Islamischer Religionsunterricht zwischen Schulversuchen und

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Islamischer Religionsunterricht zwischen Schulversuchen und
Islamischer Religionsunterricht zwischen Schulversuchen und Normalität
Prof. Dr. Bülent Ucar
Lehrstuhl für Islamische Religionspädagogik ‐ Universität Osnabrück ‐
Leiter des Zentrums für Interkulturelle Islamstudien
„Das öffentliche Ansehen des Islams ist heute schwer geschädigt und wird es auf längere Zeit bleiben. Stammtischparolen geben den Ton an und werden weiterhin gesellschaftlichen Unfrieden stiften. (…) Es geht nicht um die öffentliche Subvention einer uns noch sehr fremden Religion – so das Stammtischpalaver ‐, sondern um die Befriedung dieser Gesellschaft. (….)
Fundamentalistischer Wahnsinn, ob christlicher oder islamischer, lässt sich leider mit Raketen nicht wirksam bekämpfen. Einer der Hauptattentäter von New York ist in der Nähe von Osnabrück aufgewachsen (…). Er hatte, weil er Moslem war, keine einzige Religionsstunde in der Schule gehabt.“
Folkert Rickers, Islam eine religionspädagogische Herausforderung,
in: Wolf‐Dietrich Bukow/Erol Yildiz (Hg.), Islam und Bildung, Opladen 2003 S. 56
Ausgangslage
‐ historische Entwicklung
‐ Monopolstellung des Staates im Schulwesen
‐ Homogenisierung und Vereinheitlichung führt zu staatlich vorgegebener Identitätsbildung
‐ deshalb: pluralistischer Ansatz und „Vielfalt in der Einheit“ notwendig Gegner des bekenntnisgebundenen Religionsunterrichts
‐ Ausgangslage: zunehmende Individualisierung, religiöse Pluralisierung und Säkularisierung
‐ Behauptung: bekenntnisgebundener Unterricht reagiert unzureichend auf diese Entwicklung
‐ Lösungsvorschlag: gemeinsamer Werteunterricht als Pflichtfach
Aber: neutrale Wissensvermittlung illusionär
IRU keine karitative Morgengabe des Staates
‐ nur 4% der Bevölkerung halten Latein für wichtig in der Schule
‐ 54% möchten einen Werteunterricht als Pflichtfach
‐ 44% möchten das jetzige Modell beibehalten
‐ Positive Grundrechtsverwirklichung über IRU
‐ Recht der SchülerInnen auf religiöse Bildung
‐ Unterstützung für IRU durch die Bevölkerung nur sekundär wichtig, da Gleichberechtigung ein Menschenrecht ist!
‐ Respekt vor religiöser Identität der SchülerInnen über Alternativangebote im Rahmen der wertebildenden Fächer an öffentlichen Schulen
‐ ansonsten Gefahr einer säkularen Superreligion über religionskundlichen Werteunterricht
‐ Eigeninteresse des Staates: Prävention von religiösem Extremismus über authentisches Wissen aus der Binnenperspektive
‐ Über Außenperspektive kann der innere Kern eines religiösen Menschen (auch von Extremisten) nur unzureichend erreicht werden.
‐ IRU ergänzt komplementär religiöse Bildung in Elternhaus und Gemeinde
‐ Vernünftige Lösung in Deutschland:
bekenntnisgebundene (Regel) und bekenntnisfreie öffentliche Schulen (Ausnahme) plus kirchliche Schulen plus Religionsunterricht an bekenntnisgebundenen öffentlichen Schulen
Vielfalt in Einheit, alle Bedürfnisse werden berücksichtigt!
Ignoranz und fehlende Anerkennung in Bezug auf den Islam
.
‐ Streit um IRU wegen fehlender Ansprechpartner
‐ abwehrendes Alibi‐Argument, da genug Zeit zum Ausbau der Islamkunde vorhanden war
‐ nur rund 11.000 SchülerInnen bekommen in NRW an ca. 130 Schulen bei ca. 300.000 muslimischen SchülerInnen Islamkunde.
‐ nur rund 1.000 SchülerInnen bekommen in Niedersachsen an ca. 29 Schulen bei ca. 45.000 muslimischen SchülerInnen Islamischen Religionsunterricht.
Für 97% der SchülerInnen werden keine Angebote gemacht.
Dringend müssen die Ausbildungskapazitäten angepasst werden!
1984 KMK‐Beschluss zur Einführung des IRU
2002 Weimarer Aufruf
2008 DIK‐Beschluss zur Einführung des IRU
Es ist Zeit zu handeln, denn ansonsten besteht die Gefahr fehlender Identifikation und Beheimatung muslimischer SchülerInnen in Staat und Schule!
Ausbildung der Lehrkräfte
‐ Ausbau der Ausbildungs‐ und Forschungsstätten notwendig
‐ keine Tradition in IRP und islamischer Theologie, daher Grundlagenforschung notwendig
‐ Anforderungen an Hochschullehrer:
‐ authentische Muslime
‐ theologisch und pädagogisch geschult
‐ möglichst mit Zuwanderungsgeschichte ‐ Bezug zum Gemeindeleben erleichtert Forschung und Lehre
‐ sonst Befürchtung der meisten Muslime, der säkulare Staat wolle verwässerten Islam entwickeln
‐ Nihil‐obstat‐Regelung ist notwendig, um staatliche Neutralität zu gewährleisten
• DOÇ. DR. HÜLYA KÜÇÜK (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DOÇ. DR. KAMIL GÜNEŞ (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DOÇ. DR. MAHMUT YEŞİL (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DOÇ. DR. MEHMET EREN (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DOÇ. DR. MUHAMMET TASA (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DOÇ. DR. MUHITTIN UYSAL (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DOÇ. DR. SIDDIK KORKMAZ (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DR. ÖĞR. GÖR. AYHAN ERDOĞAN (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DR. ÖĞR. GÖR. FATMA ASIYE KAZANCI (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DR. ÖĞR. GÖR. LATIF SOLMAZ (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DR. ÖĞR. GÖR. ŞEHABETTIN KIRDAR (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• ÖĞR. GÖR. ALI ÇİFTCİ (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DR. ARŞ. GÖR. AHMET KÜÇÜK (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DR. ARŞ. GÖR. DOĞAN KAPLAN (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DR. ARŞ. GÖR. FIKRET KARAPINAR (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DR. ARŞ. GÖR. HAKAN UĞUR (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DR. ARŞ. GÖR. HURIYE MARTI (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DR. ARŞ. GÖR. LÜTFI CENGİZ (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• DR. ARŞ. GÖR. ÖMER ÖZPINAR (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• ARŞ. GÖR. ALI ÇOBAN (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• ARŞ. GÖR. AYŞE BETÜL ARGUN (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• ARŞ. GÖR. AYTEKIN ŞENZEYBEK (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• ARŞ. GÖR. BETÜL GÜÇLÜ (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• ARŞ. GÖR. MÜCAHIT KÜÇÜKSARI (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• ARŞ. GÖR. NECMEDDIN GÜNEY (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• ARŞ. GÖR. YUSUF SAMI SAMANCI (TEMEL İSLAM BILIMLERI)
• PROF. DR. HÜSAMETTIN ERDEM (FELSEFE VE DIN BILIMLERI)
• PROF. DR. MUSTAFA TAVUKÇUOĞLU (FELSEFE VE DIN BILIMLERI)
• PROF. DR. MEHMET AYDIN (FELSEFE VE DIN BILIMLERI)
• PROF. DR. MEHMET BAYYİĞİT (FELSEFE VE DIN BILIMLERI)
• PROF. DR. ABDULLAH ÖZBEK (FELSEFE VE DIN BILIMLERI)
• DOÇ. DR. BAYRAM DALKILIÇ (FELSEFE VE DIN BILIMLERI)
• DOÇ. DR. ABDÜLKERIM BAHADIR (FELSEFE VE DIN BILIMLERI)
• DOÇ. DR. İSMAIL TAŞ (FELSEFE VE DIN BILIMLERI)
• DOÇ. DR. NAIM ŞAHİN (FELSEFE VE DIN BILIMLERI)
• DOÇ. DR. BÜNYAMIN SOLMAZ (FELSEFE VE DIN BILIMLERI)
• ARŞ. GÖR. YUSUF DAŞDEMİR (FELSEFE VE DIN BILIMLERI)
• PROF. DR. AHMET TURAN YÜKSEL (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
• PROF. DR. AHMET YILMAZ (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
• PROF. DR. AHMET SAIM ARITAN (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
• PROF. DR. MEHMET ALI KAPAR (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
• PROF. DR. AHMET ÖNKAL (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
• PROF. DR. CEM ZORLU (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
• PROF. DR. İSMAIL HAKKI ATÇEKEN (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
• DOÇ. DR. MEHMET BAHAÜDDIN VAROL (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
• DOÇ. DR. AHMET ÇAYCI (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
• YRD. DOÇ. DR. MUSTAFA YILDIRIM (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
• ARŞ. GÖR. ALI DADAN (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
• ARŞ. GÖR. MEHMET GÖNÜL (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
• ARŞ. GÖR. MURAT AK (İSLAM TARIHI VE SANATLARI)
Kriterien für eine Islamische Religionspädagogik
‐ Religionsunterricht ‐ keine Religionskunde, sondern konfessionell gebunden
‐ Argumentation aus subjektiver Betroffenheit und eigener Glaubenstradition heraus
‐ Es geht auch um Glaubenswahrheiten – nicht nur um Faktenwissen
„Jeder mit Schulerfahrung im Bereich des schulischen Islamunterrichts in Deutschland weiß, dass diese Befürchtungen weder mit Bezug auf die Lehrpläne, noch auf die Schulwirklichkeit berechtigt sind. Eine reine – und ich betone reine – religiöse Erbauung durch Gesang, Gebet oder Meditation, Memorieren und Rezitieren wäre kein Religionsunterricht. Hierfür gibt es die Gemeinde und das Elternhaus. Aber diese Inhalte und Methoden können meines Erachtens aus dem Religionsunterricht nicht völlig ausgeblendet werden. Falls doch, wäre dies nur affektiv möglich und ginge an den Bedürfnissen, Erwartungen der Eltern vorbei und entspräche im übrigen auch nicht der gängigen Rechtslage, wie ein Gutachten für das Berliner Abgeordnetenhaus vor einigen Monaten nochmal gezeigt hat.“
Prof. Dr. Bülent Ucar
Gutachten über staatliche Einwirkungsmöglichkeiten auf den Religionsunterricht Abgeordnetenhaus ‐ Wissenschaftlicher Parlamentsdienst, 29.10.2008 S.5
‐ kein sich selbst genügender und dogmatisch indoktrinierender Unterricht
‐ reflektive Grundausrichtung muss adaptives Moment ausgleichen.
‐ RU muss Austausch der Schüler mit gleich‐ und andersgesinnten Mitmenschen fördern.
‐ IRU muss Kinder religiös alphabetisieren
‐ analytische Reflektion und Erklärung der vermittelten Inhalte –
keine „Trichterpädagogik“
‐ IRU ist kein Selbstzweck, sondern an Fragen und Bedürfnissen der SchülerInnen orientiert
The End
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

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