Organische Flüssigdünger im Tomatenanbau

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Organische Flüssigdünger im Tomatenanbau
Organische Flüssigdünger im Tomatenanbau
Tomaten
Sorten, Öko-Anbau
Folienhaus, kalt
Zusammenfassung - Empfehlungen
Im Sommer 2005 wurde an der LVG Heidelberg in einem ökologisch bewirtschafteten
Folienhaus ein Düngungsversuch mit Tomaten der Sorte ’Douglas’ durchgeführt, um die
Eignung des organischen Flüssigdüngers Organic Plant Feed (OPF) im Vergleich zu Vinasse
zu testen. Da der Nitrat-N Gehalt im Boden (0-30 cm) zu Versuchsbeginn 97 kg N/ha betrug,
wurden nur zwei Düngergaben verabreicht. Im Vergleich zur ungedüngten Variante lag der
Marktertrag in den gedüngten Varianten mit 13,3 kg/m² (OPF) bzw. 13,2 kg/m² (Vinasse) um
ca. 1 kg höher.
Versuchsfrage und -hintergrund
Im ökologischen Gemüsebau steht derzeit als organischer Flüssigdünger nur Vinasse zur
Verfügung, um langstehende Kulturen kontinuierlich mit Stickstoff zu versorgen. In einer
Tomatenkultur im Folienhaus sollte untersucht werden, wie sich das neue Produkt Organic
Plant Feed (OPF) im Vergleich zu Vinasse bewährt. OPF ist ein auf Luzernemehl, Melasse
und Kali-Vinasse basierender organischer Flüssigdünger mit 8% N. Zum Zeitpunkt der
Versuchsdurchführung war OPF noch nicht im Betriebsmittelkatalog gelistet.
Ergebnisse
Aufgrund des hohen Ausgangsniveaus an mineralischem Stickstoff im Boden zu Versuchsbeginn (97 kg N/ha) wurde keine Grunddüngung verabreicht. Es erfolgten zwei Gaben von je
40 kg N/ha mit den Flüssigdüngern OPF und Vinasse Anfang und Ende August. Im Versuchszeitraum Anfang Juni bis Ende Oktober wurden im Verlauf der Nitrat-N Werte in
0 - 30 cm Bodentiefe zwischen den Düngungs-Varianten keine wesentlichen Unterschiede
erkennbar (Abb. 1). Der Nitrat-N Gehalt auf einer unbepflanzten Kontrollfläche (Brache), die
periodisch bewässert wurde, blieb ab Mitte Juni gleichmäßig hoch (200 kg N/ha).
Der Ertrag marktfähiger Tomaten betrug nach elf Erntewochen in den Düngungsvarianten
13,3 (OPF) bzw. 13,2 kg/m² (Vinasse) und 11,9 kg/m² in der ungedüngten Kontrolle. Die
Menge nicht marktfähiger Ware war in allen Varianten gleich hoch (0,4 kg/m²). Etwas höhere
Erträge im Vergleich zur Kontrolle wurden in den gedüngten Varianten ab der 40.
Kalenderwoche ermittelt (Abb. 2).
Die Erhebung des Längenwachstums, der Stieldicke, Blattlänge und Anzahl Blütenstände
zeigte sehr ähnliche Werte bei allen Varianten (Boniturdaten nicht dargestellt).
Kritische Anmerkung
Der hohe Nitrat-N Wert im Boden zu Versuchsbeginn und die Nachlieferung durch
Mineralisierung waren fast ausreichend, um die Tomatenkultur mit Stickstoff zu versorgen.
Der Versuch wird 2006 in einem Folienhaus mit sehr niedrigem Nitrat-N Gehalt im Boden
wiederholt.
Die Vertriebs-Firma Plant Health Care, NL, beantragte eine Aufnahme in den FiBL-Betriebsmittelkatalog. Der Einsatz von OPF sollte mit der jeweiligen Kontrollstelle geklärt werden.
Informationen zu OPF sind zu finden im ÖKOmenischen Gärtner-Rundbrief Nr. 04/2005, S. 31 und unter:
http://www.phceurope.com/ge/pdf/plantfeedge.pdf
Versuche im deutschen Gartenbau
LVG Heidelberg
Bearbeiter: Rita Schäfer, Robert Koch, Heike Sauer
2005
Tabelle 1: Kulturdaten
Aussaat und Topfen
Pflanzung, Pflanzdichte
Ernte
Düngung
18.04.2005;
04.05.2005
08.06.2005, 2,5 Pfl./m2
17.08 - 25.10.2005 KW 33 - 43 (11 Wochen)
Pflanzenschutz
Nützlingseinsatz: Hummeln zur Bestäubung,
Encarsia formosa, Amblyseius cucumeris und A. barkeri
5,28 m2
4
Parzellengröße
Anzahl Wiederholungen
Keine Grunddüngung, Nmin-Vorrat im Boden (0-30 cm) vor
Kulturbeginn: 97 kg N/ha (01.06.05);
Nachdüngung mit OPF bzw Vinasse in 2 Gaben (KW31 und 34)
2x je 40 kg N/ha über Tropfschläuche (02.08.05 und 25.08.05)
250
Nitrat-N (kg N/ha)
200
150
Kontrolle
ohne Düngung
OPF
Vinasse
Brache
100
50
.
03
.1
1
.
.1
0
19
11
.1
0
.
.
23
.0
9
9.
05
.0
8.
22
.0
8.
.0
.
16
.0
8
.
09
.0
7
26
7.
13
.0
6.
.0
.
28
.0
6
16
01
.0
6.
0
Probennahme-Termine 2005
Marktertrag (kg/m² Woche)
Abb. 1: Nitrat-N Verlauf im Boden (0-30 cm), Pfeile markieren Düngungstermine
3,5
OPF
3,0
Vinasse
2,5
Kontrolle
ohne Düngung
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
Erntewochen 2005
Abb. 2: Wöchentlicher Ertrag marktfähiger Tomaten der Düngungsvarianten
43
keine Ernte