Gottesdienst am 3. April mit Taufe Text: Joh 6,48

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Gottesdienst am 3. April mit Taufe Text: Joh 6,48
Gottesdienst am 3. April mit Taufe
Text: Joh 6,48-51
Thema: Brot vom Himmel
Pfr. Johannes Beyerhaus
Jesus sprach zu ihnen: 48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure Väter haben in der
Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Dies ist das Brot, das vom Himmel
kommt, damit, wer davon ißt, nicht sterbe. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom
Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses
Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.
Liebe Gemeinde,
"Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist... Wer von diesem Brot isst,
der wird leben in Ewigkeit" - sagt Jesus. Brot - seit Urzeiten Grundnahrungsmittel der
Menschen in unterschiedlichsten Variationen. Ob als Fladenbrot im Orient, oder als
Chapati, wie in Indien - oder in dieser Form, wie wir es bei uns kennen.
Wir wissen, dass bereits vor 30.000 Jahren Menschen nördlich der Alpen Getreide
mahlten. Und vor 10.000 Jahren begann der Mensch dann mit dem systematischen
Anbau von Getreide zur eigenen Ernährung. Und kürzlich las ich, dass eine römische
Großbäckerei schon vor 2000 Jahren in der Lage, 36.000 Kilogramm Brot an einem
einzigen Tag herzustellen. Nicht zuletzt natürlich, um den enormen Bedarf der Armee zu
decken. Brot ist ausgesprochen nahrhaft, gibt Kraft, ist gesund.
Und so steht Brot seit langer Zeit als Symbol für das, was der Mensch wirklich zum
Leben braucht. Wobei wir darüber hinaus natürlich noch nach anderen Dingen
Verlangen tragen. Aber besonders wirkungsvolle Slogans waren oft diejenigen, die
dieses "andere" in Beziehung setzten mit dem Grundbedürfnis "Brot".
Die Kaiser von Rom boten dem Volk "Brot und Spiele", um es in Zeiten politischer
Krisen ruhig zu halten.
"Brot und Rosen" - dagegen lautete der Titel eines Liedes von 1912, das zum Leitspruch
der amerikanischen Frauenbewegung wurde.
Und in den nachfolgenden 20er-Jahren wurde während der schweren Depression der
Slogan "Brot und Arbeit" ausgerufen.
Und bis heute braucht es zum Brot noch das Salz, um zum Bezug einer neuen
Wohnung das richtige Gastgeschenk zur Begrüßung zu machen oder auch ein
Brautpaar etwas Tiefsinniges zu schenken. Diesen Brotteller hier mit der Aufschrift: „Our
daily bread give us today“ – 13. August 1988 haben meine Frau und ich von meiner in
England lebenden Schwester bekommen. Und Salz galt früher als Sinnbild für
Wohlstand. Das wissen wir Haller ja besonders gut - die Eröffnung unserer neuen
Shopping Meile und Prestigeobjekt „Kocherquartier“ hat ja auch sehr viel mit dem
Selbstverständnis einer Stadt zu tun, die durchs Salz reich geworden ist.
Und dann gibt es Brot noch in der berühmten Kombination mit Wasser, wenn wir an die
Lebenswelt derjenigen denken, die früher im Kocherquartier gelebt haben - allerdings
sehr unfreiwillig und hinter Gittern. Die Knastbrüder und -schwestern. Für sie gab es
früher nur das Allernötigste, das sie zum Überleben brauchten. Brot und Wasser.
Mit Brot und Wasser haben wir es auch heute Morgen zu tun - aber nun nicht als
Inbegriff der Kargheit, nicht Ausdruck der Not, sondern als Symbole des Lebens.
Symbole dessen, was wirklich nottut und not-wendig ist.
Wasser, wie es vorher bei der Taufe geflossen ist und Brot als himmlisches Geschenk
Gottes, Brot des Lebens. Brot von dem kein Geringerer als Jesus selber sagt: Ich bin
das Brot. Das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Und das macht es für
uns Christen zu so etwas Besonderem - und bei jeder Abendmahlsfeier wird uns das
neu vor Augen gestellt, wenn uns zugesprochen wird ." Iss vom Brot des Lebens"
Brot und Wasser stehen für unsere Grundbedürfnisse. Für das, was wir unbedingt zum
Leben brauchen. Für unseren Lebenshunger für unseren Lebensdurst.
Was den Durst anbelangt, so erfahren wir aus dem Brockhaus, dass "Durst nicht
adaptiert" - d.h. Durst passt sich nicht den Lebensbedingungen an.
An vieles kann sich der Mensch durchaus gewöhnen:
An Lärm und Schmutz, an Armut und Gefangenschaft, an Hitze und Kälte - aber wenn
wir für unseren Durst nicht bekommen, was wir brauchen, reicht bei extremen
Bedingungen wie etwa in der Wüste ein einziger Tag ohne Wasser, um zu sterben.
Das Alte Testament, im wasserarmen Orient entstanden, beschreibt deshalb den
Menschen von seinem Wesen her als durstiges Wesen. Es entspricht seiner Natur - so
sagt das AT - eine "lechzende Kehle" zu sein. Die Frage ist nur: Womit befüllen wir
unsere durstige Kehle und unsere durstige Seele? Womit stillen wir unseren
Lebensdurst?
Im NT wird uns eine Geschichte von Jesus erzählt, wo er eine Frau aus Samarien an
einem Brunnen trifft. Diese Frau hatte zeitlebens versucht, ihren Lebensdurst mit
Männern zu stillen. Es hatte aber nicht funktioniert. Eine Beziehung nach der anderen.
Ein Schiffbruch nach dem anderen. Zu ihr sagt Jesus "Wenn du wüsstest, was Gott dem
Menschen schenken will, dann hättest du mich gebeten, dir Wasser zu geben lebendiges Wasser" (nach Jn 4,10).
Den Durst nach Liebe kann nur Gott wirklich stillen. Und genau das wird uns in der
Taufe zugesprochen: "Du bist gewollt - kein Kind des Zufalls". Nein, Gott bietet dir eine
Liebesbeziehung an, die für immer halten wird.
Er bietet dir an, deine Seele mit dem zu füllen, was du wirklich brauchst - mit deinen
Bedürfnissen, mit deinen Ängsten, mit deinen Schwächen und mit deiner Schuld. Und
im Gegenzug wünscht er sich Verbindlichkeit: Im Glauben an ihn und in der
Gemeinschaft mit der Familie Gottes in die wir hineingetauft werden.
Wasser: Zugleich das Symbol für Reinigung, Erfrischung, für Wachstum und Leben
überhaupt. Das alles bietet Gott uns in der Taufe an und dann kommt es nur noch
darauf an, dass in unser Leben ein klares "Ja" hineinkommt zu diesem Angebot.
"Ich gebe Wasser, das ... zu einer Quelle wird, die bis ins ewige Leben weitersprudelt"
(Jn 4,13
Und nun möchte ich wieder zurückkommen auf das Brot. Denn Deutschland gilt als das
Land, in dem heute weltweit die meisten Brotsorten gebacken werden. Über 600
verschiedene Brotsorten gibt es im deutschsprachigen Raum!
In Frankreich gibt es im Wesentlichen nur eine. Das Baguette. Aber gerade auch dieses
Brot spielt in Frankreich eine zentrale Rolle und wenn wir uns klarmachen, dass sich
beispielsweise das französische Wort copain (Freund, Kumpel, Kamerad) sprachlich
vom Akt des Brot-Teilens und gemeinsamen Essens her ableitet, sehen wir, dass Brot
wahrlich nicht nur dafür gut ist, um sich den Magen vollzuschlagen.
Und bei uns war es früher in vielen Gegenden Sitte, vor dem Anschneiden des Brots ein
dreifaches Kreuz auf die Unterseite des Brotes zu zeichnen - als Dank an den
dreieinigen Gott und zur Segnung des Brots.
So wichtig ist Brot für uns, dass Jesus Im Vaterunser die Bitte um das tägliche Brot
sogar noch vor die Vergebung von Schuld stellt. Ein hungriger Magen ist eben nicht
empfänglich für die tieferen Weisheiten des Glaubens. Nicht zuletzt ist ja auch die
Diakonie für uns ein so wichtiger Auftrag.
Martin Luther hat mal ausgeführt, was alles dazu zu rechnen ist, nämlich "alles, was zu
Leibes Nahrung und Notdurft gehört, als Essen und Trinken , Kleider, Schuh, Haus, Hof,
Acker, Vieh, Geld, Gut, fromm Gemahl, fromme Kinder, ... gut Wetter, Friede,
Gesundheit ... gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen...!" Um das alles
dürfen wir bitten, und das alles will Gott uns schenken.
Und jetzt sagt Jesus: "Ich bin das Brot". Das lebendige Brot, das vom Himmel
herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ist, wird ewig leben (V51). Der Glaube an
Jesus Christus ist also kein Luxusartikel für besonders fromm Veranlagte, sondern die
Basis von dem, was unser Leben ausmacht.
Jesus will sagen: Bei mir bekommt ihr, was ihr braucht. Was eurem Leben Sinn gibt.
Bis hinein zum letzten Atemzug. Versöhnung und Heimat. Keine Angst mehr. Die Liebe
des Einen, die den Himmel hoch macht und unseren Horizont auf die Ewigkeit hin
weitet. Eine Liebe, die Trost gibt, wenn wir leiden. Die unsere Ängste und Bedürfnisse
kennt, unsere Hoffnungen und unsere Verzweiflung. Wir haben einen Gott, der auch in
der Wüste Manna geben kann - Brot geben kann.
Jesus: Lebendig machendes Brot. Und zwar ist das im Johannesevangelium radikal
exklusiv gemeint: nur er, und sonst nichts und niemand kann sonst lebendig machen.
Selbst die Bibel, selbst die Taufe, selbst das Abendmahl - das alles zunächst nur
Hinweise und Zeichen seiner Nähe. Erst in der Verbindung mit Jesus, erst im Glauben
an ihn und im Ergreifen seiner Hand fließt uns dieses Leben dann auch wirklich zu.
Aber genauso gilt auch: So gewiss, wie Kinder das Wasser auf dem Kopf spüren, so
gewiss wie wir das Brot und den Wein im Mund spüren und schmecken, so gewiss
dürfen wir sein, dass Jesus selbst sich uns schenkt, wenn wir ihn im Glauben auch
willkommen heißen.
Essen des Lebensbrotes ist im Johannesevangelium nur ein anderes Bild für Glauben
(6,35. 40.47). Ein Glaube, den wir uns aber nicht aus den Rippen schnitzen oder durch
irgendwelche seelischen Kraftanstrengungen zuwege bringen. Nein: Unser Glaube
kommt allein zustande durch das Wirken (6,29) und Ziehen (6,44) Gottes. Nicht ihr habt
mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. Und dort, wo wir uns ziehen und erwählen
lassen und "Ja" sagen - da geschieht die neue Geburt von oben, aus Gott (1,13), Geburt
aus dem Geist (3,5-8).
Nun werden wir in der Passionszeit daran erinnert, dass das Geschenk des Glaubens
nicht wie eine sanfte Wolke vom Himmel herabgeschwebt kommt, sondern nur durch
Leiden und Tod zustande kam. "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt
bleibt es allein, wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht."
Brot kann nur gebacken werden, wenn es in große Hitze oder gar Feuer
hineingeschoben wird. Schon Johannes der Täufer hatte seinerzeit ja angekündigt, dass
der Messias mit Geist und Feuer taufen würde. Und Er selber ist durch das Feuer des
Leidens und der Schmerzen hindurchgegangen. Nur so und durch die Auferstehung
konnte er für uns zum Brot des Lebens werden.
Und wenn wir Jesus nachfolgen, müssen wir damit rechnen, dass auch unser Glaube
gerade in heißen Zeiten richtig durchgebacken wird. Am Büchertisch können Sie das
Buch "Feuertaufe" bekommen oder bestellen, das von Menschen erzählt, die eben nicht
nur mit Wasser getauft wurden.
Der Apostel Petrus schreibt: "Dann werdet ihr frohlocken, nachdem ihr jetzt, wenn es
sein muss, unter mancherlei Versuchungen eine kleine Zeit betrübt worden seid, damit
die Bewährung eures Glaubens köstlicher erfunden werde als Gold ... durch Feuer
bewährt wird. (1 Petr 1,7). Und Paulus schreibt: Wie eines jeden Werk beschaffen ist,
wird das Feuer erproben. (1 Kor 3,13).
Ja, mit Jesus zu leben, heißt nicht etwa, dass uns heiße Zeiten erspart bleiben. Ganz im
Gegenteil, sie sind sogar notwendig für unseren Glauben. Aber: Aber er gibt, was wir
brauchen, um wieder aufstehen können, wenn wir am Boden liegen. Gottes Liebe will
uns vor dem Ausbrennen bewahren.
Denken wir an den Propheten Elia. Nach langen Kämpfen und heißen
Auseinandersetzungen und viel Feuer saß er verzweifelt und in tiefster Depression unter
einen Wacholderbusch mitten in der Wüste. Todesgedanken machten sich in seiner
Seele breit.
Und was passierte? Ein Engel Gottes rührte ihn an und sagte: "Steh auf und iß. Denn du
hast einen weiten Weg vor dir."
Es war einfaches Brot, das er essen sollte.
Es war einfach nur schlichtes Wasser, das er trinken sollte.
Aber beides gab ihm Kraft für einen Fußmarsch von 40 Tagen und 40 Nächten - bis er
schließlich am Berg Gottes ankam. Obwohl er den Weg alleine gehen musste.
Das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist, gibt uns erst recht die Kraft, den
Weg, der noch vor uns liegt, zu schaffen - den Weg, an dessen Ende Gott auf uns nun
wirklich sichtbar und fühlbar und ohne allen Zweifel und Täuschung erfahrbar auf uns
wartet.
Und anders als Elia sind wir nicht allein.
Wir haben Schwestern und Brüder, mit denen wir gemeinsam unterwegs sind. Die
Gemeinde, sie ist der sichtbare Leib Christi und die sichtbare und fühlbare
Gemeinschaft, die wir brauchen.
Denn Taufe bedeutet: Dir ist eine solche Gemeinschaft geschenkt und du brauchst sie
auch, um das Lebensziel zu erreichen - nämlich die Ewigkeit. Den himmlischen Berg
Zion. Mach Gebrauch von ihr. Täglich aus der Taufe leben. Täglich das Brot essen, das
Gott uns zur Stärkung gibt.
Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird
nimmermehr dürsten."
Amen

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