Maut-Daten nur für Maut-Zwecke
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Maut-Daten nur für Maut-Zwecke
M i t t w o c h , 1 2 . N o v e m b e r 2 0 1 4 – N r. 2 6 0 MEINUNG SWT WUES - Seite 2 Leitartikel Die Freiheit ist nicht grenzenlos Richterspruch zum Sozialmissbrauch in der EU ................................................................................... Von DETLEF DREWES [email protected] ................................................................................... D as Urteil könnte Europa verändern. Weil es denen, die diese Union so gerne durch Verzerrungen madig machen wollen, die Munition nimmt. Denn der Spruch der Luxemburger Richter gegen Sozialleistungsmissbrauch in der Gemeinschaft musste so kommen. Seit Jahren enthält die kritisierte Richtlinie zur Freizügigkeit eben diese Bestimmungen, die nun als Errungenschaft gefeiert werden: keine Hilfen in den ersten drei Monaten, danach ohnehin nur, wenn man zuvor gearbeitet hat. Eine Gleichstellung mit Einheimischen und deren Ansprüchen frühestens nach fünf Jahren. Das alles war längst beschlossen. Nun wurde es bestätigt. Der Riegel gegen EU-Immigranten inklusive einer Handhabe gegen unberechtigte Forderungen nach Geldern zur Unterstützung war im Unionsrecht immer festgezurrt. Der Streit war eine Luftnummer zur Wahlkampfzeit, derer sich viele Stammtischredner nur allzu gerne bedient haben. Nun herrscht die gleiche Klarheit wie vorher – sieht man davon ab, dass Deutschland künftig jeden einzelnen Fall prüfen muss, weil ein pauschaler Ausschluss von Hartz IV nicht legal ist. Eigentlich könnten sogar die EU-Kritiker damit zufrieden sein. Doch das werden sie nicht, weil die Zerrbilder einer drohenden Überfremdung, die ein Ausbluten der Sozialkassen nach sich ziehen könnten, einfach zu gut in ihr Weltbild passen. Aber es gibt keinen Ausverkauf der Mitgliedstaaten. Schon bei der Abfassung der FreizügigkeitsRichtlinie, die zu den großen Errun- genschaften Europas gehört, hat man Grenzen eingezogen. Sie entsprachen dem, was in den zurückliegenden Monaten an Bedingungen eingefordert wurde. Dennoch zeigt dieser Richterspruch auf, dass man in einer politisch verantworteten und korrekten Diskussion Unterschiede machen muss – zwischen denen, die tatsächlich nur kommen, weil man von deutscher oder anderer Sozialhilfe besser leben kann als zu Hause, und denen, die als Arbeitnehmer dringend gebraucht werden. Dass dies für die breite Mehrheit auch der oft geschimpften Bulgaren und Rumänen zutrifft, sei an dieser Stelle erwähnt. Der Streit um dieses Verfahren, aber auch um die Öffnung der Grenzen zu den beiden jüngeren Mitgliedstaaten, dokumentiert ein ganz anderes, größer werdendes Problem. Wir brauchen ausländische Zuwanderer. Es gibt schon heute weite Teile unserer Wirtschaft, unseres Gesundheits- und Pflegewesens und unserer Dienstleistungsbranche, die zurückgestutzt werden müssen, weil Stellen nicht mehr besetzt werden können. Dass Krankenhäuser ganze Operationstrakte schließen müssen, weil es an fachlich geschultem OP-Personal mangelt, sollte doch zu denken geben. Es ist richtig, dass diejenigen, denen es nur um das Abgreifen von Sozialhilfe geht, den Ruf der anderen, die gerne kommen und arbeiten, ohne dem Staat jemals zur Last zu fallen, beschädigen. Man vermisst im Streit darüber allerdings die besonnenen Stimmen, die wenigstens einmal aussprechen, dass es nur eine begrenzte Zahl von schwarzen Schafen ist. Für alle anderen sollten wir das hohe Recht der Freiheit zu leben und zu arbeiten, wo man will, vereidigen – und sie dazu ermuntern, dass ihre Wahl auf Deutschland fällt. Zitat des Tages ........................ „Die seit 2004 entstandenen hohen Kaufkraftverluste bei den Renten werden auch durch diese Anpassung nicht ausgeglichen.“ Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbandes Deutschland ........................ Adolf Bauer FOTO: W. KUMM, DPA Impressum MAIN-POST SCHWEINFURTER TAGBLATT VOLKSBLATT VOLKSZEITUNG BOTE VOM HASSGAU unabhängig überparteilich Für Anzeigen gelten unsere Allgemeinen GeschäftsVerlag und Druck: Main-Post GmbH & Co. KG bedingungen und die Preisliste Nr. 63 v. 1. 1. 2014. Registergericht: AG Würzburg HRA 6681 Vertrieb: Holger Seeger; Chefredakteur: Michael Reinhard Zustellung: Main-ZustellService GmbH. Chefredaktion: Helmut Hickel (Regionalredaktionen und Persönlich haftende Gesellschafterin: Main-Post VerChef v. Dienst), Andreas Kemper (Chefredakteur Digitale waltungs GmbH, Registergericht: AG Würzburg HRB Medien und Chef v. Dienst), Peter Krones (Projekt10997; Geschäftsführer: David Brandstätter. management), Folker Quack (Überregionales), Anton Gemeinsame Postanschrift: Berner Straße 2, 97084 Sahlender (Qualitätsmanagement und Leseranwalt). Würzburg, Telefon (09 31) 60 01-0, Fax (0931) 6001Weitere verantwortliche Redakteure: Martina Riederle 4 20, E-Mail: [email protected]. (Deskleiterin Überregional und Reise), Joachim Staab Abonnementpreis: Bei Trägerzustellung monatl. 30,90 (Deskleiter Überregional), Achim Muth (Reporterchef), Euro, im Studenten-Abonnement monatlich 24,20 Wolfgang Keil (Kultur und Journal), Ivo Knahn (GestalEuro. Postbezugspreis monatl. 34,20 Euro, jeweils inkl. tung), Roland Schmitt-Raiser (Multimedia), Günther Mwst. Schwärzer (Sport), Michael Deppisch (Wirtschaft). Bei Ausfall infolge höherer Gewalt, Arbeitskampf, VerStellvertreter: Michael Czygan (Reporter), Ralph Heringbot oder bei Störungen in der Druckerei bzw. auf dem lehner (Kultur), Margit Klinger (CvD und Ausbildung), Versandweg besteht kein Erfüllungs- und EntschädiWolfgang Ottinger (Sonderpublikationen), Hans Strauß gungsanspruch. Kündigung des Abonnements nur (Sport). schriftlich beim Verlag mit einer Frist von sechs Wochen Korrespondenten: Martin Ferber, Rudi Wais (Berlin), Dr. zum Quartalsende. Jens Schmitz (Washington), Henry Stern (München), DetAlle Rechte gemäß § 49 UrhG vorbehalten. Es gelten lef Drewes (Brüssel), Gerd Höhler (Athen/Ankara), Birgit die AGB für Anzeigen und Vertrieb unter mainpost.de. Holzer (Paris), Gil Yaron (Tel Aviv), Dr. Martin Gehlen Erscheinungsweise werktags. (Kairo), Katrin Pribyl (London). Wir sind der IVW angeschlossen, Anzeigen: Matthias Faller, Peter Kruse (Stv.). das bedeutet: geprüfte Auflagenangaben. ZEICHNUNG: ERL Maut-Daten nur für Maut-Zwecke Bundesbeauftragte Andrea Voßhoff will Autofahrer vor Überwachung schützen werden die Daten gespeichert. Damit bleibt Hackern, BND oder anderen Organisationen Zeit genug, zumindest die „Zechpreller“ auszuspionieren. Sind die selbst schuld? VOSSHOFF: Die Bereitstellung einer angemessenen Sicherheitsarchitektur zum Schutz vor unrechtmäßigen Zugriffen auf personenbezogene Daten ist essenzielle Grundlage für deren Speicherung. Dabei ist es nach meinem Verständnis eine Selbstverständlichkeit dafür zu sorgen, dass die gewählten Sicherheitsstandards stets auf dem aktuellen Stand der Technik gehalten werden. ............................................................................................................. Das Gespräch führte CONNY PULS ............................................................................................................. Ende Oktober hat Verkehrsminister Alexander Dobrindt sein überarbeitetes Konzept zur PkwMaut vorgelegt. Sein Gesetzentwurf sieht vor, die Maut nicht mittels Vignette, sondern elektronisch per Pkw-Kennzeichen zu erfassen. Somit könnten sozusagen am laufenden Kilometer Bewegungsprofile erstellt werden. Das ruft die Datenschützer auf den Plan. Auch Andrea Voßhoff, Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, bewertet das grundsätzlich kritisch. FRAGE: Wenn Dobrindts Gesetzentwurf zur Maut beschlossen wird, bedeutet dies für 40 Millionen Autofahrer in Deutschland eine permanente Überwachung. Wie stehen Sie als Bundesdatenschutzbeauftragte dazu? ANDREA VOSSHOFF: Elektronische Datenerfassungen, die eine permanente Überwachung technisch ermöglichen, sind datenschutzrechtlich immer kritisch zu bewerten. Ob eine solche im vorliegenden Fall aber tatsächlich gegeben ist, steht nach meinem Verständnis noch gar nicht abschließend fest. Zum Gesetzentwurf zur Pkw-Maut hat der Minister angekündigt, den „härtestmöglichen Datenschutz“ zu garantieren. Ich werde mich dafür einsetzen, dass ein solcher auch umgesetzt wird. Sie fordern mindestens die hohen datenschutzrechtlichen Standards der Lkw-Maut. Das heißt, eine strenge Zweckbindung und die Pflicht zur unverzüglichen Löschung. Wer ist für die Löschung zuständig, und wer soll das kontrollieren? Kann ich als Privatperson überprüfen, ob meine Daten gelöscht wurden? Und wenn, wo? VOSSHOFF: Dass gespeicherte personenbezogene Daten, die keinen Zweck mehr erfüllen, gelöscht werden müssen, ist ein datenschutzrechtlicher Grundsatz, dessen Einhaltung von den zuständigen Aufsichtsbehörden kontrolliert wird. Neben dieser aufsichtsrechtlichen Prüfung besteht auch für den Einzelnen nach dem Bundesdatenschutzgesetz der Anspruch, von datenverarbeitenden Stellen Auskunft über die dort über ihn gespeicherten Daten zu erhalten. Mithilfe dieser Auskunft ist feststellbar, ob Daten gespeichert sind, die bereits hätten gelöscht werden müssen. Gelöscht wird man angeblich sofort, wenn man seiner Zahlungspflicht nachgekommen ist. So lange ........................ „Ich werde mich für einen härtestmöglichen Datenschutz einsetzen.“ Andrea Voßhoff ........................ Andrea Voßhoff Die Juristin wurde 1998 in den Deutschen Bundestag gewählt und war bis 2013 Mitglied im Rechtsausschuss. Zudem war die 56-Jährige von 2010 bis 2013 rechtspolitische Sprecherin der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion. Voßhoff wurde am 31. Juli 1958 in Haren/Ems geboren. Von 1977 bis 1979 studierte sie an der Universität Münster Rechtswissenschaften, bevor sie 1979 bis 1980 ein Auslandsstudium in Lausanne absolvierte. Von 1980 bis 1984 setzte sie ihr Studium in Münster fort und legte das erste Staatsexamen ab, 1987 folgte das zweite. Anschließend war sie als Rechtsanwältin in Haren/Ems tätig, bevor sie 1991 in ein Notarbüro in Rathenow wechselte. Seit Januar ist Voßhoff Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit. TEXT: COP Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass wir ohnehin schon gläsern sind und selbst Angela Merkels Handy wurde von der NSA ausspioniert. Wer soll Dobrindts Versprechen: „Ich garantiere: Eine Weitergabe an andere Behörden findet nicht statt“ ernsthaft glauben? Selbst BKA-Chef Jörg Ziercke hat schon Begehrlichkeiten angemeldet. Was antworten Sie ihm? VOSSHOFF: Mit der Freigabe der Daten könnte man schließlich vielen organisierten Autobanden den Garaus machen. Auch hier ist für mich ganz klar, dass die im Zusammenhang mit der Maut verarbeiteten Daten ausschließlich für diesen Zweck verwendet werden dürfen und auch nachträgliche Zweckänderungen, zum Beispiel zur Nutzung für Strafverfolgungszwecke, generell ausgeschlossen werden müssen. Daher begrüße ich auch die Äußerungen von Verkehrsminister Dobrindt und Innenminister Thomas de Maizière, die öffentlich klargestellt haben, dass es eine derartige Umnutzung der Mautdaten nicht geben wird. Zusätzlich ist zu fordern, die Menge der tatsächlich vorliegenden Daten so gering wie möglich zu halten. Wenn deren Aussagekraft keinen Mehrwert für andere Zwecke als den gesetzlich vorgesehenen bietet, sollten sich auch eventuelle Begehrlichkeiten für andere Nutzungen reduzieren. In Bayern und Baden-Württemberg können schon jetzt alle Pkw-Kennzeichen erfasst und die Ergebnisse zur Verbrechensbekämpfung genutzt werden. Gerichte haben dies für zulässig erklärt. Haben Datenschützer da überhaupt eine Chance, gegen die MautPläne von Dobrindt vorzugehen oder ticken in diesen beiden Bundesländern die Uhren einfach anders? VOSSHOFF: Die von Ihnen angesprochenen Entscheidungen regeln die Zulässigkeit der gezielten Kennzeichenerfassung zu polizeilichen Zwecken und haben also überhaupt nichts mit der gegenwärtigen Thematik der im Rahmen der Mautkontrolle erfassten Daten zu tun. FOTO: PRESSESTELLE DATENSCHUTZ Leserforum Ihre Briefe bitte an: E-Mail: [email protected]; Fax: (0931) 6001-346, Postanschrift: Redaktion Leserbriefe, Berner Straße 2, 97084 Würzburg. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbriefe werden auch im Internet veröffentlicht. Haben die Genossen vergessen? Zum Artikel „Gauck zur Neutralität ermahnt“ (3.11.): Ich bin froh darüber, dass der Bundespräsident zu den innenpolitischen Entwicklungen in Thüringen Stellung bezogen hat. Damit hat er den über drei Millionen Flüchtlingen aus der DDR eine Stimme gegeben. Drei Millionen Deutsche, die von der Linken bisher kein Wort des Bedauerns zu den Umständen, die zu ihrer Flucht aus der DDR geführt haben, gehört haben. Und er hat all denen eine Stimme gegeben, die in der DDR unter dem Unrecht, welches im Namen der SED geschehen ist, gelitten haben. Wer anderes als unser Bundespräsident sollte das machen? Zumal die Linke als Nachfolgerin der SED so auffällig schweigsam zu all den traumatischen Erfahrungen ist. Und warum muss es gerade die SPD sein, die jetzt den Kommunisten die Steigbügel hält? Haben sie 1948 nicht genug gelitten, als sie von den Kommunisten zum Zusammenschluss zur SED gepresst wurden? Haben sie all die Genossen vergessen, die mit diesem Zusammenschluss nicht einverstanden waren und in den Lagern umkamen? Wolfgang Peukert, 97076 Würzburg Gute Entwicklung Zum Artikel „Kampf der Bilder“ (7.11) In obigem Bericht schreiben Sie, dass RT (Russia Today) in Russisch, Englisch, Arabisch und Spanisch sendet. Sie hätten erwähnen sollen, dass RT neuerdings auch in Deutsch sendet. Das ist eine gute Entwicklung. Denn damit haben auch wir in Deutschland eine Möglichkeit mehr, uns über aktuelle Ereignisse ausführlich zu informieren, losgelöst von der Einseitigkeit der westlichen Medienlandschaft. Hans Schwinger, 97525 Schwebheim Sommerzeit als krasse Fehlentscheidung Zur Zeitumstellung von Sommerauf Winterzeit Im Hinblick auf die sogenannte Sommerzeit können sich ältere Personen noch erinnern, dass in den Nachkriegsjahren die Uhr im Sommer um volle zwei Stunden vorgestellt wurden. Das geschah, um das Tageslicht künstlich um zwei Stunden zu verlängern, den Wiederaufbau mit den wenigen vorhandenen Männern voranzutreiben. Parallel schufteten die sogenannten Trümmerfrauen, genauso die weiblichen Hilfskräfte bei den sogenannten Hofbauern künstlich über die volle Mittagshitze bis zu diversen Ohnmachtsfällen. Wir Schulkinder mussten früh um 5.30 Uhr zur Schule, beziehungsweise wurden wir zum Kartoffelkäfersammeln eingesetzt für eine Scheibe Brot mit Rübensirup. Mit großen Milchkannen wurde Wasser – gerade im Hitze-Katastrophenjahr 1947 – auf die Baustellen und Felder gefahren, damit man sich mit der Schöpfkelle Wasser über den Kopf gießen konnte. Wir haben es geschafft, Deutschland wieder aufgebaut, da es bis 23.30 Uhr hell war und zehn Jahre später das Wirtschaftswunder erarbeitet. Burkard Götz, 97228 Rottendorf Die Einführung der Sommerzeit war eine krasse Fehlentscheidung. Sie hat nicht die beabsichtigte Energie-Einsparung gebracht, sondern viel mehr zu einem Mehrverbrauch geführt. Darüber hinaus schadet sie der Gesundheit von Mensch und Tier, weil sie der biologischen Uhr zuwiderläuft. Trotz dieses Wissens wird der Wahnsinn der Zeitumstellung Jahr für Jahr wiederholt. Die Politik muss endlich handeln und zur mitteleuropäischen Normalzeit, der Winterzeit, zurückkehren. Dr. Margot Raps-Hölscher, 97070 Würzburg