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Transcrição

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Ich bin Hotelier,
nicht Manager
RUPERT SIMONER, KEMPINSKI
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HOTELIER TALK RUPERT SIMONER
Der Mann ist erst 43-jährig und hat
schon eine erstaunliche Karriere gemacht:
Rupert Simoner, der gebürtige Österreicher
aus Kärnten, führt seit zehn Jahren das
Kempinski Grand Hotel des Bains in
St. Moritz – mit grossem Erfolg. Damit
nicht genug: Der Hotelprofi ist als Senior
Vice President Europe für Hotelprojekte
in ganz Europa verantwortlich. Soeben hat
er in Wien das neue Kempinski im
Palais Hansen eröffnet. Hans R. Amrein
traf Simoner in der Smokers Lounge
zum «Hotelier Talk».
INTERVIEW Hans R. Amrein
Rupert Simoner, hier in der Lobby
des Kempinski Grand Hotel des Bains
in St. Moritz, sieht sich als Hotelier,
Gastgeber und Unternehmer: «Wenn
ich morgens ins Hotel komme,
frage ich mich: Was würde ich tun,
wenn das mein Haus wäre?»
Das Kempinski Grand Hotel des Bains in St. Moritz Bad.
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R
upert Simoner, woher kommt
eigentlich Ihr Vorname? Mich erinnert
Rupert an Südafrika …
… Nein, der heilige Rupert war der
Erzbischof von Salzburg und Bayern. Irgendwie
kam der Name dann nach England. Rupert ist
ein typisch britischer Name. Die meisten Ruperts
findet man in Australien, Grossbritannien, Südafrika und in Salzburg.
Nein. Ich hatte dort keine Vision, keine Idee. Also
gab es für mich nur eines: raus! Raus in die Welt!
Wer sind Sie?
(denkt lange nach) … Ich bin ein Mensch, der
sich gerne verändert. Ja, ich bin Hotelier aus Leidenschaft. Und ich gehe gerne mal ans Limit –
auch privat.
Und trotzdem haben Sie in Kärnten, in Ihrer Heimat,
ein ziemlich einzigartiges Hotelprojekt umgesetzt,
nämlich das Almdorf «Seinerzeit».
Dass es in Kärnten entstand, war reiner Zufall.
Ans Limit?
Zum Beispiel beim Bergsteigen oder beim Tauchen. Da geht es mir darum, ab und zu die Grenzen zu spüren. Und die spürt man, wenn man
ans Limit geht.
Und wie ist das in der Hotellerie, gehen Sie da
auch ans Limit?
Eigentlich jeden Tag.
Sie führen Ihre Mitarbeiter ans Limit …
… wenn Sie damit die Bereitschaft verstehen, täglich das Beste für den Gast zu geben, dann ja.
Wie führen Sie eigentlich Ihr Kempinski in St. Moritz?
Wenn ich morgens das Hotel betrete, frage ich
mich zuerst: Was würde ich als Eigentümer dieses Hauses jetzt tun? Und die zweite Frage lautet:
MEINE HAUPTAUFGABE IST ES,
NEUE KEMPINSKI-HOTELS IN GANZ
EUROPA ZU ENTWICKELN.
Was würde ich als Gast in diesem Hause erwarten? Nur wenn ich die beiden Dinge, die Optik
des Unternehmers und die Erwartung des Gastes, zusammenbringe, erhalte ich ein Produkt, das
mich glücklich macht.
Sie gelten als sehr dynamischer, schnell denkender
und handelnder Hotelier.
Ja, wenn es um Geschäftsideen geht, trifft das
schon zu. Es geht mir einfach darum, gute Ideen
möglichst rasch umzusetzen.
Vielen Hoteliers fehlt das unternehmerische Denken.
Schauen Sie, ich komme aus einer Kleinunternehmer-Familie. Wahrscheinlich habe ich das
Unternehmerische schon als Kind mit der Muttermilch in mich reingezogen.
Was haben denn Ihre Eltern gemacht?
Sie hatten ein kleines Hotel mit einem Gasthof.
In Oberkärnten. So ein typisch österreichischer
Familienbetrieb.
War es denn für Sie nie eine Option, den Betrieb
Ihrer Eltern zu übernehmen?
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Und das haben Sie nie bereut?
Das war die beste Entscheidung!
Und heute sind Sie glücklich?
Ja, wenn ich morgens aufstehe, bin ich glücklich.
Jeden Tag.
Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen,
ein Luxus-Chalet-Dorf auf einer Alp, wie wir in der
Schweiz sagen, zu eröffnen?
Man muss sich und sein eigenes Geschäftsmodell
immer wieder hinterfragen. So fragte ich mich: Ist
das, was wir tun, die Luxushotellerie, eigentlich
das einzige, was wir tun können?
Ganz kurz: Was ist das Besondere in diesem
Almdorf in Kärnten?
Es ist eine Oase der Ruhe, mitten in einer wunderbaren, abgelegenen Natur- und Bergwelt, wo
der Gast eine authentische, traditionelle Welt entdeckt und erlebt. Man wohnt in Hütten und Jagdhäusern, in grosszügigen Chalets, geniesst aber
höchsten Komfort. Es gibt ein uriges Restaurant,
ein Badehaus, den Alm-Spa und zwei Teiche, wo
man baden kann. Ein exklusives Kärntner Bergdorf. Es bringt das Echte und Traditionelle mit der
modernen Welt in eine Harmonie.
Es gibt die Hotelmanager. Sie führen
ihre Häuser vor allem nach betriebswirtschaftlichen Kriterien, sie sind
selten beim Gast anzutreffen. Und
dann gibt es den klassischen Hotelier,
ein Gastgeber alter Schule. Welche
Rolle behagt Ihnen besser?
Ich sehe mich als Hotelier und Unternehmer,
aber nicht als Manager. Zudem sehe ich mich als
Coach. Auch wenn das Unternehmen nicht mir
gehört, denke und handle ich unternehmerisch.
Bleiben wir beim Begriff Management. Wenn
Kempinski ein Hotel übernimmt, tut man das in der
Regel auf der Basis eines Managementvertrages.
Wie ist das in St. Moritz?
Da haben wir einen Pachtvertrag. Wissen Sie, ich
habe Mühe mit Leuten, die sagen: Ich bin Manager.
Der Begriff Management ist was anderes.
In der Ketten- oder Markenhotellerie sind Hoteliers
Manager oder General Manager.
Wenn ich 2000 Hotels habe, gebe ich eine
bestimmte Richtung vor und verlange dann von
meinen Leuten, dass sie meine Intentionen und
die Standards genau umsetzen. Dafür brauche
ich Manager. Da ist die Vorgabe – bitte umsetzen,
lautet die Devise.
Bei Kempinski ist das offensichtlich anders. Ihr
Präsident und CEO, Reto Wittwer, sagt: Kempinski
ist individuell und nicht standardisiert.
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Stimmt, wobei das auch andere Top-Luxushotelgruppen sagen.
Der Unterschied ist: Mandarin Oriental, Shangri-La oder Peninsula haben den asiatischen Touch, wir leben europäische Werte.
Eine der besten Luxushotelgruppen der Welt ist Four Seasons.
Worin unterscheiden sich Four Seasons und Kempinski?
Entscheidend für den Erfolg eines Hotels ist der Hotelier vor Ort.
Egal, ob Kempinski oder Four Seasons: Ich kann die beste Hotelmanagement-Gesellschaft der Welt sein, wenn ich vor Ort nicht
den richtigen Mann oder die richtige Frau habe, werde ich das Haus
nie an die Spitze bringen. Man kann sich zwar über Architektur,
Design und solche Dinge profilieren und auch differenzieren, aber
DAS LES TROIS ROIS IN BASEL WÜRDE
GUT ZU UNSERER MARKENPHILOSOPHIE
PASSEN. EIN TOLLES HAUS.
das Allerwichtigste ist der Hotelier. Über seine Persönlichkeit muss
er das Haus prägen. Wenn ich heute in der Lobby eines Hotels sitze,
spüre ich sofort, ob der Direktor präsent ist. Ich muss ihn gar nicht
sehen. Der grosse Unterschied liegt also immer in der Person des
Hoteliers. Die Firma im Hintergrund ist operativ «zweitrangig». Sie
unterstützt das Hotel, setzt gewisse Standards, bietet Marketing
und Sales und muss ein starkes, begehrenswertes Markenbild vermitteln. Aber operativ getragen wird das Ganze immer vom einzelnen Hotelier vor Ort.
Die richtigen Leute am richtigen Ort …
Sie sagen es. Einer, der jetzt leider nicht mehr lebt, ein Mentor, hat
mal zu mir gesagt: Rupert, wähl immer die besten Leute aus! Nimm
dir viel Zeit, wenn es darum geht, Leute auszuwählen.
Sprechen wir über neue Projekte bei Kempinski. Was steht nächstens
auf Ihrer Agenda?
Ein Haus in Portugal, Montenegro und Griechenland.
persönlich
WER IST RUPERT SIMONER?
Der gebürtige Österreicher (Kärnten) ist derzeit geschäftsführender Direktor des Kempinski Grand Hotel des Bains und
Senior Vice President Europe Kempinski. Das Luxushaus in
St. Moritz führt Rupert Simoner seit Juni 2004. «Ich erinnere
mich, als ich vor Jahren das erste Mal den Albulapass überquerte und sich vor mir das berühmte Engadiner Tal mit seiner
Weite ausbreitete. Plötzlich blitzten die charakteristischen
Ecktürme, die himmelblauen Fensterläden des Hotels und der
gelb leuchtende Schriftzug – entsprechend der St. Moritzer
Wappenfarbe – vor mir auf. Eindrücke, die mich bis heute
nicht losgelassen haben.»
In seiner Position als Direktor des Fünfsterne-Hotels und als
Senior Vice President Europe kann der Österreicher auf seine
langjährige Erfahrung bei Kempinski Hotels zurückgreifen,
wo er zuletzt die Eröffnung der Hotels in Wien und Jochberg,
Tirol, verantwortet hat.
Der erst 43-jährige Rupert Thomas Simoner kann auf eine
internationale Hotellaufbahn zurückblicken: Nach dem
Abschluss am Institut für Tourismus und Management in
Salzburg im Jahr 1990 führte ihn eine Anstellung als Food &
Beverage Assistant-Manager bei der Marco Polo Hotelgruppe
nach Hurghada. Anschliessend absolvierte er von 1992
bis 1995 ein internationales Traineeprogramm der Hilton
Hotelgruppe in Wien. Bei den Kempinski Hotels startete Simoner 1995 als Revenue Manager im Kempinski Hotel Beijing
und gehörte unter anderem zum Eröffnungsteam des Ajman
Kempinski Hotel & Resort in den Vereinigten Arabischen
Emiraten. Seine letzte Station vor St. Moritz war die Position des General Managers im Kempinski San Lawrenz Resort
& Spa auf Gozo. Im Jahr 2000 begann er ein Studium an der
Reims Management School, das er 2002 erfolgreich mit dem
Master of Business Administration (MBA) abschloss.
Seine Motivation: «Ich lebe in diesem Haus. Früh morgens,
auf dem Weg durch die meist noch leeren Gänge des Hotels,
schaue ich mich besonders kritisch um und stelle mir die
Frage: Warum möchte ich hier Gast sein?»
Waren da auch andere Luxushotelgruppen im Rennen?
Ja, das ist aber meistens so. Die Investoren sprechen ja nicht nur
mit Kempinski.
Warum hat sich der Investor in Portugal für Kempinski entschieden?
Entscheidend waren die Art und Weise, wie wir als Unternehmen
agieren, und die Persönlichkeiten dahinter.
Sorry, aber was heisst «als Unternehmen agieren»?
Unsere Partner sprechen nicht mit einer Corporate Organization,
sondern mit einem Reto, Markus, Uli oder Rupert. Damit wird
automatisch die DNA unseres Unternehmens assoziiert. Schauen
Sie, bei grossen Hotelketten, die tausend Hotels betreiben, sitzen
bei Übernahmeverhandlungen in der Regel drei oder vier Rechtsanwälte am Tisch, aber niemand vom Board der Hotel Company.
Bei uns ist das eben anders.
Sie sprachen soeben von der DNA von Kempinski …
… Wenn ich Leute für unsere Hotels rekrutiere, müssen diese
unsere DNA in sich tragen. Und das geht von ganz oben bis ganz
unten – vom Zimmermädchen über den Lehrling bis zum Direktor.
Jeder, der bei Kempinski arbeitet, muss die Sprache von Kempinski
sprechen und wissen, um was es uns geht. Das meine ich mit DNA.
Sie sind einerseits Direktor des Kempinski Grand Hotel des Bains
hier in St. Moritz, andererseits Senior Vice President Europe – ja, und
dann führen Sie noch dieses Almdorf «Seinerzeit» in Kärnten.
Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?
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Alles, was ich mache, mache ich hundertprozentig, sei dies nun in meiner Position für Europa, wo
es um die Entwicklung unseres Hotelportfolios in
ganz Europa geht, oder sei es in meiner Funktion
als Direktor des Hauses in St. Moritz.
Sie entwickeln Luxushäuser in Wien, Minsk,
Kitzbühel, Slowenien, Portugal oder Malta: Können
Sie sich um Ihr «eigenes» Haus in St. Moritz
überhaupt noch kümmern?
Mein Haus in St. Moritz ist ein Spiegelbild. So wie
dieses Haus möchte ich auch die andern Häuser in
Europa haben. Wobei ich das Glück habe, hier in
St. Moritz eine Hoteldirektorin zu haben, die mich
optimal ergänzt und vieles besser macht als ich.
Sind Sie hier im Kempinski St. Moritz überhaupt
noch Gastgeber?
Absolut, das ist meine Hauptrolle! Ich kenne auch
unsere Gäste.
Sind Sie als Senior Vice President Europe auch für
die operativen Bereiche der Hotels verantwortlich?
Solange bis die Positionierungsphase abgeschlossen ist, ja. Das sind meistens die ersten ein bis zwei
Jahre, danach übergebe ich. Meine Hauptaufgabe ist es, neue Häuser in ganz Europa zu entwickeln. Es geht also darum, mögliche Standorte
zu evaluieren und zu analysieren, Gespräche mit
Investoren zu führen, Hotels zu konzipieren und
zu eröffnen.
Gibt es in Europa noch attraktive Standorte,
wo Kempinski noch nicht präsent ist?
bach und wären an einer Partnerschaft nach wie
vor interessiert.
Das Savoy Hotel direkt am Paradeplatz und im
Besitz der Credit Suisse – wäre ein schönes Haus für
Kempinski!
Natürlich wäre es das! Jedenfalls bleiben wir in
Zürich am Ball. Ich könnte mir auch vorstellen,
dass wir – zusammen mit einem Partner – in der
Zürcher Innenstadt ein komplett neues Hotelprodukt entwickeln. In einem Gebäude, wo heute
zum Beispiel Büros untergebracht sind.
Die Messe- und Pharmastadt Basel. Ein Thema
für Kempinski?
Das wunderbare «Les Trois Rois» würde sehr gut
zu unserer Markenphilosophie passen. Wir haben
uns das Haus angeschaut und würden es wirklich
gerne betreiben. Ein Top-Haus.
Thomas Straumann, der heutige Inhaber, sucht
primär einen Käufer für die Immobilie. Der aktuelle
Preis liegt bei 150 Millionen. Wär doch was?
(Lacht.) Kempinski kauft grundsätzlich keine
Immobilien. Wir sind eine HotelmanagementGesellschaft
Und Bern, die Bundesstadt der Schweiz? Markus
Legier, der Tourismusdirektor von Bern, wünscht sich
ja sehnlichst ein drittes Luxushotel in seiner Stadt.
Der Markt in Bern wird nicht grösser, wenn ein
Dritter kommt.
Und Lausanne, immerhin Hauptsitz des Olympischen
Komitees?
Kein Thema. Was uns in der Schweiz
wirklich interessiert, ist das Tessin.
Eine Location am Lago Maggiore oder
am Luganersee.
WIR MÖCHTEN GERNE NOCH EINE
LOCATION AM LAGO MAGGIORE ODER
AM LUGANERSEE ÜBERNEHMEN.
Ja, wir sprechen von etwa zehn Standorten, darunter Hotspots wie Paris, London oder Rom.
Städte, in denen man einfach präsent sein muss.
Warum das Tessin, touristisch gesehen
derzeit eher eine Problemregion?
Ein schönes Haus am See, wo ich im
Sommer meine Top-Leute aus St. Moritz beschäftigen könnte – ein wunderbares Pendant zum
Engadin.
Gute Standorte in Grossstädten zu finden, ist ja
nicht immer einfach …
… In Wien haben wir acht Jahre lang gesucht!
Und eine zweite Winterdestination?
Warum nicht! Ein Kempinski in Zermatt, Gstaad
oder Crans Montana könnte ich mir vorstellen.
Und in Zürich sind Sie noch immer auf der Suche
nach einer Top-Lage möglichst in der City,
nachdem das Projekt «Atlantis» für Kempinski kein
Thema mehr ist.
Kempinski und die Investoren im «Atlantis»
haben Vorgespräche geführt. Unser Fazit: Das
«Atlantis» ist für die Marke Kempinski nicht der
richtige Standort in Zürich. Es gibt für uns nur
eine Innenstadtlage.
Am liebsten würden Sie ein Grandhotel mit Tradition
und Geschichte übernehmen.
Die Grandhotels waren die führenden Häuser am Platz. Ihre Hoteliers galten als Trendsetter, die Vordenker ihrer Zeit – deshalb, so meine
Interpretation, verdienten die Hotels den Namen
«Grand». Sie haben auch jetzt wieder eine grosse
Zukunft.
Zwar keine Citylage, aber ein einzigartiges Haus:
Warum übernehmen Sie nicht das Management des
«Dolder Grand» am Zürichberg? Sie haben ja
bereits Gespräche mit Urs Schwarzenbach, dem
Inhaber, geführt …
… (schmunzelt). Ja, das ist kein Geheimnis. Wir
hatten einige Gespräche mit Herrn Schwarzen-
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Sie sprechen von modernen Grandhotels …
… es geht darum, in den historischen Mauern des
19. Jahrhunderts das 21. Jahrhundert einfliessen
zu lassen: moderner Luxus und Lifestyle hinter
alten Fassaden.
Zurück nach St. Moritz. Es gibt Leute, die sagen:
Das Kempinski Grand Hotel des Bains steht
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im Schatten der altehrwürdigen Luxushäuser wie
Badrutt’s Palace, Kulm oder Suvretta House.
Was sagen Sie dazu?
Noch vor vier oder fünf Jahren gab es tatsächlich solche Stimmen. Dabei spielte der Standort
des Hauses in St. Moritz Bad eine Rolle, wobei
St. Moritz Bad früher ja das Zentrum war.
Ist Kempinski heute in St. Moritz akzeptiert?
Absolut.
Wer ist denn der typische Kempinski-Gast
in St. Moritz?
Es ist ein eher kosmopolitischer Mensch, er wirkt
leger, schätzt das unkomplizierte Leben, aber eine
hohe Professionalität.
Und die Herkunft Ihrer Gäste?
Bunt gemischt.
Es gab eine Zeit, da sprach man in St. Moritz vom
«Russen-Hotel», wenn es um das Kempinski ging.
Dass wir in St. Moritz auch viele russische Gäste
haben, vor allem Anfang Januar, ist ein Geschenk
des Himmels! Kempinski ist in Russland die
bekannteste Luxus-Hotelmarke, wir führen dort
mehrere Häuser. Man kennt uns in Russland!
Fazit: All die Russen kamen zuerst ins Kempinski.
Steckt die Hotellerie in der Schweiz in einer handfesten Krise? Oder sprechen wir eher von einem
Strukturwandel, in dem wir uns derzeit befinden?
Die Schweizer Hotellerie steckt in der Tat in einer
Krise. Was uns fehlt: Visionen,
Macher, die die Branche aus dieser Flaute führen.
Die Schweiz als Destination
schafft es, sagen Sie. Und schafft
es die Hotellerie?
Die Fünfsterne-Hotels haben
eine gewisse Leuchtturmfunktion. In der Drei- und Viersterne-Hotellerie sieht es ein
wenig anders aus, da haben uns
Länder wie Österreich etwas
abgehängt. Den Innovationsgeist, der Wille zur Kreativität –
den hat die Schweiz nicht verloren. Die Schweizer Hoteliers
haben in den letzten zehn Jahren vielleicht zu wenig getan,
um auch für die nächsten zehn
Jahre wettbewerbsfähig zu sein.
Man hat zu wenig ins eigene
Unternehmen investiert.
Sie sagen, die Hotellerie brauche
mehr Visionäre, Macher …
… Ja, wir brauchen vermehrt
Leute, die neue Projekte anpacken. Gefragt sind innovative
Konzepte. Denken Sie an Samih
Sawiris! Was er aus Andermatt
macht, ist einzigartig. Ich hoffe,
dass er Erfolg hat.
H
KEMPINSKI HOTELS
Kempinski Hotels ist die älteste Luxushotelgruppe Europas.
Die Geschichte des Traditionsunternehmens mit Sitz in
Genf nahm 1897 mit der Gründung der «Hotelbetriebs-Aktiengesellschaft» in Berlin ihren Anfang. Zu dieser Zeit entstanden
in der grössten deutschen Metropole bereits die ersten
komfortablen Hotels, von denen einige der «HotelbetriebsAktiengesellschaft» gehörten. Parallel dazu entwickelte sich
die von Berthold Kempinski gegründete M. Kempinski & Co,
die 1953 von der Hotelbetriebs-Aktiengesellschaft erworben
wurde. Das mehr als 110 Jahre alte Traditionsunternehmen
hat den Anspruch, seinen Gästen weltweit «erstklassige
Qualität und exklusiven Service auf individuellem Niveau»
zu bieten, so Kempinski in einer Hotelbroschüre. Die Luxushotelgruppe wurde 2011 mit dem «Best Brands-Award» als
beste Dienstleistungsmarke ausgezeichnet. Insgesamt betreibt
das Unternehmen 74 Luxushotels in 30 Ländern. Dieses
Portfolio wird kontinuierlich durch neue Hotels in Europa,
dem Nahen Osten, in Afrika und Asien erweitert, «ohne
jedoch den Anspruch auf Exklusivität und Individualität aus
den Augen zu verlieren», so die Gruppe. Zum Portfolio
zählen historische Grandhotels, renommierte Stadthotels,
Resorts und edle Residenzen. Daneben ist Kempinski
Gründungsmitglied des weltweit tätigen Hotelnetzwerkes
Global Hotel Alliance (GHA). Präsident und CEO von
Kempinski ist der gebürtige Schweizer Reto Wittwer. Inhaber von Kempinski ist seit 2004 das thailändische Königshaus
(Crown Property Bureau der thailändischen Krone).
www.kempinski.com
history
KLASSIFIZIERUNG: 5 Sterne Superior
ERÖFFNUNG: Dezember 2002
GEBÄUDE BAUJAHR: 1864
INHABER DER HOTELGRUPPE: Kempinski,
Crown Property Bureau der thailändischen Krone
DIREKTION: Rupert Thomas Simoner
ZIMMER UND SUITEN: 184 plus 8 St. Moritz Suiten
und 36 Residenzen
GRÖSSE ZIMMER: 32 bis 58 m2
GRÖSSE SUITEN: 70 bis 320 m2
BETTEN: 344
MITARBEITENDE: 200 bis 310 (je nach Saison)
RESTAURANTS: 4. Les Saisons (220 Sitzplätze),
Enoteca (45), Sra Bua (35), Cà d’Oro (35), Bar (81)
MINDEST-ZIMMERPREIS (DZ; Doppelbelegung):
CHF 420.– (Sommer), CHF 620.– (Winter)
HERKUNFT DER GÄSTE (2013): Schweiz 21 %,
Deutschland 15 %, Japan 10 %, Russland 9 %, Italien 7 %,
USA 7 %, UK 6 %
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BANKETT- UND SEMINARRÄUME:
5 (Kapazität für 300 Personen),
50 bis 140 m2
WELLNESS / SPA: 2800 m2,
Indoor Pool, Saunalandschaft mit
diversen Saunen, Dampfbad, Kneippzonen, separater Ladies-Spa, diverse
Treatmenträume; Fitnessbereich,
Personal Training und Kursprogramm.
PARKMÖGLICHKEITEN:
110 (Parkhaus überdacht),
150 Parkplätze
BETRIEBSZAHLEN (ÖFFENTLICH)
ZIMMERAUSLASTUNG: 66 %
GOP: 33 % (Durchschnitt)
ANTEIL F & B AM GESAMTUMSATZ:
30 %
ÖFFNUNGSTAGE: 208 (Durchschnitt)
www.kempinski.com/stmoritz
[email protected]
DAS KEMPINSKI GRAND HOTEL DES BAINS
Die Ursprünge des ehemaligen Parkhotels Kurhaus gehen
bis in die Jahre 1862 bis 1866 zurück. Eröffnet wurde das
Haus 1864 zum ersten Mal. Das ursprüngliche Gebäude
bestand aus zwei Stockwerken und noch ohne die beiden
Ecktürme. Im gleichen Jahr, im Herbst 1864, ging Johannes
Badrutt mit den letzten britischen Sommergästen die
sogenannte «Winterwetten» ein. Sie sollten doch einmal im
Winter kommen. Falls es ihnen nicht gefalle, zahle er ihre
Reisekosten ab London und zurück. Falls St. Moritz ihnen im
Winter aber zusage, lade er sie als seine Gäste ein, so lange
zu bleiben, wie sie wollten. Den Engländern gefiel diese
Wette, bei der sie so oder so gewinnen würden. Sie akzeptierten, kamen an Weihnachten und blieben bis Ostern.
Sie waren die ersten Wintertouristen der Alpen, und sie entdeckten eine neue Welt – die «weissen Winterferien». So
wurde St. Moritz zur Wiege des Wintertourismus. Dies erklärt
auch den bis heute spürbaren britischen Einfluss, wie zum
Beispiel die Cresta-Bahn, die ausschliesslich Männern vorbehalten ist. Erste Umbauten wurden 1887 an dem Parkhotel vorgenommen, um dem Gebäude einen schlichten nordmediterranen Palaststil zu verleihen. 1905 wurden die markanten Ecktürme ergänzt, die zuerst als Wäscherei und Unterkunft für Stubenmädchen genutzt wurden. Von 1914 bis 1958
wurde das Parkhotel geschlossen und nur in den Jahren 1928
und 1948 kurzfristig für die Olympischen Winterspiele geöffnet. Das Hotel war von 1914 bis 1982 im Besitz der Graubündner Kantonalbank. Nach einer Volksabstimmung ging
das Haus 1982 an die Gemeinde, und nach einem weiteren
Volksentschluss wurde das Hotel reprivatisiert. Seit 2001 ist
die Kempinski-Gruppe für den Hotelbetrieb verantwortlich.
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