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Gottfried Heinrich Melzer (1820 – 1867) Erfinder der „Meißner Patentkachel“, wurde 1820 als Sohn eines Manufakturisten in Niederfähre geboren und besuchte die Schule in Zscheila. An der Königlichen Porzellan-Manufaktur erlernte er den Beruf des Bossierers. Er wohnte in Meißen am heutigen Hahnemannsplatz in der unmittelbaren Nachbarschaft der Töpfer und forschte seit 1844 an der Herstellung hitzebeständiger weißer Kacheln. Er war Mitglied der naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“ und erlangte neben anderen Patenten auch 1855 ein Patent für seine haarrissfreie weiße Kachel, der er den Namen „Patentkachel“ gab. Melzer unternahm Versuche zur Serienproduktion dieser Ofenkacheln, doch der Aufbau eines eigenen Unternehmens gelang ihm nicht. Deshalb schloss er sich mit dem gegenüber wohnenden Töpfermeister Carl Teichert zur Kachelproduktion zusammen. Das Glasurrezept behielt Melzer viele Jahre geheim und lieferte Teichert die fertige Glasur. G. H. Melzer starb 1867 an Typhus. „Die hiesigen Töpfer verfertigen nicht nur schöne weiße, sondern auch holzsparende Öfen in geschmackvollen Formen nebst holzsparenden Bratröhren“ schrieb Friedrich Gottlob Leonhardi (Halle, 1803). MEISSNER KERAMIKKOMPETENZ Gründung der Meißner Ofenfabrik von Carl Teichert vor 150 Jahren Weißer Begussofen der Meißner Töpferei Wollenhaupt. „Ich habe mich auf die Anfertigung weißer Kacheln beschränkt, weil diese die elegantesten sind … [denn solche Öfen sind] … nicht nur zweckmäßige Heizapparate, sondern zugleich wirkliche Zimmerverzierung“ (Gottlieb Heinrich Melzer, 1855). Ofenkachel, um 1900. Johann Friedrich Carl Teichert (1830 – 1871) Erster Fabrikant der „Meißner Patentkachel“, wurde 1830 in Schöneich/ Schlesien als Sohn eines Schmieds geboren und kam auf seiner Wanderung als Töpfergeselle nach Meißen. Hier legte er 1854 die Meisterprüfung ab und heiratete die Tochter des Töpfermeisters C. L. Voigt. Das Grundstück Hahnemannsplatz 8 kaufte er 1855 und richtete dort eine Töpferwerkstatt ein. Im Jahr 1857 wurde er zum Obermeister der Töpfer gewählt und begann in Kooperation mit dem Erfinder G. H. Melzer die Produktion der „Patentkachel“ aufzunehmen. Im Jahr 1863 kaufte er das Grundstück Neumarkt 5 und ließ dort eine Ofenfabrik errichten. Bei einem Besuch sächsischer Bundestruppen im Deutsch-Französischen Krieg verunglückte er 1871 in Mitry bei Paris tödlich. Grundofen aus weißen Patentkacheln, um 1875 (Sächsische Ofenfabrik Ernst Teichert Cölln). VERANSTALTUNGEN Führungen 19. Juni + 10. Juli jeweils 18 Uhr Vorträge ● 11. September 18 Uhr Dr. Bernd Ullrich/Frankenberg „Die bildsamen keramischen Rohstoffe Kaolin und Ton – ihre mineralogischen und keramtechnologischen Eigenschaften und Lagerstätten in Mitteldeutschland“. ● 25. September 18 Uhr Karl B. Thomas/ Zeuthen „Keramische Vielfalt aus den Teichert-Werken“. Eintritt Erwachsene: 3 €, Ermäßigte: 2 €, Familien: 8 € e-mail: [email protected] · Tel. 03521-458857 Gefördert vom „Kulturraum Meißen-Osterzgebirge/Sächsische Schweiz“ Sonderausstellung Stadtmuseum Meißen, Heinrichsplatz 3 15. Juni bis 3. November 2013 Di – So 10 bis 18 Uhr A ls Carl Teichert im Sommer 1863 das Grundstück am Neumarkt erworben und dort im Herbst „auf der grünen Wiese“ die erste Meißner Ofenfabrik eröffnet hatte, begann die Entwicklung der weltbekannten, weil künstlerisch anspruchsvollen und ökonomisch leistungsstarken Meißner Ofenindustrie. Carl Teicherts Ofenfabrik blieb nicht lange die einzige ihrer Art, denn schon kurz darauf entschlossen sich weitere Töpfer zur Errichtung von Ofenfabriken; unter ihnen Carl Teicherts Bruder und Betriebsleiter Ernst Teichert. Um 1900 arbeiteten im heutigen Stadtgebiet von Meißen acht Ofenfabriken unterschiedlicher Größe. Daneben etablierten sich Zulieferer, vor allem für Glasuren, Brennöfen und keramische Maschinen. In Meißen war die Ofenindustrie Schrittmacher der Industrialisierung. Auch die Schornsteine der Meißner Ofenfabriken prägten das Stadtbild. Aquarell von Rudolf Kanka, 1935. Waschservice, um 1900, Porzellan, Zwiebelmuster, Ernst Teichert Meißen. Keramisches Wandbild für „ … Herrn Ludwig Scheina f. 25 jähr. treue Mitarbeit Somag-Werke A.G. Meißen …“, 1937, Privatbesitz. Die Ofenfabrik Neumarkt 5 um 1880 auf einem Ofen-Einsatzbild. Figürliche Buchstütze um 1910: Harmonikaspieler am Ofen, Oskar Burkhardt/Ernst Teichert Meißen. Nach und nach wurde die Produktpalette erweitert: 1879 begann die Porzellanproduktion und 1891 die Produktion von Steingut-Wandfliesen. Nur kurze Zeit später wurde die Fertigung weiterer Baukeramik aufgenommen. Ausgelöst durch den Jugendstil begann um die Jahrhundertwende die Herstellung und Verwendung von Keramik für Wandplatten und plastischen Schmuck für Gebäude und Gärten, bisher für Mitteleuropa ungekannte Ausmaße zu erreichen. Auch die Herstellung von Kleinplastik und kunsthandwerklich gestalteten Gebrauchsgegenständen für den Wohnbereich bildete sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als neuer Produktionszweig heraus. Unter dem Einfluss bekannter Künstler verliefen die Grenzen zwischen bildender und angewandter Kunst fließend. Alle diese Artikel, besonders aber die Öfen, waren nicht nur für den Binnenmarkt bestimmt, sondern wurden sogar nach Übersee exportiert. Malereiabteilung für Kacheln und Fliesen, vermutlich in der SOMAG. Noch heute haben zahlreiche keramische Firmen neben der weltbekannten Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH ihren Sitz in Meißen. Basierend auf Tradition und Innovation hat sich ein breites Branchenspektrum entwickelt. Forschungseinrichtungen und leistungsfähige Lieferanten tragen wesentlich dazu bei, dass Meißen zu den weltweit wichtigsten Standorten für Porzellan und der keramischen Industrie zählt: