Noch einmal Baufinanzierung 1935.

Transcrição

Noch einmal Baufinanzierung 1935.
3-
lia ü iä jeB o u tm tte
h rg an g.
H ann over, den 13. M ä rz 1935.
H eft 6
Seitfctjrifi iter üeutfchen flrcfri tektcr»
H e r a u s g e b e r : C u rt R. V in c e n t} . — G e s c h ä f t s h a u s : F jannover, H m
S ch iffq rab en 4 1 .
(Alle Rechte Vorbehalten.)
Noch einmal Baufinanzierung 1935.
> ^ ic h t
alle
B au fin an zieru n g s-E rfa h ru n g en
sind
befriedigend.
Z u n ä c h st h a b e n alle dazu beigetragen, daß die A rb eits­
beschaffung g esteig ert w ird. D er B au h err b rau c h t dazu eine
g u te W irtsch a ft. Sie soll ab er auch zugleich o r g a n i s c h wachsen,
dam it sic n ic h t k u rzfristig , so n d e rn a u f Jah re h in a u s das g a n z e
d e u t s c h e B a u w e s e n b esch äftig en kann. D e r B aafachm ann
n im m t die oft w ied e rh o lte Jahresziffer von 200 000 zu bauenden
W o h n u n g en h in u n d sieh t sie k ritisch an. A us dem Jah re 1927
bis 1932 w ar schon ein erh e b lich e r W o h n u n g s-F eh lb e sta n d v or­
han d en . R e ch n e te m an dam als doch, daß ca. 850 000 E hepaare
ohne eigene W o h n u n g w aren.
I m Ja h re 1933 w u rd e n 120 000 E h e n m e h r geschlossen als
1932, also in sg esam t 385 000 E h en bzw . H au shaltsgrü n d u n g en .
D ie S teig eru n g 1934 ergab 25 P roz. g egenüber 1933, m ithin
insgesam t 480 000 H a u sh a ltsg rü n d u n g e n .
F eh len d e W o h n u n g e n 1933/34:
1000 000 + 385 000 + 480 000 ........................... 1865000
G eschaffene W o h n u n g e n 1 933/34.............. ru n d 365 000
W o h n u n g sfe h lb estan d A nfang 1935 ...................... 1500000
M it dieser H a u sh a ltsz u n a h m e h at die W ohnung sp ro d u k tio n
nicht S c h ritt h alten kön n en , das ist n ich t zu b estreiten . Es m uß
also zw angsläufig eine w eitere S teigerung einsetzen, u n d größere
M ittel m ü ssen beschafft w erden.
H ier ist U n z u frie d e n h e it en tstan d en , u n d hier entstehen
zum T e il au ch V orschläge von ziem lich w ilden V ersch ied en ­
heiten.
M a n ch e sin d fü r ein en ganz kleinen B ezirk geeignet,
fü r einen g rö ß eren n ic h t d u rc h fü h rb a r, für das G anze w ären sie
schädlich. D ie v ielfach au fta u ch e n d e K ritik bew eist n u r, daß wir
uns in ein em U e b e rg a n g szu stan d e befinden, der n u r allm ählich
aus d em U n z u re ic h e n d e n u n d zuw eilen irrig e n A n n ah m en zur
O rd n u n g u n d V o llen d u n g h in ü b e rz ielt. W as n u n die M öglich­
keiten d er F in a n z ie ru n g des k ü n ftig en W ohnungsbau es betrifft,
so sin d fü r die B e u rteilu n g die folgenden A ngaben zu be­
achten.
1. W ie s t e h t es m i t
den Reichsbau-Darlehen?
H ier h ab en w ir folgende E rg e b n isse : W o h n u n g en der V o rstad t­
siedlungen 28 000, d er R eic h s-E ig e n h eim e 14 800, der B ausparheim e 2900, der B ü rg sc h aftsb a u ten 4800, der N o t- u n d B eh elfs­
b au ten 5000. D as sind ru n d g e re ch n et im le tzten Ja h re 57 000
W oh n u n gen. W ird der K a m p f u m die A ufträge des neues Jahres
g ü n stig er au slau fen ? In fo lg e d er S teu e rv e rg ü n stig u n g , d er n euen
g esetzlichen G ru n d la g e n fü r die H y p o th ek e n u n d versch ied en en
S enkungen d er ste u erlic h en L a ste n ist der B au h err besser daran
als im v o rig en Ja h re ; au ch die R eich s-V ersich eru n g san stalt
fü r A n g estellte w ird w ieder flüssiger. Im ganzen ist m it einer
V erm e h ru n g Von 15— 18 P roz. zu rec h n en .
2. D i e
R e i c h s - E i g e n h e i m b a u t e n h a tte n im letzten
Jah re die Z ah l v o n 14 500 ü b e rsc h ritte n , was seh r viel ist. So
u n e n d lic h schw er diese Z iffern z u beschaffen w aren, so w erd en
sie e rst d u rc h sic h tig d u rc h die K apitalb eteilig u n g sziffer des
R eich es; vom R eiche w aren n äm lic h 32 M illio n en R M . gegeben.
E in e e rsta u n lic h hohe L eistu n g .
3. D i e Z a h l u n g e n f ü r B a u s p a r k a s s e n - H e i me . D iese
K assen h a b e n eine b e d e u te n d bessere F u n d ie ru n g erh a lten . D er
In d iv id u a lg ru n d s a tz des B auens k o m m t h ie r sta rk z u m A us­
druck. N eb en g u ten B auleistungen kam en in den letzten 5 Ja h re n
viele rech t geringe u n d leider auch viel K itsch zu stan d e. D ie
B esichtigung fü h rte zu ern ste n K ritik en . D ie B ausparkassen
erh ielten erfreulicherw eise einen 1 0 0 -M illio n en -K red it. D avon
w aren bis E n d e 1934 erst 60 M illionen v erb rau ch t. E s w u rd en
etwa 2800 H eim e gebaut, im n euen Jah re w ird diese Ziffer e r­
heblich in die H öhe gehen. D ie S chätzung h ierfü r n im m t eine
V erm eh ru n g von 12 Proz. als Segen dieser refo rm ierte n K assen an.
4. D ie g e m e i n n ü t z i g e n B a u g e n o s s e n s c h a f t e n , die
frü h e r ro t w aren, h aben ihre nationalsozialistische S chälkur
du rch g em ach t, das h eißt, sie w u rd en von B onzen b efreit. D as
in U n tern e h m u n g en steckende K ap ital beläuft sich h eute au f
6 M illiard en R M ., w orin ca. 5 M illiard en H y p o th ek en g eld er
stecken. D ie M ieter w erden zu m ausfällelosen M ietezah len
angehalten. Sie sind d u rch die neue O rd n u n g b ed e u te n d besser
b etre u t als frü h er. D iese G ru p p e u m sch ließ t h eu te 324 K ö rp e r­
schaften. A uch hier h errsch t ein D ran g zu rV erg rö ß eru n g d er B au­
aufträge vor. Alte G enossenschaftler b erech n en diese V er­
m eh ru n g gegen ü b er dem letzten Jah re um m in d esten s 5 Proz.
5. D ie p r i v a t e n B a u g e l d e r , d i e M i t t e l d e r V e r ­
s i c h e r u n g e n u n d d e r Z w i s c h e n k r e d i t e . D ie in der W elt
einzig dastehende politische B efreiung aus den K rallen des
M arxism us, zugleich der jüdischen F in an z, die vord em m ächtige
G ew inne aus den B augeldern gezogen, sch reitet m it S iegesm acht
w eiter fort. K eine m iß günstige A ngstm acherei k ann h ieran
etwas än d ern . W ir b erech n en fü r 1935 folgenden Z u stro m :
P riv atg eld u n d E igenkapital 650 M illionen R M ., S parkassen 120,
F eu er-, L eb en s- u n d andere V ersich eru n g en 70, Sozialver­
sich eru n g en 60, A rb eitsfro n t 25. V on diesem K ap ital w ird künftig
auch d er neue M i e t h a u s b a u g espeist; es sind die D re isto c k ­
w erkshäuser.
6 . A u ß erd em kom m en 8000 neue B auernhöfe, u n d zw ar in
diesem Jah re, h inzu. D ie F in an zieru n g (zu 90 P roz.) geschieht
vom R eiche. D ie G esam tsu m m e der n eu e n W o h n u n g en w ird
also 200 000 erreich en u n d etw a 1,5 M illiard en R M . erfo rd erlich
m achen. D ie g rau en h aften S p erren fü r das bau lich e L e b e n
sin d gefallen. D ie A rbeitsbeschaffung im B auw esen w ird d am it
steigen.
7. F ü r 2000 S aarsiedlungen (als N eb e n erw erb s-S te llen )
w u rd e n die M ittel sic h e rg e s te llt(M itte ilu n g v o n G a u le ite rB ü rc k e l).
D a die R eich sm ittel bis zu r G ren ze der L eistu n g sfäh ig k eit
(siehe 1— 6) im R ah m en der ein g eh en d en S teu erau fk o m m en
fü r 1935 m it d en g esteig erten Z ah len fü r E h estan d sd a rleh e n
h erangezogen w erden, g ib t es n u r die M ö glichkeit, die B ereit­
w illigkeit d er p riv aten K reise, E in ric h tu n g e n u n d ö ffentlichen
Sparkassen z u r H erg ab e von B augeldern zu w ecken u n d zu
steig ern . N eu e M illio n en der H y p o th ek e n b an k e n helfen !
D as Z u t e i l u n g s - S y s t e m d er noch u n te r R e ic h sau fsic h t
ste h en d e n B ausparkassen h at sich n ic h t g eän d ert. E s k o m m en
n och im m er W artezeiten bis zu 20 Ja h re n vor! E s ist au ch n ich ts
d a rü b e r la u t gew orden, wie sich bei d en B au sp ark assen die vom
R eich h erab g esetzten Z inssätze ausgew irkt h ab en . I n d en T ag e s­
z e itu n g e n ersch ein en im m er w ieder A ng eb o te zu g e te ilte r B au ­
sp arer zw ecks V erk au f ih re r A nteile. B eru h ig en d h a t d er g e­
w äh rte 1 0 0 -M illio n e n -K re d it des R eiches g ew irkt, d er allerdings
DEUTSCHE BAUHÜTTE
1935
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nur den Zweck verfolgen kann, die nach den Sparverträgen
spärlich zurückfließenden Tilgungsbeträge fertiggestellter Bau­
vorhaben der nächsten Jahre schon jetzt zu ersetzen, um einer
größeren Anzahl Sparer die M öglichkeit sofortigen Baubeginns
zu geben. Das R e ic h w ir d a ls o G lä u b ig e r d er B a u ­
s p a r k a s s e n , wobei der gewährte Kredit durch die vertraglichen
Tilgungen erst nach Jahrzehnten in die Reichskasse zurückfließt.
Weitere Kredite würden das Gläubigerverhältnis steigern, so
daß allmählich den Bausparkassen nur Verwaltung und Ver­
rechnung der Tilgungsbeträge an das Reich verbliebe, aber die
Verwaltungskosten des Reiches selbst sich im mer mehr steigern.
Es wird also eine doppelte Verrechnung stattfinden.
Nach den W irtschaftsverhältnissen erheben die Bauspar­
kassen für ihre Darlehen Beträge, die oft doch über die L eistungs­
fähigkeit recht vieler Sparer hinausgehen. A uch die hohen
Tilgungsraten hatten ihre Ursache zum T eil in den hohen Ver­
waltungskosten und in den hohen Kapitalzinsen des R eiche,.
Der Herabsetzung der Zinssätze im Reich m üßte zwangsläufig
die H erabsetzung der T ilg u n g sraten folgen. N ach den in S ch riften
niedergelegten F eststellungen b ek a n n te r F in an zsach v erstän d ig er,
wie D r. K rahn, K altenboek, F in a n z ra t K arl Sim on u. a., ist
leider wenig A ussicht vo rh an d en , daß die d eu tsch en B a u s p a r­
kassen ihre Sparsystem e än d ern u n d m e h r d en englischen und
am erikanischen System en anpassen, die w eit w eniger V erw altungs­
kosten erheben.
M it Rücksicht au f die bei d en B ausparkassen in v estierten
M illiarden-K apitalien u n d die vom R eich bereits gew ährten
K redite, die bei Steigerung der W o h n u n g sp ro d u k tio n w eiteren
K reditgew ährungen ist zu sag en : d er F o rts c h ritt kann nicht
ausbleiben. W ir befinden uns also au ch in d er U ebergangszeit,
u n d zw ar einer solchen von langer D au e r. M it d er S teuer­
neuordnung vom 1. A pril ab w ird au ch allm äh lich die B esserung
der Baufinanzierung einsetzen. E s ist d am it zu rech n en , daß
viele M ieter zur Anlage von n euen M ie th a u sg ru p p e n hin d rän g en ,
u n d zw ar keineswegs n u r fü r die p rim itiv en A nlagen, sondern
auch für die besser eingerichteten.
Ein W ohnhaus a u f dem Berge.
TAer edelste Formungswille, der im Bau etwas Schönes
schaffen will, der in einem neuen Haus ein erfreuliches K u ltu r­
beispiel der Zeit liefern möchte, steht einer Schicht von Bau­
herren gegenüber, die sich fürchten. Sie m einen, ein schönes
Haus sei heute allzu auffällig, es wirke gegenüber der Masse
besitzloser Volksgenossen wie ein selbstgefälliges Aufzeigen
des Reichtums. D arum sind die guten Bauaufträge so selten.
Aber an jenen Orten, wo der Sinn für schöne W ohnkultur
nicht vom grauen Wahn der Angst überschattet ist, entstehen
schöne Häuser leichter. Ein solches Beispiel aus dem Villen­
viertel von Darm stadt spricht zunächst deutlich von der Absicht
des Bauherrn und wie dieses Wollen vom A rchitekten verwirklicht
worden ist. Der Bauherr wünschte ausdrücklich ein Haus m it
südlichem Charakter. In der T at ist das Klima der an den Aus­
läufern der Bergstraße gelegenen Baugegend das wärmste von
Deutschland, und der Stil paßt sich der lieblich bewegten und
reich blühenden, fruchtbaren L andschaft an. D er A rchitekt
hat so versucht, eine Synthese aus dem südlichen Anklang und
einem neuen deutschen Formgefühl, bei ruhiger sachlicher
Haltung, zu gewinnen.
Der Garten, in inniger V erbindung m it den W ohnräumen,
wurde mit dem H ausentw urf zusamm en gestaltet. Ein Haus mit
der Betonung der schönen F o rm , des reic h en G arten b ild es, zu
dem die begrünte Pergola m it dem B lu m en g esäu m ten S chw im m ­
becken gehört, w ird schon im E n tw u rf vor d er M öglichkeit der
E n tw ertu n g geschützt sein.
E in e kin d erlo se w ohlhabende
Fam ilie hat sich w eiträum ig ein g erich tet; die W o h n räu m e sind
jedoch m it V orbedacht auch fü r k in d erreich e F am ilie u m w andel­
b ar: Im W ohnzim m er (E rdgeschoß) w ird die M usik n isch e als
A rbeitszim m er (H errenzim m er) ab g e tre n n t; im O bergeschoß
kann das große D am enschlafzim m er als E ltern sch lafzim m er
verw endet w erden, w om it noch d rei w eitere S ch lafzim m er ü b rig ­
bleiben. Im (teilweise geheizten) K eller k an n ein zw eites
M ädchenzim m er eingerichtet w erden.
Loggia (uneingesehen) u n d Balkon liegen n ach S ü d en und
W esten, bieten w eiten Blick ü b er die R h ein eb en e u n d G elegen­
heit für Sonnenbad. Das D ach ist halbflach u n d en th ält keine
W ohnräum e. Im K eller ist au ß er d en ü b lic h en W irtsch afts­
räum en eine Garage u n terg eb rach t.
D er W ert des H auses ohne B auplatz (staatlich e E rb p ach t,
aber bei V erkauf übertragbar) bei 1600 cb m u m b a u te n Raum es
einschließlich der w ertvollen In n e n a u ssta ttu n g n ach heutigen
N eubaupreisen ru n d 50 000 R M .
Die werkgerechte A usführung: die A rt, wie der edel bear­
beitete Haustein in seinen unregelmäßigen Läuferschichten m it
der Treppe, dem Gartengrün im reizvollen K ontrast steht,
verstärkt im wesentlichen die Besitzfreude.
Wohnhaus a u f dem Steinberg
in Darm stat
Obergeschoß.
Arch.: Sixtus Großm ann,
Reg. - Baum eister a. D., D arm stat
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Von dem a u f den höchsten P un kt des Grundstückes zurückverlegten H aus reicht der B lick über die R hein­
ebene von der H aardt bis an den Taunus. Der höher gelegene intime Hausgarten m it Pergola, S tü tzm a u er
und Schwimmbecken ist von der Stra ß e nicht einzusehen. Der tiefer gelegene Teil längs der Straße
ist als M usterbeispiel einer Großbepflanzung m it niederen Stauden- und Polsterpflanzen ausgeführt.
Erdgeschoß.
Pergola und Schw im m becken
Der Blütengarten m it seinen S ta u ­
den, seinen bunten P olsterpflanzen,
der stillen Pergola m it der spiegeln­
den Wasserfläche bietet dem B e ­
wohner bei jeder Jahres- und Tages­
zeit einen angenehmen B lick. Von
diesem Hause geht ein H auch des
schönen Genießens der südlichen
Landschaft aus.
Photos: Großmann.
Wohnhaus a u f dem Stein­
berg in D arm stadt.
A r c h .: Sixtus Großm ann,
R eg.-B aum eister a. D.,
D arm stadt.
DEUTSCHE BAUHÜTTE
1935
Internationale Einstellung der A rch itek tu r.
Internation ^ MalikhochschuIe « , Kons,an...oPei.
ls die erste Nachricht durch die Presse ging, daß in dem Preis
A
- ^' X i b e n fü , den
Hans Poelzig und sein M itarbe-ter D ip l.-In g . C. H . S
den ersten Preis erhielten, waren die Erwartungen groß, wie der
Baukünstler das Aeußere gestalten würde, denn Poelzig h
Hpr Fachiueend begeisterte Anhänger.
dCr S i e S e Aufgabe gelöst wurde, zeigt d i e A b b ild u n g In der
architektonischen Gestaltung ist hauptsächlich, Gefüge und
angepaßte Form betont. D as Foyer zeigt sich dem Beschau
des Gebäudes durch eine weitgespannte Fensteröffnung,
Decke des Zuschauerraumes tritt im Aeußeren so m Erschemung
wie sie sich im Inneren ergibt, daran schiebt sich aL K ^ U
Filmvorführungsraum, denn das Theater soll auch als K no
Verwendung finden. D ie einzelnen Bauteile, die alle nur
Zweckformen zeigen, sind in den A bm essungen, die jeweils ihrer
Bestimmung entsprechen, aneinandergestellt. W ohl ist eine gu
Gruppierung der Baumassen erreicht, sie geht aber nicht weiter
als bei einem architek­
tonisch gut durchgebil­
deten neuzeitlichen Fa­
brikbau.
A uf
jeden
Schmuck wurde verzich­
tet. D em V erfasserscheinen bei der N ieder­
schrift seiner Erläute­
rungen Zweifel gekom ­
men zu sein, ob diese
puritanische Einstellung
die richtige sei, als er
schrieb, daß die A ußen­
wandung
in weißem
Marmor gedacht
sei,
evtl. mit Verwendung
von Steingittern vor den
Treppenhäusern
und
dem Foyer. U . E. hätte
es noch viele andere
M öglichkeiten
einer
schöneren Gestaltung ge­
geben, wenn man nur
um weniges über die rein
Wettbewerbs-Modell für Istambul.
„sachliche“ Form hin­
ausging. Poelzig hat an vielen Bauten gezeigt, daß ihm architek­
tonische Mittel in reichem M aße zu r V erfügung stehen. Selbst bei
reinen Zweckbauten hat er, ohne der „sachlichen“ F orm A bbruch
zu tun, schöne Lösungen gefunden. H ier liegt also der bew ußte
Wille vor, gerade auf eine derartige G estaltung zuzukom m en.
D urch betonte Zentralform , K uppel m it hochragendem
Bühnenhaus in der Mittelachse, den hohen Q uergebäuden an der
Rückseite m it der größten Bauplatzlänge un d den reihenm äßig
sich absetzenden G ebäudehöhen bis zu r H au p tfro n t an der
Schmalseite ist die allseitig günstigste Belichtung gesichert, der
Bauplatz bis zur Grenze ausgenutzt und eine G liederung der
Gebäudemassen geschaffen, die m it Blick vom Schmuckplatz aus die
Massenwirkung diszipliniert und die Zw eckbestim m ung erkennen
läßt, wie die Sonnenlichtgesimse an den S eitenfensterreihen.
Diese Einstellung zur A rchitektur ist heute nicht m eh r
neuartig. In ihren Anfängen lag ihr vielfach der ernste W ille
zugrunde, neue Baustoffe und K onstruktionsw eisen zu verw enden
und für sie eine ästhetische Form zu finden. Diese B estrebungen
haben mit dazu geführt, die ungeheuren M öglichkeiten aus­
zunutzen, die uns heute die Technik bietet. M an durfte nur nicht
in den Fehler verfallen, in der A nw endung neuer B aum ittel die
Bildung eines neuen Baustiles zu sehen. Die T echnik ist nicht
H errin, sondern Dienerin der Baukunst, um so m ehr, als ihre
Gestaltungsmöglichkeit von außerordentlicher Vielseitigkeit ist
so daß man in der Formgebung fast nie an technische Bildungen
h l n d e i V “ 5 6! Seiu denn’ daß es sich um Ingenieurbauten
handelt. So stark sich jeder technische F o rtsch ritt in der Bau­
kunst auswirkt, indem er freiere G estaltu n g erm öglicht, so
ergibt sich aus ihm doch n och n ic h t o hne w eiteres eine archi­
tektonische F orm u n d noch viel w eniger ein B austil. D er Bau­
stil ist in seinem eigensten W esen stets ein u n b ew u ß te r A us­
druck seiner Zeit. Die G esetze seiner B ildung lassen sich nicht
vorher bestim m en, sondern e rst n ach seinem A b lau f aus den
entstandenen Bauten herauslesen. F o rm e n , die einzig u n d allein
in dem Bestreben, N eues zu schaffen, e n tste h en , sin d fü r die Eigen­
art eines Stiles m eist sehr u n w esen tlich u n d w erd en in späteren
Z eiten als gekünstelt erkannt w erden. D esw egen w ar es schon
bedenklich,° als in dem P reisau ssch reib en von „neuzeitlichen
G eschm acksanforderungen“ die R ede w ar. E in verstandes­
mäßiges Suchen nach n euen B au fo rm en k an n w ohl die Bau­
technik zu rascherer E ntw icklung b rin g en , nie aber stilbildend
im eigentlichen Sinne w irken.
In allen L än d ern b au t m an h eu te u n te r stark er V erw endung
von Eisen, E isenbeton u n d G las. E in em n u r in diesem Sinne
n eu zeitlich en Bauwerk
sieh t m an m eist das L and
n ic h t an, in dem es ent­
s ta n d e n ist. D iese Art
in te rn atio n a le
E instel­
lu n g z u r B aukunst droht
jede E ig en art, wie sie
frü h e r in h o h em M aße in
den so v erschiedenarti­
gen L ä n d e rn bestand, zu
verw ischen. D erW unsch,
„ m o d e rn “ z u bauen, hat
dieser E ntw icklung Vor­
sch u b geleistet. So ist
a u ch in dem hier gezeig­
te n T h e a te re n tw u rf kei­
nerlei A npassung
an
seine künftige engere
o d er w eitere U m gebung
z u erk en n en , es sei denn,
das die im E rläu teru n g s­
b e ric h t g en an n ten Stein­
g itte r vor T re p p en h a u s­
Wide World Photos.
Arch. Prof. Hans Poelzig, Berlin. u n d F o y erfen ster künftig
no ch eine lokale N ote an­
deuten. H öchstens die auskragenden E ise n b eto n p latten ü b er den
F enstern an der Seitenfassade, die nach A ngabe d er V erfasser die
W estsonne abhalten sollen, lassen au f ein L a n d schließen, in dem
m an bestrebt sein m uß, allzu reichliche S o n n en b estrah lu n g der
großen H itze wegen von den R äu m en fern zu h a lte n . D ie reichlich
bem essenen F ensteröffnungen an d erer B auteile sch ein en allerdings
diese A nnahm e zu w iderlegen. Im m e rh in sin d diese auskragenden
P latten ein technisch in teressan ter V ersu ch , a u f eine n eue A rt den
R äum en erw ünschten S ch atten z u sp en d en . E s m ag d er Z eit über­
lassen w erden, ob es gelingt, d u rch solche M itte l die altbew ährten
baulichen M aßnahm en zu v erd rän g en , wie sie im O rien t vielfach
zu r A nw endung kom m en, z. B. S äu len h allen , L aubengänge,
entsprechende Bem essung der F en sterfläch en u n d ähnliches. Hier
hätten sich aus den klim atischen F o rd e ru n g e n h erau s G estaltu n g s­
m öglichkeiten ergeben, die n ich t u n sa ch lich er gew esen wären
u n d m ehr form bildende E ig en sch aften besessen h ä tte n als die
wenig entw icklungsfähige K rag p latte.
So ist in der A rch itek tu r w ohl d em e rste n T e il der Program m to rd eru n g nach neu zeitlich er G estaltu n g in gewissem
Sinne R echnung getragen w orden, w äh ren d h in sich tlich des Aus­
drucks von „ W ü rd e “ nach u n se re r A u ffassu n g viele W ünsche
u n erfü llt bleiben. In d es, ein W e ttb e w e rb se n tw u rf ist no ch kein
fertiges Bauwerk, u n d eine P lan u n g m ach t bis zu r A usführung
m eist viele W andlungen d u rch . So b e ste h t im m er n och die M ög­
lichkeit, daß ein künftiger T h e a te rb a u au ch d em zw eiten T eil der
P rogram m forderung gerech t w ird, in d em er das k o n stru k tiv e G e­
rippe u n ter einer schönen F assade m e h r ah n e n lä ß t. D r. V i s c h e r .
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D ie A rch itek tu r in d er F ilm k u nst.
V o n
D r .
G o t t lie b
'^ / ’o n d e r F ilm a rc h ite k tu r h at der D u rc h sch n itts-K in o b esu ch er
die E rw a rtu n g , daß sie ih m E in b lick in H aus u n d Räum e
einer h o h en , fre m d artig eleganten W elt gibt, d en n n u r so w irkt
das sü ß e W u n d e r ein er zu re ch tg e m ac h ten D iva, n u r so erhält
sie die sin n lich b erü c k en d e A tm o sp h äre, die dem B esucher heute
noch u n e n tb e h rlic h i s t ! W as tu t da der F ilm arch itek t ? Z u erst baut
er n ich t gleich n a c h d en alten festen B augesetzen, so ndern him m el­
weit e n tfe rn t davon fü r die K am era! E r schafft einen glanz­
vollen R ah m e n des L eb e n s fü r ph o to g rap h isch e K niffe. E rst die
gute B in d u n g b eg re n zte r B ilder zu m Z elluloid-P hotostreifen
m acht die schöpferische G an z h eit w irkungsvoll.
D ie A rc h ite k tu r, die a u f der L ein w an d an unseren A ugen
v o rü b erh u sch t, b e sch rän k t sich n ach dem , was heute in der
F ilm k u n st ü b lic h ist, n ic h t a u f die n a tü rlich e n F u n k tio n en des
Bauwerkes. E in Z im m er, das in der F ilm h a n d lu n g gezeigt w ird,
ist zu n äch st W o h n - o der A rb e itsra u m . D er um schlossene Raum
im F ilm ist jedoch h eu te (ich b etone im m er w ieder: heute, denn
das ist w ichtig) n ic h t ausschließlich W ohn- oder A rb eitsrau m ,
sondern zu g leich im H in b lic k a u f die B ü h nenw irkung vor u nseren
A ugen aufg eb au t. D iese K u p p e lu n g des rein baulichen Zweckes
m it einem b a u fre m d e n M o m e n t b ra u c h t n ich t zu sein. D er
heutige S ta n d d er E ntw icklung, der A rchitektonisches un d
T h eatralisches v e rh e ira te t — es is t eine V ern u n fteh e — , w ird
eines T ages ü b e rw u n d e n w erden m üssen. D ie tatsächlichen
V erhältnisse bew eisen h eu te ein film dram aturgisches M anko,
da die D ra m a tik u n d die M u sik alität d er H an d lu n g in sehr
vielen F ällen in auffallend ausgiebigem M aß bei der A rch itek tu r
H ilfe holen, was sow ohl deren E ig en leb en wie dem E igenleben
der H an d lu n g n ic h t d ien lich ist. E rs t w enn die film dram aturgische
K raft im allgem einen so in stin k tsic h e r ist, wie die besondere
E ig en tü m lichkeit des F ilm schaffens es erfo rd ert, b rau ch t sie
keine arc h itek to n isc h e A n leih en m e h r z u m achen, u n d dann
ist die äu ß e rlich e V o rau ssetzu n g fü r eine voll befriedigende
A rch itek tur in d er F ilm k u n st gegeben. D a n n kann der F ilm ­
arch itek tur das R e c h t e rs tritte n w erden, das ih r g e b ü h rt; die im
F ilm atelier an m aterielle G re n ze n w eniger g eb u n d en e P hantasie
kann d ann m e h r n ac h re in arc h itek to n isc h en G esich tsp u n k ten
schaffen, u n d B au d en k e r von R ang h ä tte n G elegen h eit, be­
w u n d ern sw erten E in fällen F o rm z u verleihen.
D ie geistige E in ste llu n g des F ilm a rc h ite k ten ist m it d er des
T h ea terd e k o ra tio n sm a le rs n ic h t z u vergleichen. Seine p ru n k ­
vollen H o telh allen sin d zw ar au ch K u lissen za u b er, ab er sie sind
eben w irtsch aftlich v o rteilh afte r als eine te u ere leb en d e A uf­
nahm e an d er C ote d ’A zur. Z uw eilen soll eine K lein stad tszen e
g edreht w erden, das L e b e n a u f dem M ark te o der vor ein em
alten, z a u b e rh a fte n B ru n n e n . Je d e r hält die B ilder w egen der
A tm osphäre fü r echt, ab er die E rfa h ru n g h at gezeigt, wie u n ­
zu reich end oft „ e c h te “ K le in sta d ta u fn a h m e n sind. Viel zu viele
sind im L au fe der Z eit v ersch an d elt. Sie zeigt, daß es besser ist,
eine K lein sta d t z u b a u e n : in W a h rh e it im O berstock des F ilm ­
hauses. D as W ichtigste ist die geistige G ew an d th eit u n d die
F o rm e n sic h erh eit d e r sc h n ellen A rb e it des F ilm a rc h ite k ten . „ I n
dieser R ich tu n g ste llt d er F ilm eine le tzte S teig eru n g d ar d u rch
die U n au fh altsam k eit des F ilm stre ifen s, der n ic h t in d er ein­
zelnen P hase, so n d e rn n u r in d er K o n tin u ie rlich k e it der gesam ten
Bildfolge sein einzigartiges W esen o ffen b art“ (H ock).
D e r B esucher des L ic h tsp ie lth e a te rs h at h eu te die M ö g lich ­
keit, die A rc h ite k tu r im F ilm von zw ei v ersch ied en en E in ­
stellungen aus z u b etra c h te n . E r kan n die A rc h ite k tu r fü r sich
abschätzen u n d d abei die N e b e n a b sic h te n au ß e r ac h t lassen, die
dem F ilm a rc h ite k te n h e u te an sch e in en d von d er an d e re n F ak u ltät,
der R egie, v o rg esc h rieb en w erd en (au sd rü ck lich o d er g ew o h n ­
h eitsm äßig). D ie zw eite M ö g lich k eit: D e m A rc h ite k ten als
B esucher w ird klar, daß das h eu tig e k ü n stlerisch e V erm ögen
des F ilm s m it K o m p ro m isse n re c h n e n m uß.
D ie V o rsp a n n d ie n ste d er A rc h ite k tu r fü r d en Spielzw eck
S c h e u ffle r .
sind an vielen S zen en b ild ern d eu tlich nachw eisbar. M an ch m al
liegen oft w ichtige E inzelteile des R äu m lich en fü r d en B eschauer
im D u n k e ln ; das A rch itek to n isch e ist d an n n u r a n g e d eu tet; m an
sieht d an n n u r u n b estim m te U m risse von P feilern, T isc h en ,
S tü h len , P o rtieren u sw .; L ic h tq u ellen lenken ab er die A u fm erk ­
sam keit a u f die Schauspieler. D iese L ösung, d er geschlossenen
S ch au b ü h n e abgesehen, ist fü r die A rch itek tu r n o ch n ic h t m al
das S ch lim m ste; sie stö rt d an n w enigstens n ic h t das V olk; v e r­
zich tet von sich aus au f den d eu tlich en arch itek to n isch en E in ­
druck von A nfang an. Bei dem v ersch w im m en d en arch itek ­
to n isch en R ah m en tra u t sich d er R egisseur die F äh ig k eit zu,
aus dem d ram atisch en K ern allein W irkungen herau szu h o len .
Diese Fälle sin d aber in d er M in d erh eit. N eh m en w ir eine b e­
liebige T o n film o p erette! E tw a „ I c h u n d die K aiserin “ *). D a
knallt plötzlich ein „ p o m p ö ses“ T re p p en h a u s in d en Blick­
winkel. E ine T re p p e m it einem auffallend hoh en u n d b reiten
D u rc h b ru c h u n d der S icht nach dem F lu r u n d m e h re re n T ü re n .
„Ich und die K aiserin“ . — Bauten: Robert H erlth und W alter Röhrig.
Voraussetzung fü r das Gelingen der Einzelheiten ist eine
langjährige Praxis bei Abschätzung der optischen W irkungen
eines Film baues; fü r d'.e Kuppelm alerei wurde kein Vorbild
benutzt, sie ist fr e i erfunden m it H ilfe einschlägiger L iteratur.
D a zu ist auch gründliche K enntnis der vorkommenden S til­
form en notwendig, unter Berücksichtigung der A usleuchtungs­
möglichkeiten bei den F ilm -A ufnahm en.
U m dem Blick m öglichst viel S pielraum n ach diesem H in te rg ru n d
zu geben, friß t der — lichte — T rep p en b o g e n so viel R aum ,
daß fü r die eigentliche T re p p e n u r ein d ü n n er, e n tfe rn t nach
E isen k o n stru k tio n schm eckender — ich h ätte bald gesagt —
L au fsteg ü b rig b leib t. D ie ganze A n o rd n u n g ist offensichtlich so
geh alten , daß zu n äch st mal in n erh alb dieses raffin iert als H ö h e ­
p u n k t g em ach ten architektonischen Bildes ein fü r das P u b lik u m
stets sichtbares ko n zen triertes Z u sam m en sp iel o hne S zen en ­
w echsel erreic h t w ird. G ro ß er D u rch b lick , vier T ü re n , ein
b reiter A ufgang zu r T re p p e , die T re p p e selbst w eitschw eifig
u n d stark g ek rü m m t, so daß d er Z u sch au er d en H in au fg e h en d en
lange u n d in m e h reren S tan d o rte n verfolgen kann. A u ß erd em
zw eigt au f h alb er H ö h e der T re p p e n och ein w eiterer R a u m ab.
E in e Id e a ltre p p e fü r einen F ilm . O b die w irkliche H a n d lu n g
diese vom A rch itek ten geschaffenen S p ielm ö g lich k eiten au s­
n u tz t, ist fast gleichgültig. E s g enügt, daß sie da sin d , da sind
d u rc h die A rch itek tu r. F ü r das S piel öffnen sich allerlei E r*, A lle Photos U fa .
DEUTSCHE BAUHÜTTE
70
. • U
Pn Hie auf Kosten der Architektur gehen und die bei
dm lr besseren künstlerischen G ruppierung der Handlung ohne
architeklonische Beanstandungen m öglich sein rnu
•
L L
Her Regisseur ohne besondere Anstrengung auf dieser
S
T
Ä
lassen; er Hann dadurch, daß un.erhalb
J e , Treppe infolge d e, großen D urchbruches <ein ,1. « «
Spielplatz gewonnen ist, und außerdem durch
daß Gegenspieler sich gleichzeitig auf der Treppe in vetsch,ed
artigen Stellungen und Beleuchtungen tum m eln können, mch
geringe Spannungen erzeugen. W ie gesagt, eine Idealtreppe ur
S e n Film . L eid e, nur für einen Film . D ie Treppe m e n
wirkliches Schloß übersetzt, wußte man nicht, warum man
einen dünnen Laufsteg gehen sollte. Zudem scheint das kon­
zentrische Verhältnis der um die Treppe gelagerten Räumlich­
keiten kaum gewahrt. E in Beispiel für eine in s c h w e r e r Sicherheit
daliegende Treppe mit D urchbrüchen, aber ohne schwinde n
Hohlräume, ist die Treppe in der Großen Oper zu Paris.
D a wir einmal bei der Treppe sind: die Treppe ist ein neuer­
dings bei Freilichtaufführungen und auch bei geschlossenen
Theatern sehr beliebtes H ilfsm ittel. Der Grund ist leicht zu
erkennen. Je weniger ein Szenenw echsel sich nötig macht, um
so leichter ist eine Ballung der einzelnen Bilder möglich, und je
geballter das Bild, um so nachhaltiger die Energie, die von ihm
ausstrahlt! W eil auf der Bühne oder im Freilichttheater der Platz
für jeden Auftritt durch die Ebene begrenzt ist, muß eine räum-
Nibelungen I. Teil.
Bauten: Otto Hunte.
Die Treppenanlage existiert nirgends. Sie wurde auf dem
Filmgelände extra gebaut. Das Turmportal mit dem auf­
gemalten Mosaik beanspruchte io — 1 2 Tage Arbeit.
liehe H öherstufung, die neben Vorgängen auf der Fläche der
Bühne noch ein besonderes Geschehen zuläßt, dankbar begrüßt
werden. A nders beim Film! D er Film gestattet ohne Schwierig­
keiten den Wechsel des Platzes. W enn dennoch für die Film ­
handlung auf die T reppe zurückgegriffen wird, so ist zwar
dagegen so lange nichts einzuwenden, wie nicht andere Bestand­
teile der A ufführung, besonders die A rchitektur, der Treppe
zuliebe angetastet werden. G eschieht das jedoch, so muß man
den Vorwurf erheben, daß die filmischen M ittel nicht ausge­
nutzt sind, weil es leichter ist, die A rchitektur die Zeche bezahlen
zu lassen. Eine ganz monströse T reppe sieht m an in den „N ib e­
lungen“ , I. Teil. Eine größere, durch die T reppe hervorgerufene
Mißhandlung der A rchitektur als hier ist kaum vorstellbar. Vor
einem „m assigen“ H intergrund m it byzantinisch-rom anischen
Anklängen quillt ein U ngetüm von T reppe, dazu fließt sie noch
in einer völlig unm otivierten A usladung auseinander. Ein
Schulbeispiel, wie des übersichtlichen Zusam m enspiels wegen,
also zu den Zwecken der Regie, im Film A rchitektur gemaßregelt wird! Hier hat die A rchitektur fast jedes Recht auf Eigen-
1935
u -ß f T-rier ist die A rch itek tur fast n u r n o ch V orT
S Ä « zur S tatisterie h erabgesunken. D er S p ielleiter
kannte »eine B e s u c h e n « * , die die E ffekte d e r G ro ß artig k eit
besonders bevorzugt, auch w enn sie u n w ah r sind. Jedenfalls
ist das architektonische B ild, wie es sich h ier en tsch leiert, nur
„ R onny“. — B auten: Werner Schlichting und Benno v. Arent.
Für die Treppenrotunde m it R eiterbild und Treppenaufgang
hat man kein Vorbild gehabt. Das glänzende Reiter-D enkmal,
nach eigenem E ntw urf der A rchitekten, wurde in Ton geformt
und überzogen.
für den K enner ungenießbar. M an denke sich die H an d eln d en
von der T rep p e fort! Was bleibt ü b rig ? E tw as U nsagbares!
A rchitektonische V erstöße sollen die D ra m a tik d er H an d lu n g
anfeuern.
Es gibt nun einen H au fen O p eretten , in d er die T re p p e n ­
sünde zwar da, aber nicht gar z u auffallend ist. Z u m Beispiel ist
die T reppenfrage in „ R o n n y “ besser gelöst, um z u einem schönen
H albkreisspaziergang in n erh alb einer k u p p elartig e n E rh ö h u n g
anzuregen, einer E rh ö h u n g , dessen sinn g em äß e V erb in d u n g m it
anderen Baugliedern leider n ich t erk e n n b ar ist. D as Stück
spielt bei einem P hantasiefürsten, d er das B ed ü rfn is fü h lt, sich
eine Braut oder etwas A ehnliches zu fischen. A uffällig an diesem
architektonischen A usschnitt ist, daß S äu len von verschiedenen
A usführungen nebeneinander stehen u n d daß das (n atü rlich
vorgetäuschte) rein H andw erksm äßige seh r viel z u w ünschen
übrig läßt, da u. a. die Architravze u n g leich m äß ig sitzen. Regie­
rücksichten sprachen w eniger m it.
E in besonderes K ap itel ist die A rc h ite k tu r d er tech n isch en
Zukunftsfilm e. H ier soll die A rc h ite k tu r S tau n e n erregen und
artet oft zu sinnw idriger, tech n isch er P ath e tik aus. T ec h n isc h u n ­
glaubw ürdige M aschinen m it vo rsin tflu tlich m äch tig en H ebel­
arm en jagen dem kleinen M a n n im Z u sch a u errau m ein en Schauer
der E h rfu rch t über den R ück en (wo es d er D ru c k a u f einen
unglaublich bescheidenen elektrischen K n o p f au ch tä te ); au ß er­
dem sind L aboratorien u n d andere w ichtige W e rk stätten m it u n ­
bestreitbar theatralischer A bsicht kanzelm äßig o d er wie die
F ernrohre in einer S tern w arte zen tral u n te r k u p p elartig e r Be­
dachung u n terg eb rach t („ G o ld “ ). A uch hier ist die A rch itek tu r
ausgesprochene Z w eckarchitektur, die keine R e ch tfe rtig u n g m ehr
in architektonischen U eb erleg u n g en findet. E s ist, als ob der
geniale Erfinder, der m it allem R affinem ent im F ilm die G em ü ter
bewegt, gew ußt hätte, daß er d u rc h die V erfilm ung u n sterb lich
w ürde
in solchen Posen b ew u n d ern w ir ih n im h o h len arch i­
tektonischen Rahm en. G erade in H a n d lu n g e n m it d er V erkör­
perung technischer U to p ien m u ß sich die in n e re W ah rh aftig k eit
der A rchitektur m anches gefallen lassen. Sie ist aus d em G leich­
maß der natürlichen R an g o rd n u n g h erau sg erissen . Je m eh r sie
in die Augen schlägt, um so frag w ü rd ig er ist sie.
(Fortsetzung folgt.)
71
D ie v o r stä d tisc h e K lein sied lu n g in K arlsruhe i. B.
rV e
Lanaeshaupistadt K arlsru h e h a t in vier B auabschnitten
-1-5 K leinsiedlerstellen e rric h te t.
D av o n befinden sich
75 S tellen des IV B a u ab sch n ittes no ch im Bau.
E s w u rd e n in K a rlsru h e tro tz kleiner V erteu eru n g n u r
E in fa m ilie n h äu se r g eb au t, w eil gerade das E infam ilienhaus in
bezug a u f das Z u sam m en leb e n d er B ew ohner, die E rw e ite rn ig sfäh ig k eit usw große V o rzüge b ietet. D ie H äu se r sind n ich t
u n te r A n w en d u n g des S piegelbildes wie ü b lic h zu beiden Seiten
der S tra ß e n an g e o rd n et, so n d e rn die eine R eihe ist in den G arten
zu rü c k v ersetz t. A lle H ä u se rre ih e n sind a u f diese W eise gleich­
w eit v o n ein an d e r e n tfe rn t u n d z u Sonne, R egen u n d W ind
gleichm äßig o rie n tie rt.
B eim I. B a u a b sc h n itt sind vier verschiedene B autvpen zur
A u sfü h ru n g g ekom m en, die teils, w ie die A bbild u n g en zeigen,
m it T ie fk e lle r o d er eb en erd ig em V orratsrau m ausgestattet
w urden. L e tz te re A n o rd n u n g h a t sich au ch im kalten W inter
1933 34 b esten s b e w a h rt u n d bei gleichen B aukosten eine V er­
grö ß erung des H a u sty p s ergeben. A u f W asserleitung w urde
verzichtet, dagegen jedes G ru n d stü c k m it einem P u m p b ru n n e n
versehen. E le k trisch es L ic h t h ab e n die S iedler nach träg lich auf
eigene K o ste n ein g erich tet. D e n R e ich srich tlin ien gem äß ist
der Stall n o c h in d en G ru n d riß m iteinbezogen.
A ls K o n stru k tio n w ählte m an H olzfachw erk m it L ehm ausstakung, A sp h altp ap ieriso lieru n g , äu ß e rer S tülpsch alu n g u n d
in n erer H o lzv e rk leid u n g m it D eckleisten. M it A b sich t kam
m an z u dieser einfachen H o lzk o n stru k tio n , u m au ch u n g elern te
Siedler bei d er H erstellu n g voll beschäftigen z u k ö nnen. D ie
R ichtigkeit dieser U eb erleg u n g h at sich sp äter gezeigt, ebenso wie
die A nnahm e, daß die gew ählte H o lzk o n stru k tio n in b ezug au f
W ärm ehaltung der 38 cm starken B acksteinw and in n ich ts n ac h steh t.
D ie K ü rze d er B auzeit (5 M onate) b ed in g te eine u n v e r­
h ältnism äßig starke H eran zieh u n g von F ach arb eitern , die alle
aus dem S iedlungskredit b ezah lt w erd en m u ß ten . Z u r V erfügung
stan d das R eich sd arleh en von 2500 RAI. D a rü b e r h inaus leistete
die S tad t lediglich die kostenlose P lan an fertig u n g , A rb e its­
vergebung u n d V errech n u n g . F reiw illiger A rb eitsd ien st u n d
sonstige kostenlose A rb eitsk räfte w u rd en zu m H au sb au n ic h t
eingesetzt, zu m W egebau lediglich in geringem U m fange W ohl­
fahrtserw erbslose. D e r Bau d er Siedlerstelle erfo rd erte ein­
schließlich A ufschließung, W egebau, E in fried ig u n g , P u m p ­
b ru n n en , F ach arb eiterlö h n en u n d G eh ältern fü r B au fü h rer ru n d
2150 RAI. I n diesen K o sten ist fü r jede S iedlerstelle eine au s­
gebaute D achkam m er inbegriffen. D e r R est in H ö h e von 350 RAI.
w urde fü r lebendes u n d totes In v en ta r, wie K lein tiere, F u tte r­
m ittel, S aatgut, D ü n g em ittel, G eräte, B äum e u n d S träu ch er
u. dgl. aufgew endet.
N ach d em sich beim I. B au ab sch n itt gezeigt hatte, daß
eine gute B ew irtschaftung d er Siedlerstelle ohne einw andfreie
H eu u n te rb rin g u n g unm ö g lich ist, w urde beim I I . u n d I I I . B au­
ab sch n itt ein S ch u p p en gleichzeitig in V erb in d u n g m it dem
E rb a u t in H o lz­
fach w erk m it L eh m a u ssta k u n g .
2 15 Sie d le rste lle n .
Städt. Hochbauam t,
K arlsruhe i. B.
Photos: Stadtbauam t.
S traßenzug im I. B auabschnitt, T y p C.
I. B auabschnitt der vor städtischen Kleinsiedlung.
T y p C.
DEUTSCHE BAUHÜTTE
72
1935
IV . B au ab sch n itt:
in.
II und
n
T
Bauabschnitt:
e
m i t e,mgerj
T
v
ite
E rd g esch o ß :
t o a c h g l h o ß l e Z
K o n s tr u k tio n :
^
^
tslh u p te^n b a u
W ohnküche und
a u s g h a u te
H o lz fa c h w e r k
m it
zw ei
K am m er
fü r
Heu
'u n d
S c h la fr a u m e ,
und
L e h m a u s s ta k u n g ,
S p e ic h .
sp a
p a p ie r is o lie r u n g , in n e r e r u n d ä u ß e r e r H o l z v e r s c h a l u n g .
Ein H 'u s tv p Wohn- und Stallgebäude voneinander getrennt.
Im Erdgeschoß = eine W ohnküche u n i zw ei Schlafräum e.
s
K onstri k tio n :
M a s vbauweise.
S ta llg bäude
m it W irtsc'-aftsr um und
Heuspeicher in H o lzfa ch ­
werk m it Lehm aus takung
und
H olzverscha ung.
(Giebel in der A usführung
massiv, v e r p u tz t; keine
H olzverschalung.)
M . i : 200.
T y p 1 9 3 3 : Teilweise unterkellert.
Wohnküche = 14,96 qm, Elternschlafraum = 12,82 qm, Kinder­
schlafraum = 7,63 qm, Dachkammer = 15 ,40 qm,
Baukosten : 2390 ,— R M
W ohnhause in der oben schon besprochenen Fachwerkskonstruk­
tion erstellt. Die inzwischen eingetretene Holzpreissteigerung
und Erweiterung des H austyps bedingten die Ausschließung
jeglicher zusätzlicher Facharbeiter und dadurch auch eine Ver­
längerung der Bauzeit. Die G esamtbaukosten betrugen hier
2390 RM ., der geringe Rest Von 110 RM . ist für lebendes und
totes Inventar verwendet worden. T rotz der Preissteigerung war
es möglich, jedem Siedler wiederum eine Dachkamm er auszu­
bauen und im Innenausbau einige Verbesserungen, wie Terrazzo­
fußböden und selbstgefertigte Terrazzowassersteine, durchzu­
führen. Bei 10 Siedlerstellen konnte der vom Reich für kinder­
reiche Familien zur Verfügung gestellte Zusatzkredit von 250 RM .
beansprucht werden, was zum Ausbau einer zweiten Dachkammer
verwendet wurde.
D er IV. Bauabschnitt um faßt 75 Siedlerstellen. Diese
H äuser werden zu beiden Seiten m it den Giebeln nach der
Straße und wegen der starken Holzpreissteigerung in Massiv­
bauweise m it 25 cm starken Bim sbetonhohlsteinen ausgeführt.
Die Lösung des Grundrisses bietet hier auch bei Anwendung
des Spiegelbildes für Sonne, W ind und Regen eine im m erhin
noch günstige Lage. D er Stall und W irtschaftsraum sind ent­
gegen den früheren A bschnitten vom W ohnhaus getrennt. U eber
dem Stallgebäude ist der für die T ierhaltung erforderliche H eu­
schober untergebracht. Die V erringerung der Reichsmittel auf
2250 RM . für die Siedlerstelle ermöglichte dennoch die in den
Reichsrichtlinien geforderten M indestgrößen für die W ohnräume und darüber hinaus die durchlüftbaren T rennung des
Klosetts vom W ohnraum durch einen W indfang. W asserleitung und
elektrisches L icht werden durch einen zusätzlichen K redit der
Stadtverwaltung in H öhe von 300 RM . für jedes Haus ermöghcht.
Allgemeine Beachtung w erden die A brechnungszahlen finden,
die beim I. Bauabschnitt sich ergaben:
F ür Aufschließung, W egebau, Einfriedigung
und P u m p b ru n n e n .............................................. 116,10 RM .
an U nternehm er vergebene A rbeiten (Zim m er-,
Glaser-, S c h rein e r-u n d S ch losserarbeiten ).. 564,70
Materialkosten für A rbeiten im Selbsthilfe­
verfahren . . . . .
1113,73 „
Löhne für zusätzliche Facharbeiter .................. 234,76
Einrichtung der Siedlerstelle: lebendes Inventar,
Hühnerausläufe, Bäume, Sträucher, D üngem ittel, Saatgut, Arbeits- und G artengeräte u. dgl. 350,51
G ebühren, Gehälter für örtliche B auführung usw. 120,20
2500,— RM .
T yp 19 3 4 :
Teilweise unterkellert.
Wohnküche
= 14 ,9 8 qm
Elternschlafravm = 1 2 , 3 6 ,,
Kinderschlafraum — 8,50 „
Q ^ ie G rundstücksgröße fü r jede Stelle b e trä g t n ic h t u n te r
900 qm . Jedem Siedler ist au ß erd em die M ö g lich k eit g eboten,
A ckerland hinzuzupachten. E in G rü n stre ifen m it B aum bepflanzung
® . J ? er ganzen Siedlung ein freu n d lich es A u sseh en , ebenso
wie U bstbaum reihen längs der S traß en . I m Z e n tru m d er Siedlung
7 «n • n t- sPater etw a notw endig w erd en d e öffentliche G eb äu d e
wei i iatze vorgesehen, die vorläufig als G rü n fläch e angelegt sind.
73
U e b e r k ü n ftig e B in d u n g für B aum aterial
und Erfahrungen in der Putzherstellung.
ü s ist eine alte E rfa h ru n g , daß alle S chulw eisheit n ich t allein
ausreicnt., die in d er P raxis gew onnenen E rfah ru n g en zu
ersetzen. LJieses g ilt beso n d ers im B auw esen. Alle B estrebungen
neue L e itsä tz e aufzustellen, B in d u n g en festzulegen, bestim m te
M a terialien von d er V erw en d u n g auszuschließen, w erden aus­
sichtslos, w en n n e b e n den G esich tsp u n k ten der künstlerischen
F o rm e n g eb u n g , des S täd teb au es, der A ußengestaltung, der
la n d sch a ftlic h en u n d straß e n b ild lich e n E infügung u n d wie die
*m A u sd ru ck d er le tzten Jah re gen an n t w erden, n ich t
die E rfa h ru n g e n ü b e r Adaterialien, deren V erarbeitungsw eise
un d w irtsch a ftlic h en V or- u n d N achteile b erücksich tig t w erden
Schon d er volksw irtschaftliche A u fb a u u n d die E rstark u n g ’
sek u ndär a u f die B a u w irtsch a ft angew andt, fo rd e rt die A n­
sp an nung aller K rä fte ohne K ra ftv erg eu d u n g u n d die V er­
w end ung aller M a teria lie n , w ie sie im V aterlan d e gew onnen
u n d erz eu g t w erd en . U n te r B eachtung V erkehrs- u n d frach t­
g ü n stiger M o m e n te sind die M aterialien d o rt zu verw enden,
wo die v o rg en a n n ten G esich tsp u n k te gew ahrt bleib en m üssen.
E in z u enges K leb e n an U eb erlieferu n g en u n d alten M ethoden
in d er V erw en d u n g d a rf jedoch n ic h t P latz greifen u n d fö rd ert
den W irtsch a ftsau fb au im fo rtsch rittlich e n S inne n icht. F reih eit
im S chaffen u n d in d er M a terialv erw en d u n g d a rf n ic h t u n te r­
b u n d en w e rd e n ; d a ru m sollen örtliche B indung en an H an d
ü b erg e o rd n e ter P lan u n g e n , die kom m en m üssen u n d w erden,
nich t zu sc h a rf ab g eg ren zt w erden.
D e r d eu tsch e B au fach m an n künftig er Z eitrech n u n g soll
sich w ieder m e h r d er h eim atlich en Bauw eise näh ern , aber auch
hier ohne sta rr gezogene G re n ze n d u rc h B in dun g en u n d ohne
das N eu e u n d w irtsch a ftlic h B essere in K o n stru k tio n u n d
M aterial au szu sch ließ en . A n d erseits können altb ew äh rte B au­
weisen, u. a. Z ie g elro h -, F u g en b au , N a tu rp u tz — E d elp u tz-,
Z em en tp u tz -, S p ritz p u tz -, G ro b - u n d F e in p u tz b au , nicht
m it einem F e d e rs tric h ausgeschaltet w erden, ohne Schaden
an zu rich ten u n d g roße Z w eige der W irtsch a ft em pfindlich zu
schädigen.
U n ric h tig e V erw en d u n g von M a teria lie n bei H äu sern in
P utz, in F ach w e rk m it b ü n d ig e n P utzflächen, im g ep u tzten oder
geschläm m tem B ru ch stein m au e rw e rk m it A n strich in hellen
kalkigen F a rb e n h a t sc h ö n h eitlich sow ohl als in der V erarbeitung
seine G efah ren . H ie r k o m m t d er erfahrene P ra k tik e r zu m W ort.
Ein b e d e u te n d e r W issen sch aftler h a t zw ar bei der F rage, daß
m an vom H an d w erk au sgehen m uß, diesen L eitsatz anerkannt,
aber erw äh n t, daß es H an d w erk e r, die von diesen D in g en w irk­
lich no ch etw as v erste h en , kaum m e h r gäbe, w eil er in der ver­
gangenen Z eit oh n e K ritik habe alles au sfü h ren m üssen, was
ihm aufgetragen w u rd e u n d daß er erst w ieder le rn e n m üsse,
was g u t u n d böse sei. D iese A n sch au u n g trifft n u r in beschränktem
M aße zu. N ä m lic h fü r m a n ch e B ezirke! T a tsä c h lic h arbeiten
die G ru p p e n m it g ro ß e r R ü h rig k e it w ieder an ih re r S ch u lu n g * ).
R ichtig ist w eiter, daß d er vollw ertige B auhan d w erk er nicht
m it seinen p rak tisch e n B ew eisen, die sich allein aus der h an d ­
w erklichen V e ra rb e itu n g des M a terials u n d aus den E rfah ru n g en
ergeben, d u rch g e d ru n g e n ist, weil der L eiter, d er F re u n d am
E x p erim en t, die V e rtre te r d er P ro b ie r-B a u k u n st m it T h eo rie n
die B efehle erteilte.
M a n denke n u r an die P u tzfra g e. P u tz ist seit Ja h rtau sen d en
zu r B ekleidung u n sc h ö n e r F läch en , ab er au ch zu m S ch u tz gegen
F eu chtigkeit u n d W itteru n g sein flü sse v erw andt. D ie H a ltb a r­
keit u n d Z u sam m en setz u n g w ar au ß er der Q u alität des M aterials
abhängig von dem h an d w erk lich en K ö n n en . D rü c k e n w ir uns
einm al anders au s: W ie w enig W issenschaftler k en n en die V er­
arb eitung d er einzelnen M ö rte la rte n aus eigener M ita rb e it?
W er k en n t die ein ze ln en Z eiträ u m e des A nziehen s, A nfassens,
der ein tre te n d e n B in d u n g u n d A b b in d u n g von G ip s , Z em ent,
K alk u n d a n d e re n B in d em itteln bei versch ied en en M en g en an
Z usätzen von S and, K ies, S chlacke u sw .?
W ir m ü ssen u n b e d in g t w ied er d ah in kom m en, d aß eine
absolut rich tig e b au tec h n isch e B eu rteilu n g je d en A rch itek ten
h in d e rn soll, jene fe h le rh a fte n V o rsch riften z u m achen, die in
den le tz te n Ja h re n b eo b a c h te t w o rd en sind. D as h a t m an in s­
besondere an den P u tz a rb e ite n d er m o d e rn e n G ro ß a u sfü h ru n g e n
gesehen, wie sie in S tu ttg a rt, B raunschw eig, F ra n k fu rt, Celle,
Breslau, H a rb u rg u sw . zu tag e tra te n . D a zeig ten sich u n te r
an d eren F e h le rn :
1. V ersch u ld ete M ängel bei der K alk z u b ereitu n g . D e r K alk
v e rh in d e rte das U n te rsin k e n d er u n g elö sch ten K alk teilch en
d er n ach fo lg en d en K alk m ilc h ; die F olge w aren T re ib ­
ersc h ein u n g e n , sogen an n te S ch ro tsch ü sse u n d A b b lätteru n g en .
2. V erw en d u n g von solchem K alk, d er fü r M a u e rm ö rte l v er­
w en d b a r, fü r P u tz u n b ra u c h b a r ist (u n ric h tig e L ag erzeit
des K alkes).
*) Vgl. B auw erk (B u n d e sb la tt) N r. 2 1934 S. 45.
V erw endung von ung ed äm p ftem , w eißen Sackkalk m it dem
V o rh an d en sein von G rieb en , d er n ic h t 14 T ag e v o rh er
gelagert h a t o d er n ic h t zw ei T ag e v o rh er ein g esu m p ft
w u rd e ; falsche Schnellarbeit.
4. U n rich tig es M ischungsverhältnis oder zu große A nteile
von treib en d em K alk, der n ic h t a u f seine E igenschaften
als M ö rtelk u ch en au f d er G lasp latte g ep rü ft ist.
5. P u tzsch äd en d u rc h schlechten u n d salpeterhaltigen U n te r­
g ru n d . Z u sehr g estreckten Z em en t d u rch K alk. Z u alter
Z em ent, K n o llen b ild u n g ; V erw endung von tonigem u n d
lehm igem Sand. Schw ind- u n d T re ib risse , weil d er Z em en t
n ic h t rau m b estän d ig w ar.
6 . M iß h an d lu n g von E d e lp u tz ; beim A u stro ck n en des H olzes
oder Setzen des N eu b au es en tste h en P ressu n g en u n d d ad u rc h
starke A usbauchungen. In sb eso n d ere w ird F ach w erk bei
aufgetragenem P u tz u n sachgem äß vor den F o lg en des A rb eitens verw ahrt. D as A ufpicken u n d D ra h te n des H olzes
ist zu w iderraten. D as H olzw erk m uß also iso liert w erden.
So g ib t es also eine große M enge von te ch n isch en E r ­
fahrungen, die w ieder in ih re alten R echte ein g esetzt w erd en
m üssen. G ru n d sätzlich aber ist es falsch, n am en tlich ju n g en
A rch itek ten diese W issenschaft der Praxis v o rzu en th alten , u m
m it n euem u n zu reich en d en B rau ch tu m zu ex p erim en tieren .
N u r d u rch handw erkliche B etätigung lassen sich die E ig en ­
schaften des M aterials erm itteln . D em g elern ten H an d w erk er
ist das selbstverständlich, u n d er k en n t die S onder- u n d E ig e n ­
heiten seines M aterials schon allein d u rch häufige V erw en d u n g
gefühlsm äßig; er w eiß, daß in den verschiedensten B indeprozessen
das M aterial n ich t ü b era rb e ite t u n d „ fa u l“ w erden darf, wie es
der P u tze r bezeich n et; er w eiß, daß eine R o h rp u tzd eck e m it
G ipszusatz in der letzten B earbeitung m it dem H a n d b re tt b e­
en d et sein m uß, w enn der G ips an d er Fläche d er U n tersic h t
anzuziehen beginnt. E in äu ß erer Z em en tp u tz , d er a u f B ru ch ­
steinflächen bei feuchtem W etter w enig an zieh t u n d erst n ach
g rö ß erer Pause flächenm äßig b earb eitet w erd en kann, w ird
ü b era rb e ite t u n d faul, w enn die B indung begonnen h at u n d die
B earbeitung fortgesetzt w ird. D erartig e B eispiele h an d w erk ­
lichen G efühls u n d d er E ig en h eiten des M aterials lassen sich
zahlreich anführen. I n ähnlicher W eise ist die V erarb eitu n g
der ü b rig en B aum aterialien, ganz gleich, ob es sich u m n a tü r­
liche o d er künstliche h andelt, ih r V erh alten w äh ren d d er V er­
arb eitu n g , ihre H altb ark eit im Bau n u r d u rch h andw erksm äßige
Be- u n d V erarb eitu n g zu b eu rteilen .
M a n kann Z em ent, d er seine vielfältige V erw endungsw eise
seit ü b er 100 Jah ren bew iesen u n d dem w ir fo rtsc h rittlic h im
Bauw esen viel zu verdanken haben, n ich t als P u tz p lö tzlich
ab leh n en u n d z. B. überall B ruch stein m au erfläch en als E rsatz
m it K alkm örtel schläm m en u n d m it K alkm ilch streich en , weil
es aus S ch ö n h eitsg rü n d en nach A n sich t einzelner K reise u n d
d u rc h örtliche B indungen festgelegt w urde, obgleich E d elp u tz
besser u n d au f viele Jah rz eh n te h ält aber S ch läm m w u rf im m er
w ieder ausgebessert w erden m u ß . D e r A n strich äu ß e rer F läch en
m it K alkm ilch aus G rü n d e n der Bilügkeit h at in E u ro p a n u r b e­
sch rän k te D au e r u n d H altb ark eit. Ic h denke dabei an die F e ld ­
stein k irch en in S ü d d eu tsch lan d , die in alter Z eit aus M angel
g eeigneter M aterialien ebenfalls m it K alkm ilch g estrich en , ab er
schon n ach k u rzer Z eit d u rch Schlagregen an den W etterseiten
b esch äd ig t u n d streifig w u rd en .
A uch eine A launlösung als
Z u satz h a t zw ar d en A n strich ein wenig g eh ärtet, ab er die schnelle
A uflösung u n d A bw aschbarkeit n ic h t au fh alten k ö nnen. D er
V erfasser b each tet täglich die T o rp fe iler einer K aserne, die
alljäh rlich im F rü h ja h r m it K alkm ilch g etü n ch t w erden. D e r
erste S tarkregen b efreit schon die Pfeilerköpfe gänzlich vom
A n strich u n d bild et häßliche S treifen au f d en ü b rig en F läch en .
N ac h einigen W ochen sind säm tliche F läch en n u r n och sc h m u tz ig ­
grauw eiß. W ozu also n och äuß ere K alk an strich e, w enn sie n u r
v o rü b erg eh en d halten u n d andere A n strich e h altb arer u n d
b esser sin d ?
D ie A n stren g u n g en einzelner w erk arm er T h e o re tik e r,
aus L ie b h a b e rg rü n d e n n u r noch N a tu rp u tz , wie sie ih n aus
M an g el an h andw erklicher T ätig k eit b ezeichnen, obw ohl eine
stren g e T re n n u n g zw ischen N a tu r- u n d K u n stp u tz n ic h t v o r­
h a n d e n ist, allgem ein zuzulassen, ist schon in d en A n fän g en
gescheitert, weil der P rak tik er n ic h t ein v erstan d en w ar. D er
E d e lp u tz , in sb eso n d ere T erran o v a, der bei v o rsch riftsm äß ig er
u n d m aterialg erech ter H erstellu n g in V erb in d u n g m it stark au f­
g era u h tem K alk zem en tp u tz ebenfalls seine H a ltb a rk e it bew iesen
u n d d er sich m it seinen zah lreich en M u ste rn , S tru k tu re n u n d
F ä rb u n g e n auch sch önheitlich in jedes S täd te - u n d L a n d sc h a fts­
b ild ein fü g t u n d n ic h t m eh r fo rtg e d ac h t w erd en kann, h a t seine
B erech tig u n g . W aru m also A u ssch ließ u n g in gew issen S tä d te n
d u rc h örtlich e B in d u n g en ?
74
DEUTSCHE BAUHÜTTE
N aturputz, z. B. hydraulischer K alkm örtel, der durch
Feuchtigkeit der L uft mit den Jahren im m er harter w ird soll
bei Burgen, alten Schlössern und Brucken und großen M onu
mentalbauten seine Berechtigung behalten, es ist aber nicht
zu vertreten, alle übrigen Putzarten abschaffen zu wollen oder
deren Verwendung durch Bindungen an einzelnen O rten mi
Altertumswerten zu verbieten. Allein durch den neueren Ed
nutz lassen sich in der Struktur und Färbung die gleichen W ir­
kungen und Schönheiten erreichen wie bei dem N atu rp u tz und
wie sie bei alten Baudenkmälern notwendig sind. Es gibt
aber auch viele Fachleute, die bekennen, daß T erranova dem
N aturputz überlegen ist! Voraussetzung ist natürlich h an d ­
werksmäßige Qualitäts- und keine Pfuscharbeit. — N aturputz
aber m uß später oft angestrichen werden. D ann denke m an
auch an die vielen A rten K örnungen, die E delputz bietet.
D er Bauhandwerker, der ältere Putzer kennt aus der Praxis
und Erfahrung heraus diese Eigenschaften genau, und wenn
er in der vergangenen Zeit unter Zwang einer besonderen Gruppe^
die in ihren Fachentgleisungen unter ,,Bausünden schon ge­
nügend gegeißelt wurden, alles machen m ußte, auch nicht ein­
wandfreie Arbeiten, so hat er gerade unter diesem Zwang den
Blick und das Gefühl für Q ualität und M inderw ertigkeit gestärkt,
aber nicht verloren.
Im ganzen genommen tritt in derartigen Vorschlägen, die
äußere Erscheinung bzw. das sichtbare Baum aterial unter eine
einschränkende bauamtliche Vorschrift zu pressen, eine A rt
1935
bolschew istischer Zw ang als G esin n u n g zu tag e D e r is t n a tü r­
lich für ein dum m es Volk ganz b ere ch tig t, wie das B eispiel von
R u ßland zeigt, wo sonst alles v erm u rk st w ird. Bei u n serem
nationalsozialistischen E rziehungsw illen ab er k o m m t es d ara u f
an alle w ertvollen E in sich ten ebenso au sz u n u tz e n w ie alte
gediegene praktische E rfa h ru n g e n n ic h t zu v erlieren . Solche
V erluste führen dann öfter zu allen m ö g lich en u n reifen V er­
suchen, zu w ilden E x p erim en ten a u f R e g im e n ts-U n k o sten u n d
zu verlustbringenden G eldausgaben. S olche P ro b ie re rei ist auch
der versuchte R ückgriff au f h eu te v eraltete u n w irtsch a ftlic h
gew ordene A rbeitsw eisen.
Was also N eu eru n g en in B au m aterial u n d G esich tsv e r­
änderu n g en der S t r a ß e n b i l d e r b etrifft, so n u r n a c h d em sich
unzw eifelhaft eine B ew ährung erg ib t!
D ie Frage, ob die im g u ten G lau b en erte ilte n B auaufträge
geeigneten Platz fü r bautechnische E x p erim e n te abgeben, möge
in Z u k u n ft aus dem G eiste Schinkels b ea n tw o rtet w erden, dem
m an ja wirklich w eder Z aghaftigkeit no ch R ü c k sch rittlich k eit
vorw erfen kann. Schinkels S tan d p u n k t erg ib t sich klar aus einem
Briefwechsel, den er m it dem h an n o v ersch en B a u d irek to r Laves
führte. Laves schickte ihm eines T ag es die Z eich n u n g en zu
einer neuen D eckenkonstruktion un d regte ih re versuchsw eise
V erw endung d urch Schinkel an. S chinkel le h n te dieses m it der
B egründung ab, daß die p reu ß isch e S taatsb au v erw altu n g n ich t
der O rt für kostspielige bautechnische V ersu ch e irgendw elcher
A rt sei.
F. P r e l l e , B auingenieur.
Umbau eines Einfamilienhauses.
Arch.: J. F. Hansen, Leipzig.
Photos : K irc h h o fL eip zig .
J m U nter- und Obergeschoß [waren [umfangreiche Aenderunge
notig. Im U ntergeschoß w aren R äu m lich k eiten , die infolge vc
A nbauten und vorgelagerten T e rrasse n kein T ag e slic h t u n d kaui
eine bescheidene E n tlü ftu n g h atten . Z u b erü ck sich tig en w;
bei der Planung, daß das G eb äu d e nach dem U m b au von zw
g etrennten H aushaltungen b en u tzt w erden sollte. E s w ar dah<
ein u n g ehinderter V erkehr zum K eller u n d zum D achgescho
vorzusehen. D as T re p p en h a u s erh ält vom E rd - u n d Obe
geschoß zugleich reichlich T ag eslich t, so daß au ch die in d<
ausm itte gelegene H alle g u t b elich tet ist. D as O bergescho
hat die ähnliche G estaltu n g wie das E rd g esch o ß . Im D acl
geschoß entstanden nach dem U m b au 8 schöne R äu m e ve
schiedener G roße u n d N ebengelasse, g ro ß er g erä u m ig er T rockei
hi h n lm Pltzß ° d en. F ü r die E rd g e sc h o ß w o h n u n g w u rd e d
F rilV h f
\ befindliche K üche aus p rak tisch e n G rü n d e n ii
H älfte °1 ° hVe^ eSt D *e ^ äume im D ach g esch o ß sin d je zi
H älfte den beiden G eschoßw ohnungen zu g eteilt.
Vor und nach dem Umbau.
so w e i^ H ie ^ P 1T " g iSt v ersu ch t> die u n te rg e o rd n e te n R äum
iegT n von H
V ^
“ die N o rd seite des H au ses zu ve
m erkbar n
r u
T m3Cht S k h d er g rö ß te S traß e n lä rm b
m erkbar. Das G ebäude liegt in einem ca. 9000 qm g ro ß en G arte
75
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T
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U
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B
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W
E
I
S
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K leines W ohnhaus
am Terrassen-Baum garten
für 7000 RM .
A rch .: P rof. C h r. Musel, Mainz.
Umbauter R aum :
3 2 0 cbm ä 20 R M . = 6 400 R M .
F ür Terrasse usw.
600
,,
7 000 R M .
D ie K elle ra u ß e n m a u e rn sind o rtsü b lic h bis
E rd g esch o ß b o d en in B ru c h ste in , die M ittelm au e rn
in B ackstein a u sg efü h rt, die K ellerdecke zw ischen
E isenträgern in Z iegelhohlsteinen. D as aufgehende
M auerw erk des E rdgeschosses
130 cm B ack stein h o h lm au ern ,
im O bergeschoß 25 cm rh e i­
nischer H ohlblock. D ie D ecken
der G eschosse sin d H olzgebälk
mit S chlackenfeldern. Im E r d ­
geschoß haben w ir fü r F lu r
und Z im m er L in o le u m a u f fußw arm em E stric h , K ü ch e u n d
A bort h aben S tein h o lzb o d en .
Die R äum e des O bergeschosses
begnügen sich m it d eu tsch e m
R iem enboden, w äh ren d
im
Bad auf dem G ebälk eine gut
verklebte B leipappe verlegt
wird, d arau f 6 cm B eton m it
D rahteinlage u n d C e re sitzu sa tz,
■darauf P latten.
S C H M IT T
M .
1 : 150.
A WINDFAtlG
2
3
A
5
e
7
8
D l€ LE
9
A BO RT
10
K ÜCH£
eSS-W O H M Z -11
A R B eiT S Z
T&RRASSG
SCHLAF M
SCHLÄFST
SCHLÄFST
BAD.
Das Haus hat tro tz der knappen
A ußenm aße eine gewisse W eit­
räumigkeit. W ir haben neben
dem Eingang m it W indfang,
Treppenhaus und A bort im E rd­
geschoß die Küche und 2 Zimmer
nebst einem gedeckten F reisitz,
im Obergeschoß 3 Schlafstuben
oseR G escH O S S
m it B ad. M it seinem hellen P u tz
und dem getönten H olzw erk, von
dem nur die H austür stärker im
Ton gehalten ist, macht das Haus einen anheimelnden Eindruck.
V erputzt wird mit weißem N a tu rp u tz, das H olzw erk in hellen
Tönen gestrichen, die Haustür dunkelgrau m it gelb und weiß gefaßt.
DEUTSCHE
76
B alk on d eck en u n d A n sc h lü s se .
Die einfachsten D inge in der Bau­
ausführung, das Profil einer Zinkabdeckung, der Putzanschluß an andere
Materialien, die Wahl der Deckengefuge
¡regen W itterungseinflüsse, der wasser­
dichte Anschluß zw ischen innerer Balkenund äußerer Balkendecke in der 1 uröffnung werden immer mit zu wenig
Sorgfalt behandelt. D ie bekannten Folgen
sind feuchte und durch Frost beschädigte
Putzflächen, geringe Isolierfähigkeit der
Balkondecken mit Schweißwasserbildung
an der Untersicht und Eindringen der
Feuchtigkeit in die Balkendecken mit
Fäulnis- und Schwammgefahr und damit
beginnende Entwertung des Gebäudes.
Der Verfasser hat diese M ängel in den
letzten Monaten wieder an den ver­
schiedensten Ausführungen beobachtet.
Die Balkonbrüstungen des W ohn­
hauses eines neuerbauten landwirtschaft­
lichen Gehöftes waren mit Zink abgedeckt.
Diese Abdeckung hatte nicht die zum
Abtropfen erforderliche eckige Zinknase,
sondern runde Aufkantung.
D er rauhe
Edelputz war nach dem ersten Dauerregen
durch diese mangelhafte Ausführung in
der gesamten Brüstungshöhe einschließlich
Mauerwerk durchnäßt. D er Frost wird
die beginnende Zerstörung fortsetzen. D ie
Balkondecke war zwar m it H ohlsteinen
hergestellt, lag aber m it der Oberkante in
gleicher Höhe mit der inneren Balken­
decke. Bei einem Platz- und Schlag­
regen — der Balkon lag an der W etter­
seite — wird ein T eil der Feuchtigkeit
ungehindert zwischen Balkonanschluß und
Balkendecke eindringen können.
UND
A R B E I T S VE R FA H
finden einer
Q uelle,
wasserführender
B odenschichten oder einer W asserader
durch Quellenfinder nicht schw ierig. D ie
Tiefbrunnenanlage scheitert oft an den
K osten derP um pbrunnen, und die W idder
anlao-e ist auch nicht billig, so daß als
billigste und einfachste W asserversorgung
die das Gefälle von der B runnenstube
zum Hause ausnutzende Brunnenanlage
in Frage kommt. Ist ein solches G efälle
nicht oder nicht ausreichend vorhanden,
so kann die W idderanlage in Betracht
kom m en, auch dann, w enn das Bauwerk
auf einer Erhöhung, die Q uelle tiefer
liegt. D ie W idderanlage läßt sich auch in
die hier behandelte Brunnenstubenanlage
einbauen.
B
runnen-Stube
B r u n n e n -S tu b e
R ic h tig 1
So^m
Sv
Falsche und richtige Brunnenanlage.
Der Wasserversorgung eines ländlichen
Neubaues wird heute ungenügend A uf­
merksamkeit gewidmet. U eber W asserver­
sorgung von solchen Einzelbauwerken soll
der Baufachmann Auskunft geben können.
Bei einer Brunnenanlage muß geeignetes
Quellwasser im Baugrundstück oder dessen
Nahe erreichbar sein. Bei dem heutigen
Stande der Wissenschaft ist das A uf­
A
:
G
Die Skizze zeigt den dichten A nschluß
mit T rennung der Decken durch ein
Winkeleisen verdeckt unter dem T ü r­
sockel, Asphaltbelag in zwei Lagen und
W andleisten m it oberer schräger Fuge, in
einem Arbeitsgang hergestellt, und vor­
stehenden Putzanschlußflächen über den
Asphaltleisten. Die Balkondecke soll m it
der Oberkante mindestens 12 cm tiefer als
die innere Balkendecke angeordnet werden.
Auf richtige Asphaltm ischung ist bei der
Vergebung und A usführung besonders zu
achten. Die W asserableitung der Balkon­
fläche soll möglichst außerhalb durch
Rinnkasten geschehen und D eckendurch­
brüche vermieden werden. Zurück zur
Praxis auch in den unscheinbarsten D in g en !
BAUHÜTTE
rijndp .V s
N ach Feststellung der Quellmenge,
die pro K opf m it 20 1 aufw ärts zu rechnen
ist, gilt es, die Quelle zu fassen. N ach
A ushebungen im Q uellgebiet bringt m an
dort Schotter oder m ittelgroßen Kies ein,
verlegt die Fassungsstränge m it ihren
Abzweigungen aus T o n - oder Z em ent­
rohr-D ränage, überdeckt das Quellgebiet
m it feinerem Kies oder Schotter un d
bedeckt die gesamte Fläche m it einer
Rasendecke. Das Q uellgebiet sowie die
B runnenstube soll m it w asseranziehenden
u nd gegen etwaigen W asserm angel nicht
so em pfindlichen G esträuchen oder auch
Bäumen (Nadelholz) bepflanzt sein. D er
H auptfassungsstrang fü h rt zu r B ru n n en ­
stube, deren G ru n d riß am besten ru n d
ist. Falls die Quelle au f D auer ergiebig
ist und Vorräte für Feuerlöschzw ecke
nicht erforderlich w erden, kann auf diese
verzichtet w erden,
denn
angestautes
Wasser verliert an G eschm ack. Wo es geht
und sein muß, halte m an für eventuellen
Brandfall einen gesonderten W asser­
vorrat zur E ntnahm e bereit. D ie W andstärke
m it 0,25— 0,30 m genügt für die B ru n n en ­
stube. N ach der Zahl der zu versorgenden
eri 0“ n > nach dem G ebrauch für W aschund Gartenzwecke u n d dem G etier bem ißt sich die B runnenstubengröße. D ie
j UnÜ ^ er B runnenstube in einen K lär­
e n d Reinraum fordert em en lichten
M indestdurchm esser von 1 m.
D ie
lichte H öhe sollte nicht u n te r 2 m sein.
R
1935
EN
E tw a y3 bis Yi des R u n d rau m es w ird als
K lärrau m m it ein er schw achen d u rch
H öhenschlitze g eb ro ch en en M a u er ab­
g etren n t.
D e r K lärrau m liegt vor dem
Q uelleinfluß u n d ist m it sa u b erem S ch o tter
oder K ies m ittle re n bis n u ß g ro ß en K orns
gefüllt. D iese F ü llu n g b efreit das W asser
von u n rein e n B estan d teilen vor E in tritt
d u rch die m it F ilte r v erseh en en W an d ­
schlitze in den R e in ra u m ; in diesem be­
findet sich das A b flu ß ro h r zu m H ause
und die eventuelle W idderanlage.
Bei
ausreichendem G efälle des G eländes kann
ein U eb e rlau fro h r m it schrägem S ch n itt
der R o h rm ü n d u n g u n d kleingelochtem
K lap p g itterv ersch lu ß an g e b rach t w erden.
D ie In n en fläch en der B ru n n en stu b e w er­
den m it Z em en tm ö rte l v erp u tz t.
D er
Kies im V orklärraum m u ß von Z eit zu
Z eit ausgew echselt u n d die B ru n n en stu b e
gereinigt w erden. Als B edeckung genügt
ein m it Z inkblech b eschlagener ganzer
oder geteilter, d ich t sch ließ en d er H olz­
deckel. U m die B ru n n e n s tu b e w ird im
oberen T e il eine 0,30— 0,40 m b reite,
etwa 0,75 m tiefe, g ro b e S ch o tterau f­
füllung gegen W ü rm e r, S chnecken u. ä.
eingebracht.
D ie A n sich t, daß dieses
G etier, besonders bei K älte, in der
B ru n n en stu b e Z u flu ch t su ch t, ist falsch;
es b esteh t n u r die M ö g lich k eit, daß es
bei feh len d er A u ssch o tteru n g d er Q uell­
fassung d u rc h die Q u ellsträn g e in die
B ru n n en stu b e g eraten kann.
Steinige
A uffüllungen m eid et solches G etier. V on
der B ru n n en stu b e weg soll das G elände
m öglichst N eig u n g h aben. Solche einfache
n atü rlich e W asse rz u fü h ru n g en tlee rt ih ren
V orrat am besten in ein em beim H ause
an g eb rach ten T ro g ; bei G leichm äßigkeit
des Q uellzuflusses h at m an stets reines,
fließendes, klares, g esu n d h eitlich w ichtige
G rundstoffe verm itteln d es W asser direkt
von der Q uelle. Bei E in b a u ein er W id d er­
anlage kann das W asser in b ek an n ter
A rt d u rch R ö h ren im H au se zu m A us­
fluß kom m en, m it einem S am m elb eh älter
im D ach rau m oder an an d e rer Stelle.
D ie Q u ellzuleitungs- u n d W asserablaufro h re w erd en n u r m it L e h m oder T o n
gedichtet.
A uch H o lzro h re (D eichein)
können v erw endet w erd en .
E in H olzrohxsystem dieser A rt h at h eu te n och die
etwa 175 000 E in w o h n er zäh len d e S tadt
A ugsburg in B etrieb, d ere n A nlage a u f
den S tad tb a u m e iste r E lias H oll zu rü ck ­
geht, d em n ach m eh rere h u n d e rt Jah re alt,
h eute noch zu r Z u frie d en h e it fu n k tio n iert.
Th.
B a u m re ih e als V e rd e ck u n g h ä ß lich er
H in te rfro n ten .
S tra ß en d u rch b rü ch e aus d er V orkriegs­
zeit geben leider jetzt n o ch unan g en eh m e
S traß en b ild er. A n diesen liegen L ag er­
plätze, unsch ö n e F ab rik - u n d H in te r­
häuser. V or Ja h re n w u rd e n erfre u lic h er­
weise m anche u n sch ö n e G ren zg ieb el d u rch
davor gepflanzte P ap p eln v erd eck t. Jetzt
im D ritte n R eich v ersc h ö n ert m an das
S traß en b ild d u rc h d irek te einstöckige
L ad en - u n d G arag en b au ten . D iese v er­
decken aber n ic h t u n sch ö n e Blicke au f
dürftige rückw ärtige H in te rfro n te n ganz.
E ine P ap pelreihe a u f d em B au g ru n d stü ck
verdeckt das B ild aus d em H in te rg rü n d e .
D u rc h diese o d er an d ere B äum e w ird
auch n och das fre u n d lic h e G rü n in die
S tad tm itte getrag en , u n d die V ogelw elt
hat U n te rk u n ft u n d G eleg en h eit, m it ih rem
L ied die B ew ohner z u erfre u en .
Z.
H erausgeber und verantw ortlicher H au ptsch riftleiter:
C U R T R. V IN C E N T Z .
G es ch äft ss tel le: H ann over, A m Schiffgraben 41

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