Japanische Holzschnitte
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Japanische Holzschnitte
Heroes of the Stage and Beauties of the Night Helden der Bühne und Schönheiten der Nacht Masterpieces of Japanese Woodblock Printing from the Otto Riese and Johann Georg Geyger Collections Meisterwerke des japanischen Holzschnitts aus den Sammlungen Otto Riese und Johann Georg Geyger Stephan von der Schulenburg (Hg. | Editor) Wolfgang Höhn (Werkkatalog | Catalogue Entries) Museum für Angewandte Kunst Frankfurt Wienand Verlag Inhalt | Contents 9 Vorwort | Preface Stephan von der Schulenburg 14 Der Maler, der Richter und die „Fließende Welt“ Notizen zu zwei großen ukiyo-e-Sammlern und ihrem Lebenswerk The Painter, the Judge and the “Floating World” Notes on the life’s work of two great ukiyo-e collectors Stephan von der Schulenburg 26 „Shibaraku!“ Populärtheater, Nachtleben und Reisesouvenirs im ukiyo-e-Holzschnitt “Shibaraku!” Popular Theatre, Night Life and Travel Souvenirs in ukiyo-e Woodblock Prints Shigeru Oikawa 41 Ukiyo-e-Studien in Japan Ukiyo-e Studies in Japan Johann Georg Geyger & Otto Riese 47 Die Sammlungen | The Collections Anhang | Appendix 286 Technische Details | Technical Details 326 Glossar | Glossary 331 Literatur | Bibliography 34 3 Die Woge, Goldlack und Farben auf Holz, 72 x 163 cm, Frankreich, um 1900, Paris, Privatbesitz | The Wave, gold lacquer and colour on wood, 72 x 163 cm, France, around 1900, Paris, Private collection and allows the beautiful faces of the women to figure even more prominently in their monochrome regularity. Utamaro’s print Mashiba Hisayoshi and his Favourite Page (cat. no. 146), which was published in 1804, ultimately casts a light on the power of the censors, who were a constant in the lives of ukiyo-e masters. Almost no objections were raised to the exaggerated erotic licentiousness of Utamaro’s works. However a print like this, a satire related to the warlord Toyotomi Hideyoshi who was vanquished 200 years earlier by the Tokugawa sho-gun, met with the decisive disapproval of the rigid military government of the sho-gun. It shows Hideyoshi and a page, with a follower standing behind him sticking out his tongue, and a female servant also commenting upon the scene with a dismissive gesture. The print is one of the works for which Utamaro was arrested and charged with treason. The artist never recovered from the punishment, a relatively short period of imprisonment in a dungeon. He only went on to produce works of little consequence and died two years later. With Utamaro’s death, the classic period of female portraits also ended, as did all large-figured portraits. Collectors like Otto Riese agreed with the assessments of recognized ukiyo-e experts of the time, like Richard Lane, who believed that this marked the final figurative phase of ukiyo-e and that all later ukiyo-e works in this genre were less interesting or even decadent.12 Thus, it is not surprising that the last 50 years of the Edo period, i.e. the first half of the nineteenth century, mark the final era of this art form in the Riese Collection, with the ukiyo-e of the Meiji period excluded. Hence, the final phase is mainly represented by the masters who brought the topic of landscapes to the fore.13 The two most important names to raum zu integrieren, die bei ihm als Folie für Gedichtaufschriften dienen. Ein Beispiel ist das Blatt Buschklee – Hatsuito aus dem Hause Yamashiroya (Kat. Nr. 88). Mit Kitagawa Utamaro (um 1754 – 1806) erlebt die Apotheose weiblicher Schönheit im ukiyo-e ihren Höhepunkt. Werke wie die sich im Spiegel betrachtende junge Frau (Kat. Nr. 131) oder Die schöne Tomimoto Toyohina (Kat. Nr. 132) zählen zu den eindrucksvollsten Werken des ukiyo-e überhaupt. Ähnlich wie in Sharakus etwa zeitgleich entstandenen, oben bereits vorgestellten Schauspielerporträts (Kat. Nr. 149) wird die Aufmerksamkeit des Betrachters einzig auf die Hauptfigur gerichtet. Obgleich nur Brust und Schulterpartie zu sehen sind, wird doch eine Ahnung von der Kostbarkeit des Gewandes vermittelt. Ganz im Mittelpunkt steht jedoch das anmutige Gesicht der Schönen, wobei im Fall der „schönen Tomimoto Toyohina“ mit dem blind gepressten Chrysanthemenmuster auf dem surimono-Papier ein zusätzlicher Akzent gesetzt wird. Ebenfalls an Sharaku lässt der weiße Glimmergrund in diesen beiden Blättern denken, der den Werken zusätzlichen Glanz verleiht und in seiner monochromen Ebenmäßigkeit die schönen Gesichter der Frauen noch mehr zur Geltung kommen lässt. Utamaros 1804 erschienenes Blatt Mashiba Hisayoshi und sein Lieblingspage (Kat. Nr. 146) wirft schließlich ein Licht auf die Macht der Zensur, die für die Meister des ukiyo-e stets präsent war. An den gelegentlich auch bei Utamaro aufscheinenden erotischen Freizügigkeiten wurde kaum Anstoß genommen. Das entschiedene Missfallen der rigiden Militärherrschaft der Sho-gune erregte indessen ein Blatt wie dieses, eine Satire auf den vom ersten Tokugawa-Sho-gun 200 Jahre zuvor besiegten Feldherrn Toyotomi Hideyoshi. Gezeigt wird Hideyoshi mit einem Pagen und einem hinter ihm stehenden Gefolgsmann, der die Zunge herausstreckt, sowie einer Dienerin, die das Geschehen ebenfalls mit einer verächtlichen Geste kommentiert. Das Blatt gehörte zu den Werken, deretwegen Utamaro verhaftet und wegen Majestätsbeleidigung unter Anklage gestellt wurde. Von der Strafe, einer relativ kurzen Kerkerhaft, konnte sich der Künstler nicht mehr erholen. Er schuf nur mehr unbedeutende Werke und starb zwei Jahre darauf. Mit Utamaros Tod endet die klassische Periode der Frauenporträts, wie überhaupt der großfigurigen Bildnisse. Sammler wie Otto Riese folgten ausgewiesenen ukiyo-e-Experten ihrer Tage, wie z.B. Richard Lane, in der Einschätzung, dass damit die Endphase des figürlichen ukiyo-e erreicht sei und alle späteren ukiyo-eWerke dieses Genres als eher uninteressant und dekadent zu betrachten seien.12 So ist es nur konsequent, wenn in der Sammlung Riese die letzten 50 Jahre der Edo-Zeit, die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Schlussepoche dieser Kunst erscheinen, das ukiyo-e der Meiji-Zeit also ausgespart bleibt. Diese Endphase wird vorwiegend durch Meister repräsentiert, die das Thema Landschaft in den Vordergrund rückten.13 Die beiden großen hier zu nennenden Namen sind Katsushika Hokusai (1760 – 1849) und Ando- Hiroshige (1797 – 1858). Katsushika Hokusais Meisterwerk Hinter der großen Woge vor (der Küste von) Kanagawa (Kat. Nr. 177) ist vermutlich das weltweit bekannteste ukiyo-eMotiv überhaupt.14 Schon Hiroshige zitiert 1858 das Vorbild, verzichtet jedoch bezeichnenderweise auf die unter der Woge hindurchtauchenden Boote und erreicht so eine deutlich harmonischere, allerdings auch langweiligere Komposition. Eine der frühesten Reaktionen auf die Große Woge in Europa ist ein um 1900 in Frankreich entstandenes anonymes Werk in Goldlack und Farben auf Holz (Abb. 3). Die Adaption des Themas ist deutlich freier als bei Hiroshige, was natürlich bereits durch die Umsetzung eines Holzschnitts in Lackmalerei bedingt ist. Dennoch ist die Anspielung auf das Vorbild der Großen Woge unverkennbar.15 Auf jeden Fall gelang es Katsushika Hokusai mit Kompositionen wie dieser, dem ukiyo-e ein gänzlich neues Feld zu erschließen: die Darstellung der Landschaft. Es geht dabei in der Regel nicht um Ideallandschaften, etwa in der Tradition der aus China übernommenen Literatenmalerei, und dies trotz der Tatsache, dass Hokusai mehr als die meisten anderen ukiyo-e-Meister mit der sino-japanischen Kunsttradition vertraut war.16 Was Hokusai in die Welt des ukiyo-e-Holzschnitts einführte, war die topographische Landschaftsmalerei in der Tradition des meisho-e, also Ansichten berühmter Orte, die im Zuge der verstärkten Reisetätigkeit in der Edo-Zeit zunehmend auch an wirtschaftlicher Bedeutung gewannen. Wie keinem Künstler vor ihm gelang es Hokusai außerdem, diese markanten topographischen Situationen zur Bühne menschlicher Handlungen zu machen. So türmen sich in der Großen Woge dramatische Wellen auf, die das eigentliche Sujet, den heiligen Berg Fuji, fast zur Nebensächlichkeit im Hintergrund machen. Die in stilisierter Gischt hoch spritzenden Wellen geben der Komposition Dramatik, zugleich aber auch, in leuchtenden Blau-Weiß-Kontrasten, eine durchaus dekorative Note. Erst auf den zweiten Blick verrät das Blatt, dass sich hier ein Drama abspielt und sich möglicherweise eine Naturkatastrophe ankündigt: Denn plötzlich erkennt der Betrachter, dass zwei Boote, in denen sich tapfere Fischer wegducken, buchstäblich unter den Wassermassen hindurchtauchen. Die Große Woge ist also ebenso sehr hübsches Ornament wie todbringender Tsunami! Auf jeden Fall sind Hokusais Landschaften alles andere als topographische Bestandsaufnahmen. Die Natur wird vielmehr zur Kulisse für das Drama des Lebens. Andere Blätter, wie etwa Die Brücken des Tenpozan an der Mündung des AjiFlusses (Kat. Nr. 188) aus der Serie „Wunderbare Ansichten berühmter Brücken in den Provinzen“ lassen eher an chinesische Vorbilder wie die „Schwalbenklippe“ 4 Ando- Hiroshige: „Die Kyo-Brücke“. Aus der Folge „Hundert Ansichten von Edo“, Vielfarben-Holzschnitt, um 1857. Museum für Ostasiatische Kunst Köln. | Ando- Hiroshige: “Kyo Bridge and the Bamboo Bank of the Sumida River”, from “One Hundred Views of Edo”. Colour woodblock print, around 1857. mention here are Katsushika Hokusai (1760 – 1849) and AndoHiroshige (1797 – 1858). Katsushika Hokusai’s masterpiece Behind the Wave off (the Coast of) Kanagawa (cat. no. 177) is presumably the most famous ukiyo-e motif in the world.14 Hiroshige was already referring to this ideal in 1858, although he notably left out the boats threatened by submersion behind the wave, thereby creating a far more harmonious, but also less exciting, composition. One of the earliest European reactions to the Great Wave can be seen in an anonymous work in gold lacquer and paint on wood created in France around 1900 (fig. 3). This is a far freer adaptation of the topic than in the case of Hiroshige, which is of course partly a result of the transition from woodblock print to a realisation of the work in lacquer and paint. Nevertheless, there is no overlooking the allusion to the ideal of the Great Wave.15 At any rate, with compositions like this Katsushika Hokusai succeeded in opening up an entirely new field for the ukiyo-e : the depiction of the landscape. As a rule it was not a case of an ideal landscape, as in the tradition of literati painting adopted from China, despite the fact that Hokusai was more familiar with the Sino-Japanese artistic tradition than most of the other ukiyo-e masters.16 What Die Sammlungen | The Collections 50 51 3 Die Soga-Brüder überfallen KudoSuketsune, 1646 | The Soga Brothers Attacking Kudo- Suketsune, 1646 Illustration aus dem 9. Band einer 12-bändigen Holzdruckausgabe des Soga-monogatari Diese Buchillustration stammt aus den Soga-monogatari, einem populären mittelalterlichen Stück, das in zahllosen Buch- und Bühnenvarianten überliefert ist und auch im ukiyo-e immer wieder thematisiert wurde. In der dramatischen Szene überfallen die Soga-Brüder Ju-roSukenari und Goro- Tokimune den Mörder ihres Vaters, Kudo- Suketsune, und nehmen an dem noch Schlafenden Rache. Illustration from Volume 9 of a 12-volumewoodblock-printed edition of the Sogamonogatari This illustration is from the Soga-monogatari, a popular medieval story that has come down to us in numerous book and stage variations, and was also a frequent theme in ukiyo-e. In the dramatic scene depicted, the Soga brothers, Ju-ro- Sukenari and Goro- Tokimune, attack their father’s murderer, KudoSuketsune, taking revenge on their victim while he is still asleep. 4 Hasegawa Katsuchika (Sho-shin) Bijin-e, Mitte 17. Jahrhundert | Bijin-e, mid-17th century Ukiyo-Malerei, als nikuhitsu-ga („handgemalte Bilder“) bezeichnet, rangiert historisch und künstlerisch vor den ukiyo-e-Holzdrucken. Alle Meister des Holzschnitts waren auch fähige Maler. Der obere Teil des Rollbildes (kakemono) ist mit einem kalligraphierten Kurzgedicht in klassischer chinesischer Form beschriftet, das die Reize der dargestellten Schönen preist und mit „Hen’un ro-jin“ signiert ist. Ukiyo painting in the form of nikuhitsuga (“handpainted pictures”), predates ukiyo-e woodblock prints and is artistically more prestigious. The masters of woodblock prints were also capable painters. The upper part of the kakemono features a short calligraphic poem, in a classical Chinese form, praising the charms of the beauty depicted and signed “Hen’un ro-jin”. 88 41 Okumura Masanobu zugeschrieben | Attributed to Okumura Masanobu Der Schauspieler Matsumoto Ko-shiro- I und ein Darsteller jugendlicher Rollen, ca. 1705 | The Actor Matsumoto Ko-shiro- I and a Young Actor, c. 1705 89 Vermutlich aus einer Serie von 12 Schauspielerbildern mit jeweils einem haiku von Masanobu Vermutlich dieselbe Szene wie in Kat.Nr. 13: Vor einem Bordell spaziert auf schwarz lackierten geta ein junges Schauspielerpaar, das die Geschichte des schönen Jünglings und Sängers Kanto- Koroku thematisiert, wie sich aus den Namensschildern auf Jiheis Druck ablesen lässt. Wahrscheinlich aus einem Album mit literarischen Travestien, in dem Themen der klassischen Literatur parodistisch „verkleidet“ wurden. Presumably from a series of 12 yakusha-e (actors’ portraits), each with a haiku by Masanobu Probably the same scene as in cat.no. 13: a pair of young actors is walking by a brothel in black lacquered geta, the theme is the story of the beautiful young singer Kanto- Koroku, as can be seen by the names included in Jihei’s print. Probably from an album of literary travesties, in which topics of classical literature are parodistically “disguised”. 42 Okumura Masanobu zugeschrieben | Attributed to Okumura Masanobu Der Krieger Mega MagosaburoNagamune, 1711 – 1714 | The Warrior Mega Magosaburo- Nagamune, 1711 – 1714 Blatt 11 einer unsignierten Serie von Heldendarstellungen aus dem Taiheiki Blatt aus einer Serie von Heldentaten, das die Machtkämpfe Mitte des 14. Jahrhunderts schildert. In der dramatischen Szene entledigt sich der berühmte kaisertreue Held Mega Magosaburo- bei einer Verfolgungsjagd eines jugendlichen Angreifers. In vollem Galopp reißt er ihn mit der bloßen Hand vom Pferd, worauf alle anderen Verfolger das Weite suchen. Sheet 11 from an unsigned series depicting heroes from the Taiheiki Print from a series depicting heroic deeds, which describes the power struggles in the mid-fourteenth century. In the dramatic scene the famous hero Mega Magosaburo-, who was loyal to the emperor, overpowers the young attacker pursuing him. In full gallop he pulls him from his horse with his bare hands, causing the other pursuers to disperse. 162 163 115 Torii Kiyonaga Die Blumen von Doteshita, ca. 1783 | Flowers of Doteshita, c. 1783 Aus „Wettstreit der zeitgenössischen Schönheiten in den Freudenvierteln“ Doteshita war ein wenig elegantes Freudenviertel in Edo. Rechts sitzt wohl eine Teehauskellnerin, ganz links eine prächtige Geisha, dazwischen, im gestreiften Kimono, wohl die Vorsteherin eines Bordells. Mit dieser Serie steht Kiyonaga auf dem Gipfel seines zeichnerischen Könnens. Die Holzschnitte entstanden zwischen 1781 und 1783 in dem durch ihn geprägten klassischen Stil des ukiyo-e, der sich durch ausgewogene Eleganz der überhöhten und doch wirklichkeitsnahen Frauengestalten auszeichnet. From “Contest of Contemporary Beauties of the Pleasure Quarters” Doteshita was a less elegant pleasure quarter in Edo. A server from a teahouse is sitting on the right, a stately geisha to the far left, and in between, in a striped kimono, is presumably the madam of the brothel. With this series Kiyonaga reached the zenith of his ability as a draftsman. The woodblock prints were created between 1781 and 1783 in the classical style of ukiyo-e on which he had so much influence; it was characterized by the well-tempered elegance and female figures depicted in a heightened, yet seemingly realistic, manner. 116 Torii Kiyonaga Kirschblütenschau, 1784 | Beauties Viewing Cherry Blossoms, 1784 Aus „Modischer östlicher Brokat“ Wegen ihrer leuchtenden Farben wurden frühe echte Farbholzschnitte wie dieses Meisterwerk Kiyonagas nishiki-e („Brokatbilder“) genannt. Edo lag in Ostjapan, so wurde hier ein poetischer Ausdruck für Osten – „azuma“ – mit „nishiki“ verbunden, um anzudeuten, dass es sich hier um ein Produkt aus Edo handelte: „Östlicher Brokat“. Da Kleidung und Kimonomuster im ukiyo-e eine überaus wichtige Rolle spielten, lag es nahe, den Begriff für das edle Material auf die Farbholzschnitte zu übertragen. From “Fashionable Eastern Brocade” Early coloured woodblock prints like this masterpiece by Kiyonaga were called nishiki-e (“brocade pictures”) because of their vivid colours. Edo was located in Eastern Japan, thus a poetic expression for the east – “azuma” – was combined with “nishiki”, in order to indicate that these were products from Edo: “Eastern brocade”. Since the clothing and patterns of the kimono in ukiyo-e played an important role, the term for this luxurious material was then applied to woodblock prints. 266 267 218 Ando- Hiroshige Vogel auf Kirschblütenzweig, ca. 1833 (später Druck) | Bird on a Cherry Blossom Branch, c. 1833 (late edition) Im Bruch mit den Konventionen des ukiyo-e ließ sich Hiroshige hier von der Malerei der Shijo--Schule inspirieren. Dieser Druck gilt als einer von Hiroshiges besten Entwürfen für dieses Format. Während beim frühen Druckzustand, der äußerst selten ist, aufwändig und sorgfältig gearbeitet wurde, repräsentiert der Druck in der Sammlung Riese einen sehr späten Zustand, der sogar auf die 1860er Jahre zu datieren sein könnte und so die Beliebtheit dieses Bildes und die Unzerstörbarkeit der Druckplatten bezeugt. Breaking with conventions of ukiyo-e, Hiroshige allowed himself to be inspired by the painting of the Shijo- school. This print is considered one of Hiroshige’s best designs for this format. In the early printing state, which is extremely rare, the work was elaborate and exacting, the print in the Riese Collection represents one of the later printing states, which may even be from the 1860s, providing evidence of the popularity of this image and the indestructibility of the printing blocks. 219 Ando- Hiroshige Das Dorf Tamagawa, 1840/41 | The Village of Tamagawa, 1840/41 Aus einer unbezeichneten Folge von Landschaften im surimono-Stil Über dem Tamagawa-Fluss im Nebel das Dorf Tamagawa-sato, in der Ferne der Gipfel des Fuji. Der Holzschnitt gehört zu einer Folge mit Landschaftsbildern von Edo und Umgebung, die 1840/41 im Verlag Wakasaya Yoichi erschienen. Diese erlesenen Drucke, die in der Art von surimono mit großem Aufwand gedruckt sind, tragen jedoch keine Verlagsmarke. Möglicherweise diente der zartfarbene Druck als Briefpapier (ebangire). From an untitled series of surimonostyle landscapes Shrouded in fog on the other side of the Tamagawa River, the village of Tamagawa-sato is seen with the summit of Mount Fuji in the background. This woodblock print is part of a series of landscapes from Edo and its surroundings published by Wakasaya Yoichi in 1840/41. These exquisite works, elaborately printed in the style of a surimono, have no publisher’s mark. It is possible that these subtly coloured prints were intended to be used as writing paper (eban-gire). 280 232 Ando- Hiroshige Die Hunderttausend-tsubo-Ebene bei Fukagawa Susaki, 1857, 9. Monat | The 100.000 tsubo Plain near Fukagawa Susaki, 1857, 9th month Blatt 107 aus „Hundert Ansichten von berühmten Plätzen in Edo“ Aus der Perspektive des Adlerauges blicken wir über flaches Marschland zur Silhouette des Berges Tsukuba am Horizont. Fukagawa Susaki war bis zum Ende der Edo-Zeit eine Landspitze (susaki) am Ostufer der Edo-Bucht, liegt heute aber mitten in To-kyo-. Das meisterhafte Blatt beeindruckt mit dem Kontrast zwischen der mächtigen allumfassenden Gestalt des Adlers, der gerade zum Sturzflug auf eine Beute ansetzt, und der trostlosen Weite der winterlichen Ebene. Print 107 from “One Hundred Views of Famous Places in Edo” From the perspective of an eagle’s eye we look out over flat marshland towards the silhouette of Mount Tsukuba on the horizon. Until the end of the Edo period, the point of land (susaki) called Fukagawa Susaki was on the eastern side of Edo Bay, it now lies in the middle of To-kyo-. This masterful print is particularly impressive in the manner in which it creates a contrast between the powerful, all-seeing eagle, just about to pounce on its prey, and the disheartening expanse of the winter plane. 281 233 Ando- Hiroshige Die Trommelbrücke bei Meguro im Abendlicht, 1857, 4. Monat | View of Twilight at the Meguro Drum Bridge, 1857, 4th month Blatt 111 aus „Hundert Ansichten von berühmten Plätzen in Edo“ Die Konstruktion der „Trommelbrücke“ folgt offenbar chinesischen Prototypen, denn steinerne Bogenbrücken waren in Japan ungewöhnlich; im stark erdbebengefährdeten Edo muss man sie gar als „deplatziert“ bezeichnen. Hiroshiges diagonale Perspektive evoziert ein Gefühl von Einsamkeit – große Schneeflocken fallen vom dunkler werdenden Himmel, und die wenigen Menschen scheinen unter ihren verschneiten Strohhüten und Schirmen zu verschwinden. Print 111 from “One Hundred Views of Famous Places in Edo” The structure of the “Drum Bridge” was obviously based on Chinese prototypes, since arched stone bridges were relatively rare in Japan; in Edo, which was under tremendous threat from earthquakes, they must have seemed even more “out of place”. Hiroshige’s diagonal perspective evokes a feeling of loneliness – big snowflakes fall from a darkening sky, and the few people who are out seem to disappear under their snow-covered straw hats and umbrellas. 324 231 233 235 名所江戸百景 浅草田甫酉の町詣 名所江戸百景 目黒太鼓橋夕日の景 名所江戸百景 王子装束ゑの木大晦日の狐火 Asakusa tanbo Torinomachi mo-de “Asakusa Ricefields and the Torinomachi Festival” Print 101 from Meisho Edo hyakkei “One Hundred Views of Famous Places in Edo” Signed: Hiroshige ga Publisher’s seal: Shitaya Uo’ei (Uoya Eikichi); censor’s seal: aratame; probably later impression from original blocks o-ban, 36.9 x 25.0 cm; nishiki-e with fukibokashi and sho-menzuri Date stamp: Snake 11 (1857, 11th month) Provenance: N. Chaikin, Tolochenaz (June 1967) RK 172 Meguro Taikobashi yu-hi no kei “View of Twilight at the Meguro Drum Bridge” Print 111 from Meisho Edo hyakkei “One Hundred Views of Famous Places in Edo” Signed: Hiroshige ga Publisher’s seal: Shitaya Uo’ei (Uoya Eikichi); censor’s seal: aratame o-ban, 34.3 x 22.2 cm; nishiki-e with fukibokashi Date stamp: Snake 4, (1857, 4th month) Provenance: Sotheby’s London, Dec. 1963 RK 177 O-ji sho-zoku enoki o-misoka no kitsune-bi “Fox Fires on New Year’s Eve at the Enoki Tree near -Oji Inari Shrine” Print 118 from Meisho Edo hyakkei “One Hundred Views of Famous Places in Edo” Signed: Hiroshige ga o-ban, 39.5 x 24.5 cm; nishiki-e with fukibokashi and kirazuri (Date: 1857, 9th month) Provenance: Lilla S. Perry, Los Angeles (Sotheby’s, July 1966, no. 141) RK 175 234 名所江戸百景 愛宕下藪小路 232 名所江戸百景 深川洲崎十万坪 Fukagawa susaki ju-mantsubo “The 100,000 tsubo Plain near Fukagawa Susaki” Print 107 from Meisho Edo hyakkei “One Hundred Views of Famous Places in Edo” Signed: Hiroshige ga Publisher’s seal: Shitaya Uo’ei (Uoya Eikichi); censor’s seal: aratame o-ban, 35.5 x 23.3 cm cm; nishiki-e with fukibokashi and sho-menzuri Date stamp: Snake, intercalary 9 (1857, 9th month) Provenance: N. Chaikin, Tolochenaz (September 1967) RK 173 Atago-shita Yabu-ko-ji “Yabu-ko-ji Lane Beneath Mount Atago” Print 112 from Meisho Edo hyakkei “One Hundred Views of Famous Places in Edo” Signed: Hiroshige hitsu o-ban, 33.5 x 21.5 cm; nishiki-e with fukibokashi (Date: 1857, 12th month) Provenance: Louis Gonse, Paris (?); N. Chaikin, Tolochenaz (March 1966) RK 176