NatureWorks setzt auf europäischen Markt - neue

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NatureWorks setzt auf europäischen Markt - neue
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neue verpackung> 12.2005
aktuell> Unternehmen
Verpackungsverordnung
begünstigt bioabbaubare
Verpackungen
Kathleen M. Bader, Präsidentin und CEO von NatureWorks LLC: „Mit PLA können wir jetzt ein
Polymer anbieten, das im Vergleich zu PET absolut wettbewerbsfähig ist“.
Bioabbaubare Kunststoffe
NatureWorks setzt auf
europäischen Markt
Im europäischen Ausland sind kompostierbare Verpackungen auf Basis
nachwachsender Rohstoffe schon
häufiger in den Supermarktregalen
zu finden. In Deutschland war das
Interesse an den Alternativkunststoffen jedoch bisher verhalten. Die
ab Mai 2005 geltende Begünstigung von Biokunststoffen in der
Verpackungsverordnung dürfte jedoch für zusätzlichen Schub sorgen.
Darauf jedenfalls setzt NatureWorks, Anbieter von maisbasierten
PLA-Rohstoffen.
Im Rahmen der dritten Novelle zur Verpackungsverordnung ist seit dem 28. Mai
2005 eine Privilegierung für zertifizierte
kompostierbare Verpackungen in Deutschland in Kraft. Sie besagt, dass für solche
Verpackungen die Anforderungen von Paragraph 6 bis Ende 2012 nicht gelten. Das
bedeutet: Für zertifizierte kompostierbare
Verpackungen entfallen bis 2012 die Pflichten, die für herkömmliche (also nicht biologisch abbaubare) Kunststoffverpackungen
gelten. Eine bundesweit flächendeckende
Einsammlung und die Erfüllung bestimmter Verwertungsquoten sind also nicht erforderlich. Auch entfällt die Gebühr für den
Grünen Punkt, was die bioabbaubaren
Kunststoffe um rund ein Euro pro Kilogramm günstiger macht. Hersteller und
Vertreiber haben jedoch sicherzustellen,
„dass ein möglichst hoher Anteil der Verpackungen einer Verwertung zugeführt
wird“. Die Verpackungen mit dem Kompostsiegel können dann vom Verbraucher
in die Biotonne, in den Gelben Sack oder
auch in den Restmüll geworden werden.
> Aufgrund der hohen Ölpreise haben
sich Standardkunststoffe bekanntlich erheblich verteuert. Das wiederum sorgt
dafür, dass Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie das von NatureWorks produzierte PLA wettbewerbsfähig werden. Der zu hohe Preis von bioabbaubaren Kunststoffen war lange Zeit
Haupthindernis für eine breite kommerzielle Nutzung dieser Werkstoffe. Kathleen M. Bader, Präsidentin und CEO von
NatureWorks LLC, stellt denn auch fest:
„Mit PLA können wir jetzt ein Polymer
anbieten, das im Vergleich zu PET absolut wettbewerbsfähig ist“.
Gerade in Europa stellt das Unternehmen ein hohes Wachstum fest. Obgleich NatureWorks keine Umsatzzahlen
veröffentlicht, gab Bader an, dass sich
der Umsatz im ersten Halbjahr 2005 gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr nahezu verdoppelt habe.
Im vergangen Jahr konnte das Unternehmen erfolgreiche Markteinführungen mit führenden Handelsorganisationen und Markenartiklern verzeichnen,
darunter die französische Kette Auchan,
die englische Wassermarke Belu und die
belgische Einzelhandelsgruppe Delhaize. Der Einsatz der Verpackungen aus
dem alternativen Rohstoff hat in erster
Linie Marketinggründe. Katrien Verbeke,
Pressesprechern der belgischen Delhaize-Kette: „In unseren Geschäften weisen
wir ausdrücklich über Sticker auf die angebotenen bioabbaubare Verpackungen
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aktuell> Unternehmen
aus nachwachsenden Rohstoffen hin. Der Einsatz von
bioabbaubaren Verpackungen unterstützt uns in unseren Bemühungen, ein positives Unternehmensimage zu
schaffen und uns deutlich
vom Wettbewerb abzusetzen.“
Nur in Deutschland
gibt es bisher noch keine Anwendungen. Matthias Rolle, als Business
Development Manager
Nature-Works, für den
deutschen Markt verantwortlich, ist jedoch
optimistisch: „Aufgrund
der neuen gesetzlichen
Situation ergeben sich in Deutschland
vielversprechende Ansätze und es deuten sich konkrete Projekte mit relativ bedeutenden Absatzmengen an.“ Bader
weist weiter darauf hin, dass das Unternehmen mit PLA einen Rohstoff anbieten kann, der unabhängig von der Erdölversorgung ist. Durch die Stabilität des
Preises für Mais – Rohstoff für PLA – könne man einen stabilen Preis für den Rohstoff anbieten und ermögliche den Kunden eine vorhersehbare Kostenentwicklung.
„Unsere Kunden begrüßen den positiven
Effekt einer Umstellung von Erdöl auf eine jährlich erneuerbare Energiequelle“,
so Bader. Kapazitäten für einen breiteren
Einsatz von PLA sind vorhanden. Die
PLA-Produktionsanlage in Blair, Nebraska, hat eine Jahreskapazität von 140.000
Tonnen und ist, so Bader, „noch nicht
ausgelastet“. Insbesondere für Kunden
aus Europa, die „genmanipulierten
Mais“ als Rohstoffquelle ablehnen, kündigt das Unternehmen ein Programm
zur Rohstoff-Wahl an. Danach hat der
Kunde die Wahl zwischen einem Zertifikat, dass das von ihm bestellte NatureWorks PLA frei von genmanipulierten Inhalten ist, zwischen der Teilnahme an einem „Kompensationsprogramm“ für
nicht genmanipulierten Mais und zwischen einer Option, bei der für das NatureWorks PLA vom Samen bis zum Endprodukt ein Herkunftsnachweis geführt
wird.
Um darüber hinaus umweltpolitisch
auf der sicheren Seite zu sein, hat das
Unternehmen angekündigt, mit PLA
weltweit das erste Treibhauseffekt-neutrale Polymer zu produzieren. Erreichen
will NatureWorks diese TreibhauseffektNeutralität durch den Kauf von REC-Zertifikaten für erneuerbare Energie, mit
denen die Emissionen aus dem Energieverbrauch für die Herstellung des PLAPolymers kompensiert werden. >|
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> Eigenschaften von PLA
> Einsatz von PLA
> Nature Works und PLA
PLA eignet sich für die Verarbeitung zu
starren Tiefziehverpackungen, zu Folien
und Etiketten, zu Flaschen und zu Einweggeschirr. Das Material ist besonders
transparent und glänzend. Im Vergleich
zu PET ist das Material steifer und lässt
geringere Wandstärken zu. PLA bietet eine gute Durchlässigkeit für Feuchtigkeit
und eignet sich damit für den Einsatz
bei Produkten, bei denen Kondenswasser entweichen muss. Das Material bietet eine hohe Geschmacks- und Aromabarriere und eine hervorragende Beständigkeit gegenüber Ölen und Fetten.
PLA kann im Spritz-Streck-Blasformverfahren zu Flaschen und Bechern verarbeitet werden. Dabei eignet es sich
insbesondere für Anwendungen mit
kurzer Haltbarkeit. In Frage kommen
Füllgüter wie stilles Wasser, frische Säfte
oder Molkereiprodukte, die kalt abgefüllt werden.
PLA ist in den USA und Europa in unterschiedlichen Anwendungen im Einsatz.
Im Oktober 2005 kündigte die Wal-MartKette in den USA an, Schalen aus PLA
zum Verpacken von Erdbeeren, Fruchtsalat, Kräutern und Rosenkohl ab November 2005 einsetzen zu wollen. Später sollen dann weitere Produkte folgen.
Die belgische Supermarktkette Delhaize
testet am Standort Aalst Verpackungen
aus PLA. So werden beispielsweise vor
Ort zubereitete Delikatessen-Salate in
transparente Schalen sowie Bio- und
herkömmliche Brotsorten in Papierbeutel mit PLA-Klarsichtfenstern verpackt.
Belu Water aus Großbritannien setzt PLA
für Flaschen mit stillem Wasser ein.
Auchan, die französische Einzelhandelskette setzt PLA für Salatschalen und Gebäcktrays ein. Zur Zeit werden Produkte
aus NatureWorks PLA in weltweit über
7.300 Geschäften verkauft.
NatureWorks LLC ist eine selbstständige
Tochtergesellschaft der US-Firma Cargill.
Das Unternehmen bietet eine ganze Familie von kommerziell nutzbaren Polymere an, die zu 100 Prozent auf erneuerbaren Energieressourcen basieren.
PLA ist ein Polymer, das vollständig
durch die Verarbeitung von gewöhnlichem Maiszucker gewonnen wird. Ausgangsmaterial für PLA ist die Milchsäure, welche aus Mais über biochemische
Prozesse gewonnen wird. Die Milchsäure wird schließlich zu Polymilchsäure
(PLA) polymerisiert. Produkte aus PLA
können wiederverwertet, themisch recycelt oder biologisch abgebaut werden.
Der Abbau von PLA ist stark von den
Umgebungsbedingungen abhängig. Je
nachdem kann ein vollständiger Abbau
des Polymers innerhalb von 30 bis 50 Tagen in Kompostieranlagen erzielt werden.
Flasche aus dem maisbasierten Polamer PLA für Belu Water, Großbritannien. (Fotos:
Nature Works)
Weder Gentechnik noch Treibhauseffekt