Entenhausen – Fiktion oder Realität?

Transcrição

Entenhausen – Fiktion oder Realität?
Entenhausen – Fiktion oder Realität?
(Bahners, Patrick: ‚Carl Barks: Bilder aus Entenhausen‘; Stuttgart: 1994)
Studienarbeit
Technische Universität Braunschweig
Institut für Bau- und Stadtbaugeschichte
Prof. Dr. Kristiana Hartmann
Betreuung: Dipl.-Ing. Detlef Jessen-Klingenberg
Bearbeitung: Martin Nicolaus
Wintersemester 2000/2001
Helnwein: „Wie würde Ihnen die Idee gefallen, Entenhausen eines Tages nachzubauen?“
Barks:
„Wer kann schon sagen, wie Entenhausen wirklich aussieht?“
Helnwein: „Wenn man Ihre Arbeiten gründlich studiert, so stößt man auf ein Menge
Hinweise. Den Geldspeicher zum Beispiel.“
Barks:
„Der Geldspeicher ist wahrscheinlich das herausragende Gebäude in Entenhausen. Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mit einem Panorama-Bild
beginnt – Donald und seine Neffen blicken von einem Wolkenkratzer hinunter auf eine große geschäftige Stadt mit hohen, mächtigen Gebäuden, einem
breiten Fluß und Dampfschiffen.“
Helnwein: „Ja – ich erinnere mich.“
Barks:
„Aber das ist nicht das Entenhausen, an das sich die Leute erinnern sollten.
Es müßte ein kleineres Entenhausen sein, in dem Daisys und Donalds Haus
stehen, und ein paar Ecken weiter das Haus, in dem Gustav Gans lebt, und
natürlich müßte es aber auch Daniel Düsentriebs Werkstatt geben.“
Helnwein: „- Mit all seinen absurden Erfindungen, Maschinen und Robotern...“
(„The Magic Hourglass“, DD FC 291, September 1950)
Barks:
„Und dann oben auf dem Hügel – der gigantische Geldspeicher ...“
(...)1
1
Gespräch mit Carl Barks 11. Juli 1992 in Oregon aus Helnwein, Gottfried: ‚Wer ist Carl Barks?‘, o. Ort: 1993, Seite 16
Inhalt
Einleitung
2
Carl Barks
3
Städtebau
4
Stadtstruktur
4
Central Business District – Downtown Entenhausen
7
Residential zone
12
Das Auto
15
Gesamtbetrachtung
16
Anhang
17
Die Einwohner Entenhausens
17
Biographie des Künstlers
21
Bibliographie
23
1
Einleitung
Da Entenhausen nie tiefer analysiert wurde, reizte es mich, meine Arbeit dieser Stadt zu
widmen - einer Stadt, die aus amerikanischen Comics in Kinderzimmer aller Welt projiziert wird und Generationen von Lesern in ihren Bann zieht. Welches Wesen und welche
Merkmale hat diese Stadt? Ist Entenhausen eine ideale Stadt, Karikatur oder Utopie? Welche Vorbilder lassen sich für Entenhausen finden?
Carl Barks
Erdölfeld in Entenhausen. (Dagobert blickt gerade aus einem
Fenster eines Einfamilienhauses! „Border Patrolman“, WDC
197, Dezember-Februar 1957)
Photo von 1932: Der städtische Durchgangsverkehr geht
mitten durch das Ölfeld von Long Beach hindurch. (Wagner, Anton: Los Angeles: Werden, Leben und Gestalt der
Zweimillionenstadt in Südkalifornien, Kiel: 1935)
Die Hauptrolle spielt Donald Duck - Die Ente aus Amerika, die in den Nachkriegsjahren
mit Hilfe von Comics Weltruhm erlangte. Ihr Pate Walt Disney ist einer der „wichtigsten
Erscheinungen der Massenkultur unserer Zeit“.1 Für seinen Konzern arbeiteten (und arbeiten noch heute) hunderte von zum Teil namhaften Künstlern, wie z. B. Salvador Dali.
Ein nicht weniger bedeutender, aber lange Zeit unbekannter Künstler ist Carl Barks. Sein
Werk wurde unter dem umfassenden Label „Disney“ veröffentlicht, so daß der Eindruck
entstand, Walt Disney selbst wäre der große Erfinder Entenhausens. Kenner durchschauten dies schnell. Doch erst 1959 gelang es einem amerikanischen Fan, die Identität des bis
dahin "good duck man" genannten Barks zu enthüllen.2 Barks hat von 1942 bis 1967 fast
alle Duck-Comics gezeichnet, so kann er als der Planer und Erfinder Entenhausens bezeichnet werden.
Er formte den Charakter von Donald und machte ihn „zu einer der außergewöhnlichsten
Persönlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts“.3 Um das Interesse an seinen Geschichten aufrecht zu erhalten, erfand Barks nicht nur die vielen anderen Charaktere der DuckComics, sondern schuf auch immer neue Orte, an denen die Geschichten spielten. So
entwickelte sich Entenhausen (Duckburg ) stetig - die Stadt, wo die Ducks zu Hause sind.
Aus den vielen Hinweisen, die in Barks Geschichten geliefert werden, ergeben sich erstaunliche Parallelen zur Nordamerikanischen Stadt. Das Bild und der Aufbau von Entenhausen mit seinen wichtigsten Gebäuden soll in dieser Arbeit umrissen und mit gefunden
Vorbildern verglichen werden.
Zur Methode:
Zuerst habe ich ausgiebiges Bildmaterial aus Barks Comics gesammelt. Es war nicht
schwer dieses Material zu bekommen, denn diese Geschichten wurden nachträglich als
gesammelte Werke4 neu aufgelegt. Um das Bildmaterial mit realen und fiktiven Vorbildern
vergleichen zu können, war es wichtig, mehr über Barks Inspirationsquellen zu erfahren.
Dazu habe ich mich anfangs mit seiner Person beschäftigt. Barks lebte, als er die Comics
schrieb, in der Nähe von Los Angeles. Daher lag der Gedanke nahe, Entenhausen entspräche Los Angeles und tatsächlich fanden sich viele Bezüge zu L. A. Da Barks aber sehr
viel informierter und belesener war, als er zugab, tauchten im Laufe der Arbeit auch sehr
viele Bezüge zu anderen nordamerikanischen Städten auf. Ich beschäftigte mich daher tiefer mit dem nordamerikanischen Städtebau. Dabei zeigte sich schnell, daß ich mich in ein
weites Feld begeben hatte, so daß nur eine begrenzte Auswahl von Bildmaterial behandelt
werden konnte. Gerne wäre ich noch ausführlicher auf die vielen Bezüge zur Nordameri1
Helnwein, Gottfried: ‚Wer ist Carl Barks?‘, o. Ort: 1993
Zeichner, die für Disney arbeiteten, waren zur Anonymität verpflichtet.
3
Helnwein, Gottfried: ‚Wer ist Carl Barks?‘, o. Ort: 1993, Seite 22
4
„Barks library“, Stuttgart (deutsch sprachig); „The Carl Barks library of Walt Disney’s Donald Duck“, Scottsdale (englisch sprachig); (siehe auch Grote, Johnny: „Werkverzeichnis der Comics“, Stuttgart: 1995)
2
2
kanischen Geschichte eingegangen. Auch eine genauere stadtsoziologische Studie der
Bewohner wäre interessant und wünschenswert gewesen. Um aber den Rahmen dieser
Arbeit nicht zu sprengen, wurde darauf verzichtet.
Nach dieser Einleitung werden kurz Barks Quellen und Arbeitsweisen vorgestellen. Hierauf folgt der Hauptteil dieser Arbeit: Der Vergleich zwischen dem entenhausener Städtbau
mit seiner Architektur und den gefundenen Vorbildern. Diese Vorbilder habe ich in sehr
unterschiedlicher Literatur über nordamerikanische Architektur und Städtebau gefunden.
Sehr hilfreich war anfangs der Architektur Führer von Sydney LeBlanc „20th Century
American Architektur“, fand ich doch viele Bildvergleiche in diesem Buch. Im Anhang
findet sich die vollständige Biographie über Barks zusammen mit einer Beschreibung der
wichtigsten Einwohner Entenhausens und der Bibliographie.
Carl Barks
Zeichnung aus „Donald and the Mummy’s Ring“, DDOS 29.1,
September 1943
Foto aus National Geographic, Oktober 1941
Barks (Jahrgang 1901) began seine Karriere ganz unten, um dann für lokale Zeitschriften
als Cartoonist zu arbeiten, was ihn schließlich zu jener Laufbahn brachte, die ihn zu
Weltruhm führte: Der bei Disney angestellte Chronist Donald Ducks und Entenhausens.
Es hätte eigentlich nur noch eines anfänglichen Daseins als Tellerwäscher bedurft, um das
ultimative amerikanische Klischee zu erfüllen.
„Ich reiste niemals, sah nur wenige Filme oder Theaterstücke, habe auch nur wenig gelesen.“ Barks verließ mit 93 Jahren das erste Mal die USA. Wenn Barks sich Zeit für eine
Lektüre nahm, wählte er meistens „ernste“ Themen aus Wissenschaft und Archäologie.
So war er weitaus belesener, als er zugeben wollte, jedoch nicht in klassischer Literatur. Er
informierte er sich z. B. gründlich über die Reiseziele seiner Figuren, in denen sie Abenteuer zu bestehen hatten. Quelle hierbei war hauptsächlich das renommierte monatlich
erscheinende Magazin „National Geographic“. Aus dieser Zeitschrift wurden direkt Fotos
abgezeichnet, was seinen Geschichten beträchtliche Hintergrund-Authentizität verlieh.
(Links: Donald reist mit seinen Neffen von Entenhausen nach Ägypten.)5
Themen aus Funk, Film und Literatur wurden aufgegriffen oder aus Donald-Trickfilmen
abgewandelt. Auch Erfahrungen aus Barks Leben wurden in die Geschichten integriert.
So scheitert Donald genauso wie er selber zuvor bei dem Versuch, Hühner zu züchten.6
Nach seinen eigenen Angaben stammen die historischen Daten in vielen Geschichten
stammen aus der Encyclopaedia Britannica. „Ich benutze gerne Schauplätze von früher
und alte Dinge. Sie haben insofern ein eingebautes Leser-Interesse, als die meisten jungen
Leute in irgendeinem Stadium ihrer Schularbeiten sich damit befassen.“7 Seiner Ansicht
nach bereitete ihm die Erzählung selber weniger Schwierigkeiten als die künstlerische
Umsetzung seiner Ideen.
Barks ist oft nach den Gründen für die hohe Qualität seiner Comics befragt worden. Seine
Antworten lauteten: „Ich weiß, daß man von mir erwartete, für ein zwölfjähriges Publikum zu schreiben. Aber meine Einschätzung der Intelligenz eines Zwölfjährigen war immer höher als die der Verleger.“ „Ich wollte, daß Kinder den reellen Gegenwert für ihre 10
Cents bekommen.“ Und: „Ich habe immer versucht, Geschichten zu schreiben, die ich
mir selber kaufen würde.“
5
Dieser Bildvergleich links stammt aus: „The Carl Barks Library of Walt Disney’s Donald Duck“, set one, Scottsdale, 1984
„Rührei“, WDC 146, November 1952
7
Zitat von Barks aus: „Barcs Library – Walt Disney Comics“, Ehapa Verlag, Stuttgart 1993, S. 6
6
3
Städtebau
„Welch eine Stadt. Faszinierend. New York. Tokio. Oder Braunschweig. Doch
soviel wir auch fotografieren, wir erhalten nur Bilder von Bildern. Stadtbilder.
Aber das Stadtbild legt offen, wie die Menschen hier leben und gelebt haben –
ihr Handeln, ihren Umgang, ihre Wünsche. Und ein Stück der Zukunft. ...“ 1
So - nur auf andere Art und Weise - ergeht es einen mit Entenhausen, deren
Bilder wir zwar selber nicht fotografieren, aber in Barks Geschichten präsentiert
bekommen. Sie sind nicht mehr, aber auch nicht weniger als eine Kulisse für
die Handlung und Wünsche der Bewohner dieser Stadt. Es sind immer wieder
andere Bilder, aber trotzdem hat der Leser den Eindruck, daß der Stadtgrundriß
in sich schlüssig ist. Genaue Stadtpläne von Entenhausen gibt es nicht. Um den
Stadtaufbau analysiernen zu können, muß er anhand der vielen Hinweise in den
Zeichnungen wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. 2
Diese Hinweise wurden von mir aus Geschichten, die Barks zwischen 1942 bis
1967 verfaßt hat, gesammelt. Sie werden folgend mit realen Städten und A rchitekturen, sowie Stadtutopien der damaligen Zeit verglichen und bewertet.
Die geistige Welt Barks, so müssen wir aus seiner Biographie schließen, war
Nordmerika und im speziellen Californien. Daher müssen als erstes hier Vo rbilder für Entenhausen gesucht werden. Und tatsächlich, man braucht nicht
viele Comics zu lesen, um die Verwandschaft von Entenhausen zu nordamerikanischen Städten zu entdecken.
Ein Großteil des Staatsgebiets der USA wurde nach
einem 1785 festgelegten quadratischen Verme ssungssystem in quadratmeilengroße sections aufgeteilt. 36 (6x6) sections bilden eine township. So en tstand eine gut zu verwaltende Gliederung des Ne ulandes. (Abb: ‚The Money Well‘, US 21, März-Mai ,
1958)
Stadtstruktur
„Das Detektivspiel“, WDC 61, Okt 1945: Während der Schachbrettgrundriß
im Süden in Nord-Süd-Richtung verläuft, orientiert er sich nördlich am
Fluß
Rapid City, S. Dakota: Der Schachbrettgrundriß des Zentrums ist auf
den Bahnkörper und am Fluß ausgerichchtet, die übrigen Stadtteile
sind in das Grid Pattern eingefügt mit Ausnahme von modernen
Stadtrandgebieten ohne Schachbrettgrundriß. (Blume, Helmut:
USA – Der Großraum in strukturellem Wandel, in: Storkebaum,
Werner: Wissenschaftliche Länderkunde, Band 9/I, Darmstadt:
1987, S.167
Interessant wird es, wenn man auf das Kartenmaterial von Entenhausen einen
Blickt wirft. Hier entdeckt man ein stadtprägendes Raster – im Amerikanischen
„grid pattern“ genannt. Es resultiert aus der Landvermessung von reinen Einwanderungsländern3.
Die Besonderheit des amerikanischen Schachbrettgrundrisses im Vergleich zu
anderen „Neuländern“ ist die Ausrichtung der Straßen in Nord-Süd und in
West-Ost-Richtung. Manchmal wird die Ausrichtung des Gitternetzes innerstädtisch durch Topographie (Seeufer, Flüsse,...) oder Infrastruktur (Eisenbah nlinien) bestimmt. Diese andersartige Orientierung ist im Allgemeinen nur auf
das Stadtzentrum beschränkt. Sie schwenkt in den mit dem städtischen
Wachstum entstanden Randzonen in das übliche , Nord-Süd- und West-Ost1
„Vergebliches Streben“, WDC 90, März 1948: Das Raster
der Stadt orientiert sich teilweise nach dem Verlauf der
Flüsse
L.A.; Ausschnitt aus einem Stadtplan des Automobile Club of Southern
California, 1952: Das Raster der Innenstadt ist nicht starr nach der
Himmelsrichtung ausgerichtet, sondern folgt der Achse der alten
Mainstreet aus mexikanischer Zeit.
Zitat Walter Ackers: Querschnitt – Fachbereich Architektur Technische Universität Braunschweig, Darmstadt 1997,
S. 110
2
Damit der Leser den richtigen Einstieg bekommt, sind hauptsächlich die ersten Bilder einer Geschichte detaillie rter, aber trotzdem oft karikiert und überzeichnet. In ihnen finden sich sehr konkrete Architekturen und Hinweise
über Entenhausen. Diese Bilder vermitteln dem Leser den zur Handlung passenden Ort mit seiner Atmosphäre. Gerade in den ersten Comics wird nach dieser „Einführung“ der Hintergrund der nun folgenden Bilder nur selten ausformuliert. Architekturen zeichnete Barks oft nur als Silhouetten. Sehr bald erkannte er, das derart starke Redu ktionen, wie sie ökonomische Zwänge beim Zeichentrick erfordern, beim Comic nicht nötig sind. Schon ab etwa
1945 werden daher die Zeichnungen detaillierter. Am sonst so leeren Himmel tauchen jetzt Vögel auf. Stadta nsichten sind oft nicht mehr nur Silhouetten. Die Wasserflächen werden durch Wellen strukturiert, auf ihnen fahren
Schiffe...Die Comics bekommen mehr Tiefe!
3
Von Helmut Blume wird der sehr treffende Begriff Neuländer benutzt: Blume, Helmut: USA – Der Großraum in
strukturellem Wandel, in: Storkebaum, Werner: Wissenschaftliche Länderkunde, Band 9/I, Darmstadt: 1987, S.165
4
Central Business District („Schnell wachsende Stadt“, US
15, Sept-Nov 1956)
Zone in transition – hier wohnt die Panzerknacker AG: Die
Nachbarschaft zur Industrie ist mitunter ein entscheidener
Faktor für den unterdurchschnittlichen Zustand der Wohnungen. Es herrscht eine überduchschnittliche Belegung des
Wohnraums. Die Bausubstanz ist oft überaltert. („Die künstliche Kraftquelle“, FC 1184.3, Mai 1961)
Zone of workers homes, s. a. Harlem N.Y. („Wappen oder Zahl“,
WDC 149, Februar 1953)
Stadtmodell von Burgess (Chicago, 1920):
Dieses Modell beschreibt einen nicht statischen Moment in der
Stadtentwicklung. Es wird ...
•
durch ein kontinuierliches Arbeitsplatz- und Bevölkerung swachstum
•
einen Bodenmarkt, der über die Verteilung der Nutzung im
Raum uneingeschränkt entscheidet
•
eine entsprechend nachrangige Bedeutung räumlicher Planung und liberale staatliche Politik
...bedingt.
Residential zone - das Haus von Gustav Gans („Die vertauschten
Briefe“, WDC 111, Dezember 1949)
orientierte Grid Pattern. 4 Solche wechselnden Orientierungen des Gitternetzes
zeigen auch die Karten von Entenhausen. (siehe Abbildungen)
Der schachbrettförmige Grundriß der amerikanischen Stadt hat ein monotones
Stadtbild zur Folge. Es gibt in der Regel keine gewundenen Straßen und Ga ssen.
Auch beim Aufriß besitzt die US-amerikanische Stadt eigenständige Merkmale.
Charakteristisch ist die Hochhausbauweise, die sich Ende des 19. Jahrhunderts
in Chicago und New York entwickelte. Zwar hat sie sich inzwischen über die
ganze Erde ausgebreitet, verleiht jedoch noch heute mit der Ballung von Wo lkenkratzer im Stadtkern (Skyline) den amerikanischen Großstädten eine beso ndere Note. Außerhalb des Geschäftszentrums kommen kaum Wolkenkratzer
vor. Die Stadt ufert ins Umland mit niedrig bebauten Vorstadtarealen aus. Ei nfamilienhäuser prägen hier das Stadtbild. Infolge des hohen Motorisierung sgrads der Bevölkerung und der Bevorzugung von Einfamilienhäusern ist die
Flächenausdehnung der amerikanischen Städte vergleichsweise groß. Gerade
der meist sehr schroffe Gegensatz der auf relativ kleinem Raum im Stadtkern
konzentrierenden Hochhäuser und der fast unmittelbar ringsum angrenzenden
weitflächigen Stadtgebiete mit niedriger Bebauung macht einen besonderen
Wesenszug amerikanischer Städte aus.5 Zwischen dem Geschäftszentrum und
den Eigenheimvierteln liegt ein mehr oder minder breiter Übergangsgürtel.
Diese Zonierung um ein Stadtzentrum wird besonders deutlich in dem Modell
der konzentrischen Ringe von E. W. Burgess 6 (1920) beschrieben. Das Stad tmodell eignet sich gut, die Bilder von Entenhausen einzuordnen. Es ist am Be ispiel der rasend wachsenden Metropole Chicago gewonnen worden und geht
von vier ringförmigen Zonen um einen Kern aus: 7 (Siehe Abbildung)
• Central Business District (CBD): Ort höchster Erreichbarkeit, größter Wir tschaftlicher Dynamik und Mittelpunkt des kommerziellen, sozialen, polit ischen und kulturellen Lebens. Standort von Kaufhäusern, Bürohochhäusern, Theatern, Konzertsälen, Rathaus und Bahnhof.
• Zone in transition: erster Ring um den CBD als Ort kontinuierlichen Wa ndels mit gemischten, sich stets verändernden Nutzungen: überaltete Wohngebiete, Kleingewerbe, Lagerhäuser, veraltete Betriebe, Wohngebiete mit
hoher Mobilität und ungewisser Zukunft, Leichtindustrie, billige Pensionen,
Spielclubs, Kolonien der ersten Immigrationsfamilien...
• Zone of workers‘ homes: Wohngebiete der besser verdienenden Arbeiter:
Wohnorte der zweiten Immigrantengeneration, überwiegend Zweigener ationenfamilienhaushalte, patriarchalische Familienstrukturen.
• Residential zones: bürgerliche Wohnquatiere des in den USA geborenen
weißen Mittelstandes, oft angeordnet um lokale Zentren.
• Commuters‘ zone: Wohngebiete, in denen die Bewohner zu Arbeitsplatz,
Ausbildung und Einkauf in die Kernstadt pendeln.
4
Commuters‘ zone („Der Hundefänger“, DD 45, Januar 1956)
Blume, Helmut: USA – Der Großraum in strukturellem Wandel, in: Storkebaum, Werner: Wissenschaftliche Lä nderkunde, Band 9/I, Darmstadt: 1987, S.165
5
ebd., S.170
6
Pionier der Stadtsoziologie und Mitbegründer der Chicago-Schule der Soziologie.
7
Jessen, Johann: „Amerikanisierung der Europäischen Stadt?“, in Jessen, Johann, Städtebau-Inst. der Univ. Stuttgart:
‚Amerikanische Stadt - Europäische Stadt: [Seminarbericht Sommersemester 1997]‘, Stuttgart: 1999, S.13
5
In einer Vogelperspektive, die Barks für die Geschichte „Im Land der Vulkane“
gezeichnet hat, werden die einzelnen Zonen (ebenfalls vier) deutlich durch u nterschiedliche Farben voneinander abgehoben. Es besitzt enorme Ähnlichkeit
zu dem gegenübergestellten Luftphoto von L.A: Man beachte die Ballung von
Hochhäusern im Stadtzentrum und das Ausufern der Stadt bis zu den Bergen.
Der Central Business District als Standort von Dagoberts Geldspeicher und die
Residential zone als Wohnort der anderen Ducks werden folgend genauer analysiert. Diese Zonen sind die Hauptschauplätze der Geschichten.
Vogelperspektive von Entenhausen („Im Land der Vulkane“,
FC 147.2, Mai 1947)
Luftphoto heutiges L.A.
6
Central Business District – Downtown Entenhausen
Hochhäuser aus früher Phase, Schluchtenbildung
(„The Pixilated Parrot“, DD FC 282, Juli 1950)
Carson Pirie Scott, Chicago,
1904, L H Sullivan (LeBlanc,
Sydney: 20th century American architecture: 200 key
buildings, New York, 1993,
S.6)
Dieses Bild zeigt vier verschiedene Hochhäuser mit
Stilelementen der unterschiedlichen Phasen im
Hochhausbau. („Der Selbstschuß“, WDC 134,
Nov. 1951)
Metropolitan Life Tower, NY, LeBrun, 1909
Los Ageles City Hall, 1928
(http://www.usc.edu/dept/geography/
losangeles/lawalk/index.html)
Wie in der amerikanischen Stadt so ist auch in Entenhausen die Innenstadt
Zentrum des kommerziellen und wirtschaftlichen Lebens. Hier steht schließlich
auch der Geldspeicher von Dagobert. So ist nicht nur die Stadtstruktur von
Entenhausen mit der der amerikanischen Stadt vergleichbar, sondern auch die
typischen Bausteine, aus denen die unterschiedlichen Zonen zusammengesetzt
werden.
Eindrucksvollster Baustein ist im Central Business District das Hochhaus.
Dieser konnte sich gerade in der nordamerikanischen Stadt aufgrund verschiedener Voraussetzungen entwickeln. Die wichtigsten sollen kurz erwähnt werden: Bedingt durch den wirtschaftlichen Aufschwung und ein hohes Bevölkerungswachstum nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs gewannen
die Innenstädte zunehmend an Attraktivität. Technische Voraussetzungen wie
zum Beispiel die Stahlskelettbauweise und die Entwicklung des Sicherheitsfahrstuhls ermöglichten höhere Gebäude, die aufgrund des Mangels an Fläche
(hohe Bodenpreise) wirtschaftlich wurden.
In Entenhausen findet man einige stark abstrahierte Hochhaustypen, für die ich
versuche, anhand der verschiedener Hochhausbauphasen in den USA vergleichende Beispiele zu finden:
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden äußerst funktionale, effiziente und
für die Zeit schlichte Gebäude mit wenig Ornamentik gebaut. (Schule von Chicago).1 Dadurch daß in dieser Zeit die Fassaden geradlinig hochgezogen wurden, nahmen die Straßen mehr und mehr den Charakter von Schluchten an.
(siehe Abb. „The Pixilated Parrot“, DD FC 282, Juli 1950)
Die „Stillosigkeit“ des neuen Gebäudetypus Hochhaus verführte nach der
Jahrhundertwende bis in die 40er Jahre hinein Architekten, Anleihen bei nahezu allen europäischen Stilen zu machen. Viele Bauherren wollten ihre Gebäude
zur Selbstdarstellung nutzten. Dieses zeigt u. a. ein Hochhaus in dem Bild aus
„Der Selbstschuß“ (WDC 134, Nov. 1951). Der Kopf des zweiten Hochhauses
von links ähnelt stark dem des Metropolitan Life Building in New York (1909)
oder dem der Los Angeles City Hall (1928). Zumindest das Metropolitan Life
Building ist Glockentürmen italienischer Renaissance nachempfunden.
Ende der dreißiger Jahre gewinnt die Moderne an Anerkennung.2 Der nach
Chicago emigrierte Mies van de Rohe versucht durch maximale Transparenz
die Konstruktion der Hochhäuser sichtbar zu machen. Mit seinem Appartementhochhaus am Lakeshore Drive 860/880 beeinflußt er die Architekturszene,
ist es doch das erste vollkommen kubische Hochhaus ohne Staffelung. Die
Fenster des Gebäudes verlaufen über die ganze Geschoßbreite. In Entenhausen
gibt es ein Gebäude mit ähnlichen Merkmalen, wie eine Abbildung in „The Pixilated Parrot“ ( DD FC 282, Juli 1950) zeigt. So ist das Hochhaus aufgeständert und besitzt ebenso eine Preßglasfassade. Im Gegensatz zum Apparte-
1
2
1896 definierte Sullivan: „...die Form folgt der Funktion,...“
Als Stichworte sind an dieser Stelle, „Internationaler Stil“ und „die zweite Schule von Chicago“ zu nennen.
7
menthochhaus am Lakeshore Drive verläuft sie aber nicht um das ganze Gebäude.
Einer der eindruckvollsten Bilder Entenhausens ist das Titelbild der Geschichte
„The Magic Hourglass“ (DD FC 291, September 1950). Neben den vielen Details (Bahnhof, Brücke, Kaimauer, ...) zeigt dieses Bild ein weiteres Merkmal:
Um mehr Licht und Luft in Stadt gelangen zu lassen, wurde in New York 1916
die Building Zone Resolution erlassen: Die Fassaden mußten mit zunehmender
Höhe zurückspringen. Daraus ergaben sich treppenförmige Hochhäuser oder
Türme auf breiter Grundfläche. (In der Moderne wurde die Fassade wieder geradlinig auf die gesamte Höhe des Gebäudes hochgezogen, aber der Abstand zu
den anderen Hochhäusern wurde vergrößert.) Das bekannteste Beispiel eines
treppenförmigen Hochhäuses ist das Empire State Building in New York City.
Sein Double, das Limpire State Building, steht in Entenhausen.
„The Pixilated Parrot“, DD FC 282, Juli 1950: moderne Hochhausriegel mit
vorgehängter Pressglasfassade
860-880 Lakeshore Drive in Chicago, 1951
(LeBlanc, Sydney: ‚20th century American
architecture: 200 key buildings‘, New York,
1993, S.91)
Chicago? („The Magic Hourglass“, DD FC 291, September 1950)
‚Die Kunst reich zu werden‘, US 7.3, Nov 1954: Die Fassade
des Hochhauses besitzt große Ähnlichkeit zu der des Empire
State Buildings.
„The Titanic Ants“, DD 60.1, Juli 1958: Limpire State Building
Empire State Building, NY, 1931 (LeBlanc, Sydney:
‚20th century American architecture: 200 key buildings‘, New York, 1993, S.58)
8
Durch die zunehmende Dichte in der nordamerikanischen Innenstadt, wurde
der Verkehr schon zur Jahrhundertwende zu einem immer größer werdenden
Problem. Das Bild links aus der Los Angeles Times von 1912 zeigt, wie dieses
Problem durch Verkehrstrennung auf unterschiedlichen Ebenen gelöst werden
könnte. Es besitzt Ähnlichkeit zu den Zunkunftvisionen, die Barks in der Geschichte „The Island in the Sky“ (US 29) 1960 entwirft.
Der Bau von erhöhten Gangsystemen wurde 1959 gleichzeitig mit dem Bau der
ersten innerstädtischen Shopping Malls in Minneapolis (Minnesota) vorgeschlagen und realisiert. So werden Anfang der 60er die ersten Hochhäuser
durch Skywalk- und Tunnelsysteme in mehreren Stockwerken miteinander
verbunden. Detroit wurde später mit einem People Mover ausgestattet. Die innerstädtischen Gebäude verwuchsen bis heute stetig zu mehrdimensionalen
Gebäudekomplexen.1 Überhaupt waren die 60er sehr technikgläubig und zukunftsorientiert. Wird doch diese Zeit durch den Weltraumwettlauf zwischen
den USA und den UDSSR geprägt.2 Dieses zeigen auch die Bilder aus Barks
Geschichten. So hatte 1962 eine Weltausstellung in Seattle folgendes Thema:
„21. Jahrhundert – das Leben des Menschen im Weltraumzeitalter.“ Die Space
Needle, Turm und Wahrzeichen der Ausstellung, findet sich in dem selben Jahr
auch auf der entenhausener Weltausstellung.
Der Anbruch des Weltraumzeitalters
(„The Island in the Sky“, US 29,
März-Mai, 1960)
Rechts: Space Needle auf der Weltausstellung in Seattle
1962 (LeBlanc, Sydney: ‚20th century American architecture: 200 key buildings‘, New York, 1993)
Oben: Zukunftsplan von Los Angeles für das Jahr 1937: Durch
Verkehrstrennung auf unterschiedlichen Ebenen sollen Behinderungen vermieden werden. (Los Angeles Times, Midwinter
Number, 1. Janary 1912, 132.)
Unten: Weltausstellung in Entenhausen („The Candy Kid“,
WDC 263, August 1962)
Links unten: Skywalk- und
Tunnelsystem in Minneapolis (Bauwelt Nr. 10,
9.3.1990, S.434)
Rechts: Skywalk in Atlanta
(StadtBauwelt, Nr. 130,
28.06.1996, S.1349)
Rechts unten: People Mover
in Detroit (StadtBauwelt,
Nr. 127, 29.09.19995, S.
2023)
1
Das weltgrößte Skywalksystem befindet sich heute in Calgary (Kanada). Der Fußgängerverkehr reduzierte sich in
der Innenstadt auf öffentlichen Bürgersteigen um nahezu 60%. (Prahl, Sigrun: ‚Der öffentliche Raum der Stadt, Parallelen zwischen nordamerikanischen Main Streets und der Berliner Friedrichstraße‘, Fakultät Architektur der
Bauhaus-Universität Weimar, Weimar 1998, S. 31ff
2
1957 Sputnikschock; 1961 erster Amerikaner im All
9
Ähnliche Visionen wie in dem Comic „The Island in the Sky“ (1960) entwickelt
Barks ein Jahr später in der Geschichte „Die Monsterstadt“: Daniel Düsentrieb
entwirft ein futuristisches Entenhausen, welches zunehmend durch Automatisierung in allen Bereichen (von Freizeit über Arbeit bis hin zum Verkehr) seine
Einwohner langweilt. Wieder werden die Verkehrssysteme voneinander getrennt. People Mover vernetzen die sehr extravaganten Hochhäuser auf verschiedenen Ebenen.
Zusätzlich sind die Bauten wie in Le Corbusiers Ville Radieuse („Vertikale
Gartenstadt“3 von 1935) in eine Parklandschaft eingebettet. Ein Klimahülle
überspannt diesmal die Stadt. Gleiches hatte Buckminster Fuller schon 1950
mit Manhatten vor.
Überkuppelte Städte hätten den Vorzug, daß sie eine erhebliche geringere Oberfläche zur Außenluft besitzen. Die Kuppel, die für Manhätten
berechnet wurde, besäße eine Oberfläche von nur 1/85 der gesamten
Oberfläche aller Gebäude, die sie überwölben würde. Buckminsterfuller war der Meinung, daß Energieverluste einer solchen Stadt, die im
Sommer durch Kühlung oder im Winter durch Heizen entstehen, erheblich gemindert werden könnten. Dieses dürfte aller Wahrscheinlichkeit so nicht funktionieren. Der Raum innerhalb der Kuppel würde
sich im Sommer stark aufheizen. Es ist fraglich, ob die Kuppel für den
Winter ausreichend gedämmt werden könnte. Auch statisch wäre vermutlich so ein Projekt nicht realisierbar.
Oben, Mitte und unten: Bilder aus „Die Monsterstadt“ ( GG 1184.1, Mai 1961)
Ville Radieuse von Le Corbbusier (Rowe, Colin;
Koetter, Fred: ‚Collage City‘, Basel, Boston, Berlin: 1997, S.75)
Rechts und unten: Kuppel über
Manhatten, Projekt 1950, R.
Buckminsterfuller. „Die Kuppel hätte einen Durchmesser
von zwei Meilen aufgewiesen
und unter anderem die Elimierung des Autoverkehrs erlaubt.“ (Krausse, Joachim,
Lichtenstein Claude: ‚Your
Private Sky‘, Baden: Müller,
1999, S. 435)
10
„Kathedrale des Kommerzes“ - Das
Woolworth Building in New
York von 1911-1913 (Zukowsky, John: ‚Chicago Architektur
1872-1922‘, Frankfurt am Main:
1988, S.301)
Links: Der Geldspeicher von
Dagobert. Das Dollarzeichen auf seiner Fassade
wurde in den deutschen
Übersetzungen entfernt.
(„Eingefrorenes Geld“,
WDC 135, Dez. 1951)
Links: Schutz kann die
Stadt Entenhausen
Onkel Dagobert nicht
ausreichend bieten,
sonst müßte er nicht
das Gelände um den
Geldspeicher verminen. („The Money
Well“, US 21, März Mai, 1958)
J. Guérin für D. H.Burnham und E. H. Bernnett, Westansicht der geplanten
Civic Center Plaza in Chicago, 1908 (Zukowsky, John: ‚Chicago Architektur 1872-1922‘, Frankfurt am Main: 1988, S. 411)
Links: („Der richtige Erbe“,
WDC 155, August 1953)
Das wohl markanteste und berühmteste Gebäude Entenhausens ist der alles
überragende Geldspeicher von Dagobert. Es ist kein Hochhaus im eigentlichen
Sinne. Vielmehr dient es als Speichergebäude zur Aufbewahrung von Dagoberts Vermögen. Der Standort für dieses Gebäude wird häufig wegen verschiedener Umstände gewechselt. Doch im Charakter und im Wesen bleibt das
Gebäude in den späteren Comics gleich: Dagoberts Geldspeicher thront wie
eine Festung auf einem kleinen Berg alles überragend über dem Zentrum Entenhausens. Der Solitär wird nur durch sein Volumen und seine exponierte Lage zu einem Symbol und Coporate Identity für Dagobert Duck, für seine Macht
und sein Geld.
Im liberalen Entenhausen ist dieses legitim. Keiner fragt, ob es denn wirklich
richtig sei, so einen nicht öffentlichen Zweckbau als „Stadtkrone“4 ins Herz von
Entenhausen zu setzen. Hier herrschen eindeutig die Gesetze des Marktes: Der
„reichste Mann der Welt“ darf das! Parallelen lassen sich zu Nordamerika aufzeigen. Strebten nach der Jahrhundertwende besonders in New York die Bauherren nach mehr Ansehen und vergrößerten die Bauhöhen über jedes wirtschaftliche Maß, obwohl es doch keinen Mangel an preiswerten Grundstücken
gab. Einen vorläufigen Höhepunkt bildete 1913 das Woolworth Building, das
für 17 Jahre das höchste Gebäude der Welt blieb. Zeitgenössische Kritiker
nannten diesen Bau „Kathedrale des Kommerzes“. Architektonisch hat das
Gebäude (natürlich) überhaupt keine Ähnlichkeit zu Dagoberts Geldspeicher,
ist es doch einer gotischen Kathedrale nachempfunden.
In der alten europäischen Stadt stand die Kirche (Glauben) oder die Burg
(Schutz) im Zentrum der Stadt. 1919 forderte Buno Taut ein gläsernes Bürgerhaus als Krone der Stadt und schrieb, daß man in Amerika vielleicht am klarsten die Notwendigkeit der Stadtbekrönung erkannt habe.5 Und tatsächlich weisen einige alte amerikanische Stadtplanungen am Anfang des 20. Jahrhunderts
ein Kapitol als „Gipfel“ auf. So auch ein Entwurf für Chicago von Daniel H.
Burnham und Edward H. Bennett aus dem Jahre 1908.
Heute ist selbst das Capitol in Washington6 als solche nicht zu bezeichnen. War
doch das namengebende römische Kapitol, ein Hügel mit den Haupttempeln
der Stadt, eine solche Stadtkrone.
In Entenhausen nimmt das Rathaus von seiner Bedeutung her eine ähnliche
Stellung ein wie die Bürgersitze in anderen großen amerikanischen Städten:
Seine Architektur und seine Typologie ähneln den Schlössern und Palästen des
Barocks oder Klassizismus, aber allein von der Größe und Lage her ist es weitaus unbedeutender als die Hochhausarchitektur im Geschäftsviertel der Innenstadt.
3
Das Rathaus („Verhängnisvolle Verwechselung“, WDC 201, Juli 1957)
Minnesota State Capitol von 1905 (LeBlanc, Sydney: ‚20th
century American architecture: 200 key buildings‘, New
York, 1993, S. 10)
Jacobs, Jane: ‚Tod und Leben großer amerikanischer Städte‘, Braunschweig, Wiesbaden: 1993
Taut, Bruno: ‚Die Stadtkrone‘, Jena: 1919
5
ebd, S.83
6
Regierungssitz der USA
4
11
Residential zone
Der amerikanische Traum vom alleinstehenden Haus – man beachte das Bild im
Mittelgrund! („All at Sea“, US 31, September-November 1960)
Nach dem Krieg half die Regierung den
Veteranen bei der Realisierung ihres
„American Dream“. (Hopkins, Johns:
‚Magnetic Los Angeles: Planning the
Twentieth Century Metropolis‘, Baltimore: 1999, S. 156)
Auch der zur unteren Mittelschicht gehörende Donald
besitzt ein Auto. (40er Jahre!; „Im Land der Vulkane!“,
FC 147.2, Mai 1947)
Mit der Industrialisierung wurde in Europa die Stadt zunehmend als Ort des
„Verderbens“ und als Feind der Natur angesehen. Die Natur wurde im Gegensatz dazu sentimentalisiert. Diesen Blickwinkel brachten die europäischen Immigranten (hauptsächlich ärmere Bevölkerungsschichten) mit in die USA – getrieben von der Perspektive auf Freiheit und Weite, dem „American Way of
life“. Daher versucht man, dem Wohnbereich ländliche Werte zu geben, denn
er soll Privatsphäre und Lebensqualität vermitteln. Der Stadtkern dient hingegen dem Geschäft und ist auch daher vom Wohnbereich getrennt.
Als bevorzugtes Domizil (nicht nur) der Nordamerikaner gilt das freistehende
Einfamilienhaus. Ihr Ideal von persönlicher Freiheit und Weite läßt sich mit diesem Haustyp am ehesten verwirklichen. Das eigene Zuhause wird als eine Art
Refugium angesehen – einem Platz des Wohlbefindens und des „Zuhausefühlens“, in dem „die alten Werte“ noch stimmen.
Mehrere Faktoren begünstigen für die breite Bevölkerungsschicht die Verwirklichung des „American Dream“ - das alleinstehende Einfamilienhaus:
• Diversifizierungsprogramme der Automobilindustrie und daraus resultierend der hohe Motorisierungsgrad der Bevölkerung, der in großem Ausmaß
den Haus-zu Haus-Verkehr gestattet.
• das ständige Streben nach immer verbesserten Wohnverhältnissen.
• finanzielle Unterstützung beim Bau von Eigenheimen durch die Regierung.
• industrielle Massenproduktion von Fertighäusern1
• kostengünstiges Land in den Stadtrandgebieten
Diese Faktoren beschleunigten das rasante Ausufern der Residential zone. In
ihr liegen nach Einkommensklassen und nach ethnischer Herkunft2 getrennte
Einfamilienhaussiedlungen. Schnell wurden sie durch Autobahnen erschlossen.
Im Gegensatz zu den Randbezirken der europäischen Stadt mit ihren alten
Dorfkernen sind diese Siedlungen weitestgehend homogen und werden durch
strenge Grundrißstrukturen beherrscht. Diese Merkmale der Residential zone
sind auch in Entenhausen zu entdecken, wenn auch häufig nur indirekt, da sie
nur selten direktes Thema der Geschichten sind.
Wie auch in Nordamerika, so gibt sehr viele verschiedene Einfamilienhaustypen
in Entenhausen:
In einem der einfacheren Haustypen lebt Donald. Obwohl er wie ein typischer
Amerikaner häufig umzieht, bleiben seine Wohnverhältnisse in allen Geschichten auf dem gleichem Niveau. Sein freistehendes einstöckiges Einfamilienhaus hat einen kleinen Garten und ist in Holzständerbauweise konstruiert3.
1
Das linke Haus gehört Donald. („Dagobert geht zu weit“ US
6.2, Juni 1954)
basic minimum house of the Federal Housing
Administration – in Holzständerbauweise von
1936 (Hopkins, Johns: ‚Magnetic Los Angeles: Planning the Twentieth Century Metropolis‘, Baltimore: 1999, S. 68)
„Nach der Schwächung der städtischen Industrien infolge der großen Depression sollte dieser New Deal der amerikanischen Wirtschaft in den dreißiger Jahren zum Aufschwung verhelfen. Nur durch den millionenfachen Bau von
Eigenheimen in den Vorstädten ließen sich Industrieprodukte wie Fertighäuser, Hausgeräte und Automobile in hoher Zahl vermarkten.“ (Prahl, Sigrun: ‚Der öffentliche Raum der Stadt, Parallelen zwischen nordamerikanischen
Main Streets und der Berliner Friedrichstraße‘, Fakultät Architektur der Bauhaus-Universität Weimar, Weimar
1998, S.9)
2
hauptsächlich von weißen Mittelstandsfamilien
3
In der Geschichte „Dagobert geht zu weit“ (US 6.2, Juni 1954) demontiert er sein Haus völlig und legt somit die
Konstruktion frei. Die Holzbauweise im Einfamilienhausbau hat in Nordamerika Tradition. Dieses hat mehrere
12
Es zeigt große Ähnlichkeit mit dem basic minimum house der FHA (Federal
Housing Administration) von 1936.4 In der unmittelbaren Nachbarschaft von
Donald leben (außer Dagobert) die anderen Ducks in ähnlichen Verhältnissen.
Die sehr einfachen Häuser werden durch unterschiedlichste Stilelemente ausdifferenziert: So gibt es Portiken im griechischen Stil, Arkaden und Rundbogenfenster im spanischen Missionsstil (kalifornischer Einfluß), Details im romatisierenden Naturhausstil, Eklektismus, Jugendstil usw. Die Villen der oberen
Gesellschaftschichten boten genug Potential zur Nachahmung. Zu allen entenhausener Einfamilienhäusern ließen sich Beispiele in Los Angeles finden – dem
„Land of the Bungalow“5. Exemplarisch werden einige an dieser Stelle aufgeführt.
Einfamilienhausbungalow mit Portikus im Greek Revival style („Ferienarbeit“, WDC 200, Mai 1957)
„Einfache Wohnstraße. Die schlichten einstöckigen Häuser sind
vom Grün umrahmt. Kein Gitter trennt sie vom baumbestandenen
Bürgersteig. Hier herrscht wohltuende Ruhe in scharfem Gegensatz zu den belebten unschönen Geschäfts- und Verkehrsstraßen,
die in regelmäßigen Abständen diese Wohnviertel durchziehen.“
(Wagner, Anton: ‚Los Angeles: Werden, Leben und Gestalt der
Zweimillionenstadt in Südkalifornien‘, Kiel: 1935)
Das Willat House (links) wurde 1921 von Henry Oliver (einem Bühnenbildner) als Büro für die Irwin Film Company
entworfen. Mit der Zeit wurde es zu einem Wohnhause umfunktioniert. Dieses „design theme“, welches er entwickelt
hatte, blühte besonders in den 20er und 30er in Los Angeles. (Kaplan, Sam Hall: ‚LA: Lost & Found‘, New York:
1987, S. 90)
(„The Master Glasser“, DD 68, November 1959)
Um 1900 gewinnt der Mission style
in L. A. an Popularität. Er ist auf
die spanische Kolonialzeit in Kalifornien zurückzuführen. Man erkennt ihn u. a. an Arkaden und Terrakotta-Ornamenten. (Kaplan, Sam
Hall: ‚LA: Lost & Found‘, New
York: 1987, S.54)
Altes Haus mit Details im spanischem Missionsstil („In Ansien Persia“, DD FC 275, Mai 1950)
Gründe: 1) die reiche Ausstattung der USA mit Wäldern 2) die Tradition der mittel- und nordeuropäischen Einwanderer 3) leichtes und kostengünstiges Bauen mit Holz 4) die Umzugsfreudigkeit der Amerikaner
4
‚Magnetic Los Angeles: Planning the Twentieth Century Metropolis‘, Baltimore: 1999, S. 68
13
Links: Die Panzerknacker bauen sich
mit erklautem Geld in dem Nobelviertel Plushwood Oaks ihr Traumhaus, eine gelungene Karikatur. („The
Case of the Sticky Money“, US 42,
Mai 1963)
Rechts: Schon Ende des neunzehnten
Jahrhunderts wurden bei phantasievollen Entwürfen die unterschiedlichsten Stile vermischt. (Dem Wohnen sind keine Grenzen gesetzt.)
Zwei extravagante in dieser Zeit gebaute Beispiele sind die Bradbury
Residence (oben) und das House of
May Rindge (unten). Beide Häuser
stehen in L. A. (Kaplan, Sam Hall:
‚LA: Lost & Found‘, New York:
Links: moderne „Beach
houses“ („Wer sucht der
findet“, WDC 102, März
1949)
Rechts: Das Philip Lovel
House (1929) in L.A. von
Richard Neutra - International Style (LeBlanc,
Sydney: ‚20th century
American architecture:
200 key buildings‘, New
York, 1993, S. 52)
5
Kaplan, Sam Hall: ‚LA: Lost & Found‘, New York: 1987, S.45
14
Das Auto
Dagoberts Geldspeicher soll einer Schnellstraße weichen. („Wandering
Money Bin“, US 15.3, September 1956)
„Spaghettikreuzung“ – Karikatur gestern. Hauptausfahrt Quakenbronn („Wappen
oder Zahl“, WDC 149, Februar 1953)
Straßennetz der Innenstadt von Kansas City. Nachträglich wurde
es mit Stadtautobahnen überbaut. (Jessen, Johann, StädtebauInst. der Univ. Stuttgart: ‚Amerikanische Stadt - Europäische
Stadt: [Seminarbericht Sommersemester 1997]‘, Stuttgart:
1999, S.205)
„Spaghettikreuzung“ – Realität heute. Houston, TX - I-45 high-speed
entrance/exit ramp, (http://www.landslides-aerials.com/ Slidesets/mutations/index.html)
Kurz soll noch auf den starken Motorisierunggrad in Entenhausen eingegangen
werden, spielt doch das Auto ein besondere Rolle in den Comics. Donald ist in
Entenhausen nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern ausschließlich mit
seinem eigenen Auto unterwegs. Obwohl er als einfacher Angestellter oder
Gelegenheitsarbeiter zur unteren Mittelschicht gehört, besitzt er schon in den
40er Jahren ein solches Vehikel. Einige exemplarische Beispiele zeigen, daß
auch hier die Stadtentwicklung Entenhausens sowie der amerikanischen Stadt
parallel verliefen.
Der rasant wachsende Kraftfahrzeugverkehr wurde schon um 1920 in Amerika
als Problem erkannt.1 Unter anderem wurde 1956 in Amerika mit dem FederalAid-Highway-Akt und Highway-Revenue-Akt die Auslegung des InterstateNetzes auf ein für das Jahr 1975 hochgerechnetes Verkehrsaufkommen beschlossen, da sich der Verkehr zunehmend staute. Zum besseren Anschluß der
Innenstädte an das Autobahnnetz wurden vermehrt Stadtautobahnen gebaut.
Sie wurden einfach in die bestehende Stadtstruktur gelegt, bot sich doch das
rechtwinklige Straßennetz in der typisch nordamerikanischen Großstadt dazu
an. Stadtteile wurden auseinander gerissenen. Alles was ihnen im Wege stand,
mußte weichen. Die enormen Dimensionen von bis zu 120m Breite überstiegen
jegliches Vorstellungsvermögen. In dem Comic „Wandering Money Bin“ aus
dem gleichem Jahr hat Barks dieses Thema verarbeitet: Onkel Dagoberts Geldspeicher steht dem Bau einer solchen Stadtautobahn im Wege. Auch die Bewohner der amerikanischen Städte waren natürlich dagegen, daß ihre Wohngebiete zerstört werden sollten, um den Pendlern aus den Vororten und den
Stadtrandzonen einen schnellen Zugang zur Innenstadt zu ermöglichen. Robert
Moses, Erbauer der New Yorker Stadtautobahn, beschrieb diese Problematik
1986 folgendermaßen: „Auf ein leeres Blatt kann man zeichnen, was man will
(...), so wie bei den Planungen von Neu-Delhi, Canberra oder Brasilia. Aber
wenn man es mit einer Metropole zu hat, muß man sich den Weg mit dem Fleischerbeil bahnen.“2
Durch die explosionsartige Zunahme des Kraftverkehrs kam es nicht nur
schnell wieder zu Staus, sondern auch noch zu mehr Smog.
Wie in nordamerikanischen Metropolen, so gibt es auch in einigen Geschichten
über Entenhausen ein Smogproblem.3 Zum Beispiel wird die extreme Luftverunreinigung in Los Angeles einerseits von örtlichen Besonderheiten in der Zirkulation der Meeresluft, andererseits durch die Streuung und Weite der offenen
Räume gesteigert. Denn durch große Distanzen kommt es zu mehr Kraftverkehr. Das Automobil verursacht in dieser Stadt fast zwei Drittel des Smogs. So
fördert die großzügige Streuung von Siedlungen und Grünflächen in den modernen Städten die Luftverunreinigung, anstatt sie zu bekämpfen.4
1
Scott, Mel: ‚American City Planning‘, Chicago: 1995
Mohr, Alexander; Steinle, Baldur: Motorway/Stadtautobahnen, in Jessen, Johann, Städtebau-Inst. der Univ. Stuttgart:
‚Amerikanische Stadt - Europäische Stadt: [Seminarbericht Sommersemester 1997]‘, Stuttgart: 1999
3
auch schon vor den 60er Jahren
4
Jacobs, Jane: ‚Tod und Leben großer amerikanischer Städte‘, Braunschweig, Wiesbaden: 1993, S.67
2
Smogglocke über L.A. (http://www.landslides-aerials.com/ Slidesets/mutations/index.html)
Smog in Entenhausen („Land of the Pygmy Indians“, US 18, Juni-Aug., 1957)
15
Gesamtbetrachtung
Armenviertel („Weihnachten in Kummersdorf“, OS.DD 367, Januar 1952)
Barks projizierte die dynamische Stadtstruktur einer typischen nordamerikanischen Metropole und ihre Architekturen auf Entenhausen. In der großflächigen
Ausdehnung einer Metropole konnten die unterschiedlichsten Orte für die vielen Erzählungen untergebracht und in Zusammenhang gesetzt werden, ohne
daß das Stadtbild unschlüssig wirkt: Dagobert erledigt seine Geschäfte im Central Business District, Donald ärgert seinen Nachbarn in der Residential zone...
Entenhausen präsentiert sich deshalb als eine Mixtur aus verschiedenen nordamerikanischen Städten und Metropolen.
Die sehr zukunftsorientierten und technikgläubigen Fiktionen der 60er Jahre
übertrug Barks nur sehr selten auf die entenhausener Innenstadt. So finden sich
hauptsächliche reale Gebäudetypen aus verschiedenen nordamerikanischen
Regionen in Entenhausen: zum Beispiel Hochhäuser aus New York und Villentypen aus Kalifornien. Barks zeichnete sorgar reale Architekturen mit hohem
Wiedererkennungswert wie zum Beispiel die Space Needle oder das Empire
State Building in seine Comics. Um den Witz zu erhöhen, werden diese realen
Vorbilder in den Geschichten häufig karikiert. Ähnlich wie bei Fabeln sind die
Erzählungen realitätsbezogen und die menschlichen Charaktere werden von
Tieren repräsentiert. Barks wollte nicht predigen, wie er selber sagte,1 daher
fehlt die abschließende Moral, die man bei einer Fabel erwarten würde.
Probleme wie Armut, Verbrechen und Verkehrsstaus wurden in Entenhausen
nicht wie im Disney-Konzern sonst üblich verdrängt.2 Entenhausen ist daher
keine „ideale“ Stadt. Und doch scheint diese Stadt zumindest in gesellschaftlicher Hinsicht gegenüber der nordamerikanischen Stadt idealisiert: Es gibt keine
Rassenprobleme. Über dieses Phänomen läßt sich nur spekulieren.
Die Bearbeitung hat mir viel Freude bereitet. Sie hat mir nicht nur die Comics
von Barks nähergebracht, sondern auch einen Einblick in den USamerikanischen Städtebau und seine vielen Probleme verschafft.
1
Interview am 29.6.1994 im Hotel Vier Jahreszeiten in München.
(http://stp.ling.uu.se/~starback/dcml/creators/barks-in-deutschland.html)
2
Ob „Main Steet, USA“, EPCOT Center oder Celebration, immer verstand der Disney-Konzern es meisterhaft, weitverbreitete Klischees als unterhaltsame Realität zu verkaufen. Was die Idylle trüben könnte, wurde ausgeblendet,
bis nur noch eine heile Welt blieb, nach der sich die meisten Menschen sehnen.
16
Anhang
Die Einwohner Entenhausens
Für die Leser, die die wichtigsten Bewohner Entenhausens näher kennenlernen
möchten, werden sie kurz vorgestellt.
Donald
(„Land of the Totem Poles“, DD FC 263, Februar 1950)
(„Party der peinlichen Art“, WDC 91, April 1948)
Donald Duck ist der berühmteste Bewohner dieser Stadt. Er tauchte 1934 zum
ersten Mal in einem Mickey Maus-Zeichentrickfilm1 auf. Ab 1935 kam Donald
in die Silly Symphonies. Disneys-Kurzgeschichten in den Silly Symphonies
wurden seit 1932 sonntags in amerikanischen Zeitungen veröffentlicht. Daß die
Kurzgeschichten über Donald immer beliebter wurden, lag nicht zuletzt auch an
dem Zeichner Al Taliaferro. 1940 entdeckte der Disney Konzern für sich ein
neues Medium - das Comic-Heft. In diesem trat auch Donald auf. Zuerst wurden alte Zeitungsstrips nachgedruckt, später kamen neue Geschichten (hauptsächlich von Barks) hinzu.
Donalds hervorstechendste Wesenszüge waren anfangs blinde Wut und Rücksichtslosigkeit der Umwelt gegenüber. Da entsprach es nur der ausgleichenden
Gerechtigkeit, daß die Umwelt sich immer wieder zur Wehr setzte und den
Wüterich in seine Schranken verwies. Meistens wandelte dann Donald Niederlagen in Kompromisse: Demolierte er sein Fahrrad in einer Kanalöffnung, fährt
er mit dem Kanaldeckel als Rad weiter. Die Mischung aus Faulheit, Dreistigkeit
und Pfiffigkeit kam beim Publikum an, denn in dieser schweren Zeit (Weltwirtschaftkrise und drohender Krieg in Europa) waren keine strahlenden Helden
gefragt.
Barks nahm später allmählich den explosiven Charakter von Donald zurück.
Und so wie sein Wesen, veränderte er auch sein Aussehen: Der Schnabel würde
kürzer, Kopf und Körper runder und fülliger. Sein Äußeres wurde somit gemütlicher und liebenswerter.
Im Comic wurde Donald mehr und mehr in die Entenhausener Gemeinschaft
integriert. Das Zusammenspiel mit Nachbarn und Verwandten sorgte für eine
zunehmende Ausdifferenzierung seiner Persönlichkeit: Er wurde zum notorischen Pechvogel, der ständig pleite ist. Der Kleinbürger Donald ist entweder
Arbeitslos oder er hat ständig seine Entlassung vor Augen. Er versuchte sich in
unzähligen Berufen, ist aber einfach nicht zu Höherem berufen. (Der Durchschnittsamerikaner wechselt alle 3,5 Jahre seine Arbeit.) Trotzdem besitzt Donald ein Auto (40er Jahre!) und hat ein kleines typisch amerikanisches Einfamilienhaus in Leichtbauweise (Holzverschalung) mit Garten und Garage. Er entspricht insofern einer typisch amerikanischen Klischeefigur.
In den ersten Comics besitzt Donald einen sehr streitsüchtigen Nachbarn Jones,
der aber nach wenigen Heften wieder verschwindet. Da sich Umfeld und Haus
(„Semannslos“, WDC 52, Februar 1945)
1
Titel: „The Wise Little Hen“
17
im Laufe der Zeit in den Comics ändern, ist davon auszugehen, daß Donald des
öfteren umzieht. Aber auch dieses ist in USA ganz normal.
Barks arbeitet bevorzugt mit Donald, denn Donald konnte man herumstoßen
oder verunglücken lassen. Donald ist ein Komödiant, den man schlecht behandeln und komisch aussehen lassen konnte. Mit Mickey wäre das gefährlich gewesen, denn er mußte immer geliebt werden und aus allem als Sieger hervorgehen. Mickey entspricht viel mehr den Idealen des Disney-Konzerns. Dieses ist
wohl auch der Grund warum Mickey in Barks Geschichten nicht vorkommt.
Tick, Trick und Track
(„Die flinken Schwimmer“, WDC 190, Juli 1956)
Donald wohnt aber nicht allein in seinem Haus. Denn Al Taliaferro verlieh Donald am 17.10.1937 ein erstes familiäres Umfeld2: Eine Cousine namens Dumbella teilte Donald brieflich mit, er solle vorübergehend für seine drei Neffen
Tick, Trick und Track (Hughy, Dewey and Louie) sorgen, denn der Vater der
lieben kleinen müsse sich im Krankenhaus von einem lustigen Streich erholen...
(Man entschloß sich Donald nicht Vater werden zu lassen, um Problemen in
der Darstellung von Sexualität aus dem Wege zu gehen. Diese Familienpolitik
wurde später noch erfolgreicher von Carl Barks fortgesetzt!3)
Anfangs entsprachen die Drillinge dem klassischen Comicschema ungezogener
Kinder. Ob sie ihren Onkel mit Zaunlatten oder Wassereimern traktierten, Donalds blitzartig aufflammender Zorn fand immer drei Ableiter. In den Mitteln
seiner Bestrafungen war er nicht wählerisch.
Doch in dem Maß, wie sich der „befristete“ Aufenthalt der Neffen dahinzog,
wuchs Donald zunehmend in die Rolle des verantwortungsbewußten Familienoberhaupts hinein. Auch die Neffen entwickelten sich: Nach zahlreichen Weltreisen, die sie mit Onkel Donald und Dagobert unternommen haben, erweisen
sie sich als gewitzte Kinder, die in ausweglos scheinenden Situationen ihren
Verwandten meistens überlegen sind und ihnen aus der Klemme helfen, womit
sie zu idealen Identifikationsfiguren werden.
Daisy
(„fix-it-fizzle“, WDC 161, Februar 1954)
1940 trat eine neue Gestalt aus Donalds Umfeld in Erscheinung. In dem Film
‚Mr. Duck steps out‘ flirtete eine Entendame mit langen Wimpern und hochhackigen Pumps mit Donald. Aber erst Jahre später (1946) gewann Daisy im
Comic an Bedeutung. Daisy sollte über Jahre hinweg die Rolle übernehmen,
Donald eifersüchtig zu machen. Daß diese Liebe platonisch bleiben muß, verdanken die beiden dem puritanischem Amerika der fünfziger, wo direkte Erotik
nicht geduldet wurde.
Seit den 50er Jahren besitzt in unmittelbarer Nähe zu Donald ebenfalls ein kleines Einfamilienhaus. Doch die Nähe tut der Beziehung nicht gut. Obwohl Daisy sich im täglichem Leben als Niete entpuppt ( - sie ist schusselig, denkt nur
an Mode, kann nicht richtig Auto fahren,... - ), stellt sie hohe Ansprüche an
2
3
Barks beschreibt sich in einem Fan-Brief als einer der Mitväter von Tick, Trick und Track. (BL-WDC 4, S.6)
Die Donaldistische Wissenschaft prägte für dieses Phänomen den Begriff „Veronkelungstheorie“. Die gesamte
Duck-Familie besteht nur aus Onkel, Tanten, Neffen und Nichten.
18
Donald. Wenn Donald dann ihre Erwartungen nicht erfüllt, das ist meistens der
Fall, wird sie verbal ausfallend und manchmal sogar handgreiflich. Daisy ist der
Alptraum eines jeden Ehemannes und keine Freude für Feministinnen. Sie verkörpert in ihrer spießigen Art (Damenkränzchen, Wohltätigkeitsorganisationen)
den Doris-Day-Typ.
Dagobert
Denkmal für Emil Erpel, dem Stadtgründer („Der reichste Mann der Welt“, WDC 138, März 1952)
Neben Donald Duck ist Onkel Dagobert die bedeutendste Figur Entenhausens.
Er wurde 1947 von Carl Barks in der Geschichte „Christmas on Bear Montain“4
zum ersten Mal vorgestellt.
Im amerikanischen Original heißt Onkel Dagobert Uncle $crooge McDuck,
denn in den ersten Geschichten orientierten sich Aussehen und Charakter an
Ebenezer Scrooge aus Charles Dickens „Weihnachtsgeschichten“. Diesem verdankt er auch seinen Namen.
Er wird als Kind verarmter schottischer Adeliger (Klischee: Schotte => Geiz)
geboren und wandert in jungen Jahren in die Vereinigten Staaten aus. Den
Grundstock seines Vermögens erwirbt er sich in den Goldfelder von Alaska.
Denn Barks habe es absichtlich so aussehen lassen, als ob Uncle $crooge damals sein Geld gemacht habe, als die Welt noch nicht so überlaufen war und
man in die Berge gehen und Reichtümer finden konnte. Er habe in $crooge
niemals einen jener Millionäre gesehen, die ihr Geld durch Ausbeutung anderer
gemacht haben.5 Barks ist der Meinung, daß zwar Dagobert viel Geld habe,
aber deswegen noch kein Verbrecher sei6. In Entenhausen steigt Onkel Dagobert zum allseits respektierten und gefürchteten Finanzmagnaten und reichsten Mann der Welt auf. Sein Geiz, mit dem er seinen Neffen traktiert, ist es,
der uns mit Donald mitfühlen läßt.
Das Geld bietet Anlaß zu vielen Geschichten. So wird Donald mit seinen Neffen oft in die Fremde (auf „Geschäftsreisen“) geschickt, um Dagoberts Besitztümer zu sichern und/oder zu vermehren.
Die größte Freude für Dagobert ist es, wie ein Seehund in sein Geld zu springen
und wie ein Maulwurf darin herumzuwühlen und es in die Luft zu schmeißen,
so daß es ihm auf die Glatze prasselt.7 Das Geld wird in seinem Geldspeicher
gelagert. Der Speicher ist das markanteste Gebäude von Entenhausen und
thront wie eine Festung auf einem kleinen Berg über dem Zentrum der Stadt.
Gustav Gans
(„Uncle Scrooge and The Money Champ“, US 27, September-November, 1959)
1948 taucht ein Cousin Donalds namens Gustav Gans (Gladstone Gander) zum
ersten Mal in einem Comic8 auf. Er ist, wie sein Name schon sagt, keine reinrassige Ente, sondern ein arbeitsloser Enten-Gänse-Bastard. Die größte Schan4
Four Color Comics 178, 1947 („Die Mutprobe“, in Mickey Maus 26-27/1957)
gemeint sind robber barons. Spekulanten, die während der Weltwirtschaftskrise ihren Reichtum an der Börse erwarben und Amerikas Wirtschaft kontrollierten.
6
vgl. Barks, Gottfried Helnwein: „Wer ist Carl Barks“, Berlin 1993, S. 240
7
vgl. Erika Fuchs: „Der arme alte Mann“, Mickey-Maus-Sonderheft 10, 1953; übersetzt aus „Only a poor old man“,
Four Color Comics 386, USA, 1952
8
Walt Disney’s Comics and Stories 89, USA, 1948
5
19
de für ihn ist es, daß er „vor langer langer Zeit, in einem Augenblick geistiger
Umnachtung“ einmal gearbeitet hat und dabei einen Kreuzer verdiente, wie er
mit tränenverstickter Stimme seinen Verwandten einmal beichtet9. Der angeberische, geschniegelte Nebenbuhler Donalds entwickelt sich zum sagenhaften
Glückspilz. Als zum Beispiel ein Gläubiger ihn würgt und seine 5 Taler (im
amerikanischem: Dollar!) zurückfordert, flattert Gustav ein 10-Taler-Schein in
die Hand. Dieses Glück macht ihn zum Gegenpol Donalds, dessen Tun meistens zum Scheitern verurteilt ist. Auch wird Gustav als Unsympath dargestellt.
Daniel Düsentrieb – Dem Ingeniör ist nichts zu schwör
Vetter Gustav Gans („Der Perlsamen“, WDC 95, August 1948)
Das verrückte Huhn Daniel Düsentrieb (Gyro Gearloose) wurde 1951 von
Barks als weltfremder, aber auch genialer Erfinder entworfen.10 Er paßt in das
Klischee eines Garagenerfinders wie zum Beispiel der Amerikaner Thomas Alva Edison. Düsentrieb erfindet die wildesten Geräte: Glühbirnen, die helle
Räume dunkel machen; einen Wutwandler, mit dem elektrische Energie gewonnen werden kann, dressierte Würmer, die Fische fangen, u.v.m. Mit „Helferlein“ steht ihm ein selbstgebauter Mini-Roboter als Assistent zur Seite. Hat
der Ingenieur den Karren mal wieder in den Dreck gefahren, findet „The Helper“ eine Lösung. Düsentrieb will stets das „Gute“, schafft meistens nur „Böses“. Aufgrund der Katastrophen, die aufgrund seiner Erfindung entstehen,
muß er mehrmals am Ende einer Geschichte (wie auch Donald) nach Timbuktu
auswandern.
Self-made-man Düsentrieb hat seine baufällige Werkstatt in der gleichen Siedlung wie Donald?
Schurken
(Do and the Mummy's Ring, DDOS 29.1, September 1943)
Innencover, Düsentriebs Werkstatt, (FC 1047, November 1959)
Wie bei jedem Drama oder jedem Roman kann auch bei den Donald-DuckGeschichten nicht auf Bösewichter verzichtet werden. Neben einer Vielzahl von
Schurken, die nur in einer Geschichte auftauchen, gibt es StandardGegenspieler der Duckfamilie wie u. a. die schwerkriminellen und manisch auf
die Geldvorräte Onkel Dagoberts fixierten Panzerknacker (Beagle11 Boys Inc.),
die Hexe Gundula Gaukel (Magica de Spell),Dagoberts Konkurrent Mac Moneysac (zweitreichste Ente der Welt!) und Kater Karlo. Tauchen diese Kleinkriminelle auf, ändert sich auch meistens auch das städtische Umfeld
9
Walt Disney’s Comics and Stories 140, USA, 1952
ebd.
11
Rasse, bis 40)
cm schulterhoher engl. Niederlaufhund; Jagdhund
10
(„Die sieben Städte von Cibola“, US 7.2,November 1954)
20
Biographie des Künstlers
Farm von Oma Duck (, Die Mixmaschine“, FC 1095.3)
Die Barksfarm in Oregon. (1910)
Barks (links) am Storyboard, Foto von 1937
27.3.1901 wird er als Sohn einfacher Farmer in der Nähe von Merrill (Oregon)
geboren.
Er besucht acht Jahre lang eine Schule mit nur einem Klassenzimmer in Oregon.
Hiernach erhält er keinerlei Weiterbildung, da er taub wird und seinem Vater nach dem Tode seiner Mutter auf der Ranch helfen muß.
Schon als Junge zeichnet er gern. Anfangs kopiert er Zeichner der
Comic-Frühgeschichte wie Winsor McCay und Frederick BurrOpper. Dabei schaut er hauptsächlich deren Zeichentechnik ab, um sie
für seine eigenen Gesichter, Figuren und Szenen anzuwenden.
1916
belegt er einen Zeichenfernkurs der London School of Cartooning,
den er aber aufgrund des 1. Weltkriegs nicht zu Ende führt. Die
gründlichen und ausführlichen Erläuterungen der wenigen Folgen
des Kurses, an denen Barks teilnahm, wurden aber das Fundament,
auf dem seine dramatische und humoristische Präsentation fußt.
1918
zieht Barks nach San Francisco und bewirbt sich erfolglos als
Zeichner bei verschiedenen Zeitungen. Er arbeitet etwa zwei Jahre
in einer Druckerei als Gehilfe und kehrt wieder auf die Farm nach
Oregon zurück.
1923
Er heiratet das erste Mal. Aus der Ehe gehen zwei Töchter hervor.
Er schlägt sich als Holzfäller und Arbeiter einer Eisenbahnlinie
durch.
ab 1928 Zeichnet er als freier Mitarbeiter Cartoons für kleine Zeitschriften.
1930
Sein Ergeiz, für Humorzeitschriften zu zeichnen, ruiniert seine erste
Ehe.
Er arbeitet als Kistenfabrikant, bis die Weltwirtschaftskrise ihn arbeitslos macht.
1931
wird er beim in Minneapolis beheimateten Witzblatt ‚Calgary Eye
Opener‘ fester Mitarbeiter.
1935-42
wird Barks als Phasenzeichner für einen Schneewittchen-Film vom
Walt Disney’s Studio eingestellt. Hiernach arbeitet er als Storyboarder12 alleine und mit anderen an insgesamt 35 Donald DuckFilmen.
1942
entwickelt er zusammen mit seinem Kollegen Jack Hannah das erste Donald Duck Comic-Heft, ‚Donald Duck finds Pirate Gold‘.
Kurz nach der Entstehung dieses Comics verläßt Barks das Disney
Studio, da es zunehmend zur Herstellung von Kriegspropaganda
und Lehrfilmen für die Armee eingesetzt wird. Die nun noch stärker
reglementierte Arbeit mißfällt dem Individualisten Barks. Außerdem schadet die klimatisierte Luft in den Büros seiner Gesundheit.
Er kündigt.
12
Die Aufgabe des Storyboarder besteht darin, Geschichten zu erfinden, in Einzelbildern zu skizzieren und diese
Einzelbilder auf großen Tafeln zu sogenannten Storyboards zusammenzustellen.
21
ab 1943
1947
Donald als Kriegsgefangener in dem
Film ‚The Fuehrer’s Face‘, 1942
Das komplette Disneystaraufgebot während des Krieges
in einem patriotischen Aufmarsch. (O’Brian, Flora:
‚Donald Duck – 50 Years of Happy Frustation‘, London: Three Duck Edition, 1984; Verfasser des Bildes
unbekannt)
1951
1953
1954
1958
1960
-1967
1967
1971-76
1976
Barks Haus in San Jacinto
1983
13
Barks heiratet eine zweites Mal und zieht 75 Meilen außerhalb von
Los Angeles nach San Jacinto. Dort züchtet er Hühner. Er hofft,
daß seine Farm in solange „über Wasser hält“, bis er sich als selbständiger Zeichner etablieren kann.
Als die Verleger des ersten Duck-Heftes Barks fragen, ob er weitere
Duck-Stories zeichnen wolle, sagt er zu. Er überarbeitet die Manuskripte so gut, daß er bald die Geschichten nicht nur zeichnen, sondern auch erfinden soll.
zeichnet und schreibt Barks mit wenigen Unterbrechungen alle
zehnseitigen Duck-Geschichten in ‚Walt Disney’s Comic and Stories‘.
beginnt Barks, immer wiederkehrende Nebenfiguren in seine Geschichten einzubauen, mit den er nach und nach seine Welt von
Entenhausen aufbaut. Er erfindet Onkel Dagobert (Scrooge
McDuck), einen geistigen Verwandten des Scrooge aus Charles
Dickens Weihnachtserzählung. Es folgen weitere Charaktere wie
zum Beispiel Gustav Gans (Gladstone Gander), Daniel Düsentrieb
(Gyro Gearloose) und die Panzerknacker (Beagle Boys).
wird auch Barks zweite Ehe geschieden.
Garé Williams, eine Landschafts- und Tiermalerin, hilft ihm beim
Kolorieren und Malen der Hintergründe.
Hochzeit mit Garé Williams
Wird er fest beim Western Puplishing13 angestellt.
trotz der von Anfang an gepflegten Politik des Disney-Konzerns,
Zeichner nicht namentlich zu nennen, gelingt es einem Fan aufgrund einer List, Barks Namen zu erfahren. Er ist vorher nur als der
„gute Zeichner“ bekannt.
verfaßt Carl Barks ca. 500 Geschichten mit etwa 35 000 Zeichnungen, zumeist Duck-Abenteuer für den Western Publishing. Damit
prägte er den Charakter von Donald mehr als jeder andere DisneyMitarbeiter.
setzt er sich zur Ruhe und entwirft noch gelegentlich bis in die 70er
Jahre Geschichten
malt er 122 Ölbilder mit Duck-Motiven, die zu hohen Preisen verkauft werden. Der Künstler tritt aus der Anonymität und findet Beachtung bei Bewunderern und Kritikern.
entzieht ihm der Disney-Konzern die Erlaubnis, diese Bilder herzustellen.
wird Barks mit einem bis dahin einzigartigen Projekt in der Geschichte der Comic-Literatur geehrt. Der US-Verlag Another Rainbow beginnt mit der Herausgabe der ‚Carl Barks Library‘in 30
Bänden. Die Ausgabe enthält sein Gesamtwerk und darüber hinaus
erläuternde Texte, Entwürfe und einige bisher unveröffentlichte Geschichten. Nach dem unerwarteten Erfolg erteilt der Disney Kon-
Comic-Verlag innerhalb des Disney-Konzerns
22
2000
zern Barks die Erlaubnis, weitere limitierte Lithographien zu erstellen.
Der Disney-Konzern beteiligt sich am Gewinn.
Carl Barks tritt als tragende Figur in dem Roman von Ariel Dorfman „Last song of Manuel Sendero“ auf.
am 25. August stirbt Barks 99-jährig.
Bibliographie
Comics
Carl Barks, in Walt Disney: Barks library, Stuttgart (deutsch sprachig)
Carl Barks, in Walt Disney: The Carl Barks library of Walt Disney’s Donald
Duck, Scottsdale (englisch sprachig);
Siehe auch: Grote, Johnny: „Werkverzeichnis der Comics“, Stuttgart: 1995
Abkürzungen:
US: Uncle Scrooge
DD: Donald Duck
GG: Gyro Gearloose
WDC: Walt Disney’s Comic & Stories
FC: Four Color Comics
Internet14
http://www.donald.org/
http://stp.ling.uu.se/~starback/dcml/creators/barks-in-deutschland.html
http://www.landslides-aerials.com/Slidesets/mutations/index.html
http://www.usc.edu/dept/geography/losangeles/lawalk/index.html
(Bahners, Patrick: „Carl Barks: Bilder aus Entenhausen“;
Stuttgart: 1994)
Bücher
Anton, Uwe; M. Hahn, Ronald: ‚Donald Duck: Ein Leben in Entenhausen,
München: 1994
Bahners, Patrick: Carl Barks: Bilder aus Entenhausen, Stuttgart: 1994
Barrier, J. Michael: Carl Barks and the art of the comic book, New York: 1981
Barrier, Michael: Carl Barks – Die Biographie, Mannheim: 1994
14
Bedingt durch das ständige Aktualisieren oder Löschen von Internet-basierten Quellen ist die dauerhafte Verfügbarkeit der angegebenen Adressen nicht gewährleistet bzw. kann deren Inhalt sich verändert haben.
23
Ciucci, Giorgio; Dal Co Francesco; Manieri-Elia, Mario; Tafuri, Manfredo: The
American City, St Albans:1980
Graff, Uta, J: Querschnitt – Fachbereich Architektur Technische Universität
Braunschweig, Darmstadt: 1997, S. 110
Gebhard, David; von Breton, Harriette: Los Angeles in the Thirties: 1931-1941,
Los Angeles: 1989
Grote, Jonny A: Carl Barks: Werkverzeichnis der Comics, Stuttgart: 1995
Helnwein, Gottfried: Wer ist Carl Barks?, o. Ort: 1993
Hopkins, Johns: Magnetic Los Angeles: Planning the Twentieth Century Metropolis, Baltimore: 1999
Jacobs, Jane: Tod und Leben großer amerikanischer Städte, Braunschweig,
Wiesbaden: 1993
Jessen, Johann, Städtebau-Inst. der Univ. Stuttgart: Amerikanische Stadt - Europäische Stadt: [Seminarbericht Sommersemester 1997], Stuttgart: 1999
Kaplan, Sam Hall: LA: Lost & Found, New York: 1987
Krausse, Joachim, Lichtenstein Claude: Your Private Sky, Baden: 1999
Kunzle, David: Carl Barks: Dagobert und Donald Duck, Welteroberung aus
Entenperspektive, Frankfurt am Main: 1990
LeBlanc, Sydney: 20th century American architecture: 200 key buildings, New
York, 1993
Longstreth, Richard: City Center to Regional Mall, Cambridge, Massachusetts:
1997
McHale, John: R. Buckminster Fuller, Ravensburg: 1964
O’Brian, Flora: Donald Duck – 50 Years of Happy Frustation, London: 1984
Rowe, Colin; Koetter, Fred: Collage City, Basel, Boston, Berlin: 1997
Taut, Bruno: ‚Die Stadtkrone‘, Jena: 1919
Scott, Mel: American City Planning, Chicago: 1995
Street-Porter, Tim: The Los Angeles House, New York: 1995
24
Wagner, Anton: Los Angeles: Werden, Leben und Gestalt der Zweimillionenstadt in Südkalifornien, Kiel: 1935
Zukowsky, John: Chicago Architektur 1872-1922, Frankfurt am Main: 1988
Dissertationen
Prahl, Sigrun: Der öffentliche Raum der Stadt, Parallelen zwischen nordamerikanischen Main Streets und der Berliner Friedrichstraße, Fakultät Architektur der Bauhaus-Universität Weimar, Weimar 1998
Bände
Blume, Helmut: USA – Der Großraum in strukturellem Wandel, in: Storkebaum, Werner: Wissenschaftliche Länderkunde, Band 9/I, Darmstadt: 1987
Blume, Helmut: USA – Die Regionen der USA, in: Storkebaum, Werner: Wissenschaftliche Länderkunde, Band 9/II, Darmstadt: 1979
Zeitschriften
Kothenschulte, Daniel: Der Schnabel der Welt, in: Zeit, Nr. 36, 31.August 2000,
S.43
25

Documentos relacionados