MANCHESTER – ANTWORTEN AUF DIE KRISE DER
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MANCHESTER – ANTWORTEN AUF DIE KRISE DER
MANCHESTER – ANTWORTEN AUF DIE KRISE DER INDUSTRIESTADT URBAN POLICY IN MANCHESTER SEIT 1980 Von Antje Seidel-Schulze Defreggerstr. 19 12435 Berlin Einschreib-Nr. 122 286 Fach Sozialwissenschaften Philosophische Fakultät III Institut für Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin Diplomarbeit Berlin, Mai 2001 INHALTSVERZEICHNIS 1 2 Abbildungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis iv v EINLEITUNG Historischer Abriss und die Entstehung der Krise Ziel und Aufbau der Arbeit Hypothesen Quellen und Materialien 5 7 9 9 2.1 2.2 2.3 POLITISCH - ADMINISTRATIVE RAHMENBEDINGUNGEN DER STADTENTWICKLUNGSPOLITIK IN GROßBRITANNIEN Europäische Union Zentralregierung Kommunalverwaltung 10 11 14 3 3.1 3.2 3.3 IDEOLOGISCHE KÄMPFE - DIE JAHRE 1979-87 Nationale Stadtpolitik im Zeichen von Neoliberalismus und Zentralisierung Traditionelle Stadtpolitik in Manchester Politischer Führungswechsel im City Council 17 21 22 4 PRIVATWIRTSCHAFTLICH- UND UNTERNEHMENSORIENTIERTE STADTPOLITIK – DIE JAHRE 1987-92 Fortsetzung der unternehmensorientierten Stadterneuerung in der nationalen Politik Central Manchester Development Corporation Erste Olympiabewerbung Die Rolle der ‚New Urban Left‘ 23 24 25 26 ‘URBAN ENTREPRENEURIALISM’ – DIE JAHRE 1992-97 Entspannung zwischen Zentralregierung und Kommunen und Aufbruch zu sozialorientierter Stadtpolitik City Challenge Hulme und Single Regeneration Budget in Manchester Zweite Olympiabewerbung Die 24 Hour City & Kulturindustrie City Pride und der Manchester Plan Ende der Central Manchester Development Corporation 28 30 31 32 33 36 SOZIAL- UND UNTERNEHMENSORIENTIERTE STADTENTWICKLUNGSPOLITIK – DIE JAHRE SEIT 1997 Soziale Stadtentwicklung als nationale Aufgabe City Centre Rebuilding City Pride 2 Die Urban Regeneration Company „New East Manchester“ und das neue SRB Commonwealth Games 2002 und Sport City Manchester 38 41 42 43 44 4.1 4.2 4.3 4.4 5 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 6 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 ii 7 7.1 7.2 SCHLUSSBETRACHTUNG Diskussion der Ergebnisse Methodenkritische Anmerkungen 45 50 ANHANG I. Zeittafel 55 II. Übersicht über Stadtentwicklungsprogramme (chronologische Abfolge) 57 III. Literaturverzeichnis iii ABBILDUNGSVERZEICHNIS Darstellung 1 : Bevölkerungsentwicklung in Manchester Darstellung 2 : Ballungsraum Greater Manchester Darstellung 4 : Zentralregierungen und Premierminister seit 1974 Darstellung 5 : Aufbau und Aufgaben des DETR (Stand Januar 2000) Darstellung 6 : Verhältnis Zentralregierung -Kommunen Darstellung 7 : Karte der Stadtentwicklungsgesellschaften (UDCs) Darstellung 8 : Tabelle der Stadtentwicklungsgesellschaften (UDCs) Darstellung 9 : Ausgaben der CMDC 1992/93 nach Bereichen in % Darstellung 10: Ausgaben des DoE für Stadtentwicklungsprogramme 1987-1994 in ₤ Mio. Darstellung 11: Projekte der City Pride 1994 (Auswahl) Darstellung 12: Große Regenerationsgebiete in Manchester Darstellung 13: Ausgaben der Zentralregierung für Stadtentwicklungsprogramme 1991-2000 Darstellung 14: Deprivationsranking ausgewählter Städte 1991, 1998, 2000 Darstellung 15: Rebuilding City Centre - Ergebnisse 1997-2000 Darstellung 16: Strategische Projekte der City Pride 2 (Auswahl) Darstellung 17: Entwicklung der Mietpreise in der Innenstadt (Index) 1983-1996 Darstellung 18: Vergleich Arbeitslosenquote in GB, England, Greater Mcr und Mcr 1979-2000 Darstellung 19: Vergleich der Arbeitslosenquote in Greater Mcr und Manchester 1993 – 2000 Darstellung 20 Operationalisierung von ‚Lebensqualität’ zur Evaluation der Stadtpolitik iv 5 8 11 13 14 19 20 25 29 34 35 39 40 41 42 46 47 48 51 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Abkürzung CMDC Central Manchester Development Corporation DoE Department of the Environment DETR Department of the Environment, Transport and the Regions GOR Government Offices for the Region EFRE Europäischer Fond für Regionale Entwicklung ESF Europäischer Sozialfond EP English Partnerships HMSO Her Majesty’s Stationery Office IRO Integrated Regional Offices MCC Manchester City Council NDC New Deal for Communities NWDA North West Development Agency Quango quasi autonomous non-governmental organisations RDA Regional Development Agencies SRB Single Regeneration Budget UDC Urban Development Corporation URC Urban Regeneration Company v EINLEITUNG Historischer Abriss und die Entstehung der Krise Wie keine andere Stadt steht Manchester als Sinnbild für die Industrielle Revolution des späten 18. und frühen 19.Jahrhunderts. Aus der kleinen Stadt am River Irwell wurde durch Unternehmergeist, Innovation und sprunghaftes Bevölkerungswachstum über Nacht ‚Cottonopolis’, ein geschäftiges Wirrwarr aus Warenhäusern, Baumwollspinnereien und Schornsteinen. Manchester war die erste Industriestadt der Welt. Die Attribute reichten von „the shock city of the Age“ bis hin zu „the most wonderful city of modern times“ und zeugen von den tief greifenden sozialen und ökonomischen Veränderungen. Treibende Kraft war die Textilproduktion, die durch den Erfindergeist der ansässigen Unternehmer immer stärker technisiert wurde. Der Einsatz von Maschinen bedingte Produktivitätssteigerung und wachsenden Bedarf an Warenhäusern, Fabriken und Arbeitskräften. Durch Zuwanderung, besonders aus umliegenden ländlichen Gebieten und Irland, stieg die Bevölkerungszahl rapide an (von 77 000 in 1801 auf 316 000 Einwohner in 1851) und der Bedarf an Wohnungen wuchs schneller, als man ihn befriedigen konnte. Darstellung 1 Bevölkerungsentwicklung in Manchester 1800 bis heute 800000 600000 400000 200000 0 01 21 41 61 81 01 21 51 61 81 91 18 18 18 18 18 19 19 19 19 19 19 Quelle: MCC u.a., 1998 Diese Entwicklungen hatten die Herausbildung neuer sozialer Klassen zur Folge. Einerseits entstand eine städtische bürgerliche Elite, die vor allem unternehmerisch tätig war und die später als „Manchester men“ in der Literatur verewigt wurden. Andererseits entstand ein Proletariat, dessen Lebensbedingungen nicht nur Charles Dickens und Elisabeth Gaskell, sondern auch Friedrich Engels, der als deutscher Unternehmer 1844 nach Manchester kam, eindrucksvoll beschrieben 5 haben. Engels sah in sozialen Missständen, schlechtem Wohnen in überbelegten, feuchten und dunklen „back to back“-Häusern, hoher Kindersterblichkeit und niedriger Lebenserwartung den Preis für den ökonomischen Erfolg der Stadt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts versucht die Stadtverwaltung diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, etwa mit dem Public Health Act 1875. Manchester erlangte außerdem Bedeutung durch das Free Trade Movement und wurde Handels-, Banken- und Verkehrszentrum. Mit der Depression der Jahre 1873 bis 1896 kündigt sich das Ende des goldenen Zeitalters des industriellen englischen Nordens an. Im 20. Jahrhundert setzte sich der Trend des Rückgangs der Industrieproduktion fort. Zwischen den beiden Weltkriegen halbierten sich die Beschäftigungszahlen in der Textilproduktion. Trendwenden hatte es nur phasenweise in den Zeiten der Rüstungsproduktion gegeben. Natürlich besaß die Stadt nicht nur Textilindustrie und konnte den Verlust anfangs durch andere Industriezweige, wie Flugzeugbau, Chemie- und Kunststoffindustrie, wettmachen. Jedoch blieb auch Manchester nicht von dem nationalen Problem der begrenzten Wettbewerbsfähigkeit der britischen Industrie nach dem 2. Weltkrieg verschont. Die Ursachen dafür liegen in einem Mangel an Innovationen in Großbritannien, der sich in ungeplanten Reaktionen der britischen Wirtschaft auf Veränderungen der Weltwirtschaft und im wirtschafts-, forschungs- und bildungspolitischen Versagen der sozialdemokratischen und konservativen Regierungen seit dem 2. Weltkrieg äußerte (Kletzander, 1995). Döring (1993) diskutiert dieses Problem ausführlich und nennt für die sinkende Produktivität der britischen Industrie und das relative Zurückbleiben der ersten Industrienation gegenüber den aufholenden Nachzüglern folgende Ursachen: • • • • • auf Gewerkschaftsseite Behinderung der Einführung neuer Technologien durch Pochen auf antiquierte Privilegien in der Gestaltung des Arbeitsablaufes sowie eine hohe Streikhäufigkeit; [..] unzureichende Rationalisierung der Arbeitsteilung am Fließband; im Erziehungswesen eine Vernachlässigung von Berufsschulen und technischer Ausbildung von Ingenieuren; statt dessen eine Betonung der humanistischen Bildung; [..] in der Finanzwelt eine Vorliebe für hohe Renditen durch Kapitalexport anstelle von Investitionen in störanfälliger einheimischer Industrie; im Regierungssystem Orientierung an kurzfristigen wahltaktischen Gesichtspunkten der Parteienkonkurrenz auf Kosten langfristiger parteiübergreifender Planung.“ (Döring, 1993: 76f.) Die Deindustrialisierung Manchesters, d.h. der „absolute und relative Bedeutungsverlust des produzierenden Gewerbes, insbesondere der Beschäftigung [..] und ihrer traditionellen Standorte“ (Wehling, 1991) hat zum Identitätsverlust der Industriestadt beigetragen. Und obwohl Deindustrialisierung seit den 70er Jahren in allen europäischen Industriestädten zu beobachten ist, scheint es, als wären die englischen Industriestädte, wie Manchester, Liverpool, Sheffield oder Leeds, hinsichtlich der sozialräumlichen Polarisierung und dem desolaten Zustand der Innenstädte viel stärker betroffen als ihre europäischen Nachbarn. (vgl. Harding, 1995:2000) Eine mögliche Erklärung dafür ist der im europäischen Vergleich frühe Beginn der Industrialisierung Englands. Großbritannien war die erste Industrienation und verfügte demzufolge vor allem über Primärindustrien, wie Eisen- und Stahlindustrie, Bergbau und Textilindustrie. Diese sogenannten paläotechnischen Industrien waren durch eine spezifische, eben frühindustrielle, Bausubstanz und Produktstruktur charakterisiert. 6 Die Kompensation der Deindustrialisierung durch einfache Reindustrialisierung – und das ist der Kern der Krise – ist in diesen Gebieten nur bedingt möglich. Neue Industrien, etwa Biotechnologie, Mikroelektronik, Pharmazie siedeln sich selten in den alten Industriestädten an, weil sie dort die neuen Anforderungen an Raumstrukturen, Arbeitskräfte und Produktionsstandorte nicht erfüllt sehen. Eher kommt für neue Industrien der suburbane bzw. ländliche Raum (Neumann, 1995) in Frage. Für die traditionellen Industriestädte bleibt nur die Hoffnung auf Tertiärisierung. Das Produkt des tertiären Sektors sind Dienstleistungen, die entweder konsumentenorientiert (Tourismus, Kultur) oder unternehmensorientiert (Forschung, Entwicklung, Management, Finanzen, IT, Kommunikation und Beratung) sind. Manchester hat eine Tradition als Medien- und Finanzstandort, aber die Nord-Süd-Disparität des Landes und das schlechte Image des Nordens erschweren den Erhalt dieser Tradition. So erlebte der Norden Englands in der Hochphase der Deindustrialisierung zwischen 1979 und 1987 eine Abnahme der Arbeitsplätze von 8,5%“, während der Süden im gleichen Zeitraum einen Zuwachs um 5,4% verzeichnete. (Lewis, Townsend, 1989, zitiert nach Neumann, 1995:8) Fast 90% der Bevölkerung leben in Großbritannien in Städten. Angesichts eines so hohen Urbanisierungrades kann es zum gesamtgesellschaftlichen Problem werden, wenn sich die ‚power centres’ (Rogers, 2001) des Landes zum Hort sozialer Probleme und Arbeitslosigkeit entwickeln. Ende der 70er Jahre hatte sich die Krise der Industriestädte über das ganze Land ausgebreitet. Strukturelle Arbeitslosigkeit, verlassene Innenstädte und massive soziale Probleme prägten das Bild der Städte. „In the 1980s [..] there seemed no city outside London which did not in one way or another tell the same tale of de-industrialisation, economic decay and social disintegration,..“ (Hutton, 2001) Ziel und Aufbau der Arbeit In der Arbeit wird dargestellt, welche nationalen und lokalen Policy-Ansätze die Lösung der Krise der Stadt in Manchester seit 1979 herbeiführen sollten. Es wird untersucht, ob diese Politik erfolgreich war und die Stadtentwicklungsprogramme die richtigen Problemlösungsansätze boten. Erfolgreich ist Stadtentwicklungspolitik dann zu nennen, wenn die Hauptprobleme der Deindustrialisierung, Arbeitslosigkeit, Brachflächen und der Funktionsverlust der Stadt, gelöst werden. Die Stadt Manchester hat 440.000 Einwohner und ist der bevölkerungsreichste Teil des Ballungsraumes Greater Manchester, der sich aus zehn Gemeinden, mit jeweils eigenen Kommunalbehörden zusammensetzt. Nach London und Birmingham ist Greater Manchester mit 2,6 Mio. Einwohnern der drittgrößte Ballungsraum Großbritanniens. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und wegen der Herausforderung besonders polarisierender Lebensbedingungen wird in der Arbeit nur die Stadt Manchester betrachtet. Diese strenge Abgrenzung ist vor allem administrativ. Tatsächlich unterhält die Stadt Manchester enge Austauschbeziehungen zu den unmittelbaren Nachbarkommunen Salford (226 000 Einwohner), Trafford (213 000 Einwohner) und Tameside (220 000 Einwohner). ‚Manchesters’ Fläche wäre deshalb besser beschrieben als das Gebiet innerhalb des Autobahnringes, einschließlich der nahe gelegenen Städte Sale and Altrincham. Dieses Gebiet hat eine Einwohnerzahl von etwa einer Million. „The quoted population, under half a million, of the city of Manchester is nonsense. It should be viewed in the same way as the city of London: a significant part of the whole.” (Schofield, 2000:26) 7 Darstellung 2 Ballungsraum Greater Manchester Die Diskrepanz zwischen administrativer Stadtgrenze, quasi dem Wirkungskreis des Manchester City Council (MCC) und der weiter gefassten kulturellen Stadtgrenze (so sollen die zum Teil grenzüberschreitenden Verbindungen zu anderen Gemeinden hier genannt werden) wird in der Arbeit nur bedingt berücksichtigt. Daraus ergibt sich zwangsläufig eine Vernachlässigung grenzüberschreitender Effekte, die sich auf die Diskussion der Ergebnisse der Stadtpolitik auswirken wird. Die Arbeit gliedert sich in einen Einführungsteil über die Hauptakteure der Stadtpolitik in England (Kapitel 2), in einen Darstellungsteil mit Etappen der Stadtentwicklung in Manchester (Kapitel 3-6) und in einen Diskussionsteil zu den Ergebnissen der Stadtpolitik in Manchester (Kapitel 7). Im Kapitel 2 wird ein Überblick über die politischen Rahmenbedingungen der Stadtpolitik in England gegeben. Anders als die föderale Bundesrepublik ist Großbritannien stärker zentralistisch organisiert, was dazu führt, dass Stadtpolitik zu größeren Teilen in den Händen der Zentralregierung liegt. Das brachte vor allem in den 80er Jahren ein besonderes, zum Teil spannungsgeladenes Verhältnis der lokalen und nationalen Akteure mit sich. Besonders wichtig ist hier das Spannungsfeld zwischen der konservativen Zentralregierung unter M. Thatcher und den Labour–regierten Städten des Nordens in den 80er Jahren. Der deskriptive Teil der Arbeit (Kapitel 3-6) beschreibt ausführlich die Stadtpolitik in Manchester zwischen 1979 und heute. Neben jeweils einleitenden Erläuterungen zur nationalen Stadtpolitik wird die Politik des Manchester City Council ausführlich dargestellt. Ebenso wird auf die über die Jahre unterschiedliche Problemakzentuierung der jeweiligen Regierungspartei auf nationaler Ebene, den Paradigmenwechsel in der Stadtpolitik und das besondere endogene Potential Manchesters eingegangen. Es wird aufgezeigt, dass ein Zusammenwirken von ökonomisch geleiteten (business–led) und sozialorientierten (people–based) Strategien (Colenutt, 2000) mehr Erfolg verspricht, als eine einseitige Präferenz. Insofern zeigen 8 gerade die neueren Projekte (Kapitel 6), wie der ‚Spagat’ zwischen ‘business-led‘ und ‘people-based regeneration’ zu schaffen ist. Im siebten Kapitel wird der Frage nachgegangen, ob und in welcher Hinsicht Urban Regeneration in Manchester als positiv bewertet werden kann. Dabei werden die Ergebnisse den Hypothesen gegenübergestellt. Hypothesen 1. Die Strukturkrise der Industriestadt Manchester kann nur durch sozialorientierte und unternehmensorientierte Stadtpolitik überwunden werden. Dieser ‚Lernprozess‘ hat in den vergangenen 20 Jahren stattgefunden. Die Bewältigung der Krise der Stadt ist allein durch unternehmensorientierte Stadtpolitik (business- und property-led) der 80er Jahre nicht gelungen, sondern hat sich über die Jahre zu einem Mix aus unternehmensorientierten und sozialorientierten Stadterneuerungsprogrammen mit hoher Beteiligung der lokalen Akteure gewandelt. Stadterneuerungspolitik muss die Verbesserung der sozialen und ökonomischen Bedingungen der Stadt gleichwertig zum Ziel haben. 2. Der Vorteil unternehmensorientierter Stadterneuerungsansätze (private-, property- und businessled) liegt in der Stärkung der ökonomischen Basis der Stadt und ihrer Effizienz, weil sie singleminded und schnell umzusetzen sind. Die unternehmensorientierte Stadterneuerung seit Ende der 80er Jahre kann in Manchester als erfolgreich bewertet werden, weil es gelungen ist, die Funktion der Stadt als Ort der Industrieproduktion durch neue Funktionen /Nutzungskonzepte im tertiären Sektor zu ersetzen. Gleichzeitig hat die einseitig unternehmensorientierte Stadtpolitik der 80er Jahre der sozialen Polarisierung Vorschub geleistet. 3. Die Rückkehr zu sozialorientierten (people-based) Stadtentwicklungsstrategien seit Mitte der 90er Jahre erhöht das Potential demokratischer Mitbestimmung und berücksichtigt lokale Interessen. Obwohl die Entscheidungsprozesse wegen der Anzahl der Beteiligten zum Teil langwieriger und die Ziele unter ökonomischen Gesichtspunkten weniger Gewinn orientiert sind, kann nur sozial orientierte Stadtentwicklung weiteren sozialen Exklusionsprozessen vorbeugen. Ein Indikator sozialer Exklusionsprozesse ist die Entwicklung der Arbeitslosenquote. Je erfolgreicher die Arbeitslosigkeit bekämpft wird, desto erfolgreicher ist die Stadtentwicklungspolitik zu nennen. 4. Manchesters ‚Krisenmanagement‘ zur Bewältigung der Krise der industriellen Stadt lässt sich nicht beliebig auf andere englische/britische Städte übertragen. Spezifische Bedingungen, die in ihrer Kombination Synergieeffekte hervorbringen (endogenes Potential), haben die Entwicklung Manchesters günstig beeinflusst. Dazu gehören die Olympiabewerbung, die politische Führung des City Councils, das kulturelle und Wissenspotential und Manchesters Reputation als erste Industriestadt der Welt. Quellen und Materialien Der Großteil der Arbeit entstand durch Literaturrecherchen in Berlin und Manchester. Informationen zu Stadtentwicklungsprogrammen usw. wurden den Veröffentlichungen des Department of the Environment (DoE) bzw. des Department of the Environment, Transport and the Regions (DETR), des Manchester City Council (MCC) und der Sekundärliteratur entnommen. Darüber hinaus fließen persönliche Eindrücke zweier Studienaufenthalte in Manchester (September bis Dezember 1999 und November 2000) und fünf qualitative Interviews mit lokalen Vertretern der Kultur, der Politik und der Wissenschaft im November 2000 in die Auswertung ein. 9 2. POLITISCH - ADMINISTRATIVE RAHMENBEDINGUNGEN DER STADTENTWICKLUNGSPOLITIK IN GROßBRITANNIEN 2.1 Europäische Union Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensbedingungen in den Mitgliedstaaten langfristig anzugleichen. Zu diesem Zweck gibt es vier Strukturfonds, wobei für die Stadtentwicklung besonders der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und der Europäische Sozialfond (ESF) von Bedeutung sind. Der ESF wurde 1958 gegründet und ist beschäftigungspolitisch orientiert. Der EFRE wurde 1975 im Anschluss an den Beitritt Dänemarks, Irlands und des Vereinigten Königreichs gegründet. Dieser Fonds soll Regionen unterstützen, die mit einer rückläufigen industriellen Entwicklung konfrontiert sind und eine strukturelle Anpassung erbringen müssen. Außerdem stellt der EFRE einen Aus-gleich für die bedeutende finanzielle Unterstützung an die Landwirtschaft einiger Mitgliedstaaten dar und führt das Konzept der ‚Umverteilung’ zwischen besonders begünstigten und besonders benachteiligten Regionen ein. Die Förderung für den EFRE erfolgt nach Dringlichkeit in so genannten Zielgebieten. Die finanziellen Mittel für benachteiligte Gebiete müssen nicht zurückgezahlt werden, sollen aber komplementär zu nationalen und regionalen Fördermitteln eingesetzt werden. In Großbritannien leben 40% der Bevölkerung (Europäische Kommission, 2001) in förderungswürdigen Zielgebieten, d.h. in ehemaligen Industriestädten oder verlassenen ländlichen Gebieten. Die Gebiete werden von der EU je nach Betroffenheit zu Ziel 1, Ziel 2 oder Ziel 5b Gebieten erklärt. Ziel-1-Gebiete sind Regionen, die wegen der peripheren Lage und/oder den kumulativen Effekten des anhaltenden Niedergangs der Industrie und der Wirtschaft und wegen der Langzeitarbeitslosigkeit besonders benachteiligt sind. Im Förderungszeitraum zwischen 1989 und 1993 gehörte aus Großbritannien nur Nordirland zu dieser Kategorie. Im Zeitraum 1994-1999 wurde auch der Raum Liverpool (Merseyside) zum Ziel 1-Gebiet erklärt. Ziel 2-Gebiete sind Industriegebiete, die durch den Niedergang der Industrie (besonders Stahl und Kohle) von anhaltend hoher Arbeitslosigkeit und städtischer Deprivation (schlechte Wohnungen, Armut, ökologisch belastete Brachflächen) betroffen sind. Zu diesen Gebieten gehört auch Manchester, das sich wie viele andere Städte seit dem Ende des nationalen Urban Programme verstärkt um europäische Strukturgelder bemühen muss. In der Bewerbungsrunde 1994-99 erhielt Manchester z.B. für Zielgebiet 2 ‚Moss Side und Hulme’ Förderungen im Rahmen des europäischen Programms URBAN. Maßnahmen Neue wirtschaftliche Aktivitäten Sicherstellung von Ausbildung und Beschäftigung für Bewohner Verbesserung des (subjektiven) Sicherheitsbefindens Gesamt Quelle: EFRE, 2001 10 Gesamtkosten in € Mio. 9.013 Anteil der Europäischen. Kommission in € Mio. 4.082 4.844 2.194 3.886 17.743 1.760 8.036 Der Antrag wurde 1996 von der Europäischen Kommission rückwirkend für den Zeitraum 19941999 bewilligt. Ziel der Förderung war die Verbesserung der Jobaussichten und Bildungsmaßnahmen für die Bewohner, lokale Unternehmensförderung, weiterhin Wohnumfeldverbesserungen durch Kriminalitätsbekämpfung. Ausdrücklich wurde festgelegt, dass etwa die Hälfte der Investitionen (45.3%) von der EU (EFRE mit 72.70% und ESF mit 27.30%) beigesteuert wird, der Rest aber von der Zentralregierung und dem privaten Sektor zu tragen sei. 2.2 Zentralregierung Das Vereinigte Königreich ist eine konstitutionelle Erbmonarchie und zentralisierter Einheitsstaat. Es besteht aus Nordirland und Großbritannien. Großbritannien selbst besteht aus England, Wales und Schottland. England ist der größte Teil des Königreiches und 80 % der Einwohner des Königreiches leben in England. Weil in der Arbeit vornehmlich die Strukturen und Merkmale des englischen Systems dargestellt werden und Schottland und Wales zum Teil andere Strukturen aufweisen, wird im weiteren stets von ‚England‘ die Rede sein. Die beiden großen Parteien in England sind die Labour Party und die Conservative Party. Spätestens alle fünf Jahre werden vom amtierenden Premierminister die Wahlen für das Unterhaus (Parlament zu Westminster) ausgerufen. Die nach dem relativen Mehrheitswahlrecht stärkste Partei stellt die Regierung und den Premierminister. Darstellung 4 : Zentralregierungen und Premierminister seit 1974 Premierminister Partei Amtszeit Parlamentarische Mehrheit Wahljahr Harold Wilson Labour 1974-76 1974 3 James Callaghan Labour 1976-79 Amtsantritt durch Rücktritt des Vorgängers Margaret Thatcher Conservatives 1979-83 43 1979 Margaret Thatcher Conservatives 1983-87 144 1983 Margaret Thatcher Conservatives 1987-90 102 1987 John Major Conservatives 1990-92 Amtsantritt durch Rücktritt der Vorgängerin John Major Conservatives 1992-97 21 1992 Tony Blair Labour seit 1997 179 1997 Quelle: Sturm, 1997: 242 Die Conservative Party ist die Nachfolgepartei der Tory Party, der Partei des besitzenden niederen Adels, der ‚landed gentry‘. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts etablierte sie sich unter Benjamin Disraeli zur Volkspartei und stellte nach 1945 etwa 35 Jahre lang den Premierminister bzw. die Premierministerin. Die Labour Party wurde 1900 als politischer Arm der Gewerkschaftsbewegung und im Zuge der Einführung des allgemeinen Wahlrechts gegründet. Sie wurde 1922 erstmals zweitstärkste Partei im britischen Parlament und löste damit die Liberal Democrats als Konkurrentin der Conservative Party ab. Ein Problem Labours ist bis in die 80er Jahre immer die große Nähe zu den Gewerkschaften gewesen. Ganz besonders lähmend empfanden die Wähler die Nähe zu den Gewerkschaften in den 70er Jahren. Die Abwahl der Labour Zentralregierung im Jahr 1979 ist deshalb als ein Protest der Wähler zu sehen, die das starke Vetorecht der Gewerkschaften in der 11 Labour Party als lähmend empfanden und nicht länger zusehen wollten, wie die Gewerkschaften die Politik diktieren. Premierminister, Parlament (Unterhaus) und Ministerien (Departements) haben in England wegen der zentralistischen Staatsstruktur größere Aufgabenbereiche und Kompetenzen, als nationale Regierungen in föderalistischen Staaten, wie etwa der Bundesrepublik, wo es neben dem Bund Länderregierungen gibt. In Endland stehen der Zentralregierung nur die Kommunen gegenüber, die politisch wenig zu verantworten haben und vor allem für die Bereitstellung kommunaler Dienste, wie Bildung, Soziale Dienste, Müllentsorgung, Straßenbeleuchtung zuständig sind. Das große Machtpotential von Premierminister und Parlament (Unterhaus) ergibt sich aus verfassungsgemäßen Kompetenzen, wozu die uneingeschränkte Parlamentssouveränität und das starke Amt des Premierministers gehören. In Großbritannien geht die Staatsgewalt vom Parlament aus. Das Parlament kontrolliert den Verfassungsrahmen, ist aber nicht an einen Verfassungstext gebunden und hat kein Gegengewicht im Sinne einer vertikalen Gewaltenteilung, die in der Bundesrepublik durch die Länder gegeben ist. Die uneingeschränkte Parlamentssouveränität hat deshalb zur Folge, dass das Parlament allein darüber befinden kann, welche Aufgaben vom Staat, Kommunen und Gebietskörperschaften, sogenannten Quangos, wahrgenommen werden. Ebenso ist die starke Position des britischen Premierministers augenfällig. „Ein radikaler Premier ist prinzipiell in der Lage, nahezu jede Veränderung in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft durchzusetzen, die er für notwendig hält.“ (Abromeit, 1991: 296) Für ‚den kontinentalen Beobachter’ (Abromeit, 1991) ist die Souveränität des Premiers und des Parlaments verblüffend, denn trotz der Vorzüge, wie z.B. der schnelleren Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit, birgt diese Souveränität ein Willkürlichkeitspotential in der Herrschaftsausübung in sich (Sturm, 1997). Die Diskussion um uneingeschränkte Parlamentssouveränität und starke Position des Premierministers wird seit der Regierung M. Thatchers besonders heftig geführt, obwohl die konstitutionelle Monarchie in Großbritannien seit ihrer Gründung ohne wirkliche Gegenkräfte existierte. Aber erst Margaret Thatcher hat mit ihrer konsequenten Machtausübung demonstriert, wie angemessen der Terminus ‚elected dictatorship’ (Sturm, 1997) den Charakter britischer Regierungen beschreibt. Die Stadtpolitik der Zentralregierung wurde bis 1977 vom Innenministerium, Home Office, betreut und widmete sich dabei vor allem Fragen der Einwanderung und ethnischer Minderheiten. Ab 1977 wurde die Verantwortung für Stadtpolitik in die Hände des Umweltministeriums, Department of the Environment (DoE) gelegt. Dies kann als Indiz für das stärkere ‚in den Blick rücken’ der wirtschaftlichen und sozialen Probleme der Städte gewertet werden kann, denn das DoE war bezüglich der personellen und finanziellen Ausstattung nach dem Verteidigungs- und dem Arbeitsministerium das drittgrößte Ministerium und hatte neben Umweltfragen auch Fragen des Bauens, der Wohnraumversorgung, der Struktur und Finanzierung der kommunalen Flächennutzung, Regional- und Landschaftsplanung und die Zusammenarbeit mit den local authorities zu regeln. Flankierend wurden stadtpolitisch relevante Programme bis 1997 von drei weiteren Ministerien betreut: dem Ministerium für Bildung und Arbeit (Department for Education and Employment), Ministerium für Handel und Industrie (Department of Trade and Industry) und dem 12 Verkehrsministerium (Department of Transport). Die Aufgaben- und Kompetenzzersplitterung zwischen den einzelnen Ministerien (departmentalism) hat sich besonders in den 80er Jahren als Problem erwiesen, weil so keine integrierten Strategien der Stadtentwicklung verfolgt werden konnten. 1994 versuchte die Regierung, dieser Zersplitterung entgegenzuwirken, indem in acht geographischen Regionen (Manchester liegt in der Region Nord-West) und in den Ballungsräumen London und Merseyside zehn Regionalregierungsbüros, Government Offices for the Region (GOR), gegründet wurden. Die GOR bzw. IRO sollen in den Regionen die Arbeitsbereiche der vier Ministerien koordiniert verwalten und eine regionale Verknüpfung ihrer Programme etablieren. Sie werden von den beteiligten Ministerien kontrolliert und sollen die nationale Gesetzgebung in den Regionen in konkrete Pläne und Projekte umsetzen. Ihr Aufgabenbereich umfaßt außerdem die regionale Verteilung von Regierungssubventionen, Förderprogrammen und Mitteln aus den Fonds der Europäischen Union. (Dettmer, Kreutz, 1998) In Zuge des Amtsantritts T. Blairs 1997 wurden zur weiteren Überwindung der Zersplitterung das Department of Transport und das DoE zusammengelegt und bilden jetzt das Department of the Environment, Transport and the Regions (DETR). Darstellung 5 : Aufbau und Aufgaben des DETR (Stand Januar 2000) Secretary1 of State for the Environment, Transport and the Regions John Prescott Minister for Housing, Minister for the Minister for Transport Minister for Local Planning and Environment Government and Construction Regions Sustainable Integrated Transport Housing and Planning Development Strategy Strategy Strategy for Regional Countryside and wildlife, Aviation, railways, and Local Government, Strategy, Planning, housing, water,waste strategy, shipping, buses, Local government, construction climate change, energy congestion and English regions, efficiency workplace charging, regeneration, social national roads exclusion Parliamentary UnderParliamentary UnderParliamentary UnderParliamentary UnderSecretary Secretary Secretary Secretary Railways, buses, cycling, walking, marine and shipping, freight policy, environmental protection, transport aspects of social exclusion Regions, local government, planning, regeneration - SRB casework, tourism, Ordnance Survey, DETR green minister Housing - HMO licencing, gypsies, research, private sector renewal and HATs, trees, zoos, CITES, access, science and technology policy Climate change, energy efficiency, trunk roads, road safety, vehicle safety and environment, European policy, Modernising Government Quelle: DETR, 2000b 1 ‚Secretary’ ist vergleichbar mit dem Amt eines Ministers in der deutschen Bundesregierung. Die ‚Minister’ sind vergleichbar mit Staatssekretären, obwohl sie in England wegen der zentralistischen Strukturen zahlreicher sind, als in Deutschland und auch größere Kompetenzen haben. 13 Darstellung 6 Verhältnis Zentralregierung und Kommunalbehörden Quelle: Wilson 1994, S. 103 2.3 Kommunalverwaltung Die local authorities, die demokratisch gewählten Kommunalbehörden, setzen sich aus Councillors und Officers zusammen. Councillors vertreten einen Wahlkreis (ward) und werden für jeweils vier Jahre gewählt. Officers sind bezahlte Angestellte der local authori-ties. Administrativ sind die ländlichen Gebiete Englands in 25 Grafschaften (counties) mit 274 districts aufgeteilt. Die städtischen Agglomerationen bilden 36 districts. Der Ballungs-raum Greater Manchester besteht 14 aus zehn eigenständigen Kommunen mit jeweils eige-nen City Councils oder Metropolitan Boroughs. (s. Darstellung. 2) Traditionell haben die local authorities kommunale Aufgaben, zu denen Bildung, Wohnungsversorgung, Polizei, Feuerwehr, Verkehr und Transport, Straßen, Bibliotheken, Mu-seen, Galerien, lokale Stadt- und Entwicklungsplanung, ökonomische Entwicklung, Freizeit und Erholungseinrichtungen (Parks, Schwimmhallen, Sporteinrichtungen), Straßenreinigung, Verbraucherschutz, Friedhöfe, Gewerbegenehmigungen und Steuereinnahmen (Council Tax) gehören. Finanziert werden die Kommunen fast vollständig von der Zentralregierung. Diese zentralistischen Strukturen sind historisch gewachsen, was auch die relativ späte Ausweitung des allgemeinen Wahlrechts auf die Kommunen und die zögerliche Akzeptanz der parteipolitischen Durchdringung der Kommunalverwaltung erklärt. „Große Teile der Öffentlichkeit hielten noch lange Zeit an der Überzeugung fest, dass Parteien in der Kommunalpolitik eigentlich keinen Platz haben.“ (Sturm, 1997: 349) Hinzu kam eine allgemeine Arroganz gegenüber allem, was außerhalb der Hauptstadt lag. „members of the London-based elite establishment regard the rest of the country not only as provin-cial, but also as incompetent and untrustworthy.“ (Parkinson u.a., 1989a: 32) Den Versuch, die Kommunen zu bevormunden oder klein zu halten, hat es seit der Einführung demokratisch gewählter Kommunalbehörden gegeben. „Die Geschichte der Beziehungen zwischen Gemeinden und Zentralregierung in Großbritannien [ist] tatsächlich eine Geschichte der Einschränkung kommunaler Rechte und des Hineinregierens der Zentrale in die Gemeindepolitik, eine Geschichte der ‚creeping centralisation‘.“ (Abromeit, 1991: 302) Gegen ein „Hineinregieren“ haben die local authorities schon immer opponiert, auch wenn sie kein wirkliches Gegengewicht zur Zentralregierung und von dieser finanziell abhängig sind. Gerade in den 80er Jahren ist es den Kommunen gelungen, Beschlüsse der Zentralregierung durch Verzögerung oder Verwässerung zu modifizieren. (vgl. Wilson, 1994) Seit den 90er Jahren hat sich trotz der anhaltenden politischen und ökonomischen Dominanz Londons die Konfrontation zwischen lokaler und nationaler Ebene abgeschwächt. Das äußert sich u.a. in der wachsenden Eigenverantwortung der Regionen und Kommunen, die die Grundlage neuerer Stadtentwicklungsprogramme der Zentralregierung sind. Die Einsicht, dass auf lokale Bedürfnisse am besten von lokalen Akteuren reagiert wird, hat sich durchgesetzt. (Lawless, 1996) Außerdem hat sich das Auftreten und die Leistungsfähigkeit der Kommunalbehörden sehr verändert. Das Image von blockierenden, Geld verschlingenden, verschwenderischen und inkompetenten Kommunen ist dem ‚making it happen‘ gewichen. Gerade in den Städten haben die local authorites gelernt, Partnerschaften zu bilden, Projekte zu ermöglichen (enabler) und sich als Teil eines komplexen Mosaiks von Akteuren zu verstehen. (Wilson, 1994:102) Harvey (1989) und Harding (2000a) umschreiben diese neue Rolle der Kommunen in der Stadtpolitik mit dem Begriff der Urban Governance. Aus urban government ist durch den Rückgang der Dominanz einzig gewählter Körperschaften hin zur Verteilung von Macht, Verantwortung und Ressourcen unter gewählten und nicht gewählten Personen und Körperschaften Urban Governance geworden. Besonderes Kennzeichen ist die Fähigkeit zur Bil-dung von 15 Netzwerken, Partnerschaften, Koalitionen, dessen bekannteste Erscheinungsform die Publicprivate partnerships, die Zusammenarbeit von öffentlichen Auftraggebern und privaten Investoren ist. Diese neue Rolle der local authorities als ‚urban entrepreneur’ ist weniger dem Ende der ideologischen Konfrontation seit Anfang der 90er Jahre geschuldet, als einem gesamtgesellschaftlich neuen Verhältnis zu privatistischer Politik und neoliberalen Ideen. (Harding, 2000a) Eingeleitet wurde dieser neue Kurs in der Stadtpolitik mit der Übernahme nordamerikanischer Urban Policy Modelle (Harvey, 1989) durch die Regierung M. Thatchers. „The apparent success of such cities in restructuring their economies attracted the Conservative Government to an American reliance upon market-place with a relaxed planning regime, extensive use of fiscal incentives to attract private investment, focus upon the small firm sector and privatisa-tion of service provision. The Government was also attracted by the model of ‘entrepreneurial‘ American way which was supposed to respond to economic adversity by creating new political arrangements, especially the much vaunted public-private partnership,“ (Parkinson, 1989b: 423) Diese Entwicklung blieb für die in Bedrängnis geratenen Kommunen nicht folgenlos. Die Kommunen erkannten ihre eigene Verantwortung zur Bewältigung der Krise der Stadt, was dazu führte, dass sie ihr Verhältnis zu privatistischer Politik änderten. Manchester ist dafür, wie in der Arbeit noch zu sehen sein wird, ein gutes Beispiel. Dort haben die local authorities aus eigenem Antrieb die Notwendigkeit des Politikwechsels und der Zusammenarbeit mit privaten Investoren erkannt. Noch heute hat Manchester gegenüber Städten, wie Liverpool und Sheffield, die den ‚urban entrepreneurialism‘ lange Zeit kritisch betrachtet und sich lange widersetzt haben, einen Entwicklungsvorsprung. 16 3. IDEOLOGISCHE KÄMPFE - DIE JAHRE 1979-87 3.1 Nationale Stadtpolitik im Zeichen von Neoliberalismus und Zentralisierung Der Wahlsieg der Conservative Party 1979 und der Regierungsantritt Margaret Thatchers leiteten eine Phase tief greifender Veränderungen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik ein, die durch strikte Abkehr vom Modell des Keynesianischen Wohlfahrtsstaats, Rückkehr zum Wirtschaftsliberalismus a là Adam Smith und durch ideologische Konflikte zwischen ‚municipal socialism’ und konservativer Zentralregierung gekennzeichnet waren. Die Stadtpolitik der Conservatives in den 80er Jahre ist charakterisiert durch (Harding 1995; 2000a): • • • • die Aufwertung der Rolle des privaten Sektors bei der Stadterneuerung, das Primat physischer Verbesserungen der Städte gegenüber Strategien, die sich primär der sozialen Erneuerung der Städte widmeten und der Hoffnung, dass die physischen Erneuerung nach dem ‚Trickle- down’ Effekt das soziale Umfeld verbessern würde, die Entmachtung der local authorities durch Zentralisierung von Entscheidungen und Reduzierung der finanziellen Zuwendungen und eine Vielzahl von Stadtentwicklungsprogrammen, die meist von nicht gewählten Körperschaften (Quangos) geleitet werfen. Auf die beiden letzten Merkmale soll kurz eingegangen werden. a) Entmachtung der local authorities Die neoliberale Wende der Conservatives stieß Anfang der 80er Jahre auf den Widerstand der local authorities. Dieser Widerstand hat drei Gründe. • • • Anfang der 80er Jahre gab es außerhalb Londons wenig regionales Kapital, welches die neoliberale Wende ohne weiteres mitgetragen hätte. (Nord-Süd-Disparität) Die local authorities waren gegenüber der neoliberalen Wirtschafts- und Sozialpolitik der Zentralregierung skeptisch, weil Privatisierung und Arbeitsplatzabbau zur Verschärfung der sozialen Problemen in den Regionen beitrugen. (Konflikt zwischen Zentralregierung und Lokalregierung) Local authorities, besonders des Nordens, widersetzten sich der Politik der Zentralregie-rung aus ideologischen Gründen. (Konflikt zwischen Labour und Conservatives) Für Parkinson (1989a) war es vor allem eine Auseinandersetzung zwischen lokaler und zentraler Ebene, ein „partisan political war between central and local government“ (Parkin-son u.a.,1989a: 33). Bianchini (1991) und MacGregor (1990) hingegen räumen ein, dass hinter der Attacke gegen die Autonomie der Kommunen ideologische Motive der Zentral-regierung standen. „Mrs. Thatcher’s expressed aim [..] to rid country of socialism forever, and part of this involved destroying the Labour party’s local government base.“ (MacGregor, 1990: 67) 17 Für die Conservatives bedeuteten die (Labour) Kommunalregierungen die „Inkarnation aller möglicher Übel – [einen, d.A.] Tummelplatz der Gewerkschaften, des öffentlichen Dienstes, [den, d.A.] Inbegriff öffentlicher Verschwendung und Ineffizienz.“ (Abromeit, 1991:306) Neben der ideologischen Konfliktlinie mit den local authorities gab es einen ganz prakti-schen Grund für die Beschränkung der kommunalen Macht. Die Zentralregierung wollte bei der konsequenten Durchsetzung ihrer neoliberalen Politik den Widerstand der Kommunalregierungen gering halten. Die Strategien gegen die ‚Loony Left’ der Stadtregierungen beschrieb Michael Heseltine, bis 1986 Innenminister. „[Government, d.A.] could let conditions get worsen; or they could move power back to national government; or they could reorganise the electoral boundaries so that the irresponsible left loses its tight inner urban constituencies; or they could push power out beyond government and into the hands of the people whom it is elected to serve.“ (Heseltine, 1987; zitiert nach MacGregor, 1990: 69) Die Entmachtung der Kommunen geschah insbesondere durch Einsetzen von Körperschaften, sog. Quangos, die die Politik der Regierung in den Städten umsetzen sollten. b) Urban Development Corporations Die prominentesten und umstrittensten Quangos und gleichzeitig Flaggschiffe der Stadtpolitik der Thatcher Ära waren die Urban Development Corporations (UDCs). Ihre Gründung wurde 1980 im Local Government und Planning Act beschlossen. Zwischen 1980 und 1996 hat es insgesamt 11 UDCs gegeben, die man drei Generationen zuordnen kann und die in Fläche, Bevölkerungszahl und Stadtlage differierten. Die Lebenszeit der einzelnen UDCs wurde auf höchstens zehn Jahre festgelegt. Ihre Hauptaufgabe war, brachgefallene Gebiete in effektive Nutzung zurückführen, die Ansiedlung neuer Unternehmen oder bereits bestehende Industrie und Gewerbe zu fördern und eine Umgebung zu schaffen, die das Gebiet zum Wohnen und Arbeiten attraktiv macht. (vgl. Local Government und Planning Act 1980, Section 136) Im Mittelpunkt stand das Entwicklungspotential des Raumes, nicht die Bedürftigkeit der Anwohner oder die Lösung sozialer Probleme. Besonders die Einsetzung der ersten Generation der UDCs in 1981 (s. Darstellung 6) stellte eine große Herausforderung für die Kommunalregierungen dar, weil hier zum ersten Mal die Entmündigung der local authorities offenbar wurde. „[UDC areas, d.A.] has been ‚taken into care‘ by central government because its natural parents, the local boroughs, were too leftish, too committed to local needs and too sensitive to local feelings to carry out the kind of private sector led redevelopment strategy the Thatcher government had in mind.“ (Ambrose, 1986, zitiert nach Thornley, 1991:169) UDCs hatten Entscheidungshoheit über ihre Gebiete, sie konnten Land akquirieren, aufbereiten und für die Entwicklung freigeben. Im Falle des Ausbleibens privater Investoren konnte die UDC als Unternehmer auftreten. Sie waren finanziell großzügig ausgestattet (s. Darstellung 10) und konnten über das von der Zentralregierung zugewiesene Budget frei verfügen. 18 Darstellung 7 : Karte der Stadtentwicklungsgesellschaften (UDCs) 19 Darstellung 8 : Tabelle der Stadtentwicklungsgesellschaften (UDCs) UDC London Docklands Gründung Fläche in ha 1981-98 2 150 1981-98 350 1987-98 1 267 1987-98 4 858 1987-98 2 375 1987- 2 598 Merseyside Trafford Park Teesside Tyne&Wear Black Country Cardiff Bay 1987-2000 (Wales) Central Manchester 1988-96 1 093 187 Leeds Sheffield 1988-95 540 1988-97 900 1989-95 420 1992-1998 1 000 1992-1998 70 Bristol Birmingham Heartlands Plymouth Gebietscharakter Bewohner Arbeitsplätze Ratios * Baufällige Docks & 40 400 27 213 1 : 3,4 dazugehörige Industrie, 45% baufällig Baufällige Docks, 450 1 500 1 : 1,4 umweltbelastetes Land, 80% baufällig oder ungenutzt Verlassenes Industriegebiet, 40 24 468 1 : 6,7 1/3 baufällig oder ungenutzt Ehemalige Stahl und Chemieindustrie, >1/2 400 k.A. 1 : 2,8 baufällig oder ungenutzt Schiffbau und Schiffahrtindustrie, 1/3 baufällig oder 4 500 40 115 1 : 3,2 ungenutzt Brachgefallene Metallindustriegebiete z.T. 35 405 53 000 1 : 2,7 bewohnt Industriegebiet 5 000 15 000 1 : 2,1 40% baufällig oder unternutzt, Innenstadtgebiet (mixed use) 25% baufällig oder unternutzt, Innenstadtgebiet z.T. Industrie und ehemaliges Kraftwerk Ehemals Stahlindustrie, 25% baufällig oder unternutzt Verschiedene industrielle Nutzung, 20% baufällig oder unternutzt Industriegebiet mit Wohnflächen Innenstadtgebiet 500 15 300 1 : 4,5 800 k.A. 1 : 6,4 300 18 000 1 : 6,7 1 000 19 500 1 : 2,9 12 500 k.A. 1 : 5,4 k.A. k.A.. k.A. *Anm.: Verhältnis von öffentlicher und privater Finanzierung als Erfolgsindikator Quelle: Imrie, Thomas, 2000:13, 14, 27; Kletzander, 1995: 225 „We took the power away from them [local authorities] because they were making such a mess of it. They are the people who have got it all wrong. They had advisory committees, planning committees, interrelating committees and even discussion committeesbut nothing happened. [..] UDCs do things. More to the point they can be seen to do things and they are free from the inevitable delays of the democratic process.“ (Heseltine, 1987, zitiert nach Thornley, 1991: 181) 20 Diese konfrontative Herangehensweise hat sich in den folgenden Generationen der UDCs abgeschwächt, was sich in den Ergebnissen der UDCs niederschlägt. Ein Vergleich der Ratios (s. Darstellung 8), des Verhältnisses von öffentlicher und privater Finanzierung, zeigt, dass sich dieser Wert über die Zeit verbessert. Der Auftakt der Politik Thatchers war für die local authorities mehr als ein Schock. Selbst konservative Politiker haben später eingestanden, „some of the changes and politics in the 1980‘s have gone too far.“ (zitiert nach Jones, 1996:103), auch wenn der Modernisierungsbedarf in den local authorities, egal ob Labour oder Tory regiert, dringend notwendig war. Thatchers Politik war die Antwort auf die immer größer werdende Erwartungshaltung der Kommunen gegenüber der Zentralregierung, die besonders ab 1975 verschwenderische Züge angenommen hatte. Es war die Antwort auf die fehlenden Strategien der Kommunen, die Misere der Städte zu stoppen und den Funktionsverlust der deindustrialisierten Städte zu kompensieren (MacGregor, 1990; Jones, 1996) 3.2 Traditionelle Stadtpolitik in Manchester Manchester galt Anfang der 80er Jahre, wie viele andere Industriestädte des Nordens als Hochburg der Labour Party und des ‚municipal socialism‘. Die Stadtpolitik des MCC war traditionell an Problemen, wie Wohnen, Einkaufen und Verkehrsplanung orientiert. In großen Abständen hatte der City Council im Einklang mit der Zentralregierung in den Nachkriegsjahren Entwicklungspläne erstellt, in denen u.a. die ‚Slum-Clearance‘ Programme der 60er Jahre und der Neubau von Großsiedlungen beschlossen wurde; auch gab es Versuche, etwa den City Centre Map 1967, die Innenstädte wiederzubeleben und den Trend der Suburbanisierung umzukehren. Trotzdem konnte diese Politik den ökonomischen, sozialen und baulichen Niedergang der Stadt nicht aufhalten, weil erstens die notwendige öffentliche Finanzierung durch die Zentralregierung nicht immer gesichert war und zweitens die Projekte zu langsam in die Tat umgesetzt wurden. Beispielsweise wurde das 1967 geplante Einkaufscenter für die Innenstadt, das Arndale Center, erst nach fünfzehn Jahren Anfang der 80er eröffnet. „When I came to Manchester in 1984 there was no evidence of any regeneration at all. Everywhere it was closed, the city a dangerous place to go. Areas that are now quite vibrant and interesting – around G-Mex area, around Castlefield completely was like waste lands. „ (Interview mit Director des Cultural Industries Developing Service (CIDS), November 2000) Nach den städtischen Unruhen von 1980/81 u.a. in Moss Side Manchester und unter dem Einfluss des stetigen Bevölkerungsverlustes und fortschreitenden wirtschaftlichen Niedergangs reifte in Manchester in den 80er Jahren langsam ein Bewusstsein zur Lösung der städtischen Probleme heran. Der City Centre Local Plan von 1984 beschäftigte sich in Ansätzen mit postindustriellen Nutzungsstrategien für brachgefallene Gebiete und berücksichtigte auch architektonische Fragen und den Denkmalschutz. Jedoch änderten diese Vorhaben nichts am üblichen Planungsverfahren und der Anspruchshaltung gegenüber der Zentralregierung. Auch waren die Ideen nicht innovativ, sondern nur aus der unabwendbaren Notwendigkeit geboren. Vieles wurde der „passiven Sanierung“ (Häußermann, 1994) überlassen. 21 3.3 Politischer Führungswechsel im City Council 1984 ist in der Stadtentwicklung Manchesters ein wichtiges Jahr, weil die Machtverhältnisse innerhalb der seit Jahrzehnten regierenden Labour Party neu gestaltet wurden. Die Politik des City Council, die defensiven Antworten auf die krisenhafte Wirtschaft der Stadt und die eher kosmetische Verwendung der wenigen Mittel aus dem Urban Programme für die Bewältigung der Strukturkrise gingen einer Gruppe der ‚New Urban Left‘ in der Manchester Labour Party nicht weit genug. Sie erwarteten mehr, als die Wiederkehr der „the city’s pre-eminence in manufacturing“. (Harding, 2000b) So gab es innerhalb der Labour Fraktion im MCC einen Führungswechsel bei dem Graham Stringer zum Leader of the Council wurde. Das Durchschnittsalter im Council sank von 60 auf 40 Jahre und die neue Fragestellung war nun nicht mehr „what we are against, but what we are for“. (Interview mit Economic Development Officer, MCC, November 2001) Dass die Opposition gegenüber der defensiven Politik des City Council aus der Labour Party selbst kam, ist nicht verwunderlich, denn andere Opposition hat es kaum geben können. Die Conservative Party spielte in Manchester eine marginale Rolle und die Liberal Democrats hatten nur in bestimmten Stadtteilen langsamen Zuwachs. Kitchen (1997), der über 16 Jahre im Stadtplanungbereich des City Council arbeitete, meint sogar, dass die Opposition aus der Labour Party heraus mehr politische Veränderungen gebracht habe, als es jeder zwischenparteiliche Disput hätte können. Schon nach diesem Wechsel bahnte sich eine Kursänderung an, die sich in pragmatischerem Denken und der Abkehr von der traditionellen Nachkriegsstadtplanung zeigte. Verglichen mit den Entwicklungen der Labour Party auf nationaler Ebene oder in anderen Städten des englischen Nordens, etwa Liverpool und Sheffield, hat sich Labour in Manchester sehr frühzeitig von der Politik des ‚municipal socialism’ verabschiedet und den Weg des ‚municipal capitalism’ (Randall, 1995, Cochrane, 1996, Harding, 2000, Peck, 1995) akzeptiert. Die endgültige Wende in Manchester brachte schließlich ein nationales Ereignis, die dritte „Wahlschlappe“ Labours in der Unterhauswahl 1987. Die Mehrheit der Councillors vertrat nun voll und ganz die Ansicht, dass Kooperation mit der Zentralregierung die einzige Möglichkeit wäre, die Stadt Manchester voran zu bringen. 22 4. PRIVATWIRTSCHAFTLICH- UND UNTERNEHMENSORIENTIERTE STADTPOLITIK - DIE JAHRE 1987-92 Unterstützt oder getrieben von der CMDC könnte man in Manchester zwischen 1987 und 1992 von einer Phase der (Innen)Stadtentwicklung sprechen, in der bauliche Aufwertung vordergründig war und in der gleichzeitig ein Problemlösungsbewusstsein heranwächst, das die Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor nicht mehr ausschließt. Es ist der Beginn des Wandels vom wohlfahrtsstaaatlichen zum unternehmerischen, entrepreneurial, Credo in Manchester. 1987 setzt die Zentralregierung eine Stadtentwicklungsgesellschaft, die CMDC, ein, die Idee zur Olympiabewerbung reift heran und im Council formiert sich die Labour Party endgültig neu. 4.1 Fortsetzung der unternehmensorientierten Stadterneuerung in der nationalen Politik Während die Stadtpolitik bis 1987 sowohl national, als auch in Manchester weniger durch Stadtbildveränderungen, sondern vielmehr durch politische Kämpfe gekennzeichnet war, konnte man ab1987 von Anfängen in der Stadtpolitik sprechen. Ausgangspunkt dieser Etappe von 1987 bis 1992 ist wieder eine Unterhauswahl (1987), bei der zum dritten Mal in Folge die Conservative Party siegte. Nach diesem Sieg setzten die Conservatives ihren politischen Kurs fort. Der damalige Minister im DoE Nicholas Ridely sagte damals: „You cannot have a free–market government using public spending for doing what is properly within the public domain, and, at the same time ‚municipal socialism‘, with its ideology that there should be public ownership of land, of enterprise, houses and other buildings because the two are in conflict. So if they resist on pursuing municipal socialism we will redirect our resources away from local authorities.“ (zitiert nach Independent, 1.Oktober, 1987) Für die Labour Party war die, wenn auch knappe Wahlniederlage ein schwerer Affront. Spätestens jetzt wurde klar, dass es eine programmatische Erneuerung geben mußte und die Zersplitterung in ‚New Urban Left‘, ‚Militant Tendency‘, die vor allem in Liverpool saß und eine Abspaltung nach rechts, die SDP, ein Ende haben mußte. Ein Umdenken in den Auffassungen zum Wohlfahrtsstaat, öffentlichen Dienst und Staatseigentum war überfällig, um die ‚electoral crisis of the Labour Party‘ zu überwinden. (Gyford,1986) Den programmatischen Diskussionsprozeß und den Wandel zu einer pragmatischen, effizienzorientierten Partei bezeichneten Stinshoff und Wüst (1991) als das „Godesberg der britischen Sozialdemokratie“. „ Die typische britische Variante der Sozialdemokratie, der ’Labourism‘ – verstanden als soziale und politische Allianz von ‚working class‘ und liberalen Segmenten der middle-class [...], der in der Überwindung von Klassenantagonismen durch staatliche Planung, Regulierung und Kontrolle das Nonplusultra von Sozialismus sah – [war, d. A.] unwiderruflich gescheitert, und zwar an seinen eigenen Widersprüchen, nämlich denen des bürokratischen Keynesianischen Wohlfahrtsstaates. (Stinshoff, Wüst, 1991:91) Der sich ankündigende Wandel Labours, das „national climate of ‚new realism‘ in the wake of Labour’s defeat nationally in the 1987 election“ (Deas u.a.2000: 219) hat ab 1989 dazu geführt, dass den local authorities Kompetenzen von der Zentralregierung (rück)übertragen wurden, etwa im 23 Local Government and Housing Act 1989, der es den Kommunen erlaubte, innerhalb des eigenen Gebietes unternehmerisch tätig zu werden, sofern man sich davon den Erhalt oder die Schaffung von Arbeitsplätzen versprach. „By 1989, the Government felt comfortable enough with the new pragmatism in local government to offer local authorities a formal if restricted, role in economic development for the first time.“ (Harding,1995:170) Nachdem Margaret Thatcher 1990 wegen ihrer Steuerpolitik von der eigenen Partei das Vertrauen entzogen wurde, übernahm John Major, bis dahin Finanzminister, das Amt des Premierministers. 4.2 Central Manchester Development Corporation Die Central Manchester Development Corporation (CMDC) wurde 1988 in der dritten Generation als sogenannte Mini-UDC gegründet. Die Aufgabe der CMDC war die Belebung einer 187 ha großen Innenstadtfläche. Brachliegende Fabrikanlagen und Warenhäuser der Innenstadt sollten durch einen mixed use von Wohnen, Büroflächen, Einkauf, Freizeit und Tourismus, die Bewahrung der bestehenden Industrie und die Ansiedlung neuer Industrien wiederbelebt werden. Die Auswahl des Gebietes erfolgte nach ökonomischen Effizienzkriterien. Im Gebiet gab es nur wenig Bevölkerung und, anders als in den Innenstadtbezirken Hulme, Ancoats oder Beswick (East Manchester), viel weniger soziale Probleme. (Kitchen, 1997) Schon diese Auswahl macht klar, das der Focus der CMDC auf baulicher Verbesserung (physical regeneration), nicht auf sozialer Stadterneuerung lag. Der MCC akzeptierte die Gebietsauswahl, denn nur so gab es überhaupt Geld und Unterstützung für die Sanierung der Innenstadt. Verglichen mit anderen UDCs war die Zusammenarbeit zwischen Stadtentwicklungsgesellschaft und City Council in Manchester geradezu beispielhaft. Auch deshalb wird die Arbeit der UDCs heute durchaus differenzierter und im lokalen Kontext betrachtet. (Imrie, Thomas, 2000) Stereotype Urteile über die UDCs als „‚executives‘ of the central state, ‚puppets’ for global corporate capital, and mechanism for overriding local democratic institutions“ (ebd.: 31) wurden abgelöst. Für die gute Zusammenarbeit in Manchester nennen Kitchen (1997) und Deas u.a. (2000) drei Gründe. • • Die Mitarbeit von Vertretern des City Councils im Vorstand der CMDC. Der (Labour)Leader of the Council, G. Stringer, saß in einem Vorstand, der von den Conservatives dominiert wurde und die Parteienlandschaft des Councils nicht widergespiegelte. Vorstandvorsitzender der CMDC war der Leiter des Museums for Science and Industry, das mit dem Standort Castlefield mitten im Gebiet der CMDC lag. Im Vorstand saß außerdem der Theaterwissenschaftler B. Scott, der gleichzeitig Vorsitzender des Olympic Bid Committee war. Daneben gab es etwa 25 weitere Mitarbeiter. Die Pläne der CMDC orientierten sich an dem bereits existierenden City Centre Local Plan des MCC von 1984, d.h. es gab ähnliche Ziele für die Innenstadt. So arbeitete die CMDC in den Jahren ihres Bestehens sehr zielstrebig und ergebnisorientiert (single-minded) an der Verbesserung von Beleuchtung, Straßenbelag, dem Umbau der Brachflächen zu Büroflächen und Wohnungen. (s. Darstellung 9) 24 • Es gab keine grundlegenden Divergenzen darüber, was erreicht und mit welchen Mitteln (Partnerschaften) es für die Stadt erreicht werden sollte. Wichtigste Übereinstimmung gab es beim Entschluß zur Olympiabewerbung. Insofern war die Arbeit der CMDC „a pivotal moment in the emergence of a new entrepreneurial politics in Manchester. We argue that CMDC played an important role in the ‚re-corporatisation‘ of local governance in Manchester; it was as much more than about physical regeneration but a key agency the vanguard of transforming institutional relationships and established outlooks on economic development.“ (Deas u.a., 2000) Darstellung 9 Ausgaben der CMDC 1992/1993 nach Bereichen in % total environment & infrastructure 7% Other 4% Leisure & retail 34% Community Facilities 1% Office 30% Housing 24% Quelle: CMDC Annual Report 1992/93 Neben dem ökonomischen Output, hat die CMDC maßgeblich dazu beigetragen, dass Arbeit in Netzwerken zwischen dem privaten oder öffentlichen Sektor und über Parteigrenzen hinweg zu einer selbstverständlichen Handlungsstrategie geworden ist. In politischer Hinsicht hat die Arbeit der CMDC folgende Auswirkungen gehabt • Veränderung des Verhältnisses von Zentral – und Kommunalregierung • Autonomieverlust der gewählten Stadtregierung und Bedeutungverlust der lokalen Demokratie • Einsicht, dass single-minded Organisationen, wie die UDCs, schneller handeln können, besseres Management haben, ihnen aber die Sensibilität für lokale Bedürfnisse fehlt. (Stoker, 1989:166) 4.3 Erste Olympiabewerbung Manchester hat sich in den 90er Jahren zweimal als britischer Kandidat um die Austragung der Olympiade beworben. In der ersten Bewerbung (1990) für die Olympischen Spiele 1996 unterlag Manchester Atlanta. 25 Die Idee zur Austragung der Olympischen Spiele hatte Bob Scott, „a buccaneering free spirit, [..], deeply rooted in the private sector“. (Cochrane, 1996) B. Scott, der Theatermanager war, seit Mitte der 70er Jahre in Manchester lebte und Vorstandsmitglied der CMDC war, hatte die Vision von der Olympiastadt Manchester seit den 1984er Spielen in Los Angeles. Schließlich wurde in Los Angeles vorgeführt, wie die Spiele durch Sponsoring und den Verkauf von Fernsehrechten für die Stadt profitabel sein können. In Manchester wurde die Austragung eines derartigen Events gerade in der Krise als mögliches Mittel der Stadterneuerung betrachtet. (Law, 1991; Freyer, 1996) Events können das Image der Stadt verbessern, die Stadt überhaupt erst sichtbar machen, Unternehmen in die Stadt ziehen, Arbeitsplätze schaffen und das Stadtbild verbessern. Die Austragung eines Mega-Events, wie den Olympischen Spielen würde diese Effekte noch verstärken. Sogar nach Meinung vieler Stadtbewohner war die Olympiabewerbung die Initialzündung für die Stadtentwicklung in Manchester. „We have different levels of urban regeneration. First was cultural, the subculture economy, with bands, the Haçienda, bars.. Second was the Olympic Bidding process. This was really important because they made the connection between physical and economic regeneration.“ (Interview mit Barbesitzer und „Manchester Independent Initiative“-Gründer, November 2000) Zum ersten Mal waren sich private Investoren und öffentlicher Sektor so einig und sahen in der Austragung dieses Mega Events ausnahmslos gute Chancen für eine prosperierende Zukunft Manchesters. „more than any other initiative it was the Olympic bid which came to symbolise and to crystallise the new political form [of partnerships, d.A.].“ (Cochrane, 1996:1321) Ein Grund für das Scheitern dieser ersten Bewerbung könnte die mangelnde Unterstützung durch die Zentralregierung gewesen sein. 4.4 Die Rolle der ‚New Urban Left‘ Die Wahlniederlage zur Unterhauswahl 1987 war für die Labour Party mehr als eine weitere Wahlniederlage, denn nun waren die local authorites endgültig gezwungen, den Kurs der Zentralregierung anzunehmen. „The pivotal event is the Conservative victory in the 1987 national election and the realisation amongst local authority leaderships that further substantive and symbolic resistance to Government policies, already counter-productive, would be futile. In Manchester, this new realism caused the existing council leadership to „wave the white flag“, as one senior member put it.“ (Harding, 2000b) Im MCC war man dieser Einsicht schon ein Stück voraus, weil es dort schon 1984 einen Führungswechsel bei Labour gegeben hatte, aber das allein war noch keine Garantie für den Kurswechsel. Die Politik des City Council ist sehr abhängig vom Engagement der Councillors und dem individuellem Charakter und Führungsstil der leitenden Personen. Kitchen (1997) ist der 26 Auffassung, dass die Wende zu der pragmatischen Politik in Manchester vor allem G. Stinger, Leader of the Council von 1984 bis 1997, zugesprochen werden kann. Dieser hätte nicht nur maßgeblich beim 1984er internen Führungswechsel in der Labour Party in Manchester mitgewirkt und damit verhindert, dass sich Manchester ähnlich militant, wie Liverpool entwickelt, sondern mit pragmatischer Politik das Verhältnis zum privaten Sektor normalisiert und trotz der “long-term existence of a right-wing Conservative Government“ (Kitchen,1997:46) ein gutes Verhältnis zur Zentralregierung angestrebt. „What we have found in Manchester is a way of co-existing with the private sector where we use many of the strengths of the public sector and the private sector not in competition, but by setting up bodies where we can use those strengths.“ (Kitchen,1997:46) Ein gutes Beispiel für die pragmatische Arbeit ist die Art der Zusammenarbeit zwischen MCC und CMDC, wo zugunsten konstruktiver Stadtpolitik alte Gewohnheiten abgelegt wurden. „The politics of the city’s Olympic bids powerfully symbolise many of the [..] transformative features of the new urban politics, British style, as the old images of municipal welfarist (bureaucratic) politics have apparently been superseded by those of a dynamic and charismatic (entrepreneurial) business leadership.“ (Cochrane, 1996: 1320) Die Erfahrungen hatten gelehrt, dass sich Widerstand gegen die Zentralregierung nur nachteilig auf die Stadt auswirken würde, weshalb man in Manchester die Kooperation der Konfrontation vorzog. 27 5. ‘URBAN ENTREPRENEURIALISM’ - DIE JAHRE 1992-97 In den Jahren von 1992 bis 1997 erlebte Manchester nicht nur wegen der Olympiabewerbung eine Art „Gründerfieber“. Die Stadt bewarb sich um die Olympischen Spiele 2000. Sie unterlag Sydney, ging trotzdem gestärkt aus dieser Bewerbung hervor. Die Neugestaltung der Innenstadt wurde sichtbar, die Zusammenarbeit in Public Private Partnerships zum Patentrezept der Stadtentwicklung in Manchester. City Challenge, ein neues Programm der Zentralregierung startete in Manchester 1992 mit der Neugestaltung des deprivierten innenstadtnahen Neubaugebietes Hulme. Andere Stadtentwicklungsprojekte in sozial benachteiligten Gebieten wurden begonnen. 1994 beteiligte sich Manchester neben London und Birmingham an der City Pride Initiative, das National Cycling Centre in Eastlands, ein Olympiabau, wurde im September 1994 eröffnet. Im Juli 1995 öffnet die Manchester Evening News Arena (MEN Arena) am Victoria Station, die mit 19 500 Plätzen eine der größten Veranstaltungshallen in Europa ist. Der ‚Manchester Plan’, eine Konzeption für die Stadtentwicklung der nächsten zehn Jahre erschien 1995. 1996 wird Manchesters neues Konzerthaus, die Bridgewater Hall, eröffnet. Am anderen Ende des Stadtzentrums detoniert im gleichen Jahr eine IRA- Bombe. Niemand wird verletzt und ironischerweise wird Platz geschaffen für die Neugestaltung des Stadtzentrums mit einem ‚Millennium-Quarters’. Auch fällt in diesen Zeitraum das Ende des Urban Programme, infolge dessen sich Manchester stärker um europäische Förderprogramme bemüht, als europäische Stadt profiliert und dem Städtenetzwerk Eurocities beitritt. 5.1 Entspannung zwischen Zentralregierung und Kommunen und Aufbruch zu sozialorientierter Stadtpolitik Die Konservativen gewannen 1992 die vierte Wahl in Folge. John Major, der M. Thatcher wegen der Einführung der Kopfsteuer (Poll Tax) 1990 als Premierminister abgelöst hatte, wird in seinem Amt bestätigt. Nach der inzwischen vierten Wahlniederlage hatte sich der ideologische Kampf zwischen Labour Party und Conservative Party abgeschwächt. Das hatte Einfluß auf das Verhältnis zwischen Kommunalbehörden und Zentralregierung und auf die Stadtpolitik. Während die 80er Jahre von dominanten UDCs, dem Primat baulicher Verbesserungen, der Ausschaltung der Kommunen, ideologischen Auseinandersetzungen zwischen Zentralregierung und Kommunen und der Vernachlässigung der sozialen Stadterneuerung geprägt war, kündigte sich für die 90er Jahre ein Wandel an. Nach mehr als zehn Jahren thatcheristischer Stadtpolitik sah die Regierung Major, dass sich der Zustand der Städte durch große teure UDCs nicht grundsätzlich verbesserte und soziale Probleme fortbestanden. Das ‚patchwork quilt‘ (Harding, 1995) teilweise konkurrierender Programme erwies sich nicht als zukunftsfähige Stadtpolitik. Die City Action Teams (CAT) und Task Forces, die 1986 als Jobprogramme in sozial deprivierten Gebieten ihre Arbeit aufgenommen hatten (siehe Anhang) erfüllten die Erwartungen nicht. Das Urban Programme, dessen Mittel zugunsten der UDCs gekürzt worden waren (s. Darstellung 10), wurde wegen zu geringer Effizienz 1992 eingestellt. Die Erwartungen an ein ‚trickle-down‘ der positiven Effekte der privatistischen Stadtpolitik hatten sich nicht erfüllt, die Vermutung, ökonomische Verbesserungen würden sich langsam auch auf andere Policy-Bereiche positiv auswirken und sie durchdringen, bewahrheitete sich kaum. 28 „There was a growing social polarisation during the 80‘s and most of the urban policy initiatives had done little to address this – indeed, had in many ways exacerbated it.”(Robson u.a. 1994: 411) Kletzander (1995) hat die Ergebnisse der privatistischen Stadtpolitik der 80er Jahre zusammengefasst. Das Brachenproblem wurde nur ansatzweise gelöst, das Armutsproblem und Obdachlosigkeit nahmen zu, der Anteil der Langzeitarbeitlosen stieg, die soziale und wirtschaftliche Integration ethnischer Minderheiten hatte sich in den 80er Jahren verlangsamt, die Kriminalität war gestiegen und es gab einen kommunalen Autonomieverlust bis hin zur Gefährdung der lokalen Demokratie. Die konservative Stadtpolitik hatte deshalb „erhebliche Effizienzprobleme, es gab zu viele Programme, zu wenig Koordination und zu wenig Bürgerbeteiligung.“ (Kletzander, 1995) Deshalb wurden unter Major neue Programme entwickelt, die stärker in sozial deprivierten Gebieten zum Tragen kamen, projektbezogenen Charakter hatten und den Kommunen mehr Eigenverantwortung übertrugen. Darstellung 10: Ausgaben des DoE für Stadtentwicklungsprogramme 1987-1994 in ₤ Mio. City Challenge Urban Programme UDC und Dockland Light Railway (London) Olympiabewerbung Task Forces¹ City Action Teams¹ Total 1987/88 1988/89 1989/90 1990/91 1991/92 245,7 160,2 224,3 225 222,7 476,7 225,8 607,2 20,9 7,7 964,8 5,2 22,9 514,4 597,9 19,9 4 814,9 237,5 601,8 1992/93 63,5 243,1 514,5 1993/94 213,5 175,6 337,4 0,8 20,5 8,4 979,8 13,1 23 4,4 1013,9 35 18 3,4 952,3 Anm.: ¹) zu diesen Programmen s. Anh. Quelle: Harding (1995) a) City Challenge Das erste neue Programm (1991/92) war das City Challenge Programm. Es war ein projektbezogenes Programm, das einmal jährlich jeweils fünfjährige Förderungen (₤ 7,5 Mio./ Jahr) für ausgewählte Städte vergab, um innerstädtische Gebiete mit großem Handlungsbedarf aufzuwerten und die Lebensqualität der Einwohner zu verbessern. Das City Challenge Programm war weniger dominiert von ökonomischen Zielstellungen und baulichen Aufwertungen, sondern mehr auf die lokalen Bedürfnisse und die schon bestehenden Initiativen zugeschnitten, von sozialem Wohnungsbau, öffentlichem und Individualverkehr, Kunst und Kulturindustrie, Kinderbetreuung, Kriminalitätsbekämpfung bis hin zu Gesundheitsvorsorge und Verbesserungen im öffentlichen Raum. (vgl. Harding, 1995: 174) City Challenge war weniger zentral gesteuert, als die UDCs. Die Auswahl der Erneuerungsgebiete für die Bewerbungsrunden und die personelle Besetzung der Entwicklungsgesellschaft lag in den Händen der local authorities. Im ersten Jahr (1992/93) bewilligte das DoE 11 von 15 Bewerbern die Finanzierung für City Challenge, darunter Hulme, ein innerstädtisches Quartier in Manchester. In der zweiten Runde, 1993/94, wurden alle 54 Städte, die innerhalb des noch bestehenden Urban Programme (s. Darstellung 6) gefördert wurden, um die Bewerbung mit einem Projekt gebeten. Finanziert wurden in dieser Runde 20 Projekte. Neben der Finanzierung durch die Regierung oblag es den City Councils private Investoren und andere Mittel zu akquirieren. 29 b) Single Regeneration Budget (SRB) Nachfolger von City Challenge wurde 1994 das Single Regeneration Budget, kurz SRB. Im SRB liefen finanzielle Mittel aus sechs Ministerien und 20 verschiedenen Programmen zusammen. Das Programm schuf bessere Übersichtlichkeit in der Stadtpolitik der Zentralregierung, berücksichtigte die lokalen Bedürfnisse und ermöglichte auch kleineren Projekten staatliche Finanzierung. „The budget will mean that priorities are set locally, in the light of local needs, and not in Whitehall.. it will support measures to improve education and training, to tackle crime, to meet ethnic minority needs and to improve rundown housing.“ (DoE, 1993, zitiert nach Randall, 1995:40) Jedes Jahr gab es Ausschreibungsrunden für Projekte, die bis zu 7 Jahren gefördert werden. Dabei entschieden die City Councils darüber mit welchen Projekten sie in die Bewerbung gehen. In den Runden 1-5 (1994 bis 1998) wurden mehr als 950 Projekte finanziert (DETR, 1998). Der Nordwesten Englands war pro Bewerbungsrunde jeweils mit etwa 15-20 Projekten vertreten. Die Entscheidung über die Vergaben der Gelder lag anfangs beim DoE und ab 1994 bei den Regionalbüros der Zentralregierung (GOR bzw. IRO). Beide Programme, City Challenge und SRB, markieren durch die stärkere Mitsprache der Kommunen und die Anerkennung sozial bedingter städtischer Probleme den Aufbruch zu neuen Ansätzen der Stadtentwicklungspolitik. Gleichzeitig entwickelte sich durch den Bewerbungsmodus eine Wettbewerbsituation zwischen den großen Städten und innerhalb der Städte zwischen geförderten und nichtgeförderten Stadtgebieten, die zuweilen Rivalitäten entstehen ließ. Dazu garantierte die Anwesenheit von Vertretern der community in den Projekten nicht zwingend Beteiligung und gleichberechtigtes Stimmgewicht, weil ihnen oft die Möglichkeiten und Kontakte fehlten, die andere Partner, wie der private Sektor in den Dialog einbringen konnten. (Harding, 1995) Mit der Einführung des SRB gingen die Mittel für das flächendeckendere Urban Programme zurück, was sich besonders auf kleinere Projekte in den Städten nachteilig auswirkte. „The termination of the UP will phase out the last grant regime to which local authority’s are automatically entitled. It will reduce local authority’s freedom of manoeuvre and is likely to have particularly drastic effects on the wide range of voluntary organisations that came to depend on it. (Harding, 1995:176) 5.2 City Challenge Hulme und Single Regeneration Budget in Manchester 1992 bewarb sich Manchester um die City Challenge Förderung für Hulme. Hulme, ein innerstädtisches Neubaugebiet, das in den 60er Jahren nach der Beseitigung kriegzerstörter Häuser entstand, glich einem ‚concrete jungle‘ (Betonwüste), in dem hohe Arbeitslosigkeit und Kriminalität herrschten. Im Norden grenzte es direkt an das großzügig geförderte CMDC Gebiet, blieb aber von den sich dort anbahnenden Verbesserungen völlig unberührt. (Kitchen, 1995) Mit City Challenge erhielt Hulme ein eigenes Förderprogramm, bei dem die Sanierung der Wohnungen und Häuser (housing-led) im Vordergrund stand. Der City Council gründete nach der Bewilligung des Projektes die Hulme Regeneration Ltd., die für die Umsetzung des Programms zuständig war. In den fünf Jahren der City Challenge Hulme Initiative gelang es, mehr als ₤200 Mio. öffentliche und private Investitionen für das Gebiet zu gewinnen. Dabei kam der Entwicklungsgesellschaft vor allem zugute, dass sie von Beginn an großen Wert auf die Vernetzung und Bildung von Partnerschaften zwischen Bewohnern und Investoren, aber auch auf auch bürgernahe Arbeit (people –based regeneration) legte. 30 Im Rahmen des SRB Programms der Zentralregierung bewarb sich die Stadt zwischen 1994 und 1997 mit drei Sieben-Jahres-Projekten erfolgreich. Die ‘North Manchester Regeneration’ (19952002) hat die bauliche, soziale und ökonomische Regeneration in einem 7,5 km² großen Gebiet mit 20.800 Einwohnern zum Ziel. Mit ‘Eastside’ (1995-2002) werden Wohnhäuser in Miles Platting verbessert. ‘East Link’ (1997) ist ein Gemeinschaftsprojekt Manchesters und Tamesides, innerhalb dessen Job- und Bildungschancen in deprivierten Gebieten East Manchesters durch private und öffentliche Investitionen in Höhe von £234 Mio. verbessert werden sollen. Dabei erhofft man sich positive Impulse durch die hier in 2002 stattfindenden Commonwealth Games und daraus resultierende ökonomische Entwicklung. 5.3 Zweite Olympiabewerbung Nach der Niederlage bei der Olympiabewerbung 1990 bereitete sich Manchester auf die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2000 vor. Anders als die erste Bewerbung, die noch in der Amtszeit M. Thatchers lief, wurde diese zweite Bewerbung von der Zentralregierung unter J. Major sehr unterstützt und brachte der Stadt zusätzliche Unterstützung von ₤70 Mio.Das Engagement der Zentralregierung erscheint Law (1994) in zweierlei Hinsicht plausibel. Einerseits fiel die Olympiabewerbung in die Zeit der Wahl zum Unterhaus (1992), bei der J. Major, der M. Thatcher innerhalb einer Wahlperiode abgelöst hatte, durch eine Wahl in sein Amt bestätigt werden sollte. Andererseits ist anzunehmen, das Manchester gute Lobby- und Überzeugungsarbeit geleistet hatte und glaubhaft machen konnte, dass die Bewerbung ein Beitrag zur Stadterneuerung sei und, dass eine finanzielle Unterstützung die Chancen auf die Austragung der Spiele und die daraus folgenden positiven Effekte wahrscheinlicher mache. (Law, 1994) Am 23. September 1993 unterlag Manchester in der Bewerbung für Olympischen Spiele 2000 der Stadt Sydney. Dabei hatte die Stadt alle Kräfte in Bewegung gesetzt. Viele Olympia-Verantwortliche waren im Umfeld der 1992er Spiele nach Barcelona gereist, waren beeindruckt von der Wirkung der Olympische Spiele auf die Stadtentwicklung. Barcelona hatte allein durch die Olympischen Spiele innerhalb von sechs Jahren soviel Investitionen erhalten, wie es sie ohne die Spiele in 30 Jahren gehabt hätte. Auch die Effekte auf den Arbeitsmarkt Barcelonas waren sehr positiv. Für Manchester hatte die KPMG Management Consultants deshalb 11 000 Jobs für die Dauer von 10 Jahren prognostiziert. (zitiert nach Law, 1994: 224) Außerdem erhoffte Manchester von der Austragung der Spiele positive Impulse für die private Investitionstätigkeit und das Image der Stadt. In den Augen des MCC war die verpasste Olympiabewerbung enttäuschend, weil sie das ‚vehicle‘ (KPMG, 1993; zitiert nach Cochrane, 1996) hätten sein können, um Manchesters Stadtentwicklung voranzubringen. „[Olympic Bid, d.A.] only [was, d.A.] a part of a project to see that Manchester regains its international status. Hosting the Olympics would have made it a lot easier for us to do it“ (G. Stringer in: Manchester Evening News, 1.Oktober 1993) Trotz der Niederlage hat diese Bewerbung die Stadt um Jahre weitergebracht; zum einen durch die zusätzlichen finanziellen Mittel, zum anderen durch die Institutionalisierung der im Umfeld der Olympiabewerbung entstandenen Koalitionen und Partnerschaften, zu denen auch die ‚Manchester 31 Mafia‘ (Peck, Tickell, 1995) gehört, einschließlich des Selbstverständnis des City Councils von sich als Unternehmer (urban entrepreneurialism). „The partnership process, that the Olympics so clearly symbolised, is part of a major re-imagining of local governance.“ (Cochrane, 1995: 1333) Die Olympiabewerbung war ein „process of confidence“ (Interview Barbesitzer und MI-Gründer, November 2000) und es entstand etwas von ‘civic pride’ (Law, 1994). Für die Stadt, die seit der Hochphase der Industriellen Revolution in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts einen Bedeutungsrückgang erfahren hatte, war dieser Prozess um so wichtiger. Trotz der Niederlage gegen Sydney gingen die Planungsarbeiten und die Suche nach Geldgebern für das konzipierte Olympiastadion weiter. Im November 1995 fiel schließlich die Entscheidung, dass Manchester in 2002 der Austragungsort der Commonwealth Games sein wird. So hat die Stadt nicht die Olympischen Spiele, aber ein sportliches Groß-Event, das Cochrane (1995) jedoch als „very poor consolation prize“ bezeichnet. 5.4 Die 24 Hour City & Kulturindustrie In Zuge der Deindustrialisierung kam der Rolle der Kultur als Mittel der Stadterneuerung wachsende Bedeutung zu. (Bianchini, 1990, 1991, 1993; Lovatt, 1996; Myerscough, 1988; Wynne, 1992). Für Manchester ist die Kulturindustrie (cultural industries) eine besondere Herausforderung, denn das Potential der Kulturindustrie liegt hier keinesfalls in Hochkulturbereich. Eher hat Manchester eine lange Tradition der ‚Pop culture‘ (Wynne, 1998, Haslam, 2000). Bis Anfang der 90er wurde das Potential, das Lovatt (1996) in Anlehnung an Bourdieu als ‚pop cultural capital’ von den local authorities weder erkannt oder genutzt. Eine Mischung aus „accumulated resistance to the deregulatory ethos of the Tory Government, a dogged provincialism, an a puritanical regard for culture, fun and hedonistic pleasure“ (Lovatt, 1996: 150) in den Kommunen waren nach seiner Ansicht die Ursachen für die Ignoranz dieses Potentials. Verantwortliche im MCC erkannten das kreative Potential der ansässigen Kulturproduktion nicht und schienen Ideen aus unverrückbaren Prinzipien abzulehnen. Die ‚night-time economy‘ wurde bis Anfang der 90er Jahre kaum als ökonomische Größe erkannt. Eher hatte die Innenstadt außerhalb der Geschäftszeiten eine Reputation als Pflaster des Nachtlebens, was wiederum mit einer Trink- und Clubkultur gleichgesetzt, die die Straßen der Innenstadt unsicher machen würde. Spätausschanklizenzen wurden von den Behörden abgelehnt, weil sie die „falsche Sorte von Leuten“ (Lovatt, 1996) in die Innenstadt gebracht hätten und die Polizei nicht die Kapazitäten gehabt hätte, bei Bedarf regulierend einzugreifen. Noch 1992 wurden Sitzplätze im Freien wegen des öffentlichen Konsums von Alkohol abgelehnt. Nachtclubs sollten entsprechend des 1780 Sunday Observance Act Sonntag morgen um 2:00 schließen. Andernfalls drohten strafrechtliche Verfolgung oder Schließung. (vgl. Lovatt, 1996:150ff.) In Zuge der Olympiabewerbung und nach heftigen Reaktionen, die es auf die vorübergehende Schließung des legendären Haçienda Clubs im Jahr 1993 gegeben hatte, begann der City Council, mit Produzenten und Konsumenten der pop culture zusammen zu arbeiten und setzte neue Akzente in der Kultur- und Freizeitpolitik. 32 „when the local authorities decided to close the Haçienda in 1993 against the police. I think it re-trieved people’s attention on what Manchester was. It was known for the Haçienda, it was known for Man United. It wasn’t known for the CMDC or any of..it was known for his culture... popular culture specifically.“ (Interview mit Director des Cultural Industries Developing Service (CIDS), November 2000) Die Zusammenarbeit war anfänglich für alle Beteiligten schwierig. Während der MCC ein Unbehagen über den offenen Umgang mit beispielsweise Clubkultur oder Gay Village verspürte, fürchteten Vertreter der Kulturszene durch die Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen Kommerzialisierung. Trotzdem brachte die Zusammenarbeit Synergieeffekte, die Manchester nun auch international als ‘Pop Cult City’ (Haslam, 2000) berühmt und für dem Tourismus attraktiv machten. „Manchester had become ‚Madchester‘ a Fun City where it was cool to be. Manchester made the cover of Time and Newsweek in the US; 40% of New Yorker’s voted Manchester as the place in Britain they most wanted to be.“ (zitiert nach Lovatt, 1996:155) Das neue Denken über die ‘night time economy’ und die Rolle der Kultur bei der Stadterneuerung führte 1993 zur 24 Hour City Initiative, die zeitgleich in Leeds und Manchester angeregt wurde. Das Ziel dieser Initiative bestand darin, die Innenstadt über die üblichen Ladenöffnungszeiten hinaus nutzbar und neuen Konsumentengruppen zugänglich zu machen. Das geschah zum einen durch die Wiederbelebung der Tradition des Wohnens in der Innenstadt. Zum zweiten sollte das Stadtzentrum auch in den Abendstunden genutzt wer-den. Das wurde durch verlängerte Ladenöffnungszeiten (Sunday & Early-Evening shopping), durch das Angebot anderer Freizeitaktivitäten, wie Kino, Entertainment, neue Bars und durch Liberalisierung in der Vergabe von Spätausschank-Lizenzen erreicht. Ein positiver Effekt dieser Liberalisierung war damals sehr rasch spürbar. Die von der Polizei und dem MCC befürchteten Sicherheitsprobleme wegen verlängerter Öffnungszeiten blieben aus. Vielmehr hat es eine Entspannung gegeben, weil nicht alle Clubs und Bars gleichzeitig ihre Gäste in die Nacht entließen (Jones u.a. 1999:165). 5.5 City Pride und der Manchester Plan 1993 rief die Zentralregierung Manchester, Birmingham und London zur City Pride Initia-tive auf. City Pride ist die ‚Flagship‘ Variante (Randall, 1995) des SRB, finanziert aus den-selben Mitteln und ebenfalls mit dem Wettbewerbsgedanken zwischen den Städten. Für die Pilotphase wurden die local authorities Manchesters, Londons und Birminghams gebeten, in Zusammenarbeit mit Vertretern der lokalen Wirtschaft und den anderen Parteien einen Zehn-Jahres-Plan zur Stadtentwicklung mit Zielen, entsprechenden Zeitplänen und Finan-zierungsmustern vorzulegen. Es wurde allgemein angenommen (Randall, 1995), dass die Initiative für dieses Projekt von Manchester ausging, um damit die Olympiabewerbung der Stadt zu unterstützen. Schließlich hatte der MCC seit 1989 an der Erstellung eines Zehn-Jahres-Planes für Manchesters Stadtentwicklung gearbeitet, der dann 1995, kurz nach City Pride als ‘Manchester Plan’ erschien. Randall (1995) kritisierte, dass City Pride nicht genügend auf die Bedürfnisse der community einginge, obwohl das eine Grundbedingung im SRB war. City Pride wäre vielmehr ein weiteres ‚property led‘ Programm gewesen. In dem Programm waren die langfristigen Ziele für Manchester formuliert. Bis 2004 sollte die Stadt eine europäische, regionale Hauptstadt sein, eine Stadt mit außergewöhnlichem wirtschaftlichen, kulturellen und kreativen Potential, eine Stadt, die von ihren Einwohnern wegen der Lebensqualität 33 geschätzt wird und in der sich die Bewohner wohl fühlen. (vgl. MCC, 1994) Die 36 Projekte, mit denen dieses Ziel erreicht werden soll, sind in der Veröffentlichung zu neun großen Themenblöcken zusammengefasst. ● Manchester - regionale Hauptstadt und repräsentative Bauten ● Verbesserung der ökonomischen Basis ● Living City - Wohnen ● Gesundheit und Dienstleistungen ● Kriminalitätsbekämpfung ● Bildung ● Kultur und Sport ● Marketing City ● ÖPNV und Verkehrspolitik Darstellung 11: Projekte der City Pride 1994 (Auswahl) Projekt 3. Lowry Centre Finanzierung Privater Sektor National Lottery, EU, Salford City Council, Zentralregierung 9. Ausbau des Manchester Airport, Manchester Airport Zentralregierung Privater Sektor 12. Moss Side SRB, ERDF, Privater Initiative Sektor u.a. 26. Drugs SRB, Local Authority (LA), Zentralregierung 31. Eastlands and the Privater Millennium Stadium EFRE, Lottery 34. 24 hour city Sektor, National LA, Privater Sektor, EFRE Partner Privater Sektor, EU, Salford City Council, Local Community Ergebnisse Fertigstellung Planungsbeginn 180-240 Arbeitsplätze in der 1995, Lowry, 700.000 Eröffnung Mai 2000 Besucher /Jahr Manchester Airport, 30 Mio. Passagiere in Privater Sektor 2005, 50.000 neue Arbeitsplätze Arbeitsplätze, Wohnungsbaugesells 320 Sozialchaften (Housing 5400 Associations), Task wohnungen Force, Manchester modernisieren, 150 Häuser, City Council, neue Fassade eines großen Gemeinnütziger Einkaufszentrums Sektor u.a. erneuern des Local Community Verbesserung zu Groups, Education Zugangs Authorities, Greater Drogentherapie, des Manchester Police Verringerung Konsums illegaler (GMP) u.a. Drogen und der Beschaffungskrimina lität Manchester City Durchführung Council, AMEC plc., nationaler/internatio English Partnerships, naler Wettbewerbe, Nutzung durch Privater Sektor Stadtbewohner LA, Privater Sektor, Zahl der Angebote GMP und Besucher der Innenstadt erhöhen fortlaufend.. Start: September 1994, [..] Phase 3 Januar 1995 Entwicklung einer koordinierten und pro-aktiven Strategie 1995/6 Fläche erwerben und vorbereiten September 1994, Bau fertiggestellt in 1999 Strategie bis März 1995, Neuregelung der Lizenzvergabe 1995/6 Quelle: MCC (1994a) An der Ausarbeitung der Initiative waren die Kommunalbehörden Manchesters, Salford und Traffords und etwa 150 ansässige Unternehmen, Organisationen und Vereine beteiligt, wie z.B. 34 BBC TV, British Airways Manchester, British Red Cross, Central Library, CMDC, Greater Manchester Coalition for Disabled People, Greater Manchester Police, Holiday Inn Crown Plaza, Hulme Regeneration Ltd., Kellog’s, Manchester Metropolitan University, Manchester United Football Club, Marks & Spencer, Tony Wilson u.v.a.. Die Liste der Teilnehmer zeugt davon, dass es die Kommunen verstanden, viele verschiedene Interessensgruppen in Netzwerken und Partnerschaften zu integrieren. Darstellung 12 Regenerationsgebiete in Manchester Quelle: MCC, 1999 35 Der ‚Manchester Plan’ (Unitary Manchester Developing Plan) ist in der Stadtplanungsgeschichte Manchesters das ausführlichste und umfassendste Werk. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wechselten sich die Phasen von informeller und formeller Planung der Stadtpolitik etwa im Verhältnis 2:1 ab. (Kitchen,1996) So hat es vor dem Manchester Plan 1995 nur vier große Pläne gegeben: den 1961er Development Plan, der „short in lenght and very general in its approach“ (HMSO, 1995) war, den City Centre Map von 1967, in dem bereits die Wiederbelebung der Innenstadt thematisiert und die Suburbanisierung als Problem gesehen wurde. 1984 folgte der City Centre Local Plan, der die Grundlage für die Arbeit der CMDC bildete. Der ‚Manchester Plan‘ wurde nach sechsjähriger Vorbereitungszeit 1995 herausgegeben. Als Zehn-Jahres-Plan gibt er die Richtlinien für die weitere Stadtentwicklung Manchesters. Die behandelten Themen sind Wohnen, Beschäftigung und ökonomische Entwicklung, Umweltverbesserungen, Einkaufen, Freizeit und Erholung und Transport. Außerdem werden die neun großen Modernisierungsgebiete ausführlich vorgestellt. Dazu gehören z.B. die SRB-Gebiete North Manchester und East Manchester, Hulme und Moss Side, zum Zeitpunkt der Planerstellung bereits im City Challenge Programm und das Stadtzentrum mit dem Northern Quarter, Piccadilly, Great Northern, Castlefield. 5.6 Ende der Central Manchester Development Corporation Parallel zur Implementation neuer Programme arbeiteten die Stadtentwicklungsgesellschaften UDCs bis zum Ende ihrer jeweiligen Laufzeit weiter. Die Central Manchester Development Corporation stellte ihre Arbeit am 31. März 1996 ein. Das Ansehen und die Akzeptanz der CMDC war mit der Olympiabewerbung gestiegen, so dass die CMDC in der zweiten Hälfte ihres Bestehens den erfolgreichsten Teil ihrer Arbeit leistete. Bis Ende 1995 hatte sie 33 ha Brachflächen wieder in Nutzung gebracht, 32,9 km Straßenbeleuchtung installiert, 23,9 km Straßen verbessert, 135 600 m² Büro- und Gewerbeflächen, 2410 Wohnungen, 4909 Jobs geschaffen und ₤ 420,8 Mio. private Investitionen akquiriert. (CMDC, 1996) Die Bridgewater Hall, eine moderne Konzerthalle, wurde erst durch die CMDC und damit verbundenen Finanzierung möglich. Der Ausbau von Castlefield, wo die Symbiose aus Vergangenheit und Gegenwart mit den vielen Cafés, Bars, dem Museum for Science and Industry unter touristischen Aspekten durchaus gelungen ist, wäre ohne die CMDC nicht möglich gewesen. Die Qualität des Marketing und der Werbung für die Stadt ist durch die Arbeit der CMDC absolut verbessert worden. Ebenso ist die Tradition des Wohnens in der Innenstadt wieder belebt worden. Resümierend lässt sich sagen, dass die CMDC als Gesellschaft unter demokratietheoretischen Gesichtspunkten kritisch zu betrachten ist, jedoch sind die Ergebnisse trotz des privatistischen Sanierungsansatzes positiv (Kitchen, 1996, Deas u.a. 2000). Schließlich wäre der City Council allein nicht in der Lage gewesen, die Kraft und die Mittel aufzubringen, um die Innenstadt baulich derart zu verändern, sie für Investoren und Unternehmen attraktiv zu machen und mit neuen Nutzungskonzepten den ökonomischen Niedergang zu bekämpfen. „There can be little doubt, [..], that CMDC has been able to sustain an environmental improvement programme in its area sizeably bigger than the City Council itself would have been able to under-take. [..] We should not try to pretend that local authorities can solve these problems through local action alone.” (Kitchen, 1997:139ff) 36 Trotz dieser Ergebnisse, die wirtschaftliche Basis außerhalb der Innenstadt blieb schlecht. Armutsprobleme und soziale Exklusion verstärkten sich besonders in East und North Manchester deutlich. „The work of CMDC can thus be seen as another example of [..] inner city initiatives which has characterised top-down practice, whereby a small number of very focused high-profile activities are surrounded by much larger areas of decline and neglect [..] that on the whole the problems of deprivation in the inner city are getting worse.“ (Kitchen, 1997:142) „While the city as a whole seems to be recovering its confidence, Manchester’s poor are now more highly concentrated and in a less favourable economic position than they were in 1978.” (Robson u.a. 1994: 411) Die Deprivation blieb in Manchester auch Mitte der Neunziger sehr hoch. (s. Darstellung 15 u. 18) Daraus ließe sich ableiten, dass glamouröse Projekte der Innenstadt die Stadt als Ganzes nicht vorangebracht haben. Die zunehmende Verschlechterung der Lebenslagen in den deprivierten Stadtteilen hatte stärkere Effekte als die Gesamtbilanz als die Aufwertung einzelner Stadtteile. Die Probleme, die durch die Vernachlässigung sozialer Stadterneuerungspolitik entstanden, spitzen sich Mitte der 90er Jahre, trotz Programmen, wie dem SRB und ersten Schritten zur Stärkung der Regionen weiter zu. 37 6. SOZIAL- UND UNTERNEHMENSORIENTIERTE STADTENTWICKLUNGSPOLITIK – DIE JAHRE SEIT 1997 1997 gewann die Labour Party zum ersten Mal sei 1974 die Unterhauswahl. New Labour, wie sich die Partei seit ihrer programmatischen Erneuerung selbst bezeichnet, stellt mit Tony Blair den Premierminister. In der Stadtpolitik Manchesters stellte der nationale Regierungswechsel keinen Kontinuitätsbruch dar. Koalitionen und Partnerschaften, die in Manchester unter den politischen Bedingungen der Amtszeit der Conservatives entstanden wa-ren, hatten sich bewährt und der Manchester City Council wollte diese Arrangements erhalten und nicht durch ‘grass root’ Bewegungen (Colenutt, 2000) ersetzt sehen. An der Spitze des Councils gab es einen personellen Wechsel, der sich auf die politische Richtung des MCC nicht auswirkte. Neuer Leader of the Council wurde R. Leese, eine ähnlich charismatische Figur, wie G. Stringer. Ökonomisch und politisch ist Manchester nach London und Birmingham die zweit- bzw. drittwichtigste Stadt in Großbritannien, andererseits belegte Manchester wegen der sozialen Probleme einen vorderen Platz unter den zehn meist deprivierten Städten Englands. Neben vielen baulichen Verbesserungen hatte die Stadt weiter mit Arbeitslosigkeit und Kriminalität zu kämpfen, die durch selektive Abwanderung aus den deprivierten Stadtteilen der Innenstadt noch verstärkt wurden. Das wiederaufgebaute Stadtzentrum war umgeben von „a wasteland of derelict and abandoned housing, with many trapped in streets where prices have collapsed.” (The Guardian, 7. März 2001) Das Ziel der nächsten Jahre bestand und besteht darin, eine Balance herzustellen zwischen ökonomischer Regeneration mittels imageträchtigen high profile Projekten und der Lösung der sozialen Probleme durch neue Programme. 6.1 Soziale Stadtentwicklung als nationale Aufgabe Neben zu erwartenden politischen Richtungswechseln hat es in der Stadtpolitik der Zentralregierung Kontinuitäten (Harding, 2000a; Cochrane, 2000; Shaw, 1998; Colenutt, 2000) gegeben, zu denen besonders die Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor gehört. (Harding, 2000a) Veränderungen hat es vor allem dort gegeben, wo die Stadtpolitik der Conservatives Lektionen erteilt hatte. Dazu gehört die Erkenntnis, dass es nicht nur eine Lösung für die Krise der Stadt gibt. Die städtischen Probleme haben viele Ursachen, auch soziale. Deshalb können bauliche Verbesserungen (physical regeneration) und unternehmensorientierte Politik immer nur ein Teilbereich der Stadterneuerung sein.(Shaw, Robinson; 1998) Auch ist Stadterneuerungspolitik zu wichtig, um sie primär nicht gewählten Körperschaften, Quangos, wie den UDCs, zu überlassen. Bessere Ergebnisse stehen in Aussicht, wenn die lokalen Akteure stärker, der Staat weniger eingreifen würde. (Lawless, 1996) Investitionen sollten deshalb die Interessen der community berücksichtigen und nicht um der Investition Willen getätigt werden, denn obwohl der private Sektor effektiver und attraktiver für das Wirtschaftsaufkommen der Stadt ist, hätte dies keinen Nutzen, wenn die community zerfällt. a) Regionalisierung Zu den neuen Entwicklungen in der Urban Policy der Zentralregierung gehört der starke Trend zu Regionalisierung, der über die Jahre zwingend wurde. Schon John Major hatte 1994 mit der Eröffnung von regionalen Regierungsbüros (GOR bzw. IRO) signalisiert, dass die Regierung die 38 Vorteile regionaler Entscheidungsinstanzen durch die Nähe zum Gebiet anerkennt. Die Regierung Blair tat einen weiteren Schritt, als sie 1999 acht Regional Development Agencies (RDA) gründete, die auf strategischer Ebene die Urban Policy lenken und über die Vergabe von Förderungen entscheiden. Diese Politik stärkt das Selbstbewußtsein der Regionen gerade im noch immer bestehenden Nord-Süd-Gefälle und reduziert die Spannungen zwischen Zentralregierung und local authorities. Für Manchester ist die North West Development Agency (NWDA) zuständig, in deren Vorstand R.Leese, Leader of the Council, sitzt. „There are the first signs of a new self-confidence in our regions and regional cities, together with an appetite for tackling their problems locally.” (Hutton, 2001) b) Das neue SRB und New Deal for Communities Die sozialorientierte Stadterneuerung rückte unter Labour ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Was unter der Regierung Major mit dem SRB begonnen wurde erfuhr noch mehr Beachtung. Stadtpolitik ist Beschäftigungspolitik, Armutsbekämpfung und soziale Inklusion. Darstellung 13: Ausgaben der Zentralregierung für Stadtentwicklungsprogramme 1991-2000 Regeneration Programmes Angaben in £ Mio. UDCs 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97 1997/98 1999/00 2000/01 2001/02 508,6 City Challenge 430,6 343,1 258 217,9 193,8 168 k.A. 72,6 240 233,6 226,8 230,1 143 k.A. New Deal for Communities SRB Challenge Fund (Rounds 14) 136,4 264,9 481,6 New SRB English Partnerships Housing Action Trusts Regeneration Total 100.0 250.0 450.0 636.3 568.8 428.5 75.0 245.0 450.0 99,1 153,3 164,9 191,7 211,1 229,6 209,6 230.7 208.7 208.7 10,1 26,5 78,1 92 92,5 87,7 88,7 88.4 88.4 88.4 1096,8 1456,3 1616,4 1517 1347,7 1434,9 1369,9 1,352.0 1,533.0 1765.0 Quelle: DETR, 1997, 1998 1998 wurde das seit 1994 bestehende SRB umgestaltet. Es berücksichtigt jetzt die Dimen-sion der wachsenden sozialen Ungleichheit. Ziel des neuen SRB ist deshalb neben der Einbeziehung der community die Reduzierung der ungleichen Lebensbedingungen in Stadt-teilen und zwischen verschiedenen Gruppen. Pro Jahr gibt es jetzt weniger Projekte, etwa 50 statt bisher ca. 130, wobei jedem SRB Projekt nun durchschnittlich £20–25 Mio. zur Verfügung stehen. Jede Region hat darüber hinaus noch jeweils ein Hauptprojekt. Die Ent-scheidung über die Vergabe des SRB wird nicht mehr von den regionalen Regierungsbüros (GOR bzw. IRO), sondern von den Regional 39 Development Agencies (RDAs) getroffen. Die Einbeziehung der community stellt ein Kernstück dar. Damit die Interessen der verschiede-nen Initiativen wirklich berücksichtigt werden, hat das DETR ein formale Regelung getrof-fen. „Deprived areas do not always have well—established and effective partnerships or well mobilised communities. This can stand in the way of their securing much needed funding. The government therefore wishes to see a proportion of funding – up to 10% of resources per scheme – going to support community capacity building activity.“(DETR, 1998) Seit 1998, der 5. Bewerbungsrunde, wird das SRB zu 80% in den Städten und zu 20% in ländlicheren Gebieten und ehemaligen Kohlegebieten verteilt. Um die städtischen Förderungen dürfen sich nur Städte oder Stadtviertel bewerben, die nach dem Deprivationsindex von 1998 zu den 50 depriviertesten Gebieten zählten. Einige Beispiele sind in folgender Darstellung angegeben. Darstellung 14: Deprivationsranking ausgewählter Städte 1991, 1998, 2000 Manchester Salford (Greater M/cr) Stockport (Greater M/cr) Liverpool Birmingham Hackney (Greater London) Bristol Newcastle upon Tyne Plymouth Belfast 1991¹ 1998 2000² 13 28 213 6 5 3 42 17 52 2 3 23 k.A 1 5 4 69 19 83 k.A. 4 30 143 2 15 20 71 6 86 k.A. Anm.: ¹)1991er Ranking: mit Nordirland; ²) Ranking 2000 hat neue Indikatoren. Der angegebene Wert ist der Local Concentration Rank, der gewissermaßen kumulativ die benachteiligenden Faktoren, die vorher einzeln erhoben wurden, erfasst. Quelle: HMSO (1997, 1998); DETR (2000a) Neben dem neuen SRB gibt das New Deal for Communities Programm (NDC). Es entstand im September 1998 als nationale Strategie im Rahmen der Vorstellung des ‚Bringing Bri-tain together‘Berichts der Arbeitsgruppe Social Exclusion. Das Programm widmet sich Problemen, wie Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Bildung und Gesundheit. Dazu werden der Regierung von den Städten sozial deprivierte Gebiete vorgeschlagen, die, ähnlich dem Quartiersmanagment in Städten der Bundesrepublik, durch NDC unterstützt werden sollen. Im NDC werden Arbeitsgruppen für Bildung und Beschäftigung, Kriminalität, Jugend, Wohnen und Nachbarschaft u.a. gebildet, um die Ressourcen der Anwohner zu erfassen, die Probleme zu erfragen und die Anwohner zu aktivieren oder auch anzuleiten. c) Urban White Paper und die Urban Regeneration Companies (URC) Ein wichtiger Meilenstein in der Urban Policy seit dem Regierungswechsel 1997 war die Gründung einer Urban Task Force im April 1998. Sie hatte die Aufgabe, Wege aufzuzeigen, wie der Zustand der britischen Städte endlich verbessert werden könnte. Der Abschlußbericht (1999) der Arbeitsgruppe enthielt Empfehlungen für die Regierung und bildete die Grundlage für das Urban White Paper (November 2000), das erste seit dem 1977er White Paper ‚Policy for the Inner Cities‘. Damit liegt ein Strategieprogramm für die nächsten zehn Jahre Stadtentwicklung in England vor. 40 Eine der wichtigsten Empfehlungen der Urban Task Force wurde 1999/2000 mit der Gründung von neuen Stadtentwicklungsgesellschaften, Urban Regeneration Companies (URC) in Liverpool, Sheffield und Manchester umgesetzt. Sehr vereinfachend könnte man diese Gesellschaften als eine Weiterentwicklung oder moderne, sozialverträgliche Variante von M. Thatchers UDCs betrachten. Die Gebiete in Liverpool und Sheffield befinden sich im Stadtzentrum, es gibt wenige Bewohner. Die Aufgabe der Stadtentwicklungsgesellschaften ist dort, ähnlich der CMDC in Manchester, die Gebiete für kommerzielle und Freizeitaktivitäten attraktiv zu machen. East Manchester startet mit einem großen, sozial deprivierten Wohngebiet (31000 Einwohner). Die Arbeit dieser ersten drei URCs wird im DETR umfassend evaluiert, weil die Regierung Blair die Gründung weiterer URCs erwägt. In der Evaluation werden u.a. die endgültige Finanzierung, die Beteiligung der community und die Gesamtzahl der URCs in England diskutiert. 6.2 City Centre Rebuilding Nach der Zerstörung großer Teile des Stadtzentrums Manchesters durch eine IRA Bombe im Juni 1996 flossen zusätzliche Mittel der Zentralregierung in die Stadt. Für die Neugestaltung des Stadtzentrums wurde ein internationaler Architektenwettbewerb ausgeschrieben, die Manchester Millennium Ltd. als public-private-partnership gegründet und ein Masterplan für 1997–2000 erstellt. Ziel war die Schaffung qualitativ hochwertiger Einkaufs- und Freizeitflächen, die Erhöhung der Attraktivität des Wohnens in der Innenstadt (Loft-Living), der Ausbau öffentlicher Transportmöglichkeiten und die Verringerung des Individualverkehrs in der Innenstadt. Architektonischer Höhepunkt war die Planung eines ‘Millennium Quarter’ mit Großprojekten, wie URBIS; Cathedral Visitor Centre und City Park. Außerdem finden sich im wiederaufgebauten Stadtzentrum neue hochwertige Einkaufspassagen und die ‘Printworks’, ein Urban Entertainment Center. Die Zerstörungen durch die Bombe wurden von vielen Bewohnern Manchesters als ein „Glücksfall“ gesehen, weil das in den 60er Jahren errichtete Stadtzentrum (besonders betroffen war das Kaufhaus Marks & Spencer) nun neu geplant werden musste. Die Finanzierung (insgesamt £438 Mio.) sollte zum größten Teil vom privaten Sektor getragen werden, der öffentliche Sektor war über eine Zeit von fünf Jahren mit £83 Mio. dabei, wobei £43 Mio. von der Regierung (DETR) und 25 Mio. ECU vom EFRE beigesteuert wurden. Das Wiederaufbauprogramm für das Stadtzentrum wird in 2001 abgeschlossen sein. Darstellung 15: Rebuilding City Centre - Ergebnisse 1997-2000 Wohnungseinheiten Neue Hotelbetten Öffentliche Plätze (Millennium Centre) Neue Arbeitsplätze Vorübergehende Arbeitsplätze in der Baubranche Neue öffentliche Grünflächen Neue Bäume Quelle: DETR, 1999 41 150 300 10,526 m² 1,100 6,560 5,688 m² 240 6.3 City Pride 2 Im Zuge der Neuplanung des Stadtzentrums nach dem Bombenattentat gab es 1997 eine Neuauflage der 1994er City Pride Initiative. In den Kreis der damals beteiligten Kommunen Manchester, Salford und Trafford wurde Tameside aufgenommen. Tameside grenzt im Osten an das Gebiet East Manchester. Ein in der Initiative neu formuliertes strategisches Ziel ist die Verminderung der sozialen Ungleichheit und Polarisierung in der Stadt. „[City Pride area will be, d.A.] an area where all residents have the opportunity to participate in and benefit from the investment and development of their city and live in truly sustainable communi-ties.” (MCC u.a., 1997) Manchester und die anderen beteilgten Kommunen erhofften nach dem Regierungwechsel eine stärkere Beachtung der sozialen Stadterneuerung durch Hinwendung der Zentralregie-rung zu Themen, wie Jugendarbeit, Regionalpolitik, Kriminalitätsbekämpfung, Beschäfti-gung, Gesundheit, Bildung, Wohnen. Einige Auszüge aus den strategischen Projekten der City Pride 2 machen deutlich, wie nun auch Manchester die soziale Stadtentwicklung stär-ker betont. (vgl. Darstellung11) Darstellung 16: Strategische Projekte der City Pride 2 (Auswahl) Projekt 1. Social Strategy Focus Projekt Partner Bisher erreicht LAs, GOR Nord-West, Erarbeitung einer Strategie Gesundheitsektor, mit klaren Zielen und Polizei u.a. regelmäßigen Treffen Beswick, Clayton, MCC, Tameside Openshaw, Ashton Council, Manchester (East Manchester) Training and Enterprise Council (TEC) 3. Moss Side, SRB, ERDF, Privater Hulme Sektor, MCC Vorbereitung der Bewerbung um neues SRB mit Unterstützung durch GOR Nord West October 1997 5. Strategies for Youth Streetwise Initiativen entwickelt u.a. 16. Imperial War Museum of the North LAs, Polizei, Manchester Drug Prevention Unit, Trafford Council, MCC, Imperial War Museum, Trafford Park Development Corporation Auswahl eines geeigneten Standorts in Trafford und Entwurf: Juli 1997, Bewerbung um ERFE September 1997, Bewerbung um National Heritage Lottery Oktober 42 Fertigstellung Benennung der wichtigsten sozialpolitischen Maßnahmen, die die Entwicklung stabiler communities fördern, Indikatoren benennen den Erfolg messen können, besserer Dialog mit von sozialer Exklusion Betroffenen Bewerbung für SRB Projekt „Beacons for a brighter Future“ 1998, Start evtl. August/ September 1998 Verbinden von sozialer, baulicher und ökonomischer Regeneration in der neuen Moss Side and Hulme Partnership Entwicklungspläne Ergebnisse der Bewerbungen erwartet in 1998, Offizielle Eröffnung 2001 Projekt Projekt Partner 20. Cultural Animation LAs, Marketing Manchester, Kultursektor, gemeinnützige Organisationen, Künstler Bisher erreicht Fertigstellung 1997 Irwell Valley Sculpture Trail, Millennium Programme für Volksfeste in Salford Tib street/ Northern Waterfronts, Rushholme u.a. quarter, Streets Ahead Festival Quelle: MCC, 1998 6.4 Die Urban Regeneration Company „New East Manchester“ und das neue SRB Manchester bewarb sich 1998 in der ersten Runde des neuen SRB (Runde 5) erfolgreich mit ‚Beacons for a brighter Future‘ in East Manchester. Im Vordergrund stehen Maßnahmen zur Wohnumfeldverbesserung, Kriminalitätsbekämpfung und Beschäftigung. Es sollen 3 150 Wohnungen modernisiert, 595 Arbeitsplätze geschaffen, 85 Unternehmen gegründet und mindestens 65 gemeinnützige Initiativen unterstützt werden. Insgesamt werden etwa 13 125 Menschen in Beswick, Clayton und Openshaw von den Maßnahmen dieses 7-Jahres Projekt profitieren, das komplementär zum Vorschlag der Stadt für die New Deal for Communites läuft. Die Urban Regeneration Company (URC) ‘New East Manchester’ ist eine Partnerschaft zwischen MCC, English Partnerships, der North West Development Agency (NWDA) und Einwohnervertretungen und Vereinen East Manchesters. East Manchester, früher einmal das ‚metal-bashing heart of the city‘ (DETR, 2000c) ist von der Regierung als eines der landesweit depriviertesten Gebiete benannt worden. Es erstreckt sich auf 1,100 ha ostwärts des Stadtzentrums und umfasst die Stadtteile Beswick, Openshaw, Ancoats, Miles Platting. (s. Darstellung11) Von 36 1790 Einwohnern in 1991 lebten 1999 nur noch 31 500 im Gebiet. Das ist ein Rückgang um 12,9%, während Manchester in der gleichen Zeit einen Einwohnerzuwachs von 3,5 % verzeichnet. Die durchschnittliche Haushaltsgröße liegt mit 2,3 Personen unter dem Durchschnitt Manchesters. Es gibt eine höhere Anzahl von Rentnern und sehr jungen Menschen, während der Anteil von Bewohnern im arbeitsfähigen Alter unter dem Durchschnitt des Nordwestens liegt. Die Arbeitslosigkeit ist mit derzeit 8,2% mehr als doppelt so hoch wie in Greater Manchester. Analog sind der Gesundheitszustand und die Wohnbedingungen der Bewohner schlechter. Das Gebiet hat kaum Hochhäuser, sondern Reihenhäuser, die dem Council (43%), Social Landlords (15%) oder den Bewohnern (42%) gehören. In den letzten Jahren fielen wegen der schlechten Lebensbedingungen im Gebiet die Hauspreise dramatisch von £25 - 30000 aus £5000. (New East Manchester Ltd., 2000) Die Aufgabe für die Stadtentwicklungsgesellschaft ‘New East Manchester’ ist schwierig, der Arbeitsansatz holistisch. Es geht um die dauerhafte Verbesserung der Schulen, um Verkehrspolitik, Beschäftigung und Kriminalitätsbekämpfung. Dabei soll es in der Anfangszeit rasch zu sichtbaren Verbesserungen kommen, was durch die Veranstaltung der Commonwealth Games 2002 begünstigt werden könnte. „New East Manchester will be expected to negotiate a wide range of social, environmental, com-munity, economic and property development concerns. Furthermore, it must achieve this through creatively ‘stepping on the toes’ of existing initiatives that are already beginning to tackle some of these issues; and to do this through negotiation and consensus rather than dictat.“ (DETR, 2000c) 43 Die URC ‘New East Manchester’ soll den Dialog mit Bewohnern und der lokalen Wirtschaft suchen, eine langfristige Strategie und einen Masterplan erstellen. Sie soll dafür sorgen, dass private Investitionen in das Gebiet kommen und der Wert der Immobilien und Gewerbeflächen wieder steigt. Vor allem aber soll die Stadtentwicklungsgesellschaft bestehende Initiativen koordinieren. Davon hat es seit Beginn der 90er Jahre viele gegeben, u.a. ‘Beacons for a Brighter Future’ (New Deal for Communities und SRB Runde 5); ‘Eastside’ und ‘East Link’ (SRB Runde 2 bzw. 4) ; Ancoats Urban Village; East Manchester Education Action Zone. Die Vielzahl dieser Programme zeigt nicht nur, wie vielschichtig die Problemlage ist, sondern auch, dass Problemlösungen keineswegs in kürzester Zeit zu erwarten sind. Trotzdem hat das Gebiet auf vielen umgenutzten Flächen das Potential, neue Bewohner anzuziehen. Das betrifft vor allem das citynahe Industriegebiet mit Fabrikgebäuden und Warenhäusern in Ancoats, wo erste Entwicklungen bereits begonnen haben. In den reinen Wohngebieten Beswick und Openshaw dürfte die Verbesserung weniger schnell voran gehen. Schließlich bedarf es dort nicht nur baulicher Aufwertung und Umnutzung, sondern der Aktivierung der ansässigen Bevölkerung einschließlich bildungs-, beschäftigungspolitischer Konzepte, Anti-Gewalt-Programmen etc. Die New East Manchester Ltd. nahm die Arbeit im Februar 2000 auf. Zum Vorstand gehören u.a. Leader of the City Council R. Leese, leitende Mitarbeiter des Council und Councillors, Vertreter der NWDA, der community und des privaten Sektors. Die Sitze sind paritätisch verteilt, wobei je zwei Sitze auf MCC, English Partnerships (EP), North West Deve-lopment Agency (NWDA) und community und ein Sitz auf den privaten Sektor entfallen. Während frühere Stadtentwicklungsgesellschaften, wie etwa die UDCs feste Statute und Budgets hatten, ist die Arbeit der URCs bisher fließender. Im ersten Jahr stehen z.B. £750,000 von jeweils dem MCC, EP und NWDA (beide finanziert durch Zentralregierung) zur Verfügung. Die Erwartungen an das Pilotprojekt ‚New East Manchester’ sind groß. Jedoch hat Manchester in den 90er Jahren mit der Neugestaltung Hulmes und dem Bau des Millenium Quarters nach dem Bombenattentat bewiesen, dass solche Projekte erfolgreich zu bewältigen sind, besonders wenn sie von ‚‘politically neutral’ multiagency partnership with Company status‘ (DETR, 2000c), wie es Hulme Regeneration Ltd. oder Manchester Millennium Ltd. waren, gemanagt werden. 6.5 Commonwealth Games 2002 und Sport City Manchester Der Sport spielt in Manchester in der Stadtentwicklungspolitik eine große Rolle. Die Austragung internationaler und nationaler Sportveranstaltungen wird trotz der verpassten Olympiabewerbung als Mittel zur Regeneration gesehen. In die Commonwealth Games 2002 werden wegen ihrer Austragung im Stadtentwicklungsgebiet East Manchester höchste Erwartungen gesetzt, besonders, weil man sich Ausstrahlungskraft auf das gesamte Gebiet erhofft. Beschäftigungschancen, Investitionen, wirtschaftliche Entwicklung, einschließlich internationaler Verbindungen und die Entwicklung des Kultursektors werden damit verbunden. „Sport provides a positive focus for people's lives and is a vital element of the City Council's social regeneration policies particularly for children and young people. A comprehensive sports strategy has been developed in consultation with a wide range of partners including the English Sports Council, National Governing Bodies (of sport), local sports clubs and organisations, Manchester Leisure and local schools. The strategy aims to ensure that all opportunities, short, medium and long term, presented by the Games are fully exploited.“ (MCC, 2000) 44 7. EVALUATION DER STADTPOLITIK UND DISKUSSION DER ERGEBNISSE 7.1 Diskussion der Ergebnisse Im folgenden Kapitel wird ein Evaluationsversuch der in den Kapiteln drei bis sechs dargestellten stadtpolitischen Instrumente unternommen und die Frage gestellt, in welcher Hinsicht die Stadterneuerung in Manchester als positiv bewertet werden kann. Die in der Einleitung formulierten Anforderungen an eine Stadtentwicklungspolitik, die die Krise der industriellen Stadt überwindet, wurden erstens im Rahmen der unternehmensorientierten Stadtentwicklungspolitik anhand des Ausgleich des Funktionsverlustes der Stadt und der Wiedernutzung von Brachflächen und zweitens im Rahmen der sozialorientierten Stadtentwicklung anhand der Reduzierung der Arbeitslosigkeit untersucht. Außerdem wurde gefragt, über welches spezifische endogene Potential Manchester verfügt. a) Hat die unternehmensorientierte Stadtentwicklungspolitik zum Funktionswandel der (Innen) Stadt und der Umnutzung von Brachflächen beigetragen? In den Hypothesen wurde angenommen, dass unternehmensorientierte Stadterneuerung seit Ende der 80er Jahre in Manchester als erfolgreich bewertet werden kann, weil es gelungen ist, die Funktion der Stadt als Ort der Industrieproduktion durch neue Funktionen besonders im tertiären Sektor zu ersetzen. Spätestens seit 1987, dem Jahr der Gründung der CMDC, wurde der Funktionswandel besonders in der Innenstadt als Kompensationsmaßnahme der Folgen der Deindustrialisierung vorangetrieben. Das Stadtzentrum, das sich noch 1980 in weiten Teilen menschenleer und brachgefallen darbot, ist heute grundlegend neu gestaltet. Die Innenstadt hat diverse tertiäre Funktionen neu übernommen bzw. stark ausgebaut. Dazu gehören Finanzdienstleistungen, Medien, IT-Gewerbe und besonders die Kulturindustrie , denn unter einem weitgefassten Kulturbegriff lässt sich der Großteil der Veränderungen im tertiären Bereich in der Innenstadt, wie Hotelgewerbe, Museen, Einkaufszentren Nachtleben, Gastronomie, Fußball, bis zu Wasserflächen, Konzerthallen, Architektur und Loft Living, Marketing und Life style subsumieren. Die Investitionen in diese Branche, nicht nur durch die CMDC, sind beachtlich: G-Mex – eine ehemalige Bahnhofshalle wurde bis 1986 zum Austellungs- und Kongresszentrum umgestaltet, Midland und Brittannia Hotel wurden aufwendig saniert, es folgen die Granada TV Studios, das Urban Heritage Centre von Castlefield, das Craft Centre und der Affleck’s Palace im Northern Quarter; das Royal Ex-change, ehemalige Baumwollbörse und nach Leerstand und Modernisierung heute Ein-kaufspassage und Theater, die Bridgewater Hall, die Fußgängerzone St. Ann Square, das Cornerhouse, ein architktonisch interessanter Bau mit Programmkino und Café, Gay Village, die 24 Hour City Initiative und der Bau des ‚Millennium Quarters’ nach der Bombenexplosion 1996. All diese Veränderungen haben das Vertrauen von Politikern und Investoren in die Stadt als Standort erhöht, das Prestige der Region verbessert, neue Besucher in die Stadt gebracht und (kulturelle) Bedürfnisse der Bewohner befriedigt. Im kommenden Jahr wird Manchester die Commonwealth Games austragen. Auch dieses Ereignis ist Teil der Kultur bzw. Sport-Event-geleiteten Regenerationstrategie. „Art facilities can be a catalyst for other developments and provide a reason to establish related facilities.“(Myerscough, 1988: 156) 45 Neben dem Funktionswandel der Stadt wurde in den Hypothesen auch die finanziell gewinnbringende Umnutzung von innerstädtischen Brachflächen als Indikator für erfolgreiche ökonomische Regeneration angenommen. Auch da gab es erste Ansätze vor der Einsetzung der CMDC, rasant entwickelte sich die Rückgewinnung der Brachfläche erst in ihrer Wirkungszeit. Von 1988-1996 hat sie 33ha Brachflächen zu neuer Nutzung gebracht, 135600 m² neue Büro- und Geschäftsflächen und 2410 Wohnungen (meist Eigentumswohnungen bzw. Loft –Apartments) geschaffen. Diese schnelle, imageträchtige high-profile Entwicklung war notwendig, um das Image von der ‚run-down’ Innenstadt abzulegen, hat aber andererseits die soziale Polarisierung verschärft. Darstellung 17: Entwicklung der Mietpreise in der Innenstadt (Index) 1983-1996 Stadtzentrum ohne CMDC-Gebiet 19 95 19 93 19 91 19 89 19 87 19 85 19 83 280 260 240 220 200 180 160 140 120 100 CMDC Quelle: Robson, 1998 Ein Blick auf die Entwicklung der Mietpreise in der Innenstadt zeigt, dass die Innenstadt an Attraktivität gewonnen hat und stärker nachgefragt wird. Wie die neuen Nutzungskonzepte und der Funktionswandel der Innenstadt zeigen, hat die eigentums- und unternehmensorientierte Stadtpolitik ihre Ziele unter ökonomischen Gesichtspunkten nicht verfehlt. b) Hat die sozialorientierte Stadtpolitik zur Verringerung der Arbeitslosigkeit beigetragen? In der Einleitung wurde begründet, warum Arbeitslosigkeit eine zentrale Erscheinung der Krise der Industriestadt ist und die Entwicklung der Arbeitslosenquote deshalb zumindest sekundär ein Indikator für Erfolg oder Misserfolg der (sozialen) Stadtpolitik ist. Die erst Mitte der 90er Jahre erkennbar einsetzende sozialorientierte Stadtpolitik der Zentralregierung hatte die Bekämpfung sozialer Exklusionsprozesse zum Ziel. Je erfolgreicher die Arbeitslosigkeit bekämpft wird, desto erfolgreicher ist die Stadtentwicklungspolitik zu nennen. (Hypothese 3) Um die Interpretation der Arbeitslosenquote in Manchester zu objektivieren, wurden der Analyse als Vergleichszahlen die Arbeitslosenquoten des Vereinigten Königreichs, des englischen Nordwestens und des 46 Ballungsraumes Greater Manchester zugeordnet. So können gesamtgesellschaftliche Veränderungen, wie Konjukturschankungen, aber auch regionale Unterschiede sichtbar gemacht werden. Ein Blick auf die Arbeitslosenstatistiken der letzten 20 Jahre zeigt, dass die Stadtpolitik bezüglich der Arbeitslosigkeit wenig erfolgreich war. Die aktuelle Arbeitslosenquote ist in allen Vergleichsgruppen in den vergangenen 20 Jahren nie unter den Wert von 1976 gefallen. Der wirtschaftliche Einbruch und die rigide neoliberale Politik M. Thatchers schlugen sich von 1979 bis 1987 im Anstieg der Arbeitslosenzahlen deutlich nieder. Ein zwischenzeitliches Tief der Arbeitslosenquote als Ergebnis der neoliberalen Politik dauerte von 1987-90. Danach stieg die Arbeitslosigkeit wieder an. Darstellung 18: Vergleich der Arbeitslosenquote in UK, England, NW-England, Greater Manchester und Manchester 1993- 2000 20,0 18,0 16,0 14,0 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 76 19 81 19 83 19 UK 84 19 85 19 86 19 England 87 19 88 19 89 19 90 19 Nordwest 91 19 92 19 93 19 94 19 Gr. M/cr 95 19 96 19 97 19 98 19 Manchester Quelle: Department of Employment (Labour Force Survey); MCC, 2001 und eig. Darstellung Seit 1993 fällt sie und hat sich seitdem fast halbiert. Die Region des Nordwesten ist von Arbeitslosigkeit stärker betroffen, als England und das Vereinigte Königreich insgesamt. Das hat seine Ursachen im überproportional hohen Abbau traditioneller Industriearbeitsplätze. Anders als im Süden Englands, wo der Großraum London schon immer Finanzmetropole und auch Touristenmagnet war, gab es im Norden nur wenig Beschäftigung im tertiären Sektor. Über die Jahre kann man erkennen, dass sich die Arbeitslosenquoten des Nordwestens de-nen Englands und des Vereinigten Königreiches angleichen. Das weist auf einen Trend zur allmählichen Überwindung des Nord-Süd-Gefälles hin, der durch die Politik der Stärkung der Regionen unterstützt wird. Betrachtet man Manchester genauer, dann fällt auf, dass die Arbeitslosigkeit in Greater Manchester seit 1997 unter der des gesamten Nordwestens liegt. Das spräche dafür, dass der Großraum Manchester innerhalb der Region, zu der u.a. Liverpool gehört, eine führende ökonomische Rolle übernommen hat. Träger dieser positiven Entwicklung ist aber nicht die Stadt Manchester, sondern vor allem Kommunen des Ballungsraumes Greater Manchester, wie Stockport oder Bolton (s. Darstellung 2), die sozial weniger benachteiligt sind und 47 als suburbane Gebiete im so genannten Speckgürtel liegen. Entsprechend findet man Stockport im Deprivationsranking weit hinter der Stadt Manchester auf Platz 143. Sogar Salford, die Nachbarkommune Manchesters, Partner in der City Pride Initiative und auch nicht frei von sozialen Problemen, hat mit Position 30 einen deutlich besseren Platz als die Stadt Manchester (Rang 4). Die Arbeitslosigkeit in der Stadt Manchester ist fast doppelt so hoch, wie im Großraum Manchester, allerdings fällt die Arbeitslosigkeit in Manchester derzeit auch schneller als im Ballungsraum Greater Manchester. Trotzdem gab es in 2000 ein Gebiet in East Manchester, in dem die Arbeitslosigkeit viermal höher war, als im nationalen Durchschnitt. (Hackett, 2000) Darstellung 19 Vergleich der Arbeitslosenquote in Greater Manchester und Manchester 1992- 2000 20 19,9 19,4 19,6 18,4 17,4 16,6 15,8 15,1 15 14,6 12,3 11,2 10,7 10,3 10 11,4 10,7 10,5 9,6 9 8,5 8,3 10,1 9,5 9,2 4,7 4,6 8,1 6,9 6 5,5 5 4,8 4,8 00 0 r2 99 9 19 99 Jan ua Ju li r1 19 98 Jan ua Ju li 99 8 r1 19 97 Jan ua Ju li 99 7 r1 19 96 Gr. Manchester Jan ua Ju li 99 6 r1 19 95 Jan ua Ju li 99 5 r1 19 94 Jan ua Ju li 99 4 r1 19 93 Jan ua Ju li 99 3 r1 Jan ua Ju li 19 92 0 Manchester Quelle: MCC, 2001 und eig. Darstellung Es gibt zwei mögliche Antworten darauf, warum die Arbeitslosigkeit in Manchester durch die Stadtpolitik nicht wirkungsvoll bekämpft wurde. Entweder hat es zu wenige Programme gegeben oder die Programme haben falsche Ziele bzw. falsche Adressaten gehabt. Für die Stadtpolitik der 80er Jahre kann man resümieren, dass sich Jobprogramme (CAT, TECs, Task Forces) durch die Zersplitterung der Aufgabenteilung (departmentalism) nicht als Teil einer ganzheitlichen Stadtpolitik verstanden. Sie waren, gemessen an den Budgets der Stadtentwicklungsgesellschaften UDCs nicht ausreichend finanziell ausgestattet und zu stark am traditionellen Arbeitsmarkt orientiert. Inzwischen ist die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch Bildungs- und Ausbildungsprogramme gerade in besonders betroffenen Gebieten, wie East Manchester fester Bestandteil einer integrierten Stadtpolitik. Dass diese Programme noch nicht die gewünschten Effekte zeigen, kann daran liegen, dass falsche Erwartungen an die Programme gestellt werden oder, dass es noch zu früh ist, um das Output dieser Programme zu beurteilen, weil sich die neu vermittelten Fähigkeiten erst längerfristig in Arbeitsplätzen messen lassen. Schließlich gibt es für 48 abgebaute industrielle Arbeitsplätze keine einfache Kompensation, etwa, indem alle Erwerbslosen Dienstleistungsjobs übernehmen, für die sie unter- bzw. überqualifiziert sind. Mit Sicherheit wird der Dienstleistungssektor weiter wachsen, aber werden diese Dienstleistungen langfristig auch nachgefragt? Arbeitslosigkeit ist in Manchester das größte Problem und es muss gelöst werden. Aber wie schafft man „Innovation in nicht-innovativen Milieus“? (Häußermann, 1994) Welche Jobs werden in der Zukunft wirklich gebraucht? „We cannot tell what knowledge will be needed.“ (Hackett, 2000) Mögliches Potential sehen Economic Development Officers des MCC im Sport (Commonwealth Games 2002 und Sport City), in der Zusammenarbeit mit den Universitäten der Stadt, in der Creative Industry, die sich in Musik, Mode, Architektur und IT besonders gegen die Sogkraft Londons behaupten muss und in der Öffnung nach Europa. „Manchester has to identify its particular strengths and especially its capacity to spin-off commercial ideas from the local universities an the strong partnerships that the City Council has built up with them. [..] Central to this is the need to accelerate the transition to a knowledge based economy by stimulating creativity and innovation across the local and regional economy. We need to be at the forefront of a cutting edge digital culture based on innovative business clusters and networks [..].“ (Hackett, 2000) So sind die aktuellen arbeitsfördernden Maßnahmen heute Bildungsprogramme, die die Teilnehmer in die Lage versetzen sollen, eigene Ideen zu entwickeln und ihren Arbeitsplatz quasi selbst zu schaffen. Aus diesen Gründen lässt sich die Frage des Erfolgs oder Misserfolgs der Stadtpolitik anhand der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nicht abschließend beantworten. Festzuhalten ist jedoch, dass die Implementation sozialorientierter Stadtentwicklung als fester Bestandteil der Politik der Zentralregierung eine Grundvoraussetzung für die Lösung der Krise der Industriestadt ist. Bisher hat die sozialorientierte Stadtpolitik die Arbeitslosigkeit nicht spürbar beeinflusst. c) Gab und gibt es endogenes Potential das Manchesters Stadtentwicklung positiv beeinflusst? Manchesters ‚Krisenmanagement‘ zur Bewältigung der Krise der industriellen Stadt lässt sich nicht ohne weiteres auf alle anderen englischen/britischen Städte übertragen. Spezifische Bedingungen, die in ihrer Kombination Synergieeffekte hervorbringen, haben die Entwicklung Manchesters günstig beeinflusst. (Hypothese 4) Dazu gehört die Olympiabewerbung, einschließlich des dafür ausgebauten Manchester Airport, der inzwischen zu den 20 größten Flughäfen der Welt gehört. Dazu gehört weiter das politische Geschick der führenden Gruppe der Labour Party in Manchester, das Image der Stadt als der Welt erster Industriestadt und ihre Baudenkmäler, eine Tradition als Medienstandort über die andere englische Städte nicht verfügen, ein großes Wissenspotential, von dem die Anwesenheit dreier Universitäten mit mehr als 50 00 Studenten (auf 400 000 Einwohnern) zeugt und das kulturelle Potential, das u.a. als pop culture oder Manchester United daherkommt. Der kontinuierliche Einfluss der (Independent) Kulturszene Manchesters ist untrennbarer Bestandteil des heutigen Manchester-Images und hat großen Anteil am erfolgreichen Funktionswandel der Innenstadt, auch wenn sich das weniger ökonomischen Größenordnungen, als ideell nachweisen lässt. „All the main stream investment wouldn’t have come in without the demonstration of confidence in an area (Manchester) by local entrepreneurs.“ (Interview mit Direktor des Cultural Industries Developing Service (CIDS), November 2000) 49 Manchester war nicht nur in den 80er Jahren neben London Vorreiter in der englischen Jugendkulturszene (Haslam, 2000; Christafis, 2001) Kreative Musik, erinnert sei an Buzzcocks, New Order, Joy Division, Smiths, Happy Mondays und Stone Roses kam gerade deshalb aus Manchester, weil sie vom dortigen Leben, vom ‚bad-lad working class misbehaviour‘ (Christafis, 2001) inspiriert war. Record labels, Kneipen und Clubs, die Ende der 80er bis Mitte der 90er im Northern Quarter, im Gay Village und vereinzelt in und um Castlefield aus Idealismus entstanden, machten Manchester zur ‚pop cult city‘ (Haslam, 2000). Die aktuelle Entwicklung der Independent Kulturszene in Manchester erinnert zuweilen an andere Städte, etwa die Entwicklung der Berliner Bezirke Prenzlauer Berg und Mitte. Hier, wie da, findet man Abgrenzungsversuche der Independent Szene von Mainstream Projekten, wenn die Gefahr droht, dass die lokalen Akteure durch aggressiven Wettbewerb von überregionalen Akteuren z. B. in der Kneipen und Clubszene oder im Handel verdrängt werden. Dies ist eine Folge, die durch nur schwer aufzuhalten ist. Der City Council, der die Macht dazu hätte, hat die schwierige Aufgabe, die Balance zu halten zwischen prestige- und gewinnträchtigen Entwicklungen bei gleichzeitigem Erhalt des lokalen Spirits und der Kreativität der lokalen Unternehmer. „Sterilised entertainment is sucking the soul out of Manchester. The city is becoming manufactured, massproduced; it's almost a city without a soul.“ (N. Johnson, Inhaber der Atlas Bar *1996 und Gründungsmitglied der ‚Manchester Independents’. In: The Guardian, 5. Januar 2001) Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Strukturkrise der Industriestadt Manchester nur durch sozialorientierte und unternehmensorientierte Stadtpolitik überwunden werden kann. Dieser ‚Lernprozess‘ hat in den vergangenen 20 Jahren stattgefunden. Die Bewältigung der Krise der Stadt ist allein durch unternehmensorientierte Stadtpolitik (business- und property-led) der 80er Jahre nicht gelungen, sondern hat sich über die Jahre zu einem Mix aus unternehmensorientierten und sozialorientierten Stadterneuerungsprogrammen mit hoher Beteiligung der lokalen Akteure gewandelt. 7.2 Methodenkritische Anmerkungen Die Operationalisierung von Ergebnissen der Stadtpolitik ist ein Problem, das sich auch in dieser Arbeit gestellt hat. Das Output der sozialorientierten Stadtentwicklung wurde anhand der Arbeitslosenquote gemessen, das Output der unternehmensorientierten Stadtentwick-lung wurde anhand qualitativer Daten, die den Funktionswandel der Stadt beschreiben und anhand von Indexangaben zur Mietpreisentwicklung in der Innenstadt untersucht. Diese Operationalisierung ist dem Rahmen einer Diplomarbeit angemessen, trotzdem sollen eini-ge weiterführende Bemerkungen gemacht werden. Bradford und Robson (1995) haben in einer von der Zentralregierung in Auftrag gegebenen Evaluationsstudie über die Wirksamkeit des Urban Programme in englischen Städten zwischen 1983 und 1991 eine Variante zur Operationalisierung der Ergebnisse von Stadtpolitik vorgeschlagen, die die Wirksamkeit von Stadtentwicklungsprogrammen nicht nur anhand neu geschaffener Arbeitsplätze, Touristenzahlen, neuen Büroflächen oder der Höhe des privaten Investitionsvolumens usw. erhebt. Sie schlugen vor, den Output in Zahlen durch den Begriff ‚Lebensqualität‘ zu ersetzen. Dieser Indikator könnte sich aus qualitativen und quantitativen Daten in zwei Kategorien, den ‚employment opportunities‘ und der ‚residential attractiveness‘ zusammensetzen. Die Daten für die erste Kategorie könnten sich aus Zahlen zur Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit und deren Ratio; für die zweite Kategorie aus 50 der Anwesenheit kleiner Betriebe in Gebiet, Hauspreisen, Bewohnern der Altersgruppe der 2534jährigen zusammensetzen. Darstellung 20: Operationalisierung von ‚Lebensqualität’ zur Evaluation der Stadtpolitk Quelle: Robson, 1995:42 Neben der Operationalisierung entstanden in der Arbeit Schwierigkeiten bei der Bewertung des Erfolgs einzelner Programme. Vornehmlich treten diese Probleme in vergleichenden Untersuchungen, wie sie Bradford und Robson (1995) durchgeführt haben, auf. Auf drei der Probleme, die Bradford und Robson (1995) die „sechs C’s‘ genannt haben, stößt man auch in dieser Arbeit, besonders bei der Frage, ob in Manchester erfolgreiche Policy Ansätze auf andere englische Städte übertragbar sind. 1. „confound problem“; die Frage nach dem Output als direkte Folge einer Maßnahme/ Programmes läßt sich nicht eindeutig beantworten. Wechselwirkungen und Kumulationen sind sehr wahrscheinlich, zumal in Manchester eine Vielzahl verschiedener Initiativen und Programme parallel lief. So läßt es sich z.B. nicht mit Bestimmtheit sagen, ob die Entwick-lung Manchesters ohne die Olympiabewerbung auch nur annähernd verlaufen wäre, wie sie es ist. 2. „combinatorial problem“; Programme können an unterschiedlichen Plätzen mit unterschiedlichen Voraussetzungen völlig anders zum Tragen kommen. Ein sehr wichtiger Fak-tor ist hier die Zeit bzw. der Zeitpunkt des Programmstarts. So ist anzunehmen, dass eine Implementation der CMDC vor 1984 eine ähnlich konfrontatives Verhältnis zwischen der Stadtentwicklungsgesellschaft und den City Council bedeutet hätte, wie in Liverpool oder London Docklands, weil die Labour Fraktion im Council damals noch eine Hochburg des ‚municipal socialism’ war. Auch ist es wahrscheinlich, dass das pop culture-Potential der Stadt zu großen 51 Teilen nur durch die Anwesenheit des größten Campus Europas (ca. 120000 Studenten mit der University of Salford) getragen wird. 3. „problem of change“; die Vergleichbarkeit wird erschwert, weil sich Programme über die Zeit veränderten (z.B. das SRB), weil sich aber auch die Plätze, an denen die Program-me eingesetzt wurden, veränderten. 52 8 SCHLUSSBETRACHTUNG In der Arbeit wurde die Stadtentwicklungspolitik Manchesters als Antwort auf die durch die Deindustrialisierung hervorgerufene Krise der Stadt seit 1979 ausführlich dargestellt. Die Krise manifestierte sich in hoher Arbeitslosigkeit, einem Funktionsverlust der Stadt und brachgefallenen Flächen. Die zentrale Frage war, ob die sozialen und ökonomischen Krisenerscheinungen durch die Stadtpolitik erfolgreich bekämpft wurden. Die Untersuchung hat ergeben, dass die sozialen Krisenerscheinungen, besonders die Arbeitslosigkeit nur bedingt reduziert wurden, die ökonomische Regeneration durch den Funktionswandel der Stadt und die Wiederbelebung der Brachflächen hingegen gelungen ist. Diese Ergebnisse erklären sich aus dem Charakter der Policy-Ansätze, die in England, anders als in der föderalistischen Bundesrepublik, sehr stark durch die Politik der Zentralregierung determiniert sind. In der Amtszeit M. Thatchers stand unternehmens- und privat-wirtschaftlich orientierte Stadtpolitik in Vordergrund. Die Regierung war überzeugt davon, dass privatwirtschaftliche Stadtpolitik städtische Probleme in die Hände des Marktes legen könnte und öffentliche Träger langfristig dazu bringen würde, sich wie private Firmen zu verhalten. (vgl. Harding, 2000a: 977) Diese Politik ging mit einer Schwächung der Kommunen einher. „the role of local government in urban policy was clearly being down-graded. Programmes formu-lated and delivered by officials of government departments or by private sector-led, quasi-public agencies appointed by Government were obviously less amenable to local government influence.“ (Harding, 1995:168) Ab Mitte der 90er Jahre, etwa mit der Einführung des SRB, zeichnete sich eine stärkere Orientierung hin zu sozialorientierten Urban Policy Ansätzen, zur Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Kommunen und zur Berücksichtigung lokaler Interessen ab. Es wurde klar, dass Stadtentwicklung nicht ohne Beteiligung der community und nicht ohne Sozialpolitik zu leisten ist. (Cochrane, 2000) Mit der Verschiebung des Kräfteverhältnisses zugunsten der Kommunen wurden diese wieder handlungsfähig, was sie vorher durch die Zentralisierung der Macht in Westminster und Whitehall nicht sein konnten. Endgültig vollzogen wurde ein Paradigmenwechsel in der Stadtpolitik mit dem Amtsantritt T. Blairs 1997. Seitdem hat sozialorientierte Stadtentwicklung die Beachtung erfahren, die nötig ist, um die sozialen Probleme der Städte zu lösen und steht jetzt fast gleichberechtigt neben unternehmensorientierten Stadterneuerungsprogrammen. Der Paradigmenwechsel ist begleitet von einer fortschreitenden Stärkung der englischen Regionen und Kommunen. Anlässlich einer Rede in Manchester sagte G. Brown, Minister im DETR für die Regionen: „Our reforms show that we are entering an era in which national government, instead of directing, enables powerful regional and local initiatives to work, where Britain becomes as it should be - a Britain of nations and regions where there are many and not just one centre of initiative and energy for our country” (G. Brown, 2001. In: The Guardian, 1. Februar 2001) 53 Die lang anhaltende Überbetonung der ökonomischen Revitalisierung der Städte durch privatwirtschaftlich geleitete Interessen in den 80ern bis Mitte der 90er Jahre und die relativ späte Beachtung sozialer Fragen der Stadtentwicklung könnte ein Grund dafür sein, dass die Lebenslagen in Städten, wie Manchester heute polarisiert sind, wie nie zuvor. „Alongside enormous success in terms of physical regeneration, the creation of new jobs [..] and improvements to the quality of life, there are still challenges to face. There are many things going very well for us on the plus side and certainly a walk-around through the city centre gives every indication of a thriving international city [..] but we must face up to the flip side, starting with un-employment.“ (Hackett, 2000) Trotzdem darf die Bedeutung der privatwirtschaftlich und unternehmensorientierten Stadtpolitik nicht unterschätzt werden. Die ‚Conservative Revolution‘, die nicht wirklich ein Produkt der Conservatives war, war die einzig mögliche Antwort auf die städtischen Problemlagen und festgefahrenen Strukturen in den Beziehungen zwischen Kommunen und Zentralregierung (Harding, 2000a; Cochrane, 2000). Unter diesem Gesichtspunkt werden die in den 80er Jahren so sehr kritisierten Stadtentwicklungsgesellschaften, UDCs, heute viel differenzierter betrachtet und haben in den „neuen“ Stadtentwicklungsgesellschaften, URCs, sogar eine modifizierte Nachfolge gefunden. Die englische Stadtpolitik der vergangenen 20 Jahre hat die Rückkehr zur keynesianischen Wohlfahrtsmentalität erschwert, einen Schlussstrich unter die traditionelle Stadtpolitik der Nachkriegszeit gezogen und den Grundstein für Urban Governance gelegt. Sie hat den Aufstieg der public-private-partnerships bewirkt und sie hat eine neue Definition von Wohlfahrt gebracht, in die nun Wirtschafts- und Unternehmenswachstum, aber auch Ästhetik und Architektur einschließt. Der Fall Manchester, das sollte die Arbeit gezeigt haben, ist in der Stadtentwicklung ein besonderer, weil die lokalen Akteure der Stadtpolitik dort (vgl. Harding, 1995:181) ein außerordentliches hohes Maß an Ambition und Wettbewerbsfähigkeit bewiesen haben. 54 ANHANG I. Zeittafel Jahr 1979 1980 1983 Central Government Manchester M. Thatcher gewinnt die Wahl Urban Programme neu gestaltet erste UDCs in London und Liverpool Merseyside und Enterprise Zones (EZ) gegründet Unruhen in Manchester/Moss Side Unruhen in englischen Städten M. Thatcher mit großer Mehrheit Hacienda öffnet wiedergewählt 1984 1985 1986 1987 City Action Teams (CAT) Task Forces M. Thatcher gewinnt die Wahl 1988 1989 1990 1991 1992 M. Thatcher von J. Major abgelöst 1993 1994 1995 1996 New Urban Left übernehmen die Macht im MCC City Centre Local Plan CAT in Moss Side Task Force Hulme/Moss Side Gründung der Trafford Park Development Corporation Gründung der CMDC 1. Olympiabewerbung Conservative Party gewinnt die Wahl, J. City Challenge Hulme Major im Amt bestätigt Ausgaben für das Urban Programme werden gekürzt City Challenge City Pride Initiative 2. Olympiabewerbung 24 Hour City SRB und English Partnerships (EP) City Pride 1 nehmen die Arbeit auf SRB ‘North Manchester Regeneration’ 10 Regionalregierungsbüros (GOR, später National Cycling Centre in Eastlands IRO) gegründet eröffnet Prgrammatische Erneuerung Labours (New Labour) SRB ‚Eastside’ Manchester-Plan Bewerbung Commonwealth Games 2002 Manchester Evening News Arena eröffnet Ende des Urban Programme Ende der CMDC 55 Jahr 1997 1998 1999 2000 Central Government Manchester Bridgewater Hall eröffnet IRA- Bombe im Stadtzentrum SRB ‚East Link’ Labour gewinnt Unterhauswahl, T. Blair City Pride 2 wird Premierminister Ende City Challenge Hulme Rebuilding City centre Planung für ‘Millennium Quarter’ Urban Task Force „Beacons for a brighter Future“ (Neues neues SRB & New Deal for Communities SRB 5) Gründung der RDA Teile des ‘Millennium Quarter’ eröffnet Urban White Paper URC „New East Manchester“ 56 II. Übersicht über Stadtentwicklungsprogramme (chronologische Abfolge) Urban Programme (UP) 1968/ 1978, ursprünglich Hauptprogramm britischer Stadtpolitik zur Belebung der lokalen Wirtschaft, Stärkung der Sozialstruktur, Rückführung von Brachflächen zu Nutzflächen, 1978 gab es 48 Programme Authorities + sieben Partnerships mit besonderen Problemlagen. Das UP war nicht so erfolgreich, wie erwartet (Arbeitsplätze, Stärkung der Sozialstruktur, Wohnumfeldverbesserungen), berücksichtigte jedoch die Bürgerinteressen, lokale Gruppen und kleinere Projekte. 1996/97 wurde das UP gänzlich durch SRB ersetzt. Enterprise Zones (EZ) Local Government and Planning Act 1980; Ansiedlung von Investoren auf günstig verkauften städtischen Flächen, darüber wurde in diesen Gebieten zehnjährige Befreiung von kommunalen Steuerabgaben garantiert, Freibeträge für Investitionen und reduzierte Planungsvorgaben (weniger Kontrolle und schnellere Genehmigungen). Erwartungen haben sich nicht erfüllt, weil Unterhalt dieser Gebiet zu teuer war und entgegen anderslautender Rhetorik hohe staatliche Subventionen notwendig waren. Jeder der 65.400 in EZ neu geschaffene Arbeitsplätze hat England nach Schätzungen (Deas, zitiert nach Dettmer, Kreutz, 1998) etwa 13.000 Pfund gekostet. Urban Development Corporations (UDC) 1980 wird die Gründung von zwölf privatistischen Stadtentwicklungsgesellschaften beschlossen. In einer Zeit von 7 bis 10 Jahren sollten die Gesellschaften in einem von der Zentralregierung zugewiesenen Gebiet koordinieren, dass private Investoren nach einer Anschubfinanzierung durch die UDC Brachflächen und unternutzte Gebiete neuer Nutzung zuführen und baulich verbessern. Dabei unterlagen sie keiner demokratischen Kontrolle. (s. Kap. 3.1, 4.2, 5.6) City Action Teams (CAT) 1985 von der Zentralregierung eingesetzte Teams zur kosteneffizienten und koordinierten Umsetzung der Ziele des Urban Programme. Enge Zusammenarbeit der CAT mit der kommunalen Verwaltung und den privaten Unternehmen sollte die ökonomische Entwicklung dieser Gebiete fördern. 1986 komplettiert durch Task Forces. Task Forces 1986 8 Task Forces, u.a. in Moss Side/Hulme, 1987 weitere 8 TF gegründet, TF waren von der Zentralregierung und dem Department of Industry eingesetzte ressortübergreifende, dezentrale Arbeitsteams von 5-6 Mitarbeitern. Wichtigste Aufgabe war die Schaffung von Jobs in besonders deprivierten Stadtteilen mit hoher (Jugend)Arbeitslosigkeit durch Aufbau von Partnerschaften und Ausbildungsprogrammen mit lokalen Unternehmen. Laufzeit der TF 3-6 Jahre. Dabei verfügten sie über vergleichsweise geringe finanzielle Mittel von £1 Mio. in zwei Jahren. Die Teams arbeiteten in Gebieten mit 25-60000 EW, die auch Teil des Urban Programme waren. Housing Action Trusts (HAT) „Von der Zentralregierung 1988 eingesetzte, autonom und zeitlich begrenzt arbeitende Eigentumsund Verwaltungsorganisationen für den ehemaligen kommunalen Wohnungsbestand, dessen Mieter über einen Besitzerwechsel zu privaten Eigentümern entscheiden konnten. Für diese Form der Privatisierung öffentlichen Eigentums wurden staatliche Subventionen zur Verfügung gestellt und die HAT waren für Ankauf, Renovierung und Verkauf des kommunalen Wohnungsbestandes zuständig. Die Regierung wollte auf diese Weise den öffentlich subventionierten Bereich der 57 Wohnraumversorgung mindestens teilweise der marktorientierten Verwaltung des privaten Sektors übertragen. Verkauft werden konnte jedoch vor allem nur der attraktive Bestand Großwohnsiedlungen und Gebäude schlechter Bausubstanz verblieben hingegen als unrentierliche und nicht marktfähige Objekte im kommunalen Besitz.“ (Dettmer, Kreutz, 1998) City Challenge (CC) 1991/92 gegründet, erstes Programm, das nicht nach Bedarf, sondern nach Wettbewerbskriterien vergeben wurde und das in Ansätzen soziale Stadterneuerung er-möglichte. Projektbezogene Partnerschaften bewarben sich um eine fünfjährige Förderung in Höhe von 37,5 Mio. Pfund. CC überstand aus Kostengründen nur zwei Bewerbungsrunden und ging 1994 im SRB auf. (siehe Kap. 5.1, 5.2) Single Regeneration Budget (SRB) 1993/94 eingerichtete nationales Stadterneuerungsförderprogramm, das aus der Zusammenlegung von 20 Einzelprogrammen (u.a. City Challenge und das Urban Programme) entstand und die Zuständigkeiten von vier Ministerien (DoE, DTp, DTI sowie das DE) zusammenfasste. Städte bewarben sich z.T. jährlich um jeweils fünfjährige Förderung. Zielsetzung war die Stärkung des kommunalen Wettbewerbs, die Gründung von Partnerschaften, die Vereinfachung der Finanzierung durch Zusammenlegung einzelner Förderprogramme. 1998 wurde das seit 1994 bestehende SRB umgestaltet. Pro Jahr gibt es jetzt weniger Projekte, etwa 50 statt bisher ca. 130, wobei jedem SRB Projekt nun mehr Geld zur Verfügung steht. Um die städtischen Förderungen durften sich nur Städte oder Stadtviertel bewerben, die nach dem Deprivationsindex 1998 zu den 50 depriviertesten Gebieten zählten. (s. Kap. 5.1, 5.2, 6.1, 6.4) English Partnerships (EP) 1994 wurde durch die Zusammenlegung einzelner Subventionsprogramme eine einheitliche Agentur zur Subventionierung von baulich-räumlichen Erneuerungsprojekten mit unterschiedlichem Umfang und Schwerpunkten geschaffen, die auch als ‘Urban Regeneration Agency’ für England bezeichnet wird. EP wird aus dem SRB finanziert und fördert durch finanzielle Unterstützung privater Unternehmen die Bildung von Partnerschaften unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung und Verwaltung. Gleichzeitig versucht sie, die ökonomische Entwicklung durch angestrebtes ‘Inward Investment’ britischer Firmen zu verbessern. Ihr relativ kleines Budget und die mangelnden ökonomischen Einflußmöglichkeiten beeinträchtigen ihren Einfluß: „It will therefore be another fish in the crowded pool.” (Bailey 1995:68) City Pride 1994, kein Stadterneuerungsförderprogramm, sondern eine Initiative, zu der London, Manchester und Birmingham von der Zentralregierung aufgerufen wurden, um die Perspektiven ihrer Stadtentwicklung im kommenden Jahrzehnt strategisch und visionär zu for-mulieren. Anfang 1997 wurden sieben weitere Städte in die City Pride Initiative aufgenommen. Weitere Ziele sind die Bildung von möglichst breit angelegten City Pride Partnerschaften, Standortmarketing und Imageverbesserung der Gesamtstadt im europäischen Wettbewerb. (s. Kap. 5.5, 6.3) Integrated Regional Offices (IRO), vorher Government Offices for the Region (GOR) 1994 gegründete Regionalbüros, die die Stadtentwicklungspolitik der vier Ministerien DoE, Dtp, DTI und DE bündeln. Außerdem sind sie erste Entscheidungsinstanz im SRB-Verfahren und Ansprechpartner für Kommunen und private Investoren. IROs sind ein erster Ansatz der 58 Kompetenzverlagerung von Whitehall in die Regionen. Diese Reformierung staatlicher Verwaltungsstrukturen reagiert mit den IROs auf die Kritik an einer fehlenden regionalen Ebene in England. (s.Kap. 5.1) New Deal for Communities (NDC) 1998 als nationales Programm zur Bekämpfung von sozialer Exklusion. Im NDC werden auf Vorschlag der Städte in ausgewählten Gebieten Arbeitsgruppen gebildet, um die Ressourcen der Anwohner zu erfassen, Probleme zu erfragen, Anwohner zu aktivieren und sozialer Exklusion zu verhindern. (s. Kap. 6.1) Regional Development Agencies (RDA) 1999 wurden acht Regional Development Agencies (RDA) gegründet. Sie sollen auf strategischer Ebene die Urban Policy lenken und über die Vergabe von Förderungen entscheiden. Diese Politik stärkt das Selbstbewusstsein der Regionen und reduziert die Spannungen zwischen Zentralregierung und local authorities. (s. Kap. 6.1) Urban Regeneration Companies (URC) 1999/2000 Gründung der Stadtentwicklungsgesellschaften, Urban Regeneration Companies (URC) in Liverpool, Sheffield und Manchester. Könnte als sozialverträglichere Variante von M. Thatchers UDCs betrachtet werden. (s. Kap. 6.1 und 6.6) 59 LITERATURVERZEICHNIS Abromeit, H. (1991) Staatsentwicklung in der Thatcher-Ära: Weniger Staat - mehr Staat?. In: Sturm, R. (Hg.) (1991) Thatcherismus - eine Bilanz nach 10 Jahren. Bochum: Universitätsverlag Brockmeyer. (Arbeitskreis Deutsche England-Forschung Bd. 15) Bianchini, F. (1990) ‘Urban Renaissance? The Arts & the Urban Regeneration Process’. In: MacGregor, S.; Pimlott, B. Tackling the Inner Cities?. Oxford: Clarendon. Bianchini, F.; Parkinson, M. (eds.) (1993) Cultural policy and Urban Regeneration: the West European Experience. Manchester: MUP. 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