Teil 1 - Bildnerische Gestaltung
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Teil 1 - Bildnerische Gestaltung
Arbeitsblätter für den BG-Unterricht Mario Leimbacher Bildnerische Gestaltung Seite: 3 Inhalt Was ist ein Bild?5 Bildtheorie6 Bildpraxis8 Räumliches Zeichnen11 Sehen, Blicken und Fokussieren 12 Perspektiveaufgabe 1, Zentralperspektive, räumliche Vorstellung 19 Perspektiveaufgabe 2a, Übung zur räumlichen Vorstellung (Würfel 1) 20 Perspektiveaufgabe 2b, Übungen zur räumlichen Vorstellung (Würfel 2 und 3) 21 Perspektiveaufgabe 3, Zentralperspektive frontal mit einem Fluchtpunkt 22 Perspektiveaufgabe 4 23 Perspektiveaufgabe 5, Formenrätsel 24 Perspektiveaufgabe 6, Parallelperspektive, 25 Perspektiveaufgabe 7, Landschaft mit Buchstaben 26 Perspektiveaufgabe 8, einfache Perspektivkonstruktion Würfel 27 Perspektiveaufgabe 9, Schattenkonstruktion 29 Perspektiveaufgabe 10, einfache Schattenkonstruktion 31 Perspektivaufgabe 11, Perspektivkonstruktion Haus 32 Perspektivaufgabe 12, Perspektivkonstruktion Innenraum, ( Blatt 1) 34 Perspektivaufgabe 13, Comix und Raum, eine Bildfolge in 6 Bildern 36 Perspektivaufgabe 14, Quartalsaufgabe 37 Perspektivaufgabe 15, Bildergeschichten fotografieren, Fotoroman, Photoshop 38 39 Ziele, Zeichenmittel und Zeichentechniken40 Zeichenmittel (Stifte) 40 Zeichenmittel (Feder, Pinsel, Filzstifte, Tusche) 41 Tonwerte und Schraffurtechniken (Bleistift) 4243 verschiedene Schraffurtechniken mit Bleistift (lem) 4343 Aufgabe zur Schraffurtechnik 44 Texturen, Muster und Ornamente45 Naturstudium, Blatt und Tropfen: 50 Weitere Übungen zum Naturstudium 51 Ein gestreiftes Tuchstück 51 Ein Glas auf schwarzem Grund 51 Eine weisse Styroporkugel in einer Kartonbox 51 Das Auge im Spiegel 52 Hausaufgabe Naturstudium Blick aus dem Fenster 52 Zeichenexperimente53 Blindzeichnen53 Lineare Umrisszeichnung, Tasse mit Unterteller und Löffel 54 Tonwertzeichnung auf A3-Zeichenpapier mit Bleistift: 54 Raum mit surrealem Mobiliar 55 Kantonsschule Enge / Bildnerische Gestaltung / HMS-Projektketten DTP/SBT Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / www.qubus.ch / [email protected] 10. 12. 2012 Aufgabe Seite Abgabe-Datum BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Grundlagen Bildnerische Gestaltung und Kunst Seite: 5 Was ist ein Bild? Bilder sind alltägliche Ereignisse. Von klein an nutzen wir Bilder ganz selbstverständlich. In vielen Fällen erzeugen wir sie auch selber. Die ersten Spuren, die wir hinterlassen und als Dokumente eigener Tätigkeiten erfahren, können die ersten Grundlagen für eine sich entwickelnde Bildkompetenz werden. Wem Zeit und Raum gegeben wird, kann sich in diesen Spuren verweilen und eine eigene Bildwelt entwickeln, die dann der medialen Bilderflut entgegengehalten werden kann. Die Welt der Bildung, der Information, Kommunikation und Unterhaltung ist ohne Bilder kaum denkbar. Trotz dieser Selbstverständlichkeit und Alltäglichkeit der Bilder fehlt ein fundiertes Wissen als Bestandteil der Allgemeinbildung darüber, wie Bilder funktionieren und wie man sie so erzeugen kann, dass sie den wachsenden eigenen Ansprüchen und denen der Kommunikation genügen. Im Gegensatz zur Sprache, die zur Kommunikation und zum Ausdruck von klein auf geübt, sowie im Verstehen und dem eigenen Ausdruck erlernt wird, scheint es zu genügen, Bilder wahrnehmen und verstehen zu können. Nach den ersten Kritzeleien und einfachen Bildern während der Kindheit und Schule wird eine Produktion von Bildern meistens den Spezialisten überlassen. Das heute verbreitetste Bildermachen wird den technischen Geräten, den Handys und den ConsumerFoto- und Filmgeräten delegiert. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Grundlagen Bildnerische Gestaltung und Kunst Seite: 6 Bildtheorie Bilder haben nichts mit Kunst zu tun. Die Fähigkeit Bilder zu erzeugen bedeutet nicht, dass man Künstler ist. Die noch heute unwillkürlich gemachte Verknüpfung von Bild- und Kunstbegriff ist eine in der Renaissance entstandene Abhängigkeit. Sie hatte für etwa 400 Jahre bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts Gültigkeit. Mit der Abstraktion in der Bildenden Kunst zu Beginn des letzten Jahrhunderts und der Ausweitung oder Erweiterung des Kunstbegriffs auf das Leben insgesamt (Joseph Beuys), auf Handlungen, Situationen und alltägliche Erfahrungen (Performancebegriff), hat sich der Kunstbegriff vom Bildbegriff oder anderen spezifischen gestalterischen Medien gelöst. Bilder können Kunstwerke sein, genauso wie Gesten, Laute und ganze Handlungsabläufe Kunst sein können. Schöne Bilder Malen zu können ist eine Kulturtechnik wie viele andere, eine handwerkliche Fertigkeit, keine Kunst. Jeder Mensch ist in der Lage, Bilder zu erzeugen, sei es als handwerkliche Objekte, bildhafte Wahrnehmung oder bildhafte Vorstellung. Der argentinisch-italienische Künstler Lucio Fontana hat in den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts weisse Leinwände mit einem Messer eingeschnitten oder durchlöchert und auf diese Weise Spuren erzeugt und Bilder geschaffen. Da diese Handlungen damals einmalig waren und die Konventionen und ästhetischen Vorstellungen von Kunst revolutionierten sowie in einem Kunstkontext präsentiert wurden, gelten sie auch noch heute als Kunstwerke. Somit sind eigentlich nicht die Bilder von Fontana Kunstwerke, sondern seine Entscheidung und sein Vorgehen, das zur richtigen Zeit am richtigen Ort stattfand. Die Bilder mit den Schnitten und Perforationen sind die übriggebliebenen und ausstellbaren Dokumente dieses Prozesses. Lucio Fontana, Gemäldegalerie Berlin (lem) Ein Bild ist eine in Grösse, Lage und Proportionen definierbare überschaubare Fläche. In Ausnahmefällen kann sich ein Bild auf eine monochrome Fläche beschränken. Einzelne Maler wie Ives Klein (Blau) oder Robert Ryman (Weiss) malten einfarbig Bilder. Die Auflösung der Bildtraditionen des Naturalismus und der darstellenden Kunst zu Beginn des letzten Jahrhunderts ermöglichten es, das Bild nicht mehr nur als ein handelbares Objekt zu betrachten, sondern als eine Form der Wahrnehmung, als ein Ereignis. Ein Bild ist nicht ein Ding, sondern ein Ereignis. Es ist eine erlernbare Form, etwas innerhalb eines definierten Verhältnisses als eine Situation wahrzunehmen und/oder zu gestalten. Ein Bildobjekt wird erst dann als Bild wahrgenommen, wenn wir es unter bestimmten Bedingungen betrachten. Wir können ein Bildobjekt auch als ein flaches, nach Ölfarbe riechendes, rechteckiges Ding betrachten. Sobald dieses Ding auf seiner Fläche Farben und Formen aufweist, die wir als räumliche Situationen oder Gegenstände identifizieren, vergessen wir, dass es als Bildobjekt existiert und ein nach Terpentin riechendes Ding ist. Besucher vor einem momochromen Gemälde, "Der geteilte Himmel 2012". Gemäldegalerie Berlin (lem) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Grundlagen Bildnerische Gestaltung und Kunst Seite: 7 Bildwahrnehmung bedeutet das Erfassen, Erkennen und Lesen von Handlungsspuren innerhalb eines definierten Bildraumes. Üblicherweise werden Bilder wie unsere natürliche Umgebung wahrgenommen. Wir wandern mit unserem Fokus im entstehenden Raum des Bilder umher. Mit der Methode des Eyetracking kann man die Blickspuren und Blickrichtungen nachweisen, die beim Betrachten von Bildern vorgenommen werden. Diese folgen unbewussten Mechanismen und werden erst dann bewusst und steuerbar, wenn eigene Gestaltungskompetenzen dazu kommen. Gesetze und Regeln der Bildwahrnehmung und Bildproduktion lassen sich nicht analog zur Grammatik der Verbalsprache aufstellen. Die Ikonik als Logik des Bildlichen ist eine selbständige Wissenschaft. Bis heute fehlt eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen den Wissenschaften, die Bildtheorien entwickeln (Kunstgeschichte, Kunsttheorie, Sprachwissenschaften, Semiotik) sowie der Kunst- und Bildpraxis. Selbst die Kunsthochschulen kümmern sich bis heute kaum um die Frage nach Wahrnehmungs- und Gestaltungserkenntnissen im Bereich des Bildes. Es wäre undenkbar, dass jemand Sprache studiert ohne sprechen und schreiben zu müssen. Solange man Bildwissenschaft oder Kunst studieren kann, ohne selber gestalten zu müssen, wird diese Spaltung weiterbestehen. Besucherin vor dem Mönch am Meer von C. D. Friedrich, Alte Nationalgalerie Berlin (lem) Die Ikonik beschreibt das Verhältnis des Bildes zur Wahrnehmung und dem Verhalten im Raum. Das bedeutet, dass Bildtheorien auf der Ikonik aufbauen müssen. Bildtheorien können nicht entwickelt werden, ohne die Bildpraxis sowie Wahrnehmungserlebnisse insgesamt einzubeziehen. Die Ikonik beschreibt keine sprachlichen Konventionen, sondern Wahrnehmungs- und Gestaltungsgesetze, die mit physikalischen, biologischen und psychologischen Erkenntnissen Gemeinsamkeiten haben. Aus diesem Grund gibt es keine "richtigen" oder "falschen" Bilder oder Gestaltungsgesetze, sondern nur Wahrnehmungs- und Anwendungsbedingungen. "Man könnte sagen, dass eine ästhetische Operation darin besteht, eine Beziehung zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit zu postulieren." (Zoran Terzic, 2012) Besucherin vor einem Fallenbild von Daniel Spörri, Gemäldegalerie Berlin (lem) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Grundlagen Bildnerische Gestaltung und Kunst Seite: 8 Bildpraxis Bilder machen ist keine Kunst, sondern eine Kulturtechnik wie das Schreiben, das Lesen oder Kochen. Wie das Schwimmen oder Fahrradfahren kann es erlernt werden und wird dann als selbstverständliche Kompetenz erfahren. Häufig scheitern Jugendliche wie Erwachsene beim Bildermachen an ihren eigenen oder von der Gesellschaft vorgegebenen Ansprüchen und beenden damit ihre kreativen Spurenlegungen und kindlichen Bildexperimente. Ein wesentlicher Grund dafür ist eine mangelnde Aufklärung über die Grundlagen der Ikonik sowie eine zu oberflächliche Bildung, die Rezepte vermittelt statt Hilfestellungen, Wahrnehmungsschulung, Ausdauer und Üben fordert. Die einfachsten Grundlagen des Bildermachens und im Speziellen des räumlichen Zeichnens lassen sich innerhalb einer Woche erarbeiten. Die wichtigste Vorraussetzung zum Erlernen von Bildkompetenzen ist das kontinuierliche Produzieren von Bildern. Wer den Schwimmenden nur zusieht wird nie Schwimmen lernen. Erst in einer kontinuierlichen Bildpraxis werden Bedürfnisse nach ikonischen Erkenntnissen und weiteren Bildkompetenzen erlebbar. Für eine hohe Bildkompetenz ist diese Neugier unumgänglich, sie braucht nicht zwingend eine schulische Bildung. Eduard Daege, Direktor der Nationalgalerie Berlin 1861-1884, "Die Erfindung der Malerei" 1832 In der Welt der Bilder gibt es - nicht wie bei der Sprache - ein "Richtig oder Falsch". Es gibt keine Bildgrammatik, die zu befolgen wäre. In der schulischen Bildung wie der Begleitung der Kinder zuhause werden häufig die Grundlagen zum Scheitern dadurch gelegt, dass man vergleicht, Rezepte vermittelt und meint, es gäbe Bild- oder Gestaltungsregeln. Die Masse der heute vermittelten Bilder überzeugt primär durch simple Effekte, die kopiert werden wollen. Auch perspektivisch "falsche" Bilder können beeindruckende und wertvolle Bilder sein. Es gibt kein "Bildlich-Richtig", es gibt höchstens z. B. ein "Perspektivisch-Richtig". Die einzigen Regeln, die bei der Bildproduktion zu befolgen sind, sind die selber erfahrenen und selber formulierten. Die in diesem Dokument aufgeführten Aufgaben und Regeln sind nicht als ausführbare Rezepte zu betrachten, sondern als Vorschläge und Hilfestellungen zum Hinterfragen, zur Wahrnehmung und Bildproduktion. Sie lassen sich beliebig abändern, erweitern und variieren. Da nicht das freie, intuitive und spontane Zeichnen und Kritzeln schriftliche Anleitungen braucht, sondern die eher technischen Bedingungen z. B. einer präzisen naturalistischen oder perspektivischen Darstellung, liegt das Gewicht dieser Aufgaben bei diesem Bereich. Vinzent van Gogh, Wäscherinnen am Fluss, Rohrfederzeichnung 1888 Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Grundlagen Bildnerische Gestaltung und Kunst Von der Spur zum Bild Das Gestalten von Bildern entwickelt sich über mehrere Schritte, die das Erzeugen von Spuren, Gesten, Zeichen, Symbolen und das zeichnerische Erschaffen von Räumen und Stimmungen umfassen. In der kindlichen und Entwicklung und schulischen Bildung lassen sich die Schritte nicht beliebig und willkürlich festlegen oder erzwingen. Sie sind geprägt von altersspezifischen Erfahrungen, spielerischen und motorischen Fähigkeiten und den Interessen und der Neugier, die in und mit der bildnerischen Tätigkeit wachsen. In der Entwicklung zu einer umfassend bildnerischen Fähigkeit ist der Schritt vom erzählerischen und zeichengeprägten Umgang zur Möglichkeit der räumlichen und stimmungsgeladenen Darstellung einer der wichtigsten Schritte. spielerische Spuren im Sand (lem) Gesten und Spuren Spuren geschehen zuerst als unbeabsichtige Folgen von Gesten und Handlungen und später als gezielt erzeugte Zeichen und Dokumente. Aus der Erfahrung und Erkenntnis, sichtbare Spuren lesen und erzeugen zu können, folgt die Lust und Fähigkeit, gezielt Spuren als Muster, Markierungen und Dokumente zu erschaffen. Spuren und Zeichen Spuren werden in den verschiedensten Situationen zu Zeichen. Sie sind zuerst reine Dokumente der Anwesenheit und Tätigkeit, also Markierungen der eigenen Präsenz an einem bestimmten Ort und markieren den Raum und das Feld. Sie können Spiel- und Handlungsfelder eingrenzen und definieren. In dieser Form sind sie nicht darstellend, sondern dokumentierend und markierend. markierende Spuren im Sand (lem) Zeichen und Symbole Im selben Alter, in dem gezeichnete Spuren benennbar und zu Zeichen für Gegenstände werden, also abbildenden Charakter erhalten, werden visuelle Zeichen als Symbole für Laute eingübt, die Schrift. Die ersten gekrizelten und gezeichneten Dinge werden auch benannt und damit gefestigt. Ein Gekrizel kann ein Berg sein, eine Burg oder das Zeichen dafür, etwas zu verwerfen, zu zerstören und abzulehnen. Das Ausführen Werden Spuren dafür eingesetzt, Zeichen und Symbole zu erschaffen, entstehen die ersten Ansprüche. Die Spuren sind nicht mehr einfach Dokumente der eigenen Anwesenheit, sondern zeigen Inhalte einer narrativen oder gegenständlichen Beschäftigung. Erzählte oder erlebte Geschichten und Situationen werden gestisch wie zeichenhaft wiedergegeben und damit nochmals erzeugt und erfahren. Aus Spuren, Gesten, Farben und bedeutenden Zeichen entstehen die ersten, komplexen Bilder innerhalb einer vorgegebenen Fläche. Die Arbeit am Bild wird auch zum Ausführen und Anwenden der damit wachsenden feinmotorischen Kompetenz. Oft ist weniger das Produkt das Ziel des Ausführens, sondern die grossartige Erfahrung, an Bewegungsfreiheit und Differenzierung zu gewinnen. einer von vielen Versuchen, Berg und Burg (5 jährig) (lem) Der Vergleich und die Anerkennung Selten genügt es, sich selber in seiner Leistung anzuerkennen. Andere Bilder werden gelesen, bewundert und verglichen, und man möchte Gleiches erreichen und zeigen können. Fragen tauchen auf nach dem Wie? Und mit Was? Mit welchen ein erstes Bild, Berg und Burg (5 jährig) (lem) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 Seite: 9 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Grundlagen Bildnerische Gestaltung und Kunst Mitteln ist es gemacht? Tricks und Effekte sind hilfreiche Mittel, kurzfristig den Erfolg zu steigern. Stile und Trends werden als schnell erfassbare und kopierbare Methoden erkannt und die eigene Positionierung in und mit einem Trend, z. B. einem Label in der Graffitiszene sind erreichbar. Schrift, Figur und Ornament Innerhalb jeder Phase gibt es Erfolgserlebnisse und erreichbare Ziele. Bevor es zur eigentlichen Erkundung des Raumes und des Bildes kommt, kann in der Welt der Zeichen, der Muster und Ornamente ein hoher Grad an Perfektion erreicht werden. Kalligrafie oder Kalligraffiti ist vergleichbar mit der Meisterschaft des Tanzes oder der Kampfkunst, in der mit dem Körper Spuren gelegt und rhytmische Gesten einstudiert werden. Muster werden räumlich, Graffitientwurf Das Bild als Spielfeld Die Fläche des Papiers oder eines anderen Untergrundes wird als Herausforderung erlebt, die es zu meistern gilt. Jeder Strich und jedes Feld bedeutet ein Abenteuer in der Erkundung der leeren Fläche und der eigenen bildnerischen Fähigkeit. Das Bild als Fläche und begrenztes Feld ist die bekannteste Form der Auseinandersetzung mit -, und Dokumentation der visuellen Wahrnehmung und dem sichtbar werdenden Verhalten im Raum. Von der Spur zum Raum Nach der Entdeckung, dass aus Spuren bedeutsame Zeichen und Bilder werden können, ist der Schritt zur Anschauung und Erscheinung ein wichtiger aber auch schwieriger Entwicklungsschritt. Die Spuren müssen den Zeichencharakter verlieren und in ihrem Zusammenspiel und Miteinander räumliche Erfahrung ermöglichen. Dieser Schritt ist aus diesem Grund mit einem Verlust verbunden. Nicht mehr das narrative und gegenständliche Formenwissen bildet die Grundlage der Bilder, sondern die eigene Wahrnehmung und die Erscheinung der Welt. Das vermeintliche Wissen, wie die Dinge aussehen, entpuppt sich als hinderliche Konvention, da die Dinge ihr Aussehen laufend verändern. Sie verändern ihr Aussehen je nach Blickwinkel, je nach Tageszeit, je nach Wetter und Lichtsituation. Auch die eigene Befindlichkeit verändert die Welt in ihrer Erscheinung. Es gibt keine Muster, Rezepte und standardisierten Zeichen mehr, die verwendet werden können, sondern nur noch eine eigene Sicht auf die Welt und die Dinge. Geduldig müssen die Gegenstände wie in der frühesten Kindheit wieder berührt und neu erfahren werden, denn die zeichnende Hand vollzieht die Berührung nach und tastet sich jeder Vertiefung oder Wölbung nach. Die Spuren entwerfen Körper und Raum, Ausschnitt, Dürer Das Wissen der Hand All das über lange Jahre spielerisch oder auch mühevoll erarbeitete Wissen, wie die Dinge aussehen und wie sie gezeichnet werden können, wird "vergessen". Ein Gesicht besteht nicht mehr aus "Punkt, Punkt, Komma, Strich - fertig ist das Angesicht", sondern aus Glanzlichtern, Schattierungen, Flecken, Überlagerungen, Wölbungen, Vertiefungen, Löchern, gespannter Haut, Haarbüscheln, einer ganzen Landschaft von Erhebungen oder ganz einfach aus einem dunklen Fleck vor dem hellen Hintergrund. Die schönen Effekte verlieren ihren Reiz und die zeichnende Hand erarbeitet die neue Bildwirklichkeit fast von alleine, kritzelnd, schraffierend, zitternd, drückend, verwischend, zögernd oder fest entschlossen. Ein Gekritzel entwickelt sich zu Raum und Stimmung, Seurat Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 Seite: 10 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 11 Räumliches Zeichnen Das Entwerfen und Zeichnen räumlicher Situationen und dreidimensionaler Gegenstände verlangt ein genaues Beobachten und Wahrnehmen an Ort und Stelle, ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen sowie praktische Erfahrungen in unterschiedlichen Zeichentechniken. Im Zeichnen werden räumlich erfahrene Situationen auf die Fläche des Zeichenpapieres übersetzt. Diese Übersetzungsleistung verlangt regelmässiges praktisches Üben sowie des Erkennen der Bedingungen dieses Übersetzungsvorganges. Die bildliche, zeichnerische Darstellung räumlicher Situationen verlangt ein bewusstes Erfassen der Position des Betrachters, ein Erfahren der Bedingungen der visuellen Wahrnehmung und Kenntnisse der Perspektivegesetze, sie verlangt zudem technische und handwerkliche Erfahrungen, praktische Kenntnisse der verschiedenen Zeichentechniken, Darstellungsmethoden sowie eine Kenntnis der zeichnerischen Mittel. Aussenraum, Landschaft und Gebäude Beobachten und Wahrnehmen der Gesetze der Perspektive für die Darstellung der urbanen oder ländlichen, weiten Umgebung. Erfahren, wie der Blick wandert, von Fluchtpunkten gefangen wird und sich an benennbaren Objekten orientiert und festklammert. Erfahrungen sammeln zu den einfachsten Faktoren der perspektivisch-räumlichen Darstellung im Aussenraum: - gross- klein - Überschneidung, vorne-hinten - vom Rand ins Bild hinein - die Erfahrung der Schwerkraft und des Betrachterstandortes - Fluchtlinien ins Bild und durch das Bild - wie sich Reihen und Ordnungen zeigen - hell-dunkel, Aufhellungen, Schatten, Lichter, Glanz - Farbperspektive, Farbstimmungen, Farbausstrahlung Bernard Buffet, Fettstiftzeichnung, Lithografie, Street Scene Inneraum, Innenarchitektur und nahe Objekte Erfassen, wie Innenräume, die Innenarchitektur sowie nahe Gegenstände wahrgenommen werden und wie sich räumliche Situationen bildlich darstellen lassen. Erfahrungen sammeln zu den einfachsten Faktoren der perspektivisch-räumlichen Darstellung in der Nähe und im Innenraum: - scharf-unscharf - Überschneidung - teilweise Sichtbarkeit - Nähe der Objekte - Position und Blickrichtung - Identifikation im Raum und mit Figuren Thomas Ott, Comiczeichnung aus Heft 03, Filzstift Zeichentechniken und Darstellungsmethoden Unterschiedliche Zeichentechniken anwenden lernen. Umsetzen der verschiedenen Möglichkeiten der dreidimensionalen Erscheinung sowie von Licht und Schatten in Tonwerten, Texturen, Strukturen und Schraffuren. Isabel Quintanilla, Glas, Bleistift-Tonwertzeichnung Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 12 Sehen, Blicken und Fokussieren Sehfeld: Das Sehfeld oder Gesichtsfeld des Menschen bezeichet den Bereich, den beide Augen ohne Augen- oder Kopfbewegung erfassen können. Dies umfasst etwa 180 Grad horizontal und 90 Grad vertikal. Das Sehfeld hat somit eine ovale, horizontale Ausrichtung und entspricht etwa der Breitleinwand im Kino (Widescreen), wenn man in der vordersten Reihe sitzt. Innerhalb einer Darstellung des gesamten Sehfeldes gibt es keine geraden Linien, Fluchtlinien krümmen sich (Fischauge). Blickfeld: Das Blickfeld umfasst den engeren Bereich innerhalb des Sehfeldes, in dem die groben Formen, Farben und Kontraste ohne Kopfbewegung erkannt und fokussiert werden können. Dies umfasst etwa 50 Grad vertikal und horizontal und entspricht dem Normalobjektiv einer Kamera (50 mm Brennweite bei Spiegelreflex-Kleinbildkameras oder Vollformat DSLR-Kameras). Alles, was ausserhalb des Blickfeldes im Sehfeld liegt, wird nur undeutlich und stärker als Kontrast und Bewegung wahrgenommen. Innerhalb dieses Wahrnehmungsbereiches scheinen Flucht- und Begrenzungslinien gerade zu sein (Zentralperspektive Fokus: Der Fokus umfasst den sehr kleinen Bereich von etwa 2-5 Grad im Zentrum des Blickfeldes, auf den wir beide Augen richten (fokussieren) und in dem wir Details scharf wahrnehmen können. Dies entspricht auch einem Bereich der Netzhaut, in dem die Sehzellendichte am höchsten ist (foeva centralis). Panorama Zürich: lem Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 13 Perspektive: "perspektare" lat., Durchsicht, Durchsehen Mit Hilfe der Perspektive wird eine zweidimensionale Darstellung einer räumlichen Situation, eine optisch-visuelle Raumillusion erzeugt. Optische Aufzeichnungsgeräte wie Fotoapparat und Filmkamera erzeugen zentralperspektivische Bilder, ebenso sind 3-D-Simulationen und computergenerierte Bilder in der Regel zentralperspektivische Bilder. Entwürfe der Architektur und Innenarchitektur werden häufig paralellperspektivisch (ohne Fluchtpunkte) gemacht. Zentralperspektive: Zentralprojektion, "natürliche" Sichtweise einer räumlichen Situation unter Berücksichtigung der optischen Bedingungen des Auges, resp. der Kamera (Blickfeldbereich). In einer zentralperspektivischen Sichtweise und Darstellung verkleinern sich Objekte mit zunehmender Distanz mit einer mathematischgeometrischen Regelmässigkeit (zentrische Streckung). In einer zentralperspektivischen Darstellung richten sich die vom Betrachter in eine Richtung weglaufenden Kanten der sichbaren Objekte auf zentrale Fluchtpunkte. Fluchtlinien ausserhalb des Blickfeldes oder in Weitwinkelaufnahmen (Fischauge) würden nicht mehr als gerade Linien wahrgenommen. Liegt die Blickrichtung des Betrachters parallel zu den geometrischen Körpern (Häuser, Fassaden, architektonische Teile, Strassen usw), dann fällt der zentrale Fluchtpunkt dieser Objekte mit dem Fokus (Blickpunkt) des Betrachters zusammen. In diesem Moment entsteht eine zentralperspektivische Ansicht mit einem Fluchtpunkt. Unser Sehen entspricht nicht vollständig einer starren, zentralpespektivischen Darstellung, da wir permanent umherblicken und sich unsere visuelle Wahrnehmung aus diesem spontanen oder gezielten Umherschauen zu einem visuellen Eindruck der Umgebung zusammensetzt. Wir sehen bis zu einem gewissen Grad das, was wir sehen wollen und zu sehen erwarten (Wahrnehmungspsychologie). Übereckperspektive: Zentralperspektive, Bernard Buffet, Street Scene fotografisches Bild von NY mit 3 Fluchtrichtungen (Froschperspektive) Richtet sich der Blick des Betrachters auf die vorderste Kante eines Gebäudes, dann entsteht eine Übereckperspektive mit mindestens zwei Fluchtpunkten links und rechts dieser Kante. Ein oder beide dieser Fluchtpunkte können ausserhalb des Blick- oder Sehfeldes liegen. Parallelperspektive: In einer parallelperspektivischen Ansicht (Darstellung) eines Körpers oder einer räumlichen Situation werden die Gegenstände ohne systematische Verkleinerungen gegen hinten dargestellt. In Wirklichkeit parallele Kanten werden auch parallel zueinander gezeichnet. Die nach hinten laufenden Seiten der einzelnen Körper können in einer Verkürzung von z.B. 1/2 der entsprechenden Proportion dargestellt werden. Bei einem parallelperspektivisch dargestellter Körper (Würfel) kann eine Seite frontal und die andere abgewinkelt dargestellt werden (Kavalierperspektive), oder es werden beide Seiten in gleichen oder unterschiedlichen Winkeln gezeichnet. Parallelprojektion, Axonometrie Es existieren verschiedene parallelperspektivische Darstellungsarten, die in der Geometrie, in der Architektur oder Raumplanung Verwendung finden. parallelperspekivische Detailskizze, M. C. Escher Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 14 Fluchtpunkt: Schnittpunkt der Fluchtlinien Die Fluchtpunkte von architektonischen Objekten (Häuser, Strassen usw.) liegen im Normalfall, wenn diese Elemente waagrecht ausgerichtet sind, auf dem Horizont (Augenhöhe). Fluchtlinien: In die Tiefe des Raumes laufende Begrenzungs- oder Kantenlinien architektonischer oder regelmässig angeordneter Gegenstände (Häuser, Strassen, Gebäudeteile, Alleebäume, Hecken usw.) und in regelmässigen Reihen stehender Gegenstände (Bäume, Masten, Autos usw.) Bei einer zentralperspektivischen Ansicht laufen Fluchtlinien immer auf einen oder mehrere Fluchtpunkt hin. Fluchtpunkt, Fluchtlinien und die Regeln der Verkleinerung mit zunehmender Distanz lassen sich mit dem geometrisch-mathematischen Gesetz der Zentrischen Streckung darstellen und verstehen. Fluchtlinien und zentraler Fluchtpunkt auf dem Horizont, hier sind der natürliche und der perspektivische Horizont identisch. Zentrische Streckung: Zentrische Streckung und Zentralperspektive Bei der zentrischen Streckung entsteht ein vergrößertes oder verkleinertes Bild eines Gegenstandes (Urbild). Man erhält dieses Bild, indem man alle Punkte des Gegenstandes mit einem gemeinsamen Zentrum Z verbindet und alle diese Verbindungsstrecken mit dem gleichen Faktor verlängert oder verkürzt. Die Endpunkte der neuen Strecken sind dann die Bildpunkte. (aus: http://www.willstaetter-gymnasium.de/uploads/media/02-Architekturfotographie.pdf) Horizont: Ebene der Fluchtpunkte oder Augenhöhe In Landschaften wird zwischen natürlichem und perspektivischem Horizont unterschieden: der natürliche Horizont ist die Grenzlinie zwischen Erde (Berge, Häuser, Bäume usw) und Himmel, der perspektivische Horizont ist die Ebene der Fluchtpunkte der horizontal ausgerichteten Architektur. zentrische Streckung "Unter einer zentrischen Streckung versteht man in der Geometrie eine Abbildung, die alle Strecken in einem bestimmten, gegebenen Verhältnis vergrößert oder verkleinert, wobei die Bildstrecken jeweils zu den ursprünglichen Strecken parallel sind. Zentrische Streckungen sind spezielle Ähnlichkeitsabbildungen." Wikipedia Augenhöhe: Ebene der Fluchtpunkte auf der Augenhöhe des Betrachters oder Bildproduzenten (Fotografen), siehe perspektivischer Horizont. Perspektivkonstruktion: Mit Hilfe eines Grundrissplanes und den weiteren Angaben zu den Massen (Höhen) sowie der Fixierung des Betrachterstandortes im Grundriss kann die perspektivische Ansicht eines Gegenstandes (Gebäudes) zeichnerisch konstruiert werden. (Siehe Seite 32) Das Schiff ragt über den Horizont und die Augenhöhe. Hier ragt der natürliche Horizont der Berge im Hintergrund über den perspektivischen Horizont, der mit dem Meeresspiegel beinahe identisch ist. Übereckperspektive, Perspektivkinstruktion mit zwei Fluchtpunkten, (auch S. 32) lem Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 15 Gesetzmässigkeiten der perspektivischen Darstellung - Alle in Wirklichkeit parallelen Reihen, Richtungen oder Linien haben in einer perspektivischen Darstellung denselben Fluchtpunkt. - Alle waagrecht (horizontal) ausgerichteten, geometrischen Objekte (Häuser, Strassen usw.) haben ihre Fluchtpunkte auf der Augenhöhe. In diesem Fall sind Augenhöhe und Horizont (perspektivischer Horizont) identisch. Augenhöhe und Blickrichtung müssen nicht identisch sein. - Bei Froschperspektiven ist der Horizont unten im Bild, bei Vogelperspektiven oben im Bild oder nicht sichtbar. - Bei einer normalen, zentralperspektivischen Darstellung, bei der der Fluchtpunkt sowie Blickrichtung aufeinander fallen, also die Blickrichtung parallel z. B. mit den Hausfassaden ist, sind Horizont und Augenhöhe identisch. In einem solchen Bild kann die Augenhöhe des Betrachters (Zeichners) als Mass für die Darstellung aller Objekte dienen. Alles was grösser als der Betrachter (Zeichner) ist und auf derselben Ebene steht, muss über den Horizont reichen. Eine Türe ist mind 2 m hoch und muss also über den Horizont reichen. Schülerarbeit 1. Klasse Farbperspektive - Helligkeit - Je weiter ein Objekt vom Betrachter entfernt ist, desto heller erscheint es. Schatten erscheinen im Vordergrund dunkler als im Mittel- oder Hintergrund. Die Helligkeitszunahme entsteht durch die Lichtstreuung in den Luftschichten. Die Luftschichten werden somit als Lichquelle vor den entfernten Landschaftsteilen wahrgenommen. - Der Himmel erscheint tagsüber bei unbedecktem Himmel beim Horizont am hellsten. Im Zenith erscheint das tiefste (dunkelste) Blau. Helligkeitsunterschiede mit zunehmender Distanz,, Zeichnung M. C. Escher Farbperspektive - Farbe - Je weiter ein Objekt vom Betrachter entfernt ist, desto stärker ist der Blauanteil der visuellen Erscheinung (blaue Berge). Erscheinungsfarbe- Eigenfarbe, Farbstimmung - Die Eigenfarbe eines Gegenstandes ist nur unter künstlichen Bedingungen optimal wahrnehmbar. Lichtquellen (Sonne, Lampen, Scheinwerfer) und Farbumgebung beeinflussen die Erscheinungsfarbe. In der Natur erscheinen alle Gegenstände in einer komplexen Abhängigkeit von der Eigenfarbe, der Lichtsituation und der Umgebungsfarbe (Farbstimmung, Impressionismus). Farbperspektive, Gotthard (lem) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 16 Verschiedene Mittel der räumlichen Darstellung Vogelperspektive, gross-klein (M. C. Escher) Fluchtlinien, verkleinerte Strukturen (Tanake, Gon) zentralpersp. Graffitischrift mit Überschneidungen und 3-D-Effekt Glanz, Schattierung, Tonwerte, Helligkeit (M. C. Escher) parallelperspektivische Raumstruktur, Raumgitter zentralpersp. Graffitischrift mit Überschneidung, Schattierung, Schatten Schattierungen, Formüberlappungen (Da Vinci) Fluchtlinien, Figurgrössen, Licht-Schatten (de Chirico) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 17 Die Entdeckung der Perspektive Die Perspektive beschreibt Wahrnehmungs- und Darstellungsbedingungen und ist nicht eine Erfindung wie die Schrift oder eine Sammlung von Konventionen wie die Grammatik einer Sprache, sondern eine naturwissenschaftliche Entdeckung, die an die Entdeckungen der Optik und weiterer physikalischer und biologischer Erkenntnisse anschliesst. Die Regeln der perspektivischen Darstellung oder der Perspektivkonstruktion sind Ableitungen der optischen Gesetze und wurden von Künstlern der Renaissance um 1410 entwickelt, unter anderen von Alberti und Brunelleschi (Filippo Brunelleschi (* 1377 in Florenz; † 15. April 1446) war einer der führenden italienischen Architekten und Bildhauer der Frührenaissance, WP). Schon vor dieser Zeit wurden z. B. in Pompeji in der Wandmalerei sowie der gotischen Kunst Ansätze perspektivischer Darstellung angewandt. In der Gotik wurde bis ins 13. Jh. vorwiegend eine Bedeutungsperspektive verwendet, in der die wichtigen Figuren grösser als die begleitenden Figuren dargestellt wurden. Landschaft und Gebäude wurden collage- und kulissenartig innerhalb des Bildes zusammengestellt (siehe Giovanni di Paolo). Schlägerei der Bewohner von Pompeji und Nuceria Römisches Fresko aus dem Tempel der Isis in im Amphitheater von Pompeji (siehe Tacitus Annalen Pompeji XIV.17). Römisches Fresko aus Pompeji im Museo Archeologico Nazionale (Neapel) Giovanni di Paolo, A Miracle by St Nicholas of Tolentino, 1456 Das Trinitätsfresco von Masaccio ist ein beinahe sieben Meter hohes Bild (Fresco), das 1427 an eine Seitenwand der Kirche Santa Maria Novella gemalt wurde. Der davor stehende Betrachter erhält den Eindruck, er stehe vor einem neu erschaffenen Raum, in dem in einer gestaffelten Reihenfolge zuerst die weltlichen und dann die göttlichen Figuren stehen. Der Fluchtpunkt des dargestellten Raumes liegt exakt auf der Augenhöhe und erzeugt damit eine perfekte Raumillusion. Vor den Augen (im Fluchtpunkt) erkennt man über dem gemalten Grabmal einen Schädel im Sinne eines Memento mori. ( Der Ausdruck Memento mori entstammt dem mittelalterlichen Mönchslatein, wo er vermutlich verballhornt wurde aus Memento moriendum esse, also: „Bedenke, dass du sterben musst“. Er ist ein Symbol der Vanitas, der Vergänglichkeit und war wesentlicher Bestandteil der cluniazenischen Liturgie, WP). Trinität, Fresco in Florenz, Santa Maria Novella, 1427, Tommaso di Ser Cassai (genannt Masaccio) gilt neben Giotto als wichtigster italienischer Maler der Frührenaissance. Rechts eine schematische Darstellung des perspektivisch konstruierten Raumes (aus www.shafe.co.uk) Eines der ersten zentralperspektivischen Gemälde mit starker illusionistischer Wirkung. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 18 Das kleinformatige Gemälde "Die Geisselung Christi" von Piero della Francesca zeigt in seiner starken Untersicht die Macht des Künstlers über den Raum und über die Bildkomposition. Die vom Künstler entworfene Perspektive bestimmt von diesem Zeitpunkt an die Grössenverhältnisse im Bild und nicht mehr die vom Auftraggeber wie der Kirche vorgegebene Bedeutung und Wertung. Im Vordergrund stehen nun ev. die Mäzene und der Künstler selber. Jedes Element im Raum unterliegt nun dem Gesetz der Perspektive und kann nicht mehr willkürlich und collageartig dargestellt werden. Dies ermöglicht einerseits eine neue, überzeugende Bildwirklichkeit, andererseits zwingt es dazu, alle Elemente der gewählten Perspektive unterzuordnen. Im vorliegenden Bild liegt der Fluchtpunkt der Zentralperspektive in der Bildmitte leicht über dem Boden, also weit unter der Augenhöhe der dargestellten Figuren. Diese erscheinen dadurch auf unterschiedlichen Höhen und grösser als der Betrachter. Piero della Francesca Maler, Die Geisselung Christi, um 1444, Öl, 59 x 81,5 cm, Urbino, Galleria Nazionale delle Marche Piero della Francesca (* um 1420 in Borgo San Sepolcro (heute: Sansepolcro), Toskana; † 12. Oktober 1492 ebenda; eigentlich Pietro di Benedetto dei Franceschi, auch Pietro Borghese) war ein italienischer Maler der Frührenaissance, Kunsttheoretiker und Mathematiker. Der Kunsthistoriker Bernd Roeck hat ein spannendes, fast schon kriminalistisches Buch über die Geschichte dieses Gemäldes verfasst. (Bernd Roeck 2006) Das Bild wird zum ersten Mal 1744 in einem Inventar der alten Sakristei des Urbiner Doms erwähnt, wo es als „Geißelung Unseres Herrn an einer Säule von Pietro Dall'Borgo, während die Herzöge Oddo Antonio, Federico und Guid'Ubaldo beiseite stehen“ von dem Erzpriester Ubaldo Tosi aufgelistet wird. Johann David Passavant, ein deutscher Kunsthistoriker, hat 1839 das Bild gesehen und wahrscheinlich auf dem Rahmen des Bildes die Inschrift CONVENERUNT IN UNUM vorgefunden. Nach Angaben von Crowe und Cavalcaselle waren Inschrift und Rahmen 1864 verschwunden. 1916 wurde das Bild aus der Sakristei des Domes in den Palazzo Ducale gebracht, wo es bis heute aufbewahrt wird. Drei Darstellunges des Baptisteriums in Florenz: eine aperspektivische Darstellung aus einer gotischen Chronik von Giovanni Villani ( ca. 1340), die perspektivische Zeichnung von Brunelleschi (ca. 1440), sowie die aktuelle fotografische Abbildung. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 19 Perspektiveaufgabe 1, Zentralperspektive, räumliche Vorstellung Zeichnung mit Bleistift auf ein Papier (Format A3), ohne Hilfsmittel wie Lineal, Zirkel usw. Aufgabe: Stelle dir vor, du stehst auf einer Strasse, die Strasse ist zweispurig. Du stehst in der Mitte der Strasse und blickst in die Richtung der Strasse zum Horizont. Dein Blick richtet sich genau auf den Fluchtpunkt der Strasse. Die Strasse liegt in einer weiten Ebene ohne Berge oder Erhöhungen. Sie führt schnurgerade, ohne Kurve in die Weite. Rechts von der Strasse liegt ein grosser See oder das Meer. Dazwischen stehen einige Bäume, eine Allee. Links entlang der Strasse siehst du einige Häuser, die parallel zur Strasse stehen. Lass vor deinem inneren Auge dieses Bild entstehen. Überlege, was alles in deinem Blickfeld sichtbar wird, zeichne diese Situation auf das Papier. Der Betrachter des Bildes sollte den Eindruck haben, er stehe auch an diesem Ort. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 20 Perspektiveaufgabe 2a, Übung zur räumlichen Vorstellung (Würfel 1) Zeichnung (Skizze) mit Bleistift auf dieses Blatt. Zeit ca. 10 Min. Stelle dir vor, du stehst auf einem grossen, leeren Platz. Vor dir, etwa in einer Distanz von 3 m, steht ein Würfel mit einer Kantenlänge von 3 m. Du blickst auf eine Würfelseite. Zeichne, was du vom Platz und vom Würfel siehst. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Perspektiveaufgabe 2b, Übungen zur räumlichen Vorstellung (Würfel 2 und 3) Gleiche Situation wie in Aufgabe 2, aber mit einem allseitig offenen Würfelgerüst mit einem zentralen Fluchtpunkt: Wie oben, aber mit Sicht auf eine Würfelkante, Übereckperspektive mit zwei Fluchtpunkten. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 Seite: 21 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Perspektiveaufgabe 3, Zentralperspektive frontal mit einem Fluchtpunkt Die Buchstaben werden frontal gesehen und die Fluchtlinien laufen auf einen zentralen Fluchtpunkt (oben markiert). Zeichne die sichtbaren, seitlichen Seiten der Buchstaben in einer beliebigen Länge ein. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 Seite: 22 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 23 Perspektiveaufgabe 4, Zentralperspektive, Übereckperspektive mit mehreren Fluchtpunkten auf einer Ebene. Die Buchstaben werden über eine Kante (Ecke) gesehen (Übereckperspektive) und die Fluchtlinien laufen auf zwei Fluchtpunkte links und rechts. Jeder Buchstaben hat zwei eigene Fluchpunkte auf derselben Horizontlinie (oben eingezeichnet). Zeichne die fehlenden sichtbaren Seiten der Buchstaben ein. Der Abstand zwischen den jeweiligen Fluchtpunkten entspricht mindestens der Seitenbreite (A4). Zeichnung auf A3-Papier, oder links und rechts je ein Blatt A4 ankleben. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 24 Perspektiveaufgabe 5, Formenrätsel (räumliches Vorstellungsvermögen) Stelle dir vor: Du hast ein Brett mit drei Öffnungen, die alle gleich hoch wie breit sind. Eine der Öffnung ist quadratisch, die zweite ein Kreis und die dritte ein gleichschenkliges Dreieck mit Grundlinie (Basis) = Höhe. Entwickle einen geschlossenen Körper, der durch alle drei Öffnungen passt und jeweils beim Durchschieben die ganze Öffnung füllt. Die Lösung des Formenrätsels zeige ich, wenn Lösungsversuche abgegeben werden. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 25 Perspektiveaufgabe 6, Parallelperspektive, urbane Landschaft auf Quadratraster, Tonwerte und Schraffurtechniken Linearer Entwurf - zeichne ein parallelperspektivisches "Quadratraster" auf ein graues Blatt A3, - untere Seite in 6 Abschnitten teilen, links und rechts in halben Abständen markieren - Linienraster möglichst fein zeichnen - ungefähr oberes Viertel des Blattes frei lassen - auf dem Linienraster parallelperspektivische Gebäude entwerfen. - es gibt nur die drei Grundrichtungen vertikal, schräg nach links und schräg nach rechts - Zwischen den Gebäuden weitere Landschaftsteile, Strassen, Plätze, Parks usw. planen. Es dürfen ganz realistische aber auch fantstische Gebäude entworfen werden. Im oberen Viertel eine Hintergrundlandschaft ohne Rasterhilfe zeichnen. Diese Landschaft muss ich nicht im Raster einpassen und darf zentralperspektivisch erscheinen. Licht und Schatten - Lichtsituation definieren, Das Licht muss von rechts oder links kommen. - Einfallswinkel und Lichtrichtung mit Pfeilen einzeichnen. Gebäude und Landschaftsteile schattieren. - Helle Stellen mit weissem Farbstift und dunkle Stellen mit schwarzem Farbstift schraffieren. Schraffurtechnik selber wählen und konsequent anwenden. - Möglichst viele eigene und interessante Gebäude, Gebäudedetails und Landschaftsteile zeichnen und in HellDunkel-Tonwerten schraffieren. Arbeiten aus dem Unterricht Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 26 Perspektiveaufgabe 7, Landschaft mit Buchstaben Blatt A3, versch. Bleistifte, ohne weitere Hilfsmittel Zeichne eine Landschaft von einer Strasse in einer erhöhten Position aus. Du siehst über mehrere Hügel in die Weite und weit entfernten Berge. Es darf eine surreale Fantasielandschaft sein. Über und um die Hügel läuft eine Strasse, die hinauf und hinunter führt. Sie kann über Brücken, durch Tunnels und Stadte gehen. Die Strasse ist über eine weite Strecke sichtbar. Im weiteren kannst du alle möglichen Landschaftsteile (Meer, Flüsse, Krater, Bäume usw.) sowie Gebäude und Gegenstände zeichnen. In der Landschaft stehen riesige Buchstaben, die als 3-dimensionale Körper und perspektivisch richtig gezeichnet werden. Die Buchstaben schreiben deinen Namen (Vor- und Nachname oder nur Vorname). Schritt 1, Konturzeichnung Die Landschaft, Strasse, Landschaftsteile und Buchstaben werden zuerst als Konturzeichnung ohne Schattierungen und Tonwerte dargestellt. Achte darauf, dass auch die Buchstaben unterschiedliche Grössen und Lagen haben. Zeichne möglichst einen oder mehrere Buchstaben ganz gross im Vordergrund. Der nächste Buchstabe kann nur teilweise sichtbar sein, also z.B. von einer Seite aus ins Bild ragen. Schritt 2, Tonwerte und Lichtsituation Bestimme eine Lichtsituation, indem du den Einfallswinkel und die Himmelsrichtung des Lichtes definierst. Diese beiden Richtungen bestimmen die Schattierungen in der Landschaft, die Beleuchtung der Gegenstände und die Lage und Länge der Schatten. Die zwei Richtungen können mit zwei kleinen Pfeilen eingezeichnet werden. Schattiere alle Landschaftsteile, Gebäude, Strasse und Buchstaben unter Berücksichtigung der definierten Lichtsituation. Beispiel aus der Werbung Schülerarbeit Schülerarbeit Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 27 Perspektiveaufgabe 8, einfache Perspektivkonstruktion Würfel Zeichenpapier A4 hoch, Bleistift, Messhilfen sind erlaubt Dieselbe Situation wie Perspektiveaufgabe 2, hier wird nun der Würfel konstruktiv erstellt und es soll eine Ansicht gezeichnet werden, in der man in den Würfel als einen Innenraum blicken kann. Stelle dir vor, du stehst auf einem grossen, leeren Platz. Vor dir, etwa in einer Distanz von 3 m, steht ein Würfel mit einer Kantenlänge von 3 m. Du blickst auf eine Würfelseite, nicht auf eine Kante. Zeichne, was du vom Platz und vom Würfel siehst. Schritt 1, Ansicht und Horizont Zeichne zuerst den Horizont und die Frontansicht des Würfels in den richtigen Proportionen im Massstab 1:30. Der gezeichnete Würfel hat somit eine Kantenlänge von 10 cm, die Augenhöhe (Horizont) von 1.80 m eine Distanz von der unteren Würfelkante von 6 cm. Schritt 2, Betrachterstandort, Bildebene und Sehstrahlen Betrachte diese Zeichnung nun als Grundriss, wobei das gezeichnete Quadrat der Plan des Würfels darstellt. Diese einfache Aufgabestellung ermöglicht den Wechsel zwischen Grundriss und Ansicht im selben Objekt. Markiere mit einem Punkt deinen Betrachterstandort in einer Distanz ebenfalls von 3 m (10 cm) zentriert und senkrecht unter dem Würfel. Betrachte die untere Quadratseite als Bildebene (gestrichelt), auf der sich alle Bildteile abbilden. Zeichne deine zwei Sehstrahlen vom Betrachterstandort aus auf die hinteren Würfelkanten. So erhältst du die Punkte a und b auf der Bildebene, wo sich die hintere Würfelseite abbildet. Zeichnung Bleistift, lem Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 28 Schritt 3, Fluchtlinien, Fluchtpunkt und perspektivisches Bild Behandle diese Zeichnung nun wieder als dreidimensionale Ansicht und als die Bildebene selber. Zeichne den Fluchtpunkt dort auf dem Horizont, wo der senkrechte Sehstrahl (Fokus) mit dem Horizont zusammentrifft, und zeichne die vier Fluchtlinien der seitlichen Würfelkanten von den Ecken zum Fluchtpunkt. Von den Punkten a und b kannst du senkrechte Linien einzeichnen. Dort, wo diese Linien die Fluchtlinien treffen, erscheint die hintere Würfelseite. Zeichnung Bleistift, lem Schritt 4, Ausführung Verstärke die definitiven Umrisse der sichtbaren Teile des Würfels und des sichtbaren Horizontes. In der perspektivischen Zeichnung werden die Regeln des Strahlensatzes und der zentrischen Streckung dadurch verdeutlicht, dass das entstandene "innere" Quadrat, das die Rückseite des Würfels darstellt, genau 5 cm Seitenlänge hat, also die Hälfte der Distanz zwischen Betrachter und Würfel. Verdoppelung der Distanz bedeutet Halbierung der Höhe. Zeichnung Photoshop, lem Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 29 Perspektiveaufgabe 9, Schattenkonstruktion Zeichenpapier A3 quer, verschiedene Bleistifte, Messhilfen sind erlaubt Konstruiere in einem vorgegebenen, zentralperspektivischen Raum eine Lichtquelle und einen Stuhl (ev. Raum wie bei Aufgabe 6). Der Stuhl soll perspektivisch richtig im Raum stehen und einen Schatten auf den Boden und ev. auf eine Wand werfen. Schritt 1, Raum, Lichtquelle und Stuhl Raum Zeichne einen einfachen Innenraum als Ein- oder Zweifluchtpunktperspektive: Sichtbar sollen sein: Boden, Decke, frontale Wand ganz, linke und rechte Wand teilweise. Der Fluchtpunkt von Decke, Boden, linker und rechter Wand muss leicht oberhalb der Blattmitte liegen. Lichtquelle Markiere an der Decke ungefähr in der Mitte des Raumes einen Punkt, der vom Betrachter aus sichtbar ist. Von diesem Punkt aus hängt eine Lampe an einem Kabel in der Distanz von ca. 50 cm von der Decke. Zeichne dieses Kabel (als feiner Strich) und die Lampe (ev. nur eine Glühbirne). Stuhl Zeichne den Horizont ein. Markiere links und rechts vom Blatt (ev. auf 2 A4 Hilfsblättern) je einen Fluchtpunkt (F1 und F2). Von diesen Fluchtpunkten aus zeichnest du je zwei Linien so zum Boden, dass die entstehende viereckige Form (verzogener Rhombus) den Eindruck eines liegenden Quadrates erzeugt. Diese Form soll die Grundfläche des Stuhles darstellen und die entsprechende Grösse aufweisen. Nun konstruierst du einen einfachen Stuhl auf dieser Grundfläche. Richte die restlichen Kanten ausser die vertikalen wenn möglich auch auf die Fluchtpunkte F1 und F2 hin aus. Schritt 2, Schattenkonstruktion Hilfslinien Zeichne mit den folgenden Schritten auf dem Boden den Punkt ein, wohin die Lampe hinunterfallen würde. Du machst eine horizontale Linie vom Deckenpunkt der Lampe zur rechten Ecke zwischen Decke und rechter Wand. Von dort eine vertikale Linien zum Boden und von dort wieder eine horizontale, bis genau unter die Lampe. Von diesem Punkt aus ziehst du Linien über die Eckpunkte des Stuhles auf dem Boden. Nun ziehst du Linien von der Lampe über die jeweils oberen Eckpunkte des Stuhles bis zu den Linien, die du vorher gezeichnet hast. Die Schnittpunkite dieser Strahlen ergeben die Form des Schattens. Dieser berührt möglicherweise auch eine Wand. In diesem Fall werden die Schattenumrisse vertikal hochgezeichnet, ebenfalls bis zu den Schnittpunkten mit den Lichtstrahlen. Das Volumen (Dicke) der einzelnen Stuhlteile (Beine, Lehne Schattenkonstruktion mit einer 3-Software Computer generiert (lem) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken usw) des Schattens kannst du schätzen oder auch konstruktiv ermitteln, indem du wirklich von jedem Eckpunkt eines Einzelteiles (z.B. eines Stuhlbeines) aus die Linien ziehst. Schritt 3, Schattierungen Stuhl Schattiere nun den Stuhl selber, indem du die nicht beleuchteten Seiten in einem dunklen Grau schraffierst. Schatten Den Schatten schraffierst du so, dass er ganz nahe am Stuhl dunkler ist und gegen das Ende leicht heller wird. Raum Den Raum schattierst du leicht in den Raumecken, so dass die Wände dort am hellsten sind, wo sie die kleinste Distanz zur Lampe haben. Schattenkonstruktion mit einer 3-Software Computer generiert (lem) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 Seite: 30 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 31 Perspektiveaufgabe 10, einfache Schattenkonstruktion Schattenkonstruktion eines Würfels auf dem Boden mit einem Punktlicht. Für diese Konstruktion müssen erstens die Lichtrichtung (unten) und zweitens der Lichteinfallswinkel (oben) definiert werden. Einfallswinkel Lichtrichtung Schattenkonstruktion eines Würfels mit Wand (Punktlicht) Schattenkonstruktion mit einer 3-Software Computer generiert (lem) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 32 Perspektivaufgabe 11, Perspektivkonstruktion Haus 1. Schritt, Grundriss eines Gebäudes ausmessen Vielleicht stehen dir alte Pläne des von dir bewohnten Hauses zur Verfügung, dann notiere die Grundrissmasse oder mache eine Kopie des Grundrisses. Wenn du keine Pläne zur Verfügung hast, zeichne einen groben Grundriss des Gebäudes auf ein Blatt A4, in dem du die Masse der Aussenwände notierst. Zeichen ein, wo und in welcher Breite sich Fenster, Türen, Balkone und ev. eine Terasse befinden. Notiere, wie viele sichtbaren Etagen das Gebäude hat und schätze die gesamte Höhe. 2. Schritt, Grundriss mit Betrachterstandort Zeichenpapier A3 Zu zeichnen sind nun der Grundriss des Gebäudes sowie ein Punkt (Betrachterstandort) ausserhalb des Grundrisses. Dieser stellt den Ort dar, von dem aus das Gebäude betrachtet wird. Der Grundriss wird in eine Ecke des Blattes gezeichnet, so dass der Punkt des Betrachters in genügender Distanz auf dem Papier Platz hat. Die Position des Betrachters wird so festgelegt, dass dieser möglichst viel vom Gebäude sieht, nicht frontal an eine Wand schaut, da sonst keine Fluchpunkte nötig sind, und nicht zu nah oder weit entfernt steht (ca. doppelte Gebäudelänge). Dieser Standort wird als X eingezeichnet. Als eine Linie vom Betrachter zum Grundriss wird die Blickrichtung eingezeichnet. Diese richtet sich normalerweise auf die Mitte des Gebäudes (von Vorteil ist der Blick direkt auf die nächste Gebäudeecke). Im rechten Winkel zur Blickrichtung wird eine Linie durch die dem Betrachter naheliegendste Gebäudeecke gezeichnet. Diese Linie stellt die Bildebene dar. Üblicherweise bestehen Gebäudegrundrisse aus Rechtecken und diese beinhalten zwei zueinander rechtwinklig stehende Hauptrichtungen. Parallel zu diesen Hauptrichtungen (x,y) werden durch den Standortpunkt Linien zur Bildebene hin gezeichnet. Die zwei erhaltenen Schnittpunkte mit der Bildebene bezeichnen die zwei Fluchtpunkte F1 und F2 der Gebäudeseiten. Die perspektivische Zeichnung weist soviele Fluchtpunkte auf, wie es Hauptrichtungen am Gebäude hat, die für den Betrachter sichtbar sind. Im weiteren werden alle Eckpunkte und Fassadenteile wie Fenster und Türen des Grundrisses, die für den Betrachter sichtbar sind, mit dem Betrachterort verbunden (Sehstralen) und die Schnittstellen auf der Bildebene mit 1,2,3... bezeichnet. Diese Verbindungslinien sind die Sehstrahlen, die fächerartig vom Auge des Betrachters aus gehen. Die Abstände der Schnittstellen 1,2,3... auf der Bildebene sind gleichbedeutend mit den Längen der einzelnen Seiten des Gebäudes in der folgenden perspektivischen Zeichnung. 3. Schritt, Perspektivische Zeichnung Festlegen der Augenhöhe (Horizont) auf dem Zeichenblatt. Auf welcher Höhe steht der Betrachter? Steht er auf derselben Höhe wie das Gebäude (ebenerdig)? Je nachdem muss der Horizont etwas weiter oben oder unten als horizontale Linie im Blatt gezeichnet werden. Auf dieser Linie werden jetzt die auf der Bildebene erhaltenen Distanzen eingetragen. Wenn es die Blattgrösse zulässt, werden diese Distanzen verdoppelt oder verdreifacht, damit das Gebäude grösser wird. Ein Fluchtpunkt darf auch ausserhalb des Blattes liegen. Die Fluchtpunkte auf der Linie der Augenhöhe (Horizont) einzeichnen. Die Fluchtpunkte dürfen ausserhalb des Zeichenblattes liegen und auf dem Tisch (Kleber) mit Bleistift markiert werden. Dort wo die anderen Punkte 1,2,3... (ebenfalls mit den vergrösserten Distanzen) eingetragen werden, zieht man vertikale Linien über die Horizontlinie. Dort wo die Bildebene auf das Gebäude trifft, bei der vordersten Gebäudekante, werden die massstabgerechten Masse der Gebäude- und Dachhöhe ebenfalls entsprechend der Vergrösserung der jetzigen Zeichnung nach unten und oben eingetragen. Damit hat man das erste Mass. Die anderen Masse ergeben sich nun aus den Fluchtlinien. Von dieser ersten Gebäudekante werden nach links und rechts, oben wie unten die Linien zu den entsprechenden Fluchpunkten eingetragen. Diese Fluchtlinien schneiden sich mit den anderen vertikalen Linien der Gebäudekanten, die als Masse (1,2,3...) auf der Bildebene (Horizont) eingetragen sind und ergeben die weiteren Gebäudeeckpunkte. Perspektivaufgabe, Perspektivkonstruktion Haus, Resultat Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Perspektivkonstruktion eines fiktiven Gebäudes, Bleistift und Filzstift (lem) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 Seite: 33 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 34 Perspektivaufgabe 12, Perspektivkonstruktion Innenraum, ( Blatt 1) (Masstab 1:25 oder 1:50) 1. Auf das Blatt A2/Hochformat in der unteren Hälfte den Grundriss des Zimmer zeichnen (ganz dünne Linien). Die Wand auf die man blickt, muss oben liegen. 2. Oben, anschliessend an diese Wand im Grundriss, wird dieselbe im gleichen Massstab so gezeichnet, wie man auf sie blickt, ebenso die Details dieser Wand wie Fenster, Möbel usw. Zwischen Grundriss und Wand wird eine horizontale Linie über die ganze Blattbreite als Bildebene eingetragen. 3. Unterhalb des Zimmerplanes wird ein Betrachterstandort eingezeichnet. Man blickt also durch die vordere Wand hindurch. Von diesem Punkt aus werden die Sehstrahlen durch die Ecken der Möbel bis zur Bildebene eingetragen. 4. Der Fluchtpunkt wird in der Wand auf einer beliebigen Höhe eingezeichnet. Der Fluchtpunkt liegt exakt vis a vis des Betrachterstandortes. Vom Fluchtpunkt aus werden die Fluchtlinien des Raumes eingezeichnet. 5. Von den Schnittpunkten der Sehstrahlen mit der Bildebene werden vertikale Linien zu den Raumkanten gezeichnet. Diese geben die Anfangs- und Endpunkte des Mobiliars an. 6. Alle Masse des Mobiliars müssen im Massstab des Grundrisses an der Wand oben so eingezeichnet werden, als würden sie an die Wand geschoben. Von diesen Rechtecken aus werden Fluchtlinien zum Fluchtpunkt eingetragen. Die Schnittpunkte der Fluchtlinien mit den obenstehenden Linien ergeben die Eckpunkte der Möbel. Fluchtpunkt Fenster Bildebene Kasten Bett Pult Türe Sehstrahlen Betrachterstandort Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 35 Perspektivkonstruktion Innenraum ( Blatt 2) Fluchtpunkt Fenster Bildebene Bett Kasten Pult Türe Türe Sehstrahlen Betrachterstandort Perspektivkonstruktion eines fiktiven Zimmers, mit Zeichenprogramm erstellt (lem) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 36 Perspektivaufgabe 13, Comix und Raum, eine Bildfolge in 6 Bildern Zeichnung mit Bleistift auf ein Papier (Format A3), ohne Hilfsmittel wie Lineal, Zirkel usw. Teil 1: Raumsituation, lineare Zeichnung Teile das Blatt in 6 rechteckige, aneinanderliegende Felder ohne Ränder (wie ein Comix). Stelle dir folgende Szenerie vor (wie in Aufgabe 1): Eine gerade Strasse verläuft parallel entlang einer Meeresküste, du stehst auf dieser Strasse. An der Strasse stehen auf der linken Seite mehrere Häuser. 1,2 und 4 direkt an der Strasse, ein anderes (3) zurückversetzt hinter dem Platz. Vor diesem Haus liegt ein Platz mit einem runden, mehrstufigen Brunnen. Auf der rechten Strassenseite stehen Bäume, dahinter liegt das Meer. Du stehst am rechten Strassenrand gegenüber dem Platz. Der Blickwinkel (Weite) beträgt etwa 40 Grad, die Blickrichtung definiert die Bildmitte. erstes Bild: Du stehst auf dieser zweispurigen Strasse und schaust in die Richtung der Strasse zu ihrem Fluchttpunkt. Links siehst du die Häuser, rechts das Meer. (Blick 1, Zentralperspektive frontal) zweites Bild: Du wendest dich in die Richtung der Häuser und blickst auf das Haus, das dir am nächsten ist und an der Strasse steht. (Blick 2, Übereckperspektive) drittes Bild: Du wendest dich zum Platz und blickst auf den Brunnen. (Blick 3, Zentralperspektive frontal) viertes bis sechstes Bild: Die nächsten drei Bilder zeigen das Näherkommen und Eintreten in das Haus 3 am Platz (siehe Plan). Diese Positionen sind frei wählbar. In jedem Bild soll aber durch das Wiedererkennen von Räumen oder Gegenständen erkennbar sein, wo man sich befindet. Teil 2: Figuren In die einzelnen Bilder werden nun Figuren (Comixfiguren) hineingezeichnet. Die einzelnen Figuren sollen durch die Bildfolge wiedererkennbar sein und eine Handlung oder Geschichte darstellen. Haus 3 Platz Haus 4 Haus 2 3 Haus 1 2 1 Standort Bäume Meer Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 37 Perspektivaufgabe 14, Quartalsaufgabe -Suche eine Fotografie (schwarz-weiss oder farbig) oder eine Postkarte mit Gebäuden. Die Gebäude sollen so gross abgebildet sein, dass man die Fluchtlinien erkennen und nachzeichnen kann. Es kann auch ein Zeitungsbild verwendet werden. -Klebe diese Fotografie auf ein Zeichenpapier im Format A3 quer. Schaue bei der Auswahl des Aufklebeortes darauf, dass die Fluchtpunkte der Gebäude noch auf dem Zeichenpapier zu liegen kommen. -Zeichne den Horizont (Augenhöhe) und einzelne Fluchtlinien als ganz feine Linien über das ganze Bild ein. -Markiere die Fluchtpunkte der Gebäude mit F1, F2 usw. -Beschreibe den Standort des Fotografen auf der Rückseite des Blattes. -Vervollständige die Landschaft und die Gebäude der Fotografie, indem du die Landschaft über das ganze Blatt weiterzeichnest und weitere Gebäude darstellst. Die Zeichnung wird linear und ohne Schattierungen gemacht. Mittel: Zeichenpapier A3, Bleistift, ev. Massstab. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 38 Perspektivaufgabe 15 Bildergeschichten fotografieren, Fotoroman, Photoshop 1. eine Bildergeschichte entwickeln (Einzelarbeit) ca. 20 Min. Erfinde eine Kurzgeschichte, die in ca 10-16 Bildern erzählt und dargestellt werden kann. Ort: im Schulhaus, im Park ums Schulhaus, in der städtischen Umgebung des Schulhauses, am See Figuren: 2-4 Kolleginnen und Kollegen Technik: Digitalkamera, ev. Stativ, keine weiteren technischen Mittel Bedingungen: - Es müssen Gefühle, Stimmungen und Erlebnisse sichtbar werden: Trauer, Freude, Schmerz, Wut, Erstaunen usw. (Keine Waffen, und auf Tote zur Abwechslung verzichten!) - pro Szene mäglichst viele unterschiedliche Aufnahmen machen (mind. 3 Photos pro Szene) Makroaufnahme, Nahaufnahme, Portrait, Totale, Panorama usw. - Die Geschichte soll eine Dramaturgie haben: z.B.: Einführung, Höhepunkte, Überraschung, Showdown, Happyend usw. Schriftlich: - Die Geschichte wird schriftlich in Stichworten notiert. Es werden kurz die Handlung, Ort und Personen vorgestellt und die einzelnen Szenen mit den Handlungen aufgelistet. 2. Bildergeschichte austauschen und entscheiden (im Team) 15 Min. Die einzelnen Geschichten werden vorgestellt und im Team wird diskutiert, welche Geschichte umgesetzt wird. Rollen: - Die Personen und Rollen werden festgelegt (Kamera, Statisten, Schauspieler) Ort: - Der Ort wird besprochen und festgelegt 3. Aufnahmen ca. 50 Min. - pro Szene mäglichst viele unterschiedliche Aufnahmen aus unterschiedlichen Blickwinkeln (Perspektiven) machen (mind. 3 Photos pro Szene) Nahaufnahme, Portrait, Totale, Panorama, Frosch- und Vogelperspektive 4. Umsetzung mit Photoshop ca. 270 Min. (siehe spezifische Anleitung) aus einem Fotoroman von Ekatharina D., 2009 Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 39 weitere Perspektiveübungen Horizont und Fluchtpunkte suchen: - - - - suche Fotos von Gebäuden, Strassen mit Häusern oder Plätzen, klebe je ein Bild auf ein grösseres Papier (z. B. A3) zeichne den Horizont (Augenhöhe) als Linie über das ganze Bild ein markiere die Fluchtpunkte der Gebäude beschreibe mit wenigen Sätzen auf der Rückseite den Standort des Fotografen und jetzigen Betrachters Beispiele für Horizontsuche Fehlersuche in Bildmontagen - - - Suche Bilder, bei denen du vermutest, dass es Montagen sind (meist in der Werbung, z. B. Autowerbung) kontrolliere die Richtigkeit der Montage, indem du Horizont und Fluchtpunkte einzeichnest überlege, welche Teile und ob alle in der natürlichen Grösse und Position montiert wurden geeignete Beispiele für Fehlersuche Bildmontage in ein Figurenbild (Collage oder Photoshop) - - - Suche ein naturalistisches Gemälde oder eine Fotografie mit mehreren Personen Lasse dich so fotografieren, dass du in das Bild passt (auf Betrachterstandort, Horizont und Beleuchtung achten) montiere von dir das Bild so in das grosse Bild, dass es echt wirkt Beispiele aus dem Unterricht Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 40 Ziele, Zeichenmittel und Zeichentechniken Jede Zeichnung wird mit einer einzelnen oder mehreren unterschiedlichen Techniken angefertigt. Eine Kenntnis der verschiedenen und unterscheidbaren Techniken ist eine Voraussetzung dafür, die mit einer Zeichnung angestrebten Ziele erreichen zu können. Techniken können einzeln und isoliert oder in Mischformen angewendet werden. Unterschiedliche Darstellungsweisen und bildnerische Ausdrucksformen verlangen unterschiedliche Techniken. Die Zeichentechniken stehen in einer Abhängigkeit zu den Zeichenmitteln (z. B. Bleistift, Kohle, Graphit, Tuschfeder usw.). Nicht alle Techniken lassen sich mit allen Mitteln anwenden. Die Ziele einer zeichnerischen Arbeit können z. B. sein: - unterschiedliche Strukturen, Schraffuren und Muster erzeugen - Genauigkeit und präzises Abbilden oder bildnerisches Erfinden - visuelles Kommunizieren (Pläne, Hinweise, Markierungen, Zeichen, Schriften usw.) - dokumentarische Präzision, Wahrnehmungsschulung - gestischer Ausdruck durch Bewegung, Striche, Punkte, Schraffuren usw., feinmotorisches Training - Eindruck von Bewegung oder Zeit, erzählerische Spannung - Licht-Schatten-Stimmung, räumlicher Eindruck, Raumillusion, erzählerische Stimmung Zeichenmittel (Stifte) Kohle: starkes Schwarz, lässt sich gut verwischen, verschmiert leicht, nicht geeignet für genaues und detailreiches Zeichnen, gut geeignet für Hell-Dunkel und schnelles und stimmungsvolles Arbeiten. Muss fixiert werden. Graphit: je nach Härte gute und starke Hell-Dunkel-Unterschiede, lässt sich verwischen, verschmiert leicht, für schnelles und grosszügiges Arbeiten. Nicht so tiefes Schwarz wie bei Kohle. Sollte fixiert werden. Bleistift: für feine und detailreiche Arbeiten gut geeignet, keine tiefen Schwarz möglich, unterschiedliche Härten erlauben sehr differenziertes Arbeiten. Farbstifte, Fettstifte usw.: starke Hell-Dunkel-Unterschiede, tiefes Schwarz möglich, lässt sich kaum radieren und korrigieren, gut kombinierbar mit weissem oder bunten Farbstiften, teilweise wasservermalbar. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 41 Zeichenmittel (Feder, Pinsel, Filzstifte, Tusche) Zeichenfeder: starke, schwarz-weisse Kontraste, feine bis dicke Linien, sehr genaues und detailreiches Zeichnen möglich, nicht geeignet für grosse Flächen und sehr feine Tonwerte. Nicht korrigierbar. Kalligrafiefeder: für Schriften (Kalligrafie) und starke Strichdickenunterschiede Pinsel: für grosse Flächen oder mehschichtiges Malen, für verdünnte Tusche, Farben oder das Vermalen für wasserlösliche Farbstifte. Geeignet für grossflächige Tonwerte. Filzstifte: für feine und detailreiche Arbeiten gut geeignet, unterschiedliche Tonwerte und Farben erhältlich, kann nicht korrigiert werden, nicht zum Schummern geeignet. Feder und Pinsel (Leonardo DaVinci) Pinsel und Tusche (Tinte) Gesicht und Haare: flächige Tonwerte in unterschiedlicher Verdünnung Feder (Tinte) Körperumrisse und Hintergrund: Konturlinien und lineare Schraffuren Der vitruvianische Mensch. Proportionsschema der menschlichen Gestalt nach Vitruv. (Leonardo da Vinci 1485/90, Venedig, Galleria dell' Accademia) Kalligraffiti Kalligrafie mit verschieden grossen, breiten Pinseln (an einer Berliner Graffitimesse 2010( Pinsel und Feder (Tusche) Portrait eines Postbeamten von Van Gogh Filzstift und andere Mittel Aus Patrick Grafs Notitzbüchern Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 42 Tonwerte und Schraffurtechniken (Bleistift) verschiedene Schraffurtechniken, Bleistift verschiedene Schraffurtechniken, Bleistift Unterrichtsbeispiel sehr detailreiche und präzise Bleistiftzeichnung aus dem Unterricht (S. Ladner) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Anwendung von unterschiedlichen Zeichenmethoden und Zeichentechniken Seite: 43 an Beispielen von Dante Gabriel Rosetti (Dante Gabriel Rossetti (* 12. Mai 1828 in London; † 9. April 1882 in Birchington-on-Sea, Kent) war als Poet und Maler gleichermaßen begabt. Er war wegen seiner dominierenden und charismatischen Persönlichkeit die treibende Kraft der Präraffaeliten, die die Reform der britischen Kunst als Ziel hatten. Er hielt wenig von Konventionen und wurde in den letzten Lebensjahren ein exzentrischer Sonderling. (Wikipedia)) Mischtechniken: Feder (feine Kreuz- und Formschraffuren im Gesicht) Graphit (helle Tonwerte im Gesicht) Pinsel (helle und dunkle Formschraffuren in den Haaren) verschiedene Schraffurtechniken mit Bleistift (lem) Methoden: Formschraffuren (Gesicht, Haare) Kreuzschraffur (Hintergrund) Konturzeichnung grob und leicht verwischt (Kleid) Kontorzeichnung scharf (Hände) Formschraffuren mit Bleistift (lem) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 44 Aufgabe zur Schraffurtechnik Zeichne auf dieses Blatt 4 verschiedene geometrische Körper möglichst gross und stelle sie mit einer der untenstehenden Schraffurtechniken dar. Die Körper sollen sich teilweise überschneiden und sollen alle von derselben Seite beleuchtet erscheinen. Die Konturlinien vom Vorzeichnen sollten am Schluss nicht mehr sichtbar sein. 1: feine Tonwertschraffur (Kugel), 2: Parallelschraffur (Würfel), 3: Kreuzschraffur (z.B. Pyramide), 4: Formschraffur, Bogenschraffur (z. B. Zylinder) Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 45 Strukturen Texturen, Muster und Ornamente (fotografiert) Stukturen: Struktur ist der Überbegriff für die formale Beschreibung sinnlicher Wahrnehmungen. Alle sinnlichen Wahrnehmungen lassen sich als unterschiedlich strukturierte "Sensationen" beschreiben. Bilder bestehen meist aus unterschiedlichen Strukturen in unterschiedlicher Helligkeit und Anordnung. Texturen: einheitlich wahrgenommene Oberfläche ohne geordnete Regelmässigkeit und meist ohne deutliche Räumlichkeit ungeordnete aber einheitliche Textur (Rasen) Muster: einhetlich wahrgenommene Textur mit einer erkennbaren Ordung mit oder ohne Räumlichkeit geordnete Textur, Muster (Liegestuhlstoff) Ornament: meist in Bändern, Streifen oder Bogen angeordnetes Muster mit einer deutlichen Ordung und Wiederholung ornamentartiges, flächig ausgedehntes Muster (Ziegeldach) Kombination aus Textur und Muster: Plattenbeläge und andere Gebäudeoberflächen bestehen aus Texturen und Mustern Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Texturen, Muster und Ornamente (gezeichnet) Strichtextur Kalligrafie-Tuschfeder mit einheitlicher Strichrichtung Kritzeltextur dünne Tuschfeder Kritzeltextur mit Tonwertverlauf dünne Tuschfeder Ornamente mit und ohne Schattierung Kalligrafie-Tuschfeder Wellenornament mit Schattierung lineare Schraffur, verschiedene Tuschfedern Mauermuster Kritzel-Tonwertschraffur, Bleistift Schlangenornament TonwertschraffurBleistift Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 Seite: 46 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Aufgabe Texturen: Zeichne mit vier unterschiedlichen Mitteln vier unterschiedliche Texturen, zwei davon mit einem Tonwertverlauf. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 Seite: 47 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 48 Aufgabe Ornamente 1: Zeichne mit drei unterschiedlichen Mitteln je zwei verschiedene Ornamente, je eines davon mit einer Schattierung, so dass eine räumliche Wirkung entsteht. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 49 Aufgabe Ornamente 2: Zeichne drei mal ein selber entworfenes, komplexes Ornament. Bringe bei jedem der Ornamente mit derselben Zeichentechnik eine unterschiedliche Schattierung an, so dass verschiedene räumliche Eindrücke entstehen. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 50 Naturstudium, Blatt und Tropfen: Zeichne ein Blatt (Kapuzinerkresse) mit einem Wassertropfen darin. Stelle ein einzelnes, ganzes Blatt in ein enges Glas mit Wasser, in dem das Blatt gut Halt findet und gib einen grossen Wassertropfen in die Blattmitte. Zeichne das Blatt mit dem Tropfen darin zuerst als feine Umrisszeichnung. Führe anschliessend die Arbeit in Tonwerten aus, so dass keine Umrisslinien sichtbar bleiben. Variante 1: Mit Bleistift auf weisses Zeichenpapier A3 leicht vergrössert, damit die Details des Tropfens gut dargestellt werden können. Variante 2: Auf graues Zeichenpapier A4-A3. Mit Bleistift leicht vorzeichnen und dann mit schwarzem und weissem Farbstift in Tonwerten ausführen. Wassertropfen auf Kapuzinerkresseblatt, Foto Wassertropfen auf einem Blatt, Zeichnung, M. C. Escher Beispiel einer Schülerarbeit Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Weitere Übungen zum Naturstudium Ein gestreiftes Tuchstück - - Lege ein Stück Stoff mit einer einfachen Musterung mit starkem Hell-Dunkel-Kontrast und leicht zerknüllt vor dir auf den Tisch. Zeichne das Tuch sowie die nähere Umgebung (Schatten) mit weissem und schwarzem Farbstift auf graues Papier A3. Ziel ist die Erscheinung des Tuches ausschliesslich in Tonwerten. Alle Umrisslinien der Vorzeichnung sollen verschwinden. Ein Glas auf schwarzem Grund - - - Stelle ein Glas in eine schwarze Umgebung, z. B. einen schwarzen Kartonwinkel oder vor ein schwarzez Tuch. Zeichne das Glas mit weissem Farbstift auf schwarzes Papier (A4 - A3). Das Glas erscheint ausschliesslich durch die Reflexe der vorhandenen Lichtquellen. Es sollen keine Umrisslinien sichtbar bleiben. Möglicherweise bleiben Teile des Glases unsichtbar. Eine weisse Styroporkugel in einer Kartonbox - - - Lege eine weisse Styroporkugel in eine weisse oder helle Schachtel, so dass die ganze Kugel sichtbar bleibt. Zeichne die Gegenstände sowie deren Schatten auf dem Tisch ganz fein mit Umrisslinien auf ein weisses Zeichenpapier A3. Führe die Zeichnung nun in Tonwerten aus, so dass die Gegenstände nur mit ihren Tonwerten erscheinen. Bestimme die Schraffurtechnik selber. Die dunkelsten Stellen sollen schwarz werden, die hellsten weiss bleiben. Dazwischen sollte es möglichst viele differenzierte Graustufen haben. Aucht genau auf die unterschiedlichen Beleuchtungen auf der Kugel. Arbeiten aus dem Unterricht Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 Seite: 51 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 52 Das Auge im Spiegel - - - Stelle einen Spiegel so vor dir auf dem Tisch auf, dass du gut eines deiner Augen betrachten kannst. Schaue, dass genug Licht auf dein Gesicht fällt und die Augen nicht im Schatten sind. Zeichne ein Auge vergrössert, mindestens in der drei- bis fünffachen Länge auf ein Zeichenpapier (A4 - A3) Führe die Zeichnung in Tonwerten aus. Auge und Umgebung sollten in Schattierungen erscheinen. Hausaufgabe Naturstudium Blick aus dem Fenster - - Zeichnung auf Format A3 hoch oder quer Zeichenmittel entweder Bleistift auf weisses Zeichenpapier oder weisse und schwarze Farbstifte auf graues Papier - Blick aus dem Fenster Die Zeichung zeigt den Blick auf die Landschaft und Nachbarschaft aus deinem Fenster. Der Fensterrahmen kann weggelassen werden, er darf aber auch als Ramen gezeichnet werden. - Zeichne zuerst in einfachen, feinen Umrissen die gesamte Umgebung mit einem harten Bleistift. Entscheide dich für eine Lichtsituation und notiere die Zeit und Lichtrichtung. Mache ev. eine Fotografie der Situation, dass du auch zu anderen Zeiten daran weiterarbeiten kannst. - Vereinfache komplizierte und feine Strukturen wie Blätter, Gras usw. - Die Umgebung und Landschaft sollte nicht durch Konturlinien, sondern durch Hell-DunkelTonwerte sichtbar werden. - Ziel ist eine möglichst detaillierte und präzise Darstellung. Entscheide selber, welche Schraffurtechniken du anwendest. Die Verwischtechnik sollte nicht benutzt werden. Arbeiten aus dem Unterricht Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 53 Zeichenexperimente Blindzeichnen - - Lege Zeichenpapier im Format A3 bis A2 bereit und klebe es an den Ecken auf den Tisch. Nimm in die zeichnende Hand einen weichen Bleistift oder Graphitstift und setzte dich so hin, dass du blind die gesamte Fläche des Papieres bearbeiten kannst. Nimm in die andere Hand einen Apfel. - Nun schliesse die Augen und taste mit der Apfelhand diese Frucht ab und übertrage diese Erfahrungen mit der zeichnenden Hand auf das Papier. Es muss auf der Zeichnung kein Apfel erkennbar sein, sondern die Erfahrungen der Apfelhand sollten zeichnerisch protokolliert werden. - Überlege, wie du die haptischer Erfahrungen zeichnerisch umsetzen kannst. Tuschlinienraster Gesicht - Stelle einen Spiegel so vor dich auf den Tisch, dass du aus Distanz dein Gesicht gut erkennst. Achte darauf, dass die Beleuchtung deutliche Schattierungen innerhalb des Gesichtes erzeugt. - Lege einen weichen Pinsel (Tuschpinsel) und Tusche bereit. Vorzeichnen ist nicht nötig. - Führe nun von oben nach unten und entweder von links oder von rechts her lauter parallele Linien aus. Diese Linien sollen das Gesicht wiedergeben. Dort, wo es hell im Gesicht ist, drückt du nicht, dort, wo es dunkler ist, drückst du stärker. - mache mehrere Versuche Arbeiten aus dem Unterricht Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Seite: 54 Zeichenübungen Lineare Umrisszeichnung, Tasse mit Unterteller und Löffel Zeichne eine Tasse, mit Unterteller und Löffel in Originalgrösse auf ein Zeichenblatt im Format A3. Die Gegestände sollen in einer normalen, alltäglichen Ansicht gezeichnet werden, so wie sie vor sich auf einem Tisch sichtbar sind. Achte auf die verschiedenen ovalen Formen der Gegenstände. Zeichne ohne Hilfmittel (Lineale, Zirkel usw.), es ist eine Freihandzeichnung. Zeichne nur die Umrisslinien der sichtbaren Kanten der Gegenstände. Aufwand: ca. 1-2 Stunden Tonwertzeichnung auf A3-Zeichenpapier mit Bleistift: Tasse mit Unterteller und Löffel (siehe Fotovorlage) Zeichne eine Tasse, mit Unterteller und Löffel, mindestens in Originalgrösse auf ein Zeichenpapier im Format A3 (wie Aufgabe 1). Die Gegestände sollen in einer normalen, alltäglichen Ansicht gezeichnet werden, so wie sie vor sich auf einem Tisch sichtbar sind. Die Gegenstände sollen am Schluss nur durch die Helligkeitswerte und nicht durch Umrisslinien erscheinen. Zeichne ohne Hilfmittel (Lineale, Zirkel usw.). Es ist eine Freihandzeichnung. a. zeichne zuerst nur die Umrisslinien der sichtbaren Kanten der Gegenstände möglichst mit feinen Linien. b. markiere die allerhellsten Stellen (z.B. Glanzlichter) mit einer ganz feinen Umrisslinie c. beginne nun, alles ausserhalb dieser hellsten Stellen in einem möglichst hellen Grau zu schraffieren (Tonwertschraffur) d. dann schraffiere die dunkelsten Stellen fast schwarz e. nun schraffiere alle Zwischenstufen zwischen den dunkelsten und hellsten Stellen f. die Beschaffenheit und Helligkeit des Tisches sollte in der Umgebung der Tasse sichtbar werden lem wenn man mit den Augen zwinkert und sie fast zukneift, werden die Helligkeitsunterschiede deutlicher sichtbar. Aufwand: ca. 3-6 Stunden Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Raum mit surrealem Mobiliar (nach Giorgio de Chirico, 1925) Zeichne eine Landschaft mit einem Horizont etwas oberhalb der Bildmitte. Fülle die Landschaft mit surrealen und fantastischen Gegenständen. Bestimme eine Lichtquelle und schattiere die Gegenstände entsprechend. Die Gegestände sollen perspektivisch stimmen, können aber unnatürliche Grössenverhältnisse haben. Die vordersten Gegenstände oder Häuser sollen so gross erscheinen, dass nur ein Teil davon ins Bild ragt. Die Fluchtpunkte aller Gegenstände liegen auf dem Horizont. Aufwand: ca. 4 Std. Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 Seite: 55 BG-Arbeitsblätter Teil 1 / Räumliches Zeichnen und Zeichentechniken Kantonsschule Enge Zürich / Bildnerische Gestaltung / Arbeitsblätter Mario Leimbacher / bg.ken.ch / [email protected] / 079 279 92 74 / 10. 12. 2012 Seite: 56 Quellen: www.shafe.co.uk, Perspektivnachzeichnung der Trinität von Masaccio, Florenz: http://www.shafe.co.uk/art/index.asp Bernd Roeck 2006: Mörder, Maler und Mäzene. Piero della Francescas "Geisselung". Eine kunsthistorische Kriminalgeschichte. München 2006 Zoran Terzic 2012, http://www.halbkunst.de/halbkunst/neuron.html