Robuste Kombination

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Robuste Kombination
Fotos: M. Ossmann
Robuste Kombination
Sauer 202 Classic XT mit Zeiss Diavari M 2,5 - 10 x 50
Erfahrungsbericht
Von Ofö. Heinz Rappold
D
ie Sauer 202 im Kaliber .3006 mit dem Zeiss Diavari M,
2,5 – 10 x 50 wurde von mir
im Schießkanal auf 100 Meter eingeschossen (Winchester Supreme
Elite XP³ 11,66 Gramm, 180 gr.).
Das Einschießen verlief schnell, die
Korrekturen waren leicht durchzuführen, und die Trefferlage war
extrem präzise.
Mit der Sauer XT im Revier
Für mich ganz entscheidend ist der
Pistolengriff. Im jagdlichen Einsatz ist es wichtig, die Waffe gut
umgreifen zu können, da dies für
die Präzision, vor allem bei schnellen Schüssen auf der Pirsch, nötig
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ist. Beim Sauer 202 ist dies absolut
gegeben. Mir erscheint, dass bei
den Waffen der Fa. Sauer generell
auf die Ausgewogenheit (Führigkeit) extremer Wert gelegt wird.
Grundsätzlich war diese Testwaffe
für mich vom Grundgewicht zu
schwer, aber die Bauart scheint dies
wieder zu kompensieren. Vielleicht
auch zu erwähnen wäre hier noch
der äußerst angenehme Gewehrriemen, ebenfalls von der Fa. Sauer,
der wahrscheinlich auch seinen Anteil zum Tragekomfort beiträgt. Da
ich auch schon spüre, wo sich beim
Menschen die Wirbelsäule befindet,
konnte ich trotzdem Tagespirschen
auf Gams problemlos mit dem
202er durchführen. Ich führe auch
selber einen 202 Outback. Der Unterschied zur Testwaffe liegt darin,
dass dieser neue Synthetikschaft der
Sauer XT weniger rutscht. Bei nassen Händen oder beim Lehnen am
Beifahrersitz verrutscht die Waffe
kaum. Auch bei kaltem Wetter fühlt
sich das Gewehr um einiges „wärmer“ an. Der Schaft meiner Waffe
strahlt im Winter typische „Plastikkälte“ aus.
Wirklich beeindruckt bin ich von
der Ilafonbeschichtung. Während
des Testzeitraumes von Oktober bis
Mitte Jänner vergangenen Jahres
habe ich lediglich den Lauf einige Male nach Regen oder Schneefall trocken durchgezogen. Die
Stahl- und Plastikteile wurden nur
trocken gewischt. Zu meinem Erstaunen konnte nicht der geringste
Rostanflug beobachtet werden. Lediglich bei den Imbusschrauben der
Zielfernrohrmontage konnte Soldatengold beobachtet werden. Für
weniger putzfreudige Jäger handelt
es sich hier um eine Idealwaffe!
Aus eigener beinahe peinlich zu
erzählender Erfahrung konnte
ich feststellen, dass die Waffe mit
dem Zeiss Zielfernrohr und der ISI–
Mount Zielfernrohrmontage sehr
robust ist. Nach Schwinden des
Schusslichtes packte ich am Hochstand meine Utensilien zusammen,
achtete aber zu wenig auf das zu
weit außen am Abgang lehnende
Gewehr und beförderte es mit einer
Seitwärtsdrehung die Hochstandleiter hinunter. Es rumpelte die Leitersprossen vier Meter entlang und
blieb zum Glück knapp ober der
Erdoberfläche an einer Leitersprosse hängen. Der dadurch natürlich
unausweichlich folgende Kontroll-
Der Anblick 10/2011
UNTER JÄGERN
schuss am nächsten Tag ergab nicht die
geringste Trefferlageveränderung.
In meinen vorangegangenen Waffentests habe ich auch immer auf die Qualität der Stecher hingewiesen. In diesem
Fall war ich nicht zufrieden. Aus meiner
Sicht ist es bei einem Rückstecher wichtig, diesen mit dem Zeigefinger problemlos betätigen zu können. Sobald
ich dazu den Daumen verwenden muss,
ist dies ein Zeitverlust und eine Unterbrechung des Zielvorganges. Weiters
war es bei dieser Testwaffe nicht möglich, den Stecher auch wirklich gut
einzustellen. In diesem Fall könnte man
sagen, dass die feinstmögliche Einstellung eine Mischung aus Druckpunkt
und Stecherabzug war. Hier müsste
man in Zukunft mehr Augenmerk auf
die Feineinstellung des Stechers legen.
Stück Schalenwild erlegen. Aufgeteilt
auf 14 Stück Rotwild, 4 Gams und 2 Rehe.
Wirkung auf Reh- und Gamswild:
Die Hämatombildung war bei unseren
kleineren Schalenwildarten kein Thema. Die Ausschüsse waren durchwegs
moderat (zwischen 3 und 10 cm), im
Durchschnitt lagen sie bei rund 5,5 cm.
Für eine wildbretschonende Jagd ist
dieses Geschoß absolut zu empfehlen.
Bei den zwei Rehen waren für die guten Trefferlagen eher weite Fluchten
festzustellen. Aus meiner Erfahrung
sind wildbretschonende Geschoße des
Öfteren mit nicht erwarteten Todesfluchten der gut getroffenen Stücke
verbunden. Führt man einen fermen
Jagdhund, stellt dies kein Problem dar.
Die Verwerter unseres hochwertigen
Fleischproduktes werden uns für die
Wahl solcher Munitionsarten danken.
Wirkung auf Rotwild:
Bis dato ist es mir sehr selten gelungen,
eine Jagdwaffe so schnell und problemlos einzuschießen. Mit lediglich drei
Das erlegte Rotwild hat im Vergleich
zu Reh und Gams auf Grund der Stückzahlen entschieden mehr Aussagekraft.
Foto: H. Rappold, Winchester
Wirkungsbeobachtung – Winchester Supreme Elite XP3 Kal. 30-06,
11,66 Gramm, 180 gr.
Masse mal Geschwindigkeit ist Energie: Das Winchester Supreme Elite XP3
ist ein beschichtetes Kupfergeschoß mit einem abgeschlossenen Bleikern im
Heck. Der vordere Geschoßteil mit Kunststoffspitze pilzt mit 4 Fahnen kontrolliert auf. Alle 14 erlegten Stücke Rotwild wiesen einen Ausschuss auf, der
im Durchschnitt 2 bis 4 cm groß war.
Schüssen konnte ein optimales Trefferbild erreicht werden. Die nochmals darauffolgenden drei Endkontrollschüsse lagen beeindruckend exakt in der
Vertikalen mit durchschnittlich 4,5 cm
Hochschuss. Auch von der Ballistik auf
300 m war ich, vor allem bedingt durch
das doch recht hohe Geschoßgewicht,
sehr beeindruckt (ca. 24 cm Tiefschuss).
Durch die doch eher etwas schwerere
Waffe war ein sehr angenehmes, den
Rückstoß betreffendes Schießen möglich. Im Testzeitraum konnte ich 20
konnte dem Geschoß absolute Wildbretschonung attestiert werden. Die
Ausschussgrößen lagen zwischen 2 und
6 cm, der Durchschnitt betrug gut 3 cm.
Die Fluchtstrecken betrugen zwischen
0 und 70 Metern, wobei der Durchschnitt auch hier bei gut 30 Metern lag.
Bei diesen Hauptschussdistanzen ist
generell zu sagen, dass bedingt durch
die moderaten Ausschüsse eher unterdurchschnittlich viel Schweiß vorhanden war. Bei 4 dieser 13 erlegten Stücke
kam es zu unerwartet weiten Todesfluchten. Die beim Rotwild gemachten
Erfahrungen bestätigen meine Aussage
im Bericht über Reh und Gams.
Das 14. Stück Rotwild wurde auf 280
Meter erlegt. Hier war ich von der
Ballistik beeindruckt. Das Geschoß fiel
lediglich ca. 15 cm. Die Trefferlage war
knapp unter dem Rücken, weil ich aus
Vorsicht doch etwas zu hoch abgekommen bin.
Verbessertes Pritz-Geschoß
Der Lungauer Büchsenmacher Kurt Pritz hat
sein Pritz-Dreizack-Jagdgeschoß weiterentwickelt. Das aus einer bronzeähnlichen Legierung
bestehende Bleifreigeschoß gibt es jetzt mit
Präzisionstip – also mit Plastikspitze. Dazu ist
die Bohrung der Hohlspitze etwas verändert
worden, um das kontrollierte Aufpilzen der
drei Geschoßfahnen zu beschleunigen. Zurzeit gibt es die Geschoße für alle 30/.300er
Kaliber für Wiederlader. Das 10,3-g-Geschoß
kostet pro Stück € 3,40. Die Ladedaten sehen eine eher rasante Ladung vor: bei der
.30-06 eine V0 von ca. 940 m/sec; bei der
.300 WM ca. 970 bis 980 m/sec.
sm
Foto: s. Maurer
6 Stücke wurden auf eine Entfernung
von 60 bis 90 Metern erlegt.
Bei diesen Stücken waren Hämatombildungen kein Thema, und die Ausschüsse fielen durchwegs gering aus (2-4
cm). Die Fluchtstrecken nach dem Beschuss lagen zwischen 0 und 80 Metern.
Durchschnittlich bei gut 30 Metern. Lediglich ein Schmaltier hätte ohne Hund
nicht gefunden werden können.
7 Stücke sind auf Entfernungen zwischen 120 und 180 Metern beschossen
worden. Auch auf diesen Distanzen
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