros auf der polnischen Seite dauerhaft möglich sein. Auch mit solchen zwischenstaatlichen Kontakten nimmt die BBIK ihre Verpflichtung wahr, vielfältige Arbeitsmöglichkeiten für ihre Mitglieder zu schaffen. Foto: BBIK Ingenieure feiern auf Frühlingsfest „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist sie zu gestalten.“ Diesen Satz formulierte einst Willy Brandt. Er war das Motto zum 2. Frühlingsfest der BBIK am 21. März 2012. Kein Fachvortrag, sondern aufgelockerte – eben frühlingshafte Stimmung - Ingenieure können feiern, das bewies dieses Fest. Frische Begrüßungsreden zur Bedeutung des Berufsstandes der Ingenieure durch Kammerpräsident Wieland Sommer und Staatssekretär Rainer Bretschneider, dienten als gelungener Auftakt der Veranstaltung. Die BBIK nutzte die Veranstaltung u. a. auch wieder dazu, bei jungen Leuten (14 – 25 Jahre) für den Ingenieurberuf zu werben. Dazu richtete der Präsident persönliche Worte an das Publikum und unterstrich dabei die Rolle der Ingenieurkammer bei der Nachwuchsgewinnung für den Ingenieurberuf. Damit verbunden war als ein Höhepunkt des Frühlingsfestes die Auslobung des BBIK-Fotowettbewerbs 2012/2013 „Dein Blick – dein Klick – dein Foto gewinnt“, mit dem Schüler und Studenten zur Dokumentation ingenieurtechnischer Leistungen im Alltag animiert werden sollen. Die Schirmherrschaft des Wettbewerbs übernahmen die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Grußwort an die Ingenieure: Staatssekretär Rainer Bretschneider Foto: BBIK Kultur, Frau Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst und die Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, Frau Dr. Martina Münch, die das Anliegen der Ingenieurkammer, jungen Ingenieurnachwuchs und möglichst viele junge Leute für eine naturwissenschaftlich-technische Ausbildung zur Fachkräftesicherung im Land Brandenburg zu gewinnen, unterstützen. 4 Unter den Gästen des Frühlingsfestes weilten u. a. Ministerin Sabine Kunst (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur), Minister Jörg Vogelsänger, (Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft) sowie Dr.-Ing. Jens Karstedt, Präsident der Bundesingenieurkammer und Baukammer Berlin, begrüßt werden. Weiterhin nahmen als Mitglied des Deut- DEUTSCHES INGENIEURBLATT – BRANDENBURG schen Bundestages, Prof. Dr. Martin Neumann und weitere Präsidenten von Kammern und Landesverbänden und die polnischen Kollegen der benachbarten Ingenieurkammer aus Gorzów teil. Im weiteren Programm unterhielten die Kabarettisten Ranz & May mit Auszügen aus ihrem aktuellen Programm die Gäste. Dabei marschier- ten die beiden Herren in das von Gutmenschen verteidigte Reich des politisch Korrekten ein, meuchelten und wüteten putzmunter drauf los. Keine Weltverbesserungsvorschläge, keine Atomhysterie, nicht mal Schelte gegen “Die da oben” und das auf einer deutschen Kabarettbühne? Mit viel Witz und Charme gelang es den Künstlern, das Publi- Mai 2012 kum zu begeistern, aber auch zum Nachdenken anzuregen. Frohmut, gute Laune, Lukullisches gehörten ebenso zu diesem kurzweiligen Abend wie der Erfahrungsaustausch unter Berufskollegen und Freunden. Dass Ingenieure lange feiern können, zeigte die fortgeschrittene Stunde, als die letzten Gäste das Seminaris Seehotel verließen. Der Ingenieurrechtstag 2012 - Ein voller Erfolg! Trotz schönstem Frühlingswetter fanden 115 interessierte Ingenieurinnen und Ingenieure den Weg in den Hörsaal der Potsdamer Fachhochschule. Dipl. Ing. (FH) Wieland Sommer, Präsident der Brandenburgischen Ingenieurkammer stimmte die Teilnehmer auf eine spannende und vor allem praxisnahe Veranstaltung ein. Dr. WulffWoesten, Geschäftsführer der BBIK, begrüßte die Referenten mit würzigen Rechtszitaten. Sechs Kurzvorträge informierten zu aktuellen Rechtsproblemen, deren Relevanz im Berufsalltag durch Fragen der Teilnehmer offensichtlich wurde. Der erste Vortrag, referiert von Herrn Prof. Stassen, umfasste die anschauliche Darstellung der höchstrichterlichen Rechtsprechung zum Architekten- und Ingenieurrecht der Jahre 2011 und 2012. Insbesondere die Themen rund um die HOAI und haftungsrechtliche Gesichtspunkte fanden großes Interesse. Im fliegenden Wechsel folgte das Referat von Frau Rechtsanwältin Reich zum Thema Bauvertragsrecht. Herr Faust, Leiter der Haftpflichtund Unfallabteilung der VHV Versicherungen, vertiefte die aufgeworfenen Haftungsfragen (Vertragsverletzung, Sachwalterhaftung, Haftung im Gesamtschuldverhältnis, deliktische Haftung) durch eine lehrreiche Dokumentation an Groß- (Einsturz der Eissporthalle in Reichenhall, 2006) bis Kleinschäden (Rissbildungen am Nachbarhaus). So wurde die Notwendigkeit einer angemessenen Berufshaftpflichtversicherung mehr als deutlich. Dieses Thema hat für die BBIK-Mitglieder eine besondere Relevanz, wird die Kammer doch demnächst eine Kontrolle des vorgeschriebenen Haftpflicht-Versicherungsschutzes vornehmen und damit einer ihr obliegenden wichtigen Pflicht nachkommen. Nach dem Mittagessen gab der Referatsleiter im MIL, Herr Förster, einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen des Bauordnungsrechts in Brandenburg / Berlin (siehe hierzu detaillierte Ausführung nachfolgender Beitrag „Aktuellen Entwicklungen des Bauordnungsrechts in Brandenburg“). Nach der Pause mit der Gelegen- heit zu Fachgesprächen zwischen den Teilnehmern und den Referenten, gab Herr Dr. Klosa, tätig für die Landeshauptstadt Potsdam, einen prägnanten Überblick über die drittschützenden Normen des Bauordnungs- und Bauplanungsrechts. Die beispielhaft präsentierten Fotodokumentationen erzeugten einiges „Kopfschütteln“ unter den Teilnehmern und zeigten fragwürdige Auslegungspraktiken im Nachbarrecht auf. Abgerundet wurde der äußerst informative und kurzweilige Ingenieurrechtstag durch Herrn Rechtsanwalt Kruse, dem es trotz fortgeschrittener Stunde gelang, den Teilnehmern die Grundzüge des Arbeitsrechts, insbesondere im Bezug auf den Alltag in einem Ingenieurbüro, nahe zu bringen. Foto: BBIK 5 DEUTSCHES INGENIEURBLATT – BRANDENBURG Mai 2012 Aktuelle Entwicklungen des Bauordnungsrechts in Brandenburg Auf dem Ingenieurrechtstag der BBIK am 16. März 2012 fand der Bericht des MIL von MR Jan-Dirk Förster über die „Entwicklungen im Bauordnungsrecht“ besondere Beachtung. Ausgangspunkt der Betrachtung zur Entwicklung der Brandenburgischen Bauordnung war die aktuelle Entwicklung der Musterbauordnung (MBO). Die Änderungen der MBO sollen im September von der Bauministerkonferenz beschlossen werden. Hauptgründe für die beabsichtigten Änderungen der MBO sind der demografische Wandel („Wohnen im Alter“), die Umsetzung energie- und klimapolitischer Ziele, die Beachtung der Belange von Menschen mit Behinderungen und die Umsetzung europarechtlicher Vorgaben. In Brandenburg würde die Umsetzung dieser Änderungen der MBO eine grundsätzliche Annäherung voraussetzen. Die im Jahr 2003 umfassend novellierte Brandenburgische Bauordnung unterscheidet sich – anders als die Berliner Bauordnung von 2005 – grundlegend von der MBO. Von Investoren, Bauherren und Planern wird daher häufig beklagt, dass es im gemeinsamen Wirtschaftsraum BerlinBrandenburg keine einheitlichen bauordnungsrechtlichen Mindestanforderungen gibt. Ziel der im Jahr 2011 geführten „Potsdamer Gespräche“ war es, mit anerkannten Experten – u. a. dem Präsidenten der Brandenburgischen Ingenieurkammer - darüber zu diskutieren, welche Angleichungen der Brandenburgischen Bauordnung an die MBO und damit an die Bauordnung Berlin befürwortet werden. Im Ergebnis der „Potsdamer Gespräche“ gab es deutliche Impulse für eine Harmonisierung des Bauordnungsrechts mit dem Ziel einer Angleichung der Brandenburgischen Bauordnung an die MBO und damit an die Bauordnung Berlin. Die Teilnehmer der „Potsdamer Gespräche“ plädierten einheitlich dafür, das Gebäudeklassensystem und das Brandschutzkonzept der MBO zu übernehmen. Im Unterschied zum in Brandenburg geltenden „alten“ dreistufigen System der Unterteilung von Gebäuden geringer Höhe, mittlerer Höhe und Hochhäuser unterscheidet die Musterbauordnung fünf Gebäudeklassen. Das Gebäudeklassensystem der Musterbauordnung ist viel differenzierter mit Blick auf die Brandschutzanforderungen und hilft damit, Baukosten zu senken. Berlin und die meisten anderen Bundesländer haben dieses System übernommen. Im Abstandsflächenrecht sprachen sich die Experten dafür aus, die Berechnung der Abstandsflächentiefe zu vereinheitlichen. Die Experten befürworteten, den Sonderbauten-Katalog der Musterbauordnung zu übernehmen, weil dieser für Bauherren, Planer und Vollzugsbehörden besser nachzuvollziehen ist als die unscharfe Abgrenzung von Regelbauten und Sonderbauten in der Brandenburgischen Bauordnung. Das Thema Barrierefreiheit wurde in der Expertenrunde intensiv diskutiert. Die Notwendigkeit einheitlicher Regelungen zur Barrierefreiheit im gemeinsamen Wirtschaftsraum Berlin – Brandenburg wurde hervorgehoben. MR Förster zog das folgende Fazit: Zwar ist nach dem föderalen System in Deutschland Bauordnungsrecht Ländersache. Andererseits macht Bauen nicht an einer Ländergrenze halt. Brandenburgische Ingenieure sind längst nicht mehr nur im Bereich „ihres Bundeslandes“ planerisch tätig. Um die Brandenburgische Bauordnung zukunftsfähig weiterzuentwickeln, sind Änderungen unabdingbar. Diese sollten sich, wie in Berlin, an der Musterbauordnung orientieren. Nicht die Angleichung, sondern die Abweichung landesrechtlicher Regelungen von der MBO bedarf der Begründung! ALLES WAS RECHT IST WIA informiert: BauFordSiG gilt auch für Leistungen von Planern Wie der Wirtschaftsdienst Ingenieure & Architekten berichtet, unterliegen auch Leistungen der Ausschreibung und Vergabe dem Schutzzweck des Bauforderungssicherungsgesetzes (BauFordSiG), sprich typische Planerleistungen. So hat es das OLG München mit Urteil vom 04.10.2011 entschieden (Az. 28 U 1928/10). Das BauFordSiG verpflichtet den Empfänger von Baugeld, dieses zweckentsprechend zu verwenden, das heißt zugunsten von Personen, 6 die vertraglich an der Herstellung eines Bauwerks beteiligt sind. Zu dem geschützten Personenkreis gehören auch Architekten und Fachplaner. Das OLG München hat klargestellt, dass auch Leistungen aus den Lp 6 und 7 „baugeldrelevant“ sind. DEUTSCHES INGENIEURBLATT – BRANDENBURG Im zu entscheidenden Fall führte das dazu, dass der Planer den Geschäftsführer des zwischenzeitlich insolvent gewordenen Auftragge- bers (Bauträger-GmbH) persönlich auf Schadensersatz in Anspruch nehmen und sich so sein Honorar holen konnte. Denn der Planer Mai 2012 konnte nachweisen, dass dieser Baugeld zweckwidrig verwendet und damit gegen das BauFordSiG verstoßen hatte. MENSCHEN DATEN FAKTEN Die Kammer gratuliert* Allen, die zwischen dem 16. Mai und dem 15. Juni 2012 einen runden Geburtstag über dem halben Jahrhundert feiern, gratulieren wir herzlich zum 50. Geburtstag Frau Dipl.-Ing. (FH) Sabrina Böhm, Fredersdorf Frau Dipl.-Ing. (FH) Marion Menzel, Vetschau Herr Dipl.-Ing. Kai-Uwe Engel, Potsdam Herr Dipl.-Ing. Hans-Christian Schulz, Brieselang 55. Geburtstag Herr Dipl.-Ing. (FH) Detlef Vogler, Fürstenberg / Havel Herr Dipl.-Ing. Egbert Krellmann, Potsdam Herr Dipl.-Ing. Bernd Leutzow, Rüdersdorf Herr Dipl.-Ing. (FH) Hans-Peter Schulz, Brandenburg / Havel 60. Geburtstag Frau Dipl.-Ing. (FH) Gundula Lucas, Schwielowsee Herr Dipl.-Ing. Joachim Quenzel, Panketal Herr Dipl.-Ing. Norbert Seidel, Werder / Havel Herr Dipl.-Ing. Uwe Grohs, Eberswalde Herr Dipl.-Ing. Arnold Bender, Fürstenwalde Herr Dipl.-Ing. Bernd Gütschow, Berlin Herr Dr.-Ing. Ralf Jüngling, Luckau Herr Dr.-Ing. (FH) Rainer Paulan, Klettwitz 65. Geburtstag Herr Dipl.-Ing. (FH) Eckhard Wagenmann, Berlin 70. Geburtstag Frau Dipl.-Ing. (FH) Hannelore Korth, Fredersdorf Herr Dipl.-Ing. (FH) Peter Landmann, Röderland 75. Geburtstag Herr Dipl.- Ing. (FH) Oswald Werner, Prenzlau Die Brandenburgische Ingenieurkammer wünscht allen Jubilaren Glück und Gesundheit im neuen Lebensjahr. *Die BBIK veröffentlicht an dieser Stelle ausschließlich Daten von Personen, die einer Veröffentlichung ausdrücklich zugestimmt haben. TERMINE VERANSTALTUNGEN BILDUNG 17. Ingenieurkammertag Leitthema: Eurocodes – Fluch oder Segen ? Ab 1. Juli 2012 sind in Deutschland einzig die Eurocodes (EC) für die Tragwerksplanung verbindlich. Parallel dazu arbeitet die Politik an einer Harmonisierung der Bauordnungen von Berlin und Brandenburg. Beides wird in naher Zukunft Auswirkungen auf alle aktiv planenden Ingenieure im Land haben. Der 17. Ingenieurkammertag der BBIK widmet sich diesen brandaktuellen Themen und bietet dabei auch den Teilnehmern die Möglichkeit, sich aktiv in die Diskussionen einzubringen. Die Veranstaltung findet am 15. Juni 2012 im Seminaris Seehotel Potsdam statt und beginnt um 9:00 Uhr. Ausführliche Informationen zur Veranstaltung entnehmen Sie bitte der BBIK-Homepage oder dem Programmflyer, welcher dem Deutschen Ingenieurblatt beiliegt. 7 DEUTSCHES INGENIEURBLATT – BRANDENBURG Seminare Mai 2012 (Aktueller Stand siehe www.bbik.de) Datum / Uhrzeit Seminar / Referent Ort Preis in Euro 23.05.2012 16:00-19:00 Regionale Mitgliederversammlung der Regionen Frankfurt (Oder), Oder-Spree, Märkisch-Oderland Bürgerhaus Hangelsberg Berliner Damm 10 15537 Hangelsberg kostenfrei 12.06.2012 09:00-16:00 und 13.06.2012 09:00-16:00 Zeit- und Selbstmanagement (max. 15 Teilnehmer) Institut für Getreideverarbeitung Arthur-Scheunert-Allee 40/41 14558 Nuthetal OT BergholzRehbrücke M: 160,00 € N: 240,00 € (für beide Tage) 15.06.2012 09:00-16:00 17. Brandenburgischer Ingenieurkammertag Seehotel Seminaris An der Pirschheide 40 14471 Potsdam M: 40,00 € N: 60,00 € Kammertermine (Aktueller Stand siehe www.bbik.de) Datum Veranstaltung Ort 22.05.2012 Fachsektion Bauphysik Potsdam 25.05.2012 39. Vorstandssitzung Potsdam 01.06.2012 Kammerwahl - Wahlunterlagen / Stimmzettel werden an alle BBIK-Kammermitglieder versandt Potsdam 07.06.2012 Sitzung Honorar- und Vertragsausschuss Potsdam 08.06.2012 40. Vorstandssitzung Potsdam 08.06.2012 19. Sitzung der 4. Vertreterversammlung Potsdam 13.06.2012 Arbeitskreis Verkehr Potsdam 18.06.2012 Kammerwahl - Letzte Einreichung der Stimmzettel in der BBIKGeschäftsstelle bis 18:00 Uhr möglich Potsdam 19.06.2012 Kammerwahl - Bekanntmachung des Wahlergebnisses Potsdam Impressum: Deutsches Ingenieurblatt Regionalausgabe Brandenburg (Beilage) Herausgeber: Brandenburgische Ingenieurkammer, Körperschaft des öffentlichen Rechts, Schlaatzweg 1 (Haus der Wirtschaft), 14473 Potsdam, Tel.: 0331 / 7 43 18-0, Fax.: 0331 / 7 43 18-30, www.bbik.de, [email protected] Redaktion: Daniel Petersen (B.A.) BBIK, Ines Weitermann (Dipl.-Journ.), Layout und Lektorat: Presse & Marketing •Agentur für integrierte Kommunikation • Ines Weitermann • E-Mail: [email protected], Tel. 03329 - 69 18 47 Redaktionsschluss: 16.4.2012. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Wir danken allen, die zum Gelingen dieser Ausgabe beigetragen haben. 8