Layout 3 - Koi Kurier

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Layout 3 - Koi Kurier
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IT’S A
LONG
WAY...
Der erste Teil eines Berichts
über die Mühen und Hindernisse
einen Koiteich zu bauen.
Text / Fotos: Kirsten Seeburger, Constanze Degner
E
s gibt viele Geschichten über den Weg eines Koiliebhabers und genau so viele Fragen, bis das
persönliche Ziel erreicht wird. Wenn es denn überhaupt ein Ziel geben sollte. Wie sieht der perfekte
Koiteich aus? Wäre es nicht besser, wir würden die Koi fragen, wie der Lebensraum unserer Lieblinge
aussehen soll? Tja, leider kenne ich niemanden auf dieser Welt, der uns die Blubbersprache übersetzen kann. Und dennoch erkennt man irgendwann die Signale der Koi und das Gefühl sagt uns, dass es
Ihnen gut geht. Aber bis dahin ist es ein „langer Weg“.
Um ganz von vorne anzufangen: Ursprünglich hatten wir einen winzigen Teich, lediglich mit Seerosen,
ein nettes Biotop umrahmt von Bambus. Sie ahnen es womöglich schon – der Bambus hat sich trotz
Rizomsperre seinen Weg gesucht und schließlich auch den Weg durch die Plastikwanne gefunden. Es
musste also etwas passieren, so dass wir einen Gartenbauer beauftragt haben. Unsere Vorstellung war
– noch ganz ohne an Fische zu denken – ein pflegeleichter japanischer Steingarten. Da der Vorgarten
unseres Hauses ebenfalls neu gestaltet werden musste, planten wir also 2 Teiche. Hinten einen kleineren mit 2.500 l und den vorderen mit ca. 4.500 l. Leider hatten wir trotz der Oasefilter aufgrund der
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Ursprünglich hatten wir einen winzigen Teich.
starken Sonneneinstrahlung ein massives Algenproblem und wandten uns daher an den Teichfachhandel, in dem uns bereits im Eingangsbereich jedes Mal freundlich die hungrigen Koi begrüßen. Wir „kannten“ durch einen Freund bereits
die Freude, die man an Koi haben kann und nachdem wir wegen Wasserproben diverse Male in besagtem Fachhandel waren, fragten wir dort nach,
ob unser Teich mit 4.500 Litern gross genug für
kleine Koi sei und der Filter ausreiche. Sie können sich denken, was wir begeistert taten. Wir
kauften unsere ersten 3 Fische – Koi. Diesen folgten dann noch ein paar Kleine aus der Eigenzucht
unseres Freundes. Erst nachdem wir die Fische
eingesetzt hatten, kam auch unser Koi-erfahrener
Freund und begutachtete den/die Teiche. Und was
nun kam, hätten wir uns in unseren kühnsten
Träumen nicht vorstellen können.
Das Problem mit der Sonneneinstrahlung hatte
ich ja bereits oben erwähnt. Hier hatten wir uns
provisorisch mit Sonnenschirm geholfen. Aber wie
könnte es anders sein – es kam natürlich noch
die Frage bezüglich Überwinterung auf, da die
Tiefe des Teichs nicht ausreichen würde…Unsere
ursprüngliche naive Idee, dass unsere Fische im
Teich unseres Freundes überwintern können,
lehnte er, wie konnte es anders sein, sofort ab.
Hinzu kam, dass wir feststellen mussten, dass die
Fische nicht direkt – von der Wohnung – zu erreichen waren. Die Überlegung, einen der beiden gerade neu entstandenen Teiche nochmals umzubauen, erschien uns somit keine gute Idee.
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www.ogatakoi-import.com
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Der Teich sollte an unserem Leben teilhaben.
Wir hatten noch Platz auf dem Grundstück, und da gab es noch eine alte Pfütze,
die vor einigen Jahren entstanden und in Vergessenheit geraten war.
Und da waren sie, die ersten Fragen zum Bau
eines Koiteiches, um unseren neuen liebgewonnenen Haustieren ein adäquates Quartier zu geben.
Wohin mit dem neuen Teich? Wohin mit dem
neuen Filter? Wie sollte dieser Filter aussehen?
Der Teich sollte an unserem Leben teilhaben und
somit war die Wahl des Standortes gleich erledigt.
Die gerade fertiggestellte neue Terrasse schien
der perfekte Platz zu sein. Den Filter bekommen
wir auch noch irgendwie untergebracht, also
waren die ersten zwei Fragen schon erledigt. Blieb
nur noch die Frage, wie der Filter denn aussehen
sollte und da wir wenig Platz hatten, konnte dieser nur „KLEIN“ sein. Ein kleiner Vortex und eine
kleine Filterkammer sollten ausreichen. Der Teich
wird richtig tief gebaut und somit würde es schon
klappen.
In Zusammenarbeit mit unseren Bekannten entstand der neue Teich. Wunderbar bis dato, es schien
alles perfekt zu laufen. Zwischendurch kam der erste Kontakt zu unserem „Händler des Vertrauens“ zustande und somit auch die ersten richtigen japanischen Koi. Wir waren natürlich stolz auf diesen Teich,
der einen Bodenablauf und einen Skimmer hatte. Dieser wurde natürlich in Schwerkraft betrieben.
Eine Heizung haben wir nach dem ersten Winter noch nachträglich installiert, da wir im Frühling leider die ersten Verluste der kleinsten Koi hatten da der Teich leider kälter wurde, als wir angenommen
hatten, obwohl er zwischen 3 Mauern in der Tiefe beherbergt ist. Außerdem, da wir keine Möglichkeit
hatten, in die Filterkammern Bodenabläufe einzubauen, war der Aufwand diesen Filter zu reinigen gigantisch. Spätestens alle 2 Wochen kroch ich in die Filterkammern und schöpfte, wenn der Teichsauger es nicht mehr schaffte, Eimerweise Wasser und Sonstiges mit dem Putzlumpen aus dem Vortex.
Sollte dies der perfekte Koiteich sein? Ich habe mir den Aufwand ein bisschen geringer vorgestellt. Also
wurde nach und nach noch ein wenig weitere Technik installiert, aber der Aufwand blieb gleich. Dennoch, die ersten Koi bekamen Entzündungen und die Probleme, welche anscheinend gelöst worden
sind, kamen erneut auf – u.a. verlor der Teich Wasser - die Flüssigfolie – die uns statt Laminieren empfohlen wurde war nicht dicht. Viele Gespräche mit verschiedenen Liebhabern und Händlern fanden
statt und folglich auch neue Fragen.
Also doch nochmals den Filter und den Teich umbauen und noch ein wenig Platz schaffen. Aber wohin
solange mit den Tieren?! Es konnte nicht schnell genug gehen der nächste Winter sollte kommen können, deshalb haben wir uns schließlich doch entschieden den hinteren Teich (2500 l) nochmals umzubauen. Die selbe Art Filter wie der 15000 l- Teich nur im Verhältnis zur Wassermenge sollte er größer
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Ganz links: Der Teich
wurde richtig tief
ausgehoben.
Links: Der Teich
wurde kälter, als
wir angenommen
hatten, obwohl
er von 3 Mauern
begrenzt wurde.
Es lag ja an ihm…er plante und baute diesen Teich und je schneller er
fertig wurde, desto eher wäre er unsere Koi los.
werden war die Devise. Irgendwie hatten wir aber dann doch ein schlechtes Gefühl dabei und wollten
den Umbau dann doch noch mit einem erfahrenen Koihändler besprechen. Uns wurde schnell klar,
dass wir mit diesem neuen Teich die gleichen Probleme bekommen würden.
Folglich wurde wieder ein neuer Plan erstellt: Umbau der bereits gemauerten Filterkammer. Ein Ultrasieve als Vorfilter, kombiniert mit einem Beadfilter. Eine Steril-Air, ein Sauerstoffgenerator, Ozon
und Heizung wurden ebenfalls eingeplant. Das einzige Problem war, dass die Teichgrösse vorgegeben
war. So kamen wir leider nur auf ca. 6000 Liter Wasservolumen. Der Umbau ging voran, der Teich wurde
eingefahren und die Koi durften in ihr neues Winterquartier. Einige Probleme waren natürlich vorprogrammiert, wie z.B. der erhöhte Nitritwert im Teich. Trotz Allem schienen sich die Koi wesentlich
besser zu fühlen als zuvor. Die Reinigung des Filtersystems war auch wesentlich einfacher, aber durch
die Gegebenheiten des Abwassersystems immer noch nicht zufriedenstellend. Was macht man nicht
alles für seine Lieblinge…
Da waren sie nun, unsere 3 Pfützen. Aber die Arbeit wurde mit jedem neuen Teich mehr. Wir steigerten uns zwar, doch in der Summe war der Aufwand für die Reinigung dieser Teiche natürlich viel zu
gross. Der Kontakt zu unserem Koihändler wurde intensiver. Und warum sollten wir nicht auch mal
Japan besuchen und uns die Koi vor Ort anschauen? Dann überschlug sich alles. Neue, gigantische
Pläne reiften heran. Ein neues Heim für uns und unsere Koi – eine tolle Idee! Es musste so kommen.
Das Haus wurde gekauft und endlich war der Platz für einen neuen, grossen Koiteich da. Im Nachhinein glaube ich, dass wir genauso viel Zeit in die Planung unseres neuen Teiches steckten wie in den
kompletten Hausumbau.
Aber erst einmal ging es nach Japan. Wir waren beeindruckt von den gigantischen Koi und den vielen
Züchtern. Auch das Land war wunderschön und wir hatten das Vergnügen, einiges von der Kultur und
den Menschen in Japan erleben zu dürfen. Den Bericht über diese schöne Reise konnten Sie in einer
der vergangenen Ausgaben des Koi Kuriers bereits lesen. Und glauben Sie uns eine Sache…wir wollten lediglich das Land, seine Leute, die Züchter und die Koi sehen, aber keine Koi kaufen. In unseren
Pfützen war definitiv kein Platz für neue Koi. Und der neue Teich war ja gerade erst in Planung. Es
dürfte wohl noch bis Juli - August 2009 dauern, bis wir diesen Teich in Betrieb nehmen würden. Unsere Japanreise fand im November 2008 statt.
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Es ist eine Droge…bei all diesen Schönheiten vor
Ort in Japan können Sie nicht „NEIN“ sagen. Es
geht einfach nicht, auch wenn Sie wollen. Dieser
muss mit und dieser würde sich wunderschön in
unserem neuen Teich machen. Schau mal, Du
wolltest doch schon lange einen solchen
Asagi…Meinst Du, der Doitsu Showa hätte auch
noch Platz bei uns…? Unglaublich, aber als wir
wieder Zuhause waren, sind wir stolze Besitzer
von 12 neuen Koi. Schön, oder…?
Mit unserem Koihändler hatten wir ein Abkommen, das unsere neuen Lieblinge solange in seiner Anlage schwimmen durften, bis unser neuer
Teich fertig war. Es lag ja an ihm…er plante und
baute diesen Teich und je schneller er fertig
wurde, desto eher wäre er unsere Koi los.
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„Lass doch erstmal den Bagger anfahren, das Loch ausheben
und danach sehen wir weiter.“
Planung, Rohbau,
Ausführung…die
Stadien unseres
Teichbaus.
Anfang des Jahres ging es dann mit der Planung los. Der Standort war klar. Der Teich sollte so nah wie möglich am Haus gebaut werden. Der Lebensraum unserer Koi sollte ein Teil des Ganzen sein. Da wir eine wunderschöne Terrasse am Haus geplant hatten, wussten
wir sofort, dass der Teich in unmittelbarer Nähe seinen Platz bekommen sollte. Also war eine Frage schon mal geklärt. Da wir uns im
alten Haus mit kleinen Teichen begnügen mussten, entschieden wir uns hier, einen richtigen Teich zu bauen. Sollten es 40 qm oder
gar 60 qm Wasser werden? „Lass doch erstmal den Bagger anfahren, das Loch ausheben und danach sehen wir weiter.“ Das Loch war
jetzt erstmal gigantisch gross geworden. Aber es ist besser, ein bisserl mehr Platz zu haben und der Filter sollte ja auch noch irgendwo
hinkommen.
Nach langen Diskussionen über den Standort des Filters und seiner Vor- und Nachteile entschieden wir uns, den Filter in den Keller zu
stellen. Der Raum, der hierfür vorgesehen war, ist trocken, nah am Teich, gross genug und stimmte genau mit der Höhe des Teiches überein. Nach den ersten „Picasso-Zeichnungen“ unseres Koihändlers und Teichbauers fragten wir uns schon, ob dieser Standort der richtige war…Also…der Standort war klar, die Filterkammer war klar, es fehlte jetzt nur noch, die passende Teichgrösse zu finden und die
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Wahl des richtigen Filters zu treffen. Meine bessere Hälfte freundete sich langsam mit diesem grossen
Loch in der Erde an. Wenn wir hier schon einen neuen Teich bauen, sollte dieser auch richtig gross werden. Also entschieden wir uns für 100.000 Liter. Aber wird der Platz für den Filter in unserem Keller
noch ausreichend für diese Teichgrösse sein? Schliesslich sollte in diesem Raum auch noch ein Blockheizkraftwerk, die Warmwasserspeicher, der Verteiler und noch ein paar Dinge aufgestellt werden.
Die Antwort kam prompt. Unser Teichbauer sagte nur, dass er sich den Platz nehmen würde. Wenn wir
dann in unserem Haus frieren würden und kein Licht hätten, könne er schliesslich nichts dafür, weil
wir uns zu diesem Filterplatz entschlossen hätten. Vorab schon mal eine kleine Info. Wir haben warmes Wasser und auch das Licht im Haus fehlt nicht. Und die komplette Technik wurde in diesem Raum
installiert.
Der Winter 2008/2009 war so richtig kalt und alles dauerte und dauerte. Aber der Zeitpunkt kam, an
dem wir an unserer Baustelle weiter machen konnten. Die Vorbereitungen für die Fundamente und die
Verrohrung der Bodenabläufe war gekommen. 4 Bodenabläufe und 2 Skimmer wurden eingeplant.
Unsere Vorgabe war es, das komplette Rohrsystem aus PVC-Kleberohr zu installieren. Ich kann mich
gut daran erinnern, dass irgendwer immer nuschelte, wenn er mit dem 110er Rohr zu Gange war.
Die ersten „Picasso-Zeichnungen“
unseres Filters im Keller.
Wenn wir hier schon einen neuen Teich bauen, sollte dieser auch richtig gross werden.
Der Zeitplan war wetterbedingt
natürlich auch aus den Fugen
geraten und deshalb entschlossen
wir uns, die Wände aus Fertigbetonbauelementen zu montieren.
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Die tonnenschweren
Elemente werden an
ihren vorherbestimmten Platz bewegt.
Wie bekommt man eines dieser tonnenschweren Elemente
an den vorherbestimmten Platz?
So richtig verstand man ihn dann aber doch nicht, oder besser gesagt, man wollte nicht! Die Bodenplatte wurde dann mit Beton vergossen, die Eisen auch
gleich mit eingelegt und das Ganze sah schon viel sauberer aus. Durch den vielen Regen hatten wir zwischendurch schon manchmal Angst, dass der Boden
nachgeben könnte und das Haus zu rutschen anfing. Der Zeitplan war wetterbedingt natürlich auch aus den Fugen geraten und deshalb entschlossen wir
uns, die Wände aus Fertigbetonbauelementen zu montieren. Das spart Zeit! Über viele Konsequenzen macht man sich vorher natürlich keine Gedanken.
Wie bekommt man eines dieser tonnenschweren Elemente an den vorherbestimmten Platz? Ist es ratsam, nicht nur den eigenen Bauplatz, sondern auch
noch die gesamte Strasse und mehr in Beschlag zu nehmen? Tja, es blieb uns keine andere Wahl, nachdem alles in Auftrag gegeben war. Durch das miserable Wetter kamen wir natürlich auch bei diesem Vorhaben in Verzug, aber nach Regen folgt ja bekanntlich Sonnenschein. Also kam irgendwann auch der
Tag, an dem wir unsere Elemente einsetzen konnten. Die gesamte Siedlung gehörte nun uns!
Hoppla, es gibt Dinge, die gehen ja richtig flott. Die Fertigbetonelemente waren fix aufgestellt und der flüssige Beton zum Auffüllen war
dann doch nicht so flüssig wie gedacht. Aber wie könnte denn auch alles
glatt laufen…das wäre ja ein Unding. Aber solche Kleinigkeiten hielten
uns natürlich nicht auf. Am Ende wird alles gut …Fortsetzung folgt!
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