gReaT dORseT sTeaM faiR daMpf in seineR schÖnsTen fORM

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gReaT dORseT sTeaM faiR daMpf in seineR schÖnsTen fORM
01. bis 05. September
Komfortbusreise
gReaT dORseT
sTeaM faiR
daMpf
in seineR
schÖnsTen
fORM
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Die Windsors. Ihre Sterne stehen in diesem Jahr
günstig. Seit geraumer Zeit bleiben sie von Skandalen, selbst von Mini-Ausgaben, verschont.
Negative Schlagzeilen überlassen sie gerne dem
schwedischen Königshaus. Dessen Chef, König
Carl Gustaf, hat seine an sich toleranten Landsleute, mächtig enttäuscht. Wilde Partys in Nachtclubs und ein monatelanges „Techtelmechtel“
mit einer durchaus attraktiven Sängerin, zehren
an den Nerven. Vor allem wenn sie die Öffentlichkeit spitz bekommt. Ist ja auch allerhand. Der
König träumt bei seinen amourösen Auftritten
von einem Leben auf einer einsamen Insel. Nicht
mit seiner Silvia. Nein, die soll in Stockholm die
Stellung halten. Sondern mit einer knackigen
Rock-Röhre, welcher der Sinn nicht so ausgeprägt nach repräsentieren steht. Sie hat mit dem
König viel erlebt. Und später dann gegenüber
der Presse ausführlich die nicht allzu hoffähigen
Treffen ausgeplaudert. Das war des Guten zuviel.
The
Naitional
Heritage
Show
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Da haben`s die Windsors einfacher. Am 29. April
2011 führt der älteste Enkel von Queen Elisabeth,
der zweite Thronfolger, Prinz William, die bürgerliche Kate Middleton in Westminster Abbey vor
den Traualtar. Diese Hochzeit wird mit vollem
Pomp gefeiert. Sie versetzt Royalisten in einen
ausgedehnten Ausnahmezustand. Die Engländer
machen derzeit schwere Zeiten durch. Die Wirtschaftskrise hat sie tief gebeutelt. Der neue Premierminister David Cameron und sein Vize Nick
Clegg, haben sich das Regieren wahrscheinlich
leichter vorgestellt. Und dann kommt für viele überraschend die längst ersehnte Hochzeit.
Ende April erhält die „geschundene“ englische
Seele Balsam auf ihre Wunden. Dieser Hochzeitsprunk weckt Erinnerungen an Zeiten, in denen
das „British Empire“ eine Weltmacht war. Lange,
sehr lange ist`s her. Viele Engländer haben das
zwar immer noch nicht begriffen. Sie glauben immer noch, sie könnten die Welt und ihre Meere
beherrschen. Ein Irrglaube. Aber in dieser Tradition lebt sich`s offenbar ganz gut.
Früher war das in der Tat anders. Da war’s so,
wie viele glauben, daß es immer noch ist. Vor allem Anfang des 19. Jahrhunderts, als der Schotte James Watt die erste verwendbare Dampfmaschine erfunden hat. Er legte den Grundstein für
die industrielle Revolution. Sie bescherte England
einen massiven Reichtum, der zwar nicht mehr
vorhanden ist, den aber zahlreiche Gebäude in
London, ja im gesamten Land als stumme Zeugen beschwören. Die letzten Jahrzehnte haben
kräftig genagt.
James Watt ist übrigens ein gutes Stichwort. Unsere Gäste wissen auf was wir nunmehr lossteuern. Nicht auf das englische Königshaus. Nein,
auf das Great Dorset Steam Fair. Hier wird heuer
zum 38. Mal aus allen Rohren gedampft. So stark
wie weltweit auf keiner anderen Veranstaltung.
Als Dampf wird der Zwischenzustand im Übergang eines Stoffes vom flüssigen in den gasförmigen Zustand bezeichnet. Das wissen Sie aus
der Schule. Was ist eine Dampfmaschine? Diese
Frage hat Heinz Rühmann in seiner Feuerzangenbowle berühmt gemacht. Ja, aber was ist
sie nun? Eine Maschine, die Dampfspannung in
Bewegung, für Arbeitsleistungen, umformt. Eins!
Setzen, gut gemacht.
Soweit der Begriff Dampf mit Technik zu verbinden ist, macht Ihnen so leicht keiner was vor.
Sie wissen, was eine Dampflokomotive ist, ein
Dampfschiff, eine Dampfstrahlpumpe oder ein
Dampfspeicher. Aber was verstehen Sie unter
Dampfdruck? Druck des Wassers. Dieser Begriff
kommt aus der Meteorologie. Den Dampfkochtopf kennen Sie dagegen wieder. Wie verhält es
sich mit Dampfnudeln? Richtig, ein in feuerfester
Form gebackener, oder über kochendem Wasser
gedämpfter Klos aus Hefeteig. Hat mit Technik
wirklich nichts zu tun. Sie schmecken hervorragend. Mit heißen Kirschen sind sie ein Traum,
selbst für verwöhnte Gaumen.
Aber jetzt wollen wir zurück nach Dorset. Den
Besserwisser schließen wir weg, verbarrikadieren
ihn im Eck. Da soll er bleiben. Klappe zu, Affe tot.
Aber erst in England. Denn auf der Anreise nach
Dorset könnte in einem Dampfquiz das eine oder
andere abgefragt werden. Also, jetzt endgültig
Dorset.
Donnerstag, 1. September
Erster Dampftag
Anreise - Lüttich - Calais
Was sich im Süden Englands nahe der Stadt
Tarrant Hinton auf einem riesengroßen Freiland
abspielt, lässt sich kaum glaubhaft beschreiben.
Am kürzesten: Dorset ist das weltgrößte Dampftreffen. Größer geht`s auf dieser Welt nicht. Das
will schon etwas heißen. Denn während der
Saison gibt`s in England, den Niederlanden und
Deutschland zahlreiche organisierte Gelegenheiten zum dampfen. Zum Beispiel alljährlich am 6.
Januar beim Boxenstop Dampftag.
Am Anfang, in den 60er Jahren, war Dorset klein,
richtig überschaubar. Damals haben sich ein
paar Spezialisten getroffen um gemeinsam ihrem
schönen Hobby zu frönen. Jedes Jahr kamen
mehr. Schnell hatte es sich herumgesprochen,
dass Dorset etwas ganz besonderes ist. Von
Jahr zu Jahr musste der Zaun, der das Veranstaltungsgelände abschirmt, weiter gesteckt werden.
Waren es anfangs nur Dampftraktoren, vereinzelt
Showman`s Engines, kamen im Laufe der Zeit
immer mehr Passionisten dazu: Stationärmotoren, alte Autos, Motorräder, Pferdegespanne, Karusell, Traktoren die beim Treckerpulling bis auf`s
Blut, besser bis auf`s Motorenöl gequält werden.
Schlussendlich kam es, wie es kommen sollte:
Dorset avancierte zu einer Nummer, die nicht geschlagen werden kann. Dorset ist Top of Steam.
Seit Jahren reist Boxenstop mit Gästen im Komfortreisebus nach Dorset. Jedes Mal sind alle
begeistert zurückgekommen. Euphorisch wird in
den höchsten Tönen geschwärmt. Unglaublich.
Einzigartig. Von den Wiederholungstätern gleichermaßen wie den Newcomern.
Auf der englischen Insel werden Menschen in ihrer Freizeit besser unterhalten wie auf dem Kontinent. Das ist so. Da beißt keine Maus einen Faden ab. Die Engländer wissen was gefällt, was
ankommt. Dieses Urteil fällt uns nicht leicht. Aber
wir müssen`s akzeptieren. Es gehört zum Fairplay.
Bis auf ganz wenige Ausnahmen, müssen alle Maschinen und Geräte, die nach Dorset geschleppt
werden, arbeiten, richtig ran. Die bunt bemalten,
eindrucksvoll beleuchteten Showman`s Engines
mit ihren riesengroßen Generatoren. Die Dampftraktoren, die Arbeitstiere, sind dazu verdammt,
schwerste Lasten einen Hügel hoch zu schleppen. Die Stationärmotoren tuckern vor sich hin
oder treiben Maschinen an wie Wasserpumpen.
Häckselgeräte zertrümmern Steine. Beim Traktorpulling wird schwerstes Eisen über das Gras
gehievt, zumindest versucht. Irgendwann versagen auch die stärksten PS. Selbst wenn sie vierstellig sind.
Edle Rösser, festlich gezäumt, ziehen stolz farbenprächtig geschmückte, meist mit Bier- oder
Whiskyfässer beladene Wagen. Die Landwirtschaft gibt sich rustikaler. Schwere Ackergäule
ziehen Pflüge, graben das Land um. Von Leichtfuss ist hier nichts zu sehen.
Alte Autos und Motorräder defilieren bei Paraden.
Auf dem „Marktplatz“ wird nützliches und weniger nützliches angeboten. Bleiben wir bei ersterem: In den Bewirtungszelten, an den Theken,
steht der Bierhahn für Guiness im Dauereinsatz.
Er bleibt über Stunden auf maximalen Durchfluss
eingestellt. Die Pintgläser werden mit diesem
braunen, „ölartigen“ Gebräu im Rekordtempo
gefüllt. Wer bremst hat verloren. Die durstigen
Seelen wollen bedient werden. Ohne Fish and
Chips geht nach wie vor nichts. Allerdings sind
Hamburger und Burger Kings auf einem beängstigendem Vormarsch. Es ist halt doch nicht mehr
alles wie es war. England geht mit der Zeit. Zwar
langsam, gemächlich, aber immerhin. Der 2.
Weltkrieg scheint jedenfalls vorbei zu sein.
7.00 Uhr. Der Boxenstop Komfortreisebus verlässt Tübingen. Auf dem Betriebshof Schnaith
stehen Parkplätze zur Verfügung. Über die Autobahn Karlsruhe / Hundsrück / Koblenz / Aachen
führt der Weg nach Belgien. Unterwegs bieten
wir gerne weitere Zustiege an, servieren wir Ihnen unser beliebtes Bordfrühstück. Um die Mittagszeit laden wir zu einem warmen Picknick ein.
Am frühen Nachmittag erreichen Sie Lüttich, die
Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Sie ist die
wichtigste Stadt des wallonischen Landesteils.
Links und rechts der Maas liegt die Altstadt. Hier
befindet sich in einem reich dekorierten Patrizierhaus aus dem 18. Jahrhundert ein Waffenmuseum. 8000 Schusswaffen vom 15. bis zum 20.
Jahrhundert werden gezeigt. Dieses Museum
gilt deshalb als das handfeuerwaffenreichste der
Welt. Die meisten Waffen wurden in der Industriestadt Lüttich hergestellt.
Bei einer Führung sehen Sie die hohe handwerkliche Kunst der Waffenschmiede. Dieses Museum
wird auch dem Besucher gefallen, der kein ausgesprochener Waffennarr ist.
Ihr Ziel ist das französische Calais am Ärmelkanal.
Vorbei an Brüssel, Gent, erreichen Sie am Abend
die französische Hafenstadt. Sie übernachten im
3-Sterne Hotel Holiday Inn. Dieses gut geführte
Hotel liegt zentral, nur einen mittleren Steinwurf
vom Seehafen entfernt.
Am Abend laden wir Sie zu einem guten Abendessen ein. Die französische Küche wird Ihnen
munden.
Mehr oder weniger um die Ecke, wirklich nur ein
paar Schritte vom Hotel entfernt, entern Sie den
alten Kern von Calais mit zahlreichen Restaurants, Kneipen und Pinten. Sie waren heute einige Stunden unterwegs. Da kann ein Spaziergang
mit einer gemütlichen Einkehr nicht schaden.
Probieren Sie`s mal aus.
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BLANKER HARTE
STAHL MÄNNER
Freitag, 2. September
Zweiter Dampftag
Portsmouth
Sie haben gut geschlafen. Wir wünschen`s Ihnen
jedenfalls. Ihr erster Blick wandert zum Hafen,
wo zig Fähren von England einlaufen. Sie bedienen sich am untypisch üppigen französischen
Frühstücksbüffet. Man sieht, dass in diesem
Hotel häufig Engländer und Deutsche übernachten. Das Management hat sich den Wünschen seiner ausländischen Kunden geöffnet. Im
Komfortreisebus geht`s zum Hafen. Im riesigen
Schiffsschlund findet Ihr Bus Platz. Sie erklimmen die Stufen zum Freideck, winken Calais ein
herzliches „au revoir“ zu. Für die nächsten drei
Tage „segeln“ Sie unter britischer Flagge. Das
Fährschiff der Reederei P & O Stena Line wird
nach 90 Minuten in Dover festgezurrt. Vor Ihnen
erheben sich die mächtigen weißen Klippen. Das
Wahrzeichen dieser alten Hafenstadt. Sie starten
durch. Ihr Weg führt schnurstracks nach Portsmouth, einer der bedeutendsten englischen Hafenstädte. Hier zünden wir mit drei historischen
Schiffen eine touristische Rakete. England ist
eine alte Seemacht. Das wissen Sie. Seine maritime Geschichte hängt häufig mit Portsmouth
und seinem beeindruckenden Naturhafen zusammen. Seit Alters her befindet sich hier das
Hauptquartier der königlichen Marine. Den Engländern sind Traditionen wichtig, wenn nicht sogar heilig. Viel mehr als uns. Ihr Geschichtsbewusstsein entspringt ihrem Naturell. Dafür leistet
der englische Staat viel. In Portsmouth können
Sie`s erleben. Hier liegen drei geschichtsträchtige Schiffe endgültig vor Anker. Allen voran die
H.M.S. Victory, das Flaggschiff des englischen
Samstag, 3. September
Dritter Dampftag
Great Dorset Steam Fair
Seehelden Lord Nelson. Oder die Mary Roos. Sie
gehörte zur Flotte Heinrichs des VIII. Das Schicksal meinte es mit diesem 4-Decker über 400 Jahre hinweg nicht besonders gut. Denn das Schiff
lag von 1545 bis 1982 auf Grund. Eigentlich ein
ungemütlicher Platz. Als drittes großes Schiff liegt
die H.M.S. Warrior, ein Kriegsschiff, im Trockendeck. Diesem Schiff war ein gütiges Schicksal
beschieden. Es ist 1860 vom Stapel gelaufen, hat
es aber nie zu militärischen Ehren gebracht. Es ist
nie zum Einsatz gekommen. Alle drei Schiffe liegen im historischen Seehafen dicht beieinander.
Sie besichtigen die Schiffe, die H.M.S. Victory
sogar von innen. Spätestens unter Deck wird Ihnen klar, dass das Leben auf hoher See seinerzeit
kein Honigschlecken war.
Der Besuch des weitläufigen Hafengeländes wird
ein erster Höhepunkt.
Wenn Sie den historischen Hafen verlassen ziehen Sie Ihren Hut vor Männern wie Lord Nelson,
vor den vielen unbekannten Seemännern, die auf
diesen Schiffen gnadenlos malochen mussten.
Vor den Schiffsbauern, den Konstrukteuren, den
Handwerkern, die oft mit primitiven Maschinen
und Werkzeugen wahre Kunstwerke geschaffen
haben. Wenn Sie an die Unterdecks der HMS
Victory denken fragen Sie sich unwillkürlich, ob
eine Seefahrt wirklich so lustig ist, wie sie einst in
einem Schlager besungen wurde. Jedenfalls wissen Sie wieder einmal zu schätzen, in welchem
Komfort wir Menschen des 21. Jahrhunderts leben dürfen.
Über die Autobahn steuern Sie Ihr Ziel, die Küstenstadt Bournemouth an. Sie übernachten im
Hotel Norfolk Royale. Beim Abendessen lassen
Sie den heutigen Tag ausklingen.
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Sie freuen sich auf das „traditional full english
breakfast“. Wenn Sie schon öfters in England
ein so opulentes Frühstück vom Büffet genossen
haben, wissen Sie, was auf Sie zukommt. Falls
Sie das erste Mal in merry old England weilen,
verraten wir`s Ihnen gerne. Schinken, Speck,
Kartoffeln, Tomaten, Bohnen, Würstchen, aber
auch Cornflakes, Joghurt, Marmelade, Toast,
sind fester Bestandteil, wenn Engländer frühstücken. Wenn Sie mit Bedacht an dieses Frühstück
herangehen, kommen Sie weit in den Tag hinein.
Sie wappnen sich für einen langen Tag. Denn
heute stehen das Blandford Forum und sein
Great Dorset Steam Fair auf dem Programm. Ist
es wirklich alles so gigantisch groß wie es uns
vom Boxenstop beschrieben wurde? Oder haben die maßlos übertrieben? Wir lassen Sie mit
Ihren Fragen gerne alleine. Denn Dorset kann
man mit Worten nicht umfassend beschreiben.
Sie müssen`s erleben.
Nach einer guten Stunde biegt der Komfortreisebus auf seinen Parkplatz ab. Sie steigen aus und
sehen schwarzen Rauch über dem Gelände. Ein
untrügliches Zeichen dafür, dass Dorset schon
voll im Gange ist. Keine Sorge: Sie brauchen
nicht bei den ersten Gästen sein. Sie haben viel
Zeit. Zwar nicht so viel, dass Sie das gesamte
Gelände in Ruhe anschauen können. Andererseits aber so viel, wie es Ihre Kondition zulässt,
wenn nicht sogar mehr.
Sobald Sie die Eintrittsschleuse hinter sich haben, reiben Sie ungläubig Ihre Augen. Realität
oder Film? Das ist ja alles noch viel großartiger,
wie Sie es sich in Ihren kühnsten Träumen vorgestellt haben. Hier wird ja wirklich unglaublich
viel aufgetischt, läuft eine große Nummer ab.
Zunächst sehen Sie den großen Rummelplatz.
Leider nicht mit alten Fahrgeschäften. Zumindest
nicht ganz alten. Riesenrad, Boxauto, Kettenkarusell, Losbuden, laden ein. In der „Wall of Death“
knattern die Motorräder, führen die Artisten waghalsige Fahrmanöver vor. In Revuezelten wird
French Cancan getanzt. Zackig strecken die jungen Damen ihre Beine nach oben. Welch ein Bild!
Klar macht es Spaß, so ein paar frech gekleideten, jungen Damen zuzuschauen. Aber deshalb
sind Sie nicht nach Dorset gefahren. Sie wollen
die Showmen`s Engines, Dampftraktoren, Stationärmotoren, alte Autos, Motorräder, Traktoren, Panzer, Pferdegespanne, Mähdrescher,
sehen. Als erste Station schlagen wir Ihnen die
Showmen`s Engines vor. Das sind gewaltige Apparate, kunstvoll bemalt, farbenfroh. Sie strahlen
einen Glanz aus – unbeschreiblich. Alles ist poliert, frisch gewienert, mordsmäßig groß. Über 50
Showmen`s Engines wollen bewundert werden
– wie Pfaue. Sie gehen weiter, sehen die Dampftraktoren, die Steam Tractors bei der Arbeit. Das
sind die Kaltblüter unter den Maschinen. Den
Engländern macht es offenkundig Wahnsinnsspaß, die stählernen Kolosse zu quälen. Bis
auf`s Dampföl. Ohne Rücksicht. Kein Pardon.
Je heftiger die Maschinen zur Sache müssen,
umso breiter wird das Grinsen der Crew. Zu dritt,
oftmals sogar zu viert, stehen die Maschinisten
auf dem Führerstand, betätigen die Hebel, lassen den Dampf durch die Ventile strömen. Sie
erkennen, wer seine Maschine wie aus dem FF
bewegt, absolut sicher, ohne Irritationen. Und die
anderen, die noch üben. Die ihren Traktor noch
nicht bis in die letzte Facette beherrschen.
Sie schlendern übers Marktgelände, wo Sie auch
Miniaturausgaben von Dampfmaschinen erwerben können. In erster Linie ist aber dieser Markt
der Landwirtschaft gewidmet. Deutlich über
1000 Stationärmotoren und Arbeitsmaschinen
sind bereits im Einsatz. Es ist einfach ein beruhigendes Geräusch, wenn die Einzylinder ihren
Takt schlagen. Die meist älteren Männer sitzen
vor ihren Stationärmotoren, schauen sie liebevoll
an, wie wenn sie sich vor einem Aquarium befänden. In der Tierabteilung geht es ruhiger zu. Edle
Rösser, fein herausgeputzt, warten, bis sie von
ihrem Kutscher die Signale „Go“ gezeigt bekommen. Selbst die Pferde scheinen sich hier wohl
zu fühlen. Zumindest die Edlen. Die Kaltblüter
mit ihren schweren Hufen und ihren dicken Hinterteilen schauen nicht ganz so stolz in die Welt.
Sie ziehen Pflüge hinter sich her, bahnen sich
den Weg, eine Ackerfurche um die andere. Den
Kopf leicht zu Boden geneigt, die Mähne vor den
Augen. Nein, glücklich sehen diese mächtigen
Rösser nicht aus. Vielmehr sehnen sie sich nach
dem Feierabend. Richtig laut, viel Action, gibt`s
beim Treckerpulling. Mit einem Gasstoß werden
tausende von PS mobilisiert. Schwarze Rauchwolken werden über die Auspfuffrohre nach oben
geputzt. Los geht die Fahrt. Was auf den ersten
paar Metern noch spielend leicht aussieht, endet
mit Schwerstarbeit. Denn das ziehende Gewicht
verkeilt sich immer mehr im Boden, stemmt sich
mit aller Gewalt gegen die Fahrt. Treckerpulling ist
wie Stierkampf. Meistens bleibt das Gewicht auf
der Strecke, siegen die PSe. Bei den Autos und
Motorrädern wird`s wieder ruhiger. Aber nicht wie
auf einem Friedhof. Auch in diesem Feld ist alles
in Bewegung. Will man sein Vehicle nicht nur ausstellen, sondern bewegen und fahren.
Wir sind soeben mit Ihnen im Schweinsgalopp
über das 200 Hektar große Gelände getrabt. Das
schaffen Sie natürlich in der Realität nicht. Nie
und nimmer. Wenn Sie bei den Autos und Motorrädern angekommen sind, haben Sie einige
Kilometer in Ihren Füßen und zig tausend Bilder
im Kopf. Wenn Sie Dorset einigermaßen in Ruhe
anschauen wollen, reicht ein Tag nicht. Sie wollen
ja auch mal gemütlich ins Gras sitzen, Fish and
Chips und Guiness genießen. Sie müssen sich
ein solches Bewirtungszelt geben. Mehrfach sogar. Denn da lernen Sie des Volkes Seele kennen.
Langweilig wird`s Ihnen sicher nicht. Versprochen. Es sei denn, Sie hätten Dorset völlig falsch
eingeschätzt, wären mit Erwartungen hierher
gereist, dass Rennwagen auf pieksauberem Asphalt ihre Runden drehen. Glauben Sie’s uns:
Dann sind Sie hier falsch – grottenfalsch sogar.
Um 18.00 Uhr bieten wir die erste Rückreise zum
Hotel an. Wer in Dorset länger bleiben möchte,
kann auf den 21.00 Uhr Transfer warten. Um diese Uhrzeit hat die Dunkelheit Dorset fest im Griff,
ist das Gelände am schönsten. Die Showmen`s
Engines mit ihren riesigen Generatoren erzeugen
Strom auf Teufel komm raus. Wie weit der Strom
ökologisch gerecht erzeugt wird, entzieht sich
unserer Kenntnis. Aber es ist ein guter Strom.
Die zig tausend Birnen leuchten jedenfalls taghell. Am Abend begreifen Sie erst richtig, was die
Showmen`s Engines vor über 100 Jahren waren.
Technische Kolosse, die in einer Welt für Helligkeit
gesorgt haben, wo die Menschen abends noch
im Kerzenlicht oder einer schwachen Funzel zu
Hause gesessen sind. Energiesparlampen gab
es damals nicht. Der Stromverbrauch war den
Menschen seinerzeit völlig egal. Sie haben sich
über die Helligkeit gefreut, sie förmlich genossen.
Die Gäste, die bereits um 18.00 Uhr zum Hotel zurückreisen, laden wir zu einem weiteren
Abend-Mehrgangmenü ein. Die anderen Gäste
bedienen sich vom Picknick am Bus. Beim Vespern sammeln Sie Kräfte für den letzten Turn.
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Montag, 5. September
Fünfter Dampftag
Hyte - Heimreise
Falls Sie gestern Abend nicht mehr dazu gekommen sind, sollten Sie vor der Abreise Ihre Füße im
Meer kühlen. Salzwasser bewirkt vieles.
Das Frühstücksbüffet steht dem Abendessen in
nichts nach. Sie bedienen sich vom Büffet, bevor
Sie die letzten paar Kilometer nach Dover zurücklegen. Mit einem Fährschiff der Gesellschaft P &
O Stena Line schippern Sie über den Kanal, begrüßen Frankreich mit „bon jour“. Von dem strengen Blick der französischen Zöllner brauchen
Sie sich nicht beirren lassen. Sie tun nichts unrechtes. Denn innerhalb der europäischen Union
dürfen Sie Waren und Güter ohne Formalitäten
von einem Land ins andere befördern. Über die
belgische Autobahn, vorbei an Brüssel, später
Aachen, Koblenz, Hundsrück, geht`s zurück ins
Schwäbische. Gegen 23.30 Uhr können Sie Ihre
„Beute“ in Ihren eigenen PKW umladen. Ende der
Vorstellung.
Sonntag, 4. September
Vierter Dampftag
Steam Fair oder Subtropical Garden
Zahlreichen Gästen wird ein Tag Dorset nicht reichen. Dafür haben wir Verständnis. Uns geht`s
gleich. Deshalb bieten wir am Sonntag noch mal
das Great Steam Fair an. Nunmehr haben Sie
Zeit für Ihren persönlichen Schwerpunkt.
Andererseits: Wir verstehen auch die Gäste die
sagen, ein Tag Dorset reicht. Aber sie wollen
auch unterhalten werden. Im Hotel rumsitzen
und warten bis es nachmittags Richtung Südosten geht, macht ja keinen Spaß. Einen solch
öden Tag wollen wir Ihnen nicht antun. Deshalb
laden wir zu unserer Kultour ein. Wenn am frühen
Nachmittag alle Gäste in Dorset wieder zusammentreffen, sollte jede/r von einem interessanten
Tag berichten können. Das sind wir allen Gästen
schuldig. Diesen Anspruch erfüllen wir liebend
gerne.
Nach dem weiteren „traditional full english breakfast“ fahren alle Gäste zunächst nach Tarrant
Hinton. Die Dorset Gänger verlassen den Bus.
Die KulTour Gäste bleiben sitzen. Sie steuern die
Küste, die subtropischen Gärten von Abbotsbury an. Dieser preisgekrönte Park gehört zu den
besten der Welt. An der englischen Kanalküste
gedeihen dank des Golfstromes subtropische
Pflanzen. In dem auf das Jahr 1765 zurückgehenden, mittlerweile 20 ha großen Garten, wimmelt es nur so vor tollen Pflanzen. Kamelien, Magnolien, Rhododendron, Hortensien „wuchern“
beinahe wie Unkraut. Vom Hornby Magnolia
Walk genießen Sie einen tollen Blick auf den unter Naturschutz stehenden Chesil Beach. So wie
Abbotsbury Gardens könnte das Paradies ausgesehen haben. Wir wissen`s nicht. Aber passen
könnte es schon.
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Am Nachmittag geht`s über Dorchester zurück
zum Dampfareal. Wenn die Zeit noch reicht, besuchen Sie die ländliche Grafschaft Hauptstadt
Dorchester. Sie liegt malerisch in einem Kreidetal
des River Frome. Dorchester hat eine interessante Vergangenheit, die bis in die prähistorische
Zeit zurückreicht. Den berühmtesten Sohn, den
Schriftsteller Thomas Hardy, hat Dorchester zu
Ehren ein Denkmal errichtet. Dorchester allein
wäre einen Tagesausflug wert. Das Great Dorset
Steam Fair wird auch 2012 stattfinden …
Gegen 16.00 Uhr treffen sich alle Gäste. Ob es
Ihnen recht ist oder nicht: Wenn Sie das Gelände
verlassen, befinden Sie sich auf dem Heimweg.
Nicht unmittelbar. Aber zumindest bis Hythe nahe
Dover. Sie übernachten im plüschigen 4-Sterne
Hotel Mercure. Das an ein Grand Hotel erinnernde, alte Gemäuer, liegt unmittelbar an der Küste,
lediglich durch eine Straße vom Meer getrennt.
Dieses Hotel ist immer ein schöner Abschluss unserer England Reisen. Unsere Gäste fühlen sich
hier wohl. Nicht zuletzt dank der ausgezeichneten Küche und der angebotenen Menüauswahl.
Sie speisen im Restaurant, äußerst gediegen,
werden vom aufmerksamen Service bestens
bedient. Die Engländer halten Traditionen hoch.
Den Beweis haben Sie in den letzten Tagen frei
Haus geliefert bekommen. Boxenstop hat auch
Traditionen. Deutlich weniger, aber eine, die sticht
immer: Besuch im Pub am letzten Abend. Wir laden zu einer Runde Guiness ein, lassen die Reise
gemeinsam Revue passieren.
Unsere Leistungen
· 4 x Übernachten mit Frühstücksbüffet und
Abendmehrgangmenü in guten Hotels
· Eintritt/Führung Waffenmuseum Lüttich
· Eintritt Dockyards Portsmouth mit Besich tigung der H.M.S. Victory, H.M.S. Warrior
und H.M.S. Mary Roos
· Eintrittskarte Dorset am Samstag
· KulTour am Sonntag mit Eintritt Abbotsbury
Subtropical Garden oder alternativ Eintritts karte Dorset am Sonntag
· Fähre Calais - Dover - Calais
· Bordfrühstück auf der Anreise
· 2 x Mittagspicknick
· Kaffee und Kuchen
·Reiseleitung/Bordservice
· 4-Sterne-Komfortbusreise nach gbk
Ihr Reisepreis
Pro Person im Doppelzimmer
Einzelzimmerzuschlag
v695,v120,-

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