Trends and Design 2010

Transcrição

Trends and Design 2010
Der Content-Service
der imm cologne zu Design
und Wohnkultur
The imm cologne's content
service for design and interior
lifestyle
10_dt
Trends und Design 2010
Inhalt
2
Editorial
Design und Wohnkultur
62 Trendbook imm cologne 2010
Ästhetik nach dem Urknall
4
Erste Neuheiten imm cologne 2010
Neuheiten aus allen Möbel-Welten
67 Trendbook-Pressekonferenz Stockholm
Video-Podcast (DVD)
12 D3 Contest - Alle 29 Beiträge
Die nächste Designergeneration
68 Designer’s Voice: Cecilie Manz
„Eine großartige Nachricht!”
28 D3 Contest - Statements
Johanna Grawunder, Konstantin Grcic und
Stefan Diez über D3 Contest
72 Designer’s Voice: Britta Chantal Tibo,
RoomDoctor
„Der Ohrensessel und die Schubkarre…"
30 D3 Schools
imm cologne macht Schule
76 Interview Udo Traeger, Koelnmesse
„Wir verstehen uns als das modernste Möbelhaus der Welt."
36 Produkte: Sitzen
Multifunktionalität in Mattschwarz
40 Zahlenspiele: Durchgesessen
84 Cologne: Update
Köln-Tipps
44 Produkte: Schlafen
Immer mit der Ruhe
46 Zahlenspiele: Durchgeschlafen
88 Interview Dick Spierenburg
Pure Village: Ein Marktplatz für die Messe
Video-Podcast (DVD)
48 Produkte: Teppiche
Teppiche mit Charakter
50 Zahlenspiele: Durchgeknotet
92 Neuheiten und Innovationen
Gelungene Mischung auf der imm cologne 2010
52 12 Wohntrends
Das Wohnen der Zukunft hat bereits begonnen
98 Content-Service: Trendbook Interior Trends 2010
Content-Service: Business by Design
100 Impressum
60 Short cut: Wohntrends zum Jahresanfang 2010
Drinnen und draußen zuhause
2 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Koelnmesse; FAR (IMM10_TD0101_01)
Herausgeber:
Koelnmesse GmbH
imm cologne Presse
Markus Majerus
Messeplatz 1
50679 Köln
Telefon + 49 221 821-26 27
Telefax + 49 221 821-34 17
E-Mail [email protected]
www.koelnmesse.de
Editorial I 3
Editorial
Design und Wohnkultur
Zurzeit neigen wir dazu, alles infrage zu stellen, was in den
letzten Jahrzehnten als sichere Bank für unsere Wohlstandsgesellschaft galt: allen voran natürlich die globalisierte Finanzwirtschaft, aber auch die Prinzipien von
Wachstum, Konsum und vom sich immer schneller
drehenden Karussell der Innovationen. Wir suchen einen
Weg zur Nachhaltigkeit. Auch in unserer Wohnkultur.
Sind Trends also überhaupt noch zeitgemäß?
Wohnkultur ist nun einmal mehr als das Leben mit Möbelklassikern und die Pflege eines bestimmten Stils. Wohnkultur ist ein Reflex auf unsere Lebensumstände. Es geht
um unsere Reaktionen auf das Hier und Jetzt, aber auch
um die Weiterentwicklung unserer „Hardware”, sprich,
der Produkte, mit deren Wahl wir ein Statement ablegen
– für eine bestimmte Ästhetik, eine Lebenseinstellung,
einen Bedarf, eine Tradition oder auch für ein Verantwortungsgefühl. Trends geben dabei eine Richtung an, in die
Designer, Hersteller und Interior Designer diese Entwicklung vorantreiben. Die kontinuierliche Kreation neuer
Produktideen ist untrennbarer Teil unserer Wohnkultur,
die den Wandel reflektiert und lustvoll inszeniert. Zu Beginn jedes Jahres werden die Hallen der Koelnmesse zu
einem Erlebnisraum, in dem die Wohnwelten von morgen
inszeniert werden. Das gesamte Spektrum an Möbelund Einrichtungsneuheiten wird hier in Szene gesetzt. An
der Bar im neuen Messeformat Pure Village treffen sich
Aussteller aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt
mit Händlern und Designern und diskutieren über die
aktuellen Trends und Produktneuheiten.
viele erläuternde Texte und ein Interview mit Designerin
und Trendboard-Mitglied Cecilie Manz aus Kopenhagen.
Ein weiterer Fokus der Mappe liegt auf dem Event D3
Design talents der imm cologne, bei dem Hochschulen
sowie Studenten und Absolventen ihre Arbeiten vorstellen und erste Kontakte zur Wirtschaft knüpfen können.
Insbesondere der D3 Contest, der wieder einmal eine
Reihe inspirierender Prototypen der nächsten Designergeneration präsentieren wird, hat sich zu einem Highlight entwickelt, der Industrie und Designer gleichermaßen anzieht. Überlegungen zur Entwicklung der Messekonzepte sowie Hintergrundinformationen zur imm cologne und zum neuen Messeformat Pure Village liefern
die beiden Insider-Interviews mit imm cologne-Chef Udo
Traeger und Ausstellungsgestalter Dick Spierenburg.
Um Ihrem journalistischen Aufenthalt in Köln noch
einen Mehrwert zu bieten, haben wir für Sie und Ihre
Leser erneut eine kleine Auswahl designorientierter
Tipps für einen Köln-Besuch zusammengestellt.
Wie immer können Sie die Artikel und Bildmaterialien
unter Nennung der Credits honorarfrei verwenden. Bei
Veröffentlichung bitten wir um eine Mitteilung und gegebenenfalls um die Zusendung von Belegexemplaren. Ich
hoffe Ihnen mit dieser Lektüre einige Anregungen geben
zu können und freue mich, Sie auf der imm cologne 2010
begrüßen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüßen aus Köln
Die Content-Mappe, die Sie in Händen halten, steht im
Zeichen dieser Trends und Innovationen, die auf der imm
cologne 2010 präsentiert werden. Neben einer Vorschau
auf erste Produktneuheiten stellen wir Ihnen 12 Trends
vor, die Einfluss auf das Wohnen der Zukunft haben werden. Darin finden sich genauso Prognosen zu künftigen
Wohnformen wie einige ausgewählte Produkt- und Interior
Trends, kombiniert mit einer eigenen Fotostrecke. In
einer Zusammenfassung des Trendbooks werden auch
die aktuellen Interior Trends „Discipline”, „Comfort Zone”,
„Rehab” und „Trickery” erläutert. Eines scheint bei aller
Gegensätzlichkeit dieser Stilrichtungen klar: Qualität wird
zu einem Schlüsselfaktor im Möbeldesign. Auf der beigelegten DVD finden Sie übrigens auch ein Video-Podcast
zur Trendbook-Pressekonferenz in Stockholm sowie
Markus Majerus
P.S.: Aufgrund der Menge an Informationen, die wir für
Sie zusammengetragen haben, ist der Content-Mappe
dieses Mal eine DVD beigelegt. Neben den Inhalten und
Fotos dieser Ausgabe haben wir hierauf auch noch die
beiden bereits im Vorfeld der imm cologne erschienenen
Ausgaben abgespeichert. Alle Texte und Fotos – auch der
älteren Content-Mappen – finden Sie außerdem in unserem kostenlos zu nutzenden Online-Content-System
unter www.imm-content-service.de.
4 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Im Januar eröffnet die imm cologne wieder die neue
Möbelsaison mit einem umfassenden Neuheitenprogramm aus allen Bereichen des Interior Designs. Markenhersteller und Designer aus aller Welt präsentieren
ihre Sortimente und Gestaltungsideen für Möbel, Leuchten und Teppiche. Dabei gelingt es der Kölner Messe
immer wieder, nicht nur einen Ausschnitt zu zeigen, sondern die gesamte Vielfalt der Einrichtungswelten abzubilden – vom Basic-Esszimmer über das Edel-Schlafzimmer
und innovative Designersofa bis zum extravaganten
Formexperiment. Auch ausgefallene Ideen haben hier auf
Plattformen wie Pure Village oder D3 Design talents eine
Chance, neben den Premiummarken und Bestsellern ihr
Publikum zu finden. Die ersten Neuheiten verraten wenig
Krisenstimmung und viel Innovationsfreude: Ein neuer,
mit Humor gepaarter Look reduziert Möbel wie den Tisch
Lackaffe von Atelier Haußmann oder den Hocker Handle
von TemaHome auf ihr funktionales Skelett und ihre
Formtypologie, ohne dass man sagen könnte, dass es
ihnen an Attraktivität mangele; die unter der denkbar unspektakulären Rubrik Kastenmöbel laufende Innovation
aus dem Hause interlübke verwandelt Wände in Skulpturen voller Leben und Rhythmus; Calligaris, Bretz,
lignet roset und Brühl interpretieren den Wunsch nach
mehr Weichheit sehr unterschiedlich – mal elegant und
soft, mal extrovertiert, mal schlicht und formbetont, aber
immer originell und mit leichter Hand; und Teppiche
wie Fabric von kymo und Leuchten wie Eraser 260 von
Moree sind mehr als ein Textil und eine Leuchte, nämlich
Wohnraum und ein Sinnbild für Energie sparende Wärme. Und selbst klassische Zimmerkollektionen wie das
Schlafzimmerprogramm Vico von Gruber+Schlager oder
das Esszimmer Tao von Haleywood brechen trotz durchgängiger Formgebung mit der Langeweile des stoisch
durchdeklinierten Serien-Einerleis und präsentieren
sich genauso originell wie konzeptionsstark. Daneben
etablieren sich Möbelkonzepte wie der neue Klassiker
Ottana von Leolux und das Sofaprogramm Ted von Ligne
Roset in schönster Harmonie. In der Designwelt und auf
der imm cologne haben sie Platz genug.
Text und Auswahl: Frank A. Reinhardt
Neuheiten imm cologne 2010 I 5
Erste Neuheiten imm cologne 2010
Neuheiten aus allen Möbel-Welten
Foto: Ligne Roset; Ted (IMM10_TD0401_17)
Foto: Leolux; Ottana (IMM10_TD0401_12)
Passt immer
Rotieren, Anlehnen, Schemeln
Peter Malys Entwurf beweist, dass auch eine kompakte
Sofa-Form modern und elegant wirken kann. Die schlichte Silhouette des genauso komfortablen wie funktionalen
Sofaprogramms Ted erinnert an einen klassischen SofaTypus, steckt aber voll origineller Details. Armlehnen
und Rückenlehnenpolster können mit einem Handgriff
herausgenommen oder ausgetauscht werden. So verwandelt sich das Sofa schnell in eine Meridienne oder
Recamière. Mit einem zweiten Ted-Sofa kann es zu einer
Eckkombination zusammengefügt werden. Die Armlehnen sind beweglich und lassen sich in eine Ruheposition
abklappen. Ted ist ein Remix, eine Neuinterpretation von
Malys 1985 vorgestelltem Sofa Prao, das viele Jahre sehr
erfolgreich von ligne roset produziert wurde. Formal ist
Ted überarbeitet und technisch verbessert worden. So
wurden etwa die Kissen durch schöne Steppnähte kantiger gestaltet, und auch die neuen, sichtbaren Gurte sind
sehr charakteristisch.
www.ligne-roset.com
Die Form des Drehsessels Ottana von Designer Frans
Schrofer geht auf den klassischen Chesterfield-Sessel
zurück. Seine schlichte Interpretation, die bequeme
Ausformung sowie die Qualitätstechnologie von Ottana
lassen dieses Möbelstück dennoch völlig zeitgenössisch
wirken. Stuhl und Schemel sind rundum mit einer
aufwendigen, die Kontur betonenden Rollnaht eingefasst und in mehreren Farben erhältlich. Die Basis ist
konsequent modern gehalten und in poliertem oder
lackiertem Stahl erhältlich. Die Härte des Sitzkissens
kann durch einen Hebelmechanismus variiert werden,
wodurch ein perfekter Komfort garantiert wird. Ein moderner Sessel, der durch das klassische ChesterfieldDesign begeistert.
www.leolux.com
6 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Atelier Haußmann; Lackaffe (IMM10_TD0401_01)
Foto: Bretz; Kautsch (IMM10_TD0401_02)
Formvollendeter Primat
Zeitgemäßes Retro-Design
„Lackaffe” ist ein höhenverstellbarer Tischbock aus
pulverbeschichtetem Eisen und flexibel einsetzbar für die
unterschiedlichsten Platten und Bretter. So entsteht eine
Vielzahl von optischen Gestaltungs- und Einsatzmöglichkeiten, der Phantasie sind praktisch keine Grenzen
gesetzt. Ob edel oder rustikal, „Lackaffe” ist der optimale
Unterbau für ein individuelles Möbelstück. Die Brüder
Andreas und Rainer Haußmann haben den Tischböcken
zu einer Renaissance verholfen und fertigen den Werkstattentwurf traditionell in kleinen Berliner Handwerksbetrieben. Der formschöne Entwurf stammt von den
Hamburger Designern Thesenfitz und Wedekind.
www.atelierhaussmann.de
Omas blumige Sesselchen erscheinen bei Bretz auf
einmal voluminös aufgeplustert. Dennoch steckt mehr in
den Sofas der Reihe „Kautsch” als heiße Luft: Speziell gehärtete Federkerne und fein austarierte, dauerelastische
Kaltschäume lassen den Körper sanft versinken. Die aus
dem Zentrum entspringenden Linien formen gepolsterte
Kassetten, die sich an den Körper schmiegen. Optisch
scheint Kautsch klischeehaft überzeichnet und geradewegs einem Comic entsprungen. Dabei passt sich die
Polsterserie nur dem allzu realen Bedürfnis vieler Menschen nach Farbe und Gemütlichkeit für ihre „Comfort
Zone” an, in die sie sich nach Einschätzung des imm
cologne Trendboards vor dem Krisengeschehen zurückziehen und es sich auf kuchenartig geformten Sofas und
Poufs gut gehen lassen (Trendbook „Interior Trends 2010”).
„Kautsch” ist aber auch eine zeitgenössische Rückbesinnung auf die einstigen Ur-Kautschen der Traditionsmarke Bretz.
www.cultsofa.com
www.bretz.de
Neuheiten imm cologne 2010 I 7
Foto: Brühl; powder (IMM10_TD0401_03)
Foto: Haleywood; Tao (IMM10_TD0401_08)
Avantgardistische Form mit einem Hauch Poesie
Moderner Rahmen
Ein Sessel, in dem man versinken kann, ohne die Form zu
verlieren. Die architektonisch im „Clean-Cut” ausgeführten
Rundsessel und Sofas präsentieren sich mit in femininer
A-Linie ausschwingender Silhouette. Das Sitzgefühl von
„powder” ist traumhafte Geborgenheit, mit der der Sitzende
aufgehoben und umschlossen wird. Die hohe formale
Stringenz des Sessels wird mit der Leichtigkeit aufgehoben, mit der man sich dank der integrierten Rollen in ihm
fortbewegt. Das Sofa hingegen bleibt konstant. Mit Finesse
setzt „powder” sein ausgeprägtes Formenbewusstsein
bei Stoff- und insbesondere Leder-Ausführungen bis
in akzentuierende Nahtdetails ein: geometrisch klar am
kegelförmigen Einschnitt der Armlehnen - filigran linear
in den Rundecken von Sessel und Sofa. Nuanciertes
Abweichen der Norm wird spielerisch durch die leicht
gebogene Teilungsnaht von Rückenlehne und Sitzkorpus
betont. Glamour verleihen Bezüge in edlem Leder und
Textil wie Wollfilz und Bambus.
www.bruehl.com
Das aus Holz gearbeitete Esszimmerprogramm Tao von
Haleywood ist ein Beispiel für die hohe Designqualität
vieler Produktneuheiten im Basic-Segment der
imm cologne. Wuchtig und streng in der kubischen Formensprache versucht das Design, ein Gleichgewicht
zwischen Raum und Volumen herzustellen, was den Eindruck rustikaler Eleganz vermittelt. Das Spiel der leeren
Räume im Rahmen eröffnet ein Fenster, das Platz für
Dekorationen bietet und einer ansonsten schweren Form
Tiefe und Leichtigkeit verleiht.
www.haleywood.com.sg
8 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Gruber + Schlager: Vico (IMM10_TD0401_05)
Luftige Träume
Bei aller Massivität der Konstruktion wirken die Elemente
von „Vico” alles andere als schwer. Vielmehr scheinen
sie den Bodenkontakt zu meiden und stets ein wenig
über dem Boden zu schweben. Ein Hauch fernöstlicher
Ästhetik verleiht dem Schlafzimmerprogramm aus Bett,
Nachttisch und Kommoden zusätzliche Leichtigkeit. Ein
ohne sichtbare Fugen gearbeitetes Massivholzgestell in
klarer Linienführung und markanter Geometrie trägt die
Matratze, während ein weiches, an eine Couch erinnerndes Kissen zum Entspannen einlädt. „Vico” muss nicht
an der Wand stehen, sondern eignet sich auch zur freien
Platzierung im Raum. Das passende Nachtkästchen ist
rund und betont losgelöst von der Formensprache des
Bettes. Der obere schwenkbare Teil eröffnet Stauraum in
Lackausführung. Das Nachtkästchen ist mit hochwertigem Kernleder bezogen, das farblich auf das Lederkissen
des Bettes abgestimmt ist. Der Schminktisch ist ein richtiges Schmuckstück. Nach dem Öffnen des Deckels lässt
(IMM10_TD0401_06)
(IMM10_TD0401_07)
sich die Klappe einschieben und trägt damit zur komfortablen Sitzhaltung beim Schminken vor dem beleuchteten
Spiegel bei. Schütten ermöglichen ein übersichtliches
Aufbewahren der Schminkutensilien.
www.gruber-schlager.com
Neuheiten imm cologne 2010 I 9
Foto: interlübke; Reef (IMM10_TD0401_10)
Eye-catcher
Erstmalig zur imm cologne 2010 präsentiert interlübke
den von Eva Paster und Michael Geldmache entworfenen
Schrank „reef”. Ein Relief aus verschachtelten Türen
greift architektonische Trends durch unterschiedliche
Tiefen auf – der Stauraum wird neu interpretiert. „reef”
wirkt in großen wie in kleinen Räumen als ein Möbelstück der besonderen Art. Der Einsatzbereich wird durch
die Inneneinteilung bestimmt. Eine Überraschung – innen
wie außen. In voller Breite eingesetzt ermöglicht das
Schrankprogramm eine völlig neue Gestaltung von Wand
und Trennwand, deren Fläche nicht mehr als neutraler
Hintergrund, sondern – ähnlich dem namengebenden Riff –
als organische Struktur erscheint.
www.interluebke.de
(IMM10_TD0401_09)
10 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: kymo; Fabric Squard (IMM10_TD0401_11)
Foto: Calligaris; Fashion Supersoft (IMM10_TD0401_04)
Bodenleben
Anziehendes Sofa
Wer braucht da noch ein Sofa? Vielseitigkeit ist die
Leitidee und Lebensphilosophie von Fabric Squared,
denn schon die Japaner haben erkannt, dass man außer
einem guten Teppich eigentlich nicht viele Einrichtungsgegenstände braucht. Hergestellt aus einem Kern aus
visko-elastischem Polyurethanschaum, über den ein mit
einer Lochstruktur geprägter Stoff gezogen wird, bildet
der Teppich die perfekte und gleichzeitig höchst stylische
Unterlage für die vielfältigsten Aktivitäten: das tägliche
Yoga- oder Fitness-Workout oder die gemütliche RelaxEinheit mit einem spannenden Buch und einer Tasse
Tee. Das Ganze mit Aha-Effekt: Durch Druck entstandene
Dellen – wie etwa Fußabdrücke – verschwinden innerhalb
kürzester Zeit, bis der Teppich dank des so genannten
Memory-Schaums wieder seine ursprüngliche homogene Oberflächenspannung erreicht hat.
www.kymo.de
Stilvolle Geborgenheit verspricht dieses elegante Sofa
Fashion Supersoft von Calligaris, dem man seine Vielseitigkeit gar nicht ansieht. Denn zeitlos ist es trotz seines
klassischen Designs nun wirklich nicht, im Gegenteil: Die
Bezüge aus zweifarbigem Stoff sind ohne Probleme
auswechselbar und werden in den verschiedensten Farbund Materialvariationen angeboten. So lässt sich beispielsweise das Stoffsofa blitzschnell in ein Ledersofa
verwandeln. Doch angesichts des einladenden Designs
erscheint die Affinität zur Mode fast zweitrangig. Die
Form manifestiert die optische Eigenständigkeit von Fashion Supersoft und garantiert bequemes Sitzvergnügen.
www.calligaris.it
Neuheiten imm cologne 2010 I 11
Foto: Moree; Eraser 260 (IMM10_TD0401_13)
Foto: TemaHome Handle (IMM10_TD0401_16)
Licht in Quaderform
Klein, praktisch, bunt!
Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht? Die
Leuchte Eraser macht das Dimmen des Lichtes, das
sonst meist nur in der verborgenen Technik eines
Schalters stattfindet, zu einem intuitiv nachvollziehbaren
Vorgang. Zudem löst sie die Schwierigkeit, eine Energiesparleuchte zu dimmen, auf ebenso elegante wie
überzeugend-funktionale Weise. Der Leuchtquader von
Eraser 260 erzeugt eine angenehme Lichtfarbe und lässt
sich stufenlos aus dem abschirmenden Aluminiumkörper schieben. Die Leuchte wird so selbst zu einem großen
Dimmer und lässt immer gerade soviel Licht frei wie
gewünscht – von der dezent illuminierenden Fläche bis
hin zum Raum erhellenden Leuchtkorpus. Eine echte
Design-Innovation auf der Möbelmesse imm cologne,
die auf Boden, Sideboard oder Nachttisch eine gute Figur
macht.
www.moree.de
Die vielfarbige Handle Hocker-Familie von TemaHome
besteht aus lebensfrohen, cartoonhaften Kreationen, die
durch Einfachheit und Originalität bestechen. Designer
Fernando Brizio ist für seinen bunten exzentrischen Stil
bekannt, und der Handle Hocker hält dieses Versprechen.
Das Holzgestell des Handle ist stoffummantelt und mit
einer Schlaufe ausgestattet, die Mobilität suggeriert.
Brizio wählte bewusst einen griffigen Stoff zur Gestaltung
der Schlaufe, die durch ihn eine handgenähte Optik und
Raffinesse erhält. Zum Verstauen des Hockers bei Nichtgebrauch reicht ein Haken an der Wand.
www.temahome.com
12 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
[D3] 2010_Contest I 13
[D3]
Die nächste Designergeneration
Sie haben die Außenseiterposition beim Spiel der Großen.
Doch manchmal gelingt es ihnen, den etablierten Designmarken und ihren kreativen Spitzenprofis etwas vom Glanz
zu stehlen. Gemeint sind die jungen Designer von D3 Design
talents, der Nachwuchsplattform der internationalen Einrichtungsmesse imm cologne. Meist ist es ihr erster Auftritt
vor großem Publikum. Sie präsentieren in unaufgeregtem
Ambiente ihre Prototypen, für die es in der Regel keinen
Hersteller gibt. Zumindest noch nicht. Denn mittlerweile
hat das Fachpublikum der imm cologne den nun schon im
siebten Jahr durchgeführten D3 Contest und die Ausstellung der Gewinner als Talentfundgrube für sich entdeckt.
Foto: Koelnmesse (IMM10_TD0502_01)
14 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Das Talentforum [D³] Design talents zeigt, wo’s lang
geht. Junge Designer präsentieren ihre originellen
Produktideen auf der imm cologne neben den etablierten Stars der Möbelbranche.
Design lebt von immer neuen Ideen. Und manchmal
auch von der Neuerfindung alter Ideen. Entscheidend
aber ist der ständige Perspektivenwechsel, in dem das
Erreichte hinterfragt, etablierte Ästhetik durchbrochen
und neue Lösungsansätze gewagt werden. Und so erfüllt das experimentelle Design für die gesamte Disziplin
eine wichtige Funktion – indem es für ständigen Input
sorgt.
Gerade die Arbeiten junger Designer wirken dabei auf
die Profiliga wie eine Frischzellenkur. Selbstbewusst
gehen sie mit neuen Technologien um und improvisieren, um ihre Ideen in Prototypen umzusetzen. Dabei
sind sie immer stärker auf sich gestellt; Anstellungen
für Hochschulabgänger sind noch rarer als Aufträge,
und beides, so hört man aus ihren Zukunftseinschätzungen heraus, werden für sie im Umfeld der Finanzkrise wohl noch schwieriger zu finden sein. Und so
stellen sich viele Designer darauf ein, ihre Produktideen
in Eigenregie umzusetzen: als spektakuläre Einzelstücke
oder in kleinen Auflagen. Mit dem Ergebnis, dass sich
eine eigene Ästhetik entwickelt hat, die weniger industriell geprägt ist und noch weniger Kompromisse macht.
Humorvoll, unkonventionell, extravagant, ambitioniert
und visionär, manchmal aber auch nur genial einfach –
so präsentiert sich heute das junge Design.
Kölner Ideenfeuerwerk
Davon profitieren Plattformen wie D³ Design talents mit
ihrem internationalen Nachwuchswettbewerb D³ Contest.
Die Ausstellung auf der internationalen Möbel- und Einrichtungsmesse imm cologne sprüht vor Kreativität und
hat sich zu einem bei Industrie und Designszene hoch
anerkannten Talentforum und Ideenfeuerwerk entwickelt.
Die Koelnmesse als Initiator hatte vor 6 Jahren zusammen mit dem Rat für Formgebung nach einem Format
gesucht, das der Situation der Designer und den Interessen des Publikums gleichermaßen entgegenkommt.
[D3] 2010_Contest I 15
[D3]
Die nächste Designergeneration
Foto: Kolenmesse; Martha Schwindling_PÁP (IMM10_TD0501_25A)
Inzwischen ist die kuratierte Ausstellung in Halle 3.1 zu
einem beliebten Anziehungspunkt der imm cologne geworden. Hier trifft experimentelles Design auf das marktkonforme Angebot der Möbelindustrie, der rohe Entwurf
auf die perfekte Glätte der Edelmarken.
Ein Stück Anarchie in einer kommerziellen, durchorganisierten Welt. Dieser Gegensatz zwischen Kommerziellem und Experimentellem macht für die amerikanische
Architektin und Art Designerin Johanna Grawunder den
besonderen Reiz der imm cologne aus. „In den letzten
zwei Jahren, in denen ich Mitglied der Jury des D³ Contest
gewesen bin, war die Präsentation extrem schön, wirklich verblüffend und zeigte unglaublich viel Talent”, bekennt
Johanna Grawunder. „Auf der einen Seite haben Sie die
professionelle Auswahl kommerziellen Designs, und
auf der anderen Seite einen starken Bereich rein experimentellen Designs. Und diese beiden ergänzen sich
wunderbar, denn es gibt nichts, was zwischen ihnen
steht. Beide Seiten können sehr viel voneinander lernen.
Es ist eine elegante, intensive Reduktion dessen, was
in der Designwelt passiert, wie die Essenz einer guten
Sauce.”
Nur die Besten dürfen ausstellen
Der Wettbewerb wird jährlich zur imm cologne von der
Koelnmesse ausgelobt. In diesem Jahr beteiligten sich
521 junge Gestalter aus 43 Ländern am Wettbewerb und
reichten insgesamt 649 Ideen ein. Auf der imm cologne
2010 werden die 29 besten Arbeiten gezeigt. Die Kuratierung gewährleistet den hohen Qualitätsstandard der
gezeigten Objekte und ihrer Präsentation. Für den D³
Contest können sich alle Studenten und Absolventen,
deren Abschluss nicht länger als drei Jahre zurückliegt,
mit Ihren Prototypen bewerben. Damit will D³ gezielt
jungen Designern ein Forum bieten, auf dem sie ihre
Ideen für Möbel, Leuchten, Wohntextilien und Einrichtungsobjekte der Zukunft einem internationalen Publikum präsentieren können.
16 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Das Besondere an dieser Talentschau ist der Wettbewerbscharakter auf der einen und eine ungewöhnliche
Großzügigkeit auf der anderen Seite. Nur, wer das
Auswahlgremium überzeugt, darf ausstellen. Doch wer
diese Hürde genommen hat, wird von der Koelnmesse
ohne Wenn und Aber zur Teilnahme an der Ausstellung
eingeladen. „Wir unterstützen die Teilnehmer so weit,
dass die Präsentation der Prototypen keine finanzielle
Belastung mehr für sie darstellt”, erklärt Rüdiger Sprave,
der bei der Koelnmesse die Ausstellung zusammen mit
Natalie Köhler vom Rat für Formgebung organisiert.
So ist denn nicht nur die Teilnahme an der Vorauswahl
zum Wettbewerb kostenfrei; die Koelnmesse organisiert
und finanziert für die Teilnehmer der Ausstellung auch
Transport-, Reise- und Unterbringung. Das Konzept
hat sich bewährt, findet auch der Münchener Designer
Stefan Diez: „Ich mag die Design talents auf der imm
cologne. Es ist gut, dass die Kölner Messe das kuratieren
lässt und nicht einfach nur einen Designshop neben
dem anderen aufbaut, wie das in Mailand immer mehr
der Fall ist. Das ist so unübersichtlich und von der Präsentation her überwiegend so enttäuschend, dass ich es
mir dieses Jahr gar nicht mehr angesehen habe.”
Hochschulen inszenieren sich als Talentschmieden
Auch wenn die Präsentation der Wettbewerbsgewinner
das Highlight ist, will das Designevent D³ doch eigentlich
mehr bieten als eine gute Show – es soll eine Kommunikationsbasis für junge, kreative Menschen und
erfahrene Marktprofis sein, es soll zwischen Menschen,
Institutionen und Märkten vermitteln. Deshalb gibt es
unter dem Dach von D³ Design talents auch noch die
Ausstellungsformate D³ Professionals und vor allem
D³ Schools, wo sich Hochschulen präsentieren und um
den besten Nachwuchs konkurrieren. Die fantasievollen
Installationen von Professoren und Studenten haben
mit Info-Ständen oft nicht mehr viel zu tun; vielmehr
stellen sie eigenständige Arbeiten dar, mit denen sich
Uni und Studenten quasi selbst ein Zeugnis für den
kreativen Markt ausstellen. Die Zahl der teilnehmenden
Hochschulen wächst seit Jahren kontinuierlich. 2010
werden sich 36 Institutionen beteiligen – eine einmalige
Gelegenheit um nachzuschauen, in welche Richtung
sich Forschung und Lehre entwickeln. „Wir wollen ein
attraktives Paket bieten, das nicht nur ein repräsentatives Gesamtbild der jungen Szene abbildet, sondern
sich auch zu einem Ort entwickelt, an dem es Raum für
Experimente gibt und Neues entstehen kann”, so die
Überzeugung von Rüdiger Sprave.
Die Mischung scheint sich mit den Marktanforderungen
zu decken. Selbst der gerne auch mal kritische imm
cologne-Gänger Konstantin Grcic findet diesen Messeteil besonders gelungen: „Was inzwischen sehr gut
funktioniert und sich etabliert hat, ist dieses Forum D3
für die jungen Designer. Das finde ich besser gemacht
als den Salone Satellite in Mailand, der inzwischen irgendwie zu groß und in einer eigenen Halle leider total
isoliert ist, eben nicht mehr Teil der restlichen Messe.
Das macht Köln besser, es ist kleiner und scheint mir
auch stärker kuratiert zu sein. Das kommt dem Format
sehr entgegen. Beim Publikum ist diese Halle sehr beliebt, und auch die Hochschulen nehmen das ernst. Für
die Studenten ist das wichtig, und die Hersteller gehen
auch hin. Das hat gegriffen.” Und dass bereits etliche
der bei D3 Contest präsentierten Prototypen anschließend einen Hersteller gefunden haben, beweist, dass
dieses ehrgeizige Kölner Messeprojekt eine sinnvolle
Sache ist. Für das Publikum und für die Designer.
Einleitungstext: Frank A. Reinhardt
Bearbeitung Produkttexte: Stephan Ott
Klára Šumová_Love:
Die Grundidee ist es, das Material Holz in verschiedenen
Verarbeitungsstadien vorzustellen. Der Standfuß besteht
aus einem Stamm mit Rinde, der in einer barocken
Kurve ausläuft. Dieses rohe Stück Holz wird vervollständigt durch eine maschinenbearbeitete Stange und
eine einfache Beleuchtungskonstruktion. Das Konzept
findet seinen Abschluss in einem riesigen Papierschirm
mit einer feinen Baumrindenstruktur.
[D3] 2010_Contest I 17
IMM10_TD0501_27
18 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
IMM10_TD0501_01
IMM10_TD0501_02
Martin Born_Crate shelf:
Remi Bouhaniche_Etirement:
Die Module des Crate shelf können in freier Anordnung
zusammengesetzt werden. Diese dreidimensionale Systematik erschließt dem Möbel Anwendungsräume, die
dem typologischen Wandregal verschlossen sind. Choreografierte „Bewegungen” und differenzierte Zugangsachsen können bei gleichem Nutzwert ebenso leicht
realisiert werden wie herkömmlichere Bilder. Mit seiner
nuancierten Farbpalette kann das System so als aktives
Raumelement eingesetzt werden.
http://mborn.com
Ich habe Etirement nach dem Prinzip eines organischen
Körpers geformt, der aus Haut und Skelett besteht. Die
Lichtintensität lässt sich je nach Verformung der Stoffmembrane verändern, indem man an einem Stab zieht.
Um eine fließende, ausdrucksstarke Bewegung zu erreichen, habe ich mich auf eine sehr präzise, harmonische,
auf einen Punkt gerichtete Geste konzentriert. Auf diese
Weise wird die Leuchte zu einer temporären Form, die
eine poetische Auszeit im Tagesablauf schafft.
www.usin-e.fr
IMM10_TD0501_04
IMM10_TD0501_03
David des Moutis_Collection Ratio, Quart table:
Stephanie Estoppey_Siluet:
Bei meinen Besuchen in einer Blechwerkstatt anlässlich
der Entwicklung einer anderen Kollektion mit dem Namen PLI fiel mir auf, dass die Menge des Verschnitts zunahm. Diese Beobachtung war der Ausgangspunkt und
gleichzeitig das Ziel dieser neuen Kollektion: Eine neue
Tisch-Kollektion ohne die Produktion von Verschnittstücken.
www.david-des-moutis.com
Siluet stellt einen zeichenhaft angedeuteten Körper dar,
der spielerisch mit dem Kleider-Chaos auf dem Stuhl
im Schlafzimmer umgeht. Die Funktion der Stuhllehne
übernehmen bei Siluet bügelförmige Körper. Die Kleidung lässt sich sowohl sortieren als auch locker darüber
werfen – eine alternative Lösung zur Aufbewahrung abgelegter Kleidung.
www.stephanie-estoppey.ch
[D3] 2010_Contest I 19
IMM10_TD0501_05
IMM10_TD0501_06
Adam Farlie_Mourning Light:
Robin Grasby_Homework:
Mourning Light ist eine experimentelle Erkundung unserer Wahrnehmung von Archetypen, deren Verständnis
ausschließlich auf vorgefassten Erwartungen beruht. Man
spürt sofort die Leere unter Mourning Light. Man kann
die Hand in die Schwärze heben und erkennen, dass das
Wesen des Lichts – die Glühlampe – unsichtbar ist. Das
Licht nimmt eine unheimliche Qualität an, die unsere
sinnliche Wahrnehmung der Form verstärkt.
www.adamfarlie.com
Homework ist für das Arbeitszimmer / Studio gedacht. Es
ist ein anpassungsfähiges System, mit dem der Anwender jeden Aspekt seines Arbeitsplatzes individuell gestalten kann. Der Benutzer kann alles selbst gestalten: von
der Oberflächengröße und dem Material bis hin zur Ablage und dem Zubehör. Das Ergebnis ist eine Umgebung,
die je nach Wunsch entweder aufwändig und individuell
oder standardmäßig und schlicht ist.
www.robingrasby.com
IMM10_TD0501_07
IMM10_TD0501_08
Alexander Gufler_Berta:
Alexander Gufler_ Axel:
Bei diesem Schalensessel werden die Beine direkt durch
die Sitz-Rückenschale gehalten und ergeben mit der
Unterkonstruktion eine stabile Einheit. Der Schnittpunkt
aus Schalen und Beinen ergibt die Armlehne. Der Sessel
besticht durch sein einfach gehaltenes Äußeres und guten
Sitzkomfort. Ein weiteres Augenmerk wurde auf eine
günstige und gute Produzierbarkeit gelegt. Gefertigt wird
Berta aus massiver Esche und aus Esche furniertem
Sperrholz.
www.alexandergufler.com
Die Idee zu diesem Stuhl ist aus der Überlegung entstanden, traditionellen Holzmöbelbau mit CNC-Frästechnologie zu kombinieren. Der Stuhl Axel ist aus massivem
Ahorn gefertigt. Die dampfgebogene Sitzfläche und
Rückenlehne wird durch CNCTechnik in Form gefräst,
danach mit Arm- und Fußelementen zum fertigen Stuhl
verbunden.
www.alexandergufler.com
20 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
[D3] 2010_Contest I 21
Pepe Heykoop_Brickseries:
Der Brickchair ist meine Interpretation der Zeichnung „Alle
Stühle, auf denen ich saß” von James Gulliver Hancock.
Sie ist recht kindlich, aber mit einem Auge für jedes Detail
gezeichnet. Als Kinder haben die meisten von uns ihre
Welt aus Lego-Steinen oder Holzklötzchen gebaut. Eine
innere Konstruktion erlaubt es nun, fast alles zu bauen,
was man sich denken kann. Die Bausteine werden zu
einem Material, mit dem man arbeiten kann. Lassen Sie
Ihrer Phantasie freien Lauf …
www.pepeheykoop.nl
IMM10_TD0501_13
22 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
IMM10_TD0501_09
IMM10_TD0501_10
Robert Haslbeck_Karsten/Rolf:
Robert Haslbeck_Under-Koffer:
Die Kistenkollektion Karsten, stapelbare Kisten im Euronormformat, ist inspiriert von ihren Kunststoffgeschwistern. Die traditionell aus Recyclingholz hergestellten
Kisten erzählen mit jeder Oberfläche eine Geschichte
aus ihrem vorigen Leben und sind damit facettenreiche
Einzelstücke. Der Rollwagen Rolf bietet die Möglichkeit,
die Kollektion Karsten mobil zu machen. Das Duo bringt
das flexible Lager in den Wohn- und Arbeitsbereich.
www.roberthaslbeck.de
Bei Under-Koffer stand der Tapeziertisch Pate. Entstanden
ist eine Tischserie, deren Vorzüge auf der Hand liegen:
leicht zu transportieren, schnell aufzubauen, mit maximaler Nutzfläche ausgestattet und der Möglichkeit, sie
auf minimalem Raum zu lagern.
www.roberthaslbeck.de
IMM10_TD0501_12
IMM10_TD0501_11
Jessica Hansson_Cabinet filled with shadows:
Sebastian Herkner_Tauber-Cabinet:
Ein Möbelstück, das das Licht von umliegenden Lichtquellen aufnimmt und ihm in dem Schränkchen einen
neuen Zweck verleiht. Die Latten im Inneren des
Schränkchens verwandeln das Licht in ein Schattenspiel
aus graphischen Mustern auf den umliegenden Flachen.
In Fensternähe erzeugen Zimmerpflanzen schone Figuren im Schränkchen. Stellen Sie Bücher oder Zeitschriften oder Sammlungen hinein oder lassen Sie es einfach
leer. Es wird das Schmuckstück Ihres Zimmers sein.
www.jessicahansson.se
Lüftungsschächte oder Industrieverkleidungen aus gekantetem Blech waren die Inspiration für Tauber-Cabinet,
eine Symbiose aus Bank und Sideboard. Die diagonalen
Kantungen sorgen neben der Stabilität auch für eine
vielseitige Facettierung. Die Reflexionen in der warmen
Messingoberfläche vereinen Möbel und Raumkontext und
kontrastieren so den an sich geschlossenen und industriellen Metallkorpus.
www.sebastianherkner.com
[D3] 2010_Contest I 23
IMM10_TD0501_14
IMM10_TD0501_15
Studio Joon & Jung_Rocking on the Beach:
kieser + spath_Warp:
Erstmals in der Geschichte der Menschheit ist die Bevölkerung in der Stadt größer als auf dem Land. Aber das
Leben in der Stadt kann eine Sehnsucht nach Natur
wachrufen. Einerseits erzeugt das Plastikrohr den natürlichen Klang des Strandes, auf der anderen Seite erinnert
die Form des gänzlich aus Rohren bestehenden Stuhls
an einen elektronischen Schaltkreis oder eine Stadtlandschaft. Klang und Form erfüllen sowohl Ihre Sehnsucht
nach Natur als auch nach dem Leben in der Stadt.
www.joonjung.com
Der Tisch Warp macht das Verweilen am Tisch zu einem
besonderen Erlebnis. Alles, was sich auf und um den
Tisch herum befindet, spiegelt sich in einem gewölbten
Spiegel, der unterhalb der gläsernen Tischplatte angebracht ist. Die Wechselwirkung zwischen Objekt, Licht
und Schatten eröffnet neue Perspektiven und verändert
das Agieren bei Tisch. Das Thema der verzerrten Wahrnehmung wird durch die schlichte Gestaltung des Tisches
besonders hervorgehoben.
www.kieserspath.de
IMM10_TD0501_16
IMM10_TD0501_20
Chae Young Kim_Knitted Room:
Sanna Lindström/Sigrid Strömgren_Gand Central:
Äußerst feine, durch 2D-Vektorgrafiken erzeugte Linien
werden als Faden neu interpretiert, die auf harte Oberflächen geflochten und gestrickt werden. Sie schaffen ein
warmes, gemütliches Gefühl von Strick- und Filzstoffen;
gedruckt in Grautönen sorgen Licht- und Schatteneffekte
für eine 3D-Illusion. Zudem verstärkt eine wärmeempfindliche Tinte, die trügerische Vision, indem sie die
Grafik zufällig und teilweise offenbart, sobald sie durch
die Sonne oder die Zimmerbeleuchtung erwärmt wird.
www.chaeyoungkim.com
Während einer Reise verirrten wir uns einmal auf
unserem Weg zum Hauptbahnhof. An einem Zeitungsstand fanden wir einen Faltplan, mit dem wir uns wieder
orientieren konnten. Nach Jahren entdeckten wir die
Straßenkarte wieder, und sie zeigte uns erneut unseren
Weg – nun aufgrund ihrer genialen Konstruktion. Grand
Central ist ein ausziehbarer Tisch, der sich auf schöne,
spektakuläre Weise verwandelt – aus einem platzsparenden, gelegentlich genutzten Tisch zum Mittelpunkt eines
jeden Raums.
24 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
IMM10_TD0501_17
IMM10_TD0501_18
Johanna Körberg_Flamenco:
Lifegoods_AT-AT Walker:
Flamenco ist meine Inspiration. Flamenco als Tanz; die
Bewegung und die Ausdruckskraft – wie ein Mensch so
viel Gefühl ausdrücken und Atmosphäre schaffen kann.
Ich wollte diese Bewegung einfangen – den Moment
eines starken Gefühls.
Wir sind fasziniert von Holz und dessen Wirkung. Wir
greifen Details antiker Schrankarbeiten auf und verleihen
unserem Objekt ein Aussehen, das aufgrund seiner
Dimensionen sehr zeitgemäß ist. Wir erforschen die
Grenzen eines Holzmöbelstücks, indem wir die Beine
verlängern und eine Schublade hinzufügen, die als Dimmer funktioniert. Die Leuchte erscheint wie ein ScienceFiction-Objekt, aber ist dennoch bestimmt durch die
Wärme und die Kostbarkeit von Holzarbeit.
www.lifegoods.ch
[D3] 2010_Contest I 25
IMM10_TD0501_19
IMM10_TD0501_29
Yi Hsuan Lin_Step Chair:
Emma Fox Derwin / Nigel Groom_xy+z suit rack:
Durch einfaches Umdrehen bekommt der Stuhl eine
neue Funktion. Er dient nicht nur als Sitzmöbel, sondern
auch als Leiter zum Erreichen hoch gelegener Gegenstände. Wenn der Stuhl umgedreht wird, nimmt er die
Form einer stabilen Leiter an.
www.yiiydesign.com
Der moderne xy+z Herren-Kleiderständer ist elegant, witzig und modern, inspiriert von dem traditionellen „stummen Diener”. Unser Ständer hat Platz für Ihr gesamtes
Ensemble: Jacke, Hemd, Krawatte, Gürtel, Hose und Schuhe. Der Ständer wurde als eine Linie in drei Achsen aus
Stahl handgeformt und mit einer leichten Oberflächenstruktur pulverbeschichtet, die verhindert, dass die Kleidungsstucke herunterrutschen. Er lässt sich mühelos
zusammenbauen und für den Transport wieder auseinandernehmen.
www.well-groomed-fox.com
26 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
(IMM10_TD0501_21
IMM10_TD0501_22
Markus Maurer_Riga:
Julien Renault_Hand forged aluminium series:
Die Ausgangsfrage dieser Arbeit war: Wie kann man
Balance in einem Objekt sichtbar und erlebbar machen?
Das Resultat ist die Leuchte RIGA. Eine frei bewegliche
LED-Pendelleuchte, die auf dem Prinzip eines Mobiles
basiert. Auffallend ist die Aufhängung mit nur einem
Drahtseil. Das Objekt wird durch die Zustände und äußeren Einflusse des Ortes bewegt, an dem es sich befindet.
Ein Lichtobjekt, das zum Sinnieren, Entspannen und
Träumen einlädt.
www.markus-maurer.com
Mein Ziel war es, mich von den archetypischen Verfahren und Techniken der Stahlschmiedekunst inspirieren
zu lassen und sie auf das Aluminium zu übertragen. Die
Serie vereint herkömmliche Aluminium-Extrusionen
mit Elementen, die durch Schmiedetechnik entstanden.
Um die raue Textur von Stahl zu erreichen, wurden die
Aluminiumteile sandgestrahlt und schließlich eloxiert. Die
Objekte sind ein Dialog zwischen Industriestandards und
handwerklichen Techniken.
IMM10_TD0501_23
IMM10_TD0501_24
Johanna Richter_Schaukelkette:
Kilian Schindler_allotment stories/Wardrobe:
Ein Wohnaccessoire, welches auch Mode ist. Reduziert,
nicht laut, aber auch nicht leise, ist die Schaukelkette ein
Schmuckstuck für die Wohnung. Als Paten für diesen
Entwurf standen sich ein Wohnobjekt und ein Schmuckstück gegenüber. Die Schaukel mit der Kette vereint –
eine neue Betrachtungsweise zum Thema Möbel.
www.johannarichter.de
Die Form der Garderobe erinnert an Rankhilfen aus dem
Garten. Nur sind es im Falle von allotment stories/wardrobe Werkzeuge, Kleidungsstücke und Accessoires, die
die pulverbeschichtete Stahlkonstruktion „zuwuchern”.
Die Garderobe kann durch Boxen in unterschiedlichen
Materialien ergänzt werden. In ihnen finden auch die
kleinsten Utensilien einen Unterschlupf.
www.kilianschindler.com
[D3] 2010_Contest I 27
IMM10_TD0501_25
IMM10_TD0501_26
Martha Schwindling_PÁP:
Elisa Strozyk_ Wooden carpet:
PÁP ist ein Stuhl, dessen Form von einem gefalteten Papierbogen abgeleitet ist. Während des gesamten Entwurfsprozesses kam es darauf an, diesen Ansatz nicht aus den
Augen zu verlieren. So ist die Sitzschale zwar recht dünn
und wirkt filigran, stabilisiert sich aber Dank der Faltung
selbst und ist überraschend tragfähig. Das oberhalb der
geschlossenen Sitzschale verlaufende, frei schwingende
Stahlrohrgerüst dient zusätzlich als grafisches Element.
www.marthaschwindling.de
Holz ist einer der ursprünglichsten Werkstoffe. Hier erscheint das vertraute Material in einem überraschend
flexiblen Zustand, Starres wird weich und fliesend. Der
wooden carpet kann flach auf dem Boden liegen, darüber
hinaus aber auch spielerisch im Raum appliziert werden
und wird so zum Objekt, unabhängig von seiner eigentlichen Funktion.
www.elisastrozyk.de
IMM10_TD0501_28
Marc-Samuel Ulm_TriLas:
TriLas versteht sich als zeitgemäße Interpretation von
Ergonomie und Design im Arbeitsalltag. Der Hocker
unterstützt und fordert den Menschen bei seiner sitzenden Tätigkeit und macht diese zu einem aktiven und
bewussten Akt. Sein statisch technisches Äußeres steht
im Kontrast zum spielerisch aktiven Sitzgefühl, das durch
das Auflegen der Sitzfläche auf eine Elastomer-Kugel
erreicht wird.
www.marc-ulm.de
„
28 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Konstantin Grcic
Foto: Koelnmesse; Andreas Körner (IMM10_TD0502_01)
„Was inzwischen sehr gut funktioniert und sich etabliert hat, ist dieses Forum D3 für die jungen Designer.
Das finde ich besser gemacht als den Salone Satellite in
Mailand, der inzwischen irgendwie zu groß und in einer
eigenen Halle leider total isoliert ist, eben nicht mehr
Teil der restlichen Messe. Das macht Köln besser, es ist
kleiner und scheint mir auch stärker kuratiert zu sein.
Das kommt dem Format sehr entgegen. Beim Publikum
ist diese Halle sehr beliebt, und auch die Hochschulen
nehmen das ernst. Für die Studenten ist das wichtig, und
die Hersteller gehen auch hin. Das hat gegriffen.”
www.konstantin-grcic.com
[D3] 2010_Statements I 29
[D3] Statements
„D3 ist eine elegante, intensive Reduktion dessen, was
in der Designwelt passiert, wie die Essenz einer guten
Sauce.”
Johanna Grawunder
Stefan Diez
Foto: Koelnmesse; Lutz Sternstein (IMM10_TD0502_02)
„Für mich liegt der eigentliche Reiz in der Gegenüberstellung des Kommerziellen mit dem Experimentellen. Damit
meine ich insbesondere das Talentforum D3 Design Talents.
In den letzten zwei Jahren, in denen ich Mitglied der Jury
des D3 Contest gewesen bin, war die Präsentation extrem
schön, wirklich verblüffend und zeigte unglaublich viel
Talent. In dieser Qualität und mit der Großzügigkeit, mit
der die imm cologne die rund 30 ausgewählten Teilnehmer
einlädt, sie bei ihren Prototypen unterstützt und ihren Auftritt gestaltet, ist Köln meiner Meinung nach einzigartig.
Die imm cologne agiert hier schon fast wie eine NonProfit-Organisation. Man gibt den Nachwuchsdesignern
und Studenten hier ein Forum, um sich auf einer wichtigen internationalen Bühne zu präsentieren, und zwar ohne
die Konkurrenz von tausend elitären Events der Designstars. Auf der einen Seite haben Sie also die professionelle
Auswahl kommerziellen Designs, und auf der anderen Seite einen starken Bereich rein experimentellen Designs.
Und diese beiden ergänzen sich wunderbar, denn es gibt
nichts, was zwischen ihnen steht. Beide Seiten können
sehr viel voneinander lernen. Es ist eine elegante, intensive Reduktion dessen, was in der Designwelt passiert,
wie die Essenz einer guten Sauce.”
www.grawunder.com
Foto: Koelnmesse; Andreas Körner (IMM10_TD0502_03)
„Ich mag die design talents auf der imm cologne. Es ist
gut, dass die Kölner Messe das kuratieren lässt und nicht
einfach nur einen Designshop neben dem anderen aufbaut, wie das in Mailand immer mehr der Fall ist. Das ist
so unübersichtlich und von der Präsentation her überwiegend so enttäuschend, dass ich es mir dieses Jahr
gar nicht mehr angesehen habe. Dabei müssen sich viele
eklatant für ihren Auftritt verschulden, und dann wollen
sie um jeden Preis Aufmerksamkeit erhalten.”
www.stefandiez.com
30 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
[D3] 2010_Schools I 31
[D3]
imm cologne macht Schule
Foto: Hochschule für Gestaltung Offenbach; imm cologne 2009 (IMM10_TD1201_01)
Die Nachwuchsplattform D3 Design talents der internationalen Einrichtungsmesse imm cologne zeigt dieses
Jahr das Kreativpotenzial von 36 Hochschulen aus den
Bereichen Produktdesign, Innenarchitektur und Architektur. Mit zum Teil faszinierenden Design- und Raumkonzepten präsentieren sie sich einer designinteressierten Öffentlichkeit – Anziehungspunkt und Kontaktbörse
für die zukünftige Designelite.
Die Hochschullandschaft für Designer ist ein spannendes
Feld. Heute studiert niemand mehr an einer Hochschule,
weil sie zufällig in der Heimatstadt angesiedelt ist – vielmehr wird frei aus einem internationalen Angebot verschiedenster Schulformen mit unterschiedlichen Philosophien und Renommees gewählt. Dabei hängt der gute Ruf
einer Uni nicht nur von den Namen der Professoren ab,
sondern auch von der Performance ihrer Schüler. Talentschmieden wie das Royal College of Art in London profitieren vom Erfolg des Jasper Morrison-Schülers Konstantin Grcic genauso wie die Hochschule für Gestaltung in
Karlsruhe vom Ruf des Grcic-Schülers Stefan Diez oder
der Reputation Werner Aisslingers, die dort aktuell als
Professoren lehren und Studentenprojekte betreuen.
Man kennt sich also. Das Beziehungsnetzwerk der Hochschulen und die Art, wie sich die angehenden Gestalter
schon während ihrer Ausbildung mit ihren Studienarbeiten präsentieren, können genauso über den Erfolg eines
jungen Designers entscheiden wie seine Kontakte zur Industrie. Die Ausbildungszeit wird nicht nur zum Bau von
mehr oder weniger spektakulären Prototypen, sondern
auch zum Basteln an der eigenen Karriere genutzt. Die
Uni bestimmt dabei einen großen Teil des Aktionsradius.
Schon deshalb ist die Wahl der Hochschule entscheidend.
Wie sich eine Institution präsentiert, wie sie die Studierenden öffentlich dastehen lässt, welche Plattformen sie
ihnen bietet – das macht sie für junge Kreative genauso
attraktiv wie die Liste ihrer Professoren und Absolventen.
Und so präsentieren sich auch die Hochschulen schon
lange nicht mehr als Elfenbeintürme, sondern als weltoffene Kreativwerkstätten, die den Horizont erweitern und
32 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
ihren Sprösslingen eine gute Startposition verschaffen.
Und welche Plattform wäre dafür besser geeignet als die
internationale Einrichtungsmesse imm cologne, die mit
dem Messeformat D3 Design talents ein komplexes Programm zur Nachwuchsförderung etabliert hat? Hier wird
mit dem D3 Contest nicht nur jungen Designern und frisch
gebackenen Absolventen eine Bühne geboten, die nicht
selten in einer eigenen Vorstellung bei D3 Professionals
ihre Fortsetzung findet, wo sich unabhängige Designer
oder Designstudios präsentieren können – auch den
Hochschulen hat die imm cologne mit D3 Schools ein gut
besuchtes Forum zur Selbstdarstellung geschaffen. Alle
drei Formate von D3 Design talents sind in der Halle 3.1
versammelt und werden mittlerweile von der Industrie
gerne zum Sourcing genutzt. Daher gehört es inzwischen
fast zum guten Ton, nicht nur die Institution in den Fokus
zu stellen, sondern auch den jungen, ambitionierten
Nachwuchs einem internationalen Fachpublikum sowie
der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
D3 Schools schafft den professionellen Rahmen, um
Lehrinhalte der Bereiche Architektur, Innenarchitektur
und Produktdesign sowie herausragende Studentenprojekte vorzustellen. Den Akademien bietet sich die Gelegenheit, über die Ausrichtung von Forschung und Lehre
zu informieren, und Studierende erhalten die Chance, mit
Entscheidungsträgern aus Industrie, Handwerk, Handel
und Verbänden in Kontakt zu treten. Hier kann auch der
noch unerfahrene Youngster beweisen, dass er ein ernst
zu nehmender Impulsgeber rund um die Themen Wohnen und Einrichten ist.
Hochschulen aus der ganzen Welt werden 2010 auf der
imm cologne vertreten sein. Besonders Neulinge aus
Kolumbien, Neuseeland, Russland oder Japan verleihen
dem Forum dieses Jahr ein besonderes internationales
Flair. Der Blick auf die Herangehensweise an das Thema Design ist dabei nicht nur für junge Menschen von
Interesse, die nach der passenden Alma Mater suchen,
sondern auch für alle anderen Besucher der Ausstellung.
Denn für die Gestaltung der Messestände und Ausstellungsfläche sind die Schulen selbst verantwortlich, was
Professoren und Studenten gerne dazu nutzen, ihre
Kreativität unter Beweis zu stellen. Die mitunter außergewöhnlich gestalteten Installationen haben mit herkömmlichen Info-Ständen nichts mehr gemeinsam.
Oftmals sind sie an sich schon ein ästhetisches Highlight,
stellen ein ausgefeiltes Einrichtungskonzept vor oder
erzählen eine eigene Designgeschichte. Man muss sich
schon anstrengen, wenn man sich hier standesgemäß
präsentieren will. Mit ihren Design- und Raumkonzepten
treten die Hochschulen auf der Messe untereinander in
Konkurrenz und können unter Wettbewerbsbedingungen
zeigen, was in ihnen steckt. Während der imm cologne
wird eine unabhängige Jury die besten Präsentationen
innerhalb der D3 Schools auszeichnen. Bewertet wird in
den Kategorien Bestes Produktdesign, Bestes Architekturkonzept und Bestes Kommunikationskonzept.
Dabei kommt es immer wieder zu überraschenden Effekten. So ließ die HFBK Hamburg auf der imm cologne
2009 ihre hoffentlich schwindelfreien Besucher in einer
verdunkelten Blackbox über vermeintliche, durch Leuchtstreifen markierte Raumgrenzen hinweg schaukeln, um
den Gedanken vom raumübergreifenden Designkonzept
zu transportieren. Die HfG Offenbach transportierte gleich
ihren kompletten Werkstattraum auf ihren Messestand
mit dem Titel „72 Quadratmeter”, um dem Besucher die
Arbeitsweise und -atmosphäre der Hochschule näherzubringen. 30 Studentenarbeiten standen dabei exemplarisch für den Designprozess und verdeutlichten, auf
welche Herangehensweisen die Offenbacher besonderen
Wert legen. Die Jury zeichnete diese Installation als bestes Kommunikationskonzept aus, da sie die Freude am
gesamten Kreativitätsprozess vermittle.
Bei der Etablierung von Plattformen für ihre Schüler
sind die Hochschulen auch jenseits des Messerahmens
erfinderisch. So eröffnete etwa die „Haus”-Hochschule
der Messestadt, die KISD (Köln International School of
Design), unlängst einen eigenen, zentrumsnah gelegenen Shop, in dem ihre Studenten sowie Angehörige ihrer
Partnerhochschulen ihre Produkte und Dienstleistungen
anbieten. Die Produktpalette reicht von Bekleidung, Möbeln, Graphik, Audio, Video, Accessories über Informationen
[D3] 2010 - Schools I 33
Foto: HFBK Hamburg; imm cologne 2009 (IMM10_TD1202_02)
34 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: HFG Offenbach; imm cologne 2009 (IMM10_TD1201_04)
Foto: HFG Karlsruhe; imm cologne 2009 (IMM10_TD1203_04)
[D3] 2010 - Schools I 35
und Food: ein einzigartiges Angebot von Prototypen, Unikaten und Kleinserien für Designinteressierte und Leute,
die einfach nur ein originelles Geschenk suchen.
Eine ähnliche, eher virtuell präsente Schnittstelle zur
Konsumwelt hat die Hochschule für Gestaltung (HfG) in
Karlsruhe eingerichtet. Sie betreibt seit Kurzem ein eigenes Label: Die „kkaarrlls“-Kollektion besteht aus etwa 20
Objekten in limitierter Auflage, die allesamt von Studenten
und Ehemaligen während ihrer Studienzeit entwickelt
wurden. Einer von ihnen ist Kilian Schindler, der schon
für den Messeauftritt der HfG auf der imm cologne 2009
alleinverantwortlich war. Bei seiner Diplomarbeit beschäftigte sich Schindler mit der deutschen Kleingartenästhetik.
Dabei hat er sich auf Teilaspekte konzentriert und einzelne Elemente in einen neuen Kontext gesetzt. So wurde
etwa der bekannte Monoblock-Gartenstuhl aus Kunststoff
auf seine Konturen reduziert, allerdings als aufwändige
Kunstschmiedearbeit aus Rundeisen. Die allgegenwärtige Scheußlichkeit aus weißem Plastik wird so zu einem
Nichts von Stuhl, das als reiner Kissenhalter dezent in den
Hintergrund tritt.
Es überrascht nicht, dass die HfG und Kilian Schindler
mit ihrer Strategie Erfolg haben. Nicht umsonst hatten die
Karlsruher auf der imm cologne 2009 von der Jury den
Preis für das Beste Architekturkonzept erhalten. Das ist
ein Ansporn für viele Hochschulen, eigene Initiativen zu
starten – und sich bei D3 Schools als engagierte Ausbilder
und Vermittler zwischen der Kreativwelt und dem Big
Business zu positionieren. Dass die imm cologne eine
gute Startbasis darstellt, hat sich herumgesprochen, wie
die Rekordbeteiligung von 36 Hochschulen beweist.
Weitere Informationen:
www.hfbk-hamburg.de
www.hfg-offenbach.de
www.hfg-karlsruhe.de
www.kisdshop.de
www.imm-cologne.de
Foto: Köln International School of Design; Shop (IMM10_TD1204_01)
36 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Auch wenn die niedrige Couch mit Übertiefe seit Jahren
die Ästhetik unserer Sofalandschaft dominiert: Sitzen
wird immer individueller, Sitzmöbel immer multifunktionaler. Hier lässt sich die Rückenlehne nach hinten klappen, dort der Beckenbereich anpassen und die Sitzhöhe
einstellen. Die Sofas und Sessel der Zukunft passen sich
den Gegebenheiten unseres Körpers an, nicht umgekehrt. Nach neuesten ergonomischen Erkenntnissen
geformt, stabilisieren sie die Wirbelsäule und geben ihr
den nötigen Halt. Schließlich will man es auf seinem
Lieblingsplatz im Wohnzimmer gemütlich haben und
sich den Film mit Überlänge in seinem Heimkino
beschwerdefrei ansehen. Wenn das Sitzmöbel dann
auch noch toll aussieht, umso besser. Und hier geht der
Trend eindeutig zu Mattschwarz.
Text und Auswahl: Lars Mörs
Produkte: Sitzen I 37
Produkte: Sitzen
Multifunktionalität in Mattschwarz
Wundertüte
Entworfen wurden die beiden aus Eiche-furniertem
Schichtholz gefertigten Stühle CH04 Houdini von dem
Münchner Designer Stefan Diez. Auftraggeber war das
für seine Holzpassion bekannte Design-Label e15. Das
Ergebnis sind zwei zeitgenössische und klassisch anmutende Holzstühle mit und ohne Armlehnen, die mit einer
neuartigen Silhouette aufwarten. Die Rückenlehne der
Stühle sowie deren Sitzrahmen legen sich kurvenförmig
um die Basis und gestalten so jeweils eine harmonische Sitzschale. Inspiriert durch eine Methode aus dem
Flugzeugmodellbau werden dünne, zweidimensionale
Schichtholzplatten per Hand um einen kompliziert gefrästen Massivholzring gebogen.
Die ausgewogenen Proportionen beider Stühle und das
harmonische Spannungsverhältnis von Form und Ma-
terial resultieren in zwei modernen und dabei zeitlosen
Holzstühlen (vgl. Interview mit Stefan Diez in der imm
cologne Content-Mappe „Business by Design” 2009)
Design: Stefan Diez
www.e15.com
Foto: e15; CH04 Houdini (IMM10_TD1303_01)
38 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: add interior; Lean (IMM10_TD1303_02)
Foto: Rolf Benz; AMO (IMM10_TD1303_03)
Sit back and relax!
Eins nach dem anderen
Trotz seines ausgesprochen geradlinigen Designs
scheint der Lounge Chair Lean eine Einladung auszusprechen: Lehn dich zurück und entspann ein bisschen!
Diese Ausstrahlung verdankt er nicht nur den weich
ausgearbeiteten Kanten, sondern auch der Kombination
aus exklusiven Materialien und traditioneller Handwerkskunst, ausgeführt vom dänischen Hersteller add
interior. Ein gepolsterter Bezug schmiegt sich dabei an
einen Korpus aus massiver Eiche. Abgerundet wird die
Komposition hochwertiger Werkstoffe durch ein edles
Lederkissen mit aufgenähten, karoförmigen Verzierungen. Entworfen hat den eleganten Tiefstapler das
dänisch-italienische Designstudio Gamfratesi.
Design: Gamfratesi
www.addinterior.dk
Das modular konzipierte Programm AMO von Rolf Benz
bezieht seine sinnliche Ausstrahlung aus den volumigweichen, komfortablen Sitz- und Rückenpolstern, die
Sitzgenuss nicht nur versprechen, sondern auch halten
sollen. Durch den Einsatz eines neuartigen Taschenfederkerns, bei dem zwei unterschiedliche, gegeneinander
höhenversetzte Federtypen zum Einsatz kommen, soll
sowohl eine individuelle Sitzanpassung als auch ein angenehm weiches Sitzgefühl erreicht werden. Die ausgearbeitete Rückenschale sowie aufwendig verarbeitete
Nahtdetails runden das sinnlich-luxuriöse Gesamterlebnis aus Dickleder ab.
www.rolf-benz.com
Produkte: Sitzen I 39
Foto: Sajica; Agura (IMM10_TD1303_07)
Foto: Hødnebø; Spinnaker (IMM10_TD1303_08)
Natürlich warm und kalt
90° Westwärts
Dem Sofa Agura des japanischen Herstellers Sajica sieht
man seine Herkunft an – sowohl aufgrund seiner Form
als auch wegen der exotischen Materialwahl. Zugegeben:
Das Sofa scheint nicht unbedingt für Menschen gemacht,
die sich gerne hängen lassen. Dafür werden seine
Anhänger durch die ungewöhnlichen Eigenschaften des
japanischen Materials entschädigt, aus dem Agura gefertigt ist: Igusa, eine weiche Binsensorte, ist ein organisches umweltfreundliches Material, das erfrischend und
luftreinigend wirkt und darüber hinaus auch noch feuchtigkeitsregulierende und antibakterielle Effekte haben
soll. Ein echtes Komfort-Plus ist seine temperierende
Wirkung: im Winter wärmend und im Sommer kühlend.
Agura setzt diese Eigenschaften von Igusa gelungen um
und spricht Personen an, die Qualität und Komfort mit
einer raffinierten japanischen Note suchen.
www.yamagataya-group.co.jp
Der Sessel Spinnaker vom norwegischen Möbelhersteller Hødnebø trägt sein Herz auf dem Rücken: Kein Stoff,
kein Metall, kein Leder – nein, ein echtes Segel ziert seine
Kehrseite. Ein Segel, das individuell gestaltet werden
kann. Auch das Design des Sessels ist vom Segel inspiriert. Elegant und dynamisch kommt er daher wie ein
Boot in voller Fahrt. Die sanft gerundete Form soll auch
noch ergonomische Vorteile bringen, sprich Bequemlichkeit. Die Sitzfläche besteht aus drei Polstern, die unterschiedlich fest gearbeitet sind – je nachdem, wo mehr
oder weniger Stützkraft benötigt wird. Die Feder- und
Wippkonstruktion wird durch das Körpergewicht aktiviert. Der Sessel passt sich entweder dynamisch an oder
lässt sich mit einem einfachen Griff in drei verschiedenen
Positionen arretieren. Das eigentliche Geheimnis seines
großen Komforts liegt aber in der Konstruktion: Egal welche Liegeposition man einnimmt, der Winkel in der Hüfte
soll konstant bei 90 Grad bleiben.
www.spinnaker.no
www.hodnebo.no
40 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Zahlenspiele
Durchgehend gemütlich
14 Stunden
Sitzen ist das halbe Leben: Rund
verbringt der Durchschnittsdeutsche pro Tag im Sitzen.
Nach dem Aufstehen fährt er zur Arbeit, sitzt seinen
Büroalltag ab – also rund 80.000 Stunden in einem
durchschnittlichen Berufsleben – und fährt wieder nach
Hause. Nach dem – natürlich im Sitzen eingenommenen
– Abendessen verkrümelt er sich vor den Fernseher. So
kommen schnell 14 Stunden zusammen. Zählt man jetzt
noch die durchschnittlichen acht Stunden Schlaf hinzu, so
bleiben lediglich zwei Stunden täglich, in denen er sich
aktiv bewegen kann. Doch auch wenn immer mehr Hersteller ergonomisch geformte Sitzmöbel anbieten und es
auf dem Sofa immer noch am Gemütlichsten ist: Nichts
geht über einen Spaziergang durch Wald oder Park, um
Wirbelsäule und Gelenke fit zu halten. Danach ist das
Sofa auch umso gemütlicher.
Quelle:
www.erfahrung-ist-zukunft.de
(Presse- und Informationsamt der Bundesregierung)
Sit in!
Eine Symbiose aus einfachen Formen und einladendem
Komfort zeichnet die Sofas der neuen Cor-Kollektion
Jalis aus. Die großen Polster und ein rundes, nahezu
kantenloses Design lassen Jalis zum visuellen Highlight
in nahezu jedem Wohnambiente werden, ob modern oder
klassisch. Das scheinbar so lockere Arrangement aus
Sitz- und Lehnkissen vermittelt dabei eine lässige Eleganz, die ebenso zu den 70ern wie zum 21. Jahrhundert
zu passen scheint. Die Sitzmöbel sind in verschiedenen,
hochwertigen Materialien erhältlich – von der mit Mustern versehenen Stoff- bis zur edlen Ledervariante. Die
Füße können komplett demontiert werden, da sich Jalis
durch seine geschwungene Form optisch problemlos mit
einem anderen Unterbau kombinieren lässt, wie etwa
mit einem maßgeschneiderten Podest. Entworfen wurde
die kreative Sofa-Landschaft von dem Designerduo
Jehs+Laub (vgl. Interview mit Jehs+Laub in der ContentMappe „Design in Deutschland” 2008).
Design: Jehs + Laub
www.cor.de
Produkte: Sitzen I 41
Foto: COR, Jalis (IMM10_TD1303_04)
42 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: die collektion: Confetto (IMM10_TD1303_05a)
Entfaltungsmöglichkeiten
Confetto ist ein Sofa-Baukastensystem, dem die Kunst
gelungen scheint, praktische Multifunktionalität, vollwertigen Komfort und eine moderne, schlichte Ästhetik unter
einen Hut zu kriegen. Darüber hinaus bietet das System
noch mehrere Optionen für individuelle Konfigurationen:
Zwei Innenbreiten, vier Armlehnformen und unterschiedliche Kissenausführungen sollen die vielfältigsten
Kombinationen ermöglichen. Das Sofa ist serienmäßig
mit bezogener Liegefläche und Bettkasten ausgestattet
und kann auf Wunsch auch noch mit einem Armlehntablett bestückt werden.
www.die-collection.de
(IMM10_TD1303_05b)
(IMM10_TD1303_05c)
Produkte: Sitzen I 43
Foto: Seefelder Möbelwerkstätten; Kurt (IMM10_TD1303_06a)
Minutenschlaf
Eine ungewöhnliche Lösung für ein Sitzmöbel, das mehr
sein will: Kurt ist ein „Two-in-one”-Sofa mit raffinierter
Wandlungsfähigkeit. Offen fungiert der tiefliegende
Hochlehner in kubischem Design als klassisches Sofa.
Seine angeschrägte Sitzfläche soll eine bequeme, zurückgelehnte Position erlauben. Wird das Sofa geschlossen, indem man die Rücklehne mit einem Griff nach
vorne klappt, entsteht im Handumdrehen ein gleichmäßiger Korpus in Form eines Quaders. Dieser dient
als Sofabett, Sitzbank oder auch als Büroliege für das
kreative Nickerchen zwischendurch. Nach Überzeugung
des Herstellers Seefelder Möbelwerkstätten ist Kurt mit
seiner angenehmen Schlafhöhe ein vollwertiges GästeBett.
www.seefelder.com
(IMM10_TD1303_06b)
(IMM10_TD1303_06c)
44 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Schlaf – nachgewiesenermaßen nach Essen und Trinken das wichtigste Grundbedürfnis. Ohne Schlaf kann
der Mensch nun einmal nicht überleben, auch wenn wir
ihn vor lauter Angst, etwas zu verpassen, eher meiden.
Zu einer gesunden Schlafkultur jedenfalls gehört, dass
der Schlummer möglichst durch nichts gestört werden sollte. Bett und Decken müssen dafür die richtige
Größe, Lattenrost und Matratze die optimale Qualität
haben. Durchschnittlich acht Stunden verbringen wir
nächtlich im Bett, das Nachtlager sollte sich also unseren Gegebenheiten anpassen. Doch wer kennt sich
damit heute schon noch aus? Latex oder Kaltschaum?
Wasser? Oder doch der gute alte Federkern? Welcher
Lattenrost passt zu welcher Matratze? Der Fachhandel
kann hier Antworten geben. Außerdem ist es die einzige Gelegenheit beim Shopping, sich im Liegen beraten
zu lassen. Und auch für die langen Kerls von über
zwei Metern hat der Fachmann schnell eine passende
Lösung parat.
Foto: Innovation Randers; Clubber (IMM10_TD1302_02b + c)
Text und Auswahl: Lars Mörs
Klappwunder
Der dänische Sofahersteller Innovation Randers ist
besonders für seine wandlungsfähigen Sofas in frechem,
jungem Design bekannt. Clubber hingegen ist zwar
genauso klappfreudig wie seine Stallkollegen, kommt
aber ausgesprochen elegant daher und ist auch nur in
trendigem weißem Leder verfügbar. Nach dem Motto: Stil
verpflichtet. Das Sofa mit Schlaf- und Lounge-Funktion
kombiniert modernes, rahmenloses Design mit klassischen
Details wie der Ziersteppung. Ein weiches Polsterungsprofil und eine optisch sehr leichte, ausgeklügelte BeinKonstruktion verbinden den Retro-Look mit dem Geist
der Zeit. Das Klappwunder ist mit oder ohne Armlehnen
aus Walnussholz erhältlich. Die Rückenstütze kann in
die Couch-, Lounge- und Bettposition gesetzt werden.
Gepolstert ist die Couch mit Taschenfedern und hochwertigem Schaum. Das Bett hat eine komfortable Ein-Mann/
Frau-Größe von 200 x 114 cm.
www.inno.dk
Produkte: Schlafen I 45
Produkte: Schlafen
Immer mit der Ruhe
Foto: Accente; Aura (IMM10_TD1302_03)
Foto: Team7; Nox (IMM10_TD1302_04)
Insel der Ruhe
Metallfrei
Der ästhetische Reiz von Aura liegt in der optischen
Symbiose aus Bewegung und Ruhe. Betthaupt, Liegefläche
und Fuß scheinen eine einzige, leicht gebogene Fläche
zu bilden. Die mit einem breiten Rahmen aus Loom versehene Liegefläche fließt über einen kompakten, flachen
Korpus, der seitlich als Abstellfläche für Lektüre oder
Frühstückstablett dient. Als schöner Akzent wiederholen
die Seitenblenden die Farbwahl des Korpus und betonen
die gleichmäßig geschwungene Linienführung. Das außergewöhnliche Design und der Komfort lassen das Bett zu
einem Rückzugsort werden, der alle Sinne beruhigt und
verwöhnt. Entworfen wurde Aura von Martin Ballendat,
dessen Name für anspruchsvolles, progressives und vielfach ausgezeichnetes Möbeldesign steht.
www.accente.com
Bei Nox hat – wie so oft beim Herstellerlabel Team7 – das
Holz das Wort. Nur mit natürlichem Kräuteröl behandelt,
offenbart es seine sinnliche und starke Anmutung. Nichts
lenkt das Auge ab. Das kastenförmige Design setzt ganz
auf die Kombination von Purismus, Komfort und Materialästhetik. Deutlich sichtbare Holzverbindungen erinnern an
die Tradition des alten Tischlerhandwerks und betonen die
elementare Kraft des Materials. Raffinierte Details verleihen
dem schweren Möbel eine gewisse Leichtigkeit: Die zurückspringende Wange lässt das Bett optisch schweben. Die Kanten sind gegenläufig gerundet und vereinen sich in den
Ecken zu einer eleganten S-Linie. Gut durchdacht ist auch
das Betthaupt. Seine elegante Linienführung nimmt die
Form des Bettrands wieder auf. Gepolstert und mit Leder
bezogen dient es als Nackenstütze und als Lehne, sodass
entspanntes Lesen und aufrecht Sitzen gleichermaßen
möglich sind. Eine Besonderheit liegt in der Konstruktion:
Die Betten der Reihe Nox sind nach Angaben des österreichischen Herstellers komplett metallfrei verarbeitet!
www.team7.at
46 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Zahlenspiele
Durchgeschlafen
60 bis 80 mal
Etwa
drehen wir uns pro
Nacht um. Ein Grund für die häufigen Positionswechsel ist
eine zu harte Unterlage. Der Druck auf bestimmte Körperteile wird erhöht, die Blutzufuhr eingeschränkt und so die
Nährstoffversorgung beeinträchtigt. Durch die Veränderung
der Schlafposition wird dieser Mangel zwar ausgeglichen,
die Schlafphase aber bei jeder Drehung unterbrochen. Eine
Matratze im für die jeweilige Person optimalen Härtgrad
kann dazu beitragen, ruhigeren Schlaf zu finden. Denn
physiologisch gesehen reichen 4–12 Drehungen pro Nacht
aus, um für eine optimale Blutzirkulation zu sorgen. Dumm
nur, dass wir das im Schlaf immer wieder vergessen.
Quelle:
www.der-schlafberater.de
Bodenhaftung auf Zeit
Die Schränkeschmiede aus der Möbelregion Ostwestfalen hat ein neues Komplettsystem entwickelt, dessen
hervorragendste Eigenschaft die Flexibilität ist. Mit nur
wenigen Teilen ermöglicht Algo dem Nutzer viele Kombinationsmöglichkeiten. Dabei eignet sich das System für
alle Einsatzbereiche des Schlafens und Wohnens. Und da
sich die Anforderungen an das Möbel auch mal ändern
können, lässt sich das System auch noch nachträglich
umbauen und stapeln. Auch formal ist Algo ein Bekenntnis zur Kategorie der Kastenmöbel. Allerdings hat man
selten ein Kastensystem gesehen, das so leicht und elegant schwebt wie dieses Bett. Als hätten die Designer
Rolf Heide und Peter Kräling das Ziel gehabt, den großen
Volumina ihre Schwere zu nehmen.
Design: Rolf Heide und Peter Kräling
www.interluebke.de
Produkte: Schlafen I 47
Foto: Interlübke, Algo (IMM10_TD1302_01)
48 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Ob gewebt oder geknüpft, ob aus Schafswolle oder aus
Synthetik, ob aus dem Orient oder aus Europa – Teppiche
sind wieder schwer im Kommen. Vor allem Designerteppiche in allen Variationen. Immer mehr klassische Produktdesigner nehmen sich des nur unwesentlich über
die Zweidimensionalität reichenden Bodendeckers an
und bürsten ihn gegen jede Konvention. 3D-Effekte, Teppiche aus Holzsegmenten oder Flickenteppiche, die eher
an ein Puzzle denn an eine Wohntextilie erinnern, lassen
den Teppich so jung und frisch aussehen wie lange nicht
mehr. Eine klassische Formgebung in dezenten Tönen ist
dabei ebenso beliebt wie knallige Farben, überraschende
Effekte und verspielte Muster.
Größe, Gestalt und Material bieten eine riesige Auswahl –
jedem Zimmer kann so eine individuelle Note gegeben
werden. Mal verleiht der Teppich einem Raum Wärme,
mal signalisiert er eine gewisse Distanziertheit. Dabei
wird er zum Ausdruck der Persönlichkeit, die ja auch
von kuschelweich bis zurückhaltend reichen kann. Doch
egal, ob bei der Wahl des Teppichs kühle Ästhetik oder
eher weicher Flor im Vordergrund steht: In jedem Fall
trägt er zur Wohnlichkeit bei. Übrigens auch im Bad, das
in punkto Wohlfühlfaktor immer stärker mit dem klassischen Wohnraum gleichzieht.
Text und Auswahl: Lars Mörs
Foto: Jab Anstoetz; Spot (IMM10_TD1304_01)
Schwere Qualität
Der Teppich Spot von Jab Anstoetz ist ein aktueller Frisé
in 44 zeitlos modernen Farben mit einem Polgewicht von
2.700 g/m2. Bei den Teppichmaßen sind keine Grenzen
gesetzt, denn jede Größe ist auf Wunsch des Kunden erhältlich. Alle Qualitäten der Kollektion werden dabei aus
reiner Neuseeland-Schurwolle gefertigt. Mit dem hohen
Poleinsatzgewicht der vier Strukturen will das bekannte
Label für exklusive Wohntextilien zudem die hohe Qualität
dieser Kollektion unterstreichen. Nach dem Ergebnis
aufwändiger Untersuchungen sollen laut dem Bielefelder
Familienunternehmen alle Qualitäten kein Risikopotenzial
für Allergiker aufweisen.
www.jab.de
Produkte: Teppiche I 49
Produkte: Teppiche
Teppiche mit Charakter
Foto: Temahome; Furoshiki (IMM10_TD1304_03)
Foto: Schönfeld; Strukturteppiche (IMM10_TD1304_04)
Japanische Bastelanleitung
Exklusiver Fußwärmer
Die außergewöhnliche, asymmetrische Form des Teppichs Furoshiki aus der Kollektion des portugiesischen
Möbelherstellers Temahome verleiht diesem textilen
Kunstwerk den Anschein von Bewegung. Außerdem erscheint das mehrfarbige Muster auf den ersten Blick wie
per Zufallsprinzip generiert, obwohl dies keineswegs der
Fall ist. Tatsächlich handelt es sich um ein interessantes
Puzzle. Seine Bezeichnung bezieht sich auf die populäre
japanische Kunst, Geschenke zu verpacken. Furoshiki
ist eine Kreation des portugiesischen Designers Miguel
Vieira Baptista. Im Muster sind sechs verschiedene Farben kombiniert. Der Teppich wird per Hand gefertigt und
besteht zu 100% aus neuseeländischer Wolle.
www.temahome.com
Die Teppiche aus der sächsischen Teppich-Manufaktur
Schönfeld sind Einzelanfertigungen. Diese Eigenkreation
im für Schönfeld typischen grafischen Stil ist durch eine
lineare Struktur in unterschiedlichen Florhöhen geprägt.
Die Materialkombination ist sehr variabel in der Farbanpassung und in deren Kombination. Die Strukturteppiche
werden in Handtuft-Technik aus allerfeinstem Leinmischgarn und Wolle hergestellt. Auf den Einsatz eines Zweitrückens wird hierbei verzichtet, um bei Verwendung auf
Fußbodenheizung einen hohen Wärmedurchlass zu gewährleisten. Damit soll auf zusätzliche rutschhemmende
Beschichtungen oder Matten verzichtet werden können.
www.cgg-schoenfeld.de
50 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Zahlenspiele
Durchgeknotet
15.000 bis über 400.000
Von
Knoten pro Quadratmeter reicht die Qualitätsbandbreite
von Teppichen, die als Läufer, Schmutzfänger und Kuschelinseln dem Leben etwas von seiner Härte nehmen. Neben
dem Material und der sauberen Verarbeitung ist die Anzahl
der Knoten durchaus mitentscheidend für die Qualität und
kann mit etwas Geduld vom Kunden einfach überprüft
und mit der angegebenen Zahl verglichen werden. Man
braucht dazu lediglich ein Zentimetermaß. Auf der Länge
eines Zentimeters werden die Knoten gezählt. Das Ergebnis wird quadriert und mit 10.000 multipliziert. 5 Knoten
auf einem Zentimeter ergeben also ca. 250 000 Knoten
pro Quadratmeter (kn/qm). Zudem sollte jeder Abschnitt
ein sauberes Quadrat ergeben – also etwa 6x6 und nicht
7x8 Knoten. Es gibt aber auch Teppiche ohne Knoten.
Verrutscht
„Die besten Ideen entstehen ja bekanntlich in der Badewanne”, sagte die Designerin Wiebke Hoffmann, als sie
den Entwurf zu ihrem neuen Teppich Tiles für Hey-Sign
vorstellte. Er ist inspiriert von nicht ganz regelmäßig
angeordneten Fliesen. Denkt man auf den ersten Blick
nur an wild zusammengelegte Filzplättchen, entpuppen
sich diese bei genauerem Hinsehen als äußerst pfiffiges
Design, das durch seine Aussparungen den Eindruck
eines fest gefügten Teppichs untergräbt. Dieser Teppich
ist gefahrlos zu betreten, denn hier verrutscht nichts
als die Wahrnehmung. Tiles schlägt dem Betrachter ein
Schnippchen – die optische Täuschung scheint nahezu
perfekt. Das Material ist Wollfilz aus 100% reiner Schurwolle in 5 mm Qualität. Der Teppich ist in den Maßen 70
x 200 cm, 140 x 200 cm und 180 x 240 cm sowie in 36
verschiedenen Farben erhältlich.
www.hey-sign.de
Produkte: Teppiche I 51
Foto: Hey-Sign, Tiles (IMM10_TD1304_02)
52 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Auch Möbel sehen jedes Frühjahr wieder ein wenig
anders aus. Stil- und Farbtrends verändern zusätzlich das Gesicht des Interior Designs. Doch anders als
etwa in der Mode sind die Designentwicklungen nicht
nur durch Geschmackswandel und die Lust an immer
neuer Selbstinszenierung zu erklären.
Natürlich sagt auch das Auftauchen des Minirocks etwas
über unser Lebensgefühl aus; doch die Art und Weise,
wie wir uns einrichten, ist mehr: ein direkter Reflex auf
die gesellschaftlichen Einflüsse, in dem sich Lebensmuster, Alltagsrituale, Ideale, Beziehungsstrukturen,
Konsumhaltung, soziale Bedingungen, Weltbilder und
unsere Wünsche materialisieren. Wer Möbeldesign und
Interior Design beobachtet, fragt irgendwann nicht mehr
nur nach dem Wie, sondern auch nach dem Warum.
Unsere zwölf ausgewählten Wohntrends verfolgen beides: ästhetische und funktionale Merkmale der Produkte
sowie die Beweggründe für aktuelle und künftige Wohnformen.
Text und Idee: Frank A. Reinhardt
Fotos: Karsten Jipp
Der Fotograf: Schlicht genial
Der studierte Grafikdesigner Karsten Jipp arbeitet als
Art Director in einer großen Corporate Design Agentur.
Er lebt und fotografiert in Berlin, wo er die Fotografie für
sich als Ventil völlig sinnfreier Kreativität entdeckte und
mit seinen auf der Plattform photocase veröffentlichten
Schnappschüssen und künstlerischen Inszenierungen innerhalb kürzester Zeit eine große Fangemeinde gewann. Seine Fotos enthüllen die Absurdität des
Alltäglichen genauso wie die Poesie der kleinen Dinge,
versinnbildlichen Freude oder Tristesse, Größenwahn
und Verletzlichkeit. Dabei sind sie voller Humor und
nie ganz ohne Sympathie. Markenzeichen der von ihm
entwickelten Bildsprache ist die Selbstinszenierung als
Protagonist (allzu) menschlicher Befindlichkeiten. Er
schlüpft in jede Rolle und scheut vor keinem Aufwand
zurück, um seine überraschend klarsichtige Perspektive auf die Welt festzuhalten. Dass seine Bilder genauso spontan wie inszeniert wirken, liegt aber einzig in
seiner Arbeitstechnik begründet: Nur zehn Sekunden
bleiben ihm mit der Auslöse-Automatik, um sich in
Position zu bringen.
12 Wohntrends I 53
12 Wohntrends:
Das Wohnen der Zukunft hat bereits begonnen
01
_Multiflexibilität
Foto: Koelnmesse; Karsten Jipp (IMM10_TD0601_01)
02
_Public Lifebase - Private Carebase
Foto: Koelnmesse; Karsten Jipp (IMM10_TD0601_02)
Tausendsassa gesucht
Die Wohnung – eine Wunderwaffe in stürmischen Zeiten
Das Wohnen wird flexibler, und Einrichten wird zur
Passion. Die einen ziehen häufiger um, die anderen
begnügen sich mit spontanen Umräumaktionen. Egal, ob
groß und geräumig oder klein und kompakt, für Junge
oder Alte: Möbel müssen immer flexibler sein in Bezug
auf Standort, Anbausituation und Einsatzbereich. Selbst
Duschpaneele oder Küchenelemente könnten in nicht
allzu ferner Zukunft dank Plug&Play-Technik mit umziehen. Schon heute sollten sich modulare Regalsysteme
öfters variabel kombinieren lassen, Sofas – natürlich mit
beidseitig anzubringendem Eckelement – und Betten
sollten einen schönen Rücken für freie Platzierungen
mitbringen, und Stühle werden erst dann zu wahren
Freunden fürs Leben, wenn sie sowohl im Wohnzimmer
als auch in der Küche eine gute Figur machen. Multiflexible Lösungen auf Produkt- und Wohnungsebene sind
die Antwort auf moderne Bedürfnisse. Spezialisierungen
und festgefahrene Formtypologien haben in der Zukunft
genauso wenig Platz wie festgefahrene Wohnstrukturen.
Wände lassen sich schließlich versetzen. Schlafzimmer?
Kinder-, Arbeits- oder Fitnesszimmer? Mehrfamilien-,
Einfamilien- oder kombiniertes Wohn- und Bürohaus?
Wer will sich da heute schon noch festlegen?
Früher übernachtete der gestresste Manager schon mal
im Büro – heute schläft der flexible Mitarbeiter im HomeOffice auf dem Sofa über dem Notebook ein. Das Heim ist
kaum mehr vor dem Auge der Öffentlichkeit zu schützen
und dient genauso der Präsentation wie der Regeneration.
Die Wohnung wird zum Steuerungszentrum und somit
zum Allheilmittel für jedes Bedürfnis, ob beruflich oder
privat. Hier kann man schnell mal zwischen der öffentlichen und der privaten Person wechseln, sich von dem
Lounge-Dining-Outdoor-Bereich in die Privaträume zurückziehen und seine Schlachten auf vertrautem Boden
schlagen.
54 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
03
_Simple Techness
Foto: Koelnmesse; Karsten Jipp (IMM10_TD0601_03)
04
_Renaissance der Spiritualität
Foto: Koelnmesse; Karsten Jipp (IMM10_TD0601_04)
Die neue Kultur – Technik mit Understatement
Der höhere Sinn von Wellness
Wir sind überall von Technik umgeben. Sie völlig zu beherrschen, würde uns nur überfordern – aber verzichten
möchten und können wir auch nicht mehr darauf, weder
auf die Computerisierung der Arbeitswelt, die multimediale
Ausstattung unseres Wohnzimmers noch auf die systemgesteuerte Haustechnik. Wir sehnen uns nach der Einfachheit vergangener Zeiten zurück. Was bei den Mobiltelefonen schon offensichtlich ist, wird auch für die technischen Features im Einrichtungsbereich gelten: Wir wollen weniger Knöpfe und dafür mehr Komfort. Technischer
Schnickschnack wird nicht mehr zur Schau gestellt, sondern integriert: in Wände, Möbel, schöne Dinge. Dabei
brauchen wir gerade im Haus immer mehr Funktionen
und Sicherheit. Unsere Hoffnung: Durch die Konvergenz
neuer Technologien wird alles einfach und schnell
funktionieren, für einen unkomplizierten und sicheren
Alltag. „Just click this button” – und alles wird gut. Dann
ist Technik auch wieder sexy!
Der Gesundheits- und Wellnessboom ist einfach nicht
tot zu kriegen. Aber Gesundheit ist viel mehr als Joghurt
für gesunde Darmflora und Wellness ist mehr als ein
Duschgel oder eine Badewannen-Sitzung mit Teelichten.
Die Wohnung, und darin vor allem das Bad, ist Multifunktions-Plattform rund um Fitness, Regeneration,
Reinigung und emotionales Erlebnis. Es gibt viel zu tun,
denn Gesundheit bedeutet heute mehr als die Abwesenheit von Krankheiten. Sie geht einher mit körperlicher
Leistungsfähigkeit, Langlebigkeit, seelischer Ausgeglichenheit und geistiger Stärke. Gesundheitspflege wird
zu einer spirituellen Aufgabe, der sich Wohnmaterialien,
Möbel und Einrichtungsstrukturen anzupassen haben.
Feng Shui und geölte Massivholzmöbel waren nur der
Anfang – heute wird mit indischer Vasati-Lehre (vom
energetischen Wohnen und Bauen), Schadstoffe schluckenden Tapeten und Magnetfeldtherapie-Matratzen aufgerüstet. Im privaten Raum finden Glaube und Wissenschaft problemlos zusammen. Hauptsache, man fühlt
sich wohl.
12 Wohntrends I 55
05
_Natural Green
Foto: Koelnmesse; Karsten Jipp (IMM10_TD0601_05)
06
_Outdoor Living Room
Foto: Koelnmesse; Karsten Jipp (IMM10_TD0601_06)
Natürlich nachhaltig! Die Frage ist nur: Wie?
Zuhause unterm Sternenhimmel
Es geht schon längst nicht mehr „nur” um die Sorge um
die eigene Gesundheit und die Vermeidung von Giften
im Haus. Die Konsumenten haben verinnerlicht, dass
das natürliche System, in dem wir leben, des Schutzes
bedarf, und fragen nach der Nachhaltigkeit der Produkte.
Möbel sind weniger abstrakt als die Diskussionen um
Energieträger. Sie sind sinnlich erfahrbar und gleichsam ein sichtbares Statement ihres guten Willens. Auch
Umweltschutz im Kleinen zählt. Doch wo anfangen? Wo
der Fortschrittsglaube schwindet, suchen die Menschen
Bestätigung im Bewährten und wählen Naturmaterialien.
Andere suchen sich ihrer neu akzeptierten Verantwortung
zu stellen, indem sie nachhaltige Konzepte mit neuen
Technologien und Materialien zu entwickeln suchen. Und
so stehen Massivholzbetten gleich neben Schränken aus
modernen Schichtholzplatten, Recyclingmöbel neben
Regalen aus WPC-Verbundmaterial* und ultraleichten
Stühlen aus Polycarbonat und Magnesium.
Couchpotatoes sind uncool. Daheim relaxen – egal, ob
allein, mit den Kumpels oder Geschäftsfreunden – hingegen nicht. Warum also holen wir uns das Lebensgefühl
der Straßencafés und Biergärten nicht einfach auf die
heimische Terrasse? Gärten werden wieder professionell
gestaltet und mal traditionell, mal nach einem aktuellen
Motto, nach der Feng Shui-Lehre oder streng architektonisch gestylt. Wie im Barock wird der Garten zum Ausdruck kultivierten Geschmacks, die Natur zum verlängerten Wohnraum. Die Grenzen von Outdoor und Indoor sind
fließend, und auch der Möblierung widersetzt sich einer
klaren Klassifizierung. Wetterfeste Möbel von rustikal
über verspielt bis gediegen passen sich dem Bedürfnis
nach dem neuen Outdoor-Leben an. Gerade in dicht bebauten Gebieten blüht ungeachtet des Großstadtflairs der
Frischluft- und Naturfanatismus. Gegensätze, die sich
bisher vielleicht nur angezogen haben, nun aber in Perfektion mit der modernen Architektur verschmelzen.
wood plastic composite / Holzfaser verstärkte Polymere
*
56 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
07
_Homing
Foto: Koelnmesse; Karsten Jipp (IMM10_TD0601_07)
Die Wohnung ist Welt genug
Wahrscheinlich ist dieser Trend so alt wie die Lehmhütte
und wird uns deshalb wohl ewig begleiten. Und doch:
Noch nie schien sie wertvoller als heute, die eigene
kleine Welt mit ihren liebevoll gestalteten vier Wänden,
hinter die man sich – natürlich rein symbolisch – vor der
feindlichen Außenwelt zurückzieht. Es wird noch schöner
und gemütlicher, wohnliche Materialien und Farben und
vor allem viel, viel Textil – mal farbig und bunt, mal dezent und natürlich, an Wänden und Fenstern, auf Böden
und diversen Sitzgelegenheiten – breitet sich patchworkartig im selbst zusammen gezimmerten Heim aus.
Doch niemand will sich heute mehr in seiner Wohnung
verschanzen und vergraben. Vielmehr wird der Cocon
dosiert geöffnet, um den Teil der Welt, der als verwandt
empfunden wird, herein zu lassen. Ein Netzwerk aus
Freunden ersetzt schwächer gewordene Familienbande und das schwindende Loyalitätsempfinden in der
Arbeitswelt. Freunde sollen sich hier genauso zuhause
fühlen können wie der Hausherr. Ein großzügiger Bereich zum Wohnen/Kochen/Essen, ein möglichst großer
Esstisch als Zentrum und eine ordentliche multimediale
Ausstattung gehören zum modernen Wohnen dazu. Die
Wohnung wird zur repräsentativen, freundschaftlichen
Geste – Visitenkarte und Einladung zugleich.
12 Wohntrends I 57
08
_Interior Concepts
Foto: Koelnmesse; Karsten Jipp (IMM10_TD0601_08)
Räume neu erfinden
Mit den sich verändernden Wertvorstellungen und Lebensmustern bilden sich auch neue Wohnmodelle aus. Schon
heute verschmelzen unterschiedliche Wohnbereiche zu
großzügigen All-in-one-Räumen. Die neuesten Architekturkonzepte propagieren die Ein-Raum-Wohnung, in der
nur noch die Schlaf- und Intimbereiche abgetrennt werden. Tatsächlich fallen immer häufiger die Wände
zwischen Küche, Ess- und Wohnbereich, genauso wie
zwischen Schlafzimmer und Bad, die zu einem Private
Spa fusionieren, das nur noch mit den klimatechnisch
notwendigsten Abtrennungen ausgestattet wird (aber
ohne WC). Langfristig werden der größere Platzbedarf
und die Erweiterung des „Familien”-Kreises um Freunde
und Gäste aber auch wieder zu einer größeren Differenzierung von Räumen und Rauminhalten führen, ohne
dass die Großzügigkeit eines Haupt-Aufenthaltsraumes
aufgegeben wird. Räume mit Funktionen für individuelle
Bedürfnisse – wie Computerecke, Spielzimmer, virtuelle
Ankleideräume, Herrenzimmer, Fitness- oder Meditationsraum, Lese-Galerie oder das gute alte Bügelzimmer – werden als Rückzugsbereiche genutzt werden. Das
lässt sich im Patchwork-Haus für die Patchwork-Familie
genauso realisieren wie in modular strukturierten Räumen für Single-Haushalte.
58 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
09
_Clean Cover
Foto: Koelnmesse; Karsten Jipp (IMM10_TD0601_09)
10
_Megatrend Design
Foto: Koelnmesse; Karsten Jipp (IMM10_TD0601_10)
Die Kunst des Versteckens
Design muss sein!
Auch wenn der minimalistische Einrichtungsstil schon lange
nicht mehr so dominant ist und Konkurrenz von einer Vielfalt an neo-barocken, rustikal-puristischen, experimentellen, Bauhaus-inspirierten und üppig gekurvten Stilelementen erhalten hat, wurde die Devise „Weniger ist mehr”
so verinnerlicht, dass eine aufgeräumte Optik für die
meisten Menschen heute ein Muss ist. Chaotische Unordnung würde nur die Ästhetik stören, mit der wir uns identifizieren. Dabei muss die Glätte nicht einmal oberflächlich
wirken – nur schick eben. Persönliches und Ausgefallenes
wird kurzerhand in das Gestaltungskonzept integriert. Eine
Fotoreihe der Familie? Kein Problem, die ausgewählten
Bildmotive müssen lediglich farblich zur Einrichtung passen. Kabelsalat und technische Features verschwinden
hinter glatten Fronten, lassen sich versenken oder anderweitig integrieren, wie überhaupt die glatte Oberfläche der
Zurschaustellung von dekorativem Nippes vorgezogen wird.
Diese Ästhetik hat sich inzwischen so weit verselbständigt,
dass wir uns optisch an vorstehenden Griffen stoßen und
auf „Push-to-open“-Technik abfahren. Clean Cover, die
Kunst des Versteckens, ist Ausdruck des Wunsches nach
Ordnung und Perfektionismus. Sie gibt uns das Gefühl,
alles unter Kontrolle zu haben.
Ein Trend, der inzwischen so dominant ist, dass er uns
gar nicht mehr auffällt: Ohne Design geht es nicht mehr.
Die Abwesenheit einer mehr oder weniger gut gestalteten Umgebung sticht hingegen unübersehbar ins Auge
des gesellschaftlichen Stilempfindens und schmerzt
so empfindlich, dass wir ihr in TV-Shows den Kampf
ansagen und eine gut meinende Design-Task-Force jede
Not leidende Familie von ihrem Wohnzimmerschrank in
Eiche hell erlöst, um sie mittels schicker, bunter, lebensbejahender Einrichtung zu modernen Menschen zu therapieren. Guter Geschmack ist zur Voraussetzung für ein
gesundes Selbstbewusstsein geworden, und wir identifizieren uns mit unseren Möbeln genauso wie mit unserer
Kleidung. Man könnte meinen, dass die Ideale der DesignGründer von Arts and Crafts Movement, Werkbund, Bauhaus & Co. doch noch verwirklicht werden. Eine schöne
Form, eine schöne Umgebung erscheinen uns heute unverzichtbar für das persönliche Wohlbefinden. Die Demokratisierung der Designwelt hat längst stattgefunden.
12 Wohntrends I 59
11
_Good old friends
Foto: Koelnmesse; Karsten Jipp (IMM10_TD0601_11)
12
_Urban sprawl
Foto: Koelnmesse; Karsten Jipp (IMM10_TD0601_12)
Ein Wiedersehen mit alten Bekannten
Die Stadt als natürliches Habitat
Natürlich wollen wir etwas Neues sehen. Design folgt, wie
die Mode, der es sich stellenweise bedenklich annähert,
dem Wunsch des Verbrauchers nach dem immer Neuen,
dem Originellen, Frischen. Und doch sind viele die um
Modernität bemühten Spielchen mit neuen Formen leid.
Der Neo-Barock war nur die erste Abnabelung vom Minimalismus. Heute stehen puristische, organische, moderne, ethnisch-folkloristische und historisierende Stile
jeder Couleur gleichberechtigt nebeneinander. Wir erleben einen eklektizistischen Stilmix, in dem die gekonnte
Kombination von Neu und Alt, von Vorgefundenem und
Innovationen, von Beton und Tapete als modern gilt. Wie
auch immer die Zukunft aussehen mag, sie wird weit
weniger futuristisch daherkommen, als es die Designer
in den 70er-Jahren prognostizierten. Stühle, Sessel und
Tische der bekanntesten Designer erinnern heute an
Klassiker, ohne reine Kopien zu sein: eine veränderte Dimensionierung hier, eine technische Aufrüstung dort, ein
ungewohnter Materialeinsatz oder ein neuer konstruktiver Ansatz zur Realisierung der archetypischen Form
überführen Altbewährtes ins Hightech-Zeitalter. Und
sagen uns, dass wir nicht die ganze Welt neu erfinden
müssen. Nur Teile davon.
Die Hintergründe sind klar: Familienleben auf dem Lande
erscheint heute als konservatives Lebensmodell. Wer es
sich irgend leisten kann, achtet deshalb lieber auf frühkindliche Verkehrserziehung und meidet die Schmuddelkinder, genießt dafür aber ein cooles Stadtleben mit Dachterrasse und Hinterhofidyll nebst Waschsalon und Café
um die Ecke. Da die klassischen Familienstrukturen sowieso immer seltener werden, dafür aber immer mehr
Singles und – der demografischen Entwicklung sei Dank –
lebenshungrige Menschen jenseits der 50er-Marke (allein
oder zu zweit) einen Haushalt mit Anschluss an das brodelnde Treiben führen wollen, gewinnt die Stadt wieder
an Attraktivität. Ihre engmaschige Infrastruktur vermittelt
Sicherheit und verspricht kurze Wege. Sanierte und umgenutzte Industriegebäude oder neu erschlossene, schicke
Hafenviertel am Fluss verkörpern das Idealbild urbanen
Wohnens und werten das Image der Stadt auf. In dem
Maße, wie das Umland verdichtet wird und die Städte sich
um Grünzonen, verkehrsberuhigte Wohngegenden und
die Kultivierung des Straßenlebens bemühen, zieht es die
Menschen wieder zurück in die Zentren. Die neue Landflucht steht für den Wunsch nach Unabhängigkeit, Modernität und vor allem Mobilität, und das in jedem Alter.
60 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Flötotto; Regalsystem 355 (IMM10_TD0901_01)
Short cut: Wohntrends I 61
Wohntrends zum Jahresanfang 2010
Drinnen und draußen zuhause
Homing boomt. Trotz oder gerade wegen der Finanzkrise sind die Menschen gern im eigenen Zuhause. Hier
haben sie die Freiheit, ihre Umgebung so zu gestalten,
wie es ihnen gefällt, hier sind sie Herr im Haus. Wohnen
bedeutet, durchschnittlich 340 Tage an einem Ort zu sein,
nämlich im eigenen Zuhause. Man hält sich ausgiebig
in Wohnküche, vor dem Heimkino oder im Private Spa
auf. Außerdem versprechen die aktuellen Wohn- und
Möbeltrends auch wieder neuen Schwung und neuen
Spaß fürs Einrichten, Gestalten und Wohnen. Auch der
seit Jahren bekannte Trend zur Individualisierung hält
an. Daher ist eine originelle, vielleicht sogar einzigartige Einrichtung den Menschen immer wichtiger. Im
Übrigen nicht nur im eigentlichen Innenwohnbereich,
sondern auch bei der Gestaltung von Garten, Balkon oder
Terrasse. Hier wurde in der vergangen Saison überdurchschnittlich viel investiert. Anzunehmen ist, dass
sich – zumal, wenn der hundertjährige Kalender sein
Versprechen nach einem Sonnenjahr 2010 einhält – der
Umsatzzuwachs bei Gartenmöbeln deutlich fortsetzen
wird. Bei aller Vielfalt gibt es immer auch Möbel oder
Einrichtungsgegenstände, die besonders gut nachgefragt
werden und andere, von denen man sich leichter trennt.
Die nachfolgende Liste zeigt einige aktuelle Entwicklungen:
Text: Ursula Geismann,
Verband der Deutschen Möbelindustrie e.V.
Was geht?
_Kleine Esstische
_1-2-3-sitzige Garnituren ohne Funktionen
_Rustikal-dunkle Küchenfronten
_Glatte Bezugsstoffe bei Polstermöbeln
_Wuchtige Möbel
Was bleibt?
_Die Megafarbe Weiß bei Bezugsstoffen für Polster_möbel und als Oberfläche bei Kastenmöbeln
_Wohnwände mit Flachbildschirm und langen
_Sideboards, Highboards und Lowboards
_Die räumliche Einheit Küche – Essen – Wohnen
_Aubergine Töne als würdevolle Farbakzente
_Möbel, die auch von hinten schön sind und frei im
_Raum stehen
_Verstellbare Polstermöbel
_Begehbare Kleiderschränke
_Rokoko-Ornamente als Muster, gern als gewebte Be_zugsstoffe mit samtähnlicher Oberfläche
_Cross Design als Lifestyle-Garantie: Möbel von
_Joop!, Esprit & Co.
_Möbelklassiker als zeitloser Wert
_Feuermöbel mit Bioalkohol
_Themenkinderzimmer wie Prinzessin oder Seeräuber
Was kommt?
_Esssessel, auf denen man lange bequem sitzen kann
_Gartenmöbel, die aussehen wie Wohnzimmermöbel
_Gartenküchen und Gartenduschen
_Loungesessel zum Chillen
_Private Spa-Oasen, in denen Schlafzimmer und
_Badezimmer zu einer Einheit verschmelzen
_Großformatige Esstische
_Blaue Bezugsstoffe
_Dunkles Holz, gern in Verbindung mit Glas und
_Edelstahl
_weibliche Formen: die organische Gestaltung von
_Polstermöbeln
_Hochglanzlackierte und grifflose Küchenfronten
_Die Farbe Gold als Akzentuierung etwa bei _
_Schränkchen, Stuhlgestellen oder Zierkissen
_Greenline Möbel
_LED Lichttechnik in Schränken und Regalen
62 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Trendbook I 63
Trendbook imm cologne 2010
Ästhetik nach dem Urknall
Aktuelles Trendbook der Einrichtungsmesse imm cologne stellt
die Interior Trends 2010 vor
Gegensätzliche Tendenzen zum Experimentellen wie zur Besinnung
auf Beständigkeit und Qualität dominieren die Designszene
Foto: Interior Trend Rehab; Koelnmesse; Constantin Meyer (IMM10_TBK0203_02)
64 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Interior Trend Discipline; Koelnmesse; Constantin Meyer (IMM10_TBK0204_03)
Trendbook I 65
(Trickery). Viele experimentelle Entwürfe spielen mit den
Erwartungen an die Bequemlichkeit oder Funktionalität
des Designs und inszenieren sie als Bild, das nicht hält,
was es verspricht. Im familiär-harmonischen Ambiente
wiederum besinnt man sich auf die eher robuste Qualität
traditioneller Formen und Muster aus aller Welt, auf Selbstgemachtes und Dinge, die wie selbstgemacht aussehen
(Comfort Zone). Innovationsfreudige suchen die pure Qualität der nackten, von allem Dekorativen befreiten Form
mit einer Konsequenz, die fast schon wehtut (Rehab).
Foto: Interior Trend Comfort Zone; Koelnmesse; C. Meyer (IMM10_ TBK0202_01)
Ein rebellischer Geist scheint derzeit das Design anzutreiben. Auch wenn nicht alles auf die globale Erfahrung
der Wirtschaftskrise zurückzuführen ist, so ist diese in
den Augen des Trendboards der imm cologne doch die
treibende Kraft bei dem erwarteten starken Ausschlag
in vier sehr unterschiedliche Richtungen. „Discipline”,
„Trickery”, „Comfort Zone” und „Rehab” heißen die
wichtigsten Entwicklungen für die Einrichtungsbranche,
die im Trendbook „Interior Trends 2010” dargestellt
werden.
Bei aller Gegensätzlichkeit fällt doch ein gemeinsamer
Nenner auf: In allen vier Interior Trends wird Qualität
absolut gesetzt. Während die eher konservativen Geister
das Design auf die ursprüngliche Ästhetik des Bauhauses einschwören und absolute Perfektion einfordern
(Discipline), wird im fröhlich-populären Milieu das Spiel
mit klassischen Formzitaten, Improvisationen und Illusionen auf einmal sehr ernst genommen und kreative
Qualität jenseits der perfekten Ausführung bejubelt
Das diesjährige internationale imm cologne-Trendboard
aus den Designern Bertjan Pot und Cecilie Manz, der
Architektin und Designerin Johanna Grawunder, dem
Fachjournalisten Marcus Fairs sowie dem Material- und
Farbspezialisten Giulio Ridolfo sieht das Hauptmotiv für
diese ästhetisch so unterschiedlichen Entwicklungen in
einem allgemeinen Unsicherheitsempfinden. Wohlstand
und sozialer Frieden scheinen ebenso bedroht wie die
natürliche Balance. Als Reaktion darauf suchen Kreative
wie Konsumenten im Design nach neuen Antworten und/
oder nach Beständigkeit. Dabei wird kräftig aufgeräumt
und tief in den Schränken gewühlt, um Lösungen zu
finden, die zukunftstauglich sind. Denn vor jeder neuen
Verbindlichkeit steht die Demontage, zumindest aber die
Abkehr von alten Mustern.
Foto: Interior Trend Trickery; Koelnmesse; C. Meyer (IMM10_ TBK0201_03)
66 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Trendbook
Nachschlagewerk für die Zukunft
Seit nunmehr sechs Jahren beruft die imm cologne ein
international besetztes Expertengremium ein, um die
zentralen Themen für das Interior Design der jeweils
kommenden Saison zu identifizieren: das Trendboard,
das in jährlich wechselnder Besetzung einige der einflussreichsten Designer, Architekten, Fachpublizisten
und Materialexperten versammelt.
In einem zweitägigen, vom Rat für Formgebung organisierten Workshop werden die über Monate gesammelten
Eindrücke von den aktuellen Strömungen in Design und
Gesellschaft verglichen und diskutiert. Dabei werden nicht
nur die aktuellen Designentwicklungen bewertet – vielmehr
bilden die Gefühlslage und die Bedürfnisse der Konsumentengruppen den jeweiligen Ausgangspunkt für die
Formulierung eines Interior Trends. Anhand von Materialund Farbmustern werden anschließend die Erscheinungsformen der Interior Trends bis ins Detail bestimmt.
Das 72-seitige Trendbook ist eine Darstellung dieser
Trends anhand von einfühlsamen Textskizzen zu den
formalen und emotionalen Motiven, ausgestattet mit aufwändig inszenierten Fotos und detaillierten Informationen
zu den Farbwerten und Materialcollagen. Mit seiner Veröffentlichung im Herbst zieht das Trendbook eine Zwischenbilanz zu den Frühjahrspräsentationen und gewichtet
die Entwicklungen, die es bis auf die erste große Einrichtungs- und Ordermesse des Jahres, die imm cologne 2010
schaffen werden, nach ihrem Potenzial für das Interior
Design der Zukunft. Das gegen eine Schutzgebühr von
50,- Euro erhältliche Standardwerk für die Einrichtungsbranche gibt einen kompakten Überblick zum aktuellen
Geschehen in der Designszene und bietet Orientierung
für Aussteller, Fachbesucher und Journalisten.
Foto: Koelnmesse (IMM10_TBK0205_02)
Foto: Koelnmesse (IMM10_TBK0205_03)
Foto: Koelnmesse (IMM10_TBK0205_04)
Weitere Informationen: www.imm-cologne.de
Redaktionshinweis: Hersteller- und Quellenangaben zu
den auf den Fotos gezeigten Produkten finden Sie im
Trendbook Interior Trends 2010.
Foto: Koelnmesse (IMM10_TBK0205_05)
Trendbook I 67
Präsentation
Trendbook-Pressekonferenz Stockholm (09/2009)

Video-Podcast (DVD)
Foto: Koelnmesse; FAR (IMM10_TD0301_02)
Foto: Koelnmesse; FAR (IMM10_TD0301_03)
68 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: PP Meubler; Clothes tree; Jeppe Gudmundsen-Holmgreen (IMM10_TD0801_02)
Designer’s Voice I 69
Cecilie Manz
„Eine großartige Nachricht!”
lich. Man darf auf die von ihr gestaltete Installation der
Trends im Pure Village (Halle 3.2) auf der imm cologne
2010 gespannt sein.
1. Wohin entwickelt sich das Green Design?
Ich glaube, das gesamte Vokabular und das Verständnis
von Konzepten wie „Green Design”, „Eco“, „Nachhaltigkeit” und so weiter werden zu einem ganz natürlichen
und selbstverständlichen Teil unseres Wortschatzes
und unserer Arbeit. Es wird die Nichtbeachtung dieser
Kriterien sein, die als extrem und als falsch wahrgenommen wird. Aber dieser Prozess braucht Zeit, es
wird nicht über Nacht passieren, sondern in kleinen
Schritten.
Foto: Cecilie Manz; Koelnmesse; Lutz Sternstein (IMM10_TD0801_01)
Cecilie Manz gilt als eine der prominentesten Vertreterinnen des jungen und erfolgreichen Produkt- und Möbeldesigns aus Dänemark. Gerade erst erhielt sie den
Bruno Mathsson Preis. Die 1972 geborene und in Kopenhagen und Helsinki ausgebildete Designerin betreibt
seit 1998 in Kopenhagen ihr eigenes Designstudio und
arbeitet für Firmen wie Fritz Hansen, Mooment, LightYears, Nils Holger Moormann oder den Glashersteller
Holmegaard. Ihre Glas-Serie Minima wurde 2008/2009
u. a. mit dem Danish Design Prize ausgezeichnet. Neben
ihrem Glasdesign ist Cecilie Manz vor allem für ihre
Lampen und Möbel bekannt. Ihr poetischer Ansatz, der
in den experimentellen Arbeiten – etwa in ihren OneOffs und in den Limited Editions wie dem Stuhl Pluralis
von Mooment – im Vordergrund steht, ist auch in ihren
Serienprodukten spürbar.
Als aktuelles Mitglied des imm cologne Trendboards
zeichnet sie für die Interior Trends 2010 mitverantwort-
2. Gibt es neue Ideen oder Technologien im Green
Design, und welche Ansätze sind dominant für eine
breitere Produktionsbasis?
Zurzeit werden Holz und andere rohe, natürliche
Materialien für das Design immer interessanter. Wohl
auch, weil sie einfach „richtig“ aussehen und einem
das spontane Gefühl geben, in die richtige Richtung zu
gehen. Der nächste Schritt, bei dem neue Materialien
mit positiven Effekten verbunden werden, braucht mehr
Zeit für eine breite Akzeptanz, sowohl bei den Konsumenten als auch im gesamten Produktionsprozess.
Ich glaube aber auch an einen Trend zur ästhetischen
Reinheit oder auch Bescheidenheit – einfach, weil wir
von den letzten Jahren übersättigt sind. Vielleicht wird
sich diese Bewegung für längere Zeit Seite an Seite mit
der „grünen“ entwickeln. Und das ist eine großartige
Nachricht!
3. Wird der Markt eine Entwicklung der Möbelbranche
zu mehr Produktnachhaltigkeit tragen?
Ich hoffe wirklich, dass beide Parteien zusammenarbeiten und so neue Wege ermöglichen. Das ist wie eine
Spirale, die nur in die richtige Richtung gehen muss –
und schon funktioniert es.
70 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Fritz Hansen; Essay; Design: Cecilie Manz (IMM10_TD0801_04)
4. Setzen die Unternehmen in dieser Krisenzeit eher
auf Bewährtes oder sind sie besonders innovationsfreudig?
Ich treffe auf beide Reaktionen. Manche Unternehmen
sind richtig begierig, nach neuen Wegen zu suchen, andere wiederum machen genauso weiter wie bisher, nur
in kleinerem Maßstab.
5. Heute existieren immer mehr Trends nebeneinander.
Gibt es einen dominanten Trend im Interior Design bzw.
beim Produktdesign?
Ein Trend ist doch vor allem ein Spiegelbild oder eine
Essenz all dessen, was in der Gesellschaft passiert.
Daher sehen wir natürlich eine große Bandbreite an
Arten zu leben, zu arbeiten oder sich anzuziehen. Unsere
Epoche ist nicht eine Zeit des „Eins-nach-dem-anderen”,
sondern eine „Multi-Zeit”.
6. Woher – aus welchen Kulturen, Disziplinen, Medien,
Industrien oder Wissenschaften – kommen heute die
wichtigsten Impulse für die Trendentwicklung?
Aus allen Bereichen. Deshalb ist Zusammenarbeit ja
auch so wichtig.
7. Welche Impulse erwarten Sie von der kommenden
imm cologne?
Ich hoffe eigentlich, etwas völlig Unerwartetes zu sehen.
8. Welche Ausstellung oder welches Event wollen Sie
auf der Cologne Design Week auf keinen Fall verpassen?
Ich habe mir keinen Plan gemacht, das mache ich
eigentlich nie. Ich mag es, herumzuschlendern. Schon
ein einziges gutes Objekt kann reichen, um die Veranstaltung zu einer guten Messe zu machen.
Weitere Informationen:
www.ceciliemanz.com
Designer’s Voice I 71
Foto: Limited edition chair by Mooment; Pluralis; Jeppe Gudmundsen-Holmgreen (IMM10_TD0801_03)
72 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Schmidt Küchen, Aurora; Design: Britta Chantal Tibo (IMM10_TD0802_05)
Designer’s Voice I 73
Britta Chantal Tibo, RoomDoctor
„Der Ohrensessel und die Schubkarre zählen zu den
Protagonisten eines neuen ländlichen Stils.”
gegenüber honorarpflichtigen Ratschlägen zur Heimgestaltung bekannt waren. Die Amerikaner und Engländer
machen es vor: Bei der Renovierung des Wohnzimmers
wird keine Gardine, kein Teppich und kein Sofa mehr
gekauft, ohne dass eine berühmte Interior Designerin
ein Konzept dazu vorgelegt hat.
Foto: Britta Chantal Tibo, RoomDoctor (IMM10_TD0802_01)
Meistens sind es die Designer, die gefragt werden, wenn
man etwas über die neuesten Trends erfahren will. Verständlich, da Designer meist zwei, drei oder sogar vier
Jahre voraus denken müssen, um Produkte zu kreieren,
die bei Markteintritt auf der Höhe der Zeit sind. Doch wenn
es um die Frage geht, wie die Menschen sich in der Gegenwart einrichten, welche Vorstellungen sie mit ihrer
Wohnung verbinden, was sie sich von ihrer neuen Einrichtung versprechen oder wie sich ihre Wünsche verändern,
dann sind es die Interior Designer und Innenarchitekten,
die wissen, was angeboten wird und was ankommt. Sie
sind einfach näher dran am Kunden und am Markt, sind
stärker in der Gegenwart verhaftet. Heute sind ihr professionelles Einfühlungsvermögen und ihr guter Geschmack
gefragter denn je. Nichts gegen Computerprogramme,
mit denen sich das Haus am Bildschirm eben mal neu
einrichten lässt. Doch spätestens mit Tine Wittler ist der
Beruf des Innenarchitekten auch bei den Deutschen populär geworden, die bislang eher für ihre Zurückhaltung
Ein Trend, den das deutschlandweite Netzwerk RoomDoctor nutzt. Den Mitgliedern geht es auch darum,
Vorbehalte abzubauen, die den Innenarchitekten in ein
elitäres Milieu rücken. RoomDoctor ist ein Zusammenschluss von freien Architekten und Innenarchitekten, die
ihren Kunden auch gerne bei den kleinen Projekten mit
fachlichem Know-How zur Seite stehen. Dabei nutzen
sie das Internet als unkomplizierte Kontaktbörse und
schaffen Vertrauen durch transparente Preise und im
Vorfeld festgelegte Konditionen. Die Dipl. Ing. Architektin Britta Chantal Tibo ist eine von ihnen. Die gebürtige
Belgierin studierte in Saarbrücken und gründete 2006
ihr eigenes Büro im Saarland. Sie arbeitet auf den Gebieten Laden-, Messe- und Wohnungsbau und hat sich
in den letzten Jahren auch auf die Bereiche Küche und
Bad spezialisiert.
1. Heute existieren immer mehr Trends nebeneinander. Gibt es einen dominanten Trend im Interior
Design bzw. beim Produktdesign?
Ich sehe den Trend, vieles in Weiß zu halten, nach wie
vor als sehr stark an. Apple hat es mit seinen Produkten vor Jahren vorgemacht, und so ist diese Farbe
in den Bereichen Auto, Möbel und Mode derzeit sehr
dominant. Gleichzeitig beschäftigt sich die Avantgarde
mit einer neuen „Ländlichkeit”, in der als Symbol das
helle, nackte, unbearbeitete Holz steht. Dieses wird oft
eingesetzt, um klare, weiße Flächen zu kontrastieren.
Daneben steht die Echtheit der Produkte im Fokus.
Wird Holz geplant, dann wird echtes bevorzugt – und
kein künstliches Holzdekor. Leder wird Kunstleder
vorgezogen und Seide den synthetischen Stoffen. Der
Ohrensessel und die Schubkarre zählen - ebenso wie
Neuinterpretationen schlicht gehaltener Möbelentwürfe,
die eine Idee des einfachen Lebens hervorrufen -
74 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Schmidt Küchen, Aurora (IMM10_TD0802_02)
zu den Protagonisten eines neuen ländlichen Stils. Auch
weltpolitische Themen wie der Klimaschutz und das Ziel
der Nachhaltigkeit unterstützen die Entwicklung eines
neuen Trends mit naturnah gestalteten Produkten. Es
scheint, als sehne sich der Mensch nach einer klaren,
hellen Gestaltung mit echten Materialien, die ihn der
Natur näher bringen.
2. Der Neo-Barock als Gegenbewegung zum Minimalismus scheint an Charme verloren zu haben. Gibt es
so etwas wie eine neue Sachlichkeit? Und wie passt die
zur Renaissance der dekorativen Tapete?
Der sogenannte „Neo Barock” ist gerade beim NormalKonsumenten angekommen und gehört zu den konsumstarken Trends. Aber solche extremen Trends haben
meist eine vergleichsweise kurze Lebenszeit. Dafür
fordert das Opulente den Menschen viel zu sehr. Auch
verbauen solche Extreme dem Bewohner die Möglichkeit,
mit schlichten Mitteln neue Eindrücke zu erzeugen, da
es in einem üppig gestalteten Raum schwer ist, neue
Akzente zu setzten. Was anfangs aufregend wirkt, nutzt
sich mit der Zeit optisch stark ab. Zwar waren der Minimalismus und die neue Sachlichkeit, wie sie im Bauhaus
begründet wurden, nie ganz weg, aber die meisten Menschen fühlen sich in streng minimalistisch gestalteten
Räumen auf Dauer einfach nicht wohl. Ich denke allerdings, dass gerade ein klar gestalteter Raum Platz lässt
für Trends und die Persönlichkeit der Bewohner. Und so
können Tapeten, die schon seit Jahren vegetative Formen
Foto: Schmidt Küchen, Aurora (IMM10_TD0802_03)
wie etwa Holz, Stein oder Fell aufgreifen, ein Mittel
sein, in Räumen Trends zu folgen und zu unterstützen.
3. Woher kommen heute die wichtigsten Impulse für
die Trendentwicklung?
Hier gibt es sicher viele Antworten. Bei Farbtrends orientiere ich mich persönlich ganz gern an der Modeindustrie. Sie kann durch die zahlreichen Kollektionen im
Jahr sehr schnell reagieren und Impulse am Schnellsten aufgreifen. Globaler betrachtet sehe ich folgende
Themengebiet derzeit klar im Fokus: Natur, Landleben,
Afrika, Umweltpolitik, Familie und Praktikabilität.
4. Stichwort Green Design: Wie kann man in Sachen
Interior Design ökologisches Bewusstsein beweisen?
Es wird immer wichtiger, sich der Nachhaltigkeit
seines Handelns bewusst zu werden. Dabei kann man
dem Thema Green Design eigentlich noch vor der
Anschaffung neuer Dinge begegnen, indem man sich
fragt, ob das Neue unbedingt das Sinnvollere, Bessere
ist. Vor allem aber sollte man als Konsument zunehmend ökologische Aspekte bei der Auswahl seines Interieurs berücksichtigen: also mehr als die Oberfläche
bewerten und hinterfragen, mit welchem Material- und
Energieeinsatz das Produkt gefertigt wurde und wie
es um die Entsorgung steht. Als Architektin bin ich mir
meiner Möglichkeit bei der nachhaltigen Planung bewusst. Ich plane Ressourcen schonend, verwende z.B.
am liebsten heimische Hölzer und langlebige Produkte,
Designer’s Voice I 75
Foto: Schmidt Küchen, Aurora (IMM10_TD0802_04)
setzte recyclebare Materialien ein und ergreife Energie
sparende Maßnahmen.
gestaltung sind und wie entsprechende Lösungen aussehen können.
5. Kreativität in Tüten: Werden in Zukunft Bewohner
mehr Geld für professionelle Beratung im Bereich
Innenarchitektur ausgegeben? Und wenn ja, warum?
Ich glaube, dass Beratung eines der wichtigsten Themen
innerhalb der Innenarchitektur wird. Schlagworte wie
Homing zeigen auf, dass das Thema Wohnen immer
mehr an Bedeutung gewinnt. Die Schnelllebigkeit des
Arbeitsalltags wird mit dem Wunsch nach einem Zuhause, nach einem Rückzugsort, kompensiert. Die Zeit, die
in den eigenen vier Wänden verbracht wird, ist kostbar.
Mit dieser Wertschätzung steigen der Anspruch und der
Beratungsbedarf.
Weitere Informationen:
www.brittatibo.de
www.roomdoctor.de
6. Sie sind freischaffende Architektin und nehmen an
der imm cologne teil. Wie kommt das?
Zusammen mit meinen Kollegen vom RoomDoctor-Netzwerk stehe ich Messebesuchern, die ein akutes Raumleiden mitbringen, an den Publikumstagen auf dem „Marktplatz” des Pure Village zum Gespräch zur Verfügung. Wir
erfassen die Wünsche und Probleme und erläutern in
einem ersten Gespräch, wie sich das Beste aus Räumen
herausholen lässt. In Zusammenarbeit mit der Messe
versuchen wir so, dem eben genannten Beratungsbedarf
gerecht zu werden. Darüber hinaus werde ich auf der
Bühne des Pure Village in kurzen Vorträgen erläutern,
was die klassischen Problemstellungen bei der Raum-
76 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Udo Traeger leitet bei der Koelnmesse die Geschäftsbereiche imm cologne und interzum. Seine Strategie ist
die intelligente Verknüpfung der Themen Design und
Business, wobei er den Ausbau der Design-Kompetenz
der imm cologne nachhaltig unterstützt – etwa durch die
Förderung von Trendboard und Trendbook. Dabei setzt
er auch eigene, mutige Akzente, wie aktuell mit dem
neuen Präsentationsformat Pure Village. Gleichzeitig
hat er schon früh die Bedeutungshinwendung zum POS
erkannt. Erstmalig hat er die intensive Einbindung von
Handelsagenturen und von verschiedenen, nationalen
wie internationalen Handelsformen betrieben: von den
Top-Händlern bis zu den Verbundgruppen, mit HändlerMeetings unter anderem in Japan, Moskau und den
USA. Zur Stärkung des POS startete Traeger auch die
Einladung von Verkäufern der Handelshäuser. Als Erfinder des Messebereichs D3 Design talents engagiert
er sich stark für die Nachwuchsförderung. Im Interview
erläutert er seine Zukunftsvision für die Kölner Einrichtungsmesse. Seine Überlegungen lassen ahnen, wie zentral die Position der imm cologne „zwischen den Stühlen”
ist, wenn sie ihre wichtigste Rolle – die eines Mittlers
zwischen Herstellern und Händlern, Kreativen und
Konsumenten – ernst nimmt. Und hier will Udo Traeger
so einiges bewegen.
Interview Udo Traeger I 77
Interview Udo Traeger, Koelnmesse
„Wir verstehen uns als das modernste Möbelhaus
der Welt.”
Foto: Koelnmesse; Andreas Körner (IMM10_TD0701_01)
78 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Mailand. Und da sollte man versuchen, gemeinsam zu
marschieren. Im Januar steht Köln ganz im Zeichen des
Designs. Mit der imm cologne und dem unabhängigen
Design-Festival Passagen, der bekanntesten deutschen
Designveranstaltung, wird die internationale Designsaison eröffnet. Damit wird Köln zur Plattform für aktuelle
Strömungen und Trends des Designs, des Wohnens und
des Lifestyles.
 Wie sehen die Anknüpfungspunkte aus?
 Wir haben eine große Tradition in Köln – tolle
Läden und tolle Möbel, die sowohl in den vielen Showrooms als auch im klassischen Möbelhandel gezeigt
werden. Warum also binden wir dieses Potenzial nicht
stärker in den Aktionskontext der imm cologne mit ein?
Deshalb haben wir zunächst die Protagonisten angesprochen, die größere innerstädtische Räume anbieten,
also etwa die Veranstalter vom KAP Forum und die
Design Post. Wir haben uns zusammengesetzt und wollen künftig geschlossener auftreten und gemeinsame
Aktionen durchführen.
Foto: Koelnmesse; Andreas Körner (IMM10_TD0701_04)
 Herr Traeger, derzeit stehen die Möbelmessen
im Zeichen des Designkults. Haben Sie eine Vision
von der Zukunft der imm cologne?
 In Zukunft wird die moderne Messe sehr viel mehr
Konzepte und mehr Content bieten. Und zwar auf allen
Ebenen, nicht nur im Designbereich. Wir werden die
Übergänge im Haus zwischen Wohn- und Essbereich,
Indoor und Outdoor, Schlaf- und Badezimmer stärker
abbilden müssen. Und deshalb fangen wir auf der imm
cologne 2010 mit diesem kleinen Kernelement Pure
Village an. Das wird ein wichtiges Saatkorn in unserer
Entwicklung sein. Schließlich wollen wir die modernste
Einrichtungsmesse der Welt werden.
 Das ist allerdings ein großes Ziel. Aber wie sieht
es im Kleinen aus? Viele Besucher der imm cologne
wollen ungeachtet ihres knappen Zeitbudgets neben
der Messe auch die Stadt Köln und die Designshows
sehen. Da fehlte im Zusammenspiel manchmal die
Harmonie. Gibt es Pläne für eine bessere Verzahnung
zwischen Stadt und Messe?
 Da haben wir in den letzten zwei Jahren einiges
angestoßen, was jetzt greift. Für alle, die an diesem
Möbel- und Design-Event teilnehmen, das sich rund
um die imm cologne entwickelt hat, ist doch vor allem eines wichtig: Köln braucht ein verstärkt positives
Image in Bezug auf Einrichtung. Und deshalb wird der
Standort Köln in der Marketing-Aktion, die wir international auf breite Füße stellen wollen, auch besonders
hervorgehoben – gerade im Kontext von Paris und
 Was kriegt der Köln-Besucher davon mit, mal
abgesehen von Kommunikationskampagnen?
 Für dieses Jahr, also zur imm cologne 2010,
haben wir eine große gemeinsame Eröffnungsveranstaltung für die Kölner Möbel-, Einrichtungs- und
-Designwoche, die Cologne Design Night auf die Beine
gestellt, mit Medienpartnern und anderen Sponsoren.
Dafür suchen wir möglichst viele Mitstreiter, damit man
mal alle wichtigen und interessanten Leute auf einem
Fleck beisammen hat. Wir wollen eine Gelegenheit bieten, bei der sich die Branche auch außerhalb der vielen
Gremien und konzentrierter als auf dem globalisierten
Parkett austauschen kann, und zwar in einer lockeren
Atmosphäre, sodass man gerne hierher kommt.
 Was für einen Rahmen hat die Veranstaltung?
Denken Sie dabei an einen roten Teppich?
 Ja, ein Event mit rotem Teppich. Die Feier findet im
Alten Wartesaal am Kölner Hauptbahnhof statt, ein sehr
interessantes historisches Gebäude mit ausgesprochen
attraktiver Inneneinrichtung. Natürlich laden wir gemeinsam mit unseren Partnern alle ein, die hier in Köln
und auf der Messe ausstellen, aber auch eine Menge
VIPs und Kreative, wie etwa die Trendboard-Mitglieder.
Hier werden auch die Preisverleihungen stattfinden –
sowohl für D3 Contest, den Wettbewerb unserer Plattform
für den Designernachwuchs, als auch der Interior Innovation Award. Es gibt also schon ein paar Highlights, vor
allem aber gutes Essen, gute Musik und gute Gespräche.
 Die Besucher werden von all diesen Aktivitäten
wohl vor allem Ihr neues Präsentationsformat Pure
Village wahrnehmen, oder?
 Ja, denn in Pure Village sind auch die innerstäd-
Interview Udo Traeger I 79
tischen Highlights präsent – so zum Beispiel das KAP
Forum und die Design Post – und zeigen einen Ausschnitt
ihres Programms. Pure Village ist ein neues, kompaktes
Messeformat und bietet dafür mit seinem Mix aus objektzentrierten Präsentationen und eher konzeptionellen
Installationen den idealen Rahmen. Wir freuen uns aber
auch, dass mit Loewe eine absolute Spitzenmarke im
Home-Entertainment an Pure Village teilnimmt. Aber
auch aus dem Sanitärbereich haben wir Markenteilnehmer wie Dornbracht, Grohe, Burgbad oder Aqua Cultura
gewinnen können, von den Leuchtenherstellern kommen unter anderem Brandini und Modular Lighting.
Textilvorreiter wie Kvadrat und Nya Nordiska finden
das Pure Village-Format genauso interessant wie der
Teppich-Spezialist Vorwerk oder die Accessoire-Marke
Authentics. Und die präsentieren sich dann direkt neben
Kultmöblern wie Moroso, Arper oder Matteo Grassi.
 Ist Pure Village extra für den Brückenschlag zur
Stadt etabliert worden?
Nein, natürlich nicht. Pure Village soll viele Verbindungen
herstellen, nicht nur zwischen Messe und Stadtevents.
Es will Anregungen geben, attraktive Pakete schnüren,
um das Konsumentenbedürfnis nach dem Zusammenwachsen verschiedener Produkt- und Wohnbereiche
aufzugreifen. Es ist mit seinen kleinen Flächen und
ineinandergreifenden Strukturen ein ausgesprochen
vielseitiges Format. Hier lassen sich verschiedene Produkte des Einrichtungsbereichs abbilden, die zusammenwachsen können. Da gibt es den Bereich Licht oder auch
das Zusammenwachsen von Bad und Schlafzimmer.
Hier kann der Frage nachgegangen werden, wie sich
der Home-Entertainment-Bereich integrieren lässt. Wir
haben im Prinzip so etwas wie ein Experimentierfeld
geschaffen für Fragen wie: Wie muss die Darstellung
eines Crossovers dieser Produkte und Marken aussehen, die jede für sich ein starkes Designbewusstsein
haben? Das muss erst gelernt werden.
 Woher kommt dieser Impuls?
 Der Impuls kommt vom Markt. Natürlich haben
viele dieser Produktsegmente ihren eigenen Vertriebsweg. Trotzdem ergeben sich im klassischen Einrichtungsbereich immer mehr Verknüpfungen – und damit auch
im Einrichtungshandel. Die Möbelhäuser zeigen jetzt
keine Pappfernseher oder Pseudoleuchten mehr, sondern integrieren diese Produkte in ihr Konzept. In der
Zukunft werden sich viele Möbelhäuser überlegen, wie
sie andere Vertriebsschienen als selbstständige Partner
mit einbinden können, um darzustellen, wie zum Beispiel
ein Schlafzimmer aussehen kann oder aussehen sollte,
wenn bestimmte Keramiken oder Armaturen gewählt
werden. Und natürlich ist das hochattraktiv für Innenarchitekten und Architekten.
Foto: Koelnmesse; Andreas Körner (IMM10_TD0701_07)
80 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
 Wird diese Entwicklung auch die Messe verändern?
 In Zukunft ja. Das ist eines der vielen Projekte, die
wir anpacken werden. Wir müssen gemeinsam mit den
Herstellern an einer anderen Form der Darstellung arbeiten. Heute ist es so, dass die Besucher sehr zielgerichtet auf ihre Lieferanten zueilen und sich dort sehr
auf das Produkt konzentrieren. Aber ich glaube, wir
müssen langsam mit dem Produkt auch einen Content
liefern. Wir sollten uns fragen, was wir mit dem Produkt
in Bezug zur Einrichtung insgesamt ausdrücken wollen.
Das hieße dann, nicht mehr den Stuhl A in den 15 zur
Verfügung stehenden Variationen zu zeigen, sondern
darzustellen, wie er im Kontext von Textilien, von Leuchten und Home-Entertainment aussieht. Dadurch bekämen Händler und Einkäufer schon eine Idee davon, wie
das Produkt am POS darstellbar ist, und das Publikum
erhält einen Eindruck davon, wie das eigentlich bei
ihnen zu Hause aussehen könnte.
 Sie wollen die Messe also nicht nur für das Fachpublikum, sondern auch für die Endkunden attraktiver
gestalten?
 Wir verstehen uns als das modernste Möbelhaus
der Welt und wollen das auch kommunizieren. Damit
wollen wir die Wohnkonzepte stärker ins Bewusstsein
rücken, und zwar sowohl bei den Besuchern als auch
bei den Ausstellern. Das wird 2010 auch neu sein:
Wenn jemand an den Publikumstagen mit einer Idee
oder einem Bild kommt, kann er sich von einer Truppe
von Interior Designern und Architekten beraten lassen,
etwa, wie sein Zimmer mit einem bestimmten Möbel
aussehen könnte, das er auf der Messe gesehen hat.
 Ist es denn Aufgabe einer Messe, das Marktangebot zu kommentieren?
 Nein, keinesfalls wollen wir kommentieren, das
ist nicht unsere Aufgabe. Wir wollen aber mit Hilfe der
Aussteller interessante Arrangements zusammenstellen, die vom Händler und vom Endkunden gleichermaßen
als Anregung empfunden werden und beim Letzteren
die Kauflust wecken. Die Sehnsucht nach Orientierung
ist größer geworden als der Wunsch nach einer möglichst
breiten Darstellung. Das merkt man auch an Äußerungen
mancher Händler, die keine Lust mehr haben, Riesenstände mit einer Aneinanderreihung gleichartiger Möbel zu sehen. Sie hätten es lieber ein bisschen kleiner
und kompakter, aber mit Ideen behaftet. Die Händler
sollen auf der imm cologne Inspiration finden und
Anregungen, wie sich die Produkte und der Präsentationskontext auf ihr Möbelhaus adaptieren lassen.
 Wie lässt sich das von Ihrer Seite überhaupt
lenken?
 Wir können nur motivieren und eigene Signale
setzen. Zum Beispiel, indem wir Gestaltungsmöglichkeiten darstellen, wie wir das jetzt in Pure Village
Interview Udo Traeger I 81
machen. Da lautet unser Angebot: Wir geben bestimmte
Ideen vor, die ihr 1:1 umsetzen oder individuell ausgestalten könnt. Wir denken auch über Marketingberatungsangebote nach, die nicht nur Anregungen zur Darstellung
auf der Messe, sondern auch für unterstützende Maßnahmen vor und nach der Messe zum Thema haben können. Aber dieser Weg wird wohl einige Zeit
benötigen. Zum einen muss den Ausstellern bewusst
gemacht werden, dass es sich lohnt, über ein neues Konzept nachzudenken, und zum anderen müssen sich auch
die Besucher auf eine neue Sichtweise einstellen.
Man wird künftig einfach mehr auf den Endkunden zugehen müssen.
 Haben Sie denn als Messe auch Ihre Hausaufgaben gemacht?
 Wir müssen ja nicht nur schauen, in welche Richtung die Messen sich in Zukunft bewegen. Wir müssen
uns auch sehr stark am Kunden orientieren. Aber die
Grundfrage ist doch die: Können wir unsere Pläne in der
Zukunft erfüllen und unsere Mission, die modernste Einrichtungsmesse der Welt zu werden, realisieren? Und
zwar unter diesen eher schwierigen und schlecht einzuschätzenden Marktgegebenheiten, von denen man
nicht weiß, ob sich das in 2010 verbessern wird oder nicht.
 Welche Signale erhalten Sie denn von den Herstellern?
 Die Nachrichten sind eher diffus. Manche stehen
scheinbar ganz gut am Markt, aber das sind nicht unbedingt die Hersteller, die im Fokus der Medien stehen.
Andere wiederum haben, obwohl sie Top-Marken sind,
noch etwas Mühe, sich zu halten, weil ihnen die Exportmärkte wegbrechen. Wir mussten aufgrund der wirtschaftlichen Situation wirklich um jeden Aussteller kämpfen,
weil viele in diesem Jahr extrem starke Einbußen hatten.
 Das klingt, als wären Sie viel in der Welt herumgereist.
 Wir waren sehr viel unterwegs, haben an sehr viele
Türen geklopft, viele Diskussionen geführt und auch viele
Konzepte entwickelt, wie wir die wichtigen Aussteller aus
aller Welt hierher bekommen. Dabei hat sich im Übrigen
die Tendenz gezeigt, dass viele ausländische Aussteller
mit Interesse auf die deutsche Marktsituation geschaut
haben.
 Mit welchen Erkenntnissen?
 Im Vergleich zu anderen Märkten hat sich der deutsche vielleicht nicht gerade als Insel der Glückseligkeit,
aber doch als relativ stabiles Gebilde gezeigt. Gerade in
Spanien und Italien wurde uns gesagt, dass den Herstellern dort viele Märkte zusammengebrochen sind. Etliche
haben nach langen Jahren der Abwesenheit auch wieder
Interesse an der imm cologne bekundet, weil sie ihr Beziehungsgeflecht in Deutschland erneuern wollen. Die
Foto: Koelnmesse; Andreas Körner (IMM10_TD0701_02)
sind einfach in andere Hype-Märkte gegangen - mittlerer Osten, Russland, Asien - und haben sich bei den
dortigen Steigerungsraten um den deutschen Markt
nicht mehr so stark gekümmert. Das merken sie jetzt
natürlich. Dennoch wird der Eintritt in den deutschen
Markt nicht einfach, denn die deutschen Aussteller haben in ihrem Heimatmarkt die Hausaufgaben gemacht.
Aber natürlich deckt die imm cologne eine Reihe weiterer wichtiger europäischer Märkte ab und ist insofern
wichtig und interessant, um neue Märkte zu entdecken.
 Macht sich das lange Wegbleiben für diese Unternehmen auch am Umsatz bemerkbar?
 Früher hatten sie immer eine Art Grundrauschen
im deutschen Markt und den Nachbarmärkten. Jetzt ist
gar nichts mehr da. Kein Agent, keine Vertretung, kein
Händler. Die überlegen sich jetzt, wie sie wieder in den
Markt reinkommen. Und das bringt uns wieder zu dem
Business-Charakter der Messe. Wir haben nicht nur mit
Ausstellern, sondern auch mit Händlern gesprochen, um
Möglichkeiten zu finden, ihnen das Leben weiter zu vereinfachen und den Business-Charakter der imm cologne
noch weiter auszubauen. Wir werden das BusinessCenter-Angebot für die Händler weiter ausbauen, mit
freiem WLAN-Zugang und Rückzugsmöglichkeiten
etwa für Gespräche mit ihren Lieferanten. Und dann haben wir natürlich noch die Lounge-Angebote für Agenten, Händler und Verkäufer sowie das VIP-Programm.
 Was gibt es da Neues?
 Das VIP-Programm haben wir stark ausgebaut und
verfügen jetzt über eine Datenbasis von über 4.000 VIP-
82 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Kunden weltweit. Vor allem aber haben wir Kontakte zu
den Agenten aufgebaut, weil die als Mittler eine sehr
wichtige Rolle in der Verflechtung zwischen Hersteller
und Händler spielen. Die haben wir bislang zu wenig
beachtet. Das haben wir geändert. Die Lounge wird es
wieder geben, und die Agenten werden freien Zutritt zur
Messe haben. Zudem werden wir eine internetbasierte
Agentenbörse ins Netz stellen, die kontinuierlich mit
Agenturdaten angefüllt und nach Region und Produkt
sortiert wird, sodass die Aussteller die Gelegenheit
haben, sich – etwa für Polster in Großbritannien – unter
mehreren Optionen den passenden Vertreter aussuchen
und auf den Messestand zu Gesprächen einladen zu
können. Ich denke, dass es dieses Serviceangebot für
das Match-making sonst nirgends auf einer Messe gibt.
Ein weiteres Novum ist, dass wir in Köln – als erste
Messe überhaupt – die Lufthansa als „Official Carrier”
gewinnen konnten.
 Der herausragende Business-Charakter der
imm cologne ist ja unbestritten. Was aber bieten Sie
Zielgruppen wie den Architekten und Einrichtern?
 Auch für Architekten und Interior Designer wird –
natürlich in Verbindung mit der Halle 11 – die Halle 3.2
ein hochattraktives Zielobjekt sein. Pure Village ist ja
gerade durch die hier abgebildeten Trends ein ganz besonderes Highlight. Zudem werden hier auch die Interior
Trends 2010 zum ersten Mal durch das Trendboard
selbst umgesetzt, und zwar als Interpretationen in verschiedene Richtungen. Etwa: Wie lassen sich die Trends
im Leuchtenbereich darstellen? Aber natürlich ist auch
Foto: Koelnmesse; Andreas Körner (IMM10_TD0701_03)
die völlig ausgebuchte Halle D3 ein Muss. Wir haben
diesmal noch mehr hochinteressante Fachhochschulen
gewinnen können, und auch die D3 Professionals werden wieder ihr Stelldichein geben.
 In der Design-Community genießt D3 ja schon ein
hohes Ansehen – aber wie wird es eigentlich vom
Messepublikum angenommen?
 Es hat sich gezeigt, dass D3 für Hersteller aus den
anderen Hallen wirklich zu einer Sourcing-Plattform
geworden ist und auch bei den Architekten immer mit
ganz oben auf der Liste unserer Umfragen steht. Für die
bieten wir im Übrigen mit den so genannten Architektouren noch ein besonderes Schmankerl: vier oder fünf
Guided-Tours zu den architektonischen Highlights in
Köln und im Kölner Umkreis. Das Angebot stimmt also.
Ebenso unsere Standards für Journalisten aller Mediensparten, für die wir mit Blogs und anderen Internetangeboten auch digital gut ausgerüstet sind.
 In den ersten Tagen der imm cologne ist immer
eine Menge los.
 Ja, ein Haufen Repräsentanten aus dem Bereich
des Fernsehens, des Radios und natürlich der Publikumspresse ist da. Aber natürlich auch die Fachpresse. Rund
3.000 Journalisten aus ungefähr 50 Ländern. Das ist
schon eine hochattraktive Medienlandschaft, die wir da
zeigen.
 Und alle stürzen sich auf die Neuheiten. Wie
wichtig sind die eigentlich für eine gute Messe?
 Wenn Sie mich danach fragen, wann von einer guten Messe gesprochen wird, dann geben natürlich die
vollen Orderbücher den Ausschlag. Psychologisch ist
aber auch das Gefühl wichtig, dass es sich gelohnt hat,
zur Messe zu kommen, und dass das in den Urteilen
auch zum Ausdruck gebracht wird. Die Stimmung hängt
auch davon ab, ob Leute auf den Ständen sind und ob
die Aussteller wirklich zu tun haben. Durch die Kürzung
der Messe um einen Tag werden wir daher den Ablauf
jetzt noch kompakter gestalten. Trotzdem ist eine Messe
natürlich immer ein Spiegel der wirtschaftlichen Situation. Einige Unternehmen kommen trotz ihrer großen
Schwierigkeiten nach Köln, weil sie den Messeauftritt
als Chance begreifen, um dem Markt zu zeigen: Ich bin
da! Und ich kann auch noch etwas Neues produzieren.
 Aber das muss doch für alle ein stetig wachsender Druck sein, immer etwas Neues präsentieren zu
müssen!
 Es gibt ja auch durchaus Stimmen, die meinen, man
sollte jetzt vielleicht die Gelegenheit schaffen, aus dem
Innovations-Hype rauszukommen, um statt dessen an diesen vielen Neuheiten mal gründlich zu arbeiten. Vielleicht
ist das eine Korrelation zum Homing-Trend, wo ja auch
ein bisschen längerfristig gedacht wird. Dann stellt sich
Interview Udo Traeger I 83
die Frage: Was ist nachhaltig neu? Vielleicht ist das Thema
Nachhaltigkeit in diesem Kontext ein interessanter Aspekt.
 Wer kann es sich denn heute noch leisten, keine
Neuheiten zu präsentieren?
 Das ist die Frage! Ich kenne einige Aussteller, die
würden liebend gerne dem Handel eine Neuigkeit aus
dem Vorjahr zeigen, die aber inzwischen gereift und
verfeinert ist. Und damit ein Produkt, das, neben den
ästhetischen Gesichtspunkten, ein Qualitätsversprechen
für den Endkunden darstellt. Der Hype kommt nicht nur
vom Handel, sondern auch von den Medien.
 Empfinden Sie die Sichtweise der Medien denn
als ungerecht?
 Nein, aber als etwas widersprüchlich. Jedes Mal heißt
es, es gäbe zu wenig Neuheiten, und dann wird seitenweise über Neuheiten berichtet. Wir wollen die
Journalisten in Zukunft von Anfang an stärker darauf
aufmerksam machen, was es alles Neues gibt. Es wird
eine Neuheiten-Ausstellung geben, in der Halle 10.2, ein
Ausschnitt all dessen, was über die gesamte Fläche von
der Halle 11 bis 8 an Neuem präsentiert wird. Und vielleicht kommt dann der eine oder andere Journalist auf
die Idee, seinen Fokus ein bisschen zu erweitern und in
die anderen Produktsegmente hineinzugehen. Auch eine
Matratze kann in der Darstellung hochinteressant sein,
wenn man sich mit den Materialeigenschaften, Gesundheitsaspekten usw. beschäftigt. Und jetzt hat der Verband
der Matratzenhersteller ja das Jahr des guten Schlafs
ausgerufen!
 Lesen Sie eigentlich bevorzugt im Bett oder haben
Sie ein anderes Lieblingsmöbelstück, wo Sie heute
Abend wieder ein Buch aufschlagen werden?
 Also, ich bin ein ziemlich manischer Leser, und
deshalb mag ich diese zum Teil recht witzigen Möbel
zum Lesen, die es bei Moormann gibt – auch wenn ich
noch keins habe. Ansonsten kaufe ich eher hybrid ein.
Wir pflegen einen Mix zwischen modernen Geschichten
und den ererbten Beständen meiner Frau.
 Was schätzen Sie an Köln besonders?
 Trotz aller öffentlicher Kritik ist Köln für mich eine
große Kulturstadt. Die Lit.Cologne etwa ist ein Highlight.
Außerdem bin ich sehr musikinteressiert. Mir ist auch
aufgefallen, dass viele von den Bands, die in Köln spielen, den Musikgeschmack meiner Töchter treffen. Köln
ist eben eine junge Stadt. Und obwohl sie vielleicht nicht
gerade die reichste Stadt Deutschlands ist, hat Köln mit
dem Ring die längste Möbelmeile Europas. Und das ist
wiederum der Ausdruck einer sehr alten Tradition. Eine
Tradition im Übrigen, an deren Entwicklung die Kölner
Möbelmesse einen hohen Anteil hat.
Weitere Informationen: www.imm-cologne.de
Foto: Koelnmesse; Andreas Körner (IMM10_TD0701_05)
84 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Köln hat das, was man ein interessantes Gesicht nennen
würde – keine einheitliche, schöne Fassade wie Paris,
Mailand oder auch Berlin, sondern ein Profil mit Ecken
und Kanten, hinter denen sich Überraschendes verbirgt. Es ist voller Löcher, geflickt sowohl mit wenig
charmanter Nachkriegsarchitektur als auch mit neuen,
glitzernden Füllungen und Solitären.
In Köln mischen sich Gründerzeitvillen und Kioske,
moderne Glaspaläste und gotische Filigranwerke. Design
findet man eher in den Seitenstraßen, in kleinen Läden
und Restaurants. Der Kölner an sich kauft gerne teuer
ein, um anschließend in einem der Brauhäuser eine
Bratwurst zu genießen. Die eher rustikale Lebensart hält
die Balance zur vielschichtigen, mitunter recht bunten
Kölner Kunst- und Designszene, die in unzähligen Galerien und kleinen Boutiquen, in hochklassigen Museen
zur Kunst aus allen Jahrhunderten, in schrägen Cafés
und originellen Shops lebendig ist.
Foto: Florian Borkenhagen; Galerie gabrielle ammann (IMM10_TD0201_02)
Auch wenn der Dom seit Jahrhunderten das eindrucksvollste Vorzeigeobjekt der Kölner Architektur ist, so gibt
es doch noch eine ganze Reihe anderer sehenswerter
Bauwerke in der größten deutschen Stadt am Rhein. Von
der Altstadt bis zum neu gestalteten Rheinauhafen im
Süden hat Köln Baukunst unterschiedlichster Epochen
und Stile zu bieten – von den Römern über das Mittelalter, die Renaissance und den Historismus bis in die
Gegenwart. Gerade die letzten Jahre hat sich das Bild der
Stadt und vor allem das des Flussufers gewandelt – Köln
zeigt ein modernes Profil, ohne dabei die mittelalterliche
Silhouette der Altstadt verändert zu haben. Alt und Neu
steht hier dicht beieinander. Ein Streifzug entlang des
Flussufers zeigt auch ohne glänzende Retorten-Quartiere, wie sie in London oder Hamburg entstanden sind,
wie sehr moderne Architektur das Leben in der Stadt
bereichern kann.
Text und Auswahl: Lars Mörs
Alle Angaben ohne Gewähr.
Redaktionshinweis: Weitere Sehenswürdigkeiten und Hot
Spots aus Köln sind in der Content-Mappe 04_Cologne
zu finden (www.imm-content-service.de)
Und er bewegt sich doch, der Dom! (Galerie ammann)
Kunst-Tipp: Bereits seit Jahren arbeitet die gelernte
Innenarchitektin Gabrielle Ammann im Spannungsfeld
der Bildenden Künste. Dabei bewegt sie sich in ihrer
Galerie vor allem im Hier und Jetzt und lässt Zeitgenössisches und Aktuelles aus Design, Kunst und Architektur
miteinander verschmelzen – eine Unterteilung, die sich
ihrer Einschätzung zufolge sowieso in Auflösung befindet.
Bis zum 26. Februar 2010 zeigt die in der Kölner Südstadt gelegene Galerie Ammann unter dem Titel "TransSakrales" Objekte, die sakrale Elemente mit Mobilität
verbinden. Der Hamburger Künstler Florian Borkenhagen knüpft mit seinen Arbeiten an die Tradition der Arte
Povera an, indem er etwa eine Schubkarre zur Sänfte
umfunktioniert. Oder er gibt dem Prediger eine tragbare
Kirche an die Hand, um der vermeintlichen Starrheit der
Kirche Mobilität zu verleihen.
www.ammann-gallery.com
Galerie gabrielle ammann
Teutoburger Str. 27
50678 Köln
Tel: +49-(0)221-9328803
Cologne: Köln-Tipps I 85
Cologne: Update
Köln-Tipps
nologie folgende Auswahl repräsentiert vom dunklen
Bakelit des beginnenden 20. Jahrhunderts bis zu den
leuchtendbunten, semitransparenten Kunststoffen der
Gegenwart die technischen, kulturgeschichtlichen, formalen und ästhetischen Einflüsse des Kunststoffs und
stellt ihnen einige Werke der Bildenden Kunst an die Seite,
bei denen Kunststoff eine entscheidende Rolle spielt.
Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln (RBA) 2008, Maria Luckey (IMM10_TD0201_01)
Montags beim Papst (MAK)
Kultur-Tipp: Die Kölner nennen es schlicht MAK. 1888 als
Kunstgewerbemuseum eröffnet, zählt das MAK heute zu
den bedeutendsten deutschen Sammlungen europäischen
Industriedesigns. Das in einem 50er-Jahre-Museumsbau
unweit der Domplatte untergebrachte Museum für Angewandte Kunst zeigt Sammlungen europäischer Angewandter Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart sowie eine
Design-Kollektion ab 1900, die auch die Klassiker des
20. Jahrhunderts vom Bauhausstil über den Funktionalismus der Braun-Geräte bis zu Memphis umfasst. Ende
2008 ist eine neue Designabteilung hinzugekommen, mit
der das MAK an den aktuellen Diskurs anschließt: Kunst
und Design im Dialog heißt die neue, mit Exponaten der
Sammlung Winkler gestaltete Dauerausstellung, in der
Design nicht isoliert, sondern in Beziehung zu Werken
der Bildenden Kunst betrachtet werden kann.
Kunst-Stoff: Die aktuelle Sonderausstellung „Kunst-Stoff:
Materialrevolution für Design + Kunst” wurde bis zum 24.
Januar 2010 – also bis zum Ende der imm cologne – verlängert und zeigt Exponate aus dem reichen Fundus der
Sammlung Winkler, die typisch für die durch das neue
Material ausgelöste Designentwicklung sind. Die der Chro-
Design des Optimismus: Auch dieses Jahr zeigt das
MAK parallel zur Cologne Design Week eine dem Thema
Möbeldesign verpflichtete Sonderausstellung. Beginnend
mit dem Eröffnungstag der imm cologne, also vom 19. Januar bis zum 21. März 2010, will das Museum den Besucher
in ein bislang kaum bekanntes Kapitel deutscher Designgeschichte der Nachkriegszeit entführen. „Montags beim
Papst” stellt die facettenreiche Welt des 2008 in Köln
verstorbenen Designers und Zukunftsforschers Walter
Papst vor, dessen Arbeiten die Grundsätze der Moderne
in die Aufbruchstimmung der 1950er- und 1960er-Jahre
übersetzten. Neue Materialien, neue ergonomische Erkenntnisse und neue Ideale fügen sich bei Walter Papst
zu ebenso heiteren wie wegweisenden Gestaltungsentwürfen. Das MAK zeigt als dritte Station die von der Firma Wilkhahn konzipierte Ausstellung aus dem umfangreichen Nachlass des gebürtigen Kielers, der von 1957
bis 1974 ein Atelier für Industriedesign und Produktentwicklung in Köln unterhielt. Gezeigt wird neben Prototypen und Originalen auch die Neuauflage des „DreibeinStuhls”, mit dem Papst 1954 die Schulmöbelwelt in
Bewegung bringen wollte und der zu einer Design-Ikone
wurde. Weniger bekannt war seine Leidenschaft für den
Kölner Karneval, den er als künstlerisches Happening
verstand und „Rosenmontags“ zusammen mit Gästen aus
der Künstler- und Designszene zu zelebrieren pflegte.
Der Besuch wird so zu einer ebenso faszinierenden wie
inspirierenden Zeitreise, die von Produktgestaltung bis
zu den legendären Rosenmontagsfesten bei Walter Papst
führt – eben bis zu „Montags beim Papst”.
www.museenkoeln.de/museum-fuer-angewandte-kunst
Museum für Angewandte Kunst
An der Rechtschule, 50667 Köln
Tel: +49-(0)221-221-26735
Öffnungszeiten: Di.-So. 11.00–17.00 Uhr
Während der Cologne Design Week vom 19.–22.01. ist die
Ausstellung „Montags beim Papst“ durchgehend von 11
bis 20 Uhr geöffnet und der Eintritt frei.
86 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Koelnmesse; FAR (IMM10_TD0201_03)
Foto: Koelnmesse; FAR (IMM10_TD0201_06)
Wechsel-Bar (Die kunstbar)
Dialog am Rhein (KAP Forum)
Design-Tipp: Bars, Kneipen und Restaurants gibt es
jede Menge in Köln. Und jedes Etablissement muss hin
und wieder renoviert werden. Dass die kunstbar jedoch
alljährlich ihr Innenleben verändert, liegt nicht etwa an
der allzu rabiaten Kundschaft, sondern am Konzept. In
enger Zusammenarbeit mit dem Kölnischen Kunstverein
überlässt die in unmittelbarer Nähe zum Alten Wartesaal
gelegene Gastronomie jedes Jahr aufs Neue einem ausgewählten Künstler die Gestaltung der Inneneinrichtung.
Der hat dabei weitgehend freie Hand und kann bei seiner
künstlerischen Gestaltung auch auf Licht, Ton und Objekte
sowie auf Malerei, Fotos oder Videoinstallationen Einfluss nehmen. Derzeit taucht der Besucher in Ingo Steins
neonfarbene Installation „Another Girl’s Paradise” ein.
Zum Gesamtkunstwerk gehört auch die Getränkekarte,
die durch den jeweiligen Künstler um seine Lieblingsdrinks ergänzt wird. Der von den Inhabern vorgegebene
Grundstock an Trinkbarem – vor allem Cocktails – soll so
jährlich erweitert werden, bis eines Tages ein riesiger
Almanach kunstbarlicher Trinkkultur entstanden ist.
http://diekunstbar.com
Treff-Tipp: Gebäude, die die historischen Frachtkräne
stilisieren, Blick auf den Rhein, Flaniermeile am Ufer,
Büros, Galerien, Cafés, Restaurants. Der neu bebaute
Rheinauhafen ist das jüngste Prestigeobjekt in Köln. Mittendrin: das KAP Forum. Neun design- und architekturorientierte Firmen (Alape, BASF, Carpet Concept, Dornbracht, Gira, Kvadrat, Silent Gliss, Wilkhahn und Zumtobel
Licht) haben sich zu einer Plattform zusammengeschlossen, um Neuheiten aus Architektur, Technologie und
Design zu präsentieren und zum Dialog einzuladen. Mit
dem Beratungszentrum für Architekten, Planer, Designer,
Investoren und Projektentwickler wollen die Netzwerker
den Anforderungen der Wissensgesellschaft Rechnung
tragen, aber auch einen Ausstellungs- und Eventraum
anbieten, um die Öffentlichkeit mit einzubeziehen. So hat
sich das KAP Forum binnen kurzer Zeit zu einer treibenden Kraft in der Kölner Städtebau-Diskussion entwickelt,
an der sich auch internationale Architekten und Firmen
beteiligen. Neben der schon traditionellen Ausstellung
während der Cologne Design Week – diesmal mit einer
Installation von Wilkhahn – wird sich das KAP Forum
auch mit einer weiteren Installation in Pure Village, dem
neuen Messeformat der imm cologne in Halle 3.2, präsentieren.
www.kap-forum.de
die kunstbar
Chargesheimerplatz 1
50667 Köln
Tel: +49-(0)172-5279845
Öffnungszeiten: täglich 19.00–03.00 Uhr
KAP Forum
Agrippinawerft 28
50678 Köln
Tel: +49-(0)221-992029-0
Cologne: Köln-Tipps I 87
Foto: zeitgeist cologne (IMM10_TD0201_05)
Foto: Dirk Skreber; Fotostudio Schaub (IMM10_TD0201_04)
Weit weg vom Mainstream (Zeitgeist)
Kunst im Unland (Skulpturenpark)
Shopping-Tipp: Lange gibt es ihn noch nicht, den Kölner
Designerladen in der Friesenstraße mit dem undefinierbaren Sortiment. Dafür gibt es im „Zeitgeist” für den
designorientierten Trendsetter seit September 2009 viel
zu entdecken. Von Kosmetik und Schmuck über Bücher
und Musik bis hin zu Elektronik und Getränken – in limitierten Auflagen, versteht sich. Wer schon immer goldene
Kopfhörer wollte oder für Wellnesswasser aus Bangladesh
schwärmte, ist hier genau richtig. Viele Designer vertreiben ihre Produkte bereits exklusiv bei dem Kölner
Designerladen. Inhaber Franck Brunaut sieht den Reiz
von Zeitgeist darin, das Besondere zu entdecken – und
natürlich auch zu besitzen. Dabei ist er selbst immer auf
der Suche nach neuen innovativen Dingen und Ideen.
www.zeitgeist-cologne.com
Geheim-Tipp: In unmittelbarer Nähe zum Kölner Zoo,
am Rande der Kölner Nordstadt, teilen sich alter Baumbestand und moderne Außenskulpturen eine Fläche von
etwa 25.000 m2 – groß genug, um den umgebenden Motorenlärm und die Stadt vergessen zu machen. Im Unterschied zu vielen anderen Skulpturenparks setzt sich der
Kunst- und Naturliebhaber hier ausschließlich mit zeitgenössischer Skulptur auseinander. Im Übrigen wird alle
zwei Jahre ein Teil der Kunstwerke durch neue ersetzt.
Bei der aktuellen Ausstellung „KölnSkulptur 5 – Reality
Check” soll der Besucher seine eigene Realitätswahrnehmung hinterfragen. Mal humoristisch, mal kritisch werden
zeitgemäße gesellschaftliche Themen aufgegriffen und
unter der Fragestellung zur Nachhaltigkeit von Realität
verarbeitet. Die so gewonnenen neuen Sichtweisen können anschließend bei einem Besuch in der parkeigenen
Gastronomie diskutiert werden. Der Park entstand 1997
auf einer brachliegenden Grünfläche zwischen Riehler
Straße, Zoobrücke und Rhein durch eine Initiative des
Sammlerehepaars Michael und Eleonore Stoffels. Schnell
wurde er zu einem beliebten Ausflugsziel, bei dem sich
Schlendern durch die Natur und Kunstbetrachtung miteinander verbinden ließen. Während der imm cologne lädt
der Park bei Tageslicht auch Messebesucher ein.
www.skulpturenparkkoeln.de
zeitgeist cologne
Friesenwall 28-30
50672 Köln
Öffnungszeiten:
Mo-Fr: 11.00–20.00 Uhr
Öffnungszeiten: täglich
April – Sept. 10.30 Uhr–19 Uhr
Okt. – März 10.30–17 Uhr (Eintritt frei)
88 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Koelnmesse; Pure Village (Ausschnitt) (IMM10_TD1401_04)
Foto: Koelnmesse; Pure Village (IMM10_TD1401_03)
Pure Village; Interview Dick Spierenburg I 89
Interview Dick Spierenburg
Pure Village: Ein Marktplatz für die Messe

Video-Podcast (DVD)
Foto: Dick Spierenburg; Koelnmesse (IMM10_TD1401_01)
Pure Village bündelt namhafte Designmarken und kreative Einrichtungsideen im Herzen der imm cologne.
Im Interview erläutert Dick Spierenburg, der gestalterische Leiter von Pure Village, was dieses innovative
Messeformat so anders macht.
Dick Spierenburg ist einer dieser Designer, die mit einem vielfältigen Betätigungsfeld auch auf die Interessen
der Medien und Konsumenten einzugehen verstehen.
Momentan plant er sein eigenes Haus, bei dem er seine
Idealvorstellungen kompromisslos realisieren kann –
eine Verschmelzung von Design, Interior und Architektur.
Der Mitbegründer und Projektleiter der Kölner Design
Post entwickelte für die Koelnmesse die Architektur des
neuen Messeprojekts Pure Village. Mit seinem Ausstellungskonzept will Spierenburg auch die Entwicklung der
imm cologne von einer Möbelmesse zu einer Interieurmesse unterstreichen.
Dick Spierenburg studierte an der TU Delft Architektur
und ist seit Ende der 70er-Jahre als Designer tätig. Als
Mitbegründer des Nederlands Interieur Collectief un-
terstützt er die Zusammenarbeit von niederländischen
Designherstellern und –importeuren. Nach seiner
Mitarbeit beim Architektur- und Städtebaubüro Bo.2
betrieb er von 2001 bis 2008 zusammen mit Karel
Boonzaaijer ein eigenes Designstudio. Er entwirft Möbel
für den Wohnbereich und das Büro, etwa für Artifort,
Arco oder Moroso.
Für die internationale Möbelmesse imm cologne
2010 haben Sie im Auftrag der koelnmesse das neue
Ausstellungsformat „Pure Village” konzipiert. Was
steckt hinter diesem Konzept?
Die Idee ist, eine alternative Aufplanung und
Hallenarchitektur zu kreieren, die neuartige MesseAuftritte erleichtert und Messe-Besuchern ein überraschendes Erlebnis verschaffen wird. Normalerweise
sind Hallen rechteckig aufgeplant. Jeder Aussteller hat
seine Fläche und lässt sich einen eigenen Stand bauen.
In Pure Village sieht das ganz anders aus. Die Wege
laufen nicht parallel, sondern führen zu einem Zentrum –
einem zentralen Platz, wo es viel zu erleben gibt. In
Pure Village werden alle Räume zusammenhängend
90 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Dick Spierenburg; Koelnmesse (IMM10_TD1401_02)
konzipiert. Alle sind ähnlich, aber nicht gleich. Die Höhen,
Materialien und Farben variieren. Dem Aussteller wird
mit diesen komplett gestalteten Räumen eine Option geboten, sich auf eine hochwertige Präsentation zu fokussieren. Dabei gibt es ausreichend Möglichkeiten, die Fläche zu personalisieren. In diesem Teil der imm cologne
versammeln sich sowohl kleinere, junge Design-Marken
als auch große Marken, die mit einer kompakten, spezifischen Präsentation auf der Messe erscheinen wollen. Die
imm cologne realisiert ein spannendes Totalbild, in dem
Aussteller sich ohne viel Aufwand optimal präsentieren
können. Bei Pure Village liegt der Fokus auf der Präsentation von reduzierten Produktausstellungen, faszinierenden Interieurkonzepten oder Umgebungen, die
geeignet sind für ein informelles Treffen mit Geschäftspartnern. Auf dem Platz inmitten von Pure Village wird
viel passieren. Es ist ein permanenter Treffpunkt von
Ausstellern und Besuchern. Eine Bar und eine Lounge
befinden sich direkt daneben, ebenso ein Forum, in dem
Präsentationen, Vorlesungen und andere Events stattfinden werden.
Foto: Koelnmesse; Pure Village (IMM10_TD1401_05)
Die Ausstellungsarchitektur basiert auf einem
flexiblen Modulsystem. Wie funktioniert dieses System
und welche Möglichkeiten haben Aussteller bei der
Gestaltung der Module?
Im Prinzip sind die Räume ganz offen. Die Idee ist
es, sie nur zu schließen, wo eine Präsentation dies erfordert. Die Trennwände gibt es – wie die Säulen – in gestrichenen Holzplatten, oder in einer halb offenen Struktur
aus Textilbändern. Für alle Materialien gibt es mehrere
Farben, die aber in neutralen Tönen bleiben. Dadurch
entsteht eine subtile Abwechslung, aber der Fokus bleibt
auf dem, was innerhalb der Kuben präsentiert wird.
Inwieweit trägt das Konzept von Pure Village
aktuellen Entwicklungen im Design Rechnung – zum
Beispiel der Verschmelzung von Wohnbereichen?
Durch die Vernetzung von Produktsortimenten und
die Fokussierung auf Interieurkonzepte bietet Pure Village ein ideales Umfeld für die Darstellung von hybriden
Wohngestaltungen. Versucht wird deshalb auch, Hersteller in Verbindung zu bringen, die zusammen neue
Konzepte realisieren – zum Beispiel ein Badhersteller,
Pure Village; Interview Dick Spierenburg I 91
Foto: Koelnmesse; Pure Village (IMM10_TD1401_06)
der mit einem Möbelhersteller einen Raum für Schlafen
und Baden kreiert. Bei Esszimmer und Küche, indoor
und outdoor kann es genauso gehen. Auch Räume, die
sowohl zum Entspannen als auch zum Arbeiten geeignet
sind, bleiben interessant.
An wen bzw. welche Branchen richtet sich das
neue Format und an welchem Standort wird es innerhalb der imm cologne präsentiert?
Pure Village wird in der Halle 3.2 gebaut, über der
D3-Ebene und gegenüber von Halle 11, in der die großen
Design-Marken ausstellen. Zusammen also drei Ausstellungsflächen, die stark miteinander verbunden sind.
Die Ausstellungsarchitektur basiert auf einem
flexiblen Modulsystem. Wie funktioniert dieses System
und welche Möglichkeiten haben Aussteller bei der
Gestaltung der Module?
Es geht hier um eine Struktur mit Säulen, die auf
einem Modul von 4 Metern positioniert werden. So entstehen Flächen von 16 m2 oder einem Vielfachen davon.
Zwischen den Säulen ist die Durchgangshöhe immer 3
Meter und die Totalhöhe beträgt 3,50, 4,25 oder 5 Meter.
Und warum heißt Pure Village Pure Village?
Es heißt Pure Village, weil dieser Messeteil der
„Pure-Teil” ist - ganz reduziert und in der besten Gestaltung. Und es ist ein Village, weil es so einen anderen
Grundriss, so eine andere Struktur hat.
Weitere Informationen:
www.purevillage.de
92 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Koelnmesse; Aufbau Pure Village Halle 3.2 (IMM10_TD_1501_01)
Neuheiten und Innovationen I 93
Neuheiten und Innovationen:
Gelungene Mischung auf der imm cologne 2010
Die imm cologne 2010 präsentiert Trends und Innovationen, erfindet sich selbst
neu und setzt auf Bewährtes.
94 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Koelnmesse; D3 Contest imm cologne 2009; Lutz Sternstein (IMM10_TD1501_05)
Beim Thema Veränderung empfinden die Menschen oft
zwiespältig. Gewohnheiten werden nicht gerne aufgegeben, sei es der Arbeitsbereich, der Stammplatz auf dem
Sofa oder die Urlaubsreise nach Italien. Der Verlust
scheint schwerer zu wiegen als die Aussicht auf den
möglichen Gewinn. So wie bei der Einführung längerer
Ladenöffnungszeiten, die heute – entgegen der einstigen
Unkenrufe – niemand mehr missen will.
Geht es allerdings um technische Neuerungen, um Wohntrends und Mode, kann es meist nicht schnell genug gehen. Wir haben uns angewöhnt, die neuesten Produkte
als die begehrenswertesten zu betrachten – ein dem
Fortschrittsglauben geschuldetes Werteverständnis. Hier
bereichern Erneuerungen das Leben, bieten Raum, Individualität auszuleben, sich von anderen zu unterscheiden.
Von der Mode bis hin zur Einrichtung folgt der Konsument
den aktuellen Trendentwicklungen teils enthusiastisch,
teils in kritischer Auseinandersetzung mit ihnen.
Im Interior Design gibt es reichlich Gelegenheit zur Innovation: von den Farben und Stoffen über die Materialien
bis hin zu den Formen und Funktionen. Die Produktneuheiten sind bei Messen das Salz in der Suppe – und die
ist auf der imm cologne 2010 wieder kräftig gewürzt. Für
die große Show, mit der die neue Möbelsaison eingeläutet wird, werden hier wieder mehrere Töpfe aufgemacht,
in denen es mächtig rumort und innoviert. Besonders
frisch und unkonventionell werden neue Produktideen bei
dem Nachwuchsforum D3 Design talents präsentiert. Die
Smart Einrichtungswelt hat die Jungen eher als Konsumenten im Blickfeld, während das imm cologne Trendboard
die gesamte Bandbreite der Interior Trends im Auge hat.
Und auch die imm cologne selbst hat sich einigen Verän-
derungen unterworfen. Es gibt mehr zu sehen als früher,
dafür hat man dank der um einen Tag gekürzten Messe
aber auch weniger Zeit – das macht die Sache spannender. In Halle 10 wird es einen Innovation Catwalk geben,
der die wichtigsten Innovationen der Messe übersichtlich
zusammenfasst. Vor allem aber öffnet die imm cologne
Grenzen – Grenzen zu Sortimentsbereichen wie den
Leuchten, Teppichen, Textilien, Accessoires und Bädern,
aber auch die Grenzen zwischen Wohnbereichen. Wohnen und Küche, Indoor und Outdoor, Schlafen und Bad –
die Übergänge werden immer fließender. In Pure Village,
dem neuen Ausstellungsformat der imm cologne, soll
dieser Entwicklung durch neue Strukturen und Präsentationsformen Rechnung getragen werden.
D³ – das Präsentationsforum für die jungen Wilden
Oft sind es junge und besonders kreative, weil vom Markt
noch nicht beeinflusste Designer, die in der Szene für
Innovationen sorgen. Um dieses Kreativpotenzial zu fördern, präsentiert die imm cologne 2010 bereits zum fünften Mal die D³ Design talents – das NachwuchsdesignerEvent der Kölner Einrichtungsmesse. Aus den drei
Bereichen D³ Professionals, D³ Contest und D³ Schools
bestehend, werden die D³-Events wieder Impulse für
das Interior Design von morgen geben. Dabei werden
inspirierende und visionäre Entwürfe vorgestellt und von
Rahmenveranstaltungen und Installationen begleitet.
Im Bereich D³ Professionals können unabhängige Designer
und Designstudios ihre Ideen einem breiten Publikum
präsentieren und Kontakte zu Herstellern und zum Handel zu knüpfen. Mit D³ Schools wird Hochschulen aus den
Bereichen Produktdesign, Innenarchitektur und Architektur ein eigenes Präsentationsforum geboten, um einer
Neuheiten und Innovationen I 95
Foto: Koelnmesse; imm cologne 2009; Interior Innovation Award (IMM10_TD1501_02)
breiten Öffentlichkeit ihr Studienangebot und herausragende Studentenprojekte vorzustellen. Dabei werden
die besten Ausstellungskonzepte von einer unabhängigen
Jury prämiert. Viel gewinnen können Studenten und Absolventen aus den oben genannten Fachrichtungen auch
bei D³ Contest, bei dem die drei besten Interior-Produkte –
wie Möbel, Leuchten, Textilien, Teppiche oder Tapeten –
ausgezeichnet werden. Insbesondere D3 Contest hat sich
in den letzten Jahren zu einer effektiven Kontaktbörse für
junge Designer entwickelt, da sie von den Industrievertretern gezielt zum Sourcing angesteuert wird.
Interior Innovation Award – der Preis der Möbelmesse
Ebenfalls zum festen Bestandteil des Programms der
imm cologne gehört die Verleihung des interior innovation
awards, der zu den angesehensten Designpreisen der
Einrichtungsbranche zählt und von einer Jury aus international renommierten Designern vergeben wird. Doch
nicht nur die Aussteller der Möbelmesse, auch die Aussteller der Messepartner Design Post, Spichern Höfe
und KAP Forum können ihre Produkthighlights anmelden. Bewertet werden innovative Spitzenleistungen im
Einrichtungssektor. Dazu gehören neben Design und
Technologie neuartige Material- und Detaillösungen
sowie herausragende Produktkonzepte und Markterfolge. Erstmals werden auf der imm cologne 2010 alle im
Rahmen dieses Wettbewerbs nominierten Produkte in
einer Sonderschau präsentiert. Die Verleihung der Preise findet am Montag, dem 18. Januar 2010 ab 19:00 Uhr
anlässlich der Cologne Design Night im Alten Wartesaal
statt.
Smart – die Einrichtungswelten für junge Leute
Nachdem jungen Designern nun schon ein besonderer
Raum auf der Messe geboten wurde, soll das Thema
Junges Wohnen auch nicht zu kurz kommen. Genau
hier werden oftmals neue Trends geboren, können neue
Raumkonzepte ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis
stellen. Denn besonders junge Menschen leben häufig
in Single-Haushalten und haben einen begrenzten
Wohnraum zur Verfügung. Flexible und raumsparende
Lösungen sollen auch bei wenig Platz eine großzügige
Wohnatmosphäre vermitteln, clevere Einrichtungen ein
Maximum an Stauraum und Funktionen bieten. Dabei
darf gerade für diese Zielgruppe ein trendiges Design
nicht fehlen. Bei den Lifestyle-Möbeln ist puristisches
Design immer mehr im Kommen. Doch sind auch so
manche in Farben und Formen schwelgende Retroanklänge zu finden. Allerdings: Ohne integrierte Unterhaltungselektronik, wie zum Beispiel iPod-Dockingstationen, geht fast gar nichts mehr.
Das Trendboard – die Trendanalysten der imm cologne
Was haben Discipline und Comfort Zone gemeinsam?
Beides sind Interior Trends, die von der imm cologne
2010 präsentiert werden. Dass Design als Marktfaktor
auf einem so schnelllebigen Parkett wie einer Messe
in einen professionellen Diskurs überführt werden
konnte, ist der Koelnmesse durch kontinuierliche Arbeit
gelungen. Das Kölner Trendboard – ein internationales Fachgremium aus Architekten, Design und Interior
Design-Experten, das alljährlich die Interior Trends der
kommenden Saison analysiert – ist ein gutes Beispiel
für die an diesem Standort gebündelte Kompetenz. Das
aus der Arbeit des Trendboards resultierende Trendbook kommuniziert die wichtigsten Trends für den Ein-
96 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
Foto: Koelnmesse; Trend-Pressefrühstück zum Trendbook 2009 (IMM10_TD1501_03)
Foto: Koelnmesse; imm cologne 2009; Artanova Horst AG; Athena (IMM10_TD1501_04)
Neuheiten und Innovationen I 97
richtungsbereich in Wort und Bild. Materialien, Oberflächen und Strukturen stehen dabei als integraler Aspekt
des Möbeldesigns und des Interior Designs gleichwertig
neben der Formentwicklung. Das allmählich zum Standardwerk der Branche avancierende Buch realisiert auf
dem Papier die Verbindung von formaler Erfindung, den
neuesten Werkstoffen und aktuellem Ambiente.
Pure Village – die Innovation der Messe
Doch auch wenn es das vorrangige Ziel der Messe ist, Neuheiten zu präsentieren, bleibt sie selbst von Innovationen
nicht ausgenommen. Auch die Ausstellung selbst muss
sich Trends und Strömungen anpassen. So verändert
sich etwa das Wohnen selbst. Die Übergänge zwischen
Küche und Wohnzimmer, zwischen Bad und Schlafzimmer werden immer fließender. Faktoren wie Licht, Textilien und Accessoires gewinnen in den neuen Einrichtungswelten immer stärker an Bedeutung.
Diese Veränderung hat die imm cologne mit dem neuen
Präsentationsformat „Pure Village” aufgenommen. Die
innovative Rauminszenierung von Pure Village mit ihren
offenen Strukturen und spannenden Nachbarschaften
lässt Wohnwelten verschmelzen und eröffnet neue Perspektiven. Das findet auch in der Messearchitektur Ausdruck: Die Wege in Pure Village verlaufen nicht parallel
zueinander, sondern führen zu einem zentralen Punkt,
der – gleich einem Marktplatz – mit Lounge und Bar zum
Verweilen und zum kommunikativen Austausch einlädt.
Ein neues Konzept, das ideal geeignet ist, richtungweisende Ideen und Produktlösungen aus allen einrichtungsrelevanten Bereichen zusammenzuführen. Gerhard
Böse, Vorsitzender der Koelnmesse GmbH, hat eine klare
Vorstellung: „Unter dem Namen ‚Pure Village’ bringen
wir ein neues Messeformat an den Start. Dabei wird in
der Halle 3.2 eine Atmosphäre kreiert, die besonders die
designorientierten Marken ansprechen soll.”
Redaktionshinweis:
Ein besonderer Service der imm cologne für die internationale Presse ist der „hit guide”, der auch 2010 wieder
angeboten wird. Im handlichen A5-Format, farbig bebildert und mit kurzen Produktbeschreibungen versehen,
bietet er einen Überblick über die Highlights der Messe,
die aus den im Vorfeld von den Ausstellern gemeldeten
Neuheiten ausgewählt wurden.
Weitere Informationen:
www.imm-cologne.de
98 I Der Content-Service der imm cologne zu Design und Wohnkultur: 10_Trends und Design
08_dt
Trendbook – Interior Trends 2010 (siehe DVD)
www.imm-content-service.de
Inhalt
3 Editorial
Auf der Suche nach intelligenten Lösungen
4 Pressemeldung
Das Trendbook zur imm cologne 2010:
Ästhetik nach dem Urknall
8
12
16
20
Die Interior Trends 2010
Trickery
Comfort Zone
Rehab
Discipline
46 Das Trendboard
Eine gute Mischung: die Teilnehmer des Trendboards im Überblick
52 Making-of
Dokumentation künftiger Realität(en)
56 Pure Village
Inspiration zwischen Sofa und Badewanne
60 Die Messe
imm cologne wird die modernste
Einrichtungsmesse Europas
24 Trendbook - Nachschlagewerk für die Zukunft
64 Impressum
26 Kompakt: Trendbook imm cologne 2010 Alle Basic-Informationen und die 4 Trends im
Überblick
Trendboard-Workshop
30 Linien in die Zukunft ziehen
36 Statement Marcus Fairs:
Kühler Minimalismus versus Design der
Behaglichkeit
38 Interview
Trendboard-Mitglied Johanna Grawunder über
Amerikanische Kühlschränke und die Verantwortung des Designs in der Krise
Content-Service imm cologne 2010 I 99
Der Content-Service
der imm cologne zu Design
und Wohnkultur
The imm cologne's content
service for design and interior
lifestyle
09_dt
Business by Design (siehe DVD)
www.imm-content-service.de
Inhalt
2 Editorial
Big Business
Zahlenspiele
4 Selbstverwirklichung durch kreatives Wohnen
6 Marktlücke für Große geschlossen
8 Möbelkauf wird Männersache
10 Interview
Designer Stefan Diez über die Risiken der
Durchschnittlichkeit und die Unrentabilität
immer kürzerer Entwicklungszyklen
24 Making-of
CH04 Houdini (e15): Stuhl ohne Haken
28 Markt
Daten und Fakten zur Lage
der deutschen Möbelbranche:
Home Styling ist in – Möbel kaufen auch?
32 Unternehmen
Walter Knoll: Gemeinsam mit Designern nach
Leerstellen suchen
36 Interview
Oliver Kleine über das Engagement der Marke
LEONARDO im Wohndesign
40 Interview
Dirk-Uwe Klaas, Verband der Deutschen Möbelindustrie, über den Mentalitätswandel
der Konsumenten
46 Interview
Leo Lübke, interlübke/COR, darüber, warum es
sich auszahlt, auf Qualität und Design zu setzen
54 Markt
Green Design: Möbelwirtschaft auf grüner Welle
ins Umsatzplus
60 Interview
Giovanni Gervasoni über sein Erfolgsrezept für
den deutschen Markt
66 Pure Village (II)
Pure Village bündelt namhafte Designmarken
und kreative Einrichtungsideen im Herzen der
imm cologne
70 Die Messe
imm cologne ist die wichtigste internationale
Möbeldrehscheibe für Deutschland
74 Online Content-Service
Hinweis in eigener Sache
76 Impressum
Impressum I 100
Der Content-Service
der imm cologne zu Design
und Wohnkultur
The imm cologne‘s content
service for design and interior
lifestyle
Impressum
imm cologne 2010
19.-24.01.2010
Idee:
Markus Majerus
www.imm-cologne.de
Konzeption:
FAR_consulting - Kommunikation,
Designmanagement, Trendforschung
Dillenburger Str. 83, 51105 Köln
Telefon + 49-2 21-620 18 02
Telefax + 49-2 21-962 45 39
[email protected]
www.far-consulting.de
Ihr Kontakt bei Rückfragen:
Markus Majerus
Telefon + 49 221 821-2627
Telefax + 49 221 821-3417
E-Mail [email protected]
Koelnmesse GmbH
Messeplatz 1
50679 Köln
Postfach 21 07 60
50532 Köln
Deutschland
Telefon +49 221 821-0
Telefax +49 221 821-2574
[email protected]
www.koelnmesse.de
Geschäftsführung:
Gerald Böse (Vorsitzender)
Herbert Marner
Oliver P. Kuhrt
Dr. Gerd Weber
Vorsitzender des Aufsichtsrates:
Oberbürgermeister Jürgen Roters
Sitz der Gesellschaft und
Gerichtsstand: Köln
Amtsgericht Köln, HRB 952
Redaktion:
Frank A. Reinhardt
Redaktionsassistenz:
Lars Mörs
Übersetzung (engl.):
Alison Du Bovis, Jork
Grafik:
Karsten Jipp, Berlin
Fotos:
Karsten Jipp, Berlin
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des
Autors, nicht unbedingt die der Redaktion dar.
Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt und
ausschließlich für die Pressearbeit nutzbar. Journalisten können alle Artikel und Fotos kostenfrei
gegen entsprechende Zusendung von zwei Belegexemplaren verwenden. Die Nennung der Autoren
ist nicht zwingend notwendig. Die Bildrechte liegen
gemäß Kennzeichnung bei den Autoren und der
Koelnmesse. Wir danken für die freundliche Bereitstellung der Bilder durch die Fotografen und die
Hersteller und bitten um entsprechende Nennung.
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Köln.

Documentos relacionados