Entwicklung Äthiopiens durch e

Transcrição

Entwicklung Äthiopiens durch e
Vision
2020
Entwicklung Äthiopiens durch
e-Learning
Ann-Katrin Arning
Ausarbeitung
Besondere Lernleistung
Inhaltsverzeichnis
Das Thema – Hat Äthiopien mit e-Learning eine Chance? .................................. 2
Warum e-Learning? ........................................................................................... 2
Die Vision 2020 - Eine Zukunft mit e-Learning .................................................. 3
Ein konkretes Beispiel .................................................................................................... 3
An einem Punkt ansetzen – Mehrere Probleme lösen ................................................... 4
Das Entwicklungsstadienmodell nach Rostow ............................................................. 5
Schaffung von Eliten durch Bildung und allgemeine Verbesserungen – MentoringProgramme .................................................................................................................... 6
Lernprogramme als Grundstein der Entwicklung ....................................................... 8
Alltagsprobleme durch e-Learning lösen - Gesundheit ................................................ 9
Zusammengefasst kann Äthiopien also in folgenden Bereichen geholfen werden:.... 11
Umsetzung von neuen Techniken ...................................................................... 11
Zu den Hauptproblemen… ............................................................................................ 11
Bereitstellung von Laptops ........................................................................................... 11
Stromversorgung ..........................................................................................................13
Ausbau eines Internetnetzes ......................................................................................... 15
Misstrauen der Bevölkerung ........................................................................................16
Erfolg durch Kontrolle .................................................................................................. 17
Das Fazit – Ja! ................................................................................................... 17
Anmerkung zu den Quellen:
Auf die wichtigsten Quellen wird durch Verweise hingedeutet. Sie befinden sich am Ende
der jeweiligen Seite.
Bildquellen werden in den Bildunterschriften genannt.
Alle Internetquellen wurden dem World Wide Web im Zeitraum vom 2.-4. Januar 2010
entnommen. Screenshots werden extra als PDF unter dem Namen Screenshots_Quellen
beigefügt.
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Das Thema – Hat Äthiopien mit e-Learning eine Chance?
In den vorangegangenen Berichten ging es um e-Learning allgemein, dem Stand der
Dinge und den bereits angewandten Formen, um die Vor- und Nachteile und um die
Zukunft des e-Learning.
Im zweiten Teil wurde auf das Beispielland Äthiopien eingegangen, den Chancen,
die durch Entwicklungshilfe eröffnet werden. Dazu wurden bereits bestehende
Projekte vorgestellt, die sich um die dringendsten Probleme des Landes kümmern.
Im dritten Teil der Ausarbeitung soll nun aufgezeigt werden, warum sich genau eLearning dazu eignet, die Probleme des Landes zu lösen und als Lernmethode
eingesetzt werden sollte.
Im darauf folgenden Abschnitt zeige ich anhand des Entwicklungsstadienmodells von
Rostow, warum Äthiopien eine Chance auf eine bessere Zukunft hat und warum es
bis dahin kein allzu weiter Weg mehr ist, es aber notwendig ist, ihn zu gehen.
Es wird eine Zukunftsvision aufgezeigt und überlegt, was alles mit e-Learning erreicht
werden kann und vor allem auf welchem Wege. Wie können die Probleme des
Landes durch e-Learning gelöst werden? Vor allem wenn bereits Wege geschaffen
wurden, diese Methode zu etablieren. Wir gehen davon aus, dass der
Einführungsprozess einige Zeit in Anspruch nimmt, Firmen gefunden werden
müssen, die sich zu einem großen Projekt zusammenschließen, Techniken und
Programme abgestimmt werden müssen, so dass die Vision im Jahre 2020
verwirklicht werden kann.
Den Hürden, die es bis dahin zu überwinden gilt, widmet sich der dritte Abschnitt des
dritten und letzten Teiles der Ausarbeitung. Er zeigt auf, welche Probleme bestehen
und wie diese überwunden werden können.
Durch die gesamte Ausarbeitung zieht sich die Frage, wie ein konkretes Projekt in
Äthiopien aussehen könnte. Zur Veranschaulichung wird ein fiktives Gebiet
herangezogen, das mit Ausrüstung und allem, was nötig ist, ausgestattet wird.
Warum e-Learning?
Oft wird diskutiert, wie Bildung oder Fortbildung in Entwicklungsländern vermittelt
werden soll, vor allem, da ein starker Mangel an Lehrkräften herrscht und die Armut
groß ist.
Der folgende Abschnitt soll verdeutlichen, warum gerade e-Learning eine Möglichkeit
der Problemlösung in Äthiopien ist.
Ein sehr großes Problem in Äthiopien ist, dass
Kinder keine Zeit haben, die Schule zu
besuchen, da sie im Haushalt oder der
Landwirtschaft aushelfen müssen oder aber
schlicht das Geld fehlt, einen Schulbesuch zu
ermöglichen. Beidem kann – bei Bereitstellung
der Mittel – durch e-Learning abgeholfen werden.
Klassenraum in Äthiopien;
Im Gegensatz zur Schule, in der das Lerntempo
http://www.unicef.de/uploads/tx_imggallery/a
vorgegeben wird und möglichst wenig
ethiopien-0920.jpg
Schulstunden verpasst werden sollten, kann der
Lernende bei e-Learning das Lerntempo selbst bestimmen. Er kann sich dem
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Lernstoff dann widmen, wenn er Zeit hat. Die Lernzeit bleibt zwar die gleiche, die
Inhalte müssen trotzdem vermittelt werden, doch kann diese Zeit individuell eingeteilt
werden. Inhalte können problemlos erneut abgerufen und wiederholt werden. Die
Kinder lernen auch früh, selbstständig ihre Arbeiten einzuteilen und eigenständig zu
arbeiten.
Werden die Mittel, also ein z.B. ein Laptop, Programme und ein Internetanschluss,
kostenlos zur Verfügung gestellt, fallen für die Familie keine Kosten an und den
Kindern kann eine Ausbildung ermöglicht werden. E-Learning kann, je nach
Programmgestaltung und rentabler Anzahl der Nutzer, kostengünstiger als andere
Lernmethoden sein und somit durch Projekte und Hilfsorganisationen eher zur
Verfügung gestellt werden. Programme müssen nur einmal programmiert und dann
gegebenenfalls auf den neusten Stand der Dinge gebracht werden. Ein Programm
kann von vielen Menschen genutzt werden und es muss nicht auf jeden passend
zugeschnitten werden. Außerdem muss nicht jedes Kind bzw. jeder Erwachsene (je
nach Programm) individuell betreut werden, wodurch erneut Kosten eingespart
werden.
Wichtig ist auch, dass die Kinder keine langen Fahrtwege zur Schule in Kauf nehmen
müssen, die ihnen erstens kostbare Zeit stiehlt und zweitens auch oft zusätzliche
Kosten verursacht, die sie unter Umständen nicht tragen können.
Die Vision 2020 - Eine Zukunft mit e-Learning
Ein konkretes Beispiel
Zur Veranschaulichung eines möglichen Projekts möchte ich von einem fiktiven Gebiet
mit fünf Dörfern ausgehen. Die Lage sieht folgendermaßen aus:
1
3
40 km
Dorf 1: 4 Familien
5
Dorf 2: 7 Familien
25 km
Schule
Doft 3: 5 Familien
Dorf 4: 4 Familien
30 km
2
27 km
Dorf 5: 10 Familien
4
Die Situation der Dörfer ist schlecht, es gibt weder Stromversorgung noch eine
Anbindung an das Internetnetz. Da die Wege zur Schule sehr lang sind, können die
meisten der Kinder nicht zur Schule gehen. Die meisten Schulgänger , abgesehen von
Dorf 5, in dem die Schule liegt, können in Dorf Nummer 3 verzeichnet werden, da es
der Schule den anderen Dörfern gegenüber am nächsten liegt.
Es handelt sich hier um fiktive Dörfer, die in der Realität nicht bestehen, und sollen
veranschaulichen, wie ein e-Learning Projekt durchgeführt werden kann. Da es sich
um stereotype Dörfer handelt, haben sie mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie
der Rest des Landes.
3
Im Folgenden sollen jedoch erst einmal allgemeine Lösungsansätze für die
dringendsten Probleme Äthiopiens aufgezeigt werden. Im Vorfeld müssen einige
Punkte klar sein:
Jede Entwicklungshilfe, egal in welcher Form, ist nur sinnvoll, wenn sie auf die
Bedürfnisse eines Landes angepasst ist. Es hätte zum Beispiel keinen nennenswert
positiven Effekt, würde man in Äthiopien mittels E-Learning Techniken zur Erbauung
erdbebensicherer Hochhäuser vermitteln. Entwicklungshilfe ist nur nachhaltig, wenn
es die landesspezifische Entwicklung vorantreibt und Eigeninitiative fordert. Nur
Wichtiges soll vermittelt werden, was das Land am Dringendsten braucht und was
am nötigsten ist. So soll die Daten- und Informationsflut eingedämmt und
Übersichtlichkeit und Einfachheit bewahrt werden. Dabei sollte nicht nur auf
neuartige und innovative Techniken und Werte eingegangen, sondern auch die
Erfahrungen und Traditionen des Landes berücksichtigt werden.
Drei Hauptpunkte sollen durch e-Learning erreicht werden:
Zum einen sollen fehlende Kenntnisse vermittelt werden, sowohl im Alltag wie
auch allgemein. Das bedeutet, jeder sollte Zugang zu solchen Maßnahmen
bekommen, so dass jeder Bürger Hilfe zu seinen Problemen erhalten kann. Aber
natürlich soll den fehlenden Kenntnissen schon früh vorgebeugt werden. E-Learning
soll einen wichtigen Teil der Grundausbildung darstellen, so dass die AnalphabetenQuote gesenkt und Zukunftschancen eröffnet werden.
Als zweiten Hauptpunkt soll e-Learning neue Eliten schaffen, die einen wichtigen
Stützpunkt der Wirtschaft bilden. Ohne Eliten, die Ideen vorantreiben und umsetzen
können, tritt ein Land auf der Stelle. Dem soll nach dem Entwicklungsstadienmodell
nach Rostow abgeholfen werden.
Als Gesamtziel, das auf lange Sicht angestrebt werden soll, muss auf jeden Fall die
Reduzierung der Abhängigkeit von Industrieländern wie Deutschland oder den
Vereinigten Nationen stehen. Nur wer unabhängig von fremder Hilfe und fremden
Ratschlägen ist, kann sich selbst testen und entwickeln. Auf diese Weise werden die
Eigenressourcen der Wirtschaft Äthiopiens gefordert und gestärkt, so dass das Land
seine Zukunft selbst bestimmen kann.
An einem Punkt ansetzen – Mehrere Probleme lösen
Um die Probleme eines Landes lösen zu können, muss man sich vor Augen führen,
dass alle Einzelprobleme in einem großen Netz zusammenhängen und von einem
bestimmten Kreislauf abhängig sind. Hunger entsteht zum Beispiel, wenn die
Wirtschaft nicht so funktioniert, wie sie sollte. Waren werden überteuert oder zu
einem zu niedrigen Preis angeboten, das Gleichgewicht stimmt nicht mehr. Dies
kann geschehen, wenn der Markt nicht gelenkt wird und die Wirtschaft nicht
angekurbelt und somit vernachlässigt wird. Dies wiederum kann geschehen, wenn
Eliten abwandern und sich nicht um die Bedürfnisse ihres Landes kümmern. Eliten
entstehen jedoch nur, wenn es einen bestimmten Grad an Bildung gibt. An genau
diesem Punkt wollen wir ansetzen. E-Learning soll unter anderem in diesem Bereich
anknüpfen und somit dafür sorgen, dass Eliten, die dem Land fehlen, geschaffen
werden. Doch nicht nur auf diesem Weg soll der Alltag erleichtert werden. Auch für
konkrete Probleme gibt es Lösungen durch e-Learning. Dazu jedoch später.
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Das Entwicklungsstadienmodell nach Rostow
Nach dem Modell von Rostow1 verläuft der Übergang von der vor- zur
nachindustriellen Wirtschaft und Gesellschaft in fünf Stufen. Nur das Land, das seine
eigenen Stärken und an die Gegebenheiten
angepasste Technologien nutzt, kann ein
selbsttragendes Wirtschaftswachstum vorweisen.
Jede Phase des Entwicklungsstadienmodells
beschreibt ein bestimmtes politisches und soziales
sowie ein Wirtschafts- System.
In der traditionellen Phase herrscht eine stagnierende
und statische Gesellschaft vor, die in ihren
Traditionen verankert ist und sich auf diese stützt.
Subsistenzwirtschaft, die grundlegenden
Lebensunterhalt sichert, und Anfänge des Handwerks
kennzeichnen das Wirtschaftssystem. In diesem
Stadium befindet sich auch Äthiopien. Die nötigsten
Güter kommen aus der Landwirtschaft. Dieser Sektor
hat in Äthiopien einen Anteil von rund 40% am BIP2
und besteht aus kleinräumiger Subsistenzwirtschaft,
Walt W. Rostow;
http://www.s9.com/images/portraits/260
wie im Modell von Rostow angegeben,
37_Rostow-Walt-Whitman.gif
Wanderfeldbau und Pastoralisten. Investitionen
betragen allerdings schon 10% am BIP2, was im
Modell nach Rostow schon den Anlauf der „Take-off“-Phase kennzeichnet. In dieser
entstehen bereits neue Eliten in Gesellschaft und Politik und in der Wirtschaft werden
Rohstoffe, sowohl agrarische als auch mineralische, exportiert. In Äthiopien beträgt
der Export von überwiegend Leichtindustrieprodukten wie Textilwaren und
Lebensmitteln weniger als 15 % des BIP2. Somit und dadurch, dass bereits eine
recht gute Infrastruktur ausgebaut wurde, fällt Äthiopien unter die zweite
Entwicklungsphase, in der durch weitere Maßnahmen wie zum Beispiel e-Learning,
gut angeknüpft werden kann auf dem Weg zu einem selbsttragenden
Wirtschaftswachstum und dem Aufbau von mehreren Zweigen der verarbeitenden
Industrie, welches die „Take off“-Phase als dritte Phase des Modells kennzeichnet. In
der Gesellschaft findet gleichzeitig ein sozialer, politischer und institutioneller Wandel
statt, der ein dynamisches Wirtschaftswachstum begünstigt. Die Gesellschaft nimmt
damit die Zukunft ihres Landes selbst in die Hand, sie wird durch den positiven
Wandel beflügelt und angespornt, sich am allgemeinen Wachstum zu beteiligen. Ist
das Land erst einmal an diesem Punkt angekommen, erledigt sich der Rest fast von
selbst. In der dritten Phase liegt der Anteil der Investitionen bei über 10% des BIP,
wovon Äthiopien nicht mehr allzu weit entfernt ist, wie oben schon erwähnt. ELearning soll an dieser Stelle ansetzen, das Land in die Take-off-Phase begleiten
und somit in eine eigenständige Zukunft führen.
In der vierten Phase, der Reifephase der wirtschaftlichen Entwicklung, werden dann
vermehrt Investitionen getätigt und alle Wirtschaftsbereiche beginnen zu wachsen.
1
Dr Walter Weidner. (2002): Diercke Erdkunde. Kursstufe Baden-Württemberg. Braunschweig: Westermann
Schulbuchverlag GmbH; S 142
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http://liportal.inwent.org/aethiopien/wirtschaft-entwicklung.html
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Parallel dazu werden soziale Unterschiede innerhalb der Gesellschaft abgebaut, das
heißt auch, die Armut wird vermindert und der Mittelstand gestärkt. Der Großteil der
Gesellschaft gehört nun nicht mehr zur Unter-, sondern zur Mittelschicht. Diese
stärken durch stabile Kaufkraft weiterhin die Wirtschaft, was dieser einen stetigen
Aufschwung ermöglicht.
Die Zukunft des Landes kann dann durch hohen Massenkonsum bestimmt werden,
der ein dauerhaftes Wachstum der Konsumgüterindustrie und des
Dienstleistungsbereiches garantiert. Eine erhöhte Nachfrage führt dazu, dass die
gefragten Industrien weiter wachsen und die weniger nachgefragten, bzw.
überflüssigen, der natürlichen Auslese zum Opfer fallen.
Oft wird jedoch von Kritikern angemerkt, dass Eliten, die gerade entstehen,
angesichts ihrer schlechten Zukunftschancen lieber abwandern als sich um die
Förderung ihres Landes zu kümmern. In unserer Vision soll diesem Effekt jedoch
dadurch entgegengewirkt werden, dass Projekte parallel und in nahezu jedem
Bereicht der Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch flächendeckend ablaufen und
sich somit jeder Bereich entwickelt. Die entstehenden Eliten finden sich in einem
generellen Aufschwung wieder, in dem sie die Chance sehen, sich daran zu
beteiligen.
Schaffung von Eliten durch Bildung und allgemeine Verbesserungen –
Mentoring-Programme
Wie gerade gesehen, bilden neue Eliten einen wichtigen Stützpunkt zum Aufbau
einer selbsttragenden Wirtschaft, die nicht mehr von fremder Hilfe abhängig ist.
Doch um neuen Eliten eine Chance zu geben, bedarf es Fortschritten und neuen
Techniken im Bereich der Bildung. Eine neue Technik, die diesen Fortschritt
unterstützen kann, ist e-Learning.
Schon heute gibt es in Deutschland verschiedene Programme, die zum Beispiel
Mädchen den Einstieg in technische Berufe erleichtern soll. Eines dieser Programme
nennt sich CyberMentor3. Im Rahmen dieses Projektes wird interessierten
Schülerinnen eine Mentorin aus einem technischen, mathematischen, informatischen
oder naturwissenschaftlichen Beruf oder Studium zur Seite gestellt um ihnen einen
Einblick in bestimmte Berufe und einen Überblick über ihre Möglichkeiten zu bieten.
Mentorin und Schülerin kommunizieren per Mail miteinander, die Schülerin kann
Fragen stellen und die Mentorin versucht dann, diese zu beantworten. Der Kontakt
zur Mentorin erleichtert den Schülerinnen häufig die Berufswahl und bestärkt sie in
dieser Berufswelt, in der noch immer ein Überschuss an männlichen Arbeitskräften
herrscht.
Auf gleicher Basis können auch in Entwicklungsländern neue Bildungschancen
ermöglicht werden. Fehlende Vorbilder machen es den jungen Menschen oft schwer,
sich auf neue Gebiete zu wagen und die Zukunft ihres Landes mitzugestalten. Dies
kann auch bei uns im Alltag beobachtet werden. Wird eine bestimmte
Verhaltensweise nicht vorgelebt, kann sie auch nicht von anderen Menschen
übernommen werden.
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www.cybermentor.de
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Genauso verhält es sich auch mit der zukunftsbestimmenden Jugend in Äthiopien.
Ihre Eltern leben die Traditionen vor und sie folgen diesen, da sie keine Alternativen
sehen.
Ein Mentoring-Programm kann jedoch diese Alternativen durch Vorbilder in Form von
Ansprechpartnern bieten. Diese können sie in ihrer Bildung unterstützen und ihnen
neue Wege zeigen, aber auch bei Problemen zur Seite stehen. Vorrangig, was
Fragen der Bildung oder Ausbildung anbelangt, aber auch bei Problemen im Alltag.
Ein weiterer wichtiger Vorteil eines solchen Projektes sind die neuen Kontakte, die
geknüpft werden. Nicht nur neue Kontakte zu einer bestimmten Bezugsperson,
sondern auch Kontakte die den Einstieg in neue Berufswege erleichtern können.
Diese Programme können weiter auch Plattformen enthalten, auf denen die Nutzer
Zugriff auf Foren, Chats und Kontakte haben. Auf diese Weise wird die
Kommunikation unter den Jugendlichen und den MentorInnen gefördert. Durch
Diskussionen lernen sie früh, miteinander zu kommunizieren und richtig zu
diskutieren und zu argumentieren, was für ihr weiteres Leben wichtig sein kann.
Diese Diskussionen bieten auch wichtige Denkanstöße für Jugendliche und fördern
so neue Ideen, auch was die Vorstellung von Wirtschaft und Gesellschaft anbelangt.
Schon an diesem Punkt kann ein Wandel im Denken der Menschen erreicht werden.
Wichtig wäre hier, dass die Mentoren bzw. Mentorinnen nicht aus Industrieländern
stammen und die Jugendlichen mit vielen großen Ideen überhäufen und somit
überfordern, sondern dass die Bezugspersonen aus dem gleichen Umfeld stammen
wie die Jugendlichen, so dass diese sich mit ihnen identifizieren können und sehen,
dass auch sie die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg haben.
In unserem Beispiel wird ein virtuelles Klassenzimmer eingerichtet. Der Unterricht in
den Schulräumen in Dorf 5 wird per Live-Cam in ein Netzwerk eingespeist und an die
Dörfer übertragen. Wie die Übertragung aussieht, wird im Abschnitt „Umsetzung von
neuen Techniken“ erläutert.
An Stelle von Mentoren treten in den Dörfern außerdem s.g. Tutorenprogramme, mit
deren Hilfe Hausaufgaben erledigt und vom Programm kontrolliert werden. Über das
Netzwerk können die Daten vom Lehrer abgerufen werden. So wird kontrolliert, ob
Hausaufgaben erledigt werden und mit welcher Qualität dies geschieht.
Doch nicht nur Jugendlichen sollte die Möglichkeit gegeben werden, sich
untereinander auszutauschen. Die Idee eines Mentors bzw eines Ansprechpartners
kann auch für Erwachsene weitergeführt werden. Bei Fragen zu Finanziellem,
Beruflichem, Handwerklichem und Alltäglichem kann auch Erwachsenen ein Mentor
zur Seite stehen. Vor allem wenn es darum geht, Erwirtschaftetes richtig anzulegen,
ein Finanzwesen aufzubauen und richtig zu investieren. Investitionen können nur
dann getätigt werden, wenn ein Vermögen aufgebaut wurde. Durch richtiges,
sinnvolles und nachhaltiges Wirtschaften, bei dem der Mentor zur Seite stehen kann,
kann ein kleines Vermögen entstehen, das es dann zu verwalten und zum
gegebenen Zeitpunkt zu investieren gilt. Diese Investitionen können sowohl in den
landwirtschaftlichen Betrieb als auch in die Bildung der Kinder oder einfach im
Erwerb der grundlegenden Güter, auch kleine Luxusgüter, getätigt werden. Dies trägt
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dann im Endeffekt zum Ausbau eines stabilen landwirtschaftlichen Sektors bei und
verbessert die Situation der Haushalte und Familien wie auch die des Staates. Unter
Umständen kann der Export landwirtschaftlicher Güter steigen und dem Staat weitere
Einnahmen ermöglichen. Doch auch dem Problem der Dürre kann durch die
Vermittlung von Wissen aus Landwirtschaft und Natur vorgebeugt werden. Viele
Menschen wissen nicht, dass Dürren keineswegs die Strafe der Götter ist, sondern
schlechtem Boden und Erosion vorgebeugt werden kann. Dieses Wissen kann über
den Mentor und/oder die Plattform weitergegeben werden.
Bei all den Problemen, die es zu lösen gilt, sollte das angestrebte Hauptziel
allerdings nicht aus den Augen verloren werden, und zwar das Wachstum aller
Wirtschaftsbereiche.
Nicht nur in der Landwirtschaft sind sogenannte Mentoring-Programme einsetzbar,
sondern auch in jedem beliebigen Sektor. Die Vernetzung der Menschen innerhalb
eines Sektors kann zu wichtigen Denkanstößen führen, die die Nachhaltigkeit,
Produktivität und Eigenständigkeit fördert. Doch auch, wenn Sektoren untereinander
vernetzt werden, eröffnen sich neue Chancen und Handelsmöglichkeiten. Es wäre
weiter vorstellbar, online Plattformen zu gründen, auf denen Händler ihre Ware
anbieten können. So erhalten die beteiligten Betriebe einen Überblick über Angebote
ihrer „Lieferanten“ und können noch sinnvoller investieren.
Da in Äthiopien eine hohe Analphabeten-Quote vorliegt, kann ein solches MentoringProgramm auch auf Basis eines Video- oder Audio-Chats durchgeführt werden. Je
nach Einrichtung bzw Ausrüstung der Computer oder auch auf Wunsch der zu
betreuenden Person. Mittels Videochats kann man sich leichter ein Bild seines
Gegenübers machen und seine Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit besser
einschätzen. Möchte der Teilnehmer jedoch anonym bleiben und sich und seine
Umgebung verbergen oder schützen, so kann er auch telefonisch bzw. per AudioChat Hilfestellung erhalten.
Lernprogramme als Grundstein der Entwicklung
In Äthiopien ist eines der Hauptprobleme der akute Lehrermangel. Dies hat zur
Folge, dass nicht jedem Kind die Möglichkeit zur Bildung eröffnet werden kann und
somit die Analphabeten-Quote, die bei den über Vierzehnjährigen heute bei knapp
58% liegt4, nicht vermindert werden kann. Um diesem Phänomen zu entfliehen, kann
e-learning eingesetzt werden. Es ersetzt die Lehrkräfte, die in diesem Land fehlen,
und lehrt den Kindern und Jugendlichen das Lesen und Schreiben, das für ihr Leben
von wichtiger Bedeutung ist. Schon allein zur Teilnahme an einem MentoringProgramm ist diese Fähigkeit von Bedeutung. Doch auch um Bilanzen aufzustellen
sind gewisse Grundkenntnisse nötig. Auf Basis dieser können nachhaltige
Wirtschaftspläne erstellt werden, die den Ertrag steigern können. Vor allem aber,
wenn Jugendliche in neue Bildungsrichtungen gehen und neue Wege einschlagen
wollen, müssen Grundvoraussetzungen gegeben sein. Lesen, Schreiben und
Rechnen sind Grundvoraussetzungen für ein Studium, das heute nur etwa 63.000
Menschen4 in Anspruch nehmen. Ein absolviertes Studium ist außerdem ein
Grundstein zu Entstehung neuer Eliten in Gesellschaft und Politik und somit auch der
Entwicklung.
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http://www.6-afrika.s-cool.org/?action=ctr
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Um dies zu ermöglichen, können einfache Lernprogramme entwickelt werden, mit
deren Hilfe Kinder schon früh, also im lernfähigsten Alter, diese wichtigen
Grundkenntnisse erwerben können. Wichtig hierbei ist einerseits, dass die Kurse
spielerisch aufgebaut sind, so dass die Kinder nicht nach den ersten Schritten die
Lust verlieren, sondern immer neugierig auf Neues und wissbegierig sind.
Andererseits muss in diesem Fall auch an die Vernunft der Eltern appelliert werden,
die ein Auge darauf werfen sollten, dass sich die Kinder mit den Programmen
beschäftigen, da die Autoritätsfunktion des Lehrers verloren geht. Des Weiteren
sollte beim Aufbau und der Gestaltung der Programme darauf geachtet werden, dass
sich die Kinder damit identifizieren können. Typische Figuren aus der
industrialisierten Welt wie Harry Potter oder Spongebob Schwammkopf wären da fehl
am Platz. Auch an dieser Stelle lässt sich Traditionelles mit Neuem verbinden.
Zwischen den einzelnen Lernsektionen können auch traditionelle Werte vermittelt
werden, auf denen die neuen aufbauen. Um Neues zu lernen können typische
Alltagssituationen verwendet werden, die die Kinder Tag für Tag selbst erleben. Je
älter sie werden, desto anspruchsvoller bzw. hinter- und tiefgründiger können diese
Situationen gestaltet werden.
Alltagsprobleme durch e-Learning lösen - Gesundheit
Eines der Hauptprobleme Äthiopiens liegt immer
mehr auch in ungewollten Schwangerschaften und
AIDS-Erkrankungen. Nach einer offiziellen Statistik
aus dem Jahr 2006 waren 2,1% der Bevölkerung
infiziert5, der Großteil der Erkrankung liegt bei
Frauen.
Der Grund hierfür ist unter anderem, dass
Sexualität in Äthiopien noch immer ein Tabu-Thema
ist, über das in den Familien und in der
Öffentlichkeit nicht gesprochen wird. Auch dieses
Aufklärung in Äthiopien;
http://liportal.inwent.org/uploads/pics/aids.jpg
Problem soll durch e-Learning eingedämmt oder
zumindest verringert werden. Hier gibt es
verschiede Möglichkeiten. Zum einen können – im besten Fall kostenlose –
Aufklärungsprogramme entwickelt werden, mit deren Hilfe die Jugendlichen an das
Thema Sexualität, Verhütung und AIDS-Prävention herangeführt werden. Zum
anderen kann dieser Punkt auch ein Thema in den Mentoring-Programmen sein. Im
Forum können Jugendliche untereinander über das Thema diskutieren. Hier gibt es
die Möglichkeit, den Erwachsenen den Zutritt zu bestimmten Foren zu verweigern
und nur den jugendlichen Teilnehmern zu gewähren. So sind diese unter sich und
die Hemmschwelle ist wesentlich kleiner. Aufgeklärte Jugendliche können ihr Wissen
an die anderen weitergeben und somit dafür sorgen, dass ungewollte
Schwangerschaften und vor allem die Infektionsrate von HIV zurückgehen.
Ein weiteres Problem ist der Mangel an medizinischer Versorgung. Auf 100.000
Einwohner kamen 2007 gerade mal 3 Ärzte5. Dies hat zur Folge, dass die Menschen
5
http://www.oefse.at/publikationen/laender/aethiopien.htm
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im Krankheitsfall oft falsch oder gar nicht behandelt werden und somit die Sterberate
extrem steigt.
Durch Online-Kurse mit Video-Einbindung und einfachen Erklärungen kann diese
Situation bereits verbessert werden. Die Menschen lernen, Wunden richtig zu
reinigen und zu behandeln sowie die Grundkenntnisse der Medizin. Erweitert können
auch Kurse angeboten werden, bei denen sich die Leute treffen und gemeinsam
Grundlagen der Erste Hilfe und der Pflege lernen. Online-Plattformen bieten auch in
diesem Fall Diskussionsmöglichkeiten und Hilfe bei Fragen und Problemen.
Ausgebildete Foren-Moderatoren können fachlich korrekte Hilfestellungen geben und
stehen den Menschen bei Fragen kompetent zur Seite. Wichtig hierbei ist, dass die
Mittel und Gegenstände den Menschen vor Ort zur Verfügung stehen und im Notfall
genutzt werden können. Oft genügen aber auch Alltagsgegenstände, um Not zu
lindern. In diesem Fall kann wieder Traditionelles und Neues verbunden werden,
denn oft kennen die Menschen schon verschiedene Mittel aus der Natur, die aus
Erfahrung Leiden lindern. Man muss nur wissen, was wie genutzt werden kann. Die
Beratung hat dann einen „man muss sich nur zu helfen wissen“-Charakter.
In die gleiche Richtung geht auch die hohe Müttersterblichkeitsrate. Zum einen
tragen Unterernährung und mangelnde Hygiene dazu bei, dass viele Mütter die
Geburt ihres Kindes nicht überleben. Im Jahr 2000 lag die Müttersterblichkeit bei 720
pro 100.000 Lebendgeburten5. Die Kindersterblichkeit sank jedoch von 109 toten
Babys pro 1.000 Geburten im Jahr 2000 auf 77 pro 1.000 Geburten in den Jahren
2004 und 20055. Man kann also sehen, dass der Hauptgrund der Müttersterblichkeit
nicht unbedingt die Unterernährung ist, sondern falsche Behandlung und
Komplikationen während der Geburt. Ein besonders großes Problem stellen so
genannte Geburtsfisteln6 dar, die dann entstehen, wenn der Kopf des Kindes zu
lange gegen das Becken der Mutter drückt. Dies passiert vor allem, wenn Wehen zu
lange andauern und Mutter und Kind nicht medizinisch versorgt werden. Hier tritt
dann wieder das Problem des Ärztemangels in Erscheinung. Nicht jede Mutter kann
medizinisch betreut werden. Um diesen Menschen dennoch die Chance einer
unproblematischen Geburt zu ermöglichen, können ebenfalls Video-Kurse angeboten
werden in denen die Mutter und Angehörige lernen, im Komplikationsfall richtig zu
handeln. Schon einfache Hilfestellungen können über Leben und Tod von Mutter und
Kind entscheiden.
Durch das Angebot von Online-Kursen können auch Hebammen ausgebildet
werden. In diesem Fall muss der Kurs jedoch von Instituten überprüft und anerkannt
werden und die Teilnehmer sollten einem Test unterzogen werden, anhand dessen
überprüft wird, ob die Inhalte des Kurses verstanden wurden und angewandt werden
können.
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http://www.oefse.at/publikationen/laender/aethiopien.htm
http://www.deutsches-parlamentarischesforum.de/71.html?&cHash=502d091a12&tx_ttnews[backPid]=61&tx_ttnews[pS]=1164064219&tx_ttnews[point
er]=1&tx_ttnews[tt_news]=71
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Zusammengefasst kann Äthiopien also in folgenden Bereichen geholfen
werden:
1. Möglichst vielen Kindern kann eine Grundausbildung ermöglicht werden.
2. Es werden neue Eliten in Politik und Gesellschaft geschaffen, die die
Zukunft des Landes bestimmen.
3. Durch Mentoring-Programme werden Familien und Betrieben geholfen,
nachhaltig und ertragreich Landwirtschaft zu betreiben um Hungersnöten
vorzubeugen und einen regen Handel zu ermöglichen, von dem jeder
Teilnehmer profitiert.
4. Das Gesundheitswesen wird verbessert durch Kurse in den Bereichen
Schwangerschaft, Verhütung, HIV/AIDS und Erster Hilfe.
5. Schulungen in den verschiedensten Bereichen können durchgeführt werden.
Nicht nur medizinische Kurse können angeboten werden, sondern auch Kurse
zum Finanzwesen und jedem weiteren Bereich des Lebens.
Umsetzung von neuen Techniken
Eine Frage, die sich bei all den Ausführungen und schönen Zukunftsvisionen stellt
ist, ob diese Ideen überhaupt umgesetzt werden können. Neue Ideen klingen
phantastisch und vielversprechend, haben aber keine Wirkung wenn sie nicht
umgesetzt werden können.
Auf den zweiten Blick eröffnen sich verschiedene Probleme.
Wenn ein Land unter extremer Armut leidet und kaum für sich selbst sorgen kann,
wie sollen dann die Mittel aufgebracht werden, die den Aufbau eines ganzen eLearning-Netzwerkes ermöglicht?
Zu den Hauptproblemen…
…zählen die Stromversorgung, der Aufbau eines Internetnetzes, die Bereitstellung
von Computern bzw Laptops und die Bereitschaft der Bevölkerung, solch neuartige
Möglichkeiten zu nutzen.
Bereitstellung von Laptops
So ausweglos die Situation auch scheint, es darf
nicht vergessen werden, dass bereits Projekte
am Laufen sind, die diese Situationen zu
verbessern versuchen.
Eines dieser Projekte ist „One Laptop per child“7.
Dieses Projekt bietet die Möglichkeit, einen
eigens dafür entwickelten Laptop zu spenden,
der einem Kind in einem Entwicklungsland zur
Verfügung gestellt wird. Auf diesem Wege sollen
7
http://laptop.org/en/index.shtml
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XO - Der Laptop von “One Laptop per Child“;
http://www.schwimmerlegal.com/olpc%20xo%20lap
top.jpg
Kindern spielerisch Werte und Möglichkeiten, mit höherem Alter aber auch
Kenntnisse in Word, Excel und PowerPoint, vermittelt werden. Der Laptop wurde
speziell für extreme Verhältnisse entwickelt. Er übersteht sowohl große Hitze als
auch Nässe, ist robust und energieeffizient.
Um einen möglichst großen Nutzen aus dem Projekt ziehen zu können, wurden 5
Prinzipien festgelegt, die es einzuhalten gilt:
1. Die Kinder sollten die Laptops behalten dürfen. Das bedeutet, sie können sie
nicht nur in der Schule nutzen sondern auch zu Hause weiter lernen und auch
spielen oder miteinander in Verbindung treten.
2. Der Schwerpunkt des Projektes liegt auf den Bedürfnissen der Kinder im Alter
von sechs bis zwölf. Auf diese Weise lernen sie die Grundlagen ohne
Vorurteile oder vorgeformte und geprägte Verhaltensweisen und sind offen für
Neues. Dies ermöglicht außerdem den Start in eine bessere Zukunft.
3. Kein Kind sollte ausgeschlossen werden. Es werden so lange Spenden
gesammelt, bis einer ganzen Klasse oder Schule Laptops zur Verfügung
gestellt werden können. Somit herrscht Chancengleichheit und Gerechtigkeit.
Neid kann auf diese Weise vorgebeugt werden.
4. Des Weiteren muss eine Verbindung zum Internet bestehen, so dass die
Kinder untereinander kommunizieren können und sich Informationen aus dem
Internet holen können, um Neues zu lernen. Es können aber auch neue
Programme heruntergeladen werden, so dass der Computer dem Alter des
Kindes angepasst ist.
5. Diese Programme sollten jedoch kostenlos sein, so dass jedes Kind Zugriff
darauf hat und die finanzielle Situation der Familie keine Rolle spielt.8
Diese Prinzipien halte auch ich für sinnvoll. Vor allem Punkt eins spielt für den
Freiraum und die Entwicklung eine wichtige Rolle.
Punkt zwei sollte jedoch erweitert werden. Natürlich ist es sinnvoll, den Kindern so
früh wie möglich den Zugang zu einem geeigneten Medium zu ermöglichen, doch wie
im Kapitel zuvor aufgezeigt ist es nicht nur für Kinder von Vorteil, sondern auch für
die Erwachsenen. Der Schwerpunkt sollte also sowohl auf Kindern liegen, die ihren
Laptop so lange behalten sollten bis ein neuer notwendig ist, als auch auf
Erwachsenen.
Der dritte Punkt spielt jedoch wieder eine entscheidende Rolle. Sobald Kinder
ausgeschlossen werden, entstehen Neid und Missgunst. Diebstahl ist in diesem Fall
sicher keine Seltenheit. Also muss die Chancengleichheit gewahrt werden und
darauf geachtet werden, dass jedem Kind oder zumindest jeder Familie ein
geeignetes Medium zur Verfügung gestellt wird. Doch auch dieser Punkt muss in
unserem Fall erweitert werden. Wir gehen davon aus, dass nicht jedes Kind die
Möglichkeit hat, die Schule zu besuchen. Also ist es nicht sinnvoll, die Laptops nur in
Schulen bzw. Klassen zu verteilen. In unserem Fall sollte das Projekt dorfweise
durchgeführt werden, so dass jeder Familie mindestens ein Laptop zur Verfügung
steht.
Selbstverständlich handelt es sich bei solchen Projekten nicht um Soforthilfen, die
von heute auf morgen getätigt werden können. Sie sind überwiegend von Spenden
abhängig, das bedeutet, dass erst eine gewisse Menge an Geld gesammelt werden
muss, um einem ganzen Dorf Laptops zur Verfügung stellen zu können. Der Prozess
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http://laptop.org/en/vision/index.shtml Video bei Minute 1:15 (Anzeige bei 0:15)
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wird Schritt für Schritt vonstatten gehen und es wird einige Jahre dauern, bis das
ganze Land mit dem Nötigsten versorgt ist.
Durch Publikmachen solcher Projekte kann jedoch dieser Prozess beschleunigt
werden. Ein Laptop kostet 199$9, das sind umgerechnet gerade einmal 133€. Wenn
man bedenkt, wie schnell wir 133 Euro ausgeben für Dinge, die wir nicht unbedingt
brauchen oder die nach einem Monat uninteressant sind, dann kann man sich auch
vor Augen halten, wie viel sinnvoller dieses Geld in ein solches Hilfsprojekt investiert
wäre. Viele Menschen haben auch das Bedürfnis zu spenden, wissen aber nicht, ob
ihr Geld auch dort ankommt, wo es gebraucht wird. Oder sie wissen nicht, in welches
der vielen Projekte sie investieren sollen. An dieser Stelle gilt es auch, Aufklärung zu
betreiben und für sinnvolle Projekte zu werben. Denn nur mit fremder Hilfe können
die Mittel, die für nachhaltige und sinnvolle Entwicklungshilfe gebraucht werden, zur
Verfügung stellt werden.
In unserem Projektgebiet werden mindestens 30 Laptops benötigt. Diese
Laptops sind eine Anlehnung an den XO von One Laptop Per Child (OLPC),
das heißt genauso robust und witterungstauglich. Jedoch sollte das Aussehen
neutraler gestaltet werden, so dass sie nicht nur Kinder sondern auch
Erwachsene ansprechen. Wenn möglich, sollten sie nicht mehr kosten als der
OLPC Laptop, so dass man von einer Summe von 3.990 Euro allein für die
Bereitstellung der Laptops sprechen kann.
Stromversorgung
Ein weiteres Problem ist, wie oben angesprochen, die Stromversorgung. Ein
flächendeckendes Netz besteht in Äthiopien nicht, nur ein Prozent der Bevölkerung
hat überhaupt Zugang zu Elektrizität. Doch auch hier haben bereits einige Projekte
angeknüpft und sorgen durch die Errichtung von Solaranlagen für eine bessere
Situation. Die Projekte „Äthiopien: Solare Entwicklungshilfe trägt Früchte“ und
„Solarenergie: Licht bringt Entwicklung“ wurden von Desiree vorgestellt. Solche
Projekte bilden einen Anfang und sorgen dafür, dass die Bewohner kostengünstigen
Strom erhalten.
Subventionen auf diesem Gebiet können eine raschere Entwicklung weiter
vorantreiben. Man könnte zum Beispiel ein Projekt starten, bei dem Firmen staatliche
Hilfen erhalten, wenn sie jede hundertste produzierte Solaranlage an ein
Entwicklungsland wie zum Beispiel Äthiopien spenden. Dieses Projekt sollte
sinnvollerweise mit dem Parallelprojekt von „One Laptop per Child“ kooperieren, dass
der Strom in die Dörfer gebracht wird, an die auch die Laptops geliefert werden. Die
speziellen Laptops sind extrem energieeffizient, so dass eine Akkuladung länger hält
als bei herkömmlichen Modellen. Genaue Daten konnte ich leider nicht ausfindig
machen. Doch diese Tatsache bewirkt, dass der Strom nicht nur zur Betreibung von
Laptops, sondern auch als Lichtlieferant genutzt werden kann, was die Gesundheit
der Menschen fördert, wie man in Desirees Bericht lesen kann.
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http://laptop.org/en/participate/ways-to-give.shtml
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Um Strom für die Betreibung der Laptops in die Dörfer zu bringen, werden
Dockstationen installiert, auf denen sich Solarzellen befinden. Somit ist
eine solche Dockstation autark, d.h. sie versorgt sich selbst. So sieht sie
aus:
Solarzelle liefert Strom für
energieeffizziente Laptops
Laptops werden zum Aufladen in
die Dockstation gelegt
Die Dockstation wird günstigerweise auf dem Dorfplatz aufgetellt, so dass
sie von allen schnell erreichbar ist.
Die Dörfer eins bis vier benötigen jeweis nur eine Station, da sie nicht so
viele Einwohner haben. Dorf fünf benötig jedoch mehrere Station,
einerseits da mehr Familien ansässig sind, andererseits auch für das
Aufladen des Laptops an der Schule. Folglich werden für alle Dörfer sechs
bis acht Stationen benötigt. Geht man davon aus, dass eine Station aus
günstigem, aber dennoch robustem Material, einer Funkantenne
(s.“Ausbau eines Internetnetzes“) und einer Solarzelle besteht, so kommt
man auf einen Preis von circa 300 Euro.
Robustes Material
Funkantenne
Solarzelle
80 Euro
22 Euro
198 Euro
Gesamtkosten (für fünf Dörfer)
6*300 Euro = 1.800 Euro
Die Kosten der Materialien belaufen sich somit auf insgesamt (incl.
Laptops) 5.790 Euro. Dies sind jedoch nur die Kosten für die Anschaffung
der Ausrüstung für fünf Dörfer. Es muss auch berücksichtigt werden, dass
weitere Kosten durch den Transport, die Installation und Nutzung anfallen.
Des weiteren müssen auch Lernprogramme entwickelt und vertrieben und
das virtuelle Klassenzimmer eingerichtet werden, was wieder Kosten
verursacht. Jedoch haben somit fünf Dörfer Zugang zu Bildung und somit
bessere Chancen, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Dieser Luxus lässt
sich kaum mit Geld messen.
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Ausbau eines Internetnetzes
Ein weiteres Problem, das sich bei der Vision auftut, ist das Internet. Internet ist zwar
in Äthiopien verfügbar10, doch ich bezweifle, dass es alle Gebiete erreicht und wenn
es verfügbar ist, dann nur sehr schwach und überlastet, da die Internetnutzung an
bestimmten Stellen geballt auftritt, zum Beispiel in der Hauptstadt. Diese Überlastung
ist ein Problem, das vor allem auch dann auftritt,wenn jedes Dorf mit Laptops
ausgestattet ist. Das Problem tritt auch hier in Deutschland auf und kann nur durch
den Ausbau und die Verstärkung des Internetnetzes behoben werden. Doch hier ist
die Frage: Wessen Aufgabe ist das? Ist es die des deutschen Staates, indem er
Subventionen verteilt für Unternehmen, die sich an Entwicklungshilfe beteiligen? Ist
es die Aufgabe der Unternehmen, dies in Eigenverantwortung zu tun? Ist es die
Aufgabe des äthiopischen Staates, dem dazu allerdings die Mittel fehlen? Oder liegt
die Eigenverantwortung bei den Bürgern und Bürgerinnen der Industrieländer, die die
Not erkennen und Hilfsprojekte ins Leben rufen bzw. für solche Projekte spenden?
Diese Frage kann kaum beantwortet werden. Ich würde sagen, es ist von allem
etwas. Die allerwenigsten Unternehmen würden sich ohne Subventionen darum
kümmern. Äthiopien selbst fehlen die Mittel, ein flächendeckendes Internetnetz
aufzubauen. Ohne Internet, was Kommunikation und Information bedeutet, gibt es
keinen Fortschritt in Bildung und somit keine verbesserten Zukunftschancen der
Jugend. Also müssen auch die Bürger der Industrieländer daran denken, welchen
Luxus sie genießen. Fast jeder Haushalt besitzt heutzutage einen Internetanschluss,
und wer nicht über einen solchen verfügt, kann für wenig Geld ein Internetcafé
aufsuchen. Wenn geeignete Projekte ins Leben gerufen werden, der Staat Anstöße
zur Hilfe gibt und nötige Spenden getätigt werden, ist ein solches Projekt auch
realisierbar.
Natürlich ist es notwendig, ein solches Projekt zügiger abzuwickeln als das LaptopProjekt. Denn ohne Internet sind die Laptops nahezu unnütz und für e-Learning
kaum zu gebrauchen. Das Projekt sollte also auch parallel von statten gehen.
Wird ein effizienter Plan im Voraus von allen Beteiligten erstellt, können erheblich
Kosten und unnütze Umwege eingespart werden.
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http://liportal.inwent.org/aethiopien/alltag.html#c1354
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Wie zuvor schon erwähnt, soll eine Funkantenne in unserem Projektgebiet an die
Dockstationen integriert werden, um Internet zu übertragen. Jedoch würde dies
allein nicht ausreichen, um ein stabiles Internetnetz aufzubauen.
Daher wird folgendes Netzwerk aufgebaut:
Internet
Schule
Dockstation 1
Laptop A
Laptop B
...
Dockstation 2
Dockstation 3
...
...
...
Dadurch, dass das Internet über die Schule übertragen wird und die Signale dann
über die Dockstationen an die verschiedenen Laptops geht, wird einer Überlastung
vorgebeugt. Auf diese Art werden die Laptops sowohl untereinander als auch mit
der Schule verknüpft.
Doch selbst wenn der Schule kein Internet zur Verfügung steht, besteht die
Möglichkeit, in Netzwerk auf gleicher Basis aufzubauen, über das die Lerneinheiten
und Daten übertragen werden. Diese Art der Funktechnik besteht schon geraume
Zeit. Sie kann bis jetzt allerdings erst Strecken von ca. 25 Kilometern überbrücken
(Aussage RWTH Aachen). Bei der schnell voranschreitenden Technik ist allerdings
davon auszugehen, dass sich die Funkweite in den nächsten Jahren erheblich
steigern wird.
Misstrauen der Bevölkerung
Die Bevölkerung Äthiopiens ist stark mit den Traditionen des Landes verwurzelt.
Viele kennen die Möglichkeiten der drahtlosen Kommunikation nicht, haben vielleicht
noch nie ein Telefon benutzt geschweige denn einen Rechner bedient.
Daher ist es notwendig, die Menschen vorsichtig an PCs und e-Learning
heranzuführen, so dass sie nicht im Voraus überfordert werden und das Gefühl
haben, die Arbeit am PC schränkt ihre Zeit ein, die sie für wichtigere Tätigkeiten wie
der Aussaat benötigen und ihr Überleben sichern. Um diesem Phänomen
entgegenzuwirken ist es wichtig, dass lernbegierige Bürger Äthiopiens mit der
Ausstattung vertraut gemacht und ihnen Lernmethoden vermittelt werden, wie sie
ihre Erfahrungen an ihre Mitmenschen weitergeben können. Diese Menschen
können dann die neuartige Methode in ihrer Umgebung publik machen und ihre
Kenntnisse Schritt für Schritt weitergeben. Auf diese Weise fühlen sich die Menschen
weniger bedrängt und haben weniger das Gefühl, dass ihnen etwas Neuartiges
aufgezwängt wird. Wir sprechen hier nicht davon, jemanden zu seinem Glück zu
zwingen. Keinem soll etwas aufgezwängt werden, dem neuartige Techniken nicht
geheuer sind oder gar Angst einflößen. Dennoch sollte jedem Menschen die
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Möglichkeit gegeben werden, den Fortschritt für sich zu nutzen. Jeder sollte
zumindest seine Möglichkeiten kennen und sich dann entscheiden können, ob er
diese nutzen will oder nicht.
Es können auch Gruppen- bzw. Versammlungsräume eingerichtet werden ähnlich
Internet-Cafès, wo sich die Menschen treffen und austauschen können. Vor allem für
Jugendliche ist ein solcher Treffpunkt von zentraler Bedeutung. Sie haben einen Ort,
an dem sie zusammenkommen und diskutieren, aber auch lernen können.
Menschen, die sich zuvor gegen einen Laptop gesträubt haben, haben hier die
Möglichkeit, die Vorteile des Internets doch noch zu nutzen oder können testen, ob
sie mit der Technik zurechtkommen und sich im Nachhinein noch für ein Gerät
entscheiden. An solchen Orten besteht auch die Möglichkeit, Computerkurse
anzubieten oder Seminare zu verschiedenen Themen zu veranstalten. Die
Kombination von virtuellem Lernen und s.g. Präsenzveranstaltungen ist unter dem
Begriff Blended Learning11 zusammengefasst und ist ein wichtiger Bestandteil des eLearnings.
Erfolg durch Kontrolle
Wie zuvor schon angemerkt, ist aber bei jedem Projekt und jedem Programm, das
durchgeführt wird wichtig, dass es von namhaften Instituten bzw. dem Staat
anerkannt ist. Dies garantiert, dass die Projekte und Programme auf Äthiopien
zugeschnitten sind und keine Inhalte haben, die politisch oder gesellschaftlich
umstrittene Meinungen vertreten. Außerdem sorgt es für Transparenz und Vertrauen
unter den Nutzern. Es garantiert weiterhin, dass z.B. Kurse korrekte Inhalte
vermitteln, die praktisch angewandt werden können. Bestimmte Prüfungen und Tests
nach einem Kurs gelten als Garantie, dass die Inhalte verstanden wurden und
angewandt werden können.
Vor allem bei Programmen, die als Schulersatz oder –Ergänzung genutzt werden, ist
dies wichtig, da sie einen gewissen Standard erfüllen müssen, um in der Gesellschaft
und dem Berufsfeld oder der Universität anerkannt zu werden.
Das Fazit – Ja!
Wie nun in den vorausgegangenen Abschnitten aufgezeigt wurde, hat Äthiopien eine
sehr gute Chance, mithilfe von e-Learning eine höhere Entwicklungsstufe zu
erreichen und zu einer selbsttragenden Wirtschaft zu werden.
Dennoch ist klar, dass bis dahin noch Zeit verstreicht. Wenn sich jedoch Firmen
bereiterklären, sich an einem so gigantischen Projekt zu beteiligen, wenn alle
Voraussetzungen, die in Kapitel drei aufgezeigt wurden, erfüllt werden, und wenn
unter den Bürgern und Bürgerinnen der Industrieländer ein neues Bewusstsein
wächst und sie einen kleinen Teil ihres Vermögens diesem Projekt zur Verfügung
stellen, dann kann es ungefähr im Jahr 2020 eingeführt werden. Wenn die Bürger
Äthiopiens Interesse zeigen und sehen, welche neuen Möglichkeiten ihnen offen
stehen, kann sich das Projekt schnell etablieren und Fuß fassen. Erste Ergebnisse
können dann sicher schon in wenigen Jahren verzeichnet werden.
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http://www.e-teaching.org/glossar/blended-learning
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