24.04.13 - TELE - 18 Frauenbands

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24.04.13 - TELE - 18 Frauenbands
kultur / musik
Quoten-
Neue Frauenbands
Rockerinnen
Haim Der Sound der drei Schwestern
aus Kalifornien erinnert an Fleetwood
Mac. Ihr Debütalbum ist in Entstehung.
Frauenbands stellen in der Pop- und Rockmusik
noch immer eine krasse Minderheit. Wieso eigentlich?
Text: Andreas Aeberli
Girls, Girls, Girls Musikdoku
Samstag 27. April 22.00
Velvet Two Stripes Die St. Gallerinnen
stehen für harten Bluesrock. Das
erste Album kommt im Herbst heraus.
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inst war die Rollenverteilung klar:
Die Männer rockten auf der Bühne, die Mädchen standen davor. Bis
in den 60ern findige (Männer-)Köpfe
auf die Idee kamen, auch mit Frauen
Platten zu verkaufen, und adrette Bands
wie die Supremes bildeten. Dass da aber
eine aufs Schlagzeug eindrosch oder
einen Bass zupfte, war nicht vorgesehen.
Und heute? «Frauen sind bei den Instru-
Savages Die Post-Punkerinnen klingen
wie eine weibliche Version von Joy
Division. Ihr Debüt erscheint am 3. Mai.
mentalisten noch immer eine krasse
Minderheit. Auf Schweizer Bühnen sind
wir bei etwa 5 Prozent», sagt Regula Frei,
Geschäftsstellenleiterin der Online-Plattform helvetiarockt.ch und der gleich­
namigen Koordinationsstelle für Schweizer Musikerinnen in Pop, Rock und Jazz.
Was sind die Gründe? Frei nennt etwa die
unterschiedliche Sozialisation von Mädchen und Buben. Zudem entspreche das
Berufsbild einer Musikerin selten dem,
was sich Eltern für ihre Töchter wünschen. Auch Vorbilder fehlten. «Es gibt
nicht viele Instrumentalistinnen, denen
junge Frauen nacheifern können.»
«Echte» Frauenbands gab’s zwar
schon in den 60ern und 70ern, sie wurden aber meist von Managertypen gepusht, etwa The Runaways. Ex-Mitglied
Cherie Currie in der Arte-Doku «Girls,
Girls, Girls» (Sa., 27. April) über das männerdominierte Business: «Sie benutzten
uns als Köder, und wir gaben ihnen die
Möglichkeit, viel Geld zu verdienen.»
Erst mit dem Aufkommen des Punks
Ende der 70er nahmen die Frauen nebst
Gitarren auch das Heft in die Hand: britische Bands wie The Slits oder die legendären Zürcherinnen von Kleenex (später:
aktuell DVD, BUCH, CD
FILM
Pitch Perfect
Komödie Anna Kendrick
(«Up in the Air») bringt neue
Töne in eine geplagte A-cappella-Truppe. Nicht perfekt,
aber sehr spassig. Eine
Forsetzung ist in Arbeit.
USA 2012 D Anna Kendrick, Brittany Snow, Rebel
Wilson R Jason Moore FSK 0 OL 112 Min.
Bewertung: HHHI
Love Is All You Need
Romanze Eine vom Krebs
gezeichnete Frau verguckt
sich in einen Witwer. Für
einen Film von Susanne Bier
(«In einer besseren Welt»)
seicht – aber einfach wohlig.
O Den skaldede frisør, DK 2012 D Trine Dyrholm,
Pierce Brosnan R Susanne Bier FSK 0 OL 116 Min.
Bewertung: HHHI
22 O Rise of the Guardians, USA 2012
Stimmen Florian David Fitz,
Matze Knop, Klaus-Dieter Klebsch,
Hannah Herzsprung, Tommy
Morgenstern R Peter Ramsey
FSK 6 OL 97 Min.
Bewertung: HHHI
Hüter des Lichts
Trickfilm Nun ist der Frühling endlich
da – vielleicht nicht die beste Zeit für einen
winterlich angehauchten Film wie diesen.
Aber die Story um Jack Frost, der sich dem
Weihnachtsmann, dem Osterhasen und
anderen Fabelfiguren anschliesst, um den
bösen Pitch zu stoppen, macht auch so gehörig Spass. Die Animation ist erstklassig,
die meisten Gags treffen ins Schwarze. Nur
für die ganz Kleinen dürfte der Film aus
den Dreamworks-Studios («Die Croods»)
ein wenig zu unheimlich sein.
Juhu! Der kaum
bekannte Jack
Frost hat endlich
einen Fan gefunden.
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«Popstars»-S gels.
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mit Diana Ross
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3 Ein Zeitungsisamzu
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men: The Spic
Liliput), bei denen mit Beat Schlatter
zwischendurch ein Mann mittrommelte.
Kommerzieller Erfolg blieb meist
aus. Erst 1981 schaffte es erstmals ein
Album, das ausschliesslich von Frauen
geschrieben und eingespielt wurde, an
die Spitze der US-Charts:
«Beauty & The Beat» der
Go-Go’s. Drei Jahre später
trennten sie sich. Denn
egal, ob es sich um eine
reale oder eine gecastete
Gruppe wie die Spice Girls
oder No Angels handelt:
Frauenbands haben meist
einen kurzen Lebenszyklus.
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Vor 30 Jahren bt:
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in England ge von
Zürcher Punk ut.
Kleenex/Lilip
Sind Zickenkriege und Ei-
fersüchteleien daran schuld?
Regula Frei: «Das ist ein Klischee. Bei jungen Frauen ist
es oft die gros­se Erwartungshaltung, die eine Band auseinanderbrechen lässt.» Frauenbands werden zwar stärker beachtet, aber auch viel kritischer
beäugt. Es bleibe ihnen deshalb kaum Zeit zu wachsen.
Schlimmer ist es vor kurzem Pragaash ergangen, der
ersten Frauenrockband aus
Kaschmir (Indien): Sie löste sich
nach Todesdrohungen militanter Muslime auf.
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Die fremde Tochter
Anja Jonuleit
Lin, die Erbin einer reichen
Teedynastie, erfährt am
Krankenbett ihrer Mutter von
einem lange zurückliegenden Verbrechen. Kurze Zeit
später sind beide verschwunden. Ein
wunderbar dramatisches Familienporträt.
HHHH
dtv, ISBN 423249454 Breed
Chase Novak
Wenn schon Stephen King
dem Autor nur Bestnoten
verteilt, kann man Horror
vom Feinsten erwarten:
Ein New Yorker Erfolgspaar erfüllt sich
den sehnlichen Kinderwunsch. Mit teuflischen Folgen ... Diabolisch gut! HHHH
Hoffmann & Campe, 6 CDs, 464 Min.
MUSIK
Sarah Brightman
Dreamchaser
Sarah Brightman begibt sich
auf Traumjagd: Nebst
Klassischem interpretiert
sie Dreampop-Titel von
Sigur Rós, Elbow und den Cocteau Twins.
Die 52-jährige Britin macht dies gewohnt
stimmgewaltig, ihre Versionen reichen aber
nicht ganz an die Originale heran. HHHI
James Blake
Overgrown
Musikalischer
Ausflug ins
Traumland: Sarah
Brightman.
Fotos: Universal Music [2], Keystone, emi, zvg,
reto wettach, alcantara management
LITERATUR
3
Flirrende Musikcollagen
eines cleveren Troubadours:
Aufs Notwendige reduziert,
flüstert sich Soundtüftler
Blake auch auf seinem Zweitling durch
Dubstep, Electronica, Pop und einen Hauch
Folk. Und nicht zuletzt wirkt seine Musik
nun auch ein wenig zugänglicher. HHHH
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