MANCHESTER – ANTWORTEN AUF DIE KRISE DER

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MANCHESTER – ANTWORTEN AUF DIE KRISE DER
MANCHESTER – ANTWORTEN AUF DIE
KRISE DER INDUSTRIESTADT
URBAN POLICY IN MANCHESTER SEIT 1980
Von
Antje Seidel-Schulze
Defreggerstr. 19
12435 Berlin
Einschreib-Nr. 122 286
Fach Sozialwissenschaften
Philosophische Fakultät III
Institut für Sozialwissenschaften
an der Humboldt-Universität Berlin
Diplomarbeit
Berlin, Mai 2001
INHALTSVERZEICHNIS
1
2
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
iv
v
EINLEITUNG
Historischer Abriss und die Entstehung der Krise
Ziel und Aufbau der Arbeit
Hypothesen
Quellen und Materialien
5
7
9
9
2.1
2.2
2.3
POLITISCH - ADMINISTRATIVE RAHMENBEDINGUNGEN DER
STADTENTWICKLUNGSPOLITIK IN GROßBRITANNIEN
Europäische Union
Zentralregierung
Kommunalverwaltung
10
11
14
3
3.1
3.2
3.3
IDEOLOGISCHE KÄMPFE - DIE JAHRE 1979-87
Nationale Stadtpolitik im Zeichen von Neoliberalismus und Zentralisierung
Traditionelle Stadtpolitik in Manchester
Politischer Führungswechsel im City Council
17
21
22
4
PRIVATWIRTSCHAFTLICH- UND UNTERNEHMENSORIENTIERTE
STADTPOLITIK – DIE JAHRE 1987-92
Fortsetzung der unternehmensorientierten Stadterneuerung in der nationalen Politik
Central Manchester Development Corporation
Erste Olympiabewerbung
Die Rolle der ‚New Urban Left‘
23
24
25
26
‘URBAN ENTREPRENEURIALISM’ – DIE JAHRE 1992-97
Entspannung zwischen Zentralregierung und Kommunen und Aufbruch zu
sozialorientierter Stadtpolitik
City Challenge Hulme und Single Regeneration Budget in Manchester
Zweite Olympiabewerbung
Die 24 Hour City & Kulturindustrie
City Pride und der Manchester Plan
Ende der Central Manchester Development Corporation
28
30
31
32
33
36
SOZIAL- UND UNTERNEHMENSORIENTIERTE
STADTENTWICKLUNGSPOLITIK – DIE JAHRE SEIT 1997
Soziale Stadtentwicklung als nationale Aufgabe
City Centre Rebuilding
City Pride 2
Die Urban Regeneration Company „New East Manchester“ und das neue SRB
Commonwealth Games 2002 und Sport City Manchester
38
41
42
43
44
4.1
4.2
4.3
4.4
5
5.1
5.2
5.3
5.4
5.5
5.6
6
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
ii
7
7.1
7.2
SCHLUSSBETRACHTUNG
Diskussion der Ergebnisse
Methodenkritische Anmerkungen
45
50
ANHANG
I. Zeittafel
55
II. Übersicht über Stadtentwicklungsprogramme (chronologische Abfolge)
57
III. Literaturverzeichnis
iii
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Darstellung 1 : Bevölkerungsentwicklung in Manchester
Darstellung 2 : Ballungsraum Greater Manchester
Darstellung 4 : Zentralregierungen und Premierminister seit 1974
Darstellung 5 : Aufbau und Aufgaben des DETR (Stand Januar 2000)
Darstellung 6 : Verhältnis Zentralregierung -Kommunen
Darstellung 7 : Karte der Stadtentwicklungsgesellschaften (UDCs)
Darstellung 8 : Tabelle der Stadtentwicklungsgesellschaften (UDCs)
Darstellung 9 : Ausgaben der CMDC 1992/93 nach Bereichen in %
Darstellung 10: Ausgaben des DoE für Stadtentwicklungsprogramme 1987-1994 in ₤ Mio.
Darstellung 11: Projekte der City Pride 1994 (Auswahl)
Darstellung 12: Große Regenerationsgebiete in Manchester
Darstellung 13: Ausgaben der Zentralregierung für Stadtentwicklungsprogramme 1991-2000
Darstellung 14: Deprivationsranking ausgewählter Städte 1991, 1998, 2000
Darstellung 15: Rebuilding City Centre - Ergebnisse 1997-2000
Darstellung 16: Strategische Projekte der City Pride 2 (Auswahl)
Darstellung 17: Entwicklung der Mietpreise in der Innenstadt (Index) 1983-1996
Darstellung 18: Vergleich Arbeitslosenquote in GB, England, Greater Mcr und Mcr 1979-2000
Darstellung 19: Vergleich der Arbeitslosenquote in Greater Mcr und Manchester 1993 – 2000
Darstellung 20 Operationalisierung von ‚Lebensqualität’ zur Evaluation der Stadtpolitik
iv
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14
19
20
25
29
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35
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40
41
42
46
47
48
51
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abkürzung
CMDC
Central Manchester Development Corporation
DoE
Department of the Environment
DETR
Department of the Environment, Transport and the Regions
GOR
Government Offices for the Region
EFRE
Europäischer Fond für Regionale Entwicklung
ESF
Europäischer Sozialfond
EP
English Partnerships
HMSO
Her Majesty’s Stationery Office
IRO
Integrated Regional Offices
MCC
Manchester City Council
NDC
New Deal for Communities
NWDA
North West Development Agency
Quango
quasi autonomous non-governmental organisations
RDA
Regional Development Agencies
SRB
Single Regeneration Budget
UDC
Urban Development Corporation
URC
Urban Regeneration Company
v
EINLEITUNG
Historischer Abriss und die Entstehung der Krise
Wie keine andere Stadt steht Manchester als Sinnbild für die Industrielle Revolution des späten 18.
und frühen 19.Jahrhunderts. Aus der kleinen Stadt am River Irwell wurde durch Unternehmergeist,
Innovation und sprunghaftes Bevölkerungswachstum über Nacht ‚Cottonopolis’, ein geschäftiges
Wirrwarr aus Warenhäusern, Baumwollspinnereien und Schornsteinen. Manchester war die erste
Industriestadt der Welt. Die Attribute reichten von „the shock city of the Age“ bis hin zu „the
most wonderful city of modern times“ und zeugen von den tief greifenden sozialen und
ökonomischen Veränderungen. Treibende Kraft war die Textilproduktion, die durch den
Erfindergeist der ansässigen Unternehmer immer stärker technisiert wurde. Der Einsatz von
Maschinen bedingte Produktivitätssteigerung und wachsenden Bedarf an Warenhäusern, Fabriken
und Arbeitskräften. Durch Zuwanderung, besonders aus umliegenden ländlichen Gebieten und
Irland, stieg die Bevölkerungszahl rapide an (von 77 000 in 1801 auf 316 000 Einwohner in 1851)
und der Bedarf an Wohnungen wuchs schneller, als man ihn befriedigen konnte.
Darstellung 1
Bevölkerungsentwicklung in Manchester 1800 bis heute
800000
600000
400000
200000
0
01 21 41 61 81 01 21 51 61 81 91
18 18 18 18 18 19 19 19 19 19 19
Quelle: MCC u.a., 1998
Diese Entwicklungen hatten die Herausbildung neuer sozialer Klassen zur Folge. Einerseits
entstand eine städtische bürgerliche Elite, die vor allem unternehmerisch tätig war und die später als
„Manchester men“ in der Literatur verewigt wurden. Andererseits entstand ein Proletariat, dessen
Lebensbedingungen nicht nur Charles Dickens und Elisabeth Gaskell, sondern auch Friedrich
Engels, der als deutscher Unternehmer 1844 nach Manchester kam, eindrucksvoll beschrieben
5
haben. Engels sah in sozialen Missständen, schlechtem Wohnen in überbelegten, feuchten und
dunklen „back to back“-Häusern, hoher Kindersterblichkeit und niedriger Lebenserwartung den
Preis für den ökonomischen Erfolg der Stadt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts versucht
die Stadtverwaltung diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, etwa mit dem Public Health Act
1875. Manchester erlangte außerdem Bedeutung durch das Free Trade Movement und wurde
Handels-, Banken- und Verkehrszentrum.
Mit der Depression der Jahre 1873 bis 1896 kündigt sich das Ende des goldenen Zeitalters des
industriellen englischen Nordens an. Im 20. Jahrhundert setzte sich der Trend des Rückgangs der
Industrieproduktion fort. Zwischen den beiden Weltkriegen halbierten sich die
Beschäftigungszahlen in der Textilproduktion. Trendwenden hatte es nur phasenweise in den
Zeiten der Rüstungsproduktion gegeben. Natürlich besaß die Stadt nicht nur Textilindustrie und
konnte den Verlust anfangs durch andere Industriezweige, wie Flugzeugbau, Chemie- und
Kunststoffindustrie, wettmachen. Jedoch blieb auch Manchester nicht von dem nationalen
Problem der begrenzten Wettbewerbsfähigkeit der britischen Industrie nach dem 2. Weltkrieg
verschont. Die Ursachen dafür liegen in einem Mangel an Innovationen in Großbritannien, der sich
in ungeplanten Reaktionen der britischen Wirtschaft auf Veränderungen der Weltwirtschaft und im
wirtschafts-, forschungs- und bildungspolitischen Versagen der sozialdemokratischen und
konservativen Regierungen seit dem 2. Weltkrieg äußerte (Kletzander, 1995). Döring (1993)
diskutiert dieses Problem ausführlich und nennt für die sinkende Produktivität der britischen
Industrie und das relative Zurückbleiben der ersten Industrienation gegenüber den aufholenden
Nachzüglern folgende Ursachen:
•
•
•
•
•
auf Gewerkschaftsseite Behinderung der Einführung neuer Technologien durch Pochen auf
antiquierte Privilegien in der Gestaltung des Arbeitsablaufes sowie eine hohe
Streikhäufigkeit;
[..] unzureichende Rationalisierung der Arbeitsteilung am Fließband;
im Erziehungswesen eine Vernachlässigung von Berufsschulen und technischer Ausbildung
von Ingenieuren; statt dessen eine Betonung der humanistischen Bildung; [..]
in der Finanzwelt eine Vorliebe für hohe Renditen durch Kapitalexport anstelle von
Investitionen in störanfälliger einheimischer Industrie;
im Regierungssystem Orientierung an kurzfristigen wahltaktischen Gesichtspunkten der
Parteienkonkurrenz auf Kosten langfristiger parteiübergreifender Planung.“ (Döring, 1993:
76f.)
Die Deindustrialisierung Manchesters, d.h. der „absolute und relative Bedeutungsverlust des
produzierenden Gewerbes, insbesondere der Beschäftigung [..] und ihrer traditionellen Standorte“
(Wehling, 1991) hat zum Identitätsverlust der Industriestadt beigetragen. Und obwohl
Deindustrialisierung seit den 70er Jahren in allen europäischen Industriestädten zu beobachten ist,
scheint es, als wären die englischen Industriestädte, wie Manchester, Liverpool, Sheffield oder
Leeds, hinsichtlich der sozialräumlichen Polarisierung und dem desolaten Zustand der Innenstädte
viel stärker betroffen als ihre europäischen Nachbarn. (vgl. Harding, 1995:2000) Eine mögliche
Erklärung dafür ist der im europäischen Vergleich frühe Beginn der Industrialisierung Englands.
Großbritannien war die erste Industrienation und verfügte demzufolge vor allem über
Primärindustrien, wie Eisen- und Stahlindustrie, Bergbau und Textilindustrie. Diese sogenannten
paläotechnischen Industrien waren durch eine spezifische, eben frühindustrielle, Bausubstanz und
Produktstruktur charakterisiert.
6
Die Kompensation der Deindustrialisierung durch einfache Reindustrialisierung – und das ist der
Kern der Krise – ist in diesen Gebieten nur bedingt möglich. Neue Industrien, etwa
Biotechnologie, Mikroelektronik, Pharmazie siedeln sich selten in den alten Industriestädten an,
weil sie dort die neuen Anforderungen an Raumstrukturen, Arbeitskräfte und Produktionsstandorte nicht erfüllt sehen. Eher kommt für neue Industrien der suburbane bzw.
ländliche Raum (Neumann, 1995) in Frage. Für die traditionellen Industriestädte bleibt nur die
Hoffnung auf Tertiärisierung. Das Produkt des tertiären Sektors sind Dienstleistungen, die
entweder konsumentenorientiert (Tourismus, Kultur) oder unternehmensorientiert (Forschung,
Entwicklung, Management, Finanzen, IT, Kommunikation und Beratung) sind. Manchester hat
eine Tradition als Medien- und Finanzstandort, aber die Nord-Süd-Disparität des Landes und das
schlechte Image des Nordens erschweren den Erhalt dieser Tradition. So erlebte der Norden
Englands in der Hochphase der Deindustrialisierung zwischen 1979 und 1987 eine Abnahme der
Arbeitsplätze von 8,5%“, während der Süden im gleichen Zeitraum einen Zuwachs um 5,4%
verzeichnete. (Lewis, Townsend, 1989, zitiert nach Neumann, 1995:8) Fast 90% der Bevölkerung
leben in Großbritannien in Städten. Angesichts eines so hohen Urbanisierungrades kann es zum
gesamtgesellschaftlichen Problem werden, wenn sich die ‚power centres’ (Rogers, 2001) des Landes
zum Hort sozialer Probleme und Arbeitslosigkeit entwickeln. Ende der 70er Jahre hatte sich die
Krise der Industriestädte über das ganze Land ausgebreitet. Strukturelle Arbeitslosigkeit, verlassene
Innenstädte und massive soziale Probleme prägten das Bild der Städte.
„In the 1980s [..] there seemed no city outside London which did not in one way or another tell the same tale
of de-industrialisation, economic decay and social disintegration,..“ (Hutton, 2001)
Ziel und Aufbau der Arbeit
In der Arbeit wird dargestellt, welche nationalen und lokalen Policy-Ansätze die Lösung der Krise
der Stadt in Manchester seit 1979 herbeiführen sollten. Es wird untersucht, ob diese Politik
erfolgreich war und die Stadtentwicklungsprogramme die richtigen Problemlösungsansätze boten.
Erfolgreich ist Stadtentwicklungspolitik dann zu nennen, wenn die Hauptprobleme der
Deindustrialisierung, Arbeitslosigkeit, Brachflächen und der Funktionsverlust der Stadt, gelöst
werden.
Die Stadt Manchester hat 440.000 Einwohner und ist der bevölkerungsreichste Teil des
Ballungsraumes Greater Manchester, der sich aus zehn Gemeinden, mit jeweils eigenen
Kommunalbehörden zusammensetzt. Nach London und Birmingham ist Greater Manchester mit
2,6 Mio. Einwohnern der drittgrößte Ballungsraum Großbritanniens. Aus Gründen der
Übersichtlichkeit und wegen der Herausforderung besonders polarisierender Lebensbedingungen
wird in der Arbeit nur die Stadt Manchester betrachtet. Diese strenge Abgrenzung ist vor allem
administrativ. Tatsächlich unterhält die Stadt Manchester enge Austauschbeziehungen zu den
unmittelbaren Nachbarkommunen Salford (226 000 Einwohner), Trafford (213 000 Einwohner)
und Tameside (220 000 Einwohner). ‚Manchesters’ Fläche wäre deshalb besser beschrieben als das
Gebiet innerhalb des Autobahnringes, einschließlich der nahe gelegenen Städte Sale and
Altrincham. Dieses Gebiet hat eine Einwohnerzahl von etwa einer Million.
„The quoted population, under half a million, of the city of Manchester is nonsense. It should be viewed in
the same way as the city of London: a significant part of the whole.” (Schofield, 2000:26)
7
Darstellung 2
Ballungsraum Greater Manchester
Die Diskrepanz zwischen administrativer Stadtgrenze, quasi dem Wirkungskreis des Manchester
City Council (MCC) und der weiter gefassten kulturellen Stadtgrenze (so sollen die zum Teil
grenzüberschreitenden Verbindungen zu anderen Gemeinden hier genannt werden) wird in der
Arbeit nur bedingt berücksichtigt. Daraus ergibt sich zwangsläufig eine Vernachlässigung
grenzüberschreitender Effekte, die sich auf die Diskussion der Ergebnisse der Stadtpolitik
auswirken wird.
Die Arbeit gliedert sich in einen Einführungsteil über die Hauptakteure der Stadtpolitik in England
(Kapitel 2), in einen Darstellungsteil mit Etappen der Stadtentwicklung in Manchester (Kapitel 3-6)
und in einen Diskussionsteil zu den Ergebnissen der Stadtpolitik in Manchester (Kapitel 7). Im
Kapitel 2 wird ein Überblick über die politischen Rahmenbedingungen der Stadtpolitik in England
gegeben. Anders als die föderale Bundesrepublik ist Großbritannien stärker zentralistisch
organisiert, was dazu führt, dass Stadtpolitik zu größeren Teilen in den Händen der
Zentralregierung liegt. Das brachte vor allem in den 80er Jahren ein besonderes, zum Teil
spannungsgeladenes Verhältnis der lokalen und nationalen Akteure mit sich. Besonders wichtig ist
hier das Spannungsfeld zwischen der konservativen Zentralregierung unter M. Thatcher und den
Labour–regierten Städten des Nordens in den 80er Jahren. Der deskriptive Teil der Arbeit (Kapitel
3-6) beschreibt ausführlich die Stadtpolitik in Manchester zwischen 1979 und heute. Neben jeweils
einleitenden Erläuterungen zur nationalen Stadtpolitik wird die Politik des Manchester City Council
ausführlich dargestellt. Ebenso wird auf die über die Jahre unterschiedliche Problemakzentuierung
der jeweiligen Regierungspartei auf nationaler Ebene, den Paradigmenwechsel in der Stadtpolitik
und das besondere endogene Potential Manchesters eingegangen. Es wird aufgezeigt, dass ein
Zusammenwirken von ökonomisch geleiteten (business–led) und sozialorientierten (people–based)
Strategien (Colenutt, 2000) mehr Erfolg verspricht, als eine einseitige Präferenz. Insofern zeigen
8
gerade die neueren Projekte (Kapitel 6), wie der ‚Spagat’ zwischen ‘business-led‘ und ‘people-based
regeneration’ zu schaffen ist. Im siebten Kapitel wird der Frage nachgegangen, ob und in welcher
Hinsicht Urban Regeneration in Manchester als positiv bewertet werden kann. Dabei werden die
Ergebnisse den Hypothesen gegenübergestellt.
Hypothesen
1. Die Strukturkrise der Industriestadt Manchester kann nur durch sozialorientierte und unternehmensorientierte Stadtpolitik überwunden werden. Dieser ‚Lernprozess‘ hat in den
vergangenen 20 Jahren stattgefunden. Die Bewältigung der Krise der Stadt ist allein durch
unternehmensorientierte Stadtpolitik (business- und property-led) der 80er Jahre nicht gelungen,
sondern hat sich über die Jahre zu einem Mix aus unternehmensorientierten und sozialorientierten
Stadterneuerungsprogrammen mit hoher Beteiligung der lokalen Akteure gewandelt.
Stadterneuerungspolitik muss die Verbesserung der sozialen und ökonomischen Bedingungen der
Stadt gleichwertig zum Ziel haben.
2. Der Vorteil unternehmensorientierter Stadterneuerungsansätze (private-, property- und businessled) liegt in der Stärkung der ökonomischen Basis der Stadt und ihrer Effizienz, weil sie singleminded und schnell umzusetzen sind. Die unternehmensorientierte Stadterneuerung seit Ende der
80er Jahre kann in Manchester als erfolgreich bewertet werden, weil es gelungen ist, die Funktion
der Stadt als Ort der Industrieproduktion durch neue Funktionen /Nutzungskonzepte im tertiären
Sektor zu ersetzen. Gleichzeitig hat die einseitig unternehmensorientierte Stadtpolitik der 80er Jahre
der sozialen Polarisierung Vorschub geleistet.
3. Die Rückkehr zu sozialorientierten (people-based) Stadtentwicklungsstrategien seit Mitte der 90er
Jahre erhöht das Potential demokratischer Mitbestimmung und berücksichtigt lokale Interessen.
Obwohl die Entscheidungsprozesse wegen der Anzahl der Beteiligten zum Teil langwieriger und
die Ziele unter ökonomischen Gesichtspunkten weniger Gewinn orientiert sind, kann nur sozial
orientierte Stadtentwicklung weiteren sozialen Exklusionsprozessen vorbeugen. Ein Indikator
sozialer Exklusionsprozesse ist die Entwicklung der Arbeitslosenquote. Je erfolgreicher die
Arbeitslosigkeit bekämpft wird, desto erfolgreicher ist die Stadtentwicklungspolitik zu nennen.
4. Manchesters ‚Krisenmanagement‘ zur Bewältigung der Krise der industriellen Stadt lässt sich
nicht beliebig auf andere englische/britische Städte übertragen. Spezifische Bedingungen, die in
ihrer Kombination Synergieeffekte hervorbringen (endogenes Potential), haben die Entwicklung
Manchesters günstig beeinflusst. Dazu gehören die Olympiabewerbung, die politische Führung des
City Councils, das kulturelle und Wissenspotential und Manchesters Reputation als erste
Industriestadt der Welt.
Quellen und Materialien
Der Großteil der Arbeit entstand durch Literaturrecherchen in Berlin und Manchester.
Informationen zu Stadtentwicklungsprogrammen usw. wurden den Veröffentlichungen des
Department of the Environment (DoE) bzw. des Department of the Environment, Transport and
the Regions (DETR), des Manchester City Council (MCC) und der Sekundärliteratur entnommen.
Darüber hinaus fließen persönliche Eindrücke zweier Studienaufenthalte in Manchester (September
bis Dezember 1999 und November 2000) und fünf qualitative Interviews mit lokalen Vertretern
der Kultur, der Politik und der Wissenschaft im November 2000 in die Auswertung ein.
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2. POLITISCH - ADMINISTRATIVE RAHMENBEDINGUNGEN DER
STADTENTWICKLUNGSPOLITIK IN GROßBRITANNIEN
2.1
Europäische Union
Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensbedingungen in den Mitgliedstaaten
langfristig anzugleichen. Zu diesem Zweck gibt es vier Strukturfonds, wobei für die
Stadtentwicklung besonders der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und der
Europäische Sozialfond (ESF) von Bedeutung sind. Der ESF wurde 1958 gegründet und ist
beschäftigungspolitisch orientiert. Der EFRE wurde 1975 im Anschluss an den Beitritt Dänemarks,
Irlands und des Vereinigten Königreichs gegründet. Dieser Fonds soll Regionen unterstützen, die
mit einer rückläufigen industriellen Entwicklung konfrontiert sind und eine strukturelle Anpassung
erbringen müssen. Außerdem stellt der EFRE einen Aus-gleich für die bedeutende finanzielle
Unterstützung an die Landwirtschaft einiger Mitgliedstaaten dar und führt das Konzept der
‚Umverteilung’ zwischen besonders begünstigten und besonders benachteiligten Regionen ein. Die
Förderung für den EFRE erfolgt nach Dringlichkeit in so genannten Zielgebieten. Die finanziellen
Mittel für benachteiligte Gebiete müssen nicht zurückgezahlt werden, sollen aber komplementär zu
nationalen und regionalen Fördermitteln eingesetzt werden.
In Großbritannien leben 40% der Bevölkerung (Europäische Kommission, 2001) in
förderungswürdigen Zielgebieten, d.h. in ehemaligen Industriestädten oder verlassenen ländlichen
Gebieten. Die Gebiete werden von der EU je nach Betroffenheit zu Ziel 1, Ziel 2 oder Ziel 5b Gebieten erklärt. Ziel-1-Gebiete sind Regionen, die wegen der peripheren Lage und/oder den
kumulativen Effekten des anhaltenden Niedergangs der Industrie und der Wirtschaft und wegen
der Langzeitarbeitslosigkeit besonders benachteiligt sind. Im Förderungszeitraum zwischen 1989
und 1993 gehörte aus Großbritannien nur Nordirland zu dieser Kategorie. Im Zeitraum 1994-1999
wurde auch der Raum Liverpool (Merseyside) zum Ziel 1-Gebiet erklärt. Ziel 2-Gebiete sind
Industriegebiete, die durch den Niedergang der Industrie (besonders Stahl und Kohle) von
anhaltend hoher Arbeitslosigkeit und städtischer Deprivation (schlechte Wohnungen, Armut,
ökologisch belastete Brachflächen) betroffen sind. Zu diesen Gebieten gehört auch Manchester, das
sich wie viele andere Städte seit dem Ende des nationalen Urban Programme verstärkt um
europäische Strukturgelder bemühen muss. In der Bewerbungsrunde 1994-99 erhielt Manchester
z.B. für Zielgebiet 2 ‚Moss Side und Hulme’ Förderungen im Rahmen des europäischen
Programms URBAN.
Maßnahmen
Neue wirtschaftliche Aktivitäten
Sicherstellung von Ausbildung und Beschäftigung für
Bewohner
Verbesserung des (subjektiven) Sicherheitsbefindens
Gesamt
Quelle: EFRE, 2001
10
Gesamtkosten in
€ Mio.
9.013
Anteil der Europäischen.
Kommission in € Mio.
4.082
4.844
2.194
3.886
17.743
1.760
8.036
Der Antrag wurde 1996 von der Europäischen Kommission rückwirkend für den Zeitraum 19941999 bewilligt. Ziel der Förderung war die Verbesserung der Jobaussichten und
Bildungsmaßnahmen für die Bewohner, lokale Unternehmensförderung, weiterhin
Wohnumfeldverbesserungen durch Kriminalitätsbekämpfung. Ausdrücklich wurde festgelegt, dass
etwa die Hälfte der Investitionen (45.3%) von der EU (EFRE mit 72.70% und ESF mit 27.30%)
beigesteuert wird, der Rest aber von der Zentralregierung und dem privaten Sektor zu tragen sei.
2.2
Zentralregierung
Das Vereinigte Königreich ist eine konstitutionelle Erbmonarchie und zentralisierter Einheitsstaat.
Es besteht aus Nordirland und Großbritannien. Großbritannien selbst besteht aus England, Wales
und Schottland. England ist der größte Teil des Königreiches und 80 % der Einwohner des
Königreiches leben in England. Weil in der Arbeit vornehmlich die Strukturen und Merkmale des
englischen Systems dargestellt werden und Schottland und Wales zum Teil andere Strukturen
aufweisen, wird im weiteren stets von ‚England‘ die Rede sein.
Die beiden großen Parteien in England sind die Labour Party und die Conservative Party.
Spätestens alle fünf Jahre werden vom amtierenden Premierminister die Wahlen für das Unterhaus
(Parlament zu Westminster) ausgerufen. Die nach dem relativen Mehrheitswahlrecht stärkste Partei
stellt die Regierung und den Premierminister.
Darstellung 4 : Zentralregierungen und Premierminister seit 1974
Premierminister
Partei
Amtszeit
Parlamentarische Mehrheit
Wahljahr
Harold Wilson
Labour
1974-76
1974
3
James Callaghan
Labour
1976-79
Amtsantritt durch Rücktritt des Vorgängers
Margaret Thatcher Conservatives 1979-83
43
1979
Margaret Thatcher Conservatives 1983-87
144
1983
Margaret Thatcher Conservatives 1987-90
102
1987
John Major
Conservatives 1990-92
Amtsantritt durch Rücktritt der Vorgängerin
John Major
Conservatives 1992-97
21
1992
Tony Blair
Labour
seit 1997
179
1997
Quelle: Sturm, 1997: 242
Die Conservative Party ist die Nachfolgepartei der Tory Party, der Partei des besitzenden niederen
Adels, der ‚landed gentry‘. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts etablierte sie sich unter Benjamin
Disraeli zur Volkspartei und stellte nach 1945 etwa 35 Jahre lang den Premierminister bzw. die
Premierministerin.
Die Labour Party wurde 1900 als politischer Arm der Gewerkschaftsbewegung und im Zuge der
Einführung des allgemeinen Wahlrechts gegründet. Sie wurde 1922 erstmals zweitstärkste Partei im
britischen Parlament und löste damit die Liberal Democrats als Konkurrentin der Conservative
Party ab. Ein Problem Labours ist bis in die 80er Jahre immer die große Nähe zu den
Gewerkschaften gewesen. Ganz besonders lähmend empfanden die Wähler die Nähe zu den
Gewerkschaften in den 70er Jahren. Die Abwahl der Labour Zentralregierung im Jahr 1979 ist
deshalb als ein Protest der Wähler zu sehen, die das starke Vetorecht der Gewerkschaften in der
11
Labour Party als lähmend empfanden und nicht länger zusehen wollten, wie die Gewerkschaften
die Politik diktieren.
Premierminister, Parlament (Unterhaus) und Ministerien (Departements) haben in England wegen
der zentralistischen Staatsstruktur größere Aufgabenbereiche und Kompetenzen, als nationale
Regierungen in föderalistischen Staaten, wie etwa der Bundesrepublik, wo es neben dem Bund
Länderregierungen gibt. In Endland stehen der Zentralregierung nur die Kommunen gegenüber,
die politisch wenig zu verantworten haben und vor allem für die Bereitstellung kommunaler
Dienste, wie Bildung, Soziale Dienste, Müllentsorgung, Straßenbeleuchtung zuständig sind.
Das große Machtpotential von Premierminister und Parlament (Unterhaus) ergibt sich aus
verfassungsgemäßen Kompetenzen, wozu die uneingeschränkte Parlamentssouveränität und das
starke Amt des Premierministers gehören. In Großbritannien geht die Staatsgewalt vom Parlament
aus. Das Parlament kontrolliert den Verfassungsrahmen, ist aber nicht an einen Verfassungstext
gebunden und hat kein Gegengewicht im Sinne einer vertikalen Gewaltenteilung, die in der
Bundesrepublik durch die Länder gegeben ist. Die uneingeschränkte Parlamentssouveränität hat
deshalb zur Folge, dass das Parlament allein darüber befinden kann, welche Aufgaben vom Staat,
Kommunen und Gebietskörperschaften, sogenannten Quangos, wahrgenommen werden. Ebenso
ist die starke Position des britischen Premierministers augenfällig.
„Ein radikaler Premier ist prinzipiell in der Lage, nahezu jede Veränderung in Staat, Wirtschaft und
Gesellschaft durchzusetzen, die er für notwendig hält.“ (Abromeit, 1991: 296)
Für ‚den kontinentalen Beobachter’ (Abromeit, 1991) ist die Souveränität des Premiers und des
Parlaments verblüffend, denn trotz der Vorzüge, wie z.B. der schnelleren Entscheidungs- und
Handlungsfähigkeit, birgt diese Souveränität ein Willkürlichkeitspotential in der
Herrschaftsausübung in sich (Sturm, 1997). Die Diskussion um uneingeschränkte
Parlamentssouveränität und starke Position des Premierministers wird seit der Regierung M.
Thatchers besonders heftig geführt, obwohl die konstitutionelle Monarchie in Großbritannien seit
ihrer Gründung ohne wirkliche Gegenkräfte existierte. Aber erst Margaret Thatcher hat mit ihrer
konsequenten Machtausübung demonstriert, wie angemessen der Terminus ‚elected dictatorship’
(Sturm, 1997) den Charakter britischer Regierungen beschreibt.
Die Stadtpolitik der Zentralregierung wurde bis 1977 vom Innenministerium, Home Office, betreut
und widmete sich dabei vor allem Fragen der Einwanderung und ethnischer Minderheiten. Ab 1977
wurde die Verantwortung für Stadtpolitik in die Hände des Umweltministeriums, Department of
the Environment (DoE) gelegt. Dies kann als Indiz für das stärkere ‚in den Blick rücken’ der
wirtschaftlichen und sozialen Probleme der Städte gewertet werden kann, denn das DoE war
bezüglich der personellen und finanziellen Ausstattung nach dem Verteidigungs- und dem
Arbeitsministerium das drittgrößte Ministerium und hatte neben Umweltfragen auch Fragen des
Bauens, der Wohnraumversorgung, der Struktur und Finanzierung der kommunalen
Flächennutzung, Regional- und Landschaftsplanung und die Zusammenarbeit mit den local
authorities zu regeln.
Flankierend wurden stadtpolitisch relevante Programme bis 1997 von drei weiteren Ministerien
betreut: dem Ministerium für Bildung und Arbeit (Department for Education and Employment),
Ministerium für Handel und Industrie (Department of Trade and Industry) und dem
12
Verkehrsministerium (Department of Transport). Die Aufgaben- und Kompetenzzersplitterung
zwischen den einzelnen Ministerien (departmentalism) hat sich besonders in den 80er Jahren als
Problem erwiesen, weil so keine integrierten Strategien der Stadtentwicklung verfolgt werden
konnten. 1994 versuchte die Regierung, dieser Zersplitterung entgegenzuwirken, indem in acht
geographischen Regionen (Manchester liegt in der Region Nord-West) und in den Ballungsräumen
London und Merseyside zehn Regionalregierungsbüros, Government Offices for the Region
(GOR), gegründet wurden. Die GOR bzw. IRO sollen in den Regionen die Arbeitsbereiche der
vier Ministerien koordiniert verwalten und eine regionale Verknüpfung ihrer Programme etablieren.
Sie werden von den beteiligten Ministerien kontrolliert und sollen die nationale Gesetzgebung in
den Regionen in konkrete Pläne und Projekte umsetzen. Ihr Aufgabenbereich umfaßt außerdem die
regionale Verteilung von Regierungssubventionen, Förderprogrammen und Mitteln aus den Fonds
der Europäischen Union. (Dettmer, Kreutz, 1998)
In Zuge des Amtsantritts T. Blairs 1997 wurden zur weiteren Überwindung der Zersplitterung das
Department of Transport und das DoE zusammengelegt und bilden jetzt das Department of the
Environment, Transport and the Regions (DETR).
Darstellung 5 : Aufbau und Aufgaben des DETR (Stand Januar 2000)
Secretary1 of State for the Environment, Transport and the Regions John Prescott
Minister for Housing,
Minister for the
Minister for Transport
Minister for Local
Planning and
Environment
Government and
Construction
Regions
Sustainable
Integrated Transport
Housing and Planning
Development Strategy
Strategy
Strategy for Regional
Countryside and wildlife, Aviation, railways,
and Local Government, Strategy,
Planning, housing,
water,waste strategy,
shipping, buses,
Local government,
construction
climate change, energy
congestion and
English regions,
efficiency
workplace charging,
regeneration, social
national roads
exclusion
Parliamentary UnderParliamentary UnderParliamentary UnderParliamentary UnderSecretary
Secretary
Secretary
Secretary
Railways, buses, cycling,
walking, marine and
shipping, freight policy,
environmental
protection, transport
aspects of social
exclusion
Regions, local
government, planning,
regeneration - SRB
casework, tourism,
Ordnance Survey,
DETR green minister
Housing - HMO
licencing, gypsies,
research, private sector
renewal and HATs,
trees, zoos, CITES,
access, science and
technology policy
Climate change, energy
efficiency, trunk roads,
road safety, vehicle
safety and environment,
European policy,
Modernising
Government
Quelle: DETR, 2000b
1
‚Secretary’ ist vergleichbar mit dem Amt eines Ministers in der deutschen Bundesregierung. Die ‚Minister’ sind vergleichbar mit
Staatssekretären, obwohl sie in England wegen der zentralistischen Strukturen zahlreicher sind, als in Deutschland und auch
größere Kompetenzen haben.
13
Darstellung 6
Verhältnis Zentralregierung und Kommunalbehörden
Quelle: Wilson 1994, S. 103
2.3
Kommunalverwaltung
Die local authorities, die demokratisch gewählten Kommunalbehörden, setzen sich aus Councillors
und Officers zusammen. Councillors vertreten einen Wahlkreis (ward) und werden für jeweils vier
Jahre gewählt. Officers sind bezahlte Angestellte der local authori-ties. Administrativ sind die
ländlichen Gebiete Englands in 25 Grafschaften (counties) mit 274 districts aufgeteilt. Die
städtischen Agglomerationen bilden 36 districts. Der Ballungs-raum Greater Manchester besteht
14
aus zehn eigenständigen Kommunen mit jeweils eige-nen City Councils oder Metropolitan
Boroughs. (s. Darstellung. 2)
Traditionell haben die local authorities kommunale Aufgaben, zu denen Bildung, Wohnungsversorgung, Polizei, Feuerwehr, Verkehr und Transport, Straßen, Bibliotheken, Mu-seen,
Galerien, lokale Stadt- und Entwicklungsplanung, ökonomische Entwicklung, Freizeit und
Erholungseinrichtungen (Parks, Schwimmhallen, Sporteinrichtungen), Straßenreinigung,
Verbraucherschutz, Friedhöfe, Gewerbegenehmigungen und Steuereinnahmen (Council Tax)
gehören. Finanziert werden die Kommunen fast vollständig von der Zentralregierung. Diese
zentralistischen Strukturen sind historisch gewachsen, was auch die relativ späte Ausweitung des
allgemeinen Wahlrechts auf die Kommunen und die zögerliche Akzeptanz der parteipolitischen
Durchdringung der Kommunalverwaltung erklärt.
„Große Teile der Öffentlichkeit hielten noch lange Zeit an der Überzeugung fest, dass Parteien in der
Kommunalpolitik eigentlich keinen Platz haben.“ (Sturm, 1997: 349)
Hinzu kam eine allgemeine Arroganz gegenüber allem, was außerhalb der Hauptstadt lag.
„members of the London-based elite establishment regard the rest of the country not only as provin-cial, but
also as incompetent and untrustworthy.“ (Parkinson u.a., 1989a: 32)
Den Versuch, die Kommunen zu bevormunden oder klein zu halten, hat es seit der Einführung
demokratisch gewählter Kommunalbehörden gegeben. „Die Geschichte der Beziehungen zwischen
Gemeinden und Zentralregierung in Großbritannien [ist] tatsächlich eine Geschichte der
Einschränkung kommunaler Rechte und des Hineinregierens der Zentrale in die Gemeindepolitik,
eine Geschichte der ‚creeping centralisation‘.“ (Abromeit, 1991: 302)
Gegen ein „Hineinregieren“ haben die local authorities schon immer opponiert, auch wenn sie kein
wirkliches Gegengewicht zur Zentralregierung und von dieser finanziell abhängig sind. Gerade in
den 80er Jahren ist es den Kommunen gelungen, Beschlüsse der Zentralregierung durch
Verzögerung oder Verwässerung zu modifizieren. (vgl. Wilson, 1994) Seit den 90er Jahren hat sich
trotz der anhaltenden politischen und ökonomischen Dominanz Londons die Konfrontation
zwischen lokaler und nationaler Ebene abgeschwächt. Das äußert sich u.a. in der wachsenden
Eigenverantwortung der Regionen und Kommunen, die die Grundlage neuerer
Stadtentwicklungsprogramme der Zentralregierung sind. Die Einsicht, dass auf lokale Bedürfnisse
am besten von lokalen Akteuren reagiert wird, hat sich durchgesetzt. (Lawless, 1996) Außerdem hat
sich das Auftreten und die Leistungsfähigkeit der Kommunalbehörden sehr verändert. Das Image
von blockierenden, Geld verschlingenden, verschwenderischen und inkompetenten Kommunen ist
dem ‚making it happen‘ gewichen. Gerade in den Städten haben die local authorites gelernt,
Partnerschaften zu bilden, Projekte zu ermöglichen (enabler) und sich als Teil eines komplexen
Mosaiks von Akteuren zu verstehen. (Wilson, 1994:102)
Harvey (1989) und Harding (2000a) umschreiben diese neue Rolle der Kommunen in der
Stadtpolitik mit dem Begriff der Urban Governance. Aus urban government ist durch den
Rückgang der Dominanz einzig gewählter Körperschaften hin zur Verteilung von Macht,
Verantwortung und Ressourcen unter gewählten und nicht gewählten Personen und Körperschaften Urban Governance geworden. Besonderes Kennzeichen ist die Fähigkeit zur Bil-dung von
15
Netzwerken, Partnerschaften, Koalitionen, dessen bekannteste Erscheinungsform die Publicprivate partnerships, die Zusammenarbeit von öffentlichen Auftraggebern und privaten Investoren
ist.
Diese neue Rolle der local authorities als ‚urban entrepreneur’ ist weniger dem Ende der
ideologischen Konfrontation seit Anfang der 90er Jahre geschuldet, als einem gesamtgesellschaftlich neuen Verhältnis zu privatistischer Politik und neoliberalen Ideen. (Harding, 2000a)
Eingeleitet wurde dieser neue Kurs in der Stadtpolitik mit der Übernahme nordamerikanischer
Urban Policy Modelle (Harvey, 1989) durch die Regierung M. Thatchers.
„The apparent success of such cities in restructuring their economies attracted the Conservative
Government to an American reliance upon market-place with a relaxed planning regime, extensive use of
fiscal incentives to attract private investment, focus upon the small firm sector and privatisa-tion of service
provision. The Government was also attracted by the model of ‘entrepreneurial‘ American way which was
supposed to respond to economic adversity by creating new political arrangements, especially the much
vaunted public-private partnership,“ (Parkinson, 1989b: 423)
Diese Entwicklung blieb für die in Bedrängnis geratenen Kommunen nicht folgenlos. Die
Kommunen erkannten ihre eigene Verantwortung zur Bewältigung der Krise der Stadt, was dazu
führte, dass sie ihr Verhältnis zu privatistischer Politik änderten. Manchester ist dafür, wie in der
Arbeit noch zu sehen sein wird, ein gutes Beispiel. Dort haben die local authorities aus eigenem
Antrieb die Notwendigkeit des Politikwechsels und der Zusammenarbeit mit privaten Investoren
erkannt. Noch heute hat Manchester gegenüber Städten, wie Liverpool und Sheffield, die den
‚urban entrepreneurialism‘ lange Zeit kritisch betrachtet und sich lange widersetzt haben, einen
Entwicklungsvorsprung.
16
3. IDEOLOGISCHE KÄMPFE - DIE JAHRE 1979-87
3.1
Nationale Stadtpolitik im Zeichen von Neoliberalismus und Zentralisierung
Der Wahlsieg der Conservative Party 1979 und der Regierungsantritt Margaret Thatchers leiteten
eine Phase tief greifender Veränderungen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik ein, die durch strikte
Abkehr vom Modell des Keynesianischen Wohlfahrtsstaats, Rückkehr zum Wirtschaftsliberalismus
a là Adam Smith und durch ideologische Konflikte zwischen ‚municipal socialism’ und
konservativer Zentralregierung gekennzeichnet waren. Die Stadtpolitik der Conservatives in den
80er Jahre ist charakterisiert durch (Harding 1995; 2000a):
•
•
•
•
die Aufwertung der Rolle des privaten Sektors bei der Stadterneuerung,
das Primat physischer Verbesserungen der Städte gegenüber Strategien, die sich primär der
sozialen Erneuerung der Städte widmeten und der Hoffnung, dass die physischen Erneuerung
nach dem ‚Trickle- down’ Effekt das soziale Umfeld verbessern würde,
die Entmachtung der local authorities durch Zentralisierung von Entscheidungen und
Reduzierung der finanziellen Zuwendungen und
eine Vielzahl von Stadtentwicklungsprogrammen, die meist von nicht gewählten Körperschaften (Quangos) geleitet werfen.
Auf die beiden letzten Merkmale soll kurz eingegangen werden.
a) Entmachtung der local authorities
Die neoliberale Wende der Conservatives stieß Anfang der 80er Jahre auf den Widerstand der local
authorities. Dieser Widerstand hat drei Gründe.
•
•
•
Anfang der 80er Jahre gab es außerhalb Londons wenig regionales Kapital, welches die
neoliberale Wende ohne weiteres mitgetragen hätte. (Nord-Süd-Disparität)
Die local authorities waren gegenüber der neoliberalen Wirtschafts- und Sozialpolitik der
Zentralregierung skeptisch, weil Privatisierung und Arbeitsplatzabbau zur Verschärfung der
sozialen Problemen in den Regionen beitrugen. (Konflikt zwischen Zentralregierung und
Lokalregierung)
Local authorities, besonders des Nordens, widersetzten sich der Politik der Zentralregie-rung
aus ideologischen Gründen. (Konflikt zwischen Labour und Conservatives)
Für Parkinson (1989a) war es vor allem eine Auseinandersetzung zwischen lokaler und zentraler
Ebene, ein „partisan political war between central and local government“ (Parkin-son u.a.,1989a:
33). Bianchini (1991) und MacGregor (1990) hingegen räumen ein, dass hinter der Attacke gegen
die Autonomie der Kommunen ideologische Motive der Zentral-regierung standen.
„Mrs. Thatcher’s expressed aim [..] to rid country of socialism forever, and part of this involved destroying
the Labour party’s local government base.“ (MacGregor, 1990: 67)
17
Für die Conservatives bedeuteten die (Labour) Kommunalregierungen die „Inkarnation aller
möglicher Übel – [einen, d.A.] Tummelplatz der Gewerkschaften, des öffentlichen Dienstes, [den,
d.A.] Inbegriff öffentlicher Verschwendung und Ineffizienz.“ (Abromeit, 1991:306)
Neben der ideologischen Konfliktlinie mit den local authorities gab es einen ganz prakti-schen
Grund für die Beschränkung der kommunalen Macht. Die Zentralregierung wollte bei der
konsequenten Durchsetzung ihrer neoliberalen Politik den Widerstand der Kommunalregierungen
gering halten. Die Strategien gegen die ‚Loony Left’ der Stadtregierungen beschrieb Michael
Heseltine, bis 1986 Innenminister.
„[Government, d.A.] could let conditions get worsen; or they could move power back to national
government; or they could reorganise the electoral boundaries so that the irresponsible left loses its tight
inner urban constituencies; or they could push power out beyond government and into the hands of the
people whom it is elected to serve.“ (Heseltine, 1987; zitiert nach MacGregor, 1990: 69)
Die Entmachtung der Kommunen geschah insbesondere durch Einsetzen von Körperschaften,
sog. Quangos, die die Politik der Regierung in den Städten umsetzen sollten.
b) Urban Development Corporations
Die prominentesten und umstrittensten Quangos und gleichzeitig Flaggschiffe der Stadtpolitik der
Thatcher Ära waren die Urban Development Corporations (UDCs). Ihre Gründung wurde 1980
im Local Government und Planning Act beschlossen. Zwischen 1980 und 1996 hat es insgesamt 11
UDCs gegeben, die man drei Generationen zuordnen kann und die in Fläche, Bevölkerungszahl
und Stadtlage differierten. Die Lebenszeit der einzelnen UDCs wurde auf höchstens zehn Jahre
festgelegt. Ihre Hauptaufgabe war, brachgefallene Gebiete in effektive Nutzung zurückführen, die
Ansiedlung neuer Unternehmen oder bereits bestehende Industrie und Gewerbe zu fördern und
eine Umgebung zu schaffen, die das Gebiet zum Wohnen und Arbeiten attraktiv macht. (vgl. Local
Government und Planning Act 1980, Section 136) Im Mittelpunkt stand das Entwicklungspotential
des Raumes, nicht die Bedürftigkeit der Anwohner oder die Lösung sozialer Probleme. Besonders
die Einsetzung der ersten Generation der UDCs in 1981 (s. Darstellung 6) stellte eine große
Herausforderung für die Kommunalregierungen dar, weil hier zum ersten Mal die Entmündigung
der local authorities offenbar wurde.
„[UDC areas, d.A.] has been ‚taken into care‘ by central government because its natural parents, the local
boroughs, were too leftish, too committed to local needs and too sensitive to local feelings to carry out the
kind of private sector led redevelopment strategy the Thatcher government had in mind.“ (Ambrose, 1986,
zitiert nach Thornley, 1991:169)
UDCs hatten Entscheidungshoheit über ihre Gebiete, sie konnten Land akquirieren, aufbereiten
und für die Entwicklung freigeben. Im Falle des Ausbleibens privater Investoren konnte die UDC
als Unternehmer auftreten. Sie waren finanziell großzügig ausgestattet (s. Darstellung 10) und
konnten über das von der Zentralregierung zugewiesene Budget frei verfügen.
18
Darstellung 7 : Karte der Stadtentwicklungsgesellschaften (UDCs)
19
Darstellung 8 : Tabelle der Stadtentwicklungsgesellschaften (UDCs)
UDC
London
Docklands
Gründung Fläche in ha
1981-98
2 150
1981-98
350
1987-98
1 267
1987-98
4 858
1987-98
2 375
1987-
2 598
Merseyside
Trafford Park
Teesside
Tyne&Wear
Black Country
Cardiff Bay
1987-2000
(Wales)
Central
Manchester
1988-96
1 093
187
Leeds
Sheffield
1988-95
540
1988-97
900
1989-95
420
1992-1998
1 000
1992-1998
70
Bristol
Birmingham
Heartlands
Plymouth
Gebietscharakter
Bewohner Arbeitsplätze Ratios
*
Baufällige
Docks
&
40 400
27 213
1 : 3,4
dazugehörige Industrie, 45%
baufällig
Baufällige
Docks,
450
1 500
1 : 1,4
umweltbelastetes Land, 80%
baufällig oder ungenutzt
Verlassenes Industriegebiet,
40
24 468
1 : 6,7
1/3 baufällig oder ungenutzt
Ehemalige
Stahl
und
Chemieindustrie,
>1/2
400
k.A.
1 : 2,8
baufällig oder ungenutzt
Schiffbau und Schiffahrtindustrie, 1/3 baufällig oder
4 500
40 115
1 : 3,2
ungenutzt
Brachgefallene
Metallindustriegebiete z.T.
35 405
53 000
1 : 2,7
bewohnt
Industriegebiet
5 000
15 000
1 : 2,1
40%
baufällig
oder
unternutzt, Innenstadtgebiet
(mixed use)
25%
baufällig
oder
unternutzt, Innenstadtgebiet
z.T.
Industrie
und
ehemaliges Kraftwerk
Ehemals Stahlindustrie, 25%
baufällig oder unternutzt
Verschiedene
industrielle
Nutzung, 20% baufällig oder
unternutzt
Industriegebiet
mit
Wohnflächen
Innenstadtgebiet
500
15 300
1 : 4,5
800
k.A.
1 : 6,4
300
18 000
1 : 6,7
1 000
19 500
1 : 2,9
12 500
k.A.
1 : 5,4
k.A.
k.A..
k.A.
*Anm.: Verhältnis von öffentlicher und privater Finanzierung als Erfolgsindikator
Quelle: Imrie, Thomas, 2000:13, 14, 27; Kletzander, 1995: 225
„We took the power away from them [local authorities] because they were making such a mess of it. They
are the people who have got it all wrong. They had advisory committees, planning committees, interrelating
committees and even discussion committeesbut nothing happened. [..] UDCs do things. More to the point
they can be seen to do things and they are free from the inevitable delays of the democratic process.“
(Heseltine, 1987, zitiert nach Thornley, 1991: 181)
20
Diese konfrontative Herangehensweise hat sich in den folgenden Generationen der UDCs
abgeschwächt, was sich in den Ergebnissen der UDCs niederschlägt. Ein Vergleich der Ratios (s.
Darstellung 8), des Verhältnisses von öffentlicher und privater Finanzierung, zeigt, dass sich dieser
Wert über die Zeit verbessert.
Der Auftakt der Politik Thatchers war für die local authorities mehr als ein Schock. Selbst
konservative Politiker haben später eingestanden, „some of the changes and politics in the 1980‘s
have gone too far.“ (zitiert nach Jones, 1996:103), auch wenn der Modernisierungsbedarf in den
local authorities, egal ob Labour oder Tory regiert, dringend notwendig war. Thatchers Politik war
die Antwort auf die immer größer werdende Erwartungshaltung der Kommunen gegenüber der
Zentralregierung, die besonders ab 1975 verschwenderische Züge angenommen hatte. Es war die
Antwort auf die fehlenden Strategien der Kommunen, die Misere der Städte zu stoppen und den
Funktionsverlust der deindustrialisierten Städte zu kompensieren (MacGregor, 1990; Jones, 1996)
3.2
Traditionelle Stadtpolitik in Manchester
Manchester galt Anfang der 80er Jahre, wie viele andere Industriestädte des Nordens als Hochburg
der Labour Party und des ‚municipal socialism‘. Die Stadtpolitik des MCC war traditionell an
Problemen, wie Wohnen, Einkaufen und Verkehrsplanung orientiert. In großen Abständen hatte
der City Council im Einklang mit der Zentralregierung in den Nachkriegsjahren Entwicklungspläne
erstellt, in denen u.a. die ‚Slum-Clearance‘ Programme der 60er Jahre und der Neubau von
Großsiedlungen beschlossen wurde; auch gab es Versuche, etwa den City Centre Map 1967, die
Innenstädte wiederzubeleben und den Trend der Suburbanisierung umzukehren. Trotzdem konnte
diese Politik den ökonomischen, sozialen und baulichen Niedergang der Stadt nicht aufhalten, weil
erstens die notwendige öffentliche Finanzierung durch die Zentralregierung nicht immer gesichert
war und zweitens die Projekte zu langsam in die Tat umgesetzt wurden. Beispielsweise wurde das
1967 geplante Einkaufscenter für die Innenstadt, das Arndale Center, erst nach fünfzehn Jahren
Anfang der 80er eröffnet.
„When I came to Manchester in 1984 there was no evidence of any regeneration at all. Everywhere it was
closed, the city a dangerous place to go. Areas that are now quite vibrant and interesting – around G-Mex
area, around Castlefield completely was like waste lands. „ (Interview mit Director des Cultural Industries
Developing Service (CIDS), November 2000)
Nach den städtischen Unruhen von 1980/81 u.a. in Moss Side Manchester und unter dem Einfluss
des stetigen Bevölkerungsverlustes und fortschreitenden wirtschaftlichen Niedergangs reifte in
Manchester in den 80er Jahren langsam ein Bewusstsein zur Lösung der städtischen Probleme
heran. Der City Centre Local Plan von 1984 beschäftigte sich in Ansätzen mit postindustriellen
Nutzungsstrategien für brachgefallene Gebiete und berücksichtigte auch architektonische Fragen
und den Denkmalschutz. Jedoch änderten diese Vorhaben nichts am üblichen Planungsverfahren
und der Anspruchshaltung gegenüber der Zentralregierung. Auch waren die Ideen nicht innovativ,
sondern nur aus der unabwendbaren Notwendigkeit geboren. Vieles wurde der „passiven
Sanierung“ (Häußermann, 1994) überlassen.
21
3.3
Politischer Führungswechsel im City Council
1984 ist in der Stadtentwicklung Manchesters ein wichtiges Jahr, weil die Machtverhältnisse
innerhalb der seit Jahrzehnten regierenden Labour Party neu gestaltet wurden. Die Politik des City
Council, die defensiven Antworten auf die krisenhafte Wirtschaft der Stadt und die eher
kosmetische Verwendung der wenigen Mittel aus dem Urban Programme für die Bewältigung der
Strukturkrise gingen einer Gruppe der ‚New Urban Left‘ in der Manchester Labour Party nicht weit
genug. Sie erwarteten mehr, als die Wiederkehr der „the city’s pre-eminence in manufacturing“.
(Harding, 2000b) So gab es innerhalb der Labour Fraktion im MCC einen Führungswechsel bei
dem Graham Stringer zum Leader of the Council wurde. Das Durchschnittsalter im Council sank
von 60 auf 40 Jahre und die neue Fragestellung war nun nicht mehr „what we are against, but what
we are for“. (Interview mit Economic Development Officer, MCC, November 2001)
Dass die Opposition gegenüber der defensiven Politik des City Council aus der Labour Party selbst
kam, ist nicht verwunderlich, denn andere Opposition hat es kaum geben können. Die
Conservative Party spielte in Manchester eine marginale Rolle und die Liberal Democrats hatten
nur in bestimmten Stadtteilen langsamen Zuwachs. Kitchen (1997), der über 16 Jahre im
Stadtplanungbereich des City Council arbeitete, meint sogar, dass die Opposition aus der Labour
Party heraus mehr politische Veränderungen gebracht habe, als es jeder zwischenparteiliche Disput
hätte können. Schon nach diesem Wechsel bahnte sich eine Kursänderung an, die sich in
pragmatischerem Denken und der Abkehr von der traditionellen Nachkriegsstadtplanung zeigte.
Verglichen mit den Entwicklungen der Labour Party auf nationaler Ebene oder in anderen Städten
des englischen Nordens, etwa Liverpool und Sheffield, hat sich Labour in Manchester sehr
frühzeitig von der Politik des ‚municipal socialism’ verabschiedet und den Weg des ‚municipal
capitalism’ (Randall, 1995, Cochrane, 1996, Harding, 2000, Peck, 1995) akzeptiert. Die endgültige
Wende in Manchester brachte schließlich ein nationales Ereignis, die dritte „Wahlschlappe“
Labours in der Unterhauswahl 1987. Die Mehrheit der Councillors vertrat nun voll und ganz die
Ansicht, dass Kooperation mit der Zentralregierung die einzige Möglichkeit wäre, die Stadt
Manchester voran zu bringen.
22
4. PRIVATWIRTSCHAFTLICH- UND UNTERNEHMENSORIENTIERTE
STADTPOLITIK - DIE JAHRE 1987-92
Unterstützt oder getrieben von der CMDC könnte man in Manchester zwischen 1987 und 1992
von einer Phase der (Innen)Stadtentwicklung sprechen, in der bauliche Aufwertung vordergründig
war und in der gleichzeitig ein Problemlösungsbewusstsein heranwächst, das die Zusammenarbeit
mit dem privaten Sektor nicht mehr ausschließt. Es ist der Beginn des Wandels vom
wohlfahrtsstaaatlichen zum unternehmerischen, entrepreneurial, Credo in Manchester. 1987 setzt
die Zentralregierung eine Stadtentwicklungsgesellschaft, die CMDC, ein, die Idee zur
Olympiabewerbung reift heran und im Council formiert sich die Labour Party endgültig neu.
4.1 Fortsetzung der unternehmensorientierten Stadterneuerung in der nationalen Politik
Während die Stadtpolitik bis 1987 sowohl national, als auch in Manchester weniger durch
Stadtbildveränderungen, sondern vielmehr durch politische Kämpfe gekennzeichnet war, konnte
man ab1987 von Anfängen in der Stadtpolitik sprechen. Ausgangspunkt dieser Etappe von 1987
bis 1992 ist wieder eine Unterhauswahl (1987), bei der zum dritten Mal in Folge die Conservative
Party siegte. Nach diesem Sieg setzten die Conservatives ihren politischen Kurs fort. Der damalige
Minister im DoE Nicholas Ridely sagte damals:
„You cannot have a free–market government using public spending for doing what is properly within the
public domain, and, at the same time ‚municipal socialism‘, with its ideology that there should be public
ownership of land, of enterprise, houses and other buildings because the two are in conflict. So if they resist
on pursuing municipal socialism we will redirect our resources away from local authorities.“ (zitiert nach
Independent, 1.Oktober, 1987)
Für die Labour Party war die, wenn auch knappe Wahlniederlage ein schwerer Affront. Spätestens
jetzt wurde klar, dass es eine programmatische Erneuerung geben mußte und die Zersplitterung in
‚New Urban Left‘, ‚Militant Tendency‘, die vor allem in Liverpool saß und eine Abspaltung nach
rechts, die SDP, ein Ende haben mußte. Ein Umdenken in den Auffassungen zum Wohlfahrtsstaat,
öffentlichen Dienst und Staatseigentum war überfällig, um die ‚electoral crisis of the Labour Party‘
zu überwinden. (Gyford,1986) Den programmatischen Diskussionsprozeß und den Wandel zu
einer pragmatischen, effizienzorientierten Partei bezeichneten Stinshoff und Wüst (1991) als das
„Godesberg der britischen Sozialdemokratie“.
„ Die typische britische Variante der Sozialdemokratie, der ’Labourism‘ – verstanden als soziale und
politische Allianz von ‚working class‘ und liberalen Segmenten der middle-class [...], der in der Überwindung
von Klassenantagonismen durch staatliche Planung, Regulierung und Kontrolle das Nonplusultra von
Sozialismus sah – [war, d. A.] unwiderruflich gescheitert, und zwar an seinen eigenen Widersprüchen,
nämlich denen des bürokratischen Keynesianischen Wohlfahrtsstaates. (Stinshoff, Wüst, 1991:91)
Der sich ankündigende Wandel Labours, das „national climate of ‚new realism‘ in the wake of
Labour’s defeat nationally in the 1987 election“ (Deas u.a.2000: 219) hat ab 1989 dazu geführt, dass
den local authorities Kompetenzen von der Zentralregierung (rück)übertragen wurden, etwa im
23
Local Government and Housing Act 1989, der es den Kommunen erlaubte, innerhalb des eigenen
Gebietes unternehmerisch tätig zu werden, sofern man sich davon den Erhalt oder die Schaffung
von Arbeitsplätzen versprach.
„By 1989, the Government felt comfortable enough with the new pragmatism in local government to offer
local authorities a formal if restricted, role in economic development for the first time.“ (Harding,1995:170)
Nachdem Margaret Thatcher 1990 wegen ihrer Steuerpolitik von der eigenen Partei das Vertrauen
entzogen wurde, übernahm John Major, bis dahin Finanzminister, das Amt des Premierministers.
4.2
Central Manchester Development Corporation
Die Central Manchester Development Corporation (CMDC) wurde 1988 in der dritten Generation
als sogenannte Mini-UDC gegründet. Die Aufgabe der CMDC war die Belebung einer 187 ha
großen Innenstadtfläche. Brachliegende Fabrikanlagen und Warenhäuser der Innenstadt sollten
durch einen mixed use von Wohnen, Büroflächen, Einkauf, Freizeit und Tourismus, die
Bewahrung der bestehenden Industrie und die Ansiedlung neuer Industrien wiederbelebt werden.
Die Auswahl des Gebietes erfolgte nach ökonomischen Effizienzkriterien. Im Gebiet gab es nur
wenig Bevölkerung und, anders als in den Innenstadtbezirken Hulme, Ancoats oder Beswick (East
Manchester), viel weniger soziale Probleme. (Kitchen, 1997) Schon diese Auswahl macht klar, das
der Focus der CMDC auf baulicher Verbesserung (physical regeneration), nicht auf sozialer
Stadterneuerung lag. Der MCC akzeptierte die Gebietsauswahl, denn nur so gab es überhaupt Geld
und Unterstützung für die Sanierung der Innenstadt.
Verglichen mit anderen UDCs war die Zusammenarbeit zwischen Stadtentwicklungsgesellschaft
und City Council in Manchester geradezu beispielhaft. Auch deshalb wird die Arbeit der UDCs
heute durchaus differenzierter und im lokalen Kontext betrachtet. (Imrie, Thomas, 2000)
Stereotype Urteile über die UDCs als „‚executives‘ of the central state, ‚puppets’ for global
corporate capital, and mechanism for overriding local democratic institutions“ (ebd.: 31) wurden
abgelöst.
Für die gute Zusammenarbeit in Manchester nennen Kitchen (1997) und Deas u.a. (2000) drei
Gründe.
•
•
Die Mitarbeit von Vertretern des City Councils im Vorstand der CMDC. Der (Labour)Leader
of the Council, G. Stringer, saß in einem Vorstand, der von den Conservatives dominiert wurde
und die Parteienlandschaft des Councils nicht widergespiegelte. Vorstandvorsitzender der
CMDC war der Leiter des Museums for Science and Industry, das mit dem Standort Castlefield
mitten im Gebiet der CMDC lag. Im Vorstand saß außerdem der Theaterwissenschaftler B.
Scott, der gleichzeitig Vorsitzender des Olympic Bid Committee war. Daneben gab es etwa 25
weitere Mitarbeiter.
Die Pläne der CMDC orientierten sich an dem bereits existierenden City Centre Local Plan des
MCC von 1984, d.h. es gab ähnliche Ziele für die Innenstadt. So arbeitete die CMDC in den
Jahren ihres Bestehens sehr zielstrebig und ergebnisorientiert (single-minded) an der
Verbesserung von Beleuchtung, Straßenbelag, dem Umbau der Brachflächen zu Büroflächen
und Wohnungen. (s. Darstellung 9)
24
•
Es gab keine grundlegenden Divergenzen darüber, was erreicht und mit welchen Mitteln
(Partnerschaften) es für die Stadt erreicht werden sollte. Wichtigste Übereinstimmung gab es
beim Entschluß zur Olympiabewerbung.
Insofern war die Arbeit der CMDC „a pivotal moment in the emergence of a new entrepreneurial
politics in Manchester. We argue that CMDC played an important role in the ‚re-corporatisation‘ of
local governance in Manchester; it was as much more than about physical regeneration but a key
agency the vanguard of transforming institutional relationships and established outlooks on
economic development.“ (Deas u.a., 2000)
Darstellung 9
Ausgaben der CMDC 1992/1993 nach Bereichen in %
total environment &
infrastructure
7%
Other
4%
Leisure & retail
34%
Community Facilities
1%
Office
30%
Housing
24%
Quelle: CMDC Annual Report 1992/93
Neben dem ökonomischen Output, hat die CMDC maßgeblich dazu beigetragen, dass Arbeit in
Netzwerken zwischen dem privaten oder öffentlichen Sektor und über Parteigrenzen hinweg zu
einer selbstverständlichen Handlungsstrategie geworden ist. In politischer Hinsicht hat die Arbeit
der CMDC folgende Auswirkungen gehabt
• Veränderung des Verhältnisses von Zentral – und Kommunalregierung
• Autonomieverlust der gewählten Stadtregierung und Bedeutungverlust der lokalen
Demokratie
• Einsicht, dass single-minded Organisationen, wie die UDCs, schneller handeln können,
besseres Management haben, ihnen aber die Sensibilität für lokale Bedürfnisse fehlt. (Stoker,
1989:166)
4.3
Erste Olympiabewerbung
Manchester hat sich in den 90er Jahren zweimal als britischer Kandidat um die Austragung der
Olympiade beworben. In der ersten Bewerbung (1990) für die Olympischen Spiele 1996 unterlag
Manchester Atlanta.
25
Die Idee zur Austragung der Olympischen Spiele hatte Bob Scott, „a buccaneering free spirit, [..],
deeply rooted in the private sector“. (Cochrane, 1996) B. Scott, der Theatermanager war, seit Mitte
der 70er Jahre in Manchester lebte und Vorstandsmitglied der CMDC war, hatte die Vision von der
Olympiastadt Manchester seit den 1984er Spielen in Los Angeles. Schließlich wurde in Los Angeles
vorgeführt, wie die Spiele durch Sponsoring und den Verkauf von Fernsehrechten für die Stadt
profitabel sein können.
In Manchester wurde die Austragung eines derartigen Events gerade in der Krise als mögliches
Mittel der Stadterneuerung betrachtet. (Law, 1991; Freyer, 1996) Events können das Image der
Stadt verbessern, die Stadt überhaupt erst sichtbar machen, Unternehmen in die Stadt ziehen,
Arbeitsplätze schaffen und das Stadtbild verbessern. Die Austragung eines Mega-Events, wie den
Olympischen Spielen würde diese Effekte noch verstärken.
Sogar nach Meinung vieler Stadtbewohner war die Olympiabewerbung die Initialzündung für die
Stadtentwicklung in Manchester.
„We have different levels of urban regeneration. First was cultural, the subculture economy, with bands, the
Haçienda, bars.. Second was the Olympic Bidding process. This was really important because they made the
connection between physical and economic regeneration.“ (Interview mit Barbesitzer und „Manchester
Independent Initiative“-Gründer, November 2000)
Zum ersten Mal waren sich private Investoren und öffentlicher Sektor so einig und sahen in der
Austragung dieses Mega Events ausnahmslos gute Chancen für eine prosperierende Zukunft
Manchesters.
„more than any other initiative it was the Olympic bid which came to symbolise and to crystallise the new
political form [of partnerships, d.A.].“ (Cochrane, 1996:1321)
Ein Grund für das Scheitern dieser ersten Bewerbung könnte die mangelnde Unterstützung durch
die Zentralregierung gewesen sein.
4.4
Die Rolle der ‚New Urban Left‘
Die Wahlniederlage zur Unterhauswahl 1987 war für die Labour Party mehr als eine weitere
Wahlniederlage, denn nun waren die local authorites endgültig gezwungen, den Kurs der
Zentralregierung anzunehmen.
„The pivotal event is the Conservative victory in the 1987 national election and the realisation amongst local
authority leaderships that further substantive and symbolic resistance to Government policies, already
counter-productive, would be futile. In Manchester, this new realism caused the existing council leadership
to „wave the white flag“, as one senior member put it.“ (Harding, 2000b)
Im MCC war man dieser Einsicht schon ein Stück voraus, weil es dort schon 1984 einen
Führungswechsel bei Labour gegeben hatte, aber das allein war noch keine Garantie für den
Kurswechsel. Die Politik des City Council ist sehr abhängig vom Engagement der Councillors und
dem individuellem Charakter und Führungsstil der leitenden Personen. Kitchen (1997) ist der
26
Auffassung, dass die Wende zu der pragmatischen Politik in Manchester vor allem G. Stinger,
Leader of the Council von 1984 bis 1997, zugesprochen werden kann. Dieser hätte nicht nur
maßgeblich beim 1984er internen Führungswechsel in der Labour Party in Manchester mitgewirkt
und damit verhindert, dass sich Manchester ähnlich militant, wie Liverpool entwickelt, sondern mit
pragmatischer Politik das Verhältnis zum privaten Sektor normalisiert und trotz der “long-term
existence of a right-wing Conservative Government“ (Kitchen,1997:46) ein gutes Verhältnis zur
Zentralregierung angestrebt.
„What we have found in Manchester is a way of co-existing with the private sector where we use many of
the strengths of the public sector and the private sector not in competition, but by setting up bodies where
we can use those strengths.“ (Kitchen,1997:46)
Ein gutes Beispiel für die pragmatische Arbeit ist die Art der Zusammenarbeit zwischen MCC und
CMDC, wo zugunsten konstruktiver Stadtpolitik alte Gewohnheiten abgelegt wurden.
„The politics of the city’s Olympic bids powerfully symbolise many of the [..] transformative features of the
new urban politics, British style, as the old images of municipal welfarist (bureaucratic) politics have
apparently been superseded by those of a dynamic and charismatic (entrepreneurial) business leadership.“
(Cochrane, 1996: 1320)
Die Erfahrungen hatten gelehrt, dass sich Widerstand gegen die Zentralregierung nur nachteilig auf
die Stadt auswirken würde, weshalb man in Manchester die Kooperation der Konfrontation
vorzog.
27
5. ‘URBAN ENTREPRENEURIALISM’ - DIE JAHRE 1992-97
In den Jahren von 1992 bis 1997 erlebte Manchester nicht nur wegen der Olympiabewerbung eine
Art „Gründerfieber“. Die Stadt bewarb sich um die Olympischen Spiele 2000. Sie unterlag Sydney,
ging trotzdem gestärkt aus dieser Bewerbung hervor. Die Neugestaltung der Innenstadt wurde
sichtbar, die Zusammenarbeit in Public Private Partnerships zum Patentrezept der
Stadtentwicklung in Manchester. City Challenge, ein neues Programm der Zentralregierung startete
in Manchester 1992 mit der Neugestaltung des deprivierten innenstadtnahen Neubaugebietes
Hulme. Andere Stadtentwicklungsprojekte in sozial benachteiligten Gebieten wurden begonnen.
1994 beteiligte sich Manchester neben London und Birmingham an der City Pride Initiative, das
National Cycling Centre in Eastlands, ein Olympiabau, wurde im September 1994 eröffnet. Im Juli
1995 öffnet die Manchester Evening News Arena (MEN Arena) am Victoria Station, die mit 19
500 Plätzen eine der größten Veranstaltungshallen in Europa ist. Der ‚Manchester Plan’, eine
Konzeption für die Stadtentwicklung der nächsten zehn Jahre erschien 1995. 1996 wird
Manchesters neues Konzerthaus, die Bridgewater Hall, eröffnet. Am anderen Ende des
Stadtzentrums detoniert im gleichen Jahr eine IRA- Bombe. Niemand wird verletzt und
ironischerweise wird Platz geschaffen für die Neugestaltung des Stadtzentrums mit einem
‚Millennium-Quarters’. Auch fällt in diesen Zeitraum das Ende des Urban Programme, infolge
dessen sich Manchester stärker um europäische Förderprogramme bemüht, als europäische Stadt
profiliert und dem Städtenetzwerk Eurocities beitritt.
5.1
Entspannung zwischen Zentralregierung und Kommunen und Aufbruch zu
sozialorientierter Stadtpolitik
Die Konservativen gewannen 1992 die vierte Wahl in Folge. John Major, der M. Thatcher wegen
der Einführung der Kopfsteuer (Poll Tax) 1990 als Premierminister abgelöst hatte, wird in seinem
Amt bestätigt. Nach der inzwischen vierten Wahlniederlage hatte sich der ideologische Kampf
zwischen Labour Party und Conservative Party abgeschwächt. Das hatte Einfluß auf das Verhältnis
zwischen Kommunalbehörden und Zentralregierung und auf die Stadtpolitik. Während die 80er
Jahre von dominanten UDCs, dem Primat baulicher Verbesserungen, der Ausschaltung der
Kommunen, ideologischen Auseinandersetzungen zwischen Zentralregierung und Kommunen und
der Vernachlässigung der sozialen Stadterneuerung geprägt war, kündigte sich für die 90er Jahre ein
Wandel an. Nach mehr als zehn Jahren thatcheristischer Stadtpolitik sah die Regierung Major, dass
sich der Zustand der Städte durch große teure UDCs nicht grundsätzlich verbesserte und soziale
Probleme fortbestanden. Das ‚patchwork quilt‘ (Harding, 1995) teilweise konkurrierender
Programme erwies sich nicht als zukunftsfähige Stadtpolitik. Die City Action Teams (CAT) und
Task Forces, die 1986 als Jobprogramme in sozial deprivierten Gebieten ihre Arbeit aufgenommen
hatten (siehe Anhang) erfüllten die Erwartungen nicht. Das Urban Programme, dessen Mittel
zugunsten der UDCs gekürzt worden waren (s. Darstellung 10), wurde wegen zu geringer Effizienz
1992 eingestellt. Die Erwartungen an ein ‚trickle-down‘ der positiven Effekte der privatistischen
Stadtpolitik hatten sich nicht erfüllt, die Vermutung, ökonomische Verbesserungen würden sich
langsam auch auf andere Policy-Bereiche positiv auswirken und sie durchdringen, bewahrheitete
sich kaum.
28
„There was a growing social polarisation during the 80‘s and most of the urban policy initiatives had done
little to address this – indeed, had in many ways exacerbated it.”(Robson u.a. 1994: 411)
Kletzander (1995) hat die Ergebnisse der privatistischen Stadtpolitik der 80er Jahre
zusammengefasst. Das Brachenproblem wurde nur ansatzweise gelöst, das Armutsproblem und
Obdachlosigkeit nahmen zu, der Anteil der Langzeitarbeitlosen stieg, die soziale und wirtschaftliche
Integration ethnischer Minderheiten hatte sich in den 80er Jahren verlangsamt, die Kriminalität war
gestiegen und es gab einen kommunalen Autonomieverlust bis hin zur Gefährdung der lokalen
Demokratie. Die konservative Stadtpolitik hatte deshalb „erhebliche Effizienzprobleme, es gab zu
viele Programme, zu wenig Koordination und zu wenig Bürgerbeteiligung.“ (Kletzander, 1995)
Deshalb wurden unter Major neue Programme entwickelt, die stärker in sozial deprivierten
Gebieten zum Tragen kamen, projektbezogenen Charakter hatten und den Kommunen mehr
Eigenverantwortung übertrugen.
Darstellung 10: Ausgaben des DoE für Stadtentwicklungsprogramme 1987-1994 in ₤ Mio.
City Challenge
Urban Programme
UDC und Dockland
Light
Railway
(London)
Olympiabewerbung
Task Forces¹
City Action Teams¹
Total
1987/88
1988/89
1989/90
1990/91
1991/92
245,7
160,2
224,3
225
222,7
476,7
225,8
607,2
20,9
7,7
964,8
5,2
22,9
514,4
597,9
19,9
4
814,9
237,5
601,8
1992/93
63,5
243,1
514,5
1993/94
213,5
175,6
337,4
0,8
20,5
8,4
979,8
13,1
23
4,4
1013,9
35
18
3,4
952,3
Anm.: ¹) zu diesen Programmen s. Anh.
Quelle: Harding (1995)
a) City Challenge
Das erste neue Programm (1991/92) war das City Challenge Programm. Es war ein
projektbezogenes Programm, das einmal jährlich jeweils fünfjährige Förderungen (₤ 7,5 Mio./ Jahr)
für ausgewählte Städte vergab, um innerstädtische Gebiete mit großem Handlungsbedarf
aufzuwerten und die Lebensqualität der Einwohner zu verbessern. Das City Challenge Programm
war weniger dominiert von ökonomischen Zielstellungen und baulichen Aufwertungen, sondern
mehr auf die lokalen Bedürfnisse und die schon bestehenden Initiativen zugeschnitten, von
sozialem Wohnungsbau, öffentlichem und Individualverkehr, Kunst und Kulturindustrie,
Kinderbetreuung, Kriminalitätsbekämpfung bis hin zu Gesundheitsvorsorge und Verbesserungen
im öffentlichen Raum. (vgl. Harding, 1995: 174) City Challenge war weniger zentral gesteuert, als
die UDCs. Die Auswahl der Erneuerungsgebiete für die Bewerbungsrunden und die personelle
Besetzung der Entwicklungsgesellschaft lag in den Händen der local authorities. Im ersten Jahr
(1992/93) bewilligte das DoE 11 von 15 Bewerbern die Finanzierung für City Challenge, darunter
Hulme, ein innerstädtisches Quartier in Manchester. In der zweiten Runde, 1993/94, wurden alle
54 Städte, die innerhalb des noch bestehenden Urban Programme (s. Darstellung 6) gefördert
wurden, um die Bewerbung mit einem Projekt gebeten. Finanziert wurden in dieser Runde 20
Projekte. Neben der Finanzierung durch die Regierung oblag es den City Councils private
Investoren und andere Mittel zu akquirieren.
29
b) Single Regeneration Budget (SRB)
Nachfolger von City Challenge wurde 1994 das Single Regeneration Budget, kurz SRB. Im SRB
liefen finanzielle Mittel aus sechs Ministerien und 20 verschiedenen Programmen zusammen. Das
Programm schuf bessere Übersichtlichkeit in der Stadtpolitik der Zentralregierung, berücksichtigte
die lokalen Bedürfnisse und ermöglichte auch kleineren Projekten staatliche Finanzierung.
„The budget will mean that priorities are set locally, in the light of local needs, and not in Whitehall.. it will
support measures to improve education and training, to tackle crime, to meet ethnic minority needs and to
improve rundown housing.“ (DoE, 1993, zitiert nach Randall, 1995:40)
Jedes Jahr gab es Ausschreibungsrunden für Projekte, die bis zu 7 Jahren gefördert werden. Dabei
entschieden die City Councils darüber mit welchen Projekten sie in die Bewerbung gehen. In den
Runden 1-5 (1994 bis 1998) wurden mehr als 950 Projekte finanziert (DETR, 1998). Der
Nordwesten Englands war pro Bewerbungsrunde jeweils mit etwa 15-20 Projekten vertreten. Die
Entscheidung über die Vergaben der Gelder lag anfangs beim DoE und ab 1994 bei den
Regionalbüros der Zentralregierung (GOR bzw. IRO).
Beide Programme, City Challenge und SRB, markieren durch die stärkere Mitsprache der
Kommunen und die Anerkennung sozial bedingter städtischer Probleme den Aufbruch zu neuen
Ansätzen der Stadtentwicklungspolitik. Gleichzeitig entwickelte sich durch den Bewerbungsmodus
eine Wettbewerbsituation zwischen den großen Städten und innerhalb der Städte zwischen
geförderten und nichtgeförderten Stadtgebieten, die zuweilen Rivalitäten entstehen ließ. Dazu
garantierte die Anwesenheit von Vertretern der community in den Projekten nicht zwingend
Beteiligung und gleichberechtigtes Stimmgewicht, weil ihnen oft die Möglichkeiten und Kontakte
fehlten, die andere Partner, wie der private Sektor in den Dialog einbringen konnten. (Harding,
1995) Mit der Einführung des SRB gingen die Mittel für das flächendeckendere Urban Programme
zurück, was sich besonders auf kleinere Projekte in den Städten nachteilig auswirkte.
„The termination of the UP will phase out the last grant regime to which local authority’s are automatically
entitled. It will reduce local authority’s freedom of manoeuvre and is likely to have particularly drastic effects
on the wide range of voluntary organisations that came to depend on it. (Harding, 1995:176)
5.2
City Challenge Hulme und Single Regeneration Budget in Manchester
1992 bewarb sich Manchester um die City Challenge Förderung für Hulme. Hulme, ein
innerstädtisches Neubaugebiet, das in den 60er Jahren nach der Beseitigung kriegzerstörter Häuser
entstand, glich einem ‚concrete jungle‘ (Betonwüste), in dem hohe Arbeitslosigkeit und Kriminalität
herrschten. Im Norden grenzte es direkt an das großzügig geförderte CMDC Gebiet, blieb aber
von den sich dort anbahnenden Verbesserungen völlig unberührt. (Kitchen, 1995) Mit City
Challenge erhielt Hulme ein eigenes Förderprogramm, bei dem die Sanierung der Wohnungen und
Häuser (housing-led) im Vordergrund stand. Der City Council gründete nach der Bewilligung des
Projektes die Hulme Regeneration Ltd., die für die Umsetzung des Programms zuständig war. In
den fünf Jahren der City Challenge Hulme Initiative gelang es, mehr als ₤200 Mio. öffentliche und
private Investitionen für das Gebiet zu gewinnen. Dabei kam der Entwicklungsgesellschaft vor
allem zugute, dass sie von Beginn an großen Wert auf die Vernetzung und Bildung von
Partnerschaften zwischen Bewohnern und Investoren, aber auch auf auch bürgernahe Arbeit
(people –based regeneration) legte.
30
Im Rahmen des SRB Programms der Zentralregierung bewarb sich die Stadt zwischen 1994 und
1997 mit drei Sieben-Jahres-Projekten erfolgreich. Die ‘North Manchester Regeneration’ (19952002) hat die bauliche, soziale und ökonomische Regeneration in einem 7,5 km² großen Gebiet mit
20.800 Einwohnern zum Ziel. Mit ‘Eastside’ (1995-2002) werden Wohnhäuser in Miles Platting
verbessert. ‘East Link’ (1997) ist ein Gemeinschaftsprojekt Manchesters und Tamesides, innerhalb
dessen Job- und Bildungschancen in deprivierten Gebieten East Manchesters durch private und
öffentliche Investitionen in Höhe von £234 Mio. verbessert werden sollen. Dabei erhofft man sich
positive Impulse durch die hier in 2002 stattfindenden Commonwealth Games und daraus
resultierende ökonomische Entwicklung.
5.3
Zweite Olympiabewerbung
Nach der Niederlage bei der Olympiabewerbung 1990 bereitete sich Manchester auf die Bewerbung
um die Olympischen Spiele 2000 vor. Anders als die erste Bewerbung, die noch in der Amtszeit M.
Thatchers lief, wurde diese zweite Bewerbung von der Zentralregierung unter J. Major sehr
unterstützt und brachte der Stadt zusätzliche Unterstützung von ₤70 Mio.Das Engagement der
Zentralregierung erscheint Law (1994) in zweierlei Hinsicht plausibel. Einerseits fiel die
Olympiabewerbung in die Zeit der Wahl zum Unterhaus (1992), bei der J. Major, der M. Thatcher
innerhalb einer Wahlperiode abgelöst hatte, durch eine Wahl in sein Amt bestätigt werden sollte.
Andererseits ist anzunehmen, das Manchester gute Lobby- und Überzeugungsarbeit geleistet hatte
und glaubhaft machen konnte, dass die Bewerbung ein Beitrag zur Stadterneuerung sei und, dass
eine finanzielle Unterstützung die Chancen auf die Austragung der Spiele und die daraus folgenden
positiven Effekte wahrscheinlicher mache. (Law, 1994)
Am 23. September 1993 unterlag Manchester in der Bewerbung für Olympischen Spiele 2000 der
Stadt Sydney. Dabei hatte die Stadt alle Kräfte in Bewegung gesetzt. Viele Olympia-Verantwortliche
waren im Umfeld der 1992er Spiele nach Barcelona gereist, waren beeindruckt von der Wirkung
der Olympische Spiele auf die Stadtentwicklung. Barcelona hatte allein durch die Olympischen
Spiele innerhalb von sechs Jahren soviel Investitionen erhalten, wie es sie ohne die Spiele in 30
Jahren gehabt hätte. Auch die Effekte auf den Arbeitsmarkt Barcelonas waren sehr positiv. Für
Manchester hatte die KPMG Management Consultants deshalb 11 000 Jobs für die Dauer von 10
Jahren prognostiziert. (zitiert nach Law, 1994: 224) Außerdem erhoffte Manchester von der
Austragung der Spiele positive Impulse für die private Investitionstätigkeit und das Image der Stadt.
In den Augen des MCC war die verpasste Olympiabewerbung enttäuschend, weil sie das ‚vehicle‘
(KPMG, 1993; zitiert nach Cochrane, 1996) hätten sein können, um Manchesters Stadtentwicklung
voranzubringen.
„[Olympic Bid, d.A.] only [was, d.A.] a part of a project to see that Manchester regains its international
status. Hosting the Olympics would have made it a lot easier for us to do it“ (G. Stringer in: Manchester
Evening News, 1.Oktober 1993)
Trotz der Niederlage hat diese Bewerbung die Stadt um Jahre weitergebracht; zum einen durch die
zusätzlichen finanziellen Mittel, zum anderen durch die Institutionalisierung der im Umfeld der
Olympiabewerbung entstandenen Koalitionen und Partnerschaften, zu denen auch die ‚Manchester
31
Mafia‘ (Peck, Tickell, 1995) gehört, einschließlich des Selbstverständnis des City Councils von sich
als Unternehmer (urban entrepreneurialism).
„The partnership process, that the Olympics so clearly symbolised, is part of a major re-imagining of local
governance.“ (Cochrane, 1995: 1333)
Die Olympiabewerbung war ein „process of confidence“ (Interview Barbesitzer und MI-Gründer,
November 2000) und es entstand etwas von ‘civic pride’ (Law, 1994). Für die Stadt, die seit der
Hochphase der Industriellen Revolution in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts einen
Bedeutungsrückgang erfahren hatte, war dieser Prozess um so wichtiger. Trotz der Niederlage
gegen Sydney gingen die Planungsarbeiten und die Suche nach Geldgebern für das konzipierte
Olympiastadion weiter. Im November 1995 fiel schließlich die Entscheidung, dass Manchester in
2002 der Austragungsort der Commonwealth Games sein wird. So hat die Stadt nicht die
Olympischen Spiele, aber ein sportliches Groß-Event, das Cochrane (1995) jedoch als „very poor
consolation prize“ bezeichnet.
5.4
Die 24 Hour City & Kulturindustrie
In Zuge der Deindustrialisierung kam der Rolle der Kultur als Mittel der Stadterneuerung
wachsende Bedeutung zu. (Bianchini, 1990, 1991, 1993; Lovatt, 1996; Myerscough, 1988; Wynne,
1992). Für Manchester ist die Kulturindustrie (cultural industries) eine besondere Herausforderung,
denn das Potential der Kulturindustrie liegt hier keinesfalls in Hochkulturbereich. Eher hat
Manchester eine lange Tradition der ‚Pop culture‘ (Wynne, 1998, Haslam, 2000).
Bis Anfang der 90er wurde das Potential, das Lovatt (1996) in Anlehnung an Bourdieu als ‚pop
cultural capital’ von den local authorities weder erkannt oder genutzt. Eine Mischung aus
„accumulated resistance to the deregulatory ethos of the Tory Government, a dogged
provincialism, an a puritanical regard for culture, fun and hedonistic pleasure“ (Lovatt, 1996: 150)
in den Kommunen waren nach seiner Ansicht die Ursachen für die Ignoranz dieses Potentials.
Verantwortliche im MCC erkannten das kreative Potential der ansässigen Kulturproduktion nicht
und schienen Ideen aus unverrückbaren Prinzipien abzulehnen. Die ‚night-time economy‘ wurde
bis Anfang der 90er Jahre kaum als ökonomische Größe erkannt. Eher hatte die Innenstadt
außerhalb der Geschäftszeiten eine Reputation als Pflaster des Nachtlebens, was wiederum mit
einer Trink- und Clubkultur gleichgesetzt, die die Straßen der Innenstadt unsicher machen würde.
Spätausschanklizenzen wurden von den Behörden abgelehnt, weil sie die „falsche Sorte von
Leuten“ (Lovatt, 1996) in die Innenstadt gebracht hätten und die Polizei nicht die Kapazitäten
gehabt hätte, bei Bedarf regulierend einzugreifen. Noch 1992 wurden Sitzplätze im Freien wegen
des öffentlichen Konsums von Alkohol abgelehnt. Nachtclubs sollten entsprechend des 1780
Sunday Observance Act Sonntag morgen um 2:00 schließen. Andernfalls drohten strafrechtliche
Verfolgung oder Schließung. (vgl. Lovatt, 1996:150ff.)
In Zuge der Olympiabewerbung und nach heftigen Reaktionen, die es auf die vorübergehende
Schließung des legendären Haçienda Clubs im Jahr 1993 gegeben hatte, begann der City Council,
mit Produzenten und Konsumenten der pop culture zusammen zu arbeiten und setzte neue
Akzente in der Kultur- und Freizeitpolitik.
32
„when the local authorities decided to close the Haçienda in 1993 against the police. I think it re-trieved
people’s attention on what Manchester was. It was known for the Haçienda, it was known for Man United.
It wasn’t known for the CMDC or any of..it was known for his culture... popular culture specifically.“
(Interview mit Director des Cultural Industries Developing Service (CIDS), November 2000)
Die Zusammenarbeit war anfänglich für alle Beteiligten schwierig. Während der MCC ein
Unbehagen über den offenen Umgang mit beispielsweise Clubkultur oder Gay Village verspürte,
fürchteten Vertreter der Kulturszene durch die Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen
Kommerzialisierung. Trotzdem brachte die Zusammenarbeit Synergieeffekte, die Manchester nun
auch international als ‘Pop Cult City’ (Haslam, 2000) berühmt und für dem Tourismus attraktiv
machten.
„Manchester had become ‚Madchester‘ a Fun City where it was cool to be. Manchester made the cover of
Time and Newsweek in the US; 40% of New Yorker’s voted Manchester as the place in Britain they most
wanted to be.“ (zitiert nach Lovatt, 1996:155)
Das neue Denken über die ‘night time economy’ und die Rolle der Kultur bei der Stadterneuerung
führte 1993 zur 24 Hour City Initiative, die zeitgleich in Leeds und Manchester angeregt wurde.
Das Ziel dieser Initiative bestand darin, die Innenstadt über die üblichen Ladenöffnungszeiten
hinaus nutzbar und neuen Konsumentengruppen zugänglich zu machen. Das geschah zum einen
durch die Wiederbelebung der Tradition des Wohnens in der Innenstadt. Zum zweiten sollte das
Stadtzentrum auch in den Abendstunden genutzt wer-den. Das wurde durch verlängerte
Ladenöffnungszeiten (Sunday & Early-Evening shopping), durch das Angebot anderer
Freizeitaktivitäten, wie Kino, Entertainment, neue Bars und durch Liberalisierung in der Vergabe
von Spätausschank-Lizenzen erreicht. Ein positiver Effekt dieser Liberalisierung war damals sehr
rasch spürbar. Die von der Polizei und dem MCC befürchteten Sicherheitsprobleme wegen
verlängerter Öffnungszeiten blieben aus. Vielmehr hat es eine Entspannung gegeben, weil nicht alle
Clubs und Bars gleichzeitig ihre Gäste in die Nacht entließen (Jones u.a. 1999:165).
5.5
City Pride und der Manchester Plan
1993 rief die Zentralregierung Manchester, Birmingham und London zur City Pride Initia-tive auf.
City Pride ist die ‚Flagship‘ Variante (Randall, 1995) des SRB, finanziert aus den-selben Mitteln und
ebenfalls mit dem Wettbewerbsgedanken zwischen den Städten. Für die Pilotphase wurden die
local authorities Manchesters, Londons und Birminghams gebeten, in Zusammenarbeit mit
Vertretern der lokalen Wirtschaft und den anderen Parteien einen Zehn-Jahres-Plan zur
Stadtentwicklung mit Zielen, entsprechenden Zeitplänen und Finan-zierungsmustern vorzulegen.
Es wurde allgemein angenommen (Randall, 1995), dass die Initiative für dieses Projekt von
Manchester ausging, um damit die Olympiabewerbung der Stadt zu unterstützen. Schließlich hatte
der MCC seit 1989 an der Erstellung eines Zehn-Jahres-Planes für Manchesters Stadtentwicklung
gearbeitet, der dann 1995, kurz nach City Pride als ‘Manchester Plan’ erschien. Randall (1995)
kritisierte, dass City Pride nicht genügend auf die Bedürfnisse der community einginge, obwohl das
eine Grundbedingung im SRB war. City Pride wäre vielmehr ein weiteres ‚property led‘ Programm
gewesen.
In dem Programm waren die langfristigen Ziele für Manchester formuliert. Bis 2004 sollte die Stadt
eine europäische, regionale Hauptstadt sein, eine Stadt mit außergewöhnlichem wirtschaftlichen,
kulturellen und kreativen Potential, eine Stadt, die von ihren Einwohnern wegen der Lebensqualität
33
geschätzt wird und in der sich die Bewohner wohl fühlen. (vgl. MCC, 1994) Die 36 Projekte, mit
denen dieses Ziel erreicht werden soll, sind in der Veröffentlichung zu neun großen
Themenblöcken zusammengefasst.
● Manchester - regionale Hauptstadt und repräsentative Bauten ● Verbesserung der ökonomischen
Basis ● Living City - Wohnen ● Gesundheit und Dienstleistungen ● Kriminalitätsbekämpfung ●
Bildung ● Kultur und Sport ● Marketing City ● ÖPNV und Verkehrspolitik
Darstellung 11: Projekte der City Pride 1994 (Auswahl)
Projekt
3. Lowry Centre
Finanzierung
Privater Sektor
National
Lottery,
EU, Salford City
Council,
Zentralregierung
9.
Ausbau
des Manchester Airport,
Manchester Airport Zentralregierung
Privater Sektor
12.
Moss
Side SRB, ERDF, Privater
Initiative
Sektor u.a.
26. Drugs
SRB, Local Authority
(LA),
Zentralregierung
31. Eastlands and the Privater
Millennium Stadium EFRE,
Lottery
34. 24 hour city
Sektor,
National
LA, Privater Sektor,
EFRE
Partner
Privater Sektor,
EU, Salford City
Council,
Local
Community
Ergebnisse
Fertigstellung
Planungsbeginn
180-240
Arbeitsplätze in der 1995,
Lowry,
700.000 Eröffnung Mai 2000
Besucher /Jahr
Manchester Airport, 30 Mio. Passagiere in
Privater Sektor
2005, 50.000 neue
Arbeitsplätze
Arbeitsplätze,
Wohnungsbaugesells 320
Sozialchaften
(Housing 5400
Associations), Task wohnungen
Force, Manchester modernisieren, 150
Häuser,
City
Council, neue
Fassade eines großen
Gemeinnütziger
Einkaufszentrums
Sektor u.a.
erneuern
des
Local
Community Verbesserung
zu
Groups, Education Zugangs
Authorities, Greater Drogentherapie,
des
Manchester Police Verringerung
Konsums
illegaler
(GMP) u.a.
Drogen und der
Beschaffungskrimina
lität
Manchester
City Durchführung
Council, AMEC plc., nationaler/internatio
English Partnerships, naler Wettbewerbe,
Nutzung
durch
Privater Sektor
Stadtbewohner
LA, Privater Sektor, Zahl der Angebote
GMP
und Besucher der
Innenstadt erhöhen
fortlaufend..
Start:
September
1994, [..] Phase 3
Januar 1995
Entwicklung einer
koordinierten
und
pro-aktiven Strategie
1995/6
Fläche erwerben und
vorbereiten
September 1994,
Bau fertiggestellt in
1999
Strategie bis März
1995, Neuregelung
der Lizenzvergabe
1995/6
Quelle: MCC (1994a)
An der Ausarbeitung der Initiative waren die Kommunalbehörden Manchesters, Salford und
Traffords und etwa 150 ansässige Unternehmen, Organisationen und Vereine beteiligt, wie z.B.
34
BBC TV, British Airways Manchester, British Red Cross, Central Library, CMDC, Greater
Manchester Coalition for Disabled People, Greater Manchester Police, Holiday Inn Crown Plaza,
Hulme Regeneration Ltd., Kellog’s, Manchester Metropolitan University, Manchester United
Football Club, Marks & Spencer, Tony Wilson u.v.a.. Die Liste der Teilnehmer zeugt davon, dass
es die Kommunen verstanden, viele verschiedene Interessensgruppen in Netzwerken und
Partnerschaften zu integrieren.
Darstellung 12
Regenerationsgebiete in Manchester
Quelle: MCC, 1999
35
Der ‚Manchester Plan’ (Unitary Manchester Developing Plan) ist in der Stadtplanungsgeschichte
Manchesters das ausführlichste und umfassendste Werk. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges
wechselten sich die Phasen von informeller und formeller Planung der Stadtpolitik etwa im
Verhältnis 2:1 ab. (Kitchen,1996) So hat es vor dem Manchester Plan 1995 nur vier große Pläne
gegeben: den 1961er Development Plan, der „short in lenght and very general in its approach“
(HMSO, 1995) war, den City Centre Map von 1967, in dem bereits die Wiederbelebung der
Innenstadt thematisiert und die Suburbanisierung als Problem gesehen wurde. 1984 folgte der City
Centre Local Plan, der die Grundlage für die Arbeit der CMDC bildete. Der ‚Manchester Plan‘
wurde nach sechsjähriger Vorbereitungszeit 1995 herausgegeben. Als Zehn-Jahres-Plan gibt er die
Richtlinien für die weitere Stadtentwicklung Manchesters. Die behandelten Themen sind Wohnen,
Beschäftigung und ökonomische Entwicklung, Umweltverbesserungen, Einkaufen, Freizeit und
Erholung und Transport. Außerdem werden die neun großen Modernisierungsgebiete ausführlich
vorgestellt.
Dazu gehören z.B. die SRB-Gebiete North Manchester und East Manchester, Hulme und Moss
Side, zum Zeitpunkt der Planerstellung bereits im City Challenge Programm und das Stadtzentrum
mit dem Northern Quarter, Piccadilly, Great Northern, Castlefield.
5.6
Ende der Central Manchester Development Corporation
Parallel zur Implementation neuer Programme arbeiteten die Stadtentwicklungsgesellschaften
UDCs bis zum Ende ihrer jeweiligen Laufzeit weiter. Die Central Manchester Development
Corporation stellte ihre Arbeit am 31. März 1996 ein. Das Ansehen und die Akzeptanz der CMDC
war mit der Olympiabewerbung gestiegen, so dass die CMDC in der zweiten Hälfte ihres Bestehens
den erfolgreichsten Teil ihrer Arbeit leistete. Bis Ende 1995 hatte sie 33 ha Brachflächen wieder in
Nutzung gebracht, 32,9 km Straßenbeleuchtung installiert, 23,9 km Straßen verbessert, 135 600 m²
Büro- und Gewerbeflächen, 2410 Wohnungen, 4909 Jobs geschaffen und ₤ 420,8 Mio. private
Investitionen akquiriert. (CMDC, 1996) Die Bridgewater Hall, eine moderne Konzerthalle, wurde erst
durch die CMDC und damit verbundenen Finanzierung möglich. Der Ausbau von Castlefield, wo
die Symbiose aus Vergangenheit und Gegenwart mit den vielen Cafés, Bars, dem Museum for Science
and Industry unter touristischen Aspekten durchaus gelungen ist, wäre ohne die CMDC nicht
möglich gewesen. Die Qualität des Marketing und der Werbung für die Stadt ist durch die Arbeit
der CMDC absolut verbessert worden. Ebenso ist die Tradition des Wohnens in der Innenstadt
wieder belebt worden.
Resümierend lässt sich sagen, dass die CMDC als Gesellschaft unter demokratietheoretischen
Gesichtspunkten kritisch zu betrachten ist, jedoch sind die Ergebnisse trotz des privatistischen
Sanierungsansatzes positiv (Kitchen, 1996, Deas u.a. 2000). Schließlich wäre der City Council allein
nicht in der Lage gewesen, die Kraft und die Mittel aufzubringen, um die Innenstadt baulich derart
zu verändern, sie für Investoren und Unternehmen attraktiv zu machen und mit neuen
Nutzungskonzepten den ökonomischen Niedergang zu bekämpfen.
„There can be little doubt, [..], that CMDC has been able to sustain an environmental improvement
programme in its area sizeably bigger than the City Council itself would have been able to under-take. [..] We
should not try to pretend that local authorities can solve these problems through local action alone.”
(Kitchen, 1997:139ff)
36
Trotz dieser Ergebnisse, die wirtschaftliche Basis außerhalb der Innenstadt blieb schlecht.
Armutsprobleme und soziale Exklusion verstärkten sich besonders in East und North Manchester
deutlich.
„The work of CMDC can thus be seen as another example of [..] inner city initiatives which has
characterised top-down practice, whereby a small number of very focused high-profile activities are
surrounded by much larger areas of decline and neglect [..] that on the whole the problems of deprivation in
the inner city are getting worse.“ (Kitchen, 1997:142)
„While the city as a whole seems to be recovering its confidence, Manchester’s poor are now more highly
concentrated and in a less favourable economic position than they were in 1978.” (Robson u.a. 1994: 411)
Die Deprivation blieb in Manchester auch Mitte der Neunziger sehr hoch. (s. Darstellung 15 u. 18)
Daraus ließe sich ableiten, dass glamouröse Projekte der Innenstadt die Stadt als Ganzes nicht
vorangebracht haben. Die zunehmende Verschlechterung der Lebenslagen in den deprivierten
Stadtteilen hatte stärkere Effekte als die Gesamtbilanz als die Aufwertung einzelner Stadtteile. Die
Probleme, die durch die Vernachlässigung sozialer Stadterneuerungspolitik entstanden, spitzen sich
Mitte der 90er Jahre, trotz Programmen, wie dem SRB und ersten Schritten zur Stärkung der
Regionen weiter zu.
37
6. SOZIAL- UND UNTERNEHMENSORIENTIERTE
STADTENTWICKLUNGSPOLITIK – DIE JAHRE SEIT 1997
1997 gewann die Labour Party zum ersten Mal sei 1974 die Unterhauswahl. New Labour, wie sich
die Partei seit ihrer programmatischen Erneuerung selbst bezeichnet, stellt mit Tony Blair den
Premierminister. In der Stadtpolitik Manchesters stellte der nationale Regierungswechsel keinen
Kontinuitätsbruch dar. Koalitionen und Partnerschaften, die in Manchester unter den politischen
Bedingungen der Amtszeit der Conservatives entstanden wa-ren, hatten sich bewährt und der
Manchester City Council wollte diese Arrangements erhalten und nicht durch ‘grass root’
Bewegungen (Colenutt, 2000) ersetzt sehen. An der Spitze des Councils gab es einen personellen
Wechsel, der sich auf die politische Richtung des MCC nicht auswirkte. Neuer Leader of the
Council wurde R. Leese, eine ähnlich charismatische Figur, wie G. Stringer.
Ökonomisch und politisch ist Manchester nach London und Birmingham die zweit- bzw.
drittwichtigste Stadt in Großbritannien, andererseits belegte Manchester wegen der sozialen
Probleme einen vorderen Platz unter den zehn meist deprivierten Städten Englands. Neben vielen
baulichen Verbesserungen hatte die Stadt weiter mit Arbeitslosigkeit und Kriminalität zu kämpfen,
die durch selektive Abwanderung aus den deprivierten Stadtteilen der Innenstadt noch verstärkt
wurden. Das wiederaufgebaute Stadtzentrum war umgeben von „a wasteland of derelict and
abandoned housing, with many trapped in streets where prices have collapsed.” (The Guardian, 7.
März 2001) Das Ziel der nächsten Jahre bestand und besteht darin, eine Balance herzustellen
zwischen ökonomischer Regeneration mittels imageträchtigen high profile Projekten und der
Lösung der sozialen Probleme durch neue Programme.
6.1
Soziale Stadtentwicklung als nationale Aufgabe
Neben zu erwartenden politischen Richtungswechseln hat es in der Stadtpolitik der
Zentralregierung Kontinuitäten (Harding, 2000a; Cochrane, 2000; Shaw, 1998; Colenutt, 2000)
gegeben, zu denen besonders die Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor gehört. (Harding,
2000a) Veränderungen hat es vor allem dort gegeben, wo die Stadtpolitik der Conservatives
Lektionen erteilt hatte. Dazu gehört die Erkenntnis, dass es nicht nur eine Lösung für die Krise der
Stadt gibt. Die städtischen Probleme haben viele Ursachen, auch soziale. Deshalb können bauliche
Verbesserungen (physical regeneration) und unternehmensorientierte Politik immer nur ein
Teilbereich der Stadterneuerung sein.(Shaw, Robinson; 1998) Auch ist Stadterneuerungspolitik zu
wichtig, um sie primär nicht gewählten Körperschaften, Quangos, wie den UDCs, zu überlassen.
Bessere Ergebnisse stehen in Aussicht, wenn die lokalen Akteure stärker, der Staat weniger
eingreifen würde. (Lawless, 1996) Investitionen sollten deshalb die Interessen der community
berücksichtigen und nicht um der Investition Willen getätigt werden, denn obwohl der private
Sektor effektiver und attraktiver für das Wirtschaftsaufkommen der Stadt ist, hätte dies keinen
Nutzen, wenn die community zerfällt.
a) Regionalisierung
Zu den neuen Entwicklungen in der Urban Policy der Zentralregierung gehört der starke Trend zu
Regionalisierung, der über die Jahre zwingend wurde. Schon John Major hatte 1994 mit der
Eröffnung von regionalen Regierungsbüros (GOR bzw. IRO) signalisiert, dass die Regierung die
38
Vorteile regionaler Entscheidungsinstanzen durch die Nähe zum Gebiet anerkennt. Die Regierung
Blair tat einen weiteren Schritt, als sie 1999 acht Regional Development Agencies (RDA) gründete,
die auf strategischer Ebene die Urban Policy lenken und über die Vergabe von Förderungen
entscheiden. Diese Politik stärkt das Selbstbewußtsein der Regionen gerade im noch immer
bestehenden Nord-Süd-Gefälle und reduziert die Spannungen zwischen Zentralregierung und local
authorities. Für Manchester ist die North West Development Agency (NWDA) zuständig, in deren
Vorstand R.Leese, Leader of the Council, sitzt.
„There are the first signs of a new self-confidence in our regions and regional cities, together with an appetite
for tackling their problems locally.” (Hutton, 2001)
b) Das neue SRB und New Deal for Communities
Die sozialorientierte Stadterneuerung rückte unter Labour ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Was
unter der Regierung Major mit dem SRB begonnen wurde erfuhr noch mehr Beachtung.
Stadtpolitik ist Beschäftigungspolitik, Armutsbekämpfung und soziale Inklusion.
Darstellung 13: Ausgaben der Zentralregierung für Stadtentwicklungsprogramme 1991-2000
Regeneration Programmes
Angaben in £
Mio.
UDCs
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97 1997/98 1999/00 2000/01 2001/02
508,6
City Challenge
430,6
343,1
258
217,9
193,8
168
k.A.
72,6
240
233,6
226,8
230,1
143
k.A.
New Deal for
Communities
SRB Challenge
Fund (Rounds 14)
136,4
264,9
481,6
New SRB
English
Partnerships
Housing Action
Trusts
Regeneration
Total
100.0
250.0
450.0
636.3
568.8
428.5
75.0
245.0
450.0
99,1
153,3
164,9
191,7
211,1
229,6
209,6
230.7
208.7
208.7
10,1
26,5
78,1
92
92,5
87,7
88,7
88.4
88.4
88.4
1096,8
1456,3
1616,4
1517
1347,7
1434,9
1369,9 1,352.0 1,533.0 1765.0
Quelle: DETR, 1997, 1998
1998 wurde das seit 1994 bestehende SRB umgestaltet. Es berücksichtigt jetzt die Dimen-sion der
wachsenden sozialen Ungleichheit. Ziel des neuen SRB ist deshalb neben der Einbeziehung der
community die Reduzierung der ungleichen Lebensbedingungen in Stadt-teilen und zwischen
verschiedenen Gruppen. Pro Jahr gibt es jetzt weniger Projekte, etwa 50 statt bisher ca. 130, wobei
jedem SRB Projekt nun durchschnittlich £20–25 Mio. zur Verfügung stehen. Jede Region hat
darüber hinaus noch jeweils ein Hauptprojekt. Die Ent-scheidung über die Vergabe des SRB wird
nicht mehr von den regionalen Regierungsbüros (GOR bzw. IRO), sondern von den Regional
39
Development Agencies (RDAs) getroffen. Die Einbeziehung der community stellt ein Kernstück
dar. Damit die Interessen der verschiede-nen Initiativen wirklich berücksichtigt werden, hat das
DETR ein formale Regelung getrof-fen.
„Deprived areas do not always have well—established and effective partnerships or well mobilised
communities. This can stand in the way of their securing much needed funding. The government therefore
wishes to see a proportion of funding – up to 10% of resources per scheme – going to support community
capacity building activity.“(DETR, 1998)
Seit 1998, der 5. Bewerbungsrunde, wird das SRB zu 80% in den Städten und zu 20% in
ländlicheren Gebieten und ehemaligen Kohlegebieten verteilt. Um die städtischen Förderungen
dürfen sich nur Städte oder Stadtviertel bewerben, die nach dem Deprivationsindex von 1998 zu
den 50 depriviertesten Gebieten zählten. Einige Beispiele sind in folgender Darstellung angegeben.
Darstellung 14: Deprivationsranking ausgewählter Städte 1991, 1998, 2000
Manchester
Salford (Greater M/cr)
Stockport (Greater M/cr)
Liverpool
Birmingham
Hackney (Greater London)
Bristol
Newcastle upon Tyne
Plymouth
Belfast
1991¹
1998
2000²
13
28
213
6
5
3
42
17
52
2
3
23
k.A
1
5
4
69
19
83
k.A.
4
30
143
2
15
20
71
6
86
k.A.
Anm.: ¹)1991er Ranking: mit Nordirland; ²) Ranking 2000 hat neue Indikatoren. Der angegebene Wert ist der Local Concentration
Rank, der gewissermaßen kumulativ die benachteiligenden Faktoren, die vorher einzeln erhoben wurden, erfasst.
Quelle: HMSO (1997, 1998); DETR (2000a)
Neben dem neuen SRB gibt das New Deal for Communities Programm (NDC). Es entstand im
September 1998 als nationale Strategie im Rahmen der Vorstellung des ‚Bringing Bri-tain together‘Berichts der Arbeitsgruppe Social Exclusion. Das Programm widmet sich Problemen, wie
Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Bildung und Gesundheit. Dazu werden der Regierung von den
Städten sozial deprivierte Gebiete vorgeschlagen, die, ähnlich dem Quartiersmanagment in Städten
der Bundesrepublik, durch NDC unterstützt werden sollen. Im NDC werden Arbeitsgruppen für
Bildung und Beschäftigung, Kriminalität, Jugend, Wohnen und Nachbarschaft u.a. gebildet, um die
Ressourcen der Anwohner zu erfassen, die Probleme zu erfragen und die Anwohner zu aktivieren
oder auch anzuleiten.
c) Urban White Paper und die Urban Regeneration Companies (URC)
Ein wichtiger Meilenstein in der Urban Policy seit dem Regierungswechsel 1997 war die Gründung
einer Urban Task Force im April 1998. Sie hatte die Aufgabe, Wege aufzuzeigen, wie der Zustand
der britischen Städte endlich verbessert werden könnte. Der Abschlußbericht (1999) der
Arbeitsgruppe enthielt Empfehlungen für die Regierung und bildete die Grundlage für das Urban
White Paper (November 2000), das erste seit dem 1977er White Paper ‚Policy for the Inner Cities‘.
Damit liegt ein Strategieprogramm für die nächsten zehn Jahre Stadtentwicklung in England vor.
40
Eine der wichtigsten Empfehlungen der Urban Task Force wurde 1999/2000 mit der Gründung
von neuen Stadtentwicklungsgesellschaften, Urban Regeneration Companies (URC) in Liverpool,
Sheffield und Manchester umgesetzt. Sehr vereinfachend könnte man diese Gesellschaften als eine
Weiterentwicklung oder moderne, sozialverträgliche Variante von M. Thatchers UDCs betrachten.
Die Gebiete in Liverpool und Sheffield befinden sich im Stadtzentrum, es gibt wenige Bewohner.
Die Aufgabe der Stadtentwicklungsgesellschaften ist dort, ähnlich der CMDC in Manchester, die
Gebiete für kommerzielle und Freizeitaktivitäten attraktiv zu machen. East Manchester startet mit
einem großen, sozial deprivierten Wohngebiet (31000 Einwohner). Die Arbeit dieser ersten drei
URCs wird im DETR umfassend evaluiert, weil die Regierung Blair die Gründung weiterer URCs
erwägt. In der Evaluation werden u.a. die endgültige Finanzierung, die Beteiligung der community
und die Gesamtzahl der URCs in England diskutiert.
6.2
City Centre Rebuilding
Nach der Zerstörung großer Teile des Stadtzentrums Manchesters durch eine IRA Bombe im Juni
1996 flossen zusätzliche Mittel der Zentralregierung in die Stadt. Für die Neugestaltung des
Stadtzentrums wurde ein internationaler Architektenwettbewerb ausgeschrieben, die Manchester
Millennium Ltd. als public-private-partnership gegründet und ein Masterplan für 1997–2000 erstellt.
Ziel war die Schaffung qualitativ hochwertiger Einkaufs- und Freizeitflächen, die Erhöhung der
Attraktivität des Wohnens in der Innenstadt (Loft-Living), der Ausbau öffentlicher
Transportmöglichkeiten und die Verringerung des Individualverkehrs in der Innenstadt.
Architektonischer Höhepunkt war die Planung eines ‘Millennium Quarter’ mit Großprojekten, wie
URBIS; Cathedral Visitor Centre und City Park. Außerdem finden sich im wiederaufgebauten
Stadtzentrum neue hochwertige Einkaufspassagen und die ‘Printworks’, ein Urban Entertainment
Center.
Die Zerstörungen durch die Bombe wurden von vielen Bewohnern Manchesters als ein
„Glücksfall“ gesehen, weil das in den 60er Jahren errichtete Stadtzentrum (besonders betroffen war
das Kaufhaus Marks & Spencer) nun neu geplant werden musste. Die Finanzierung (insgesamt
£438 Mio.) sollte zum größten Teil vom privaten Sektor getragen werden, der öffentliche Sektor
war über eine Zeit von fünf Jahren mit £83 Mio. dabei, wobei £43 Mio. von der Regierung
(DETR) und 25 Mio. ECU vom EFRE beigesteuert wurden. Das Wiederaufbauprogramm für das
Stadtzentrum wird in 2001 abgeschlossen sein.
Darstellung 15: Rebuilding City Centre - Ergebnisse 1997-2000
Wohnungseinheiten
Neue Hotelbetten
Öffentliche Plätze (Millennium Centre)
Neue Arbeitsplätze
Vorübergehende Arbeitsplätze in der Baubranche
Neue öffentliche Grünflächen
Neue Bäume
Quelle: DETR, 1999
41
150
300
10,526 m²
1,100
6,560
5,688 m²
240
6.3 City Pride 2
Im Zuge der Neuplanung des Stadtzentrums nach dem Bombenattentat gab es 1997 eine
Neuauflage der 1994er City Pride Initiative. In den Kreis der damals beteiligten Kommunen
Manchester, Salford und Trafford wurde Tameside aufgenommen. Tameside grenzt im Osten an
das Gebiet East Manchester. Ein in der Initiative neu formuliertes strategisches Ziel ist die
Verminderung der sozialen Ungleichheit und Polarisierung in der Stadt.
„[City Pride area will be, d.A.] an area where all residents have the opportunity to participate in and benefit
from the investment and development of their city and live in truly sustainable communi-ties.” (MCC u.a.,
1997)
Manchester und die anderen beteilgten Kommunen erhofften nach dem Regierungwechsel eine
stärkere Beachtung der sozialen Stadterneuerung durch Hinwendung der Zentralregie-rung zu
Themen, wie Jugendarbeit, Regionalpolitik, Kriminalitätsbekämpfung, Beschäfti-gung, Gesundheit,
Bildung, Wohnen. Einige Auszüge aus den strategischen Projekten der City Pride 2 machen
deutlich, wie nun auch Manchester die soziale Stadtentwicklung stär-ker betont. (vgl. Darstellung11)
Darstellung 16: Strategische Projekte der City Pride 2 (Auswahl)
Projekt
1. Social Strategy
Focus
Projekt Partner
Bisher erreicht
LAs, GOR Nord-West, Erarbeitung einer Strategie
Gesundheitsektor,
mit klaren Zielen und
Polizei u.a.
regelmäßigen Treffen
Beswick, Clayton, MCC, Tameside
Openshaw, Ashton Council, Manchester
(East Manchester) Training and
Enterprise Council
(TEC)
3. Moss Side,
SRB, ERDF, Privater
Hulme
Sektor, MCC
Vorbereitung der
Bewerbung um neues SRB
mit Unterstützung durch
GOR Nord West October
1997
5. Strategies for
Youth
Streetwise Initiativen
entwickelt u.a.
16. Imperial War
Museum of the
North
LAs, Polizei,
Manchester Drug
Prevention Unit,
Trafford Council,
MCC, Imperial War
Museum, Trafford
Park Development
Corporation
Auswahl eines geeigneten
Standorts in Trafford und
Entwurf: Juli 1997,
Bewerbung um ERFE
September 1997,
Bewerbung um National
Heritage Lottery Oktober
42
Fertigstellung
Benennung der wichtigsten
sozialpolitischen Maßnahmen,
die die Entwicklung stabiler
communities fördern,
Indikatoren benennen den
Erfolg messen können, besserer
Dialog mit von sozialer
Exklusion Betroffenen
Bewerbung für SRB Projekt
„Beacons for a brighter Future“
1998, Start evtl. August/
September 1998
Verbinden von sozialer,
baulicher und ökonomischer
Regeneration in der neuen
Moss Side and Hulme
Partnership
Entwicklungspläne
Ergebnisse der Bewerbungen
erwartet in 1998, Offizielle
Eröffnung 2001
Projekt
Projekt Partner
20. Cultural
Animation
LAs, Marketing
Manchester,
Kultursektor,
gemeinnützige
Organisationen,
Künstler
Bisher erreicht
Fertigstellung
1997
Irwell Valley Sculpture Trail, Millennium Programme für
Volksfeste in Salford
Tib street/ Northern
Waterfronts, Rushholme u.a.
quarter, Streets Ahead
Festival
Quelle: MCC, 1998
6.4
Die Urban Regeneration Company „New East Manchester“ und das neue SRB
Manchester bewarb sich 1998 in der ersten Runde des neuen SRB (Runde 5) erfolgreich mit
‚Beacons for a brighter Future‘ in East Manchester. Im Vordergrund stehen Maßnahmen zur
Wohnumfeldverbesserung, Kriminalitätsbekämpfung und Beschäftigung. Es sollen 3 150
Wohnungen modernisiert, 595 Arbeitsplätze geschaffen, 85 Unternehmen gegründet und
mindestens 65 gemeinnützige Initiativen unterstützt werden. Insgesamt werden etwa 13 125
Menschen in Beswick, Clayton und Openshaw von den Maßnahmen dieses 7-Jahres Projekt
profitieren, das komplementär zum Vorschlag der Stadt für die New Deal for Communites läuft.
Die Urban Regeneration Company (URC) ‘New East Manchester’ ist eine Partnerschaft zwischen
MCC, English Partnerships, der North West Development Agency (NWDA) und
Einwohnervertretungen und Vereinen East Manchesters. East Manchester, früher einmal das
‚metal-bashing heart of the city‘ (DETR, 2000c) ist von der Regierung als eines der landesweit
depriviertesten Gebiete benannt worden. Es erstreckt sich auf 1,100 ha ostwärts des Stadtzentrums
und umfasst die Stadtteile Beswick, Openshaw, Ancoats, Miles Platting. (s. Darstellung11) Von 36
1790 Einwohnern in 1991 lebten 1999 nur noch 31 500 im Gebiet. Das ist ein Rückgang um
12,9%, während Manchester in der gleichen Zeit einen Einwohnerzuwachs von 3,5 % verzeichnet.
Die durchschnittliche Haushaltsgröße liegt mit 2,3 Personen unter dem Durchschnitt Manchesters.
Es gibt eine höhere Anzahl von Rentnern und sehr jungen Menschen, während der Anteil von
Bewohnern im arbeitsfähigen Alter unter dem Durchschnitt des Nordwestens liegt. Die
Arbeitslosigkeit ist mit derzeit 8,2% mehr als doppelt so hoch wie in Greater Manchester. Analog
sind der Gesundheitszustand und die Wohnbedingungen der Bewohner schlechter. Das Gebiet hat
kaum Hochhäuser, sondern Reihenhäuser, die dem Council (43%), Social Landlords (15%) oder
den Bewohnern (42%) gehören. In den letzten Jahren fielen wegen der schlechten
Lebensbedingungen im Gebiet die Hauspreise dramatisch von £25 - 30000 aus £5000. (New East
Manchester Ltd., 2000) Die Aufgabe für die Stadtentwicklungsgesellschaft ‘New East Manchester’
ist schwierig, der Arbeitsansatz holistisch. Es geht um die dauerhafte Verbesserung der Schulen, um
Verkehrspolitik, Beschäftigung und Kriminalitätsbekämpfung. Dabei soll es in der Anfangszeit
rasch zu sichtbaren Verbesserungen kommen, was durch die Veranstaltung der Commonwealth
Games 2002 begünstigt werden könnte.
„New East Manchester will be expected to negotiate a wide range of social, environmental, com-munity,
economic and property development concerns. Furthermore, it must achieve this through creatively
‘stepping on the toes’ of existing initiatives that are already beginning to tackle some of these issues; and to
do this through negotiation and consensus rather than dictat.“ (DETR, 2000c)
43
Die URC ‘New East Manchester’ soll den Dialog mit Bewohnern und der lokalen Wirtschaft
suchen, eine langfristige Strategie und einen Masterplan erstellen. Sie soll dafür sorgen, dass private
Investitionen in das Gebiet kommen und der Wert der Immobilien und Gewerbeflächen wieder
steigt. Vor allem aber soll die Stadtentwicklungsgesellschaft bestehende Initiativen koordinieren.
Davon hat es seit Beginn der 90er Jahre viele gegeben, u.a. ‘Beacons for a Brighter Future’ (New
Deal for Communities und SRB Runde 5); ‘Eastside’ und ‘East Link’ (SRB Runde 2 bzw. 4) ;
Ancoats Urban Village; East Manchester Education Action Zone. Die Vielzahl dieser Programme
zeigt nicht nur, wie vielschichtig die Problemlage ist, sondern auch, dass Problemlösungen
keineswegs in kürzester Zeit zu erwarten sind. Trotzdem hat das Gebiet auf vielen umgenutzten
Flächen das Potential, neue Bewohner anzuziehen. Das betrifft vor allem das citynahe
Industriegebiet mit Fabrikgebäuden und Warenhäusern in Ancoats, wo erste Entwicklungen bereits
begonnen haben. In den reinen Wohngebieten Beswick und Openshaw dürfte die Verbesserung
weniger schnell voran gehen. Schließlich bedarf es dort nicht nur baulicher Aufwertung und
Umnutzung, sondern der Aktivierung der ansässigen Bevölkerung einschließlich bildungs-,
beschäftigungspolitischer Konzepte, Anti-Gewalt-Programmen etc.
Die New East Manchester Ltd. nahm die Arbeit im Februar 2000 auf. Zum Vorstand gehören u.a.
Leader of the City Council R. Leese, leitende Mitarbeiter des Council und Councillors, Vertreter der
NWDA, der community und des privaten Sektors. Die Sitze sind paritätisch verteilt, wobei je zwei
Sitze auf MCC, English Partnerships (EP), North West Deve-lopment Agency (NWDA) und
community und ein Sitz auf den privaten Sektor entfallen. Während frühere
Stadtentwicklungsgesellschaften, wie etwa die UDCs feste Statute und Budgets hatten, ist die Arbeit
der URCs bisher fließender. Im ersten Jahr stehen z.B. £750,000 von jeweils dem MCC, EP und
NWDA (beide finanziert durch Zentralregierung) zur Verfügung. Die Erwartungen an das
Pilotprojekt ‚New East Manchester’ sind groß. Jedoch hat Manchester in den 90er Jahren mit der
Neugestaltung Hulmes und dem Bau des Millenium Quarters nach dem Bombenattentat bewiesen,
dass solche Projekte erfolgreich zu bewältigen sind, besonders wenn sie von ‚‘politically neutral’
multiagency partnership with Company status‘ (DETR, 2000c), wie es Hulme Regeneration Ltd.
oder Manchester Millennium Ltd. waren, gemanagt werden.
6.5
Commonwealth Games 2002 und Sport City Manchester
Der Sport spielt in Manchester in der Stadtentwicklungspolitik eine große Rolle. Die Austragung
internationaler und nationaler Sportveranstaltungen wird trotz der verpassten Olympiabewerbung
als Mittel zur Regeneration gesehen. In die Commonwealth Games 2002 werden wegen ihrer
Austragung im Stadtentwicklungsgebiet East Manchester höchste Erwartungen gesetzt, besonders,
weil man sich Ausstrahlungskraft auf das gesamte Gebiet erhofft. Beschäftigungschancen,
Investitionen, wirtschaftliche Entwicklung, einschließlich internationaler Verbindungen und die
Entwicklung des Kultursektors werden damit verbunden.
„Sport provides a positive focus for people's lives and is a vital element of the City Council's social
regeneration policies particularly for children and young people. A comprehensive sports strategy has been
developed in consultation with a wide range of partners including the English Sports Council, National
Governing Bodies (of sport), local sports clubs and organisations, Manchester Leisure and local schools. The
strategy aims to ensure that all opportunities, short, medium and long term, presented by the Games are fully
exploited.“ (MCC, 2000)
44
7. EVALUATION DER STADTPOLITIK UND DISKUSSION DER ERGEBNISSE
7.1
Diskussion der Ergebnisse
Im folgenden Kapitel wird ein Evaluationsversuch der in den Kapiteln drei bis sechs dargestellten
stadtpolitischen Instrumente unternommen und die Frage gestellt, in welcher Hinsicht die
Stadterneuerung in Manchester als positiv bewertet werden kann. Die in der Einleitung
formulierten Anforderungen an eine Stadtentwicklungspolitik, die die Krise der industriellen Stadt
überwindet, wurden erstens im Rahmen der unternehmensorientierten Stadtentwicklungspolitik
anhand des Ausgleich des Funktionsverlustes der Stadt und der Wiedernutzung von Brachflächen
und zweitens im Rahmen der sozialorientierten Stadtentwicklung anhand der Reduzierung der
Arbeitslosigkeit untersucht. Außerdem wurde gefragt, über welches spezifische endogene Potential
Manchester verfügt.
a) Hat die unternehmensorientierte Stadtentwicklungspolitik zum Funktionswandel der
(Innen) Stadt und der Umnutzung von Brachflächen beigetragen?
In den Hypothesen wurde angenommen, dass unternehmensorientierte Stadterneuerung seit Ende
der 80er Jahre in Manchester als erfolgreich bewertet werden kann, weil es gelungen ist, die
Funktion der Stadt als Ort der Industrieproduktion durch neue Funktionen besonders im tertiären
Sektor zu ersetzen. Spätestens seit 1987, dem Jahr der Gründung der CMDC, wurde der
Funktionswandel besonders in der Innenstadt als Kompensationsmaßnahme der Folgen der
Deindustrialisierung vorangetrieben. Das Stadtzentrum, das sich noch 1980 in weiten Teilen
menschenleer und brachgefallen darbot, ist heute grundlegend neu gestaltet. Die Innenstadt hat
diverse tertiäre Funktionen neu übernommen bzw. stark ausgebaut. Dazu gehören
Finanzdienstleistungen, Medien, IT-Gewerbe und besonders die Kulturindustrie , denn unter einem
weitgefassten Kulturbegriff lässt sich der Großteil der Veränderungen im tertiären Bereich in der
Innenstadt, wie Hotelgewerbe, Museen, Einkaufszentren Nachtleben, Gastronomie, Fußball, bis zu
Wasserflächen, Konzerthallen, Architektur und Loft Living, Marketing und Life style subsumieren.
Die Investitionen in diese Branche, nicht nur durch die CMDC, sind beachtlich: G-Mex – eine
ehemalige Bahnhofshalle wurde bis 1986 zum Austellungs- und Kongresszentrum umgestaltet,
Midland und Brittannia Hotel wurden aufwendig saniert, es folgen die Granada TV Studios, das
Urban Heritage Centre von Castlefield, das Craft Centre und der Affleck’s Palace im Northern
Quarter; das Royal Ex-change, ehemalige Baumwollbörse und nach Leerstand und Modernisierung
heute Ein-kaufspassage und Theater, die Bridgewater Hall, die Fußgängerzone St. Ann Square, das
Cornerhouse, ein architktonisch interessanter Bau mit Programmkino und Café, Gay Village, die 24
Hour City Initiative und der Bau des ‚Millennium Quarters’ nach der Bombenexplosion 1996. All
diese Veränderungen haben das Vertrauen von Politikern und Investoren in die Stadt als Standort
erhöht, das Prestige der Region verbessert, neue Besucher in die Stadt gebracht und (kulturelle)
Bedürfnisse der Bewohner befriedigt. Im kommenden Jahr wird Manchester die Commonwealth
Games austragen. Auch dieses Ereignis ist Teil der Kultur bzw. Sport-Event-geleiteten
Regenerationstrategie.
„Art facilities can be a catalyst for other developments and provide a reason to establish related
facilities.“(Myerscough, 1988: 156)
45
Neben dem Funktionswandel der Stadt wurde in den Hypothesen auch die finanziell
gewinnbringende Umnutzung von innerstädtischen Brachflächen als Indikator für erfolgreiche
ökonomische Regeneration angenommen. Auch da gab es erste Ansätze vor der Einsetzung der
CMDC, rasant entwickelte sich die Rückgewinnung der Brachfläche erst in ihrer Wirkungszeit. Von
1988-1996 hat sie 33ha Brachflächen zu neuer Nutzung gebracht, 135600 m² neue Büro- und
Geschäftsflächen und 2410 Wohnungen (meist Eigentumswohnungen bzw. Loft –Apartments)
geschaffen. Diese schnelle, imageträchtige high-profile Entwicklung war notwendig, um das Image
von der ‚run-down’ Innenstadt abzulegen, hat aber andererseits die soziale Polarisierung verschärft.
Darstellung 17:
Entwicklung der Mietpreise in der Innenstadt (Index) 1983-1996
Stadtzentrum ohne CMDC-Gebiet
19
95
19
93
19
91
19
89
19
87
19
85
19
83
280
260
240
220
200
180
160
140
120
100
CMDC
Quelle: Robson, 1998
Ein Blick auf die Entwicklung der Mietpreise in der Innenstadt zeigt, dass die Innenstadt an
Attraktivität gewonnen hat und stärker nachgefragt wird. Wie die neuen Nutzungskonzepte und der
Funktionswandel der Innenstadt zeigen, hat die eigentums- und unternehmensorientierte
Stadtpolitik ihre Ziele unter ökonomischen Gesichtspunkten nicht verfehlt.
b) Hat die sozialorientierte Stadtpolitik zur Verringerung der Arbeitslosigkeit beigetragen?
In der Einleitung wurde begründet, warum Arbeitslosigkeit eine zentrale Erscheinung der Krise der
Industriestadt ist und die Entwicklung der Arbeitslosenquote deshalb zumindest sekundär ein
Indikator für Erfolg oder Misserfolg der (sozialen) Stadtpolitik ist. Die erst Mitte der 90er Jahre
erkennbar einsetzende sozialorientierte Stadtpolitik der Zentralregierung hatte die Bekämpfung
sozialer Exklusionsprozesse zum Ziel. Je erfolgreicher die Arbeitslosigkeit bekämpft wird, desto
erfolgreicher ist die Stadtentwicklungspolitik zu nennen. (Hypothese 3) Um die Interpretation der
Arbeitslosenquote in Manchester zu objektivieren, wurden der Analyse als Vergleichszahlen die
Arbeitslosenquoten des Vereinigten Königreichs, des englischen Nordwestens und des
46
Ballungsraumes Greater Manchester zugeordnet. So können gesamtgesellschaftliche
Veränderungen, wie Konjukturschankungen, aber auch regionale Unterschiede sichtbar gemacht
werden. Ein Blick auf die Arbeitslosenstatistiken der letzten 20 Jahre zeigt, dass die Stadtpolitik
bezüglich der Arbeitslosigkeit wenig erfolgreich war.
Die aktuelle Arbeitslosenquote ist in allen Vergleichsgruppen in den vergangenen 20 Jahren nie
unter den Wert von 1976 gefallen. Der wirtschaftliche Einbruch und die rigide neoliberale Politik
M. Thatchers schlugen sich von 1979 bis 1987 im Anstieg der Arbeitslosenzahlen deutlich nieder.
Ein zwischenzeitliches Tief der Arbeitslosenquote als Ergebnis der neoliberalen Politik dauerte von
1987-90. Danach stieg die Arbeitslosigkeit wieder an.
Darstellung 18:
Vergleich der Arbeitslosenquote in UK, England, NW-England,
Greater Manchester und Manchester
1993- 2000
20,0
18,0
16,0
14,0
12,0
10,0
8,0
6,0
4,0
2,0
0,0
76
19
81
19
83
19
UK
84
19
85
19
86
19
England
87
19
88
19
89
19
90
19
Nordwest
91
19
92
19
93
19
94
19
Gr. M/cr
95
19
96
19
97
19
98
19
Manchester
Quelle: Department of Employment (Labour Force Survey); MCC, 2001 und eig. Darstellung
Seit 1993 fällt sie und hat sich seitdem fast halbiert. Die Region des Nordwesten ist von Arbeitslosigkeit stärker betroffen, als England und das Vereinigte Königreich insgesamt. Das hat seine
Ursachen im überproportional hohen Abbau traditioneller Industriearbeitsplätze. Anders als im
Süden Englands, wo der Großraum London schon immer Finanzmetropole und auch
Touristenmagnet war, gab es im Norden nur wenig Beschäftigung im tertiären Sektor.
Über die Jahre kann man erkennen, dass sich die Arbeitslosenquoten des Nordwestens de-nen
Englands und des Vereinigten Königreiches angleichen. Das weist auf einen Trend zur
allmählichen Überwindung des Nord-Süd-Gefälles hin, der durch die Politik der Stärkung der
Regionen unterstützt wird. Betrachtet man Manchester genauer, dann fällt auf, dass die
Arbeitslosigkeit in Greater Manchester seit 1997 unter der des gesamten Nordwestens liegt. Das
spräche dafür, dass der Großraum Manchester innerhalb der Region, zu der u.a. Liverpool gehört,
eine führende ökonomische Rolle übernommen hat. Träger dieser positiven Entwicklung ist aber
nicht die Stadt Manchester, sondern vor allem Kommunen des Ballungsraumes Greater
Manchester, wie Stockport oder Bolton (s. Darstellung 2), die sozial weniger benachteiligt sind und
47
als suburbane Gebiete im so genannten Speckgürtel liegen. Entsprechend findet man Stockport im
Deprivationsranking weit hinter der Stadt Manchester auf Platz 143. Sogar Salford, die
Nachbarkommune Manchesters, Partner in der City Pride Initiative und auch nicht frei von
sozialen Problemen, hat mit Position 30 einen deutlich besseren Platz als die Stadt Manchester
(Rang 4).
Die Arbeitslosigkeit in der Stadt Manchester ist fast doppelt so hoch, wie im Großraum
Manchester, allerdings fällt die Arbeitslosigkeit in Manchester derzeit auch schneller als im
Ballungsraum Greater Manchester. Trotzdem gab es in 2000 ein Gebiet in East Manchester, in dem
die Arbeitslosigkeit viermal höher war, als im nationalen Durchschnitt. (Hackett, 2000)
Darstellung 19
Vergleich der Arbeitslosenquote in Greater Manchester und Manchester
1992- 2000
20
19,9
19,4
19,6
18,4
17,4
16,6
15,8
15,1
15
14,6
12,3
11,2
10,7
10,3
10
11,4
10,7
10,5
9,6
9
8,5
8,3
10,1
9,5
9,2
4,7
4,6
8,1
6,9
6
5,5
5
4,8
4,8
00
0
r2
99
9
19
99
Jan
ua
Ju
li
r1
19
98
Jan
ua
Ju
li
99
8
r1
19
97
Jan
ua
Ju
li
99
7
r1
19
96
Gr. Manchester
Jan
ua
Ju
li
99
6
r1
19
95
Jan
ua
Ju
li
99
5
r1
19
94
Jan
ua
Ju
li
99
4
r1
19
93
Jan
ua
Ju
li
99
3
r1
Jan
ua
Ju
li
19
92
0
Manchester
Quelle: MCC, 2001 und eig. Darstellung
Es gibt zwei mögliche Antworten darauf, warum die Arbeitslosigkeit in Manchester durch die
Stadtpolitik nicht wirkungsvoll bekämpft wurde. Entweder hat es zu wenige Programme gegeben
oder die Programme haben falsche Ziele bzw. falsche Adressaten gehabt. Für die Stadtpolitik der
80er Jahre kann man resümieren, dass sich Jobprogramme (CAT, TECs, Task Forces) durch die
Zersplitterung der Aufgabenteilung (departmentalism) nicht als Teil einer ganzheitlichen
Stadtpolitik verstanden. Sie waren, gemessen an den Budgets der Stadtentwicklungsgesellschaften
UDCs nicht ausreichend finanziell ausgestattet und zu stark am traditionellen Arbeitsmarkt
orientiert. Inzwischen ist die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch Bildungs- und
Ausbildungsprogramme gerade in besonders betroffenen Gebieten, wie East Manchester fester
Bestandteil einer integrierten Stadtpolitik. Dass diese Programme noch nicht die gewünschten
Effekte zeigen, kann daran liegen, dass falsche Erwartungen an die Programme gestellt werden
oder, dass es noch zu früh ist, um das Output dieser Programme zu beurteilen, weil sich die neu
vermittelten Fähigkeiten erst längerfristig in Arbeitsplätzen messen lassen. Schließlich gibt es für
48
abgebaute industrielle Arbeitsplätze keine einfache Kompensation, etwa, indem alle Erwerbslosen
Dienstleistungsjobs übernehmen, für die sie unter- bzw. überqualifiziert sind. Mit Sicherheit wird
der Dienstleistungssektor weiter wachsen, aber werden diese Dienstleistungen langfristig auch
nachgefragt? Arbeitslosigkeit ist in Manchester das größte Problem und es muss gelöst werden.
Aber wie schafft man „Innovation in nicht-innovativen Milieus“? (Häußermann, 1994) Welche
Jobs werden in der Zukunft wirklich gebraucht? „We cannot tell what knowledge will be needed.“
(Hackett, 2000) Mögliches Potential sehen Economic Development Officers des MCC im Sport
(Commonwealth Games 2002 und Sport City), in der Zusammenarbeit mit den Universitäten der
Stadt, in der Creative Industry, die sich in Musik, Mode, Architektur und IT besonders gegen die
Sogkraft Londons behaupten muss und in der Öffnung nach Europa.
„Manchester has to identify its particular strengths and especially its capacity to spin-off commercial ideas
from the local universities an the strong partnerships that the City Council has built up with them. [..] Central
to this is the need to accelerate the transition to a knowledge based economy by stimulating creativity and
innovation across the local and regional economy. We need to be at the forefront of a cutting edge digital
culture based on innovative business clusters and networks [..].“ (Hackett, 2000)
So sind die aktuellen arbeitsfördernden Maßnahmen heute Bildungsprogramme, die die Teilnehmer
in die Lage versetzen sollen, eigene Ideen zu entwickeln und ihren Arbeitsplatz quasi selbst zu
schaffen. Aus diesen Gründen lässt sich die Frage des Erfolgs oder Misserfolgs der Stadtpolitik
anhand der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nicht abschließend beantworten. Festzuhalten ist
jedoch, dass die Implementation sozialorientierter Stadtentwicklung als fester Bestandteil der Politik
der Zentralregierung eine Grundvoraussetzung für die Lösung der Krise der Industriestadt ist.
Bisher hat die sozialorientierte Stadtpolitik die Arbeitslosigkeit nicht spürbar beeinflusst.
c) Gab und gibt es endogenes Potential das Manchesters Stadtentwicklung positiv
beeinflusst?
Manchesters ‚Krisenmanagement‘ zur Bewältigung der Krise der industriellen Stadt lässt sich nicht
ohne weiteres auf alle anderen englischen/britischen Städte übertragen. Spezifische Bedingungen,
die in ihrer Kombination Synergieeffekte hervorbringen, haben die Entwicklung Manchesters
günstig beeinflusst. (Hypothese 4) Dazu gehört die Olympiabewerbung, einschließlich des dafür
ausgebauten Manchester Airport, der inzwischen zu den 20 größten Flughäfen der Welt gehört.
Dazu gehört weiter das politische Geschick der führenden Gruppe der Labour Party in
Manchester, das Image der Stadt als der Welt erster Industriestadt und ihre Baudenkmäler, eine
Tradition als Medienstandort über die andere englische Städte nicht verfügen, ein großes
Wissenspotential, von dem die Anwesenheit dreier Universitäten mit mehr als 50 00 Studenten (auf
400 000 Einwohnern) zeugt und das kulturelle Potential, das u.a. als pop culture oder Manchester
United daherkommt. Der kontinuierliche Einfluss der (Independent) Kulturszene Manchesters ist
untrennbarer Bestandteil des heutigen Manchester-Images und hat großen Anteil am erfolgreichen
Funktionswandel der Innenstadt, auch wenn sich das weniger ökonomischen Größenordnungen,
als ideell nachweisen lässt.
„All the main stream investment wouldn’t have come in without the demonstration of confidence in an area
(Manchester) by local entrepreneurs.“ (Interview mit Direktor des Cultural Industries Developing Service
(CIDS), November 2000)
49
Manchester war nicht nur in den 80er Jahren neben London Vorreiter in der englischen
Jugendkulturszene (Haslam, 2000; Christafis, 2001) Kreative Musik, erinnert sei an Buzzcocks, New
Order, Joy Division, Smiths, Happy Mondays und Stone Roses kam gerade deshalb aus
Manchester, weil sie vom dortigen Leben, vom ‚bad-lad working class misbehaviour‘ (Christafis,
2001) inspiriert war. Record labels, Kneipen und Clubs, die Ende der 80er bis Mitte der 90er im
Northern Quarter, im Gay Village und vereinzelt in und um Castlefield aus Idealismus entstanden,
machten Manchester zur ‚pop cult city‘ (Haslam, 2000). Die aktuelle Entwicklung der Independent
Kulturszene in Manchester erinnert zuweilen an andere Städte, etwa die Entwicklung der Berliner
Bezirke Prenzlauer Berg und Mitte. Hier, wie da, findet man Abgrenzungsversuche der
Independent Szene von Mainstream Projekten, wenn die Gefahr droht, dass die lokalen Akteure
durch aggressiven Wettbewerb von überregionalen Akteuren z. B. in der Kneipen und Clubszene
oder im Handel verdrängt werden. Dies ist eine Folge, die durch nur schwer aufzuhalten ist. Der
City Council, der die Macht dazu hätte, hat die schwierige Aufgabe, die Balance zu halten zwischen
prestige- und gewinnträchtigen Entwicklungen bei gleichzeitigem Erhalt des lokalen Spirits und der
Kreativität der lokalen Unternehmer.
„Sterilised entertainment is sucking the soul out of Manchester. The city is becoming manufactured, massproduced; it's almost a city without a soul.“ (N. Johnson, Inhaber der Atlas Bar *1996 und
Gründungsmitglied der ‚Manchester Independents’. In: The Guardian, 5. Januar 2001)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Strukturkrise der Industriestadt Manchester nur durch
sozialorientierte und unternehmensorientierte Stadtpolitik überwunden werden kann. Dieser
‚Lernprozess‘ hat in den vergangenen 20 Jahren stattgefunden. Die Bewältigung der Krise der Stadt
ist allein durch unternehmensorientierte Stadtpolitik (business- und property-led) der 80er Jahre
nicht gelungen, sondern hat sich über die Jahre zu einem Mix aus unternehmensorientierten und
sozialorientierten Stadterneuerungsprogrammen mit hoher Beteiligung der lokalen Akteure
gewandelt.
7.2 Methodenkritische Anmerkungen
Die Operationalisierung von Ergebnissen der Stadtpolitik ist ein Problem, das sich auch in dieser
Arbeit gestellt hat. Das Output der sozialorientierten Stadtentwicklung wurde anhand der
Arbeitslosenquote gemessen, das Output der unternehmensorientierten Stadtentwick-lung wurde
anhand qualitativer Daten, die den Funktionswandel der Stadt beschreiben und anhand von
Indexangaben zur Mietpreisentwicklung in der Innenstadt untersucht. Diese Operationalisierung ist
dem Rahmen einer Diplomarbeit angemessen, trotzdem sollen eini-ge weiterführende
Bemerkungen gemacht werden. Bradford und Robson (1995) haben in einer von der
Zentralregierung in Auftrag gegebenen Evaluationsstudie über die Wirksamkeit des Urban
Programme in englischen Städten zwischen 1983 und 1991 eine Variante zur Operationalisierung
der
Ergebnisse
von
Stadtpolitik
vorgeschlagen,
die
die
Wirksamkeit
von
Stadtentwicklungsprogrammen nicht nur anhand neu geschaffener Arbeitsplätze, Touristenzahlen,
neuen Büroflächen oder der Höhe des privaten Investitionsvolumens usw. erhebt. Sie schlugen vor,
den Output in Zahlen durch den Begriff ‚Lebensqualität‘ zu ersetzen. Dieser Indikator könnte sich
aus qualitativen und quantitativen Daten in zwei Kategorien, den ‚employment opportunities‘ und
der ‚residential attractiveness‘ zusammensetzen. Die Daten für die erste Kategorie könnten sich aus
Zahlen zur Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit und deren Ratio; für die zweite Kategorie aus
50
der Anwesenheit kleiner Betriebe in Gebiet, Hauspreisen, Bewohnern der Altersgruppe der 2534jährigen zusammensetzen.
Darstellung 20:
Operationalisierung von ‚Lebensqualität’ zur Evaluation der Stadtpolitk
Quelle: Robson, 1995:42
Neben der Operationalisierung entstanden in der Arbeit Schwierigkeiten bei der Bewertung des
Erfolgs einzelner Programme. Vornehmlich treten diese Probleme in vergleichenden
Untersuchungen, wie sie Bradford und Robson (1995) durchgeführt haben, auf. Auf drei der
Probleme, die Bradford und Robson (1995) die „sechs C’s‘ genannt haben, stößt man auch in
dieser Arbeit, besonders bei der Frage, ob in Manchester erfolgreiche Policy Ansätze auf andere
englische Städte übertragbar sind.
1. „confound problem“; die Frage nach dem Output als direkte Folge einer Maßnahme/
Programmes läßt sich nicht eindeutig beantworten. Wechselwirkungen und Kumulationen sind sehr
wahrscheinlich, zumal in Manchester eine Vielzahl verschiedener Initiativen und Programme
parallel lief. So läßt es sich z.B. nicht mit Bestimmtheit sagen, ob die Entwick-lung Manchesters
ohne die Olympiabewerbung auch nur annähernd verlaufen wäre, wie sie es ist.
2. „combinatorial problem“; Programme können an unterschiedlichen Plätzen mit unterschiedlichen Voraussetzungen völlig anders zum Tragen kommen. Ein sehr wichtiger Fak-tor ist
hier die Zeit bzw. der Zeitpunkt des Programmstarts. So ist anzunehmen, dass eine Implementation
der CMDC vor 1984 eine ähnlich konfrontatives Verhältnis zwischen der
Stadtentwicklungsgesellschaft und den City Council bedeutet hätte, wie in Liverpool oder London
Docklands, weil die Labour Fraktion im Council damals noch eine Hochburg des ‚municipal
socialism’ war. Auch ist es wahrscheinlich, dass das pop culture-Potential der Stadt zu großen
51
Teilen nur durch die Anwesenheit des größten Campus Europas (ca. 120000 Studenten mit der
University of Salford) getragen wird.
3. „problem of change“; die Vergleichbarkeit wird erschwert, weil sich Programme über die Zeit
veränderten (z.B. das SRB), weil sich aber auch die Plätze, an denen die Program-me eingesetzt
wurden, veränderten.
52
8 SCHLUSSBETRACHTUNG
In der Arbeit wurde die Stadtentwicklungspolitik Manchesters als Antwort auf die durch die
Deindustrialisierung hervorgerufene Krise der Stadt seit 1979 ausführlich dargestellt. Die Krise
manifestierte sich in hoher Arbeitslosigkeit, einem Funktionsverlust der Stadt und brachgefallenen
Flächen. Die zentrale Frage war, ob die sozialen und ökonomischen Krisenerscheinungen durch die
Stadtpolitik erfolgreich bekämpft wurden. Die Untersuchung hat ergeben, dass die sozialen
Krisenerscheinungen, besonders die Arbeitslosigkeit nur bedingt reduziert wurden, die
ökonomische Regeneration durch den Funktionswandel der Stadt und die Wiederbelebung der
Brachflächen hingegen gelungen ist.
Diese Ergebnisse erklären sich aus dem Charakter der Policy-Ansätze, die in England, anders als in
der föderalistischen Bundesrepublik, sehr stark durch die Politik der Zentralregierung determiniert
sind. In der Amtszeit M. Thatchers stand unternehmens- und privat-wirtschaftlich orientierte
Stadtpolitik in Vordergrund. Die Regierung war überzeugt davon, dass privatwirtschaftliche
Stadtpolitik städtische Probleme in die Hände des Marktes legen könnte und öffentliche Träger
langfristig dazu bringen würde, sich wie private Firmen zu verhalten. (vgl. Harding, 2000a: 977)
Diese Politik ging mit einer Schwächung der Kommunen einher.
„the role of local government in urban policy was clearly being down-graded. Programmes formu-lated and
delivered by officials of government departments or by private sector-led, quasi-public agencies appointed by
Government were obviously less amenable to local government influence.“ (Harding, 1995:168)
Ab Mitte der 90er Jahre, etwa mit der Einführung des SRB, zeichnete sich eine stärkere
Orientierung hin zu sozialorientierten Urban Policy Ansätzen, zur Stärkung der
Eigenverantwortlichkeit der Kommunen und zur Berücksichtigung lokaler Interessen ab. Es wurde
klar, dass Stadtentwicklung nicht ohne Beteiligung der community und nicht ohne Sozialpolitik zu
leisten ist. (Cochrane, 2000) Mit der Verschiebung des Kräfteverhältnisses zugunsten der
Kommunen wurden diese wieder handlungsfähig, was sie vorher durch die Zentralisierung der
Macht in Westminster und Whitehall nicht sein konnten.
Endgültig vollzogen wurde ein Paradigmenwechsel in der Stadtpolitik mit dem Amtsantritt T. Blairs
1997. Seitdem hat sozialorientierte Stadtentwicklung die Beachtung erfahren, die nötig ist, um die
sozialen Probleme der Städte zu lösen und steht jetzt fast gleichberechtigt neben
unternehmensorientierten Stadterneuerungsprogrammen. Der Paradigmenwechsel ist begleitet von
einer fortschreitenden Stärkung der englischen Regionen und Kommunen. Anlässlich einer Rede in
Manchester sagte G. Brown, Minister im DETR für die Regionen:
„Our reforms show that we are entering an era in which national government, instead of directing, enables
powerful regional and local initiatives to work, where Britain becomes as it should be - a Britain of nations
and regions where there are many and not just one centre of initiative and energy for our country” (G.
Brown, 2001. In: The Guardian, 1. Februar 2001)
53
Die lang anhaltende Überbetonung der ökonomischen Revitalisierung der Städte durch
privatwirtschaftlich geleitete Interessen in den 80ern bis Mitte der 90er Jahre und die relativ späte
Beachtung sozialer Fragen der Stadtentwicklung könnte ein Grund dafür sein, dass die Lebenslagen
in Städten, wie Manchester heute polarisiert sind, wie nie zuvor.
„Alongside enormous success in terms of physical regeneration, the creation of new jobs [..] and
improvements to the quality of life, there are still challenges to face. There are many things going very well
for us on the plus side and certainly a walk-around through the city centre gives every indication of a thriving
international city [..] but we must face up to the flip side, starting with un-employment.“ (Hackett, 2000)
Trotzdem darf die Bedeutung der privatwirtschaftlich und unternehmensorientierten Stadtpolitik
nicht unterschätzt werden. Die ‚Conservative Revolution‘, die nicht wirklich ein Produkt der
Conservatives war, war die einzig mögliche Antwort auf die städtischen Problemlagen und
festgefahrenen Strukturen in den Beziehungen zwischen Kommunen und Zentralregierung
(Harding, 2000a; Cochrane, 2000). Unter diesem Gesichtspunkt werden die in den 80er Jahren so
sehr kritisierten Stadtentwicklungsgesellschaften, UDCs, heute viel differenzierter betrachtet und
haben in den „neuen“ Stadtentwicklungsgesellschaften, URCs, sogar eine modifizierte Nachfolge
gefunden. Die englische Stadtpolitik der vergangenen 20 Jahre hat die Rückkehr zur
keynesianischen Wohlfahrtsmentalität erschwert, einen Schlussstrich unter die traditionelle
Stadtpolitik der Nachkriegszeit gezogen und den Grundstein für Urban Governance gelegt. Sie hat
den Aufstieg der public-private-partnerships bewirkt und sie hat eine neue Definition von
Wohlfahrt gebracht, in die nun Wirtschafts- und Unternehmenswachstum, aber auch Ästhetik und
Architektur einschließt. Der Fall Manchester, das sollte die Arbeit gezeigt haben, ist in der
Stadtentwicklung ein besonderer, weil die lokalen Akteure der Stadtpolitik dort (vgl. Harding,
1995:181) ein außerordentliches hohes Maß an Ambition und Wettbewerbsfähigkeit bewiesen
haben.
54
ANHANG
I. Zeittafel
Jahr
1979
1980
1983
Central Government
Manchester
M. Thatcher gewinnt die Wahl
Urban Programme neu gestaltet
erste UDCs in London und Liverpool
Merseyside und Enterprise Zones (EZ)
gegründet
Unruhen in Manchester/Moss Side
Unruhen in englischen Städten
M. Thatcher mit großer Mehrheit Hacienda öffnet
wiedergewählt
1984
1985
1986
1987
City Action Teams (CAT)
Task Forces
M. Thatcher gewinnt die Wahl
1988
1989
1990
1991
1992
M. Thatcher von J. Major abgelöst
1993
1994
1995
1996
New Urban Left übernehmen die
Macht im MCC
City Centre Local Plan
CAT in Moss Side
Task Force Hulme/Moss Side
Gründung
der
Trafford
Park
Development Corporation
Gründung der CMDC
1. Olympiabewerbung
Conservative Party gewinnt die Wahl, J. City Challenge Hulme
Major im Amt bestätigt
Ausgaben für das Urban Programme
werden gekürzt
City Challenge
City Pride Initiative
2. Olympiabewerbung
24 Hour City
SRB und English Partnerships (EP) City Pride 1
nehmen die Arbeit auf
SRB ‘North Manchester Regeneration’
10 Regionalregierungsbüros (GOR, später National Cycling Centre in Eastlands
IRO) gegründet
eröffnet
Prgrammatische Erneuerung Labours
(New Labour)
SRB ‚Eastside’
Manchester-Plan
Bewerbung Commonwealth Games
2002
Manchester Evening News Arena
eröffnet
Ende des Urban Programme
Ende der CMDC
55
Jahr
1997
1998
1999
2000
Central Government
Manchester
Bridgewater Hall eröffnet
IRA- Bombe im Stadtzentrum
SRB ‚East Link’
Labour gewinnt Unterhauswahl, T. Blair City Pride 2
wird Premierminister
Ende City Challenge Hulme
Rebuilding City centre
Planung für ‘Millennium Quarter’
Urban Task Force
„Beacons for a brighter Future“ (Neues
neues SRB & New Deal for Communities SRB 5)
Gründung der RDA
Teile des ‘Millennium Quarter’ eröffnet
Urban White Paper
URC „New East Manchester“
56
II. Übersicht über Stadtentwicklungsprogramme (chronologische Abfolge)
Urban Programme (UP)
1968/ 1978, ursprünglich Hauptprogramm britischer Stadtpolitik zur Belebung der lokalen
Wirtschaft, Stärkung der Sozialstruktur, Rückführung von Brachflächen zu Nutzflächen, 1978 gab
es 48 Programme Authorities + sieben Partnerships mit besonderen Problemlagen. Das UP war
nicht so erfolgreich, wie erwartet (Arbeitsplätze, Stärkung der Sozialstruktur,
Wohnumfeldverbesserungen), berücksichtigte jedoch die Bürgerinteressen, lokale Gruppen und
kleinere Projekte. 1996/97 wurde das UP gänzlich durch SRB ersetzt.
Enterprise Zones (EZ)
Local Government and Planning Act 1980; Ansiedlung von Investoren auf günstig verkauften
städtischen Flächen, darüber wurde in diesen Gebieten zehnjährige Befreiung von kommunalen
Steuerabgaben garantiert, Freibeträge für Investitionen und reduzierte Planungsvorgaben (weniger
Kontrolle und schnellere Genehmigungen). Erwartungen haben sich nicht erfüllt, weil Unterhalt
dieser Gebiet zu teuer war und entgegen anderslautender Rhetorik hohe staatliche Subventionen
notwendig waren. Jeder der 65.400 in EZ neu geschaffene Arbeitsplätze hat England nach
Schätzungen (Deas, zitiert nach Dettmer, Kreutz, 1998) etwa 13.000 Pfund gekostet.
Urban Development Corporations (UDC)
1980 wird die Gründung von zwölf privatistischen Stadtentwicklungsgesellschaften beschlossen. In
einer Zeit von 7 bis 10 Jahren sollten die Gesellschaften in einem von der Zentralregierung
zugewiesenen Gebiet koordinieren, dass private Investoren nach einer Anschubfinanzierung durch
die UDC Brachflächen und unternutzte Gebiete neuer Nutzung zuführen und baulich verbessern.
Dabei unterlagen sie keiner demokratischen Kontrolle. (s. Kap. 3.1, 4.2, 5.6)
City Action Teams (CAT)
1985 von der Zentralregierung eingesetzte Teams zur kosteneffizienten und koordinierten
Umsetzung der Ziele des Urban Programme. Enge Zusammenarbeit der CAT mit der
kommunalen Verwaltung und den privaten Unternehmen sollte die ökonomische Entwicklung
dieser Gebiete fördern. 1986 komplettiert durch Task Forces.
Task Forces
1986 8 Task Forces, u.a. in Moss Side/Hulme, 1987 weitere 8 TF gegründet, TF waren von der
Zentralregierung und dem Department of Industry eingesetzte ressortübergreifende, dezentrale
Arbeitsteams von 5-6 Mitarbeitern. Wichtigste Aufgabe war die Schaffung von Jobs in besonders
deprivierten Stadtteilen mit hoher (Jugend)Arbeitslosigkeit durch Aufbau von Partnerschaften und
Ausbildungsprogrammen mit lokalen Unternehmen. Laufzeit der TF 3-6 Jahre. Dabei verfügten sie
über vergleichsweise geringe finanzielle Mittel von £1 Mio. in zwei Jahren. Die Teams arbeiteten in
Gebieten mit 25-60000 EW, die auch Teil des Urban Programme waren.
Housing Action Trusts (HAT)
„Von der Zentralregierung 1988 eingesetzte, autonom und zeitlich begrenzt arbeitende Eigentumsund Verwaltungsorganisationen für den ehemaligen kommunalen Wohnungsbestand, dessen
Mieter über einen Besitzerwechsel zu privaten Eigentümern entscheiden konnten. Für diese Form
der Privatisierung öffentlichen Eigentums wurden staatliche Subventionen zur Verfügung gestellt
und die HAT waren für Ankauf, Renovierung und Verkauf des kommunalen Wohnungsbestandes
zuständig. Die Regierung wollte auf diese Weise den öffentlich subventionierten Bereich der
57
Wohnraumversorgung mindestens teilweise der marktorientierten Verwaltung des privaten Sektors
übertragen. Verkauft werden konnte jedoch vor allem nur der attraktive Bestand Großwohnsiedlungen und Gebäude schlechter Bausubstanz verblieben hingegen als unrentierliche
und nicht marktfähige Objekte im kommunalen Besitz.“ (Dettmer, Kreutz, 1998)
City Challenge (CC)
1991/92 gegründet, erstes Programm, das nicht nach Bedarf, sondern nach Wettbewerbskriterien
vergeben wurde und das in Ansätzen soziale Stadterneuerung er-möglichte. Projektbezogene
Partnerschaften bewarben sich um eine fünfjährige Förderung in Höhe von 37,5 Mio. Pfund. CC
überstand aus Kostengründen nur zwei Bewerbungsrunden und ging 1994 im SRB auf. (siehe Kap.
5.1, 5.2)
Single Regeneration Budget (SRB)
1993/94 eingerichtete nationales Stadterneuerungsförderprogramm, das aus der Zusammenlegung
von 20 Einzelprogrammen (u.a. City Challenge und das Urban Programme) entstand und die
Zuständigkeiten von vier Ministerien (DoE, DTp, DTI sowie das DE) zusammenfasste. Städte
bewarben sich z.T. jährlich um jeweils fünfjährige Förderung. Zielsetzung war die Stärkung des
kommunalen Wettbewerbs, die Gründung von Partnerschaften, die Vereinfachung der
Finanzierung durch Zusammenlegung einzelner Förderprogramme. 1998 wurde das seit 1994
bestehende SRB umgestaltet. Pro Jahr gibt es jetzt weniger Projekte, etwa 50 statt bisher ca. 130,
wobei jedem SRB Projekt nun mehr Geld zur Verfügung steht. Um die städtischen Förderungen
durften sich nur Städte oder Stadtviertel bewerben, die nach dem Deprivationsindex 1998 zu den
50 depriviertesten Gebieten zählten. (s. Kap. 5.1, 5.2, 6.1, 6.4)
English Partnerships (EP)
1994 wurde durch die Zusammenlegung einzelner Subventionsprogramme eine einheitliche
Agentur zur Subventionierung von baulich-räumlichen Erneuerungsprojekten mit
unterschiedlichem Umfang und Schwerpunkten geschaffen, die auch als ‘Urban Regeneration
Agency’ für England bezeichnet wird. EP wird aus dem SRB finanziert und fördert durch
finanzielle Unterstützung privater Unternehmen die Bildung von Partnerschaften unter
Einbeziehung der lokalen Bevölkerung und Verwaltung. Gleichzeitig versucht sie, die ökonomische
Entwicklung durch angestrebtes ‘Inward Investment’ britischer Firmen zu verbessern. Ihr relativ
kleines Budget und die mangelnden ökonomischen Einflußmöglichkeiten beeinträchtigen ihren
Einfluß: „It will therefore be another fish in the crowded pool.” (Bailey 1995:68)
City Pride
1994, kein Stadterneuerungsförderprogramm, sondern eine Initiative, zu der London, Manchester
und Birmingham von der Zentralregierung aufgerufen wurden, um die Perspektiven ihrer
Stadtentwicklung im kommenden Jahrzehnt strategisch und visionär zu for-mulieren. Anfang 1997
wurden sieben weitere Städte in die City Pride Initiative aufgenommen. Weitere Ziele sind die
Bildung von möglichst breit angelegten City Pride Partnerschaften, Standortmarketing und
Imageverbesserung der Gesamtstadt im europäischen Wettbewerb. (s. Kap. 5.5, 6.3)
Integrated Regional Offices (IRO), vorher Government Offices for the Region (GOR)
1994 gegründete Regionalbüros, die die Stadtentwicklungspolitik der vier Ministerien DoE, Dtp,
DTI und DE bündeln. Außerdem sind sie erste Entscheidungsinstanz im SRB-Verfahren und
Ansprechpartner für Kommunen und private Investoren. IROs sind ein erster Ansatz der
58
Kompetenzverlagerung von Whitehall in die Regionen. Diese Reformierung staatlicher Verwaltungsstrukturen reagiert mit den IROs auf die Kritik an einer fehlenden regionalen Ebene in
England. (s.Kap. 5.1)
New Deal for Communities (NDC)
1998 als nationales Programm zur Bekämpfung von sozialer Exklusion. Im NDC werden auf
Vorschlag der Städte in ausgewählten Gebieten Arbeitsgruppen gebildet, um die Ressourcen der
Anwohner zu erfassen, Probleme zu erfragen, Anwohner zu aktivieren und sozialer Exklusion zu
verhindern. (s. Kap. 6.1)
Regional Development Agencies (RDA)
1999 wurden acht Regional Development Agencies (RDA) gegründet. Sie sollen auf strategischer
Ebene die Urban Policy lenken und über die Vergabe von Förderungen entscheiden. Diese Politik
stärkt das Selbstbewusstsein der Regionen und reduziert die Spannungen zwischen
Zentralregierung und local authorities. (s. Kap. 6.1)
Urban Regeneration Companies (URC)
1999/2000 Gründung der Stadtentwicklungsgesellschaften, Urban Regeneration Companies (URC)
in Liverpool, Sheffield und Manchester. Könnte als sozialverträglichere Variante von M. Thatchers
UDCs betrachtet werden. (s. Kap. 6.1 und 6.6)
59
LITERATURVERZEICHNIS
Abromeit, H. (1991) Staatsentwicklung in der Thatcher-Ära: Weniger Staat - mehr Staat?. In: Sturm,
R. (Hg.) (1991) Thatcherismus - eine Bilanz nach 10 Jahren. Bochum: Universitätsverlag Brockmeyer.
(Arbeitskreis Deutsche England-Forschung Bd. 15)
Bianchini, F. (1990) ‘Urban Renaissance? The Arts & the Urban Regeneration Process’. In:
MacGregor, S.; Pimlott, B. Tackling the Inner Cities?. Oxford: Clarendon.
Bianchini, F.; Parkinson, M. (eds.) (1993) Cultural policy and Urban Regeneration: the West
European Experience. Manchester: MUP.
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