Kompetenzorientierter Deutschunterricht

Transcrição

Kompetenzorientierter Deutschunterricht

Kompetenzorientierter
Deutschunterricht
‐
Konzeption
und
Auswertung
einer
kompetenzorientierten
Unterrichtseinheit
für
die
achte
Klasse
des
ES
in
Luxemburg
Erklärung
Die
Unterzeichnete
Zeimet
Carole
versichert,
dass
sie
die
vorliegende
schriftliche
Arbeit
selbstständig
verfasst
und
keine
anderen
als
die
von
ihr
angegebenen
Hilfsmittel
benutzt
hat.
Die
Stellen
der
Arbeit,
die
anderen
Werken
dem
Wortlaut
oder
dem
Sinn
nach
entnommen
sind,
wurden
in
jedem
Fall
unter
Angabe
der
Quellen
(einschließlich
des
World
Wide
Web
und
anderer
elektronischer
Text‐
und
Datensammlungen)
kenntlich
gemacht.
Dies
gilt
auch
für
beigegebene
Zeichnungen,
bildliche
Darstellungen,
Skizzen
und
dergleichen.
Roodt‐Syre,
den
01.05.2011
2
Zeimet
Carole
candidate
au
Lycée
Aline
Mayrisch
Luxembourg
Kompetenzorientierter
Deutschunterricht
‐
Konzeption
und
Auswertung
einer
kompetenzorientierten
Unterrichtseinheit
für
die
achte
Klasse
des
ES
in
Luxemburg
Lycée
Aline
Mayrisch
Luxembourg
2011
3
Zusammenfassung
Die
vorliegende
Arbeit
basiert
auf
der
Konzeption
einer
kompetenzorientierten
Unterrichtseinheit
für
die
achte
Klasse
des
ES
in
Luxemburg.
Die
Unterrichtssequenz
dreht
sich
um
das
Thema
„Vampire“,
vereint
die
vier
Teilbereiche
Lesen,
Hören,
Schreiben
und
Sprechen
des
Deutschunterrichts
und
orientiert
sich
an
den
im
Lehrplan
für
die
achte
Klasse
formulierten
Bildungsstandards.
Der
erste
Teil
der
Arbeit
gilt
als
allgemeiner
Überblick
über
den
kompetenzorientierten
Unterricht,
die
Einführung
von
Bildungsstandards
und
die
momentane
Situation
in
Luxemburg.
Weiterhin
werden
in
diesem
ersten
Teil
vor
allem
Schwierigkeiten
im
Bereich
der
Planung
und
Entwicklung
kompetenzorientierter
Aufgaben
sowie
die
Evaluation
der
Schülerkompetenzen
thematisiert.
Anlehnend
an
die
Erkenntnisse
des
ersten
Teils,
beschreibt
der
zweite
Teil
der
Arbeit
die
Vorgehensweise
bei
der
Konzeption
des
Unterrichtsbeispiels.
Neben
einer
Sachanalyse,
welche
die
Inhalte
der
Sequenz
darstellt,
wird
die
Unterrichtseinheit
einer
didaktischen
und
methodischen
Analyse
unterzogen.
Anschließend
erfolgt
die
Auswertung
des
Praxisbeispiels
im
Hinblick
auf
die
theoretischen
Vorgaben
und
die
Bildungsstandards.
Auch
die
Klassenarbeit,
welche
die
im
Kontext
der
Sequenz
geförderten
Kompetenzen
evaluiert,
wird
vorgestellt
und
ausgewertet.
Durch
das
Praxisbeispiel
wird
deutlich,
wie
man
die
Vorgaben
eines
kompetenzorientierten
Unterrichts
umsetzen
kann,
es
zeigt
aber
auch,
wo
die
Schwachstellen
bzw.
die
Schwierigkeiten
einer
solchen
Unterrichtsplanung
liegen.
4
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung....................................................................................................................... 7
2.
Kompetenzorientiert
unterrichten ................................................................................. 9
2.1.
Bedeutung
des
Kompetenzbegriffes .....................................................................................9
2.2.
Bildungsstandards .............................................................................................................. 15
2.3.
Kompetenzorientierter
Deutschunterricht
–
Bildungsstandards
Sprachen .......................... 19
2.3.1.
Lesekompetenz................................................................................................................ 21
2.3.2.
Hörkompetenz................................................................................................................. 27
2.3.3.
Schreibkompetenz ........................................................................................................... 31
2.3.4.
Sprechkompetenz............................................................................................................ 35
2.3.5.
Medien‐,
Methoden‐
und
Sozialkompetenz .................................................................... 39
2.4.
Schwierigkeiten
bei
der
Entwicklung
kompetenzorientierter
Aufgaben .............................. 41
2.5.
Leistungsüberprüfung
im
kompetenzorientierten
Unterricht.............................................. 47
3.
Praxisbeispiel ............................................................................................................... 53
3.1.
Die
Entwicklung
einer
kompetenzorientierten
Unterrichtssequenz..................................... 53
3.2.
Sachanalyse........................................................................................................................ 55
3.2.1.
Der
Vampirmythos
im
Unterricht..................................................................................... 55
3.2.2.
Stephenie
Meyers
Bis(s)
zum
Morgengrauen
–
Roman
und
Film
im
Vergleich .................. 57
3.2.3
Sachtexte
im
Deutschunterricht........................................................................................ 61
3.2.4.
Die
Personenbeschreibung
im
Deutschunterricht ............................................................ 63
3.3.
Allgemeine
Vorstellung
der
Unterrichtseinheit ................................................................... 65
3.4.
Didaktische
und
Methodische
Analyse ............................................................................... 71
3.4.1.
Bezug
zu
den
Bildungsstandards ...................................................................................... 71
3.4.2.
Methodische
Analyse
der
Unterrichtseinheit ................................................................... 75
3.4.2.1.
Das
Konzept
„Lernen
durch
Lehren“
–
das
Expertenrallye ............................................. 75
3.4.2.2.
Die
Schreibkonferenz
als
Unterrichtsmethode .............................................................. 79
3.5.
Auswertung
der
Unterrichtseinheit .................................................................................... 81
3.6.
Auswertung
der
Klassenarbeit ............................................................................................ 87
4.
Fazit ............................................................................................................................. 91
5.
Bibliografie................................................................................................................... 95
5.1.
Primärliteratur ................................................................................................................... 95
5
5.2.
Sekundärliteratur ............................................................................................................... 96
6.
Anhang......................................................................................................................... 99
6
1.
Einleitung
Seit
September
2008
ist
der
kompetenzorientierte
Ansatz
in
den
Fächern
Deutsch,
Französisch
und
Mathematik
auf
allen
siebten
Klassen
des
ES
und
des
EST
in
Luxemburg
verpflichtend.
Wie
bei
allen
Schulreformen
gab
es
auch
diesbezüglich
anfangs
viele
Unstimmigkeiten
und
Unsicherheiten
sowohl
bei
den
Eltern
als
auch
unter
den
Lehrern.
Um
die
Umstellung
des
Deutschunterrichts
vom
traditionellen
Ansatz
hin
zu
einer
Kompetenzorientierung
zu
vereinfachen,
wurde
im
Intranet
auf
der
nationalen
Unterrichts‐
und
Bildungsplattform
www.myschool.lu
das
Webfolio
PAL‐deutsch
mit
diversen
Unterrichtsbeispielen
zum
kompetenzorientierten
Unterricht
erstellt,
die
sämtliche
Lehrer
Luxemburgs
für
ihren
Unterricht
verwenden
oder
als
Modell
für
eigene
Unterrichtsvorbereitungen
heranziehen
können.
Das
besagte
Webfolio
findet
sich
auf
myschool!
im
deutschen
Fachraum,
kann
aber
auch
direkt
über
die
Adresse
http://pal‐
deutsch.web.myschool.lu
angesteuert
werden.
Der
weitere
Ausbau
dieses
Bereichs,
der
sich
laut
Aussagen
in
der
nationalen
Programmkommission
großer
Beliebtheit
unter
den
Deutschlehrern
erfreute,
wurde
leider
von
Seiten
des
Schulministeriums
eingestellt,
so
dass
kein
weiteres
Material
mehr
zur
Verfügung
gestellt
wurde.
Aus
diesem
Kontext
resultierte
die
Idee
für
die
vorliegende
Arbeit,
die
auf
einem
praktisch
ausgerichteten
Ansatz
basiert.
Dieser
zielt
darauf
ab,
eine
kompetenzorientierte
Unterrichtssequenz
für
die
untere
Sekundarstufe
(ES)
zu
erstellen,
die
im
Rahmen
des
Webfolios
PAL‐deutsch
für
alle
Deutschlehrer
in
Luxemburg
zugänglich
sein
wird.
In
diesem
Webfolio
sollen
sowohl
sämtliche
Materialien
der
Unterrichtseinheit
(Texte,
Arbeitsblätter
sowie
Audio‐
oder
Videosequenzen
im
Bereich
der
Förderung
der
Hörkompetenz)
als
auch
die
didaktischen
und
methodischen
Überlegungen
frei
zugänglich
sein.
Die
geplante
Unterrichtssequenz
basiert
auf
dem
übergeordneten
Thema
„Vampire“
und
zielt
darauf,
die
einzelnen
Kompetenzbereiche
sowie
bestimmte
Lerninhalte
der
achten
Klasse
in
eine
Einheit
zu
integrieren.
Die
Unterrichtseinheit
ist
im
Sinne
einer
Weiterführung
des
bisher
vorhandenen
Materials
im
Webfolio
PAL‐deutsch für
die
achte
Klasse
des
ES
bestimmt.
7
Die
geplante
Arbeit
erfolgt
in
Zusammenarbeit
mit
der
Kandidatin
Muriel
Schmit,
die
ebenfalls
eine
kompetenzorientierte
Unterrichtssequenz
für
das
PAL‐deutsch
erstellen
und
auswerten
wird.
Allerdings
beschränkt
sich
die
Zusammenarbeit
lediglich
auf
einen
regelmäßigen
Austausch
über
die
praktischen
Teile
unserer
Arbeiten.
Unsere
travaux de candidature
stellen
abschließend
zwei
selbstständige
Arbeiten
dar
und
auch
die
praktischen
Teile
sind
zwei
individuell
erarbeitete
und
unterschiedliche
Unterrichtssequenzen.
Die
Vorgehensweise
beruht
in
einem
ersten
Schritt
auf
einer
intensiven
Auseinandersetzung
mit
der
aktuellen
Fachliteratur
zum
kompetenzorientierten
Deutschunterricht.
Neben
einer
allgemeinen
Einführung
in
das
Thema
wird
die
momentane
Situation
in
Luxemburg
samt
ihren
Stärken
und
Schwächen
beschrieben.
Der
zweite
Teil
der
Arbeit
basiert
auf
der
Erstellung
der
besagten
Unterrichtssequenz,
begleitet
von
einer
didaktischen
und
methodischen
Analyse
und
Auswertung.
Die
gesamte
Arbeit
richtet
sich
nach
den
Vorgaben
in
der
Publikation
Bildungsstandards Sprachen – Leitfaden für den kompetenzorientierten Sprachenunterricht an Luxemburger Schulen.
Die
Wahl
dieses
Themas
resultiert
vor
allem
aus
meinen
bisherigen
persönlichen
Erfahrungen
mit
dem
kompetenzorientierten
Unterricht,
welche
einerseits
sehr
positiv
sind,
andererseits
immer
wieder
Unsicherheiten
an
den
Tag
legen.
In
diesem
Sinne
erhoffe
ich
mir
von
dieser
Arbeit
neue
Einblicke
und
Gestaltungsmöglichkeiten
für
meinen
eigenen
Unterricht.
Insbesondere
finde
ich
es
nicht
immer
einfach,
die
einzelnen
Kompetenzbereiche
sinnvoll
miteinander
zu
verbinden.
Auch
tauchen
immer
wieder
Unsicherheiten
bezüglich
des
kompetenzorientierten
Unterrichts
auf,
sodass
ich
mir
von
einer
intensiven
Auseinandersetzung
mit
der
Fachliteratur
und
der
Erstellung
dieser
Sequenz,
eine
Professionalisierung
und
Bereicherung
für
meine
eigene
Unterrichtspraxis
erwarte.
Ebenso
erhoffe
ich
mir
als
Resultat
dieser
Arbeit
eine
Unterrichtssequenz,
die
es
ermöglicht,
die
Schülerkompetenzen
auf
eine
sinnvolle
und
motivierende
Art
und
Weise
zu
trainieren
und
zu
fördern.
Die
Veröffentlichung
der
Unterrichtssequenz
im
Webfolio
PAL‐deutsch
soll
als
Ergänzung
zu
den
offiziellen
Lehrwerken
auch
anderen
Deutschlehrern
im
Umgang
mit
dem
kompetenzorientierten
Unterricht
eine
Unterstützung
und
eine
Anregung
sein.
8
2.
Kompetenzorientiert
unterrichten
Im
folgenden
Kapitel
soll
kurz
erläutert
werden,
wie
es
überhaupt
zum
Konzept
des
kompetenzorientierten
Unterrichts
kam,
wie
dieses
in
der
Theorie
dargestellt
wird
und
welche
konkreten
Änderungen
sich
durch
dieses
Konzept
für
den
Deutschunterricht
ergeben.
Im
Rahmen
dieser
Analyse
wird
immer
wieder
der
Bezug
zur
momentanen
Situation
des
kompetenzorientierten
Deutschunterrichts
in
Luxemburg
hergestellt.
2.1.
Bedeutung
des
Kompetenzbegriffes
Die
Begriffe
„Kompetenz“
und
„kompetenzorientiert“
sind
zurzeit
in
aller
Munde.
Doch
was
versteht
man
im
schulischen
Bereich
eigentlich
unter
Kompetenzen?
Spielten
Kompetenzen
im
traditionellen
Unterricht
keine
Rolle?
Ist
dieser
Ansatz
wirklich
etwas
derart
Neues
und
anderes?
Blickt
man
auf
die
Unterrichtstradition
der
letzten
Jahrzehnte
zurück,
lässt
sich
zusammenfassend
sagen,
dass
die
Vermittlung
von
Wissen
im
Zentrum
aller
Schulfächer
stand.
Sicherlich
gab
es
immer
bereits
Lehrer,
denen
es
neben
dieser
Wissensvermittlung
wichtig
war,
dass
ihre
Schüler
dieses
Wissen
auch
anwenden
und
weiterverarbeiten
konnten,
sprich
kompetent
damit
umgehen
konnten.
Sie
gestalteten
ihren
Unterricht
methodisch
abwechslungsreich
und
waren
auf
eine
höhere
Aktivität
der
Schüler
bedacht.
Da
die
vom
Schulministerium
veröffentlichten
Lehrpläne
jedoch
lange
Zeit
nur
die
Wissensgebiete
und
Themen
für
jede
Klassenstufe
vorgaben,
stellte
die
Vermittlung
dieser
Themen
auch
das
Zentrum
des
Unterrichts
dar.
Ein
Charakterzeichen
des
luxemburgischen
Unterrichts
war
es
demnach
bis
vor
Kurzem,
dass
Luxemburger
Schüler
zwar
viel
„lernen“,
das
Gelernte
jedoch
oft
nicht
anwenden
und
in
komplexere
Zusammenhänge
bringen
können.
Ein
typisches
Beispiel
für
diese
Misssituation
ist
der
Sprachenunterricht,
der
bis
heute
immer
wieder
verdeutlicht,
dass
die
Schüler
zwar
ihre
Grammatikregeln
beherrschen
und
auch
über
weitere
fachliche
Kenntnisse
wie
etwa
im
Bereich
Literatur
verfügen,
die
Sprache
und
das
erlernte
Wissen
im
alltäglichen
Leben
und
selbst
im
schulischen
Kontext
jedoch
oft
nur
mit
Mühe
und
Not
anwenden
können.
Eine
weitere
Beobachtung,
die
für
eine
Veränderung
dieses
wissensbasierten
Unterrichts
spricht,
ist
die
seit
langer
Zeit
bekannte
9
Feststellung,
dass
der
Mensch
erworbenes
Wissen,
das
nie
angewandt
wurde,
sehr
schnell
wieder
vergisst.
„Die
alltägliche
Erfahrung,
wie
wenig
nachhaltig
gelernt
wird
und
wie
viel
verlernt
und
vergessen
wird,
gehört
zu
den
tiefsten
Frustrationen
und
den
größten
Herausforderungen
des
Lehrberufs.“1
Derartige
Feststellungen
prägten
die
öffentlichen
Diskussionen
immer
wieder
in
den
letzten
zehn
Jahren.
Den
endgültigen
Schock
bescherte
jedoch
die
in
allen
Ländern
Europas
seit
dem
Jahr
2000
durchgeführte
PISA‐Studie,
die
darlegte,
wie
wenig
kompetent
die
Schüler
in
Deutschland
und
auch
in
Luxemburg
angeblich
sind:
Die
Befunde
des
internationalen
Vergleichs
zu
PISA
2000
zeigen,
dass
die
mittlere
Lesekompetenz
15‐Jähriger
in
Deutschland
unter
dem
Durchschnitt
der
OECD‐Mitgliedsstaaten
liegt.
Nur
in
zwei
weiteren
mitteleuropäischen
Ländern
–
Liechtenstein
und
Luxemburg
–
werden
ebenfalls
unterdurchschnittliche
Ergebnisse
erzielt.2
Schockierend
war
hier
vor
allem
der
Vergleich
mit
Ländern
wie
Finnland,
die
um
Längen
besser
abschnitten.
Spätestens
nach
PISA
stand
also
fest,
dass
auch
im
Luxemburger
Bildungswesen
Veränderungen
vollzogen
werden
mussten,
die
seit
September
2008
verbindlich
an
allen
Schulen
unter
dem
Namen
des
„kompetenzorientierten
Unterrichts“
zu
Tage
traten.
Doch
was
genau
bedeutet
der
Begriff
„Kompetenz“
für
die
schulische
Praxis?
In
einem
ersten
Schritt
erscheint
es
sinnvoll
sich
mit
den
gängigen
Definitionen
des
Kompetenzbegriffs
auseinanderzusetzen.
In
seiner
Publikation
Bildungsstandards in der Praxis. Kompetenzorientiert unterrichten
definiert
Gerhard
Ziener
den
Begriff
folgendermaßen:
Kompetenzen
geben
Auskunft
über
das,
was
jemand
kann,
und
zwar
in
dreifacher
Hinsicht:
im
Blick
auf
seine
Kenntnisse,
seine
Fähigkeit
damit
umzugehen,
und
seine
Bereitschaft,
zu
den
Sachen
und
Fertigkeiten
eine
eigene
Beziehung
einzugehen.
Kompetenzorientierter
Unterricht
zielt
auf
die
Ausstattung
von
Lernenden
mit
Kenntnissen,
Fähigkeiten/Fertigkeiten
sowie
1
Ziener,
Gerhard:
Bildungsstandards
in
der
Praxis.
Kompetenzorientiert
unterrichten.
Seelze‐Velber:
Kallmeyer
Verlag
in
Verbindung
mit
Klett
2008,
S.31.
2
Bundesministerium
für
Bildung
und
Forschung
(Hrsg.):
Förderung
von
Lesekompetenz
–
Expertise,
S.8.
Unter:
http://www.bmbf.de/pub/bildungsreform_band_siebzehn.pdf
[18.04.2011].
10
die
Bewusstmachung
und
Reflexion
von
Einstellungen/Haltungen.
Kompetent
ist,
wer
sich
darauf
einlassen
kann,
mit
Sachverstand
mit
Dingen
umzugehen.
Kompetenzen
sind
Fähigkeiten
unter
dem
dreifachen
Aspekt
von
Kenntnissen,
Fertigkeiten
und
Einstellungen.
Kompetenzen
äußern
sich
in
konkreten
Handlungen.3
Anhand
dieser
Definition
wird
deutlich,
dass
die
Wissensvermittlung,
die
bisher
das
Luxemburger
Unterrichtswesen
prägte,
keineswegs
zur
Nebensache
degradiert
werden
soll.
Es
geht
im
kompetenzorientierten
Unterricht
vielmehr
darum,
sich
dieses
Wissen
anzueignen
und
es
selbstständig
anwenden
zu
können.
In
anderen
Worten
handelt
es
sich
bei
Kompetenzen
um
Wissen
und
Fähigkeiten,
die
der
Mensch
erlernt,
um
dann
eigenständig
damit
umzugehen.
Eine
weitere
wichtige
Komponente
ist
die
reflektierte
persönliche
Auseinandersetzung
mit
dem
Gelernten.
Es
sind
also
diese
drei
Aspekte
des
Kompetenzbegriffs,
die
auch
im
Slogan
des
luxemburgischen
Schulministeriums
wiederzufinden
sind:
„Wëssen,
Kënnen,
Wëllen“.
Lehrer
können
folglich
nur
kompetent
handeln,
wenn
sie
Schüleraktivität
fördern,
da
„Lernen
als
aktiver,
konstruktiver,
selbstgesteuerter
und
kommunikativer
Prozess
aufgefasst“
wird
und
„die
Selbstbefähigung
und
Eigenverantwortung
des
Menschen
an
Bedeutung“4
gewinnt.
Wie
bereits
auf
den
ersten
Blick
deutlich
wird,
kennzeichnet
sich
der
kompetenzorientierte
Ansatz
vorrangig
durch
eine
viel
höhere
Selbstständigkeit
der
Schüler.
Diese
Eigenständigkeit
ist
sozusagen
die
Basis
eines
jeden
erfolgreichen
Kompetenzunterrichts,
wobei
nicht
zu
vergessen
ist,
dass
auch
Eigenständigkeit
eine
Kompetenz
darstellt,
die
keineswegs
vorausgesetzt,
sondern
erst
erlernt
werden
muss.
Ähnliche
Vorgaben
lassen
sich
auch
in
der
vielverbreiteten
Definition
von
Weinert
beobachten,
die
auch
von
der
Forschungsgruppe
des
deutschen
Bildungsministeriums
zu
den
Bildungsstandards
angegeben
wird:
Kompetenzen
sind
„die
bei
Individuen
verfügbaren
oder
durch
sie
erlernbaren
kognitiven
Fähigkeiten
und
Fertigkeiten,
um
bestimmte
Probleme
zu
lösen,
sowie
die
damit
verbundenen
motivationalen,
volitionalen
und
sozialen
3
Ziener,
Gerhard:
Bildungsstandards
in
der
Praxis.
Kompetenzorientiert
unterrichten,
S.20.
Lehmann,
Gabriele/
Nieke,
Wolfgang:
Zum Kompetenz‐Modell,
S.2
Unter:
http://www.bildung‐
mv.de/export/sites/lisa/de/publikationen/rahmenplaene/ergaenzende_texte/text‐lehmann‐nieke.pdf
[18.04.2011].
4
11
Bereitschaften
und
Fähigkeiten,
um
die
Problemlösungen
in
variablen
Situationen
erfolgreich
und
verantwortungsvoll
nutzen
zu
können“.5
Auch
hier
liegt
der
Fokus
auf
der
persönlichen
Einstellung
des
Lerners
zum
Gelernten.
Die
Voraussetzungen
für
Kompetenzentwicklung
im
Umgang
mit
dem
Unterrichtsstoff
sind
demnach
die
Motivation
der
Schüler
und
der
Aufbau
einer
persönlichen
Beziehung
zu
dem
Gelernten,
was
auch
zu
einer
veränderten
Haltung
und
Meinung
führen
kann.
Zusammenfassend
lässt
sich
in
einem
ersten
Schritt
also
sagen:
„Kompetent
ist
ein
Mensch,
der
über
Sachkenntnis
verfügt,
mit
der
er
umgehen
kann
und
zu
der
er
sich
verhalten
kann.“6
Zu
betonen
ist,
dass
die
Kompetenzorientierung
keineswegs
das
Gegenteil
einer
Lernzielorientierung
ist
oder
diese
ausschließt.
Vielmehr
sind
die
genannten
Ansätze
als
„konstruktive
Verbündete“7
zu
betrachten,
die
nur
in
wechselseitiger
Beziehung
erfolgreich
umgesetzt
werden
können.
„Kompetenzen
entwickeln
sich
nach
den
zugrunde
liegenden
lernpsychologischen
Erkenntnissen
nicht
„im
Allgemeinen“,
sondern
nur
durch
systematischen
Aufbau,
intelligente
Vernetzung
und
variierende
situative
Einbettung
von
Wissen,
das
für
die
Lernbereiche
bedeutsam
ist.
Dabei
ist
Wissen
die
Basis
jeder
Kompetenz.“8
Für
jeden
Unterricht
ergibt
sich
daher
immer
noch
die
Notwendigkeit,
altersgerechte
Lernziele
vorzugeben
und
hierbei
klassenspezifische
im
Sinne
eines
pädagogischen
Konstruktivismus
aufbauende
Inhalte
zu
definieren,
natürlich
ohne
den
sich
gerade
beim
kompetenzorientierten
Unterrichten
eröffnenden
didaktischen
Freiraum
allzu
sehr
wieder
einzugrenzen.
Stellt
man
sich
nun
die
Frage,
was
diese
Definitionen
für
den
alltäglichen
Unterrichtsverlauf
bedeuten,
muss
gleich
zu
Beginn
darauf
aufmerksam
gemacht
werden,
dass
sich
auch
hier
keine
alles
Alte
umwälzenden
Neuerungen
ergeben.
Laut
Ziener
zeigt
etwa
der
induktive
Zugang,
„dass
Lehrerinnen
und
Lehrer
zum
Bildungsziel
Kompetenzerwerb
nicht
etwa
5
Lehmann,
Gabriele/
Nieke,
Wolfgang:
Zum Kompetenz‐Modell,
S.89.
Ziener,
Gerhard:
Bildungsstandards
in
der
Praxis.
Kompetenzorientiert
unterrichten,
S.18.
7
Ebd.,
S.28.
8
Landesinstitut
für
Schule
NRW:
Standardorientierte
Unterrichtsentwicklung.
Modul
1:
Umgang
mit
Kernlehrplänen,
S.8.
Unter:
www.learn‐line.nrw.de/angebote/deutsch‐unterrichtsentwicklung/modul1_dl.html
[20.12.2006].
6
12
überwältigt
oder
gezwungen
werden
müssen,
sondern
–
zumeist
unbewusst
–
längst
beabsichtigen,
Schülerinnen
und
Schüler
durch
Unterricht
„kompetent“
in
der
beschriebenen
Weise
zu
machen.“9
Bekannte
methodische
Ansätze
wie
etwa
das
Konzept
des
handlungs‐
und
produktionsorientierten
Unterrichts
oder
des
Projektunterrichts
zielen
allesamt
auf
einen
aktiven,
Kompetenzen
entwickelnden
und
einübenden
Umgang
der
Schüler
mit
einem
Wissensstoff
ab.
Was
verändert
sich
also
tatsächlich
mit
der
Einführung
des
kompetenzorientierten
Unterrichts?
„Neu
ist
unzweifelhaft,
dass
Bildungsstandards
als
Kompetenzstandards
den
Kompetenzerwerb
der
Lernenden
explizit
in
den
Blick
rücken.“10
Es
reicht
also
nicht
mehr,
darauf
zu
vertrauen,
dass
die
Lehrer
ihren
Unterricht
sowieso
kompetenzorientiert
gestalten,
sondern
es
geht
darum
zu
bestimmen,
welche
Kompetenzen
ein
Schüler
zu
einem
bestimmten
Zeitpunk
seiner
Schullaufbahn
erreicht
haben
soll
bzw.
muss.
An
diesem
Punkt
soll
nun
kurz
auf
den
Begriff
der
Bildungsstandards
eingegangen
werden,
die
seit
dem
kompetenzorientierten
Unterricht
ebenfalls
eine
bedeutende
Rolle
spielen.
9
Ziener,
Gerhard:
Bildungsstandards
in
der
Praxis.
Kompetenzorientiert
unterrichten,
S.34.
Ebd.,
S.34.
10
13
14
2.2.
Bildungsstandards
Neben
dem
Kompetenzbegriff
prägt
auch
der
Terminus
„Bildungsstandards“
die
bildungspolitische
Diskussion,
weshalb
es
wichtig
erscheint,
sich
auch
hier
mit
den
gängigen
Definitionen
zu
beschäftigen.
Laut
Ziener
beschreiben
Bildungsstandards
den
von
der
Bildungseinrichtung
zu
garantierenden
bzw.
garantiert
anzustrebenden
Ertrag
von
Bildungsgängen.
In
allen
veröffentlichten
Formen
bestehen
Bildungsstandards
in
einer
Aufzählung
von
Befähigungen,
also
von
Kompetenzen,
mit
denen
Schülerinnen
und
Schüler
bis
zum
Ende
eines
Bildungsganges
auszustatten
sind.11
Die
sogenannten
Bildungsstandards
formulieren
demnach
sämtliche
Kompetenzen,
die
ein
Schüler
nach
einem
bestimmten
Schuljahr
bzw.
Schulzyklus
erreicht
haben
sollte,
und
ersetzen
somit
die
lediglich
nach
Lernzielen
und
Wissen
aufgebauten
Lehrpläne.
Die
Basis
der
Unterrichtsplanung
ist
demnach
die
Frage,
„welche
Kompetenzen
sich
an
welchen
Inhalten
erwerben
lassen“12.
Der
Lehrer
erkennt
demnach,
welche
Kompetenzen
seine
Schüler
noch
nicht
beherrschen
bzw.
bis
Ende
des
Jahres
beherrschen
müssen
und
wählt
ein
Unterrichtsthema,
das
sich
anbietet,
um
diese
Kompetenzen
einzuüben.
Bildungsstandards
sind
folglich
schülerorientiert,
da
ihr
Subjekt
die
Schülerinnen
und
Schüler
sind.
Sie
sind
ergebnisorientiert,
da
festgelegt
wird,
was
die
Schüler
am
Ende
können
sollen
und
prozessorientiert,
da
davon
ausgegangen
wird,
dass
die
Schüler
sich
im
Laufe
eines
Lernprozesses
weiterentwickeln.13
Die
Formulierung
so
genannter
Standards
für
sämtliche
Klassenstufen
bzw.
Zyklen
verfolgt
mehrere
Ziele:
Zum
einen
geht
es
darum,
die
Basiskompetenzen
aller
Schülerinnen
und
Schüler
zu
sichern
und
so
die
Leistungen
im
Allgemeinen
und
vor
allem
im
unteren
Leistungsbereich
zu
verbessern.
Standardisierte
Formulierungen
der
zu
erreichenden
Kompetenzen
gewährleisten
außerdem
eine
gewisse
Transparenz
über
Leistungserwartungen
und
Leistungsergebnisse.
Durch
diese
Formulierungen
wird
jedem
11
Ziener,
Gerhard:
Bildungsstandards
in
der
Praxis.
Kompetenzorientiert
unterrichten,
S.38.
Ebd.,
S.42.
13
vgl.
Ebd.,
S.44.
12
15
Lehrer
deutlich,
welche
Kompetenzen
die
Schüler
zu
einem
bestimmten
Zeitpunkt
ihrer
schulischen
Entwicklung
beherrschen
sollen,
was
auch
zu
einer
nachvollziehbareren
Bewertung
der
Leistungen
führt.
Allerdings
wird
hier
schnell
deutlich,
dass
standardisierte
Formulierungen
sich
nicht
unbedingt
mit
heterogenen
Klassen
vereinbaren
lassen.
Um
die
nötige
innere
Differenzierung
zu
gewährleisten,
benötigt
man
daher
erweitere
Bildungsstandards,
die
Kompetenzanforderungen
in
verschiedene
Sockel
unterteilen.
Ein
solches
Kompetenzstufenmodell
ermöglicht
nicht
nur
die
Festlegung
von
Basiskompetenzen,
sondern
gibt
auch
begabten
Schülern
Anreize,
mehr
als
das
Nötigste
zu
tun.
Die
Transparenz
der
Kompetenzanforderungen
dient
jedoch
nicht
nur
dem
Lehrer,
sondern
auch
den
Schülern,
die
so
genau
wissen,
was
von
ihnen
erwartet
wird.14
Hier
bleibt
allerdings
anzumerken,
dass
dies
nur
möglich
ist,
wenn
die
Schüler
die
Inhalte
der
Bildungsstandards
kennen,
was
in
der
Praxis
wahrscheinlich
oft
nicht
der
Fall
ist.
Vor
allem
aber
sollen
die
standardisierten
Kompetenzformulierungen
die
Vergleichbarkeit
schulischer
Abschlüsse
sichern.15
Um
dies
jedoch
zu
gewährleisten
und
vor
allem
zu
überprüfen,
bedarf
es
einheitlicher
Testaufgaben.
Da
Testaufgaben
jedoch
in
der
Praxis
auf
den
Unterricht
der
jeweiligen
Lehrperson
zugeschnitten
sind,
ist
es
auch
in
diesem
Bereich
schwierig
eine
absolute
Standardisierung
zu
erreichen.
Unter
dem
Begriff
Standardisierung
darf
auf
keinen
Fall
eine
Standardisierung
von
Bildungsprozessen,
sprich
eine
Verallgemeinerung
und
„Gleichmacherei“
verstanden
werden.
Die
praktische
Umsetzung
des
Unterrichts
ist
immer
noch
jedem
Lehrer
überlassen,
lediglich
die
„normative
Erwartung,
auf
die
hin
Schule
erziehen
und
ausbilden
soll“16
wird
mit
Hilfe
der
Bildungsstandards
formuliert.
„Standards,
die
Schulen
auf
Ergebnisse
verpflichten,
sind
vielmehr
erst
die
Voraussetzung
für
die
Gewährung
von
„Autonomie“,
das
heißt
für
eine
erweiterte
Verantwortung
der
einzelnen
Schule,
etwa
im
Bereich
von
14
vgl.Criblez,
Lucien/
Oelkers,
Jürgen/
Reusser,
Kurt/
Berner,
Esther/
Halbheer,
Ueli/
Huber,
Christina:
Bildungsstandards.
Seelze‐
Velber:
Kallmeyer
in
Verbindung
mit
Klett
2009,
S.24.
15
vgl.
Standardorientierte
Unterrichtsentwicklung.
Modul
1:
Umgang
mit
Kernlehrplänen,
S.7.
16
Ebd.,
S.18.
16
Lehrplanung,
Personalauswahl
und
–einsatz
oder
in
der
Gestaltung
von
Integrations‐
und
Fördermaßnahmen.“17
Zusammenfassend
lässt
sich
demnach
festhalten,
dass
das
Ministerium
die
Standards
definiert
und
so
jede
Schule
darauf
verpflichtet,
ihren
Schülern
allgemein
notwendige
Fertigkeiten
zu
vermitteln.
Den
Lehrern
bleibt
es
überlassen,
auf
welchem
Weg,
das
heißt
mit
welchen
Methoden
diese
Standards
erreicht
werden.
Die
Schule
übernimmt
in
diesem
Fall
die
Rolle
als
Zwischeninstanz.
Ihre
Autonomie
gewährleistet
zusätzliche
Fördermaßnahmen
bestimmter
Kompetenzbereiche,
wie
es
sie
in
Luxemburg
in
bestimmten
Schulen
bereits
gibt.18
Auch
in
Luxemburg
wurden
die
traditionellen
lernzielorientierten
Lehrpläne
durch
sogenannte
Bildungsstandards
erweitert.
Dies
bedeutet
allerdings
nicht,
dass
die
Wissensbereiche
in
diesen
Lehrplänen
keine
Rolle
mehr
spielen.
Neben
den
Kompetenzformulierungen
werden
Textsorten
und
Themen
genannt,
anhand
derer
die
aufgeführten
Kompetenzanforderungen
eingeübt
und
gefördert
werden
können.
Diesbezüglich
stellt
sich
die
Frage,
ob
in
Zukunft
die
lernzielorientierten
Lehrpläne
durch
Bildungsstandards
ersetzt
werden
oder
diese
wie
bisher
lediglich
als
Zusatz
fungieren,
der
in
der
Praxis
erfahrungsgemäß
oft
ignoriert
wird.
Alleine
die
Tatsache,
dass
zuerst
die
Lerninhalte,
dann
die
Bildungsstandards
aufgeführt
werden,
erlaubt
die
Vermutung
einer
reinen
Alibi‐Funktion
der
Bildungsstandards.
Weiterhin
wird
in
den
aktuellen
Lehrplänen
kein
direkter
Bezug
zwischen
Lerninhalten
und
Bildungsstandards
hergestellt.
Für
viele
Lehrer
gelten
demnach
immer
noch
die
Lerninhalte
als
verbindlich,
wobei
die
detaillierten
Kann‐Beschreibungen,
die
den
Inhalten
folgen,
oft
nur
als
unnötige
Ergänzung
betrachtet
werden.
Auf
der
anderen
Seite
wird
auf
diese
Weise
natürlich
die
pädagogische
Freiheit
der
Lehrer
respektiert,
so
dass
die
praktische
Umsetzung
der
Bildungsstandards
individualisiert
wird.
17
Standardorientierte
Unterrichtsentwicklung.
Modul
1:
Umgang
mit
Kernlehrplänen,
S.18.
Das
LAML
fördert
beispielsweise
durch
schulinterne
Vorgaben
stufenweise
die
Methodenkompetenz
der
Schüler.
18
17
Auch
bleibt
natürlich
zu
überprüfen,
ob
die
vorgegebenen
Lerninhalte,
die
sich
mit
der
Einführung
des
kompetenzorientierten
Unterrichts
nicht
verändert
haben,
stets
mit
den
Bildungsstandards
zu
vereinbaren
sind.
Außerdem
wird
immer
wieder
die
Frage
aufgeworfen,
ob
die
Einführung
von
Bildungsstandards
nicht
notwendigerweise
eine
Reduzierung
der
Lerninhalte
mit
sich
bringen
müsste,
da
die
Kompetenzentwicklung
mehr
Zeit
in
Anspruch
nimmt
als
eine
reine
Wissensvermittlung.
18
2.3.
Kompetenzorientierter
Deutschunterricht
–
Bildungsstandards
Sprachen
Nach
der
Auseinandersetzung
mit
den
theoretischen
Vorgaben
der
Kompetenzorientierung
stellt
sich
die
Frage,
welche
konkreten
Veränderungen
die
Vorgaben
der
Bildungsstandards
für
die
Unterrichtsgestaltung
bedeuten.
Pünktlich
zu
Beginn
der
Umsetzung
des
kompetenzorientierten
Deutschunterrichts
in
Luxemburg
erschien
die
Publikation
Bildungsstandards Sprachen,
ein
sogenannter
Leitfaden für den kompetenzorientierten Sprachenunterricht an Luxemburger Schulen,
in
dem
die
Schwerpunkte,
die
im
Deutschunterricht
gesetzt
werden
sollen,
im
Detail
erläutert
werden.
Die
in
dieser
Broschüre
formulierten
Vorgaben
resultieren
zum
einen
aus
dem
Bildungsprogramm
des
„Plan
d’action
langues
2007‐2009“,
zum
anderen
aus
den
Vorgaben
des
„Gemeinsamen
Europäischen
Referenzrahmens
für
Sprachen“
und
basieren
auf
zwei
grundsätzlichen
Zielsetzungen,
wie
das
folgende
Zitat
zeigt:
„Il
s’agit
d’abord
de
doter
la
génération
future
d’un
plurilinguisme
de
haut
niveau
et
d’agir
simultanément
contre
les
effets
d’exclusion
que
produit
le
système
éducatif
luxembourgeois,
notamment
par
l’enseignement
des
langues.
Il
s’agit
donc
d’améliorer
la
qualité
des
connaissances
languagières
et
des
capacités
communicatives
des
jeunes,
tout
en
évitant
que
les
exigences
scolaires
en
langues
ne
se
transforment
en
barrière
insurmontable
pour
l’accès
à
une
qualification
et
à
l’emploi.“
19
Es
geht
also
einerseits
um
den
Erhalt
und
die
Förderung
der
Mehrsprachigkeit
der
Schüler,
andererseits
aber
auch
darum,
zu
verhindern,
dass
die
Sprachanforderungen
für
gewisse
Schüler
zur
Bildungsbarriere
wird.
So
hat
auch
die
Studie
PILRLS
2006,
welche
die
Lesekompetenzen
Luxemburger
Schüler
analysiert
hat,
gezeigt,
dass
Schüler,
die
im
traditionellen
Unterricht
im
Allgemeinen
als
schwach
eingestuft
wurden,
dennoch
über
gut
ausgeprägte
Lesekompetenzen
verfügen.20
Dies
wurde
im
bisherigen
Schulsystem
jedoch
wenig
bis
gar
nicht
berücksichtigt,
da
der
Schwerpunkt
bislang
auf
dem
Schreiben
und
den
Grammatikkenntnissen
lag.
Ein
Missstand
dieses
Schulsystems
war
folglich,
dass
Schüler,
die
in
den
Sprachen
zwar
über
gute
Verständniskompetenzen
verfügen,
als
schwach
eingestuft
19
Kühn,
Peter:
Bildungsstandards
Sprachen
2008,
S.18.
vgl.
Ebd.,
S.18.
20
19
und
entsprechend
orientiert
wurden,
wodurch
ihnen
gegebenenfalls
die
Chance
auf
einen
bestimmten
Bildungsweg
genommen
wurde.
Wichtig
ist
demnach
zum
einen,
dass
die
Luxemburger
Schüler
sprachkompetent
werden,
was
sich
vor
allem
in
einer
aktiven
Kommunikationsfähigkeit
ausdrückt,
zum
anderen,
dass
die
Schwächen
der
Schüler
erkannt
und
therapiert
werden
sowie
dass
die
Schwerpunkte
im
Deutschunterricht
ausgeglichen
gestaltet
werden.
Doch
wie
soll
dieser
Sprachenunterricht
nun
in
der
Praxis
aussehen?
Überträgt
man
die
in
Kapitel
2.1.
aufgeführten
Definitionen
auf
das
Fach
Deutsch,
„so
muss
der
Sprachenunterricht
grundsätzlich
sprachhandlungstheoretisch
orientiert
sein,
denn
die
Sprachlernenden
werden
als
sozial
Handelnde
betrachtet“21.
Schüler
können
nicht
kompetent
werden,
wenn
sie
ausschließlich
in
passiver
Haltung
in
der
Klasse
sitzen
und
dem
Frontalunterricht
folgen.
Für
das
Fach
Deutsch
bedeutet
die
Umstellung
auf
einen
kompetenzorientierten
Sprachenunterricht
weiterhin,
dass
das
Fach
in
vier
Basiskompetenzbereiche
aufgeteilt
wird.
Die
Schüler
sollen
laut
Bildungsstandards
über
eine
Lese‐,
Hör‐,
Sprech‐
und
Schreibkompetenz
verfügen
und
auch
innerhalb
dieser
Kompetenzbereiche
gefördert
und
evaluiert
werden.
Wichtig
ist
jedoch,
dass
hier
keineswegs
die
Idee
vorherrscht,
den
Deutschunterricht
in
vier
selbstständige
Einheiten
aufzugliedern.
„Im
Sinne
eines
integrativen
Sprachenunterrichts
sollen
diese
unterschiedlichen
Kompetenzen
nicht
isoliert
behandelt
werden,
sondern
immer
aufeinander
bezogen
und
vernetzt
sein
(z.B.
linear,
thematisch).“22
Auch
wenn
die
vier
basalen
Kompetenzbereiche
nicht
voneinander
zu
trennen
sind,
werde
ich
im
Folgenden
einen
kurzen
separaten
Überblick
über
die
Erwartungen
innerhalb
der
einzelnen
Kompetenzbereiche
geben.
21
Kühn,
Peter:
Bildungsstandards
Sprachen,
S.25.
Ebd.,
S.36.
22
20
2.3.1.
Lesekompetenz
Kompetente
Leser
sind
nicht
nur
eine
Grundvoraussetzung
für
das
erfolgreiche
Lernen
einer
Sprache,
sondern
auch
in
anderen
Fächern
wie
etwa
Naturwissenschaften
oder
Geschichte
profitieren
gute
Leser
von
einer
ausgeprägten
Lesekompetenz.
In
diesen
Fächern
wird
oft
vorausgesetzt,
dass
die
Schüler
über
die
notwendigen
Lesekompetenzen
verfügen,
um
komplexe
Texte
zu
fachlichen
Inhalten
selbstständig
zu
lesen
und
zu
verstehen.
Auch
wird
das
schlechte
Abschneiden
in
diesen
Fachbereichen
häufig
vorschnell
mit
mangelndem
Wissen
oder
Können
erklärt
anstatt
mit
fehlenden
Lesekompetenzen.
Dabei
werden
schwache
Leser
„ohne
besondere
Förderung
der
Lesekompetenz
Schwierigkeiten
in
der
Erarbeitung
neuer
Lerngegenstände
in
allen
Fächern
haben“23.
Doch
auch
im
Alltag
wird
eine
ausgeprägte
Lesekompetenz
zunehmend
wichtiger.
Unser
Alltag
kann
als
Medienalltag
bezeichnet
werden
und
der
Umgang
mit
den
diversen
Medien
fordert
vor
allem
kompetente
Leser.
Das
moderne
Medienzeitalter
fordert
sogar
ein
viel
differenzierteres
Lesen,
als
dies
bei
den
reinen
Printmedien
der
Fall
war.
Doch
was
genau
versteht
man
eigentlich
unter
guten
Lesern
und
dem
Begriff
der
Lesekompetenz?
Ein
erster
wichtiger
Faktor
ist
die
„aktive
Konstruktionsleistung“
des
Schülers,
sprich
die
Erkenntnis,
dass
„Lesen
kein
passiver
Prozess
der
Bedeutungsentnahme“
darstellt,
sondern
vom
Leser
erwartet,
dass
er
„die
im
Text
enthaltenen
Inhalte
aktiv
mit
dem
Vor‐
und
Weltwissen
des
Rezipienten
in
Verbindung“24
setzt.
Unter
dem
Begriff
des
Leseverstehens
versteht
man
demnach
die
Kompetenz,
„aus
Geschriebenem
den
Sinngehalt
zu
entnehmen
und
damit
auch
die
Verarbeitung
von
ganzen
Sätzen
und
Texten“.25
Gisela
Beste
unterteilt
den
Prozess
des
Leseverstehens
in
drei
Stufen,
wobei
die
erste
sich
auf
das
Dekodieren
von
Wörtern
beschränkt,
die
zweite,
die
sie
als
„lokale
Kohärenzbildung“
bezeichnet,
das
Verstehen
von
ganzen
Sätzen
anstrebt,
und
die
dritte,
welche
auf
den
beiden
ersten
Stufen
aufbaut,
das
Verständnis
von
Textzusammenhängen
ermöglicht.26
23
Bundesministerium
für
Bildung
und
Forschung
(Hrsg.):
Förderung
von
Lesekompetenz
–
Expertise,
S.9.
Ebd.
S.14.
25
Ebd.,
S.14.
26
Beste,
Gisela:
Lesen.
In:
Dies.:
Methodik
Deutsch.
Berlin:
Cornelsen
Verlag
2007,
S.14.
24
21
Baurmann
und
Hurrelmann
basieren
ihre
Erkenntnisse
auf
den
Ergebnissen
der
PISA‐Studie
und
erkennen
vier
Komponenten
der
Lesekompetenz:
1.
Die
kognitive
Grundfähigkeit
als
übergreifende
Intelligenzvoraussetzung,
die
über
das
Lesen
hinausgeht
2.
Die
Decodierfähigkeit
als
für
das
Lesen
bedeutsame
Fähigkeit,
sich
die
korrekte
Bedeutung
von
Wörtern
und
Sätzen
schnell
zu
erschließen.
3.
Das
Wissen
um
Lese‐
und
Textverstehensstrategien,
mit
deren
Hilfe
man
sich
schwierige
Texte
erschließen
kann.
4.
Das
Leseinteresse,
das
die
Lesemotivation
steuert.27
Wie
kompetent
ein
Leser
ist,
hängt
demnach
in
erster
Linie
mit
seiner
Intelligenz
zusammen.
Verfügen
Schüler
im
Allgemeinen
über
eine
ausgeprägte
Begabung,
zeigen
sie
wenige
Schwierigkeiten
im
Umgang
mit
Texten.
Die
zweite
Stufe
bei
Baurmann
und
Hurrelmann
umfasst
eigentlich
die
Fähigkeiten,
die
Gisela
Beste
noch
einmal
in
drei
Unterstufen
aufteilt,
nämlich
das
Dekodieren
des
Textes.
An
dritter
Stelle
nennen
sie
die
Lesestrategien,
mit
Hilfe
derer
der
Leser
auch
komplexe
Texte
entschlüsseln
kann.
Als
letzte
Komponente
gehen
Baurmann
und
Hurrelmann
auf
die
auch
in
meinen
Augen
bedeutsame
Rolle
der
Motivation
ein.
Gute
Leser
sind
häufig
auch
diejenigen
Schüler,
die
Freude
am
Lesen
zeigen.
Die
großangelegten
Leseleistungsmessungen
basieren
auf
den
drei
Teildimensionen
„Informationen
ermitteln,
textbezogenes
Interpretieren,
Reflektieren
und
Bewerten“28.
Die
Leseforschung
basiert
demnach
stärker
auf
der
„aktiven
und
konstruktiven
Leistung
des
Lesers“,
wobei
sich
PISA
und
ähnliche
Studien
stärker
auf
die
„Informationsaufnahme
aus
Texten
konzentriert“29.
In
diesem
Kontext
stellt
Bettina
Hurrelmann
folgende
Definition
auf:
„Lesekompetenz
ist
definiert
als
Fähigkeit
zum
Textverstehen
im
Horizont
einer
kulturellen
Praxis,
zu
der
es
gehört,
dass
sich
(1)
kognitives
Textverständnis,
(2)
Motivation
und
27
Landesinstitut
für
Schule
NRW:
Standardorientierte
Unterrichtsentwicklung.
Modul
3:
Kompetenzorientiert
diagnostizieren
und
fördern,
S.20.
Unter:
www.learn‐line.nrw.de/angebote/deutsch‐
unterrichtsentwicklung/modul3_dl.html
[20.12.2006].
28
Hurrelmann,
Bettina:
Modelle
und
Merkmale
der
Lesekompetenz.
In:
Bertschi‐Kaufmann:
Lesekompetenz,
Leseleistung,
Leseförderung.
Grundlagen,
Modelle,
Materialien.
Seelze‐Velber:
Klett
Kallmeyer
2008,
S.24.
29
Ebd.,
S.24.
22
emotionale
Beteiligung,
(3)
Reflexion
und
Anschlusskommunikationen
(mit
anderen
Lesern)
ergänzen
und
durchdringen.“30
Geht
man
von
diesen
Ansätzen
aus,
stellt
sich
natürlich
die
Frage,
wie
man
diese
Fähigkeiten
am
besten
bei
den
Schülern
fördert.
Um
selbstständige
und
kompetente
Leser
auszubilden,
ist
es
erforderlich
den
Schülern
Lesestrategien
und
Lesetechniken
mit
auf
den
Weg
zu
geben,
die
es
ihnen
ermöglichen,
mit
einem
bestimmten
Methodenrepertoire
an
die
diversen
Textsorten
heranzugehen.
Oft
werden
die
beiden
Begriffe
Lesestrategien
und
–techniken
in
einen
Topf
geworfen.
Unter
Lesetechniken
versteht
man
„Verfahren
zum
Erfassen
des
Textes
als
Ganzem“,
unter
Lesestrategien
„Schrittfolgen
zur
Förderung
eines
genauen
und
detaillierten
Textverstehens“31.
Lesetechniken
wären
etwa
stilles
Lesen,
überfliegendes
Lesen,
lautes
Lesen,
szenisches
Lesen
usw.
Beispiele
für
Lesestrategien
sind
die
Aktivierung
von
Vorwissen,
Sinnabschnitte
bilden,
unbekannte
Wörter
klären,
Hypothesen
bilden,
zusammenfassen
usw.32
Im
Rahmen
der
Beschreibung
der
praktischen
Vorgehensweise
in
der
vorliegenden
Arbeit
werde
ich
näher
auf
die
in
der
Praxis
angewandten
Lesestrategien
eingehen.
Wichtig
ist,
dass
die
Schüler
erkennen,
zu
welchem
Zweck
sie
welche
Lesestrategie
anwenden
können.
Somit
ist
es
erforderlich,
nicht
alle
Strategien
gemeinsam
einzuüben,
sondern,
je
nachdem
um
welche
Arbeitsaufträge
es
sich
handelt,
selektive
Lesestrategien
anzuwenden.
Ebenso
wichtig
ist
der
regelmäßige
Rückgriff
auf
die
eintrainierten
Strategien,
damit
die
Schüler
erkennen,
dass
diese
Werkzeuge
ihnen
tatsächlich
bei
dem
Verstehensprozess
unter
die
Arme
greifen
können.
An
dieser
Stelle
möchte
ich
kurz
anmerken,
dass
die
Verwendung
sogenannter
Lesestrategien
auch
Kritikpunkte
umfasst.
Hat
ein
Schüler
etwa
gravierende
sprachliche
Probleme,
nutzen
ihm
auch
keine
Lesestrategien.
Außerdem
lässt
sich
in
der
Praxis
beobachten,
dass
gute
Leser
oft
keiner
Strategien
bedürfen,
um
Texte
zu
verstehen.
Ein
weiterer
Schwachpunkt
der
Lesestrategien
ist
der,
dass
gewisse
Schüler
diese
nur
bei
konkreten
Aufforderungen
anwenden,
diese
aber
bei
selbstständigen
Arbeiten
oder
30
Hurrelmann,
Bettina:
Modelle
und
Merkmale
der
Lesekompetenz,
S.24.
Beste,
Gisela:
Lesen,
S.18.
32
vgl.
Beste,
Gisela:
Lesen,
S.20.
31
23
während
Klassenarbeiten
ignorieren.
Dadurch
wird
deutlich,
dass
viele
Schüler
nicht
den
Sinn
bzw.
den
Nutzen
solcher
Strategien
erkennen.
Erst,
wenn
Schüler
tatsächlich
das
Gefühl
haben,
dass
bestimmte
Strategien
ihnen
weiterhelfen,
werden
sie
diese
auch
autonom
anwenden.
Wie
die
oben
erwähnten
Ansätze
gezeigt
haben,
ist
es
auf
einer
ersten
Ebene
von
Bedeutung,
die
einzelnen
Wörter
zu
verstehen,
um
in
einem
weiteren
Schritt
den
Satz
und
so
den
Textzusammenhang
zu
verstehen.
Hier
sei
allerdings
angemerkt,
dass
dieser
Schritt
ab
einer
bestimmten
Klassenstufe
beherrscht
werden
muss.
Ausgehend
von
diesem
Ansatz
könnte
man
behaupten,
dass
demnach
ein
erster
Schritt
der
Textarbeit
immer
in
der
Erklärung
unbekannter
Begriffe
liegt.
Je
nachdem
um
welche
Begriffe
es
sich
handelt,
ist
es
sicherlich
unumgänglich
diese
nachzuschlagen,
um
den
Text
in
seinem
Ganzen
zu
verstehen.
Dennoch
gibt
es
auch
in
diesem
Bereich
unterschiedliche
Ansichten.
Viele
Wörter
erschließen
sich
dem
Leser
nicht
durch
eine
explizite
Bedeutungserklärung,
sondern
dadurch,
dass
er
sie
sich
während
des
Lesens
aus
dem
Kontext
heraus
erschließt.33
Der
Faktor
der
Lesemotivation
wird
bei
vielen
Schülern
bereits
durch
ihre
Leseerfahrungen
im
Grundschulalter
bestimmt.
Dennoch
hat
die
Schule
die
Aufgabe,
die
Lesemotivation
der
Schüler
zu
fördern,
was
im
Unterricht
durch
diverse
Methoden
und
Ansätze
erfolgen
kann.
Lesetagebücher,
Lesenächte,
Leseecken
sowie
kreative
und
produktive
Erschließungsmethoden
sind
nur
einige
Beispiele,
die
die
Lesemotivation
der
Schüler
fördern
können.
Ein
weiterer
bedeutender
Aspekt
im
Bereich
der
Lesekompetenz
ist
die
Beschäftigung
mit
verschiedenen
Textsorten.
Im
Unterricht
der
Sekundarstufe
I
gehört
zum
Bereich
des
Textverstehens
nicht
nur
die
Sinnentnahme,
sondern
auch
die
Auseinandersetzung
mit
Textsorten
und
ihren
Merkmalen,
mit
Textintentionen,
Erzählperspektiven
usw.
Das
belegt
natürlich
implizit,
dass
ein
allgemeines
Textverständnis
auf
dieser
Klassenstufe
vorausgesetzt
wird
und
auch
vorausgesetzt
werden
muss.
Beschäftigt
man
sich
näher
mit
dem
Erwerb
der
Lesekompetenz
wird
einem
zunehmend
bewusst,
wie
komplex
dieser
Vorgang
ist
und
wie
viele
Faktoren,
die
man
als
Lehrer
nicht
33
Bundesministerium
für
Bildung
und
Forschung
(Hrsg.):
Förderung
von
Lesekompetenz
–
Expertise,
S.17.
24
mitbestimmen
kann,
damit
zusammenhängen.
Dies
bringt
die
Definition
von
Weinert
noch
einmal
auf
den
Punkt,
der
davon
ausgeht,
dass
„die
individuelle
Ausprägung
der
Kompetenz
von
den
Facetten
Fähigkeit,
Wissen,
Verstehen,
Können,
Handeln,
Erfahrung
und
Motivation
bestimmt“34
wird.
Wirft
man
einen
Blick
in
den
Lehrplan
der
achten
Klasse,
erkennt
man,
dass
neben
den
Kann‐
Formulierungen
im
Rahmen
der
Bildungsstandards
genaue
Anweisungen
sprich
verschiedene
Niveaubestimmungen
zur
Lesekompetenz
angeführt
werden,
die
auf
Veröffentlichungen
des
Ministeriums
für
Schule
und
Weiterbildung
des
Landes
Nordrhein‐
Westfalen
beruhen.
Unterschieden
wird
zwischen
fünf
Kompetenzstufen,
die
im
Folgenden
in
verkürzter
Form
wiedergegeben
werden.
Das
Kompetenzniveau
1
trägt
die
Bezeichnung
„Leseverstehen
in
Ansätzen“
und
zielt
auf
die
Erfassung
der
Hauptgedanken
sowie
isolierter
Einzelinformationen
eines
Textes.
Das
„einfache
Leseverstehen“
erwartet
überdies
hinaus
das
Vergleichen
und
Auswerten
von
Textangaben,
worunter
auch
die
Erklärung
einzelner
Textaussagen
oder
das
Erfassen
von
Handlungsabläufen
fällt.
Auch
das
Erkennen
textsortenspezifischer
Merkmale
ist
unter
dem
zweiten
Niveau
anzusiedeln.
Erst
auf
der
dritten
Stufe
dieses
Kompetenzmodells
spricht
man
von
einem
„grundlegenden
Leseverstehen“,
da
hier
mehrschichtige
Verarbeitungsprozesse
erwartet
werden.
Schüler,
die
diese
Stufe
beherrschen,
können
auch
komplexere
Informationen
finden
und
verstehen
sowie
Schlüsse
über
die
Textaussagen
ziehen.
Kompetenzniveau
4
zielt
laut
Vorgabe
bereits
auf
anspruchsvolle
Verarbeitungsprozesse,
da
der
gesamte
Text
samt
impliziten
Aussagen
erfasst
wird.
Unter
diese
Stufe
fällt
das
Erkennen
von
Mehrdeutigkeiten
in
Texten,
die
differenzierte
Bewertung
literarischer
Figuren,
das
Deuten
der
sprachlichen
Form
von
Textaussagen
sowie
textexternes
Wissen
nutzen.
An
oberster
Stufe
des
Kompetenzmodells
steht
das
„komplexe
Leseverstehen“,
bei
dessen
Beherrschung
die
Schüler
auch
schwer
zu
ermittelnde
Informationen
finden
und
verbinden
können,
Deutungshypothesen
explizit
formulieren
und
anhand
von
Textaussagen
überprüfen
können.35
34
Bundesministerium
für
Bildung
und
Forschung
(Hrsg.):
Förderung
von
Lesekompetenz
–
Expertise,
S.13.
Lehrplan
6e
ES
2010/11,
S.6.
35
25
Laut
Vorgaben
des
Lehrplans
soll
auf
einer
achten
Klasse
des
ES
der
Schwerpunkt
auf
der
dritten
Stufe
sprich
dem
„grundlegenden
Leseverstehen“
liegen
und
bereits
auf
Niveau
4
hingearbeitet
werden.
Aus
diesem
Grund
möchte
ich
die
Vorgaben
dieser
Kompetenzstufe
im
Detail
analysieren
und
mit
den
Lerninhalten
dieser
Klassenstufe
in
Verbindung
bringen.
Auf
den
ersten
Blick
wird
anhand
dieses
Stufenmodells
klar
und
deutlich
erläutert,
über
welche
Kompetenzen
die
Schüler
verfügen
müssen,
um
die
diversen
Niveaus
zu
erreichen.
Allerdings
wirft
dieses
Modell
auch
Fragen
auf,
wie
etwa
das
Feststellen
der
verschiedenen
Stufen.
Mit
welchen
Aufgabentypen
und
welchem
Schwierigkeitsgrad
der
Texte
lässt
sich
dieses
Leseniveau
bei
Schülern
feststellen?
Wie
stuft
man
Schüler
ein,
die
in
der
Bearbeitung
von
Sachtexten
die
beschriebenen
Fähigkeiten
besitzen,
im
Bereich
literarischer
Texte
jedoch
große
Defizite
aufweisen?
Weiterhin
erscheint
es
mir
vor
allem
zwischen
den
Stufen
4
und
5
schwierig,
eine
Grenze
zu
ziehen
und
diese
auch
bei
Schülern
zu
diagnostizieren.
Fragwürdig
ist
ebenfalls,
wieso
der
Lehrplan
ein
derartiges
Stufenmodell
nur
für
die
Lesekompetenz
vorsieht.
Im
Lehrplan
werden
im
Bereich
der
Bildungsstandards
genaue
Kann‐Fomulierungen
für
das
Leseverstehen
aufgestellt,
auf
die
ich
im
Rahmen
der
Vorstellung
des
praktischen
Teils
dieser
Arbeit
eingehen
werde.
26
2.3.2.
Hörkompetenz
Eng
zusammen
mit
dem
Leseverständnis
hängt
die
Hörkompetenz,
die
sogar
oft
mit
dem
Lesen
als
Verstehenskompetenz
zusammengefasst
wird.
Dass
diese
beiden
Kompetenzbereiche
tatsächlich
eng
zusammenhängen,
zeigt
auch
eine
neue
Erkenntnis,
die
besagt,
„dass
eine
nur
mangelhaft
ausgeprägte
Hörkompetenz,
genauer
gesagt
ein
Defizit
in
der
phonologischen
Verarbeitung,
oft
für
Lese‐
und
Rechtschreibschwächen
verantwortlich
ist“36.
Auch
die
zahlreichen
Projekte
der
Leseförderung
belegen
den
engen
Zusammenhang
von
Lesen
und
Hören,
da
viele
sogar
die
Hörkompetenz
in
den
Mittelpunkt
stellen.37
Dennoch
bestehen
Unterschiede
im
Bereich
der
Strategien,
mit
denen
Lese‐
bzw.
Hörtexte
bearbeitet
und
verstanden
werden.
„Während
der
Leser
sich
auf
den
vorliegenden
Text
konzentrieren
und
bestimmte
Textstellen
wieder
nachlesen
kann,
kann
ein
Hörer
den
auditiven
Text
nur
kurz
aufnehmen
und
muss
sich
der
Struktur
und
Geschwindigkeit
des
Hörtextes
anpassen.“38
Ein
weiterer
Unterschied
zwischen
Lese‐
und
Hörkompetenz
besteht
in
den
Texten,
da
sich
die
Hörkompetenz
vorrangig
auf
auditive
und
audiovisuelle
Medien
basiert.
Mit
der
Aufwertung
der
Hörkompetenz
hängt
teilweise
auch
der
Boom
der
Hörmedien
wie
etwa
Hörbücher
und
Hörspiele
zusammen.
Doch
wie
lässt
sich
die
Hörkompetenz
eines
Schülers
fördern
und
in
einem
weiteren
Schritt
messen
und
evaluieren?
Zum
einen
umfasst
der
Begriff
des
Hörverstehens
nicht
nur
das
Hören
an
sich,
sondern
auch
das
Verständnis
des
Sinnes
von
Texten.
„Laute
werden
ausgenommen,
in
kleinere
oder
größere
Einheiten
segmentiert
und
dann
einer
bestimmten
Bedeutung
zugewiesen
und
verarbeitet.
Es
ist
also
keineswegs
eine
rein
rezeptive
Fertigkeit,
sondern
ein
aktiver,
selbstständiger
Prozess,
in
dem
der
Lerner
auf
sein
vorhandenes
Wissen
zurückgreift
und
mit
dessen
Hilfe
er
versucht,
sich
die
Bedeutung
des
Gehörten
zu
erschließen.“39
Genau
wie
bei
der
Lesekompetenz
wird
auch
beim
Hören
zwischen
verschiedenen
Hörstrategien
unterschieden.
Beim
„globalen
Hören“
konzentriert
sich
der
36
Haug,
Katja:
Wer
lesen
will,
sollte
hören.
Unter:
http://www.lesen‐in‐
deutschland.de/html/content.php?object=journal&lid=638
[18.04.2011].
37
vgl.
http://www.ohrliestmit.de/olm
38
Kühn,
Peter:
Bildungsstandards
Sprachen,
S.42.
39
http://www.westermann.de/download/grundschule/gs_englisch/didaktik/hoerverstehen.pdf
[15.02.2011].
27
Hörer
allgemein
auf
die
Hörsituation,
beim
„selektiven
Hören“
konzentriert
er
sich
gezielt
auf
bestimmte
Informationen
und
beim
detaillierten
Hören
geht
es
um
das
wörtliche
Verständnis
des
Textes.40
Im
Vergleich
zum
Leseverstehen
erscheint
es
mir
allerdings
wesentlich
schwieriger
diese
sogenannten
Strategien
anzuwenden
und
einzuüben.
Was
genau
muss
der
Schüler
beim
„globalen“
oder
beim
„selektiven“
Hören
tun?
Die
praktische
Umsetzung
der
Förderung
der
Hörkompetenz
im
Deutschunterricht
sieht
vor,
dass
die
Hörtexte
stets
im
Rahmen
eines
bestimmten
Themas
behandelt
werden.
Dies
hängt
vor
allem
mit
der
Idee
eines
integrativen
Ansatzes
zusammen,
der
vorsieht,
dass
sämtliche
Teilkompetenzen
sowie
Lerninhalte
im
Rahmen
einer
Unterrichtssequenz
gefördert
und
vermittelt
werden.
Hinterfragt
man
diese
Vorgabe
auf
ihren
Sinn
in
Punkto
Förderung
der
Hörkompetenz,
bin
ich
persönlich
der
Meinung,
dass
sich
diese
auch
abgesondert
von
einem
globalen
Thema
in
einzelnen
Unterrichtssituationen
einüben
lässt.
Weiterhin
sei
angemerkt,
dass
die
Integration
sämtlicher
Teilkompetenzen
in
größere
Unterrichtseinheiten
immer
angestrebt
werden
sollte,
in
der
Praxis
jedoch
nicht
immer
realisierbar
ist.
Auch
soll
der
Schwierigkeitsgrad
der
Hörtexte
im
Laufe
der
Zeit
erhöht
werden.
„Dies
wird
erreicht,
indem
zahlreiche
Faktoren
verändert
werden,
wie
etwa
die
Text‐
und
Satzlänge,
das
Sprechtempo,
das
Thema,
die
Anzahl
der
unbekannten
Wörter
im
Text
oder
auch
die
Anzahl
der
Wiederholungen
für
das
Verständnis
relevanter
sprachlicher
Strukturen.“41
Beim
Aufbau
der
Hörverständnisaufgaben
soll
weiterhin
darauf
geachtet
werden,
dass
zuerst
ein
weites,
dann
ein
enges
Verstehen
angestrebt
wird.
So
sollen
die
ersten
Fragen
allgemein
auf
das
Thema
und
die
Sprechsituation
abzielen
und
in
einem
nächsten
Schritt
erst
Richtig‐Falsch‐
Aufgaben
usw.
verwendet
werden.
Genau
wie
bei
der
Förderung
der
Lesekompetenz
sollen
auch
beim
Hörverstehen
die
produktiven
Aufgaben
nicht
zu
kurz
kommen.
In
einer
Fortbildungsveranstaltung
zum
Thema
Hörverstehen
von
Peter
Bimmel
wurde
betont,
dass
die
Förderung
der
Hörkompetenz
vorzugsweise
mit
Videos
umgesetzt
werden
sollte.
So
sei
es
wichtig,
regelmäßig
die
rein
auditiven
Beiträge
durch
audiovisuelle
zu
40
vgl.
Steinmann,
Cornelia:
Tipps
und
Tricks
zum
Hörverstehen.
Unter:
http://cornelia.siteware.ch/hoeren/hoerentheorie/hoerverstehentheorie.pdf
[15.02.2011].
41
http://www.westermann.de/download/grundschule/gs_englisch/didaktik/hoerverstehen.pdf.
28
ersetzen.
Zum
einen
unterstützen
Bilder
die
auditiven
Inhalte,
zum
anderen
ist
ein
rein
auditiver
Text
für
die
junge
Generation
eine
untypische
Situation,
da
sie
nur
in
seltenen
Ausnahmen
auf
das
Medium
Radio
zurückgreifen.
Internet
und
Fernsehen,
sprich
eine
Kombination
aus
auditiven
und
visuellen
Inhalten,
bestimmen
ihren
medialen
Alltag.
Natürlich
birgt
das
Audiovisuelle
seinerseits
das
Risiko,
dass
das
Visuelle
Informationen
liefert
oder
auch
nur
suggeriert,
welche
die
auditive
Aussage
zumindest
einschränken
bzw.
tendenziell
deuten.
Ein
solches
Wechselspiel
zwischen
Auditivem
und
Visuellem
ist
aber
meist
gewollt,
findet
sich
in
Filmen,
aber
auch
in
Reportagen
und
sollte
im
Rahmen
einer
parallelen,
impliziten
Medienerziehung
thematisiert
werden.
Viele
Lehrer
fühlen
sich
im
Bereich
der
Förderung
der
Hörkompetenz
unsicher,
da
die
Einbindung
dieser
Kompetenz
in
den
Unterricht
meist
aus
reinen
Übungsphasen
besteht,
welche
vorsehen,
dass
den
Schülern
Audiobeiträge
vorgespielt
werden,
zu
denen
sie
dann
Aufgaben
lösen.
Eine
Möglichkeit
wäre
hier,
diese
Audiobeiträge
nicht
immer
mit
den
typischen
Aufgaben
der
Hörtests
zu
verbinden,
sondern
sie
anderwärtig
zu
nutzen.
So
kann
eine
Hörversion
eines
literarischen
Textes
als
Textbegegnung
genutzt
werden,
bei
der
die
Schüler
sich
beim
ersten
Hören
auf
Basisinformationen
wie
Ort,
Figuren
und
Hauptschritte
der
Handlung
konzentrieren.
Auf
der
anderen
Seite
ist
es
jedoch
auch
erforderlich,
die
Schüler
innerhalb
von
Übungsphasen
mit
den
verschiedenen
Aufgabentypen
vertraut
zu
machen
und
ihnen
die
Gelegenheit
zu
geben,
selbst
herauszufinden,
wie
sie
sich
bei
der
Bearbeitung
der
verschiedenen
Aufgabenformate
organisieren.
Ein
weiteres
Problem
stellt
sich
oft
bei
der
praktischen
Umsetzung.
Viele
Schulen
verfügen
nicht
über
die
notwendigen
technischen
Ausrüstungen,
um
die
Integration
verschiedener
Medien
schnell
und
unkompliziert
in
den
Unterricht
zu
integrieren.
Beispielhaft
sind
hier
Schulen
wie
das
Athénée de Luxembourg
und
das
Lycée Aline Mayrisch,
deren
Klassenzimmer
mit
Beamer
und
Lautsprechern
ausgestattet
sind,
so
dass
lediglich
ein
IPod
oder
ein
Laptop
angeschlossen
werden
muss.
Auch
die
vorhandenen
Internetanschlüsse
vereinfachen
die
Integration
von
Audiobeiträgen
in
den
Unterricht,
da
so
problemlos
auf
Podcasts
oder
Vodcasts
aus
dem
Internet
zurückgegriffen
werden
kann.
Sind
diese
Infrastrukturen
nicht
in
diesem
Maße
vorhanden,
ist
die
Lehrperson
auf
einen
tragbaren
CD‐
29
Player
angewiesen.
Dies
erfordert
natürlich
ebenfalls
Hörmaterial
in
Form
von
CDs,
welches
in
Form
von
Hörbüchern
und
Hörspielen
zwar
stark
verbreitet
ist,
oft
aber
nicht
den
Anforderungen
von
Hörbeiträgen
zur
Förderung
der
Hörkompetenz
entspricht.
So
sind
diese
Texte
oft
zu
lang
und
erfordern
vom
Lehrer
viel
Zeit
und
Aufwand,
um
sie
für
die
Nutzung
im
Unterricht
aufzubereiten.
Im
Internet
finden
sich
auf
zahlreichen
Internetseiten
Audiobeiträge
zu
diversen
Themen,
die
verschiedenen
Altersstufen
zugeordnet
sind.
Da
sich
diese
allerdings
oft
nicht
herunterladen
lassen,
erschwert
dies
wiederum
die
Nutzung
bei
fehlender
technischer
Grundausstattung.
Zwar
erscheinen
in
letzter
Zeit
auch
in
den
verschiedenen
Verlagen
wie
etwa
bei
Auer
Materialien
zur
Förderung
der
Hörkompetenz,
die
neben
den
Audiobeiträgen
auch
entsprechende
Aufgaben
aufbereiten.42
Auch
zu
diversen
Lehrwerken
wie
etwa
die
momentan
für
Luxemburg
überarbeitete
Reihe
Deutsch Kombi aus
dem
Buchner‐Verlag
bietet
zusätzlich
zu
den
Lehrwerken
CDs
mit
Audiobeiträgen
und
Aufgaben
an.
Ein
Schwachpunkt
in
Luxemburg
sind
in
diesem
Bereich
sicherlich
die
fehlenden
Informationen
bezüglich
der
existierenden
Materialien.
Jedem
Lehrer
ist
es
gewissermaßen
selbst
überlassen,
geeignete
Materialien
zu
finden.
Sinnvoll
wäre
in
diesem
Bereich
sicherlich
eine
Veröffentlichung
mit
einer
Auflistung
brauchbarer
Materialien
und
Internetseiten,
die
sich
für
die
Förderung
und
Überprüfung
der
Hörkompetenz
nutzen
lassen.
Unklarheiten
herrschen
auch
immer
wieder
bezüglich
der
praktischen
Umsetzung
der
Übungssituationen.
Wie
oft
sollen
die
Schüler
entsprechende
Audiobeiträge
hören,
erhalten
sie
die
entsprechenden
Aufgaben
vor,
während
oder
nach
dem
Hören,
sollen
die
Schüler
nur
hören
oder
sich
während
des
Hörens
Notizen
nehmen?
Wie
lange
sollen
Hörbeiträge
auf
den
verschiedenen
Klassenstufen
sein?
So
klagen
Schüler
etwa
über
Hörbeiträge,
welche
sich
über
dreißig
Minuten
erstrecken,
woraufhin
von
ihnen
verlangt
wird,
Detailinformationen
wiederzugeben.
Im
Vergleich
zur
Lesekompetenz
sucht
man
auch
im
Bereich
der
wissenschaftlichen
Veröffentlichungen
vergeblich
nach
einer
umfassenden
Auseinandersetzung
mit
der
Förderung
der
Hörkompetenz
im
Deutschunterricht,
die
Antworten
auf
die
zahlreichen
Fragen
und
Unsicherheiten
geben
könnte.
42
Schäfer,
Stefan:
Hörkompetenz‐Training
im
Deutschunterricht.
Auer
2010.
30
2.3.3.
Schreibkompetenz
Eine
Aufgabe
des
Deutschunterrichts
ist
es,
gute
Schreiber
auszubilden.
Neben
der
Lese‐
ist
auch
die
Schreibkompetenz
eine
Schlüsselkompetenz,
die
unentbehrlich
im
alltäglichen
Leben
ist.
Weiterhin
spielt
auch
die
Schreib‐
genau
wie
die
Lesekompetenz
eine
bedeutende
Rolle
in
anderen
Fächern,
da
die
Schüler
ihr
Wissen
meist
in
Textform
wiedergeben
müssen.
Auch
in
Luxemburg
zeigt
sich
immer
wieder,
dass
Schüler
mit
Schreibschwächen
im
EST
sowie
in
der
unteren
Sekundarstufe
des
ES
auch
Probleme
in
Fächern
wie
Geschichte
oder
Geografie
haben,
da
ihnen
die
nötigen
Fähigkeiten
fehlen,
ihr
Wissen
in
einem
strukturierten
und
verständlichen
Text
wiederzugeben.
Zur
Schreibkompetenz
zählen
nicht
nur
das
Wissen
um
bestimmte
Textmerkmale
und
Strukturregeln,
sondern
auch
Rechtschreibung,
Grammatik
und
Wortschatz
spielen
eine
bedeutende
Rolle.
Blickt
man
zurück
auf
den
traditionellen
Deutschunterricht,
stellt
man
fest,
dass
diese
Teilbereiche
des
Schreibens
immer
separat
eingeübt
und
abgeprüft
und
so
auch
teilweise
zum
Selbstzweck
wurden.
So
lässt
sich
auch
immer
wieder
beobachten,
dass
Schüler
in
sogenannten
sprachsystematischen
Übungen
ihre
Grammatikregeln
beherrschen,
diese
in
freien
Schreibformen
wie
etwa
dem
Erlebnisaufsatz
jedoch
nicht
korrekt
anwenden
können.
Die
Zusammenführung
sämtlicher
Teilbereiche
des
Schreibens
in
einem
integrativen
Deutschunterricht
ist
demnach
ein
erster
wesentlicher
Schritt,
um
bei
Schülern
die
Schreibkompetenz
zu
fördern.
Ein
Blick
in
die
Theorie
zeigt,
dass
zur
Schreibkompetenz
noch
mehr
gehört
als
Rechtschreibung
und
Grammatik,
wie
etwa
eine
sprachliche
Kompetenz
(das
Verfügen
über
konzeptuelle
Schriftlichkeit),
textuelle
Kompetenz
(Wissen
über
Form
und
Funktion
von
Texten),
prozedurale
Kompetenz
(die
Fähigkeit,
den
Schreibvorgang
als
Ganzen
zu
organisieren
und
entsprechende
Teilprozesse
zu
realisieren),
sozial‐
kommunikative
Kompetenz
(die
Fähigkeit,
sich
beim
Schreiben
an
einem
Adressaten
zu
orientieren)
sowie
Beurteilungskompetenz
(die
Fähigkeit
eigene
und
fremde
Texte
zu
beurteilen).43
Hier
zeigt
sich
demnach,
dass
auch
dieser
Begriff
weitaus
komplexer
ist
als
dies
anfangs
scheint
und
im
Unterricht
vielfältige
Situationen
und
Aufgaben
verlangt
sind,
um
die
Schreibkompetenz
zu
fördern.
Der
Schreiber
muss
über
die
eben
genannten
43
Steets,
Angelika:
Schreiben.
In:
Beste,
Gisela:
Deutsch‐Methodik,
S.53f.
31
„Einzelkompetenzen
verfügen
und
diese
in
zielgerichteter
Weise
integrieren
können“44.
Als
Folgen
eines
langjährigen
Lernprozesses
im
Bereich
Schreiben
werden
diese
Kompetenzen
für
gewöhnlich
unbewusst
aktiv.
So
wird
natürlich
die
Frage
aufgeworfen,
ob
sich
das,
was
in
all
den
Schuljahren
nicht
unbewusst
erworben
wurde,
in
einem
bewussten
Lernprozess
nachträglich
und
auch
noch
zeitlich
gerafft
aufholen
lässt.
Weiterhin
muss
der
Schreiber
über
ein
inhaltliches
Wissen
wie
etwa
Ideen,
Erfahrungen
oder
Informationen
verfügen,
um
Texte
zu
schreiben45,
was
jedoch
bei
jungen
Schreibern
oft
ein
Problem
ist.
Ein
bedeutender
Aspekt
im
kompetenzorientierten
Unterricht
ist,
dass
nicht
mehr
wie
beim
traditionellen
Aufsatzunterricht
das
Produkt
im
Mittelpunkt
steht,
sondern
der
Schreibprozess
an
Bedeutung
gewinnt.
Der
Schüler
lernt
demnach,
seine
Texte
in
verschiedenen
Phasen
zu
planen,
zu
formulieren
und
zu
überarbeiten,
wobei
vor
allem
das
Feedback
des
Lehrers
wichtig
für
die
Kompetenzentwicklung
ist.
Hier
ist
es
von
Bedeutung,
den
Schülern
für
die
verschiedenen
Phasen
die
nötigen
Werkzeuge
sprich
Methoden
an
die
Hand
zu
geben.
Für
die
Vorbereitungsphase
wären
je
nach
Schreibaufgabe
ein
Brainstorming
oder
eine
Recherche
sinnvoll
sowie
Methoden,
um
die
gesammelten
Informationen
zu
strukturieren.
In
der
Formulierungsphase
„werden
Wörter
gesucht
und
dann
zu
Sätzen
zusammengefügt
oder
umgekehrt
Satzschemata
gewählt
und
dann
mit
Wörtern
gefüllt“46.
Hier
sei
allerdings
angemerkt,
dass
dieser
Aspekt
dem
Niveau
der
Unterstufe
des
ES
nicht
wirklich
gerecht
wird.
Die
Schreibhemmungen,
die
Schüler
häufig
aufweisen,
können
durch
die
„Möglichkeit
einer
späteren
Überarbeitung“47
reduziert
werden,
da
viele
Schüler
sich
beim
Schreiben
freier
fühlen,
wenn
sie
wissen,
dass
der
Text
Fehler
und
Lücken
enthalten
darf.
Die
bedeutendste
Phase
in
der
prozessorientierten
Schreibdidaktik
ist
die
Überarbeitung.
Hier
bieten
sich
verschiedene
Methoden
wie
etwa
die
Schreibkonferenz,
die
auch
im
praktischen
Teil
der
vorliegenden
Arbeit
zum
Tragen
kommt,
oder
auch
Schreibportfolios
an.
Um
Texte
zu
überarbeiten,
benötigen
Schüler
sowohl
inhaltliches
als
44
Steets,
Angelika:
Schreiben.
In:
Beste,
Gisela:
Deutsch‐Methodik,
S.53.
vgl.
Steets,
Angelika:
Schreiben,
S.54.
46
Ebd.,
S.63.
47
Ebd.,
S.64.
45
32
auch
sprachliches
Wissen,
ihnen
müssen
demnach
die
Merkmale
der
Textform
sowie
die
Grammatik‐
und
Rechtschreibregeln
im
Detail
bekannt
sein.
Weitere
wichtige
Aspekte
im
Kontext
der
Schreibkompetenz
sind
das
„situationsbezogene
Schreiben“
und
das
kreative
Schreiben,
wobei
Ersteres
verlangt,
dass
der
Unterricht
Situationen
schafft,
um
diverse
Schreibformen,
etwa
anlassbezogene,
appellative
oder
bewertende
Schreibformen
wie
Briefe,
Leserbriefe
und
Kommentare
auszuprobieren.48
Das
kreative
Schreiben
verfolgt
eher
motivierende
Zwecke,
da
die
Schüler
hier
nicht
durch
Regeln
und
Vorgaben
eingeschränkt
werden.
So
werden
hier
vor
allem
„der
subjektive
Ausdruck
der
Schüler,
ihre
Phantasie
und
Gestaltungsmöglichkeit“49
gefördert.
Doch
auch
eher
„traditionelle
Aufsatzformen
wie
Vorgangsbeschreibung,
Inhaltsangabe,
Zusammenfassung
und
Bericht,
die
im
Deutschunterricht
behandelt
werden,
sind
nicht
isoliert
zu
üben,
sondern
anlassbezogen
und
pragmatisch
zu
motivieren“50.
Dies
erfolgt
durch
die
Einbettung
in
thematische
Unterrichtseinheiten
oder
die
Anbindung
an
die
Lebenswelt
der
Schüler.
Die
Förderung
der
Schreibkompetenz
wird
auch
durch
die
Schülermotivation
beeinflusst.
So
schreiben
die
meisten
Schüler
der
Sekundarstufe
I
nachweislich
gern,
wobei
diese
Motivation
mit
zunehmendem
Alter
wieder
abnimmt.
Demnach
gilt
es
vor
allem,
diese
Motivation
aufrechtzuerhalten.
„Motivierend
wirken
auf
das
Schreiben
v.a.
das
Interesse
des
Schreibenden
an
seinem
Thema,
das
Wissen
über
dieses
Thema,
eine
sinnvoll
gestellte
Schreibaufgabe
und
die
Möglichkeit,
von
deren
Lesern
ein
Feedback
zu
erhalten.“51
Schreibaufgaben
können
je
nach
Unterrichtssituation
entweder
offen
oder
eher
eingegrenzt
aufgestellt
werden,
wichtig
bleibt
stets
die
kontextuelle
Einbindung.
Wie
bereits
erwähnt
nimmt
auch
der
Grammatikunterricht
im
kompetenzorientierten
Unterricht
eine
andere
Stellung
ein.
Grammatik
wird
nicht
mehr
als
ein
isoliertes
Teilgebiet
des
Deutschunterrichts
angesehen
und
auch
nicht
mehr
als
solches
benannt.
Grammatik,
48
vgl.
Kühn,
Peter:
Bildungsstandrads
Sprachen,
S.
43f.
Steets,
Angelika:
Schreiben,
S.77.
50
Kühn,
Peter:
Bildungsstandards
Sprachen,
S.43.
51
Steets,
Angelika:
Schreiben,
S.54.
49
33
Orthografie
und
Wortschatz
werden
nunmehr
unter
dem
Schwerpunkt
Sprache gebrauchen und Sprachgebrauch untersuchen
zusammengefasst.
Weiterhin
wird
betont,
dass
es
„im
Bereich
der
Wortschatz‐
und
Grammatikkompetenzen
nicht
mehr
ausschließlich
um
ein
deklaratives
Wissen
[geht],
sondern
um
Kompetenzen,
die
der
Schüler
nutzen
kann,
um
Texte
(besser)
zu
verstehen
oder
Texte
(besser)
zu
schreiben.“52
Grammatik
soll
demnach
nicht
mehr
als
Selbstzweck
unterrichtet
werden,
sondern
in
die
vier
Basiskompetenzen
Lesen,
Hören,
Schreiben
und
Sprechen
eingebettet
werden.53
Auch
mit
der
Einführung
des
kompetenzorientierten
Unterrichts
bleibt
der
Schwerpunkt
im
luxemburgischen
Deutschunterricht
die
Schreibkompetenz.
Davon
geht
man
zumindest
aus,
wenn
man
sich
die
Punkteverteilung
ansieht,
die
beispielsweise
für
die
achte
Klasse
des
ES
vorsieht,
dass
von
insgesamt
180
Punkten,
120,
also
zwei
Drittel,
dem
Bereich
Schreiben
gewidmet
sind.
Logischerweise
müsste
demnach
die
Förderung
der
Schreibkompetenz
auch
den
größten
Teil
des
Unterrichts
einnehmen,
was
jedoch
oft
nicht
der
Fall
ist.
Auch
wenn
es
schwierig
ist,
allgemeine
Aussagen
über
die
praktische
Unterrichtsgestaltung
in
Luxemburg
zu
machen,
wird
immer
wieder
deutlich
(wie
etwa
in
schulinternen
Fachkonferenzen),
dass
der
Förderung
der
Schreibkompetenz
im
Unterricht
oft
nicht
genügend
Zeit
und
Raum
gegeben
wird.
Gründe
hiefür
sind
zum
einen
tatsächlich
die
fehlende
Zeit,
zum
anderen
die
Gewichtung.
Ein
Großteil
des
Deutschunterrichts
besteht
in
der
Analyse
von
Texten,
welche
zwar
oft
mit
einem
Schreibauftrag
abgeschlossen
wird.
Allein
der
Schreibauftrag
fördert
jedoch
noch
keine
Schreibkompetenz.
Ein
anderer
Grund,
der
häufig
von
Lehrern
angegeben
wird,
ist
die
zusätzlich
anfallende
Arbeit.
Will
man
intensiv
an
der
Schreibkompetenz
einer
Klasse
arbeiten,
erfordert
dies,
dass
der
Lehrer
den
Schreibprozess
begleitet,
sprich
regelmäßig
die
Schülerproduktionen
korrigiert,
sie
überarbeiten
lässt
und
erneut
kontrolliert.
Praktiziert
man
dies
bei
Klassenstärken
von
fast
dreißig
Schülern,
wird
deutlich,
dass
der
Lehrer
so
schnell
an
den
Rand
seiner
Möglichkeiten
stößt.
Möchte
man
die
Schreibkompetenz
als
solche
im
Deutschunterricht
stärker
fördern,
ist
eine
Bedingung
sicherlich
eine
Reduktion
der
Schüleranzahl
in
den
Klassen.
52
Steets,
Angelika:
Schreiben,
S.54.
vgl.
Ebd.,
S.25.
53
34
2.3.4.
Sprechkompetenz
Im
Rahmen
des
kompetenzorientierten
Deutschunterrichts
wird
vor
allem
dem
Mündlichen
eine
größere
Bedeutung
zugemessen
als
dies
im
traditionellen
Unterricht
der
Fall
war.
Immer
wieder
wurde
deutlich,
dass
die
Luxemburger
Schüler
nach
ihrer
Schullaufbahn
im
Bereich
des
Schreibens
über
ausgeprägte
Fähigkeiten
verfügen,
ihre
mündlichen
Fähigkeiten
jedoch
häufig
Defizite
aufweisen.
Seit
der
Einführung
des
kompetenzorientierten
Unterrichts
ist
vorgeschrieben,
dass
die
Schüler
auch
im
Bereich
der
mündlichen
Kompetenz
gefördert
und
evaluiert
werden.
Dies
zeigt
ebenso
der
Blick
in
den
Lehrplan,
der
auch
für
den
Bereich
Sprechen
sehr
detaillierte
Kann‐Formulierungen
vorgibt.
„Gegenüber
dem
Schreiben
hat
das
Sprechen
den
Vorteil,
dass
Intentionen
nicht
nur
über
das
Wort,
sondern
auch
über
die
Prosodie
und
durch
Mimik
und
Gestik
vermittelt
werden
können.“54
Dies
kann
die
Kommunikation
der
Schüler
teilweise
vereinfachen,
erfordert
aber
die
Beherrschung
verschiedener
Strategien
und
Redehaltungen,
um
Gesprächssituationen
erfolgreich
zu
meistern.
Dies
sind
jedoch
nicht
nur
Haltungen,
die
den
Sprecher
betreffen,
da
„die
Kommunikation
dadurch
konstituiert
[wird],
dass
Agieren
und
Reagieren
einander
abwechseln“55.
Ein
kompetenter
Sprecher
muss
demnach
gleichzeitig
ein
kompetenter
Zuhörer
sein,
da
eine
gelungene
Gesprächssituation
sowohl
vom
Sprecher
als
auch
vom
Zuhörer
gewisse
Fähigkeiten
verlangt.
Während
solchen
Gesprächssituationen
laufen
bestimmte
Prozesse
ab,
die
laut
wissenschaftlichen
Untersuchungen
rhetorischer,
pragmatischer
und
psychologischer
Natur
sind.
Das
Rhetorische
zielt
hier
auf
den
Sprachstil
ab,
der
auf
bestimmte
Wirkungen
abzielt.
Das
Pragmatische
einer
Gesprächssituation
sind
die
funktionalen
Zwecke
wie
etwa
Fragen,
Antworten
usw.
Das
Psychologische
bezieht
sich
auf
die
Vermittlung
einer
Botschaft
mit
mehreren
Mitteilungsebenen
wie
informieren,
appellieren
usw.56
Wie
bereits
erwähnt,
nennt
auch
der
Lehrplan
eine
Reihe
von
Kann‐Beschreibungen
im
Bereich
der
mündlichen
Kompetenz.
Das
Hauptaugenmerk
liegt
darauf,
„dass
die
54
Beste,
Gisela:
Sprechen
und
Zuhören.
In:
Dies.:
Deutsch‐Methodik,
S.140.
Ebd.,
S.140.
56
Ebd.,
S.140f.
55
35
Schülerinnen
und
Schüler
zur
bewussten
Nutzung
verbaler
und
nonverbaler
Mittel
befähigt
werden
sollen,
damit
sie
eigene
Ziele
verfolgen
und
dabei
Motive,
Interessen
und
ggf.
differierende
Wahrnehmungen
der
Gesprächspartner
bzw.
Zuhörer
berücksichtigen
können“57.
Für
die
Unterrichtspraxis
ergeben
sich
drei
Dimensionen
des
Sprechens,
die
gefördert
werden
sollten:
das
Sprechen
vor
anderen,
das
sprechende
Gestalten
und
das
Sprechen
mit
anderen.58
Obwohl
beispielsweise
die
Dimension
des
Sprechens
mit
anderen
zum
alltäglichen
Leben
sowie
zum
Schulalltag
gehört,
ist
es
wichtig,
diese
Fähigkeit
gezielt
im
Unterricht
einzuüben
und
auszubauen.
So
geht
es
in
erster
Linie
darum,
„Schülerinnen
und
Schüler
dabei
zu
unterstützen,
ein
breites
Repertoire
an
Sprechhandlungen
aufzubauen,
Formen
des
aktiven
Zuhörens
anzuwenden
und
in
Gruppen
sowie
in
komplexeren
Gesprächssituationen
wie
Debatte
und
Diskussion
nach
vereinbarten
Gesprächsregeln
zu
handeln
und
sie
aktiv
zu
vertreten“59.
Neben
praktischen
Übungen
wie
Rollenspielen,
Interviews
usw.
ist
es
auch
sinnvoll,
beispielsweise
Gesprächsszenen
in
Texten
und
Filmen
zu
analysieren.
In
höheren
Klassenstufen
spielen
die
Diskussion
und
die
Debatte
eine
größere
Rolle,
wobei
vor
allem
die
„Fähigkeit
zur
Sach‐
und
Adressatenorientierung
sowie
zur
argumentativen
Vertretung
von
Einschätzungen,
Meinungen
und
Positionen“60
gefördert
werden
muss.
Das
Sprechen
vor
anderen
findet
im
Schulalltag
vorrangig
in
Form
von
Referaten
statt
und
hat
als
Zweck
meistens
die
Wissensvermittlung.
Der
Sprecher
will
demnach
„Interesse
an
einem
Sachgegenstand
anregen
und
aufbauen
sowie
den
Zuhörenden
persönlich
ansprechen
und
Denk‐
bzw.
Handlungsimpulse
auslösen61“.
Es
geht
verstärkt
um
Selbstdarstellung,
Prosodie
sowie
um
rhetorische,
mimische,
gestische
und
proxemische
Aspekte.
Im
Idealfall
sind
jedoch
sämtliche
Sprechsituationen
„dialogisch,
insofern
sie
auf
Wirkung
beim
Zuhörenden
angelegt“62
sind.
Wie
erfolgreich
das
Dialogische
jedoch
umgesetzt
wird,
„hängt
wie
bei
allen
Formen
der
mündlichen
Kommunikation
davon
ab,
wie
57
Beste,
Gisela:
Sprechen
und
Zuhören,
S.141.
vgl.
Ebd.,
S.141.
59
Ebd.,
S.141.
60
Ebd.,
S.148.
61
Ebd.,.
S.153.
62
Ebd.,.
S.153.
58
36
verbale
und
nonverbale
Mittel
eingesetzt
werden“63.
Die
dritte
Dimension
des
Sprechens,
das
sprechende
Gestalten,
bezieht
sich
auf
„die
Fähigkeit,
Sprache,
Stimme,
Gestik
und
Mimik
wirkungsvoll
einzusetzen“64,
was
vor
allem
beim
Vortrag
von
literarischen
Texten
eine
bedeutende
Rolle
spielt.
Für
die
Unterrichtspraxis
ist
es
sinnvoll,
diesen
drei
Dimensionen
des
Sprechens
regelmäßig
Zeit
und
Raum
zu
geben,
da
nur
eine
konsequente
Anwendung
und
Einübung
die
mündliche
Kompetenz
fördern
kann.
In
Luxemburg
wird
in
der
Unterstufe,
wie
bereits
gesagt,
erst
seit
der
Einführung
des
Kompetenzunterrichts
das
Mündliche
als
Kompetenz
gefördert
und
evaluiert.
Anfangs
sah
dies
im
ES
so
aus,
dass
die
Schüler
am
Ende
eines
jeden
Trimesters
im
Bereich
der
mündlichen
Kompetenz
sei
es
in
Form
von
Gesprächen,
Rollenspielen
oder
Referaten
evaluiert
wurden.
Seit
September
2010/11
ist
in
den
Lehrplänen
allerdings
zu
sehen,
dass
die
Stellung
der
Sprechkompetenz
wieder
drastisch
reduziert
wurde
und
nun
nur
noch
im
dritten
Trimester
eines
Schuljahres
geprüft
wird.
Diese
Änderung
erschien
vielen
Lehrern
notwendig,
da
es
zeitlich
sehr
aufwändig
ist,
innerhalb
eines
Trimesters
die
mündliche
Kompetenz
sowohl
zu
fördern
als
auch
zu
prüfen.
Allerdings
drängt
sich
auch
die
Vermutung
auf,
dass
die
momentane
Situation
wohl
häufig
dazu
führt,
dass
die
mündliche
Kompetenz
in
den
ersten
beiden
Trimestern
eher
ignoriert
und
erst
im
dritten
Trimester
wieder
Beachtung
findet,
da
eine
Reduktion
der
Prüfungssituationen
wahrscheinlich
häufig
auch
zu
einer
Abnahme
der
Übungssituationen
führt.
Somit
wäre
ein
Ziel
des
Kompetenzunterrichts,
die
mündliche
Kommunikation
der
Schüler
zu
fördern
und
zu
verbessern,
gescheitert.
63
Beste,
Gisela:
Sprechen
und
Zuhören,
S.153f.
Ebd.,
S.168.
64
37
38
2.3.5.
Medien‐,
Methoden‐
und
Sozialkompetenz
Sieht
man
sich
die
Lehrpläne
der
Kompetenzklassen
an,
fällt
auf,
dass
neben
den
genannten
Teilkompetenzen
Lesen,
Schreiben,
Hören
und
Sprechen
auch
immer
wieder
die
Rede
von
Medienkompetenz
sowie
von
Methoden‐
und
Sozialkompetenz
ist.
Auch
wenn
diese
nicht
direkt
zu
den
rein
fachlichen
Kompetenzen
gehören,
ist
es
wichtig,
sie
in
die
Planung
und
Gestaltung
des
Unterrichts
zu
integrieren.
Vor
allem
die
Medienkompetenz
hängt
eng
mit
dem
Deutschunterricht
zusammen,
„denn
der
Deutschunterricht
ist
aufgrund
der
Medialität
seiner
unterrichtlichen
Gegenstände
Medienunterricht
par
excellence
und
deshalb
in
besonderer
Weise
für
die
Vermittlung
von
Medienkompetenz
zuständig“65.
Das
Fach
Deutsch
beschäftigt
sich
von
seiner
Natur
her
mit
Medien,
Medienangebote
funktionieren
durch
Sprache.
In
diesem
Sinne
ist
„Deutschunterricht
[...]
immer
schon
Medienunterricht
gewesen“66.
Auf
die
Schule
bezogen
versteht
man
unter
Medienkompetenz,
dass
„Kinder
und
Jugendliche
Kenntnisse
und
Einsichten,
Fähigkeiten
und
Fertigkeiten
[erwerben],
die
ihnen
ein
sachgerechtes
und
selbstbestimmtes,
kreatives
und
sozialverantwortliches
Handeln
in
einer
von
Medien
durchdrungenen
Welt
ermöglichen“67.
Im
Rahmen
des
praktischen
Teils
dieser
Arbeit
werde
ich
noch
einmal
verstärkt
auf
die
Bedeutung
der
Medienkompetenz
sowie
deren
Förderung
im
Deutschunterricht
eingehen.68
Erwartet
man,
wie
die
Theorie
zum
Kompetenzunterricht
es
vorgibt,
eine
höhere
Selbstständigkeit
der
Schüler,
ist
es
unabdinglich,
dass
diese
über
eine
gewisse
Methodenkompetenz
verfügen.
Im
Lehrplan
der
jeweiligen
Klassenstufen
werden
so
auch
Lern‐
und
Arbeitstechniken
vorgegeben,
welche
die
Schüler
im
Laufe
eines
Schuljahres
erwerben
und
anwenden
sollen.
Ein
Beispiel
wäre
hier
etwa
der
kompetente
Umgang
mit
der
Präsentationstechnik
PowerPoint.
Der
Lehrplan
der
achten
Klasse
ordnet
die
Lern‐
und
Arbeitstechniken
drei
Kompetenzfeldern
zu,
der
Fähigkeiten
zum
selbstständigen
Arbeiten
und
Lernen,
der
Fähigkeiten
zum
Kooperieren
und
Kommunizieren
sowie
der
Fähigkeiten
zur
65
Frederking,
Volker;
Krommer,
Axel,
Maiwald,
Klaus:
Mediendidaktik
Deutsch.
Berlin:
Erich
Schmidt
Verlag
2008,
S.89.
66
Ebd.,
S.74.
67
vgl.
Tulodziecki,
Gerhard:
Medien
in
Erziehung
und
Bildung.
Bad
Heilbrunn:
Klinkhardt
1997.
68
Kapitel
3.2.2.
39
Selbstevaluation.69
Der
Förderung
der
Sozialkompetenz
wird
im
kompetenzorientierten
Unterricht
mehr
Beachtung
geschenkt,
da
viele
Unterrichtsmethoden
von
den
Schülern
eine
ausgeprägte
Sozialkompetenz
verlangen
bzw.
diese
fördern.
Sollen
die
Schüler
etwa
in
Gruppen
an
einem
bestimmten
Thema
arbeiten,
müssen
sie
lernen,
wie
diese
Arbeit
in
der
Praxis
verlaufen
soll,
damit
ein
möglichst
positives
Ergebnis
zu
verzeichnen
ist.
Wichtig
ist,
dass
diese
Methoden‐
und
Sozialkompetenzen
nicht
vorausgesetzt
werden
können.
Sie
müssen
erst
im
Laufe
der
Jahre
entwickelt
und
vertieft
werden,
was
nicht
im
Laufe
eines
Jahres,
geschweige
denn
einer
Unterrichtseinheit
möglich
ist.
Eigentlich
müsste
für
die
gesamte
Unterstufe
definiert
werden,
welche
Methoden
auf
welcher
Klassenstufe
behandelt
werden
sollen,
damit
diese
progressiv
aufeinander
aufbauen.
Ein
Beispiel
ist
hier
etwa
die
Initiative
des
Schulprojektes
IKONA
des
Lycée Aline Mayrisch,
welches
für
die
Klassen
der
Unterstufe
Methoden
festgelegt
hat,
an
denen
in
den
verschiedenen
Jahrgangsstufen
gearbeitet
werden
soll.
Eine
ähnliche
Initiative
soll
es
auch
bereits
in
der
Ecole privée Fieldgen
geben.
69
Kühn,
Peter:
Bildungsstandards
Sprachen,
S.46.
40
2.4.
Schwierigkeiten
bei
der
Entwicklung
kompetenzorientierter
Aufgaben
Obwohl
die
Auseinandersetzung
mit
den
einzelnen
Kompetenzen
bereits
viele
Hinweise
auf
die
Unterrichtsgestaltung
geliefert
hat,
ist
es
dennoch
wichtig,
sich
im
Detail
damit
zu
beschäftigen,
wie
kompetenzorientierte
Aufgaben
aussehen
sollen.
Aufgrund
der
veränderten
Bewertungsvorgaben
lag
der
Fokus
seit
Beginn
des
Kompetenzunterrichts
auf
der
Evaluation
der
verschiedenen
Teilkompetenzen,
weniger
jedoch
auf
den
Veränderungen
im
Bereich
der
Unterrichtsplanung
und
‐gestaltung.
Im
vorliegenden
Kapitel
soll
demnach
versucht
werden,
die
wesentlichen
Merkmale
kompetenzorientierter
Aufgaben
zusammenzufassen
und
zu
erläutern.
Auf
jeden
Fall
eignen
sich
Aufgaben,
welche
die
Selbstständigkeit
der
Schüler
fördern,
wie
etwa
die
Arbeit
an
einer
komplexen
Problemstellung.
Auch
die
„Kognitionspsychologie
betont
die
große
Eigenaktivität
des
Lernenden
für
erfolgreiches
Lernen“70.
Weiterhin
sollen
die
Aufgaben
die
Nähe
zur
Erfahrungswelt
der
Schüler
berücksichtigen
sowie
„standardorientierte
Sprachhandlungen
und
–formen
implizieren“71,
das
heißt,
konkrete
Handlungen
auf
Seiten
der
Schüler
provozieren.
Zusätzlich
sollen
Kompetenzanforderungen
aus
unterschiedlichen
Bereichen
des
Faches
miteinander
in
Verbindung
gebracht
werden,
was
sowieso
im
Deutschunterricht
der
Fall
ist.
Werden
Texte
gelesen
und
analysiert,
wird
dies
entweder
in
schriftlicher
oder
mündlicher
Form
getan.
Gleichzeitig
besteht
ein
Großteil
des
Unterrichts
in
der
Förderung
der
Hörkompetenz,
da
die
Teilnahme
am
Unterricht
ein
konzentriertes
Zuhören
verlangt.
Was
die
Aufgabenkonstruktion
im
Deutschunterricht
angeht,
ist
grundsätzlich
zwischen
„Aufgaben
zur
Leistungsüberprüfung“
und
„Aufgaben
zur
Unterstützung
fachlicher
70
Landesinstitut
für
Schule
NRW:
Standardorientierte
Unterrichtsentwicklung.
Modul
2:
Aufgaben
konstruieren,
S.9.
Unter:
www.learn‐line.nrw.de/angebote/deutsch‐unterrichtsentwicklung/modul1_dl.html
[20.12.2006].
71
Landesinstitut
für
Schule
NRW:
Standardorientierte
Unterrichtsentwicklung.
Modul
1:
Umgang
mit
Kernlehrplänen,
S.87.
41
Lernprozesse
(Lernaufgaben)“72
zu
unterscheiden,
wobei
Lernaufgaben
fachliche
Prozesse
„initiieren,
begleiten
und
unterstützen“73.
Darüber,
wie
derartige
Lernaufgaben
in
der
Praxis
aussehen
könnten,
schweigt
sich
die
Fachliteratur
grundsätzlich
aus.
Auch
ein
Blick
in
den
Lehrplan
(beispielsweise
der
achten
Klasse
des
ES)
gibt
nur
vage
Angaben,
wie
die
theoretischen
Vorgaben
in
der
Praxis
umgesetzt
werden
sollen:
Aufgabentypen
zu
fiktionalen
Texten
o
Lese‐/Hörverstehensaufgaben
zu
inhaltlichen
und
formalen
Aspekten
o
Verbindungen
zu
anderen
Texten
/
zu
aktuellen
Ereignissen
herstellen
o
Textsorten
und
ihre
Merkmale
bestimmen
o
Texte
und
Ganzschriften
vorstellen
und
interpretieren:
∙
Thema,
Aufbau,
Handlungsverlauf,
Figuren
…
∙
formale
Aspekte:
Stilmittel,
sprachliche
Auffälligkeiten
…
∙
Inhaltsangabe
∙
Leseerfahrungsbericht
∙
Buchempfehlung
Aufgabentypen
zu
nicht‐fiktionalen
Texten
o
Thema
formulieren
o
Verständnisprobleme
erkennen
und
lösen
(Wortschatz‐Aufgaben)
o
Aufbau:
Gliederung
in
Sinnabschnitte
o
Schreibabsicht
ermitteln
und
am
Text
belegen
o
unterstützende
grafische
und
bildliche
Darstellungen
verstehen
74
o
eigene
Positionen
zum
Gelesenen/Gehörten
formulieren Auffällig
ist
ebenso,
dass
der
Schwerpunkt
wieder
auf
dem
Umgang
mit
Texten
liegt
und
die
anderen
Bereiche
des
Deutschunterrichts
(abgesehen
von
einigen
Aufgaben,
die
schriftlich
umgesetzt
werden)
ausgeklammert
werden.
Für
sich
allein
betrachtet
sind
darüber
hinaus
die
angeführten
Teilgebiete
keineswegs
„Aufgabentypen“,
sondern
vielmehr
Kompetenzformulierungen.
Die
angeführten
Hinweise
bezeichnen
Fähigkeiten,
die
nur
derjenige
kann,
der
schon
sehr
kompetent
mit
Texten
umgehen
kann.
Wie
ein
Durchschnittsschüler
aber
auf
dieses
Niveau
gelangen
soll,
wird
wiederum
nicht
erwähnt.
Wie
bereits
in
den
Eingangskapiteln
deutlich
wurde,
spielt
die
Selbstständigkeit
und
die
Aktivität
der
Schüler
im
Kompetenzunterricht
eine
bedeutende
Rolle.
Bezieht
man
diese
Vorgaben
auf
den
Umgang
mit
Texten,
heißt
dies,
dass
die
rein
analytische
Textarbeit,
72
Landesinstitut
für
Schule
NRW:
Standardorientierte
Unterrichtsentwicklung.
Modul
2:
Aufgaben
konstruieren,
S.9.
73
Ebd.,
S.10.
74
Lehrplan
6e
ES
2010/11,
S.4.
42
welche
meist
in
Form
eines
fragend‐entwickelnden
Unterrichts
stattfindet,
durch
ein
handlungs‐
und
produktionsorientiertes
Arbeiten
mit
Texten
ergänzt
werden
soll.
Die
Vertreter
eines
handlungs‐
und
produktionsorientierten
Deutschunterrichts
nehmen
an,
dass
Lernen
„nicht
passiv
bzw.
ausschließlich
rezeptiv
möglich
ist,
sondern
aktiv
handelnd
über
die
Beschäftigung
der
Schüler
mit
einem
Unterrichtsgegenstand
bzw.
durch
eine
bestimmte
Unterrichtsarbeit“75.
Dieses
Unterrichtsprinzip
zielt
also
auf
ein
schülerzentriertes
und
schüleraktivierendes
Lernen
im
Gegensatz
zu
einem
traditionellen
lehrerzentrierten
Unterricht.
Die
Umsetzung
eines
derartigen
Unterrichtskonzeptes
eröffnet
vor
allem
im
Bereich
der
Textarbeit
ein
weites
Feld
an
Möglichkeiten,
vom
Weiter‐
oder
Umschreiben
eines
Textes
über
das
Verfassen
von
Tagebucheinträgen
oder
Briefen
an
fiktionale
Figuren
bis
hin
zur
szenischen
Interpretation
und
Transformation
von
Texten
in
andere
Medien.
Die
Schüler
sollen
Texte
„variieren,
modifizieren,
ergänzen,
verändern,
ihnen
widersprechen,
sie
spielen,
aktualisieren,
verfremden
–
alles
in
allem
sie
ohne
falsche
Ehrfurcht,
aber
mit
wachsender
Sensibilität
als
etwas
Gemachtes
und
damit
auch
zumindest
versuchs‐
und
probeweise
Veränderbares
verstehen,
produktiv
und
aktiv
mit
ihnen
umgehen,
ihnen
nicht
nur
mit
Gedanken,
sondern
auch
mit
Gefühlen
begegnen,
auf
sie
in
jeder
realisierbaren
Form
reagieren.“76
Ein
handlungs‐
und
produktionsorientierter
Literaturunterricht
will
die
Schüler
demnach
„in
ihrer
Sinnlichkeit,
ihren
Gefühlen,
ihrer
Phantasie,
ihrem
Tätigkeitsdrang“77
ansprechen,
das
heißt,
der
Zugang
zur
Literatur
erfolgt
über
die
Sinne
und
über
das
eigene
Handeln
der
Schüler.
Dies
soll
nicht
bedeuten,
dass
Literatur
–
wie
auch
sonst
jede
Thematik
–
deswegen
weniger
über
den
Verstand
rezipiert
und
im
obigen
Sinne
weiterverarbeitet
wird.
Die
Zugangswege
sind
einfach
vielfacher
geworden
oder
sollten
es
werden,
genauso
wie
die
anschließenden
Produktionsmöglichkeiten.
Es
ist
aber
wichtig,
dass,
egal
welche
Arbeitswege
eingeschlagen
werden,
nicht
auf
den
übliche
Dirigismus
zurückgegriffen
wird.
Wenn
alle
zu
einem
Text
75
Dohnke
Hartwig:
Handlungsorientierung
des
Unterrichts,
S.4f.
Unter:
http://www.learn‐
line.nrw.de/angebote/lakonkret/lehrer/unterrichten/dohnke_handlungsorientierung.pdf
[18.04.2011].
76
Haas,
Gerhard:
Handlungs‐
und
produktionsorientierter
Literaturunterricht.
Theorie
und
Praxis
eines
„anderen“
Literaturunterrichts
für
die
Primar‐
und
Sekundarstufe.
Seelze:
Klett
2007,
S.40.
77
Haas,
Gerhard/Spinner,
Kaspar:
Handlungs‐
und
produktionsorientierter
Literaturunterricht.
In:
Praxis
Deutsch
123,
1994,
S.18.
43
einen
Tagebucheintrag
verfassen
müssen,
ist
der
Mehrwert
des
Konzeptes
dahin.
Wer
Kreativität
und
Entfaltung
fördern
möchte,
muss
Freiheit
gewähren.
Im
Bereich
der
Grammatik
werden
in
den
Bildungsstandards Sprachen
jegliche
sprachsystematischen
oder
sprachstrukturellen
Aufgaben,
wie
etwa
kontextlose
Lückentexte,
Ergänzungs‐
oder
Transformationsübungen,
rein
reproduktive
sowie
auf
ein
Pattern‐Drill‐Verfahren
reduzierte
Aufgaben,
abgelehnt.
Die
Schüler
sollen
demnach
nicht
mit
isolierten
grammatischen
Begriffe
arbeiten,
sondern
diese
Begriffe
in
„funktionalen
Zusammenhängen
erarbeiten,
erklären
und
anwenden“78.
Dies
soll
bei
Bedarf
und
unabhängig
von
der
Klassenstufe
stattfinden.
Weiterhin
soll
die
Arbeit
im
Kompetenzbereich
Sprache und Sprachgebrauch untersuchen
nicht
von
isolierten
Wörtern
oder
Sätzen,
sondern
von
Texten
ausgehen:
Grammatikarbeit
ist
folglich
keine
Arbeit
an
isolierten
Wörtern,
Sätzen
oder
Lehrbuchtexten,
die
lediglich
auf
bestimmte
grammatische
Probleme
hin
konstruiert
und
formuliert
sind.
Grammatikarbeit
ist
vielmehr
Arbeit
mit
und/oder
an
authentischen
Texten.79
Dies
heißt
allerdings
nicht,
dass
literarische
Texte
zur
Erläuterung
eines
grammatischen
Phänomens
instrumentalisiert
werden
sollen,
sondern,
dass
ein
grammatisches
Prinzip
dann
thematisiert
wird,
wenn
es
für
die
Rezeption
oder
Produktion
spezifischer
Textsorten
relevant
ist.
Wichtige
Ansätze
für
die
praktische
Umsetzung
des
Grammatikunterrichts
im
kompetenzorientierten
Unterricht
sind
das
induktive80,
das
integrative81
sowie
das
funktionale82
Verfahren,
das
den
Schülern
eine
„Reflexion
über
Sprache
in
funktionalen
78
Haas,
Gerhard/Spinner,
Kaspar:
Handlungs‐
und
produktionsorientierter
Literaturunterricht,
S.45.
Kühn,
Peter:
„Gute
Aufgaben“
zur
Lernstandsbestimmung
im
Kompetenzbereich
„Sprache
und
Sprachgebrauch
untersuchen“.
In:
Bremerich‐Vos,
Albert/
Granzer,
Dietlinde/
Köller,
Olaf:
Lernstandsbestimmung
im
Fach
Deutsch.
Gute
Aufgaben
für
den
Unterricht.
Weinheim:
Beltz
2008,
S.197.
80
Für
den
Grammatikunterricht
bedeutet
dies,
dass
der
Schüler
nicht
zuerst
mit
den
Regeln
der
Grammatik
konfrontiert
wird,
sondern,
dass
er
sich
in
einem
ersten
Schritt
mit
verschiedenen
Phänomenen
der
Sprache
befasst
und
durch
die
Reflexion
selbst
zu
der
Regel
gelangt.
81
Der
Grammatikunterricht
wird
in
andere
Teilbereiche
des
Deutschunterrichts
integriert,
wird
demnach
nicht
mehr
isoliert
unterrichtet.
82
In
der
praktischen
Umsetzung
verlangt
die
funktionale
Grammatik,
dass
die
Schüler
die
Funktion
bestimmter
grammatischer
Schwerpunkte
bei
der
Textrezeption
oder
beim
Schreiben
erkennen
und
anwenden.
79
44
Zusammenhängen
ermöglicht“83.
An
dieser
Stelle
sei
jedoch
angemerkt,
dass
ein
kompletter
Verzicht
auf
sprachsystematische
Aufgaben
im
Bereich
des
Grammatikunterrichts
manchmal
schwierig
ist.
Auch
wenn
sich
der
Einstieg
in
ein
grammatisches
Problemfeld
meist
mühelos
im
Rahmen
eines
authentischen
Textes
erarbeiten
lässt,
benötigen
die
Schüler
Phasen
der
Vertiefung
und
Verfestigung,
die
sich
nur
schwer
anhand
sogenannter
authentischer
Texte
umsetzen
lassen.
Der
Grammatikunterricht
im
ES
zielt
immer
noch
auf
Vollständigkeit
ab,
das
heißt,
dass
in
der
unteren
Sekundarstufe
sämtliche
grammatische
Phänomene
durchgenommen
werden
und
Grammatik
somit
als
Inhalt
behandelt
wird.
Sinnvoll
wäre
es,
diesen
Bereich
des
Deutschunterrichts
zu
entschlacken,
dafür
aber
vorzusehen,
dass
auch
in
den
Klassen
der
Oberstufe
grammatische
Aspekte
thematisiert
werden
können.
Da
der
praktische
Teil
der
vorliegenden
Arbeit
keinen
grammatischen
Schwerpunkt
beinhaltet,
soll
dieser
Teilbereich
des
Deutschunterrichts
an
dieser
Stelle
nicht
weiter
ausgebaut
werden.
Bei
der
Unterrichtsplanung
ergeben
sich
Probleme
oder
Unstimmigkeiten
unterschiedlicher
Art.
Ein
erstes
Problem,
das
spezifisch
das
Fach
Deutsch
betrifft,
ist
das
fehlende
Lehrwerk.
Zwar
wird
den
Lehrern
eine
Auswahl
an
diversen
deutschen
Lehrwerken
vorgegeben,
die
mehr
oder
weniger
kompetenzorientiert
vorgehen,
jedoch
sind
diese
vom
Inhalt
her
nicht
auf
den
luxemburgischen
Lehrplan
abgestimmt.
So
müsste
man
meist
Lehrwerke
aus
drei
Jahrgangsstufen
benutzen,
um
sämtliche
Vorgaben
des
Lehrplans
abzudecken.
Dies
führt
dazu,
dass
die
Deutschlehrer
oft
viel
Zeit
und
Mühe
damit
verbringen,
kompetenzorientiertes
Unterrichtsmaterial
zu
erstellen
oder
in
anderen
Unterrichtsmaterialien
zu
suchen.
Erschwert
wird
durch
diese
Tatsache
auch
der
integrative
Ansatz,
da
es
nicht
immer
einfach
ist,
den
gesammelten
und
erstellten
Materialien
und
Aufgaben
einen
thematischen
Rahmen
zu
geben.
So
habe
ich
persönlich
auch
bemerkt,
dass
wir
Lehrer
einen
Großteil
unserer
Vorbereitungszeit
damit
verbringen,
Unterrichtsmaterial
zu
suchen.
Bei
der
Art
und
Weise,
wie
wir
dieses
Material
einsetzen,
sind
wir
dagegen
viel
phantasieloser
und
viel
weniger
motiviert,
Neues
auszuprobieren.
Wüssten
wir
dagegen
routinemäßig,
welche
Methoden
sich
wann
im
Unterricht
einbauen
lassen,
um
dieses
oder
83
Landesinstitut
für
Schule
NRW:
Standardorientierte
Unterrichtsentwicklung.
Modul
1:
Umgang
mit
Kernlehrplänen,
S.87.
45
jenes
Lernziel
zu
erreichen,
wäre
die
Suche
oder
das
Erstellen
des
Unterrichtsmaterials
viel
zielstrebiger
und
effizienter.
46
2.5.
Leistungsüberprüfung
im
kompetenzorientierten
Unterricht
Ein
Aspekt,
der
sich
im
Rahmen
des
kompetenzorientierten
Unterrichts
stark
verändert
hat,
ist
die
Leistungsüberprüfung.
Wurden
bis
dato
in
der
Unterstufe
in
Luxemburg
Klassenarbeiten
geschrieben,
die
insbesondere
auf
Grammatikkenntnisse
oder
Aufsätze
ausgerichtet
waren,
fordert
der
kompetenzorientierte
Ansatz,
dass
auch
die
Kompetenzbereiche
Lesen,
Sprechen
und
Hören
mit
in
die
Gesamtbewertung
des
Schülers
einfließen.
Dies
erlaubt
sowohl
dem
Schüler
als
auch
dem
Lehrer,
differenzierter
zu
erkennen,
wo
die
Stärken
und
Schwächen
liegen.
Für
die
Klassenarbeiten
heißt
dies,
dass
mindestens
zwei
Kompetenzbereiche
innerhalb
einer
Arbeit
abgeprüft
werden
sollen.
Weiterhin
soll
von
rein
reproduktiven
Aufgaben
abgesehen
werden,
da
diese
nicht
die
Kompetenzen
der
Schüler
abprüfen.
Wichtig
bei
der
Aufstellung
einer
kompetenzorientierten
Klassenarbeit
ist
in
den
Kompetenzbereichen
Lesen
und
Hören
die
„Berücksichtigung
der
verschiedenen
Aufgabentypen“84.
Ein
Blick
in
die
Fachliteratur
zeigt,
dass
hier
vor
allem
sechs
Aufgabentypen/Aufgabenformate
diskutiert
werden:
„Richtig‐Falsch‐Testaufgaben,
Zuordnungs‐Testaufgaben,
Multiple‐Choice‐
Testaufgaben,
Lückentext,
Kurzantwort‐Testaufgaben
und
Aufsatztest“85.
Allerdings
wird
auch
in
der
Literatur
betont,
dass
die
Aufgabentypen,
je
nachdem,
ob
es
sich
um
eine
vergleichende
Lernstandserhebung
wie
etwa
die
„épreuve
commune“
oder
eine
Klassenarbeit
handelt,
variieren.
So
findet
man
als
Vorgabe
für
kompetenzorientierte
Klassenarbeiten,
dass
die
Aufgaben
in
unterrichtliche
Kontexte
eingebettet
sein
sollen,
sprich
ein
Zusammenhang
zwischen
den
Aufgaben
in
der
Klassenarbeit
und
denen
im
Unterricht
bestehen
soll,
diese
einem
Aufgabentyp
zugeordnet
werden
können
und
vorwiegend
offene
Formate
verwendet
werden
sollen.86
Offene
Aufgabenformate
erwarten
von
den
Schülern
eine
selbstständige
Antwort
auf
die
Fragen,
wohingegen
geschlossene
Aufgaben
bereits
Antwortmöglichkeiten
vorgeben
oder
in
Form
von
Lückentexten
nur
das
Einsetzen
einzelner
Wörter
verlangen.
Weiterhin
soll
in
der
Klassenarbeit
eine
„funktionale
84
Landesinstitut
für
Schule
NRW:
Standardorientierte
Unterrichtsentwicklung.
Modul
2:
Aufgaben
konstruieren,
S.169.
85
Ebd.,
S.150.
86
Ebd.,
S.169.
47
Verbindung
der
Kompetenzen
aus
den
Bereichen
des
Faches“87
erfolgen
und
die
Leistungsfeststellung
so
angeordnet
werden,
„dass
sie
den
Lernenden
auch
Erkenntnisse
über
die
individuelle
Lernentwicklung
ermöglicht“88.
Allein
die
Tatsache,
dass
die
Klassenarbeit
nicht
mehr
mit
einer
globalen
Note
bewertet
wird,
sondern
die
einzelnen
Kompetenzbereiche
evaluiert
werden,
ermöglicht
dem
Schüler,
seine
Fortschritte
in
den
einzelnen
Teilbereichen
des
Faches
zu
erkennen.
Bei
der
Punkteverteilung
ist
darauf
zu
achten,
dass
die
Punkte
tatsächlich
zur
Abprüfung
der
jeweiligen
Kompetenz
verwendet
werden.
So
dürfen
Punkte,
welche
die
Lesekompetenz
der
Schüler
bewerten
sollen,
nicht
auf
Bereiche
wie
etwa
Grammatik
und
Rechtschreibung
übertragen
werden.
Es
erfolgt
demnach
beispielsweise
kein
Punkteabzug
bei
Rechtschreibfehlern,
wenn
Leseverstehen
abgeprüft
wird.
Um
dem
Phänomen
zu
entgehen,
dass
bei
sprachlich
zweifelhaften
Aussagen,
bei
denen
der
Inhalt
stimmt,
die
volle
Punkte
vergeben
wird,
ist
es
möglich
und
auch
sinnvoll,
die
offenen
Aufgabenformate
mit
zusätzlichen
Punkten
aus
dem
Bereich
Schreiben
zu
versehen.
Auch
die
Tatsache,
dass
die
Schüler
sich
in
letzterem
Fall
sprachlich
mehr
Mühe
geben,
spricht
für
diese
Vorgehensweise.
Allerdings
bringt
diese
neue
Form
der
Bewertung
weitere
Unsicherheiten
mit
sich.
Ein
Streitpunkt
stellt
immer
noch
die
Bewertung
von
Aufgaben
zu
bekannten
Texten
dar.
Hier
wird
einerseits
die
These
vertreten,
dass
auch
die
Bearbeitung
von
Problemstellungen
zu
bekannten
Texten
durchaus
zeigt,
wie
kompetent
ein
Schüler
im
Umgang
mit
Texten
ist.
Andererseits
wird
argumentiert,
dass
in
diesem
Falle
getestet
wird,
wie
kompetent
der
Schüler
als
Lerner
ist,
und
nicht
seine
Fähigkeit,
Texte
zu
lesen
und
zu
verstehen,
untersucht
wird.
In
diesem
Fall
würden
solche
Aufgaben
zu
bekannten
Texten
unter
dem
Bereich
Schreiben
bewertet,
was
dann
als
„textgebundenes
Schreiben“
bezeichnet
wird.
Allerdings
sei
an
dieser
Stelle
angemerkt,
dass
auch
die
erstgenannte
These
durchaus
vertretbar
ist,
da
die
Anwendung
und
Weiterverarbeitung
von
gelerntem
Wissen
von
den
Schülern
mehr
als
nur
Auswendiglernen
verlangt.
Nur
wenn
die
Schüler
einen
Text
verstanden
haben,
können
sie
eine
Transferleistung
erbringen.
87
Landesinstitut
für
Schule
NRW:
Standardorientierte
Unterrichtsentwicklung.
Modul
2:
Aufgaben
konstruieren,
S.169.
88
Ebd.,
S.169.
48
Auch
im
Bereich
der
Schreibkompetenz
ergeben
sich
Neuerungen
im
Vergleich
zum
traditionellen
Bewertungssystem.
„Methodologisch
ist
im
Kompetenzbereich
Schreiben
darauf
zu
achten,
dass
die
angeführten
Schreibkompetenzen
evaluiert
werden
und
die
einseitige
Orientierung
auf
die
Orthografie,
den
Wortschatz
oder
die
Grammatik
bei
der
Bewertung
von
Texten
ausgeschlossen
bleibt.“89
Diese
Vorgabe,
die
sich
so
in
den
Bildungsstandards Sprachen
findet,
ist
allerdings
nicht
nachvollziehbar,
da
auch
das
Beherrschen
der
Rechtschreibung
und
Grammatik
zur
Schreibkompetenz
gehört
und
keineswegs
aus
der
Bewertung
ausgeschlossen
werden
sollte.
Seit
der
Einführung
des
kompetenzorientierten
Unterrichts
setzt
sich
die
Trimesternote
der
Schüler
demnach
aus
den
Noten
der
vier
basalen
Kompetenzbereiche
zusammen,
wobei
dem
Bereich
Schreiben
die
höchste
Bedeutung
zukommt.
Sieht
man
sich
beispielsweise
die
Notenverteilung
der
achten
Klasse
an,
sind
von
den
180
Punkten
pro
Trimester
vierzig
für
den
Bereich
Leseverstehen,
zwanzig
für
den
Bereich
Hörverstehen
und
120
für
den
Bereich
des
Schreibens
vorgesehen.
Die
mündliche
Kompetenz
fließt
seit
dem
Schuljahr
2010/11
erst
im
dritten
Trimester
in
die
Trimesternote
ein
und
ersetzt
in
diesem
Fall
die
Hörkompetenz,
wird
also
auch
mit
zwanzig
Punkten
bewertet90.
Sinnvoller
wäre
eventuell
eine
Punktevorgabe,
die
sich
auf
das
gesamte
Schuljahr
bezieht,
jedoch
von
jedem
Lehrer
individuell
umgesetzt
werden
kann.
So
könnte
jeder
Lehrer
frei
entscheiden,
auf
welchen
Kompetenzbereich
er
in
welchem
Trimester
den
Schwerpunkt
legt,
was
auch
den
Vorteil
hätte,
dass
nicht
alle
Bereiche
in
allen
Trimestern
abgeprüft
werden
müssten.
So
könnte
auch
das
Prinzip
der
kurzen
Übungsphasen
zwischen
den
Leistungsbewertungen
abgeschafft
werden.
Ein
Schwachpunkt
des
momentanen
Bewertungssystems
ist
sicherlich
die
völlig
unterschiedliche
praktische
Umsetzung.
Die
einzelnen
Kompetenzbereiche
werden
von
jedem
Lehrer
mit
anderen
Aufgabentypen,
Texten
und
Benotungskriterien
evaluiert.
Einer
der
Gründe
für
die
Einführung
von
Bildungsstandards,
und
zwar
die
Möglichkeit
des
Vergleichs
von
Leistungen
verschiedener
Klassen,
wird
auf
diese
Weise
nicht
erreicht.
Vor
89
Kühn,
Peter:
Bildungsstandards
Sprachen,
S.45.
Kommentar,
siehe
Kapitel
„Sprechkompetenz“
90
49
allem
im
Bereich
der
Benotungskriterien
lassen
sich
immer
wieder
große
Unterschiede
feststellen.
So
wenden
einige
Lehrer
trotz
der
Vorgaben
einer
positiven
Bewertung91
immer
noch
die
traditionellen
Muster
an,
nach
denen
der
Schüler
beispielsweise
bei
Grammatikaufgaben
bereits
bei
einer
Fehlerquote
von
fünfzig
Prozent
null
Punkte
erhält.
Ein
Schwachpunkt
im
luxemburgischen
System
ist
sicherlich
die
Kommunikation
zwischen
Ministerium
und
Lehrkörpern,
da
viele
Neuerungen
die
Lehrkräfte
nicht
erreichen.
Ein
typisches
Beispiel
ist
die
Einführung
des
sogenannten
Null‐Levels
bei
Multiple‐Choice‐
Aufgaben
oder
Lückentexten.
Eine
Tabelle
sieht
vor,
wie
viele
Items
der
Schüler
richtig
beantworten
muss,
um
anschließend
für
jede
zusätzliche
Antwort
Punkte
zu
bekommen.
Diese
Tabelle
ist
vielen
Lehrern
in
Luxemburg
unbekannt,
was
darauf
schließt,
dass
die
Bewertungskriterien
meist
individuell
nach
Belieben
angewandt
werden.
Die
Schüler
selbst
können
in
solchen
Fällen
nicht
einschätzen,
welche
Bewertungskriterien
eigentlich
„erlaubt“
sind,
da
diese
ihnen
nicht
bekannt
sind.
Ein
anderes
Beispiel
für
die
unterschiedliche
praktische
Umsetzung
von
Klassenarbeiten
ist
die
Evaluation
der
Hörkompetenz.
Immer
wieder
wird
deutlich,
dass
hier
völlig
verschiedene
Praktiken
vorherrschen,
was
die
Dauer,
den
Schwierigkeitsgrad
und
die
Art
der
Aufgaben
angeht.
Auch
dies
zeigt,
dass
die
Bewertung
der
Kompetenzen
der
Schüler
nicht
als
„standardisiert“
bezeichnet
werden
kann.
Am
Ende
eines
jeden
Trimesters
erhalten
die
Schüler
einerseits
ihre
Trimesternote
im
Fach
Deutsch
sowie
das
„complément
au
bulletin“,
das
ihnen
anhand
von
sechs
Kategorien
zeigen
soll,
wie
kompetent
sie
in
den
vier
Teilbereichen
des
Deutschen
sind.
Die
Schreibkompetenz
wird
in
drei
Unterbereiche
aufgeschlüsselt,
so
dass
der
Schüler
erkennt,
wie
es
um
seine
Grammatik‐
und
Rechtschreibfähigkeiten,
seinen
Wortschatz
und
die
Fähigkeit,
Texte
zu
schreiben
steht.
Unterschiedliche
Herangehensweisen
gibt
es
auch
in
diesem
Bereich,
da
einige
Lehrer
diese
Kompetenzen
„nach
Gefühl“
ankreuzen,
andere
sich
allerdings
auf
konkrete
Aufgaben
der
Schüler
beziehen
und
diese
Noten
dann
als
Basis
für
die
entsprechenden
Kreuze
nehmen.
Mir
persönlich
erscheint
es
fragwürdig,
warum
nicht
die
Noten
der
Teilkompetenzen
auf
dem
Zeugnis
aufgelistet
sind,
da
diese
mindestens
so
aussagestark
wären
wie
die
momentanen
Kreuze.
91
Der
Schüler
erhält
Punkte
für
richtige
Antworten.
50
Was
passiert
mit
Schülern,
die
eine
bestimmte
Kompetenz
nicht
erreicht
haben?
Diese
Frage
wird
in
den
bisherigen
Evaluationskriterien
nicht
berücksichtigt.
Wenn
letztlich
nur
die
Kompetenzbereiche
bekreuzigt
werden,
wird
notgedrungen
diese
mit
jener
Kompetenz
kompensiert.
Ein
Schüler,
der
beispielsweise
im
Bereich
des
Leseverstehens
die
für
die
achte
Klasse
definierte
Niveaustufe
nicht
erreicht,
kann
dennoch
in
die
nächste
Klassenstufe,
da
dem
Kompetenzbereich
Lesen
nur
40
von
180
Punkten
zugeschrieben
werden.
Obwohl
dieser
Schüler
über
hohe
Verständnisprobleme
verfügt,
muss
er
in
diesem
Bereich
keine
zusätzlichen
Fortschritte
machen,
um
das
Schuljahr
zu
bestehen.
Dies
wirft
die
Frage
auf,
ob
die
Unterteilung
in
die
verschiedenen
Teilkompetenzen
nicht
auch
eine
differenzierte
Förderung
der
Kompetenzen
verlangt.
So
müsste
ein
Schüler,
der
in
einem
der
Teilbereiche
eine
ungenügende
Note
aufweist
in
diesem
Bereich
Fördermaßnahmen
auferlegt
bekommen.
Weiterhin
stellt
sich
die
Frage,
ob
das
aktuelle
Kompensationssystem,
das
es
erlaubt,
Schwächen
in
verschiedenen
Fächern
zu
kompensieren,
noch
berechtigt
ist,
wenn
bereits
innerhalb
eines
Faches
Schwächen
kompensiert
werden
können.
Im
EST
gibt
es
beispielsweise
in
den
Ausrichtungen
DT
und
DAP
unter
den
Kompetenzen
eines
Moduls,
das
die
Dauer
eines
Semesters
hat,
eine
Reihe
von
Basiskompetenzen,
die
erreicht
werden
müssen.
Ist
auch
nur
eine
nicht
erreicht,
ist
das
Modul
nicht
bestanden
und
muss
wiederholt
werden.
Fördermaßnahmen
Kompensationsmöglichkeiten
gibt
es
keine.
51
sind
modulintern
vorgesehen,
52
3.
Praxisbeispiel
3.1.
Die
Entwicklung
einer
kompetenzorientierten
Unterrichtssequenz
Nach
der
Auseinandersetzung
mit
den
theoretischen
Ansätzen
zum
kompetenzorientierten
Unterricht
gilt
es
nun,
diese
in
die
Praxis
zu
übertragen.
Die
Basis
der
Planung
einer
kompetenzorientierten
Unterrichtssequenz
ist
laut
Theorie
die
Auswahl
eines
oder
mehrerer
Schwerpunkte
des
Lehrplans,
die
Förderung
bestimmter
Kompetenzen
der
Schüler
sowie
die
Wahl
eines
motivierenden
Themas,
in
das
sich
die
festgelegten
Schwerpunkte
integrieren
lassen.
Da
ich
unbedingt
die
vier
Basiskompetenzen
in
meine
Unterrichtssequenz
integrieren
wollte,
überlegte
ich
mir,
sowohl
schriftliche
Texte
als
auch
Audiobeiträge
und
Videos
als
Basis
für
die
Förderung
der
Lese‐
und
Hörkompetenz
heranzuziehen
und
die
vom
Lehrplan
vorgegebene
Schreibform
der
Personenbeschreibung
einzuüben.
Nach
reiflicher
Überlegung
entschied
ich
mich
für
das
Thema
„Vampire“,
da
dieses
zurzeit
bei
den
Schülern
sehr
beliebt
ist
und
eine
vielfältige
Palette
an
Möglichkeiten
für
den
Deutschunterricht
bietet.
Weiterhin
spricht
dieses
Thema
beide
Geschlechter
an
und
findet
in
vielen
verschiedenen
Medien
eine
Umsetzung.
Aufgrund
der
starken
medialen
Verbreitung
des
Themas
war
es
demnach
kein
Problem
Sachtexte
und
literarische
Texte
sowie
audiovisuelle
Auseinandersetzungen
mit
dem
Thema
zu
finden.
Die
Wahl
fiel
dann
im
Bereich
der
Förderung
der
Lesekompetenz
auf
Definitionen
zum
Begriff
des
Vampirs,
auf
Sachtexte
über
den
Vampirmythos
und
auf
Auszüge
aus
dem
Roman Bis(s) zum Morgengrauen
von
Stephenie
Meyer.
Im
Bereich
der
Hörkompetenz
entschied
ich
mich
für
ein
Vodcast
zum
Thema
Vampirglaube
in
Rumänien
sowie
für
ein
Podcast
über
die
Hysterie
bezüglich
des
Vampirfilms
Twilight.
Weiterhin
sammelte
ich
Bilder
der
Charaktere
aus
dem
genannten
Film,
die
ich
im
Kontext
der
Personenbeschreibung
verwenden
würde.
Da
sich
bei
diesem
Thema
auch
die
Förderung
der
Medienkompetenz
anbietet,
wählte
ich
zusätzlich
zu
den
Romanauszügen
auch
die
entsprechenden
Filmszenen
aus,
um
diese
im
Kontext
der
Unterrichtseinheit
einer
vergleichenden
Analyse
zu
unterziehen.
Nach
einer
ersten
Sammelphase
entstand
dann
allmählich
der
logische
Aufbau
des
Themas
unter
Einbindung
der
verschiedenen
Basiskompetenzen
und
Lerninhalte.
Damit
die
53
praktische
Umsetzung
auch
für
andere
Lehrer
überschaubar
bleibt
und
auch
die
Möglichkeit
von
individuellen
Ausführungen
besteht,
ist
die
Unterrichtseinheit
in
verschiedene
Bausteine
unterteilt.
Die
gewählte
Vorgehensweise
wird
auf
einem
Raster
veranschaulicht,
das
im
Anhang
der
vorliegenden
Arbeit
abgebildet
ist.92
92
Landesinstitut
für
Schule
NRW:
Standardorientierte
Unterrichtsentwicklung.
Modul
1:
Umgang
mit
Kernlehrplänen,
S.108.
54
3.2.
Sachanalyse
Im
Kontext
der
Sachanalyse
sollen
die
Hauptschwerpunkte
der
Unterrichtseinheit
und
ihre
Bedeutung
für
die
Schüler
kurz
erläutert
werden.
Der
Fokus
liegt
hier
vor
allem
auf
dem
Vampirmythos,
dessen
Umsetzung
in
Literatur
und
Film
und
der
damit
verbundenen
Bedeutung
des
Medienverbundes
für
den
Unterricht.
Weiterhin
soll
kurz
auf
die
Behandlung
von
Sachtexten
sowie
die
klassische
Aufsatzform
der
Personenbeschreibung
eingegangen
werden.
3.2.1.
Der
Vampirmythos
im
Unterricht
„Der
Vampir
hat
eine
lange
literarische
Tradition,
er
ist
in
Mythen
und
Volksdichtung
zu
Hause.
Ein
Vampir,
so
hat
sich
im
Volksglauben
festgesetzt,
ist
ein
Wiedergänger
mit
übernatürlichen
Kräften.“93
Seit
Stokers
Dracula
übt
die
Vampirfigur
sowohl
auf
Frauen
als
auch
auf
Männer
eine
starke
Faszination
aus.
Der
Mythos
an
sich
wurde
immer
wieder
erforscht.
Vor
allem
wegen
seiner
Vieldeutigkeit
bleibt
er
bis
heute
Gegenstand
zahlreicher
historischer
wie
philologischer
Untersuchungen
und
ist
fest
im
Volksglauben
verankert.
Auch
in
der
Literatur
dominiert
der
Vampir
ein
breites
Spektrum
an
Texten,
vom
klassischen
Vampir‐
oder
Spukroman
über
Gedichte
zu
Kinder‐
und
Jugendliteratur.
Die
immerwährende
Faszination
beruht
auf
„der
Infragestellung
des
regelhaften
Naturgesetzes
von
Werden
und
Vergehen.
Die
Gegensätze
Tag‐Nacht,
Leben‐Tod,
Angst‐Hoffnung,
Diesseits‐Jenseits,
Sterblichkeit‐Unsterblichkeit
markieren
Grenzen
der
menschlichen
Erfahrung.
Durch
ihre
Fähigkeit
zur
Wiederkehr
stellen
Vampire
die
Endgültigkeit
des
Todes
in
Frage.
Vampire
besetzen
ein
weites
Spektrum
an
menschlichen
Grundbedürfnissen
und
Lebenssituationen.
Sie
berühren
Fragen
von
Ernährung,
Krankheit
und
Tod,
von
Sterblichkeit
und
Gottesvorstellungen,
aber
auch
von
Macht,
Verführung,
Sexualität
und
Erotik.“94
Vor
allem
in
der
Literatur
scheint
der
Vampir
zu
Hause
zu
sein.
Tauchte
er
lange
Zeit
vor
allem
in
der
Hochliteratur
auf,
wie
etwa
in
Goethes
Ballade
„Die
Braut
von
Korynth“
oder
in
zahlreichen
Texten
der
Schwarzen
Romantik,
so
findet
er
im
20.
Jahrhundert
seinen
Platz
immer
häufiger
im
trivialen
Bereich,
was
schließlich
zur
Folge
hat,
dass
das
Motiv
des
93
Wrobel,
Dieter:
Gestalten
der
Nacht
–
Vampire
und
Gespenster.
In:
Praxis
Deutsch
209.
2008,
S.
6.
Ebd.,
S.
6.
94
55
Vampirs
sich
abnutzt
und
im
Klischee
erstarrt.95
Dies
wird
auch
im
Kontext
der
geplanten
Unterrichtseinheit
deutlich,
in
der
das
traditionelle
Bild
des
Vampirs
mit
dem
„modernen“
Vampir
verglichen
wird.
Ein
weiteres
Phänomen
ist,
dass
zahlreiche
Bösewichte
in
literarischen
Werken
an
die
Figur
des
Vampirs
angelehnt
sind.
Ein
berühmtes
Beispiel
wäre
die
Figur
Lord
Voldemort
aus
den
Harry‐Potter‐Romanen,
deren
Eigenschaft
es
ist,
den
Menschen
das
Leben
auszusaugen.96
Die
aktuelle
Vampirliteratur,
die
vor
allem
im
Bereich
der
Jugendliteratur
boomt,
zeichnet
sich
vorrangig
durch
eine
Mischung
aus
realer
und
fantastischer
Welt
aus,
was
sicherlich
auch
zu
einem
höheren
Identifikationspotenzial
bei
den
Jugendlichen
führt.
Dargestellt
wird,
wie
etwa
in
den
Bis(s)‐Romanen,
das
Leben
eines
normalen
Jugendlichen,
der
auf
einen
Vampir
trifft,
wodurch
sich
dann
eine
zweite
Ebene
eröffnet.
Als
Gegenwelt
fungiert
hier
nicht
die
Welt
„der
Gestalten
der
Nacht,
sondern
die
Welt
der
Erwachsenen
wird
als
Gegenwelt“97
aufgebaut.
Neben
den
Bis(s)‐Romanen
ist
es
zurzeit
vor
allem
die
Romanreihe
House of Night,
die
sich
einer
großen
Beliebtheit
erfreut.
Kritiker
behaupten,
hier
würden
zwei
Erfolgskonzepte,
und
zwar
Harry Potter
und
die
Bis(s)‐
Reihe
miteinander
vermischt
werden.
„Die
Darstellungen
von
Vampiren
und
Gespenstern
greifen
auf
einen
universellen
Bestand
an
Bildern,
Vorstellungen
und
Fantasien
zurück,
der
im
Deutschunterricht
eine
Arbeit
am
mythischen
Denken
möglich
macht.“98
Das
Thema
„Vampire“
bietet
sich
folglich
aus
mehreren
Gründen
für
den
Deutschunterricht
an.
Neben
der
starken
Präsenz
des
Wiedergängers
im
Bereich
der
Literatur
und
der
Faszination
am
Mythos
handelt
es
sich
vor
allem
um
ein
Thema,
das
die
Lebenswelt
der
Jugendlichen
zur
Zeit
relativ
stark
berührt
und
so
auch
eine
motivationssteigernde
Funktion
verfolgt.
Ein
weiterer
didaktischer
Akzent
liegt
auf
der
„Intermedialität
des
Gegenstandes“99,
der
vor
allem
durch
die
Behandlung
von
Stephenie
Meyers
Roman
Biss zum Morgengrauen
und
dessen
Verfilmung
Rechnung
getragen
wird.
95
vgl.
Wrobel,
Dieter:
Gestalten
der
Nacht
–
Vampire
und
Gespenster.
In:
Praxis
Deutsch
209.
2008,
S.
10.
vgl.
Ebd.
97
Ebd.,
S.
12.
98
Ebd.,
S.
6.
99
Ebd.,
S.
13.
96
56
3.2.2.
Stephenie
Meyers
Bis(s)
zum
Morgengrauen
–
Roman
und
Film
im
Vergleich
Seit
Stephanie
Meyers
Biss‐Romanen
ist
ein
regelrechter
Vampirboom
ausgebrochen.
In
den
Bücherläden
reihen
sich
sowohl
Jugend‐
als
auch
Erwachsenenromane,
die
sich
mit
dem
Mythos
Vampir
auseinandersetzen.
Mit
den
Verfilmungen
der
Biss‐Romane
kamen
die
Vampire
dann
auch
auf
die
große
Leinwand.
Im
Fernsehen
häufen
sich
Vampirserien,
die
sich
einer
großen
Beliebtheit
bei
den
Jugendlichen
erfreuen.
Natürlich
hat
die
Begeisterung
für
Fantasy‐Literatur
nicht
erst
mit
den
Vampirromanen
angefangen.
Bereits
mit
Harry Potter
und
Herr der Ringe
nahm
die
Fantasy‐Welle
vor
einigen
Jahren
ihren
Lauf.
Mit
Jugendromanen
wie
etwa
der
Biss‐Reihe
wird
jedoch
erstmals
ein
weibliches
Publikum
angesprochen,
da
der
Vampir
hier
nicht
mehr
als
blutrünstiges
Monster
dargestellt
wird,
sondern
als
gutaussehender
Mädchenschwarm.
Auf
den
ersten
Blick
mögen
die
Vampirromane
der
Autorin
Stephenie
Meyer
sicherlich
nicht
zu
den
klassischen
Schullektüren
gehören,
da
sie
nicht
mit
den
als
pädagogisch
wertvoll
bezeichneten
Jugendbüchern
konkurrieren
können.
Dennoch
gibt
es
Aspekte
rund
um
das
Phänomen
der
Vampirliteratur,
die
sich
durchaus
als
für
den
Deutschunterricht
interessant
erweisen.
Hier
denke
ich
vor
allem
an
den
Medienvergleich,
sprich
an
einen
Vergleich
zwischen
Text
und
Film,
wodurch
die
Medienkompetenz
der
Schüler
gefördert
wird,
oder
eben
an
die
Förderung
der
Hörkompetenz
mit
Hilfe
von
auditiven
und
audiovisuellen
Medien.
Doch
nicht
nur
die
Hör‐
und
die
Medienkompetenz
können
durch
die
Einbindung
von
Filmen
gefördert
werden.
Einer
der
Gründe
für
eine
verstärkte
Einbindung
von
Medienangeboten
in
den
Deutschunterricht
bezieht
sich
beispielsweise
auf
die
Lesekompetenz.
„In
den
sogenannten
neuen
Medien
werden
Schrift,
Bild
und
Ton
häufig
kombiniert,
womit
sich
auch
veränderte
Vorgaben
für
das
Lesen
und
für
die
Gestaltung
der
Lesewege
ergeben.“100
In
der
heutigen
Zeit
beschränkt
sich
Lesen
längst
nicht
mehr
„auf
das
Erfassen
der
bloßen
Schriftteile“101.
Im
Verlauf
der
Entwicklung
der
audiovisuellen
und
der
interaktiven
Medien
100
Bertschi‐Kaufmann,
Andrea:
Lesekompetenz
–
Leseleistung
–
Leseförderung.
In:
Lesekompetenz
‐
Leseleistung
‐
Leseförderung:
Grundlagen,
Modelle
und
Materialien.
Seelze/Velber:
Kallmeyer
2008,
S.9.
101
Ebd.,
S.9.
57
ist
das
Lesen
von
Bildern
und
insbesondere
die
Aufnahme
bewegter
Bilder
zunehmend
wichtiger
geworden.
Für
die
heutigen
Schüler
reicht
es
demnach
nicht
mehr
aus,
einen
Text
lesen
zu
können,
da
sogar
die
Printmedien
nicht
mehr
nur
aus
kontinuierlichen,
sondern
auch
aus
diskontinuierlichen
Texten,
das
heißt
aus
einer
Text‐Bild‐Komplementarität,
bestehen.
Ein
weiterer
Grund
resultiert
aus
verschiedenen
Studien,
welche
zeigen,
dass
das
Medieninteresse
zwischen
Jungen
und
Mädchen
große
Unterschiede
aufzeigt.
So
wurde
deutlich,
„dass
der
traditionelle
buchdominierte
Deutschunterricht
einseitig
den
Interessen
der
Mädchen
entspricht“102.
Auch
das
schlechtere
Abschneiden
der
Jungen
im
Bereich
Lesekompetenz
in
der
Pisa‐Studie
zeigt,
dass
es
wichtig
ist,
„den
Leseinteressen
der
Jungen
in
stärkerem
Maße
zu
entsprechen
und
ihre
Lesemotivation
zu
fördern“103.
In
anderen
Studien104
wurde
analysiert
und
überzeugend
herausgearbeitet,
dass
„eine
erfolgreiche
Lesesozialisation
eine
reflexiv
verarbeitete
Mediensozialisation
voraussetzt
bzw.
von
dieser
begleitet
werden
muss“105.
So
wurde
festgestellt,
dass
einerseits
„kompetenten
kindlichen
Rezipienten
von
Bild‐,
Hör‐
oder
Filmmedien
das
Verstehen
literarischer
printmedialer
Texte
leichterfällt“,
andererseits
„kompetente
Leser
und
Leserinnen
kompetentere
Mediennutzer
und
–nutzerinnen“106
sind.
Neben
der
engen
Verbindung
zwischen
Medien‐
und
Lesekompetenz
kann
man
auch
eine
Berührung
mit
den
anderen
drei
Fachkompetenzen
Hören,
Schreiben
und
Sprechen
sowie
mit
der
literarischen
und
der
kreativen
Kompetenz
feststellen.
Eine
weitere
Begründung
der
Notwendigkeit
der
Integration
neuer
Medien
in
den
Deutschunterricht
stellt
das
in
der
heutigen
Zeit
immer
populärer
werdende
Phänomen
der
Medienverbünde
dar,
was
so
viel
heißt
wie,
dass
„ein
fiktionaler
Stoff
gleichzeitig
in
mehreren
Medien
präsent
ist“107,
wobei
sich
die
verschiedenen
Medien
meistens
an
einem
Leitmedium
orientieren.
„Literarische
Werke
erscheinen
fast
zeitgleich
als
Hörfassung,
102
Frederking,
Volker/
Krommer,
Axel,
Maiwald,
Klaus:
Mediendidaktik
Deutsch,
S.85.
Ebd.,
S.86.
104
Groeben,
Norbert/
Hurrelmann,
Bettina:
Medienkompetenz.
Voraussetzungen,
Dimensionen,
Funktionen.
München:
Juventa
2002.
105
Frederking,
Volker/
Krommer,
Axel/
Maiwald,
Klaus:
Mediendidaktik
Deutsch,
S.91.
106
Ebd.,
S.91.
107
Ebd.,
S.65.
103
58
Podcast
oder
Film‐
und
Fernsehversionen“108,
ein
Phänomen,
das
insbesondere
die
Kinder‐
und
Jugendliteratur
immer
stärker
prägt.
Hier
sei
angemerkt,
dass
diese
Entwicklung
nicht
erst
in
den
letzten
Jahren
ihren
Lauf
genommen
hat.
In
der
Kinder‐
und
Jugendliteratur
gab
es
frühe
Beispiele
des
Medienverbunds,
wie
etwa
Kästners
Emil und die Detektive
oder
Astrid
Lindgrens
Werke,
die
neben
der
Buchform
auch
in
Vertonungen
und
Verfilmungen
erschienen.
Die
heutigen
Medienverbünde
zeichnen
sich
meist
durch
eine
höhere
Komplexität
aus,
da
neben
Verfilmung
und
Vertonung
auch
das
Internet,
PC‐Spiele,
Zeitschriften
und
Ähnliches
auf
den
Markt
kommen.
Das
berühmteste
Beispiel
der
heutigen
Zeit
ist
ohne
Zweifel
Joanne
K.
Rowlings
Harry Potter–Reihe,
das
aktuellste
die
im
Rahmen
der
Unterrichtssequenz
thematisierte
Twilight‐Saga.
„Das
Internet
hält
zu
fast
jedem
Autor
hypermedial
aufbereitete
Seiten
bereit,
die
in
umfassender
Weise
über
Leben
und
Werk
informieren.“109
Aus
diesem
Grund
ist
es
wichtig,
dass
der
Deutschunterricht
sich
dieser
Entwicklung
anpasst
und
neben
dem
traditionellen
Medium
Buch
auch
die
neuen
Leitmedien110
berücksichtigt.
Dies
soll
jedoch
keine
Verdrängung
des
Buches
bedeuten.
„Dieses
breite
Spektrum
an
Kinder‐
und
Jugendliteratur
im
Medienverbund
muss
selbstverständlicher
Bestandteil
des
Deutschunterrichts
und
damit
der
Mediendidaktik
Deutsch
sein.
Schließlich
tritt
Printliteratur
hier
von
sich
aus
in
einen
medialen
Bezug
mit
visuellen,
auditiven,
audiovisuellen
und
multimedialen
Formen.“111
Kurz
angemerkt
werden
soll
in
diesem
Kontext
auch
der
Faktor
der
Motivation.
Einerseits
steigert
die
Integration
der
neuen
Medien
in
den
Deutschunterricht
die
Motivation,
da
ein
enger
Bezug
zur
Lebenswelt
der
Schüler
hergestellt
wird.
Ziel
der
Schule
soll
aber
ebenfalls
sein,
dass
die
Schüler
sich
auch
außerhalb
der
Schule
für
einen
bewussten
und
kompetenten
Umgang
mit
Medien
interessieren
und
sich
in
diese
Richtung
engagieren.
108
Frederking,
Volker/
Krommer,
Axel/
Maiwald,
Klaus:
Mediendidaktik
Deutsch,
S.9.
Ebd.,
S.79.
110
Definiton:
Ein
Leitmedium
ist
das
Medium,
an
dem
Nutzer
ihre
Rezeptionserwartungen,
‐gewohnheiten
und
–präferenzen
in
erster
Linie
ausbilden.
111
Frederking,
Volker/
Krommer,
Axel/
Maiwald,
Klaus:
Mediendidaktik
Deutsch,
S.80.
109
59
60
3.2.3
Sachtexte
im
Deutschunterricht
Die
Behandlung
von
Sachtexten
im
Deutschunterricht
verfolgt
mehrere
Objektive.
Ein
erstes
besteht
darin,
dass
„authentische
Materialien
die
Motivation
erhöhen“112.
Doch
auch
in
der
heutigen
Informationsgesellschaft
wird
der
kompetente
Umgang
mit
Sachtexten
immer
wichtiger.
Sowohl
die
traditionellen
Printmedien
als
auch
die
neuen
Medien
erfordern
eine
ausgeprägte
Lesekompetenz,
welche
sowohl
kontinuierliche
als
auch
diskontinuierliche
Texte
umfasst.
Weitere
Gründe
für
die
Behandlung
von
Sachtexten
im
Unterricht
sind
die
Wissenserweiterung
sowie
die
Informationsbeschaffung.
Sachtexte
behandeln
meistens
aktuelle
sozialrelevante
Themen,
was
dazu
führt,
dass
die
Schüler
sich
mit
derartigen
Themen
auseinandersetzen
und
kritisch
mit
Texten
umzugehen
lernen.
Hierzu
gehören
auch
das
Erfassen
der
Textintention
und
das
Erkennen
von
manipulativen
Strategien
in
Texten.
Somit
ist
es
wichtig,
dass
die
Schüler
bereits
früh
in
den
Umgang
mit
Sachtexten
eingeführt
werden
und
vor
allem
ein
Methodenrepertoire
erlangen,
das
ihnen
einen
autonomen
Umgang
mit
Texten
ermöglicht.
„Ein
Methodentraining
baut
bestimmte
kognitive
Ordnungsstrukturen
beim
Schüler
auf
und
macht
gleichzeitig
die
Ordnungsstrukturen
von
Texten
bewusst.“113
Diese
kognitiven
Ordnungsstrukturen
fördern
aufgrund
des
Bewusstmachens
der
Textorganisation
das
Leseverständnis
der
Schüler,
da
sie
sich
diese
Organisation
einprägen
und
künftig
bei
der
Texterschließung
nutzen
können.
Oft
mangelt
es
den
Schülern
an
diesen
kognitiven
Ordnungsstrukturen,
was
dazu
führt,
dass
ihnen
der
Aufbau
und
die
Organisation
von
Texten
verschlossen
bleiben114,
was
auch
der
Motivation
im
Umgang
mit
Texten
schadet.
Hier
sei
noch
angeführt,
dass
die
im
Kontext
der
Sachtexte
erworbenen
Lesestrategien
den
Schülern
auch
im
Umgang
mit
literarischen
Texten
behilflich
sein
können.
Im
Kontext
der
dargestellten
Unterrichtssequenz
arbeiten
die
Schüler
an
Sachtexten,
die
den
Mythos
des
Vampirs
von
unterschiedlichen
Seiten
beleuchten.
Es
handelt
sich
hierbei
um
Texte
der
Informationsplattform
www.planet‐wissen.de,
die
abgesehen
von
einigen
etwas
112
Smolka,
Dieter:
Motivation
und
Leistung.
In:
Ders.:
Schülermotivation.
München:
Luchterhand
2004,
S.73.
Haussmann,
Alexandra,
Schiller‐Campbell,
Elisabeth:
„Lesen
ist
geil!
Schreiben
auch!“
Ein
Motivations‐
Training
für
den
Umgang
mit
Texten.
In:
Ders:
Schülermotivation,
S.165.
114
Ebd.,
S.164.
113
61
schwierigeren
Begriffen,
dem
Verständnisniveau
einer
achten
Klasse
entsprechen.
Zur
Erschließung
der
Texte
nutzen
die
Schüler
ein
sogenanntes
Methodenrepertoire115.
115
Siehe
Anhang
S.102.
62
3.2.4.
Die
Personenbeschreibung
im
Deutschunterricht
Die
Personenbeschreibung
gehört
zu
„den
informierenden
sprachlichen
Handlungsformen,
die
die
Funktion
haben,
ein
Wissensdefizit
beim
Hörer
bzw.
Leser
zu
beseitigen
oder
bestehendes
Wissen
neu
zu
perspektivieren“116.
Seit
jeher
gehört
die
Personenbeschreibung
zum
festen
Inventar
des
Deutschunterrichts.
Auch
wenn
die
handlungsorientierten
Ansätze
stärker
auf
das
kreative
Schreiben
hinzielen,
bleibt
die
Beschreibung
als
Aufsatzform
von
großer
Bedeutung.
Zum
einen
sind
Beschreibungen
wichtig
in
unserem
alltäglichen
Leben,
da
sie
ständig
in
unsere
Kommunikationssituationen
einfließen.
Ein
weiterer
Aspekt,
den
die
Schüler
anhand
dieser
Schreibform
lernen,
ist
das
Strukturieren
ihres
Schreibens.
Schüler
lernen,
Texte
nach
bestimmten
Regeln
zu
strukturieren,
was
ihnen
auch
bei
anderen
Textproduktionen
eine
Hilfe
sein
kann.
Die
Erweiterung
des
Wortschatzes
ist
ein
weiterer
Punkt,
der
anhand
der
Personenbeschreibung
gefördert
werden
kann,
denn,
um
Personen
genau
zu
beschreiben,
„bedarf
es
sowohl
genauer
Wahrnehmung
wie
auch
begrifflicher
Fassung“117.
Demnach
benötigen
die
Schüler
ein
breit
gefächertes,
nuanciertes
Vokabular,
das
sie
sich
im
Laufe
des
Schreibprozesses
aneignen
können.
Weiterhin
bietet
die
Personenbeschreibung
die
Möglichkeit,
am
eigenen
Schreibstil
zu
arbeiten,
denn
gerade
bei
Beschreibungen
laufen
Schüler
die
Gefahr,
allzu
oft
die
gleichen
Formulierungen
zu
verwenden.
116
Steets,
Angelika:
Schreiben,
S.82.
Ebd.,
S.82.
117
63
64
3.3.
Allgemeine
Vorstellung
der
Unterrichtseinheit
Die
erstellte
Unterrichtssequenz
besteht
aus
einzelnen
Teilen,
die
inhaltlich
eine
aufbauende
Logik
verfolgen,
jedoch
auch
unabhängig
voneinander
im
Unterricht
eingesetzt
werden
können.
Weiterhin
besteht
die
Möglichkeit,
beispielsweise
den
Baustein
des
Roman‐
und
Filmvergleichs
zu
überspringen
und
gleich
zur
Personenbeschreibung
zu
gelangen.
Das
vorliegende
Kapitel
dient
lediglich
der
Präsentation
der
Unterrichtseinheit,
wohingegen
die
kritische
Analyse
und
Auswertung
erst
in
Kapitel
3.5.
erfolgen.
Als
Einstieg
in
die
Unterrichtssequenz
aktivieren
die
Schüler
ihr
Vorwissen
zum
Thema
Vampire.
In
Form
eines
Brainstormings
sammeln
sie
sämtliche
Bilder
und
Ideen,
die
sie
mit
einem
Vampir
in
Verbindung
bringen.
Im
Anschluss
lesen
sie
eine
aktuelle
Definition
des
Begriffs
„Vampir“
aus
dem
Duden
sowie
eine
Definition
aus
dem
Wörterbuch
Adelung aus
dem
Jahre
1811.
Hier
geht
es
vor
allem
darum,
dass
sie
ihr
eigenes
Vampirbild
reflektieren
und
anhand
der
Duden‐Definition
einer
kritischen
Überprüfung
unterziehen.
Der
Vergleich
der
Duden‐Definition
mit
der
älteren
Worterklärung
zeigt
den
Schülern
die
unterschiedliche
Sicht
der
Menschen
auf
den
Vampirmythos
und
weckt
ihr
Interesse
für
das
Thema
des
Vampirglaubens.
Weiterhin
dient
die
Auseinandersetzung
mit
den
beiden
Wörterbuchauszügen
ebenfalls
der
Förderung
der
Lesekompetenz
sowie
der
Methodenkompetenz,
da
die
Schüler
lernen,
wie
ein
Wörterbuchartikel
aufgebaut
und
formuliert
ist.
Nach
diesem
Einstieg
in
das
Thema
geht
es
darum
zu
erforschen,
woher
der
Vampirmythos
stammt,
wer
Graf
Dracula
war
und
welche
Verbindung
die
Fledermaus
mit
dem
Blutsauger
hat.
Aus
diesem
Grund
beschäftigen
sich
die
Schüler
als
Vorbereitung
auf
Expertengespräche
in
Form
von
Gruppenarbeiten
mit
diversen
Sachtexten
zum
Mythos
Vampir.
Hier
geht
es
vor
allem
darum,
anhand
von
Lesestrategien
diese
Texte
zu
bearbeiten.
Ein
Methodenrepertoire
zur
Bearbeitung
von
Sachtexten
gibt
den
Schülern
gewisse
Strategien
an
die
Hand,
die
sie
zur
Erschließung
von
Texten
anwenden
können118.
So
unterstreichen
sie
beispielsweise
in
den
unbekannten
Texten
Schlüsselwörter,
bilden
Sinnabschnitte
und
ordnen
diesen
118
Lesestrategien:
Siehe
Anhang
S.102.
65
Überschriften
zu.
In
einem
weiteren
Schritt
werden
die
wichtigsten
Informationen
des
Textes
auf
einem
Stichwortzettel
wiedergegeben,
der
gleichzeitig
als
Basis
für
die
Expertengespräche
dienen
soll.
Neben
der
Anwendung
der
Lesestrategien
schlagen
die
Schüler
unbekannte
Wörter
und
Begriffe
im
Wörterbuch
bzw.
Lexikon
nach.
Zu
diesem
Zweck
nutzen
sie
die
Duden‐
und
Brockhaus‐Versionen,
die
auf
dem
Bildungsportal
www.myschool.lu
zur
Verfügung
gestellt
werden.
Denkbar
wäre
an
dieser
Stelle
auch
ein
Besuch
in
der
Schulbibliothek.
Nach
einer
kurzen
Einführung
im
Unterricht
lernen
die
Schüler
durch
die
praktische
Anwendung,
für
welche
Wörter
sie
welche
Bücher
heranziehen
sollen.
Im
Anschluss
an
die
Bearbeitung
der
Sachtexte
in
den
Stammgruppen
finden
in
den
neu
gebildeten
Expertengruppen
die
Expertengespräche
statt,
in
denen
die
Schüler
die
Informationen
aus
ihrem
Text
an
die
restlichen
Gruppenmitglieder
weitergeben.
Die
Überprüfung
der
vermittelten
Informationen
kann
in
Form
eines
gelenkten
Unterrichtsgespräches
oder
anhand
von
Kontrollfragen
erfolgen.
Weiterhin
besteht
die
Möglichkeit,
vor
allem
beim
Eindruck,
dass
die
Expertengespräche
weniger
erfolgreich
verliefen,
die
Schüler
die
restlichen
Texte
samt
Kontrollfragen
als
Hausaufgabe
bearbeiten
zu
lassen.
Nachdem
die
Schüler
nun
bereits
ein
Basiswissen
über
den
Vampirmythos
angelegt
haben,
wird
ihre
Hörkompetenz
anhand
eines
Vodcasts
zum
Vampirglauben
in
Rumänien
sowie
eines
Podcasts
zur
Twilight‐Hysterie
gefördert.
An
dieser
Stelle
sollen
auch
die
Begriffe
Pod‐
und
Vodcast
einmal
kurz
thematisiert
werden,
da
es
sich
hier
um
Bezeichnungen
handelt,
die
den
Schülern
meist
unverständlich
sind,
obwohl
sie
im
Internet
täglich
mit
diesen
Medien
in
Verbindung
stehen.
Die
Aufgaben
zu
den
beiden
Audiobeiträgen
bestehen
bewusst
aus
einer
Mischung
von
geschlossenen
und
offenen
Aufgabenformaten,
wie
die
Schüler
sie
auch
in
Testsituationen
begegnen,
sodass
sie
die
Möglichkeit
haben,
selbst
herauszufinden,
wie
sie
am
besten
mit
den
diversen
Aufgabentypen
umgehen.
Da
es
schwierig
ist,
den
Schülern
eine
„Hörstrategie“
vorzugeben,
lasse
ich
ihnen
meist
die
Wahl,
ob
sie
während
des
Hörens
Notizen
nehmen
oder
sich
rein
auf
das
Hören
konzentrieren.
Die
Aufgaben
erhalten
sie
allerdings
erst
nach
dem
ersten
Hören,
da
ich
der
Meinung
bin,
dass
sie
im
anderen
Fall
nur
ein
selektives
Hören
einüben
und
es
so
oft
nicht
zu
einem
globalen
Verständnis
kommt.
Je
nach
Schwierigkeitsgrad
und
Umfang
der
Audiobeiträge
hören
die
66
Schüler
diese
ein‐
oder
zweimal.
Beide
Aufgabenblätter
schließen
mit
einer
persönlichen
Aufgabe
ab,
damit
sie
eine
persönliche
Beziehung
zu
dem
Gehörten
aufbauen,
indem
sie
ihre
Einstellungen
und
Erfahrungen
reflektieren.
Außerdem
besteht
an
dieser
Stelle
die
Möglichkeit,
die
mündliche
Kompetenz
der
Schüler
zur
fördern,
indem
sie
im
Plenum
eine
Diskussion
zu
der
Frage,
wieso
immer
noch
Menschen
an
Vampire
glauben
bzw.
abergläubisch
sind,
führen.
Als
Gesprächsregeln
gebe
ich
vor,
dass
die
Schüler
jeden
aussprechen
lassen,
alle
Meinungen
respektieren
und
selbst
entscheiden,
wer
als
nächstes
das
Wort
erteilt
bekommt.
Weiterhin
haben
sie
die
Möglichkeit,
Meinungen
der
Mitschüler
zu
kommentieren
und
selbst
ihre
Standpunkte
zu
vertreten.
Nachdem
der
Audiobeitrag
den
Übergang
zur
aktuellen
Vampirliteratur
vollzogen
hat,
wird
der
erste
Roman
der
Biss‐Reihe
Biss zum Morgengrauen
in
Auszügen
analysiert
und
mit
Filmausschnitten
verglichen.
Bei
diesem
Arbeitsschritt
geht
es
einerseits
erneut
um
die
Entwicklung
der
Lesekompetenz
und
Lesemotivation
sowie
andererseits
um
die
Förderung
der
Medienkompetenz.
Natürlich
ist
es
im
Rahmen
dieser
Sequenz
nicht
möglich,
eine
umfassende
Filmanalyse
durchzuführen.
Dennoch
kann
man,
wie
dies
im
Rahmen
der
Sachanalyse
deutlich
wurde,
durch
die
Integration
von
Filmszenen
in
den
Unterricht
moderne
Literalität
fördern,
die
das
Buch
zwar
nie
verdrängen
wird,
in
ihren
audiovisuellen
Ausprägungen
jedoch
gleichberechtigt
daneben
steht.
Außerdem
hat
man
die
Möglichkeit,
verschiedene
Aspekte
von
Medienkompetenz
zu
fördern,
indem
man
die
Schüler
auf
verschiedene
Techniken
der
Literatur
und
des
Films
aufmerksam
macht.
Bei
der
Analyse
wird
das
Augenmerk
der
Schüler
auf
die
inhaltliche
Wiedergabe
des
Textausschnittes,
die
Darstellung
der
Figuren
und
Orte
sowie
die
Stimmung
gelenkt.
Weiterhin
werden
filmische
Mittel
wie
Farben,
Licht,
Musik
und
Kamerabewegungen
mit
in
die
Analyse
einfließen.
Als
Abschluss
dieser
Unterrichtsphase
werden
beide
Medien
auf
ihre
Wirkung
hin
untersucht.
Den
Bezug
zum
ersten
Teil
der
Unterrichtseinheit
stellt
der
Vergleich
der
Vampir‐Figur
aus
Roman
und
Film
mit
dem
traditionellen
Vampirbild
dar.
Im
Rahmen
der
Auseinandersetzung
mit
Roman
und
Film
liegt
der
Fokus
auf
der
Darstellung
der
Figuren
in
beiden
Medien.
In
diesem
Kontext
bietet
es
sich
an,
die
Personenbeschreibung,
welche
im
Lehrplan
für
die
achte
Klasse
vorgesehen
ist,
mit
den
67
Schülern
einzuüben.
So
werden
zum
einen
die
Beschreibungen
der
Personen
im
Roman
analysiert,
wodurch
vor
allem
ihr
Wortschatz
erweitert
wird,
zum
anderen
werden
die
Figuren
im
Film
anhand
der
Regeln
der
Personenbeschreibung
von
den
Schülern
beschrieben.
Dieser
Arbeitsschritt
fokussiert
vor
allem
die
Förderung
der
Schreibkompetenz,
da
das
Ziel
darin
besteht,
dass
die
Schüler
Personen
in
Form
eines
zusammenhängenden
und
sprachlich
abwechslungsreichen
Textes
beschreiben
können.
Als
Einstieg
in
die
Schreibform
der
Personenbeschreibung
wird
eine
Figur
aus
dem
Film
an
die
Wand
projiziert,
woraufhin
die
Schüler
im
Plenum
diese
Person
beschreiben.
Die
genannten
Beschreibungen
werden
an
der
Tafel
gesichert.
Anschließend
wird
der
Aufbau
der
Personenbeschreibung
gemeinsam
erarbeitet
und
es
wird
besprochen,
worauf
während
des
Schreibprozesses
besonders
zu
achten
ist.
Daraufhin
erhalten
die
Schüler
ein
Arbeitsblatt
mit
verschiedenen
Figuren
aus
dem
Film
Twilight.
Nachdem
jeder
sich
eine
Figur
ausgewählt
hat,
beginnen
sie
mit
der
Planung
des
Schreibprozesses,
indem
sie
einen
Steckbrief
anlegen.
Merkblätter
zur
Schreibform
Personenbeschreibung
helfen
ihnen
beim
Aufbau
und
bei
der
detailgetreuen
Beschreibung
einzelner
Körperteile.
Nachdem
die
Steckbriefe
von
den
jeweiligen
Banknachbarn
auf
ihre
Vollständigkeit
und
Originalität
hin
überprüft
worden
sind,
erfolgt
eine
erste
Niederschrift,
bei
der
die
Schüler
vor
allem
auf
den
Stil
ihres
Textes
achten,
sprich
die
Verben
„haben“
und
„sein“
vermeiden
sollen.
Die
ersten
Produkte
werden
in
Form
einer
Schreibkonferenz
überarbeitet.
Hierzu
werden
Gruppen
gebildet,
innerhalb
derer
jeweils
ein
Gruppenmitglied
für
einen
bestimmten
Aspekt
wie
etwa
Rechtschreibung,
Wortschatz,
Aufbau,
usw.
zuständig
ist.
Alle
Texte
innerhalb
einer
Gruppe
werden
demnach
von
allen
Gruppenmitgliedern
korrigiert.
Der
Abschluss
der
Schreibkonferenz
besteht
in
einer
Überarbeitung
des
Textes
mithilfe
der
verschiedenen
Verbesserungsvorschläge
und
Anmerkungen.
Erst
diese
zweite
Fassung
wird
dann
durch
den
Lehrer
korrigiert,
woraufhin
jeder
Schüler
seinen
Text
dann
erneut
überarbeitet.
Je
nach
Kompetenzstand
der
Klasse
können
weitere
Schreibübungen
zur
Personenbeschreibung
durchgeführt
werden.
So
bietet
es
sich
an,
dass
die
Schüler
sich
nun
eine
andere
Figur
auf
dem
Arbeitsblatt
auswählen
oder
selbst
in
Zeitschriften
oder
im
Internet
nach
Figuren
aus
Fantasy‐Filmen
suchen
und
diese
beschreiben.
68
Die
folgende
Tabelle
veranschaulicht
noch
einmal
den
Ablauf
der
Unterrichtseinheit:
Kompetenzschwerpunkt/thematische
abgedeckte
Bausteine
Kompetenzbereiche
Lesekompetenz:
Lesekompetenz
•
Der
Vampir
–
eine
Definition?
Schreibkompetenz
•
Der
Vampirmythos
Sprechkompetenz
Hörkompetenz:
Hörkompetenz
•
Auf
Draculas
Spuren
Schreibkompetenz
•
Ein
Vampir
zum
Verlieben
Sprechkompetenz
Medienkompetenz:
•
Medienkompetenz
Vergleich
von
Roman
und
Film
St.
4
2
2‐3
Lesekompetenz
Schreibkompetenz
Schreibkompetenz:
•
Hörkompetenz
Personenbeschreibung
Schreibkompetenz
Sprechkompetenz
69
3‐4
70
3.4.
Didaktische
und
Methodische
Analyse
3.4.1.
Bezug
zu
den
Bildungsstandards
Im
vorliegenden
Kapitel
soll
der
Bezug
der
Unterrichtssequenz
zu
den
im
Lehrplan
der
achten
Klasse
formulierten
Bildungsstandards
vollzogen
werden.
Der
Übersicht
halber
werden
die
Bildungsstandards
in
die
vier
Kompetenzbereiche
Lesen,
Hören,
Schreiben
und
Sprechen
unterteilt.
Inwiefern
im
Rahmen
der
Unterrichtseinheit
tatsächlich
diese
Kompetenzen
gefördert
wurden,
werde
ich
im
Kontext
der
Auswertung
erläutern.
Leseverstehen
Der
Schüler:
kann
Texte
still
in
angemessener
Zeit
lesen.
kann
Jugendliteratur
lesen,
dabei
dem
Gang
der
Handlung
folgen
und
so
die
Gesamtaussage
und
viele
Details
verstehen.
Gelegentlich
muss
noch
im
Wörterbuch
nachgeschlagen
werden.
kann
einen
kurzen
Sachtext
(Lehrbuchtext,
Definition,
Wörterbucheintrag
…)
im
Detail
verstehen,
kann
das
Thema
und
den
wesentlichen
Inhalt
von
Sachtexten
in
seinen
Hauptgesichtspunkten
erfassen
und
auf
Grund
von
Arbeitsaufträgen
gesuchte
Informationen
in
den
Texten
finden,
markieren
und
ordnen.
kann
überprüfen,
ob
bestimmte
Aussagen
oder
Informationen
in
einem
Text
(Alltagstexte,
Sachtexte
und
fiktionale
Texte)
enthalten
sind
oder
nicht.
kann
Informationen
verknüpfen
und
somit
Zusammenhänge
im
Text/zwischen
Texten
erkennen,
indem
er/sie
die
Informationen
aus
verschiedenen
Texten
oder
Textteilen
zusammenträgt,
um
eine
bestimmte
Aufgabe
zu
lösen.
kann
Vorwissen
aktivieren,
Hypothesen
anstellen
und
Hintergrundinformationen
beschaffen.
kann
live
oder
medial
vermittelte
Sprache
in
angemessener
Geschwindigkeit
verfolgen
und
verstehen.
71
Hörverstehen
Der
Schüler:
kann
die
wesentlichen
Aussagen
(altersgemäßer)
mündlicher
Sach‐,
Erfahrungs‐
und
Erlebnisberichte
verstehen
(Bekanntmachungen,
Radio‐
und
Fernsehnachrichten,
Reportagesendungen,
…).
kann
überprüfen,
ob
bestimmte
Aussagen
oder
Informationen
in
einem
gesprochenen
Text
(Alltagstexte,
Sachtexte
und
fiktionale
Texte)
enthalten
sind
oder
nicht.
kann
in
längeren,
altersgemäßen
Texten
die
Absichten,
Standpunkte
und
Einstellungen
der
Sprechenden
verstehen
und
ihre
Gefühle
(Wut,
Freude,
Trauer,
Enttäuschung,
Ratlosigkeit
…)
erkennen.
kann
dem
Handlungsverlauf
von
fiktionalen
Hörtexten
folgen
und
den
Texten
mithilfe
eines
Fragebogens
Informationen
entnehmen
(z.
B.
handelnde
Figuren,
Schauplätze,
Ereignisse,
Meinungen,
Stimmungen,
Handlungsstränge,
Beziehungen
der
Figuren
untereinander,
Handlungsmotive…).
kann
dem
Alter
und
der
Jahrgangsstufe
angepasste
Filmbeiträge
verstehen.
kann
die
Bedeutung
unbekannter
Wörter
oder
Wendungen
aus
dem
Kontext
erschließen.
zeigt
Interesse
an
audiovisuellen
und
elektronischen
Medien.
Sprechkompetenz
Der
Schüler:
kann
Informationen
aus
altersgemäßen
schriftlichen
Texten
sowie
Ausschnitte
aus
altersgemäßen
Hörtexten,
Radio‐
und
Fernsehsendungen
mündlich
zusammenfassen.
kann
höflich
mit
Gesprächspartnern
umgehen,
Gesprächsregeln
einhalten
und
über
einen
längeren
Zeitraum
konzentriert
zuhören.
kann
gezielt
Fragen
zu
einem
Vortrag
stellen
und
sachgemäß
beantworten
kann
aufmerksam
zuhören
(=
fächerübergreifende
Kompetenz).
72
Schreibkompetenz
Der
Schüler:
kann
zusammenhängende,
strukturierte
fiktionale
und
nicht‐fiktionale
Texte
verfassen
und
einen
Schreibprozess
eigenverantwortlich
planen
und
gestalten.
Er/Sie
kann
dabei
adressaten‐
und
situationsbezogen
schreiben
(erzählen,
beschreiben,
berichten,
persönliche
Meinungen
vorbringen),
bei
guter
Beherrschung
der
Grammatik,
Rechtschreibung
und
Zeichensetzung
und
unter
Verwendung
eines
abwechslungsreichen,
altersgemäßen
Wortschatzes.
Insbesondere
kann
er/sie
…
einen
Schreibplan
erstellen.
die
Gestaltungsmittel
einer
spannenden
Erzählung
oder
eines
Berichtes
gezielt
einsetzen.
Aufbau
und
Inhalt
hinsichtlich
der
Aufgabenstellung
überprüfen
und
den
Text
entsprechend
überarbeiten.
Texte
sprachlich
überarbeiten
und
korrigiert
auf
diese
Weise
viele
Fehler
selbst.
kann
einen
Sachtext/Teile
eines
Sachtexts
in
andere
Sachtextsorten
überführen
(Mindmap,
Cluster,
Diagramm,
Schaubild
…).
119
119
Die
Bildungsstandards
sind
dem
Lehrplan
6e
ES
2010/10
entnommen.
73
74
3.4.2.
Methodische
Analyse
der
Unterrichtseinheit
3.4.2.1.
Das
Konzept
„Lernen
durch
Lehren“
–
das
Expertenrallye
Das
Konzept
„Lernen
durch
Lehren“
(LdL)
wurde
in
den
1980ern
von
Jean‐Pol
Martin
begründet.
Die
Grundidee
des
Konzepts
ist,
dass
die
Schüler
den
neuen
Stoff
lernen,
indem
sie
ihn
lehren,
das
heißt,
ihren
Mitschülern
vermitteln.
Das
Konzept
„beruht
auf
dem
Prinzip,
dass
der
Unterricht
weitgehend
von
den
Schülern
verantwortet
wird“120.
Dies
führt
dazu,
dass
die
Schüler
sich
autonom
mit
dem
Unterrichtsstoff
auseinandersetzen,
um
diesen
anschließend
den
Mitschülern
zu
vermitteln,
was
zu
einer
Motivation
führt,
„die
durchgängig
bis
zur
Präsentation
anhält“121.
Ein
weiterer
Vorteil
ist,
dass
die
Schüler
sich
eher
zu
fragen
trauen,
wenn
ihnen
etwas
unverständlich
geblieben
ist.
Das
Prinzip
des
LdL
basiert
jedoch
nicht
auf
Referaten,
sondern
geht
davon
aus,
dass
„die
Schüler
[...]
den
Stoff
nicht
nur
vorstellen,
sondern
[...]
sich
während
der
Präsentation
kontinuierlich
vergewissern,
dass
ihre
Erläuterungen
verstanden
werden“122.
Jean‐Pol
Martin
betont
in
seinen
Artikeln
immer
wieder,
dass
durch
dieses
Konzept
eine
„hohe
konstante
Motivation“
entstehe,
was
auch
„die
Konzentration
im
Unterricht“123
deutlich
steigere.
Neben
der
Motivation
und
der
Konzentration
sei
aber
auch
zu
beobachten,
dass
durch
die
Umsetzung
von
LdL
der
Sprechanteil
der
Schüler
gestiegen
sei
und
die
mündliche
Kompetenz
sich
demnach
stark
weiterentwickelte.
Martin
fasst
dies
folgendermaßen
zusammen:
„Es
konnte
aufgezeigt
werden,
dass
die
Aufgabe,
den
Lernstoff
aufzubereiten
und
den
Mitschülern
zu
vermitteln,
einen
Informationszyklus
in
Gang
setzte,
der
bedeutsamen
menschlichen
Bedürfnissen
entgegenkam
und
eine
langfristige
Motivation
sicherte.“124
Die
Bearbeitung
der
Sachtexte
rund
um
den
Vampirmythos
erfolgt
in
Verbindung
mit
einer
Expertenrallye.
Hier
sei
angeführt,
dass
diese
Methode
auch
unter
der
Bezeichnung
Gruppenpuzzle
bekannt
ist.
Die
Methode
basiert
auf
der
Wissensvermittlung
durch
die
120
Martin,
Jean‐Pol:
Lernen
durch
Lehren,
S.5.
Unter:
http://www.ldl.de/material/aufsatz/warum‐ldl.pdf
[18.04.2011].
121
Ebd.,
S.6.
122
Ebd.,
S.5.
123
Martin,
Jean‐Pol:
Das
Projekt
„Lernen
durch
Lehren“
–
eine
vorläufige
Bilanz,
S.4.
Unter:
http://www.ldl.de/material/aufsatz/flul.pdf
[18.04.2011].
124
Ebd.,
S.4.
75
Schüler
und
beinhaltet
die
Hauptideen
des
LdL‐Prinzips.
Die
Schüler
arbeiten
in
einer
ersten
Phase
in
sogenannten
Stammgruppen
an
verschiedenen
Sachtexten.
Wichtig
ist,
dass
die
Schüler
sich
nach
der
Bearbeitung
der
Texte
Gedanken
machen,
wie
sie
den
zu
erarbeitenden
Sachverhalt
dem
Rest
der
Klasse
erklären
und
vermitteln
können.
In
einer
zweiten
Phase
werden
neue
Gruppen
gebildet,
die
sogenannten
Expertengruppen,
in
denen
sich
jeweils
ein
Mitglied
aus
jeder
Stammgruppe
befindet.
In
den
Expertengruppen
werden
nun
die
einzelnen
Themen
vermittelt
und
erklärt,
ein
Vorgehen,
welches
„das
Selbstvertrauen
in
das
eigene
Lernen
stärkt,
denn
die
Schüler
erleben
sich
in
einem
Bereich
als
kompetent
und
haben
Erfolgserlebnisse,
was
besonders
für
das
Selbstwertgefühl
der
Schüler
wesentlich
ist“125.
Die
Wahl
für
die
Expertenrallye
liegt
darin
begründet,
dass
im
Kontext
dieser
Methode
gleichzeitig
mehrere
Kompetenzen
gefördert
werden.
Neben
der
Lesekompetenz
und
der
Wortschatzarbeit
trainieren
die
Schüler
ihre
mündliche
Kompetenz,
da
sie
nicht
nur
innerhalb
ihrer
Stammgruppen,
sondern
auch
während
der
Expertengespräche
Deutsch
sprechen.
Zur
Förderung
der
mündlichen
Kompetenz
gehört
auch
die
Planung
des
zu
vermittelnden
Stoffes
und
die
Frage,
wie
man
diesen
am
verständnisvollsten
weitervermittelt.
Neben
den
rein
sprachlichen
Kompetenzen
führt
diese
Methode
dazu,
dass
die
Schüler
autonom
arbeiten,
selbst
ihren
Arbeitsverlauf
und
die
Arbeitsteilung
bestimmen
und
in
Gruppen
arbeiten.
Positiv
ist
ebenfalls,
dass
alle
Schüler
aktiv
sind,
da
jeder
sein
Wissen
weitervermitteln
muss.
Sie
können
sich
demnach
„stärker
einbringen
als
in
Phasen
von
Frontalunterricht“126
und
sehen
eine
direkte
Anwendungsmöglichkeit
ihrer
Wissensaneignung.
Trainiert
wird
demnach
sowohl
die
Sozialkompetenz,
da
sie
lernen
im
Team
zu
arbeiten,
die
kommunikative
Kompetenz,
da
sie
das
Wissen
mündlich
vermitteln
und
den
Mitschülern
zuhören,
verantwortliches
Verhalten,
da
jeder
Schüler
verantwortlich
für
seine
Stamm‐
und
für
seine
Expertengruppe
ist.
Überdies
hinaus
lernen
sie,
„wie
man
125
Smolka,
Dieter:
Motivation
und
Leistung,
S.70.
Ebd.,
S.70.
126
76
sich
in
die
Mitschüler
und
ihre
Erwartungen
hineindenkt,
um
eine
motivierende
Präsentation
zu
leisten“127.
127
Martin,
Jean‐Pol:
Lernen
durch
Lehren,
S.7.
77
78
3.4.2.2.
Die
Schreibkonferenz
als
Unterrichtsmethode
Eine
der
bekanntesten
Überarbeitungsmethoden
von
Texten
ist
die
Schreibkonferenz.
Diese
Methode
bietet
sich
für
die
Entwicklung
der
Schreibkompetenz
an,
da
der
Schwerpunkt
auf
dem
Schreibprozess
liegt.
Unter
der
Schreibkonferenz
versteht
man
ein
„Beratungsgespräch,
das
sich
an
das
Schreiben
eines
Textentwurfs
anschließt“128.
Bei
der
praktischen
Umsetzung
gibt
es
verschiedene
Möglichkeiten
wie
etwa,
dass
der
Text
in
der
Gruppe
vorgelesen
wird
und
die
Schüler
sich
spontan
dazu
äußern.
Eine
Variante,
die
auch
im
Kontext
der
vorliegenden
Unterrichtseinheit
erprobt
wurde,
ist
die
Rollenverteilung
innerhalb
von
Gruppen,
die
vorsieht,
dass
jedes
Gruppenmitglied
für
einen
anderen
Bereich,
wie
etwa
die
Struktur
oder
die
Rechtschreibung,
verantwortlich
ist.
Die
Methode
der
Schreibkonferenz
hat
den
Vorteil,
dass
jeder
Schüler
eine
überarbeitete
und
kommentierte
Fassung
seines
Textes
erhält
und
sich
später
selbst
mit
darin
vermerkten
Anmerkungen
auseinandersetzen
kann.
Eine
weitere
Möglichkeit
wäre,
dass
die
Schüler
Fragen
auf
Kärtchen
notieren,
die
anschließend
besprochen
werden.
Im
Allgemeinen
erwartet
diese
Methode
von
den
Schülern
einen
hohen
Aktivitätsgrad
sowie
eine
Reflexion
über
bestimmte
Schreibformen.
Indem
sie
nämlich
selbst
Texte
überarbeiten
und
einschätzen,
wird
ihnen
auch
bewusster,
worauf
sie
in
ihren
eigenen
Schreibprodukten
achten
müssen.
128
Steets,
Angelika:
Schreiben,
S.71.
79
80
3.5.
Auswertung
der
Unterrichtseinheit
In
diesem
Teil
meiner
Arbeit
werde
ich
den
Ablauf
der
Unterrichtseinheit
kommentieren
und
auswerten.
Weiterhin
werde
ich
im
Kontext
der
Auswertung
den
Bezug
zu
den
angestrebten
Bildungsstandards
des
Lehrplans
herstellen.
Da
ich
im
Schuljahr
2010/2011
zwei
achte
Klassen
im
Lycée Aline Mayrisch
unterrichte,
war
es
mir
möglich,
die
Unterrichtssequenz
auf
zwei
unterschiedlichen
Klassen
umzusetzen.
Ohne
an
dieser
Stelle
eine
detaillierte
Klassenbeschreibung
abzugeben,
soll
doch
erwähnt
werden,
dass
es
sich
vom
Leistungsniveau
her
gesehen,
um
zwei
völlig
unterschiedliche
Klassen
handelt,
die
auf
die
Unterrichtssequenz
auch
unterschiedlich
reagierten.
Mit
dem
Einstieg
in
die
Unterrichtsreihe,
sprich
mit
dem
Brainstorming
und
dem
Vergleich
der
beiden
Vampir‐Definitionen,
konnte
das
Interesse
der
Schüler
am
Thema
geweckt
werden.
Ansprechend
war
hier
zum
einen
die
persönliche
Auseinandersetzung
mit
dem
eigenen
Bild
des
Vampirs,
wodurch
die
Schüler
ihr
Vorwissen
aktivierten129,
zum
anderen
der
anschließende
Vergleich
mit
der
Definition
aus
dem
Adelung‐Wörterbuch,
da
so
deutlich
wurde,
dass
der
Vampir‐Mythos
bereits
eine
längere
Tradition
verfolgt.
Vor
allem
der
Vergleich
der
Wörterbuchartikel
förderte
die
Lesekompetenz
der
Schüler,
da
die
ältere
Sprache
des
zweiten
Artikels
gewisse
Verständnisanforderungen
stellte.
So
zeigte
sich,
dass
dieser
Artikel
bei
der
selbstständigen
Erschließung
einigen
Schülern
Probleme
bereitete,
die
erst
im
anschließenden
Unterrichtsgespräch
geklärt
werden
konnten.
Der
zweite
Schritt
der
Unterrichtsreihe,
der
auf
die
Förderung
der
Lesekompetenz
der
Schüler
anhand
von
Sachtexten
ausgerichtet
ist,
bedurfte
nach
einer
ersten
praktischen
Umsetzung
einer
Überarbeitung,
da
ich
feststellen
musste,
dass
ich
die
Schüler
mit
der
Experten‐Methode
zum
Teil
ein
wenig
überfordert
hatte.
Ein
Problem,
das
sich
stellte,
war,
dass
die
Schüler
unterschiedliche
Ansichten
von
„wichtigen“
Textinformationen
hatten,
was
dazu
führte,
dass
einige
Schüler
sehr
detaillierte
Skizzen
zu
ihrem
Text
anfertigten,
andere
sich
allerdings
auf
wenige
Basisinformationen
beschränkten.
Ein
weiterer
Schwachpunkt
dieser
Methode
war,
dass,
auch
wenn
die
Theorie
der
Methode
dies
so
besagt,
nicht
alle
129
vgl.
Lehrplan
6e
ES
2010/11,
S.8.
81
Schüler
gleich
aktiv
in
ihren
Stammgruppen
arbeiteten,
was
demnach
auch
zu
qualitativ
unterschiedlichen
Expertengesprächen
führte.
So
beklagten
sich
bereits
während
der
Arbeitsphase
einige
Schüler,
dass
verschiedene
Gruppenmitglieder
sich
nur
wenig
Mühe
bei
den
Expertengesprächen
gaben.
Auch
die
vorbereiteten
Kontrollfragen
zeigten,
dass
die
Ergebnisse
in
den
Gruppen
teilweise
stark
voneinander
abwichen.
Um
diese
Schwachstellen
zu
beheben,
bieten
sich
mehrere
Möglichkeiten
an.
Zum
einen
kann
man
bei
der
Methode
der
Experten‐Rallye
bleiben
und
die
Arbeit
der
Schüler
stärker
lenken.
Diesbezüglich
habe
ich
im
Nachhinein
zu
jedem
der
Sachtexte
Aufgaben,
die
das
Leseverständnis
der
Schüler
abprüfen,
erstellt.
Diese
dienen
in
den
Stammgruppen
der
intensiveren
Auseinandersetzung
mit
dem
Text
sowie
der
Selbstkontrolle.
So
kann
zumindest
gewährleistet
werden,
dass
die
Stammgruppenmitglieder
mit
einem
soliden
Wissen
in
ihre
Expertengespräche
gehen.
Weiterhin
ermöglichen
diese
Fragen
bzw.
Aufgaben
ein
selbstständiges
Training
der
Lesekompetenz
als
Vorbereitung
auf
die
Klassenarbeit.
Da
die
Gruppen
bei
der
ersten
Umsetzung
nach
dem
Zufallsprinzip
gestaltet
wurden,
könnte
eine
stärkere
Steuerung
der
Gruppenbildung
einige
Schwachstellen
der
Methode
beheben.
In
diesem
Fall
müsste
der
Lehrer
sicherstellen,
dass
in
jeder
Gruppe
sowohl
starke
als
auch
schwache
Schüler
sind.
Denkbar
wäre
auch,
dass
der
Lehrer
sich
vor
den
Expertengesprächen
die
Ergebnisse
der
Stammgruppen
ansieht
und
gegebenenfalls
Ergänzungs‐
oder
Änderungsvorschläge
erteilt.
Eine
andere
Variante
wäre
der
Wechsel
zu
einer
„normalen“
Gruppenarbeit
mit
anschließender
Präsentation
der
Ergebnisse
im
Plenum.
Dies
hätte
den
Vorteil,
dass
der
Lehrer
sich
einen
Überblick
über
die
vermittelten
Informationen
verschaffen
könnte.
Weiterhin
könnten
Fragen
der
Schüler
und
des
Lehrers
dazu
dienen,
noch
unklare
Stellen
zu
besprechen,
wobei
die
Schüler
im
Plenum
wahrscheinlich
weniger
Fragen
stellen
als
in
der
Kleingruppe.
Natürlich
bietet
sich
auch
an,
die
Texte
samt
Leseverständnisaufgaben
einzeln
im
Unterricht
und
eventuell
als
Hausaufgabe
bearbeiten
zu
lassen,
was
jedoch
weniger
Aktivität
von
Seiten
der
Schüler
verlangt.
82
Neben
der
Fähigkeit,
„Sachtexte
im
Detail
zu
verstehen
und
das
Thema
in
seinen
Hauptgesichtspunkten
zu
erfassen“130
wurde
in
dieser
Unterrichtsphase
auch
verlangt,
dass
die
Schüler
Informationen
aus
Texten
mündlich
zusammenfassen
können131.
Die
Arbeit
in
den
Gruppen
erforderte
einen
gepflegten
sozialen
Umgang
sowie
das
Einhalten
von
Gesprächsregeln.
Neben
dem
aufmerksamen
Zuhören
zielte
die
Durchführung
der
Expertengespräche
darauf,
dass
die
Schüler
„gezielt
Fragen
zu
einem
Vortrag
stellen
und
sachgemäß
beantworten“132.
Der
nächste
Schritt
der
Unterrichtssequenz
fokussierte
vorrangig
die
Förderung
der
Hörkompetenz,
wobei
die
erste
Übung
aus
einem
Vodcast,
die
zweite
aus
einem
Podcast
bestand,
da
es
mir
wichtig
war,
dass
die
Schüler
sich
mit
beiden
Formen
auseinandersetzen
konnten.
Nachdem
sie
die
Audiotexte
zweimal
gehört
hatten,
bearbeiteten
sie
die
dazugehörigen
Aufgaben,
welche
teils
aus
Richtig‐Falsch‐
oder
Multiple‐Choice‐Aufgaben,
teils
aus
offenen
Fragen
zusammengesetzt
waren.
Hier
ergaben
sich
in
der
praktischen
Umsetzung
keine
Probleme.
Die
ausgewählten
Texte
stießen
auf
ein
großes
Interesse
bei
den
Schülern,
was
sich
ebenfalls
positiv
auf
die
zusätzlichen
Aufgaben
wie
etwa
die
Diskussion,
warum
verschiedene
Menschen
immer
noch
an
Vampire
glauben,
auswirkte.
Die
zweite
Hörverständnisübung
galt
als
Übergang
zu
den
Bis(s)‐
Romanen
und
‐Filmen,
dem
momentan
bekanntesten
Beispiel
für
Vampirliteratur
und
–filme.
Auch
hier
bot
sich
nach
den
Hörverständnisaufgaben
die
Möglichkeit
eines
Unterrichtsgespräches
über
die
Romane
bzw.
Filme
und
deren
Beliebtheit
bei
den
Schülern.
Als
Vorbereitung
auf
das
Unterrichtsgespräch
sollten
die
Schüler
sich
schriftlich
mit
der
Frage,
ob
und
warum
sie
gerne
Fantasy‐Literatur
lesen,
auseinandersetzen.
So
konnte
anhand
dieser
Unterrichtsphase
sowohl
die
Hörkompetenz
als
auch
die
mündliche
Kompetenz
der
Schüler
gefördert
werden.
Die
Schüler
zeigten,
dass
sie
„die
wesentlichen
Aussagen
mündlicher
Sachberichte
verstehen“133
und
überprüfen
können,
„ob
bestimmte
130
Lehrplan
6e
ES
2010/11,
S.9.
Ebd.,
S.12.
132
Ebd.,
S.12.
133
Ebd.,
S.11.
131
83
Aussagen
oder
Informationen
in
einem
gesprochenen
Text
enthalten
sind
oder
nicht“134.
Weiterhin
wurde
im
Rahmen
des
zweiten
Hörbeitrages
die
Fähigkeit,
„unbekannte
Wörter
aus
dem
Kontext
zu
erschließen“135
gefördert.
Die
darauffolgende
Phase
der
Unterrichtseinheit
fokussierte
die
Förderung
der
Medienkompetenz
und
der
Lesekompetenz.
Die
Schüler
hatten
die
Möglichkeit,
sich
mit
zwei
Romanausschnitten,
die
sie
in
Stillarbeit
lasen,
auseinanderzusetzen,
wodurch
einerseits
das
Lesen
selbst
gefördert
wurde136,
andererseits
auch
die
Lesemotivation
angeregt
wurde.
Der
Vergleich
dieser
Romanausschnitte
mit
den
entsprechenden
Filmszenen
erregte
großes
Interesse
bei
den
Schülern.
Da
sie
bis
dato
im
Unterricht
noch
keine
Filme
analysiert
hatten,
erwies
es
sich
als
sinnvoll,
auf
die
Unterschiede
in
der
Darstellung
und
auf
die
filmischen
Mittel
einzugehen.
Hier
sei
allerdings
angemerkt,
dass
ich
diese
Aufgabe
in
einer
ersten
Phase
autonomer
gestaltet
hatte,
da
ich
den
Schülern
lediglich
einige
Stichworte
als
Anhaltspunkte
für
den
Vergleich
der
beiden
Medien
mit
an
die
Hand
gegeben
hatte.
Dies
erwies
sich
allerdings
für
viele
als
schwierig,
da
sie
nicht
richtig
erkannten,
worauf
sie
genau
achten
sollten.
Aus
diesem
Grund
formulierte
ich
konkrete
Arbeitsaufträge,
welche
die
Analyse
beider
Medien
etwas
strukturieren
sollten137.
In
dieser
Phase
zeigten
die
Schüler,
dass
sie
„Jugendliteratur
lesen
[und]
dabei
dem
Gang
der
Handlung
folgen“
können,
um
so
„die
Gesamtaussage
und
viele
Details
zu
verstehen“138.
Weiterhin
erforderte
diese
Aufgabe
die
Fähigkeiten,
„einen
der
Altersstufe
angepassten
Hör‐
/Sehtext
in
Standardsprache
in
angemessener
Geschwindigkeit
[zu]
verfolgen
und
[zu]
verstehen“139
sowie
„in
längeren,
altersgemäßen
Texten
die
Absichten,
Standpunkte
und
Einstellungen
der
Sprechenden
zu
verstehen
und
ihre
Gefühle
zu
erkennen“140.
Die
Filmanalyse
verlangte
die
Entnahme
von
Informationen
in
fiktionalen
Hörbeiträgen
und
das
Verständnis
altersgemäßer
Filmbeiträge.
134
Lehrplan
6e
ES
2010/11,
S.11.
Ebd.,
S.11.
136
Lehrplan
6e
ES:
Der
Schüler
kann
Texte
still
in
angemessener
Zeit
lesen.
137
Siehe
Anhang,
S.129‐134.
138
Lehrplan
6e
ES
2010/11,
S.9.
139
Ebd.,
S.10.
140
Ebd.,
S.9.
135
84
Als
abschließende
Aufgabe
wurde
durch
die
Frage
nach
der
vergleichenden
Darstellung
des
Vampirs
in
Roman
und
Mythos
noch
einmal
der
Bezug
zum
ersten
Teil
der
Unterrichtseinheit
hergestellt.
Diese,
auch
in
der
Fachliteratur
vielanalysierte
Wandlung
der
Vampirfigur,
machte
den
Schülern
deutlich,
wie
eine
fiktive
Gestalt
sich
im
Laufe
der
Zeit
verändern
kann.
Da
bereits
in
dem
ersten
Romanausschnitt
Figuren
beschrieben
wurden,
stellte
dies
einen
guten
Übergang
zur
Schreibform
Personenbeschreibung
dar.
Die
Beschreibung
der
Figur
aus
Twilight
bereitete
den
Schülern
keine
Schwierigkeiten.
Nach
der
Sammlung
der
Schülerbeiträge
an
der
Tafel
erarbeiteten
sie
gemeinsam
den
logischen
Aufbau
der
Schreibform.
Die
nächste
Aufgabe,
die
in
der
Anfertigung
eines
Steckbriefes
zu
einer
der
Hauptfiguren
des
Filmes
bestand,
ermöglichte
den
Schülern,
ihren
Wortschatz
zu
trainieren
und
auszubauen.
Bei
der
Niederschrift
der
gesammelten
Aspekte
lag
der
Fokus
insbesondere
auf
der
Vermeidung
der
Verben
„haben“
und
„sein“,
was
den
Schülern
anfangs
noch
recht
große
Schwierigkeiten
bereitete.
Nachdem
im
Plenum
einige
Formulierungen
gesammelt
wurden,
zeigten
sie
sich
in
diesem
Bereich
zunehmend
kreativer
und
schrieben
abwechslungsreicher.
Die
Methode
der
Schreibkonferenz
zeigte
sich
ebenfalls
als
sehr
sinnvoll,
da
die
Schüler
so
zum
einen
die
Möglichkeit
hatten,
Texte
ihrer
Mitschüler
zu
lesen
und
aufgrund
der
zu
beachtenden
Merkmale
die
Regeln
der
Schreibform
sich
einprägen
und
anwenden
konnten.
Ein
Schwachpunkt
dieser
Methode
ist
die
Tatsache,
dass
beispielsweise
Schüler
mit
eher
schwach
ausgeprägten
Rechtschreibfähigkeiten
Probleme
haben,
Rechtschreibfehler
in
Texten
zu
lokalisieren.
Eine
Möglichkeit
wäre
in
dieser
Situation,
dass
die
Gruppenmitglieder
selbst
entscheiden,
wessen
Stärken
in
welchem
Bereich
liegen
und
die
Rollen
dementsprechend
verteilen.
Möglich
wäre
ebenfalls,
dass
die
Lehrkraft
die
Rollen
innerhalb
der
Gruppen
vergibt.
Erst
die
von
den
Schülern
überarbeiteten
Texte
wurden
anschließend
vom
Lehrer
korrigiert.
So
hatte
jeder
Schüler
die
Möglichkeit,
seinen
eigenen
Text
noch
einmal
zu
überdenken
und
zu
überarbeiten.
Im
Kontext
dieser
Unterrichtsphase
wurden
die
Fähigkeiten,
„zusammenhängende,
strukturierte
nicht‐fiktionale
Texte
[zu]
verfassen“
sowie
„einen
85
Schreibprozess
eigenverantwortlich
[zu]
planen
und
[zu]
gestalten“141
gefördert.
Die
Schreibkonferenz
erwartete
von
den
Schülern
sowohl
die
Überprüfung
von
Inhalt
und
Aufbau
als
auch
eine
Überarbeitung
des
Textes.
Eine
weitere
Idee
zur
Förderung
der
Schreibkompetenz,
welche
im
Rahmen
der
Unterrichtssequenz
interessant
wäre,
basiert
auf
der
Idee,
das
Buch
zum
Film
zu
schreiben.
So
könnten
die
Schüler
beispielsweise
zu
bestimmten
Filmszenen
den
Buchtext
schreiben
und
so
vor
allem
auf
Gefühle,
Spannung
usw.
eingehen.
Dabei
wäre
darauf
zu
achten,
den
Ausschnitt
sehr
knapp
zu
halten,
da
das
Geschriebene
ansonsten
zu
handlungslastig
wird
und
keine
wirkliche
Beschreibung,
das
heißt,
auch
keine
Spannung
entsteht.
Ein
Hauptaspekt
des
Kompetenzansatzes
ist
die
Eigenständigkeit
der
Schüler.
Diese
sollte
demnach
auch
im
Rahmen
der
beschriebenen
Unterrichtssequenz
im
Vordergrund
stehen.
Im
Nachhinein
muss
ich
allerdings
feststellen,
dass
ich
die
anfangs
freier
gestalteten
Phasen
in
einem
zweiten
Schritt,
sprich
nach
der
ersten
praktischen
Umsetzung,
doch
gelenkter
plante,
da
viele
Schüler
noch
nicht
selbstständig
genug
sind,
um
ihre
Arbeitsschritte
eigenhändig
zu
planen
und
umzusetzen.
Natürlich
soll
in
einem
kompetenzorientierten
Unterricht
an
dieser
Eigenständigkeit
gearbeitet
werden,
allerdings
kann
dies
nur
systematisch,
in
aufeinander
aufbauenden
Unterrichtseinheiten
geschehen.
Um
diese
Eigenständigkeit
zu
fördern,
bedarf
es
anfangs
(auf
den
niedrigen
Klassenstufen)
Aufgabenstellungen,
die
etwas
kleinschrittiger
aufgebaut
sind
und
ein
Methodenrepertoire
konstruieren.
Erst,
wenn
diese
Methoden
systematisch
eingeübt
und
angewandt
werden,
können
sie
auch
für
die
Schüler
gewinnbringend
sein.
Außerdem
erfordert
die
Förderung
der
Eigenständigkeit
der
Schüler
eine
Absprache
der
Methoden,
mit
denen
im
Laufe
der
Schuljahre
die
Inhalte
des
Lehrplans
umgesetzt
werden.
Das
fehlt
zurzeit
noch
an
unseren
Schulen.
141
Lehrplan
6e
ES
2010/11,
S.13.
86
3.6.
Auswertung
der
Klassenarbeit
Die
abschließende
Klassenarbeit
zur
Vampir‐Sequenz
erfolgte
in
zwei
Teilen,
da
es
innerhalb
einer
Prüfungssituation
zeitlich
nicht
möglich
war,
sowohl
Lese‐
und
Hörverstehen
als
auch
die
Schreibkompetenz
zu
testen.
Ein
Teil
bestand
demnach
aus
einem
unbekannten
Sachtext
über
den
Erfolg
der
Biss‐Romane
von
Stephenie
Meyer142.
Da
die
Schüler
auch
im
Unterricht
an
Sachtexten
gearbeitet
hatten,
wurden
sie
in
der
Klassenarbeit
mit
der
gleichen
Textsorte
konfrontiert.
Die
verschiedenen
Aufgaben
zur
Überprüfung
der
Lesekompetenz
zielten
einerseits
auf
ein
globales
Textverständnis,
erforderten
aber
auch
eine
gezielte
Informationsentnahme
sowie
die
Bearbeitung
von
Richtig‐Falsch‐Aufgaben.
Weiterhin
gestaltete
ich
die
Aufgaben
bewusst
zu
einem
größeren
Teil
aus
offenen
Fragen.
Der
Hauptteil
dieser
Fragen
bezog
sich
auf
eine
reine
Informationsentnahme,
erforderte
demnach
ein
genaues
Lesen,
wobei
die
Anwendung
von
Lesestrategien,
welche
die
Schüler
im
Kontext
der
Unterrichteinheit
erproben
konnten,
zum
Teil
aber
auch
vorher
schon
kannten,
durchaus
behilflich
sein
konnte.
Lediglich
die
zwei
letzten
Fragen
gingen
über
dieses
Niveau
hinaus
und
verlangten
ein
komplexeres
Textverständnis.
Solche
Fragen
zeigten,
welche
Schüler
bereits
mehr
als
ein
„grundlegendes
Textverständnis“
besitzen.
Als
Vorbereitung
auf
die
Klassenarbeit
sollten
die
Schüler
Worterklärungen
zu
den
behandelten
Sachtexten
wiederholen.
Eine
Auswahl
dieser
Wörter
mussten
sie
in
der
Klassenarbeit
erklären
und
jeweils
einen
sinnvollen
Satz
damit
bilden.
Durch
diese
Aufgabe
wurde
zum
einen
die
Lernkompetenz
der
Schüler
unter
Beweise
gestellt,
aber
auch
die
Fähigkeit,
das
Gelernte
sinnvoll
umzusetzen.
So
zeigte
sich
beispielsweise,
dass
einige
Schüler
zwar
in
der
Lage
waren,
das
Wort
zu
erklären,
jedoch
nicht
fähig
waren,
einen
sinnvollen
Satz
damit
zu
bilden.
Dies
zeigt,
dass
einige
Schüler
lernen,
ohne
sich
Gedanken
über
den
Sinn
des
Gelernten
zu
machen.
Hier
sei
allerdings
angemerkt,
dass
die
Mehrheit
der
Schüler
diese
Aufgabe
ohne
Probleme
bearbeiten
konnte
Weiterhin
wurde
in
der
Klassenarbeit
das
eigenständige
Verfassen
einer
Personenbeschreibung
verlangt.
Die
Basis
der
Personenbeschreibung
bildeten
drei
142
Siehe
Anhang,
S.141.
87
Abbildungen
von
Figuren
aus
Fantasy‐Filmen.
Die
Bewertung
dieses
Schreibproduktes
erfolgte
anhand
genauer
Kriterien.
So
wurde
zur
einen
Hälfte
die
sprachliche
Korrektheit
und
Originalität
bewertet,
zur
anderen
Hälfte
der
Inhalt
sowie
der
logische
Aufbau
der
Schreibform
evaluiert.
Der
zweite
Teil
der
Klassenarbeit
bestand
aus
einem
Hörverstehenstest,
der
auf
dem
Vodcast
Draculas Erben
basierte.
In
diesem
Sachbericht
geht
es
um
die
südamerikanische
Fledermausart
„Vampire“.
Als
Hörbeitrag
wählte
ich
bewusst
einen
Sachbericht,
da
auch
in
den
Übungsphasen
diese
Textsorte
herangezogen
wurde.
Auch
die
Aufgabenformate
gestaltete
ich
ähnlich
wie
die
Übungsaufgaben,
mit
denen
die
Schüler
bereits
vertraut
waren.
Die
Ergebnisse
des
Hörtests
sind
auf
beiden
Klassen
im
Allgemeinen
als
relativ
positiv
einzuschätzen.
Der
erste
Teil
der
Klassenarbeit
führte
allerdings
zu
erheblichen
Leistungsunterschieden
im
Bereich
der
Lesekompetenz.
So
gelang
es
in
der
einen
Klasse
einem
großen
Teil
der
Schüler,
die
Fragen
zum
unbekannten
Sachtext
gut
bis
sehr
gut
zu
bearbeiten.
Auch
die
Fragen,
die
über
die
reine
Informationsentnahme
hinausgingen,
konnten
eine
Vielzahl
von
Schülern
zufriedenstellend
beantworten.
Allerdings
sahen
diese
Ergebnisse
auf
der
etwas
schwächeren
achten
Klasse
anders
aus.
Hier
wurde
deutlich,
dass
viele
Schüler
immer
noch
Probleme
haben,
einem
unbekannten
Text
Informationen
zu
entnehmen.
Häufig
fiel
sogar
auf,
dass
verschiedene
Schüler
bereits
Schwierigkeiten
haben,
die
Aufgaben
richtig
zu
verstehen,
was
dann
natürlich
unweigerlich
zu
falscher
Informationsentnahme
führt.
Wurde
beispielsweise
nach
den
Gründen
für
den
Erfolg
der
Romane
von
Stephenie
Meyer
gefragt,
nannten
einige
Schüler
die
Auswirkungen
dieses
Erfolges.
Ein
weiteres
Phänomen,
das
ich
anhand
der
Schülerantworten
beobachten
konnte,
war,
dass
einige
Schüler
versuchten,
die
Fragen
selbstständig,
sprich
ohne
Text
zu
beantworten.
So
gaben
sie
beispielsweise
Gründe
an,
wieso
die
Harry‐Potter‐Romane
mehr
männliche
Leser
als
die
Bis(s)‐Romane
haben,
die
jedoch
im
Text
nicht
genannt
werden.
Natürlich
passiert
dies
eher
bei
Texten,
die
Themen
aus
der
Lebenswelt
der
Schüler
behandeln.
Allerdings
müssen
Schüler
auch
bei
solchen
Texten
fähig
sein,
sich
einzig
auf
den
Text
zu
basieren.
Vor
allem
mit
dieser
Klasse
werde
ich
künftig
verstärkt
auf
die
Anwendung
88
von
Lesestrategien
im
Umgang
mit
Texten
achten
und
verstärkt
Übungssituationen
in
den
Unterricht
einbauen.
89
90
4.
Fazit
Die
Planung
und
Umsetzung
der
beschriebenen
Unterrichtseinheit
sowie
die
Auseinandersetzung
mit
den
theoretischen
Vorgaben
zum
kompetenzorientierten
Unterricht
brachten
mir
persönlich
viele
neue
Einsichten
und
Bereicherungen
für
meine
Unterrichtspraxis.
Vor
allem
durch
die
Konzeption
der
Unterrichtseinheit
wurde
mir
bewusst,
worauf
man
bei
der
Unterrichtsplanung
und
–umsetzung
achten
muss.
Allerdings
zeigte
die
Arbeit
auch,
welche
Schwierigkeiten
die
Konzeption
einer
kompetenzorientierten
Sequenz
aufwirft.
Im
Folgenden
gehe
ich
zuerst
auf
die
positiven,
dann
auf
die
negativen
Aspekte
ein.
Im
Allgemeinen
bewerte
ich
am
kompetenzorientierten
Unterricht
die
höhere
Aktivität
der
Schüler
sowie
die
Entwicklung
einer
höheren
Eigenständigkeit
der
Schüler
als
positiv.
Die
vorgestellte
Unterrichtseinheit
zeigte,
wie
wichtig
jedoch
in
diesem
Zusammenhang
ein
systematischer
Aufbau
eines
bestimmten
Methodenrepertoires
ist,
der
auch
schuljahrübergreifend
stattfinden
müsste.
Unentbehrlich
wäre
beispielsweise
auf
der
siebten
Klasse
die
Einübung
von
Lesestrategien,
da
diese
den
Schülern
nicht
nur
in
den
Sprachen,
sondern
auch
in
den
Nebenfächern
bei
der
Textbearbeitung
behilflich
sein
können.
Auch
die
Unterteilung
des
Faches
in
die
vier
Teilkompetenzen
erachte
ich
als
sinnvoll,
da
so
nicht
nur
die
Schüler,
sondern
auch
die
Lehrer
ein
genaueres
Verständnis
der
Stärken
und
Schwächen
bekommen
und
auch
Teilbereiche
wie
etwa
die
Sprech‐
oder
Hörkompetenz
im
Unterricht
an
Bedeutung
gewinnen.
Dies
führt
zu
einem
lebendigeren
Unterricht,
der
auch
die
audiovisuellen
Medien
berücksichtigt
und
sich
durch
ein
vielfältigeres
Lernangebot
auszeichnet.
Die
Betonung
der
Hörkompetenz
ist
wichtig,
da
der
Großteil
der
Lebenswelt
und
des
Medienkonsums
heutiger
Jugendlicher
über
audiovisuelle
Kanäle
erfolgt,
diese
aber
bislang
in
der
Schule
unberücksichtigt
blieben.
Die
Sprechkompetenz
ist
wichtig
aufgrund
der
zunehmenden
Bedeutung
der
Kommunikation
und
des
mündlichen
Verhandelns
im
sozialen
und
beruflichen
Rahmen.
In
der
vorgestellten
Unterrichtseinheit
wurde
weiterhin
deutlich,
dass
sich
Bildungsstandards
aus
den
verschiedenen
Teilkompetenzen
problemlos
in
eine
thematische
91
Unterrichtseinheit
integrieren
lassen.
Während
der
praktischen
Umsetzung
der
Unterrichtssequenz
konnten
viele
der
im
Lehrplan
für
die
achte
Klasse
vorgegebenen
Kompetenzen
sowie
auch
das
Sachwissen
der
Schüler
gefördert
werden.
Die
Herausforderung
bei
der
Planung
kompetenzorientierter
Unterrichtseinheiten
besteht
demnach
vor
allem
darin,
zu
erkennen,
welche
Kompetenzen
sich
an
welchen
Inhalten
und
Themen
entwickeln
lassen.
Als
Basis
einer
solchen
Unterrichtseinheit
können
auch
vorgegebene
Lerninhalte
wie
etwa
die
Textsorte
Balladen
dienen.
Rund
um
diese
Textsorte
lassen
sich
Hör‐
und
Leseverständnis
sowie
Schreib‐
und
Sprechkompetenzen
fördern.
Allerdings
konnte
diese
Arbeit
nicht
sämtliche
Fragen
beantworten,
die
sich
bei
der
Konzeption
einer
kompetenzorientierten
Unterrichtseinheit
stellen.
So
bleiben
immer
noch
Unsicherheiten
im
Bereich
der
Aufgabenkonstruktion,
da
die
Auseinandersetzung
mit
der
Fachliteratur
und
den
Bildungsstandards
keine
befriedigenden
Antworten
auf
die
Frage
geben,
wie
Aufgaben
im
Hinblick
auf
die
zu
fördernden
Kompetenzen
beschaffen
sein
müssen.
Im
Rahmen
der
erprobten
Unterrichtseinheit
sind
sämtliche
Aufgaben
als
positiv
zu
bewerten,
die
eine
hohe
Eigenaktivität
der
Schüler
verlangten,
wie
etwa
die
Bearbeitung
der
Sachtexte
oder
die
Analyse
von
Roman
und
Film.
Im
Bereich
der
Hörkompetenz
beruhten
die
Übungssituationen
auf
den
gleichen
Aufgaben
wie
sie
in
Leistungsüberprüfungen
vorkommen.
Schwierig
zu
beantworten
bleibt
auch
die
Frage,
welche
Hilfestellung
man
Schülern
mit
auf
den
Weg
geben
kann,
die
Schwächen
im
Bereich
des
Hörverstehens
aufweisen,
da
es
in
diesem
Bereich
kein
Arbeitsmaterial
zur
konkreten
Entwicklung
dieser
Kompetenz
gibt.
In
Bezug
auf
die
Unterrichtsmethoden
bzw.
Aufgabenstellung
bleibt
demnach
festzuhalten,
dass
der
Fokus
stets
auf
der
Eigenaktivität
der
Schüler
sowie
auf
der
Förderung
eines
selbstständigen
Umgangs
mit
den
jeweiligen
Unterrichtsgegenständen
liegen
sollte.
Zudem
wurde
deutlich,
dass
es
auch
im
Bereich
der
Leistungsbewertung
noch
Unsicherheiten
beziehungsweise
Unklarheiten
in
Bezug
auf
den
Schwierigkeitsgrad
und
die
Beschaffenheit
der
Leistungsaufgaben
gibt.
Dass
Klassenarbeiten
etwa
eine
Mischung
aus
geschlossenen,
offenen
sowie
produktiven
Aufgaben
im
Bereich
der
Hör
–
und
Lesekompetenzen
beinhalten
sollen,
lässt
immer
noch
einen
weiten
Spielraum
in
Punkto
92
Schwierigkeitsgrad
der
verschiedenen
Aufgaben
offen.
Auch
die
Bewertung
der
Schreibkompetenz
kann
im
kompetenzorientierten
Unterricht
keineswegs
als
transparent
bezeichnet
werden,
da
jeder
Lehrer
bei
der
Evaluation
von
Schülertexten
eine
andere
Gewichtung
verfolgt.
Die
Einschätzung
der
Schülerkompetenzen
ist
folglich,
genau
wie
dies
auch
im
traditionellen
Unterricht
der
Fall
war,
immer
noch
stark
vom
Lehrer
abhängig.
Hilfreich
bei
der
Einschätzung
des
Kompetenzstandes
der
Schüler
wären
sicherlich,
wie
bereits
im
ersten
Teil
dieser
Arbeit
erwähnt
wurde,
sogenannte
Kompetenzstufenmodelle
für
die
einzelnen
Teilkompetenzen
des
Faches.
Ein
solches
Stufenmodell
müsste
demnach
in
den
unterschiedlichen
Kompetenzbereichen
vorgeben,
wann
der
Kompetenzstand
als
sehr
gut,
gut,
befriedigend
oder
unbefriedigend
eingeschätzt
werden
müsste.
Hier
bleibt
demnach
abzuwarten,
ob
in
naher
Zukunft
ein
solches
Stufenmodell
für
die
jeweiligen
Klassenstufen
veröffentlicht
wird
und
wie
dies
aussehen
soll.
Ein
weiterer
Schwachpunkt
der
momentanen
Situation
in
Luxemburg
ist
zumindest
auf
der
achten
Klasse
des
ES
die
fehlende
Zeit.
In
drei
Wochenstunden
ist
es
schwierig,
die
unterschiedlichen
Kompetenzen
allesamt
gebührend
zu
fördern
und
jeweils
bis
zur
nächsten
Klassenarbeit
intensiv
an
einigen
Kompetenzbereichen
zu
arbeiten.
Kompetenzorientierter
Unterricht
erfordert
demnach
vor
allem
Zeit
für
Übungsphasen.
Eine
niedrige
Zahl
an
Wochenstunden
führt
zwangsläufig
wieder
zu
einer
Fokussierung
auf
die
Lerninhalte,
die
während
eines
Schuljahres
durchgenommen
werden
sollen,
was
wiederum
einen
Schritt
zurück
zu
einer
reinen
Wissensvermittlung
bedeuten
würde.
Von
einer
zeitlichen
Erweiterung
der
Übungssituationen
könnten
vor
allem
schwächere
Schüler
profitieren,
allerdings
besteht
gleichzeitig
die
Gefahr,
starke
Schüler
dadurch
zu
unterfordern.
Ein
Problem
ist
demnach
die
Tatsache,
dass
sich
in
den
unterschiedlichen
Kompetenzbereichen
innerhalb
einer
Jahrgangsstufe
erhebliche
Leistungsdifferenzen
zwischen
den
Schülern
feststellen
lassen,
was
die
Unterrichtsplanung
und
‐praxis
natürlich
erschwert.
So
ist
es
schwierig,
Aufgaben
zu
konstruieren,
welche
sowohl
die
schwächeren
als
auch
die
stärkeren
Schüler
angemessen
fördern.
Vor
allem
die
Tatsache
der
relativ
hohen
Schülerzahlen
in
den
Klassen
erschwert
das
Differenzieren
zugunsten
einer
besseren
Kompetenzentwicklung.
93
Auch
die
Gewichtung
der
Punkte
für
die
einzelnen
Kompetenzbereiche
wie
etwa
die
in
Kapitel
3.1.4.
angesprochene
Verlagerung
der
Evaluation
der
mündlichen
Kompetenz
auf
das
dritte
Trimester
oder
die
Punkteverteilung
auf
der
neunten
Klasse
des
ES,
die
insgesamt
lediglich
30
Punkte
von
180
für
Lese‐
und
Hörverstehen
vorsieht,
bleibt
zum
Teil
nicht
nachvollziehbar.
Da
im
Laufe
der
vorliegenden
Arbeit
bereits
auf
weitere
Schwierigkeiten
in
diesem
Bereich
aufmerksam
gemacht
wurde,
werde
ich
an
dieser
Stelle
nicht
näher
auf
diesen
Aspekt
eingehen.
Abschließend
lässt
sich
festhalten,
dass
ein
kompetenzorientierter
Deutschunterricht
viele
Vorteile
gegenüber
dem
traditionellen
Unterricht
hat,
die
positiven
Eigenschaften
der
Kompetenzorientierung
jedoch
oft
von
noch
vorhandenen
Schwierigkeiten
oder
Unklarheiten
bei
der
praktischen
Umsetzung
überschattet
werden.
Diese
werden
sicherlich
erst
mittelfristig
aufgrund
des
immer
nur
allmählichen
Umdenkens
in
den
Köpfen
der
Lehrer,
Eltern
und
vor
allem
auch
der
Schüler
aus
der
Welt
zu
schaffen
sein.
Ein
Umsteigen
auf
einen
sinnvollen
und
wahrhaft
kompetenzorientierten
Unterricht
kann
nur
dann
von
Erfolg
gekrönt
sein,
wenn
eine
Optimierung
der
angeführten
Problembereiche
seitens
des
Ministeriums
erfolgt
und
ein
Mentalitätswandel
bei
der
Unterrichtsplanung
und
‐
durchführung,
das
heißt
insbesondere
bei
der
Wahl
der
Methoden
einhergeht.
An
dieser
Stelle
möchte
ich,
wie
bereits
in
der
Einleitung
erwähnt,
noch
einmal
darauf
hinweisen,
dass
sämtliche
Arbeitsblätter
samt
didaktischen
Hinweisen
im
Webfolio
unter
http://vampire.web.myschool.lu
zu
finden
sind,
wo
auch
die
Audiobeiträge
und
Filmausschnitte
direkt
angesteuert
werden
können.
94
5.
Bibliografie
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99