Jordanien 2012 - IAESTE Austria

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Jordanien 2012 - IAESTE Austria
Erfahrungsbericht Jordanien 2012
Praktikum bei Jordan Phosphate Mines Company (JPMC) in Aqaba
In der ersten Runde der Bewerbungen war für mich leider kein Praktikum dabei. Also hab ich fleißig
(mindestens zweimal täglich) in den Unused-Offers geschaut ob neue Praktika gekommen sind. Dann
endlich neue Stellen; eine davon Jordanien.
Jordanien liegt im Nahen Osten zwischen Israel und Saudi Arabien; im Norden Syrien und Irak. Wenn
man die Nachrichten aufmerksam verfolgt, weiß man, dass der Irak noch immer nicht das beste
Reiseziel ist und in Syrien Bürgerkrieg herrscht. Dann wird man natürlich besonders auch von seinen
Eltern gefragt: Wie kommt man auf die Idee nach Jordanien zu gehen? Diese Frage habe ich vor
meinem Praktikum einfach beantwortet mit: „Erfahrung im Ausland sammeln“ oder „Ich will die Welt
sehen“. Also keine großen Gedanken über die allgemeine Situation in den arabischen Ländern und
was mich alles in Jordanien erwarten wird. Am Ende dieses Berichtes wird diese Frage mit allen
gemachten Erlebnissen beantwortet sein.
Nach der Nominierung ging es los die Bewerbung an die Firma zu schreiben, nach der Akzeptierung
den Flug zu buchen und die Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Ich habe auch um einen
Praktikumszuschuss der TU Graz angesucht, der keinen großen Aufwand darstellt. Man benötigt
ohnehin die meisten Bewerbungsunterlagen auch für die IAESTE Bewerbung. Weiters empfiehlt sich
ein Reiseführer (z.B.: Lonley Planet) um die besten Tourist-Sites im Überblick zu behalten. Man sollte
Bargeld mitnehmen und im Exchange Office tauschen lassen. Eine kleine Reiseapotheke sollte
natürlich nicht fehlen und ich habe auch ein Reisetagebuch geführt um später alles Revue passieren
zu lassen und die Preise etwas vergleichen zu können.
Über den Arbeitgeber habe ich im Vorhinein nicht viel erfahren, da die Homepage nicht sehr
aussagekräftig ist. Vom lokalen Komitee (LC) in Jordanien habe ich leider keine Rückmeldung
erhalten. Glücklicherweise war ein jordanischer Praktikant in Graz der bei der IAESTE war und mir
etwas mehr Informationen gegeben hat.
Ankunft und erste Eindrücke
Für mich ging es Ende Juli los. Als Überraschung stellte sich heraus, dass das der Beginn des
Fastenmonats Ramadan war. Mit Turkish Airlines flog ich um 20 Uhr von Wien nach Istanbul und
dann nach Amman. Am Flughafen holt man sich das Visum und wartet auf ein bestelltes Taxi. Dort
habe ich Francisco aus Portugal getroffen; wir hatten beide sechs Wochen vor uns und keine Ahnung
was uns erwartet.
Nach der Ankunft im Hotel (von IAESTE organisiert) und zwei Stunden Schlaf ging es schon mit den
anderen Trainees aus Amman auf unseren ersten Trip. Selbst organisiert fuhren wir mit drei Taxis
nach Madaba; berühmt für Mosaike.
Am nächsten Tag ging es dann mit dem Expressbus nach Aqaba (340 km, 4h). Im Bus hatte es
angenehme 23°C; in Aqaba um 14 Uhr hatte es ca. 45°C. Das war ca. der ärgste Hitzeschock. Von der
Busstation hat uns jemand von JPMC zum Apartmentkomplex gebracht. Hier waren zu der Zeit noch
neun andere Trainees aus verschiedensten Ländern (Deutschland, Schweiz, Slowakei, Türkei,
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Tunesien, UAE, Polen). Wir waren zu zweit in einem Apartment. Die Firma brachte uns jeden Tag
Essen, welches wir am Abend nach Sonnenuntergang gemeinsam aßen, da zwei Trainees Moslems
waren.
Ca. fünf Minuten von unserem Apartment hatte JPMC einen Sportclub mit Schwimmbecken,
Fußballplatz, Tischtennisraum, Billardraum und Trainingsraum. Dort stand uns alles zur freien
Verfügung und wurde tagsüber während des Ramadans nur für uns geöffnet.
Arbeitsalltag
Von Sonntag bis Donnerstag ging es um 6:40 Uhr
zum Fertilizer (Düngemittel) Komplex, 16km
südlich von Aqaba (ca. 1 km zur saudi-arabischen
Grenze). Tägliche Arbeitszeit war von 7:00 Uhr
bis 13:00 Uhr. Nach dem Ramadan gab es
Frühstück und den ganzen Tag Tee und Kaffee.
Unser Arbeitsplan wurde von Ingenieur Mr.
Shawkat (Eng. ist man in Jordanien nach 5 Jahren
Bachelor
Studium)
nach
unseren
Studienrichtungen und Interessen erstellt.
Die erste Woche war geprägt von Sicherheitseinschulung und allgemeine Einführung in die
Düngemittelherstellung am Produktionsstandort Aqaba. Wir bekamen eine Schulung für die
Brandschutzsysteme und die verwendete Schutzkleidung. Im restlichen Betriebsgelände wurden die
Sicherheitsvorschriften nicht ganz eingehalten wie vorgesehen, aber zumindest Helm und
Sicherheitsschuhe trugen die meisten.
In Woche Zwei absolvierten wir unser Training in der Di Ammonium Phosphate Anlage (DAP Plant).
DAP ist ein Düngemittel und es ist eines der zwei Endprodukte von JPMC.
In der dritten Woche lernten wir die Aluminium Fluorid Anlage (ALF3 Plant) kennen, wo das zweite
Endprodukt hergestellt wird. In diesen zwei Anlagen sollten wir die Geräte kennen lernen, besonders
in Bezug auf die notwendigen Wartungsarbeiten. Weiters sollten wir möglichst viele Daten sammeln
wie Verbrauch von Materialien und Hilfsstoffen. Als Hilfe wurde uns ein Ingenieur zugeteilt der uns
ein Flussdiagramm der Anlage zu Verfügung stellte und uns die Anlage im Produktionsbetrieb zeigte.
Nach der Führung durch die Anlage ging es zurück ins klimatisierte Büro um etwas mit dem Ingenieur
zu diskutieren und mehr über ihn und das Leben in Jordanien zu erfahren.
In der vierten Woche waren wir in der Abteilung Production Planning and Control, wo wir sahen wie
tägliche und monatliche Berichte erstellt wurden und die jährliche Planung abläuft. Leider gab es in
dieser Abteilung keinerlei Einblick in die finanziellen Aspekte, da das gesamte Finanzwesen zentral in
Amman gesteuert wird. Den zweiten Teil dieser Woche verbrachten wir im Ersatzteillager, wo für
jede Maschine Ersatzteile auf Lager sind. Wegen der langen Lieferzeiten sind auch viele Pumpen und
andere für die Produktion wichtige Ausrüstung im Warehouse gelagert. In dieser Abteilung werden
auch die angelieferten Teile auf Qualität und Quantität geprüft.
In der fünften Woche standen uns wegen der freien Tage nach dem Ramadan nur zwei Tage zur
Verfügung. Einen Tag verbrachten wir in der Umweltabteilung die sich mit den ISO Zertifikaten der
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Firma beschäftigt. JPMC hat drei ISOs: Umwelt, Qualität, Sicherheit und Gesundheit. Diese Zertifikate
werden primär für Marketingzwecke benötigt. Am zweiten Tag bekamen wir eine erweiterte
Werksführung zum Gypsum-Mountain wo das Abfallprodukt Gips (SiO2) gelagert wird. Der
Sicherheitsingenieur zeigte uns auch die Meerwasserpumpstation, die zur Kühlmittelversorgung
benötigt wird.
In der sechsten und letzten Woche wurde uns das Planungssystem der Instandhaltung gezeigt. In
dieser Abteilung finden auch die Angebot-Studien nach technischen Gesichtspunkten für Ersatzteile
statt, wie z.B. Lager und Blechplatten. In der letzten Abteilung, der Inspektionsabteilung wurden uns
die verwendeten zerstörungsfreien Prüfverfahren gezeigt. Diese werden zur Fehlerermittlung bei
Schweißnähten und Bestimmung der Legierungsgehalte eingesetzt.
Allgemein lässt sich sagen, dass die Arbeitsweise
in einem arabischen Land sehr unterschiedlich zu
Europa ist. Da es in Aqaba zwei Mal im Jahr
regnet, sind fast alle Anlagen unter freiem
Himmel. Überall ist Staub, auf den Straßen in
den Anlagen und in der Luft. Die meisten
Pumpen lecken und man muss aufpassen dass
einem keine Säure auf den Kopf tropft. Die
Anlage könnte in keinem europäischen Land in
Betrieb genommen werden.
Reisen im Land
Die meisten Reisen haben wir einfach mit einem Travel Guide selbst organisiert. Das Bussystem ist
sehr unübersichtlich und es gibt nur wenig Busse mit einem fixen Fahrplan. Um von Aqaba nach
Amman zu kommen gibt es jedoch einen Expressbus. Die Taxis sind im Allgemeinen sehr billig, man
darf sich aber bei den Preisen nicht reinlegen lassen.
Umm Qays, Pella, Ajlun, Jerash
Einer unserer Trips ging von Amman aus mit drei kleinen Bussen mit ca. 20 Leuten. Wir fuhren in der
Früh nach Norden durch Irbid Richtung Norden. Nach einer lustigen Fahrt kamen wir in Umm Qays
an, einer alten römischen Stadt an der Jordanisch israelisch (syrischen) Grenze.
Von dort aus konnte man die Golanhöhen sehen die vom israelischen Militär besetzt sind.
Anschließend ging es nahe der israelischen Grenze durch einige kleine Dörfer nach Süden. Unser
nächstes Ziel Pella, alte römische Ruinen, die wie Umm Qays ein Ausgrabungsort eines deutschen
Institutes sind. Es ging weiter nach Ajlun auf eine sehr gut erhaltene Burg mit einer wunderschönen
Aussicht. Letzte Station war Jerash. Am Anfang ist ein kleiner Basar, wo man gut Souvenirs kaufen
kann. Dank unserer arabisch sprechenden Kollegen und deren Verhandlungskünsten haben wir viel
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Geld gespart beim Eintritt in die römische Stadt. Diese Stadt ist riesig und ist einigermaßen gut
erhalten. Man findet ein großes Theater, prunkvolle Tempelruinen und mächtige Straßen (Bild) .Am
Ende der Fahrt versuchten die Taxifahrer noch etwas Geld herauszuschlagen, was wir gekonnt
abwehrten und somit 8JD pro Person für den ganzen Tag bezahlten.
Amman
Ein kleiner Ausflug nach Amman Downtown führte uns zur King Abdullah Moschee, welche wegen
Ramadan für Besucher geschlossen war. Weiter besuchten wir die Jordan Fine Art National Gallery
und zum großen römischen Theater mit Blick auf die Zitadelle.
Road Trip: Dana, Shoubak,Wadi Al Mujib, Madaba, Dead Sea
Unser abenteuerlichster Trip war mit einem gemieteten Auto von Aqaba aus Richtung Norden. Mit
Hilfe eines jordanischen Trainees mieteten wir bei einem internationalem Car Rental einen roten
Citroen C3. Um das Ganze noch lustiger zu machen haben wir uns alle traditionelle weiße arabische
Kleider (Bild rechts) gekauft und sind mit denen quer durchs
Land gedüst. Mario aus der Schweiz und ich waren die Fahrer,
weil die anderen noch nicht 23 waren. Freitag in der Früh ging es
los nach Dana ins Naturreservat, wo wir Lukas abholten. Lukas
fuhr mit dem Bus nach Dana, da das Auto voll war und er
anschließend zu seiner Abreise nach Amman fuhr. Nach einem
schnellen Lunch im Dana Tower Hotel fuhren wir zu Castle
Shoubak, wo wir eine wunderschöne Aussicht hatten. Einer von
uns fand einen Tunnel in den Berg. Kurz gefragt ob man gehen
kann, Taschenlampen geholt und rein ins Vergnügen. Der Tunnel
war zwei bis drei Meter im Quadrat, war extrem staubig und stockfinster; er führte bis ins Tal.
Nachher ging es zurück ins Naturreservat zum Rummanha Camp Site. Hier gibt es einige
wunderschöne Wanderrouten durch das Reservat mit vielfältigen Gesteinsarten die ich noch nie
gesehen habe.
Nächsten Tag brachten wir Lukas nach Tafila und fuhren eine Art Pass über 1000 Meter runter zum
Toten Meer. Next stop: Wadi Mujib (Wadi = Tal in
Arabisch). Anmeldung beim Besucherzentrum, eine
Schwimmweste schnappen und los geht’s! Um zwei
Uhr nachmittags war es sehr angenehm in den
Canyon rein zu gehen: keine Sonnenstrahlen und
angenehm warmes Wasser. Die self-guided Tour
dauert ca. 1,5h bis man zu einem Wasserfall kommt.
Das Ganze Gebiet ist auch ein Naturschutzgebiet und
um die schwierigen Passagen mit Seilen und
dergleichen zu versichern und es halbwegs sauber zu
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halten wird auch Eintritt verlangt. Das Gestein ist wunderschön marmoriert; Braun, Rot, Ocker, alle
Erdfarben die man sich vorstellen kann gemischt. Nach der erfrischenden Wanderung ging es wieder
1000 Meter rauf zum Toten Meer Panorama, welches sich als Reinfall herausgestellt hat, da es
geschlossen war. Wir entschieden uns nach Madaba zu fahren. Dort besichtigten wir die berühmte
Mosaikkarte mit dem Fluss Jordan, Jerusalem, Betlehem, …; stiegen auf einen Kirchturm und aßen in
einem christlichen Restaurant (während dem Ramadan sind die meisten arabischen Restaurants
tagsüber geschlossen). Unter Zeitdruck düsten wir wieder einmal 1000 Meter () runter und
erreichten beim Sonnenuntergang den Amman Public Beach am Toten Meer. In einer halben Stunde
„schwammen“ wir im Meer und trugen eine Schlammpackung auf (Bild oben), weil wir um
spätestens 8 Uhr fahren mussten um das Auto rechtzeitig zurückzugeben. Um 23:00 Uhr gaben wir
das Auto perfekt auf die Minute zurück.
Die freien Tage nach dem Ramadan haben wir leider nicht für Reisen genutzt. Mario hat sich in dieser
Woche Israel angeschaut, während wir wirklich Urlaub gemacht haben und die ganze Zeit am chillen
waren. Im Nachhinein haben wir dadurch leider die Möglichkeit verpasst uns Karak anzuschauen. In
Karak gibt es eine riesige Ruine mit sieben Stöcken und auch einige sehr schöne Wadis mit schöner
Vegetation.
IAESTE Trip: Wadi Mujib, Dead Sea
Ein von IAESTE organisierter Trip ging wieder zu Wadi Mujib (Bild
rechts), aber dieses Mal mit Guides. Einer der Guides war
Suleiman; er war zehn Monate mit IAESTE in Graz und ich habe
mich gefreut ihn wieder zu treffen. Mit zwanzig Leuten ging es
wieder den Canyon rauf, was wegen dem höheren Wasserspeigel
etwas spannender war als letztes Mal. Nach gut vier Stunden
kamen wir aus dem schönen Naturreservat zurück zu unserem
Bus und alle freuten sich auf das Mittagessen im Dead Sea Spa
Hotel. Dort hatten wir die Möglichkeit ins Tote Meer zu gehen
oder im Swimmingpool etwas zu planschen. Nach einem
wunderschönen Sonnenuntergang, gruppenschlammbaden und
gemütlichem Baden im Meer ging es zurück nach Amman. Für
einige waren diese Tage die letzten in Jordanien, deshalb musste
gefeiert werden. Auf einem Balkon vom Arena Hotel ließen wir
den Abend lustig ausklingen.
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Wadi Rum
An meinem letzten Wochenende
organisierte unser Arbeitgeber einen Trip
für uns. Mit einem Bus der Firma fuhren
wir am Donnerstagnachmittag nach Wadi
Rum in die Wüste. Mr. Hani, Hussam und
ein Busfahrer (ich glaube der einzige
jordanische Busfahrer der nicht raucht)
begleiteten Francisco, Adem und mich. Im
Wüstencamp angekommen ging es sofort
mit einem Geländewagen durch die
atemberaubende Abendlandschaft. Ein
kurzer Stopp um einen Sandhügel
hinaufzugehen und etwas zu klettern
durfte nicht fehlen. Weiter ging es zu einer kleinen Felsengruppe, wo die Sonnen nur auf uns wartete
unter zu gehen. Unser Busfahrer kochte Tee während wir unsere Speicherkarten mit Fotos in allen
möglichen Posen füllten. Im Bild zu sehen sind v. l. n. r.: Adem, Mr Hani, Ich (Stefan) und Francisco.
Zurück im Camp hatten wir Zeit uns umzuziehen und
natürlich trugen Francisco und ich unser weißes arabisches
Kleid (welches in Wadi Rum von allen nicht-Touristen
getragen wird). Mr. Hani freute sich sehr uns in
traditionellen Kleidern zu sehen. Bevor das Essen serviert
wurde, wurden alle aufgefordert zu tanzen. Etwa 50 Leute
in der Mitte des Camps tanzten gemeinsam zu arabischen
Liedern. Anschließend wurde wie bei einem Ritual das Essen
aus dem Grill im Sand ausgegraben und serviert. Man
konnte einen Teil des traditionellen jordanischen Gerichts (Mansaf) essen: Lamm mit Reis. Zu
späterer Stunde haben wir beim Mondschein noch gemütlich eine Wasserpfeife geraucht und etwas
getanzt. Nach diesem schönen Tag verbrachten wir unter sternenklarem Himmel die Nacht im Freien.
Petra
Am Freitag nach dem Frühstück fuhren wir nach Wadi Musa wo die antike Stadt Petra liegt. Der
Eintritt für einen Jordanier liegt bei einem JD, wobei ein nicht Jordanier das Fünfzigfache bezahlen
darf. Wenn man nicht gut zu Fuß ist kann man ganz
Petra auf einem Pferd, Kamel oder einem Esel
besichtigen. Durch eine bis zu vier Meter enge
Schlucht, die Siq, kommt man zum berühmten
Bauwerk „The Treasury“ (Bekannt von Indiana Jones
und Transformers 2). Wenn man weiter in die Stadt
vordringt sieht man viele Gräber und riesige Bauten
wie The Treasury. Von verschiedenen Aussichtspunkten
kann man sehr gut auf Petra blicken, also sollte man
einen ganzen Tag zu Besichtigung einplanen. Für mich
das schönste Bauwerk in Petra „The Monastery“ (Bild)
ist über einen Bergpfad mit etwa 900 Stufen zu erreichen. Kleine Wege führen auch zu
Aussichtspunkten mit Blick auf die Wüste. Nach einem anstrengenden Tag mit mehr als vier Stunden
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Fußmarsch aßen wir schnell bei einem Buffet im Ort um rechtzeitig unseren Bus zu erwischen.
Unglücklicherweise war der Bus bei unserer Ankunft voll und wir mussten improvisieren. Nach
heftigen Diskussionen zwischen Mr. Hani und dem Busfahrer fuhren wir nach Ma’an wo wir in
privates Taxi nach Amman fanden. Drei Leute vorne drei hinten ging es in einer amerikanischen
Limousine nach Amman.
Sonstige Aktivitäten
Wandern
Direkt hinter Aqaba liegen einige Berge die mich seit meiner Ankunft schon reizten zu besteigen.
Durch ein lang gezogenes Tal kann man mitten in die Berge gehen. Bei einem alten Schotterwerk
kann man sich für zwei Wege entscheiden; einen direkten Weg und einen etwas längeren Weg durch
eine Art Canyon mit zwei coolen Kletterpassagen. Diese einfachen Klettereien sind etwa drei bis fünf
Meter lang und gehen über trockene Wasserfälle. Wir sind auf kleine Gipfel gegangen, da der Fels
brüchig ist und dadurch auch sehr gefährlich. Wandern oder dergleichen empfiehlt sich früh am
Morgen um ca. fünf bis
sechs Uhr, tagsüber ist es
viel zu hieß und man geht
lieber an den Strand. Wenn
jemand mal vor hat dort
wandern zu gehen, richtet
dem Herren der im Tal
schläft einen schönen Gruß
aus. Er hat uns einmal einfach so auf einen Tee zu sich nach Hause (Bild) eingeladen und wir haben
uns über alles Mögliche unterhalten (mit mögliches meine ich sprachen technisch).
Strand
Vier Uhr nachmittags war unsere Zeit um schnorcheln zu gehen. Während des Ramadans waren die
Strandabschnitte am South Beach von Aqaba sehr ruhig und verlassen. Mit Schnorchel Ausrüstung
aus Chinatown
(billige Geschäfte
aus einer Mall in
Aqaba)
erforschten wir
die Korallen und
ihre Bewohner. Die Vielfalt der Fische ist atemberaubend und sehr entspannend ihnen zuzuschauen.
An einem Strandabschnitt lag unweit von der Küste ein gesunkenes Schiff, das man als guter
Tauscher schon mal anfassen kann. Im Bild zu sehen: Mario am South Beach in Aqaba
Hilfreiches und Abschließendes
In diesem Abschnitt werde ich ungeordnet Dinge anführen die mir in Erinnerung geblieben sind und
ich für hilfreich und wissenswert halte.
Leute kennen zu lernen ist sehr einfach in Jordanien. Ich bin einige Male einfach angesprochen
worden und so ins Gespräch gekommen. Die Leute sind im Allgemeinen viel offener und freundlicher
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als in Europa. Die jordanischen Trainees in JPMC haben uns immer Hilfe angeboten und auch
manchmal fremde Leute auf der Straße. Während einer Busfahrt habe ich einen Jordanier kennen
gelernt der in den USA studierte; er konnte dadurch sehr gut Englisch. Wir haben gleich Nummern
getauscht und wie wir in Amman waren, hat er uns zu einer Stadtrundfahrt in seinem Auto abgeholt.
Mit Englisch kommt man nur an den wirklichen Touristenplätzen weiter, anderswo wird es eher
schwierig und es ist gut ein paar Wörter Arabisch zu können. Vor allem Zahlen sind sehr hilfreich
beim Verhandeln in der Stadt oder mit dem Taxifahrer. Die junge Generation kann meistens
brauchbares Basic-English. Es kann leicht vorkommen, dass man einen Taxifahrer erwischt der
verdammt gut Englisch spricht; kann aber auch sein, dass er kein Wort versteht. Mit der Zeit lernt
man auch die Leute einzuschätzen und kann sich auch gut mit Körperzeichen verständigen.
Die Bevölkerung in arabischen Ländern ist sehr gelassen in Bezug auf Zeit und Termine. Stress kommt
im Arbeitsalltag eher selten zu Vorschein. Wenn man etwas haben möchte muss man bald genug
anfangen zu fragen und immer wieder nachfragen; so haben Francisco und ich zwei Wochen auf
unsere Sicherheitsschuhe gewartet. Bis wir sie bekommen haben, hieß es immer „bukra“ was
morgen bedeutet.
Zum Transfer zwischen Amman und Aqaba kann ich da Busunternehmen JETT empfehlen. Es ist
etwas besser, verlässlicher und professioneller als das Konkurrenzunternehmen TRUST. Die Fahrt von
Aqaba nach Amman dauert normal vier Stunden. Mit TRUST hatten wir einmal einen Stopp mitten in
der Wüste; wie sich nach zwei Stunden herausstellte war das Gas-Seil gerissen. Mit sieben Stunden
am Ende war es die längste Fahrt für mich durch Jordanien.
Es war sehr interessant während des Ramadans in Jordanien zu sein. Man bekommt wirklich hautnah
mit was es für die Leute heißt den ganzen Tag zu fasten und trotzdem dabei zu arbeiten. Es ist überall
ruhig, aber leider sind auch viele Geschäfte und interessante Plätze wie Museen geschlossen. Einige
Trainees sind nichts desto trotz auf die Trips mitgefahren; was sich gegen Abend hin als sehr
anstrengend herausstellte.
In Allgemeinen ist die Kultur sehr anders als in Europa, was die Reise noch spannender machte. Ein
Großteil der Bevölkerung ist streng gläubig und das zeichnet sich in allen Lebensbereichen ab: es wird
regelmäßig gebetet, in der Arbeit oder am Abend in der Moschee; die Frauen verhüllen ihr Haar,
manche auch das ganze Gesicht, nur in Amman sind manche junge Frauen ohne Kopftuch zu finden.
Wenn man durch die Straßen geht wird man von allen mit „Welcome“ begrüßt. Oder auch am Ende
eines kurzen Smalltalks in der Arbeit fühlt man sich sehr willkommen mit „Your Welcome“. Und wenn
man gefragt wird von wo man kommt ist egal was man sagt die Antwort: „Welcome to Jordan“. Als
Österreicher sollte man sagen man kommt aus „Nemsa“ (kommt aus der Zeit der Türkenbelagerung
von Wien und bedeutet so viel wie: Die Stadt die schläft); wenn man versucht Austria zu sagen,
verstehet jeder Australien.
Schließlich und endlich einer der wichtigsten Reisetipps im Allgemeinen: Wenn man am Flughafen ist
sollte man schon vorher schauen ob man seinen Reisepass dabei hat. Ich habe meinen Pass im Hotel
an der Lobby lassen und das hat mir eine ziemlich stressige halbe Stunde beschert.
Darum möchte ich auch hier dem IAESTE Team Jordanien nochmals danken für das perfekte und
schnelle Troubleshooting und allgemein für die wunderschöne Zeit in einem wunderschönen Land.
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