Entwicklung Äthiopiens durch e
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Entwicklung Äthiopiens durch e
Vision 2020 Entwicklung Äthiopiens durch e-Learning Ann-Katrin Arning Ausarbeitung Besondere Lernleistung Inhaltsverzeichnis Das Thema – Hat Äthiopien mit e-Learning eine Chance? .................................. 2 Warum e-Learning? ........................................................................................... 2 Die Vision 2020 - Eine Zukunft mit e-Learning .................................................. 3 Ein konkretes Beispiel .................................................................................................... 3 An einem Punkt ansetzen – Mehrere Probleme lösen ................................................... 4 Das Entwicklungsstadienmodell nach Rostow ............................................................. 5 Schaffung von Eliten durch Bildung und allgemeine Verbesserungen – MentoringProgramme .................................................................................................................... 6 Lernprogramme als Grundstein der Entwicklung ....................................................... 8 Alltagsprobleme durch e-Learning lösen - Gesundheit ................................................ 9 Zusammengefasst kann Äthiopien also in folgenden Bereichen geholfen werden:.... 11 Umsetzung von neuen Techniken ...................................................................... 11 Zu den Hauptproblemen… ............................................................................................ 11 Bereitstellung von Laptops ........................................................................................... 11 Stromversorgung ..........................................................................................................13 Ausbau eines Internetnetzes ......................................................................................... 15 Misstrauen der Bevölkerung ........................................................................................16 Erfolg durch Kontrolle .................................................................................................. 17 Das Fazit – Ja! ................................................................................................... 17 Anmerkung zu den Quellen: Auf die wichtigsten Quellen wird durch Verweise hingedeutet. Sie befinden sich am Ende der jeweiligen Seite. Bildquellen werden in den Bildunterschriften genannt. Alle Internetquellen wurden dem World Wide Web im Zeitraum vom 2.-4. Januar 2010 entnommen. Screenshots werden extra als PDF unter dem Namen Screenshots_Quellen beigefügt. 1 Das Thema – Hat Äthiopien mit e-Learning eine Chance? In den vorangegangenen Berichten ging es um e-Learning allgemein, dem Stand der Dinge und den bereits angewandten Formen, um die Vor- und Nachteile und um die Zukunft des e-Learning. Im zweiten Teil wurde auf das Beispielland Äthiopien eingegangen, den Chancen, die durch Entwicklungshilfe eröffnet werden. Dazu wurden bereits bestehende Projekte vorgestellt, die sich um die dringendsten Probleme des Landes kümmern. Im dritten Teil der Ausarbeitung soll nun aufgezeigt werden, warum sich genau eLearning dazu eignet, die Probleme des Landes zu lösen und als Lernmethode eingesetzt werden sollte. Im darauf folgenden Abschnitt zeige ich anhand des Entwicklungsstadienmodells von Rostow, warum Äthiopien eine Chance auf eine bessere Zukunft hat und warum es bis dahin kein allzu weiter Weg mehr ist, es aber notwendig ist, ihn zu gehen. Es wird eine Zukunftsvision aufgezeigt und überlegt, was alles mit e-Learning erreicht werden kann und vor allem auf welchem Wege. Wie können die Probleme des Landes durch e-Learning gelöst werden? Vor allem wenn bereits Wege geschaffen wurden, diese Methode zu etablieren. Wir gehen davon aus, dass der Einführungsprozess einige Zeit in Anspruch nimmt, Firmen gefunden werden müssen, die sich zu einem großen Projekt zusammenschließen, Techniken und Programme abgestimmt werden müssen, so dass die Vision im Jahre 2020 verwirklicht werden kann. Den Hürden, die es bis dahin zu überwinden gilt, widmet sich der dritte Abschnitt des dritten und letzten Teiles der Ausarbeitung. Er zeigt auf, welche Probleme bestehen und wie diese überwunden werden können. Durch die gesamte Ausarbeitung zieht sich die Frage, wie ein konkretes Projekt in Äthiopien aussehen könnte. Zur Veranschaulichung wird ein fiktives Gebiet herangezogen, das mit Ausrüstung und allem, was nötig ist, ausgestattet wird. Warum e-Learning? Oft wird diskutiert, wie Bildung oder Fortbildung in Entwicklungsländern vermittelt werden soll, vor allem, da ein starker Mangel an Lehrkräften herrscht und die Armut groß ist. Der folgende Abschnitt soll verdeutlichen, warum gerade e-Learning eine Möglichkeit der Problemlösung in Äthiopien ist. Ein sehr großes Problem in Äthiopien ist, dass Kinder keine Zeit haben, die Schule zu besuchen, da sie im Haushalt oder der Landwirtschaft aushelfen müssen oder aber schlicht das Geld fehlt, einen Schulbesuch zu ermöglichen. Beidem kann – bei Bereitstellung der Mittel – durch e-Learning abgeholfen werden. Klassenraum in Äthiopien; Im Gegensatz zur Schule, in der das Lerntempo http://www.unicef.de/uploads/tx_imggallery/a vorgegeben wird und möglichst wenig ethiopien-0920.jpg Schulstunden verpasst werden sollten, kann der Lernende bei e-Learning das Lerntempo selbst bestimmen. Er kann sich dem 2 Lernstoff dann widmen, wenn er Zeit hat. Die Lernzeit bleibt zwar die gleiche, die Inhalte müssen trotzdem vermittelt werden, doch kann diese Zeit individuell eingeteilt werden. Inhalte können problemlos erneut abgerufen und wiederholt werden. Die Kinder lernen auch früh, selbstständig ihre Arbeiten einzuteilen und eigenständig zu arbeiten. Werden die Mittel, also ein z.B. ein Laptop, Programme und ein Internetanschluss, kostenlos zur Verfügung gestellt, fallen für die Familie keine Kosten an und den Kindern kann eine Ausbildung ermöglicht werden. E-Learning kann, je nach Programmgestaltung und rentabler Anzahl der Nutzer, kostengünstiger als andere Lernmethoden sein und somit durch Projekte und Hilfsorganisationen eher zur Verfügung gestellt werden. Programme müssen nur einmal programmiert und dann gegebenenfalls auf den neusten Stand der Dinge gebracht werden. Ein Programm kann von vielen Menschen genutzt werden und es muss nicht auf jeden passend zugeschnitten werden. Außerdem muss nicht jedes Kind bzw. jeder Erwachsene (je nach Programm) individuell betreut werden, wodurch erneut Kosten eingespart werden. Wichtig ist auch, dass die Kinder keine langen Fahrtwege zur Schule in Kauf nehmen müssen, die ihnen erstens kostbare Zeit stiehlt und zweitens auch oft zusätzliche Kosten verursacht, die sie unter Umständen nicht tragen können. Die Vision 2020 - Eine Zukunft mit e-Learning Ein konkretes Beispiel Zur Veranschaulichung eines möglichen Projekts möchte ich von einem fiktiven Gebiet mit fünf Dörfern ausgehen. Die Lage sieht folgendermaßen aus: 1 3 40 km Dorf 1: 4 Familien 5 Dorf 2: 7 Familien 25 km Schule Doft 3: 5 Familien Dorf 4: 4 Familien 30 km 2 27 km Dorf 5: 10 Familien 4 Die Situation der Dörfer ist schlecht, es gibt weder Stromversorgung noch eine Anbindung an das Internetnetz. Da die Wege zur Schule sehr lang sind, können die meisten der Kinder nicht zur Schule gehen. Die meisten Schulgänger , abgesehen von Dorf 5, in dem die Schule liegt, können in Dorf Nummer 3 verzeichnet werden, da es der Schule den anderen Dörfern gegenüber am nächsten liegt. Es handelt sich hier um fiktive Dörfer, die in der Realität nicht bestehen, und sollen veranschaulichen, wie ein e-Learning Projekt durchgeführt werden kann. Da es sich um stereotype Dörfer handelt, haben sie mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie der Rest des Landes. 3 Im Folgenden sollen jedoch erst einmal allgemeine Lösungsansätze für die dringendsten Probleme Äthiopiens aufgezeigt werden. Im Vorfeld müssen einige Punkte klar sein: Jede Entwicklungshilfe, egal in welcher Form, ist nur sinnvoll, wenn sie auf die Bedürfnisse eines Landes angepasst ist. Es hätte zum Beispiel keinen nennenswert positiven Effekt, würde man in Äthiopien mittels E-Learning Techniken zur Erbauung erdbebensicherer Hochhäuser vermitteln. Entwicklungshilfe ist nur nachhaltig, wenn es die landesspezifische Entwicklung vorantreibt und Eigeninitiative fordert. Nur Wichtiges soll vermittelt werden, was das Land am Dringendsten braucht und was am nötigsten ist. So soll die Daten- und Informationsflut eingedämmt und Übersichtlichkeit und Einfachheit bewahrt werden. Dabei sollte nicht nur auf neuartige und innovative Techniken und Werte eingegangen, sondern auch die Erfahrungen und Traditionen des Landes berücksichtigt werden. Drei Hauptpunkte sollen durch e-Learning erreicht werden: Zum einen sollen fehlende Kenntnisse vermittelt werden, sowohl im Alltag wie auch allgemein. Das bedeutet, jeder sollte Zugang zu solchen Maßnahmen bekommen, so dass jeder Bürger Hilfe zu seinen Problemen erhalten kann. Aber natürlich soll den fehlenden Kenntnissen schon früh vorgebeugt werden. E-Learning soll einen wichtigen Teil der Grundausbildung darstellen, so dass die AnalphabetenQuote gesenkt und Zukunftschancen eröffnet werden. Als zweiten Hauptpunkt soll e-Learning neue Eliten schaffen, die einen wichtigen Stützpunkt der Wirtschaft bilden. Ohne Eliten, die Ideen vorantreiben und umsetzen können, tritt ein Land auf der Stelle. Dem soll nach dem Entwicklungsstadienmodell nach Rostow abgeholfen werden. Als Gesamtziel, das auf lange Sicht angestrebt werden soll, muss auf jeden Fall die Reduzierung der Abhängigkeit von Industrieländern wie Deutschland oder den Vereinigten Nationen stehen. Nur wer unabhängig von fremder Hilfe und fremden Ratschlägen ist, kann sich selbst testen und entwickeln. Auf diese Weise werden die Eigenressourcen der Wirtschaft Äthiopiens gefordert und gestärkt, so dass das Land seine Zukunft selbst bestimmen kann. An einem Punkt ansetzen – Mehrere Probleme lösen Um die Probleme eines Landes lösen zu können, muss man sich vor Augen führen, dass alle Einzelprobleme in einem großen Netz zusammenhängen und von einem bestimmten Kreislauf abhängig sind. Hunger entsteht zum Beispiel, wenn die Wirtschaft nicht so funktioniert, wie sie sollte. Waren werden überteuert oder zu einem zu niedrigen Preis angeboten, das Gleichgewicht stimmt nicht mehr. Dies kann geschehen, wenn der Markt nicht gelenkt wird und die Wirtschaft nicht angekurbelt und somit vernachlässigt wird. Dies wiederum kann geschehen, wenn Eliten abwandern und sich nicht um die Bedürfnisse ihres Landes kümmern. Eliten entstehen jedoch nur, wenn es einen bestimmten Grad an Bildung gibt. An genau diesem Punkt wollen wir ansetzen. E-Learning soll unter anderem in diesem Bereich anknüpfen und somit dafür sorgen, dass Eliten, die dem Land fehlen, geschaffen werden. Doch nicht nur auf diesem Weg soll der Alltag erleichtert werden. Auch für konkrete Probleme gibt es Lösungen durch e-Learning. Dazu jedoch später. 4 Das Entwicklungsstadienmodell nach Rostow Nach dem Modell von Rostow1 verläuft der Übergang von der vor- zur nachindustriellen Wirtschaft und Gesellschaft in fünf Stufen. Nur das Land, das seine eigenen Stärken und an die Gegebenheiten angepasste Technologien nutzt, kann ein selbsttragendes Wirtschaftswachstum vorweisen. Jede Phase des Entwicklungsstadienmodells beschreibt ein bestimmtes politisches und soziales sowie ein Wirtschafts- System. In der traditionellen Phase herrscht eine stagnierende und statische Gesellschaft vor, die in ihren Traditionen verankert ist und sich auf diese stützt. Subsistenzwirtschaft, die grundlegenden Lebensunterhalt sichert, und Anfänge des Handwerks kennzeichnen das Wirtschaftssystem. In diesem Stadium befindet sich auch Äthiopien. Die nötigsten Güter kommen aus der Landwirtschaft. Dieser Sektor hat in Äthiopien einen Anteil von rund 40% am BIP2 und besteht aus kleinräumiger Subsistenzwirtschaft, Walt W. Rostow; http://www.s9.com/images/portraits/260 wie im Modell von Rostow angegeben, 37_Rostow-Walt-Whitman.gif Wanderfeldbau und Pastoralisten. Investitionen betragen allerdings schon 10% am BIP2, was im Modell nach Rostow schon den Anlauf der „Take-off“-Phase kennzeichnet. In dieser entstehen bereits neue Eliten in Gesellschaft und Politik und in der Wirtschaft werden Rohstoffe, sowohl agrarische als auch mineralische, exportiert. In Äthiopien beträgt der Export von überwiegend Leichtindustrieprodukten wie Textilwaren und Lebensmitteln weniger als 15 % des BIP2. Somit und dadurch, dass bereits eine recht gute Infrastruktur ausgebaut wurde, fällt Äthiopien unter die zweite Entwicklungsphase, in der durch weitere Maßnahmen wie zum Beispiel e-Learning, gut angeknüpft werden kann auf dem Weg zu einem selbsttragenden Wirtschaftswachstum und dem Aufbau von mehreren Zweigen der verarbeitenden Industrie, welches die „Take off“-Phase als dritte Phase des Modells kennzeichnet. In der Gesellschaft findet gleichzeitig ein sozialer, politischer und institutioneller Wandel statt, der ein dynamisches Wirtschaftswachstum begünstigt. Die Gesellschaft nimmt damit die Zukunft ihres Landes selbst in die Hand, sie wird durch den positiven Wandel beflügelt und angespornt, sich am allgemeinen Wachstum zu beteiligen. Ist das Land erst einmal an diesem Punkt angekommen, erledigt sich der Rest fast von selbst. In der dritten Phase liegt der Anteil der Investitionen bei über 10% des BIP, wovon Äthiopien nicht mehr allzu weit entfernt ist, wie oben schon erwähnt. ELearning soll an dieser Stelle ansetzen, das Land in die Take-off-Phase begleiten und somit in eine eigenständige Zukunft führen. In der vierten Phase, der Reifephase der wirtschaftlichen Entwicklung, werden dann vermehrt Investitionen getätigt und alle Wirtschaftsbereiche beginnen zu wachsen. 1 Dr Walter Weidner. (2002): Diercke Erdkunde. Kursstufe Baden-Württemberg. Braunschweig: Westermann Schulbuchverlag GmbH; S 142 2 http://liportal.inwent.org/aethiopien/wirtschaft-entwicklung.html 5 Parallel dazu werden soziale Unterschiede innerhalb der Gesellschaft abgebaut, das heißt auch, die Armut wird vermindert und der Mittelstand gestärkt. Der Großteil der Gesellschaft gehört nun nicht mehr zur Unter-, sondern zur Mittelschicht. Diese stärken durch stabile Kaufkraft weiterhin die Wirtschaft, was dieser einen stetigen Aufschwung ermöglicht. Die Zukunft des Landes kann dann durch hohen Massenkonsum bestimmt werden, der ein dauerhaftes Wachstum der Konsumgüterindustrie und des Dienstleistungsbereiches garantiert. Eine erhöhte Nachfrage führt dazu, dass die gefragten Industrien weiter wachsen und die weniger nachgefragten, bzw. überflüssigen, der natürlichen Auslese zum Opfer fallen. Oft wird jedoch von Kritikern angemerkt, dass Eliten, die gerade entstehen, angesichts ihrer schlechten Zukunftschancen lieber abwandern als sich um die Förderung ihres Landes zu kümmern. In unserer Vision soll diesem Effekt jedoch dadurch entgegengewirkt werden, dass Projekte parallel und in nahezu jedem Bereicht der Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch flächendeckend ablaufen und sich somit jeder Bereich entwickelt. Die entstehenden Eliten finden sich in einem generellen Aufschwung wieder, in dem sie die Chance sehen, sich daran zu beteiligen. Schaffung von Eliten durch Bildung und allgemeine Verbesserungen – Mentoring-Programme Wie gerade gesehen, bilden neue Eliten einen wichtigen Stützpunkt zum Aufbau einer selbsttragenden Wirtschaft, die nicht mehr von fremder Hilfe abhängig ist. Doch um neuen Eliten eine Chance zu geben, bedarf es Fortschritten und neuen Techniken im Bereich der Bildung. Eine neue Technik, die diesen Fortschritt unterstützen kann, ist e-Learning. Schon heute gibt es in Deutschland verschiedene Programme, die zum Beispiel Mädchen den Einstieg in technische Berufe erleichtern soll. Eines dieser Programme nennt sich CyberMentor3. Im Rahmen dieses Projektes wird interessierten Schülerinnen eine Mentorin aus einem technischen, mathematischen, informatischen oder naturwissenschaftlichen Beruf oder Studium zur Seite gestellt um ihnen einen Einblick in bestimmte Berufe und einen Überblick über ihre Möglichkeiten zu bieten. Mentorin und Schülerin kommunizieren per Mail miteinander, die Schülerin kann Fragen stellen und die Mentorin versucht dann, diese zu beantworten. Der Kontakt zur Mentorin erleichtert den Schülerinnen häufig die Berufswahl und bestärkt sie in dieser Berufswelt, in der noch immer ein Überschuss an männlichen Arbeitskräften herrscht. Auf gleicher Basis können auch in Entwicklungsländern neue Bildungschancen ermöglicht werden. Fehlende Vorbilder machen es den jungen Menschen oft schwer, sich auf neue Gebiete zu wagen und die Zukunft ihres Landes mitzugestalten. Dies kann auch bei uns im Alltag beobachtet werden. Wird eine bestimmte Verhaltensweise nicht vorgelebt, kann sie auch nicht von anderen Menschen übernommen werden. 3 www.cybermentor.de 6 Genauso verhält es sich auch mit der zukunftsbestimmenden Jugend in Äthiopien. Ihre Eltern leben die Traditionen vor und sie folgen diesen, da sie keine Alternativen sehen. Ein Mentoring-Programm kann jedoch diese Alternativen durch Vorbilder in Form von Ansprechpartnern bieten. Diese können sie in ihrer Bildung unterstützen und ihnen neue Wege zeigen, aber auch bei Problemen zur Seite stehen. Vorrangig, was Fragen der Bildung oder Ausbildung anbelangt, aber auch bei Problemen im Alltag. Ein weiterer wichtiger Vorteil eines solchen Projektes sind die neuen Kontakte, die geknüpft werden. Nicht nur neue Kontakte zu einer bestimmten Bezugsperson, sondern auch Kontakte die den Einstieg in neue Berufswege erleichtern können. Diese Programme können weiter auch Plattformen enthalten, auf denen die Nutzer Zugriff auf Foren, Chats und Kontakte haben. Auf diese Weise wird die Kommunikation unter den Jugendlichen und den MentorInnen gefördert. Durch Diskussionen lernen sie früh, miteinander zu kommunizieren und richtig zu diskutieren und zu argumentieren, was für ihr weiteres Leben wichtig sein kann. Diese Diskussionen bieten auch wichtige Denkanstöße für Jugendliche und fördern so neue Ideen, auch was die Vorstellung von Wirtschaft und Gesellschaft anbelangt. Schon an diesem Punkt kann ein Wandel im Denken der Menschen erreicht werden. Wichtig wäre hier, dass die Mentoren bzw. Mentorinnen nicht aus Industrieländern stammen und die Jugendlichen mit vielen großen Ideen überhäufen und somit überfordern, sondern dass die Bezugspersonen aus dem gleichen Umfeld stammen wie die Jugendlichen, so dass diese sich mit ihnen identifizieren können und sehen, dass auch sie die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg haben. In unserem Beispiel wird ein virtuelles Klassenzimmer eingerichtet. Der Unterricht in den Schulräumen in Dorf 5 wird per Live-Cam in ein Netzwerk eingespeist und an die Dörfer übertragen. Wie die Übertragung aussieht, wird im Abschnitt „Umsetzung von neuen Techniken“ erläutert. An Stelle von Mentoren treten in den Dörfern außerdem s.g. Tutorenprogramme, mit deren Hilfe Hausaufgaben erledigt und vom Programm kontrolliert werden. Über das Netzwerk können die Daten vom Lehrer abgerufen werden. So wird kontrolliert, ob Hausaufgaben erledigt werden und mit welcher Qualität dies geschieht. Doch nicht nur Jugendlichen sollte die Möglichkeit gegeben werden, sich untereinander auszutauschen. Die Idee eines Mentors bzw eines Ansprechpartners kann auch für Erwachsene weitergeführt werden. Bei Fragen zu Finanziellem, Beruflichem, Handwerklichem und Alltäglichem kann auch Erwachsenen ein Mentor zur Seite stehen. Vor allem wenn es darum geht, Erwirtschaftetes richtig anzulegen, ein Finanzwesen aufzubauen und richtig zu investieren. Investitionen können nur dann getätigt werden, wenn ein Vermögen aufgebaut wurde. Durch richtiges, sinnvolles und nachhaltiges Wirtschaften, bei dem der Mentor zur Seite stehen kann, kann ein kleines Vermögen entstehen, das es dann zu verwalten und zum gegebenen Zeitpunkt zu investieren gilt. Diese Investitionen können sowohl in den landwirtschaftlichen Betrieb als auch in die Bildung der Kinder oder einfach im Erwerb der grundlegenden Güter, auch kleine Luxusgüter, getätigt werden. Dies trägt 7 dann im Endeffekt zum Ausbau eines stabilen landwirtschaftlichen Sektors bei und verbessert die Situation der Haushalte und Familien wie auch die des Staates. Unter Umständen kann der Export landwirtschaftlicher Güter steigen und dem Staat weitere Einnahmen ermöglichen. Doch auch dem Problem der Dürre kann durch die Vermittlung von Wissen aus Landwirtschaft und Natur vorgebeugt werden. Viele Menschen wissen nicht, dass Dürren keineswegs die Strafe der Götter ist, sondern schlechtem Boden und Erosion vorgebeugt werden kann. Dieses Wissen kann über den Mentor und/oder die Plattform weitergegeben werden. Bei all den Problemen, die es zu lösen gilt, sollte das angestrebte Hauptziel allerdings nicht aus den Augen verloren werden, und zwar das Wachstum aller Wirtschaftsbereiche. Nicht nur in der Landwirtschaft sind sogenannte Mentoring-Programme einsetzbar, sondern auch in jedem beliebigen Sektor. Die Vernetzung der Menschen innerhalb eines Sektors kann zu wichtigen Denkanstößen führen, die die Nachhaltigkeit, Produktivität und Eigenständigkeit fördert. Doch auch, wenn Sektoren untereinander vernetzt werden, eröffnen sich neue Chancen und Handelsmöglichkeiten. Es wäre weiter vorstellbar, online Plattformen zu gründen, auf denen Händler ihre Ware anbieten können. So erhalten die beteiligten Betriebe einen Überblick über Angebote ihrer „Lieferanten“ und können noch sinnvoller investieren. Da in Äthiopien eine hohe Analphabeten-Quote vorliegt, kann ein solches MentoringProgramm auch auf Basis eines Video- oder Audio-Chats durchgeführt werden. Je nach Einrichtung bzw Ausrüstung der Computer oder auch auf Wunsch der zu betreuenden Person. Mittels Videochats kann man sich leichter ein Bild seines Gegenübers machen und seine Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit besser einschätzen. Möchte der Teilnehmer jedoch anonym bleiben und sich und seine Umgebung verbergen oder schützen, so kann er auch telefonisch bzw. per AudioChat Hilfestellung erhalten. Lernprogramme als Grundstein der Entwicklung In Äthiopien ist eines der Hauptprobleme der akute Lehrermangel. Dies hat zur Folge, dass nicht jedem Kind die Möglichkeit zur Bildung eröffnet werden kann und somit die Analphabeten-Quote, die bei den über Vierzehnjährigen heute bei knapp 58% liegt4, nicht vermindert werden kann. Um diesem Phänomen zu entfliehen, kann e-learning eingesetzt werden. Es ersetzt die Lehrkräfte, die in diesem Land fehlen, und lehrt den Kindern und Jugendlichen das Lesen und Schreiben, das für ihr Leben von wichtiger Bedeutung ist. Schon allein zur Teilnahme an einem MentoringProgramm ist diese Fähigkeit von Bedeutung. Doch auch um Bilanzen aufzustellen sind gewisse Grundkenntnisse nötig. Auf Basis dieser können nachhaltige Wirtschaftspläne erstellt werden, die den Ertrag steigern können. Vor allem aber, wenn Jugendliche in neue Bildungsrichtungen gehen und neue Wege einschlagen wollen, müssen Grundvoraussetzungen gegeben sein. Lesen, Schreiben und Rechnen sind Grundvoraussetzungen für ein Studium, das heute nur etwa 63.000 Menschen4 in Anspruch nehmen. Ein absolviertes Studium ist außerdem ein Grundstein zu Entstehung neuer Eliten in Gesellschaft und Politik und somit auch der Entwicklung. 4 http://www.6-afrika.s-cool.org/?action=ctr 8 Um dies zu ermöglichen, können einfache Lernprogramme entwickelt werden, mit deren Hilfe Kinder schon früh, also im lernfähigsten Alter, diese wichtigen Grundkenntnisse erwerben können. Wichtig hierbei ist einerseits, dass die Kurse spielerisch aufgebaut sind, so dass die Kinder nicht nach den ersten Schritten die Lust verlieren, sondern immer neugierig auf Neues und wissbegierig sind. Andererseits muss in diesem Fall auch an die Vernunft der Eltern appelliert werden, die ein Auge darauf werfen sollten, dass sich die Kinder mit den Programmen beschäftigen, da die Autoritätsfunktion des Lehrers verloren geht. Des Weiteren sollte beim Aufbau und der Gestaltung der Programme darauf geachtet werden, dass sich die Kinder damit identifizieren können. Typische Figuren aus der industrialisierten Welt wie Harry Potter oder Spongebob Schwammkopf wären da fehl am Platz. Auch an dieser Stelle lässt sich Traditionelles mit Neuem verbinden. Zwischen den einzelnen Lernsektionen können auch traditionelle Werte vermittelt werden, auf denen die neuen aufbauen. Um Neues zu lernen können typische Alltagssituationen verwendet werden, die die Kinder Tag für Tag selbst erleben. Je älter sie werden, desto anspruchsvoller bzw. hinter- und tiefgründiger können diese Situationen gestaltet werden. Alltagsprobleme durch e-Learning lösen - Gesundheit Eines der Hauptprobleme Äthiopiens liegt immer mehr auch in ungewollten Schwangerschaften und AIDS-Erkrankungen. Nach einer offiziellen Statistik aus dem Jahr 2006 waren 2,1% der Bevölkerung infiziert5, der Großteil der Erkrankung liegt bei Frauen. Der Grund hierfür ist unter anderem, dass Sexualität in Äthiopien noch immer ein Tabu-Thema ist, über das in den Familien und in der Öffentlichkeit nicht gesprochen wird. Auch dieses Aufklärung in Äthiopien; http://liportal.inwent.org/uploads/pics/aids.jpg Problem soll durch e-Learning eingedämmt oder zumindest verringert werden. Hier gibt es verschiede Möglichkeiten. Zum einen können – im besten Fall kostenlose – Aufklärungsprogramme entwickelt werden, mit deren Hilfe die Jugendlichen an das Thema Sexualität, Verhütung und AIDS-Prävention herangeführt werden. Zum anderen kann dieser Punkt auch ein Thema in den Mentoring-Programmen sein. Im Forum können Jugendliche untereinander über das Thema diskutieren. Hier gibt es die Möglichkeit, den Erwachsenen den Zutritt zu bestimmten Foren zu verweigern und nur den jugendlichen Teilnehmern zu gewähren. So sind diese unter sich und die Hemmschwelle ist wesentlich kleiner. Aufgeklärte Jugendliche können ihr Wissen an die anderen weitergeben und somit dafür sorgen, dass ungewollte Schwangerschaften und vor allem die Infektionsrate von HIV zurückgehen. Ein weiteres Problem ist der Mangel an medizinischer Versorgung. Auf 100.000 Einwohner kamen 2007 gerade mal 3 Ärzte5. Dies hat zur Folge, dass die Menschen 5 http://www.oefse.at/publikationen/laender/aethiopien.htm 9 im Krankheitsfall oft falsch oder gar nicht behandelt werden und somit die Sterberate extrem steigt. Durch Online-Kurse mit Video-Einbindung und einfachen Erklärungen kann diese Situation bereits verbessert werden. Die Menschen lernen, Wunden richtig zu reinigen und zu behandeln sowie die Grundkenntnisse der Medizin. Erweitert können auch Kurse angeboten werden, bei denen sich die Leute treffen und gemeinsam Grundlagen der Erste Hilfe und der Pflege lernen. Online-Plattformen bieten auch in diesem Fall Diskussionsmöglichkeiten und Hilfe bei Fragen und Problemen. Ausgebildete Foren-Moderatoren können fachlich korrekte Hilfestellungen geben und stehen den Menschen bei Fragen kompetent zur Seite. Wichtig hierbei ist, dass die Mittel und Gegenstände den Menschen vor Ort zur Verfügung stehen und im Notfall genutzt werden können. Oft genügen aber auch Alltagsgegenstände, um Not zu lindern. In diesem Fall kann wieder Traditionelles und Neues verbunden werden, denn oft kennen die Menschen schon verschiedene Mittel aus der Natur, die aus Erfahrung Leiden lindern. Man muss nur wissen, was wie genutzt werden kann. Die Beratung hat dann einen „man muss sich nur zu helfen wissen“-Charakter. In die gleiche Richtung geht auch die hohe Müttersterblichkeitsrate. Zum einen tragen Unterernährung und mangelnde Hygiene dazu bei, dass viele Mütter die Geburt ihres Kindes nicht überleben. Im Jahr 2000 lag die Müttersterblichkeit bei 720 pro 100.000 Lebendgeburten5. Die Kindersterblichkeit sank jedoch von 109 toten Babys pro 1.000 Geburten im Jahr 2000 auf 77 pro 1.000 Geburten in den Jahren 2004 und 20055. Man kann also sehen, dass der Hauptgrund der Müttersterblichkeit nicht unbedingt die Unterernährung ist, sondern falsche Behandlung und Komplikationen während der Geburt. Ein besonders großes Problem stellen so genannte Geburtsfisteln6 dar, die dann entstehen, wenn der Kopf des Kindes zu lange gegen das Becken der Mutter drückt. Dies passiert vor allem, wenn Wehen zu lange andauern und Mutter und Kind nicht medizinisch versorgt werden. Hier tritt dann wieder das Problem des Ärztemangels in Erscheinung. Nicht jede Mutter kann medizinisch betreut werden. Um diesen Menschen dennoch die Chance einer unproblematischen Geburt zu ermöglichen, können ebenfalls Video-Kurse angeboten werden in denen die Mutter und Angehörige lernen, im Komplikationsfall richtig zu handeln. Schon einfache Hilfestellungen können über Leben und Tod von Mutter und Kind entscheiden. Durch das Angebot von Online-Kursen können auch Hebammen ausgebildet werden. In diesem Fall muss der Kurs jedoch von Instituten überprüft und anerkannt werden und die Teilnehmer sollten einem Test unterzogen werden, anhand dessen überprüft wird, ob die Inhalte des Kurses verstanden wurden und angewandt werden können. 5 http://www.oefse.at/publikationen/laender/aethiopien.htm http://www.deutsches-parlamentarischesforum.de/71.html?&cHash=502d091a12&tx_ttnews[backPid]=61&tx_ttnews[pS]=1164064219&tx_ttnews[point er]=1&tx_ttnews[tt_news]=71 6 10 Zusammengefasst kann Äthiopien also in folgenden Bereichen geholfen werden: 1. Möglichst vielen Kindern kann eine Grundausbildung ermöglicht werden. 2. Es werden neue Eliten in Politik und Gesellschaft geschaffen, die die Zukunft des Landes bestimmen. 3. Durch Mentoring-Programme werden Familien und Betrieben geholfen, nachhaltig und ertragreich Landwirtschaft zu betreiben um Hungersnöten vorzubeugen und einen regen Handel zu ermöglichen, von dem jeder Teilnehmer profitiert. 4. Das Gesundheitswesen wird verbessert durch Kurse in den Bereichen Schwangerschaft, Verhütung, HIV/AIDS und Erster Hilfe. 5. Schulungen in den verschiedensten Bereichen können durchgeführt werden. Nicht nur medizinische Kurse können angeboten werden, sondern auch Kurse zum Finanzwesen und jedem weiteren Bereich des Lebens. Umsetzung von neuen Techniken Eine Frage, die sich bei all den Ausführungen und schönen Zukunftsvisionen stellt ist, ob diese Ideen überhaupt umgesetzt werden können. Neue Ideen klingen phantastisch und vielversprechend, haben aber keine Wirkung wenn sie nicht umgesetzt werden können. Auf den zweiten Blick eröffnen sich verschiedene Probleme. Wenn ein Land unter extremer Armut leidet und kaum für sich selbst sorgen kann, wie sollen dann die Mittel aufgebracht werden, die den Aufbau eines ganzen eLearning-Netzwerkes ermöglicht? Zu den Hauptproblemen… …zählen die Stromversorgung, der Aufbau eines Internetnetzes, die Bereitstellung von Computern bzw Laptops und die Bereitschaft der Bevölkerung, solch neuartige Möglichkeiten zu nutzen. Bereitstellung von Laptops So ausweglos die Situation auch scheint, es darf nicht vergessen werden, dass bereits Projekte am Laufen sind, die diese Situationen zu verbessern versuchen. Eines dieser Projekte ist „One Laptop per child“7. Dieses Projekt bietet die Möglichkeit, einen eigens dafür entwickelten Laptop zu spenden, der einem Kind in einem Entwicklungsland zur Verfügung gestellt wird. Auf diesem Wege sollen 7 http://laptop.org/en/index.shtml 11 XO - Der Laptop von “One Laptop per Child“; http://www.schwimmerlegal.com/olpc%20xo%20lap top.jpg Kindern spielerisch Werte und Möglichkeiten, mit höherem Alter aber auch Kenntnisse in Word, Excel und PowerPoint, vermittelt werden. Der Laptop wurde speziell für extreme Verhältnisse entwickelt. Er übersteht sowohl große Hitze als auch Nässe, ist robust und energieeffizient. Um einen möglichst großen Nutzen aus dem Projekt ziehen zu können, wurden 5 Prinzipien festgelegt, die es einzuhalten gilt: 1. Die Kinder sollten die Laptops behalten dürfen. Das bedeutet, sie können sie nicht nur in der Schule nutzen sondern auch zu Hause weiter lernen und auch spielen oder miteinander in Verbindung treten. 2. Der Schwerpunkt des Projektes liegt auf den Bedürfnissen der Kinder im Alter von sechs bis zwölf. Auf diese Weise lernen sie die Grundlagen ohne Vorurteile oder vorgeformte und geprägte Verhaltensweisen und sind offen für Neues. Dies ermöglicht außerdem den Start in eine bessere Zukunft. 3. Kein Kind sollte ausgeschlossen werden. Es werden so lange Spenden gesammelt, bis einer ganzen Klasse oder Schule Laptops zur Verfügung gestellt werden können. Somit herrscht Chancengleichheit und Gerechtigkeit. Neid kann auf diese Weise vorgebeugt werden. 4. Des Weiteren muss eine Verbindung zum Internet bestehen, so dass die Kinder untereinander kommunizieren können und sich Informationen aus dem Internet holen können, um Neues zu lernen. Es können aber auch neue Programme heruntergeladen werden, so dass der Computer dem Alter des Kindes angepasst ist. 5. Diese Programme sollten jedoch kostenlos sein, so dass jedes Kind Zugriff darauf hat und die finanzielle Situation der Familie keine Rolle spielt.8 Diese Prinzipien halte auch ich für sinnvoll. Vor allem Punkt eins spielt für den Freiraum und die Entwicklung eine wichtige Rolle. Punkt zwei sollte jedoch erweitert werden. Natürlich ist es sinnvoll, den Kindern so früh wie möglich den Zugang zu einem geeigneten Medium zu ermöglichen, doch wie im Kapitel zuvor aufgezeigt ist es nicht nur für Kinder von Vorteil, sondern auch für die Erwachsenen. Der Schwerpunkt sollte also sowohl auf Kindern liegen, die ihren Laptop so lange behalten sollten bis ein neuer notwendig ist, als auch auf Erwachsenen. Der dritte Punkt spielt jedoch wieder eine entscheidende Rolle. Sobald Kinder ausgeschlossen werden, entstehen Neid und Missgunst. Diebstahl ist in diesem Fall sicher keine Seltenheit. Also muss die Chancengleichheit gewahrt werden und darauf geachtet werden, dass jedem Kind oder zumindest jeder Familie ein geeignetes Medium zur Verfügung gestellt wird. Doch auch dieser Punkt muss in unserem Fall erweitert werden. Wir gehen davon aus, dass nicht jedes Kind die Möglichkeit hat, die Schule zu besuchen. Also ist es nicht sinnvoll, die Laptops nur in Schulen bzw. Klassen zu verteilen. In unserem Fall sollte das Projekt dorfweise durchgeführt werden, so dass jeder Familie mindestens ein Laptop zur Verfügung steht. Selbstverständlich handelt es sich bei solchen Projekten nicht um Soforthilfen, die von heute auf morgen getätigt werden können. Sie sind überwiegend von Spenden abhängig, das bedeutet, dass erst eine gewisse Menge an Geld gesammelt werden muss, um einem ganzen Dorf Laptops zur Verfügung stellen zu können. Der Prozess 8 http://laptop.org/en/vision/index.shtml Video bei Minute 1:15 (Anzeige bei 0:15) 12 wird Schritt für Schritt vonstatten gehen und es wird einige Jahre dauern, bis das ganze Land mit dem Nötigsten versorgt ist. Durch Publikmachen solcher Projekte kann jedoch dieser Prozess beschleunigt werden. Ein Laptop kostet 199$9, das sind umgerechnet gerade einmal 133€. Wenn man bedenkt, wie schnell wir 133 Euro ausgeben für Dinge, die wir nicht unbedingt brauchen oder die nach einem Monat uninteressant sind, dann kann man sich auch vor Augen halten, wie viel sinnvoller dieses Geld in ein solches Hilfsprojekt investiert wäre. Viele Menschen haben auch das Bedürfnis zu spenden, wissen aber nicht, ob ihr Geld auch dort ankommt, wo es gebraucht wird. Oder sie wissen nicht, in welches der vielen Projekte sie investieren sollen. An dieser Stelle gilt es auch, Aufklärung zu betreiben und für sinnvolle Projekte zu werben. Denn nur mit fremder Hilfe können die Mittel, die für nachhaltige und sinnvolle Entwicklungshilfe gebraucht werden, zur Verfügung stellt werden. In unserem Projektgebiet werden mindestens 30 Laptops benötigt. Diese Laptops sind eine Anlehnung an den XO von One Laptop Per Child (OLPC), das heißt genauso robust und witterungstauglich. Jedoch sollte das Aussehen neutraler gestaltet werden, so dass sie nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene ansprechen. Wenn möglich, sollten sie nicht mehr kosten als der OLPC Laptop, so dass man von einer Summe von 3.990 Euro allein für die Bereitstellung der Laptops sprechen kann. Stromversorgung Ein weiteres Problem ist, wie oben angesprochen, die Stromversorgung. Ein flächendeckendes Netz besteht in Äthiopien nicht, nur ein Prozent der Bevölkerung hat überhaupt Zugang zu Elektrizität. Doch auch hier haben bereits einige Projekte angeknüpft und sorgen durch die Errichtung von Solaranlagen für eine bessere Situation. Die Projekte „Äthiopien: Solare Entwicklungshilfe trägt Früchte“ und „Solarenergie: Licht bringt Entwicklung“ wurden von Desiree vorgestellt. Solche Projekte bilden einen Anfang und sorgen dafür, dass die Bewohner kostengünstigen Strom erhalten. Subventionen auf diesem Gebiet können eine raschere Entwicklung weiter vorantreiben. Man könnte zum Beispiel ein Projekt starten, bei dem Firmen staatliche Hilfen erhalten, wenn sie jede hundertste produzierte Solaranlage an ein Entwicklungsland wie zum Beispiel Äthiopien spenden. Dieses Projekt sollte sinnvollerweise mit dem Parallelprojekt von „One Laptop per Child“ kooperieren, dass der Strom in die Dörfer gebracht wird, an die auch die Laptops geliefert werden. Die speziellen Laptops sind extrem energieeffizient, so dass eine Akkuladung länger hält als bei herkömmlichen Modellen. Genaue Daten konnte ich leider nicht ausfindig machen. Doch diese Tatsache bewirkt, dass der Strom nicht nur zur Betreibung von Laptops, sondern auch als Lichtlieferant genutzt werden kann, was die Gesundheit der Menschen fördert, wie man in Desirees Bericht lesen kann. 9 http://laptop.org/en/participate/ways-to-give.shtml 13 Um Strom für die Betreibung der Laptops in die Dörfer zu bringen, werden Dockstationen installiert, auf denen sich Solarzellen befinden. Somit ist eine solche Dockstation autark, d.h. sie versorgt sich selbst. So sieht sie aus: Solarzelle liefert Strom für energieeffizziente Laptops Laptops werden zum Aufladen in die Dockstation gelegt Die Dockstation wird günstigerweise auf dem Dorfplatz aufgetellt, so dass sie von allen schnell erreichbar ist. Die Dörfer eins bis vier benötigen jeweis nur eine Station, da sie nicht so viele Einwohner haben. Dorf fünf benötig jedoch mehrere Station, einerseits da mehr Familien ansässig sind, andererseits auch für das Aufladen des Laptops an der Schule. Folglich werden für alle Dörfer sechs bis acht Stationen benötigt. Geht man davon aus, dass eine Station aus günstigem, aber dennoch robustem Material, einer Funkantenne (s.“Ausbau eines Internetnetzes“) und einer Solarzelle besteht, so kommt man auf einen Preis von circa 300 Euro. Robustes Material Funkantenne Solarzelle 80 Euro 22 Euro 198 Euro Gesamtkosten (für fünf Dörfer) 6*300 Euro = 1.800 Euro Die Kosten der Materialien belaufen sich somit auf insgesamt (incl. Laptops) 5.790 Euro. Dies sind jedoch nur die Kosten für die Anschaffung der Ausrüstung für fünf Dörfer. Es muss auch berücksichtigt werden, dass weitere Kosten durch den Transport, die Installation und Nutzung anfallen. Des weiteren müssen auch Lernprogramme entwickelt und vertrieben und das virtuelle Klassenzimmer eingerichtet werden, was wieder Kosten verursacht. Jedoch haben somit fünf Dörfer Zugang zu Bildung und somit bessere Chancen, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Dieser Luxus lässt sich kaum mit Geld messen. 14 Ausbau eines Internetnetzes Ein weiteres Problem, das sich bei der Vision auftut, ist das Internet. Internet ist zwar in Äthiopien verfügbar10, doch ich bezweifle, dass es alle Gebiete erreicht und wenn es verfügbar ist, dann nur sehr schwach und überlastet, da die Internetnutzung an bestimmten Stellen geballt auftritt, zum Beispiel in der Hauptstadt. Diese Überlastung ist ein Problem, das vor allem auch dann auftritt,wenn jedes Dorf mit Laptops ausgestattet ist. Das Problem tritt auch hier in Deutschland auf und kann nur durch den Ausbau und die Verstärkung des Internetnetzes behoben werden. Doch hier ist die Frage: Wessen Aufgabe ist das? Ist es die des deutschen Staates, indem er Subventionen verteilt für Unternehmen, die sich an Entwicklungshilfe beteiligen? Ist es die Aufgabe der Unternehmen, dies in Eigenverantwortung zu tun? Ist es die Aufgabe des äthiopischen Staates, dem dazu allerdings die Mittel fehlen? Oder liegt die Eigenverantwortung bei den Bürgern und Bürgerinnen der Industrieländer, die die Not erkennen und Hilfsprojekte ins Leben rufen bzw. für solche Projekte spenden? Diese Frage kann kaum beantwortet werden. Ich würde sagen, es ist von allem etwas. Die allerwenigsten Unternehmen würden sich ohne Subventionen darum kümmern. Äthiopien selbst fehlen die Mittel, ein flächendeckendes Internetnetz aufzubauen. Ohne Internet, was Kommunikation und Information bedeutet, gibt es keinen Fortschritt in Bildung und somit keine verbesserten Zukunftschancen der Jugend. Also müssen auch die Bürger der Industrieländer daran denken, welchen Luxus sie genießen. Fast jeder Haushalt besitzt heutzutage einen Internetanschluss, und wer nicht über einen solchen verfügt, kann für wenig Geld ein Internetcafé aufsuchen. Wenn geeignete Projekte ins Leben gerufen werden, der Staat Anstöße zur Hilfe gibt und nötige Spenden getätigt werden, ist ein solches Projekt auch realisierbar. Natürlich ist es notwendig, ein solches Projekt zügiger abzuwickeln als das LaptopProjekt. Denn ohne Internet sind die Laptops nahezu unnütz und für e-Learning kaum zu gebrauchen. Das Projekt sollte also auch parallel von statten gehen. Wird ein effizienter Plan im Voraus von allen Beteiligten erstellt, können erheblich Kosten und unnütze Umwege eingespart werden. 10 http://liportal.inwent.org/aethiopien/alltag.html#c1354 15 Wie zuvor schon erwähnt, soll eine Funkantenne in unserem Projektgebiet an die Dockstationen integriert werden, um Internet zu übertragen. Jedoch würde dies allein nicht ausreichen, um ein stabiles Internetnetz aufzubauen. Daher wird folgendes Netzwerk aufgebaut: Internet Schule Dockstation 1 Laptop A Laptop B ... Dockstation 2 Dockstation 3 ... ... ... Dadurch, dass das Internet über die Schule übertragen wird und die Signale dann über die Dockstationen an die verschiedenen Laptops geht, wird einer Überlastung vorgebeugt. Auf diese Art werden die Laptops sowohl untereinander als auch mit der Schule verknüpft. Doch selbst wenn der Schule kein Internet zur Verfügung steht, besteht die Möglichkeit, in Netzwerk auf gleicher Basis aufzubauen, über das die Lerneinheiten und Daten übertragen werden. Diese Art der Funktechnik besteht schon geraume Zeit. Sie kann bis jetzt allerdings erst Strecken von ca. 25 Kilometern überbrücken (Aussage RWTH Aachen). Bei der schnell voranschreitenden Technik ist allerdings davon auszugehen, dass sich die Funkweite in den nächsten Jahren erheblich steigern wird. Misstrauen der Bevölkerung Die Bevölkerung Äthiopiens ist stark mit den Traditionen des Landes verwurzelt. Viele kennen die Möglichkeiten der drahtlosen Kommunikation nicht, haben vielleicht noch nie ein Telefon benutzt geschweige denn einen Rechner bedient. Daher ist es notwendig, die Menschen vorsichtig an PCs und e-Learning heranzuführen, so dass sie nicht im Voraus überfordert werden und das Gefühl haben, die Arbeit am PC schränkt ihre Zeit ein, die sie für wichtigere Tätigkeiten wie der Aussaat benötigen und ihr Überleben sichern. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken ist es wichtig, dass lernbegierige Bürger Äthiopiens mit der Ausstattung vertraut gemacht und ihnen Lernmethoden vermittelt werden, wie sie ihre Erfahrungen an ihre Mitmenschen weitergeben können. Diese Menschen können dann die neuartige Methode in ihrer Umgebung publik machen und ihre Kenntnisse Schritt für Schritt weitergeben. Auf diese Weise fühlen sich die Menschen weniger bedrängt und haben weniger das Gefühl, dass ihnen etwas Neuartiges aufgezwängt wird. Wir sprechen hier nicht davon, jemanden zu seinem Glück zu zwingen. Keinem soll etwas aufgezwängt werden, dem neuartige Techniken nicht geheuer sind oder gar Angst einflößen. Dennoch sollte jedem Menschen die 16 Möglichkeit gegeben werden, den Fortschritt für sich zu nutzen. Jeder sollte zumindest seine Möglichkeiten kennen und sich dann entscheiden können, ob er diese nutzen will oder nicht. Es können auch Gruppen- bzw. Versammlungsräume eingerichtet werden ähnlich Internet-Cafès, wo sich die Menschen treffen und austauschen können. Vor allem für Jugendliche ist ein solcher Treffpunkt von zentraler Bedeutung. Sie haben einen Ort, an dem sie zusammenkommen und diskutieren, aber auch lernen können. Menschen, die sich zuvor gegen einen Laptop gesträubt haben, haben hier die Möglichkeit, die Vorteile des Internets doch noch zu nutzen oder können testen, ob sie mit der Technik zurechtkommen und sich im Nachhinein noch für ein Gerät entscheiden. An solchen Orten besteht auch die Möglichkeit, Computerkurse anzubieten oder Seminare zu verschiedenen Themen zu veranstalten. Die Kombination von virtuellem Lernen und s.g. Präsenzveranstaltungen ist unter dem Begriff Blended Learning11 zusammengefasst und ist ein wichtiger Bestandteil des eLearnings. Erfolg durch Kontrolle Wie zuvor schon angemerkt, ist aber bei jedem Projekt und jedem Programm, das durchgeführt wird wichtig, dass es von namhaften Instituten bzw. dem Staat anerkannt ist. Dies garantiert, dass die Projekte und Programme auf Äthiopien zugeschnitten sind und keine Inhalte haben, die politisch oder gesellschaftlich umstrittene Meinungen vertreten. Außerdem sorgt es für Transparenz und Vertrauen unter den Nutzern. Es garantiert weiterhin, dass z.B. Kurse korrekte Inhalte vermitteln, die praktisch angewandt werden können. Bestimmte Prüfungen und Tests nach einem Kurs gelten als Garantie, dass die Inhalte verstanden wurden und angewandt werden können. Vor allem bei Programmen, die als Schulersatz oder –Ergänzung genutzt werden, ist dies wichtig, da sie einen gewissen Standard erfüllen müssen, um in der Gesellschaft und dem Berufsfeld oder der Universität anerkannt zu werden. Das Fazit – Ja! Wie nun in den vorausgegangenen Abschnitten aufgezeigt wurde, hat Äthiopien eine sehr gute Chance, mithilfe von e-Learning eine höhere Entwicklungsstufe zu erreichen und zu einer selbsttragenden Wirtschaft zu werden. Dennoch ist klar, dass bis dahin noch Zeit verstreicht. Wenn sich jedoch Firmen bereiterklären, sich an einem so gigantischen Projekt zu beteiligen, wenn alle Voraussetzungen, die in Kapitel drei aufgezeigt wurden, erfüllt werden, und wenn unter den Bürgern und Bürgerinnen der Industrieländer ein neues Bewusstsein wächst und sie einen kleinen Teil ihres Vermögens diesem Projekt zur Verfügung stellen, dann kann es ungefähr im Jahr 2020 eingeführt werden. Wenn die Bürger Äthiopiens Interesse zeigen und sehen, welche neuen Möglichkeiten ihnen offen stehen, kann sich das Projekt schnell etablieren und Fuß fassen. Erste Ergebnisse können dann sicher schon in wenigen Jahren verzeichnet werden. 11 http://www.e-teaching.org/glossar/blended-learning 17